Blutige Tat

[Ayana]

Ayana deckte das Kind unter ihren Händen gewissenhaft zu, als sie wieder eingeschlafen war. Mit sanften Händen strich sie die Decke glatt und streichelte ihrer Patientin kurz zärtlich über die Wange. "Sie ist so unheimlich jung ...", sagte sie schließlich leise. Dann richtete sie sich auf. In ihren Augen lag ein unendlich trauriger Blick, aber ihre Lippen lächelten sacht.
"Setzten wir uns. Das könnte länger dauern", sagte sie dann und wies auf die einladende Sitzgruppe.
Als sie beide schließlich saßen atmete Ayana tief durch. Sie hatte die Schuhe ausgezogen und die Beine untergeschlagen. Ihre Hände waren noch immer verbrannt. Sie betrachtete sie kurz, bevor sie leise zu sprechen begann.

"Ich war nicht viel älter als sie. Vielleicht 150 oder 160 Jahre alt. Ayden und ich sind in der Lüge aufgewachsen, dass wir Bastarde sind. Unsere Mutter behauptete immer, sie sei eine reine Dhemlanerin und unser Vater sei ein Glacier gewesen. Aber sie sagte es nur, um sich selbst zu schützen, wie sie behauptete. Eigentlich war sie der Bastard, aber das Aussehen schlug erst bei uns durch. Ihr Gefährte Veduco hat uns gehasst und durchgesetzt, dass wir am Hof wie Bastarde behandelt wurden. Er dachte ja auch, wir wären welche gewesen. Ayden und ich ... wir hatten nur uns!"
In ihrer Stimme schwangen Tränen mit, aber sie hielt sie zurück. Sie wollte jetzt nicht weinen.
"Als ich etwa so alt war wie Mia hat ... hat Veduco mich vergewaltigt. Ich bin zerbrochen. Als er sah, dass ich seine Tochter war versuchte er noch mit aufzufangen. Bei Grün haben Ayden und er mich gefangen und wieder mit nach oben genommen. Aber da war es schon zu spät. Ich war schon zerbrochen." Während sie sprach blickte sie die ganze Zeit zu Boden. Sie wollte Aarons Augen nicht sehen, während sie dieses Geständins machte. Sie hatte noch nie jemandem davon erzählt.
"Ayden hat den Hof zerstört und unsere Mutter zerbrochen. Etwa 200 Jahre später habe ich meine Mutter besucht und sie hat mir die Wahrheit gesagt. Aber geholfen hat es mir nicht. Ayden wollte immer der Mann sein, der mich durch die Jungfernnacht geleitet, aber unser Vater ist ihm zuvor gekommen. Das wirft er sich immer vor. Vor ein paar Wochen bin ich wieder gefallen und habe weitere Netze zerrissen. Ich falle oft in den Abgrund. Du hast ihn gesehen. Aber Ayden fängt mich immer auf." Ayana machte wieder eine Pause und sah zu Aaron auf. "Ich glaube diesmal bin ich gefallen, weil ich keine Kraft mehr hatte. Das alles hier ... es ist für mich, als sähe ich in einen Spiegel, weißt du. Das dort auf dem Bett könnte genausogut ich sein. Der einzige Unterschied ist, dass Ayden sie gar nicht aufgefangen hat, während ich nur bis grün durchgebrochen bin. Ich konnte ihre inneren Wunden nicht heilen, weil meine eigenen nicht geheilt worden waren. Aber ich wollte sie heilen, darum ist zu viel von meiner Energie verloren gegangen und ich konnte mich nicht mehr fest halten. Der Abgrund ist groß. Es ist nicht schwer einfach hinein zu fallen."

[Aaron]

Aaron hatte sich ihr gegenüber gesetzt und ihren Ausführungen zugehört, es versetzte ihm einen Stich was sie sagte, wie sie es sagte, es tat ihn leid um sie. Vielleicht war es gut, dass sie zu Boden starrte, wer weiß ob sie mit seinem Mitleid fertig geworden wäre. Sie erzählte was geschehen war, was sie und Ayden zu den Menschen gemacht hatte die sie waren. Ayden schien sie zu lieben und auch zu hassen, sonst hätte er das nicht einem Mädchen angetan, dass genauso wie seine Schwester aussah. Aaron verstand jetzt auch woher Ayanas Angst kam, warum sie sich davor scheute berührt zu werden.

Er wollte ihr helfen, irgendetwas tun um ihr zu helfen, doch was sollte er machen? "Ich will dir helfen" meinte er dann schließlich und sah ihr in die Augen, in seinem Blick lag Mitleid, aber auch der eiserne Wille für sie da zu sein. Er würde sie beschützen soweit es in seiner Macht lag, denn irgendwann würde sich Ayden nicht mehr mit Mädchen begnügen, die so aussahen wie Ayana...

[Ayana]

Ayana wusste nicht recht, wie sie sich ausdrücken sollte. Wie sollte sie ihm sagen, dass sie nicht einmal wusste, ob sie Hilfe wollte? Das letzte mal, da ihr jemand geholfen hatte, war es ziemlich nach hinten los gegangen.
"Ich glaube, mir kann man nicht helfen", sagte sie schließlich leise. Auf ihren Lippen lag ein uraltes, weises Lächeln, aber ihre Augen blickten traurig.

"Ich habe gelernt damit zu leben." Ja, das hatte sie tatsächlich. Man konnte sich das Leben schwer machen, oder man konnte lernen es hin zu nehmen und die kleinen Freuden genießen. Ayana hatte die zweite Möglichkeit gewählt. Das Leben eines Langlebigen Wesens konnte sehr sehr lang werden und deshalb neigten jene eher dazu, den leichteren Weg zu wählen. Die Kurzlebigen Völker hatten nicht so viel Zeit, deswegen kämpfen sie lieber.

[Aaron]

"Aber nicht besonders gut, wenn du immer wieder abstürzt" meinte Aaron und sah ihr dabei in die Augen, es konnte nicht gut für jemanden sein wenn die Person soweit zerrissen war und noch immer weiter abstürzte.

"Willst du gar nicht darum kämpfen wieder ganz zu heilen?" fragte er sie dann mit einmal, ihre Gedanken konnte er zwar nicht lesen, doch bei den langlebigen Völkern war es meist so, dass sie lieber den leichten Weg ohne Kampf gingen auch wenn das sie später viel nachhaltiger zerstörte.

[Ayden]

Nachdem er all seine Wut an Mia hatte auslassen können, hatte Ayden nahezu traumlos geschlafen. Erschöpft von seiner Tat in Dhemlan, erschöpft von der ewig kreisenden Wut, erschöpft von dem Aufstieg. Er hätte weiter aufsteigen können und sollen, doch Rot schien äußerst passend...
Trotzdem benötigte Ayden noch den Rest des Tages, um sich auch nur annähernd zu sammeln und bereit für das Abendessen mit Timaris zu sein.

Das Wachs rann bereits von den blutroten Kerzen hinab. Die Flammen erzitterten leicht im lauen Abendwind. Ayden stützte seine Hände an der Brüstung des großen Balkons ab und sah hinab. Er hatte schon einmal mit Timaris alleine zu Abend gegessen bevor er nach Dhemlan gereist war, allerdings konnte er sich nicht mehr an viel erinnern außer dass sie sich so sehr gegenseitig mit Blicken verzehrt hatten, dass die Luft getragen und schwer wie kurz vor einem Sturmgewitter gewesen war.
Der Prinz betrachtete die im Dunkeln liegenden Dächer von Draega weiter unter ihnen, es schien so fern, dass selbst die Geräusche der Stadt nicht bis nach hier oben drangen. Ayden bemerkte wie er geistesabwesend mit den Fingern auf dem Stein des Geländers trommelte, seltsamerweise war er aufgewühlt und mehr als nur gespannt auf Timaris.

[Timaris]

Wieder ein abendessen mit Ayden. Das Zweite, seit sie sich kannten. Timaris war aufgeregt. Nervöser, als sie es eigentlich hätte sein sollen. Doch seit Eluvitiar hatte sie niemanden mehr getroffen, der sich einfach auslebt, so wie sie es selber tat.

Darum hatte sie sich auch sehr viel Mühe beim sich Vorbereiten gemacht. Nun sah sie nochmals in den Spiegel, um sich zu vergewissern, dass auch alles gut sass. Ihre langen schwarzen Haare hatte sie kunstvoll hochstecken lassen und nur zwei, drei Strähnen waren lose, die raffiniert ihren schönen, schlanken Hals betonten und umschmeichelten. Ebenso wie es das schlichtes, aber bezauberndes Saphircollier mit den dazu passenden Ohrringen tat.

Ihr Kleid war tief dunkelblau, schon beinahe schwarz und war hauteng. Vorne besass es einen verspielten Wasserfallausschnitt, der wirkte, als könne er jeden Moment verrutschen und etwas preisgeben, was er nicht sollte. Doch das tat er nicht. Gehalten wurde das Kleid von sehr dünnen Trägern. Der Aussschnitt am Rücken, reichte ihr bis zum Ansatz ihres Gesässes, der nur ab und zu von gekreuzten Bändern unterbrochen wurde, die das Kleid am Rücken zusammen schnürten, sich aber schön an Timaris' Rücken anschmiegten und keine Druckstellen hinterliessen. Auch zeichneten sich unter dem engen Kleid keine Abdrücke ihrer Unterwäsche durch. Ab der Hüfte fiel der weiche, dünne Stoff gerade hinunter, bis über ihre Knöchel. Auf der linken Seite besass es aber einen frechen Schlitz, welcher ihr bis zur Mitte ihres Oberschenkels reichte. Dazu trug sie natürlich noch die passenden, hochhakigen Riemchensandaletten.

Zufrieden mit ihrem Spiegelbild machte sie sich langsam auf den Weg und trat schliesslich zu dem Prinzen hinaus auf den Balkon. "Ayden", hauchte sie leise.

[Ayden]

Er spürte ihre Anwesenheit bereits bevor sie den Balkon betrat, so dass Ayden eigentlich gefasster hätte sein müssen. Doch als er sich dann umdrehte, um Timaris zu begrüßen, konnte er nicht anders, als sie einfach nur anzusehen. Schweigend betrachtete er die hohen Sandalen, die ihre zarten Füße hervorhoben und ihre Beine noch länger wirken ließen. Der Schlitz in ihrem Kleid ließ seinen Blick weiter hoch bis zu ihren Oberschenkeln wandern. Was Timaris angezogen hatte, war dunkelblau wie die tiefste See und hauteng... er wollte einfach nur noch in ihr ertrinken. Und der verführerisch drappierte Ausschnitt machte es auch nicht besser. Ayden zwang sich dazu, Timaris endlich wieder ins Gesicht zu sehen, was von drei leicht lockigen schwarzen Strähnen umschmeichelt wurde. Er selbst trug eine schwarze Hose und darüber ein weißes Hemd, was an den Seiten und vorne mit schwarzen Schnürungen zusammengehalten wurde. Als Kontrast trug er seine rote Juwelen.

Langsam kam Ayden auf sie zu bis er den höflichen Abstand zwischen zwei Personen bereits längst überschritten hatte und nun dicht vor ihr stand. "Muss ich dir jetzt sagen, wie atemberaubend du aussiehst?", fragte er sie leise. "Das werden sehr mühsame Gespräche, wenn ich mich fortwährend bemühen muss, nicht jedes Wort gleich sofort wieder zu vergessen, wenn ich dich nur ansehe..."
Er verneigte sich leicht vor ihr, hob dann dabei ihre grazile Hand und gab ihr galant einen Kuss darauf. Trotzdem fragte er sich, wieviele Männer sie bereits mit jenem Aussehen ins Bett bekommen hatte... wieviele schon umgarnt. Er selbst hätte es auch nicht mehr zählen können, doch hier und jetzt hatte es keine Bedeutung. Sie mußten sich nichts beweisen, sie hatten beide ihre Erfahrungen gemacht und sie wußten, wen sie vor sich hatten. Timaris hatte ihm zugesehen wie er Mia zerbrochen hatte. Und dieses Wissen befreite Ayden auch, sich anders zu geben, als er eigentlich war.
Er hätte also vollkommen gelöst und entspannt sein müssen, doch er konnte es nicht ganz.

[Timaris]

Er verschlang sie förmllich mit seinem Blick. Eigentlich war es recht unhöflich und je nach Lust und Laune hätte sie einen anderen Mann, der sie so angesehen hätte übelst dafür bestraft. Aber bei Ayden genoss sie es solange und so bewundernd von oben bis unten angesehen zu werden. Schliesslich hatte sie sich äusserst ausgewählt gekleidet für ihn.

Und er selber sah ja auch einfach... einfach zum ausziehen aus. Die schwarze Hose, das weisse Hemd die raffinierten, schwarzen Schürungen und ganz besonders das frisch erhaltene rote Juwel. Auch sie sah ihn einfach mal nur an und genoss seinen Anblick.

Schliesslich trat er sehr nah an sie heran. Sie konnte sogar schon beinahe die Wärme seines Körpers spüren. Dann hauchte er ihr diesen wundervollen Kuss auf die Hand und ein leichter Schauer fuhr ihr den Rücken hinunter. Sanft strich sie mit ihrer freien Hand über seinen Arm und lächelt ihn geheimnisvoll an.

"Nein, du brauchst es mir nicht zu sagen", antwortete sie mindestens ebenso leise. "Denn du hast es mir mit deinem Blick schon lange mitgeteilt." Dann trat sie anmutig an ihm vorbei und ging zu der steinernen Brüstung des Balkons, betrachtete die Lichter der Stadt. Dann drehte sie ihren Kopf zu ihm um und fragte freundlich lächelnd: "Wie geht es dir Ayden?"

[Ayden]

Sie berührte ihn nur leicht am Arm, eine versteckte Andeutung ihrer Nähe, die sie zueinander empfanden. Und als sie an ihm vorbeiging, konnte er nicht anders, als ihr mit Blicken zu folgen. Für einen Moment hatte sie ihm den Rücken zugewandt und er betrachtete ihre Haut, die zwischen den Schnürungen bis hinab zu ihrem Gesäß zu sehen war. Das Licht der Stadt drang schwach bis nach hier oben, aber es waren mehr die Kerzenlichter und der Mond, die sich auf ihrer Haut vermischten und Timaris so geheimnisvoll wie anziehend machte. Immer noch der Stadt zugewandt, drehte die Königin grazil den Kopf zur Seite und sah Ayden an. Bei der Frage mußte er leicht lächeln und stellte sich dann neben sie, dieses Mal jedoch in einem etwas weiterem Abstand.
"Wie es mir geht? Das ist aber eine ganz schön schwere Frage für den Beginn unseres Abendessens. Ich hatte gehofft, du fängst mit etwas leichterem an", erwiderte er. Der Prinz stützte sich mit den Händen auf der Brüstung ab und sah ebenfalls zu den erleuchteten Häusern von Draega. Es war still, die Zypressen nahe des Anwesens rauschten leise, in der lauen Nacht hörte man Grillen zirpen.

"Ich weiß nicht, ob es mir je gut ging... ob ich je vollkommen glücklich war. Aber es gibt Momente, wo ich mich vergessen kann und das hat mir bisher immer gereicht", erwiderte er wahrheitsgemäß. Was sollte er ihr schon sagen? Dass er sich selbst hasste und die Folter und seine Opfer brauchte, um dies zu vergessen, aber das genau seine sadistische Art ihn wieder dazu brachte, sich zu hassen und das es so fortwährend eine Spirale in den Abgrund war?
Sollte er ihr sagen, dass seine Mutter den Tod wollte, weil er immer noch erträglicher war, als ihren eigenen Sohn zu sehen und bei ihm zu sein?
Ayden atmete tief durch und wandte sich dann mit einem Lächeln zu Timaris um.
"Aber es geht mir besser als gestern. Ich bin nicht mehr wütend. Dank dir.... Und wie geht es dir, Timaris?", fragte er sie leise. Nein, für Leute wie Timaris und ihn war dies bei weitem keine leichte Frage. Das wußten sie beide.

[Timaris]

Timaris lachte leise. Es war ein sanftes perlendes Geräusch. "Mit mir wirst du es nie einfach haben Prinz", antwortete sie ehrlich und mit einem leisen Hauch von Traurigkeit. Gerade weil es mit ihr nicht einfach war, hatte sie nur sehr wenige wahre Freunde.

Nachdem er seine Frage gestellt hatte, sah sie wieder hinunter in die Stadt, genoss den lauen Abendwind auf ihrer Haut. "Ich fühle mich jetzt ruhig und zufrieden." Einmal davon abgesehen, dass ich unglaublich nervös bin, dass ich heute mit dir zu Abend esse. Aber das wirst du noch nicht einmal erfahren, wenn die Hölle zufriert.

Die hob wieder den Kopf und sah ihn lächelnd an. "Ja, ich verspüre Ruhe und Gelassenheit und nicht dieses Bedürfnis... na du weisst schon. Momentan will ich nicht unbedingt jemand ärgern, sondern freue mich einfach nur auf einen schönen Abend mit dir."

"Es freut mich aber, dass es dir nun besser geht und dass ich dir helfen konnte", fügte sie herzlich und aufrichtig hinzu.

[Ayden]

"Nun, das hoffe ich doch, dass ich es nie einfach mit dir haben werde, liebste Timaris." Er lächelte sie charmant an. "Andernfalls wäre es doch langweilig. Außerdem verzeihst du mir dann vielleicht auch das ein oder andere Mal, wenn ich... schwierig bin." So wie gestern, wo sie nicht wütend geworden war und ihn gerügt hatte, sondern ihm gar geholfen hatte. Ayden erwiderte ihren Blick, als sie davon sprach, dass sie momentan ruhig und zufrieden war, dass sie niemanden quälen mußte, um sich erst dieses Gefühl der Ruhe zu verschaffen. Er kannte diesen Zwiespalt nur zu gut, vielleicht war er deswegen dennoch innerlich so aufgewühlt. Es war ganz anders als wenn er mit Ayana zusammen war, die ihn zwar kannte, ihn aber niemals verstanden hatte. Sie konnte seine hässliche Seite einfach nicht akzeptieren, Timaris hatte es ohne mit der Wimper zu zucken getan.

"Dann lass es uns genießen solange wir es können", erwiderte er leise und seine Hand legte sich leicht über die ihre, die auf der Brüstung ruhte. Solange wir können... solange wir nicht wieder zu Bestien werden, die einfach irgendetwas zerfleischen müssen. Zögerlich zog er seine Hand wieder zurück, als zwei Diener mit dem noch dampfenden Essen herein kamen und es auf dem Tisch auf dem Balkon servierten.
"Wollen wir?", fragte Ayden mit einem Lächeln und führte Timaris galant zu ihrem Stuhl, den er ihr zurecht rückte. Als sie sich gerade hinsetzte, war er ihrem Nacken so nah, dass sie seinen warmen Atem auf der Haut spüren mußte. Nur kurz... ehe er sich auf seinem eigenen Platz niederließ.
Der Prinz hob sein Glas mit dem Weißwein, das an den Rändern im Kerzenschein glitzerte.
"Normalerweise würde ich jetzt auf neue Begegnungen und Freundschaften anstoßen", sagte er sinnierend, "Und ich würde bezaubernd lächeln und doch nur daran denken wie ich die Frau gegenüber von mir schon bald auf alle erdenkliche Arten quälen werde. Allerdings..." Ayden blickte ihr tief in die Augen. "Ist das bei dir anders. Weswegen mir einfach nicht einfallen will, worauf wir nun trinken sollen." Er fragte sich wie oft ihm jetzt schon passende Entschuldigungen in den Sinn gekommen waren, dass er einfach nicht wußte was er sagen sollte. Es war so schwer nicht in das Muster des Verführers zurückzufallen und über Belanglosigkeiten zu plaudern, während man heimlich das Feuer der Gier immer höher zum kochen brachte. Warum hatte er sich nur vorgenommen, Timaris nicht so zu behandeln? Nur weil du denkst, sie versteht dich? Ayden mußte sich eingestehen, die Frau brachte ihn aus dem Konzept.

[Timaris]

Schalkhaft lächelte sie ihn an, als er darauf spekulierte, dass sie ihm verzeihen würde, wenn er schwierig sein würde. "Vielleicht", antwortete sie vage. Doch sie lächelte warm. Sagte das eigentliche Ja dazu. Das war etwas, dass sie noch nie bei einem Mann getan hatte. Ihm so echte Sicherheit zu geben. Selbst mit Eluvitiar hatte sie mehr gespielt.

Dann berührten sich ihre Hände und ein wohliger Schauer durchfloss ihren Körper. Sie hätte ewig so stehen bleiben und ihn anlächeln können. Doch da wurde das Essen aufgetragen und er zog sich zurück. Wieso? Es war doch gerade so schön. Aber dann geleitete er sie an den Tisch und rückte ihren Stuhl zurecht. Dabei konnte sie wieder sein Nähe spüren und sogar seinen Atmem in ihrem Nacken. Sie war sich sicher, dass er das diesesmal unbeabsichtigt getan hatte. Trotzdem war es heiss.

Da erhob er sein Glass. Silbernes und rotes Licht funkelte bei der Bewegung auf. Er hatte Recht, es war wirklich eine ganz andere Situation. Wenn sie sonst so mit einem Mann zusammen sass, war er ihr Opfer, doch Ayden betrachtete sie als einen Gleichberechtigten. Auch wenn er sowohl in der Bluts- als auch in der Juwelenkaste nicht an sie heranreichte. Das erstaunte Timaris am aller meisten.

Sie erhob ebenfalls ihr Glas und meinte nach kurzem Überlegen lächelnd: "Wie wäre es, wenn wir darauf anstiessen, dass wir uns gegenseitig so annehmen wie wir sind?"

[Ayden]

Er nickte leicht, als sie vorschlug, darauf anzustoßen, dass sie sich gegenseitig so nehmen sollten wie sie waren. Die Gläser klirrten kaum wahrnehmbar und Ayden trank von dem Wein, wobei er immer noch zu Timaris hinübersah und sein Blick nur zu deutlich aussagte, dass er viel lieber von ihr trinken wollte. Der Prinz mußte sich zwingen auch endlich das Essen vor ihm wahrzunehmen, es war gewiss köstlich, doch selbst als es auf seiner Zunge zerging, interessierte ihn der Geschmack nicht wirklich.

"Darf ich dich etwas fragen? Ich lebe jetzt schon länger mit meiner Schwester hier, aber ich habe noch nie den Rest deines Hofstaates gesehen", setzte er an und nahm noch einen Schluck vom Wein, "Ich meine... dein Gefährte, dein Haushofmeister, dein erster Kreis und so fort..." Ayden hatte sich wirklich gefragt, ob ihm diese Personen nicht vorgestellt wurden, weil er zwar Sohn einer Provinzkönigin war, aber nicht höher oder schlichtweg, weil es diese Personen nicht gab. Nun, bei Timaris' Naturell... er genoß ihre Gesellschaft wirklich, aber er konnte sich vorstellen, dass es nicht viele andre gab.

[Timaris]

Sie ertrank in seinem Blick. Der Wein war gut, das Essen war köstlich und doch nahm timaris den Geschmack kaum war. Abkelenkt durch seinen verzehrenden Blick, wollte sie viel lieber an etwas anderem knabbern, als das was vor ihr imm Teller lag. Ganz tief in ihr drinn schimpfte auch eine Stimme, sie solle sich endlich zusammen reissen und zeigen, dass sie die Königin und somit die höhergestellte Person war. Sie sollte kühl und gelassen sein, wie sonst auch immer.

Aber dann stellte er ihr diese Frage und sie wurde auf einmal knallrot und stocherte verlegen in ihrem Essen herum. Dabei sollte es ihr doch egal sein. Schliesslich wusste er ja, wie sie war, doch vielleicht gerade deshalb konnte sie es nicht verhindern. "Nun, mein Hauptmann der Wache ist viel in den Kasernen und deshalb wirst du ihm wohl noch nicht begegnet sein", begann sie mit einer Ausflucht. Doch dann entschied sie, ihm die Wahrheit zu sagen, wenn auch ein wenig zögerlich. "Mein letzter Haushofmeister war einfach schon alt, uralt und er ist friedlich in seinem Bett gestorben. Das passiert auch bei uns Langlebigen, auch wenn wir das oft für lange Zeit vergessen können. Mein Erster Kreis, nun, der war mit mir nicht einer Meinung und ich wurde wütend." Damals hatte sie wirklich etwas überreagiert, doch das würde sie niemals zugeben. "Und mein letzter Gefährte war schlicht und einfach nicht stark genug." Scheinbar gleichgültig zuckte sie mit den Schultern. "Aber ich habe vor ein paar Monaten jemanden kennengelernt, der vielleicht einmal in der Lage sein wird, mein nächster Gefährte zu werden."

"Deshalb hast du diese Leute nicht gesehen", erklärte sie ihm mit einem etwas gequälten Lächeln. "Weil sie nicht existieren. Aber du sprichst von deiner Schwester. Bei ihr könnte man auch glatt glauben, dass sie nicht existiert. Ich habe sie auch noch nie hier gesehen. Möchtest du sie mir nicht vorstellen?"

[Ayden]

Als sie leicht errötete bei seiner Frage, konnte Ayden nicht anders als sie kurz verträumt anzublicken, was sie zum Glück nicht sah, da sie den Blick nach unten gewandt hatte. Dann begann sie zu erzählen, was mit ihrem Hofstaat geschehen war und wie sie alle nach und nach verstorben waren. Entweder von selbst oder weil sie so dumm gewesen waren, Timaris zu verärgern. Als sie auf den Gefährten zu sprechen kam, wurde Ayden hellhörig. Ihr letzter Gefährte war also nicht stark genug gewesen... er fragte sich, was aus dem geworden war. Ob er irgendwo hier auf dem riesigen Grundstück verscharrt war oder er so feige gewesen war, vor ihr zu flüchten?

Als Timaris schließlich gezwungen lächelte und erklärte, einen neuen Hofstaat gäbe es nicht, bereute Ayden seine Frage beinahe wieder. Er wollte Timaris lieber nicht daran erinnern. Aber ihm selbst waren bereits ähnliche Schicksale widerfahren, auch er besaß keine Freunde, weil wirklich niemand stark genug gewesen war, ihn auf längere Zeit zu ertragen. Und bei der Mutter der Nacht, er hatte es wirklich versucht. Niemand konnte ihm das vorwerfen.
Ayden dachte an Timaris' letzte Worte, dass es vielleicht bald einen zukünftigen Gefährten gäbe. Warum versetzen ihm diese Worte nur solch einen Stich? Aber er kam nicht mehr dazu weiter darüber nachzudenken, als Timaris ihm seinerseits eine unangenehme Frage stellte.

Ayden legte kurz sein Besteck beiseite. "Meine Zwillingsschwester Ayana ist das einzige andere Familienmitglied der Asars, was jetzt noch übrig geblieben ist. Sie ist fast immer bei mir und sie erträgt mich, sie hilft mir, auch wenn ich ihr grausame Dinge antue." Ein wenig sinnierend lehnte er sich zurück und sah kurz zum Nachthimmel. "Es gab einmal einen Mann namens Halet, mit dem ich über Jahre zu fechten pflegte und wir waren so etwas wie Freunde... so weit das eben bei mir geht. Dann aber legte er seine Augen auf Ayana und ich wurde eifersüchtig. Sehr eifersüchtig." Ungerührt aß Ayden weiter und fuhr erst nach einiger Zeit fort, wobei er Timaris ansah. "Ayana ist mir wirklich sehr, sehr wichtig und ich würde es nicht ertragen, stöße ihr etwas zu oder wäre ihr plötzlich jemand wichtiger als ich. Deswegen habe ich sie dir bisher noch nicht vorgestellt, Timaris." Nun lächelte der Prinz doch sanft. "Ich war mir nicht sicher, wie du reagieren würdest, aber jetzt weiß ich es und ich werde sie dir bald vorstellen."
Er nippte an dem Wein, sah sie lange an, während an den Seiten die Kerzen flackerten.
"Ich bin ein sehr eifersüchtiger Mann, ein sehr einnehmender Mann, Timaris. Meine Schwester kommt damit nur klar, weil sie keine andere Wahl hat", gestand er ihr. Du hast eine. Doch das sagte er nicht laut.

[Timaris]

Eigentlich sagte er schreckliche Dinge, als er ihre Frage beantwortete. Schrecklich in Bezug auf das was er mit seiner Schwester tat, aber auch schrecklich für ihn selber, weil er sich dessen nur zu bewusst war. Dennoch schaffte er es ruhig darüber zu sprechen. Das bewunderte Timaris und ihre Anerkennung für ihn stieg immer mehr. Denn sie wusste, dass so etwas nicht unbedingt einfach war. Sie verstand auch seine Eifersucht, hegte sie die doch selber.

"Ich freue mich darauf, deine Schwester kennen zu lernen", erwiderte sie nach kurzem Schweigen und nickte ihm knapp zu. "Dann weiss ich, wie sie aussieht, weiss wer sie ist. Ich werde höflich zu ihr sein, sie wird mein Gast sein und ich werde mich nicht mehr weiter für sie interessieren." Das war etwas, dass sie gerne für Ayden tat. Dass er sich hier seiner selbst und auch seiner Schwester sicher sein konnte. Einmal davon abgesehen fand Timaris viel mehr an Männern, denn an Frauen Gefallen.

"Ich kenne die Eifersucht", fuhr sie schliesslich leise fort, erwiderte aber sein sanftes, wunderschönes Lächeln. "Beherrscht sie doch auch manchmal mein Verhalten. Was glaubst du, weshalb ich auch über meine Sklaven ein Tabu gelegt habe. Dabei sind sie doch eigentlich nur zum Gebrauchen da und leicht ersetzbar. Doch ich habe sie mir genau ausgesucht. Sie sind etwas spezielles und schön. Nur ich werde das Vergnügen haben dürfen, sie zu quälen. Nur zu ganz speziellen Gelegenheiten, lasse ich auch jemand anderen mit ihnen spielen. Wie du siehst, kenne ich die Eifersucht nur zu gut." Und wenn das so weitergeht, wirst auch du bald in meinen Kreis der Eifersüchtig gehüteten, eingeschlossen. Oder bist du es etwa schon?

[Ayden]

Auch wenn Ayden gehofft hatte, sie würde so reagieren, war er doch erleichtert, als sie ihm zu verstehen gab, sie würde seinen Wunsch respektieren. Dann begann sie bereitwillig über ihre Sklaven zu reden und der Prinz hörte ihr aufmerksam zu. Ja, Timaris und ihre Sklaven... er hatte bereits einiges von den Dienern darüber gehört und dass sie nicht gerade zimperlich mit ihnen umging. Ayden hatte auch ein paar Namen erfahren, er wußte nicht was ihn überhaupt dazu getrieben hatte, schon Erkundigungen über Timaris' Sklaven einzuziehen. Das ging ihn ja auch eigentlich gar nichts an.

"Nun, ich werde mich an das Tabu halten. Ich selbst habe mir nie Sklaven zugelegt, weil wir so oft auch Reisen waren und mich eine Frau meist nie länger als einige Tage reizt. Danach wird sie mir oft zu langweilig, es sei denn sie ist so außergewöhnlich, dass sie mein Interesse weckt." Er mußte an Katarian denken, sie wäre es wirklich wert gewesen, sich länger mit ihr zu beschäftigen, aber Ayana hatte ja alles verderben müssen.
"Außerdem reizen mich Männer nicht wirklich. Es sei denn, ich empfinde sie als Konkurrenten." Er lächelte kurz raubtierhaft, widmete sich dann aber wieder seinem Essen. Hölle der Nacht, wann war er je so ehrlich gegenüber jemanden gewesen?

Ayden streckte leicht seine Füße aus, berührte dabei leicht ihr Bein. Er sah sie weiterhin an, irgendwie hatte er vergessen zu essen. Am liebsten hätte er sich vorgebeugt, dabei vermutlich Kerzen und Wein umgeworfen, und Timaris geküsst.
"Weißt du, was ich hier noch benötigen würde?" Außer dich... "Jemanden mit dem ich fechten kann. Das ist meine zweite große Leidenschaft. Wäre dein Hauptmann der Wache dazu geeignet oder ist einer deiner Sklaven darin geübt? Ich verspreche, ich würde sie nicht übermäßig verletzen und du könntest uns dabei zusehen wie uns der Schweiß über die glänzende Brust läuft." Er grinste sie leicht anzüglich an.

[Timaris]

Sie zuckte zusammen, als er sie leicht am Bein berührte. Es kam so unerwartet, war irgendwie so unpersönlich und trotzdem entachte es ihn Timaris die Lust mehr von Ayden berührt zu werden. Ihr Essen beachtete sie schon eine Weile nicht mehr.

Sein anzügliches Grinsen erwiderte sie keck und bei der Vorstellung, die er heraufbeschwor leckte sie sich langsam und genüsslich über die Lippen. "Welch ein Bild", seufzte sie veträumt und zog Ayden regelrecht mit ihren Blicken aus. Dennoch musste sie leise lachen. "Wenn du einem meiner Sklaven sagen würdest, er müsse jetzt mit dir fechten, würde er gleich vor Schreck in Ohnmacht fallen. Aber dem von gestern könntest du es beibringen. Er hat so viel ich weiss nur im waffenlosen Kampf Erfahrung. Einzig mein Hauptmann der Wache könnte dir ein wahrer Gegner sein."

"Aber vielleicht", begann sie beinahe schüchtern und doch so eindeutig zweideutig. "Vielleicht würdest du mir ja auch zeigen, wie du findest, dass man mit einem Degen umgehen sollte."

[Ayden]

Er verging nahezu unter ihrem Blick, als Timaris ihn fesselnd ansah. Die Vorstellung sie zu berühren, zu liebkosen... vielleicht würden sie ja jetzt endlich einen Schritt weitergehen. Ayden strich weiterhin an ihrem Bein entlang, hatte nun einer seiner Schuhe verschwinden lassen und ließ seinen Fuß höher wandern...
"Ach ja, Aaron...", erwiderte er, als Timaris auf den gestrigen Sklaven zu sprechen kam. Was fand sie nur an dem? Momentan schien es ja ihr Lieblingssklave zu sein nach allem was er gehört hatte. "Ich unterrichte gerne deine Untergebenen, damit sie wissen wie sie dem Degen auch umgehen können."

Dann hob der Prinz leicht die Augenbrauen und schmunzelte, als Timaris davon sprach, er solle ihr auch zeigen, wie er wollte, dass sie den Degen benutzte. Ihm lief ein heißer Schauer über den Rücken. Oh, sie war so verdorben. Er mochte das an ihr. "Mmh... das zeige ich dir sehr gerne, aber ich bin sicher, du hast ein naturgegebenes Talent dafür..." Ayden leckte sich leicht über die Lippen. "Ich könnte es dir jetzt schon zeigen, wenn du möchtest... denn ehrlich gesagt, je mehr ich hiervon esse desto mehr Appetit bekomme ich..." Auf etwas ganz anderes...
Normalerweise hätte er schon längst Phantomhände nach ihr ausgestreckt, doch er wollte sie wirklich berühren, mit seinen eigenen Händen und dieser Wunsch wurde immer stärker bis er ihn schließlich nicht mehr ignorieren konnte. Ayden zog seinen Fuß zurück und ließ dann einfach den Tisch verschwinden bis sie nichts mehr trennte. Sie saßen sich gegenüber und Ayden blickte sie nur lange schweigend an, es lag eine kaum greifbare Spannung in der Luft. Sacht nahm Ayden die Hand von Timaris in die seine, streichelte sie, beugte sich dabei hinüber und küsste ihren Mund schließlich voller Hingabe.

[Timaris]

Kurz war ein missbilligender Ausdruck in ihren Augen wahr zu nehmen, als er Aaron's Name aussprach. Sie nannte ihre Sklaven nie bei ihrem wahren Namen. Höchstens in ganz speziellen Situationen. Doch das verschwand gleich wieder, als er weiter sprach.

Unschuldig süss lächelte sie ihn an, als er meinte, sie hätte ein naturgegebenes Talent dafür. Sie wollte schon einen Kommentar dazu abgeben, als er auf einmal seinen Fuss zurück zog und der Tisch verschwand. Mit einer gewissen Anspannung sassen sie sich gegenüber und sahen sich an. Timars gab ihm kein Zeichen, dass er weiter machen durfte, so wie es dem Protokoll entsprach, dass sie den ersten Schritt zu tun hatte. Ihrer Meinung nach hatte sie das schon lange zuvor gemacht.

Dann endlich nahm er ihre Hand in die sein, streichelte sie und beugte sich schliesslich vor um sie voller Hingabe auf den Mund zu küssen. Timaris erwiderte den Kuss sanft und zärtlich, wie um ihm zu zeigen, dass sie seine Hingabe annahm und sie nicht ausnützen und diesmal nicht mit Ayden spielen würde. Dann, als sie der Meinung war, dass er es verstanden hatte, fuhr sie mit ihrer freien Hand an seinen Hinterkopf, zog ihn näher heran und küsste ihn leidenschaftlich und fordernd. *Ja, zeig es mir schon jetzt.* Diesmal durfte er führen, solange es ihr gefiel.