Gerettet

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Kastor
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Re: Gerettet

Beitrag von Kastor »

„Wie weit gehts denn da noch rauf?“, schnaufte Kastor, als Terim noch eine Treppe hocheilte. Der Blutige hielt sich den Arm. Die vielen Schnitte und Prellungen überall machten sich langsam bemerkbar. Aber für die Schäfchen würde er noch weiter kämpfen wie ein Bulle. Solange bis alle in Sicherheit waren. Ausruhen konnte er später.
Sie eilten bis ganz nach oben. Das oberste Stockwerk der Burg war um einiges protziger eingerichtet. Laternen in kunstvollen Glasbehältern hingen von den Decken, es lagen geknüpfte Teppiche auf den Böden und hie und da waren Kommoden aufgestellt. Und das war nur der Gang bis zu den weit geöffneten Türen größerer Gemächer.
Dort endlich fanden sie Marlin und Lucero. Seltsamerweise war Marlin dabei einen mit Schnitzereien verzierten Sekretär auszuräumen, während Lucero neben einer vollbusigen Lady stand, die halb bewusstlos am Boden lag. Mithilfe der Kunst presste der junge Prinz einen größeren sehnigen Kerl an die Wand. Kastor wollte schon auf den Räuber zu, um ihn zu erledigen, als sich dieser an Marlin wandte.
„Sie hat den Schmuck bereits in die Koffer gepackt“, sagte er und nickte mit dem Kopf zu mehreren Truhen und Koffer, die geöffnet auf einem dicken Brokatteppich standen. Kleidung, Schatullen und ähnliches ragten aus den Truhen oder stand gestapelt daneben. Offenbar hatte hier jemand versucht abzuhauen, aber sich nicht von all dem Luxus trennen können. Ihr Pech.
„Was macht ihr hier? Fängt Marlin schon das Plündern an?“, fragte Kastor. Hinter ihm betraten Yukarin und Priam den Raum. Der weißhaarige Blutige hielt den Gang im Blick und blieb wachsam.
Marlin schien das alles nicht zu kümmern. Nichtmal, dass er gerade von seinen Lieblingsblutigen gerettet wurde. Stattdessen wühlte er in den Truhen, öffnete Kistchen und warf achtlos Dinge beiseite. Ein mit Edelstein besetzter Kelch rollte vorbei. Kastor stellte seinen Fuß darauf.
„Marlin ist unter die Piraten gegangen“, bemerkte er.
Lucero erklärte mit sorgenvoller Stimme, dass er Lilians Mondanhänger suchen würde. Mondanhänger? Das kleine Kettchen, das Lilian oft trug? Kastor hatte gehört, dass es ihr der Meister geschmiedet hatte. So etwas bekam man nur selten. Es ging nicht an, dass jemand anderer seine dreckigen Finger daran bekam. Kastor nickte zustimmend.

In einer Schatulle wurde Marlin dann fündig und barg das kostbare Stück. Es war sehr klein und zierlich. So wie Lilian. Das Schmuckstück passte längst nicht zu all dem anderen protzigen Schmuck, Ringe mit dicken Steinen und glitzernde große Ketten, die noch aus der Schatulle quollen.
Der blonde Jugendliche hielt den Mondanhänger voller Respekt und kam dann ausgerechnet zu Kastor.
„Was soll ich damit? Gib ihn Lilian nur selbst“, sagte er, doch Marlin blickte ihn nur an und erzählte dann, dass er es genauso gemacht hätte wie Kastor ihm gesagt hätte. Der Blutige runzelte die Stirn.
„Eine Hand an den Hinterkopf, die andere ans Kinn, dann ein schneller Ruck zur Seite. Es hat geknackt wie trockenes Holz. Genau wie du gesagt hast“, berichtete der Jugendliche. Kastor sah ihn verdutzt an, blickte dann hinüber zu der drallen Lady auf dem Boden.
„Mmh-hm, guter Versuch, Sonnenschein, aber ich glaub, die lebt noch“, sagte er. Man konnte sehen wie sich ihre üppigen Brüste hoben und senkten bei jedem Atemzug. Kastor sah rasch beiseite. War nicht recht, dass man bei einer Lady so starrte.
Außerdem wunderte es ihn, dass Marlin überhaupt versucht hatte ihr das Genick zu brechen. Kastor hatte es dem Jüngling mal gesagt, um ihm Angst zu machen. Nicht damit das Schäfchen ging und es bei jemandem anwendete.
Marlin sah auch hinüber zu der Frau, schüttelte dann verwirrt den Kopf und beharrte sie sei tot.
„Nein, sie ist tot. Sie brennt im Turm. Lucero hat ihn angezündet.“
Kastor kratzte sich an der blutigen verschwitzten Schläfe. Als in den Innenhof gekommen war, war ihm zwar der brennende Turm aufgefallen, aber hatte gedacht, dass ihn vielleicht Alazier oder einer der anderen als Ablenkung angezündet hätten. Lucero war das also gewesen, aber-
„Er meint Lady Valdarez“, warf Lucero da ein. Kastor stockte.
„Lady Valdarez? Drestia Valdarez?“, fragte er überrascht. „Die Drestia Valdarez?“ Das war Marlins Auftraggeberin. Kastor hatte sie ein paar Mal gesehen, da sie Marlin in der Villa auch besucht hatte. Aber wieso sollte die-
Während der Blutige noch baff über alles nachdachte, hatte Yukarin bereits seine Schlüsse gezogen und sagte, dass Lady Valdarez also hinter der Entführung steckte.
Und Marlin hatte sie getötet. Kastor blickte zu dem Jugendlichen.
„Hmm, dann hast du alles richtig gemacht, Sonnenschein. Guter Junge“, lobte er ihn und klopfte ihm auf die Schulter. Er hätte nicht gedacht, dass Marlin wirklich jemals in der Lage gewesen wäre Lady Valdarez das Genick zu brechen. Seine zukünftige Herrin. Das wäre vor der Entführung undenkbar gewesen. Kastor wusste nicht was der Meister davon halten würde, aber an Marlins Stelle hätte Kastor genauso gehandelt. Sie waren alle von Lady Valdarez getäuscht worden.

Der Blutige bückte sich und griff nach dem Kelch. Lady Valdarez. Damit hätte er nicht gerechnet. Er musste was trinken. Auf einem Servierwagen fand er mehrere Flaschen mit schillernd goldenen und roten Flüssigkeiten. Der Blutige goss sich etwas in den goldenen Kelch, schnupperte daran. Mit seinem neuen Trinkgefäß in der Hand ging er zu den hohen Fenstern, um in den Innenhof zu schauen. Brauchte man da noch seine Hilfe?
„Scheint als wären die meisten Räuber tot“, bemerkte er. Noch mehr von den Wächtern waren in den Innenhof geströmt. Da genehmigte sich Kastor doch mal einen Schluck. Alkohol gab es in der Villa nicht oft. Der Meister hatte hoffentlich nichts dagegen. Er brauchte was kräftiges, um die neue Nachricht und die Erschöpfung abzuschütteln. Zur Sicherheit entkorkte Kastor danach noch einen der Stärketränken, die er dabei hatte und leerte die kleine Feldflasche. Zu viel Blut verloren. Tuana würde es schon irgendwie richten.
Kastor kam zurück zu Marlin und hielt ihm den Kelch hin.
„Trink was.“
Der Jüngling schien leicht unter Schock zu stehen.
„Und wer ist das da?“, fragte Kastor Lucero, der immer noch diesen einen Räuber festgesetzt hielt. „Ist der wichtig?“ Vielleicht die rechte Hand der Anführerin. Vielleicht wollte der Meister beide lebend haben.
„Ich bin Gordon“, meldete sich der Mann zu Wort, „Ich kann euch sagen, wo Voxias Geheimverstecke sind. Lasst mich laufen und ihr könnt alles haben.“
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Aerys
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Re: Gerettet

Beitrag von Aerys »

Ungeduldig tigerte er unter dem Vordach des Notfalllazarets hin und her. Dabei wäre es viel vernünftiger, er wäre in dem Zelt bei Lady Tallike, Darion und Lyris. Es war schön warm, darin, da es nebst den Kohlepfannen auch durch die beiden Weissgewandeten mit Hilfe der Kunst gewärmt wäre. Es wäre vernünftig, da drinn zu warten, sich warm zu halten und die Kräfte zu sparen, sollten sie denn gebraucht werden. Doch Aerys war viel zu aufgewühlt, um vernünftig zu sein. Er fand, dass er schon vernünftig genug war, indem er hier bei dem Notfalllazarett wartete und nicht mit der Wache seiner Schwester sich vor dem Tor versteckte, darauf wartend, dass es von innen von seinen eigenen Wachen und roten Kunstwerken geöffnet wurde und sie die Burg erstürmen konnten.

Beim Feuer der Hölle, wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er mit Yukarin das Seil hochgeklettert und hätte gemeinsam mit ihm mit Pfeil und Bogen den Innehof unter Beschuss genommen. Doch obwohl er der Herr über dutzende Sklaven war, ging es nicht nach ihm. Ausgerechnet seine Sklaven hatten ihm verboten, diesem waghalsigen Bedürfnis nachzugeben. Alazier war deutlich anzusehen gewesen, was er mit ihm machen würde, würde sein Meister ihm nicht gehorchen. Kastor hatte mit seiner massigen Gestalt nur genickt und die Arme vor der Brust verschränkt. Die zwei waren schon bedrohlich genug gewesen. Das sanfte Lächeln von Javier und Yukarin, war jedoch noch viel unheimlicher gewesen.

Deswegen ging es nicht nach ihm. Deswegen wartete er hier versteckt im Wald, während die Anderen sich in Gefahr begaben, um die entführten Kunstwerke zu befreien. Er hielt es kaum aus. Dennoch blieb er hier, wie versprochen. Einerseits hatte er es unter bedrohlichen Blicken versprochen, andererseits wusste er, dass seine Wachen und die Blutigen nicht richtig würden kämpfen können, wenn sie dabei Angst um sein Leben haben müssten. Ausserdem traute er es Darion und Lyris durchaus zu, dass sie sich auf ihn werfen würden, wenn er es wagte, sich der Burg zu nähern. Er hatte die Beiden miteinander tuscheln sehen, ehe sie vielsagende Blicke zu ihm geworfen hatten und zu Lady Torres gegangen waren, um sich mit ihr besprechen. Darion war durch Lilian viel zu aufmüpfig geworden und steckte Lyris nun damit an. Unglücklich grummelnd stapfte er aufgebracht unter dem Vordach hin und her.

Als jedoch ein lautes Krachen zu hören war, gefolgt von einem Jubelschrei, hielt ihn nichts mehr beim Zelt. Selbst Darion, Lyris und Lady Torres kamen hinaus gestürmt. Gemeinsam mit den Leibwachen eilten sie auf den Weg zum Tor. Er musste einfach wissen, wer nun gejubelt hatte. Er musste wissen, was mit Lilian war. Er konnte sie so nah spüren. Beinahe so nah, wie vorhin auf dem Wehrgang, als sie mit Marlin und Lucero das Seil hinunter gelassen hatte. Noch einmal konnte er ihr nicht so nah sein und sie wieder verlieren. Und Theon war auch bei ihr. Nur Lucero und Marlin waren es nicht mehr. Aerys wollte sie alle in seine Arme schliessen. Jetzt.
Es waren die Wachen seiner Schwester. Kastor hatte das Tor aufgesprengt und hämmerte nun wie ein Dämon auf die Räuber ein. Die Wachen drängten hinein, um ihn zu unterstützen. Ein Schatten bewegte sich über sie hinweg und plötzlich stand Javier mit Lilian auf seinen Armen hinter all den Kämpfenden auf dem Weg zur Burg. Aerys rannte los. Javier, kam auf ihn zu. Doch Aerys ging es nicht schnell genug. Mit seinem Geburtsjuwel griff er nach Lilian, hielt sie fest und holte sie zu sich. Direkt an seine Brust, damit er sie fest und innig umarmen konnte.
"Lilian", krächzte er überwältigt in ihr Haar. "Ich lass dich nie wieder los. Nur damit du es weisst. Damit musst du jetzt klar kommen. Ich lass dich nie wieder los." Selbst wenn sie ganz nass und kalt war. Dafür hatte er seine Kunst. Behutsam trocknete er Lilian, wärmte sie auf und nutzte dafür wieder sein Geburtsjuwel, weil er wusste, dass Lilian es so gerne spürte.
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Lilian
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Re: Gerettet

Beitrag von Lilian »

Kaum hatte Javier sie auf dem verschneiten Weg abgesetzt, sah Lilian in der Dunkelheit andere Menschen herbei eilen. Männer in Wächteruniformen, die an ihnen vorbei in die Burg stürmten, aber auch Jubelrufe ausstießen. Lilian erkannte die Gesichter in der Nacht nicht alle, aber er glaubte, dass es Aerys' Wächter waren. Männer, die früher auf ihn aufgepasst hatten. Deren Aufgabe es gewesen war zu verhindern, dass er flüchtete. Und nun waren es ausgerechnet jene, die ihm bei einer Flucht halfen und ihm zujubelten.
Aber all die Männer verblassten gegenüber den einen, der aus der Nacht auf sie zugerannt kam und dessen Signatur strahlte wie ein Leuchtfeuer für Lilian. Ein schlanker und doch durchtrainierter Mann, groß, zurückgestrichene schwarze Haare, leicht gebräunte Haut. Ein feiner dunkler Mantel schwang um ihn herum, Schnee stob unter den edlen Stiefeln auf.
"Aerys!" Der Junge wollte sich von Javier losmachen, als ihn plötzlich eine purpurne Umarmung umgriff und kurz darauf in Richtung des Adeligen zog. Lilian flog regelrecht auf ihn zu, umhüllt von purpurner Kunst. Seine aufgewühlte Signatur wechselte erneut, war mal Mädchen, mal Junge, mal beides in einer einzigartigen Mischung, die im Einklang mit der der Signatur des Prinzen vibrierte.
Einen Herzschlag später war Lilian an die feste Brust von Aerys gepresst. Das Mädchen schluchzte voller Erleichterung auf, versuchte den Adeligen so fest wie möglich zu umarmen. Lilians Finger krallten sich in den Mantel. Sein Herz schlug wie wild. Tränen rannen über das kalte Gesicht. Endlich, endlich war Aerys bei ihm, obwohl Lilian das Gefühl hatte, sie wären sich in den letzten Tagen öfter nahe gewesen. Aber das war auf diese seltsame, verwirrende Art und Weise gewesen, die Lilian noch nicht ganz verstand und die ihn auch beschämte. Er hatte bei so vielen schrecklichen Dingen mitmachen müssen und er hatte das alles nicht gewollt.
Trotzdem war Aerys hier, dieses Mal wirklich und sie konnten sich halten und für einen Moment war alles wieder in Ordnung. Der Prinz krächzte ihren Namen und beteuerte innig, dass er sie nie wieder loslassen würde und damit müsse sie ab jetzt klarkommen. Lilian schluchzte erneut vor Glück.
"Aerys!" Sie presste sich ganz fest an ihn, halb auf den Zehenspitzen stehen. "Ich will auch nie wieder weg. Ich wollte das alles nicht", stammelte das Mädchen, "Es war alles so furchtbar, aber ihr habt uns gefunden. Ihr habt uns gerettet."
Es war wirklich vorbei. Lilian konnte nicht aufhören zu weinen, als sanfte Wärme sie umhüllte. Purpurne Kraft schien sie zu durchdringen. Lilian keuchte auf, die Augen in einem tiefen Purpur. Er blickte Aerys sehnsüchtig an, doch sie konnten sich nur für einen Moment anschauen ehe sie es nicht länger aushielten und wieder in einer festen alles umschließenden Umarmung versanken, wo es nichts anderes mehr gab außer sie zwei. Lilian fror nicht mehr länger, fühlte sich angefüllt von Purpur und Aerys und Wärme und Geborgenheit.
Dann gab ihm Aerys einen sanften Kuss auf die Stirn und Lilian schmolz weiter dahin. Er schluchzte gerührt, schmiegte sich an den warmen so vertrauten Körper.
"Aerys..." Es würde alles wieder gut.

Erst als Javier erneut auftauchte und dieses Mal Theon sicher vor ihnen abstellte, löste sich Aerys ein wenig von ihm. Dabei ließ er Lilian jedoch nicht los, sondern zog Theon einfach mit in die feste Umarmung. Erneut umhüllte sie purpurne Wärme, damit auch Theon in seinem dünnen, blutbefleckten Leibchen gewärmt wurde. Lilian fühlte sich ganz benommen von dem Juwel. Es zog ganz heftig in ihm drin, er mochte platzen vor Sehnsucht nach dem Mann, der ihn bereits so innig und beschützend hielt.
Als Lilian halbwegs wieder zu sich kam, war Javier wieder fort. Dafür waren Lysander und Torryn vor Aerys, schienen ihn zu beschützen falls doch einer der Räuber aus der Burg kommen sollte. Nun nahm Lilian auch den Kampfeslärm von der Burg war, Schreie und das Donnern von Machtkugeln. Außerdem brannte das Turmdach inzwischen lichterloh, geräuschvoll stürzten Dachbalken zusammen und Funken mischten sich mit dem Schnee in der Nacht.
Aerys zog Theon und Lilian etwas weiter den Weg hinunter und zu einem weißen Zelt, das zwischen mehreren Zedern aufgesteckt worden war und ein wenig Schutz bot. Innen war gerade einmal Platz für zwei Feldbetten und eine etwas freiere Fläche daneben. Zu zwei Seiten hin war das Zelt offen, doch ein Schutzschild flackerte dort und hielt Wind und Schnee ab.
Lilian strahlte als sie Darion sah. Da war noch ein anderer Weißgekleideter, den Lilian nicht kannte, und seltsamerweise eine Schwarze Witwe. Beide lächelten und schienen sehr erleichtert. Aerys setzte sich mit Theon und ihm auf eines der Feldbetten, ließ sie nicht los.
"Darion, es ist so schön dich zu sehen", fand Lilian endlich Worte, die Stimme hell und zitternd. Darion war bis zur Burg gekommen, dabei war er doch gar kein Kämpfer. Er trat zu ihnen und Lilian konnte ihn auch kurz umarmen. Dann wollte der andere Krieger schauen, ob sie irgendwo verletzt waren und sagte, dass Tuana noch auf dem Weg hierher wäre.
Theon sah kurz zu Lilian ehe er Darion etwas ins Ohr murmelte. Der Krieger nickte und reichte Theon einen Heiltrank, versprach, dass es nicht mehr lange dauern sollte bis Tuana hier wäre. Darion würde ihn so lange versorgen.
"Bist du verletzt?", fragte Lilian besorgt, doch da wurde er von Aerys abgelenkt, als dieser wissen wollte wie es ihm selbst ginge.
"Mir... mir gehts gut", wehrte Lilian leise ab, doch die kurzen Ärmel des alten Kleides verbargen nicht die Fesselspuren und die vielen blauen Flecken, wo Nedan sie grob angepackt hatte. Als Aerys die Spuren bemerkte und auch Lilian zu den geröteten, tiefen Striemen sah, brach das Mädchen prompt erneut in Tränen aus, presste sich an den Adeligen. Sie konnte nicht länger. Sie hatte es versucht, hatte so tapfer sein wollen wie Lucero, aber es ging nicht länger und in tiefen gequälten Schluchzern brach all das Leid und Trauma der vergangenen Tage aus ihr heraus.
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Aerys
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Re: Gerettet

Beitrag von Aerys »

"Ich weiss", flüsterte er liebevoll. "Ich weiss." Er wusste, dass Lilian nicht hatte entführt werden wollen. Dass sie keinen Sex hatte haben wollen, um ihn zu erreichen. Dennoch hatte sie es getan und sie alle damit gerettet. Sie fühlte sich so unglaublich gut in seinen Armen an. So wahrhaftig. Dieses Mal würde sie ihm nicht wieder entrissen werden. Selbst ihre Signatur fühlte sich richtig und gut an. Obwohl sie dauernd hin und her flackerte zwischen der einer Hexe und eines Kriegers und sich manchmal sogar nach beidem gleichzeitig anfühlte. Das war seltsam. Und doch richtig. Am schönsten war jedoch, dass Lilian auch nie wieder von ihm weg wollte.
"Ich konnte euch deinetwegen finden, Lilian", machte er ihr Mut. "Du warst so tapfer. Ich habe deine Zeichnung von meinem Juwel gefunden. Sie hat mir gesagt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Oh, Lilian, es tut so gut, dich wieder im Arm zu halten." Aerys konnte gar nicht aufhören, Lilian trösten zu wollen. Innig blickten sie einander in die Augen. Lilians schimmerten in wundervollem, tiefen Purpur. Voller Sehnsucht, ehe sie sich wieder enger in die Umarmung klammerten. Zärtlich küsste Aerys Lilians Stirn. Es würde wieder gut werden. Er war jetzt bei ihr. Es würde wieder gut werden.

Erst als Javier Theon zu ihm brachte, konnte Aerys sich ein klein wenig aus der innigen Umarmung lösen. Allerdings nur soweit, um auch Theon fest an sich zu pressen und ihn mit seiner Kunst aufzuwärmen. Der arme Krieger war noch schäbiger gekleidet als Lilian. Er trug nur ein dünnes, blutbeflecktes Leibchen und zitterte vor Kälte am ganzen Körper. Nun, in der sicheren Umarmung seines Meisters wimmerte er leise, ehe er auch etwas schluchzen musste. Es war gut. Sie konnten all den Schrecken nun hinter sich lassen und versuchen zu heilen.
Apropos. Lilian und Theon waren womöglich verletzt. Er sollte sie ins Lazaret bringen und sie nicht aufgrund seines Bedürnis sie für immer im Arm zu halten, hier draussen im Schnee lassen. Behutsam zog er je einen der Krieger an seine Seite und führte sie vorsichtig zum Zelt zurück, in dem Lady Torres, Darion und Lyris auf sie warteten. Sie schienen alle ebenfalls unglaublich glücklich und gerührt zu sein, wenigstens zwei der Entführten zu sehen. Ohne die Beiden loszulassen schom Aerys sie ins Zelt und setzte sich mit ihnen auf eines der Feldbetten. Nur widerwillig löste er sich etwas von Lilian, damit sie auch Darion begrüssen konnte. Er wusste, wie wichtig das für Lilian war. Gänzlich los liess er sie dabei nicht.

Darion konzentrierte sich auch gleich auf das wirklich wichtige und fragte nach Verletzungen. Lilian sagte nichts, doch Theon flüsterte dem Krieger etwas zu. Eine Verletzung, die er vor Lilian nicht preisgeben wollte. Wohl um sie zu behüten. Liebevoll drückte Aerys ihn an der Schulter, ehe er ihn Darion übergab. Er sollte sich um ihn kümmern.
"Lyris, zieh das Tuch zwischen den Betten", bat Darion, während er Theon sanft zum anderen Feldbett zog und ihm dabei bereits sein dünnes Leibchen auszog. Aerys konnte noch einen letzten Blick auf den geschudenen Körper werfen. Die vielen blauen Flecken und das frische Blut, welches ihm auf der Innenseite seiner Schenkel runter lief. Lady Torres keuchte erschrocken auf, hielt aber tapfer eine Schüssel mit warmem Wasser bereit. Dann war Aerys mit Lilian allein.

"Sag mir lieber, wie es dir geht, Lilian", forderte er sie mit sanfter Strenge ab. Er wollte sie davon ablenken, was mit Theon war. Ganz davon abgesehen, dass er Angst hatte, dass Lilian ernsthaft verletzt war. Tapfer wehrte Lilian ab, dass es ihr gut ginge. Aerys konnte das nicht so recht glauben. Sanft nahm er ihre Hände in die seinen, zog ihre Handgelenke ins Licht und begutachtete die zornig geröteten Striemen an ihren Handgelenken. Die dunklen blauen Flecken. Prompt brach Lilian in Tränen aus. Sofort nahm Aerys sie wieder in den Arm. Lilian hatte sich ohnehin schon von selbst an ihn gekuschelt.
"Ist schon gut", murmelte er ihr tröstend zu. "Lass es raus. Es ist vorbei. Es wird alles wieder gut. Du bist in Sicherheit. Du hast das so gut gemacht. Lass es nur raus. Bald sind wir wieder Zuhause. Es wird alles wieder gut." Kleine liebevolle Sätze, während er sie streichelte und sie sich bei ihm ausweinte. Aerys war froh, dass sei noch weinen konnte. Es war ein gutes Zeichen, dass sie heilen konnte, wenn man ihr die Zeit und die Ruhe liess.

Lyris brachte eine Schüssel mit warmem Wasser und mehrere Tücher zu ihnen herüber, ehe er sich respektvoll wieder zurück zog. Sanft begann Aerys Lilians Hände zu waschen, nachdem sie sich wieder etwas gefasst hatte. Trocknete sie wieder ab und sprach ihr dabei weiter gut zu.
"Lass mich dich etwas sauber machen", bat er sie. "Dann wird es dir gleich besser gehen. Ich habe auch einen dicken Pullover für dich eingepackt." Marlins übergrosser Bärchenpullover. Fürsorglich streifte er ihn ihr über. Dabei hätte er Lilian gerne in komplett frische Kleidung gehüllt. Doch er war sich nicht sicher, ob sie es verkraftete, wenn er sie aus dem dünnen Kleidchen schälte. Also gab es eben dicke Schichten für darüber. Hingebungsvoll kümmerte er sich um sie, wusch ihr behutsam die Füsse und ihre schlanken Beine. Auch diese waren mit wüsten Fesselmalen übersäht. Es machte Aerys so wütend. Doch er konzentrierte sich darauf, Lilian etwas gutes zu tun und sie nicht mit seinem Zorn zu erschrecken.
Sobald er ihr die Beine gewaschen und getrocknet hatte, packte er sie in dicke, wollene Strümpfe. Auch hatte er ein paar warme, schwere Winterstiefel für sie bereit. Nicht nur so zierliche Winterstiefelchen. Sondern was rechtes, damit Lilian warm an den Füssen hatte und durch den Schnee stapfen konnte, sobald es nötig war. Doch wenn er die Geräusche der Burg richtig interpretierte, war es nicht nötig, dass Lilian diese Nacht noch weit durch den Schnee gehen musste. Es hörte sich so an, als würden sie allmählich die Oberhand gewinnen.

Kurz darauf kam Javier mit Priam und Marlin zum Lazaretzzelt. Er nickte ihm zuversichtlich zu, während Priam sich scheu am Eingang herum drückte und ihn voller Sehnsucht und auch etwas Angst anblickte. Angst davor, verstossen zu werden, weil er etwas getan hatte, was er vielleicht nicht hätte tun dürfen. Aerys kam jedoch nicht sofort dazu, ihm diese Angst zu nehmen, da Marlin ins Zelt stürmte und sie alle ablenkte. Als wäre Aerys gar nicht vorhanden, kniete er sich vor Lilian hin und hielt ihr seine miteinander verschlossenen Hände hin, als hielte er darin den kostbarsten Schatz überhaupt.
"Ich habe ihn gefunden, Lilian", beeilte er sich zu versichern. "Du musst nicht mehr traurig sein. Ich habe deinen Anhänger gefunden und du bist beim Meister. Alles wird wieder gut. Du wirst schon sehen." Behutsam öffnete er seine Hände. Seine linke Handfläche war ganz schlimm verbrannt. In der rechten Hand lag zierlich, der Mondanhänger, den Aerys Lilian einmal geschenkt hatte. Aerys wusste nicht, was gerade jetzt daran so wichtig war. Ihm machte vielmehr die aufgewühlte Signatur seines Sonnenscheins Sorge. Dass dieser so tat, als wäre Aerys gar nicht wirklich hier. Diese Angst, die in seiner Signatur loderte und ihn zu verbrennen drohte. So viel Schuld war darin zu spüren. Es verschlug Aerys den Atem.
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Lilian
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Re: Gerettet

Beitrag von Lilian »

Lilian bekam nur am Rande mit, dass Theon von Darion auf das zweite Feldbett geführt wurde und hinter einem Tuch verschwand. Dann vergrub sich Lilian selbst weinend und schluchzend in den Armen von Aerys. Es wollte alles heraus, Lilian bekam kaum Luft so viel musste er weinen. Dafür hielt ihn der Adelige ganz fest, streichelte ihn tröstend und redete ihm gut zu, dass er in Sicherheit wäre und er hätte es so gut gemacht. Bald wären sie wieder zuhause.
Lilian schluchzte umso mehr, weil Aerys mittlerweile Recht hatte und die Villa sein Zuhause war und das war immer noch so fremd und seltsam. Aber er wollte zurück. In die Villa. Weg von dieser schrecklichen Burg. Oh, es war wirklich vorbei. Tränen netzten den Mantel des Prinzen, während Lilian sich an ihn klammerte und immer noch neue Tränen nachkamen. Er wollte Aerys nochmals sagen, dass es ihm alles leid tat, dass es so furchtbar gewesen war, dass er ihn vermisste, dass er nicht wusste, was diese seltsamen Besuche zu bedeuten hatte, was alles passiert war, was Nedan gemacht hatte, was er mit Lucero gemacht hatte, aber jedes Mal wenn Lilian versuchte Worte vorzubringen, brachte er nur klägliche Schluchzer zusammen und dabei blieb es für eine Weile. Es war vorbei. Oh, sie konnte es gar nicht so recht fassen. Schniefend hielt sich das Mädchen an dem Adeligen fest, die zarten Hände in die Schultern und am Rücken gekrallt. Irgendwann wurden die Tränen weniger und der zierliche Körper kam etwas zur Ruhe.
Auch weil Aerys ihn ablenkte und ihn bat, dass er ihn etwas sauber machen könne. Lilian nickte und wischte sich über die Wangen, wo noch ein paar Tränen kullerten. Sie fühlte sich noch ganz aufgewühlt von dem Ausbruch, aber irgendwie hatte es gut getan und die ganze Anspannung der Flucht und der Befreiung hatte sich etwas lösen können. Ganz verzaubert sah sie zu wie Aerys sich fürsorglich um sie kümmerte und ihr die Hände sauber wusch. Durch all das herumschleichen und auf den Boden werfen, waren sie ziemlich dreckig geworden und eine Handfläche war ein bißchen aufgeschürft von dem schnellen Hinlegen auf das Scheunendach. Lilian hatte es in all dem Chaos kaum bemerkt. Aerys tat eine Salbe darauf und bemerkte erneut, dass es wieder gut werden würde und sie in Sicherheit sei. Lilian nickte, doch es fühlte sich alles noch etwas unwirklich an. Dabei saß Aerys wirklich neben ihr und berührte sie und kümmerte sich um sie. Es war so schön.
Doch der Prinz musste doch auch die Fesselstriemen sehen. Lilian fing jedes Mal aufs neue zu weinen an, wenn er länger dorthin sah. Er schämte sich so. Lucero hatte zwar gesagt, er müsse das nicht tun, doch Lilian kam nicht dagegen an. Aerys beruhigte ihn wieder etwas und es gelang auch für einen Moment, nur als der Prinz den großen Bärchenpullover herbeirief, den Marlin für sie gestrickt hatte, musste Lilian nochmal schluchzen. Dieses Mal vor Rührung und weil es so schön war wieder etwas vertrautes zu bekommen. Aerys streifte ihr den warmen Pullover über das Kleid, zupfte ihn zurecht. Lilian musste hicksen und schniefen und bekam dann auch von Aerys die Tränen abgetupft und das Gesicht ein wenig gewaschen. Dann konnte er etwas Tee trinken, während der Adelige seine dreckigen Füße fasste und sie ebenfalls sorgsam wusch und einsalbte. Es waren ganz wunderbare, sanfte Berührungen. Mit einem warmen eingeseiften Schwamm bekam Lilian danach auch die Beine etwas gewaschen.
Aerys streifte Lilian inzwischen warme Wollsocken über ehe er ihm schwere Winterstiefel anzog. Vielleicht hätte Lilian das auch alleine gekonnt, doch es tat so gut wie der Adelige sich um ihn kümmerte.

"Geht es Theon gut?", fragte Lilian, nachdem er sich etwas beruhigt hatte und zu dem gespannten Tuch sah, wo der ältere Krieger mit Darion verschwunden war. Es war Darion, der antwortete und versicherte, dass es Theon bald wieder besser gehen würde. Also war er doch verletzt? Lilian hatte nichts gesehen. Hoffentlich war es nicht schlimm. Und wo waren die anderen? Und was wenn einem der Blutigen etwas passierte im Kampf?
Bevor Lilian besorgt zu fragen beginnen konnte, kam Javier mit Priam und Marlin ins Zelt. Lilians Miene hellte sich gleich auf, als er die drei sah. Dafür verschwand Javier schnell wieder nach draußen. Priam blieb beim Eingang, während Marlin sofort zu Lilians Feldbett geeilt kam und sich dann prompt vor ihr hinkniete. Irgendetwas war mit seiner Hand. Außerdem hielt er beide verschlossen vor sie hin.
"Marlin..", begann Lilian, als der andere Jugendliche aufgeregt hervorbrachte, dass er ihren Anhänger gefunden hätte und nun müsste sie nicht mehr traurig sein.
"Alles wird wieder gut. Du wirst schon sehen."
Der blonde Krieger öffnete seine Hände und Lilian keuchte erschrocken, als sie sah, dass die linke Handfläche übel verbrannt war. Wie war das passiert? Das musste doch furchtbar weh tun. Aber in der anderen lag tatsächlich der Mondanhänger, den Voxia ihr abgenommen hatte.
"Du hast ihn gefunden! Oh, Marlin! Das war doch bestimmt gefährlich." Und er hatte es für sie getan. Lilian wusste gar nicht wie sie reagieren sollte. Aber sie hatte schon geglaubt, dass der Anhänger verloren gegangen wäre. Es war doch quasi ihr Erinnerungsstück an Aerys. Nur dass Aerys gerade neben ihr saß und beschützend einen Arm um sie gelegt hatte.
Es war trotzdem schön den Anhänger zurückzubekommen, den Lilian so lieb gewonnen hatte. Noch schöner war es, dass Marlin dies tapfer auf sich genommen hatte. Lilian beugte sich vor, um den blonden Jugendlichen zu umarmen, wobei die Bärchenkapuze dabei über ihren Kopf glitt.
"Danke, Marlin", brachte sie schluchzend hervor. Irgendwie ging es nicht ohne Weinen. Marlin reichte ihm danach den Anhänger, doch dann fiel auch Lilian auf, dass der Krieger dabei partout nicht hinüber zu Aerys blickte.
"Schau, Marlin, wir sind alle gerettet. Aerys ist hier. Er ist sicher auch ganz stolz auf dich wie tapfer du warst." Lilian sah hinüber zu dem Adeligen und hoffte, dass diesem wirklich nichts anderes einfiel außer stolz auf Marlin zu sein. Lilian rückte etwas fort, damit die beiden sich umarmen konnten. Und wieso kam Priam nicht näher? Es schien als hätten beide irgendwie... Angst?
Lilian winkte ihn näher, froh, Priam wiederzusehen. Er war fast ständig in diesem gruseligen Gewölbe gewesen. Lilian mochte sich gar nicht ausmalen was ihm dort passiert war.
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Re: Gerettet

Beitrag von Aerys »

Gerührt von Marlins Hingabe, brach Lilian prompt wieder ins Schluchen aus. Rasch beugte sie sich vor, um den blonden Krieger innig und dankbar zu umarmen. Dabei wurde sie prompt von der Kapuze ihres Pullovers umhüllt. Es sah so süss aus und auch Marlin konnte für einen kleinen Moment glücklich sein. Doch seine zerissene Austrahlung blieb. Und nachdem Lilian sich wieder aufgerichtet und den Anhänger entgegen genommen hatte, wurde es noch schlimmer. Lilian versuchte ihn zu bewegen, zu ihm zu schauen. Versuchte ihm klarzumachen, dass er auch ganz stolz auf ihn sein würde, weil er so taper gewesen war. Seine Signatur flackerte vor Panik richtig auf. Vollkommen haltlos. Der hübsche Krieger blieb knien, wo er war, schlang seine Arme hilflos um sich sich selbst und begann am ganzen Körper zu zittern. Den Kopf schuldbewusst gesenkt.

Aerys wusste, dass seine Kunstwerke Angst hatten, dass er sie nicht mehr würde haben wollen, nachdem sie von so einem Abschaum entführt und missbraucht worden waren. Sie durften in der Regel nur mit jemandem von ausserhalt der Villa nur Sex haben, wenn Aerys dies erlaubte. Mit der Entführung hätten sie diese Regel jedoch nur einhalten können, wenn sie sich getötet hatten. Aerys wusste, wie verführerisch seine Kunstwerke auch für Menschen waren, denen es normalerweise nicht nach Männern gelüstete. Lyris hatte ihm gesandt, was Theon für Verletzungen davon getragen hatte. Seine Kunstwerke waren mehrfach vergewaltigt worden und das nicht zu knapp. Es tat Aerys so leid für sie. Dennoch war er unglaublich froh, dass sie dies ertragen und sich nicht getötet hatten.

"Was ist denn mit mir?" schmollte Aerys. "Bekomme ich keine Begrüssung? Keine Umarmung?" Er breitete seinen Arm aus, offen genug, um sowohl Priam, als auch Marlin, als auch Lilian ganz fest an sich drücken zu können.
Für Priam kam dies einer Erlösung gleich. Mit einer Welle der Erleichterung in seiner Signatur, flog er regelrecht in Aerys Arme. Auch er trug nur ein dünnes Hemdchen. Es war mit Blut und anderen Flecken bedeckt und an manchen Stellen gar gerissen. Seine Arme und Beine waren übersäht mit unzähligen alten und neuen Blutergüssen und Fesselspüren. Er humpelte leicht und stank ganz fürchterlich nach hässlichem Sex. Doch Aerys war das so egal. Er war einfach nur froh, den Krieger fest in seine Arme schliessen zu können und seine Wange an dessen Haar zu schmiegen.
"Priam", flüsterte liebevoll. "Es tut so gut dich zu sehen." Das tat es und genau wie Theon und Lilian wollte er den Krieger nie wieder loslassen. Doch er machte sich zu viele Sorgen um Marlin, als dass er es lange hätte geniessen können. Deswegen löste er sich bald schon wieder etwas von Priam und streckte Marlin einladend seine Hand entgegen.

"Marlin?" fragte er beruhigend, einladend und verzeihend. Der sanfte Tonfall war jedoch zuviel für den Krieger. Er schüttelte nur wehement seinen Kopf.
"Es... es tut mir so leid. Es tut mir so leid. Ich habe eure Gnade nicht verdient, Meister", brach es reuig aus ihm heraus. "Das... oh.... es .... alles nur meintetwegen.... Ich wollte das nicht. Es tu mir so leid... Nur weil ich... Es tut mir so leid... Weil ich Angst vor Schmerzen hab... Meine Ausbildung. Ich wollte sie nicht... Ich brauchte zu lange... deswegen... Lady Valdarez... sie wollte nicht mehr warten... es war so grausam... und... oh, ich kann es nicht wieder gut machen... ich habe euch bestohlen Meister... Es tut mir so leid... und mich getötet... ich habe keinen Zweck."
Die Worte sprudelten nur so aus Marlin heraus. So schnell, so schuldbeladen, dass der Krieger dabei vergass zu atmen und als sein Körper dies nachholen wollte, kam es dem in die Quere, was Marlin ihm alles beichten wollte. Die Stimme des Kriegers kippte. Er holte nur schnappartig nach Luft. Sein Körper schüttelte es kräftig, während ihn die Panikattacke vollends übewälltigte.
"Lady Torres?" rief er besorgt nach der Schwarzen Witwe, die Lilian und ihm vorhin Taktvoll etwas Privatsphäre gegeben hatte. "Lady Torres, könnt ihr seinen Geist beruhigen? Ihn etwas schlafen lassen? Ich glaube, Marlin braucht ersteinmal viel Ruhe, ehe er sich dem stellen kann, was passiert ist." Was auch immer das gewesen war. Aerys machte sich nicht die Mühe, Marlins wirre Worte zu verstehen. Noch nicht. Stattdessen löste er sich nun ganz von Priam und Lilian, um Marlin fest an seinen Handgelenken zu halten, damit der Krieger nichts unüberlegtes tun konnte. Dabei hoffte er, dass die Schwarze Witwe ein Netz bei sich hatte, welches Marlins Geist ruhig stellte und ihm Erholung gönnte.
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Re: Gerettet

Beitrag von Lilian »

Marlin rührte sich immer noch nicht und machte keine Anstalten Aerys zu umarmen. Hatte er so viel Angst davor, dass Aerys ihn wegen Lady Valdarez böse sein würde? Gewiss würde er es nicht sein. Marlin hatte doch keinen Einfluss darauf gehabt wie niederträchtig und grausam seine Auftraggeberin eigentlich war. Es lag bestimmt nicht daran, dass Marlin seine Ausbildung noch nicht abgeschlossen hatte. Lilian wusste auch nicht, was Marlin noch hätte lernen sollen, um ein perfektes Kunstwerk zu sein. In Lilians Augen war Marlin längst perfekt.
Und er hatte ihr den Anhänger wiedergebracht. War denn Voxia nicht in ihren Gemächern gewesen? Oder ihre Leibwächter? Marlin hatte sich wegen dem Anhänger furchtbar in Gefahr gebracht.
Aerys fragte leicht schmollend, ob er denn keine Begrüßung und Umarmung bekäme und streckte seine Arme aus. Wenigstens Priam kam bei der Geste sofort angelaufen und schmiegte sich sehnsüchtig in die Umarmung. Lilian wurde gleich mit gedrückt und er hielt Priam freundschaftlich mit. Er hatte den Weißgekleideten kaum gesehen und er wirkte noch mitgenommener als Theon. Dieses kleine Hemd war auch blutig und Lilian sah große Blutergüsse und Fesselstriemen auf den Armen. Bei dem Anblick musste er leise schluchzen und er hoffte, dass Tuana die Verletzungen später alle gut heilen konnte und es Priam bald wieder besser ging. Dass es ihnen allen wieder besser gehen würde.
Aerys löste die Umarmung nach einem Moment und streckte nochmal die Hand nach Marlin aus. Priam rutschte ein wenig zur Seite, um dem blonden Jugendlichen Platz für eine Umarmung zu geben, doch Marlin schüttelte heftig den Kopf und begann sich aufgelöst bei Aerys zu entschuldigen. Es wäre alles nur seinetwegen und er hätte keine Gnade verdient. Es täte ihm so leid. Stammelnd und keuchend versuchte er hervorzubringen was in ihm vorging. Lilian verstand nicht alles davon, vor allem entschuldigte Marlin sich unentwegt bei Aerys. So wie er es schon bei Lilian getan hatte. Betroffen sah sie zu ihrem Freund und wusste nicht wie sie ihm helfen konnte. Lilian hatte geglaubt, dass wenn Aerys erst einmal hier war, es Marlin besser gehen würde.
Der andere Jugendliche schnappte nach Luft, seine Worte überschlugen sich, sein Körper schüttelte sich unter all der Anstrengung. Er sah ganz blass und verloren aus.
"Marlin", rief Lilian besorgt aus.
Aerys sprach mit der Schwarzen Witwe, eine Lady Torres, und ob sie Marlins Geist beruhigen könne, um ihm schlafen zu lassen. Die Schwarze Witwe nickte und kam näher.
"Ich glaube, Marlin braucht ersteinmal viel Ruhe, ehe er sich dem stellen kann, was passiert ist", bemerkte der Adelige. Er wusste sicher am besten was Marlin jetzt brauchte, trotzdem versuchte Lilian den blonden Krieger zu trösten. Als Aerys sie und Priam gänzlich losließ, um sich Marlin zu widmen, rutschte Lilian vom Feldbett, um sich neben Marlin zu knieen und ihn zu umarmen. Priam hatte sich auch erhoben, jedoch um hinter dem gespannten Tuch zu Theon und Darion zu gehen.
Aerys hielt die Handgelenke Marlins, als der Krieger immer aufgewühlter wurde und kaum noch zusammenhängende Worte vorbringen konnte.
"Ach, Marlin..", sagte Lilian betroffen. Aus einem Impuls heraus beugte das Mädchen sich vor und gab Marlin ein Küsschen auf die Stirn. So wie Aerys es bei ihr immer machte und das fühlte sich wunderbar geborgen an und man konnte daran glauben, dass alles wieder gut wurde. Vielleicht half es Marlin auch.
Der Krieger schien auch ruhiger zu werden, doch als Lilian aufblickte hatte diese Lady Torres Marlin am Hinterkopf berührt und strich ihm darüber. Natürlich, Marlin wurde nicht ruhiger wegen einem Küsschen sondern wegen dem Netz, das die Schwarze Witwe wohl gewebt hatte. Kurz darauf fielen dem Jugendlichen die Augen zu und sein Körper beruhigte sich endlich. Marlins Kopf sackte nach vorne.
"Er wird eine Weile schlafen", sagte die Schwarze Witwe. "Sobald ich das Netz entferne, wird er dann auf natürliche Weise wieder aufwachen. Ich kann es entfernen wann immer ihr möchtet."
Sie lächelte den Adeligen matt an. Lilian fragte sich wer die Frau war und woher Aerys sie kannte, denn sie lebte nicht in der Villa. Ob das die Schwarze Witwe war, die nach ihnen gesucht hatte, so wie Lucero vermutet hatte?

Aerys hob Marlin behutsam auf und legte ihn auf das Feldbett.
"Er denkt, er ist an allem Schuld", sagte Lilian leise und blieb neben dem Bett knieen, die Bärchenkapuze immer noch über den Kopf hängend. "Voxia hat heute.. oder eigentlich gestern, eine Kundin eingeladen, die.. die Marlin mitnehmen wollte. Sie waren zu zweit ganz lange im Turm.." Lilian schluckte. "Lucero hat sich Sorgen gemacht und wollte nach Marlin sehen und da hatten wir schon einen Schlüssel für unsere Zelle und den Turm und konnten dorthin schleichen... und im Turm haben Lucero und ich später Marlin gefunden... mit der Frau. Marlin hat sie gehalten, aber sie war schon... schon..." Lilian konnte es irgendwie nicht aussprechen. Aufgewühlt blickte er zu Aerys auf.
"Lucero hat die Frau wiedererkannt. Lady Drestia Valdarez. Sie hat hinter der ganzen Entführung gesteckt, weil sie nicht länger auf Marlin warten wollte. Glauben wir. Marlin konnte nicht viel darüber sagen. Er war.. er war ganz im Schock. Glaub ich."
Lilian hoffte, dass er das alles richtig verstanden hatte. "Aber Marlin kann nichts dafür", schob er gleich hinterher, "Es ist nicht seine Schuld. Diese Lady Valdarez ist Schuld."
Lilian legte beschützend eine Hand auf Marlins verschwitzte, kalte Stirn. Aerys würde doch sicher nicht denken, dass Marlin etwas dafür konnte, weil er noch nicht fertig ausgebildet war.
Da betrat Lysander das Zelt, verneigte sich knapp.
"Prinz Verden? Hauptmann Tharn sagt, dass die Entführer im Innenhof geschlagen sind. Die Höhlen und die Burggebäude durchkämmen wir gerade", berichtete er. "Die Anführerin ist in Gewahrsam. Aber der Turm brennt noch und droht komplett in sich einzustürzen. Wir sind noch dabei ihn zu sichern."
Lilian merkte auf. "Könnt ihr ihn ganz kaputt machen?", fragte er. "Bitte", schob er eindringlich hinterher. Niemand sollte mehr in diesem grässlichen Turm leiden müssen.
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Re: Gerettet

Beitrag von Aerys »

Trotz seiner Sorge um Marlin musste Aerys sanft lächeln, als Lilian sich zu Marlin vorbeugte und ihm ein Küsschen auf die Stirn gab. So wie er das immer bei ihr machte, um sie zu trösten. Aerys war sich sicher, dass es Marlin half und er dadurch friedlicher in den erzwungenen Schlaf fallen konnte. Sanft fing Aerys den jungen Krieger auf, als er in sich zusammen sackte. Lady Torres erklärte ihm derweil was für ein Netz sie Marlin eingesetzt hatte. Dankbar nickte der Prinz ihr zu, ehe er Marlin hochhob und ihn vorsichtig auf das Feldbett legte.

Eigentlich hätte er Lilian und Lady Torres nun einander vorstellen sollen. Er war jedoch zu sehr von Marlins Zustand abgelenkt. Aufmerksam sorgte er dafür, dass sein Sonnenschein es warm und behaglich hatte. Ausserdem wollte er eigentlich wissen, wie es Priam ging, der sich rasch hinter das Tuch zu Theon, Darion und Lyris zurück gezogen hatte, damit Aerys sich umd Marlin kümmern konnte. Auch wenn ihm bewusst war, dass alle erst einmal versorg werden mussten, hätte Aerys sie dennoch am liebsten alle gleichzeitig im Arm gehalten, sie an sich gedrückt und nie wieder losgelassen. Dabei war ihre Versorgung viel wichtiger. Ausserdem fehlten noch zwei. Von Terim und Lucero hatte er nichts gehört.

Betrübt vor dem Bett kniend berichtete Lilian leise, was mit Marlin geschehen war. Eingehüllt in die Bärchenkapuze, als könne sie ihn von allem schrecklichen der Welt beschützen. Aerys wünschte es ihr so sehr. Auf der Kante des Feldbettes sitzend hörte er Lilian erschrocken zu, was sie von Marlins Kundin wusste. Wie Lucero sich zu Marlin gestohlen hätte. Lilian konnte es nicht aussprechen, für Aerys klang es jedoch ganz danach, als wäre die Kundin da schon tot gewesen. Drestia Valdarez.
Aerys biss sich heftig auf die Lippen, um nicht lautstark zu fluchen. Er wollte Lilian und die anderen nicht erschrecken. Gütige Dunkelheit. Drestia Valdarez. Diese dumme Kuh. Immer so schüchtern, so bedürftig nach Nähe und Zuneigung. Und anscheinend ungeduldig, gierig und intrigant. Wie hatte Aerys sich nur so in ihr täuschen können? Es zeigte wieder einmal, dass er in der Welt der Adeligen keinen Platz hatte und sein liebster Sonnenschein hatte dafür bezahlen müssen, damit ihm mal wieder die Augen geöffnet wurden. Nun ergab alles einen Sinn. Diese perfekt geplante Entführung. Dieses Wissen, das kaum jemand wissen konnte.
"Nein, es ist nicht Marlins Schuld", antwortete Aerys mühsam beherrscht. "Es ist nicht seine Schuld. Aber ich kann seine Last verstehen." Sanft streichelte er über Lilians Kopf unter der Kapuze. Oh ja, er konnte Marlins Last nur zu gut verstehen. Immerhin hatte er dieser falschen Person zugestimmt. Hatte sie als Kundin akzeptiert. Das hätte er niemals tun dürfen.

Es blieb ihm jedoch kaum Zeit, sich Gedanken deswegen zu machen, als auch schon Lysander das Zelt betrat und sich knapp verneigte. Er hatte gute Nachrichten. Die Burg war erobert. Es wurde nur noch nach den letzten Versprengten gesucht. Die Anführerin wäre in Gewahrsam und der Turm brenne noch immer. Lilian setzte sich gleich eindringlich dafür ein, dass der Turm ganz zerstört werden würde. Aerys nickte.
"Nur nicht mehr diese Nacht", schränkte er ein. "Ich möchte nicht, dass sich deswegen jemand verletzt. Sichert ihn für die Nacht so gut es geht. Man soll sich davon fern halten. Viel wichtiger, was ist mit Terim und Lucero." Zumindest Lucero hatte er gespürt, ehe er sich wieder in die Burg hatte zurück ziehen müssen.
"Sie sind wohlauf und kümmern sich um Kastor", berichtete Lysander. "Er hat ein paar Schnittwunden abgekommen. Sie warten in der Burg auf Euch Prinz Verden."
"Wir gehen in die Burg, sobald es sicher ist", nickte Aerys und war stolz auf sich, dass er nicht gleich losrannte, um auch noch die letzten beiden Kunstwerke in seine Arme zu schliessen. "Wenn es in der Burg sicher ist, bereitet die Schlafzimmer zu. Dicht beieinander. Ich möchte nicht, dass wir versprengt sind, sollten sich doch noch irgendwo Räuber verstecken. Sobald es sicher ist, sende mir ein paar Männer, damit sie dieses Lazarett in die Burg bringen."
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Re: Gerettet

Beitrag von Lilian »

Lilian lächelte leicht, als Aerys erklärte, dass es nicht Marlins Schuld war.
"Marlin muss das auch hören. Er macht sich solche Vorwürfe. Er denkt, er ist an allem Schuld", sagte er. Aerys streichelte ihm über den Kopf und schien noch etwas sagen zu wollen, als sie von Lysander unterbrochen wurden, der von den Kämpfen berichteten und dass der Innenhof anscheinend gesichert war. Lilian atmete erleichtert durch. Bedeutete das, dass die Kämpfe vorbei waren? Waren alle wohlauf? War jemandem etwas passiert? Lilian war voller Fragen und er fürchtete sich vor den Antworten. Als ihn die Blutigen bis zu Aerys gebracht hatten, waren sie immer wieder in Kämpfe verwickelt worden und Lilian hatte nach jeder hektischen Übergabe nicht mitbekommen wie es dem anderen Blutigen im Kampf gegen die Räuber ergangen war.
Aerys wandte sich inzwischen an Lysander und wollte nur, dass sie den Turm für die Nacht sicherten. Niemand sollte sich deswegen verletzen.
"Ja, Prinz Verden, wir versuchen das Feuer zu löschen, damit es nicht auf den Rest der Burg überspringt", erwiderte der Wächter. Lilian hätte lieber gesehen, dass der Turm in Grund und Boden brannte, doch er verstand natürlich auch, dass deswegen keiner in Gefahr sein sollte. Es war nur ein Turm...
Lilian blickte wieder zu Marlin und zog ihm die Decke, die Aerys über ihn ausgebreitet hatte, etwas höher über die Brust, damit Marlin es gut warm hatte. Es war nicht nur ein Turm. Es war ein ganz schrecklicher Ort an dem Marlin, Lucero und er schreckliche Dinge hatten tun müssen. Lilian biss sich auf die Lippen.
Aber Aerys hatte recht. Es war wichtiger was mit den anderen war und Aerys fragte auch gleich darauf nach Terim und Lucero. Zum Glück hatte Lysander gute Nachrichten und dass sie bei Kastor wären, der ein paar Schnittwunden hätte. Sie wären in der Burg.
Aerys wollte auch dorthin sobald es sicher wäre. Außerdem sollte man Schlafzimmer vorbereiten. Er wollte das Lazarett in die Burg verlegen. Lysander nickte, verneigte sich noch einmal und verließ das Zelt. Nicht ohne mit einem frohen Lächeln kurz zu Lilian zu schauen. Dieser konnte nur mit großen Augen zurückgucken, noch etwas überrumpelt von der Nachricht, dass Aerys zurück in die Burg wollte.
"Wir gehen zurück?", fragte Lilian, "Schlafzimmer? Aber.. können wir nicht zur Villa?" Sie waren doch jetzt gerettet. Oder? Es musste vorbei sein.
Aerys vertröstete ihn, dass sie natürlich nach Hause reisen würden, doch es wäre mitten in der Nacht und es schneite immer noch. Es wäre zu gefährlich in diesem Wetter zum nächsten Landepunkt zu reisen. Außerdem wären vielleicht einige zu verletzt und mussten vorher versorgt werden.
"Oh", entfuhr Lilian. Er nickte. Ja, natürlich würden sie nicht in der Nacht und in dem Schnee den Berg herunterstolpern. Jetzt wo Aerys es aussprach, machte es Sinn, doch trotzdem verkrampfte es sich in Lilian bei dem Gedanken, dass er noch eine weitere Nacht in der Burg verbringen musste. Er war bereit gewesen mit Lucero und Marlin über die Mauer zu fliehen. Egal welches Wetter oder welche Tagzeit.
"Ich wollte nur ganz schnell hier weg", gab er kleinlaut zu. Lilian kniete immer noch neben dem Feldbett, rappelte sich etwas auf und setzte sich vorsichtig auf den Rand des Bettes, um Marlin nicht zu stören, doch er schien tief und fest zu schlafen.

Der fremde Weißgewandte kam vorsichtig näher und goss noch etwas von dem heißen Tee in die Tasse, die Lilian vorhin gereicht bekommen hatte. Der Krieger mit den blauen Augen lächelte ihn an. Lilian erwiderte es dankbar.
"Danke.. ich bin Lilian", stellte der zierliche Jüngling sich vor.
*Lyris*, sandte ihm der Krieger. *Wie schön dich endlich kennenlernen zu können.* Der Weißgewandte sah kurz ergeben zu Aerys ehe er den Kopf neigte und mit der Kanne mit Tee zu Priam und Theon ging. Lilian wunderte sich kurz wieso Lyris ihm gesandt hatte, aber dann wurde er davon abgelenkt, dass Aerys ihm Lady Tallike Torres vorstellte, die bei der Suche unentbehrlich gewesen war. Sie schien eine junge Schwarze Witwe, eingepackt in einem schwarzen Wintermantel in dem sie trotzdem etwas zu frieren schien. Die Schwarze Witwe lächelte ihn herzlich an.
"Ich bin so froh, dass wir euch befreien konnten", sagte sie, "Wir waren bereit für ein Lösegeld, aber du hast uns so viele wertvolle Hinweise gegeben wo ihr seid. Ich glaube, du warst unentbehrlicher bei der Suche als ich." Sie zwinkerte leicht.
Lilian sah verwirrt von seiner Tasse auf. Hinweise? Da dämmerte es ihm schlagartig. Die einzigen Hinweise, die er gegeben hatte, waren die an Aerys. Während... während...
Vor Schreck wechselte Lilians Signatur erneut. Das Mädchen errötete heftig und blickte beiseite. Wusste Lady Torres etwa was Lilian gemacht hatte? Was Aerys und sie gemacht hatten? Oh nein. Das war so...
Lilian wusste nichtmal wie sie über diese Begegnungen denken sollte und nun zu hören, dass es vielleicht nicht nur Aerys mitbekommen hatte...
Die Schwarze Witwe schien zu bemerken, dass sie zu viel gesagt hatte. "Oh.. ich habe Prinz Verden nur diskret unterstützt. Niemand hatte direkte Einblicke. Das war nur etwas zwischen dir und Prinz Verden", versicherte sie. Lilian nickte nervös. Irgendetwas schien die Schwarze Witwe ja trotzdem zu wissen.
"Habt ihr nach uns gesucht?", fragte Lilian. "Mit Netzen?"
"Ja, einige Male", bestätigte Lady Torres. "Leider war die Burg durch ein Netz abgeschirmt. Ich konnte es erst hier an der Quelle aufheben."
"Ich glaube, ich habe es einmal gespürt", erinnerte sich Lilian, "Wie ein ganz starker Ruf. Zu euch.." Er sah zu Aerys. "Lucero musste mich vom Fenster zurückhalten."
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Re: Gerettet

Beitrag von Aerys »

Lysander empfing zackig seine Befehle, ehe er sich höflich veneigte, Lilian ein frohes Lächeln zu warf und sich dann zurück zog. Lilian, die sich derweil rührend um Marlin gekümmert hatte, bekam nun grosse Augen und seine Signatur war für den Moment wieder deutlich männlich. Er war gar nicht glücklich, wieder zurück in die Burg zu müssen. Er wollte in die Villa. Aerys konnte ihm so gut nachfühlen.
"Das werden wir, so bald es möglich ist" versprach Aerys ihm und hielt ihm einladend eine Hand entgegen, damit er sich zu ihm aufs Feldbett setzen konnte. "Doch jetzt ist es mitten in der Nacht. Der Abstieg zum nächsten Landepunkt wäre so schon gefährlich und nun wo es schneit erst recht. Die Männer sind erschöpft und brauchen schlaf. Ganz abgesehen von denen, die verletzt sind. So ungern ich in die Burg gehe, so ist sie doch viel besser, als wenn wir hier draussen im verschneiten Wald bleiben müssten." Lilian hatte selbst mitbekommen, wie es Theon, Priam und Marlin ging, hatte gehört, dass Kastor verletzt war und es gab bestimmt noch mehr Verletzte, um die sich gekümmert werden musste. Vielleicht sogar Tote. Aerys wollte nicht daran denken.
"Ja, ich auch", seufzte er sehnsüchtig, als Lilian kleinlaut zugab, dass er nur ganz schnell von hier weg wollte. Das wollten sie beide. Allerdings mussten sie akzeptieren, dass das jetzt noch nicht möglich war. Tröstend drückte er Lilian an sich, nachdem sich dieser vorsichtig zu ihm gesetzt hatte.

Lyris wählte diesen Moment, um Ihnen Tee zu bringen. Das war eine gute Idee. Wahscheinlich sollten die Kunstwerke auch etwas essen. Er selbst wohl auch. Doch das wollte er noch bis in die Burg verschieben. Wenn sie danach ins Bett fallen und einschlafen konnten.
*Danke, Lyris*, sandte er dem weissgewandeten Kunstwerk. *Kümmere dich nachher bitte um Marlins verbrannte Hand.* Die musste dringend versorgt werden und Aerys wusste, dass Lyris oder Darion das jetzt besser machen konnten, als er selber. Er war zu ungeduldig. Wollte in die Burg nach Terim und Lucero sehen.

"Lilian, ich möchte dir Lady Tallike Torres vorstellen", kem es ihm in den Sinn, die Höflichkeiten nachzuholen. "Sie war auf der Suche nach euch unentbehrlich." Aerys wusste nicht, was sie ohne sie gewesen wären. Er würde der Schwarzen Witwe auf ewig dankbar sein. Besorgt musterte er sie. Obwohl es im Zelt warm war und sie in einn dicken Mantel gehüllt war, schien sie zu frieren. Sie musste sehr müde und erschöpft sein. Wegen ihrer grossen Kompetenz vergass Aerys immer wieder, wie jung sie eigentlich noch war. Trotz ihrer Müdigkeit begrüsste sie Lilian herzlich und freute sich darüber, dass er in Sicherheit war. Dabei erschreckte sie Lilian jedoch so sehr, dass seine Signatur augenblicklich weiblich wurde, während ihre Wangen ganz rot wurden. Aerys konnte nicht anders, als leise zu lachen und Lilian an sich zu drücken.

"Mach dir nichts draus Lilian", tröstete er sie gutgelaunt. "Ich war in noch viel peinlicheren Situationen. Warts nur ab, bis ich dir davon erzähle. Du wirst dich Kugeln vor Lachen." Nun, wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich würde Lilian feuerrot werden und sich die Ohren zuhalten. Aerys wollte ihr nur beistehen und ihr zeigen, dass sie nicht alleine war.
"Hmm, so sehr es mich auch schmeichelt, dass du sofort zu mir wolltest, so bin ich doch froh, dass du dich deswegen nicht aus dem Fenster stürzen konntest", kommentierte Aerys Lilians Aussage halb charmant, halb erschrocken. Gütige Dunkelheit, was wenn Lucero nicht dabei gewesen wäre, um Lilian aufzuhalten? Aerys mochte es sich gar nicht vorstellen. Unruhig stand er auf, zog Lilian dabei gleich mit sich. Nicht zuletzt auch deswegen, weil Lyris wieder zu ihnen getreten war. In der Hand eine Waschschüssel und Verbandszeug. Der Krieger brauchte etwas Platz, wenn er sich um Marlin kümmern wollte.

"Lysander hat uns noch nicht gerufen, ich möchte dennoch schon zur Burg gehen", gestand er unruhig. Er musste wissen, ob es seinen Kunstwerken gut ging. Allen. Nicht nur Terim und Lucero, die er noch nicht gesehen hatte. Er wollte wissen, ob auch die anderen den Angriff gut überstanden hatten.
"Lilian, Lady Torres? Seid ihr bereit mich zu begleiten?" Ohne Lilian würde er natürlich nicht gehen. "Wir begeben uns auch nicht in Gefahr. Nur etwas näher an die Burg, damit wir mehr erkennen können." Dahin, wo er Lilian in die Arme überreicht bekommen hatte.
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Re: Gerettet

Beitrag von Lilian »

Aerys lachte ausgerechnet leise, als sie so erröten musste, aber irgendwie tat es auch gut ihn endlich wieder lachen zu hören und von dem Prinzen gedrückt zu werden war noch schöner. Lilian konnte nicht anders als ihn innig anzuschauen. Sie hatten sich endlich wieder gefunden. Es war wirklich vorbei. Zwar saß Aerys direkt neben ihr und trotzdem konnte Lilian es immer noch nicht so recht begreifen.
Der Adelige tröstete sie, dass er in noch viel peinlicheren Situationen gewesen sei von denen er ihr noch erzählen wollte. Lilian wusste nicht was er meinte, doch sie begann sich zu fragen was Aerys den anderen erzählt hatte und ob er erklärt hatte woher er wusste wo sie suchen mussten. Ob Lady Torres dann wusste, dass sie sich nur hatten erreichen können, wenn Lilian kurz davor gewesen war.. also... er konnte es nicht mal zuende denken. Die Signatur flackerte erneut, schien sich bei all der Aufregung nicht gänzlich festigen zu können und pendelte weiterhin zwischen beiden Ausprägungen.
Lieber fragte Lilian nach den Netzen und was Lady Torres gemacht hatte, erzählte selbst davon, dass er vermutlich auch eines dieser Suchnetze gespürt hatte. Jedenfalls war das Luceros Theorie gewesen. Der Adelige bemerkte, dass er froh war, dass sich Lilian nicht aus dem Fenster hatte stürzen können.
"Das hätte ich bestimmt nicht gemacht", beteuerte Lilian und ließ sich von Aerys nach oben ziehen. Lyris kam gerade mit einer Waschschüssel und Verbänden zu Marlin, kniete sich neben ihn und begann die verbrannte Hand zu säubern. Stimmt, natürlich musste auch noch Marlin versorgt werden. Lilian machte dem Kunstwerk etwas Platz und hoffte, dass es Marlin bald wieder besser ging.
Aerys wollte bereits zur Burg gehen und fragte, ob ihn Lilian und Lady Torres begleiten wollten. Sie würden sich auch nicht in Gefahr begeben, sondern nur etwas näher zur Burg gehen.
"Gerne, Prinz Verden", antwortete Lady Torres, "Ich hoffe, es ist glimpflich ausgegangen."
Das hoffte Lilian auch, aber er wollte wirklich nicht zurück in die Burg, wo es ihn so viel gekostet hatte daraus zu entkommen.
"Ja.. ich mag auch Lucero und Terim sehen und wie es den Blutigen geht, die mich zu euch gebracht haben. Falls wir hinein gehen können", stimmte Lilian zu. Nur weil ihm unwohl war zurück zur Burg zu gehen, wollte er seine Freunde nicht im Stich lassen.
Trotzdem würden sie den Rest der Nacht dort verbringen und an Luceros Seite... nein, an Aerys' Seite, würde er das noch einmal schaffen. Außerdem waren ja all die Blutigen da, die sie beschützen würden. Lilian musste an Lucero denken. Mit seinem Kampfgefährten hatte er die letzten Nächte verbracht und irgendwie wäre es seltsam das nicht mehr zu tun. Lucero hatte ihn auch beschützt. Auf seine Weise. Auf die einzige, die ihm möglich gewesen war.
Aber wie mochte Aerys darüber denken? Ja, sie hatten ihn damit erreicht, aber es war auch furchtbar intim gewesen. Nicht nur intensives Kuscheln. Sondern schon mehr...
Mittlerweile kannte der Junge die Unterschiede.
Doch Lilian war sich nicht sicher wieviel Aerys davon mitbekommen hatte. Nervös nippte der Jüngling an seiner Tasse. Der Adelige war nochmal kurz zu Theon und Priam getreten, um nach ihnen zu sehen, sie zu küssen und zu drücken. Darion kümmerte sich weiterhin um die beiden und Theon hatte jetzt eine neue Wolltunika an und einen Unterarm geschient und in einer Schlinge. Lilian schluckte. Er selbst hatte so großes Glück gehabt, dass die Räuber ihn nicht vergewaltigt hatten. Weil all die anderen ihr äußerstes gegeben hatten, um ihn davor zu bewahren. Alle anderen... selbst Marlin, selbst Lucero...
Es tat Lilian so leid.

Aerys trat wieder zu ihnen und gemeinsam mit Lady Torres verließen sie das Zelt. Schneegestöber und kalte Luft stob ihnen gleich entgegen. Es war sehr dunkel, man sah im wolkenverhangenen nächtlichen Himmel keine Sterne. Dafür stieg von der Burg eine Rauchsäule auf und mehrere Feuerschalen brannten auf den Wehrgängen. Weit mehr als sonst.
Sobald sie das Zelt verließen, begleiteten Aerys drei der Wachen. Lilian erkannte Torryn wieder, einer der Wachen, die oft auf ihn aufgepasst hatten. Der Wächter lächelte ihm auch gleich zu.
Langsam näherten sie sich wieder der Burg. Lilian hielt sich bei Aerys fest, während er in der anderen Hand immer noch gedankenverloren die dampfende Teetasse mitgenommen hatte. Dafür fror er nicht mehr so, das hellgraue Strickkleid aus weicher Wolle und die festen Stiefel halfen. Aber es war auch ein sehr niedlicher Pullover und Lilian kam sich etwas komisch dabei vor mit Bärchenkapuze zurück zur Burg zu marschieren, während um ihn herum lauter Männer in Rüstungen und Kampfmontur waren.
Ein paar Schritte vor dem Tor blieben sie stehen. Es war nach außen aufgebrochen, die schweren riesigen Holzhälften lagen auf dem Weg. Darauf und dahinter sah Lilian mehrere Räuber liegen. Rasch wandte sie den Blick ab.
Vom Innenhof hörte man wie Hauptmann Tharn Befehle rief. "Räumt den Eingang frei! Und seht zu, dass der Turm aufhört zu rauchen. Stützt die Seite!" Seine tiefe Stimme hallte über den gesamten Hof.
Einige Wächter eilten und begannen die Räuber auf den Torhälften zu überprüfen und beiseite zu ziehen. Lilian hielt sich bei Aerys fest.
Nach einer Weile hatte man auch das Holz etwas freigeschoben und Hauptmann Tharn kam zu ihnen. Er verneigte sich vor dem Adeligen.
"Der Innenhof ist gesichert, Prinz Verden. Wir gehen noch jeden Raum in der Burg durch, aber es sieht bisher gut aus. Die Höhlen sind verwinkelter, die haben wir noch nicht vollständig überprüfen können. Eure Leibwächter werden aber auch immer in der Burg vorweg gehen und aufpassen, dass euch niemand überrascht", sagte er und warf den drei Wächtern um Aerys einen mahnenden Blick zu. "Die Wachen von Lady Verden glauben, sie wüssten es besser und scheinen lieber ihre eigenen Ideen zu haben als auf mich zu hören", Tharn zog kurz seine buschigen Augenbrauen zusammen, "Sie durchkämmen das Gebiet um die Burg, ob auch niemand geflohen ist. Aber im großen und ganzen haben wir es unter Kontrolle. Ihr könnt in den Innenhof und in das Hauptgebäude der Burg."
Lilian fragte sich kurz wer Lady Verden war, blieb aber leise, während Aerys mit seinem Hauptmann sprach. Der Mann brachte sie dann auch in den Innenhof. Lilian vermied es zu den toten Räubern zu blicken, als sie um das kaputte Tor herumgingen.
"Sechs Männer sind verletzt und einen von Lady Verdens Männer hat es schwer erwischt. Wir könnten Tuana gut gebrauchen. Ein Trupp von Lady Verdens Wachen sollte eigentlich sehen wo ihre Kutsche steckt, aber ich habe noch nichts gehört", fuhr Tharn fort. "Wir haben inzwischen die Verletzten in einem Raum im Erdgeschoss untergebracht und Heiltränke verteilt. Außerdem haben wir bisher zwei Entführer, die sich ergeben haben, und die Anführerin. Sie werden gut bewacht. Und wir haben sechs weitere Gefangene gefunden, anscheinend geraubte Sklaven. Eine von ihnen ist eine Heilerin, jedoch ohne Ausbildung. Sie ist oben bei Kastor."
Sie waren inzwischen in den Innenhof gelangt. Er sah vollkommen verwandelt aus. Lilian sah überall Blut auf dem matschigen Schnee, Einschusslöcher von Machtbällen waren in einigen Mauern, ein Teil des Wehrgangs war zusammengebrochen und auch das Scheunendach war in sich zusammengesunken. Der Turm war nur noch eine schwelende Ruine, das oberste Stockwerk schien nur noch in Teilen dazu sein. Die Tore zu den Höhlen waren weit aufgebrochen. Überall herrschte Zerstörung. Einige der Wächter trugen Tote auf eine Seite des Hofes.
Verstört barg sich Lilian an Aerys Seite.
"Es ist gut möglich, dass wir noch weitere finden, die sich versteckt halten. Sowohl Gefangene als auch Entführer", schloss Hauptmann Tharn seinen Bericht.
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Re: Gerettet

Beitrag von Aerys »

Es war Lilian anzusehen, dass er nicht wirklich in die Burg wollte und auch Lady Torres schien Angst davor zu haben, was sie dort wohl zu sehen bekäme. Aerys konnte es den Beiden nachempfinden. Doch sie alle drei wollten wissen, wie es Terim und Lucero und auch den anderen Kunstwerken ging und sie alle drei wussten, dass es unvernünftig wäre, die Nacht hier im Zelt zu verbringen. Also stimmten sie zu. Aerys gab ihnen noch kurz etwas Zeit, um sich zu sammeln, indem er sich bei Theon und Priam verabschiedete, die beiden fest in den Arm nahm und sie küsste. Theon sah schon gesünder aus, in seiner Wolltunika und Priam würde es sicher auch bald besser gehen, sobald Darion sich fertig um ihn gekümmert hatte.
"Ich lasse euch holen, sobald ich weiss, dass es sicher ist und ihr ein gutes Plätzchen für die Nacht habt", versprach er ihnen. "Lasst euch von Darion und Lyris gesund pflegen und erholt euch gut." Auch Darion und Lyris bekamen noch ein kleines Streicheln, ehe sie aufbrachen. Um Lilian legte er dabei sofort wieder beschützend einen Arm und hüllte sie in seinen Wärmeschild und natürlich folgten ihnen seine Leibwächter sofort. Halb glücklich, Lilian zu sehen. Halb unglücklich, weil Aerys jetzt schon in die Burg wollte. Doch wäre es noch zu gefährlich gewesen, hätten sie etwas gesagt.

Der Anblick des offenen Tores kannte der Prinz bereits. Nun wo dahinter keine Machtbälle mehr flogen und auch nicht mehr gekämpft wurde, sah es nicht mehr so unheimlich aus, sondern nur noch kaputt. Hauptmann Tharn war schwer bei der Arbeit, schien alles zu sehen und verteilte mit tiefer Stimme seine Befehle. Seine Leute gehorchten ihm aufs Wort. Als er ihn sah, kam Hauptmann Tharn sofort zu ihm, verneigte sich und erstattete ihm Bericht. Aerys zwang sich dem zuzuhören. Einerseits weil es wichtig war zu wissen, wo es sicher war und wohin er gehen konnte, andererseits weil Hauptmann Tharn es sich verdient hatte, dass man ihm zuhörte. Auch wenn sein Herz danach rief, zu Lucero und Terim zu eilen.
"Das passt", brummte Aerys zynisch, auf das Verhalten der Wachen seiner Schwester. Sie wusste es auch immer besser. "Solange ihr alles im Griff habt, Hauptmann Tharn, reicht es mir." Und das schienen sie zu haben. Zumindest war es im Innenhof und im Hauptgebäude der Burg sicher. Aerys hatte nicht vor, woander hin zu gehen. Er wollte nur zu Terim und Lucero. Hauptmann Tharn hatte jedoch noch mehr Informationen für ihn. Es gäbe sechs verletze Männer. Einer war sogar schwer verletzt und man wartete sehnsüchtig auf Tuana, hatte bis jetzt jedoch nocht nichts davon gehört.
"Der Weg hier hoch ist beschwehrlich. Selbst bei Tageslicht und ohne Schneesturm", gab er zu bedenken. "Mir ist lieber, Tuana kommt nur langsam vorwärts, als dass ihr etwas passiert." Es war schon so viel, dass die Heilerin mitten in der Nacht hier hoch kam. Da wollte er sie nicht hetzen.
"Kümmert euch mit dem nötigen Anstand um die Entführer", befahl Aerys knapp. "Jetzt ist nicht der Zeitpunkt für Grausamkeiten." Der würde später kommen. Aber sicher nicht jetzt, wo Lilian in seinem Bärchenpullover neben ihm stand. Er wollte Lilian auch schnell von dem Schlachtfeld weg bekommen. Sie musste das Blut und all die Zerstörung nicht sehen. Beschützend drückte er ihn an sich.
"Um die anderen geraubten Sklaven kümmert euch gut", ordnete Aerys weiter an. "Lasst sie an einem Ort, wo sie es warm haben und gebt ihnen genügend essen. Oh, und Kleidung." Wenn alle so angezogen waren, wie Theon und Priam es gewesen waren, dann würden sie bei den Temperaturen noch erfrieren. Aerys wusste noch nicht, was er mit den Sklaven machen wollte. In erster Linie wollte er zu Terim und Lucero. Dann war sein Kopf wieder frei für anderes. Ausserdem wollte er sich vergewissern, dass Kastor mit seinen Verletzungen klarkam.

"Danke Hauptmann Tharn", sagte er nach dem Bericht. "Wir werden uns später noch weiter besprechen. Sagt mir nur, wohin es zu Terim und Lucero geht." Inzwischen hatten sie das Hauptgebäude erreicht. Prompt kam ihnen Javier mit einem gut gelaunten Grinsen im Gesicht auf sie zu.
"Ich führe euch hin, Meister", versprach er sofort. "Marlin hat zielsicher die Anführerin ausgeschaltet und uns alle zu dem Schatz geführt, den sie dort gehortet hat. Kastor lässt sich dort von einer Heilerin versorgen, die Terim und Lucero aufgetrieben haben. Das arme Mädchen ist ganz schön verstört, versucht aber ihr Bestes. Tallike schön bist du auch bereits hier." Galant bot Javier ihr seinen Arm an. "Ich habe bereits ein wunderschönes Zimmer für dich ausgesucht, wo du dich erholen und etwas schlafen kannst. Ich werde dafür sorgen, dass du es schön warm hast."
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Re: Gerettet

Beitrag von Tallike »

Tallike schlang den schwarzen Wollmantel fester um sich und hatte immer noch das Gefühl zu frieren, doch sie hatte kaum noch Juwelenkraft, um ein Wärmeschild zu erschaffen und sie wollte sicher keinen der Männer darum bitten. Sie konnte ein paar kalte Zehen aushalten. Besonders jetzt, wo die Burg erobert schien. Viel von den Kämpfen hatte sie nicht mitbekommen, doch sie war unter den ersten gewesen, die sich im Schutze der Nacht zur Burg hatte schleichen müssen. Javier war ständig an ihrer Seite gewesen und auch zwei der Wachen, um sie zu beschützen. Das Wetter hatte es zunächst erschwert das Netz der feindlichen Schwarzen Witwe auszumachen, doch die eigentliche Schwierigkeit war erst aufgetaucht, als es darum gegangen war das Netz zu entwirren und aufzuheben. Es hatte fast gesamtes Tallis verbleibende Juwelenkraft und viel zu viel Zeit gekostet. Zunächst hatte sie herausfinden müssen was das Netz genau bewirkte. Es hatte nicht nur die Burg abgeschirmt, sondern war irgendwie mit gewissen Personen innerhalb der Burg verknüpft gewesen. Talli hatte vermutet, dass es um die Gefangenen ging und dass es sie innerhalb des Netzes hielt. Mehr noch, es hatte ihre Juwelen unterdrückt. Sehr gefährlich. Gleichzeitig hatte die andere Schwarze Witwe sehr viele unterschiedliche Fähigkeiten in das Netz gewoben und es war dadurch nicht sehr stabil gewesen. Ihre dunkle Schwester hatte es sehr chaotisch gewoben und Dinge verbunden, die nicht zusammengehörten und es war Talli wie ein verheddertes Wollknäuel vorgekommen. Vyrona hätte ihr mehr als nur einen Pantoffel über den Kopf gezogen für so viel Schlamperei.
Woran die andere Schwarze Witwe nicht gespart hatte waren Fallstricke gewesen, die Talli nicht hatte auslösen dürfen, um die Gefangenen nicht in Gefahr zu bringen. Doch in der Kälte und mit vor Aufregung zitternden Händen war es keine leichte Aufgabe gewesen. Schließlich hatte sie es doch vollbracht. Oh, Vyrona wäre stolz auf sie gewesen. Nach dem Ausschalten des Netzes war gleich eine Last von Tallikes Schultern gefallen. Sie hatte befürchtet noch ganz am Ende Prinz Verden und seine Männer zu enttäuschen, aber es war alles gut gegangen.
Sobald ihre Aufgabe erledigt gewesen war, hatte Javier und die Wachen sie zurückgebracht und dann hatte Talli schlotternd zwischen einigen Zedern am Wegesrand ausharren müssen, während man den Kampfeslärm durch das Gebirge hatte hallen hören können. Später war auch Prinz Verden zu ihr gestoßen und hatte ihr nur knapp erzählt, dass er Lilian, Lucero und Marlin auf den Burgmauern gesehen hätten, doch sie hätten fliehen müssen. Dann war Adelige nur noch aufgewühlt hin und her getigert, während der Geleitschutz ein provisorisches Feldlazarett aufgebaut hatte. Darion und Lyris hatten sich um sie gekümmert, aber sowohl Prinz Verden als auch Talli hatten keinen Sinn für Tee oder Proviant gehabt.
Die Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt gewesen und Talli hatte schon geglaubt, dass das große Krachen von der Burg etwas schlechtes gewesen wäre, doch kurz darauf waren Jubelrufe ertönt und dann hatte Javier Lilian im Arm gehabt und Tallike hatte zusehen können wie das Mädchen regelrecht in die Arme von Prinz Verden geflogen war.
Jeder, der glaubte, dass es dem Adeligen nur um das Zurückholen seiner Sklaven ging, hätte nur diese Szene beobachten müssen, um eines Besseren belehrt zu werden.

Danach hatten nach und nach auch die anderen Entführten in Sicherheit gebracht werden können, doch es fehlten noch Lucero und Terim. Prinz Verden schien nicht länger warten zu wollen und fragte Lilian und Tallike, ob sie ihn zur Burg begleiten würden. Tallike stimmte gleich zu. Etwas Bewegung würde sie vielleicht aufwärmen und sie war auch gespannt, wie die Befreiung der Burg ausgegangen war. Wieviel es gekostet hatte die Gefangenen zu befreien.
Talli hatte die anderen Männer gesehen, die Javier ins Zelt gebracht hatte. Man hatte ihnen deutlich angesehen wie die Entführer mit ihnen verfahren waren, die Blutergüsse, die Striemen von Fesseln, die befleckten Hemden und gebrochenen Glieder. Der Anblick ging Tallike nahe, doch im Grunde hatten sie bereits gewusst was sie erwarten würden. Schließlich waren die Männer wegen ihren Fähigkeiten als Lustsklaven entführt worden. Die Schwarze Witwe war nur froh, dass alle überlebt hatten.
Talli ging neben dem Adeligen aufs Tor zu. Prinz Verden hatte Lilian dicht an sich gedrückt, die in dem niedlichen Strickkleid mit einer Bärchenkapuze mitkam. Das Bild der beiden wollte nicht so recht zu der Zerstörung passen, der sie sich nun näherten. Tallike versuchte die Leichen auszublenden und sich zusammenzureißen. Lilian hatte stärkere Probleme mit dem Anblick. Die Signatur pendelte wirklich einzigartig und faszinierend hin und her. Verständlicherweise war der Jüngling sehr aufgewühlt, war auch bereits mehrmals in Tränen ausgebrochen. Talli wusste von den anderen, dass Prinz Verden besonders an Lilian hing und dieser sehr unerfahren gewesen war. So hoffte sie, dass Lilian einigermaßen glimpflich davon gekommen war. Doch es schien leider angesichts der Fesselstriemen und blauen Flecke nicht sehr wahrscheinlich.
In der Burg erwartete sie der Hauptmann von der Wächterriege des Adeligen und erstattete Bericht. Talli atmete erleichtert durch. Das klang besser als sie zu hoffen gewagt hatte. Keiner der Wachen oder der Blutigen war bei der Rettungsaktion gestorben.
Prinz Verden fragte Hauptmann Tharn nach keinen weiteren Details und schien vor allem seine Kunstwerke wiedersehen zu wollen. Talli konnte es ihm nicht verdenken. Knapp verteilte der Adelige Anweisungen was fürs erste mit der Anführerin und den anderen Sklaven passieren sollte. Dann waren sie beim Hauptgebäude und Javier kam ihnen entdenken. Tallike lächelte erleichtert. Der Krieger schien wohlauf und auch nicht schwer verletzt, allenfalls sein schwarzes Haar war etwas zerstruwelt und oben hatte sein Hemd einen tiefen Riss. Eine feine Blutlinie zeichnete sich auf der Brust darunter hab, doch Javier schien dem Hieb gerade so ausgewichen zu sein, so dass es bei einem Kratzer geblieben war.
Die Schwarze Witwe mochte gar nicht daran denken in welche Gefahr sich Javier begeben hatte. Sie merkte, dass sie mehr an dem Krieger hing als sie gedacht hatte. Javier wandte sich an Prinz Verden und versprach gleich, dass er ihn zu Terim und Lucero bringen würden. Kastor wäre auch dort und würde von einer Heilerin versorgt werden.
"Tallike, schön bist du auch bereits hier. Ich habe bereits ein wunderschönes Zimmer für dich ausgesucht, wo du dich erholen und etwas schlafen kannst. Ich werde dafür sorgen, dass du es schön warm hast", wandte sich Javier an sie.
"Schön dass du größtenteils unversehrt bist, Javier", erwiderte Tallike lächelnd und hakte sich bei ihm unter. "Schlafen klingt wunderbar. Ich glaube, mich hält nur noch die Aufregung wach", gab sie zu. Sie hatte zwar versucht auf der Kutschfahrt nach Valosh zu schlafen, aber zum einen war es ihr nicht ganz geglückt und zum anderen war dies nun auch schon einen Tag her. Dunkelheit, wie spät mochte es sein?
Vielleicht lag es auch an ihrer Müdigkeit, dass sie sich erst später fragte was Javier damit meinte, dass er dafür sorgen würde, dass sie es schön warm hätte.
"Javier, du hast ja einen Kratzer. Tut es dir weh?", fragte Lilian besorgt, während sie das Hauptgebäude betraten. "Danke, dass du mich aus der Burg gebracht hast." Der Jüngling strahlte ihn an und trat kurz zu ihm, um den Blutigen zu drücken. Talli ließ den beiden ihre Umarmung ehe Lilian wieder bei Prinz Verden war.
"Du warst wie ein richtiger Held. Danke für die Rettung und dass ihr alle gekommen seid." Lilian verbarg ein kleines Gähnen. Tallike musste leicht schmunzeln. Sie war also nicht die einzige, die erschöpft war.
Sie gingen weiter die Treppe hinauf. Talli bemerkte mehrere blutige Flecke auf den Boden und den Wänden, doch die Toten waren nicht mehr da. Sie war ganz froh darum. Dann trafen sie im nächsten Stockwerk auf Yukarin, der Prinz Verden berichtete, dass er nach den befreiten Gefangenen gesehen hätte, aber er hätte noch nicht viele Informationen von ihnen erfahren.
"Eine deiner Strähnen ist ja kürzer, Yukarin", fiel Lilian auf, "Ist das passiert, als du mich beschützt hast? Danke, dass du mich zu Kastor geworfen hast.. und für die Rettung."
Nervös kam der Junge wieder näher, schien sich aber nicht so recht zu trauen Yukarin zu umarmen. Lilian blickte unter der Bärchenkapuze nach oben. Prinz Verden schien weniger Geduld dafür zu haben und schob den Jüngling sanft näher bis Lilian sich traute Yukarin zu umarmen und sich kurz an ihn zu kuscheln.
"Danke.. ich hab euch alle so vermisst. Und deinen Unterricht und Tee ganz besonders. Und Javiers Plätzchendose."
Talli schmunzelte und vermutete, dass dies nicht die letzte Umarmung gewesen war. Prinz Verden und seine Sklaven schienen einen ganz besonderen Zusammenzuhalt zu haben. Sie war froh, dass sie ihnen hatte helfen können.
Nach dem kurzen Austausch mit Yukarin konnten sie gemeinsam weiter nach oben gehen und kamen dann in den Gemächern der Anführerin an. Tallike war überrascht so viel Luxus und Protz vorzufinden. Der Rest der Burg hatte stellenweise so heruntergekommen und karg ausgesehen, doch diese Frau schien das Gold regelrecht gehortet zu haben. Vermutlich hatte sie auch andere Adelige oder reiche Kaufleute mit gestohlenen Sklaven erpresst.
Und es war warm. Talli entspannte sich ein wenig. Jemand hatte die Räumlichkeiten aufgeheizt und in dem größten Zimmer fanden sie dann endlich Terim und Lucero vor. Die Schwarze Witwe war froh, dass die beiden ebenfalls halbwegs unversehrt aussahen. Ihr Anblick war verwirrend vertraut. Schließlich kannte sie alle Entführten nicht nur von ihren Portraits, sondern auch von den vielen Netzen, die sie zu ihnen gewebt hatte. Es war seltsam sie nun wahrhaftig vor sich zu haben.
Kastor saß an dem edlen Esstisch, während eine Heilerin in dünnem Kleidchen, aber mit einem übergeworfenen schweren roten Mantel, nervös an einer Stirnwunde des Blutigen herumtupfte.
"So?", fragte sie ängstlich.
"Das fragst du mich, Lady? Du bist die Heilerin", polterte er. Kastor räusperte sich. "Ich mein, du wirst schon wissen was du tust."
Die junge Frau schüttelte verzweifelt den Kopf. "Nein."
Dann bemerkte Kastor das Eintreffen des Adeligen und erhob sich rasch. Noch während eine halbe Nadel in der Wunde steckte und ein Faden herabhing.
"Meister. Willkommen in den Gemächern, die Marlin netterweise für uns erobert hat", sagte er und grinste. "Konnte nur Terim und Lucero hier nachrennen, um den Sonnenschein einzuholen."
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Re: Gerettet

Beitrag von Aerys »

Der Weg hoch zu Lucero und Terim wurde ein wahre Zerreisprobe seiner Geduld. Denn obwohl Javier ihm angeboten hatte, ihn zu den letzten beiden Kunstwerken zu bringen, konnten sie nicht einfach die Stufen hochhasten. Zuerst wollte Lilian den Kerkermeister begrüssen. Von seiner anfänglichen Angst von ihm, war nichts mehr zu sehen. Stattdessen machte er sich sorgen, wegen Javiers Verletzung und ob es ihm weh täte. Natürlich machte sich Aerys deswegen auch sorgen. Allerdings könnte er besorgter um Javier sein, sobald er Lucero und Terim gesehen hatte. Denn wirklich schlimm war Javiers Wunde nicht und Aerys hatte keine Ruhe sich um ihn zu kümmern.

Mit leichter Eifersucht gewährte er Lilian jedoch den Moment, sich an den Blutigen zu kuscheln und sich bei ihm für die Rettung zu bedanken. Behutsam erwiderte Javier die Umarmung gerührt, ehe sich Lilian wieder rasch an Aerys Seite begab. Das gefiel dem Prinzen schon besser. Sanft drückte er Lilian an sich.
"Für dich jederzeit wieder", verneigte Javier sich mit einem charmanten Grinsen und überspielte so seine eigene Verlegenheit, dass Lilian ihn einen richtigen Helden genannt hatte. Womit sie schon recht hatte. Nur drängte es Aerys seine letzten beiden Kunstwerke in die Arme zu nehmen. Javier schien es endlich zu bemerken und führte sie zügig eine weitere Treppe hoch.
Dort kam ihnen Yukarin entgegen. Der Bibliothekar schien, soweit erkennbar, weitgehend unverletzt zu sein und berichtete ihm sofort kurz und bündig, dass er nach den befreiten Sklaven gesehen hätte. Allerdings war eine seiner langen Haarsträhnen deutlich kürzer, als die anderen. Etwas, was Lilian zielsicher auffiel und auch gleich ansprach. Der schöne Krieger erstarrte etwas und Aerys glaubte eine zarte Röte auf seinen Wangen erblühen zu sehen.
"Nun, sowas passiert eben, wenn man unaufmerksam ist und sich ablenken lässt", räusperte sich Yukarin streng und selbstkritisch. Sein Versehen schien ihn nun zögern zu lassen, sich weiter von Lilian ablenken zu lassen, während Lilian zu schüchtern war, sich seinem Lehrer zu nähern. Sanft schob Aerys ihn zu Yukarin. So gern er Lilian auch nie wieder loslassen wollte, so wusste er, dass es Beiden gut tun würde, wenn sie sich umarmten. Lilian reichte die kleine Aufmunterung. Innig umarmte sie den zurückhaltenden Bibliothekar, der dies auf seine ruhige Weise genau so innig erwiderte.

"Du solltest deine Haare zusammen binden und nur die kurze Strähne offen lassen", bestimmte Aerys. Das würde Yukarin gut stehen. Der Bibliothekar wurde daraufhin noch verlegener, was sich nur daran zeigte, dass sich seine blassen Wangen noch etwas mehr verfärbten. Ob er dachte, dass Aerys wollte, dass er seinen Fehler und somit seine Schande beim Kampf offen zur Schau trug? So hatte es der Prinz nicht gedacht, doch irgendwie war der Gedanke prickelnd. Nicht weil er Yukarin für etwas bestrafen wollte. Sondern mehr, weil der Bibliothekar sehr schön und doch so still leiden konnte. Was auch immer Yukarin dachte, er neigte gehorsam sacht seinen Kopf, ehe er sich wieder von Lilian löste.
"Ich habe es auch vermisst, dich zu unterrichten", gab er sanft zu und begann sich, wie gefordert die Haare zusammen zu binden.

Gemeinsam gingen sie weiter nach oben zu den Gemächern der Anführerin. Die Zimmer waren ein Schock für Aerys. Diese zur Schau gestellte Geschmacklosigkeit darin, hätte ihn beinahe dazu gebracht, rückwärts wieder raus zu rennen. Doch Lucero und Terim waren hier. Lucero flätzte sich frech in einem Sessel, als wäre nichts geschehen, während Terim scheu beim Kamin stand und sich am Feuer darin aufwärmte. Beide hatten sich bereits umgezogen und trugen keine Sachen der Räuber mehr. Anstatt, dass er die Beiden nun in den Arm nehmen konnte, versetzte Kastor der jungen Heilerin einen heftigen Schrecken, indem er noch mit der Nadel in der Wunde aufstand und ihn willkommen hiess. Aerys konnte nicht anders als zurück zu grinsen und seinen Kopf zu schütteln.
"Ja, es war Marlin ein grosses Bedürfnis, Lilians Mondanhänger wieder zu beschaffen", gab er dann jedoch sorgenvoll zu. "Setz dich wieder Kastor und lass die Lady ihre Arbeit machen. Ich brauche dich unversehrt." Aerys trat zu ihm und drückte ihm mit einer Hand die Schulter. Der grosse Krieger setzte sich gehorsam wieder in seinen Stuhl, der unter seinem Gewicht unheilvoll knarzte.
"Ich bin mir sicher, du wirst dein bestes tun, Lady", wandte er sich an die Sklavin. "Hab keine Angst. Du wirst bald Unterstützung bekommen." Aufmunternd nickte er ihr zu, ehe er sich nun doch wieder freiwillig von Lilian löste und sie bei Kastor zurück liess. Aerys nahm an, dass sie sich auch bei ihm für ihre Rettung bedanken wollte. Selber trat er auf seine letzten, vermissten Kunstwerke zu.
"Lucero, Terim, es tut gut euch unversehrt zu sehen", lächelte er die Beiden an und breitete seine Arme einladend aus. Terim flog ihm sofort entgegen und presste sich innig an ihn. Lucero hingegen erhob sich ganz lässig und schlenderte locker zu ihm, um ihn liebevoll aber scheinbar gelassenzu umarmen. Erst als Aerys die beiden sorgenvoll ganz fest an sich presste, erschauderte der Prinz in seinen Armen unterdrückt. Nein, Lucero war alles als unversehrt.

"Yukarin", wandte er sich mit den beiden Kunstwerken in den Armen dem Bibliothekar zu. "Ich möchte auch Alazier sehen." Er wollte wissen, ob er verletzt war. "Und sieh zu, dass Marlin, Theon und Priam hergebracht werden. Darion und Lyris werden dir dabei helfen. Oh und sorg dafür, dass keiner der Sklaven angerührt wird. Javier, du weisst, was du zu tun hast." Herzlich lächelte er der Schwarzen Witwe an seinem Arm zu.
"Lady Torres, ihr wollt euch nun bestimmt endlich erholen. Tut das. Ihr habt es Euch mehr als verdient. Ausserdem möchte ich morgen so früh es geht, diese Burg verlassen und zu unserem Stützpunkt am Landepunkt reisen. Ich denke mir, dass Ihr dann mitkommen wollt."
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Re: Gerettet

Beitrag von Lilian »

Lilian war aufgeregt und erschöpft neben Aerys und Lady Torres in das Hauptgebäude der Burg gegangen. Obwohl Lilian eben gehört hatte, dass die schlimmsten Kämpfe vorbei waren, so war es irgendwie schwer zu begreifen. Noch vor ein paar Stunden hatte Lilian furchtbare Angst gehabt und er hatte sich so verloren und überfordert gefühlt, während Lucero und er versucht hatten Marlin zu helfen. Jetzt war das alles weg. Es kam ihm so unwirklich vor.
Auf dem Weg ins Gebäude hinein waren sie zuächst Javier und dann Yukarin begegnet, beide nicht ohne Blessuren, die sie davon getragen hatten, um Lilian und die anderen zu retten. Sie hätten dabei sterben können. Trotzdem hatte ihn Javier wohlbehalten bis zu Aerys gebracht und keine Rücksicht auf sich selbst genommen. Und Yukarin hatte ihn vor den angreifenden Räubern bewahrt. Nervös hatte Lilian den Kerkermeister umarmt und sich bedankt. Der Jüngling unterdrückte ein Gähnen. Langsam fiel die Aufregung ab und zurück blieb tiefe Erschöpfung von den letzten aufreibenden Stunden... nein, Tagen. Javier hatte einen langen Kratzer auf der Brust, doch zum Glück schien es ihm sonst gutzugehen. Eine von Yukarins Haarsträhnen war kürzer, zeugte davon, dass er nur knapp einem scharfen Schwertstreich entgangen war.
Lilian war weniger beklommen gewesen Javier erleichtert zu drücken, doch als er dann vor seinem Lehrer stand, zögerte er. All die Erinnerungen an die zwiegespaltene Zeit mit Yukarin kamen zurück und wie sehr er den Blutigen verletzt hatte. Aber er hätte Yukarin so gerne gedrückt... unsicher stand Lilian vor dem großgewachsenen, weißhaarigen Mann.
Bis Aerys ihn zu ihm schob und der Bann gebrochen war. Feste umarmte er seinen Lehrer, stellte sich dabei auf Zehenspitzen. Lilian bemühte sich nicht zu schluchzen, als Yukarin die Umarmung erwiderte. Als Lilian sich löste, hatte der Blutige sogar lebhafte Wangen. Besonders als Aerys bemerkte, dass er sich die Haare hinten zusammenbinden und die kurze Strähne offen lassen sollte.
"Es sähe sicher schön aus", stimmte auch Lilian zu und lächelte. Yukarin neigte den Kopf und trat einen Schritt zurück ehe er sein Haar zusammenband. Dann bemerkte er, dass er es auch vermisst hätte ihn zu unterrichten. Lilian bekam feuchte Augen.
"Wirklich? Hoffentlich können wir es bald wieder machen." Lilian würde alle Hausaufgaben und Tests machen, die Yukarin für ihn hatte. Hauptsache sie müssten nicht mehr länger in dieser Festung sein.

Aber leider hatte Aerys schon erklärt, dass sie den Rest der Nacht hierbleiben würden. Es führte kein Weg daran vorbei. So riss sich Lilian nochmal zusammen und hielt sich an Aerys fest, während sie die Treppe hochgingen. Yukarin schloss sich ihnen an und dann betraten sie die Gemächer von Voxia. Was wohl mit ihr passiert war? Lilian war nur ein paar Mal hier oben gewesen. Die Frau war ihm unheimlich gewesen und sie hatte seinen Anhänger weggenommen. Lilian berührte die Mondsichel, die nun wieder an der silbernen Kette von seinem Hals baumelte und locker auf dem Strickpullover ruhte. Aber eigentlich wäre es ihm lieber, wenn es Marlin besser ginge...
In den Gemächern erwarteten sie Terim und Lucero. Lilians Gesicht hellte sich auf, froh, dass es seinen Gefährten gut ging. Kastor war auch dort und wurde von einer der anderen Gefangenen verarztet. Lilian hatte sie nur einmal flüchtig gesehen. Sie hatte in der Küche bei dem gemeinen Koch arbeiten müssen. Ob alle Gefangenen befreit worden waren? Bestimmt.
In Voxias weitläufigen protzig eingerichteten Zimmern war nichts von der Zerstörung der restlichen Burg angekommen. Es standen nur viele Koffer und Truhen herum, entweder halb gepackt oder noch leer.
Kastor erklärte, dass Marlin die Gemächer für sie erobert hätten. Lilian lächelte schwach. Anscheinend hatte Kastor versucht Marlin einzuholen, um ihm beizustehen. Der bullige Blutige hatte eine Wunde an der Stirn und sein Unterarm war mit einem blutigen Verband versehen. Nachdem Aerys ihm gesagt hatte, er solle sich wieder setzen, ließ sich Kastor wieder schwer in den Stuhl zurücksinken. Lilian beobachtete ihn besorgt. Hoffentlich ging es Kastor gut. Lilian hatte ihn in der Villa oft rüpelhaft und gemein empfunden, aber er hatte sie jetzt auch gerettet und sich selbst nicht geschont. Das war sehr nett von ihm gewesen. Mittlerweile hatte Lilian begriffen, dass die Blutigen so weit mehr waren als gemeine Aufpasser oder Foltermeister. Sie waren irgendwie nicht die Schreckgespenster mit denen Aerys ihn zu Beginn eingeschüchtert und gedroht hatte. Nicht mehr.
Nachdem Aerys kurz mit Kastor gesprochen hatte, ging er gleich hinüber zu Terim und Lucero, um sie zu umarmen. Lilian blieb noch etwas unsicher bei Kastor zurück.
"Du.. Kastor?", fragte er und rieb sich über den Arm. Die Heilerin versuchte immer noch Kastors Wunde an der Schläfe zu versorgen. Der Blutige sah unter dichten Brauen auf. Nervös biss sich Lilian auf die Lippen.
"Danke, dass du uns gerettet hast", platzte es schließlich aus ihm raus. "Das war sicher nicht einfach. Du.. du äh warst wie ein Löwe vor dem Tor.."
Kastor grinste breit. Dann bekam sein Lächeln eher etwas Weiches. "Hmm, danke, kleine Lady", sagte er unerwartet höflich. Dabei hatte Kastor ihn bisher meist nur verspottet und gehänselt. Lilian zögerte noch, aber es wäre komisch, wenn sie nur ein paar Blutige umarmte und andere nicht. Hastig beugte sie sich vor und schlang die zarten Arme um den breitschultrigen Krieger. Dieser keuchte gar überrascht ehe er es erwiderte, wobei er die muskulösen Arme so locker hielt als wäre Lilian ein rohes Ei.
"Danke, kleine Lady."
Lilian löste sich wieder von ihm. Aerys hatte immer noch Terim und Lucero in den Armen, was auch ein schönes Bild war. Dann wies der Adelige an, dass Alazier hierher kam und Marlin, Theon und Priam sollten auch hierher gebracht werden. Außerdem sollten die Sklaven nicht angerührt werden.
Lilian hörte erleichtert zu, dass sie morgen früh so schnell wie möglich aus der Burg abreisen sollten. Das Mädchen bezweifelte dass sie in der Burg überhaupt ein Auge zutun würde können. Dabei blinzelte Lilian bereits müde. Rasch rieb sie sich mit einem der langen Pulloverärmel über die Augen.
"Danke, Prinz Verden. Ich würde euch gerne zurück zur Villa begleiten", sagte die Schwarze Witwe. "Gute Nacht." Sie neigte nochmal den Kopf und zog sich dann mit Javier zurück, der ihr sagte, wo er ein Bett für sie vorbereitet hatte.

Wenig später betrat Alazier die Gemächer, einen schlafenden Marlin auf den Armen. Inzwischen waren auch Darion und dieser Lyris eingetroffen, hatten zusammen mit zwei Wachen einiges beiseite geräumt was an Kisten im Weg stand und das große Bett im abgetrennten Bereich der Hauptgemächer neu bezogen. Lilian erkannte unzweifelsfrei die Bettwäsche der Villa. Nichts was er selbst bekam, doch etwas was er schon in den Schlafsälen in der Villa gesehen hatte. Es war schön die vertrauten Farben und Muster wiederzusehen.
Alazier wirkte auf den ersten Blick unversehrt, doch dann bemerkte Lilian zu ihrem Schrecken, dass einer der Flügel so seltsam abstand. Es sah nicht gesund aus. Der Kriegerprinz legte Marlin ungewöhnlich sanft auf dem Bett ab. Aerys wechselte ein paar Worte mit Alazier, während Lilian bei dem Adeligen untergehakt war. Mit großen Augen sah sie zu dem großgewachsenen Eyrier. Ging es ihm wirklich gut? Bei einem der Arme sah man trotz der dunkelhäutigen Haut einige Brandspuren.
Auch Alazier verwies auf die Heilerin bei Kastor und das Tuana auf dem Weg wäre.
"Alazier... danke...", traute Lilian sich das Wort zu ergreifen. Unsicher löste sie sich von Aerys und machte einen kleinen Schritt auf Alazier zu. Die Signatur pendelte aufgeregt hin und her. "Für die Rettung und dass du mich vom Dach geholt hast.." Lilian streckte die Arme leicht aus, wusste aber nicht ob Alazier überhaupt eine Umarmung wollte, wo er ihn eigentlich nicht ausstehen konnte. Allerdings hatte der Blutige bei ihrer Begegnung auf dem Dach gesagt, dass sie nicht mehr so hässlich sei wie er sie in Erinnerung gehabt hatte. Das musste ja etwas gutes bedeuten oder?
"Es war so.. so wunderbar dich zu sehen." Alazier konnte gar nicht ermessen wie sehr. Als ob eine Riesen Last von ihnen allen abgefallen war. Lilian versuchte die Umarmung zu beginnen, als Alazier ihn schon unter die Arme griff und hochhob, um ihn dann zu drücken. Lilian quietschte ehe er den Blutigen erleichtert umarmte.
"Schön dich wieder zu sehen, süsses Krötlein."
Lilian strahlte ihn an, nachdem er wieder abgesetzt worden war. "Danke, dich auch. Aber was ist mit deinem Flügel? Geht es dir gut?", fragte er besorgt.
Der Kriegerprinz beschwichtigte, dass es nur verstaucht wäre.
"Echt? Das geht? Es wird also wieder gut?", fragte Lilian. "Ich hoffe, Tuana kann dich schnell heilen." Aber die Heilerin war noch nicht hier. Dafür trafen Priam und Theon in Begleitung von Wachen ein.
Lysander war dabei und berichtete Aerys, dass Tuana gefunden worden war. Anscheinend war eine Achse der Kutsche im Schnee gebrochen und die Reparatur hätte gedauert. Doch sie würde gleich eintreffen. Während Aerys mit Lysander sprach, konnte Lilian kurz zu seinen Freunden gehen. Sie hatten sich bei Marlin vor dem Bett eingefunden. Theon und Priam hatten frische Sachen an, aber Theons Arm war in einer Schlinge und sie alle hatten sichtbare Blessuren, Wunden von Striemen, blaue Flecken, Spuren von Schlägen. Alle sahen sie erschöpft und abgezehrt aus.
Und doch kam es Lilian so vor, als hätten sie es irgendwie besser getroffen als Marlin. Lilian setzte sich vorsichtig auf die Bettkante und strich besorgt über Marlins Stirn. Vielleicht wachte Marlin auf und es ging ihm besser...
Und all das schlimme war nicht passiert.
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Re: Gerettet

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Lady Torres zog sich erleichtert mit Javier zurück. Aerys konnte es ihr nicht verdenken. Sie hatte viel geleistet und hatte zum Schluss nur noch besorgt warten müssen. Es war anstrengend und kalt gewesen. Nun wo seine Kunstwerke in Sicherheit waren, sollten sie alle sich erholen, damit sie morgen möglichst früh wieder abreisen konnten. Yukarin verliess das Zimmer ebenfalls, um Aerys Befehlen nachzukommen. Lilian hatte sich derweil bei Kastor bedankt und ihn süss umarmt, was den bulligen Krieger ganz Verlegen werden liess. Er freute sich jedoch eindeutig. Die ganze Szene schien die Heilerin etwas zu beruhigen, so, dass nicht mehr ganz so eingeschüchtert von den neuen Besatzern der Burg war. Nach einem letzten zärtlichen Kuss liess Aerys die beiden Kunstwerke in seinen Armen wieder los, damit er wieder frei für Lilian war, der sich sofort wieder schutzsuchend an seine Seite gesellte.

Kurz darauf traten zwei seiner Wachen ein. Yukarin hatte sie geschickt. Aerys wiess sie an, die ganzen Koffer zu schliessen und rauszubringen. Sie brauchten mehr Platz hier drin. Darion konnte die Koffer später durchsehen und sortieren, was von dem Geschmeide sie behalten würden und was seine Schwester bekam. Aerys hatte jetzt keine Ruhe dafür. Die Wachen waren noch nicht ganz fertig, als Darion und Lyris ebenfalls eintrafen. Sie halfen den Wachen, bezogen dann aber geschwind das grosse Bett frisch. Das war eine gute Idee. Lilian schlief schon beinahe im Stehen neben ihm ein. Sie sollte dringend schlafen. Sie alle.
Als erstes durfte jedoch Marlin das Bett nutzen. Auch wenn er nichts davon mitbekam. Alazier hatte ihn vom Zelt hier her getragen und legte ihn nun behutsam ab. Sorgenvoll sah Aerys dem zu. Sein Sonnenschein wirkte selbst im Schlaf noch abgehärmt und verzweifelt. Drestia Valdarez. Diese schreckliche Frau hatte Marlin mehr verletzt, als es alle Vergewaltiger in dieser Burg hätten tun können. Wenn Marlin es nicht bereits längst getan hätte, hätte Aerys sie nun getötet. Schön langsam. Über Wochen hinweg. Zärtlich streichelte er Marlin übers Haar und hoffte, dass er dem jungen Krieger so etwas Frieden schenken konnte.

Neben dem traurigen Anblick seiner gequälten und misshandelten Kunstwerke, gab es jedoch immer wieder schöne Anblige. Nun, wie Alazier und Lilian einander begrüssten. Mutig trat Lilian auf den Eyrier zu, der sie darauhin hochhob und sie an sich drückte. Lilians glückliches Quitschen zauberte allen anwesenden ein sanftes Lächeln auf die Lippen. Sogar die eingeschüchterte Sklavin lächelte sacht.
"Mein Flügel ist nur etwas verstaucht", beschwichtigte Alazier Lilian sanf, nachdem er sie wieder abgestellt hatte. "Es wird alles wieder gut. Tuana wird schwierigere Fälle haben als mich. Lass mich mich nur einmal waschen gehen, dann sieht es schon nicht mehr so schlimm aus." Er liess seinen Blick über Kastor schweifen. "Ob das bei Kastor hilft, weiss ich allerdings nicht." Verschmitzt zwinkerte er Lilian zu. Aerys lächelte, nickte den beiden Blutigen dann jedoch zu. Es war eine gute Idee, dass sie sich erstmal duschen gingen.
Es wurde ohnehin allmählich eng in den Gemächern, denn Theon und Priam trafen nun auch, begleitet von Wachen ein. Theon hatte einen Arm in der Schlinge und Priam humpelte leicht. Vorsichtig setzten sie sich auf Aerys Anweisung hin auf eines der protzigen kleinen Sofas. Sie lächelten zwar glücklich, wirkten jedoch sehr müde und abgezehrt. Sie sollten am Besten ebenfalls gleich ins Bett und sich zu Marlin schlafen legen. Aerys fiel es entsprechend schwer, sich auf sein Gespräch mit Lysander zu konzentrieren. Er wollte sich lieber um seine Kunstwerke kümmern. Dabei war es gut zu hören, dass Tuana bald eintreffen würde und dass nichts schlimmeres sie aufgehalten hatte, als eine gebrochene Achse an der Kutsche.
Darion und Lyris übernahmen es derweil, sich um alle zu kümmern. Nachdem die zwei Krieger das Bett bezogen hatten, hatten sie sich noch einmal zurück gezogen. Jetzt kamen sie mit einem grossen, dampfenden Topf und einem Tablett voller Schüsseln, Besteck und Gläser wieder. Fleissig verteilten sie eine Nahrhafte, warme Suppe an alle Kunstwerke und gossen ihnen frisches Wasser ein. Aerys nahm die Schüssel für Lilian entgegen. Er wollte sie ihr selber bringen. Vorsichtig setzte er sich zu ihr auf die Bettkante zu Marlin und reichte ihr die Schüssel.
"Vorsicht heiss", warnte er sie lächelnd vor. "Doch mit etwas warmem im Bauch wird es dir bald besser gehen. Danach kuscheln wir uns zusammen zu Marlin ins Bett und schlafen etwas. Du wirst sehen, ehe wir uns versehen, kämpfen wir uns morgen früh durch den Schnee nach unten. Aber dafür musst du erst etwas geschlafen haben. Wir haben unten im Tal einen Stützpunkt errichtet, wo wir uns besser sammeln und frisch machen können, ehe es auf die Heimreise geht."
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Re: Gerettet

Beitrag von Lilian »

Lilian saß gerade noch bei Marlin und beobachtete ihn besorgt, als Aerys mit einer dampfenden Schüssel Supppe kam und sich zu ihr setzte. Lilian blickte überrascht auf. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass man Suppe gekocht hatte. Lilian warf einen flüchtigen zu dem Esstisch, wo ein großer Topf sowie Schüsseln und Besteck stand. Dieser Lyris schöpfte gerade Suppe in Schüsseln, während Darion bei Alazier und der Heilerin stand, die den Flügel des Eyriers zaghaft untersuchte. Pelea, wenn Lilian sich richtig an ihren Namen erinnerte. Marlin hatte ihn mal erwähnt. Er konnte sich mit jedem so schnell anfreunden und hatte immer ein Lächeln für einen übrig. Lilian blickte nochmal zu dem schlafenden Krieger ehe er zu Aerys sah und erschöpft das Lächeln erwiderte.
Der Prinz ermunterte ihn, dass er etwas essen sollte. Mit etwas warmen im Bauch würde es ihm bald besser gehen. Lilian hatte die Schüssel vorsichtig entgegen genommen. So richtigen Appetit hatte sie nicht, aber sie wollte unbedingt, dass es bald alles wieder gut wurde.
"Die ersten Tage war das Essen wirklich mies.. aber dann hat Marlin in der Küche kochen dürfen und es wurde besser. Manchmal gab es Beeren..", erzählte Lilian leise. Irgendwie war da noch viel mehr, was sie sagen wollte, aber ihr Hals war wie zugeschnürt und die Worte wollten nicht herauskommen. Lilian befürchtete, dass sie dann wieder weinen musste und ihre Augen brannten bereits. Verschämt rieb sie sich darüber. Aerys versuchte sie aufzumuntern, dass sie sich gleich zu Marlin ins Bett kuscheln und schlafen würden. Der Morgen käme früh genug und dann würden sie sich durch den Schnee kämpfen.
"Wir haben unten im Tal einen Stützpunkt errichtet, wo wir uns besser sammeln und frisch machen können, ehe es auf die Heimreise geht", sagte der Adelige. Lilian pustete über den Löffel mit Suppe.
"Ich weiß nicht, ob ich hier schlafen kann", sagte das Mädchen leise. "In dem Bett.." Es war zwar frisch bezogen, änderte aber nichts daran, dass es Voxia gehört hatte. "Lucero musste mit Voxia..." Lilian brach hastig ab. Er sollte das nicht sagen. Vielleicht wollte Lucero nicht, dass Lilian darüber redete. Der Jüngling nahm einen Löffel Suppe und sah unsicher hinüber zu Lucero, der in einem Sessel beim Kamin saß und scheinbar abwesend in die Flammen blickte, während Terim sich dort die Hände wärmte.
"Er hat sie abgelenkt und ausspioniert", flüsterte Lilian, "Er hat so viel gemacht.. er hat uns alle beschützt." Der zarte Junge schluckte. Selbst wenn dieses Beschützens auch schwierig zu ertragen gewesen war und den jungen Krieger ganz verstört zurückgelassen hatte. Aber er wusste, dass es ihm ohne Lucero ganz schlecht ergangen wäre. Dass sie ihn gewiss vergewaltigt hätten und die Räuber waren alle brutal gewesen... Theon und Priam waren davon verletzt. So wie Darion es bei der Versteigerung widerfahren war.

Lilian schniefte. Er hatte kaum zwei Schöpfer der Suppe geschafft, als er wieder in Tränen ausbrach. Aerys nahm ihm hastig die Schüssel ab, stellte sie beiseite ehe er ihn wieder tröstete und im Arm hielt. Die schmalen Schultern bebend unter den gequälten Tränen drückte sich das Mädchen ganz feste in die Umarmung.
"Ich will hier weg", schluchzte Lilian, "Ich will dass es alles nicht passiert ist." Das war natürlich Unsinn, aber die Worte mussten trotzdem heraus. Lilian versuchte sich wieder zu fangen, aber es war nicht einfach und es dauerte eine Weile bis sich die kleine Hexe in den Armen des Adeligen wieder beruhigt hatte. Lilian fragte sich wieso niemand der anderen weinen musste und schämte sich ein bißchen davor. Auch weil so viele besorgt zu ihnen hinüber sahen.
Erst da fiel Lilian noch etwas ganz anderes auf.
"Meine Signatur.. die ist wieder so komisch oder?", fragte sie. In all der Aufregung hatte Lilian es nicht recht bemerkt. Nervös sah Lilian in den Raum, doch niemand schien deswegen zu reagieren. Dabei gab es dort so viele, die nichts von Lilians seltsamer Art wussten. Weder Alazier noch Yukarin reagierten darauf und auch Lysander, der immer mal wieder hinein- und hinauskam, wirkte überrascht.
Lilian sah mit verheulten Augen zu Aerys auf. "Ihr habt es ihnen gesagt?", fragte sie.
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Re: Gerettet

Beitrag von Aerys »

"Es wird Marlin freuen, wenn er später hört, dass er dir etwas gutes hat tun können", antwortete Aerys sanft, als Lilian vorsichtig von dem Essen erzählte, welches sie während ihrer Entführung bekommen hatten. Für Marlin würde es wichtig sein, dies zu erfahren. Lilian hingegen schien noch viel mehr sagen zu wollen, konnte es aber nicht. Aerys liess ihr die Zeit. Sie würden reden müssen. Auch mit Lucero. Aerys hoffte jedoch, dass sich das noch etwas rauszögern liess. Für dann, wenn sie in der Villa waren. Zuhause und in Sicherheit. Wo sie sich wohl fühlten und einander helfen konnten. Er fürchtete, dass alle früheren Hilfsversuche an diesem schrecklichen Ort schon im Vorhinein zum Scheitern verurteilt waren.

Nach einem Löffel Suppe hielt Lilian es bereits nicht mehr aus und gestand, dass sie nicht wisse, ob sie hier schlafen könne. Ausgerechnet in diesem Bett. Anscheinend hatte Lucero hier mit Voxia schlafen müssen. Das war keine schöne Aussicht, um hier zu schlafen. Allerdings erging es Aerys mit der ganzen Burg so.
"Lucero ist sehr stark", tröstete Aerys Lilian, die sich vorsichtig an einem weiteren Löffel Suppe versuchte. "Du musst auch nicht schlafen. Nur dich etwas ausruhen. Etwas in meinen Armen liegen. Wir brechen bald wieder auf." Wenn sie gekonnt hätten, wäre Aerys auf der Stelle von hier aufgebrochen.
Gedankenverloren schaute Lilian zu Lucero und Terim, die dort still ihre eigene Suppe löffelten. Sie alle waren erschlagen und konnten es kaum fassen, dass es nun wirklich vorbei war. Lilian war am weitesten von allen und konnte bereits flüsternd davon erzählen, dass Lucero Voxia abgelenkt und ausspioniert hatte. Er hätte so viel gemacht und sie alle beschützt. Aerys nickte stolz. Doch der Adlige wusste, dass der junge Prinz noch mehr gemacht hatte. Etwas, das geholfen hatte, dass Lilian Aerys erreichen konnte. Und dieses Etwas lag Lilian schwer auf. Sie wollte davon erzählen, brach dann jedoch nur wieder in Tränen aus. Rasch nahm Aerys ihr die Suppenschüssel aus der Hand, stellte sie beiseite und nahm das zarte Mädchen wieder fest in seine Arme.
"Ich auch, Lilian, ich auch", versicherte er ihr liebevoll, dass er hier weg wolle. Dass das alles nicht passiert wäre. Und wie oft hatte er sich das in den letzten Tagen gewünscht. Er konnte es nicht mehr zählen. Zärtlich streichelte er Lilian über den Rücken und flüssterte ihr beruhigende Worte zu, biss sie sich wieder etwas fangen konnte. Die anderen Kunstwerke blickten dabei immer mal wieder besorgt zu ihnen. Dabei, so glaubte Aerys, war Lilian bereits viel weiter, als all die anderen Entführten, die tapfer beiseite zu drängen versuchten, was passiert war. Das war sehr lieb, Lilian gegenüber. Gesund war es jedoch nicht.

"Komisch? Nein, Lilian, deine Signatur fühlt sich nicht komisch an", schüttelte Aerys selbst ein wenig überrascht den Kopf. "Sie fühlt sich traurig und verletzt an. Aber davon abgesehen, fühlt sie sich so richtig und natürlich wie noch nie an." Seit er Lilian endlich wieder in seine Arme hatte schliessen dürfen, hatte seine Signatur regelmässig gewechselt. So schnell manchmal, dass Aerys kaum hinterher gekommen war. Es war ein faszinierendes Mischmasch. Fremdartig, ja, doch keinesfalls komisch. Es passte zu Lilian. Klug wie sie war, erkannte sie nun auch, dass niemand auf ihre wechselhafte Signatur reagierte, weil Aerys ihnen davon erzählt hatte.
"Ich weiss, dass du das nicht wolltest, Lilian", gab Aerys es sanft zu. "Ich habe es meinen anwesenden Kunstwerken und meinen Wachen gesagt, kurz bevor wir die Burg angegriffen haben. Ich wollte nicht, dass sie während des Kampfes davon abgelenkt und dadurch vielleicht sogar verletzt werden. Und Lady Torres habe ich es auch gesagt, weil sie doch möglichst viel über dich wissen musste, um dich über die Netze zu finden. Es hat jedoch niemand gelacht Lilian. Hab keine Angst. Wir sind alle nur froh, dass wir euch haben befreien können." Sachte streichelte er Lilian übers Haar und drückte sie noch einmal fest an sich.

"Komm, lass uns uns zu Marlin legen", forderte er sein süsse Mäuschen auf und schlug die Bettdecke zurück. "Wir können uns etwas an ihn kuscheln und uns ausruhen. Wer weiss, vielleicht schlafen wir dabei sogar ein." Lilian wirkte nicht so, als ob sie noch mehr Suppe essen könnte. Sie war vollkommen erschöpft und sollte sich ausruhen.
"Meister, wenn Ihr mich nicht mehr braucht, werde ich mich nun mit Theon und Priam zurück ziehen und dafür sorgen, dass sie noch zu etwas Schlaf kommen diese Nacht", meldete sich Yukarin höflich zu Wort. Die beiden erwähnten Krieger blickten überrascht zu ihm, erhoben sich dann aber vorsichtig, die Suppenschüsseln noch in der Hand. Alazier nickte dazu und fasste Darion bestimmend am Handgelenk, um ihn zu sich zu ziehen. Da begriff auch Kastor und er erhob sich ebenfalls aus seinem Stuhl. Dabei verkündete er, dass er sich Terim nehmen würde. Der scheue Krieger erhob sich anmutig nach einem unsicheren Blick zu Lucero und trat leise zu Kastor. Lucero erhob sich nun ebenfalls und wollte lässig irgend einen Grund finden, weswegen er sich auch zurück ziehen konnte.
"Bleib, Lucero", forderte Aerys ihn auf, nachdem er Lilians unsicheren Blick gesehen hatte. "Komm leg dich zu uns. Wir nehmen Lilian und Marlin in die Mitte."
"Meister, ich..." zögerte Lucero mit einer Mischung aus Unwohlsein, das gelassen überspielen wollend und tiefer Sehnsucht.
"Ich weiss Lucero", beruhigte Aerys ihn. "Ich weiss es und nun komm ins Bett."
*Lyris, bring Pelea zu den anderen Sklaven und sorge dafür, dass sie ein Bett bekommt, wo sie sicher schlafen kann*, wiess er sein stummes Kunstwerk an. *Komm danach wieder. Auf dem Sofa ist genügend Platz für dich.*
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Re: Gerettet

Beitrag von Lilian »

Aerys verneinte, dass sich Lilians Signatur seltsam anfühlen würde. Sie wirke traurig und verletzt, aber ansonsten fühle sie sich so richtig und natürlich an wie nie zuvor. Zaghaft blickte Lilian unter der Bärchenkapuze auf. "Meint ihr?", fragte sie und war irgendwie beruhigt. Nur dass scheinbar alle anderen Anwesenden wussten was Lilian war, machte ihr Sorgen. Es hatte aber auch niemand anders reagiert. Vielleicht weil es gerade sehr viel wichtigeres gab und alle erschöpft waren. Aerys erklärte, dass er es allen anwesenden Kunstwerken und seiner Wache vor dem Angriff auf die Burg gesagt hätte, damit niemand davon überrascht und während eines Kampfes abgelenkt würde. Auch Lady Torres wüsste es, damit sie sie mittels der Netze hatte finden können.
"Es hat jedoch niemand gelacht Lilian. Hab keine Angst. Wir sind alle nur froh, dass wir euch haben befreien können", beruhigte Aerys sie und streichelte ihr übers Haar. Die Kapuze fiel dabei leicht zurück. Lilian fühlte sich etwas erleichtert, dass anscheinend keiner negativ darauf reagiert hatte, dass sie... anders war. Trotzdem kam es etwas plötzlich. Waren Kastor und Alazier deswegen so freundlich zu ihr gewesen? Lilian kam es ein wenig seltsam vor, doch sie war zu erschöpft, um länger darüber nachzudenken. Im Grunde war das Mädchen froh, dass das Geheimnis jetzt raus war. Wobei sie Lady Torres nicht kannte und hoffte, dass diese es für sich behalten würde, wo es doch gefährlich für Lilian werden konnte. Sie wusste nun leider auch wieso. Es war sehr schwierig gewesen es vor den Räubern zu verbergen und bei Nedan hatte es nur geklappt wegen einer schändlichen Erklärung, die Lilian auch jetzt noch ganz unwohl machte. Als ob sie es gewollt hatte, dass sie so zerrissen und besonders war.
Lilian ließ die Schultern etwas hängen. All die verwirrenden schwierigen Gedanken drohten sie erneut zu überwältigen. Aerys lenkte sie rasch ab und schlug vor, dass sie sich zu Marlin legen und ausruhen sollten. Der Prinz schlug die Bettdecke beiseite. Lilian nickte, wobei sie immer noch nicht glaubte hier schlafen zu können.
Yukarin erklärte, dass er sich um Theon und Priam kümmern würden, damit sie den Rest der Nacht schlafen könnten. Die beiden verabschiedeten sich von Aerys und den anderen und folgten Yukarin mit ihren Suppenschüsseln. Alazier zog Darion näher zu sich und es schien als würden sich die beiden zusammen eine Schlafgelegenheit suchen. Lilian wusste ja, dass die beiden Männer eine komplizierte Beziehung hatten. Sicherlich war Darion froh, dass Alazier nichts schwerwiegendes bei dem Angriff passiert war.
Kastor schlürfte seine Suppenschale leer, wischte sich über den Mund und erhob sich.
"Und ich nehm Terim mit", sagte er. Lilian schluckte. Das klang irgendwie bedrohlich, doch sie wusste nicht wieso. Aber Kastor würde Terim ja sicher nichts tun. Die beiden waren doch auch erschöpft. Besorgt blickte Lilian Terim nach. Irgendwie hätte sie sich gewünscht, dass sie alle zusammen bleiben konnten, aber nun gingen alle. Das Bett würde natürlich nicht so viele Leute fassen und es war ein bißchen unsinnig sich zu wünschen, dass sie alle zusammen schlafen konnten. Lilian fühlte nur gleich wieder Angst im Bauch, weil die anderen Entführten dann wieder irgendwo in der Burg waren und Lilian wusste nicht was ihnen widerfahren würde.

Auch Lucero wollte gehen, fing irgendwie an, dass er ja mal schauen könnte, ob sie ihre Zelle auch besenrein hinterlassen hätte. Lilian sah ihn hilflos an. Einerseits war es sehr schwer den Prinzen auch nur anzuschauen, weil dann sofort alle schrecklichen Erinnerungen zurückkamen, anderseits machte es ihn unruhig, dass Lucero nicht bei ihm war so wie die letzten Nächte, um ihn zu beschützen. Aber wie packte man diese komplizierten Gefühle in Worte und vielleicht wollte Lucero auch gar nichts mehr mit ihm zu tun haben.
Da hielt Aerys den Blutigen zurück und meinte, er solle bleiben und sich zu ihnen ins Bett legen. Sie würden Marlin und Lilian in die Mitte nehmen. Lilian wurde ein bißchen aufgeregt, doch er wollte auch, dass Lucero blieb. Er konnte doch unmöglich zurück in ihre Zelle gehen. Das war nur ein Scherz gewesen.
Der Prinz zögerte noch, doch Aerys blieb hartnäckig und wollte dass er zu ihnen ins Bett kam. Da endlich trat der schlanke Prinz langsam zum Bett. Lilian war schon dabei seine Stiefel auszuziehen. Schwer fielen die Stiefel zu Boden, danach konnte er sich neben Marlin hinlegen, der weiterhin tief und fest schlief. Doch sein Gesicht sah ganz abgezehrt aus. Vielleicht hätte er ohne das Netz gar nicht geschlafen.
Aerys zog ebenfalls seine Schuhe aus, den Mantel hatte er schon abgelegt und stieg dann hinter Lilian ins Bett. Lucero legte sich neben Marlin nieder. Lilian sah ihn etwas unsicher an, wusste nicht was er sagen sollte. Sie hatten so schlimmen Sex miteinander gehabt und auch so guten... allein, er hatte gehört wie Nedan ihn vergewaltigt hatte, er hatte den Tod danach gehört.. es war alles so komisch zwischen ihnen.
Da umarmte ihn Aerys von hinten. Lilian kuschelte sich an ihn. Vorsichtig legte er einen Arm auf Marlins Brust. Vielleicht würde es Marlin helfen, wenn er irgendwie spürte, dass er nicht allein war. Lilian schloss die Augen. Verwirrung kämpfte in seinem Bauch. Hinter sich hörte er endlich, endlich wieder Aerys' vertraute Atemzüge, seine anziehende Signatur, der bekannte Geruch. Aber er hörte auch Luceros Atemzüge und die waren mittlerweile ebenso vertraut. Sie hatten schließlich eine ganze Woche lang das Bett geteilt. Oder war es noch länger gewesen? Lilian hatte das Zeitgefühl verloren.
Sie hatten Winsol doch nicht verpasst oder?
Die aufwühlenden und verwirrenden Gedanken rumorten noch eine Weile, doch irgendwann schlief der Jüngling erschöpft ein. Einmal wachte er orienterungslos nochmal auf, die Augen geschlossen. Er wusste nicht gleich wo er war, aber da war Aerys hinter ihm und hielt ihn behütet fest und Lilian fand Luceros Hand auf Marlins Brust und hielt sich auch dort fest. Alles war gut. Er war in Sicherheit. Prompt war der Junge erneut eingeschlafen.
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Re: Gerettet

Beitrag von Terim »

Scheu kniete sich Terim am Kamin hin und wärmte sich daran auf. Der einzige Moment, wo er vorhin warm gehabt hatte, war gewesen, als der Meister ihn fest in seine Arme geschlossen hatte. Es hatte so unglaublich gut getan und wenn er es hätte wünschen dürfen, dann hätte er ihn nie wieder losgelassen. Es war so lange her, seitdem er das letzte Mal in den Armen des Meistrs hatte liegen dürfen und er wusste nicht, wann er es das nächste Mal wieder tun durfte. Vielleicht war das nur die erste Begrüssungsfreude. Vielleicht wollte der Meister ihn nicht mehr haben, wenn er wusste, wofür Terim sich alles hatte benutzen lassen. So lange es ging hatte er sich an seinen Besitzer geklammert.

Doch natürlich hatte er nicht aufbegehrt, als der Meister sich wieder von ihm gelöst hatte, um sich wieder um Lilian zu kümmern. Das war nur richtig so. Lilian brauchte von Ihnen allen am meisten Trost und Unterstützung. Allerdings machte Terim sich auch grosse Sorgen um Lucero. Der Prinz tat so, als wäre die vergangene Woche nichts besonderes passiert. Als würde er sich nicht danach sehnen den Meister lang und innig zu umarmen. Er tat, als würde er es nur auf Befehl hin tun. Doch Terim konnte spüren, wie der Prinz in der Umarmug des Meisters erschauderte und völlig überwältigt wurde von dem Gefühl, der Sicherheit. Es war fast so, als würde Lucero glauben, er hätte die Umarmung nicht verdient. Als wäre er zu unrein für die Umarmung. Terim konnte ihm das sehr gut nachfühlen. Er wagte jedoch nicht Lucero zu berühren oder sich zu dicht zu seinen Füssen zu setzen, als sie sich wieder vor dem Kamin nieder liessen. Lucero hätte diesen Trost nur als Zurschaustellung einer Schwäche gesehen und er hätte es gehasst.

Entsprechend erhob er sich auch gehorsam, als Kastor nach dem Suppe essen befand, dass er ihn mitnehmen würde. Wie hätte er auch anders gekonnt, bei dem bestimmenden, rauen Tonfall. Allein die Art wie der bullige Krieger es sagte, nachdem er zuvor noch seine Suppenschale leergeschlürft und sich über den Mund gewischt hatte, liess Terim unglaublich bereit für ihn werden. Dennoch zögerte er kurz und blickte besorgt zu Lucero. Leider konnte er ihm jetzt nicht helfen. Der Prinz ignorierte ihn komplet. Also folgte er Kastor anmutig nach draussen, warf dem Meister und Lilian ein glückliches Lächeln zum Abschied zu. Er war so froh, dass sie alle wieder beieinander wagen. Bestimmt würde nun alles wieder gut werden.
"Es tut mir leid", entschuldigte er sich verletzlich, als er mit Kastor allein im Gang draussen war. "Die Tunika, die du mir gegeben hast, ist schon wieder schmutzig geworden." Sie hatte durch den Kampf so einige Blutspritzer abbekommen. "Und waschen konnte ich mich auch noch nicht so richtig. Nur notdürftig." Er würde sich gern für Kastor frisch machen gehen, wenn er denn so lange auf ihn warten wollte. Terim hoffte es innig. Er fühlte sich schon seit er den Krieger heute das erste Mal gesehen hatte, so bereit für ihn.
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