Annäherungsversuche

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Lilian
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Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Aerys lachte leise bei der Frage, ob er schon früh aufbrechen würde. Lilian sollte doch langsam wissen, dass er kein Frühaufsteher sei. Dabei strich ihm der Prinz eine Strähne aus dem Gesicht. Der junge Krieger war noch so verwirrt, dass er es kaum registrierte.
"Ich dachte, vielleicht wäre es bei einer Reise anders... ihr seid noch nie vereist seitdem ich hier bin", erwiderte der Jüngling. Aerys bot an, dass er morgen noch einmal vorbeikommen könnte, um sich zu verabschieden. Falls Lilian es wollte. Der Jugendliche nickte zaghaft. Er wusste nicht recht wieso er zustimmte, vielleicht um sich zu überzeugen, dass Aerys auch wirklich ging. Außerdem wäre es seltsam, wenn der Adelige nun jetzt so plötzlich für mehrere Tage ging. Das kam für Lilian doch etwas überraschend.
Er wusste auch nicht, was er für die nächsten Tage tun sollte. Er wollte nicht ständig an sein schweres Schicksal denken müssen und suchte nach Ablenkung. Der Prinz verwies ihn an die ungelesenen Bücher. Lilian war sehr versucht, sich zu beschweren, dass diese Bücher alle totlangweilige Benimm- und Handarbeitsbücher wären, doch er hielt lieber den Mund. Aerys schlug vor, dass er das Briefpapier nutzen konnte, um zu schreiben und zu zeichnen.
Lilian nickte. Ja, das konnte er vielleicht machen. Er hatte ein Buch mit leeren Seiten im Sekretär entdeckt. Das könnte er nutzen, um sich Sachen von der Seele zu schreiben. Womöglich könnte er schon Briefe an seine Familie und an Aimée verfassen. Weniger prickelnd klangen die weiteren Vorschläge von Aerys. Er sollte die Zimmer reinlich halten? Lilian schob leicht die Unterlippe vor, was verdeutlichte wieviel er davon hielt. Danach spiegelte sich Verwirrung auf dem hübschen Gesicht.
"Aber ich weiß doch gar nicht wie stricken geht...", setzte er an. Und er war sich ziemlich sicher, dass man dafür Wolle benötigte. Oh, Aerys hatte nur gescherzt wie das folgende Zwinkern verdeutlichte. Lilian lächelte verlegen. "Ich kann es später ja mal lernen..."
Der Prinz gab ihm einen Kuss auf die Stirn zum Abschied ehe er ihm eine gute Nacht wünschte und dann tatsächlich ging.
Lilian war über das besonnene Verhalten des Adeligen mindestens genauso verwundert wie über seinen Ausbruch auf dem Balkon. Das war vielleicht ihr seltsamstes Abendessen bisher gewesen. Sie schienen es schlicht nicht zu schaffen, ein normales Abendessen zu haben. Dieses Mal war Lilian schuld gewesen. Aerys' Juwel... das hatte so gekribbelt und es war ihm so nahe gewesen und damit auch Aerys...

Der Junge schüttelte den Kopf und ging zurück auf den Balkon. Er setzte sich und aß schweigend, starrte gegenüber auf den leeren, unangerührten Platz. Es fühlte sich komisch an. Jetzt wieder alleine zu sein. Wie als hätte er Aerys vertrieben mit seiner Art. Der Prinz war wirklich nett gewesen, ihn nun in Ruhe zu lassen. Er hatte diese Erpressung, dass Lilian ihn unterhalten sollte, sofort wieder fallen gelassen und ihn gar getröstet. Lilian gefiel das. Wenn Aerys doch immer so wäre... dann würde es ihm vielleicht leichter fallen sich für ihn zu erwärmen.
Aber der Mann hatte ihm weh getan, er... besaß ihn. Lilian starrte auf seinen Teller. Sonderlichen Appetit hatte er nicht mehr. Er trank dafür vom Weißwein und dann leerte er auch noch das unangerührte Glas des Adeligen. Danach fühlte sich der Jugendliche beschwipst und betäubt genug. Er ging nach drinnen, streifte sich die Schuhe ab und ließ sich aufs Bett fallen. Er wollte nach Hause. Das hier war nicht seine Wohnung wie Aerys es bezeichnet hatte. Wohnungen konnte man aus freien Stücken verlassen und der Vermieter verlangte gewiss auch keine sexuellen Gefälligkeiten.
Lilian presste das Gesicht in das Kissen, seufzte schwer. Er wollte schlafen, aber er war viel zu aufgeregt vom heutigen Tag. Dauernd hatte er die Erinnerungen und Bilder vor sich. Das furchtbare Aufwachen, das aufwühlende Gespräch mit seinen Freunden, wechselnd von Trauer bis Spaß und dann die Begegnung mit Aerys am Abend, ebenfalls wechselnd von bedrohlichen Späßen bis schließlich sanfter Fürsorge. Jetzt war der junge Krieger einfach nur emotional geschafft. Er zog den Rock und die Bluse aus, tappste ins Bad, um sich fürs Bett fertig zu machen. Dennoch dauerte es bis spät in die Nacht bis Lilian endlich einschlief.

Am folgenden Tag suchte ihn Aerys früh mittags auf, um sich zu verabschieden. Es war nur ein kurzer Aufenthalt und Lilian fühlte sich sehr beklommen, wusste nicht recht wie er mit dem Prinzen umgehen sollte, nachdem er gestern dessen Juwel so intensiv gestreichelt hatte. Aerys versicherte ihm nochmal, er wäre nicht lange fort und Lilian versprach leise, dass er die Tage nutzen würde, um über alles nachzudenken. Er bekam nochmal einen Kuss auf die Stirn. Der Junge drückte kurz den Arm des Prinzen, doch das war alles und als Aerys dann fort war, atmete er tief durch. Es dauerte noch eine Weile ehe Lilian spürte, dass sich die Signatur des Prinzen entfernte. Jetzt war er wirklich weg. Was er wohl einkaufte? Lilian hatte gar nicht gefragt.
Der Tag verging nur sehr langsam. Der Jüngling fühlte sich alleine und wusste nicht recht wie er die Stunden rumbringen sollte. Er rüttelte an den Balkontüren, aber sie waren beide versperrt. Lilian sah lange aus den Fenstern hinaus, versuchte zu beobachten was draußen im Garten und im Park vor sich ging. Er sah sogar aus den Badezimmerfenstern, in der Hoffnung jemanden sehen zu können. Aber es schien kalt draußen und einmal regnete es sogar. Wenn Lilian jemanden sah, dann nur rasch dahinhuschende Schemen.
Der Junge blätterte in den Büchern, er hörte die Musikkugel und er begann auch einen Brief an seine Eltern zu schreiben, aber es machte ihn so traurig, dass er selbst noch am Abend weinte, als er alleine sein Essen zu sich nahm. Nachts konnte er wieder kaum schlafen. Er dachte an Aerys, dachte daran wie der Prinz neben ihm lag und ihn streichelte. Es war furchtbar, trotzdem musste er daran denken.
Auch die nächsten Tage gestalteten sich ähnlich, pendelnd zwischen großer Langeweile und Einsamkeit sowie verwirrenden, widersprüchlichen Gefühlen. Er dachte oft an Aerys. Lilian spürte es jetzt sehr deutlich, dass der Prinz nicht mehr da war. Nebenan, dort wo Aerys' Gemächer lagen, schien nun eine große Leere zu sein; ein Loch. Es dauerte noch länger bis der Jüngling begriff, dass es Aerys' Signatur war, die er vermisste. Ebenso begann Lilian nun seine eigenen Juwelen ganz stark zu vermissen. Wie als hätte die Anwesenheit des Prinzen dies bisher unterdrückt. Was war nur los mit ihm? Er empfand doch nichts für Aerys. Wie sollte er jemanden mögen, der einen... missbraucht hatte? Anderseits konnte Aerys auch gut zu ihm sein, und er hatte ihn vor den schlimmeren Adeligen gerettet...
Nur einen Mann berühren... er wollte nicht. Trotzdem hatte sein Körper dieses eine Mal reagiert. Ganz eindeutig reagiert. Wenn sie es wieder tun würden.. würde er dann wieder kommen? Lilian wusste nicht, ob er das wollte, aber ein paar Tage später konnte er nicht mehr leugnen, dass er Aerys vermisste. Egal wie zudringlich seine Besuche waren. Lilian fühlte sich so einsam. Er ließ die Musikkugel laufen bis sie keine Energie mehr hatte, einfach um das stille Zimmer mit irgendwelchen Geräuschen zu füllen. Er las selbst die langweiligen Bücher, um sich zu beschäftigen. Aber am fünften Tag waren sie alle ausgelesen, selbst das Buch über Näharbeiten, obgleich ihm all die Anleitungen ohne Material zum Arbeiten rein gar nichts sagten. Lilian lag auf dem Boden und starrte die Decke an. Heute musste Aerys wiederkommen. Er hatte gesagt, vier bis fünf Tage. Der Jugendliche konnte es kaum erwarten und er wusste selbst nicht wieso. Ob sie heute schon zu Abendessen würden?
Aber die Stunden verstrichen, es wurde dunkler und Aerys' Signatur war weiterhin fort. Lilian ging frustriert ins Bett. Wütend über den Prinzen und wütend über sich selbst, dass ihn das überhaupt so beschäftigte. Er wollte nichts von dem Mann! Er hatte eine Freundin. Lilian stand am anderen Morgen lange in der Dusche, befriedigte sich dabei selbst und versuchte an Aimée zu denken, versuchte sich ihren Körper ins Gedächtnis zu rufen. Lilian hatte keine Probleme sich Gelesenes zu merken, Zahlen, Fakten, aber jetzt blieb die Vorstellung von Aimée ein fernes, undeutliches Gebilde.
Als auch der sechste und dann der siebte Tag verstrich ohne dass der Adelige von seiner Reise zurückgekehrt war, wurde der zierliche Jüngling unsicher und nervös. Wieso kam Aerys nicht wieder? War etwas passiert? Der Junge rüttelte an der Türe, versuchte sie aufzubrechen. Auch öffnete er die Fenster und rief nach draußen, aber das Schild ließ alles abprallen und niemand schien ihn hier oben zu beachten. Wütend trat Lilian gegen die Türe, aber sie gab nicht nach, schien auch durch ein Schild geschützt zu sein. Der junge Krieger hatte die letzten, einsamen Tage ertragen, da er geglaubt hatte, sie wären nur von kurzer Dauer, nun aber war er sich nicht so sicher. Was sollte er nur machen? Hatte man ihn hier oben vergessen?
Aber er bekam weiterhin sein Essen und auch frische Wäsche jeden Tag. Irgendjemand musste das ja vorbereiten und versenden. Lilian griff sich ein Blatt Papier und begann eine kleine Nachricht zu verfassen. Er wusste nicht wer sich um seine Wäsche kümmerte, hoffte aber, es wäre ein Weißgewandter und jemand, der etwas Mitgefühl hatte.

Bitte wirf den Zettel nicht fort. Ich möchte nicht ausbrechen, ich möchte nur wissen, wo Aerys ist. Er hat gesagt, er kommt nach fünf Tagen wieder, aber er ist nicht hier. Ist etwas passiert? Wie lange wird er fort sein? Wer immer dies liest, wie geht es Marlin, Lucero, Terim und Darion? Trainiert Darion noch? Geht es ihm besser?
Bitte antworte mir, bitte schreib mir etwas zurück. Es ist egal was. Ich bin so einsam hier oben. Ich werde es auch nicht Aerys sagen.
Lilian


Dann faltete der Jugendliche das Papier klein zusammen und steckte es in einen Socken, den er zusammen mit anderer Wäsche in den Korb warf. Dieses Mal ließ er den Korbdeckel weg, damit er gleich sehen konnte, wenn die Wäsche verschwinden würde. Immer wieder rannte der Jüngling ins Bad, bloß um abermals enttäuscht zu werden. Erst am Nachmittag war die Wäsche plötzlich fort. Aufgeregt stellte sich Lilian auf eine weitere Wartezeit ein, hoffend, dass jemand die Nachricht entdeckte und ihm zurückschrieb.
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Marlin
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Marlin »

So gut es ging, schüttelte er die Blätter und Erde von seiner Tunika, bevor er die Villa durch einen Seiteneingang betrat. Er war im Garten gewesen und hatte da gearbeitet. Er arbeitete gerne draussen, auch wenn er danach seine Hände immer ganz besonders behandeln musste, damit keine Schwielen zurück blieben. Jetzt wollte er durch den Gang zur Waschküche, um da seine schmutzige Tunika abzugeben und dann unter die Dusche huschen, um sich wieder vorzeigbar zu machen.
Vor der Waschküche herrschte jedoch ziemliche Aufregung. Neugierig kam Marlin näher, konnte sich nicht vorstellen, was mehrere, weissgewandete Kunstwerke dazu veranlasste, dicht in dem hellen Raum beieinander zu stehen und auf den grossen Tisch zu starren, wo die Wäsche normalerweise zusammen gelegt wurde. Unsicher diskutierten sie leise miteinander, was sie tun sollten.

"Was ist denn los?" fragte Marlin freundlich und versuchte über die Schultern der anderen Kunstwerke zu spienzen, um etwas zu sehen. Ein Stück Papier lag auf dem Tisch. Das schien die Ursache für die Aufregung zu sein. Allerdings konnte Marlin sich nicht so recht vorstellen, warum.
"Marlin, gut dass du hier bist."
"Der Brief scheint für dich zu sein."
"Irgendwie."
"Ein Brief? Für mich?" wunderte sich der Krieger. Besonders fragte er sich, warum ein Brief für ihn in der Wäscherei gelandet war. Wer machte denn so etwas.
"Ja, er war klein zusammengefaltet in einem der Socken", wurde ihm erklärt.
"Von Lilian."
"Von Lilian?" Ein überraschtes, verliebtes Strahlen erschien auf Marlins Gesicht. Rasch war er beim Tisch, nahm sich den Brief und las ihn neugierig.

Bitte wirf den Zettel nicht fort. Ich möchte nicht ausbrechen, ich möchte nur wissen, wo Aerys ist. Er hat gesagt, er kommt nach fünf Tagen wieder, aber er ist nicht hier. Ist etwas passiert? Wie lange wird er fort sein? Wer immer dies liest, wie geht es Marlin, Lucero, Terim und Darion? Trainiert Darion noch? Geht es ihm besser?
Bitte antworte mir, bitte schreib mir etwas zurück. Es ist egal was. Ich bin so einsam hier oben. Ich werde es auch nicht Aerys sagen.
Lilian


"Oh, nein, sie macht sich so viele Sorgen", erkannte er bekümmert.
"Ja, das ist schade."
"Doch wir wissen nicht, ob wir mit ihr schreiben dürfen."
"Das weiss ich auch nicht", gab Marlin nachdenklich zu. "Aber der Meister möchte bestimmt nicht, dass Lilian traurig und einsam ist." Die anderen nickten zustimmend.
"Es ist wohl am Besten, wenn du den Brief an dich nimmst. Er ist ja indirekt an dich gerichtet."
"Ja, danke", lächelte Marlin. "Ich kümmere mich gleich darum. Ich wollte nur rasch meine Tunika abgeben, wenn ich darf."

Er durfte. Marlin bedankte sich noch einmal freundlich und huschte anschliessend unter die Dusche. Wieder sauger und frisch gekleidet suchte er Darion und Terim auf, um ihnen den Brief zu zeigen und mit ihnen zu besprechen, was sie tun sollten. Es war schwierig, ohne den Meister fragen zu können. Doch sie kamen rasch überein, dass dieser sicher nicht wollte, dass Lilian Angst um ihn hatte, nur weil er etwas länger weg geblieben war. So beschlossen sie schlussendlich, Lilian mit einem Brief zu antworten. Auf der Rückseite ihres Briefes, weil sie nicht wussten, ob sie Lilian wirklich anworten durften. Zu seiner Freude durfte Marlin schreiben. Auch wenn er nicht so schön schreiben konnte wie Terim oder so elagante Wörter kannte wie Darion. Sie wurden mit dem Brief gerade noch rechtzeitig fertig, dass sie ihn mit dem Abendessen mitgeben konnten.

Liebe Lilian,
Wir vermissen Dich ganz fest. Wir wissen nicht, ob wir Dir schreiben dürfen. Doch der Meister möchte bestimmt nicht, dass du traurig und einsam bist und Angst um ihn hast. Er ist noch nicht wieder zurück. Aber mach Dir bitte keine Sorgen. Der Meister bleibt manchmal länger Weg, als er ursprünglich gesagt hat, weil sich noch etwas anderes ergeben hat. Das ist jetzt bestimmt auch der Fall.
Lucero durfte mit dem Meister mitfahren. Terim und ich trainieren jedoch weiter mit Darion. Es geht ihm schon viel besser. Bald ist alles wieder in Ordnung. Wir glauben fest daran. Dank dir.
Ganz liebe Grüsse,
Marlin
Terim
Darion
Zuletzt geändert von Marlin am Mo 29. Jun 2020, 11:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Lilian wartete ungeduldig darauf, dass er eine Antwort bekam, aber eine lange Zeit passierte nichts. Der Jüngling tigerte unruhig in den Zimmern herum, sah abwechselnd in den Wäschekorb und ins Ankleidezimmer, wo normalerweise die frische Wäsche erschien. Er malte sich alle möglichen Antworten aus und schaffte nicht, sich mit irgendetwas anderem abzulenken. Die Wartezeit wurde länger und länger und Lilian befürchtete, dass er heute keine Antwort mehr erhalten würde, als plötzlich frische Wäsche auftauchte. Der Jugendliche rannte zu dem Stapel mit der neuen Bettwäsche, zerpflückte sie aufgeregt und wühlte sich durch die Laken, um irgendwo ein Zettelchen zu ertasten. Nichts. Er hätte heulen mögen. Wieso ignorierte man ihn? Er war hier ganz alleine oben. Niedergeschlagen zog er das große Bett ab, warf die Wäsche aber noch nicht in den Korb. Er wollte nicht aufgeben. Er würde nochmal etwas schreiben. Womöglich hatte man den Brief in dem Socken auch übersehen.
Lilian versuchte das Bett neu zu beziehen. Er hatte auch die Dienstmädchenuniform angezogen für den Fall, dass Aerys doch noch auftauchen würde und andernfalls unzufrieden mit ihm sei, wenn Lilian die beim Saubermachen nicht trug. Bloß das Häubchen, Halsband und Armbänder ließ Lilian weg. Alleine das Bett zu beziehen machte kein Spaß ohne Aerys. Lilian hockte seufzend auf dem großen Bett. Sollte das für immer sein Leben sein? Ein hübsches Spielzeug, abgestellt in einem Zimmer und das hervorgezerrt wurde, wenn dem Adeligen danach war? Allein der Gedanke ließ seine Augen feucht werden. Der Junge schniefte leise, konzentrierte sich auf das Betten beziehen. Es war eine hellblaue Wäsche, die einige aufgedruckte Blumenumrisse am unteren Ende hatte. Er schüttelte unbeholfen die Kissen und die riesige Decke auf. Als er fertig war, kümmerte er sich auch um das Bad ehe er geschafft die Schürze abzog und nur im schwarzen Kleid zum runden Tisch ging. Er setzte sich und wartete entmutigt auf sein Essen, das meist sehr pünktlich zu gewissen Zeiten kam. Daran konnte er wenigstens erkennen, dass die Zeit langsam verstrich. So war es auch heute. Wenige Minuten später tauchten die abgedeckten Tabletts auf. Rechten Hunger hatte Lilian nicht. Wieder starrte er auf den leeren Stuhl ihm gegenüber. Er wollte Aerys nicht. Er wollte ihn nicht berühren oder von ihm berührt werden, aber ohne ihn... Lilian vermisste ihn. Es war furchtbar ihn zu vermissen. Das Gefühl ging ganz tief in ihn hinein und er hasste es, so zu fühlen. Als ob er sich selbst verraten würde. Als würde er genau das tun was alle anderen Sklaven hier schon lange wussten. Nämlich wie toll dieser Meister war...
Aber er hatte ihn mißbraucht, er hatte sich einfach genommen was er gewollt hatte. Lilian presste die Lippen zusammen.

Frustriert hob er die Kuppel von dem Teller vor ihm, als er darunter neben dem Teller ein zusammengefaltetes Stück Papier entdeckte. Sofort schlug sein Herz schneller, die Aufregung war wieder da. Hastig entfaltete er das Papier und bemerkte, es war sein eigenes, aber auf der Rückseite war eine fremde Schrift. Oh, es war von seinen Freunden. Marlin, Terim und Darion. Lilian musste es mehrmals lesen. Er war so aufgeregt, dass er es beim ersten Mal kaum wahrnahm was er da eigentlich gelesen hatte.
Seine Freunde erklärten ihm, dass Aerys öfter länger fort war als er eigentlich geplant hatte. Lilian sollte sich deswegen keine Sorgen machen. Lucero hätte ihn begleitet, während Terim und Marlin mit Darion trainierten, dem es schon besser ging. Das klang alles sehr positiv und Lilian war froh über den kleinen Kontakt zur Außenwelt. Er fühlte sich nicht mehr ganz so abgeschnitten. Er wollte gleich etwas zurückschreiben und vergaß das Essen für einen Moment. Eifrig nahm er sich ein neues Briefpapier.

Lieber Marlin, Terim und Darion,

vielen Dank für eure Antwort. Ich vermisse euch auch und im Zimmer ist es so leer und still. Ich würde so gerne nach draußen. Ich hab alle Bücher ausgelesen und nichts zu tun. Aerys hat gesagt, ich soll ihm einen Schal stricken, aber ich hab doch keine Wolle und ich weiß gar nicht wie es geht. Ich wünschte, ich könnte mit Darion trainieren. Oder euch wenigstens zuschauen. Leider kann ich nicht auf den Balkon. Ich fühl mich so eingesperrt.
liebe Grüße
Lilian


Der junge Krieger gab dies sofort mit in die Bettwäsche und stopfte jene in den Korb, hoffend, dass er möglichst rasch eine Antwort bekam. Wenn sie sich Briefe schreiben könnten, wäre das Leben hier vielleicht erträglicher. Nun aß der Jugendliche doch ein paar Bissen und danach legte er sich aufs Bett, nahm sich ein Buch als Unterlage und versuchte weitere Briefe zu verfassen. Er kritzelte auf anderen Papieren herum, aber er wahrlich kein Zeichner und stattdessen malte er ein paar geometrische Formen.
Leider erschien am nächsten Tag kein weiterer Brief. Weder beim Frühstück noch beim Mittagessen. Lilian gab die Hoffnung nicht auf, schrieb einen weiteren, aber auch die nächsten zwei Tage begegnete ihm nur Stille. Hatten sie etwa Angst ihm zu schreiben? Lilian würde es nicht verraten. Er hatte den letzten Brief in kleine Fetzen zerrissen und im Klo hinuntergespielt. Obwohl er ihn so gerne behalten hätte, um ihn noch öfter zu lesen. Es hatte ihm in der Seele wehgetan und danach hatte er geweint. Er wusste nichts mit sich anzufangen, schwankte zwischen Traurigkeit und Wut. Einmal warf er frustriert eine Vase gegen die Türe zu Aerys' Gemächern. Sie zerbrach scheppernd, hinterließ aber natürlich keinerlei Kratzer in dem mit einem Schild geschützten Türholz.
Wieso bestrafte ihn Aerys so? Lilian wollte nicht vollkommen alleine sein. Er begann sich Briefe von seiner Familie und seinen Freunden ins Gedächtnis zu rufen. Briefe, die sie ihm an die Front geschrieben hatten. Lilian schrieb Aimées Brief aus dem Gedächtnis nieder. Es war nicht ganz ihre Schriftart, aber er hatte versucht sie so gut es ging nachzuahmen. Stundenlang lag Lilian auf der Chaise Longue, las den Brief und schrieb Antworten. Falsche Fantasieantworten. Es ginge ihm gut, sie hätten den Krieg gewonnen und er würde bald nach Hause kommen. Der Kommandeur hätte ihm einen Orden verliehen, weil er eine wichtige Botschaft über Feindeslinie zum nächsten Lager gebracht hatte. Lilian hätte tapfer gegen jemanden gekämpft. Er war zwar verwundet worden, aber es wäre nur eine kleine Narbe gewesen, sie müsse sich keine Sorgen machen. Er schrieb ihr von seinen Soldatenkameraden und dass er mehrere Zentimeter gewachsen war und sie ihm eine neue Uniform hätten geben müssen. Vor allem schrieb er auf keinen Fall, dass er jetzt das adrette Mädchen für seinen hayllischen Besitzer spielen sollte.
Lilian schob die Briefe unter einige der Briefpapierstapel im Sekretär. Aerys war immer noch nicht zurück und Lilian brachte es nicht übers Herz, die Briefe zu zerreißen. Er war wahrlich kein geborener Schriftsteller und die Geschichten waren eher simpel, aber sie trösteten ihn des nachts. Er begann auch gewisse Dinge zu protokollieren. Wie groß die Abmessungen des Zimmers waren, des Tisches, aller Bücher, der Fenster und sofort. Lilian hatte sich ein eigenes Lineal aus Papier gebastelt und verbrachte einen halben Tag damit nur jeglich erdenklichen Gegenstand zu vermessen. Mitten drin wurde ihm klar wie unsinnig es war und begann wieder zu weinen. Er starrte aus dem Fenster. Einmal sah er Marlin im Garten. Lilian winkte ihm eifrig und sie sahen sich eine Weile an. Der Jüngling legte seine Hand an die Fensterscheibe, aber mehr konnte er nicht machen und irgendwann rief ein anderer Weißgewandter nach Marlin und der blonde Krieger verschwand aus dem Sichtfeld. Lilian blieb neben dem Fenster hocken, stundenlang, in der Hoffnung jemanden beobachten zu können. Lilian schrieb auf wenn er jemanden sah und wo. Vielleicht würde es ihm einmal helfen auszubrechen, dachte er. Er schmiedete Fluchtpläne. Er zählte die Tage, die er alleine war.
Es mussten inzwischen fast zwei Wochen sein. Wie lange würde Aerys noch fort sein? Lilian wurde immer verzweifelter. Seine Gedanken glitten dorthin, wie er jemanden dazu brächte, zu ihm zu kommen. Überwachte man ihn? Würde überhaupt jemand merken, wenn es ihm nicht gut ging? Er ließ einmal ein komplettes Frühstück unangerührt, einfach um zu sehen, ob man dann nach ihm sehen würde. Nichts passierte. Aber was wäre, wenn er sich etwas antäte? Wenn er sich irgendwie verletzte? Er hatte die Scherben der kaputten Vase in einen Mülleimer geleert, aber er könnte noch irgendetwas kaputt machen oder ganz unglücklich vom Tisch springen oder ähnliches.
Aber wenn niemand käme? Wenn er dann verletzt hier liegen würde tagelang? Die Sorge hielt Lilian davon ab, mehr aus seinen Gedanken zu machen. Außerdem war ihm die Heilerin seit der Zeremonie nicht mehr geheuer. Sie hatte ihm nicht geholfen und ihn bloß ruhig gestellt. Sie dachte, er wäre halb Junge, halb Mädchen...
Lilian saß in der Ankleide. Ihm war so langweilig, dass er die letzten Tage begonnen hatte die Schminke auszuprobieren. Bei vielen wusste er nicht wozu es gut war, schmierte sich unwissentlich Lidschatten über die Wangen und verklebte sich die Wimpern mit der Tusche. Es war furchtbar. Er tat Lippenstift auf seine Lippen und presste Kussmünder aufs Briefpapier, um seinen eigenen Abdruck anzuschauen. Abends lag er dann trotzdem wieder im Bett und weinte, einen der gefälschten Briefe an sich gedrückt.

Am Nachmittag des nächsten Tages, er saß wie so oft am Fenster, spürte er plötzlich etwas, das er nun schon länger nicht mehr gespürt hatte. Sein Körper prickelte und schien ihn von innen heraus aufzufüllen. Als wäre er die ganze Zeit über durstig gewesen und hätte es nicht gewusst und erst jetzt, nach dem erfüllenden Trinken, merkte er wie durstig er eigentlich gewesen war. So fühlte es sich an. So fühlte sich Aerys' Rückkehr an.
Aber es dauerte noch etwas bis Lilian überhaupt begriff, dass er sich deswegen so seltsam fühlte. Er wurde zunächst unerklärlicherweise aufgeregt und wusste nicht genau was anders war. Plötzlich rannte Marlin in den Garten und genau in Richtung von Lilians Balkon. Der blonde, gebräunte Krieger ruderte mit den Armen, deutete immer wieder in eine Richtung. Lilian winkte verwirrt zurück, musste aber nur hilflos mit den Schultern zucken, da er nicht wusste was Marlin ihm sagen wollte. Der Krieger machte seltsame Bewegungen, ging hin und her. Erst als er mit den Händen Buchstaben andeutete, begriff Lilian prompt. Aerys! Der Adelige kam endlich zurück. Das war seine Signatur, die Lilian fühlte. Der Jüngling rannte sofort zur Verbindungstüre, hämmerte dagegen.
"Aerys! Bitte macht auf! Aerys!", schrie er. Es dauerte aber eine ganze Weile bis sich die Signatur überhaupt den Gemächern näherte. Es war wirklich Aerys. Er war wieder hier! Lilian musste ihn sehen. Jetzt. Unbedingt. Der junge Krieger hämmerte und trat gegen die Türe. Er wollte jetzt nicht mehr warten. Er hatte tagelang gewartet. Seine Geduld war jetzt erschöpft. Genau jetzt. Er konnte nicht mehr.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Aerys »

Für Lilian einzukaufen machte richtig viel Spass. Er hatte noch nie so für ein Kunstwerk eingekauft. Bisher hatte auch keines seiner weissgewandeten Kunstwerke ein eigenes Zimmer bekommen. Es war etwas anderes. Lucero half ihm begeistert, nachdem er seinen Schock vom Anfang überwunden hatte, dass er beim Schuhmacher eine Menge Mädchenschuhe hatte anprobieren müssen, weil er die selbe Schuhgrösse wie Lilian hatte. Gütige Dunkelheit, hatte der junge Prinz da geschmollt und sich angestellt. Aerys liess ihm ja viel durchgehen, weil er ihn ja zu einem frechen Jungen erzogen hatte. Doch irgendwann hatte es ihm gereicht und er hatte ein Machtwort sprechen müssen. Da Lucero dann doch nicht in aller Öffentlichkeit den Hintern hatte versohlt bekommen wollen, hatte er sich anständig gefügt, nur um sich anschliessend ausgiebig an den zwei weissgewandeten Kunstwerken zu rächen, die sie ebenfalls begleiteten.

Schlussendlich hatten sie für Lilian ein hübsches Muster für halbhohe Stiefelchen mit einem kleinen Absatz gefunden. Dazu wählten sie ein taubengraues Wildleder, von dem genügend vorhanden war, damit Horatio Lilian daraus einen Mantel für den Herbst nähen konnte. Der Schneider mietete sich auch gleich in einem Atelier ein, um sich ans Werk zu machen. Der Mantel und die Schuhe sollten zueinander passen und mit den selben Stickereien und Punzierungen versehen werden.
Während der Schuhmacher und Horatio beschäftigt waren, kaufte Aerys mit seinen verbliebenen Kunstwerken weiter ein. Lilian brauchte sicherlich ein Nähkörbchen. Liebevoll suchte er jedes Detail aus oder gab Dinge in Auftrag, wenn es etwas nicht so gab, wie er es haben wollte. Wie zum Beispiel die kleine Fadenschere, die mit hübschem Lilienmuster verziert werden sollte.
Irgendwann kam Aerys noch in den Sinn, dass er doch auch noch Winterstiefel für Lilian bestellen konnte, wenn er schon einmal hier war. Und natürlich bräuchte Lilian auch einen wärmenden Wintermantel. Selbstverständlich passend zu den Stiefeln. Oh, und natürlich Schlittschuhe! Lilian brauchte noch Schlittschuhe, sollte der See zufrieren. Wenn jedes Jahr Schnee in Amdarh war zu Winsol, dann konnte Lilian bestimmt schlittschuhlaufen.

So zog sich ihr Einkaufsausflug immer mehr in die Länge, da Aerys immer wieder neue Ideen hatte, was er Lilian schenken wollte und sie entsprechend Material dafür einkaufen mussten. Besonders als sie dann auch noch unversehens zu dem Geschäft eines Juweliers gelangten und Aerys auf den Gedanken kam, dass er seinem Mädchen wohl auch Schmuck mitbringen sollte. So machte man das, wenn man um jemanden warb. Wobei Aerys ja nicht wirklich um Lilian warb. Es war mehr so ein Spiel. Irgendwie. Jedenfalls war es kompliziert.
Schlussendlich hatten sie es jedoch geschafft und fuhren wieder zurück zur Villa. Sie kamen am frühen Abend an, wo es noch hell war. Alle Kunstwerke hatten sich draussen beim Eingang versammelt, um ihn willkommen zurück zu heissen. Aerys liess sich diese Liebe gefallen und begrüsste jeden einzelnen auf die eine oder andere Weise. Durch eine Berührung, einen Kuss, ein Lächeln oder ein paar nette Worte. Dabei war ihm egal, dass das lange brauchte. Er hatte ja Zeit.
Doch natürlich zog es ihn auch hoch zu Lilian. Deswegen ging er nach der Begrüssung auch gleich zielstrebig in seine Gemächer hoch und hielt sich nicht damit auf, erst noch etwas zu essen oder seinen hellgrauen Reiseanzug aus feiner Wolle mit eleganterer Abendkleidung zu tauschen. Einen Strauss wunderschöner, zartrosaner Lilien im Arm haltend schritt er in sein Schlafzimmer, nur um etwas pikiert inne zu halten. Lilian hämmerte absolut unmädchenhaft gegen die Tür und rief seinen Namen. Na, so hatte er sich ihr Wiedersehen schon nicht vorgestellt. Er seufzte knapp und ging dann doch zu der Tür, um sie zu öffnen und den Schild davor aufzulösen.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Er hatte so lange gegen die Türe gehämmert und geschrien, dass der Jugendliche für den ersten Moment verdutzt war, als die Türe plötzlich geöffnet wurde. Atemlos starrte er den Prinzen auf der anderen Seite an, ließ seine kleinen Fäuste sinken. Aerys trug einen hellgrauen Anzug und hatte einen Strauß Lilien im Arm. Ihn jetzt wieder zu sehen nach gefühlter Ewigkeit war so seltsam, rief dennoch Stürme der Erleichterung in ihm hervor, obwohl er gar nicht so für den Adeligen empfinden wollte. Es ließ sich nicht ändern. Er war so froh endlich wieder mit jemanden sprechen zu können. Noch war der Jüngling überwältigt, aber dann fand er seine Stimme wieder.
"Ich war ganz allein!", klagte er den Adeligen an, "Ihr habt gesagt, ihr seid weg für fünf Tage, aber dann wart ihr über zehn Tage weg und ich war ganz allein! Ich hatte niemanden! Ihr habt mich eingesperrt und mich einfach zurückgelassen wie.. wie ein vergessenes Spielzeug!" Er hatte viel Zeit gehabt sich zu überlegen was er Aerys sagen wollte, hatte sich genaue Worte überlegt, aber jetzt stieß er einfach unkontrolliert seine Gefühle hervor. Es ließ sich nicht stoppen.

"Ich wusste nicht was ich tun sollte, ich war so einsam und dann seid ihr nach fünf Tagen nicht zurückgekommen, so wie ihr es gesagt habt", brachte Lilian aufgewühlt hervor. "Ich dachte, euch sei etwas passiert." Es ging dem Prinzen aber augenscheinlich gut, er hatte wohl tatsächlich einfach unbedacht ein paar Tage an seine Reise drangehängt und sich nicht gekümmert, was solange mit Lilian passierte. "Ich bin keine Puppe, die ihr einfach in den Schrank stellen könnt. Wie konntet ihr mir das antun?!", fragte Lilian aufgebracht mit heller Stimme. "Ich war ganz allein, ich hatte niemanden zum Reden und nichts zu tun", wiederholte er nochmal, die Stimme zittrig und die roséfarbenen Augen feucht glänzend. Dann presste er sich unvermutet an den Adeligen, hielt sich an dessen grauen Jackett fest und versuchte eine Umarmung zu erlangen. Er wollte gehalten werden. Das weiße, kurze Kleid mit den schwarzen Punkten schwang sachte um seine schlanken Schenkel.
Lilian schluchzte auf, als er merkte wie der Adelige die Umarmung irgendwann erwiderte. So gut es ging versuchte der Junge sich in eben jene Umarmung zu kuscheln. Der Mann hatte ihm weh getan... ihn mißbraucht... aber die Nähe tat trotzdem so gut. Und es gab niemanden von dem er sie sonst hätte erhalten können. Es war egal von wem, sagte sich Lilian. Hauptsache, er hatte wieder Kontakt zu einer anderen menschlichen Seele. Und doch... Aerys' Signatur wieder so dicht zu spüren, ließ ihn innerlich vibrieren. Es tat so gut. Wieso fühlte es sich so gut an? Tränen glitten ihm verwirrt über die Wangen.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Aerys »

Nachdem Lilian so forsch gegen die Tür gehämmert hatte, erwartete Aerys zumindest eine höfliche Begrüssung und eine angemessene Verneigung. Auch wenn er nicht wirklich damit rechnete. Lilian schien nicht in der Stimmung zu sein, höflich zu handeln. Bestimmt trug er anstatt etwas adrettes seine Hose, die eher ein Pyjama war, denn ein Kleidungsstück mit dem man einen Gast empfing.
Zu seiner Überraschung trug Lilian dann doch das zarte, hübsche, weisse Kleid mit schwarzen Punkten und den schmalen, schwarzen Trägern. Es schmeichelte seiner schlanken, femininer Statur. Aerys, lächelte ihn für einen Moment versonnen an, liess sich von der schönen Erscheinung ablenken.
Dann legte Lilian los. Wenn auch anders, als erwartet. Vorwurfsvoll sagte er ihm, dass er ganz alleine gewesen sei. Aber das hatte Lilian doch gewollt. Anscheinend jedoch nur, für fünf Tage und nicht für zehn. Wieder erklärte er aufgebracht, dass er ganz alleine gewesen sei. Er hätte niemanden gehabt. Aerys hätte ihn eingesperrt und ihn einfach zurück gelassen, wie ein vergessenes Spielzeug.

"Lilian..." begann Aerys überrumpelt. Lilian war wirklich ausser sich. Anscheinend hatte Aerys ihn irgendwie verletzt. "Ich würde dich niemals vergessen", stellte er verdattert klar. Doch der Jüngling war noch nicht fertig mit ihm. Aufgewühlt erklärte er ihm, dass er nicht gewusst hätte, was er hätte tun sollen. Er sei so einsam gewesen und Aerys wäre nicht, wie versprochen, nach fünf Tagen zurück gekommen. Betroffen hörte der Adelige, dass Lilian befürchtet hatte, ihm wäre etwas passiert. Aufgebracht und mit heller Stimme stellte er klar, dass er keine Puppe sei, die man einfach in den Schrank stellen konnte. Tränen sammelten sich in seinen Augen, während er fragte, wie Aerys ihm das nur hätte antun können. Der Prinz schaute den Jüngling verdutzt an und wusste nicht was sagen.

Da presste Lilian sich plötzlich an ihn. Ganz fest kuschelte er sich an ihn, zitterte sachte. Noch immer etwas überrumpelt blieb Aerys einen Moment lang einfach stehen. Wollte Lilian jetzt umarmt werden? Dabei wollte er doch immer möglichst wenig berührt werden. Allerdings hatte er auch nicht so lange alleine gelassen werden wollen, obwohl er Aerys immer wieder sagte, er solle ihn in Ruhe lassen. Schliesslich legte der Adelige doch vorsichtig seine Arme um den zarten Jüngling, drückte ihn behutsam an sich, die Lilien noch immer in der einen Armbeuge liegend.
Es schien das Richtige gewesen zu sein. Denn Lilian schluchzte auf und kuschelte sich noch dichter an ihn. Aerys nahm ihn noch etwas fester in den Arm, streichelte ihm tröstend über den Rücken. Er hatte Lilian nicht verletzen wollen. Er hatte nicht gedacht, dass das so schlimm für Lilian wäre. Das Einkaufen hatte ihn nur so sehr abgelenkt.

"Ich würde dich niemals vergessen, Lilian", beteuerte er noch einmal innig und flüsternd. Sachte küsste er den Jugendlichen auf seinen Scheitel. "Ich habe beinahe die ganze Zeit über nur an dich gedacht. Nur... nur hatte ich keine Ahnung, dass es dir so schlecht gehen würde. Ich dachte, du freust dich, über mehr Zeit für dich. Du hast doch noch so viel zu lesen. Es tut mir wirklich Leid Lilian. Ich wollte dich nicht traurig machen. Ganz bestimmt nicht."
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Aerys beteuerte, dass er Lilian niemals vergessen würde. Der Jugendliche wurde fester gedrückt und gestreichelt. Er schluchzte aufgelöst, drückte sich gegen Aerys' Brust. Nebenbei bemerkte er wie ihn einige lieblich duftende Lilien über die Wange streichelten. Der Prinz flüsterte ihm zu, dass er die ganze Zeit über nur an Lilian gedacht hätte. Der junge Krieger konnte das kaum glauben.
"Aber wenn ihr an mich gedacht habt.. habt ihr nicht daran gedacht wie es mir eingesperrt in dem Zimmer ergehen würde?", fragte er erschüttert. Anscheinend hatte der Prinz sich nicht vorstellen können wie schlimm es sein konnte, tagelang niemanden zu sehen und alleine zu sein ohne jegliche Beschäftigung oder menschlichen Kontakt.
Aerys kehrte es gar um und führte an, dass er gedacht hätte, Lilian würde sich über die Zeit für sich freuen. Freuen? Der zierliche Junge blickte mit großen Augen nach oben.
"Ja.. aber nur für ein paar Tage. Nicht für fast zwei Wochen....", wandte er leise klagend ein, während sie ganz dicht zusammenstanden. "Ich hatte niemanden zum reden... ich konnte nicht nach draußen. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Und ich habe immer alleine gegessen.." Da war das Heimweh besonders stark gewesen. Oder die Sehnsucht nach nur irgendetwas menschlicher Nähe.
Der Prinz erinnerte ihn daran, dass er doch so viel zu lesen gehabt hätte. Verständnislos blickte Lilian ihn an.
"Das hatte ich schon in der ersten Woche alles ausgelessen. Ich hatte doch stundenlang Zeit, von morgens bis abends... und es waren keine spannenden Bücher dabei. Nur Benimmregeln und Näharbeiten, aber ich hatte nichts, wo ich das mit hätte üben können." Zudem war Lilian ein sehr schneller Leser.

Der Adelige entschuldigte sich bei ihm und versicherte, dass er ihn gewiss nicht hätte traurig machen wollen. Er schien mehr überrascht, dass Lilian so unglücklich war.
"Ich glaub euch..", erwiderte der Jugendliche leise. Das tat er seltsamerweise wirklich. Aerys schien nicht zu wissen was er angerichtet hatte und war schlicht gedankenlos gewesen. Nur wusste Lilian nicht, ob das besser war. "Bitte lasst mich nicht mehr so lange alleine.." Er drückte sich wieder an Aerys' Brust und war sich nicht sicher, ob er dem Adeligen verzeihen sollte. Vielleicht diese Sache, aber nicht all die anderen davor. Aber für den Moment wollte er bloß gehalten werden.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Aerys »

"Nein", gab Aerys betroffen zu. Er hatte nur daran gedacht, womit er Lilian eine Freude machen konnte, was er ihm noch hübsches kaufen konnte. "Ich dachte, du hast hier alles, was du brauchst. Dass du die freie Zeit geniesst." Er erinnerte Lilian daran, dass er doch alleine gelassen hatte werden wollen. Denn so ganz war Aerys nicht bereit, die Schuld auf sich zu nehmen. Lilian wandte jedoch klagend ein, dass er doch nur für ein paar Tage hatte alleine sein Wollen. Nicht fast zwei Wochen lang. Er hätte sich jemanden zum Reden gewünscht oder dass er nach draussen gewollt. Lilian erklärte ihm aufgelöst, dass er nicht gewusst hätte, was er hätte tun sollen und er hätte immer alleine gegessen.
Das schien Lilian besonders zu schaffen gemacht haben. Der arme Junge. Aerys wurde es ganz weich ums Herz und er wollte, dass Lilian bald wieder glücklich wurde. Erst einmal schaute dieser ihn jedoch nur verständnislos an, nachdem er erwähnt hatte, dass Lilian doch eine Menge zu lesen gehabt hatte.
"Schon alle ausgelesen?" fragte nun Aerys ziemlich überrascht. "Alle? Und du kannst die Benimmregeln schon oder die Informationen zu Haylls Adelsfamilien? Gütige Dunkelheit, du kannst ja ganz schön schnell lesen." Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Lilian hätte ihm das früher sagen sollen.

"Das werde ich nicht, Lilian", versicherte er ihm innig, dass er ihn nicht mehr so lange alleine lassen würde. "Das hatte ich nie vor. Es war nicht böse gemeint." Lilian glaubte ihm. Doch so glücklich war er deswegen noch nicht. Noch immer blieb er dicht bei ihm stehen und schien sich nach Nähe zu sehnen. Das war gut. Sanft hielt Aerys ihn weiter im Arm.
"Komm, lass uns uns auf das Sofa setzen", schlug er freundlich vor und schob Lilian behutsam in die entsprechende Richtung. "Wir können es uns da gemütlich machen. Und reden. Wenn du möchtest. Oder wir essen da gemeinsam. Ganz zwanglos. Ohne Benimmregel wie am Tisch. Was meinst du? Worauf hättest du Lust?"
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Der Jugendliche nickte auf die Frage, ob er alle Bücher ausgelesen hätte. Aerys wollte überrascht wissen, ob er denn nun alle Benimmregeln könnte und ob er alle Fakten über die Adelsfamilien wüsste. "Ich weiß die Benimmregeln.. aber ich weiß nicht, ob ich sie alle kann", gab Lilian zu. In der Theorie wusste er Bescheid - selbst wenn die Theorie manchmal ziemlich unsinnig und gestelzt war - aber praktisch geübt hatte er sie nur selten. Aber er hatte ein bißchen geknickst und Tee servieren geübt und diese Dinge. Nur ohne jemanden an den all dies gerichtet war, war es ihm schnell sehr traurig geworden.
"Ich erinnere mich an alles was in dem Buch zu Haylls Hundert stand", bestätigte, "Die Wappen nicht ganz so gut... ich kann mir viel besser Geschriebenes und Zahlen merken als Bilder." Aerys wunderte sich darüber, dass Lilian so schnell lesen konnte. Der junge Krieger nickte. "Ja, das habe ich mir so angewöhnt, weil ich für meine Ausbildung so viel lesen musste." Eine Ausbildung, die er vielleicht jetzt nie mehr abschließen würde. Wenn er nie ein Notar würde? Er vertrieb den unglücklichen Gedanken rasch. Er sollte nicht an die ungewisse, düstere Zukunft denken.
"Darf ich neue Bücher bekommen? Darf ich einen Roman lesen? Bitte. Nur einen Roman", flehte er. Lilian würde ihn ganz oft lesen. Egal was. Obwohl er natürlich auf Abenteuergeschichten hoffte.

Er presste sich an den Adeligen, als dieser ihm wenigstens versprach, dass er ihn nicht mehr so lange alleine lassen würde. Lilian wusste nichtmal, ob er das wollte. In einer anderen Situation wäre ihm dies womöglich bedrohlich vorgekommen, aber gerade jetzt war er so froh, der Einsamkeit fürs erste entflohen zu sein. Nochmals versicherte Aerys, dass er es nicht böse gemeint hätte. Der Prinz schlug vor, sich aufs Sofa zu setzen und begann Lilian zurück ins Zimmer zu schieben. Der junge Krieger versteifte sich. Die Vorschläge des Adeligen klangen alle sehr gut. Zwangloses Essen und Reden beim Sofa, ohne Benimmregeln. Aber Lilian wollte nicht länger in diesem goldenen Käfig eingesperrt sein.
"Etwas reden und essen klingt gut", stimmte er zu, "Aber bitte nicht hier. Können wir nicht auf einem Sofa in euren Gemächern sitzen?", fragte Lilian. "Ich möchte hier raus. Ich möchte einmal etwas anderes um mich herum haben. Meine Zimmer kommen mir immer mehr wie ein Gefängnis vor", klagte er. Im Grunde genommen kamen sie ihm schon jetzt wie ein Gefängnis vor, da sie eines waren. Er war seit Wochen hier drin eingesperrt. Er hatte Komfort, ja, doch gerade in den letzten zwei Wochen waren ihm die Zimmer erdrückend vorgekommen. Keinerlei Abwechslung, nie draußen und stets in der gleichen Umgebung. Es war entmutigend. Es war so trist.
"Nur für den Abend, nur für ein paar Stunden. Bitte", bat er herzerweichend und streichelte Aerys über den Oberarm. Beim letzten Mal hatte der Prinz gesagt, Lilian wäre nicht soweit die Gemächer des Prinzen zu betreten. Er wäre dort sehr streng. Der Jüngling verstand nicht wieso. Er würde gewiss nichts schmutzig machen und sich auch benehmen.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Aerys »

Seine Verwunderung schlug in grosses Staunen um, als Lilian ihm bestätigte, dass er alle Benimmregeln wisse. Der Jüngling schränkte nur ein, dass er sich nicht sicher sei, ob er sie auch könne. Das klang ganz danach, als kenne er zumindest die Theorie, nachdem er das Buch gelesen hatte. Aerys Vermutung bestätigte sich auch gleich. Lilian bestätigte nämlich auch gleich, dass er sich an alles erinnern würde, was in dem Buch über Haylls Hundert stünde. Nur an die Wappen erinnerte er sich nicht ganz so gut, da er sich besser Geschriebenes und Zahlen merken könne als Bilder.
"Bemerkenswert", murmelte Aerys erstaunt und nickte abwesend dazu, dass Lilian neue Bücher bekommen durfte. Das mit dem Roman überhörte er dabei völlig. In Gedanken war er noch bei Lilians erstaunlichen Fähigkeiten. Wenn der Jugendliche so sicher war, dass er den Inhalt wirklich konnte, dann wollte Aerys ihm eine Prüfung machen, um sicher zu gehen, ob er es auch wirklich konnte. Und er sollte die Wappen selbstverständlich auch lernen. Auch wenn er dazu etwas länger brauchte, als nur einmal durchzulesen. Die Wappen und Farben zu können, war essentiel. Genau wie das Erkennen von Fälschungen. Es bewahrte einem vor gefährlichen Fehlern.

Danach tröstete er Lilian sanft, der völlig ausser sich gewesen war, weil Aerys ihn so lange alleine gelassen hatte. Der Jüngling hatte sich sogar Sorgen um ihn gemacht, dass ihm etwas passiert sei. Das tat dem Prinzen schon leid. Er hatte nicht gewollt, dass es Lilian so elend ging. Er war nur so beschäftigt damit gewesen, schöne Dinge für Lilian einzukaufen, um ihm eine Freude zu machen, dass er gar nicht daran gedacht hatte, wie Lilian sich fühlen musste. Um es wieder gut zu machen, schlug er ihm vor, einen zwanglosen Abend zu geniessen. Dass sie auf dem Sofa essen würden, so ganz ohne Benimmregeln und mit gemütlichem Plaudern.

Lilian war dies jedoch nicht genug. Als Aerys ihn zu dem Sofa schieben wollte, versteifte er sich. Zwar beteuerteer ihm, dass das gut klingen würde, doch er wollte es nicht hier machen. Er wollte in Aerys Gemächer. Vorallem wolle er aus seinen eigenen Gemächern raus, um mal etwas anderes um sich zu haben. Sein Zuhause käme ihm immer mehr wie ein Gefängnis vor.
Nun war es an Aerys sich zu versteifen. Sein freundliches Lächeln wich Enttäuschung und Unmut, bis schlussendlich nur kalte, wütende Ablehnung in seinem schönen Gesicht zu sehen war. Egal wie anschmiegsam und süss Lilian ihn anbettelte. Er hatte dem Jugendlichen das Geschenk machen wollen, hier raus zu dürfen. Er hatte ihm extra dafür Stiefel und Mantel machen lassen. Doch wieder hatte Lilian fordernd vorpreschen müssen und damit alles verdorben. Seine Überraschung, die er so liebevoll vorbereitet hatte, würde nun niemals mehr so gut gelingen. Prompt bekam Aerys Lust, sie einfach fortzuwerfen.

"Ich hatte wirklich gedacht, die Zeit des Hungerns und jetzt der Einsamkeit, hätten dich etwas bescheidener gemacht", presste er beherrscht hervor. "Aber anscheinend habe ich dich danach immer wieder viel zu sehr verwöhnt, als dass du Demut lernen konntest. Noch immer forderst du masslos und zu den unpassendsten Momenten. Ich habe dich gewarnt, dass du mir mit deinem haltlosem Benehmen jegliche Lust verdirbst, dir etwas gutes zu tun." Er ging einen Schritt von Lilian zurück, hielt ihn nicht mehr tröstend im Arm, sondern liess ihn einsam stehen.
"Wenn du nicht auf dem Sofa essen möchtest und das Angebot nicht zu schätzen weisst, dann können wir auch gleich ein förmliches Abendessen an deinem Esstisch abhalten. Hier, nimm die Blumen und stell sie in eine Vase." Er hielt ihm den Strauss zartrosa Lilien hin. Ein Geschenk, an dem Aerys auch keine Freude mehr hatte. "Dann setzt dich an den Tisch. Ich werde prüfen, ob du das gelesene auch richtig umsetzen kannst. Los!"
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Er merkte, dass er mal wieder zu viel gewollt hatte, als der Prinz sich ebenfalls versteifte und das zuvor freundliche Lächeln einer wütenden Maske wich. Lilian blickte ihn furchtsam an, wusste er doch selbst wie schnell sich die Launen des Adeligen wandeln konnte und dass er dann auch sehr gemein werden konnte. Das hatte der Jugendliche nicht gewollt. Er hatte doch nur einmal eine andere Umgebung um sich haben wollen, andere Tapeten und Möbel. Er fragte doch gar nicht mehr danach, ob er hinaus konnte. Das würde Aerys sowieso nicht erlauben, aber was wäre denn so schlimm gewesen, wenn sie sich auf ein Sofa des Prinzen gesetzt hätten?
Aerys maßregelte ihn auch sofort, dass er geglaubt hätte nach den Tagen des Hungerns und nun den Tagen der Einsamkeit wäre Lilian bescheidener geworden. Was war das denn für ein verdrehter Gedanke? Lilian sollten weniger vom Leben wollen, wenn der Prinz ihm noch mehr wegnahm und versagte? Dass Lilian nur ein kleines Salatblatt wollte nach Tagen ohne etwas zu essen? Das war doch auch nicht eingetroffen. Im Gegenteil. Lilian hatte furchtbaren Hunger gehabt und das hatte nichts mit Verwöhntheit zu tun gehabt, sondern mit purem Überlebenswillen.
Der junge Krieger merkte, dass er genauso wütend wie der Adelige wurde, der ihm weiter vorwarf, dass Lilian schon viel zu verwöhnt sei und deswegen immer mehr wollte. Er würde maßlos fordern.
"Ich habe dich gewarnt, dass du mir mit deinem haltlosem Benehmen jegliche Lust verdirbst, dir etwas gutes zu tun", sagte er und machte einen Schritt zurück, löste die Umarmung endgültig. Alleine und zart stand der Junge vor dem reichen Adeligen. So hätte ihr Wiedersehen nicht ablaufen sollen. Lilian hatte es sich ganz anders vorgestellt. Trotzdem musste er sich verteidigen. Aerys war so empfindlich.
"Ich wollte doch nur ein paar Schritte aus meinem Käfig tun, mehr wollte ich nicht und das ist euch schon wieder zu viel?", fragte der Jugendliche ebenso leicht verärgert. Er fand, Aerys hatte mit seiner Reaktion genauso viel Lust verdorben.

Aerys fasste das aber gleich so auf, als wollte Lilian gar nicht auf dem Sofa essen. Das stimmte doch nicht. Lilian hatte bloß einmal ein anderes Sofa sehen wollen. Jetzt wollte der Adelige stattdessen ein förmliches Abendessen üben. Er wollte überprüfen, ob Lilian tatsächlich Benimmregeln gelernt hätte. Und die erste Aufgabe war anscheinend den Blumenstrauß in eine Vase zu geben. Eher wie eine Kampfansage hielt ihm der Adelige die Lilien entgegen. Der Jugendliche starrte die Blumen an, hatte gute Lust sie dem Mann zurück ins Gesicht zu schmeißen, was auch in seinem hübschen Gesicht abzulesen war. Er wollte sowieso keine Blumen. Was er gewollt hatte... er wusste es selbst nicht. Bloß etwas Nähe und Gesellschaft.. und einmal einen Fuß über die Türschwelle setzen.
Lilian hätte den Mund halten sollen. Der Prinz wollte bloß ein braves, sittsames Mädchen und keinen fordernden, aufmüpfigen Jungen. Lilian hatte nicht geglaubt, er wäre so fordernd. Das hatte ihm niemand in Dhemlan vorgeworfen. Aber dort hatte er auch alles gehabt, was er je hätte haben wollen. Eine schöne Familie, Freunde und eine Gefährtin, eine interessante Ausbildung und trotzdem ein bißchen Freizeit. Er hatte eine Zukunft gehabt. Er war glücklich gewesen. Und jetzt? Bestand seine Zukunft darin ewig in diesen Zimmern eingesperrt zu sein und den Launen eines hayllischen Adeligen ausgesetzt zu sein? Es machte ihn elend bloß daran zu denken.
Dennoch nahm er schließlich die Blumen entgegen, deutete dabei einen leichten Knicks an.
"Danke für die schönen Blumen, Prinz Verden", sagte er leise höflich. Aerys hatte ihm nie wirklich angeboten ihn mit Vornamen anzusprechen und so gereizt wie er gerade war, wollte Lilian nichts riskieren. Er musste sich selbst zusammenreißen und unterdrückte den Drang den Strauß zu Boden zu werfen, befürchtete, dass der Adelige ihn dann vielleicht schlagen oder ihn wieder alleine lassen würde. Das kam ihm gerade genauso schlimm vor.
In kleinen femininen Schritten ging er hinüber zum Tisch, schien die brennenden Blicke des Adeligen hinten in seinem Rücken zu spüren. Lilian steckte die Blumen in die Vase auf dem runden Esstisch. Dann nahm er sie und ging schweigsam ins Bad, um Wasser in die Vase laufen zu lassen. Er beeilte sich zurückzukommen, hatte Sorge, wenn er wieder im Zimmer stand, wäre Aerys gegangen. Deswegen huschte sein Blick zunächst zu dem Adeligen hinüber, um sich zu vergewissern, dass dieser noch da war.
War er, aber er wirkte weiterhin unzufrieden. Nun, damit war er nicht alleine. Lilian ging hinüber zu einem der Fenster, das zum Balkon am Innengarten zeigte. Er stellte die Vase auf die Fensterbank neben dem Notizbuch was dort lag und in dem er hineingeschrieben hatte, wenn er jemanden gesehen hatte und was dieser so gemacht hatte. Wenn er hier stand und hinausschaute, hätte er dann ein bißchen Grün um sich. Wenn er dann das Fenster auf kipp stellte und etwas kühle Luft hinein kam, könnte er sich vorstellen, er wäre richtig im Garten unten. Aus reiner Gewohnheit der letzten Tage blickte Lilian länger aus dem Fenster, ob er vielleicht draußen jemanden sehen könnte. Nein, wahrscheinlich waren alle beim Abendessen. Abendessen.. der Jugendliche riss sich zusammen und ging hinüber zum Tisch, setzte sich vorsichtig und strich sich danach das Kleid über den Beinen sittsam glatt. Er versuchte so gerade und anmutig wie möglich zu sitzen. Das hatte Aerys schließlich gewollt. Lilian kam sich dabei vor wie eine Puppe an deren Fäden der Adelige mit seinen Befehlen zupfte.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Aerys »

"Viel zu viel", knurrte Aerys ungehalten und nun auch wütend darüber, dass Lilian sich anmasste, ebenfalls wütend zu werden. "Vorallem war es jedoch der absolut falsche Zeitpunkt, danach zu fragen. Damit hast du alles verdorben." So hatte er Aerys die Gelegenheit genommen, von sich aus grosszügig zu sein. Ihm den Mantel und damit die Erlaubnis zu schenken, einen Ausflug nach draussen zu machen. Dem Prinzen war die Lust dafür ordentlich vergangen. Besonders, als er in Lilians Gesicht lesen konnte, dass der Jüngling seinen Fehler nicht einsah und im Gegenteil selber wütend wurde. So wütend, dass er ihm wohl gleich die Blumen anwerfen würde. Sollte er nur. Aerys wartete regelrecht darauf. Dann würde er Lilian ein für alle Mal unverständlich klarmachen, dass er ohne seine Zustimmung rein gar nichts durfte. Dass er noch nicht einmal atmen durfte, wenn Aerys es ihm verbot. Diesmal würde er hart bleiben und sich nicht erweichen lassen. Damit Lilian auch für längerfristig lernte und ihm für jeden einzelnen Atemzug dankbar war.

Lilian riss sich jedoch zusammen. Er schien zu merken, dass ihm mehr als nur Prügel drohte, wenn er sich sperrte. So nahm er anmutig die Blumen entgegen und knickste artig. Leise bedankte er sich höflich für die Blumen. Aerys nickte huldvoll. Es war jedoch nur ein Theaterstück und kein echtes Geschenk mehr. Lilian hatte sich das mit seinen immerwährenden Forderungen genommen. Es war so enttäuschend. Aerys hatte Lilian wirklich eine Freude machen wollen. Dass dieser ihn nicht liess, war frustrierend und es machte den Adeligen wütend, dass er sich von Lilian immer wieder so um den Finger wickeln liess.

Mit brennendem Blick schaute er dem Jüngling zu, wie er eine Vase holen ging, um die Blumen zu versorgen. Seine Schritte waren zart und klein, so wie Aerys es gerne bei ihm sah. Wenigstens wollte er ihn nun nicht noch weiter provozieren, auch wenn er nicht mit Aerys Entscheid einverstanden war. Unverschämter Bengel. Er sollte ihn lieber wieder alleine hungern lassen, bis Lilian wahre Dankbarkeit lernte. Dennoch gab Aerys in der Küche per Speerfaden Bescheid, dass sie nun bereit für ein Drei-Gänge-Menü waren und sie die Vorspeise auf dem Tisch erscheinen lassen sollten. Schliesslich hatte er Lilian gesagt, dass er sein Wissen prüfen wolle.

Nachdem Lilian die Blumenvase mit Wasser gefüllt und sie auf dem Fenstersims abgestellt hatte, kam er nach einem längeren, verträumten Blick an den Tisch, um sich zu setzen. So wie es sich gehörte, schob Aerys ihm den Stuhl zurecht, schenkte ihnen beiden süssen Weisswein ein und setzte sich Lilian gegenüber. Der Jüngling sass aufrecht, die Beine adrett geschlossen, so, wie es sein wollte. Aerys nickte ihm zu, wünschte ihm höflich aber distanziert einen guten Appetit und eröffnete das Mahl.
Es gestaltete sich als sehr schweigsam. Lilian machte alles richtig. Er war zwar noch sichtlich ungeübt, doch seine Haltung und seine Handlungen stimmte. Also gab es nichts zu sagen. Aerys war ohnehin noch viel zu beschäftigt damit, beleidigt zu schmollen.
Für den Hauptgang schenkte er ihnen beiden Rotwein ein. Diesmal passend zum Essen einen leichteren, fruchtigen Wein. Lilian mochte süsse Weine. Doch nun wo er bewiesen hatte, dass er mit den Weingläsern anständig umgehen konnte, würde Lilian dann bald keinen Wein mehr bekommen. Aerys wollte nicht, dass seine Kunstwerke es gewohnt waren, Alkohol zu trinken. Er mochte es, wenn es leicht gelang, sie beschwipst zu machen.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Lilian wusste nicht was er überhaupt noch sagen und fragen durfte, wenn er angeblich mit der Bitte außerhalb des Zimmers sitzen zu wollen, schon alles verdorben hatte. Was hatte er denn verdorben? Der Jüngling fand, dass der Adelige viel zu überzogen reagiert hatte. Konnte er es ihm wirklich verdenken, dass Lilian nach so langer Zeit endlich einmal aus den Zimmern hinauswollte? Wunderte sich der Mann wahrhaftig wieso sein Gefangener sich Freiheit ersehnte? Lilian hatte seine Bitten immer weiter zurückgesteckt. Von der Frage, ob er in den Garten konnte, war die Frage nach dem Ausflug gekommen und und nun ob er wenigstens einen anderen Raum in der Villa betreten konnte. Nur für kurze Zeit. Aber nichtmal das schien der hartherzige Prinz zu gewähren. Weil Lilian immer zu viel wollte. Es war frustrierend. Trotzdem war es dem Jugendlichen lieber, dass Aerys jetzt blieb. Er war so lange alleine gewesen und ein beleidigter Aerys war irgendwie immer noch besser als gar keiner. Lilian wollte nicht so empfinden, er mochte sich deswegen selbst kaum, aber jetzt wollte er um jeden Preis Gesellschaft haben. Noch ein einsames Abendessen hielt er nicht aus.
Leider wurde das jetzige Essen sehr angespannt und unangenehm. Er hätte genauso gut alleine sitzen können. Lilian schmeckte kaum was er da aß oder trank. Er war viel zu konzentriert auch jedes Detail richtig zu machen, um Aerys nicht weiter zu verärgern, befürchtend, dass der Adelige sonst sofort verschnupft abrauschte oder ihn schlug.. oder schlimmeres. Lilian bemühte sich jede Bewegung richtig zu machen, aber es war nicht so leicht. In den Benimmbüchern waren nur wenige Bilder gewesen und von Geschriebenen zu erahnen in welcher Haltung er sich begeben sollte, gestaltete sich schwierig. Der Adelige korrigierte ihn nirgendwo und abgesehen von einem frostigen Appetit, schwieg Aerys. Sie waren bereits beim Hauptgang angelangt und quälten sich durch eine beklommene Schweigsamkeit. So hätte das nicht sein sollen. Lilian hätte sich besser zusammenreißen sollen, er hatte nur unbedingt diesen Zimmern entfliehen wollen. Er wollte am liebsten ganz weit fort von hier fliehen, aber er sah keinerlei Möglichkeit. Er war Aerys' Gefangener. Und Sklave...

Der Prinz goss ihnen Rotwein ein. Lilian hatte nur ein paar Schlucke von dem Weißwein genommen, wollte jetzt nicht betrunken werden. Auch vom Rotwein nippte er nur, war zu beschäftigt sich adrett die Lippen mit der Serviette abzutupfen, als den Geschmack des Weines zu genießen.
Scheu blickte er Aerys an, überlegte was er nur machen könnte, um diesen wieder gewogen zu stimmen. So wie im Etikettenbuch hatte der Junge versucht ein leichtes Gespräch in Gang zu bringen und nach Aerys' Ausflug gefragt, aber das schien den Prinzen aus irgendeinem Grund nur noch mehr zu verärgern und er quittierte jeden zaghaften Versuch einer Frage mit distanziertem Schweigen. Lilian starrte hilflos auf seinen Teller. Er rieb sich verstohlen über die Arme, die eine Gänsehaut bekommen hatten. Es war etwas kühl geworden und im Kamin war kein Feuer. Das Kleidchen war auch aus sehr dünnem Stoff und besaß keine Ärmel. Trotzdem würde sich Lilian hüten in nächster Zeit nach einem Pullover oder Strickjacke zu fragen. Er mochte sich nicht vorstellen wie wütend dann Aerys wurde.
"Wie schmeckt euch das Essen?", fragte Lilian höflich. Er erinnerte sich an all die Phrasen, die man beim Essen sagen konnte, um eine angenehme Atmosphäre zu gestalten, aber nichts davon wollte klappen. Wieso auch? Die Bücher wussten rein gar nichts über diese Situation zu sagen und der Jugendliche war nicht erfahren genug, um zu wissen was er stattdessen tun könnte. Aber irgendwie musste er Aerys wieder.. aufmuntern?
Er überlegte wie, als ihm etwas einfiel. "Entschuldigt mich kurz", sagte er höflich und erhob sich. Lilian ging hinüber zum Sekretär und suchte in den Schubladen. Endlich fand er das gesuchte Papier. Es war ein kleines quadratisches Kärtchen. Der Jüngling setzte sich wieder und schob das Kärtchen vorsichtig hinüber zu Aerys. Lilian hatte in seiner Langeweile mit den Lippenstiften herumprobiert und Kussabdrücke gemacht. Den schönsten und perfektesten davon hatte er aufgehoben und seinen Namen schön und mädchenhaft darunter geschrieben. Direkt unter den zarten Kussmund in hellem Purpur.
"Ich dachte, das wollt ihr vielleicht haben", sagte er kleinlaut. Vielleicht irrte er sich auch. "Es tut mir leid, dass ich euch verärgert habe. Ich war vorhin so aufgeregt..." Nun, er wollte immer noch aus dem Zimmer heraus, aber jetzt schaffte er es, es für sich zu behalten.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Aerys »

Er hatte Lilian die grosse, weisse Schachtel mit der purpurnen Schleife darum überreichen wollen, nachdem sie gemütlich vor dem Kamin gegessen hatten. Nachdem er ihn getröstet hatte, weil er ihn unabsichtlich so lange alleine gelassen hatte. Er hatte ihm etwas Freiheit schenken wollen. Von sich aus. Nicht, weil Lilian sich dies erbettelt hatte. Er hatte ihn noch mit vielen weiteren Geschenken überhäufen wollen. Hatte ihm die hübsche Halskette umlegen wollen. Aber weil Lilian ihm keine Gelegenheit dazu gegeben hatte, schien alles unwiederbringlich verloren zu sein. Entsprechend hatte Aerys auch keinerlei Lust, Lilian von dem Ausflug zu erzählen, als dieser zaghaft danach fragte und kanzelte ihn kühl ab, dass er alles erledigt hätte, was er hatte erledigen wollen.

«Es ist wie immer exquisit», antwortete er genau so kühl und knapp auf die Frage nach dem Essen. Er wollte keine Konversation mit Lilian betreiben. Er war wütend auf ihn und hatte nicht das Gefühl, dass er das so schnell wieder loswerden würde. Er wollte es nicht. Sonst täte ihn der Jüngling nur gleich wieder enttäuschen. Entsprechend kochte seine Wut auch gleich wieder hoch, als Lilian sich erhob. Zwar bat Lilian höflich darum, dass er ihn kurz entschuldigte. Aerys war jedoch nicht in der Stimmung, etwas zu entschuldigen. Finster beobachtete er den Jüngling, wie er zu seinem Sekretär tippelte und darin herumkramte. Was er wohl suchte? Briefe an seine Freundin, von der er wollte, dass Aerys sie abschickte? Das konnte er vergessen. Selbst wenn kein Krieg herrschen täte und es nicht unmöglich wäre, Briefe nach Dhemlan zu senden.

Zu seiner Verwunderung kam Lilian mit einem Kärtchen zurück an den Tisch, setzte sich wieder adrett hin und schob ihm das Kärtchen mit den Worten hin, dass er sich dachte, dass Aerys dies wohl haben wollte. Nun doch etwas neugierig, hob Aerys das Kärtchen auf, während Lilian sich kleinlaut dafür entschuldigte, dass er ihn verärgert hatte. Er wäre vorhin nur so aufgeregt gewesen. Patzig wollte Aerys erwidern, dass Lilian sich das früher hätte überlegen müssen. Gleichzeitig schaute er sich jedoch das Kärtchen an.
«Du schenkst mir einen Kuss?» fragte er stattdessen verblüfft. Einen ganz ausnehmend süssen Kuss sogar. Zart, sanft, sinnlich und mit der hübschen Handschrift, die Lilian sich gerade für sein Mädchensein anlernte. Das war… irgendwie süss. Die Karte war sehr hübsch und wollte Aerys schon ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Lilian hatte sich mit dieser Karte bestimmt Mühe gegeben. Andererseits ärgerte Aerys sich nun darüber, dass er sich schon wieder einwickeln liess. Diesmal wollte er nicht schon wieder die Strenge vergessen, die er Lilian gegenüber leider oft walten lassen musste.
«Warum?» fragte er entsprechend skeptisch. Doch man hörte seiner Stimme an, dass der echte Zorn arg ins Wanken geraten war. «Wolltest du mir das ohnehin schenken, oder zauberst du das jetzt nur hervor, um mich zu besänftigen?»
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Gebannt beobachtete Lilian das Gesicht des schönen Adeligen, studierte dessen Regungen, als dieser die Karte aufhob und sich besah. Zunächst wirkte er offen erstaunt über die kleine Geste, fragte ihn, ob Lilian ihm gerade einen Kuss schenken würde. Oh, der Jugendliche hatte nicht gedacht, dass dies so wirken würde. Aber ja, es war wohl ein Kuss. Eben auf Papier, denn Aerys jetzt richtig auf den Mund zu küssen wagte Lilian nicht und er wusste auch nicht, ob er bereit dafür war. Dabei hatte er in den einsamen Nächten sogar die Aufmerksamkeit des Prinzen vermisst. Selbst das seltsame, intime Streicheln. Es war so eingreifend und demütigend gewesen, aber Lilian hatte sich einfach nach irgendeiner menschlichen Berührung gesehnt. Er wollte es nicht wahrhaben und er hatte versucht es am nächsten Morgen ganz schnell zu vergessen.
"Ja, dann habt ihr immer einen dabei..", sagte er leise auf die Frage. Lilian glaubte nicht, dass der Prinz deswegen weniger Küsse wollte, aber er hatte erstaunlicherweise schon länger nichts mehr in der Richtung versucht. Er schien wirklich warten zu wollen, obwohl er manchmal sehr ungeduldig und bedrängend wurde. So wie bei diesem Morgen nach ihrem letzten Abendessen... das war sehr erschreckend gewesen. Sie hatten darüber geredet, aber Lilian wusste nicht, ob er Aerys hatte begreiflich machen können, dass dies zu drängend und einschüchternd gewesen war.

Jetzt hoffte der Jüngling, dass er den Prinzen mit dem Kussmund aufmuntern konnte. Für einen Moment zeigte sich auch die Andeutung eines Lächelns, aber leider verschwand es sofort wieder. So schnell schien sich der Adelige dieses Mal nicht umstimmen zu lassen. Der Jugendliche ließ leicht die Schultern hängen.
Aerys fragte skeptisch, ob Lilian ihm den Kuss nur gegeben hätte, um ihn zu besänftigen. Nervös saugte der zierliche Junge an seiner Unterlippe.
"Ich wollte euch aufmuntern..", gab er zu. "Aber ich hätte es euch auch gegeben, wenn ihr guter Stimmung gewesen wärt. Als mir alleine langweilig war, habe ich begonnen etwas von der Schminke auszuprobieren. Das meiste ist missglückt", gab er zu. Es war etwas peinlich zuzugeben, dass er sich geschminkt hatte. Er hatte es wirklich nur getan, weil ihm langweilig gewesen war, nicht weil er wie ein Mädchen aussehen wollte. "Aber den besten Kussmund habe ich aufgehoben, weil ich dachte, es gefällt euch vielleicht. Ich kann ihn auch wieder nehmen, falls ihr ihn nicht wollt..." Der Adelige schien ja leider nicht sehr begeistert. Lilian wusste nicht was er machen konnte, damit sie sich nicht bloß anschwiegen und Aerys nachher wortlos gehen würde.
"Ich habe auch ein bißchen gezeichnet, aber ich bin überhaupt kein guter Zeichner." Er hatte nicht dieses Talent dazu wie der Adelige. "Meistens sind nur geometrische Formen herausgekommen, aber ich dachte mir, das wäre kein gutes Geschenk." Lilian hatte sehr, sehr oft an Aerys gedacht tagsüber. Er hatte nicht wirklich nach einem Geschenk für den älteren Mann gesucht, aber das war wohl dabei herausgekommen. Nur schien der Prinz sich dadurch nicht erweichen zu lassen. Der Jugendliche wusste nicht wieso die Bitte aus dem Zimmer zu kommen, den Adeligen so sehr erzürnt hatte.
Lilian schwieg. Er hatte eigentlich bei ihrem Wiedersehen fragen wollen, ob Aerys länger bleiben konnte, aber jetzt traute er sich nicht mehr. Der Adelige würde es vielleicht wieder als unangebrachte Forderung verstehen.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Aerys »

So richtig als Kuss schien es nicht gedacht gewesen zu sein, so wie Lilian stutzte. Dennoch antwortete er dann leise, dass er ihm diesen Kuss schenken würde, damit er immer einen dabei hätte. Oh, das war jetzt wirklich süss. Viel zu süss. Besonders, weil Lilian dabei so klein, zierlich und reumütig auf seinem Stuhl sass. Nervös saugte er verführerisch an seiner Unterlippe bevor er erklärte, dass er ihn aufmuntern wollte damit. Doch er hätte ihm den Kuss auch gegeben, wenn er guter Stimmung gewesen wäre, beteuerte er eifrig und erklärte gleich, wie er dazu gekommen war, diesen Kussmund auf die Karte zu bringen. Den besten hätte er aufgehoben, weil er gedacht hätte, dass es Aerys gefallen täte. Damit hatte er absolut recht. Es war ein sehr niedliches, herziges Geschenk. Vielleicht auch gerade deswegen, weil sie sich wieder einmal stritten, was Lilian gar nicht zu wollen schien.
"Nein, nicht nötig", wehrte Aerys deswegen auch gleich ab, als Lilian das Geschenk wieder zurück nehmen wollte, weil er wohl fürchtete, dass er Aerys damit nur verärgerte. "Ich werde den Kuss behalten.» Er liess ihn in seinem Juwelengepäck verschwinden, damit Lilian ihn ihm nicht mehr wegnehmen konnte. Er mochte den Kuss und Aerys ertappte sich dabei, wie er überlegte, in was für einen Schutzumschlag er ihn würde tun können, damit er ihn sehen konnte, er jedoch trotzdem geschützt war. "Es ist nicht leicht, sich zu schminken", tröstete er Lilian instinktiv, bevor ihm bewusst wurde, dass er das doch eigentlich erst einmal nicht mehr hatte tun wollen. "Das braucht viel Übung, eine ruhige Hand und ein guter Blick für die Farbtöne. Horatio kann sehr gut andere Leue schminken und frisieren." Wenn es an der Zeit war, würde er Lilian darin unterrichten. Doch noch nicht jetzt. Jetzt waren sie noch bei den Grundlagen.

Lilian gestand schüchtern, dass er auch etwas gezeichnet hätte, doch er wäre überhaupt kein guter Zeichner. Aerys schaute ihn dennoch interessiert an. Zeichnen war nun einmal seine grosse Leidenschaft. Wenn sich jemand daran versuchte, war er natürlich neugierig. Selbst wenn der andere nicht gut war. Die Versuche fand er spannend.
"Aus geometrischen Formen kann man auch schöne Bilder gestalten", liess sich der Adelige nun doch verführen. "Der Kuss ist sicherlich das bessere Geschenk, doch zeigst du mir deine Entwürfe trotzdem?" Natürlich hätte Aerys auch einfach zu dem Sekretär gehen können, um nachzusehen. Genau wie er sich auch das Tagebuch auf dem Fenstersims hätte nehmen können, um darin zu lesen. Es gefiel ihm jedoch besser, wenn Lilian dies von sich aus zeigte.

"Du bemühst dich wirklich, dein gedankenloses Verhalten von vorhin wieder gut zu machen, nicht wahr?" erkannte Aerys seufzend. Die Wut war allmählich verflogen. Auch wenn er sich darüber ärgerte, dass er sich schon wieder so schnell von Lilians natürlichem, anmutigen Zauber fangen liess. Wenn er jetzt schon wieder weich wurde, würde Lilians Benehmen nicht besser werden und er würde ihn bald wieder enttäuschen.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Es gab Lilian Hoffnung, dass Aerys das Geschenk doch behalten wollte und den Kuss dann auch gleich in seinem Juwelengepäck aufbewahrte. Dann mochte er ihn vielleicht doch? Die Stimmlage des Adeligen wurde ein wenig milder, als Aerys ihm sagte, es benötigte viel Übung, um sich gut schminken zu können. Ja, das hatte Lilian auch festgestellt. Er war sich nicht einmal sicher, ob er die richtigen Utensilien für die richtigen Gesichtspartien verwendet hatte. Im Grunde hatte er kreuz und quer durchprobiert ohne dass jemand tadelnd oder musternd daneben gestanden hatte und das war auch ganz nett gewesen. Lilian befürchtete aber, dass er irgendwann lernen müsste, sich richtig zu schminken, so wie Aerys den alten Schneider erwähnte. Lilian konnte darauf verzichten, von Horatio unterrichtet zu werden, sagte aber nichts dazu, immer noch sehr darauf bedacht, den Prinzen nicht weiter zu verärgern.
Wenigstens sprachen sie wieder miteinander und Aerys schien nun gewillter sich auch mehr am Gespräch zu beteiligen außer distanzierte einsilbige Antworten zu geben. Als Lilian davon erzählte, dass er versucht hätte zu zeichnen, konnte er dem Prinzen wieder etwas Interesse entlocken. Der junge Krieger freute sich insgeheim. Besonders als Aerys selbst die Entwürfe sehen wollte.
"Ja, gerne, aber es ist mehr so ein Gekritzel..." Hoffentlich erwartete der Adelige sich nicht zu viel. Der Jüngling erhob sich erneut, hatte die Serviette beiseite gelegt und ging wieder hinüber zum Sekretär, um nach den Bildern zu suchen. Er hielt inne, als Aerys seufzend bemerkte, dass Lilian sich ja wirklich bemühte sein Verhalten von vorhin wieder gutzumachen. Scheu blickte er den Prinzen an, stand dabei neben dem Sekretär. Er nickte zaghaft.
"Ja, schon...", gab er zu, wobei er immer noch fand, dass der Adelige viel zu schnell eingeschnappt gewesen war. Dabei war es Lilian, der fast zwei Wochen alleine gelassen worden war ohne dass Aerys gedacht hatte, dies würde seinem Gefangenen viel ausmachen. Der Prinz konnte genauso gedankenlos sein. Aber er hatte sich dafür entschuldigt, fiel Lilian ein...
"Es tut mir leid", wiederholte er seine Entschuldigung von vorhin. Vielleicht konnten sie das Wiedersehen noch einmal von vorne beginnen.

Lilian hatte die Zeichnungen gefunden und kam zurück zum Tisch, legte die Blätter neben Aerys' Teller. Die Papiere zeigten zum großen Teil wirre geometrische Formen. Als der Jugendliche sie so sah, war es ihm peinlich, dass er es überhaupt erwähnt hatte. Er wusste gar nicht was er da gezeichnet hatte. Eben einfach das was ihm in den Sinn gekommen war. Er mochte gerade, glatte Linien. Mit Bleistift hatte er entsprechende Formen skizziert und teilweise auch schattiert. Man sah ein kantiges Gebilde mit Einfurchungen, glatten Stellen und langen Kanten. Dass darin teilweise Aerys' purpurnes Juwel zu erkennen war, war dem jungen Krieger nicht bewusst. Es war mehr als das. Unter dem Juwel schienen weitere geometrische Strukturen zu sein, fast wie weitere Kristallschuppen, die sich dort fortsetzten.
"Oh, hier hab ich das Fenster dort gezeichnet. Das beim Balkon." Während er noch neben Aerys' Stuhl stand, schob Lilian das Papier mit den Formen beiseite und deutete auf eine Skizze mit dem Blick aus dem Fenster. Es war noch etwas ungelenk und ohne viel Detail, doch der Junge schien eindeutig Spaß an den Perspektiven und der Architektur zu haben. Nur schien der Blick aus dem Fenster ins Nichts zu gehen.
"Ich habe letzte Woche das Bett neu bezogen", fiel ihm ein, weil er das Schweigen nicht aushielt mit dem Aerys die Zeichnungen studierte. Es war ja nur Gekritzel. Konnten sie das ganz schnell wieder beiseite tun?
"Ich hatte die Dienstmädchenuniform dabei an. So wie ihr wolltet. Ich dachte, ihr kommt dann vielleicht wieder..." Aber das war nicht passiert und Lilian war weitere Tage alleine geblieben. "Ohne euch macht das Betten beziehen aber keinen Spaß", fügte er mit leiser Stimme hinzu.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Aerys »

Lilian stand gleich wieder auf vom Tisch, wenn auch diesmal ohne höflich um Entschuldigung zu bitten, und eilte wieder zu seinem Sekretär, um die Skizzen zu holen. Offensichtlich eifrig bemüht, es ihm recht zu machen. Aerys seufzte und wusste gar nicht so recht, ob er sich darauf einlassen sollte oder ob er Lilian noch strafen sollte. Irgendwie war er viel zu süss, um ihm lange böse zu sein. Auf seine Frage hin, ob Lilian versuchte, sein Verhalten wieder gut zu machen, nickte der Jüngling verführerisch zaghaft und schaue ihn schüchtern an. Der Prinz merkte, wie er ihn wieder zu begehren begann.

Vorsichtig kam Lilian mit den Skizzen wieder zurück zum Tisch und legte sie neben seinen Teller. Anstatt zurück zu seinem Platz zu huschen, blieb Lilian neben ihm stehen. Das gefiel Aerys. Gerne hätte er einen Arm um die schlanke Taille gelegt. Doch damit hätte er den Jugendlichen sicher nur wieder erschreckt. Also schob er nur seinen Teller beiseite und widmete sich interessiert den Skizzen.
Sie waren ungeübt, laienhaft, wie Lilian schon angekündigt hatte. Nichts desto trotz erkannte Aerys sofort eine ruhige Hand dahinter und ein scharfes Auge. Die Linien waren gerade und die Proportionen stimmten. Ausserdem war unter dem offensichtlichen Bild ein raffiniertes Muster zu erkennen. Die Skizzen sprachen ihn an. Da war etwas, Aerys konnte es nicht benennen, doch da war etwas, was ihm sehr bekannt vorkam.

Er war ganz vertieft in die Betrachtung, der verschiedenen Blätter, dass er nur am Rande mitbekam, wie Lilian erzählte, dass er das eine Bild am Fenster gezeichnet hätte. Das hatte Aerys sich schon gedacht. Viel spannender dünkten ihn jedoch die geometrischen Figuren mit den Schattierungen. Erst als Lilian etwas von seiner Dienstmädchenuniform erzählte, wurde der Prinz wieder hellhörig.
"Hätte ich gewusst, dass du die Uniform anhast, wäre ich augenblicklich zu dir gekommen", versicherte er innig. "Um ganz viel Spass mit dir auf dem Bett zu haben." Frech grinsend schlang er Lilian seine Arme um die Taille und zog ihn sanft zu sich auf den Schoss. Jedoch nicht, um ihn intim zu berühren, sondern um ihn fest an sich zu pressen, um ihn sanft zu umarmen. Vertraut lehnte er seine Stirn an Lilians Kopf, vergrub sein Gesicht in dem seidenen Haar. Sanfter Geruch von Lilian und seines Haarwaschmittels stieg ihm in die Nase. Es lockte, an seinem Ohr zu knabbern. Aber Aerys beherrschte sich.
"Wie soll ich dich überraschen und dir etwas schönes schenken, Lilian, wenn du in deinem Ungestüm immer schon alles forderst", flüsterte er ihm stattdessen fragend ins Ohr. "Das verdirbt alles. Ich kann dir nichts mehr von mir aus schenken. Du hast alles schon von dir aus erbettelt. So machen Überraschungen keinen Spass mehr."
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Der Adelige merkte auf sobald Lilian die Dienstmädchenuniform erwähnt hatte und scherzte, dass er sofort hergekommen wäre, hätte er das gewusst. Um mit Lilian Spaß auf dem Bett zu haben. Ohje, hoffentlich war das wirklich nur ein Scherz gewesen.
"Ich hab nicht den Spaß gemeint", verteidigte er sich und keuchte überrascht, als Aerys ihn an der Taille packte, um ihn auf seinen Schoß zu ziehen. Der Prinz grinste dabei und schien wieder besserer Laune. Lilian entspannte sich ein wenig, wagte sachte zu lächeln und als der Adelige ihn in eine sanfte Umarmung zog, sperrte sich der zierliche Jüngling nicht dagegen. Er hatte sich ja etwas Nähe gewünscht und nachdem er sich etwas von dem überraschenden Zug gefangen hatte, wagte er es sich zaghaft an den Prinzen zu kuscheln. Auch Aerys lehnte sich an ihn, drückte sein Gesicht in Lilians Haar. Es war schon etwas komisch, dass Lilian jetzt auf dem Schoß des Adeligen saß, doch Aerys schien dadurch lockerer zu werden und eine gewisse Vertrautheit begann sich zwischen ihnen aufzubauen. Ganz im Gegensatz zum kühlen Abendessen. Jetzt stand der Hauptgang erst einmal halb angerührt auf dem Tisch.
Aerys flüsterte ihm leise ins Ohr und fragte wie er ihn mit etwas schönem überraschen sollte, wenn Lilian so ungestüm wäre und dauernd betteln und fordern würde. Damit könnte Aerys ihm nichts mehr von sich aus schenken und dann würde er den Spaß an den Überraschungen verlieren. Lilian löste sich ein klein bißchen von Aerys, um ihn anschauen konnen. Überrascht machte er ein kleines O mit seinem Mund, ihm fehlten kurz die Worte. Verzeihend und betrübt blickte er den Prinzen an.

"Ohh... ihr wolltet mich mit etwas überraschen?", erkannte er ergriffen. Deswegen war Aerys dieses Mal besonders wütend gewesen, als Lilian aus dem Zimmer gewollt hatte. Weil Aerys ihm das von sich aus hatte gewähren wollen? "Oh, und ich hab es verdorben. Ich habs nicht gewusst. Ich wusste nicht, dass ihr etwas schönes machen wolltet." Natürlich hatte er es nicht gewusst, es hatte ja eine Überraschung werden sollen.
"Es kann immer noch schön werden", beteuerte er eifrig, seine Hände ruhten auf Aerys' Brust. "Ich werde mich wirklich freuen und es zu schätzen wissen. Ganz bestimmt. Es tut mir leid, dass ich die Überraschung verdorben habe. Dann darf ich einmal auf eurem Sofa sitzen?", freute Lilian sich und nahm an, dass Aerys sich überlegt hatte, dass der junge Krieger nun doch mal die Gemächer des Adeligen betreten durfte, "Ich werd auch nichts schmutzig machen und nur ganz ruhig dort sitzen und nichts anfassen." Aerys sollte es nicht bereuen, den Jüngling einmal aus dem Zimmer gelassen zu haben. "Danke, danke", freute er sich noch mehr und presste sich erleichtert an den Adeligen. Er hatte sich schon lauter Dinge vorgestellt wie es in den Gemächern wohl aussah und war schon sehr gespannt. Und wenn es nur für ein paar Augenblicke war. Wenigstens würde er kurz etwas anderes sehen.
Lilian kuschelte sich weiter an den Prinzen. Der war auch so schön warm und ihm fröstelte immer noch etwas.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Aerys »

Unwillig liess er Lilian gehen, als sich dieser etwas aus der Umarmung löste. Konnte der Jüngling nicht einmal stillhalten und einen schönen Moment geniessen? Offensichtlich nicht. Wenigstens floh er nicht gleich von seinem Schoss, sondern sah ihn überrascht an, formte seinen süssen Mund zu einem erstaunten Ausdruck. Er schien ganz gerührt zu sein, dass Aerys ihn mit etwas hatte überraschen wollen und blickte ihn nun verzeihend und betrübt an.

"Natürlich wollte ich dich überraschen und dir etwas gutes tun, nachdem ich dich so lange nicht mehr gesehen habe", erwiderte Aerys leicht schmollend. Er schenkte Lilian gerne Dinge. Er hatte ihm sogar all diese Zimmer geschenkt. Die, aus denen der Jüngling gerne ausbrechen wollte. Der ganze Ausflug hatte sich ja nur darum gedreht, schöne Geschenke für Lilian einzukaufen.
Der junge Krieger entschuldigte sich innig und beteuerte eifrig, dass es noch immer schön werden könne, liess dabei seine schlanken Hände auf seiner Brust ruhen, was den Prinzen ganz heiss werden liess. Vorschnell versichterte Lilian, dass er sich wirklich freuen und es zu schätzen wissen würde. Er könne noch immer schön werden. Aerys lächelte sachte und wagte, Lilian zu glauben. Bis dieser ihn mit einer kalten Dusche übergoss und freudestrahlend fragte, ob er einmal auf Aerys Sofa sitzen dürfte. Eifrig versprach er, auch ja nichts schmutzig zu machen und ganz ruhig dort zu sitzen und nichts anzufassen. Strahlend bedankte er sich und kuschelte sich an Aerys.

"Nein, damit wollte ich dich nicht überraschen", brachte der erstarrte und etwas überrumpelte Prinz hervor. "Lilian, nicht meine Gemächer. Schlag dir das aus dem Kopf. Soweit bist du noch lange nicht. Und ich auch nicht." Sie stritten sich doch ohnehin alle fünf Minuten. In Aerys Gemächern sollte das jedoch nicht geschehen. "Das war nicht das, was ich dir schenken wollte", stellte er noch einmal klar. "Nun, jetzt ist es auch egal. Komm, setz dich wieder auf deinen Stuhl, damit wir zu Ende abendessen können." Sanft legte er seine Hände auf Lilians schlanke Hüften, um ihn behutsam von seinem Schoss zu schieben. Egal wie schön es sich anfühlte, dass der Jüngling sich an ihn kuschelte.
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