Erster Unterricht

Benutzeravatar
Aerys
Prinz
Prinz
Beiträge: 838
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:55

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Aerys »

Der Jüngling kuschelte sich gleich an ihn, sobald er ihn auf den Stuhl gezogen hatte. Das Glöckchen klingelte leise und beruhigte sich dann. Aerys war etwas überrascht, dass Lilian dies mit sich geschehen liess. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass sich der Krieger gegen die Nähe sperren würde. Stattdessen schmiegte er sich dichter an ihn. Aerys genoss das natürlich und bohrte entsprechend ganz behutsam nach, was denn mit Yukarin passiert sei. Es schien doch sehr harmlos zu sein. Der Bibliothekar hatte Lilian nur ein paar Dinge geben wollen. Doch Lilian hatte Angst davor gehabt.

"Warum denn?" fragte der Prinz unbedarft. "Das war doch sehr nett von Yukarin." Gleichzeitig nahm er sich fest vor, endlich Lilians Brief zu lesen, wo der Jüngling sich anscheinend wirklich viel Mühe gegeben hatte, ihn schreiben zu können. Leise und aufgewühlt erklärte Lilian ihm, dass er Angst gehabt hätte, weil er nun keine Sonderbehandlung mehr bekommen würde, dass die Blutigen ihn nun erziehen, bestrafen und ausprobieren wollten. Wo doch Yukarin seine Schenkel hübsch fände."
"Yukarin hat deine Schenkel gesehen?" hakte Aerys bei dem nach, was ihm am meisten auffiel. Wie konnte Yukarin Lilians Schenkel sehen, wo dieser doch ein mehr als bodenlanges Kleid hätte tragen sollen? Für einen Moment kreisten seine Gedanken nur um diese Frage, so dass er gar nicht so genau mitbekam, warum Yukarin denn nun so wütend geworden war. Aerys merkte erst, dass seine Gedanken abgedriftet waren, als Lilian ihn mit grossen Augen um Verständnis heischend anschaute. Aerys räusperte sich, nickte und überlegte fieberhaft, was Lilian jetzt zuletzt noch gesagt hatte.

Zum Glück sprach der Jugendliche von sich aus weiter. Dass er sich im Trakt der Blutigen erschrocken hätte, weil auf einmal Horatio aufgetaucht sei. Da wäre er ohne nachzudenken in Yukarins Zimmer geflohen. Es brauchte einen Moment, bis Aerys realisierte, dass er dabei den Bibliothekar anscheinend auf dem Gang draussen hatte stehen lassen. Oh, er konnte sich denken, dass das den gesitteten Krieger erzürnt hatte.
"Wieso hat Fergus dir eine Tunika gegeben?" wurde der Prinz dann aber schon wieder abgelenkt. Hatte der etwa auch Lilians Schenkel gesehen. Aerys wollte das gar nicht so recht gefallen. Nicht, wenn er nicht dabei war. Lilian gehörte erstmal nur ihm und... Der Jüngling riss ihn diesmal wieder zurück in die Realität, indem er ihm sagte, dass er froh wäre, wieder bei ihm zu sein.
"Das ist schön", lächelte er zufrieden. "Um ehrlich zu sein, ich mag es auch lieber, wenn du bei mir bist. Ich hoffe, du setzt das nicht wieder aufs Spiel. Dann bekommen wir das mit Yukarin auch wieder hin. Er ist ein sehr strenger Mann, wenn es um gesellschaftliche Verhaltensregeln geht. Er mag es gar nicht, wenn die genauestens befolgt werden. Zudem ist er sehr nachtragend. Besonders wenn man sich nicht entschuldigt und seine Strafe für das Fehlverhalten nicht akzeptiert. Trotzdem wird er dich gut unterrichten. Deswegen musst du dir keine Sorgen machen. Aber wenn du es wieder gut machen möchtest, können wir nachher gerne gemeinsam zu ihm gehen, damit du dich bei ihm entschuldigen kannst."
Benutzeravatar
Lilian
Krieger/Hexe
Krieger/Hexe
Beiträge: 1164
Registriert: So 3. Nov 2019, 18:15
Wohnort: Krieger/Hexe

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

Lilian nickte kurz, als Aerys ihn fragte, ob Yukarin seine Schenkel gesehen hatte.
"Ja, kurz nach dem Aufwachen", erklärte ihr. "Ihr habt ihm gesandt, dass ich bei ihm im Salon übernachten soll. Das stimmte doch oder?"
Dass man viel seiner Schenkel gesehen hatte, war ihm peinlich gewesen, aber erst der Kommentar des Bibliothekars hatte es Lilian Angst eingejagt. In Verbindung mit den Geschichten über die Blutigen hatte Lilian sich einfach schützen wollen. Man sagte ihm ja nichts genaues darüber was die Blutigen alles mit einem machten und nun hatte er Yukarin unrecht getan. Der Jüngling versuchte Aerys die ganze Geschichte zu erklären und hoffte darauf, dass der Prinz ihn verstand und ihm seine Sorgen nahm.
So ganz verschwanden die nicht, da Aerys auch nicht erklärte, ob Lilian nun wieder eine Sonderbehandlung bekam oder nicht und wie die aussehen würde. Was durften die Blutigen bei ihm und was nicht? Lilian konnte sich nie ganz sicher sein und das war ein doofes Gefühl. Trotzdem tat es gut sich das Herz auszuschütten. Nur von seinen Sorgen konnte Lilian noch nicht alles sagen, da sich viele davon um Aerys drehten und er den Adeligen nicht verletzen wollte, weil er so zwiegespalten war. Bei dem Streit hatte der Junge bitter gelernt, dass es zwar eine Sache war, wenn Aerys insgeheim wusste, dass Lilian nicht bei ihm bleiben wollte und eine ganz andere, es auch laut gesagt zu bekommen.
Dabei war Lilian noch nicht einmal sicher, ob er wirklich ganz von Aerys fort wollte. Es war nicht mehr so einfach und stellte den Jugendlichen vor schier unüberwindbare Konflikte.

Er fuhr damit fort von dem Streit zu erzählen, doch der Prinz unterbrach ihn erneut, weil er wieder besorgt war, wer Lilians Schenkel gesehen hatte. Wieso Fergus ihm denn eine Tunika gegeben hätte.
"Oh.. ich habe ihn darum gebeten", antwortete Lilian. Hoffentlich bekam Fergus keinen Ärger. "Für die Nacht. Ich hab es nur für die Nacht angezogen. Ich.. wollte nicht nur in einem Höschen oder nackt im Schlafsaal sein. Ich hatte Angst, wenn einer der Blutigen hereinkommt... Fergus hat gesagt, Kastor macht das ganz oft. Auch mit der Tunika konnt ich kaum schlafen..."
Er war lieber hier bei Aerys, wo er in Sicherheit war. Außer vor Aerys. Der Prinz lächelte ihn an und sagte, dass er Lilian auch lieber bei sich hätte. Lilian solle das nicht wieder aufs Spiel setzen. Die Worte trafen ein bißchen, denn im Gegensatz zum Adeligen hatte er sehr lange über den Streit nachgedacht und war der Meinung, dass sie beide daran Schuld hatten wieso es so eskaliert war.
"Ihr hättet mir auch sofort sagen können, dass ich es falsch verstanden hatte...", murmelte der Jüngling leise, weil er sich nicht sicher war, ob er das überhaupt laut sagen sollte. Ja, Aerys hätte ihn wieder unglücklich machen und enttäuschen müssen, aber das war Lilian ohnehin geworden, als er geschlagen und verstoßen worden war. Mehr als das.
"Ich werde mich bemühen", schob der Junge rasch hinterher, denn er wollte keinen neuen Streit. Sie hatten sich versöhnt, doch dadurch ging die Furcht vor neuen Wutausbrüchen und Schlägen nicht weg. Lilian wusste jetzt, dass Aerys ihn auch wieder schlagen konnte und dass das nicht wegging, weil der Mann ihn gern hatte. Es war eine bittere Erkenntnis an die der Junge sich erst noch gewöhnen musste.
Aerys erklärte ihm, dass Yukarin sehr streng wäre und er es nicht mochte, wenn man Regeln nicht befolgte. Er wäre sehr nachtragend, wenn man sich nicht entschuldigen würde.
"Ich habs ja versucht", beteuerte Lilian sofort eifrig, "Ich wollte mich entschuldigen."
Aerys glaubte, dass Yukarin ihm trotzdem ein guter Lehrer sein würde. Sie könnten nachher gemeinsam zu ihm gehen, damit Lilian sich entschuldigen könne. Der zarte Jüngling nickte zögerlich. "Ja.. danke." Selbst mit Aerys an seiner Seite war ihm mulmig zumute. Lilian wusste nicht wie er es wieder gutmachen konnte und er sah der bevorstehenden Konfrontation mit gemischten Gefühlen entgegen.
"Aerys, unterrichtet Marlin uns denn auch weiter im Stricken?", fragte er. Lilian hatte das Spaß gemacht und so hätte er vielleicht auch etwas lockeren Unterricht. "Er hat mir auch gezeigt wie ich einen Riss nähe."
Bei dem fragenden Blick des Adeligen begann Lilian etwas herumzudrucksen. Nervös rutschte er auf Aerys' Schoß hin und her. "Oh. Das.. ehm... ich bin gestolpert und hab ein Riss... also es war nicht Absicht", beteuerte er zwischendrin hastig, "Also... ein Leinenkleid ist gerissen.. am Knie. Das ist auch in Yukarins Salon passiert. Ich wollte weg und da bin ich über den Saum gestolpert...", gestand Lilian, "Es tut mir leid. Ich habe den Riss geflickt. Marlin hat es mir nur erklärt, ich hab alles selbst gemacht. Ich wollte es euch zeigen, aber ich glaube jetzt haben Terim und Marlin das Kleid verbrannt.."
Darüber war Lilian alles andere als unglücklich, aber er fand es schade, dass er Aerys seine Bemühungen nicht mehr zeigen konnte.
Benutzeravatar
Aerys
Prinz
Prinz
Beiträge: 838
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:55

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Aerys »

"Hmm, ja, das stimmt schon", erinnerte Aerys sich vage. Lilian hatte bei Yukarin schlafen sollen, damit er in Sicherheit war. Doch das sollte eigentlich nicht beinhalten, dass Yukarin dabei Lilians Schenkel bewundern durfte. Und Lilian hatte nun wirklich schöne Schenkel. Schenkel, die Fergus anscheinend auch hatte betrachten können. Weil Lilian eine Tunika getragen hatte, anstelle seines Kleides. Für die Nacht, wie der Jüngling hastig erklärte. Weil er im Schlafsaal nicht nackt hätte schlafen wollen. Besonders wo Kastor da oft Nachts vorbei käme. Lilian wusste ja nicht, dass Kastor sich nicht an ihm hätte vergreifen dürfen. Schliesslich sollte er ja bestraft werden und sich nicht in Sicherheit fühlen. Sicherheit gab es für ihn nur bei ihm.

"Du willst freiwillig weiter lernen zu stricken?" fragte Aerys überrascht nach. "Du hast das letzte Mal deine Strickarbeit dauernd wieder aufgemacht, weil du unzufrieden damit warst." So viel Energie hätte Aerys nicht da reinstecken wollen. Ihm hatte es viel mehr Spass gemacht, mit Marlin und Lilian herumzualbern. "Aber von mir aus, kannst gerne weiteren Handarbeitsunterricht bei Marlin haben. Doch ärgere ihn nicht und bringe ihn nicht zu sehr durcheinander." Marlin war schliesslich auch noch in Ausbildung und brauchte noch etwas Schutz von Aerys. Schutz und eigentlich auch noch Unterricht, den Aerys in letzter Zeit arg vernachlässigt hatte. Anscheinend hatte Marlin Lilian ohnehin schon weiteren Handarbeitsunterricht gegeben und ihm gezeigt, wie Lilian den Riss im Kleid nähen konnte.

"Welcher Riss im Kleid?" Gütige Dunkelheit, was hatte er alles um den Jüngling herum verpasst in den letzten paar Tagen. "Welcher Riss im Kleid, Lilian?" fragte er strenger nach, als der Jugendliche sich wand und nervös auf seinem Schoss hin und her rutschte, was gar nicht hiflreich dabei war, streng mit Lilian zu sein. Dabei konnte er nun wirklich nicht schon wieder durchgehen lassen, dass Lilian schon wieder mit dem ihm zugedachten Kleid schludrig umging. Diesmal schien es jedoch wirklich ein Unfall gewesen zu sein, den Lilian nach besten Kräften zu korrigieren versucht hatte. Das war schon irgendwie süss.
"Lilian", seufzte Aerys trotzdem leicht gemartet. "Der Tag an dem du es schaffst, einen ganzen Tag lang anmutig dieses Kleid zu tragen, werde ich der Dunkelheit ein Opfer darbringen." Etwas, was wohl nie geschehen würde. Lilian hasste dieses Kleid zutiefst und konnte es noch nicht einmal Darion zuliebe für eine Weile ohne Theater tragen, geschweige denn für ihn.

"Und was ist mit Javier? Warum soll der nicht dein Lehrer werden?" fragte er geplagt nach, was er sonst noch so verpasst hatte. "Ich dachte, du hast dich mit ihm vertragen, wo du ihm doch sogar seine Keksdose geklaut hast?" Die Kekse darin waren schon lecker gewesen.
Benutzeravatar
Lilian
Krieger/Hexe
Krieger/Hexe
Beiträge: 1164
Registriert: So 3. Nov 2019, 18:15
Wohnort: Krieger/Hexe

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

Lilian nickte zaghaft, als Aerys sich so überrascht zeigte, dass er freiwillig stricken lernen wollte. Am Stricken hatte der Jüngling kein großes Interesse, doch es war eine willkommne Ablenkung gewesen und vor allem hatte er so ungezwungene Zeit mit Aerys und Marlin verbringen können. Der Adelige erinnerte ihn daran, dass Lilian das letzte Mal sehr unzufrieden mit seiner Strickarbeit gewesen wäre.
"Ja, aber nur, weil ich wollte, dass es besonders hübsch ist. Es soll doch ein Socken werden... oder ein Schal. Ich weiß nicht genau", sagte Lilian kleinlaut. Aerys erlaubte ihm, dass er weiter Handarbeit von Marlin erlernen könne. Lilian sollte Marlin nur nicht zu sehr durcheinander bringen. Der Jugendliche schüttelte arglos den Kopf. Dann fiel ihm auf, dass Aerys sich selbst nicht erwähnte bei diesem zukünftigen Unterricht. Dabei war das schöne an dem Unterricht gewesen, dass sie diesen gemeinsam gemacht hatten.
"Kommt ihr denn auch wieder zum Unterricht?", fragte Lilian. Aerys schränkte ein, dass er schon wolle und zum Strickunterricht würde er auch ab und zu kommen, doch er könne nicht bei dem gesamten Handarbeitsunterricht dabei sein. Er müsse sich auch noch um anderes kümmern.
"Oh.. ja, natürlich." Daran hätte Lilian auch selbst denken können. Aerys wollte sich bestimmt seinen Malereien widmen und er musste ja auch das Anwesen verwalten oder was hayllische Adelige sonst noch so taten. Wobei Lilian mitbekommen hatte, dass Aerys kein typischer hayllischer Adelige war.
"Aber mit euch macht der Unterricht erst Spaß." Er lächelte den Prinzen scheu an.

Während er Aerys jedoch davon erzählte, was Marlin ihm bereits beigebracht hatte, musste er natürlich auch von dem Kleid beichten und dass er aus Versehen einen Riss reingemacht hatte. Wenn Aerys so streng schaute, konnte ihm Lilian einfach nichts verheimlichen. Der Junge entschuldigte sich und beteuerte wie sehr er sich bemüht hatte den Riss zu flicken.
Der Adelige schien ganz geschafft von der Nachricht und seufzte. "Der Tag an dem du es schaffst, einen ganzen Tag lang anmutig dieses Kleid zu tragen, werde ich der Dunkelheit ein Opfer darbringen", beschwerte er sich. Lilian blickte zur Seite und strich sich über den Arm. Die Worte wären lustig gewesen, hätte nicht etwas sehr ernstes dahinter gesteckt. Lilian glaubte nicht, dass er sich je mit diesem furchtbaren Kleid anfreunden konnte. Er hasste es und hasste noch mehr wofür es stand und an was es ihn erinnerte. Es war wie ein weißes Mahnmal, das ihn nie vergessen ließ welche Schrecken darunter lauerten und zu was Aerys imstande war. Dieser blutige Fleck...
So sagte der Jüngling nichts zu den Worten. Er konnte nicht lügen und sagen, dass er sich bemühen würde.
Aerys wechselte das Thema und fragte ihn, warum er denn Javier nicht als Lehrer wolle. Er hätte ihm doch sogar seine Keksdose geklaut.
"Ja... aber ich glaub... ehm.. Javier mag mich etwas zu sehr", druckste Lilian herum. Er war nicht sehr geübt darin diese Signale zu erkennen, vielleicht täuschte er sich auch. "Wenn ich nicht aufstehen und arbeiten mochte, hat er immer gesagt, wir könnten beide gemeinsam duschen. Ich war mir nicht sicher, ob er scherzt. Er tut mir doch nichts oder?" Lilian blickte Aerys fragend an, auf Sicherheit hoffend. Es war schwierig im Anwesen Freundschaften zu schließen, wenn diese Drohung unterschwellig immer mitschwang. Javier hatte ihn gern und würde ihm deswegen nichts tun, zählte nichts mehr, wenn Aerys ihn gleichzeitig gern haben und ihn schlagen konnte. Lilian war noch nie so unsicher gewesen was andere Männer betraf.
Benutzeravatar
Aerys
Prinz
Prinz
Beiträge: 838
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:55

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Aerys »

"Wirklich? Und ich dachte, ich hätte dich mit meiner Schludrigkeit und Unaufmerksamkeit in den Wahnsinn getrieben", lächelte Aerys geschmeichelt. Es war schon schön zu hören, dass der Strickunterricht bei Marlin erst durch ihn richtig schön geworden war. Das war sehr schmeichelhaft. Erfreut drückte er den Jüngling auf seinem Schoss schmusig etwas an sich, bevor er ihn wieder etwas mehr Freiheit gab.
"Wenn es dir so wichtig ist, werde ich versuchen, mir die Stunden freizuhalten", versicherte er dem jungen Krieger und gab ihm einen sachten Kuss auf den Kopf. Lilian war so perfektionistisch mit seiner Handarbeit umgegangen, dass Aerys nicht gedacht hatte, dass der Junge noch einmal miterleben wollte, was Aerys da fabrizierte. Es war ja nur ein Übungsstück. Doch für Lilian war es gedanklich schon eine Socke oder ein Schal.
Die andere Handarbeit, bei der Lilian sich sehr Mühe gegeben hatte, war an seinem weissen Kleid gewesen, welches er die letzten Tage hatte tragen sollen. Denn Riss, den er darin geflickt hatte, konnte er Aerys nun aber nicht mehr zeigen, da Marlin und Terim das Kleid hatten verbrennen müssen, weil sie von diesen Soldaten so überrascht worden waren. Dieser Krieg brachte wirklich so allerlei Unannehmlichkeiten mit sich und das obwohl sie tief im Herzen von Hayll lebten und nur wenig mit den höfischen Geplänkel zu tun hatten. Andererseits hatte er ihm auch Lilian gebracht, weswegen Aerys nicht zu ungehalten über diese Hausdurchsuchung sein wollte. Schliesslich hatte er ja tatsächlich etwas versteckt.

Aerys wollte auch nicht weiter mit Lilian über das Kleid streiten. Immerhin hatte er es die letzten Tage wirklich einigermassen brav getragen und Lilian wirkte so, als hätte er sich ehrlich bemüht, den Riss wieder zu flicken und dass der Riss auch wirklich keine Absicht gewesen war. Deswegen seufzte der Prinz nur und wechselte das Thema wieder zurück auf den Unterricht und warum Lilian Javier nicht als Lehrer haben wollte. Schliesslich schien er sich mit dem Kerkermeister etwas angefreundet zu haben. Lilian wurde ganz verlegen und wollte es gar nicht so recht aussprechen, bis er schliesslich seine Befürchtung gestand, dass Javier ihn vielleicht etwas zu sehr mochte.
Fragend blickte Aerys Lilian an, da er sich nicht sicher war, was Lilian denn nun genau meinte. Aufgeregt beichtete dieser, dass immer, wenn er nicht hatte aufstehen oder arbeiten wollen, wäre Javier zu ihm gekommen und hätte ihm vorgeschlagen, gemeinsam duschen zu gehen. Lilian wäre sich da nie sicher gewesen, ob Javier dabei scherzte oder nicht. Fragend blickte Lilian ihn hoffnungsvoll an, dass er ihm versicherte, dass Javier ihm nichts tun würde.
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass Javier nicht gescherzt hat", erklärte Aerys Lilian, wobei er sich alle Mühe geben musste, nicht breit zu grinsen. "Javier scherzt nie bei seinen... Versprechen. Auch wenn er oft so gut gelaunt und scherzhaft wirkt. Ich denke, du hast durchaus recht, dass Javier dich etwas zu sehr mag, wenn er dir so etwas vorschlägt, anstatt dich mit einem Stock anzutreiben, weil du deinen Aufgaben nicht nachkommst." Aerys war die Gemeinsamkeiten durchaus aufgefallen, wann Javier angeblich zu Lilian gegangen war, um ihn mit dem Vorschlag der gemeinsamen Dusche zu erschrecken.

"Aber keine Sorge, Lilian", tröstete er den Jungen auf seinem Schoss und streichelte ihm zärtlich über die Schulter. "So lange du pünktlich, höflich, fleissig und gehorsam bist, wird Javier sich beherrschen können und dir nichts tun. Erst wenn du wie ein liderliches Mädchen auf ihn wirkst, wird er versuchen mehr zu machen." Es lag also ganz in Lilians Hand, wie sehr Javier ihn drangsalierte.
"Das Selbe gilt auch für Yukarin, Lilian", riet er ihm beruhigend. "Sei höflich und fleissig und er wird dir ein sehr guter Lehrer sein. Sie Beide werden das. Dann musst du auch keine Angst haben. Du wirst sehen. Wir gehen nachher noch gemeinsam bei Yukarin vorbei, damit du dich entschuldigen kannst. Ausserdem sollten wir ihm das mit dem Handarbeitsunterricht noch mitteilen, damit er deinen Stundenplan entsprechend umschreiben kann. Und anschliessend gehen wir noch bei Horatio vorbei. Er sollte noch etwas hübsches für die vorbereitet haben, was du bei deinem Unterricht tragen kannst, damit du nicht das weisse Kleis anziehen musst, wenn du dieses Zimmer verlässt." Aufmunternd lächelte er Lilian an. Das sollte ihm doch gefallen.
"Na komm, das wird schon etwas spannendes für dich werden Lilian", beteuerte er ihm, gab ihm noch einen Kuss auf die Schläfe und schob ihn dann von seinem Schoss. "Aber nun iss dein Frühstück, damit du Kraft für den Tag hast. Danach können wir zusammen los gehen und alles fehlende noch organisieren."
Benutzeravatar
Lilian
Krieger/Hexe
Krieger/Hexe
Beiträge: 1164
Registriert: So 3. Nov 2019, 18:15
Wohnort: Krieger/Hexe

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

Lilian sah erschrocken drein, als Aerys bemerkte, dass Javier bestimmt nicht gescherzt hätte. Der Junge hatte so sehr gehofft, dass er sich in seiner Vermutung getäuscht hatte. Er wollte nicht, dass Javier ihn so... mochte. Das war ein anderer, älterer Mann und Lilian wusste nicht wie er damit umgehen sollte. Vielleicht versuchte Javier irgendwann mehr, so wie Aerys es getan hatte. Der Jüngling kannte Javier noch nicht gut genug, um ihn einschätzen zu können. Konnte er ihm trauen? Er war ein Blutiger. Anderseits hatte Javier ihn einmal vor Alazier beschützt und von ihm weggebracht. Er hatte ihm Kekse gegeben und ihn abgelenkt. Aber war das nun alles, weil der Kerkermeister mehr von ihm wollte oder weil er einfach nett war? Der Jüngling war überfragt. Die vielen Beziehungen in dem Anwesen herauszufinden und zu navigieren, war viel zu schwierig.
"Ich will nicht, dass er mich so... mag. Ich fühl gar nicht so", sagte Lilian besorgt. Aerys streichelte ihm sanft über die Schultern und beruhigte ihn, dass er sich keine Sorgen machen müsste. Wenn Lilian höflich, fleißig und gehorsam sei, würde Javier ihm nichts tun. So ganz beruhigte das den Jungen nicht.
"Aber bei manchen Dingen will ich nicht gehorsam sein", wandte er ein. "Wenn es mir schaden würde. Dann wehre ich mich lieber..." Obgleich er dann wieder als unhöflich galt. Lilian wusste weiterhin nicht, wann es angebracht war sich zu wehren und zu schützen, doch er wollte lieber sicher sein. Besonders wo Aerys ihm nicht sagte, was die Blutigen mit ihm machen durften.
"Was ist denn ein liderliches Mädchen?", fragte Lilian, denn er wollte natürlich vermeiden wie eines zu wirken. Er wollte bestimmt nicht, dass Javier versuchte mehr zu machen. Lilian sah dem Unterricht bei Javier mit einem sehr mulmigen Gefühl entgegen. Aerys' Versuche ihn zu beruhigen, bewirkten eher das Gegenteil. "Was ist, wenn ich aus Versehen wie eines wirke? Oder wenn er trotzdem etwas macht, was ich nicht will?", wurden die Sorgen des Jungen nicht weniger.
Die Versicherung, dass er einfach höflich und fleißig sein müsse und dann müsse er keine Angst haben, halfen nicht ganz. Im Anwesen hatte man leider ein ganz komisches Verständnis davon, was Höflichkeit alles beinhaltete. Und Yukarin war so nachtragend. Wenn er nun weiter böse mit Lilian sein würde? Aber das war alles auch nur passiert, weil Lilian Angst bekommen und schlechtes von Yukarin gedacht hatte. Der Junge nahm sich vor, dass er versuchen würde seine beiden neuen Lehrer besser kennenzulernen.

Er nickte zaghaft, als Aerys ihm versicherte, sie würden für die Entschuldigung gemeinsam zu Yukarin gehen. Schön würde das bestimmt nicht, aber er war froh, dass der Adelige mitkam. Ebenso, dass dieser den Handarbeitsunterricht mit Marlin in den Stundenplan schreiben lassen wollte. Das war nett und es war das einzige auf das Lilian sich ein bißchen freute.
Weniger darauf, dass Aerys mit ihm zu Horatio wollte. Der alte Schneider war so unheimlich. Erst als Lilian den Anlass für den Besuch erfuhr, hellte sich sein Gesicht sofort auf. Die Nachricht, dass er nicht das weiße Kleid anziehen musste, wenn er zum Unterricht ging, ließ ihn gleich etwas strahlen.
"Wirklich? Danke!", sagte er erfreut und drückte sich an Aerys. Schüchtern gab er ihm ein kleines Küsschen auf die Wange. Ihn direkt morgens auf den Mund zu küssen, traute er sich dann doch nicht. Lilian freute sie sich so sehr über die Neuigkeit, dass er gar nicht daran dachte zu fragen, was er stattdessen anziehen sollte. Alles war besser als das weiße Kleid.
"Na komm, das wird schon etwas spannendes für dich werden, Lilian", munterte ihn Aerys weiter auf. Lilian bekam einen Kuss auf die Schläfe und dann wurde er vom Schoß geschoben. Er nickte zaghaft und allmählich war er doch nicht mehr so ablehnend dem Unterricht gegenüber. Er hatte ja eine Beschäftigung gewollt, Aerys hatte recht. Es war zwar nicht genau das, was der Jugendliche sich erhofft hatte, aber allemal besser als Löffel zu polieren oder Böden zu wischen. Oder alleine stundenlang im Zimmer eingesperrt zu sein...
Er durfte nur nicht daran denken, ob es irgendetwas damit zu tun hatte, dass Aerys doch ein Kunstwerk aus ihm machen wollte. Dagegen würde Lilian sich nach Kräften wehren. Das erinnerte ihn daran, dass Yukarin ihm eine Bücherreihe hatte ausleihen wollen in der es um zwei Jugendliche in einem Internat ging, die sich mochten. Vielleicht würde das helfen, dass Lilian herausfinden konnte, was er für Aerys sein konnte. Sie hatten sich doch auch lieb.
Der Junge setzte sich zurück auf seinen eigenen Platz, um sich wieder dem Frühstück zu widmen und darüber zu grübeln, ob Yukarin ihm die Bücher immer noch geben würde und wie genau er sie an Aerys vorbei ins Zimmer schmuggeln könnte.
"Was brauche ich denn noch?", fragte der Junge neugierig, weil der Prinz davon gesprochen hatte, mehrere fehlende Sachen zu organisieren. "Darf ich den Stundenplan dann auch sehen?" Er wollte sicher gehen, dass dort auch wirklich kein Bettenunterricht dabei war, und was er dann tatsächlich alles lernen sollte. Ob es auch Tests geben würde? Ob es wie eine richtige Schule sein würde?
Benutzeravatar
Aerys
Prinz
Prinz
Beiträge: 838
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:55

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Aerys »

"Du weisst nicht, was ein liderliches Mädchen ist?" fragte Aerys überrascht, scholt sich gedanklich jedoch gleich wegen seiner Verwunderung. Natürlich wusste Lilian nicht, was ein liderliches Mädchen ist. Er war so behütet aufgewachsen und schien ausser seiner Freundin noch keinen einzigen Bezug irgendwelcher Art zu Sex gehabt zu haben. In der Gesellschaftsschicht, in der er gelebt hatte, schien man sich keine Sorgen zu machen, dass man seinen guten Ruf verlieren konnte. Vielleicht weil da alle so gut waren und niemand einem anderen weh tat. Was auch immer es gewesen war. Aerys genoss die süsse Unschuld des Jünglings.
"Nun, eine liderliche Person ist jemand, der regelmässig nachlässig und unzuverlässig ist", erklärte der Prinz. "Jemand, der nur an sein eigenes Vergnügen denkt, faul ist und immer zu spät zu Verabredungen kommt." Da Lilian noch so schön unerfahren war, wollte Aerys ihm die andere Variante von liderlich sein, nicht erklären. Das was er beschrieben hatte stimmte schliesslich. Dass ein liderliches Mädchen auch ein leichtes Mädchen sein konnte, musste Lilian nicht wissen. Nicht jetzt. Sonst hatte er nur noch mehr Angst.
"Ich werde Yukarin und Javier noch einmal sagen, dass sie sich wie ganz normale Lehrer verhalten sollen", versuchte er stattdessen Lilian weiter zu beruhigen. Wobei bei dieser Aussage sicherlich auch Lilians Jugend half. Denn Aerys wusste, dass es genügend sogenannte ganz normale Lehrer gab, die sich an ihren Schülern vergriffen und sie misshandelten. Doch das sollten Yukarin und Javier nun wirklich nicht machen. Sie sollten etwas freie Hand haben, um ihn zu bestrafen, sollte es nötig sein, doch Sex war defnitiv verboten.

Nur allmählich liess sich Lilian beruhigen, dass dieser Unterricht etwas schönes für ihn sein würde. Um ihn aufzumuntern versprach Aerys Lilian sogar, dass er nicht sein weisses Kleid anziehen musste, wenn er aus dem Zimmer ging, sondern dafür eine Schuluniform bekommen würde. Das wirkte. Lilian freute sich fast schon ein wenig zu sehr darüber. Aber da Aerys zum Dank ein süsses, scheues Küsschen auf die Wange bekam, wollte er sich deswegen nicht aufregen. Der Prinz wusste ja, wie kostbar so etwas war, wenn es von Lilian selbst und ohne Zwang oder Verführung kam.
Sanft überredete er den Jüngling, sich wieder auf seinen Stuhl zu setzen und weiter zu frühstücken. Lilian fügte sich nachdenklich und fragte nach einer Weile sogar neugierig, was er denn noch brauchen würde, was sie organisieren gehen wollten. Und ob er denn auch den Stundenplan sehen dürfte.
"Ja, aber natürlich", bestätigte Aerys lächelnd, während er sich selbst ein Brötchen beschmierte. Inzwischen hatte er wieder Hunger bekommen, nun wo Lilian nicht mehr so ablehnend ihm gegenüber war. "Du musst doch wissen, wann du dich auf welche Fächer vorbereiten musst und wo der Unterricht überhaupt stattfindet. Und was du noch brauchst? Nun, eben deine Schulkleidung, deinen Stundenplan, die Lehrbücher, etwas, worin du diese transportieren kannst und... hmm, Schreibmaterial solltest du in deinem Schreibtisch noch genügend haben. Vielleicht siehst du es nachher am Besten einmal durch. Dann kannst du mir sagen, ob du da noch was brauchst."
Benutzeravatar
Lilian
Krieger/Hexe
Krieger/Hexe
Beiträge: 1164
Registriert: So 3. Nov 2019, 18:15
Wohnort: Krieger/Hexe

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

Lilian hatte unschuldig den Kopf geschüttelt, als die Frage über die liderlichen Mädchen gekommen war. Er konnte sich vorstellen, dass es nichts gutes hieß, aber was genau damit gemeint war, wusste er nicht. Aerys war so hilfreich es ihm genauer zu erklären und dass ein liderliches Mädchen unzuverlässig, faul und unpünktlich sei. Lilian nahm sich gleich vor, dass er keines von diesen Dingen tun wollte, um Javier keinerlei Anlass zu geben sich ihm zu nähern. Der unerfahrene Jugendliche verstand nur nicht wieso Javier es mochte, wenn man liderlich war und warum das bewirkte, dass der Blutige sich einem näherte. Aerys ließ es so klingen als seien all diese Eigenschaften schlecht.
Lilian traute sich nicht zu fragen. Vielleicht war das etwas ganz offensichtliches. Dann versicherte Aerys ihm bereits, dass er mit Yukarin und Javier sprechen würde, dass sie sich wie normale Lehrer verhalten sollten. Der Junge war etwas beruhigt. Hoffentlich würde es so wie früher in der Schule werden. Die hatte Lilian meistens gefallen und darin kannte er sich aus. Was von einem erwartet wurde, was er tun sollte. Aber hier im Anwesen schien so vieles anders abzulaufen, da war er sich längst nicht sicher wie der Unterricht werden würde. Er hoffte, die Blutigen würden sich wirklich wie Lehrer verhalten und nicht wie... nun eben, Blutige.

Nachdem er etwas beruhigt war, konnten sie sich beide wieder dem Frühstück widmen. Lilian belegte sich ein Brot und trank etwas gemixten Fruchtsaft. Allmählich kamen weitere Fragen auf, aber vor allem solche, die zeigten, dass der Junge der Idee eines Unterrichtsplan mittlerweile aufgeschlossener war. Er wollte gerne den Stundenplan sehen und erfahren was genau Aerys ihm organisieren wollte. Dieses Mal machte der Adelige kein Geheimnis daraus und begann diverse Dinge aufzuzählen.
"Schulkleidung... ist das eine Uniform?", wurde Lilian doch neugierig. Er hatte zur Schule keine getragen, aber es hatte bestimmte Kleidungsvorschriften gegeben und bessere Schulen hatten alle Uniformen gehabt. "Bekomme ich einen Schulranzen?", fragte der Jüngling, während er einen kleinen Joghurt löffelte. In einem Schulranzen könnte er die Bücher über die zwei Jugendliche im Internat transportieren. Falls Yukarin ihm diese aushändigte. Lilian musste sich nicht nur entschuldigen. Er musste es auch schaffen, dass der Bibliothekar ihn mochte und ihm helfen wollte. Nur so, dass Yukarin ihn nicht zu sehr mochte...
Das war alles so schwierig. Am besten Lilian versuchte nicht liderlich zu sein.
Aerys riet ihm, den Schreibtisch zu durchsuchen, um festzustellen, was ihm alles noch fehlte.
"Ein Lineal", fiel Lilian sofort ein. "Ich hab ein selbstgebasteltes aus Papier, aber es ist nicht sehr stabil. Falls ich etwas unterstreichen muss oder ich doch wieder Mathematik habe." Fragend blickte er Aerys an. "Wird es... mmhh, auch Tests geben?", erkundigte er sich vorsichtig. Im Prinzip hatte Lilian nichts gegen Prüfungen, aber er hatte Angst vor Prüfungen an diesem Ort, wie diese aussehen würden und was mit einem passierte, wenn man sie nicht bestand.
Benutzeravatar
Aerys
Prinz
Prinz
Beiträge: 838
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:55

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Aerys »

"Hmmm, ja genau, so etwas, wie eine Schuluniform", nickte Aerys erfreut. "Etwas, was du nur für den Unterricht anziehst. Oh, da kommt mir in den Sinn, da wäre es sicherlich hübsch, wenn auf den Sachen mein Wappen eingestickt wäre. Es ist ja sozusagen meine Schule, auf die du gehst. Schade kam mir das nicht schon früher in den Sinn. Aber ich bin mir Sicher, dass Horatio das auch noch nachträglich besticken kann. Und auf deinen Schulranzen könnte man es mit Blattgold ins Leder prägen. Das wäre bestimmt hübsch. Du wirst hübsch darin aussehen. Ich will dich unbedingt zeichen, wenn du dann zum Unterricht gehst." Aerys war ganz begeistert von dieser Schulgeschichte. Vorallem natürlich, weil er sich Lilian in einem sehr kurzen Röckchen und langen Strümpfen an bösen Bändern vorstellte.

Auch Lilian liess sich allmählich begeistern. Wohl weniger wegen seiner neckischen Schuluniform, von der er wohl noch gar nicht wusste, wie reizvoll sie an ihm aussehen würde, als vielmehr deswegen, weil er sich wirklich darauf freute, zur Schule zu gehen. Weil er gerne Dinge lernen mochte. So fiel es ihm auch gleich ein, dass er einen richtigen Lineal brauchte. Wo er doch wieder Mathematik lernen würde. Aerys nickte zustimmend. Natürlich sollte Lilian so etwas haben, wenn er das brauchte.
"Tests? Nein, Tests, wird er nicht geben", wehrte er ab. "Die gibt es doch ohnehin nur für den Staat, damit dieser dich klassifizieren und einordnen kannst. Hier aber lernst du für dich. Entsprechend wird es auch nur Standortbestimmungen geben, damit du weisst, was du kannst und wo du noch Aufholbedarf hast. So kannst du viel vertiefter lernen, als wenn du nur gestresst für Prüfungen büffelst." Aerys musste grinsen.
"So gesehen, wird dein ganzer erster Tag ein Test sein", erkannte er schmunzelnd und biss von seinem Brötchen ab. "Yukarin und Javier werden erst einmal heraus finden müssen, was du schon kannst und was nicht. Aber keine Sorge, das ist kein Test, bei dem du durchfallen könntest. Wie gesagt, es wird eine Standortbestimmung und anhand dieser wird sich dann dein Unterricht aufbauen."
Benutzeravatar
Lilian
Krieger/Hexe
Krieger/Hexe
Beiträge: 1164
Registriert: So 3. Nov 2019, 18:15
Wohnort: Krieger/Hexe

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

Lilian schaute etwas erstaunt drein, als er hörte wie Aerys ausführlich über die Schuluniform sprach. Erst jetzt wurde dem Jungen bewusst, dass die Kleidung längst fertig war. Seit wann hatte der Adelige also geplant, dass Lilian so etwas tragen sollte und dass es diesen Unterricht bald geben würde? Die Schuluniform war kein Geschenk des Moments, sondern schlicht bereits vorbereitet. Wieder einmal wurde dem Jüngling klar, dass er kaum Mitspracherecht hatte. Oder weit weniger als er sich irrigerweise eingebildet hatte.
Aerys überlegte, wo sein Wappen auf der Uniform gestickt werden könnte und er wollte auch, dass das Wappen in Blattgold auf Lilians Schulranzen kam.
"In Blattgold? Ist das nicht... ein bißchen teuer?", fragte der Junge vorsichtig. Ihm wurde etwas unwohl, wenn Aerys ihm so teure Sachen gab, obwohl der Adelige gerade sehr spendabel schien. Lilian traute sich nicht, dass er es nicht aus Versehen ruinierte wie schon einige Dinge zuvor. Aber der Prinz schwärmte bereits davon, dass er Lilian unbedingt in seinem neuen Aussehen zeichnen wolle. Der Jugendliche begann sich zu fragen, ob das einer der Gründe war wieso er mit so viel neuen Dingen beglückt wurde. Manchmal hatte Aerys Spaß ihn neu anzukleiden...
Lilian schluckte die Bemerkung hinunter, dass er keine Anziehpuppe sei, denn er wollte auf keinen Fall riskieren die Schuluniform wieder entzogen zu bekommen. Es konnte nur besser als das weiße Leinenkleid sein, bestimmt. Der Unterricht bedeutete, er hätte Beschäftigung und er könnte das Zimmer öfter verlassen. Vielleicht hatte er sogar Zeit seine Freunde zu besuchen oder sie wenigstens mal kurz zu sehen.

Aerys beruhigte ihn auch, dass es keinerlei Tests geben würde, denn schließlich war es nicht staatlich abgesegnet. Lilian würde nur für sich lernen. So ganz glaubte der Jüngling das nicht, denn dann hätte er sich seine Themengebiete doch selbst aussuchen können oder? Der Prinz sagte, es gäbe ab und zu Bestimmungen, um festzustellen wie weit Lilian bereits gekommen wäre, doch er müsse nicht gestresst für Prüfungen lernen.
"Das ist gut", fand der zierliche Junge erleichtert ehe ihm etwas einfiel. "Dann gibt es am Ende kein Zertifikat oder Urkunde?" Als Notarslehrling liebte er offizielle Urkunden, aber was sollte er hier damit? Aerys glaubte nicht, dass Lilian je hier fortkam und damit gab es auch kein Grund oder Anlass jemand außenstehendes solch ein Zertifkat zu zeigen. Als Beweis, dass es wirklich passiert war. Alles...
Lilian vertrieb die schwermütigen Gedanken hastig und aß sein Brot zuende.
Der Prinz ihm gegenüber erklärte ihm, dass der erste Tag eine Standortbestimmung sei, wo Yukarin und Javier herausfinden wollten was Lilian bereits könne. Durchfallen könnte Lilian dabei aber nicht.
"Was ist denn mit dem Unterricht bei euch?", fragte der Junge, "Wir lernen doch auch noch zusammen oder? Oder sehe ich euch jetzt viel seltener?" Man hörte die leichte Besorgnis in der Stimme. Unbewusst hatte Lilian längst angefangen von dem Adeligen abhängig zu sein und seine Nähe zu suchen. Besonders nach den Tagen, die er unten bei den anderen hatte verbringen müssen.

Dann waren sie beide mit dem Frühstück fertig und Aerys wollte mit ihm nach unten gehen. Lilian machte sich noch schnell zurecht und zog Schühchen an. Ein bißchen kam er sich seltsam vor, dass ihn andere wieder in solch Mädchenkleidung sehen konnten und dann noch mit diesem klingelnden Glöckchen am Hals. Dem Jungen war dies ein wenig peinlich.
Als sie nach unten gingen, wurde er aus anderem Grund nervös. Gleich sollte er sich bei Yukarin entschuldigen und der Junge fürchtete sich weiterhin vor dem strengen Blutigen. So hielt sich Lilian dicht bei Aerys, als sie zur Bibliothek kamen und als der Prinz eintreten wollte, griff Lilian rasch nach seiner Hand, um sich festzuhalten.
"Ich weiß nicht was ich sagen soll", flüsterte er dem Adeligen zu, "Er wollte meine Entschuldigen beim ersten Mal nicht hören."
Konnte Aerys nicht mit ihm reden?
Benutzeravatar
Aerys
Prinz
Prinz
Beiträge: 838
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:55

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Aerys »

"Ein Zertifikat?" hakte Aerys verwundert nach. "Du willst ein Zertifikat? Hmm, aber das würde doch eine Prüfung bedeuten. Schliesslich muss man ja so einiges können, um sich eine Urkunde zu verdienen. Aber mal schauen, wenn es soweit ist. Wir finden bestimmt einen Weg, wenn du ein Zertifikat möchtest. Soweit ich weiss, kann man auch an offizielle Prüfungen gehen, ohne zuvor eine Schule besucht zu haben." Vielleicht musste man Vorprüfungen dafür bestehen. Oder eine Menge Geld bereit stellen. Na, Aerys würde schon einen Weg finden, wenn sein süsses Mädchen eine offizielle Urkunde haben wollte.

Lilian hatte jedoch noch ganz andere Sorgen. Was denn mit dem Unterricht bei Aerys selbst sei. Ob sie noch zusammen lernen würden oder ob er ihn jetzt viel seltener sehen würde. Dabei klang er so, als wäre er ganz besorgt, Aerys nicht mehr so oft in seiner Nähe zu haben. Der Prinz schmolz dahin. Das zu hören fühlte sich wunderbar an. Am liebsten hätte er Lilian gleich wieder fest umarmt. Nur knapp begnügte er sich damit, einfach nur Lilians Hand innig zu drücken und ihn warmherzig anzulächeln.
"Wir werden gemeinsam lernen und du hast bestimmt auch viel Unterricht bei mir Lilian", beteuerte er dem Jüngling. "Ausserdem werden wir auch weiterhin gemeinsam zu Abend essen. Wir sehen uns jeden Tag." Wenn er nicht gerade die Zeit beim Malen verträumte. Doch das hatte Aerys eigentlich nicht vor. Konnte er die Finger doch kaum von Lilian lassen.

Nach dem Frühstück ging jeder von ihnen noch in sein eigenes Bad, um sich die Zähne zu putzen und sich zurecht zu machen. Anschliessend holte Aerys Lilian wieder ab. Er hatte zu seiner süssen Kleidung noch niedliche Schühchen angezogen und während er mit kleinen Schritten neben ihm herging, klingelte das Glöckchen an seinem Hals leise. Dabei zeichnete sich auch wieder diese zarte Röte auf Lilians Wangen ab, die so typisch für ihn war. Aerys fand, dass er grosse Stärke bewies, dass er sich beherrschte und Lilian nicht begierig bedrängte. Es war dann sogar Lilian, der ihn von sich aus berührte. Nämlich um sich ängstlich an ihm fest zu halten.
"Yukarin ist ein sehr leidenschaftlicher Mann", erklärte er Lilian, warum ihm der Bibliothekar so lange böse war. "Er fühlt sehr tief. Wahscheinlich hast du dich einfach zu früh versucht zu entschuldigen. Er war noch nicht bereit, dir zuzuhören, geschweige denn, dir zu verzeihen. Diesmal wird er dir jedoch zuhören." Aufmunternd streichelte er Lilian eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Danach zwang er Lilian jedoch, sich in die Bibliothek zu begeben, indem er einfach voraus ging und Lilian mit sich zog. Yukarin fanden sie an seinem Schreibtisch, wo er einige Bücher kontrollierte und katalogisierte. Sobald er sie sah, erhob er sich und verneigte sich tief vor dem Prinzen.

"Meister, welch eine Freude Euch hier begrüssen zu dürfen", lächelte er herzlich, obwohl auch das sehr zurückhaltend bei Yukarin wirkte. Doch Aerys wusste, dass der Krieger sich tatsächlich sehr freute, ihn hier zu sehen. Auch Lilian bekam eine angemessene Verneigung geschenkt. Ebenfalls zurückhaltend. Dennoch wurde deutlich klar, dass er dem Jüngling noch immer böse war. "Lilian." Auch sein Tonfall war kälter und weniger herzlich, wenn auch noch immer höflich.
"Noch immer so wütend, Yukarin?" fragte Aerys direkt, worauf ihn der Bibliothekar ertappt und leicht verlegen anblickte.
"Es war nicht ihr Recht", versuchte er gequält zu erklären.
"Und war es dein Recht, Lilian zu deinem Zimmer zu bringen? Alleine?" Fragte Aerys sanft, aber streng zurück. Prompt färbten sich Yukarins helle Wangen leicht rosa vor Verlegenheit und nach einem Moment senkte er demütig seinen Blick.
"Nein", gestand er leise. Dann drehte er sich zu Lilian um und verneigte sich erneut vor ihm. "Lilian, ich möchte mich in aller Form bei dir Entschuldigen, dass ich dich in diese Lage gebracht habe. Es tut mir Leid. Das hätte ich nicht tun dürfen. Was forderst du als Wiedergutmachung?"
Benutzeravatar
Lilian
Krieger/Hexe
Krieger/Hexe
Beiträge: 1164
Registriert: So 3. Nov 2019, 18:15
Wohnort: Krieger/Hexe

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

Aerys zeigte sich verwundert, dass Lilian ein Zertifakt wollte, doch er lehnte es auch nicht kategorisch ab und verschob es auf später, wenn es soweit wäre. Der Jugendliche nickte und ging neben dem Adeligen her. Das Glöckchen klingelte immer mal wieder leise. Lilian konnte es selbst nicht genau erklären wieso er gerne eine Urkunde wollte, doch wenn er schon lernen musste, dann wäre es wenigstens etwas Gutes. Eine eigene Belohnung auf die er hinarbeiten konnte. Irgendetwas, was ihm später eventuell sogar nützen könnte. Wo immer er dann sein würde. Es waren beklemmende Gedanken, die von Lilians Nervosität bald verdrängt wurden je näher sie der Bibliothek gekommen waren.
Dass der Prinz bei ihm war, half seltsamerweise sehr. Lilian fühlte sich nicht so verloren und er hatte begonnen darauf zu vertrauen, dass Aerys ihn beschützen würde. Mit ihm an seiner Seite würde kein Blutiger etwas wagen, egal wie streng oder gruselig sie wirken mochten. Der Adelige versicherte ihm, dass sie sich weiterhin jeden Tag sehen würde. Es klang so, als würden sie jedes Abendessen gemeinsam zu sich nehmen. Lilian war zwiegespalten darüber, ob ihn das freuen oder nervös machen sollte. Er wollte seltsamerweise Aerys' Nähe, aber ein Abendessen konnte auch schon einmal lang werden... oder sehr frivol. Lilian wusste nicht, ob er sich dabei selbst noch traute. Der Prinz schaffte es immer besser ihn zu mehr zu verführen...
Dieser drückte ihn gerade, lächelte ihn herzlich an. Der zierliche Jüngling lächelte scheu zurück, wandte den Kopf hastig wieder und bekam zartrote Wangen über all seine verwirrenden Gedanken. Erst kurz vor der Bibliothek wusste er sehr deutlich was er wollte. Lilian griff ängstlich nach Aerys' Hand, um sich dort festzuhalten. Am liebsten hätte er sich hinter Aerys versteckt, doch der zog ihn einfach mit sich, während er erklärte, dass Yukarin ein leidenschaftlicher Mann sei. Lilian hätte zu früh versucht sich zu entschuldigen. Der Jugendliche fühlte sich dabei an den Adeligen selbst erinnert, der auch einige Tage gebraucht hatte, um abzukühlen.
"Diesmal wird er dir jedoch zuhören." Aerys streichelte ihm das Haar zurück. Hilflos blickte der Junge zu ihm auf.
"Aber ich weiß gar nicht was ich sagen soll", wandte er kläglich ein, doch der Adelige öffnete die Türe und zog ihn erbarmungslos mit sich. Lilian huschte scheu hinterher und hielt sich dicht bei Aerys, als er sah, dass der weißhaarige, strenge Blutige hinter einem scheinbar riesigen Schreibtisch stand. Er wurde hinten von einer hohen Fensterfront eingerahmt. Links und rechts befanden sich ebenso hohe Reihen an Bücherregalen. Nicht so groß wie die Bibliothek, die Lilian aus Amdarh kannte, doch wesentlich größer als er es für eine Privatperson möglich gehalten hatte. Es mussten hunderte über hunderte an Büchern sein.

Yukarin verneigte sich vor Aerys, begrüßte ihn freundlich ehe er dann eine knappe Verneigung Lilian gegenüber hinzufügte und kühl seinen Namen nannte. Der Junge bekam kein eigenes Wort heraus, doch er wollte jetzt auf keinen Fall unhöflich sein und so wollte er sich ebenfalls verneigen ehe ihm in seiner Aufregung einfiel, dass er ja knicksen sollte und so wurde eine verunglückte Mischung aus beidem daraus.
Aerys ergriff zu Lilians Erleichterung das Wort und sprach den Blutigen sofort auf seine Wut an. Yukarin wirkte... verlegen? Nein, Lilian musste sich täuschen. Er kannte den Bibliothekar nicht gut genug, um seine Mimik zu lesen. Dieser verteidigte sich, dass es nicht "ihr Recht" gewesen sei.
"Und war es dein Recht, Lilian zu deinem Zimmer zu bringen? Alleine?", bohrte Aerys nach. Der Tonfall war sanft, aber die Frage eindeutig unangenehm. Lilian hatte ihn in diesem Moment unheimlich lieb und blickte ihn schwärmerisch an. Dankbar dafür, dass der Prinz sich so für ihn einsetzte und ihn verteidigte.
Yukarin wandt sich und jetzt war sich Lilian fast sicher, dass der blasse Bibliothekar errötete. Aerys schaffte das vielleicht bei jedem so spielend leicht. Verwirrt beobachtete der Jugendliche das Bild. Er hatte sich die Konfrontation mit dem Blutigen ganz anders vorgestellt und nun blickte Yukarin zu Boden wie als hätte er etwas angestellt. Als wäre es seine Schuld. Nun, Lilian wusste nicht, ob Yukarin ihn zum Trakt der Blutigen hatte bringen dürfen. Er wusste nur, dass er nicht in Yukarins Zimmer gedurft hatte.
Trotzdem hatte der Jüngling niemals erwartet was nun als nächstes geschah. Yukarin verneigte sich vor ihm und sagte dann tatsächlich, dass er sich entschuldigen wolle Lilian in die missliche Lage gebracht zu haben. Der Jugendliche traute seinen Ohren kaum.
"Aber... ich sollte mich doch entschuldigen", rutschte ihm verwirrt heraus. Wie hatte Aerys das denn jetzt geschafft? Yukarin fragte ihn sogar, was Lilian als Wiedergutmachung wolle. Hastig schüttelte der Junge den Kopf. Es kam ihm gar nicht in den Sinn etwas zu verlangen. Dadurch hätte Yukarin ihn bestimmt nicht besser gemocht und ihm eher noch weiter gegrämt.
"Ich... nichts.. ich dachte..." Überrumpelt versuchte er sich von der Überraschung wieder zu fassen. Schließlich schaffte Lilian doch noch einen schönen Knicks. Dass Yukarin sich bei ihm entschuldigt hatte, machte es Lilian plötzlich viel leichter, dies auch zu tun.
"Es tut mir auch leid. Ich hatte nicht das Recht in dein Zimmer zu rennen. Ich hatte mich erschrocken und ich hab nicht nachgedacht", versuchte er zu erklären. Lilian hatte sich in Sicherheit bringen wollen. "Aber noch viel mehr leid tut mir, dass ich so schlecht von dir gedacht und dir misstraut habe. Ich hab gedacht, ich bin allein unten... und muss mich vor allem schützen..." Lilian hatte es damit wohl übertrieben, aber er konnte die ständig neuen Situationen in der Villa immer noch nicht gut einschätzen.
"Ich würde es gerne wieder gutmachen", beteuerte Lilian. Wenn Yukarin sein Lehrer sein sollte, musste Lilian unbedingt gut mit ihm auskommen.
Zuletzt geändert von Lilian am Do 4. Feb 2021, 10:48, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Aerys
Prinz
Prinz
Beiträge: 838
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:55

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Aerys »

Es war höchste Zeit, dass sie mit dem Unterricht fortfuhren, stellte Aerys fest, als Lilian eher ungeschickt vor Yukarin knickste. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er sich eigentlich hatte verneigen wollen und als er etwas nettes hätte auf Yukarins Entschuldigung hätte sagen sollen, kam nur verwirrtes Gestammel heraus. Natürlich war er überrascht, dass der Blutige, vor dem er sich so fürchtete, sich so höflich bei ihm entschuldigte und vor Verlegenheit sogar noch rosa Wangen bekam. Doch Aerys erwartete von seinen Kunstwerken, dass sie jederzeit tadellose Umgangsformen hatten. Es musste ihnen in Fleisch und Blut übergehen.

Wenigstens schaffte es Lilian, nachdem er sich etwas gefasst hatte, doch noch einen schönen Knicks zu machen und entschuldigte sich süss. Ehrlich reumütig und fast ein wenig Mädchenhaft. Aerys gefiel es und er meinte in Yukarins Augen zu sehen, dass es ihm auch mehr gefiel, als nur einfach eine Entschuldigung zu bekommen. Doch er war zurückhaltend wie immer. Höflich nickte er Lilian zu.
"Ich nehme deine Entschuldigung an", erlöste er Lilian, so wie es sich gehörte und nahm sich damit die Möglichkeit weiter sauer auf Lilian zu sein. "Wenn du im Unterricht aufmerksam und fleissig mitmachst, werden wir bestimmt nicht mehr aneinander geraten", stellte er seine Forderung zur Wiedergutmachung. Erwartungsvoll blickte er Lilian an. Wohl aber nicht nur, weil er sich dessen Zustimmung erhoffte, sondern mehr, weil der Jüngling die Entschuldigung des Bibliothekars noch nicht offiziell angenommen hatte. Aber wahrscheinlich war das Lilian noch gar nicht bewusst. Er hatte wirklich noch einiges zu lernen, was hayllische Umgangsformen betraf.

"Hast du denn den Stundenplan schon bereit, Yukarin", fragte Aerys, da er keine Lust hatte, darauf zu warten, dass Lilian die Entschuldigung noch offiziell annahm. Das konnten die Beiden dann einmal beim Unterricht klären. Der Krieger nickte sogleich sachte, ging um den Schreibtisch herum und nahm eine Mappe aus einer Schublade. Aus dieser holte er ein Papier und überreichte es Aerys anmutig, nachdem er wieder zu ihm getreten war. Der Adelige nahm es jedoch erstmal nicht entgegen, sondern streichelte dem schönen Bibliothekar zärtlich über die wieder weisse, ebenmässige Wange. Langsam beugte er sich vor.
"Ich bin stolz auf dich", raunte er ihm durch das lange, silberblonde Haar ins Ohr. Es hatte ihm wirklich sehr gefallen, wie Yukarin seinen Stolz herunter geschluckt und sich höchst anständig bei Lilian entschuldigt hatte, obwohl ihm das alles andere als leicht gefallen sein musste. Zur Belohnung bekam Yukarin einen sinnlichen Kuss auf den Mund, der ihm erneut die Röte in seine Wangen trieb und ihn für einen Moment orientierungslos zurück liess, nachdem Aerys sich wieder von ihm gelöst hatte, um neugierig den Stundenplan zu studieren.

"Gutige Dunkelheit, das beginnt ja noch vor Sonnenaufgang", erkannte er sofort entsetzt. Wobei der Unterricht natürlich nicht tatsächlich schon so früh begann. Aber für Aerys war alles was vor Mittag war noch vor Sonnenaufgang.
"Wenn Lilian das alles lernen soll, was Ihr ihr aufgetragen habt, wird sie so früh zum Unterricht erscheinen müssen", wandte Yukarin ein, der sich von dem innigen Kuss erholt hatte und nun dicht bei Aerys stand, um ebenfalls den Unterrichtsplan zu studieren. "Sonst wird sie nie fertig mit dem Unterrichtsstoff."
"Das werde ich niemals schaffen, Lilian jeden Tag so früh zum Unterricht zu bringen", jammerte Aerys seufzend. Auch wenn er Yukarins Einwände natürlich verstand und bis tief in die Nacht Unterricht zu haben, war auch nicht so toll.
"Ich kann sie abholen kommen, Meister", schlug der Bibliothekar hilfsbereit vor. "Dann könnt Ihr noch in Ruhe weiter schlafen. Und seht." Er deutete auf einige Unterrichtszeiten. "Die Stunden bei Euch hat sie immer erst am Nachmittag, damit Ihr auch wirklich ausschlafen könnt."
"Wenigstens etwas", brummelte Aerys noch nicht so ganz überzeugt, dass er tatsächlich würde am Morgen ausschlafen können. "Aufwärmen und Akrobatik vor den Tanzstunden?" fiel ihm da auf. "Bei Darion?"
"Er ist der Beste dafür", nickte Yukarin. "Es wird das Risiko vermindern, dass Lilian sich beim Tanzen den Knöchel vertritt oder sich eine Zerrung holt, wenn sie sich vorher gut aufwärmt und Ihr könnt die Unterrichtszeit gänzlich zum Tanzen nutzen, Meister."
Benutzeravatar
Lilian
Krieger/Hexe
Krieger/Hexe
Beiträge: 1164
Registriert: So 3. Nov 2019, 18:15
Wohnort: Krieger/Hexe

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

Lilian war erleichtert, dass Yukarin ihm nicht mehr böse schien und seine Entschuldigung annahm. Er sagte nicht, ob er etwas als Wiedergutmachung wollte, doch Lilian sollte beim Unterricht aufmerksam und fleißig mitmachen. Der Junge nickte artig. Er traute sich gerade ohnehin nicht zu widersprechen. Hauptsächlich war er froh, dass die Entschuldigung so glimpflich abgelaufen war. Aerys hatte angedeutet, dass da noch eine Bestrafung hätte kommen können, aber stattdessen hatte sich der Bibliothekar auch bei Lilian entschuldigt.
Aerys ergriff wieder das Wort und fragte Yukarin nach dem Stundenplan, woraufhin der Blutige eine Mappe aus einer Schublade beim schreibtisch holte. Der Adelige kam näher und als Yukarin ihm den Stundenplan darin zeigte, streichelte ihm Aerys über die Wange. Beklommen beobachtete Lilian dies. Er hätte gerne auch gewusst wie sein Stundenplan aussah und ob dort kein Bettenunterricht drauf stand, doch wo die beiden Männer so dicht beisammen standen und Aerys ihm etwas zuflüsterte, traute sich Lilian nicht zu ihnen zu gehen. Und dann küsste Aerys den Bibliothekar plötzlich auf den Mund. Nicht nur kurz und höflich, sondern richtig lange. So wie er gestern abend Lilian geküsst hatte. Der Jüngling bekam ein noch mulmigeres Gefühl. Er wollte das nicht mitangucken. Lilian strich sich über den Arm, blickte zur Seite. Ob die beiden miteinander geschlafen hatten? Es immer noch taten? Er wollte darüber nicht genauer nachdenken. Eigentlich wusste er, dass Aerys mit seinen Kunstwerken schlief, doch so lange Lilian davon nichts mitbekam, konnte er es leichter ignorieren.
Dann, wie als wäre gerade gar nichts gewesen, begann Aerys sich wieder dem Stundenplan zu widmen und wirkte regelrecht entsetzt als er die frühen Zeiten sah. Wobei... für den Prinzen war alles vor Mittag sehr früh.
Yukarin bemerkte, dass der Unterricht so früh beginnen müsse, damit Lilian alles lernen könne was sie sollte, sonst würde sie nie damit fertig werden. Ohje, das klang so, als hätte er den kompletten Tag Unterricht. Bis abends? Der Jugendliche kam vorsichtig etwas näher, doch das Glöckchen an seinem Hals verriet ihn gnadenlos. Dabei hätte er nun auch gerne einen Blick auf den Stundenplan geworfen.
Aerys beklagte sich derweil, dass er es nicht schaffen würde, Lilian so früh zum Unterricht zu bringen.
"Ihr wollt mich zum Unterricht bringen?", fragte der Junge überrascht. Damit hatte er nicht gerechnet. Früher hatte ihn sein Vater zur Schule gebracht, aber da war er noch sehr klein gewesen und später war er mit Freunden oder alleine gegangen. Es war irgendwie lieb, dass Aerys ihn hinbringen wollte, obwohl der Weg nicht lang war und Lilian nichtmal das Gebäude verlassen musste. Aber vielleicht sollte auch nur sicher gestellt werden, dass Lilian tatsächlich beim Unterricht erschien, denn nun wollte Yukarin ihn stattdessen abholen.

"Vielen Dank, aber ich kann auch alleine gehen", bot Lilian an. "Ich meine... ich will keine Umstände machen." Es war seltsam das zu sagen, wo der gesamte Unterricht nur für ihn abgehalten wurde und er eigentlich gegen seinen Willen hier war. Aber nach den ersten zwei Monden lernte der Jüngling langsam sein neues Schicksal zu akzeptieren und sich damit zu arrangieren. Er kam hier nicht weg, also hatte es keinen Sinn gegen einen Unterricht zu rebellieren. Es war immer noch besser als der Kerker oder den ganzen Tag im Zimmer eingesperrt zu sein.
Der Junge fragte sich wie der Unterricht werden würde und was passierte, wenn Aerys bei ihm übernachtete. Lilian musste es dann schaffen leise aus dem Bett zu kommen. So, dass Aerys nicht aufwachte und kuscheln wollte... oder würde Aerys nun nicht mehr bei ihm übernachten? Das wäre irgendwie schade...
"Gibt es auch freie Tage? Wie lange dauert der Unterricht?" Neugierig kam er näher in der Hoffnung einen Blick auf das Papier zu werfen, aber die beiden Männer standen wirklich dicht zusammen und da traute er sich nicht recht.
Yukarin erklärte, dass die Stunden bei Aerys alle nachmittags wären. Oh, das klang nach langen Unterrichtstagen. Hoffentlich schaffte Lilian das alles. Dann bemerkte Aerys, dass vor den Tanzstunden Akrobatik bei Darion auf dem Plan stand. Lilians Gesicht hellte sich auf. Darion würde ihn unterrichten? Das war die beste Nachricht seit langem. Er hatte Darion seit seiner Anfangszeit nicht mehr gesehen, sah man von dem kurzen Moment bei Darions eigener Zeremonie ab. Lilian freute sich darauf, Darion wiederzusehen. Hoffentlich ging es ihm wieder gut.
Der Junge versuchte seine Freude nicht zu sehr zu zeigen, denn Darion war bisher schon oft ein Auslöser für Streit zwischen Aerys und ihm gewesen. Yukarin setzte sich dafür ein, dass Darion der Beste für das Aufwärmtraining sei und Lilian hatte dagegen bestimmt nichts einzuwenden. Noch einen kleinen glöckchenklingenden Schritt mehr und er konnte verkehrt herum auf das Blatt spinzen.
"Akrobatik klingt gut. Es wäre schön etwas Sport zu machen. Ich meine, neben dem Tanzen", verbesserte er sich, denn Aerys wollte ihm zeigen, dass Tanzen auch sehr sportlich sein konnte.
"Ist denn irgendwo auf dem Plan überhaupt noch Zeit, dass mir Marlin Handarbeit beibringen kann?", fragte Lilian vorsichtig. Er konnte verkehrt herum nicht alles lesen, aber auf den ersten Blick sah der Plan richtig vollgepackt aus. Hatte Lilian dann überhaupt noch Zeit für etwas anderes? Aber was sollte er in seiner Freizeit schon machen? Vielleicht war es das beste sich voll auf das lernen zu konzentrieren und damit sein eigentliches Schicksal zu vergessen. Dass er ein Sklave eines reichen, hayllischen Adeligen war, der ihn zu einem Kunstwerk ausbilden wollte, damit Lilian Sex mit anderen Männern hatte...
Lilian schluckte. Nein, er durfte nicht daran denken. Es war zu traurig.
Benutzeravatar
Aerys
Prinz
Prinz
Beiträge: 838
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:55

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Aerys »

"Das hatte ich eigentlich vor, ja", maulte Aerys unwillig, dass er Lilian wirklich zum Unterricht hatte bringen wollen. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass er dafür so früh würde aufstehen müssen. Entsprechend war er froh, dass Yukarin Lilian stattdessen abholen kommen würde. Lilian meinte zwar, dass er auch alleine gehen konnte, aber Aerys war es wohler, wenn der Junge nicht unbeaufsichtigt in seinem Zimmer herumstromerte. Ausserdem würde er womöglich gar nicht zum Unterricht gehen, wenn er unterwegs auf Kastor oder gar Alazier traf und sich deswegen erschreckte.

"Freie Tage?" runzelte Yukarin fragend die Stirn, als Lilian vorsichtig etwas näher getrippelt gekommen war, um auch einen Blick in den Stundenplan zu schauen. "Wozu brauchst du freie Tage? Der Unterricht dauert ja ohnehin nur bis vier Uhr Nachmittags." Für den Bibliothekar schien das recht wenig zu sein. Aerys hingegen wurde schon müde nur vom Ansehen des Unterrichtplanes.
"Bis vier Uhr? Und wann soll Lilian denn noch seine Hausaufgaben machen?" fragte er entsetzt. "Und freie Tage braucht man, um einfach mal nur im Bett liegen bleiben zu können und nichts zu tun. Oder etwas lesen, was nicht mit dem Unterricht zu tun hat. Oder um einen Ausflug machen zu können."
"Die Hausaufgaben kann Lilian nach dem Unterricht machen, Meister", erklärte Yukarin geduldig. "Bis zum Abendessen und danach noch ein bisschen." Der Bibliothekar seufzte. "Also gut, ich werde einen freien Tag einbauen, damit Sie auch mal etwas anderes machen kann, ausser zu lernen." Es war ihm anzuhören, dass es für ihn nichts gab, was interessanter sein könnte, als sich Wissen anzueignen.
"Einen Tag frei?" Aerys war alles andere als befriedigt. "Nein, das müssen mindestens vier sein in der Woche."
"Vier? Aber Meister, da ist die Woche doch schon fast wieder um", entgegnete Yukarin halbwegs verzweifelt. "So wird Lilian nicht richtig lernen können." Schmollend schob Aerys seine Unterlippe hervor und kabbelte sich mit seinem strengen Bibliothekar, bis sie sich auf zwei freie Tage die Woche einigen konnten.

Lilian war inzwischen vorsichtig näher gekommen. Aerys hatte das leise Klingeln des Glöckchens gehört. Doch er war zu beschäftigt gewesen, für Lilian und sich ein paar freie Tage zu ergattern, als dass er gross darauf geachtet hätte. Erfreut meinte Lilian, dass Akrobatik gut klingen würde. Es wäre schön, etwas Sport zu machen. Ausser dem Tanzen natürlich fügte er noch rasch hinzu. Aerys grinste, er würde Lilian schon zum Schwitzen bringen. Liebevoll schlang er ihm einen Arm um die Taille und zog den Jüngling dicht an seine Seite, damit er besser auf das Papier schauen konnte.
"Oh ja, der Handarbeitsunterricht bei Marlin", erinnerte sich Aerys und knuddelte Lilian sachte.
"Handarbeitsunterricht bei Marlin?" hakte Yukarin skeptisch nach.
"Ja, so Sachen wie Nähen, Stricken, Sticken und Weben und so", nickte Aerys. "Lilian macht es Spass und scheint ganz gut darin zu sein. Auf jeden Fall sehr genau." Lilian hatte so oft sein Strickwerk geöffnet, bis jede Masche perfekt gesessen hatte.
"Handarbeitsunterricht bei Marlin, also", seufzte Yukarin und zupfte ihm das Papier aus den Händen. "Und freie Tage. Ich werde also alles umschreiben müssen. Das wird eine Weile dauern." Offensichtlich wollte Yukarin gleich loslegen, denn er setzte sich an einen Schreibtisch.
"Gut", zeigte Aerys sich einverstanden. "Dann können wir zu Horatio gehen und ihn darüber informieren, dass Lilian auch noch Kleidung für seinen Akrobatikunterricht braucht. Oh, und einen Lineal ebenfalls. Sei so gut, Yukarin, und stelle Lilian ab morgen wenn der Unterricht beginnt, einen zur Verfügung."
Benutzeravatar
Lilian
Krieger/Hexe
Krieger/Hexe
Beiträge: 1164
Registriert: So 3. Nov 2019, 18:15
Wohnort: Krieger/Hexe

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

"Das ist lieb", sagte Lilian leise schüchtern, weil Aerys es offensichtlich grämte, dass er ihn so früh nicht zum Unterricht bringen könne. Vor Yukarin traute sich der Junge allerdings nicht zu laut zuzugeben, dass er Aerys' Unterstützung rührend fand. Während Yukarin die Idee von freien Tagen überhaupt nicht verständlich fand, war Aerys da zum Glück anderer Meinung. Er schien sich nur Gedanken darüber gemacht zu haben, was Lilian alles erlernen sollte, nicht aber wann er das tun sollte. Als der Bibliothekar erklärte, dass der Unterricht bis vier Uhr nachmittags dauern würde, entsetzte sich der Adelige gleich.
Lilian war froh, dass sich Aerys für ihn einsetzte, wobei ihm selbst solch lange Schultage nicht unbekannt waren. Allerdings war dann noch die Rede davon, dass Lilian Hausaufgaben machen sollte. Yukarin hatte dafür eine schlichte Lösung. Lilian sollte den Rest des Tages, am besten noch nach dem Abendessen, für die Hausaufgaben nutzen. Der Jüngling erblasste leicht. So lange? Außerdem glaubte er nicht, dass Aerys zufrieden damit war, wenn Lilian keine Zeit mehr für ihn hatte vor lauter Hausaufgaben. Nach dem Abendessen hatte der Prinz ganz andere Dinge im Sinn. Lilian befürchtete, dass er kaum zu den Hausaufgaben kommen würde und dann würde gewiss Yukarin wieder wütend mit ihm. Wie sollte Lilian taktvoll erklären, dass Aerys auch viel Zeit in Anspruch nahm?
Der Adelige begann glücklicherweise selbst zu argumentieren, dass Yukarin zu viel erwartete. Zunächst wollte der Bibliothekar nur einen freien Tag einplanen, aber Aerys verhandelte weiter mit ihm bis am Ende zwei Tage in der Woche herauskamen, die Lilian für sich hatte. Oder eben für Aerys und die vielen Hausaufgaben...
"Vielleicht.. ehm, kann es einen Tag geben, wo ich nicht ganz so lange Schule habe?", fragte der Junge vorsichtig nach, während die beiden älteren Männer über Lilians Tagesablauf argumentierten. Er selbst hatte da anscheinend nicht viel mitzureden. Als er versuchte erstmals einen Blick auf den Stundenplan zu werfen, legte Aerys ihm einen Arm um die Taille und zog ihn ganz dicht an sich. Lilians Herz wummerte und er wurde sofort sehr nervös. Seine Wangen bekamen eine hitzige Farbe, während Aerys ihn tatsächlich etwas knuddelte. Es mochte nur wenig sein, doch dem Jugendlichen kam es so vor, als würde Aerys ihn mitten vor Yukarins Augen ungebührlich berühren. Das war so peinlich. Lilian hielt einfach still und versuchte den Adeligen an den Handarbeitsunterricht zu erinnern.

Der Bibliothekar ließ sich seufzend überzeugen und nahm den Unterrichtsplan wieder an sich bevor Lilian alles hatte entziffern können. Bettunterricht sah er jedenfalls keinen und war sehr froh darum. Yukarin beklagte sich, dass er den gesamten Plan würde umschreiben müssen, nachdem so viele freie Tage und neuer Unterricht eingebaut werden musste.
Aerys wollte dann auch schon weiter zu Horatio und erwähnte Kleidung für den Akrobatikunterricht. Der Jüngling horchte auf. Oh, was mochte das für Kleidung sein? Sportkleidung? Das mussten einfach Hosen sein. Selbst die Mädchen in seiner Schule hatten beim Sportunterricht Hosen getragen. Jedenfalls vermutete Lilian das, da der Sportunterricht stets getrennt gewesen war.
Bevor Aerys ihn weiter zu Horatio zog, erinnerte er sich sogar daran, dass Lilian ein Lineal gewollt hatte und trug Yukarin auf ein entsprechendes zur Verfügung zu stellen.
"Danke schön, Yukarin, dass du meinen Unterricht vorbereitest", bedankte sich der Junge höflich. Er machte nochmals einen kleinen Knicks, wodurch er sich auch aus Aerys' allzu freundschaftliche Umarmung lösen musste.
Nachdem sie sich beide verabschiedet hatten, gingen sie zur Schneiderei. Mittlerweile kannte Lilian den Weg besser.
"Danke, dass ihr euch für mich eingesetzt habt", sagte Lilian und lächelte klein hoch zu Aerys. "Ich hoffe, ich schaffe den ganzen Unterricht und all die Hausaufgaben. Es klingt nach mehr, als ich gedacht hatte."
Er fragte sich was nun auf ihn zukommen würde. Lilian wollte die vielen Männer, die ihn jetzt unterrichten würden, auch nicht enttäuschen und damit verärgern. Er musste mit ihnen auskommen und da war es besser sich zu fügen. Dafür freute er sich sehr Darion und Marlin während des Unterrichtes sehen zu können.
"Was ist, wenn wir einmal nach dem Abendessen vergessen, dass ich noch Hausaufgaben machen muss?", fragte er. Aerys schmunzelte.
"Wenn wir vergessen?", erwiderte er. "Höchstens werde ich das vergessen. Du bist viel zu pflichtbewusst und exakt, so etwas zu vergessen."
Bevor Lilian seine Sorge mitteilen konnte, dass er glaubte, dass Aerys ihn von den Hausaufgaben abhalten würde, erwähnte der Prinz dies schon selbst.
"Du wirst höchstens zu abgelenkt sein, um Hausaufgaben machen zu können." Seine goldenen Augen blitzten neckisch. Lilian errötete praktisch augenblicklich.
"Ja...", gab er leise wispernd zu. "Aber das kann ich doch Yukarin nicht sagen..."
Benutzeravatar
Aerys
Prinz
Prinz
Beiträge: 838
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:55

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Aerys »

Lilian bedankte sich höflich bei Yukarin, dass er ihm seinen Unterricht vorbereitete. Aerys lächelte wohlwollend, dass Lilian sich an diese Höflichkeit erinnert und auch Yukarin blickte angenehm überrascht auf und nickte Lilian zu. Aerys legte locker einen Arm um Lilians Schulter, so dass er ihn gemütlich nach draussen schieben konnte, nachdem sie sich von Yukarin verabschiedet hatten. Mit einem süssen Lächeln blickte Lilian zu ihm hoch und bedankte sich dafür, dass er sich für ihn eingesetzt hätte.
"Oh ja, das klingt wirklich nach viel mehr Arbeit, als ich angenommen hatte", bestätigte Aerys innig, als Lilian das ansprach. "Ich dachte du kannst da einfach so ein paar nette Sachen lernen, damit es dir nicht langweilig ist. Aber Yukarin scheint dir eine richtige Schule bieten zu wollen. Mit Hausaufgaben! Auch das noch!" Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. "Um ehrlich zu sein, ich habe mich nicht nur für dich eingesetzt. Sondern auch für mich. Sonst sehe ich dich ja kaum noch." Sehnsüchtig, als müsste er Lilian jetzt schon vermissen, knuddelte er ihn innig, bevor er ihm wieder mehr Freiraum. "Keinen Tag in der Woche frei. Also wirklich. Schon nur zwei zu haben, ist wenig genug." Lilian hatte jedoch noch ganz andere Sorgen. Nähmlich, dass sie einmal nach dem Abendessen vergassen, dass er noch Hausaufgaben machen musste

"Wenn wir vergessen?" musste Aerys grinsen. "Höchstens werde ich das vergessen. Du bist viel zu pflichtbewusst und exakt, so etwas zu vergessen." Nein, Lilian würde brav und adrett an seinem hübschen Schreibtisch setzen und fleissig seine Hausaufgaben machen. Dessen war Aerys sich sicher. Er freute sich darauf, das zu sehen. Dann konnte er etwas an seinem Nacken knabbern.
"Du wirst höchstens zu abgelenkt sein, um Hausaufgaben machen zu können", gab er offen und vorfreudig grinsend zu. Seine Augen blitzten dabei neckisch. Funkelten gleich noch etwas intensiver, als Lilian wisperte, dass er das doch nicht Yukarin sagen konnte. Oh, anscheinend dachte Lilian an ganz ähnlich neckische Dinge, wie Aerys es tat.
"Nein, du hast recht", schmunzelte er liebevoll. "Das kannst du Yukarin nicht sagen. Selbst wenn, so streng wie er ist, würde er es nicht als Ausrede gelten lassen. Wir werden es also nicht vergessen dürfen." Er schnurrte leise. "Auch wenn das das Ganze noch viel reizvoller macht." Lilian ganz frech abzulenken versuchen, während er versuchte, ein artiges Schulmädchen zu sein. Oh, am Liebsten hätte er gleich jetzt etwas an Lilians Röckchen gezupft. Zu Lilians Glück waren sie inzwischen jedoch schon beim Schneideratelier angekommen. Also machte Aerys stattdessen schwungvoll die Glastür auf.
"Horatio? Ich habe einen neuen Auftrag für dich", rief er fröhlich. "Lilian braucht Trainingskleidung für den Akrobatikunterricht."
Benutzeravatar
Lilian
Krieger/Hexe
Krieger/Hexe
Beiträge: 1164
Registriert: So 3. Nov 2019, 18:15
Wohnort: Krieger/Hexe

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

Aerys fand auch, dass Lilian diesen Grund für versäumte Hausaufgaben nicht nennen konnte und der Bibliothekar konnte so streng sein, dass er es nicht als Ausrede würde gelten lassen. Der Prinz sagte, dass sie die Hausaufgaben deswegen nicht vergessen durften, doch dabei schnurrte er so vergnügt, dass Lilian befürchtete, dass Aerys gerade das genaue Gegenteil vorhatte.
"Auch wenn das das Ganze noch viel reizvoller macht", sinnierte er und es klang verdächtig nach Vorfreude. Ohje, Aerys würde ihn doch nicht absichtlich ablenken oder? Dabei war es der Adelige, der erst gewollt hatte, dass Lilian etwas lernte. Allerdings hatte Aerys zugegeben, dass er nicht erwartet hatte, dass Yukarin daraus einen umfassenden Lehrplan mitsamt Hausaufgaben machen würde. Weder die Hausaufgaben noch die geringen freien Tage gefielen dem Adeligen. Er erklärte, er hätte sich nicht nur für Lilian, sondern auch für sich eingesetzt.
Lilian wurde mitten auf dem Gang nochmals gedrückt und geknuddelt, weil Aerys sich sorgte, dass er ihn kaum noch zu Gesicht bekommen würde. Der Junge wehrte sich nicht, aber er wurde auch nervös, weil es so mitten auf dem Gang passierte. Zum Glück sah sie niemand so, doch Lilian befürchtete, dass das Klingeln des Glöckchens irgendwann jemanden neugieriges anlocken würde. Aerys wollte aber leider überall kuscheln und knuddeln. Es war seltsam wie sie mittlerweile miteinander umgingen. Lilian wusste immer noch nicht was das genau zwischen ihnen war und er war sich nicht sicher, ob der Prinz es wusste.
"Ihr könnt den Plan jederzeit ändern, wenn es zu viel wird", sagte Lilian. "Und vielleicht könnt ihr mir bei den Hausaufgaben helfen..." Doch Aerys schien ihn lieber von den Hausaufgaben ablenken zu wollen, als ihm dabei zu helfen. Vermutlich hatte der Adelige sich nicht vorgestellt, dass der viele Unterricht tatsächlich mit viel zusätzlicher Zeit und Lernaufwand verbunden war.
Lilian dagegen war mehr und mehr froh, dass er bald etwas hatte worauf er sich ganz konzentrieren konnte. Wenn er sich nur mit Yukarin und Javier gut arrangieren konnte...

Sie waren beim Schneideratelier angekommen und Aerys öffnete tatkräftig die Türe, rief gleich nach Horatio und dass er einen neuen Aufträg für ihn hätte. Lilian hielt sich schüchtern im Hintergrund, als der alte Schneider in seinen dunkelroten Gewändern aus dem Nebenraum mit den vielen vorräten Stoffrollen kam. Unter den musternden, fast abtastenden Blicken des Blutigen kam Lilian sich eher aus- als angezogen vor.
Als Horatio nach der Art der Trainingskleidung fragte, fühlte sich der Jugendliche bemüßigt etwas einzuwenden, obwohl eigentlich Aerys gefragt gewesen war.
"Ein kurzärmeliges Hemd und eine kurze Hose reichen. Ich möchte keine Umstände bereiten", sagte er, doch Horatio war regelrecht entsetzt über den Vorschlag. Das wäre so einfallslos und unförmig und käme für ein zartes Mädchen nicht in Frage. Bei der Akrobatik sollte sich die Kleidung dicht an den Körper schmiegen, damit man jede einzelne Bewegung genaustens verfolgen konnte.
"Aber es guckt mir doch niemand zu..", wandte Lilian ein. Der Schneider wirkte etwas schnippisch bei so vielen Widerworten und bemerkte, dass ihm schließlich mindestens sein Lehrer zuschauen würde und der sollte Lilians Haltung korrigieren können. Horatio zog eine Kleiderhülle von einer rollbaren Garderobe und drückte sie Lilian entgegen.
"In deiner neuen Uniform wirst du wenigstens brav aussehen", näselte der alte Schneider und erkundigte sich dann, ob Lilian die Kleidung vorher anprobieren könne. Horatio wollte sehen, ob alles auch genau saß.
Benutzeravatar
Aerys
Prinz
Prinz
Beiträge: 838
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:55

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Aerys »

Lilian hatte schon ganz genaue Vorstellungen davon, wie seine Trainingskleidung aussehen sollte. Ein kurzärmeliges Hemd und eine kurze Hose würden reichen. Schliesslich wollte er ja keine Umstände machen. Aerys musste schmunzelnd. Was Lilian immer so für Ausreden erfand, damit er Hosen tragen durfte. Er sollte doch inzwischen wissen, dass das nur selten der Fall war und dass Horatio ihm gerne neue Kleidung nähte. Der Schneider fand es nur äusserst schade, dass er Lilian so selten darin sah und ihn bei den Anproben nicht betatschen durfte.
Jetzt war er jedoch vorallem entsetzt über Lilians Vorschlag. Das wäre so einfallslos und unförmig. Das käme gar nicht in Frage für so ein zartes Mädchen wie Lilian. Aerys nickte zustimmend, musste innerlich aber schmunzeln, wie Horatio sich so ereiferte und erklärte, dass sich die Kleidung bei der Akrobatik dicht an den Körper schmiegen solle, damit man jede einzelne Bewegung genauestens verfolgen könne. Wieder nickte Aerys. Er freute sich darauf, Lilian und Darion bald einmal dabei zuzuschauen.
"Ausserdem kann es ganz schön gefährlich sein, wenn man sich dabei in zu weiter Kleidung verheddert", steuerte der Adlige bei, der Lilian natürlich zu gerne in hautengen Sachen sehen wollte.

Etwas überrumpelt wandte Lilian ein, dass ihm doch niemand zugucken würde. Na Aerys wollte ihm auf jeden Fall zuschauen. Horatio hatte jedoch die weniger einschüchternden Worte parat, indem er Lilian klar machte, dass ihm zumindest sein Lehrer zuschauen würde. Der sollte Lilians Bewegungen ja sehen und seine Haltung korrigieren können. Dabei klang er jedoch sehr verschnupft, dass Lilian ihm so viele Widerworte gab und sich so gar nicht darüber freute, dass er ihm so schöne Kreationen machte. Pikiert nahm er eine Kleiderhülle von einer rollbaren Garderobe und drückte sie Lilian in die Hand, damit er die Schulsachen schon einmal anprobierte. Darin würde er wenigstens brav aussehen, wenn er es schon nicht war.

"Wirklich?" fragte Aery überrascht und enttäuscht. Lilian sollte ja schon brav sein, aber so aussehen musste er nun wirklich nicht. Aerys mochte die sündigen, kleinen Details an seiner Kleidung durchaus. Wie zum Bespiel dieses Glöckchen an der Bluse. Das machte ihn ganz kribbelig und er freute sich darauf, wenn Lilian beim Sex soweit war, dass Aerys ihn mitsamt der Kleidung nehmen konnte und das Glöckchen dabei aufgeregt klingeln würde.
"Na, Lilian soll ja lernen und nicht all seinen Lehrer den Kopf verdrehen", erwiderte Horatio verschnupft, dass nun noch jemand gegen seine Entwürfe sprach.
"Ja, schon", gab Aerys gedehnt und nicht wirklich überzeugt zu. Aber seine Kunstwerke würden Lilian auch unterrichten können, wenn er ganz verführerisch angezogen war. Yukarin und Horatio nahmen das mit dem Unterricht für Lilian viel zu ernst. Das ganze sollte doch spassig werden. Vielleicht sollte er das alles wirklich etwas kürzen, ganz so wie Lilian das vorhin im Gang vorgeschlagen hatte.
"Na, dann zieh mal deine brave Schuluniform an, Lilian", forderte Aerys seufzend den Jüngling auf und gab sich geschlagen bei dem Thema. Licus, der sich leise zu ihnen gestohlen und dezent im Hintergrund gestanden hatte, räumte rasch den Paravent frei, damit Lilian sich hinter dem Sichtschutz umziehen konnte.
"Hast du etwas in zarten Lila- oder Rosétönen hier Horatio?" wandte Aerys sich derweil an den Schneider. "Für die Trainingskleider. Ich dachte da an einen seidenweichen, anschmiegsamen Stoff in ganz zarten Farbtönen. Was meinst du?" Horatio war sofort wieder bei der Sache. Und nun wo man ihn um Rat fragte, war er auch nicht mehr beleidigt. Eifrig durchsuchte er sein Stofflage und kam mit einem Stapel Stoffe zurück, um sich ein Stück Papier zu schnappen, um eine grobe Skizze davon anzufertigen, was Lilian zum Training anziehen sollte. Aerys liess es sich natürlich nicht nehmen, Vorschläge einzuwerfen und die vorgeschlagenen Stoffe zu befühlen und zu bewundern.
Benutzeravatar
Lilian
Krieger/Hexe
Krieger/Hexe
Beiträge: 1164
Registriert: So 3. Nov 2019, 18:15
Wohnort: Krieger/Hexe

Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

Der Adelige schien enttäuscht, dass die Schuluniform brav aussehen würde, doch Lilian war darüber sehr erleichtert. Wenn er sich unten in der Villa aufhielt, wollte er nichts tragen, dass vielleicht einige der Männer auf falsche Gedanken bringen würde. Auf keinen Fall so etwas wie das Bonbonkleid.
Horatio pflichtete auch bei, dass Lilian lernen und seinen Lehrern nicht den Kopf verdrehen sollte. So ganz ließ sich Aerys davon nicht überzeugen, aber schließlich forderte er Lilian ergeben seufzend auf seine brave Uniform anzuziehen.
"Darf ich hinter den Sichtschirm?", fragte der Jüngling nervös. Vor den beiden wollte er sich nicht umziehen. Er durfte und so floh Lilian hastig dorthin, wo er Licus begegnete, der den Paravent gerade freiräumte. "Oh, hallo, Licus", begrüßte Lilian ihn leise. Er erinnerte sich daran wie er den Schneiderlehrling betrübt gemacht hatte, weil ihm die aufreizende Kleidung nicht gefallen hatte. Er sollte irgendetwas positives sagen, um es wieder gutzumachen, dachte der Junge.
Lilian kam zu ihm. "Licus.. deine letzte Unterwäsche", wisperte er leise, da Aerys und Horatio es lieber nicht mitbekommen sollten. Diese unterhielten sich ohnehin über die neue Trainingskleidung, doch Lilian konnte nicht alles ausmachen und er verstand auch nicht, wie das am Ende aussehen würde.
"Die Unterwäsche mit den vielen Bändern... bis zur Taille hoch, die ist sehr schön", lobte er den Weißgekleideten. Er hatte gesagt, dass er die meiste Unterwäsche entwarf. "Aerys hat sie auch gefallen", fügte Lilian zaghaft und mit roten Wangen hinzu. Vielleicht wollte Licus lieber ein Lob von dem Adeligen. Dann huschte der Jugendliche hinter den Sichtschirm bevor sich die Männer fragten, wieso er so lange brauchte und nachschauen kamen.
Lilian öffnete den Kleidersack und begann alles herauszuholen. Er sah sofort den bauschigen weißen Unterrock. Ohje... außerdem hatte er davon bereits einen und auch gerade jetzt trug er einen dünnen weißen Unterrock über dem dunkelvioletten Rock, aber anscheinend reichte der eine nicht.
Der Junge zog seine schwarze Bluse mit dem Glöckchen klingelnd aus, öffnete seinen Rock und ließ ihn hinabsinken. Er wollte schon beginnen die Uniform anzuziehen, als ihm die neue Unterwäsche auffiel. Auch das noch. Aber wieso war es wichtig was er unter der Schuluniform trug? Das sah doch niemand. Oder... womöglich würde es Aerys sehen... Lilian wollte gar nicht daran denken.
So zog sich der Jüngling alles aus. Nervös griff er nach der weißen Unterwäsche. Das Höschen hatte dieses Mal Bein und lauter zarte Rüschen in mehreren Lagen. Lilian war froh über etwas mehr Stoff und schlüpfte hastig hinein. Der Stoff fühlte sich glatt und angenehm auf der Haut an. Dann fiel ihm ein kurzes Oberteil auf. Was war das denn? Es war ebenfalls weiß, die Träger waren aus breiter Spitze und auch der Saum war mit Spitze verziert. Oben beim tiefen Ausschnitt war eine klitzekleine Schleife. Lilian zog es an und stellte fest, dass es sehr eng anlag und ihm nur gerade so bis zu den obersten Rippenbögen ging. Als er sich im Spiegel sah, erschrak er. Das war ein Bustier oder wie das hieß was die Mädchen oben rum trugen. Aber er hatte doch keine Brüste, er brauchte das nicht. Nur jetzt sah es im Spiegel so aus, als könnte er welche haben. Als wäre er auch ohne die äußere Kleidung ein Mädchen. Der Junge musste daran denken wie er sich gefühlt hatte, nachdem Aerys ihn im Bett so... wo er ihn da unten so geküsst hatte. Lilian hatte sich ganz komisch gefühlt. Als wäre er tatsächlich ein Mädchen. Was hatte das zu bedeuten? Er musste es irgendwie herausfinden.

Zunächst musste er jedoch die Uniform anziehen. Lilian streifte sich den viellagigen Unterrock über. Er ging bis zur Mitte der Oberschenkel. Das war kurz und gar nicht brav, fand der Junge. Der Rock, der darüber kam, war aus festem, marineblauen Stoff. Vorne hatte er zwei Reihen aus je zwei großen, goldenen Knöpfen. Der Rock ging Lilian hoch bis zur Taille und man sah einiges von dem Unterrock. Darüber bekam er eine weiße Bluse mit Kragen und kurzen Ärmeln. Eine dunkelblaue kleine Krawatte gehörte dazu und zum Glück wusste Lilian wie man die band. Allerdings hatte die Bluse einen tieferen Ausschnitt. Er konnte die Krawatte also gar nicht fest an den Hals drücken. Das sah komisch aus. Es dauerte etwas bis Lilian begriffen hatte, dass die Krawatte eher locker gebunden war bis der Knoten genau auf dem Ausschnitt lag.
Lilian dachte, er wäre nun fertig, aber dann gab es noch weiße Strümpfe mit feinem Ripp-Muster, die bis über die Knie gingen. Zum Glück ohne dass sie durch Bänder gehalten wurden. Die Schuhe waren glänzende schwarze Lack-Halbschuhe mit kleinem Absatz. Eine Jacke im gleichen Farbton wie der Rock gab es auch noch. Sie war kurz und ging gerade über die Taille, hatte einen kleinen Kragen. Vorne am Ärmel waren ebenfalls zwei goldene Knöpfe. Lilian ließ die Jacke erst einmal offen. Zuletzt blieben zwei kleine rosa Schleifen übrig. Wofür war das? Lilian wisperte Licus leise zu und der erklärte ihm, dass es Bänder für die Haare waren. Trotzdem wusste Lilian nicht wie er dort nun die zwei Schleifen einarbeiten sollte. Der Schneiderlehrling kam hinter den Paravent und half ihm hinten rechts und links zwei Zöpfe zu machen, wobei er nur oben die Schleifen reintat und dann nichts flechtete. Das würde Lilian auch noch hinbekommen.
Ob er nun brav aussah? Der Junge fand, dass er vor allem seltsam aussah. Nicht wie eine richtige Schülerin. Aber sehr wie ein Mädchen. Es war immer noch befremdlich sich so verwandelt zu sehen. Ohne Spiegel konnte Lilian es manchmal vergessen, aber nicht wenn er sich so sah. Waren seine Hüften schon immer zart rundlich gewesen? Die Taille so schmal? Er erinnerte sich nicht.
"Seh ich komisch aus?", fragte er Licus leise, aber der meinte, dass Lilian hübsch aussah. Aerys hatte dann wohl mitbekommen, dass Lilian fertig war und fragte nach ihm. Dem Jungen blieb nichts anderes übrig, als hinter dem Sichtschirm hervorzukommen.
Scheu trat er nach vorne, die Hände nervös vor dem Schoß.
"Und das ist wirklich eine Schuluniform?", fragte er zweifelnd. Genauso wie seine Zimmermädchenuniform vermutlich auch nicht von richtigen Zimmermädchen getragen werden würde. Sie waren mehr dazu gedacht, dass Aerys etwas zum Anschauen hatte. Hoffentlich fand der Prinz dies nicht zu brav und steckte ihn etwas noch freizügigeres.
Antworten