Zurück zuhause

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Lexes
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Lexes »

Während Lexes sich aus dem Wasser gezogen hatte, um Kastor in seine Schranken zu weisen, war sein Cousin gelassen im Wasser geblieben und hatte noch etwas von dem Tee genossen. Lexes hätte das auch bevorzugt, doch er konnte nicht dulden, wenn Kastor glaubte, er wäre überlegen und könnte ihn ungestraft so reizen. Es gab auch unter den Blutigen eine komplexe Balance. Außerdem sollte Kastor bloß behaupten, dass Lexes keine Verbindung zu Terim hatte. Er hatte den Weißgewandten schon oft stundenlang gefesselt und benutzt.
Yukarin warf ruhig ein, dass es ungewöhnlich wäre, dass Terim zurückzuckte und auch dass er es dringend nötig hätte. Dann fragte er Kastor, woher er wüsste, dass Terim es dringend nötig gehabt hätte. Scharfsinnig wie immer ging Yukarin gleich den Ursachen auf den Grund. Kastor schien es nicht gleich für wichtig zu halten, sondern erklärte ihnen zunächst wieso der Meister ihn geschickt hatte.
Mehrere Nächte im großen Ballsaal mit allen anderen verbringen. Lexes war eigentlich froh gewesen nach seiner langen Abwesenheit wieder sein Zimmer für sich zu haben, doch der Meister würde sich schon etwas dabei gedacht haben. Sicherlich war es nicht verkehrt, wenn die befreiten Kunstwerke die nächste Zeit nicht allein waren und die Nacht in einem gesicherten Umfeld verbringen konnten. Aber mussten gleich alle dabei sein? Anscheinend. Nun, es würde vielen der Schäfchen gefallen.
Yukarin bemerkte, dass Lilian das letzte Mal als sie eine Nacht mit ihm im gleichen Raum verbracht hatte vor Angst kaum geschlafen hätte. Es wunderte ihn, dass der Meister ihr dies zumuten würde. Lexes interessierte vielmehr, dass Lilian mal mit Yukarin übernachtet hatte.
Er wandte sich seinem Cousin zu, der gerade anmutig aus dem Becken stieg. Das Wasser floss über seinen hellen, gestählten Körper, wo die Verletzungen des Kampfes besonders stark hervorstachen. Vielleicht schämte sich Yukarin für seine verlorene Haarsträhne, doch er schämte sich eindeutig nicht für die Blessuren, die er sich bei der Rettung der anderen Kunstwerke zugezogen hatte. Sollte er auch nicht. Sie standen ihm äußerst gut und zeugten davon, dass Yukarin nicht nur Bibliothek sondern auch Kämpfer war.
Kurz war Lexes von dem Anblick abgelenkt ehe ihm Yukarins seltsame Formulierung auffiel.
"Wann haben Lilian und du in einem Raum zusammen geschlafen?", wollte er wissen. Yukarin hatte ihm gesagt, dass Lilian ihr eigenes Zimmer hatte und daher auch nicht bei den Weißgewandten in einem der zwei Schlafsäle nächtigte.
"Nun, Lilian hat wie gesagt, nicht geschlafen", antwortete Yukarin. "Das war damals, als wir darauf warteten, dass Darion seine Prüfung beim Meister besteht." Dann schien ihm etwas in den Sinn kommen. "Und das mal davor, da habe ich nicht geschlafen. Dafür Lilian, Marlin, Terim und Lucero in einem Bett. Sie waren zu müde, um wieder in ihre Zimmer zu gehen."
Lexes fand insbesondere die letzte Begebenheit sehr interessant. In welchem Bett waren die jüngsten Kunstwerke da gelandet und wieso hatte Yukarin über sie gewacht? Aber das war nichts was er vor Kastor fragen wollte und dann bedankte sich Yukarin bereits höflich bei Kastor und fragte ihn nach weiteren Regeln.

Yukarin war zwischen Kastor und Lexes hindurchgegangen, um zu der Dusche zu gehen. Ruhig wie als wären vorhin keine scharfen Worte gefallen. Aber die beiden anderen Blutigen hatten sich wieder entspannt.
"Ja, wir sollen nicht nackt im Ballsaal sein", erklärte Kastor. Lexes wunderte sich über die Regel. Er verstand, dass man den befreiten Kunstwerken keinen weiteren Sex aufdrängen wollte und ihnen Erholung gönnte, doch dass sie nicht einmal den Anblick nackter Körper vertrugen? Die meisten schliefen nackt. Es war etwas ganz natürliches bei ihnen.
Es sei denn...
Kastor kam Lexes' Erkenntnis zuvor.
"Und zumuten? Es war Lilians Idee", eröffnete der stiernackige Blutige. "Sie hat mich gefragt, ob ich es für eine gute Idee halte." Kastor rieb sich das Kinn. "Konnte der kleinen Lady schlecht nein sagen", brummte er.
Lexes unterdrückte ein Lächeln. Es war bekannt, dass Kastor besonderen Respekt vor Frauen hatte und anscheinend erstreckte sich das auch auf Mädchen, die nur so taten als wären sie eines. Und gerade war es weit gewichtiger, dass Lilian offensichtlich nicht nur der Grund für all die Regeln des Meisters war, sondern auch diejenige, die es praktisch veranlasst hatte. Sie hatte soeben die gesamten Schlafgewohnheiten aller Kunstwerke auf den Kopf gestellt und der Meister hatte einfach so zugestimmt. Lexes sah Yukarins Warnungen bezüglich Lilian auf einmal in einem ganz neuen Licht.
Nachdenklich trat er zu Yukarin unter die Dusche, um sich abzuspülen. Kastor besah es sich kurz. Anstatt zu gehen, schien er eindeutig noch etwas loswerden zu wollen. Sie mussten nicht lange warten.
"Wegen Terim.. er hatte es nötig. Hat mich immer wieder angetrieben es ihm heftig zu besorgen. Richtig dreckig geredet dabei, der Kleine. Und er war laut. Terim ist sonst nie laut", erzählte Kastor offen, "Und direkt danach hat er mir die Bälle und den Schwanz gelutscht. Ihm hats einfach gefehlt sich jemandem richtig hingeben zu können. Hat er mir gesagt. Denkt ihr, da steckt mehr hinter?"
Lexes trat wieder unter der Dusche hervor und griff nach einem der Handtücher. Nachdem er Yukarin eines hingehalten hatte, nahm er sich sein eigenes. Zwar redeten die Blutigen nicht oft detailreich über ihre Erlebnisse mit den Schäfchen, aber sie tauschten sich aus, wenn es etwas zu beachten gab oder wenn etwas nicht stimmte.
Eindeutig war bei Terim etwas nicht in Ordnung. Kastor hatte schon recht. Terim war sonst nie laut und er war auch sehr selten so aktiv, meist genoss er es passiv und stumm. Was hatten die Räuber mit Terim gemacht?
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Yukarin
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Yukarin »

Er hatte seinem Cousin noch längst nicht alles erzählen können, was in seiner Abwesenheit so alles geschehen war. So überraschte es Lexes, dass Lilian und er die Nacht in einem Raum verbracht hätten. Das klang so, als würde Lexes sich was ganz verrücktes darunter vorstellen. Dabei hatten alle Kunstwerke die Nacht im selben Raum verbracht.
"Nun, Lilian hat wie gesagt, nicht geschlafen", antwortete Yukarin. "Das war damals, als wir darauf warteten, dass Darion seine Prüfung beim Meister besteht." Yukarin stockte, als ihm noch eine weitere Gelegenheit in den Sinn kam, wann er die Nacht über mit Lilian im Zimmer verbracht hatte.
"Und das mal davor, da habe ich nicht geschlafen", fuhr er fort. "Dafür Lilian, Marlin, Terim und Lucero in einem Bett. Sie waren zu müde, um wieder in ihre Zimmer zu gehen." Ja, es gab noch so einiges, was er Lexes erzählen konnte.

Erstmal erkundigte er sich jedoch noch nach weiteren Regeln. Sie durften nicht nur keinen Sex und keine Gewalt in den Ballsaal bringen, sie sollten auch nicht nackt sein. Yukarin nickte verstehend. Das war schon damals, als sie auf Darion gewartet hatten, sehr ähnlich gewesen. Überraschend war jedoch, dass die Idee von Lilian kam. Anscheinend war sie sogar auf Kastor zugetreten und hatte ihn um seine Meinung gefragt, was gleich noch viel überraschender war. Yukarin konnte sich zwar noch vorstellen, dass Lilian den Enführten zuliebe, zu einer Nacht in einem gemeinsamen Raum zustimmte. Doch dass sie auf Kastor zuging und ihn um seine Meinung fragte, war vor der Entführung noch absolut undenkbar gewesen.
Vielleicht lag es daran, dass Kastor Lilian nun netter behandelte, nachdem er erfahren hatte, dass sie zum Teil wirklich ein Mädchen war. Ausserdem hatte Kastor sich heldenhaft an ihrer Rettung beteiligt. Das hatte sie wohl ihm gegenüber zutraulich werden lassen. Yukarin musste zugeben, dass er immer neugieriger auf den gemeinsamen Aben und die anschliessende Nacht wurde. Ein wenig plagte ihn allerdings sein schlechtes Gewissen, dass er Lexes nichts von Lilians speziellem Körper erzählt hatte. Er wollte ihm nichts verheimlichen. Nur war das nicht sein Geheimnis, sondern Lilians und es war an ihr oder dem Meister mehr darüber zu verraten.

Während sie sich vom Bad abduschten begann Kastor von Terim zu erzählen. Er schien selbst gemerkt zu haben, dass da etwas nicht stimmte und machte sich ebenfalls Sorgen. Yukarin konnte es ihm nachfühlen. Das was Kastor über Terim erzählte klang, als würde er über eine andere Person sprechen. Er war niemand, der einen antrieb und dabei gar noch dreckig sprach. Es brachte schon viel, ihn überhaupt zum Betteln zu bringen. Geschweige denn, dass er dabei laut wäre. Bei Kastor klang es jedoch so, als hätte er den Bullen nich nur angetrieben, sondern sich gleich wieder heisshungrig über ihn hergemacht, weil es ihm zu wenig gewesen war.
"Ja, ich glaube, hinter dieser Aussage, dass es ihm gefehlt hätte, sich jemandem richtig hingeben zu können, steckt mehr, Kastor", nickte Yukarin und trat ebenfalls unter der Dusche hervor, um von Lexes das Handtuch entgegen zu nehmen. Dankbar nickte er ihm zu.
"Gerade Terim ist es sich gewohnt, Sex je nach Kunde einfach zu ertragen und herzuhalten", sinnierte Yukarin. "Und das über Monate hinweg. Dass er sich nach einer Woche nach Sex sehnt, wo er keine Selbstbeherrschung zeigen muss, ist wohl tatsächlich besorgniserregend. Ich denke, es war gut, Kastor, dass du ihm gegeben hast, was er brauchte. Jetzt müssen wir nur noch heraus finden, ob das alles war, was er brauchte, oder ob er noch mehr braucht, vondem er uns nicht erzählt." Yukarin legte das Handtuch beiseite und begann mit Hilfe der Kunst seine Haare zu trocknen, damit er sich danach dem Anziehen widmen konnten.
"Ich denke, wir sollten heute Abend und Nacht gut auf alle aufpassen", beschloss er zumindest für sich selbst. "Sowohl bei den Entführten, als auch den Schäfchen, die hier in der Villa hatten warten müssen. Alle werden aufgewühlt sein."
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Lilian
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Lilian »

Lilian sah neugierig zu dem Kätzchen und hoffte, dass er es auch einmal halten dürfte, doch gerade schien es sich in Aerys' Armbeuge ganz wohl zu fühlen. Mika sah so kuschlig und süß aus. Lilian konnte verstehen wieso Lexes sie mitgebracht hatte. Der Blutige schien erst vor kurzem zurückgekommen zu sein. Lilian hoffte, dass er sich auch mit Lexes gutstellen konnte, selbst wenn er einen sehr forschenden, kühlen Blick hatte. Aber die anderen Blutigen waren ihm zu Beginn auch sehr furchteinflößend und gemein vorgekommen. Vielleicht würden sie auch wieder gemein zu den Weißgewandten sein, doch der Jüngling hatte nun begriffen, dass so viel mehr hinter den Blutigen steckte und sie auch tolle Beschützer sein konnten. Und wie schrecklich konnte ein Blutiger sein, der kleine Kätzchen mochte?
Deswegen hatte Lilian auch gewagt zu fragen, ob Lexes das Kätzchen behalten durfte und zum Glück schien Aerys nicht abgeneigt zu sein. Es wäre so schön ein Haustier zu haben und vielleicht durfte Lilian ab und zu mit Mika spielen. Ob sie wirklich das Blut verwandter Wesen in sich hatte?
Lilian folgte Aerys nach drinnen, wo weitere von den Weißgewandten sie umschwärmten und den Adeligen begrüßten. Man konnte die Aufregung in der Villa spüren. Lilian war noch etwas überwältigt wieder hier zu sein. Vorhin in der Kutsche hatten ihn die Tränen noch einmal überwältigt. Früher hätte er nichts sehnlicher gewollt als der Villa zu entfliehen und jetzt war er froh hier zu sein. Es hatte begonnen sich wie ein Zuhause anzufühlen. Es war noch ein ganz seltsames Gefühl. Die Villa zu betreten und zu denken, er wäre zuhause, und keine Angst zu haben.
Obwohl er schon etwas aufgeregt war, dass sie heute vielleicht alle gemeinsam die Nacht verbringen würden. Ob es doch eine doofe Idee gewesen war? Aber einerseits wollte Lilian nicht alleine in seinem Zimmer schlafen und anderseits konnte er nicht von Aerys verlangen des nachts bei ihm zu sein. Vielleicht würde Aerys es sogar tun, doch die anderen brauchten seine Hilfe und Nähe auch. Lilian konnte das verstehen. Er sah zu Marlin, den nichtmal Mika ein Strahlen in seinen Augen hatte entlocken können. Nichtmal dass sie wieder in der Villa waren. Eher wirkte Marlin noch angespannter.
"Schau Marlin, wir sind endlich wieder zurück." Lilian schaffte es noch nicht 'zuhause' zu sagen. Dafür lächelte er Marlin an. "Jetzt wird bestimmt alles wieder besser." Es musste so sein. Sein Blick huschte zu Lucero, der Marlin mit sich zog. Terim folgte stumm. Lilian wusste nicht was er zu ihnen sagen sollte. Alle Worte der Welt schienen dafür nicht auszureichen. Lilian selbst fühlte sich auch sehr wund und erschöpft, aber wie musste es erst den anderen gehen?
Drinnen in der Eingangshalle verstreuten sich die Männer wieder. Tuana wollte Priam und Theon noch einmal behandeln und untersuchen und Alazier und Darion schienen zunächst duschen zu wollen.

Aerys selbst steuerte zu dem Speisesaal und Lilian folgte ihm. Er war von dem Gespräch in dem letzten Gasthaus so aufgewühlt gewesen, dass er dort nicht viel gegessen hatte und nun merkte er doch, dass er ein bißchen Hunger hatte. Als sie in den Speisesaal kamen, staunte Lilian wie liebevoll alles dekoriert war. Es gab mehrere niedrige quadratische Tische aus dunklem Holz und drum herum Sitzgelegenheiten aus schwarzen und mit Gold- und Silberfäden bestickten farbigen Kissen. An der Längsseite des Raumes war ein Tisch mit mehreren Getränken. Ein großer Topf mit warmem Früchtepunsch, Kannen mit Tee und Kaffee, Schälchen mit Zuckerstücken und Töpfchen mit Sahne. Auf den Tischen standen ebenfalls bereits Schüsseln mit diversen Gerichten. Reis und Gemüse, frisch gebackenes Brot, Schalen mit mariniertem Fleisch und vieles mehr. Der Dampf sammelte sich unter Bewahrungsschilden, die das Essen frisch und warm hielten.
Lilian fragte sich überwältigt wer das essen sollte.
Kastor schien weniger Bedenken zu haben und setzte sich gleich, nachdem er Bariol lobend auf die Schulter gehauen hatte. Jedenfalls hoffte Lilian, dass es ein lobendes Schulterklopfen gewesen war.
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Aerys
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Aerys »

Seine Kunstwerke waren durchaus bestrebt, ihm zu gehorchen, und nach drinnen zu gehen. Gleichzeitig freuten sie sich jedoch so, dass ihre ganze Familie wieder zu sammen war und wollten alle herzlich begrüssen, so dass es doch noch eine Weile dauerte, bis sie es nach drinnen schafften. In der Eingangshall lichtete sich der Pulk wieder. Die meisten Rotgewandeten wollten Duschen gehen und wurden prompt von einigen Weissgewandeten begleitet, die sie verwöhnen wollten. Tuana schnappte sich Priam und Theon, um sie noch einmal untersuchen zu können und so lichtete sich das Gedränge etwas um sie herum.

Aerys überlegte, was er Lilian und den anderen Entführten zuerst anbieten sollte. Eine Dusche hatten sie am Mittag schon gehabt. Aber vielleicht wollten sie sich zuhause noch einmal reinigen. Andererseits wirkte Lilian so, als bräuchte sie einfach nur seine Nähe, ganz ähnlich wie Terim, während Lucero und Marlin so wirkten, als bräuten sie ein intensives Gespräch. Es gab so viel zu tun und das am Besten alles gleichzeitig. Doch das ging nicht. Aerys musste sich für etwas entscheiden. Also wählte er ein Grundbedürfnis. Sie alle sollten endlich wieder heimisches Essen geniessen können. Das gab Kraft. Auch ihm selbst, da er viel von seiner Juwelenkunst gebraucht hatte, in den letzten Tagen. Ausserdem konnten sie so alle beisammen sein.

Mika schützend vor allen Anwesenden auf dem Arm tragend, steuerte er mit Lilian am Arm den Speisesaal an. Er war wunderschön und liebevoll hergerichtet. Man konnte sehen, wie die Kunstwerke sich richtig viel Mühe gegeben hatten, dass alles Übel, alle bösen Erinnerungen allein von ihrer Liebe in dem Raum ferngehalten werden sollte. Auch Lilian neben ihm staunte verblüfft und zeigte nach wie vor keine Scheu, dass sie mit all den Kunstwerken zusammen sein würde.
"Das ist eindeutig Lexes Stil", informierte Aerys Lilian schmunzelnd, als ihr Blick bei einem der gold- und silberdurchwirkten Kissen hängen blieb. Nicht, dass Lexes auch nur einen Finger gekrümmt hatte, um den Speisesaal herzurichten. Doch der Blutige würde alles genau überwacht und seine Wünsche deutlich kundgetan haben. Es hatte sich gelohnt. Es sah gemütlich und feierlich gleichermassen aus.

"Lilian, sei so gut und geh mit Mika und Lyris schon einmal vor und such uns einen guten Platz aus", bat er Lilian und gab ihm behutsam das flauschige Kätzchen auf den Arm. "Einen wo Mika und Lyris etwas abgeschirmt sind vom Rest. Mika braucht ihren Sicherheitsabstand zu den anderen und Lyris braucht dringend Schlaf. Kümmere dich bitte um die beiden. ich komme gleich nach."
*Leg dich etwas hin und schlaf, Lyris*, sandte er seinem Kunstwerk. *Es wird auch nachher noch genügend Essen für dich haben. Erhol dich erst etwas.* Gerade brauchte er Lyris nicht, um ihm das Essen zu servieren. Es gab genügend andere, die sich mit ihrer Hilfsbereitschaft überschlugen und es nur schwer aushielten, sie nicht damit zu überschütten.

Leider schienen die befreiten Kunstwerke von dieser Liebe fast ein wenig überwältigt zu werden. Terim war zwar still und unergründlich wie immer und Lucero grossspurig und selbstbewusst wie immer, doch zumindest bei dem Prinzen spürte Aerys, dass vieles davon nur aufgesetzt war. Bei Marlin hingegen sah man ganz deutlich, dass die Welt nicht in Ordnung war. Je mehr vertrautes und liebevolles auf ihn zukam, desto verschlossener und angespannter wurde er. Noch nicht einmal der Anblick von Mika hatte geholfen, ein kleines Lächeln hervor zu locken. Aerys wollte kurz mit ihnen sprechen, in der Hoffnung ihnen wenigstens etwas Erleichterung zu verschaffen. Ausserdem hatte er mitbekommen, wie sehr es Lilian betrübte, dass es Marlin so schlecht geht.

"Habt keine Angst nach Hause zu kommen", richtete er sich sanft an die drei, nachdem Lilian mit Lyris schon vorgegangen war. "Ich weiss, dass vieles geschehen ist, weswegen ihr glaubt, kein Recht zu haben, hier zu sein. Aber dies ist meine Entscheidung. Ich will euch hier haben und ich will mit euch Winsol geniessen. Genau wie die Zeit davor und danach. Ich weiss, dass ihr denkt, dass ich das nicht sagen würde, wenn ich die ganze Wahrheit kennen würde. Aber da irrt ihr euch. Mir ist ganz bewusst, was ich entscheide. Seht hinüber zu Lilian." Aerys trat etwas beiseite, so dass vorallem Lucero Lilian sehen konnte.
"Sie lächelt und ist glücklich hier zu sein", fasste er den Anblick zusammen. "Für mich ist das der Preis wert. Marlin, ich weiss, dass du dir die Schuld an der Entführung gibst." Der Krieger wurde kreidebleich, nickte kaum wahrnehmbar. "Doch das bist du nicht und das kann ich sogar beweisen." Anstatt eines zweifelnden Blickes wurde er nun überaus verblüfft angeblicht.
"Ich kann nur nicht alles gleichzeitig machen", fuht Aerys mit einem sanften Lächeln fort und streichelte Marlin durch die goldenen Locken. "Wir werden reden. Wir alle. Doch bis es soweit ist, müsst ihr noch ein wenig länger tapfer sein. Versucht zuhause anzukommen und die Liebe anzunehmen, mit der euch alle überschütten und heilen wollen. Ihr habt es euch verdient. Wenn ihr mir das nicht glauben könnt, dann müsst ihr mir dahingehend einfach vertrauen. Kannst du das Marlin? Kannst du mir vertrauen?" Grosse, goldene Augen blickten ihn ergeben an und ein sachtes funkeln von Leben war wieder darin zu erkennen.
"Ja, Meister", hauchte Marlin ergeben.
"Natürlich kannst du das", lächelte Aerys. "Ich habe nie daran gezweifelt. So und nun lasst euch von den anderen verwöhnen. Geniesst es hier zu sein und ja, Marlin, wenn du möchtest, dürfen du und Terim je einen Teller mit Leckereien für Lilian und mich zusammen stellen. Ich lasse mich gerne überraschen." Terim bekam einen sanften Blick und Lucero einen Kuss auf die Stirn, ehe Aerys zu Lilian aufschloss, um zu sehen, wie sie mit Mika klarkam.
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Lilian »

Aerys bemerkte, dass die Einrichtung Lexes zuzuschreiben wäre. Lilian sah sich daraufhin neugierig um. Lexes schien einen sehr edlen Geschmack zu haben. Vermutlich sollte sich Lilian später bei ihm bedanken, dass er es so schön vorbereitet hatte. Noch stärker blieb Lilians Blick aber an den vielen bestimmt leckeren Gerichten hängen. Das Essen in der Burg war mehr als spärlich gewesen. Marlin hatte später das beste getan was er konnte mit den Zutaten, die die Räuber ihm für die Gefangenen erlaubt hatten, doch auf der Reise und die ersten Tage hatten sie kaum etwas bekommen und auch später waren die Portionen sehr klein gewesen. Trotzdem hatte Lilian seit der Befreiung kaum gegessen. Es hatte ihn alles zu sehr aufgewühlt und beschäftigt als dass er großen Appetit verspürt hatte. Nur jetzt, wo sie angekommen waren, merkte der Jüngling deutlich, dass sein Körper die schreckliche Zeit der Gefangenschaft gelitten hatte. Er hatte Hunger.
Bevor es Essen gab, hielt Aerys ihn noch einmal auf und platzierte ihm das Kätzchen auf den Arm. Lilian bekam große Augen und hielt aufgeregt still, während Mika noch etwas zappelte und sich neugierig umschaute. Lilian streichelte sie zärtlich mit der anderen Hand. Aerys bat ihn vorzugehen und ihnen einen Platz zu suchen, der etwas abgeschirmt vom Rest wäre. Wegen Mika und auch Lyris, der dringend Schlaf bräuchte. Lilian solle sich um beide kümmern und Aerys würde nachkommen.
Der Jüngling nickte. "Ich such uns einen Platz am Rand", erwiderte er. Behutsam hielt er Mika fest. Er hatte schon einmal eine Katze auf dem Arm gehalten, aber es war lange her und sie war nicht so klein gewesen wie Mika. Hoffentlich machte er es richtig. Bei Aerys hatte es so natürlich ausgesehen. Lilian sah noch einmal zu dem Adeligen zurück, der zu Lilians Freunden getreten war, um mit ihnen zu reden. Das war gut, vielleicht konnte er ihnen helfen. Besonders Marlin schien es sehr schlecht zu gehen. Lilian mochte sich kaum vorstellen wie schlimm es in der Küche gewesen sein musste. Oder seiner.. Käuferin im Turm zu begegnen und sie dann dort...
Nein, Lilian konnte es sich wirklich nicht vorstellen.
"Ist hier gut, Lyris?", fragte Lilian, als sie bei einem Tisch in der Ecke waren. Der Weißgewandte nickte stumm. Lilian war aufgefallen, dass Lyris nie sprach und sonst nur sandte. Ob er nicht reden konnte? Es kam Lilian sehr seltsam vor. Lyris trug auch ein Piercing zwischen Unterlippe und Kinn, es war mit einem Kristall verziert und glitzerte manchmal. Ob ihn das am Sprechen hinderte oder er schon von Geburt an nicht sprechen konnte? Lilian traute sich aber auch irgendwie nicht zu fragen. Vielleicht war das zu persönlich.

Der Jüngling setzte sich mit Mika vorsichtig auf eines der Kissen. "Du kannst ein bißchen erkunden, Mika, aber du musst hier bei uns bleiben", sagte Lilian und ließ das Kätzchen los, das wieder unruhig zu zappeln begonnen hatte. Vielleicht hielt er es nicht richtig. Wacklig kletterte Mika über Lilians Beine und versuchte auf eines der höheren Kissen zu springen.
*Was möchtest du essen?*, fragte Lyris und griff nach einem Servierlöffel.
"Oh.. ich mach schon. Du sollst dich doch ausruhen. Danke, Lyris", wehrte Lilian ab. Der ältere Krieger sah sehr müde aus und er war auch mehrmals in der Kutsche eingenickt, hatte dann aber doch kaum geschlafen. "Du hast doch schon so viel für uns gemacht.." Es war Lilian etwas unangenehm, dass Lyris sich seit der Befreiung so viel um ihn gekümmert hatte und es Lilian kaum aufgefallen war. Er war mit den Gedanken doch noch bei Nedan und den Räubern gewesen. Lilian riss sich zusammen. Er wollte nicht mehr an diese grässlichen Männer und Frauen denken. Sie waren wieder in Sicherheit. Zuhause. Irgendwie.
"Bitte leg dich doch hin. Oder wäre es dir hier zu laut? Vielleicht kannst du in ein Bett..", überlegte Lilian. Lyris lächelte ihn matt an.
*Der Meister wünscht mich an seiner Seite zu haben. Ich kann überall schlafen*, erklärte er. Das war eine seltsame Formulierung.
"Aerys wird doch nichts dagegen haben, wenn du dich zurückziehst.. du kannst doch kaum die Augen offen halten", erwiderte Lilian zögerlich.
*Ich schlafe hier. Ich sollte in seiner Nähe sein*, erklärte Lyris. Er legte wenigstens die Servierlöffel beiseite. Mika versuchte derweil auf das nächste Kissen zu hüpfen, doch sie war zu klein und purzelte prompt zur Seite. Vorsichtig schob Lilian sie wieder näher.
Er fragte sich, ob Aerys Lyris vielleicht befohlen hatte bei ihm zu bleiben. Aber wieso? Es bereitete Lilian irgendwie ein ungutes Gefühl, obwohl er nicht wusste wieso.
"Okay.. dann schlaf gut. Ich nehm mir selbst von dem Essen", versicherte Lilian. Lyris nickte und rollte sich auf zwei der Kissen zusammen. Dabei verschob sich sein Oberteil etwas. Kurz glaubte Lilian darunter Metall zu sein, doch er konnte es nicht genau zuordnen. Verwirrt blickte er zur Seite und begann dann sich etwas von dem Reis zu nehmen. Als das Essen nicht mehr unter den Bewahrungsschilden war, begann es auch Mika zu riechen und sie kletterte wieder auf Lilians Rock und reckte sich zum Tisch.
"Ich weiß nicht, ob du etwas davon haben darfst. Lexes wird vielleicht böse, wenn ich dir etwas davon gebe", überlegte Lilian leise, um Lyris nicht zu stören.
Da kam Aerys mit Lucero zu ihnen und setzten sich. Marlin und Terim folgten etwas später mit einem runden Tablett voller Getränke. Lilian lächelte sie dankbar an und nahm sich eine Tasse mit dem Früchtepunsch. Danach begann Marlin ihm Essen zu servieren. Lilian wurde etwas unwohl.
"Das musst du doch nicht. Danke, Marlin", sagte er überrumpelt. Doch Marlin schien es gerne zu tun. "Dein Essen war immer sehr lecker.." Lilian wusste nicht, ob er dies überhaupt sagen sollte, weil es Marlin vielleicht an die Küche bei den Räubern erinnerte. Aerys hatte weniger Probleme sich einen Teller mit Essen von Terim zusammenstellen zu lassen.
"Darf Mika auch etwas von dem Essen haben?", fragte Lilian. Er hätte ja Lexes gefragt, doch der Blutige war nicht mit in den Speisesaal gekommen. Der Jüngling wünschte den anderen guten Appetit und begann hungrig zu essen. Ihr Bauch ziepte davon schon seltsam, aber dann war es nach den ersten Bissen wieder weg und Lilian machte sich keine weiteren Gedanken mehr darüber. Er beobachtete wie das Kätzchen wieder zwischen ihnen umher tappste. Hauptsächlich war es aber schön mit den anderen zusammenzusitzen. Das hatten sie zwar schon im Gasthaus, doch da hatte Lilian noch dauernd an das Gespräch mit Aerys gedacht, wo Lucero und er ihm gestanden hatten was sie gemacht hatten..
Lilians Blick huschte ab und zu zu Lucero. Es fühlte sich so seltsam an. Er wusste auch nicht was sie nun reden konnten. Er wollte über die Gefangenschaft reden und gleichzeitig auch wieder nicht, weil es dann so wäre, als wäre er wieder dort. Dabei wollte Lilian dies am allerwenigsten. Sie waren endlich wieder hier. Sie hatten es wirklich geschafft. Die Räuber hatten sie nicht getötet oder zerbrochen. Es war so viel schlimmes passiert... so richtig richtig schlimmes..
Lilians rosa Augen wurden feucht und sie schniefte. Sofort spürte sie nicht nur Aerys' Arm, sondern auch den von Lucero, der neben ihr saß. Beide schienen ihr tröstend über den Rücken streichen zu wollen.
"Oh.. danke.. ich bin nur.. es fühlt sich noch so unwirklich an. Wie ein Traum", brachte Lilian vor und wischte sich über die Augen. Die Tränen waren ihr peinlich. Die anderen weinten nicht und schienen viel besser damit umgehen zu können.
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Aerys »

Er kam mit Lucero nicht viel später zu Lilian und Lyris an den Tisch. Der Weissgewandte schien dennoch bereits eingeschlagen zu sein. Seine Brust hob und senkte sich regelmässig und sacht. Sein Gesicht wirkte friedlich und entspannt. Allerdings sah man Spuren der Erschöpfung in den feinen Zügen. Aerys hatte ihm viel zugemutet in der letzten Woche und womöglich würde es in den nächsten Wochen nicht leichter werden für den Krieger. Trotz seiner anfänglichen Wut über dessen Anmassung, war er ihm sehr dankbar, für das was er gewagt hatte. Zärtlich strich er ihm über die blasse Wange, nachdem er sich neben Lilian gesetzt hatte. Prompt wurde Lyris Haltung noch etwas entspannter. Aerys lächelte sanft.

"Ich würde gerne einmal richtig für dich kochen", schüttelte Marlin scheu seinen Kopf, als Lilian abwehren wollte, dass der blondgelockte Krieger ihm das Essen servieren wollte und ihn lobte, dass sein Essen immer gut gewesen sei. "Davon habe ich immer geträumt, wenn ich wieder diese mageren Zutaten bekommen habe. Euch allen einmal etwas richtiges zu kochen. Etwas, das wirklich gesund ist und auch richtig schmeckt. Daran zu denken, hat geholfen. Ich bin froh, dass ihr nun etwas richtiges essen könnt. Es ist schön, dir so etwas servieren zu dürfen, Lilian." Mit der zarten Ahnung eines Lächelns blickte er zu Lilian, ehe er schüchtern zu Aerys blickte. Aufmunternd nickte dieser ihm zu. Wenn es Marlin half, durfte er ihnen auf jeden Fall, ein Mahl zubereiten. Auch wenn Marlin vermutlich noch glaubte, dass er dessen unwürdig war. Aerys wusste es besser und gab deswegen auch gleich seine Zustimmung.

"Besser nicht, Lilian", musste er dann jeoch abwehren, dass Mika etwas Essen vom Tisch bekam. "Unser Essen ist viel zu salzig für eine Katze. Davon abgesehen muss sie lernen, dass es nur zu festgelegten Zeiten Essen gibt und ganz bestimmt nicht vom Tisch. Sonst springt sie noch drauf. Das wäre für niemanden gesund. Deswegen darfst du dich auch nicht von ihrer Niedlichkeit auf der Nase herum tanzen lassen. Sonst hast du ruckzuck verloren." Lächelnd hatte er Mika beobachtet, wie sie zwischen ihnen herum getappst war und liess sie mit seinen Fingern herum spielen. Als er wieder aufblickte, merkte er, dass sich eine zarte Röte auf Luceros Wange gebildet hatte. Doch als der Prinz bemerkte, dass Aerys das wahrgenommen hatte, konzentrierte er sich demonstrativ auf Marlin, als wüsste er von nichts.
Neugierig fragte sich Aerys, was das wohl zu bedeuten hatte. Erstmal packte er jedoch Mika, die an seinen Fingern zu nagen begonnen hatte und setzte sie auf Lyris Hüften ab. Wackelig krallte sie sich in seinen Hosen fest. So war sie zwar etwas weiter weg vom Tisch mit den leckeren Düften, doch nun war sie erhöht genug, um draufschauen zu können. Damit schien sie im Moment ganz zufrieden zu sein.

Genau wie seine Kusntwerke für den Moment zufrieden damit waren, beieinander zu sitzen und zu essen. Bis von Lilian auf einmal wieder ein leises Schniefen zu hören war. Sofort legten Aerys und Lucero tröstend einen Arm um sie, um sie liebevoll zu trösten. Wobei Lucero sich, seine Verlegenheit frech grinsend kaschierend, bald wieder zurück zog, als sich Aerys und seine Hand dabei berührten. Der Adelige hatte es richtig vermutet. Lucero war noch so darauf getrimmt, Lilian zu beschützen, dass er auch jetzt nicht loslassen konnte, wo Lilian in Sicherheit war.
"Mir geht es auch so", gab Aerys zu und drückte Lilian noch etwas fester an sich. "In mir brodelt es vor Glück, euch alle lebend wieder bei mir zu haben. Anstatt euch essen zu lassen, würde ich euch alle viel lieber die ganze Zeit ganz doll an mich drücken, bis ihr davon quitscht und selbst dann will ich nicht loslassen." Zum Beweis legte er seinen Freien Arm um Terim und zog ihn und Lilian ganz doll zu sich heran. Aber anders als angedroht, nicht so fest, dass sie quitschen mussten und er gab sie auch wieder frei.
"Es macht mich ganz kribbelig, dass Theon und Priam noch bei Thuana sind und noch nicht bei uns." Er blickte sich in dem Speisesaal um, der sich allmählich zu füllen begann. "Wir müssen uns einfach Zeit lassen. Wir dürfen uns Zeit lassen. Wir wurden verletzt und brauchen Zeit zu heilen. Es wäre einfacher, hätten wir ein gebrochenes Bein oder einen gebrochenen Arm. Dann könnte man sehen, dass wir verletzt sind und wir könnten sehen, wenn wir heilen. So ist es jedoch viel schwieriger. Aber auch das werden wir meistern. Lilian hatte dazu auch eine wundervolle Idee für heute Nacht. Möchtest du davon erzählen, Lilian?"
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Lilian »

"Bestimmt kannst du uns einmal was tolles kochen. Oder wir können gemeinsam etwas in der Küche kochen", schlug Lilian dem anderen Jugendlichen vor. Es hatte fast so ausgesehen, als würde Marlin lächeln. Wenn es ihm Spaß machte zu kochen, wollte Lilian das gerne unterstützen. Außerdem konnte er selbst nicht viel kochen und vielleicht konnte er sich so noch etwas abschauen.
Allerdings wurde es Lilian leicht peinlich, als Marlin davon schwärmte ihm etwas servieren zu dürfen. Er wusste nicht was er daraufhin sagen sollte ohne Marlin vor den Kopf zu stoßen. Es war Lilian unangenehm, dass ihm in der Villa so viele bedienen wollten, so wie sie es vielleicht bei dem Adeligen getan hätte. Es war eine Rolle mit der Lilian nicht vertraut war. Er merkte nur, dass es Marlin gut tat, weswegen er ihn nicht davon abbringen wollte.
"Danke, Marlin, es sieht lecker aus was du zusammengestellt hast", bedankte Lilian sich, um den anderen Jugendlichen aufzumuntern. Nur Mika durfte nichts von dem Essen abbekommen. Aerys erklärte ihm, dass das Essen zu salzig für eine Katze wäre und Mika lernen müsste, dass es nur zu festgelegten Zeiten Essen gäbe und auch nicht vom Tisch. Es klang ganz so, als hätte Aerys schon einmal eine Katze gehabt. Es sollte Lilian nicht wundern, wo der Adelige umso vieles älter war als er.
"Das wusste ich nicht. Wir hatten nur Singvögel.. zuhause.." Das letzte Wort murmelte er wehmütig. Er wollte nicht an Dhemlan denken. Es tat zu weh und machte ihn, seit Tuana ihn untersucht hatte, sehr aufgewühlt. Lilian hätte längst nicht Zeit gehabt zu verwinden, dass seine Eltern ihm seine wahre Natur verheimlicht hatte. Dunkelheit, er hatte nichtmal Zeit gehabt diese wahre Natur zu akzeptieren oder zu verstehen.

Aerys setzte Mika auf Lyris' ab, wo es sich das Kätzchen bequem machte. Es war schön so zusammenzusitzen und zu essen, doch es überwältigte Lilian auch wieder und als sie zu weinen begonnen hatte, wurde sie gleich von Aerys und Lucero getröstet. Lilian versuchte die Tränen zurückzuhalten. Aber die ganze Anspannung, die Schmerzen und Ängste der letzten Tage wollten sich immer wieder lösen und mussten bewältigt werden. Dem Mädchen war es dennoch peinlich. Alle anderen schienen es viel besser zurückhalten zu können.
Aerys drückte sie fester an sich und erzählte ihr, dass er glücklich wäre sie alle wieder lebend bei sich zu haben. Am liebsten würde er sie ganze Zeit über dolle drücken bis sie quietschten. Damit zog er Terim auf der einen Seite und Lilian auf der anderen Seite ganz nah sich und drückte sie fest. Lilian vergaß die Tränen prompt wieder und musste keuchen. Aber es war wunderschön von Aerys gedrückt zu werden. Ihr Herz wummerte rascher. Der Adelige ließ sie später wieder los und bemerkte, dass es ihn unruhig machte, dass Theon und Priam noch nicht hier wären. Sie bräuchten alle Zeit, um zu heilen und sie dürften sich diese Zeit auch lassen.
Lilian blickte neugierig auf. Das klang ganz anders als Aerys vor einem halben Jahr noch, wie er Darion keinerlei Zeit hatte gewähren wollen und wie er nichts mit dem Heilungsweg zu tun hatte haben wollen. Der Jüngling freute sich heimlich darüber, dass Aerys nun anders darüber dachte, selbst wenn es nicht um ein gebrochenes Bein oder Arm ginge. Unbewusst war seine Signatur wieder gewechselt.
"Dann könnte man sehen, dass wir verletzt sind und wir könnten sehen, wenn wir heilen. So ist es jedoch viel schwieriger. Aber auch das werden wir meistern", erklärte Aerys zuversichtlich. Lilian lächelte ihn verliebt an. Aerys' Worte ließen ihn auch glauben, dass sie es schaffen würden. Glücklich nippte er an seinem Punsch, als Aerys ihn fragte, ob er von der Idee für diese Nacht erzählen wollte. Der zierliche Jugendliche ließ seine Tasse sinken.
"Oh.. ja, ehm, ich dachte, es wäre schön, wenn wir in der Nacht nicht getrennt wären und die Nacht alle gemeinsam verbringen könnten", erklärte er, "Also in einem Schlafsaal. Aber ich weiß nicht, ob einer der Schlafsäle groß genug ist für alle in der Villa.." Und vielleicht war es eine ganz blöde Idee und er zwang alle in einem großen Raum zu schlafen. Die Räuber hatten in den Höhlen auch große Hallen gehabt.
Aerys versicherte, dass man entsprechende Schlafmöglichkeiten bereits vorbereitet hätte und es würden alle Platz haben.
"Was hör ich da? Wir schlafen alle zusammen?", ertönte plötzlich Kastors tiefe Stimme. Lilian zuckte zusammen und blickte auf. Der Blutige war zwischen den Tischen herumgegangen und hatte ein kleines Törtchen mit Zuckerguß und Blumenverzierungen in der Hand. Lilian machte große Augen. Wo hatte er denn Nachtisch her und durfte Kastor einfach schon mit dem Dessert beginnen?
"Ich dachte, es wäre nett, wenn niemand alleine sein muss und wir alle zusammen sind.. so friedlich..", erklärte Lilian, etwas eingeschüchtert von Kastors großer Gestalt. Der Jüngling erinnerte sich daran, dass Fergus ihm erzählt hatte wie gerne Kastor die Schlafsäle der Weißgewandten aufsuchte, um dort 'unter die Blumen zu kommen'. Lilian hatte nicht verstanden was genau es bedeutete, aber das hatte er ganz bestimmt nicht gemeint!
"Friedlich und ruhig", bekräftigte er. "Hälst du es für eine gute Idee, Kastor?", fragte er nervös, weil der Blutige bei den letzten Worten etwas skeptisch guckte. Außerdem wollte Lilian gerne wissen was ein Blutiger darüber dachte. Aber die Frage schien ihn nun komplett zu überrumpeln, denn er antwortete nicht gleich.
"Du fragst mich nach meiner Meinung, kleine Lady? Hmm... ja, ist eine gute Idee", gab er brummend zu. Dann sah Kastor auf das kleine Törtchen, zögerte noch etwas ehe er es Lilian hinhielt. "Hier. Musst nicht weinen", sagte er unbeholfen.
"Oh.. ähm.. danke, Kastor." Lilian nahm das Törtchen vorsichtig entgegen. Hatte etwa jeder im Saal mitbekommen, dass er geweint hatte? "Aber ich habe den Rest noch gar nicht gegessen."
"Für später. Themion hat ganze Berge davon gemacht", erklärte Kastor. Dann sah der Blutige prüfend hinüber zu Lucero, Terim und Marlin ehe er zu Aerys schaute. Vielleicht wollte Kastor irgendwie helfen, wusste aber nicht wie. Lilian fühlte sich ähnlich.
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Aerys »

Während sie dicht beieinander sassen, sich in Umarmungen und Beisammensein Trost spendeten, wechselte Lilians Signatur in all den aufwallenden Gefühlen hin und her. Er schien es selbst gar nicht zu bemerken, denn er wurde nicht verlegen darob. Ausser Lilian hatte sich derweil daran gewöhnt, dass er so anders war und wollte es nicht mehr verstecken. Auch Lucero, Marlin und Terim reagierten nicht darauf. Es war ganz eindeutig, dass für sie das nichts neues war. Aerys nahm an, dass sie es während der Entführung zwangsläufig mitbekommen hatten. Genau wie Aerys es dem Befreiungstrupp hatte sagen müssen, damit sie nicht überrascht wurden und damit in Gefahr gerieten.
Dezent sah sich Aerys um. Die Kunstwerke, die in ihrer unmittelbaren Umgebung sassen, hatten die Signaturwechsel unweigerlich mitbekommen. Verwirrt blickten sie zu ihnen herüber, weil sie nicht verstanden, was sie gefühlt hatten. Doch sobald sie den Blick ihres Meisters mitbekamen, wandten sie sich wieder ab. Sie würden sich gedulden, bis der Meister oder Lilian bereit waren, mehr darüber zu erzählen.

"Ich habe einen Boten vorgeschickt, damit er die Villa informiert", stärkte er Lilian den Rücken, der sich unsicher war, ob seine Idee, sein Wunsch, dass alle beisammen waren überhaupt ging. "Sie haben alles vorbereitet. Wir haben einen genügend grossen Raum, wo wir alle miteinander die Nacht verbringen können." Marlin und Terim blickten ihn und Lilian mit grossen Augen ergeben an. Lilians Vorschlag schien genau das zu sein, wonach sie sich selbst sehnten, es jedoch nicht hatten in Worte fassen können. Lucero grinste derweil frech und schien ebenfalls sehr zufrieden.
Auch Kastor schien die Idee zu gefallen. Er war gerade in der Nähe gewesen und hatte sie gehört. Neugierig kam er nun näher und wollte wissen, ob er sich nicht verhört hatte. Verwundert bemerkte Aerys, wie Lilian zwar zusammen zuckte. Sich dann aber nicht hinter ihm vor Kastor versteckte, sondern viel eher das zarte Törtchen in seinen kräftigen Fingern mit grossen Augen anstarrte. Mehr noch, er erklärte seine Idee erneut. Scheu, aber trotzdem suchte er den Kontakt zu dem bulligen Krieger und versuchte ihm deutlich klar zu machen, was er meinte. Nähe ohne Sex.
Kastor versuchte sich sich sichtbar so eine Nacht vorzustellen und schien an der Sache ohne Sex nicht wirklich Freude zu haben. Doch als Lilian ihn nach seiner Meinung fragte, schmolz der Blutige dahin wie Butter in der Sonne und stimmte Lilian zu, dass es eine gute Idee wäre. Er schenkte Lilian sogar sein Törtchen, um ihn zu trösten, weil er hatte weinen müssen. Aerys lächelte sanft über diese liebevolle Szene. Das war sehr süss.

"Sei so gut, Kastor, und informiere die anderen über Lilians Idee", trug er dem kräftigen Krieger auf, der eindeutig helfen wollte, aber nicht so recht zu wissen schien, wie er das tun sollte. "Damit auch alle genügend Zeit finden, sich ein Nachtgewand auszusuchen." So wie er Lilian kannte, wollte er es nicht nur ruhig und friedlich, sondern auch nicht nackt haben. Die Kunstwerke schliefen in der Regel jedoch alle nackt. Sie würden vorgewarnt werden müssen, was in der Nacht alles erlaubt war und was nicht. Indem Aerys Kastor losschickte, diese Anweisungen zu verteilen, setzte er den Krieger auch gleichzeitig in die Verantwortung, dass sich alle daran hielten. Es würde Kastor gut tun, so helfen zu können. Auch wenn die Art der Nacht so gar nicht seinem Naturel entsprachen.
*Keine Gewalt in dieser Nacht*, trug er Kastor noch detailierter auf, wie er sich das vorstellte. *Kein Sex, keine Nacktheit und auch kein Fummeln. Kuscheln und in den Arm nehmen ist erlaubt. Es soll eine Nacht der Heilung werden.* Es würde ihnen allen gut tun. Nicht nur den Entführten. Auch denen, die gekämpft hatten und denen den nichts anderes übrig geblieben war, als zurück zu bleiben und bang den Schmerz des Raubes hatten ertragen müssen.

Aerys blickte zu Lyris, der tief und fest neben ihnen schlief, nachdem Kastor sich wieder zurück gezogen hatte. Lyris hatte sehr viel Schmerz ertragen. Zärtlich streichelte er dem schlafenden Krieger über die Wange. Er wollte ihn nicht wecken. Nur etwas seine Nähe spüren.
"Weisst du, das ist eigentlich bei allen Tieren so, dass sie Essen für Menschen nicht vertragen", lenkte er ab, als er merkte, dass Lilian mitbekommen hatte, wie er sich um Lyris kümmerte. Nun schaute er zu Mika, die sich auf Lyris Hüfte zusammen gerollt und entschieden hatte, ebenfalls etwas zu dösen. Da Lilian vorhin erklärt hatte, dass er sich mit der Tiernahrung nicht auskenne, konnte Aerys ihm ein bisschen was dazu erzählen. Denn Aerys nahm nicht an, dass Lilian hören wollte, was er Lyris angetan hatte.
"Die Tiere sind sich daran gewöhnt, ihre Nahrung so zu sich zu nehmen, wie die Natur sie ihnen bietet. Nur wir Menschen kochen und würzen unsere Nahrung. So wie ich Lexes kenne wird er von Anfang an die richtige Nahrung für Mika mitgebracht haben, wo er schon so frech und ungehorsam war, sie mit nach Hause zu nehmen."
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Lilian »

Lilian stellte das Törtchen vorsichtig beiseite. Es war seltsam, dass Kastor auf einmal so nett zu ihm war, doch der Junge wusste nicht woran es lag. Vielleicht daran, dass Kastor ihn nun öfter 'kleine Lady' nannte und darüber bescheid wusste was mit Lilian war. Bei den Gedanken fiel Lilian erst ein auf seine Signatur zu achten. Bei ihrer Reise hatte das Netz von Lady Torres erledigt, doch das hatte die Schwarze Witwe wieder entfernt als sie in Sichtweite der Villa gekommen waren. Doch Lilian hatte noch arge Schwierigkeiten seine Signatur selbst stabil zu halten und meistens fiel es ihm zu spät auf.
Verstohlen blickte sich der Jüngling um, während Aerys Kastor bat die anderen über die neuen Schlafgelegenheiten zu informieren. Viele der Kunstwerke blickten hierher, doch das lag sicher an dem Adeligen und nicht an Lilian. Vielleicht war seine feminine Signatur gar nicht aufgetreten. Lilian war sich unsicher.
"Nachtgewand?" Kastor kratzte sich an dem Verband um seine Stirn, neigte aber schließlich den Kopf. "Ja, Meister." Dann zog er sich zurück und wanderte hinüber zu einem der anderen Tische, um mit den dort sitzenden Männern zu reden.
Lilian fragte sich, warum der Blutige so seltsam reagiert hatte. Hatte er keinen Schlafanzug? Ohh.. vielleicht schlief er nackt. Lilian hatte oft genug mit Aerys darüber gestritten, Unterwäsche tragen zu dürfen. Denn normalerweise trugen die Kunstwerke keine Unterwäsche unter ihrer Gewandung. Der Jugendliche war mehr als froh, dass er nun Unterwäsche trug und Aerys auch nichts gegenteiliges mehr von ihm verlangt hatte. Lilian hoffte, dass er nie wieder gezwungen werden würde das weiße Gewand zu tragen. So war es nicht mehr zwischen ihnen oder? Es würde jetzt alles besser werden.
Aerys beugte sich zu dem schlafenden Lyris und strich ihm zärtlich über die Wange. Lilian beobachtete es schweigsam und versuchte sich wieder seinem Essen zu widmen. Gleichzeitig fragte er sich, was Lyris alles so für Aerys in den letzten Wochen getan hatte. Vielleicht war es besser es nicht zu wissen. So wie es besser war nicht darüber nachzudenken, dass der Adelige wahrscheinlich schon mit allen Männern im Speisesaal geschlafen hatte. Es war nicht gut daran zu denken.
Aerys lenkte ihn von den Gedanken ab indem er Lilian erklärte, warum Mika kein Essen vom Tisch haben dürfte. Es wäre gekocht und gewürzt, was Mika nicht vertragen würde. Lilian nickte einsichtig.
Gleichzeitig schielte er aber zu einem rohen Thunfischstück, eingerollt in grünem Algenblatt. Das war weder gekocht noch gewürzt...

Aerys bemerkte, dass Lexes sicher schon richtige Nahrung für das Kätzchen mitgebracht hatte. Dabei wäre er frech und ungehorsam gewesen, um überhaupt eine Katze mit nach Hause zu bringen.
"Aber er darf sie doch behalten oder?", fragte Lilian mit großen Augen. "Oder seid ihr wütend auf Lexes?" Würde der Blutige bestraft werden, weil er ein Haustier mitgebracht hatte? Lilian kannte Lexes zwar nicht, aber sie kannte Aerys' Bestrafungen..
"Lexes hat es sicher nicht böse gemeint", versuchte sie den Adeligen zu beschwichtigen. "Und Mika nimmt auch kaum Platz weg." Die Signatur wechselte erneut und Lilian deutete auf das zusammengerollte Fellknäuel auf Lyris' Hüfte.
Im Hintergrund wurde es etwas lauter unter den Männern, als Priam und Theon den Speisesaal betraten und erneut herzlich von allen begrüßt wurde.
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Aerys »

Noch vor zwei Wochen hätte Aerys sich grosse Sorgen gemacht, wenn Lilian so brav genickt und dann doch ganz gedankenverloren zu dem rohen Thunfisch schielte. Weil er dann gewusst hätte, dass Lilian garantiert eine Dummheit vorhatte. Jetzt war er einfach nur froh, dass Lilian sein Wesen durch die Entführung nicht verloren hatte. Selbst wenn das etwas Dummheiten bedeutete. Trotzdem wollte er natürlich, dass Lilian Mika nicht am Tisch fütterte. Katzen waren schon so eigensinnig genug. Da musste man sie nicht auch noch auf diese Weise verwöhnen, so dass sie schliesslich bei jedem Essen störten.

Erstmal war jedoch etwas anderes wichtiger, als Mika mit Thunfisch zu füttern. Mit grossen, rosa Augen und weiblicher Signatur flehte Lilian darum, dass Lexes Mika behalten dürfte. Scheu wollte sie wissen, ob er wütend auf Lexes wäre, ehe sie ihn zu beschwichtigen versuchte und mit einem logischen Argument kam, weswegen es nicht schlimm wäre, Mika zu behalten. Dabei wechselte die Signatur wieder zu der eines Kriegers. Neugierig nahm Aerys es zur Kenntnis. Diese Wechsel waren faszinierend und Aerys nahm es wunder, was sie auslöste. Bei Lilians Argument, musste er jedoch lachen.
"Du hast wirklich keine Ahnung von Katzen, oder?" schmunzelte er belustigt. So klein selbst eine ausgewachsene Katze sich zusammen rollen konnte, so unglaublich weit konnte sie sich auch ausdehnen. Zudem waren selbst die zahmsten Katzen unglaublich dominant, kontrollierten das Leben der Menschen in ihrem Umfeld und nahmen alles von ihnen in Anspruch. Der Mensch wurde gerade noch so am äussersten Eckchen des Bettes geduldet.

"Nicht bös gemeint? Ich bin mir da nicht so sicher", zierte Aerys sich noch, auf Lilians drängendste Frage zu antworten. Stattdessen liess er sich erstmal die Zeit, melancholisch dabei zuzusehen, wie Priam und Theon in der Gemeinschaft herzlich willkommen geheissen und von allen verwöhnt wurden. Sie hatten es sich verdient.
"Ich glaube, es geschah ganz absichtlich, dass Lexes Mika geschenkt bekommen hat", klärte er Lilian auf. "Und Lexes war egoistisch genug, sie einfach mitzunehmen, anstatt erst um Erlaubnis zu bitten, so dass ich als der Böse dastehe, wenn ich ihm nicht erlaube, sie zu behalten." Das gefiel ihm nicht. Auch wenn er Lexes Vorgehen nachvollziehen konnte. Wenn Mika nicht schon da gewesen wäre, hätte Aerys wohl noch viel wahrscheinlicher nein gesagt. Doch jetzt hatte er sich selbst längst in das Kätzchen verliebt. Sachte streichelte er ihm übers Köpfchen, ehe er das Selbe auch bei Lilian tat. Lächelnd beugte er sich vor, brachte seinen Mund an Lilians Ohr.
"Aber natürlich darf er sie behalten", raunte er ihm sein Geheimnis zu. Verschwörerisch zwinkerte er ihr zu, als er sich wieder aufrichtete.
"So einen Ungehorsam kann ich jedoch nicht durchgehen lassen", stellte er gespielt streng klar. "Lexes wird dafür eine Strafe ertragen müssen. Sonst macht er es immer wieder. Ich hoffe, das kannst du verstehen, Lilian."
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Lilian »

Er schüttelte den Kopf, als Aerys schmunzelnd fragte, ob er etwas von Katzen verstünde.
"Wir hatten nie Katzen als Haustier. Hattet ihr schon einmal eine?", fragte Lilian neugierig. Wie so oft, wenn er Aerys etwas persönliches fragte, antwortete der Prinz nicht gleich und seine Miene verschloss sich ein wenig. Lilian wartete etwas bis Aerys nickte und von sich aus antwortete. Dann sagte er aber nur, dass es nicht das erste Mal wäre, dass Lexes ein Tierchen anschleppen würde. Das verriet leider nicht, ob Aerys selbst mal eine Katze gehabt hatte. Oder wie lange kannte er schon Lexes? Wie lange besaß er diese Villa und lebte mit den Kunstwerken zusammen? Lilian ging mal wieder auf, dass er im Grunde nicht viel über Aerys wusste.
Trotzdem fragte der Jüngling nicht weiter. Irgendwie merkte er, dass Aerys nicht gerne darüber reden würde und Lilian fühlte sich momentan längst nicht stark genug für solche Gespräche. Er wollte bloß gehalten und beschützt werden. Wenigstens für eine Weile.
Lieber versuchte er Aerys davon zu überzeugen, ob Lexes das Kätzchen nicht behalten könnte und er hätte es sicher nicht böse gemeint. Lilian wollte jetzt keinen Streit erleben und er konnte sich auch nicht vorstellen wie man es böse meinen konnte eine kleine Katze mitzubringen. Selbst wenn es nicht ganz erlaubt gewesen war. Aerys dagegen bemerkte, dass Lexes absichtlich Mika geschenkt bekommen hätte. Lilian wusste nicht genau wie das gehen sollte. Ob der Blutige sich das Kätzchen gewünscht und es dann geschenkt bekommen hatte?
Aerys fuhr fort, dass er um Erlaubnis hätte bitten müssen bevor er Mika mitgebracht hätte.
"Aber ihr wart nicht da..", wandte Lilian ein. Zum Glück wirkte der Adelige nicht sehr verärgert und er streichelte dem Kätzchen auch sanft über den kleinen Kopf ehe Lilian auch über den Kopf gestreichelt wurde. Er war aber bestimmt kein Kätzchen. Trotzdem musste er auch lächeln, als Aerys ihn leise flüsternd einweihte, dass Lexes das Kätzchen behalten dürfte. Das wär schön. Genauso sehr wie Aerys warmer Atem an Lilians Ohr. Ungewollt wurde der Jüngling etwas aufgeregt.
"Das ist schön, danke", flüsterte Lilian zurück.
Dann fügte der Prinz hinzu, dass er diesen Ungehorsam nicht durchgehen lassen könnte und Lexes bestraft werden müsste. Sonst würde er es immer wieder machen.
"Ich hoffe, das kannst du verstehen, Lilian."

Der Jugendliche schüttelte langsam den Kopf.
"Nein, kann ich nicht..", gab er zu. Dabei wollte er Aerys nicht widersprechen, um den Frieden zu halten. Er brauchte ihn gerade so dringend. "Weil.. hmm, ich denke, ihr habt ihn deswegen bestimmt schonmal bestraft, wenn Lexes bereits öfter Tierchen mitgebracht hat", erkannte Lilian, "Und die Strafen haben anscheinend nicht gewirkt." Er deutete auf Mika, das beste Beweisstück.
Aerys schmunzelte und nickte gespielt ernst.
"Ja, wie es scheint habe ich noch keine wirksame Strafe gefunden. Hast du eine Idee?", fragte er. Lilian sah überrascht von seinem Essen auf. Damit hatte er nicht gerechnet. Er konnte doch nicht sagen womit der Blutige bestraft werden sollte. Wenn es nach Lilian ginge, dann überhaupt nicht. Aber es stimmte wohl, dass Lexes etwas falsches gemacht hatte. Lilians Eltern hätten mit ihm geschimpft, wenn er einfach so eine streunende Katze mitgebracht hätte..
Nein, nicht an die Eltern denken. Es war gerade zu schwer.
"Ich finde, er sollte sich um alles kümmern was mit Mika zu tun hat und Verantwortung für sie übernehmen", überlegte Lilian. Aber das war wohl nicht die Strafe, die der Adelige im Sinn hatte. Lilian kannte Lexes aber auch nicht. "Ich möchte nicht, dass Lexes böse auf mich ist, wenn ich mir etwas für ihn überlege..", gab der Junge kleinlaut zu. Das wäre kein guter Start den Blutigen kennenzulernen.
"Es ist doch so viel passiert.. können wir nicht einfach etwas nettes machen und uns auf Winsol freuen?", fragte der junge Krieger. "Können wir die Villa schmücken und Geschenke basteln und Plätzchen backen?" Er wollte sich keine Strafen ausdenken, um jemand anderen zu schaden. Vor allem nicht für ein süßes Kätzchen. Lilian wagte es Mika hinter dem Ohr zu kraulen, obwohl es immer noch auf Lyris lag. Mika streckte sich kurz behaglich und Lilian widmete sich wieder seinem Essen.
Im Speisesaal herrschte ein Kommen und Gehen. Javier hatte bei einem der Tische gleich die Aufmerksamkeit von mehreren der Weißgewandten, die ihn schwärmerisch ansahen. Tuana stand mit einer Kakaotasse in der Hand und unterhielt sich mit Lady Torres bei dem Tisch mit dem Getränken. Kastor stand an der geöffneten Schiebetüre zum Gang hin und schien etwas mit Horatio zu diskutieren, während er zu seiner eigenen Taille und dann seiner Lendengegend deutete und tief lachte ehe er den Saal verließ.
Es war eine seltsame Versammlung und doch.. es war irgendwie zuhause.
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Aerys »

Herzensgut wie Lilian war, setzte er sich tapfer für Lexes ein und dass er Mika behalten könnte. Um so mehr strahlte er dann, als Aerys ihm offenbarte, dass Mika natürlich bleiben durfte. Flüsternd bedankte er sich dafür. Nur dass Lexes erzogen werden musste und dass da eine Strafe vonnöten war, konnte er nicht verstehen. Oder wollte es nicht. Aerys wollte schon verstehend nicken, als Lilian naseweis hinzufügte, dass die bisherigen Strafen anscheinend nicht gewirkt hatten, wo Lexes schon öfter Tierchen mit nach Hause gebracht hatte und Aerys ihn sicher dafür bestraft hatte. Aerys stutzte und musste Lachen. Frecher Bengel.
"Ja, wie es scheint habe ich noch keine wirksame Strafe gefunden", gab er schmunzelnd zu. "Hast du eine Idee?" Auch wenn er Lilian nicht verletzen wollte, so konnte er Lexes seinen Ungehorsam nicht einfach durchgehen lassen. Der Prinz würde sonst immer weiter seine Grenzen ausloten wollen. Das war kein Kampf, auf den Aerys Lust hatte.

Lilian blickte überrascht von seinem Teller auf. Er schien nicht damit gerechnet zu haben, um seine Meinung gefragt zu werden, wie mit Lexes vefahren werden sollte. Bisher hatte Lilian vorwiegend nur rebelliert, wenn ihm etwas nicht gefallen hatte. Nun nach einem Gegenvorschlag gefragt zu werden war neu für ihn. Und nicht nur für ihn. Auch die anderen Kunstwerke am Tisch waren zutiefst überrascht. So etwas hatte noch nie gegeben, dass die Strafe von einem Blutigen von einem angehenden Kunstwerk ausgesucht werden sollte. Luceros Blick war auf Lilian gerichtet, nachdenklich und hoffnungsvoll, Marlin kam aus dem Staunen nicht heraus und Terim schien sich am Liebsten in Luft auflösen zu wollen. Und sobald Lilian wieder zu ihnen schauten, taten sie so, als wären sie ganz schwer mit essen beschäftigt.
Mit süsser Strenge erklärte Lilian, dass Lexes sich um alles kümmern sollte, was mit Mika zu tun hätte und Verantwortung für sie übernehmen wollte. Aerys Meinung nach sollte das selbstverständlich sein. Davon abgesehen waren das alles Dinge, die Lexes gern tat. Sonst hätte er schliesslich nicht gefragt, ob er Mika behalten dürfe. Nach etwas überlegen schien auch Lilian dies klar zu werden. Kleinlaut gab er zu, dass er nicht wollte, dass Lexes böse auf ihn war, wenn er sich eine Strafe für ihn überlegte. Aerys Mundwinkel zuckten. Als ob er wollte, dass Lexes ihm böse war. Oder Lilian. Dennoch konnte er ihnen nicht jeden Ungehorsam durchgehen lassen.
Süss fragte Lilian, ob sie nicht einfach etwas nettes machen und sich auf Winsol freuen könnten, wo doch so viel passiert sei. Sie könnten die Villa schmücken, Geschenke basteln und Plätzchen backen. Innerlich breit grinsend fragte sich Aerys, ob Lilian mit wir auch Lexes meinte. Nun, das wäre eindeutig eine Strafe, die eindruck hinterlassen würde. Allerdings fragte sich nun Aerys, ob das nicht eine zu harte Strafe für Lexes wäre.
"Ich werde mir etwas überlegen", stimmte Aerys milde zu. Etwas, was Lexes seine Grenzen aufzeigte und ihn nicht böse auf Lilian werden liess. Und Lilian nicht böse auf Aerys. Gütige dunkelheit, seit wann war das Bestrafen von Kunstwerken so schwierig geworden? Aerys seufzte innerlich. Er wusste genau, ab wann das geschehen war.

Er liess das Thema jedoch erst einmal fallen, damit sie alle gemütlich zu Abend essen konnten. Marlin und Terim schöpften ihnen noch einmal einen Nachschlag. Noch nicht einmal, weil sie so ausgehungert waren, sondern einfach weil es schön war, beieinander zu sitzen und genügend Essen zu haben. Danach liess Lucero es sich nicht nehmen, ihnen allen eine ausgiebige Auswahl an Dessertsüssigkeiten und Tee zu organisieren. Wofür er sich selbstverständlich nicht erhob, sondern Weissgewandte dazu losschickte, die sich geagt hatten, ihnen zu nähern. Allgemein merkte Aerys, je länger sie gemeinsam hier sassen, desto sehnsüchtiger wurden die Blicke zu Lucero, Terim und Marlin. Sie alle wollten die Entführten verwöhnen, herzen und ihnen gutes tun. So wie auch schon Priam und Theon so umsorgt wurden.
Also nickte Aerys den Dreien schliesslich zu, dass sie sich unter die Familie mischen sollten. Es würde ihnen gut tun. Zudem hatte Aerys gesehen, wie Yukarin und Lexes den Speisesaal betreten hatten. Lexes würde bestimmt erfahren wollen, ob er Mika nun behalten durfte und was er dafür würde ertragen müssen. Da war es besser, wenn die anderen Kunstwerke nicht zu nah bei ihnen waren. Mit einem Fingerzeig bedeutete er Yukarin, dass sie beide sich zu ihnen gesellen durften und sollten.
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Lilian »

Aerys beharrte nicht darauf, dass Lilian etwas einfiel und erklärte gelassen, er würde sich etwas überlegen. Lilian hoffte nur, dass es nicht zu schlimm wurde, doch gerade konnte er sich das nicht vorstellen. Wenn jemand bestraft werden sollte, dann die furchtbaren Räuber. Lilian wusste aber nicht wer von ihnen noch lebte. Die anderen hatten ihn am nächsten Morgen vom Anblick der Kampfesspuren abgeschirmt und die Toten waren alle mit Tüchern bedeckt gewesen. Was wohl mit Voxia und Gordon passiert war? Der Jüngling versuchte nicht daran zu denken und konzentrierte sich lieber auf das Essen.
Er wollte nie wieder an die Zeit in der Burg denken, obwohl ihm klar war, dass er es irgendwann musste. Nur nicht gleich jetzt. Er war müde von der langen Reise und dem Erlebten und da tat es gut, dass Marlin ihm weitere Leckereien zusammensuchte, die Lilian besonders gerne hatte und Lucero später noch verschiedene Desserts bringen ließ. Er ging dabei nicht selber los wie Marlin oder Terim, sondern schickte Weißgewandte, um das Gewünschte zu holen. Der Prinz scherzte frech mit den anderen Männern und wirkte so selbstbewusst und aufschneiderisch wie vor der Entführung. Und doch.. wenn sich ihre Blicke trafen, sah Lilian in Luceros Augen ein unwohles Flackern und sie hielten den Blickkontakt nie lange. Lilian war sehr froh, dass sie Aerys alles hatten sagen können und dass das erste schwierige Gespräch geschafft war, aber es änderte nichts daran, dass er nicht mehr wusste wie er mit Lucero umgehen sollte.
Sie waren befreit. Sie mussten keine Kampfgefährten mehr sein. Sie mussten diese Dinge nicht mehr machen...
Aber Lilian konnte sie auch nicht vergessen und seine Gefühle waren in Aufruhr, weil er nicht wusste wie er darüber denken sollte.
Unsicher nahm er noch einen Bissen von dem Törtchen vor sich. Langsam war er wirklich richtig satt. Seine drei Freunde hatten sich irgendwann von ihren Plätzen erhoben und waren zu anderen Tischen gegangen, um mit den anderen Männern zu reden. Lilian gönnte es ihnen. Müder werdend lehnte er sich an den Adeligen und genoss es still die so vertraute Signatur und die Wärme des Körpers zu spüren. Das fühlte sich viel mehr an wie zuhause als die Villa. Der Gedanke war so kurz wie er erschreckend war.

Lilian rappelte sich etwas auf, als Aerys Yukarin und Lexes näher winkte. Die beiden Blutigen glitten geschmeidig und ruhig durch das Treiben des Speisesaals. Obwohl der eine weißes und der andere schwarzes Haar hatte, bekam Lilian den Eindruck, dass die beiden sich etwas ähnlich sahen. Vielleicht war es weniger ihr Aussehen als ihr gleiches anmutiges Verhalten.
"Meister." Lexes verneigte sich leicht bevor er sich mit Yukarin ihnen gegenüber setzte. Er thronte regelrecht auf einem der Kissen. Mika hatte die Anwesenheit der Blutigen auch entdeckt und hüpfte von Lyris hinunter. Erfreut eilte sie zwischen den Kissen entlang und versuchte dann, trotz ihrer kleinen Größe, auf Lexes' Schoß zu springen. Das Kätzchen maunzte leise. Oh, es war so süß. Der Blutige nahm Mika sachte auf den Arm, streichelte sie liebevoll und blickte lächelnd auf das Kätzchen hinab ehe er sie bei sich auf seinen Schoß platzierte.
"Ich sehe, ihr seid schon beim Dessert angelangt", bemerkte Lexes und das warme Lächeln, das er für Mika gehabt hatte, wurde kühler.
Lilian nickte und versuchte sich davon nicht irritieren zu lassen. "Ja, wo wart ihr?", fragte er und nahm noch einen Bissen von dem Törtchen. Der schöne Blutige warf Yukarin einen Blick zu.
"Baden", erklärte Lexes und begann sich etwas von dem Essen in der Mitte des Tisches zu nehmen.
"Oh. Ein warmes Bad nach der Reise tut sicher gut", sagte Lilian. Yukarin hatte es sich verdient. Selbst hatte er heute vormittag bei ihrer ersten Zwischenstation geduscht, doch er hätte nichts dagegen morgen ein ausgiebiges Bad zu nehmen, wenn er die Gelegenheit dazu bekam. Vielleicht in seinem eigenen Badezimmer.
Dann hielt er es aber nicht länger aus. "Darf ich ihnen die Neuigkeit sagen?", fragte er Aerys aufgeregt. Der Adelige lächelte milde und nickte. Kurz darauf platzte es schon aus Lilian heraus. Dabei griff er nach Aerys' Hand wie um sich gleichzeitig bei ihm festzuhalten.
"Du darfst Mika behalten!", eröffnete er Lexes. "Ist das nicht toll?" Der Jüngling strahlte.
"Sehr... toll", wiederholte der Blutige ehe er fragend zu dem Adeligen blickte. "Ich danke euch vielmals, Meister."
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Aerys »

Anmutig glitten die beiden Cousins auf sie zu. Lexes sein glattes, schwarzes Haar wie immer offen tragend, Yukarin, wie Aerys es ihm befohlen hatte, hatte sein silbernes Haar zusammen gebunden, so dass man die scharf abgetrennte Haarsträhne deutlich sah. Aerys, der die Beiden gut kannte, sah wie es Yukarin beschämte, sich allen so zu zeigen. Er war sehr schön dabei anzusehen. Vorallem aber fand Aerys, dass Yukarin durchaus zeigen durfte, was für einen Einsatz er geleistet hatte. Er brauchte sich nicht dafür zu schämen. Geradezu erhaben verneigten sich die beiden Blutigen vor ihm, grüssten ihn ehrerbietig und liessen sich elegant auf ihre Sitzkissen nieder.

Dann nahm erst einmal Mika die Aufmerksamkeit von allen ein, indem sie erfreut von Lyris Hüfte sprang und zu Lexes trippelte, um auf seinen Schoss zu gelangen. Soviel dazu, dass Mika nicht viel Platz brauchte. So klein sie auch war, so nahm sie doch den ganzen Tisch für sich ein. Lexes Miene wurde ganz weich. Ergeben kümmerte er sich um das Kätzchen, ehe er ein gemütliches Plätzchen für sie auf seinem Schoss einrichtete. Aerys beobachtete es melancholisch. Lexes hätte das Kätzchen nicht mitnehmen sollen.
Das war auch dem Prinzen bewusst, denn er richtete seinen Blick bald schon wieder auf seinen Meister und Lilian. Das warmherzige Lächeln verschwand, wurde von einem kühlen Lächeln verdrängt, indem Aerys auch gut verborgene Anspannung lesen konnte. Obwohl Aerys in Yukarins Blick lesen konnte, dass der Biblothekar bereits wusste, dass Lexes Mika behalten durfte, etwas, was er seinem Cousin bestimmt schon gesagt hatte, konnte Lexes das anscheinend noch nicht glauben.
Lilian versuchte sich derweil tapfer nicht von Lexes kühler Art einschüchtern zu lassen und fragte neugierig, wo Lexes und Yukarin gewesen wäre. Die knappe Antwort lautete im Bad. Der Blick zu Yukarins liess Aerys jedoch wissen, dass die Beiden in besagtem Bad Sex gehabt hatten. Zudem musste Yukarin Lexes aufgeklärt haben, über was er mit Lilian sprechen durfte und was nicht. Auch wenn Lexes wohl so oder so nicht von sich aus über seine Sexerlebnise sprach, tat er es Aerys gegenüber dennoch, weil er wusste, dass Aerys die Vorstellung gefiel, dass Yukarin und er miteinander geschlafen hatten.

Für einen kurzen Moment wirkte es so, als würde Lilian sich auch ein heisses Bad wünschen, ehe er es nicht mehr aushielt und den Cousins unbedingt die Neuigkeit erzählen. Schon daran konnte man eigentlich erkennen, um was es ging. Prompt lächelte Yukarin sachte. Ein seltener Anblick. Aerys blieb also gar keine andere Wahl, als ebenfalls sanft zu lächeln und zu nicken. Er hatte die Bewegung kaum begonnen, da hielt Lilian es nicht mehr aus. Aufgeregt griff er nach seiner Hand und hielt sie ganz fest. Wie als würde er sonst fortfliegen, während die schönen Nachrichten regelrecht aus ihm heraus platzten. Voller Glück strahlte Lilian Lexes an, woraufhin Aerys mit einem etwas irritierten, fragenden Blick von dem Prinzen belohnt wurde. Ebenfalls ein seltener Anblick. Allerdings fing sich der Prinz rasch, nicht bereit die Chance verstreichen zu lassen, dass er Mika behalten durfte und bedankte sich höflich bei ihm.
"Das hast du Lilian zu verdanken, Lexes", wehrte Aerys gespielt streng ab. Natürlich lag die letzte Entscheidungsgewalt bei ihm. "Sie hat sich für euch Beide eingesetzt." Ansonsten hätte Lexes sich noch etwas bei Aerys einsetzen müssen, um Mika behalten zu dürfen.
"Ich bin jedoch nicht glücklich darüber, dass du dich wiederholt meinem Gebot bezüglich der Haustiere widersetzt hast", stellte er ehrlich streng klar. Aerys duldete keinen Ungehorsam. Bei keinem seiner Kunstwerke. "Es enttäuscht mich, dass du mich wieder derart hintergehst." Er glaubte keine Sekunde lang, dass Lexes nichts dafür konnte, dass er Mika geschenkt bekommen hatte. Dazu kannte er den Prinzen zu gut.
"Doch Lilian hat Recht. Es ist so viel passiert", liess er sich erweichen. "Es ist schöner, wenn wir... wie hast du es genannt, Lilian? Wenn wir einfach was nettes machen und uns auf Winsol freuen. Deswegen werde ich davon absehen, Lexes, dich für dein Vergehen zu bestrafen. Du kannst stattdessen Lilian bei ihren Plänen unterstützen, die Villa zu schmücken, Geschenke zu basteln und Plätzchen zu backen." Soviel dazu, dass er von einer Bestrafung von Lexes absah. Es war vielmehr so, dass er dem Prinzen die Wahl liess, wie er bestraft werden wollte. Das war eigentlich sehr grosszügig, fand Aerys.
"Nun, wenn wir viele nette Sachen machen wollen bis Winsol, dann können wir morgen wieder mit dem Unterricht beginnen, Lilian", schlug Yukarin vor und gab seinem Cousin so die Gelegenheit, sich von dem Schock zu erholen, dass er dekorieren, basteln und Plätzchen backen sollte. Wobei Yukarins Vorschlag mehr wie eine Tatsache klang.
"Um zehn Uhr wird der Unterricht beginnen", fügte er prompt streng an. "Sei pünktlich. Und benimm dich. Lexes wird auch dabei sein." Aerys ächzte innerlich. Schon wieder diese leidige Unterricht. Warum hatte er nur darauf bestanden? Wenigstens hatte Yukarin Erbarmen und wollte mit dem Unterricht erst um zehn beginnen und nicht wie sonst schon um acht.
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Lexes »

Lexes streichelte sanft durch Mikas weiches, weißes Fell. Es war in gewisser Weise beruhigend, während er dem Meister und seinem neuen Liebling gegenüber saß. Lilian vor dem ihn Yukarin so ausführlich und ausdrücklich gewarnt hatte. Lilian platzte auch relativ schnell damit heraus, dass Lexes das Kätzchen behalten dürfte. Dabei strahlte sie ihn an. Lexes fand es immer noch erstaunlich, dass sie nach der Zeit bei den Entführern so schnell wieder strahlen konnte. Es schien nicht gespielt zu sein. Das hätte Lexes normalerweise erkannt. Lucero saß zwei Tische weiter und Lexes hatte selbst aus der Ferne erkannt, dass der andere Blutige seine Anspannung und seine Schmerzen zu kaschieren versuchte.
Lilian dagegen schien längst nicht so mitgenommen wie die anderen. Wohl Luceros Verdienst. Wie er hatte er das vollbracht? Das Mädchen drückte vertraut die Hand des Meisters, während sie von der Neuigkeit erzählte. Lexes bedankte sich angemessen beim Meister, doch er wusste, dass dies längst nicht alles sein würde. Er hatte sich einem Verbot widersetzt und er würde es jeden Tag tun solange Mika lebte.
Der Meister erklärte, dass Lexes es Lilian zu verdanken hätte und sie sich für beide eingesetzt hätte. Lexes bedachte sie mit einem längeren Blick und neigte seinen Kopf dankbar in ihre Richtung. Zwar hatte ihn Yukarin gewarnt, was Lilian betraf, doch normalerweise hätte Lexes sich nichtmal mit dem Mädchen angegeben. Als Neuankömmling wäre sie ganz unten in der Rangfolge gewesen. Aber so konnte er sie jetzt nicht behandeln. Gleichzeitig konnte er vor dem Meister nicht zeigen, dass er vorhin umfassendes Vorwissen erhalten hatte.
Der Adelige fuhr fort, dass er enttäuscht wäre, dass Lexes ihn wieder hintergangen hätte. Lexes schwieg zu den Vorwürfen. Er enttäuschte den Meister nur ungerne. Kein Kunstwerk tat das. Trotzdem hatte er Mika nicht widerstehen können, nachdem er von der Entführung erfahren hatte. Er zog das Kätzchen etwas näher an sich heran. Er glaubte nicht, dass der Meister ihm das Kätzchen jetzt noch wegnehmen würde. Nicht vor Lilians Augen. Aber was geschehen würde, wenn sie nicht mehr dabei war...

Schließlich sah der Meister von einer Bestrafung ab. Zumindest sagte er es laut, nur im gleichen Atemzug hinzuzufügen, dass Lexes Lilian bei ihren Plänen unterstützen könnte die Villa zu schmücken, Geschenke zu basteln und Plätzchen zu backen.
Lexes konnte gerade so eine kühle Maske behalten, aber Mika merkte seine Verspannung gleich und hüpfte von seinem Schoß. Der Blutige ließ sie ziehen. Er hatte noch zu viel Mühe die Befehle des Meisters zu verarbeiten. Oh, eine Strafe wäre ihm lieber gewesen. Lexes hatte keinerlei Absichten die Villa zu dekorieren, zu.... basteln oder Plätzchen zu backen. Ihm war auch bewusst, dass der Meister es nicht dulden würde, wenn Lexes eines der Schäfchen die Arbeiten machen ließ. Er würde erwarten, dass Lexes es persönlich tat.
Basteln...
Während sich seine goldenen Augen verdunkelten, leuchteten Lilians rosa Augen umso klarer. "Echt? Oh, das wäre so schön", freute sie sich und für einen Moment glaubte Lexes, dass sich ihre Signatur tatsächlich wie die eines Mädchens anfühlte. War das ein Netz? Der Prinz ließ sich nichts anmerken.
"Alles was ihr wünscht, Meister", brachte er hervor. Ihm wäre Gewalt lieber gewesen. Aber der Meister ließ Yukarin auch mit der Haarsträhne leiden, also sollte Lexes vielleicht auch durch diese niederen Aufgaben erniedrigt werden. Vielleicht würde es der Meister so bevorzugen. Momentan schien er Lyris zu haben, um sich abzureagieren.
Mika tippelte inzwischen neugierig hinüber zu Yukarin und spielte mit einer Troddel an dessem Kissen. Sein Cousin wechselte zu Lexes Erleichterung das Thema und schlug Lilian vor, dass sie wieder mit dem Unterricht beginnen könnten. Sie würden um zehn Uhr den Unterricht beginnen. Lilian sollte pünktlich sein und sich benehmen.
"Du gibst mir wieder Unterricht?", fragte sie aufgeregt. Sie schien sich bei dem Meister festzuhalten und ihre rosa Augen glänzten, vielleicht vor zurückgehaltenen Tränen. "Das wäre so schön. Danke, Yukarin...", sagte sie leise. "Ich werde pünktlich sein." Wie konnte man sich einen Tag nach der Befreiung auf Unterricht freuen? Lexes konnte verstehen wieso Yukarin so angetan von Lilian war.
Er verstand weniger wieso er selbst dabei sein sollte. Lilian schien auch überrascht darüber.
"Würde Lexes mich auch in etwas unterrichten?", fragte sie unsicher.
Der Blutige konnte sich weit besseres vorstellen, aber er wüsste schon worin er diese Unschuld unterrichten würde... sein Blick besagte dieses auch, doch er sah rasch wieder beiseite und nahm einen Bissen von seinem Essen, dabei zwei Essstäbchen benutztend. Lilian zu unterrichten war das Privileg des Meisters und offensichtlich würde er Lilian nicht teilen.
"Nein. Doch du kannst von ihm lernen, wenn du aufmerksam bist", erklärte Yukarin. Lexes nickte.
"Mein Cousin hat recht", sagte er.
Lilian vergaß vor lauter Überraschung einen Bissen von ihrem Törtchen zu nehmen. "Ihr seid Cousins?", fragte sie erstaunt. Da, ihre Signatur wechselte wieder, fühlte sich weder wie Krieger noch wie Hexe an. Es war mehr als seltsam. Noch seltsamer war, dass Yukarin ihm nichts davon gesagt hatte. Es war seinem Cousin gewiss auch aufgefallen. Normalerweise hatte Yukarin eine feine scharfsinnige Beobachtungsgabe.
"Ja, das ist er", bestätigte Lexes.
"Ich wusste nicht, dass es auch.. ähm Kunstwerke gibt, die miteinander verwandt sind. Das ist schön." Lilian verspeiste ihr Törtchen und unterdrückte danach ein Gähnen. Es war zwar noch nicht allzu spät, aber die letzten Tage mussten doch erschöpfend gewesen sein.
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Aerys »

Zufrieden registrierte Aerys, wie Lexes pures Entsetzen packte, als er realisierte, was die Strafe für seinen Ungehorsam sein würde. Der Prinz sass zwar weiterhin aufrecht und mit kühler Miene da, doch Aerys sah die kleinen Gesten, die seinen Schrecken verrieten. Zuvor hatte Lexes Mika noch etwas näher zu sich gezogen, wie aus Angst, Aerys würde sie ihm doch noch wegnehmen, wenn Lilian es nicht mitbekam. Jetzt sprang das Kätzchen von seinem Schoss, weil er so aufgewühlt war. Lexes schien es schon schwer genug gewesen zu sein, sich vor Lilian zum Dank für Mika zu verneigen. Nun mit ihr basteln, dekorieren und Kekse backen zu müssen, war beinahe zuviel für ihn. Aerys fand das nur gerecht. Lilian hatte nämlich absolut Recht gehabt. Die anderen Strafen hatten bei Lexes nichts genutzt. Seine Reaktion zeigte sehr deutlich, dass er gedacht hatte, für eine Weile körperliche Schmerzen empfinden zu müssen und dann hätte er Mika und sich freigekauft. Im Grunde genommen, war das ein sehr unverschämter Gedanke. Ein weiterer Beweis dafür, dass er seinen Ungehorsam kein Stück weit bedauerte. Hatte Aerys zu Anfang noch gedackt, dass die Strafe zu heftig wäre, hoffte er nun, dass Lilian Lexes ganz fleissig mit in seine Pläne einbeziehen würde. Der Prinz hatte es verdient, aus seinem Hochmut gerissen zu werden und ganz besonders zu spüren, dass Aerys es nicht guthiess, wenn man versuchte, ihn so zu manipulieren.

Lilian bekam derweil nichts von dem Machtkampf der beiden Prinzen oder Lexes innerem Kampf mit. Er strahlte derweil einfach nur überglücklich und freute sich darüber, dass Lexes ihm helfen würde, winsolische Stimmung in der Villa zu verbreiten. Und noch besser, dass Lexes angeblich nicht bestraft wurde. Dabei flackerte seine Signatur wieder aufgeregt. Sanft streichelte er mit seinem Daumen Lilians Handrücken. Es war so schön, wie sie sich freuen konnte. Aerys bekam prompt ein schlechtes Gewissen, dass er Lilian so täuschte in Bezug auf Lexes Bestrafung. Aber wer wusste schon, vielleicht liess Lexes sich ja von Lilians Begeisterung anstecken und es würde dann doch keine Bestrafung für ihn.
Erstmal fügte sich Lexes versteckt leidend seinen Wünschen und sah dabei noch viel schöner aus als sonst. Seine goldenen Augen waren dunkel und sturmumwölkt. Ein begehrliches Funkeln schlich sich in Aerys Blick. Lexes war viel zu lang weg gewesen. Doch das war es nicht allein. Aerys merkte immer deutlicher, dass es ihn zur Zeit erregte, wenn einige seiner Kunstwerke so litten, wie er Lyris hatte leiden lassen. Vollkommen ungeschützt, verwundbar und überrollt von einem unerwartetn Schmerz. So wie er selbst fühlte, sich aber nicht damit beschäftigen wollte. Nicht bei sich selbst.

Yukarin sprang ein und gab ihnen allen eine Atempause, indem er Lilian streng wieder zum Unterricht beorderte. Es war ein heikles und ebenfalls sehr emotionales Thema zwischen den Beiden. Diesmal schien Lilian jedoch einfach nur überwältigt zu sein vor Glück und freute sich inniglich. Wieder hielt er sich regelrecht an ihm fest und kleine Freudentränen schimmerten in seinen rosanen Augen. Sofort wusste Aerys wieder, warum er auf den Unterricht gedrängt hatte. Und nicht nur weil Lilian es genoss. Auch Yukarin freute sich still und geehrt, dass Lilian so gerne wieder zu ihm in den Unterricht kommen sollte.
Lexes Blick wollte Aerys hingegen gar nicht gefallen. Der Adelige konnte sich schon denken, worin Lexes Lilian unterrichten wollte. Doch das konnte der Prinz vergessen. Erstmal hatte er seine eigene Schuld zu verbüssen. Es stand ihm nicht zu, solche Gedanken zu haben. Wenn dann wäre es eher so, das Aerys so mit Lexes verfuhr und ganz sicher nicht Lexes, der seine Hände an Lilian legte.
"Nein", beschwichtigte Yukarin beruhigend, dass Yukarin Lilian nicht auch in etwas unterrichten würde. Aerys fragte sich, wen er damit wohl am meisten beruhigen wollte. "Doch du kannst von ihm lernen, wenn du aufmerksam bist." Neugierig musterte Aerys Yukarin und fragte sich, was er vor hatte. Was Lilian sich von Lexes abschauen sollte.

Lexes war selbstverständlich sofort davon überzeugt, dass man von ihm lernen konnte. Es schien so, als wusste er, was Yukarin vor hatte. Doch Aerys kam nicht dazu, jetzt schon nachzufragen. Während Lilian noch über die Verwandschaft der Kunstwerke staunte und sich freute, registrierte Aerys eine Aufregung unter seinen anderen Kunstwerken. Sie schienen etwas bestimmtes zu sehen. Da kam ihnen auch schon freudestrahlend Fergus entgegen.
"Meister, Lilian." Höflich verneigte er sich, wurde dann aber sofort wieder zappelig. "Bitte kommt mit. Ich... wir möchten euch etwas zeigen. Es ist wunderschön." Sich von Fergus Aufregung anstecken lassend, erhob sich Aerys und zog Lilian gleich mit sich. Lilian war neugierig genug, dass sie bestimmt auch wissen wollte, was Fergus ihnen so dringend zeigen wollte.
*Passt auf Lyris auf*, sandte er den Cousins, ehe er sich von Fergus durch die Traube von Kunstwerken an der Fensterfront führen liess. Kaum schaute er jedoch aus dem Fenster heraus, verstand er die Aufregung. Es hatte begonnen zu schneien. Und zwar so richtig. Es waren nicht nur kleine Flöckchen, die verirrt durch die Luft trudelten, wie es sonst oft der Fall war. Es waren grosse, dichte und vorallem viele Flocken. Anmutig tanzten sie durch die Luft und legten sich zärtlich auf den Boden, so sie sich mit anderen Schneeflocken zu einer ersten dünnen Decke vereinigten. Es war selbt am Boden kalt genug, dass sie nicht sofort schmolzen. Der Schnee aus den Bergen hatte sie eingeholt. Unwillkürlich legte sich auch auf Aerys ein innerer Frieden. Eine Anspannung löste sich und er spürte, wie er sich nun tatsächlich mit Lilian auf Winsol freuen konnte. Behutsam öffnete er die Glastür und trat mit Lilian hinaus in die Kälte des Innenhofes. Dennoch, durch den Schnee und den Frieden war es längst nicht so kalt, wie es die letzten Tage gewesen war.
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Lilian »

Der Adelige stellte klar, dass Lexes es Lilian zu verdanken hätte, dass er Mika behalten dürfte. Lilian war sich da nicht so sicher. Aerys hätte es bestimmt nicht erlaubt, wenn er es überhaupt nicht gewollt hätte. Bestimmt fand er das niedliche Kätzchen auch süß. Trotzdem neigte Lexes bei den Worten dankbar den Kopf in Richtung Lilian.
Aerys fuhr bereits fort, dass es ihn enttäuschen würde, dass Lexes ihn schon mehrfach wegen dem Verbot der Haustiere enttäuscht hätte und er nicht glücklich darüber wäre. Bei den Worten hielt der Blutige Mika gleich etwas dichter an sich, wie als wollte er sie beschützen oder verhindern, dass Aerys sie ihm doch wegnahm. Lilian hielt weiterhin die Hand des Adeligen gedrückt. So etwas würde Aerys nicht tun oder?
Lexes sah aber schweigend und abwartend zu seinem Meister. Die Spannung löste sich erst, als Aerys noch einmal die Erlaubnis bestätigte und es wäre schöner, wenn sie sich auf Winsol freuten, nachdem so viel passiert wäre. Lilian lächelte den älteren Prinzen an und nickte. Bitte, er wollte nicht in der Villa an die schreckliche Burg erinnert werden. Es sollte hier friedlich sein. Am besten für immer.
Aerys erklärte, dass er Lexes für sein Vergehen nicht bestrafen würde, dafür sollte Lexes bei den Vorbereitungen für Winsol mithelfen und mit Lilian gemeinsam die Villa schmücken, Geschenke basteln und Plätzchen backen.
"Echt? Oh, das wäre so schön", freute Lilian sich. Für das Mädchen klang das großartig. Zwar kannte er Lexes noch nicht, aber vielleicht würden sie sich darüber anfreunden. Er hatte sich auch schon mit anderen Blutigen angefreundet. Sie kamen Lilian plötzlich nicht mehr so beängstigend vor. Mit den grausamen Räubern hatte sich alles verändert.
Natürlich hoffte Lilian, dass auch ein paar seiner anderen Freunde bei den Vorbereitungen helfen würden. Marlin würde es doch bestimmt Spaß machen und vielleicht würde es ihn aufmuntern. Der Jüngling sah kurz hinüber zu dem anderen Jugendlichen, der still bei Terim und Lucero bei einem der anderen Tische saß. Lexes selbst schwieg zu den Plänen des Adeligen zunächst ehe er knapp sagte, dass er alles tun würde was er wollte. Es klang leider nicht so, als würde sich der Blutige über das Winsol schmücken freuen. Vielleicht konnte Lilian ihn später doch dafür begeistern.

Zunächst wurde er abgelenkt, als Yukarin eröffnete, dass morgen bereits der Unterricht weitergehen würde. Lilian hatte es nicht erwartet. Zwar hatte Yukarin in der Burg gesagt, dass er ihm gerne wieder Unterricht geben würde, aber vielleicht hatte er es nur gesagt, weil Lilian gerade befreit worden war und die Entführung passiert war. Vielleicht wäre er normalerweise noch nicht so weit. Lilian wollte es auf jeden Fall ehren und sie sehnte sich auch zurück nach den Treffen mit ihrem Lehrer.
Es berührte Lilian so sehr, dass seine Augen feucht wurden. Hastig versuchte er es zu überspielen und versprach Yukarin pünktlich zu sein.
Er verstand bloß nicht wieso Lexes dabei sein würde. Yukarin erklärte, dass Lilian von Lexes lernen könnte, wenn er aufmerksam wäre und der schwarzhaarige Blutige bestätigte es. Während er gleichzeitig enthüllte, dass er Yukarins Cousin war.
Lilian sah sie beiden erstaunt an. Deswegen sahen die beiden sich etwas ähnlich! Die ganzen schönen Neuigkeiten machten den Jüngling aufgeregter und ihre Signatur wechselte unstetig hin und her ohne dass es ihr auffiel.
Ob es noch mehr verwandte Kunstwerke gab? Und woher kamen Yukarin und Lexes? Denn ihre goldenen Augen besagten, dass sie langlebig waren, aber die anderen Gesichtszüge und die Haare wirkten sehr exotisch. Lilian hätte ihnen gerne ganz viele Fragen gestellt, doch nachdem er sein Törtchen aufgegessen hatte, musste er erneut ein Gähnen unterdrücken. Das viele Essen hatte müde gemacht und es war eine lange Reise gewesen. Trotzdem wollte Lilian noch wach bleiben. Im Speisesaal gemeinsam mit den anderen Männern zu sitzen, war mittlerweile nicht mehr so einschüchternd.
Außerdem gab es noch so viel zu erleben. Fergus kam aufgeregt näher geeilt und sagte nach einer kurzen Verneigung, dass er ihnen unbedingt etwas zeigen wollte. Etwas wunderschönes. Aerys erhob sich und half auch Lilian von den gemütlichen Kissen. Neugierig ging der Jüngling neben dem Adeligen her. Viele der Kunstwerke standen vor den großen, hohen Fenstern und blickten nach draußen.
Lilian keuchte, als er die Schneeflocken sah, die in der Dunkelheit hinabfielen.
"Aber es ist viel zu früh. Es ist noch gar nicht Winsol", sagte er leise, während alle wie entrückt zu dem dichten Schneetreiben blickten. Hoffentlich schneite es auch zu Winsol. Es sah so schön aus.
Aerys öffnete eine der Glastüren und führte Lilian in den Innenhof.
"Es sieht so magisch aus", hauchte Lilian. Zwar sah man in der Dunkelheit nicht mehr allzu viel, aber auf dem Boden war eine feine weiße Schneedecke und die Flocken landeten auf ihren Haaren und Kleidung. "Meint ihr, es schneit die ganze Nacht lang?"
Auch ein paar der Kunstwerke wagten sich nach draußen, nachdem Aerys ihnen zugenickt hatte.
"Nach meinen Berechnungen zufolge wird es noch weiter schneien", meldete sich Coranis zu Wort. Der ältere Weißgewandte stand in seinem weißen, geschniegelten Anzug neben der Türe.
"Du kannst das Wetter erechnen?", fragte Lilian neugierig. Coranis lächelte milde.
"Mit den richtigen Instrumenten und altem Wissen."
Lilian fand das sehr spannend, wurde aber bald wieder von den vielen Schneeflocken abgelenkt, die ihn umhüllten. "Vielleicht liegt morgen genug, um einen Schneemann zu bauen. Wenigstens einen winzig kleinen", hoffte er.
Eines der Kunstwerke tuschelte im Hintergrund kichernd mit Fergus, ob das ein anatomisch korrekter Schneemann sein würde. Lilian bekam rote Wangen bei den Worten und der Weißgekleidete von Horatio einen Klaps auf den Hinterkopf.
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Aerys »

Lilians erster Kommentar auf die Schneeflocken war, dass es viel zu früh dafür wäre. Es sei doch gar noch nicht Winsol. Aerys blickte ihn verblüfft an, ehe er leise lachend und den Kopf schüttelnd die Glastüren beiseite schob. Lilian und seine strickten Vorstellungen, wie etwas zu sein hatte. Dabei war es schon selten genug, dass es auf diese Weise hier schneite. Dass es das dann auch genau an Winsol tat, war erst recht unwahrscheinlich.
Schlussendlich konnte Lilian sich dann aber doch über den Schnee freuen. Er trat zu ihm hinaus und Aerys legte behutsam einen Arm um ihn, damit er nicht zu schnell kalt bekam. Den anderen Kunstwerken gab er mit einem Nicken seine Zustimmung, dass sie ebenfalls nach draussen kommen konnten, um den Schnee zu bewundern. Hier auf dem überdachten Steg rund um den Innengarten, würde niemand den weissen, zarten Flaum und damit das magische Bild zerstören.
Aufgeregt hoffte Lilian darauf, dass es die ganze Nacht lang schneite. Aerys blickte nachdenklich in den Himmel. Es kam so viel Schnee herunter, dass es durchaus möglich war, dass es die ganze Nacht lang schneite. Coranis bestätigte seine Vermutung, was Lilian sofort dazu brachte zu hoffen, dass er morgen einen Schneemann bauen könnte. Anstatt sich einfach nur an dem schönen Anblick jetzt zu erfreuen.
"Es schneit nicht für Winsol, sondern für uns, Lilian", wollte Aerys Lilian eine andere Sichtweise auf den Schnee geben und warum es so früh schneite. Warum er den Schnee auch jetzt geniessen konnte, auch wenn es nicht erst an Winsol schneite. "Es schneit, weil wir nun alle wieder Zuhause sind. Wir sind nun wieder in Sicherheit und können uns gemütlich in die Decke kuscheln." Das war ein Geschenk an sie alle. Aerys Meinung nach, war das so viel perfekter, als dass es an Winsol schneite, wie es in all den Liebesromanen immer tat. Zärtlich drückte er Lilian etwas näher an sich und nahm auf der anderen Seite Lucero in den Arm, der sich ebenfalls neugierig nach draussen gedrängelt hatte. Sofort entspannte sich der junge Prinz an seiner Seite etwas.
"Wie wärs, wenn wir uns nun in unsere eigenen Decken kuscheln gehen?" schlug Aerys nach einer Weile vor. Jedoch noch bevor ihnen kalt werden konnte. Es war zwar noch nicht so spät am Abend, doch die Anstrengungen der letzten Tage war gross gewesen. Es würde ihnen allen gut tun, früh ins Bett zu gehen. Ganz davon abgesehen, dass es einfach schön war, sich nun trostspendend aneinander zu kuscheln.
"Lasst uns unsere Pyjamas holen und nachsehen, wie der Ballsaal zu einem Schlafsaal gemacht wurde." Aerys gähnte gespielt. "Ich konnte schon ewig nicht mehr ausschlafen."
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Lilian »

Aerys korrigierte ihn, dass es nicht für Winsol sondern für sie alle schneien würde. Der Adelige legte einen Arm um ihn und erklärte, dass es schneien würde, weil sie wieder Zuhause wären. Lilian lächelte sachte. Das war ein schöner Gedanke und er kuschelte sich näher an Aerys, obwohl so viele andere zusahen und es Lilian so vorkam, als würden sie beobachtet werden. Aerys zog Lucero ebenfalls in den Arm und drückte ihn auf der anderen Seite an sich. Lilian entspannte sich ein wenig. Es war so friedlich. Er wollte gerne daran glauben, dass nun alles gut wurde. Dass es nie wieder so schlimm wurde wie bei den Räubern, wo all diese furchtbaren Dinge passiert waren. Lilian wollte gerade nicht daran denken, um diesen schönen Moment im Schnee nicht zu zerstören.
Aerys schlug vor, dass sie sich nun in ihre Decken kuscheln und sehen sollten, wie der Ballsaal zurecht gemacht worden war. Der Adelige gähnte kurz und bemerkte, dass er schon ewig nicht mehr ausgeschlafen hätte.
Zunächst wollte Lilian protestieren, ob sie nicht doch noch ein bißchen dem Schnee zuschauen konnten oder im Speisesaal bleiben könnten, doch draußen war es sehr kalt und er war wirklich müde. Vielleicht würde er ganz schnell einschlafen. Der Jüngling nickte.
"Kann ich in mein Zimmer gehen und mich dort umziehen?", fragte er. Aerys erlaubte es. Mehr noch, er wollte ihn dorthin begleiten. Lilian wurde nun doch nervös. Er hatte zwar vorgeschlagen, dass sie alle gemeinsam in einem großen Schlafsaal übernachten könnten, doch als dieser Moment nun näher rückte, wurde er trotzdem aufgeregt. Was würde das bedeuten? Wer würde neben ihm liegen? Und wie würde das sein in so einem großen Raum mit allen anderen? Lilian hatte ein paar Tage in einem der Schlafsäle für die Weißgewandten geschlafen, als Aerys ihn aus dem Zimmer verstoßen hatte, und er war größtenteils unglücklich gewesen und hatte sich in dem Schlafsaal nie richtig entspannen können, hatte oft heimlich geweint.
Aber es würde nun anders sein oder?
Lilian sah hinüber zu Lucero, als sie zurück nach drinnen gingen. Wo würde der Prinz schlafen? Eigentlich mussten sie ja kein Bett mehr miteinander teilen. Sie waren nicht mehr in der Burg. Dennoch war es irgendwie ungewohnt und Lilian fühlte sich komisch, dass sie nicht mehr miteinander redeten. Es gab keine Fluchtpläne mehr zu schmieden, wie er sich bei Nedan verhalten sollte oder wie sie die seltsame Verbindung zu Aerys nutzen konnten. Es war alles weg. Der unerfahrene Jugendliche wusste noch nicht wie er damit umgehen sollte.

Der Adelige trug denen, die sich ebenfalls bereits hinlegen wollten, auf ihre Pyjamas zu besorgen. Dann ging Aerys mit ihm nach oben. Lilian wurde mit jedem Schritt noch etwas nervöser, denn es war das erste Mal, dass sie wieder so richtig alleine waren. Lyris begleitete sie momentan auch nicht, ebenfalls keiner der Wächter.
"Es ist seltsam wieder hier zu sein..", gestand Lilian leise. "So plötzlich. Ich habe es mir so lange gewünscht und gehofft dass.. dass wir überleben und heil zurückkommen und jetzt ist es endlich passiert.." Und er war viel zu überwältigt, um es richtig zu realisieren. Es kam ihm vor wie ein Traum.
Er drückte Aerys' Hand fest.
Lilian senkte den Kopf, als sie durch Aerys' Gemächer gingen. Er war viel nervöser seine eigenen wiederzusehen. Der Adelige führte ihn zu der weißen Türe und öffnete sie. Lilian blickte in das hell Mädchenzimmer. Es kam ihm so kitschig vor. So verspielt und verschnörkelt. Es passte überhaupt nicht zum Rest der sonst eher eleganten, dunklen Villa. Lilian fragte sich wieso Aerys für diese Zimmer einen so komplett anderen Stil gewählt hatte. Weil ein adeliges Mädchen dies so hatte?
Er wusste nicht, ob er das sein wollte.
Und trotz der Abneigung gegenüber dem Zimmer, was für viele Monde auch sein Gefängnis gewesen war, stiegen Lilian Tränen in die Augen. Denn es war auch sein Zuhause. Sein Zimmer.
"Es ist alles so viel", brachte er überwältigt hervor.
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Re: Zurück zuhause

Beitrag von Aerys »

"Ja, natürlich", stimmte Aerys sanft zu, dass Lilian sich in seinem Zimmer umziehen gehen konnte. Selbstverständlich hätte eines der Kunstwerke ihm auch etwas für die Nacht gebracht, doch wenn Lilian in sein Zimmer wollte, freute sich Aerys natürlich. Schliesslich hatte er dieses Zimmer extra für Lilian einrichten lassen. Behutsam löste er sich von Lucero, ehe er Lilian wieder nach drinnen führte.
*Sammle Marlin, Terim, Priam und Theon zusammen*, trug er dem Prinzen auf. *Sie sollen auch jetzt schon zu Bett kommen. Sieh zu, dass sie für die Nacht gekleidet sind. Wenn ihr vor uns fertig seid, könnt ihr euch schonmal hinlegen.* Dazu sandte er Lucero seine Vorstellung, wie sie beieinander schlafen konnten. Lilian sollte zwischen Lucero und ihm liegen, Lyris auf seiner anderen Seite. Kopf an Kopf sollten sich Priam, Theon, Marlin und Terim hinlegen. So konnten sie alle schön beieinander liegen.
*Kastor, trag Lyris nach oben in den Schlafsaal*, wies er den stärkeren Blutigen an, wobei er Lucero, Yukarin und Lexes an dem Speerfaden teilhaben liess. *Lass ihn weiterschlafen und pass auf ihn auf. Lucero kann dir zeigen, wo er liegen soll.*

Noch während sie den Speisesaal verliessen, begannen die Kunstwerke sich hinter ihnen zu regen. Die meisten schienen sich ebenfalls fürs Schlafen zurecht zu machen zu wollen. Nicht unbedingt, weil sie müde waren, sondern einfach, weil sie bei Aerys und den Entführten bleiben wollten. Es war für sie alle eine traumatisierende Erfahrung gewesen. Erst einmal hatten Aerys und Lilian einen Moment für sich, als sie hoch zu Lilians Zimmer gingen. Ihn fest an der Hand haltend gestand Lilian leise, dass es seltsam wäre, wieder hier zu sein. So plötzlich. Er hätte es sich so lange gewünscht. Hätte so sehr gehofft, dass sie überlebten und heil zurück kämen und nun sei es endlich passiert.
"Mir kam es auch viel länger als eine Woche vor, dass ihr fort gewesen seid", gestand Aerys leise. Er wollte nicht an vergangene Woche denken. Er wollte nur an jetzt denken und wie schön es war, wieder alle beisammen zu haben. "Endlich bin ich aus diesem Albtraum erwacht und ich will einfach nur geniessen, dass er nicht weiter fortdauert." Er wollte ihn verdrängen, als wäre es nie passiert. Zu schrecklich hatte er sich gefühlt, als dass er sich daran erinnern wollte.
Doch als sie auf seine eigenen Gemächer zugingen, funktionierte das mit dem Verdrängen immer weniger gut. Aerys hatte diese Zimmer seit der Entführung gemieden. Es war zu einsam gewesen. Lilians Zimmer zu nah. Er hatte Angst gehabt, in einem bodenlosen Abgrund zu versinken, wenn er in seine Gemächer ging. Das kam nun sofort wieder hoch, als er vor seiner Zimmertür stand. Vor Lilian konnte er dem Bedürfnis, umzukehren jedoch nicht nachgeben. Er musste stark für ihn sein. Also tat er so, als wäre nichts, während er angespannt die Tür zu seinen Gemächern öffnete, um Lilian hindurch in ihr Zimmer zu führen.
Schlussendlich wurde er auch nicht von einem Monster angegriffen. Es waren einfach nur Zimmer, die leer vor ihm lagen. Fremd und Vertraut gleichermassen. Und Lilians Zimmer war hübsch wie eh und je. Jetzt mit Lilian darin um so mehr. Lächelnd wollte er Lilian gehen lassen, damit er sich umziehen konnte, als Aerys bemerkte, dass Lilian den Tränen nahe war. Überwältigt brachte er hervor, dass alles so viel sei. Der Prinz zögerte nicht, sondern nahm Lilian sofort sanft in seine Arme.
"Ihr seid wieder da", raunte er ihm beruhigend über den Rücken streichelnd zu. "Das ist alles was zählt. Einfach dieser Moment, dass ihr alle wieder da seid. Zuhause und in Sicherheit. Konzentrier dich einfach darauf. Nur auf das eine, was so schön ist. Der Rest wird sich ergeben und die vergangene Woche wird zu einem Albtraum, der langsam verblasst. Es wird wieder gut. Es ist vorbei."
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