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Geraubt
Verfasst: Mi 27. Jan 2021, 16:18
von Lucero
"Bitteeee, Horatio", bettelte Lucero in bester, kleiner Junge Manier. "Wir würden so hübsch aussehen nebeneinander. Fast wie Geschwister. Das würde dem Meister bestimmt auch gefallen. Stell dir vor Horatio, Lilian und ich würden so vorne am Tor auf ihn warten. Er wäre begeistert."
Etwa eine Woche nach seinem Geburtstag war der Meister aufgebrochen, um für einige Tage in der nahe gelegenen Stadt Besorgungen zu erledigen. Vielleicht traf er sich da mit seiner Agentin, die für ihn seine Bilder verkaufte. Insgeheim vermutete Lucero aber, dass der Meister ein Winsolgeschenk für Lilian organisieren wollte. Weil es doch ihr erstes Winsol hier bei ihnen war. Es würde bestimmt ein wunderschönes Fest werden, nachdem sie dieses Jahr so viel Aufregung hatten erleben müssen. Nicht zuletzt auch der Krieg mit Dhemlan, von dem sie hier nicht viel mitbekamen. Dennoch war ihnen allen bewusst, dass sie dank der hayllischen Soldaten, die für sie kämpften, weiterhin hier ruhig in der Villa leben durften.
Wobei ruhig war es in letzter Zeit absolut nicht mit dem Neuankömmling. Lilian sorgte für so einige Aufregung und gar für Dramas. Diesmal musste sie jedoch nicht in ihrem Zimmer bleiben, solange der Meister weg war. Wenn sie keinen Unterricht mehr bei Yukarin und Javier hatte, durfte sie etwas mit Marlin, Terim und Lucero unternehmen. Natürlich erst, wenn sie ihre Hausaufgaben fertig hatte. Doch Lilian war so fleissig, dass sie sich immer recht bald treffen konnten.
Für heute, wo Lilian nur den halben Tag lang Unterricht hatte, hatten sie geplant einen ausgiebigen Spaziergang im Park zu machen. Es war zwar kalt, aber trocken. Sie wollten rausgehen, solange es noch ging. Allerdings hatte Lucero einen Sonderwunsch. Nachdem er Lilians hübschen, weissen Wintermantel gesehen hatte, wollte er auch so etwas. Deswegen lag er Horatio nun schon den ganzen Morgen über in den Ohren, dass er heute für den Spaziergang nicht seine Gewandung anziehen wollte, sondern etwas, was aussah, als würde er zu Lilian gehören. Lilian trug immer so niedliche Mädchensachen. Lucero wollte nun niedliche Jungensachen aus der Schneiderei ausleihen. Er wusste, dass es da etwas gab, was ihm passte. Oft genug zog er so Sachen an, wenn er zu Kunden fuhr. Diesmal wollte er die Kleidung gerne für sich haben. Nicht weil er seine rote Gewandung nicht schätzte. Oh nein, die würde er bis aufs Blut verteidigen. Aber manchmal war eine Abwechslung auch nett. Besonders wenn man dabei ein so hübsches Bild kreieren konnte und der Meister liebte hübsche Bilder. Das wusste Lucero genau.
Es dauerte eine Weile, aber schliesslich verliess Lucero gekleidet und geschniegelt wie ein junger Adelssohn die Schneiderei. Gerade noch rechtzeig, bevor Marlin mit Lilian die Treppe hinunter kam. Terim wartete bereits auf sie. Lucero hatte ihn in die Küche geschickt, um ihnen Thermoskannen mit heissem Kakao und süsse Brötchen mit Rosinen zu organisieren. Die Leckereien trug er nun in einem Beutel über den Rücken gebunden über einem weissen Wollmantel. Auch Marlin trug zu seiner Gewandung einen Wollmantel. Und Lilian sah in ihrer Winterkleidung märchenhaft aus wie immer.
"Guck mal, wie gut ich heute zu dir passe, Lilian", strahlte er sie an und präsentierte stolz seine Kleidung. "Die habe ich extra für unseren Ausflug in den Park heute ausgeliehen." Strahlend trat er zu ihr hin und reichte ihr nach einer verspielt übertriebenen Verbeugung seinen Arm. "Darf ich dich in den Park geleiten, Schönheit?"
Re: Geraubt
Verfasst: Mi 27. Jan 2021, 23:48
von Lilian
Nach der schönen Geburtstagsfeier traten wieder geregelte Tage ein. Sofern man von einer Routine in der Villa Verden sprechen konnte. Lilian hatte vieles zu bewältigen und dazu gehörte nicht nur seine neue Identität, sondern auch die zunehmende Nähe zu Aerys, der neue Unterricht und allgemein das Leben in der Villa, wo er jetzt mehr Freiheiten hatte. Er durfte sich auch öfter ohne Aerys in der Villa bewegen oder, wenn das Wetter gut war, mal nach draußen gehen. Es wurde darauf vertraut, dass Lilian nicht mehr wegrennen wollte und es stimmte vielleicht auch. Der Jüngling hätte nicht gewusst wohin. Er war vollauf damit beschäftigt sich selbst zu finden und was das neue Leben als Hexe bedeutete.
Die Signatur wechselte immer noch unkontrolliert, wobei es meist geschah, wenn Aerys sie reizte. Und das geschah in letzter Zeit sehr oft. Lilian kam gar nicht dazu seine Haushaufgaben zu machen oder in der Pause eine kleine Mahlzeit zu sich zu nehmen. Plötzlich tauchte der Adelige auf und verwickelte sie in ein Gespräch, dann in eine Umarmung und schließlich in sehr viele Küsse und manchmal auch etwas mehr. Sehr viel mehr. Immer traute Lilian sich nicht seine Hand in Aery's Hose zu schieben, aber es geschah noch ein paar Mal und je mehr sie es taten, desto leichter fiel Lilian wieder zu diesem Punkt zu gelangen. Es gelang auch nicht immer und einmal blickte Lilian nach unten und sah Aerys' hart aufgereckten Speer, was ihn sofort wieder an den verstörenden Anblick bei der Zeremonie erinnerte und ihn sehr aufwühlte. Zum Glück war der Prinz verständnisvoll gewesen und hatte ihn getröstet. Lilian war dankbar, dass Aerys mittlerweile so geduldig war und immer zärtlich mit ihm umging. Außer wenn er an Lilians Strapsen zog. Das war manchmal gar nicht zärtlich und sooo gut...
Für die nächsten Tage sollte Lilian jedoch ausreichend Zeit bekommen zu lernen, denn Aerys war für ein paar Tage in eine Stadt verreist, um Besorgungen zu machen. Lilian wäre sooo gerne mitgekommen. Aerys hatte sich bedeckt mit dem Namen der Stadt gehalten oder wo sie waren, ebenso damit was genau er vorhatte. Der zierliche Junge hoffte vergeblich, dass Aerys noch mit einer Überraschung wartete und am Ende doch enthüllte, dass Lilian ihn begleiten durfte. So wie mit dem Wintermantel. Aber es passierte nicht mehr und Lilian traute sich auch nicht zu fragen. Seit dem letzten großen, hässlichen Streit hatte Aerys sich damit zurückgehalten ihm etwas zu schenken. Abgesehen von neuen Kleidern, die Horatio und Licus ab und zu für ihn schneiderten. Aber das waren mehr Geschenke für Aerys selbst, der sich daran erfreute, wenn Lilian in einem neuen Kleid zu sehen war.
So war Aerys ohne ihn abgereist und Lilian begann ihn schon wenige Stunden später zu vermissen. Wenigstens konnte er sich mit dem Unterricht und seinen Freunden ablenken.
Heute trug Lilian einen schwarz grau karierten Wollrock, der züchtig bis zu den Knien ging. Dafür umfasste er oben die Taille eng und hatte zwei breite Schulterträger. Vorne prangten große Knöpfe. Dazu hatte Lilian den rosa Strickpullover mit kleinem Rollkragen. Wärmende Wollstulpen bedeckten die Waden. Nur die neue Reizwäsche ließ Lilian erstmal auf dem Bett liegen. Solange Aerys nicht da war, brauchte er die ja nicht zu tragen. Auch wenn sich die Strapsen gut anfühlten, selbst wenn Aerys nicht daran zupfte...
Lilian zog noch die Kette mit dem Mondanhänger an, weil er sie mittlerweile sehr gerne hatte. Er schlüpfte in pelzbesetzte weiße Stiefelchen und zog den neuen, schneeweißen Wintermantel an, den Aerys ihm geschenkt hatte. Er war wunderschön, weich und anschmiegsam. Der halbe Schultag war vorbei, wobei Yukarin erst gar nicht hatte einsehen wollen warum Lilian an diesem Wochentag weiterhin einen halben Schultag haben sollte wo Aerys ja nicht da war, der damals auf den halben Tag bestanden hatte.
Aber wann hätte Lilian sonst die weniger werdenden hellen Stunden nutzen können? Heute war endlich wieder ein schöner Tag und Lucero, Terim und Marlin hatten ihn zu einem Spaziergang eingeladen. Lilian war ein bißchen nervös, denn er hatte überlegt, ob er den Spaziergang nicht nutzen könnte, um Terim und Marlin zu erzählen was mit ihm los war. Falls es passte. Lilian suchte schon eine Woche lang nach einer guten Gelegenheit, machte aber immer wieder einen Rückzieher.
"Ich komme schon!", rief der Jüngling mit heller Stimme, als Marlin an die Türe klopfte. Lilian räumte hastig die fertigen Hausaufgaben auf dem Sekretär beiseite. Die musste er nachher unbedingt nochmal durchschauen. Yukarin mochte es nicht, wenn es nicht ordentlich war. Der Jüngling konnte das nachvollziehen, doch gerade war er mit den Gedanken beim kleinen Ausflug. Lilian eilte zur Türe und strahlte Marlin an.
"Danke für die Einladung!" Gemeinsam gingen sie rasch durch Aerys' Gemächer, um dann über die Treppe nach unten zu gelangen, wo Terim und Lucero schon auf sie warteten. Terim trug einen hellen Wollmantel, so wie auch Marlin, doch Lucero trug heute gar kein rot, sondern einen hübschen Anzug.
"Du siehst toll aus", sagte Lilian, als Lucero sich hin und herdrehte, um sich zu präsentieren. Er hätte es extra ausgeliehen, damit er zu Lilian passe. Der Junge kicherte und nahm den dargebotenen Arm, auch wenn es etwas komisch war. "Ich meine, ihr seht alle gut aus", fügte Lilian rasch hinzu.
"Ich muss aber aufpassen bei dem Wintermantel. Ich habe ihn ganz neu." Und weiß wurde so schnell schmutzig. Aerys sollte nicht wütend werden und denken, dass Lilian das Geschenk verschmähte. Es war dieses Mal auch eher eine komische Geschenkeübergabe gewesen. Der Prinz hatte es eher beiläufig aufs Bett gelegt. Vielleicht damit es nicht wie ein Geschenk wirkte. Das war immer noch komisch zwischen ihnen und Lilian bereute den Streit nach Darions Feier.
Der Jüngling hielt sich bei Lucero eingehakt und gemeinsam gingen sie nach draußen. Lilian fühlte sich gut und sicher. Die Blutigen würden ihnen nichts tun. Aerys war zwar nicht da, aber sie wussten bestimmt, dass Aerys wütend werden würde, wenn Lilian etwas passierte. Nur vor Alazier hatte er trotzdem weiterhin Angst. Zum Glück war dieser mit Aerys fort.
"Ich habe mich mit den Haushaufgaben beeilt. Yukarin ist immer so streng."
Lucero machte einen Scherz, dass Fergus das auch immer sage. Lilian errötete, weil er mittlerweile wusste worauf Lucero anspielte.
"Das meinte ich nicht", verteidigte der Jugendliche sich, musste aber auch kurz grinsen. "Ich bin ganz neidisch auf deine schönen Hosen, Lucero", musste er zugeben.
"Terim, was hast du dabei?", fragte er, als er den Beutel auf dem Rücken des anderen Kriegers sah.
Re: Geraubt
Verfasst: Do 28. Jan 2021, 07:27
von Lucero
Lucero glühte vor Stolz, als Lilian frei heraus sagte, dass er toll aussehen würde. Er wusste, wie schwer Lilian das fiel, anderen Männern ein Kompliment über ihr aussehen zu machen. Aber bei ihm konnte sie das nun. Ganz ohne zu zögern oder verlegen zu werden. Noch mehr freute ihn jedoch, dass Lilian sich bei ihm unterhakte. Dem jungen Prinzen war bewusst, dass das nicht lange anhalten würde. Doch er freute sich, dass er Lilian wenigstens so lange ganz in seiner Nähe haben durfte, bis sie draussen im Park waren. Womöglich würde sie wirklich so lange an seiner Seite bleiben und nicht nur, bis sie in den Innengarten getreten waren.
"Danke, Lilian", lächelte Marlin verlegen auf Lilians Kompliment, dass sie alle gut aussehen würden. Das stimmte auch. Marlins und Terims wollene Umhänge verlockten sehr, sich zu ihnen darunter in die Wärme zu kuscheln und allerlei Unsinn dort anzustellen. Natürlich erst wenn sie draussen waren. Hier im Haus war es zu warm dafür. Marlin war inzwischen vorausgeeilt, um ihnen galant die Tür zu öffnen.
"Ich werde ganz sorgsam sein", versprach Lucero Lilian derweil mit einem ernsten Nicken dazu, dass er bei dem Wintermantel aufpassen müsste. Vielleicht war Lilian der selbe Gedanke gekommen, dass man sich unter Marlins und Terims Umhänge kuscheln konnte und befürchtete nun, dass Lucero das bei ihr versuchen wollte. Eigentlich ein gar kein so schlechter Gedanke. Das wäre überaus verlockend. Allerdings wollte er Lilians Mantel wirklich nicht verderben. Er war so hübsch.
Gemeinsam traten sie nach draussen in den Innengarten und von da ging es über die verschlungenen Pfade in den Park hinaus. Es war kalt draussen und es roch nach Schnee. Weisses Winsol, das wäre wieder einmal etwas, freute sich Lucero. Das passierte selten. Meistens regnete es nur eisig. Aber ab und zu gab es auch Schnee zu Winsol in Hayll. So oder so würde es wahrscheinlich nicht mehr lange so schön bleiben. Wenn sie Glück hatten, bis heute Abend. Lilian schien ähnlich zu denken, denn sie erklärte, dass sie sich mit den Hausaufgaben extra beeilt hätte.
"Jaaaa, das betont Fergus auch immer wieder", rutschte es Lucero frech heraus. Prompt errötete Lilian auf ganz süsse Weise, konnte dann aber sogar grinsen, nachdem sie sich verteidigt hatte, dass sie das nicht so gemeint hätte. Lucero lachte. Ja, das wusste er doch. Lilian hatte ja noch nicht einmal mit dem Meister Sex. wobei es inzwischen so wirkte, als würde da doch etwas mehr laufen. Nachdem er erfahren hatte, dass die zwei noch immer nicht miteinander schliefen, hatte er begonnen, deren Verhalten etwas genauer zu betrachten und in den letzten Tagen, seit dem Geburtstag des Meisters um genau zu sein, wirkten die Beiden strahlender und aufgekratzter zugleich. Sie schienen auf jeden Fall gemeinsam etwas zu entdecken. Lucero freute sich für Lilian. Und für den Meister natürlich auch.
"Ja, die sind wirklich toll, nicht wahr?" gab Lucero auch ganz begeistert zu, dass er tolle Hosen anhatte. "Sie sind ganz lang und richtig warm." Wo er doch sonst immer nur kurze Hosen trug. "Ah, aber dein Mantel ist wirklich auch wunderschön", gab er das Kompliment zurück. "Also auf den bin ich ganz neidisch. Und deine Winterstiefel passen perfekt dazu. Nur schade, dass das überhaupt nicht zu meiner Hose passt. Der Mantel passt nur zu Röcken oder Kleidern. Sonst würde ich ihn dir sofort abschwatzen. Apropos Kleider, was trägst du denn darunter Lilian?" Lucero gab sich alle Mühe, Lilian ganz unschuldig anzuschauen, wobei er das verschmitzte Lächeln nicht ganz aus seinem Gesicht verbannte. Lilian sollte ja wissen, dass es ein Scherz war und sich nicht vor ihm verschrecken. Und wenn sie ihm dann doch von ihrer Kleidung darunter etwas zeigen wollte, so hatte er auch nichts dagegen. Erstmal lenkte Lilian jedoch ab und wollte wissen, was Terim dabei hätte.
"Heisse Schokolade in Thermoskannen und Rosinenbrötchen", antwortete der scheue Krieger leise, ehe er mit einem süssen Lächeln ergeben zu Lucero schaute. "Das war Luceros Idee", nutzte der die Gelegenheit gleich, um Lucero zu loben.
"Ja, weil es doch so kalt draussen ist, dachte ich, wir brauchen noch etwas anderes heisses, als nur uns", nahm Lucero ungeniert das Lob stolz entgegen. Es war ja wirklich seine Idee gewesen. "Ausserdem weiss ich, dass du gerne wieder etwas mehr Sport machen würdest. Also dachte ich mir, wir machen so einen richtig langen Spaziergang durch den Park. Bis ganz ans andere Ende. Wenn das Wetter hält. Da werden wir ein paar Stunden unterwegs sein. In So Situationen ist Proviant sicher nicht verkehrt."
Re: Geraubt
Verfasst: Do 28. Jan 2021, 10:04
von Lilian
Als er Lucero ein Kompliment über die Hosen machte, strahlte der Prinz nochmal und prahlte wie toll die Hosen wären und dass sie sehr warm hielten. Lilian hätte so gerne wieder Hosen getragen, doch er wusste, dass Aerys partout dagegen war und es war besser nicht darüber zu streiten. Es war besser, dass zu tun was Aerys wollte. Lilian hatte weiterhin Sorge, dass der Prinz ihm nicht erlaubte er selbst zu sein, doch Tag für Tag hatte der Jüngling mehr Freiheiten erlangt und er genoss es. Das zweite Mal, das der Adelige nun fort war, musste Lilian nicht mehr alleine eingesperrt im Zimmer verbringen. Er durfte sich halbwegs frei bewegen. Lilian sagte sich, dass er froh über diese Fortschritte sein sollte. Selbst wenn der Preis dafür lauter Mädchenkleider waren. Nun, manche waren schlimmer als andere und er trug den jetzigen Rock mit dem Pulli eigentlich ganz gerne.
Lucero schwärmte derweil über Lilians Mantel und Winterstiefel, die er auch gerne getragen hätte, doch die würden nur zu Röcken und Kleidern passen. Was er denn darunter tragen würde. Er flocht die Frage so beiläufig ein, dass Lilian schon den Mund aufklappte, um brav zu antworten. Zum Glück fiel ihm das verschmitzte Lächeln des Prinzen rechtzeitig auf.
"Das... sag ich dir doch nicht", wehrte Lilian ab und streckte ihm die kleine Zunge raus, grinste dann aber. "Es ist was ganz braves", versicherte der zierliche Jüngling danach. Sie gingen durch den Innengarten und Lilian erschauderte leicht. Eigentlich hatte er vorgehabt Lucero schnell wieder loszulassen, aber es war kälter als gedacht, weswegen sich der Junge noch etwas länger an Lucero hielt. Da war die Aussicht auf heiße Chocolat und Rosinenbrötchen sehr verlockend. Terim sagte, dass es Luceros Idee gewesen wäre, was der Prinz sofort zum Anlass nahm zu erklären, dass sie etwas anderes heißes gebraucht hätten außer sie selbst.
Lilian kicherte. Er wusste nicht, ob sie... heiß waren.
Lucero schob hinterher, dass er wüsste, dass Lilian gerne mehr Sport machen würde und deswegen könnten sie einen ausgiebigen Spaziergang durch den Park machen. Der junge Krieger nickte.
"Ja, das ist toll. Ich habe zwar den Gymnastikunterricht mit Darion, aber ich kann nicht so lange draußen sein." Das war ihm aufgefallen. Lilian durfte zwar mittlerweile nach draußen, aber Aerys war zufriedener wenn er dabei in der Nähe der Villa blieb. Wurde es zu lange, bekam Lilian irgendwann einen Speerfaden von Aerys, wo er denn sei. Wobei es auch schon vorgekommen war, dass Aerys so vertieft ins Malen gewesen war, dass er ihn schlicht vergessen hatte. Dann schlich sich Lilian gerne ins Atelier, legte sich dort auf die Couch und leistete dem Prinzen Gesellschaft. Diese Couch war eine seiner Lieblingsplätze. Er konnte dort Hausaufgaben machen, Stricken üben, selbst ein paar Skizzen zeichnen oder einfach nur dösen. Es war ein herrlich friedlicher Ort.
"Ein paar Stunden? Ja, das schaffen wir, oder?", fragte Lilian begeistert. Bisher hatte er nichtmal alles vom Park gesehen. "Meint ihr es schneit zu Winsol?", fragte er, während sie weitergingen. "Das wäre toll. Ich habe Aerys gefragt, ob wir die Villa so richtig schön schmücken können. Ich habe angefangen Girlanden aus buntem Papier auszuschneiden. Coranis hat mir extra Papier dafür besorgt. Hier. Die glitzern ein bißchen."
Lilian holte aus dem Wintermantel ein paar silberne Sterne hervor, um sie zu zeigen.
Als sich die anderen noch darüber beugten, um es anzuschauen, kam plötzlich ein Windstoß und fegte einige der Sterne davon. Entsetzt versuchte Lilian danach zu haschen, aber der Wind ließ die Sterne bereits höher durch die Luft trudeln.
"Oh nein! Das war nicht mit Absicht." Er hatte den Park nicht verschandeln wollen. Marlin half und fing geschickt ein paar der Sterne wieder ein. Als sie überzeugt waren, dass sie alles eingesammelt hatten, gingen sie weiter.
"Danke, Marlin." Lilian lächelte ihn an. Der blonde Krieger war so stark. Er hatte Muskeln und er konnte sicher so viel trainieren wie er wollte. "Ich habe die Socken übrigens fertig. Ich hoffe, sie passen Aerys. Meint ihr, er würde sie anziehen? Ich hab sie unter dem Bett versteckt. Für Winsol." Das war wahrscheinlich kein gutes Versteck, aber warum sollte Aerys jemals unters Bett gucken?
"Schenkt ihr ihm etwas oder ist das wieder so wie bei seinem Geburtstag?", fragte Lilian. Plaudernd entfernten sie sich weiter von der Villa. Lilian mochte den Park. Er war nicht so akkurat wie die in Dhemlan, sondern eher verschlungen mit vielen Bäumen und Teichanlagen. Es hatte etwas magisches. Es sähe sicher toll aus, wenn es von einer Schneedecke bedeckt war.
Re: Geraubt
Verfasst: Do 28. Jan 2021, 11:26
von Marlin
Marlin schmollte nicht, dass Lucero es spielend leicht geschafft hatte, Lilian von seiner Seite an die eigene zu bekommen. Lucero war ein Prinz und ein Blutiger. Da war es nur natürlich, dass er sich dominanter verhielt. Es war ja nicht so, dass er Terim und Marlin vertrieb, um mit Lilian alleine zu sein. Oder bei den Gesprächen dafür sorgte, dass sei nicht zu Wort kamen. Im Gegenteil, Marlin kam allmählich der Verdacht, dass Lucero Terim und ihn auch ganz gerne um sich hatte. So traffen sie sich auch oft, um etwas gemeinsam zu unternehmen, auch wenn Lilian keine Zeit dafür hatte. Vor Lilians Ankunft in der Villa war das undenkbar gewesen.
Nun gingen sie gemeinsam in den Park und hatten einen spannenden Nachmittag vor sich. Mit heisser Schokolade und Naschereien. Lächelnd beobachtete Marlin, wie Lilian kichern konnte, wenn Lucero wieder seine frechen, anzüglichen Witze machte. Es war so schön, ihr dabei zuzuschauen und er war so froh, dass sie nicht mehr so oft traurig oder ängstlich war. Mit Lilian zusammen hatte auch Marlin selbst weniger Angst vor den Blutigen bekommen. Natürlich schüchterten sie ihn ein. Aber gleichzeitig erkannte er auch immer mehr den Zweck den sie erfüllten. Respektive die Aufgaben und Gelüste, die sie hatten. Sie waren nicht so willkürlich und brutal, wie er lange Angst gehabt hatte. Sie waren auch Kunstwerke. Einfach andere.
"Es ist selten, dass es zu Winsol schneit", antwortete Marlin skeptisch. "Allerdings ist es dieses Jahr bereits früher kälter geworden als sonst. Vielleicht klappt es ja."
"Wir schmücken die Villa zu Winsol jedes Jahr richtig schön", bekräftigte Lucero stolz. "Der Monat vor Winsol ist immer besonders magisch, wenn immer mehr dekoriert wird und alles zu glitzern beginnt."
Lilian selbst hatte auch schon glänzendes Metallpapier bekommen, aus dem sie silberne Sterne gefaltet hatte. Stolz holte sie einige aus ihrem Mantel hervor, um sie zu zeigen. Marlin bewunderte sie aufrichtig, als unversehens ein kalter Windstoss durch ihr Grüppchen fegte und die Sterne durch die Luft wirbeln liess. Es sah schön aus und Lucero lachte fröhlich.
"Ich helfe dir sie einzusammeln", beeilte Marlin sich zu versichern, da Lilian ganz betroffen war und schon nicht mehr nach den Sternen springen konnte, da sie zu hoch in der Luft trudelten. Marlin und Terim waren grösser als Lilian und ihnen fiel es leichter, die Sterne einzufangen. Einige segelten auch schon wieder zu Boden. Gemeinsam sammelten sie sie wieder ein und gaben sie Lilian zurück. Schliesslich waren die Sterne ja zum Dekorieren der Villa gedacht und nicht für den Park.
Mit gesund geröteten Wangen und dampfendem Atem spazierten sie weiter, nachdem sie alle Sterne eingesammelt hatten. Lieb lächelte Marlin Lilian an, als sie sich für seine Hilfe bedankte. Das hatte er doch gern getan.
"Du bist schon fertig mit den Socken?" staunte er bewundernd. Lilian hatte zu Anfang so oft wieder alles aufgeribbelt, weil sie mit einer einzelnen Masche nicht zufrieden gewesen war. Marlin hatte nicht gedacht, dass Lilian je auch nur mit einer einzelnen Socke fertig werden würde. Aber Stück für Stück hatte er ihr dann doch zeigen können, wie die Ferse ging und wie man den Abschluss vorne an den Zehen machte. Die zweite Socke hatte Lilian dann offensichtlich ruckzuck selber fertig gestellt.
"Bestimmt zieht der Meister die Socken an", nickte er zuversichtlich lächelnd. "Er freut sich immer über so selbstgemachte Sachen."
"Nein, Winsol ist nicht wie der Geburtstag des Meisters", schüttelte Lucero den Kopf und strahlte. "Da gibt es Geschenke. Für den Meister und für uns. Und wir schenken uns manchmal auch etwas. Nicht alle allen aber jeder bekommt etwas."
"Nur Kleinigkeiten und meist viel selbst gebasteltes", beruhigte Marlin Lilian, damit sie keine Angst bekam, sie würde mit ihrem Geschenk nicht genügen. Dabei hatte sie dem Meister auf den Geburtstag schon so viele tolle Sachen geschenkt. Sie brauchte sich da wirklich keinen Druck zu machen.
"Oder selbst gebackenes oder gekochtes oder eine schöne Pose oder sonstige hübsche Dinge", zählte Lucero fröhlich auf, was dem Meister oder untereinander geschenkt wurde.
"Der Tanz ist das was zählt", steuerte Terim auf einmal etwas der Unterhaltung bei. Leise, dafür um so eindringlicher.
"Jaaa, der Tanz ist das wichtigste", stimmte Lucero ungewohnt ehrführchtig zu.
"Zur Winsolfeier gehört dazu, dass wir zu Eheren der Dunkelheit tanzen", erklärte Marlin Lilian, die sich aus Dhemlan womöglich anderes gewohnt war. "Nach dem Essen und den Geschenken, wenn es schon mitten in der Nacht ist. Dann gehen wir in den abgedunkelten Ballsaal. Wir trinken gemeinsam den Winsoltrunk und dann flammen die Kerzen auf und tauchen den festlich geschmückten Raum in ein Glitzermeer. Musik spielt auf und wir tanzen für die Dunkelheit. Zum Dank und zu ihren Ehren. Manchmal so lange, bis es draussen wieder hell wird. Aber wenn der erste Silberstreifen draussen zu sehen ist, dann ist der Tanz vorbei. Leise und doch wunderschön und wir gehen schlafen." Es waren magische Momente.
Re: Geraubt
Verfasst: Do 28. Jan 2021, 14:14
von Lilian
Lilian lächelte geschmeichelt, als Marlin staunte, dass er schon fertig war. Der Junge hatte jeden Tag daran weitergearbeitet, damit es rechtzeitig fertig wurde. Zwar war es noch ein paar Wochen hin bis Winsol, doch wenn die Socken doch nicht so gut waren, wollte Lilian genügend Zeit haben ein zweites paar zu stricken. Ein besseres.
"Ja, kannst du sie dir später ansehen und mir sagen, ob sie so gut sind oder ich noch mehr üben sollte?", bat er Marlin. Der andere Jugendliche kannte sich darin viel besser aus. Marlin hatte weniger Sorgen darüber, dass Aerys sie nicht anziehen würde, da der Adelige sich immer über selbstgemachte Sachen freute.
Lucero erklärte auch, dass Winsol anders wäre als der Geburtstag. Es gäbe für jeden Geschenke und sie würden sich oft gegenseitig etwas schenken. Erschrocken blickte Lilian daraufhin seine Freunde an. Er hatte nur ein Geschenk für Aerys gemacht. Wie entsetzlich gedankenlos! Es war Winsol und natürlich sollten seine Freunde auch etwas bekommen. Oder musste er jedem Bewohner der Villa etwas schenken? Das waren aber echt viele...
Marlin beruhigte ihn, dass es nur Kleinigkeiten und selbst gebasteltes sei. Lucero fügte selbstgebackenes hinzu oder eine schöne Pose. Was meinte er denn damit?
"Ich muss noch ganz viel für Winsol vorbereiten", erkannte Lilian. "Und ich kann nicht backen. Meint ihr, Bariol würde es mir zeigen?" Dann kam ihm gleich eine weitere Idee. "Oh, wir könnten gemeinsam Plätzchen backen! Ich durfte meinem Vater manchmal beim Plätzchen ausstechen helfen. Das kann ich!" Der Jüngling grinste verschmitzt.
"Aber Lucero.. was meinst du denn mit einer schönen Pose?", wagte Lilian zu fragen. Prompt blieb der Prinz stehen.
"Sowas zum Beispiel." Dann verschränkte er die Hände hinter dem Kopf und begann sich zu strecken, den Rücken leicht durchgebogen. Lilian machte große Augen.
"Sowas kann man schenken?!", war er überrascht.
Terim erklärte, dass der Meister solche Bilder gerne zeichne.
"Ja, ich weiß..", flüsterte Lilian und wurde leicht rot. Er wusste, dass es solche Bilder auch von ihm gab. Ob Aerys es mögen würde, wenn Lilian sich nochmal zum Zeichnen anbot? Aber in so einer... Pose? So aufreizend?
Terim lenkte ihn dann davon ab, als er leise sagte, dass der Tanz das wichtigste bei Winsol wäre. Auch Lucero wurde sofort ehrfürchtig und stimmte zu.
"Der Tanz?", fragte Lilian neugierig. Die drei jungen Männer waren wieder weitergegangen. Lilian war froh über den Mantel, der ihn gut warm hielt. Marlin erklärte, dass sie zur Ehren der Dunkelheit nach dem Essen und der Geschenkeübergabe tanzen würden. Im abgedunkelten Ballsaal, nachdem es schon längst nachts geworden wäre. Die Art wie er es beschrieb mit dutzenden Kerzen und einem Glitzermeer, ließen auch Lilians rosa Augen sehnsüchtig leuchten.
"Das klingt toll", sagte der zarte Jüngling und legte die Hände ehrfürchtig aneinander. "Oh, aber dann muss ich noch viel öfter tanzen üben", fiel ihm ein. "Ich meine, Aerys und ich üben, aber ähm... nach einer Weile möchte er dann etwas anderes machen." Röte kroch wieder in seine Wangen.
"Was wird denn dort getanzt? Walzer?", versuchte er abzulenken. Sie hatten inzwischen die Villa weiter hinter sich gelassen, obwohl Lilian das dunkle Holz und die kunstvollen schwarzen Schindeldächer noch zwischen den Bäumen sah. Selbst jetzt sah das Anwesen sehr magisch aus. Wie es wohl war, wenn es dunkel wurde und überall Lichter brannten? Er hatte das noch nie von außen gesehen.
"Hoffentlich kann ich so lange aufbleiben."
Die anderen bestätigten, dass es vor allem Walzer wäre, aber dann zählte Terim noch eine Reihe weiterer Tänze auf. Von einigen kannte Lilian bloß die Grundkonzepte. Andere hatte er noch nie gehört. Hoffentlich blamierte er sich nicht.
"Und wer tanzt mit wem?", kam ihm ein weiterer Gedanke. Es wäre dumm anzunehmen, er könne nur mit Aerys tanzen. Der Prinz wollte bestimmt auch mit mehreren tanzen. Die Antwort war auch entsprechend, dass sich das abwechselte.
"Oh.. ich habe bisher nur mit Aerys getanzt. Er ist es schon gewohnt, dass ich ihm manchmal auf die Füße trete. Andere nicht", sorgte sich Lilian. Was würde sein, wenn ein Blutiger mit ihm tanzen wollte? Oder jemand, der so ein toller Tänzer war wie Theon oder Priam? Lilian wurde zunehmend nervöser bei der Aussicht auf diese neue Situation. Hoffentlich konnten ihm seine Freunde alles genau erklären.
Re: Geraubt
Verfasst: Do 28. Jan 2021, 17:00
von Lucero
Versonnen betrachtete er Lilian, wie sie ganz sehnsüchtig leuchtende Augen bekam, als Marlin von dem Winsolball zu schwärmen begann. Lucero war sich sicher, dass sie es auch kaum erwarten konnte. Bestimmt würde sie zauberhaft aussehen. Die nächsten Tage musste er Horatio unbedingt fragen, was Lilian denn so für ein Ballkleid bekommen würde. Sicher irgend etwas umwerfendes und richtig elegantes. So ganz im Gegensatz zu dem neckischen, verspielten Kleidchen, was sie bei der Geburtstagsfeier des Meisters getragen hatte. Wenn Lucero den Geschmack des Meisters richtig einschätzte.
"Ach was, tanzen üben muss man nur, wenn man derjenige ist, der führt beim Paartanz", winkte Lucero ab und wurde ganz aufgeregt vor lauter Vorfreude auf Winsol. In ein paar Tagen war es soweit und sie würden damit beginnen die Villa zu schmücken. Und sie würden mit Lilian Plätzchen backen. Das würde richtig spassig werden. Marlin hatte dem Plätzchenbacken natürlich eifrig zugestimmt und Lilian angeboten ihr ebenfalls beizubringen, wie man Kekse buk. Lucero hatte da lachen müssen und hatte Marlin damit aufgezogen, dass er alles könne, was mit dem Haushalt zu tun hätte. Er wäre der perfekte Hausmann. Der blonde Krieger hatte es mit einer Mischung aus Freude und Verlegenheit entgegen genommen. Nun ging es aber um Winsol, eine Feier, die selbst für langlebige niemals seine Besonderheit verlor.
"Oder bei den Quadrillen und den Volkstänzen", wagte Terim scheu einzuwerfen. "Dafür muss man auch viel üben."
"Stimmt", pflichtete Marlin ihm bei. "Und auch das sich führen lassen bei den Paartanzen ist gar nicht so einfach. Sicher, da muss man weniger denken und vorbereiten. Aber man muss sich ganz genau auf sein Gegenüber einstimmen und spüren, was er macht, um rechtzeitig reagieren zu können." Lucero zuckte mit den Schultern. Ihm machte weder das eine noch das andere Schwierigkeiten. Er tanzte gerne und es fiel ihm leicht.
"Wir werden dich schon wachhalten", versprach er Lilian verschmitzt, die befürchtete, sie würde gar nicht so lange wach bleiben können. Wie sie wohl auf so einen Gedanken kam? Lucero konnte schon Tage zuvor vor lauter Aufregung kaum mehr schlafen.
"Du wirst bestimmt nicht müde werden", versicherte auch Marlin. "Und ja, Walzer wird ganz viel getanzt. Das ist so ein schöner Tanz."
"Aber es wird auch Tango getanzt", steuerte Terim leise bei. "Der Tango von Alazier und Darion ist jedesmal atemberaubend. Und dann gibt es noch verschiedene Volkstänze und Quadrillen, wo alle miteinander tanzen."
"Dazu gibt es aber vorher oft noch ein einüben der Schritte", erklärte Marlin beruhigend. "Ausserdem gibt es ein Ansager, der sagt, welche Figur als nächstes kommt."
"Pfff, aber nur für Anfänger und für Gruppen, die sich nicht kennen", schnaubte Lucero. "Wenn sich eine Gesellschaft schon besser kennt, reichen die Eingangstöne eines Musikstückes und alle Tänzer wissen, was sie zu tun haben. Es gibt für bestimmte Musikstücke ganz eigene Choreographien." Man hörte Lucero die Begeisterung darüber an. Wenn es nach ihm ging, würde er wohl jedes Wochenende an einen Ball gehen.
"Es gibt keine festen Paare am Ball", antwortete Marlin Lilian pflichtgetreu auf ihre vielen Fragen. "Jeder tanzt mit jedem. Auch wenn manche öfters mit den einen tanzen, als mit anderen. Du darfst tanzen mit wem du willst, Lilian." Marlin sagte es lieb, doch Lucero war sich nicht so ganz sicher, ob das auch wirklich zutraf. Vielleicht wollte der Meister Lilian ganz alleine für sich haben. Er konnte auch gut nachvollziehen, warum der Meister nach dem gemeinsamen Tanzen üben oft etwas anderes mit Lilian machen wollte. Etwas, was sie erröten liess. Da ging es Lucero ganz ähnlich. Er wollte es jedoch unbedingt versuchen, einen Tanz mit Lilian zu ergattern, wenn der Meister es erlaubte.
"Mir würde es nichts ausmachen, wenn du mir beim Tanzen auf die Füsse trittst", versicherte Terim schüchtern, aber dafür innig, als Lilian ihre Sorge kundtat, wie ihre Tanzpartner wohl reagieren würden, wenn sie ihnen auf die Füsse trat. Im Gegensatz zu Aerys wären die sich das ja noch nicht gewöhnt.
"Wenn du denn mit mir zu Winsol tanzen möchtest, Lilian", bat Terim ganz unerwartet um den ersten Tanz mit Lilian. Lucero blickte ihn überrascht an und auch Marlin blinzelte verblüfft. Terim war sonst immer so still und schüchtern. Trotzdem hatte er es als erstes geschafft, Lilian um einen Tanz zu bitten. Der schlanke Krieger, schien selbst etwas erschrocken über seinen Wagemut und versteckte sich leicht hinter Marlin. Lucero war unglaublich stolz auf ihn. Natürlich würde er ihn deswegen nachher hänseln, necken und auch etwas bestrafen, weil er die Frage vor Lucero gestellt hatte. Trotzdem war er stolz auf den Krieger mit den melancholischen, grauen Augen, dass er so über sich selbst hinaus gewachsen war.
Re: Geraubt
Verfasst: Do 28. Jan 2021, 20:39
von Lilian
Dem Jüngling wurde schon etwas mulmig zumute, als Marlin und Terim aufzählten welche Art von Tänzen es gäbe, dann würden die Schritte eingebüt und es gäbe auch einen Ansager, der sagte, welche Figur als nächstes käme. Wobei Lucero sofort hinzufügte, dass ein Ansager nur für Anfänger wären und wenn sich eine Gruppe schon besser kenne, würde die Musik reichen und jeder wüsste was zu tun wäre. Lilian wusste ganz bestimmt was zu tun war. Natürlich kannten sich die anderen bereits besser und sie wussten die Tänze und die Schritte der anderen. Lilian hoffte, er würde sich gut integrieren können ohne aufzufallen.
Fest stand, dass er unbedingt mehr üben musste. Richtig üben. Aerys war meist wichtiger, dass sie einander in den Armen lagen und ganz nah waren, was auch schön war, aber Lilians Tanzkünste nicht unbedingt verbesserte. Dafür konnte er den Walzer bereits besser. Besonders der, der danach zu viel Küssen führte... der Jüngling wurde leicht rot.
Laut Marlin gab es keine festen Paare und Lilian könne tanzen mit wem er wolle. Lilian wusste nicht, ob er überhaupt mit jemanden tanzen wollte außer mit Aerys. Das würde sicher sehr seltsam werden. Mit anderen Männern tanzen... aber Lilian war jetzt auch ein Mädchen, weswegen es vielleicht nicht seltsam war. Falls die anderen mit jemand so seltsamen wie Lilian tanzen wollten.
Terim meldete sich, dass es ihm nicht ausmachen würde, wenn Lilian ihm auf die Füße trat. Falls Lilian mit ihm zu Winsol tanzen wollte. Lucero und Marlin sahen Terim überrascht an, doch Lilian nickte lächelnd.
"Ja, sehr gerne", stimmte er zu. Es würde sicher lustig werden. Es durfte bloß nicht so seltsam werden wie wenn er mit Aerys tanzte. So... mit diesen langen Blicken und Aerys' Händen, die sich bis zu seiner Haut durchbrannten und kribbelten. Trotzdem wurde er etwas unsicher, weil Terim sich leicht hinter Marlin versteckte. "Also... wenn ich den Tanz kann", schob Lilian hinterher. Seine Freunde schienen weniger besorgt darüber zu sein. Marlin und Lucero wirkten auch so, als wollten sie mit Lilian tanzen. Der Jugendliche wurde etwas verlegen ob so viel Aufmerksamkeit. Aber noch mehr, weil Terim ihn um einen Tanz gebeten hatte und nicht wusste, wer oder was Lilian eigentlich war. Zwar hatten Lucero und Darion letzte Woche gut reagiert, doch Lilian wollte nicht annehmen, dass jeder so war. Sie fühlte sich ganz schlecht, dass sie ihre Freunde so täuschte.
Er schluckte. "Da gibt es noch etwas was du wissen solltet bevor du mich um einen Tanz fragst. Ich weiß nicht, ob es etwas ändert und du dann nicht mehr mit mir tanzen willst." Der Jüngling spielte nervös mit einem flauschigen Bommel an dem Wintermantel. Mit den Stiefeln scharrte er zwischen den frostigen Blättern.
"Also... ich bin nicht nur ein Junge. Ich bin auch ein Mädchen", gestand Lilian, war sich aber bewusst, dass dies Terim und Marlin nicht viel sagte, doch Lilian schaffte es auch nicht die Signatur nach Belieben zu wechseln. "Ich meine... ein richtiges Mädchen, nicht nur, dass ich so tue. Ich hatte eine Untersuchung bei Tuana, weil an meinem Körper manches anders ist und meine Signatur sich oft zu der einer Hexe geändert hat, wenn Aerys... wenn ich bei Aerys war." Unwillkürlich fasste er nach Luceros Hand, um sich etwas Kraft zu holen und weil er wusste, dass Lucero ihn bereits akzeptierte wie er war. Würden es die anderen beiden auch tun?
"Ich... hab körperlich von beiden etwas... also... einen M-mutterleib", stammelte Lilian, "Und Anlagen für... Brüste...", wisperte er und wurde knallrot vor Scham und Verlegenheit. "Deswegen seh ich so stark wie ein Mädchen aus. Aber ich habe das erst hier erfahren. Zuhause war ich nur ein Krieger und nichts anderes. Jedenfalls dachte ich das. Vielleicht wusste ich es mal, als ich ganz klein war, aber dann hab ich es wieder vergessen, weil eine Heilerin meine weibliche Seite unterdrückt hat."
Nervös nagte Lilian an seiner Unterlippe, gespannt was Terim und Marlin sagen würden.
"Ich weiß, dass es ein ziemlicher Schock ist..." Er fragte Terim deshalb nicht sofort, ob dieser immer noch mit ihm tanzen wollte. Lilian verstand wenn man diese Neuigkeit erstmal verarbeiten musste. Das hatte er ja auch. Der Jüngling merkte wie er leicht zitterte, weil endlich die Anspannung von ihm abfiel dieses Geheimnis nicht länger zurückzuhalten.
Re: Geraubt
Verfasst: Fr 29. Jan 2021, 06:31
von Terim
Erschrocken versteckte er sich so gut es ging hinter Marlin, als ihm bewusst wurde, was er getan hatte. Es tat ihm kein bisschen Leid, dass er Lilian um einen Tanz gefragt hatte. Aber die Aufmerksamkeit, die ihm nun zuteil wurde, erschreckte ihn. Auch konnte er jetzt schon ahnen, was ihm von manchen Blutigen blühte, wenn sie erfuhren, wie er vorgeprescht war und ihnen allen zuvor gekommen war. Lucero würde ihn dafür sicher leiden lassen. Andererseits durfte Lucero mit ihm machen, was er wollte. Terim freute sich über dessen Aufmerksamkeit. Seit sie mit Lilian befreundet waren, beachtete ihn der schöne Prinz viel öfters. Terim genoss es aus vollem Herzen.
Lilian hingegen schien sich überhaupt nicht an seinem ungewöhnlichen Verhalten zu stören. Dazu war sie viel zu liebevoll. So nickte sie nur mit einem süssen Lächeln und schenkte ihm einen Tanz zu Winsol. Scheu lächelte Terim zurück. Es war ihm vollkommen egal, ob Lilian den Tanz konnte oder nicht. Darauf kam es nicht an. Sondern darauf, dass sie tanzten.
Lilian war jedoch so eine Perfektionistin, dass sie das nun nervös und unsicher zu machen schien. Dachte Terim zumindest zuerst. Als sie dann aber sprach, ging es nicht wirklich um den Tanz. Sondern um ein Geheimnis, das sie ihm beichten wollte. Weil er, wenn er es wusste, vielleicht gar nicht mehr mit ihr tanzen wollte. Terim konnte sich das kaum vorstellen. Dennoch wartete er ruhig und geduldig darauf, das sie ihre Worte fand, um ihm zu erklären, was sie beschäftigte. Was ihre Signatur so flackern liess.
Die Worte kamen dann auch. Aber ziemlich unzusammenhängend und verwirrend und hastig. Terim war sich nicht so sicher, ob er sie richtig verstand. Es erschien ihm kaum möglich. Laut Lilian hatte Tuana bei einer Untersuchung festgestellt, dass Lilian sowohl den Körper eines Jungen, als auch den eines Mädchen hatte. Sogar ihre Signatur wechselte, manchmal wenn sie bei dem Meister war. Terim konnte kaum nachvollziehen, wie das gehen konnte. Für Lilian musste es ungleich schlimmer sein. Sie war inzwischen auch ganz rot geworden und hielt sich an Luceros Hand fest, der dabei aufpassen musste, nicht breit übers Gesicht zu strahlen. Terim sah ihm trotzdem an, dass er es genoss. Dem Prinzen schienen Lilians Worte auch schon bekannt zu sein. Denn er blieb ruhig an Lilians Seite, während Marlin und er selbst stark mit ihrer Verwirrung zu kämpfen hatten.
"Das ist kein Schock", schüttelte Terim sachte seinen Kopf. Er wollte Lilian unbedingt trösten. "Ich verstehe zwar nicht, wie das alles gehen soll und was das für dich bedeutet, Lilian, aber für mich ist es kein Schock. Auch wenn ich mir gut vorstellen kann, dass das für dich ein grosser Schock ist. Doch für mich bist du noch immer Lilian. Egal wie dein Körper gebaut ist. Und mit dir Lilian, mit deinem Wesen, mit dem würde ich gerne zu Winsol zu Ehren der Dunkelheit tanzen." Terim sagte selten so viel. Doch jetzt war es wichtig, soviel zu sagen und er versteckte sich auch nicht mehr hinter Marlin, damit Lilian ihm glauben konnte. Selbst wenn Lilian sich nun auf einmal in eine Ente verwandelt hätte, würde er gerne mit ihr tanzen wollen. Denn es wäre noch immer Lilian.
"Terim hat recht", bestätigte nun auch Marlin treuherzig. "Die Seele zählt, Lilian. Wie Terim vorhin zu Winsol gesagt hat. Der Tanz ist das was zählt. Das Schmücken, die Geschenke, das Essen, das ist eine wunderschöne Verpackung. Aber das was wirklich zählt ist der Tanz. So ist das bei dir auch. Und das mit deinem Körper... ich glaube nicht, das ich das richtig begriffen habe. Oder verstehe, wie das überhaupt gehen kann. Das ist verwirrend. Aber ich weiss, dass du Lilian bist, so wie ich dich kennen lernen durfte."
"Wir haben dich alle lieb, genau so wie du bist", steuerte nun auch Lucero hinzu und drückte Lilian ein süsses Küsschen auf die Wange. Sie alle hatten das Bedrüfnis, Lilian fest zu umarmen und in ihre Mitte zu nehmen, um sie zu trösten. Doch sie trauten sich nicht so recht, da sie wussten, dass Lilian solche Nähe sehr unangenehm war. Dass sie von sich aus Luceros Hand hielt, war wohl schon das höchste der Gefühle.
Re: Geraubt
Verfasst: Fr 29. Jan 2021, 10:58
von Lilian
Marlin und Terim sahen ihn erstaunt oder verwirrt an, doch Terim schüttelte dann leicht den Kopf und beteuerte, es wäre kein Schok. Er würde nicht alles verstehen und was es für Lilian bedeute, aber für ihn selbst wäre es kein Schock, da Lilian immer noch Lilian wäre, egal wie sein Körper wäre. Er würde immer noch gerne mit Lilians Wesen zu Winsol tanzen.
Lilian nickte erleichtert und fühlte wie die Anspannung weiter von ihm abfiel. Er hatte natürlich gehofft, dass seine anderen Freunde so verständnisvoll und offen reagieren würden wie Darion und Lucero, doch ganz sicher war er sich nicht gewesen. Dass Terim immer noch mit ihm tanzen wollte, war ein eindeutiges Zeichen.
"Danke... ich fands trotzdem wichtig euch das zu sagen, aber ich wusste nicht wie, weil es so seltsam ist und ich alles davon auch nicht verstehe", versuchte Lilian zu erklären. "Ich hab es nicht so lange vor euch verheimlichen wollen."
Aber das fanden seine Freunde nicht so schlimm und auch Marlin pflichtete bei, dass Lilians Seele entscheidend wäre und nicht was sein Körper wäre. Auch Marlin verstand nicht was Lilians Körper nun genau war, es wäre verwirrend. Aber er wüsste wer Lilian sei.
"Wir haben dich alle lieb, genau so wie du bist", sagte Lucero und dann bekam Lilian prompt ein Küsschen von ihm auf die Wange. Er kicherte und verzog leicht das Gesicht. Innerlich jubilierte er jedoch vor so viel Akzeptanz und Liebe. Aufgeregt trat er von einem Fuß auf den anderen.
"Ihr seid so lieb. Danke", sagte er ergriffen. "Ich... hab euch auch lieb", gestand Lilian. War das zu kitschig? Die anderen waren näher gekommen und Lilian bekam das Gefühl, dass sie ihn umarmen wollten. Oder vielleicht doch nicht? Unbeholfen startete der Jüngling einen Versuch Terim dankbar zu umarmen. Sobald Lucero das erkannt hatte, hing er sich auch in die Umarmung und Marlin legte weniger später auch einen Arm um ihn. Lilian lachte froh und kuschelte sich in die große Umarmung, leicht auf den Zehenspitzen stehend.
"Ich bin so froh, dass wir Freunde sind", entfuhr ihm. Danach löste Lilian sich etwas unbeholfen, nachdem er allmählich das Gefühl bekam, dass er arg gequetscht wurde. Außerdem standen sie mitten auf dem Weg und drückten sich. Nervös strich er sich die langen Haare zurück.
"Falls ihr Fragen habt, kann ich versuchen sie zu beantworten... obwohl es für mich auch verwirrend ist", bot er an. "Lucero und Darion haben es erfahren, als sie mir bei der Vorbereitung zu Aerys' Geburtstag geholfen haben. Ich glaube, wir waren so beschäftigt, dass ich so richtig wie ein Mädchen aussehe und da ist meine Signatur gewechselt. Ich kann es aber nicht steuern." Es passierte meistens, wenn er Aerys sehr nahe war, manchmal aber auch, wenn Lilian sehr mädchenhafte Sachen trug oder sich so fühlte.
"Tuana hat mich ganz oft untersucht und ich hatte viel Angst, dass etwas nicht mit mir stimmt. Aber ich bin so geboren und war schon immer auch ein Mädchen. Ich hab es nur nie gewusst", erzählte Lilian. Die einzige Sorge, die seine Freunde hatten, war ob Lilian gesundheitliche Probleme hatte. Der zarte Junge schüttelte den Kopf.
"Nein, mir gehts gut. Es tut nichts weh. Tuana hat nur gesagt, ich soll mich melden, wenn mein Unterleib weh tut, da das gefährlich sein könnte. Sie will mich regelmäßig untersuchen, falls sich etwas verändert", erklärte Lilian. Die Heilerin hatte sich noch stärker über seine Art informieren wollen, damit sie ihn gut versorgen konnte. Lilian war froh, dass Tuana sich so viel Mühe machte.
"Deswegen ist meine Taille ein bißchen schmaler als bei anderen Jungs und ich habe keinen Adamsapfel", sagte Lilian, "Aber sonst sieht man nichts von außen." Abgesehen von leicht femininen Gesichtszügen und anderen femininen Körperformen...
"Trotzdem wäre ich lieber ganz normal geblieben", seufzte der Junge. "Mit Hosen und kurzen Haaren oder wenigstens hochgesteckt. Ich hab Hosen immer so gern getragen." Aber da war Aerys leider resolut dagegen und Lilian hatte sich mittlerweile gefügt. Viele der Kleider waren ja auch ganz niedlich und es war alles besser als das weiße Leinenkleid. Lilian war froh, dass Aerys nie mehr darauf bestanden hatte. Vielleicht war das der beste Kompromiss, den er bekommen konnte.
"Aber die Kleider und Röcke sind auch hübsch." Er wusste wieviel Mühe sich Horatio und Licus damit gaben.
Re: Geraubt
Verfasst: Sa 30. Jan 2021, 12:34
von Lucero
Als Lucero es wagte, Lilian ein zärtliches Küsschen auf die Wange zu geben, konnte sie schon wieder kichern. Ihre Angst zurück gewiesen und ausgelacht zu werden wich aufgeregter Freude und Rührung. Ergriffen bedankte sie sich bei ihnen und versicherte ihnen, dass sie sie auch lieb hätte. Die drei Kunstwerke lächelten erfreut. Das war das erste Mal, dass Lilian das so deutlich ihnen allen gegenüber aussprach und Lucero nahm an, dass es Marlin und Terim ganz ähnlich wie ihm ging. Dass sie alle Lilian voller Liebe und Freundschaft umarmen wollten. Sie taten es nur nicht, weil sie wussten, dass Lilian körperliche Nähe nicht so gerne hatte. Aber dann kam ausgerechnet von Lilian aus der Impuls. Unsicher zwar, aber klar, versuchte sie Terim zu umarmen. Lucero unterstützte sie gleich tatkräftig dabei und zuletzt wagte auch Marlin einen Arm um Lilian zu legen. Und so befanden sie sich, ehe sie sich versahen, ihn einer wundervollen, tröstenden, innigen, grossen Umarmung. Lucero genoss es mit klopfendem Herzen.
Delbst als sie sich nachher aus der Umarmung wieder lösten, hatte Lucero das Gefühl, als würden sie sich weiterhin umarmen. Auch wenn sie weitergingen und über Lilians Neuigkeit sprachen. sie waren noch immer verbunden und das fühlte sich grossartig an. Gelöst spazierten sie den Weg entlang und hörten Lilian zu, was sie über ihren Körper zu erzählen wusste. Dabei tauchten auch Fragen auf, die sie auf Lilians Erlaubnis auch frei heraus stellen durften. Eine ganze Weile rätselten sie darüber, wie Lilian es wohl steuern könnte, wenn ihre Signatur wechselte. Ob sie dafür Dinge machen musste. Es schien, dass wenn sie sich fest darauf konzentrierte, wie ein Mädchen zu sein, dass dann ihre Signatur wechselte. Zurück zu einem Krieger schien sie ganz von selbst zu wechseln. Aber das liesse sich mit der Zeit vielleicht doch beehrschen.
Was sie alle natürlich besonders beschäftigte, war die Frage, ob Lilian dadurch gesundheitliche Probleme bekam. Weil das mit dem Mutterleib klang auch sehr nach Mondblut und Bauchkrämpfen. Zum Glück war diesbezüglich alles in Ordnung bei Lilian. Sie musste sich nur regelmässig von Tuana untersuchen lassen. Na ja und ihr Körper wäre eben femininer als der von anderen Jungs und sie hätte keinen Adamsapfel. Das erklärte wohl auch ihre helle Stimme, erkannte Lucero. Er hatte angenommen, Lilian wäre einfach noch nicht soweit mit diesem Teil ihrer Pupertät.
"Hosen sind langweilig", schüttelte Lucero seinen Kopf, als Lilian wieder den Hosen nachtrauerte. Der Prinz wollte sie trösten, dass sie da nicht wirklich etwas verpasste. Allerdings meinte er auch, was er sagte. "Die sehen fast immer gleich aus. Kleider und Röcke sind viel variabler und man kann besser mit ihnen spielen." Sowohl als Träger, als auch als nicht ganz so passiver Betrachter.
Angeregt ins Gespräch vertieft verging die Zeit wie im Flug. Und auch die Strecke durch den Park. Bald schon sahen sie das hintere Ende der Parkmauer. Zumindest der Teil, der nicht hinter Bäumen und einem Wald versteckt war. Das war das spannende am Park. Es gab nicht klar strukturierte Abteilungen. Der Park des Meisters war mehr wie die freie Natur selbst. Mal gab es Wiesen, dann wieder Wald, Lichtungen und Haine, Seen und Bäche. Sie stiegen eine leichte Anhöhe hinauf, um sich am Waldrand ein Plätzchen zu suchen, wo sie die heisse Schokolade und die Rosinenbrötchen geniessen konnte. Wobei sie feststellten, dass sie nicht die einzigen mit dieser Idee gewesen war. Priam und Theon sassen da bereits auf einer Decke und blickten mit verträumtem Lächeln über den Park. Als sie sie sahen, hiessen sie sie natürlich willkommen und luden sie zu sich auf die Decke ein. Terim konnte im Gegenzug ihre Leckereien beisteuern.
Es wurde ein gemütliches spontanes Picknick. Priam und Theon freuten sich dabei natürlich besonders, dass Lilian nicht mehr so Angst vor ihnen hatte und ganz freundschaftlich mit ihnen plauderte. So kamen sie bald wieder zum bevorstehenden Winsolfest zu sprechen. Darüber was sie wie dekorieren wollten und dass sie vielleicht noch etwas tanzen üben sollten. Letzteres wollte vorallem Lilian und Marlin stimmte dem unterstützend zu. Dabei hätte er es wohl gar nicht gebracht. Lucero vermutete, dass er Lilian nicht alleine und unsicher lassen wollte. Vielleicht konnte er so einen Tanz mit Lilian ergattern.
Lucero wollte sich schon selbst zum Tanzen üben zur Verfügung stellen, als sich unwillkürlich seine Nackenhärchen aufstellten und ihn ein Schauder erfasste. Das untrügliche Gefühl der Gefahr. Da raschelte auch schon etwas hinter ihnen im Wald und etwas kam auf sie zugeflogen. Instinktiv wirbelte Lucero zu Lilian herum, um sie davon weg zu schubsen. Weg von dem was auch immer er da in den Augenwinkeln gesehen hatte. Weg von der Decke.
"Achtu..." Weiter kam er mit seiner Warnung nicht. Etwas traf ihn hart und schmerzvoll am Kopf. Lucero dachte an einen Stein. Doch warum sollte ein Stein aus dem Wald geflogen kommen? Und irgend etwas roch ganz beissend, so dass er das Gefühl hatte, ihm würden die Atemwege verätzt werden. Stöhnend wollte er sich aufrappeln, um zu sehen, was mit Lilian war. Doch es war ganz komisch. Er fand seine Beine und Arme nicht. Nur mit enormer Mühe konnte er den Kopf zu Lilian drehen. Irgendwie bekam er keine Luft. Er musste husten und gleichzeitig erschtickt nach Luft schnappen.
Verschwommen sah er, wie Priam und Theon gequält röchelnd in einem seltsamen Rauch da lagen. Marlin schob Lilian von ihnen weg, drängte sie, aufzustehen. Er wollte ihr folgen, doch dann hatte der Rauch auch ihn erwischt und er brach benommen und zuckend zusammen. Terim, der wie so oft, schüchtern etwas abseits gesessen hatte, war inzwischen aufgesprungen. Er hatte Lilian an der Hand gepackt und zog sie mit sich. Allerdings kam er nur zwei Schritte weit, als er hart gegen eine unsichtbare Wand prallte. Verzweifelt hämmerte er dagegen. Kunst! Kam es Lucero in den Sinn. Terims weisses Juwel kam nicht gegen eine andere Juwelenkunst an. Er musste ihm helfen. Aber sein Kopf war so benommen. Lucero spürte noch nicht einmal mehr seinen Körper und realisierte nicht, dass er nur noch mit offenen Augen auf der Picknickdecke lag. In seinem Inneren kämpfte er noch wie wild gegen die Betäubung an. Doch dann erreichte der Rauch auch Lilian und Terim und ab da senkte sich bleierne Schwärze über Lucero.
Irgendwann lichtete sich die Schwärze wieder. Nicht fest. Lucero hatte noch immer das Gefühl zu schlafen. Gleichzeitig war da aber auch das starke Bewusstsein der Gefahr. Mühsam versuchte er sich zu orientieren. Etwas schnürte ihm den Hals zu. Der Rauch, erinnerte sich der Prinz. Sein Kopf schmerzte und er sah nichts. Es dauerte, bis er begriff, das er in einem dunklen Verschlag war. Einer der rumpelte und knarzte. Es musste eine Kutsche oder ein Karren sein. Um sich herum spürte er Körper. Fahrig versuchte er zu tasten, wer das war. Doch er konnte sich nicht bewegen. Seine Arme waren gefesselt. Nach hinten oben auf den Rücken verdreht. Die Handgelenke waren zusammen gebunden und man hatte ihm auch um die Oberarme und den Brustkorb schwere Seile gewickelt. Seile die mit dem Strick um seinen Hals verbunden waren. Ein Würgeknoten, wie Lucero erfahren schnell feststellte. Sofort gab er es auf, sich bewegen zu wollen und der Druck um seinen Hals liess etwas nach. Der Kopf schmerzte jedoch noch immer wie verrückt. Dennoch versuchte er weiter wach zu bleiben. Sein Mund fühlte sich wattig, taub an. Er war geknebelt worden, erkannte er. Ausserdem hatte man seine Beine an den Fussgelenken und oberhalb der Knie fest zusammen geschnürt. Das musste jemand getan haben, der sich auf das Fesseln verstand. Jemand, der wusste, wie man einen Gefangenen absolut wehrlos machte. Das war furchteinflössend. Lucero vermeinte neben dem Rumpeln der Kutsche Stimmen zu hören. Doch bevor er sich darauf konzentrieren konnte, legte sich wieder die bleierne Schwärze wie eine sanfte Bettdecke über ihn und nahm ihn und die Kopfschmerzen mit hinfort.
Re: Geraubt
Verfasst: Sa 30. Jan 2021, 14:02
von Lilian
Während sie weitergingen, versuchte Lilian die Fragen so gut es ging zu beantworten. Seine Freunde waren aber super verständnisvoll und unterstützend. Es tat so gut, dass sie ihn akzeptierten wie er war und sich bloß um seine Gesundheit sorgten. Lilian begann sich zu fragen, ob nicht die meisten Menschen so offen auf ihn reagieren würden. Aerys und Tuana hatten ihm schreckliches ausgemalt wie andere Menschen außerhalb der Villa auf seine zwei Geschlechter reagieren würden, aber vielleicht stimmte das gar nicht. Vielleicht hatte der Prinz es nur gesagt, weil er wollte, dass Lilian bei ihm blieb. Der Jüngling wusste mittlerweile, dass Aerys ihn nicht verlieren wollte und sehr gern hatte. Mehr als nur gern. Aerys sprach es nie aus, aber er hatte zugegeben, dass seine Gefühle für Lilian leidenschaftlicher waren als er gedacht hätte. Lilian wusste nicht was es genau bedeutete, doch war das nicht so etwas wie Verliebtsein? Oder gab es das für den Adeligen nicht? Lilian hatte sich nie getraut zu fragen. Aerys redete nicht gerne über seine Gefühle.
Lilian wurde wieder von den Fragen seiner Freunde abgelenkt und ob es nicht Möglichkeiten gäbe das Wechseln der Signatur zu steuern. Die anderen wollten auch wissen wann sich genau die Signatur änderte, doch bei diesen Antworten zierte sich Lilian und wurde wieder rot. Das war zu intim. Er konnte doch nicht sagen, dass das oft passierte, wenn er einen Höhepunkt von Aerys bekam...
Seine Gedanken glitten zu dem Prinzen. Er war zwar erst seit vorgestern fort, doch Lilian vermisste ihn bereits. Es war ungewohnt alleine in dem großen Bett zu schlafen. Zwar übernachtete Aerys nicht jede Nacht, doch nichtmal die vertraute Signatur in den Gemächern nebenan zu spüren war schwierig.
Die vier jungen Männer gingen weiter durch den Park und gelangten so an Stellen, die Lilian bisher noch nie gesehen hatte. Staunend blickte er sich um. Lilian selbst wäre viel öfter draußen, doch er bekam Aerys nicht immer für einen Spaziergang überredet. Dabei war der Park wunderschön und so abwechslungsreich. Er wirkte wild und ursprünglich wie die ungeschliffenen Juwelen des Prinzen. Die Juwelen... oh, die vermisste Lilian auch. Beim Anblick des Parkes wusste er sofort, dass Aerys den selbst entworfen hatte. Es war seltsam wie gut er den Adeligen mittlerweile kannte und doch so wenig über ihn wusste.
Als sie dem Wald näher kamen, versuchte Lilian nicht zu sehr hinzuschauen. Zum Glück war es eine andere Stelle des Waldes und sie waren weit weg von dem Tempel, wo er zur Zeremonie gezwungen worden war. Der Jüngling vertrieb die Erinnerungen daran. Marlin suchte ihnen ein Plätzchen am Waldrand, das etwas windgeschützt war und wo sie sich für eine längere Pause ausruhen konnten. Doch bevor sie so weit kamen, entdeckten sie Priam und Theon auf einer dicken, karierten Decke. Priam hatte einen Arm um den anderen Krieger gelegt. Lilian wusste, dass die beiden irgendwie zusammen waren, obwohl das in der Villa nie ausgesprochen wurde, da es die ungeschriebene Regel gab, dass es keine anderen Beziehungen außer mit Aerys gab. Trotzdem schien der Prinz dies zu dulden. Lilian hinterfragte es nicht und war froh, dass die beiden sich gefunden hatten.
Lilian dachte zunächst, dass die beiden Weißgewandten deswegen für sich bleiben wollten, doch sie wurden auf ihre Decke eingeladen und Terim bot ihnen als Dankeschön von der heißen Chocolat und den süßen Brötchen an. Priam und Theon redeten auch über das Winsolfest und was alles dafür geplant war und noch vorbereitet werden musste. Lilian erklärte, dass er noch tanzen üben wollte und auch Marlin schloss sich dem an.
"Danke, vielleicht können wir die Gemeinschaftstänze durchgehen? Die kenne ich gar nicht", gab Lilian zu. "Wieviele Tänzer braucht man dafür?"
Und dann stieß Lucero irgendwie in seine Seite. Es ging plötzlich alles sehr schnell. Er rief etwas, aber Lilian verstand es nicht. Orientierungslos blinzelte der zierliche Jüngling gegen den dichten Rauch, der sich um sie legte. Es ließ seine Augen tränen und er musste heftig husten. Was... was passierte?
Seine Gedanken gingen nur noch ganz langsam. Durch tränenblinde Augen sah er nicht mehr wer an ihm zog und drängte. Wacklig versuchte Lilian aufzustehen, jemand zog an seiner Hand. Benommen stolperte der Jüngling hinterher.
"Terim...", krächzte er, denn er glaubte, dass Terim ihn hielt. Lilian wusste nicht was los war. Hatte jemand ein Feuer gemacht? Woher kam der viele Rauch? Ohne seine Juwelen spürte Lilian nichts vom Geschehen um sich herum. Terim hämmerte seltsam in die Luft. Lilian rieb sich die Augen, sie brannten furchtbar. Dann musste er noch mehr husten. Sein Körper gab nach, stolperte nach vorne. Stück für Stück entschwanden ihm die Gedanken. Er spürte nicht einmal mehr, dass er gegen Terim fiel und dann zu Boden ging.
Irgendetwas drückte gegen seinen Hals. Lilian schluckte. Die Augen brannten immer noch und entweder war es dunkel oder er bekam sie nicht auf. Etwas warmes lag neben ihm, auf ihm. Lilian versuchte zu blinzeln. Wieso tat der Hals so weh? Wieso tat jede Erschütterung weh? Der Jüngling versuchte sich aufzusetzen, als er merkte, dass es nicht ging. Außerdem steckte etwas in seinem Mund. Lilian versuchte es auszuspucken aber es ging nicht. Orientierungslos zappelte der junge Krieger, doch davon drückte etwas noch fester gegen den Hals und begann ihn zu würgen. Er schnappte panisch nach Luft, aber jeder Atemzug war eingespannt und belastend.
Was... was war mit ihm? War das ein Traum? Wenn, dann war es ein Albtraum. Wieso konnte er sich nicht bewegen? Lilian zappelte nochmals, doch seine Arme waren verdreht und drückten hinten gegen den Rücken. Mit den Fingern tastete er wimmernd über raues Holz. Es rumpelte erneut und sein schmaler Körper wurde nochmal hin und hergeschüttelt. Wieder prallte er gegen einen anderen warmen Körper.
Nochmal strengte Lilian sich an die Augen zu öffnen. Sie brannten entsetzlich, aber irgendwann gewöhnte er sich an die Dunkelheit und erste schemenhafte Umrisse waren zu erkennen. Schwach sah er Lucero neben sich und da... da war Marlin. Und die Beine von jemand anderem lagen auf ihm drauf. Wieso sah Lucero so komisch aus? Was war das an seinem Mund?
Quälend langsam bewegten sich seine Gedanken bis sich das ungewohnte Bild zu einem Ganzen formte. Gefesselt. Da waren große, dicke Seile. Er blickte an sich herab. Er war überall eingeschnürt und es fühlte sich komisch an. Er konnte sich nicht rühren. Das war ein ganz schrecklicher Traum. Lilian wimmerte verstört. Er versuchte etwas zu sagen, doch da war dieses Leder in seinem Mund. Es schmeckte furchtbar und presste sich schmerzhaft in seine Mundwinkel. Lilian schluchzte leise. Er wollte jetzt aufwachen.
Erst langsam begann er sich zu erinnern. Sie hatten ein Picknick gemacht... ja, beim Wald. Er hatte ein halbes Rosinenbrötchen gegessen und etwas Chocolat getrunken. Sie hatten über Winsoltänze geredet. Wieso war er jetzt hier? War er eingeschlafen?
Nein, war da nicht ein Feuer gewesen? Furchtbarer Rauch, der ihn ganz benommen gemacht hatte. Lilian verstand nicht wie das alles zusammenhing. War er verletzt und man brachte sie in Sicherheit? Es ergab alles keinen Sinn. Er versuchte die Namen seiner Freunde zu sagen, aber es ging nicht. Lilian zappelte erneut in den Fesseln, doch es machte ihn ganz benommen und dusig. Es tat alles weh. Er konnte nur kleine Atemzüge machen und dabei ganz still liegen. Das Gefühl sich gegen die Fesseln zu spannen war seltsam, doch Lilian war zu panisch und verstört, um es zu ergründen. Mit der Schulter stupste er gegen Lucero, doch der Prinz reagierte nicht. An seiner Schläfe war ein kleiner Blutfleck. Lilian schluchzte. Was passierte mit ihnen? Wo waren sie? Wer hatte sie gefesselt? Das würde doch keine der Wachen tun. War das ein grausames Spiel der Blutigen?
Es war das einzige was Lilian einfiel, aber die wussten doch, dass Aerys ihnen verboten hatte Lilian weh zu tun. Und Alazier, der ihn am allerwenigsten mochte, war mit Aerys fort.
Dann waren es andere Blutige und sie waren ganz gemein zu ihnen. Lilian sah zum bewusstlosen Lucero. Aber Lucero war auch ein Blutiger....
Verwirrt blieb Lilian liegen. Vielleicht war es doch alles ein Traum. Er presste die schmerzenden Augen zusammen und versuchte verzweifelt aufzuwachen.
Dann hörte er aus einer anderen Ecke der Schwärze ein schmerzhaftes, ersticktes Stöhnen. Lilian öffnete die Augen wieder und versuchte zu erkennen wer es war. Jemand lehnte halb an einer... Bretterwand? Jedenfalls bewegete sich da jemand. Lilian versuchte durch den schrecklichen Knebel hindurch etwas zu sagen, aber es kam nur ersticktes Schluchzen heraus. Dann versuchte er zu senden, aber es war schwierig ohne Juwelen und ohne dass er wusste wer da lag. Angestrengt versuchte er es durch die tränenden Augen zu erkennen.
Priam? War das Priam?
*Priam? Priam, was ist passiert? Sind das die Blutigen? Ich hab Angst*, sandte Lilian verzweifelt, obwohl der ältere Krieger nach ihm aufgewacht war. Doch Lilian war alles andere als bereit dazu alleine mit der neuen Situation klarzukommen. *Lucero hat sich am Kopf verletzt*
Würden Blutige anderen Blutigen weh tun? Und wieso waren sie nicht mehr beim Picknick? Der unerfahrene Jüngling verstand das immer noch alles nicht. Er hatte sein Rosinenbrötchen gegessen und dann war ein Rauch gekommen und jetzt war er gefesselt an einem dunklen Ort, der ihn ab und zu schüttelte. Es war alles ein furchtbarer Alptraum.
Re: Geraubt
Verfasst: Sa 30. Jan 2021, 18:56
von Terim
Im einen Moment hatten sie noch gemütlich beisammen gesessen und fröhlich ihr Picknick genossen. Die anderen hatten aufgeregt über Winsol geplaudert, während Terim still bei ihnen gesessen und nach wie vor darüber gefreut hatte, dass er es geschafft hatte, Lilian um einen Tanz zu bitten. Das war etwas ganz besonderes gewesen und Terim wusste, dass Lucero und Marlin Lilian ganz absichtlich nicht auch nach einem Tanz gefragt hatten, um ihm sein Erlebnis nicht zu schmälern.
Es war alles so wunderschön gewesen, als aus dem Wald auf einmal eine Art heftig rauchende Dose geflogen kam. Sie traf Lucero hart an der Stirn, da der Prinz halb aufgesprungen war, um Lilian vom Wald fort zu schieben. Schreckhaft wie Terim war, war er sofort auf den Beinen und packte Lilian an der Hand, die von Marlin zu ihm rüber geschoben wurde. In den Augenwinkeln sah er noch, wie Priam und Theon bereits auf der Decke zusammen gebrochen waren. Marlin und Lucero stürzten ebenfalls zu Boden. Der Prinz blutete dabei stark aus einer Wunde an der Schläfe.
Trotz der schrecklichen Bilder hielt Terim nicht inne. Was auch immer war, er konnte weder kämpfen, noch heilen. Seine einzige Chance bestand darin, mit Lilian zu fliehen, sie für den Meister in Sicherheit zu bringen und um Hilfe für seine Familie zu rufen. Zutiefst erschrocken sandte er zu der Villa, doch er wusste nicht, ob sein mentaler Ruf von jemandem zu hören war. Und nach zwei Schritten prallte er auch schon heftig gegen eine unsichtbare Mauer. Verzweifelt hämmerte er mit seienr freien Hand dagegen, verstärkte sie mit seinem Juwel. Mit weiss konnte er jedoch nicht viel ausrichten.
Zu seinem Entsetzen hörte er Lilian husten. Auch ihm kratzte der Hals. Der Rauch hatte sie eingeholt. Terim spürte, wie Lilian strauchelte. Rasch drehte er sich zu ihr um, um sie aufzufangen und ihr zu helfen. Dabei war ihm schon ganz Sturm im Kopf und er bekam kaum Luft mehr. Da Terim sich das jedoch gewöhnt war, konnte er Lilian tatsächlich noch auffangen und sie sanft zu Boden legen, während ihm auch die Beine den Dienst versagten. Verzweifelt nahm er sie beschützend in seine Arme, während sein Blickfeld immer kleiner und dunkler wurde. Er sah Gestalten aus dem Wald auf sie zukommen. Irgendwie wirkten sie wie Soldaten, war noch sein letzter Gedanke, ehe auch er bewusstlos wurde.
Das nächste, was er mitbekam war, dass der Boden sich bewegte. Ihm war übel und heiss zugleich. Benommen nahm er das Geräusch einer fahrenden Kutsche wahr. Jemand schluchtzte. Jemand anderes stöhnte schmerzerfüllt. Noch ganz benebelt im Kopf versuchte er sich umzudrehen, als unversehens ein heisser Blitz durch seinen Körper schoss. Erregt keuchte er in seinen Knebel. Er war gefesselt. Gut gefesselt. Und geknebelt.
*Priam? Priam, was ist passiert? Sind das die Blutigen? Ich hab Angst*, hörte er Lilians verzweifelten Speerfaden. *Lucero hat sich am Kopf verletzt*
*Ich weiss nicht, was passiert ist*, antwortete Priam träge. *Lucero wurde von etwas metallenem, was ganz schlimm geraucht hat, am Kopf getroffen. Aber bleib ruhig liegen, Lilian. Du darfst dich nicht bewegen. Sonst wird es schlimmer. Bleib ruhig liegen und versuche dich zu entspannen. Konzentriere dich auf ruhiges, tiefes Atmen. Das wird dir helfen, den Kopf zu klären und zieht die Fesseln nicht weiter an.*
*Es ist ein Würgeknoten*, sandte Terim den Kunstwerken in der Kutsche. *Je mehr wir uns bewegen, desto mehr werden wir gewürgt. Damit stellen sie sicher, dass wir nicht aufbegehren können. Das... das sind Profis*, dämmerte ihm erschrocken. *Das waren keine Blutigen, Lilian. Priam, die kamen aus dem Wald, haben uns mit Juwelenkunst festgehalten und uns betäubt. Das sind Diebe.* Von Priam kam entsetztes Schweigen. Terim wusste auch nicht, was er sagen sollte. Auch wenn es nicht das erste Mal war, wo er geraubt worden war. Doch das war lange her und in einem anderen Leben.
Theon riss sie aus ihren erschreckten Gedanken, als er wimmernd zu sich kam und sich irritiert umsah. Sie kamen jedoch nicht dazu, ihn aufzuklären. Die Kutsche hielt abrupt und eine weibliche Stimme gab für sie unverständliche Befehle. Kurz darauf wurde der Verschlag geöffnet und Theon wurde an den Beinen gepackt und aus der Kutsche gezerrt. Erschrocken schrie der Krieger ängstlich in seinen Knebel. Doch es half nichts. Unbarmherzig verschwand er aus der Kutsche. Terim war der nächste, der gepackt wurde. Die Fesseln stimmulierten ihn dabei unentwegt und die Seile um seinen Hals liessen seinen Körper erregt zucken. Kaum war er aus der Kutsche, wurde er von einem grossen, starken Mann über die Schulter geworfen. Es war dunkel draussen und es regnete in Strömen. Innert kürzester Zeit war er vollkommen durchnässt. Da war es egal, dass er kurz darauf in ein Gebäude getragen wurde. Dadrin war es auch noch dunkel, ehe jemand Licht machte. Terim sah nicht viel. Er wurde wie ein Kartoffelsack neben Theon auf dem Boden abgelegt, ohne viel Sorge, ob er so halbwegs gut liegen konnte mit all den Fesseln. Kurz darauf wurde Lucero neben ihn gelegt.
"Das lief ja noch viel einfacher als gedacht", grunzte der grosse Dieb zufrieden, während er mit seinen Kollegen ihre Diebesbeute aus der Kutsche in die Hütte trug. "Wir haben viel mehr ergreifen können, als gedacht. Die Lady wird zufrieden mit uns sein."
"Lass uns erst mal schauen, ob die Beute überhaupt etwas taugt", meinte ein anderer skeptisch. "Bei unserem Glück haben wir nur irgendwelche Dienstboten erwischt."
"Meinst du?" fragte der Grosse erschrocken.
"Wär schon möglich. Zwei von denen tragen keine weisse Kleidung", überlegte der Skeptiker.
"Hat das was zu bedeuten?" wollte der Grosse wissen.
"Das werden wir herausfinden", erklärte die Frau, die zuvor einige Befehle gegeben hatte.
"Ich melde mich freiwillig dafür", grinste einer der Diebe.
"Oh ja, ich auch", meldete sich ein anderer begeistert, was schmutziges Gelächter in der Gruppe auslöste.
Bald schon hatten sie alle aus der Kutsche herein getragen und machten sich nun daran, sich in der Hütte einzurichten. Lucero wurde auf den rustikalen Tisch gelegt. Die Frau, die Befehle verteilt hatte, trat zu Marlin, der nahe zum Kamin getragen worden war und tätschelte ihm halbwegs sachte die Wange, damit er aufwachte. Er und Lucero waren die einzigen, die die Betäubung noch nicht überwunden hatte. Unter den leichten schlägen ins Gesicht wachte Marlin jedoch rasch auf. Die Anführerin erhob sich mit einem zufriedenen nicken und trat dann zu Lucero, um seine Stirnwunde zu betrachten. Die schien ihr gar nicht zu gefallen.
Re: Geraubt
Verfasst: Sa 30. Jan 2021, 20:24
von Lilian
Leider wusste Priam auch nicht was los war außer dass Lucero von einem metallischen Gegenstand getroffen worden war, der stark geraucht hätte. Lilian verstand nicht was das zu bedeuten hatte. Wie konnte er dabei ruhig bleiben? Priam riet ihm ruhig liegen zu bleiben und sich zu entspannen indem er langsam und tief ein- und ausamtete. Lilian schluchzte. Er konnte sein hektisches Atem und den heftigen Puls nicht beruhigen. Jedes Mal spannten die Fesseln schmerzhaft um die Brust und das Seil um den Hals würgte ihn grob. Der Jüngling schniefte.
Terim war auch wach geworden und sandte, dass die Seile Würgeknoten hätten, die sie würgen würden, wenn sie sich zu stark bewegten. Es wären Profis, die sie so gefesselt hätten. Es wären auch keine Blutigen gewesen. Terim erzählte, dass Diebe aus dem Wald gekommen und sie betäubt hätten.
Lilian riss die Augen erschrocken auf. Diebe?! Und wie konnte Terim das so ruhig sagen? Lilian fing sofort an heftiger zu weinen und zu zittern. Die Erinnerungen in Raej stürmten auf ihn herein wie andere Soldaten und er gefangen genommen worden waren, um dann auf dem Sklavenmarkt zu landen. Aber das konnte nicht wieder passieren oder? Wie konnten Fremde im Wald sein? Er war doch von einer Mauer umgeben und es gab Wachen. Lilian konnte das nicht akzeptieren. Er wollte jetzt lieber, dass es ein schlechter Albtraum war.
An seinen Füßen regte sich jemand und dann hörte man Theon wimmern. Der Krieger lag halb auf Lilian und kam langsam zu sich. Aber was war mit Lucero und Marlin? Lilian versuchte nach Marlin zu sehen, als sie plötzlich mit einem Ruck stehen blieben und Lilians zierlicher Körper etwas nach vorne rutschte. Der Junge wimmerte erschrocken. Von draußen hörte man Stimmen und dann riss jemand eine schmale Türe auf. Lilian blinzelte in das Zwielicht, das in den Verschlag fiel. Kalter Wind kam herein und erste Regentropfen. Seit wann hatte es angefangen zu regnen? Ein dunkler Schemen beugte sich in den Verschlag, packte Theons Beine und zog an ihm.
Lilian atmete hektisch, schluckte und rang nach Luft. Was passierte da? Waren das die Diebe? Theon wurde nach draußen gezogen, während er gedämpft schrie. Lilians Herz schlug bis zum Hals. Es war furchtbar gefesselt in diesem dunklen Wagen zu liegen, doch noch mehr hatte der Jüngling Angst vor dem was da draußen auf sie wartete. Würde denn niemand kommen und sie befreien? Die Wachen mussten doch etwas gesehen und gehört haben. Bestimmt waren sie schon auf dem Weg. Sie konnten doch nicht weit vom Anwesen sein oder?
Theon verschwand und dann tauchte wieder jemand vor der Türe auf und packte Terim, zerrte den gefesselten Körper raus. Dann folgte Lucero, der immer noch von nichts mitbekam. Ängstlich blickte Lilian zu ihm.
Und dann war er selbst an der Reihe. Zwei große Hände packten ihn an den Beinen, zogen ihn grob über die Holzbretter, näher zur Türe. Lilian strampelte panisch, doch wie die anderen vorher gesagt hatten, würgte es ihn bis ihm schwindlig vor den Augen wurden und er beinahe bewusstlos geworden wäre. Regen prasselte ihn auf, als ihn ein Mann in dunkler Kleidung hochhob und sich über die Schulter warf. Nein, Lilian wollte nicht! Was immer diese Diebe mit ihnen vorhatten! Der Jüngling versuchte mit den Füßen zu treten, obwohl er kaum Bewegungsfreiheit hatte. Als Strafe verpasste ihm der Mann einen so harten Schlag auf den Hintern, das Lilian nur gequält winseln konnte. Es brannte und schmerzte sofort, tat richtig weh. Lilian schluchzte geschafft. Er wagte nicht mehr sich zu rühren. Der Mann roch herb, trug ihn von dem Wagen weg und über einen schlammigen Weg. Lilian bemerkte, dass es dunkel geworden war. War er so lange ohnmächtig gewesen? Verzweifelt versuchte er etwas zu erkennen. Irgendein Merkmal. Wo war denn das Anwesen? Hier war nur Wald.
Vor ihnen waren zwei weitere Männer, die Terim und Lucero trugen. Sie unterhielten sich darüber, dass es einfach gelaufen wäre und sie mehr hätten ergreifen können als gedacht. Sie wollten sehen, ob ihre "Beute" etwas taugte. Beute... damit meinten sie Lilians Freunde und ihn selbst.... dem Jüngling sank das Herz. Das war alles so furchtbar. Er wollte senden, ein Hilferuf zu irgendwem, aber er war zu aufgeregt.
Der Mann trug ihn zu einer kleinen Hütte, stieß die Türe mit seinem Stiefel auf und dann waren sie drinnen. Unsanft wurde Lilian auf dem Holzboden abgelegt. Zitternd und elendig versuchte der Jüngling näher zu Priam zu rücken, der direkt neben ihm abgesetzt wurde. Lilian blickte nach oben und sah mehrere dunkel gekleidete Männer und eine Frau in Kampfmontur. Einer der Räuber scherzte über etwas, das Lilian nicht verstand, und dann lachten die anderen hämisch.
Der Mann, der Lilian getragen hatte, verschwand wieder und kam wenig später mit dem bewusstlosen Marlin zurück, legte ihn wie einen nassen Sack vor dem Kamin ab. Achtlos und gar nicht rücksichtsvoll. Hoffentlich hatte sich Marlin nichts getan. Lilian versuchte erneut den Knebel im Mund loszuwerden. Er schmeckte so ecklig und er konnte nur angestrengt durch die Nase schnaufen. Lilian kniff die Augen zu. Er wollte hier weg. Das konnte ihnen doch nicht wirklich passieren. Wenn die Räuber sie töten würden? Jetzt gleich? Lilian fühlte die gleiche Todesangst wie in Raej, als er gefesselt im Lager der hayllischen Soldaten gewesen war.
Die Frau klopfte Marlin auf die Wange und irgendwann wachte der blonde Krieger darunter auf, wirkte auch erstmal orientierungslos und erschrocken. Lilian hätte ihm so gerne geholfen, aber er wusste nicht wie.
"Der hier ist schonmal sehr hübsch." Die Frau strich Marlin durchs blonde Haar. "Legt den anderen auf den Tisch."
Lilian hatte sich noch nicht in dem kleinen Raum umgesehen, er war sehr spartanisch eingerichtet. In einer Ecke lagen dünne Matratzen aus Stoff, fleckig und halb zerrissen. Es gab einen rusikalen Tisch, einen Blechzuber, mehrere Kisten in einer Ecke. Eine Türe von der Lilian nicht wusste wohin sie führte. Ein paar Laternen verbreiteten schwaches Licht, ebenso das kleine Feuer in dem verrußten Kamin. Trotzdem war es kalt und zugig. Von draußen hörte man den Regen prasseln.
Der größte muskelbepackte Räuber hob Lucero auf, als wäre er federleicht, und hob ihn auf den Tisch. Zwei Holzschalen fielen polternd herunter. Dann untersuchte die Frau Lucero. Ob sie ihm helfen würde? Der Mann, der Lilian geschlagen hatte, steckte sich eine Zigarette in den Mund und entzündete sie mit Hexenfeuer.
"Sieht aus wie ein Adeliger. Nicht wie einer der Sklaven", sagte er.
"Er ist ein Prinz", stimmte die Frau zu.
"Was machen wir dann mit ihm? Auch verkaufen?", fragte einer der anderen Männer. Er hatte sehr dicke, kräftige Oberarme und etwas Bauch hing ihm über dem Gürtel. Ein Gürtel in dem drei große Messer steckten.
"Töten", schlug der rauchende Mann vor. Lilian gab ein entsetztes Fiepen von sich. Nein, nein, sie durften Lucero nicht töten! Er war doch auch gar kein Adeliger. Wieso spielte das eine Rolle?
"Sei nicht dumm. Lösegeld ist auch Geld", wandte die Frau unwirsch ein und rief eine Flasche herbei, die sie mit den Zähnen entkorkte.
"Und was ist das?" Der größte Räuber deutete plötzlich auf Lilian. Erschrocken zuckte der Jüngling zusammen. "Ein Hänfling, der sich als Mädchen verkleidet? Ist das ne Schwuchtel, häh?"
Einer der anderen Räuber trat ebenfalls näher. Er war drahtig, mit schwarzen vom Regen nassen Haaren, und einer krummen Hakennase. Er grinste hämisch und leckte sich über die Lippen. "Ein sehr hübsches Mädchen. Mir egal was unter dem Röckchen ist."
Lilian schüttelte entsetzt den Kopf, verstand nicht worüber die Männer redeten.
"Ist das einer dieser Weiß.. Weißgekleideten?", fragte der große Räuber. "Er trägt einen weißen Mantel."
"Der Rock ist dunkel", wandte ein anderer Räuber ein, er war auch eher sehnig und er trug eine Lederrüstung.
"Er war nicht gefügig wie die anderen", steuerte der Raucher bei. Lilian versuchte sich schutzsuchend näher an Priam zu drücken. Die Männer sollten ihn nicht so anschauen.
"Vekras, hilf mir die Wunde zu nähen", forderte die Frau und der Mann mit der Hakennase trat zu ihr. Die Frau kippte etwas Flüssigkeit über die Flasche auf die Stirnwunde und dann beugte sich der Mann darüber. Mehr sah Lilian nicht.
"Sechs Sklaven. Die scheiß Tage in dem Versteck ham sich gelohnt", sagte der Mann mit den Messern und rieb sich die Hände.
"Premium Ware", pflichtete der sehnige Mann bei.
Re: Geraubt
Verfasst: Sa 30. Jan 2021, 22:05
von Marlin
Jemand schlug ihm gegen die Wange. Es war ein unangenehmes Gefühl und riss ihn aus der wohligen Dunkelheit. Die leichten Schläge fühlten sich unangenehm an und es roch auch ganz unangenehm, wie Marlin gleich darauf feststellte. Widerwillig zuckte er etwas zurück, konnte sich aber nicht wirklich bewegen. Er war gefesselt. Sofort schoss helle Angst durch ihn hindurch. Er war nicht gern gefesselt. Zumindest nicht so. Nicht, wenn alles weh tat und er am liebsten keuchen und husten wollte. Oh, er hatte Durst. Der Knebel in seinem Mund trocknete ihn aus.
Marlin blinzelte benommen und fürchtete im ersten Moment, dass er bei Javier im Kerker gelandet war und Kastor und der Kerkermeister ihm beibringen wollten, wie man Schmerzen aushielt. Kurz darauf begriff er aber, dass das nicht der Kerker war. Er erkannte nicht genau, wo er war. Dazu war er noch zu benommen. Doch er wusste klar und deutlich, dass er nicht mehr in der Villa war. Augenblicklich wünschte er sich zu Kastor und Javier in den Kerker. Er würde viel lieber lernen Schmerzen zu ertragen, als hier zu sein. Hier an diesem schmutzigen, kalten Ort mit diesen Fremden, dunklen Gestalten.
Allmählich konnte er mehr erkennen. Neben ihm war irgendwo ein kleines Feuer. Vor ihm befand sich ein robuster, einfach Tisch. Menschen in grober Kleidung standen darum herum und darauf lag Lucero. Lag dort wie tot. Erschrocken schrie Marlin in den Knebel. Doch er war noch so geschwächt, dass man es kaum hörte.
*Marlin, hier drüben sind wir*, bekam er einen schwachen Speerfaden von Priam. Mühsam drehte der blonde Krieger in die Richtung um, von wo er meinte, dass der Speerfaden gekommen war. Da lagen Theon, Priam und Lilian ganz schlimm gefesselt und geknebelt, teils halb sitzend an die Wand gelegt. Sie waren alle ganz nass. So wie er selbst ja auch. Das hatte er gar nicht gemerkt. Sie sahen ganz ängstlich aus und schauten mit weit aufgerissenen Augen zu den Männern hoch, die vor ihnen standen und auf sie runter blickten. Die Männer schienen sich etwas zu überlegen. Marlin hatte in seinem Entsetzen nicht mitbekommen, was gesprochen wurde. Und was war mit Lucero? War er tot?
Marlin hörte die Stimme einer Frau, Vekras herbei rufen. Er solle helfen die Wunden zu nähen. Das klang schreklich und erleichternd zugleich. Einem Toten nähte man keine Wunden. Oder? Einer der dunkel gekleideten Männer trat gehorsam an den Tisch und wandte sich dabei von den anderen Kunstwerken ab. Es war ein drahtiger Mann mit einer deutlichen Hakennase. Wie ein Geier sah er aus. Marlin erschauderte ängstlich.
"Was ist es den jetzt?" polterte der grösste der Krieger und stand noch immer nachdenklich vor Lilian, die sich ängstlich hinter Priam zu verstecken versuchte. Sie alle waren jedoch so fest verschnürt, dass sie sich kaum rühren konnten.
"Junge oder Mädchen? Die Signatur fühlt sich an wie ein Junge, aber aussehen tut es wie ein Mädchen." Dem grossen Krieger schien die Diskrepanz gar nicht zu gefallen.
"Musst halt was anderes erfühlen, als nur die Signatur", stachelte ihn der Krieger an, der eine Zigarette rauchte. "Dann weisst du mehr, Grosser."
"Gute Idee", befand der muskulöse Krieger ernst und bemerkte den Spott in der Stimme des Rauchers nicht. Kurzerhand beugte er sich vor und packte Lilian an ihren Fesseln an den Fussgelenken und zog sie wie ein Mehlsack über den Boden vor den Kamin, wo er besser sehen konnte. Dort ging er neben ihr in die Hocke, um sie genauer zu untersuchen.
"Hmmm, ja, der Mantel ist weiss, aber der Rock und die Strümpfe sind dunkel", stellte er fest.
"Vielleicht ist es ja so ein Zwischendings, wie mit dieser Mädchen-Jungen-Sache", überlegte der Krieger mit seinen drei Messern an seinem runden Bauch. "Noch nicht so ganz ein Weisser. Muss erst noch fertig gemacht werden oder so." Gelassen zuckte er mit den Schultern während er mit einer Hand an dem Griff eines seiner Messer herum spielte.
"Also lass mal sehen, was da drunter ist", forderte er den Grossen auf. Dieser nickte eifrig und begann an Lilians Rock zu ziehen, um ihn unter den Fesseln oberhalb des Knies heraus zu bekommen.
Nein, wollte Marlin schreien. Lasst sie in Ruhe. Doch es kamen nur unartikulierte Laute aus seinem Mund. Kräftig zog er an seinen Fesseln, zappelte darin, um näher zu Lilian zu rutschen und sie irgendwie zu beschützen. Dabei verging er fast vor Angst. Aber noch weniger wollte er, dass sie Lilian etwas taten. Je mehr er jedoch seine Muskeln in den Fesseln anspannte, desto heftiger wurde er gewürgt. Und zwar so, dass es ihm noch nicht einmal so fest die Luft abschnürte. Es wahr viel schlimmer. Es drückte ihm das Blut ab und liess ihn ganz benommen und schwach werden.
*Du darfst dich nicht bewegen, Marlin*, spürte er Terims Speerfaden von ganz weit weg. *Sonst erwürgst du dich. Marliln! Marlin? Bitte. Bleib ruhig liegen. Bitte.*
*...Lilian...* sandte er schwach und kaum bei Bewusstsein zurück. Sie mussten ihr doch helfen.
Re: Geraubt
Verfasst: Sa 30. Jan 2021, 23:50
von Lilian
Lilian zitterte, nicht nur vor Kälte sondern auch Angst. Die Männer standen immer noch um ihn herum und starrten interessiert zu ihm herunter. Wie als wäre er ein interessantes Objekt, das man ausführlicher studieren müsste. Die Räuber redeten über Lilian als ein 'es', was sich komisch und abwertend anhörte. Der Jüngling schluchzte. Er war kein 'es'. Besonders der riesengroße Mann mit dem Stiernacken und den Muskeln war interessiert und fragte sich, ob Lilian ein Junge oder Mädchen sei. 'Es' würde aussehen wie ein Mädchen.
Der Mann, der rauchte, sagte spöttisch, dass der andere mehr als nur die Signatur erfühlen müsse. Was sollte das heißen? Der andere Räuber wusste offenbar sofort was zu tun war, beugte sich vor und griff nach Lilians Fußgelenken. Der zierliche Jugendliche schrie panisch in den Knebel, als er an den Fesseln über den Boden geschliffen wurde. Dass dabei der schöne, blütenweiße Wintermantel ganz dreckig wurde war nur noch nebensächlich. Lilian versuchte zu treten, doch es gelang ihm nicht und je panischer er wurde desto mehr drückte das Seil an seinen Hals, schnürte ihn schmerzhaft ein. Der Junge landete vor dem Kamin, in der Nähe von Marlin, der endlich aufgewacht war und versuchte verzweifelt zu ihm rüberzurobben. Aber auch der blonde Krieger war von Kopf bis Fuß gefesselt, konnte sich kaum rühren.
Inzwischen hatte sich der große Räuber neben Lilian gekniet, musterte ihn ausführlich. Lilian schnaufte verzweifelt in den Knebel, versuchte den Kopf fortzudrehen. Der große Mann betrachtete Lilians Rock und die Strümpfe genauer und dann bemerkte der Räuber mit den Messern, dass Lilian vielleicht so ein 'Zwischending' war. Die Worte gingen Lilian bis ins Mark. Er schluchzte getroffen ehe ihm bewusst wurde, dass der Mann etwas anderes meinte. Dass Lilian noch kein fertiges Kunstwerk sei.
Nein, er war gar kein Kunstwerk! Aerys würde das nicht mehr aus ihm machen. Aber das war sehr kompliziert zu erklären und die Räuber sahen nicht so aus, als wollten sie Erklärungen hören.
"Also lass mal sehen, was da drunter ist", sagte der muskulöse Räuber. Lilian schrie und versuchte erstickt zu sagen, dass er das nicht wollte. Die großen Pranken legten sich auf den Rock, zogen grob an dem Stoff um ihn aus den Fesseln herauszubekommen.
Neben Lilian begann auch Marlin sich zu regen und unterdrückt etwas zu schreien. Trotz all der einschnürenden Fesseln schien er sich zu Lilian bewegen zu wollen. Terim sandte flehend, dass Marlin sich nicht bewegen dürfe, sonst würde er sich selbst erwürgen. Er müsse liegen bleiben. Marlin schien es kaum noch mitzubekommen, sein Speerfaden war nur noch ganz schwach.
*Marlin, ich hab solche Angst. Marlin, bitte tu dir nicht weh*, sandte Lilian ihm auch.
"Nedan, du hast die Fesseln doch nicht zu stark gemacht?", meldete sich die Frau zu Wort. Der Mann an der Türe schnippte seine Zigarette fort und trat sie aus.
"Er wird sich nicht erwürgen." Trotzdem kam der Mann zum Kamin und beugte sich zu Marlin, zog beim Hals etwas an den Fesseln. Vielleicht lockerte er sie. "Damit du uns nicht wegstirbst. Marlin", sagte er danach und strich durch Marlins goldene Locken. Lilian erblasste. Woher kannte der Mann Marlins Namen? Kurz darauf dämmerte es dem Jüngling. Sie hörten die Speerfaden mit an.
*Ihr dürft das nicht machen. Lasst uns wieder frei*, beschloss Lilian endlich sich zu verteidigen, *Aerys wird euch sonst alle töten.*
Er versuchte so entschlossen wie möglich zu klingen, aber er fühlte sich schreckensstarr vor Angst.
"Aerys?", fragte der Großer.
"Aerys Verden", erklärte die Frau.
"Der Adelige? Dieser Kerl, der sich mondelang in seinem Anwesen verkriecht? Ich schlottere vor Angst", sagte der Raucher und einer der anderen Männer lachte.
"Wir hätten gar nicht warten müssen bis der Schlappschwanz seine Villa verlässt", bemerkte der große Räuber. "So, jetzt lass mal sehen was es ist. Junge oder Mädchen." Damit schob er seine riesige Hand unter Lilians Rock. Der Jüngling schrie wieder. Tränen traten ihm in die Augen. Er konnte spüren wie sich die Pranke eingreifend zwischen seine Beine drückte und dann an sein Höschen packte. Die großen Finger schlossen sich um Lilians Stab, drückten ihn kurz. Lilian schluchzte unkontrolliert. Es war so eklig und gemein und tat weh. Es ließ sich gar nicht in Worte fassen. Lilian musste an den Sklavenmarkt denken und wie man ihn da betatscht hatte.
"Junge", war das abschließende Urteil. Der Mann zog seine Hand zurück.
"Wirklich? Es sieht täuschend echt wie nen Mädchen aus", sagte der Mann mit dem Bauch. "Wie fühlt sichs an?"
"Klein und süß", gab der große Räuber zurück und lachte.
"Lasst mir was übrig", warf der Mann mit der Hakennase ein, der noch Luceros Stirn vernähte. Er tat es jetzt sehr hastig. Der Prinz schien sich leicht zu regen.
"Vekras, mach es richtig", scholt ihn die Frau. "Wir wollen ihn noch verkaufen und das ohne Narben." Der angesprochene Krieger riss sich wieder zusammen. "Ein Junge, der sich als Mädchen verkleiden lässt, ist sicher mehr wert. Macht die Kleidung nicht kaputt, die können wir beim Verkauf noch für ihn gebrauchen."
Das war alles. Die Kleidung sollten die Räuber nicht beschädigen, aber Lilian schon?
Der Mann mit den kräftigen Armen und den Messern am Gürtel trat näher. Eine Hand hatte er an einem der zackigen Messer. Ängstlich blickte Lilian ihn.
"Ich will auch mal ran", stieß der Räuber dann aus. Lilian fühlte kalte Ohnmacht über sich hereinkommen.
*Nein, nein, bitte nicht. Nicht anfassen!*, sandte der zierliche Jüngling panisch, doch es half alles nichts. Der Mann ging in die Hocke, dann lüftete er den Rock und schob seine Hand ungeniert drunter. Er patschte auf den Oberschenkeln herum. Raue Finger, die zarte weiche Haut beschmutzten. Dann legte sich die Handfläche auf Lilians Höschen und packten den Stab kurz, drückten auch das Gemächt. Lilian wimmerte. Er fühlte sich so elend.
*Hört auf, bitte, ich will das nicht*, flehte er. Der Jüngling zappelte trotz der einschnürenden Schmerzen, doch der Räuber betatschte ihn trotzdem länger ehe er wieder aufstand. Lilians Rock blieb verrutscht zurück. Der Junge schluchzte gedemütigt.
"Wir sollten das Höschen ausziehen, damit es nicht kaputt geht", schlug der Räuber danach vor.
"Wir sind noch nicht zurück. Das kann warten", sagte der sehnige in der Lederrüstung. Die Frau hatte ihren Blick länger auf Marlin gerichtet.
"Die Abmachung war klar. Wir nehmen das Risiko auf uns. Wir können uns bedienen. Solange sie nicht beschädigt werden", sagte sie. "Es sind Sexsklaven. Sie wissen was sie erwartet."
Nein, Lilian wusste nicht was ihn erwartete und die Worte lösten riesige Angst in ihm aus. Bitte, er wollte hier weg. Er wollte jetzt wieder bei Aerys sein. Das war alles ein schlechter Traum. Er war kein so ein Sex...sklave und die anderen wollten das bestimmt auch nicht.
"Ein paar Stunden, nicht mehr", warnte der Mann in der Rüstung.
"Mehr brauch ich nicht", sagte der große Räuber und griff sich vulgär in den Schritt, die anderen lachten. Wieder fasste er Lilian unter den Rock. "Das Höschen brauchst du jetzt nicht mehr."
Lilian wandt sich, obwohl ihm beinahe schwarz vor Augen wurde. *Nein, nein, ihr dürft das nicht! Nein!* Er hatte nicht alles verstanden, aber er ahnte was der Mann vorhatte. Kannte es von der schrecklichen Versteigerung.
Und da ertönte Luceros Speerfaden, dass Lilian seine Schwester sei und Aerys Verden gut für sie beide bezahlen würde. Der Prinz sandte es völlig entkräftet, doch die Räuber schienen es gehört zu haben.
"Warte", sagte die Frau und die Hand des Mannes unter Lilians Rock verharrte. Der Jüngling atmete hektisch, geschafft. Lucero hatte eine richtig große Lüge erzählt. Für ihn. Tränen rannen Lilian über die Wangen. "Erklär dich", forderte die Frau und Lucero sandte benommen, dass sie beide keine Sklaven seien.
"Deswegen die andere Kleidung", sagte der Raucher. Lilian glaubte, dass die Frau ihn Nedan genannt hatte.
"Ich dachte, der Kerl lebt mit seinen Sexsklaven alleine in der Villa", beschwerte sich der sehnige Mann.
"Welcher Sklave nennt seinen Herrn bei Vornamen und sagt uns, dass wir ihn nicht anfassen dürfen?", erwiderte die Frau und deutete auf Lilian. "Lass ihn los." Fluchend zog der große Mann seine Hand unter dem Rock hervor. Lilian schluchzte erleichtert. Dann kam die Frau näher und sah ihn forschend an. "Wer ist Aerys Verden für dich?"
Panik flutete in Lilian auf. Er hatte keine Ahnung was er antworten sollte. Er konnte nicht gut lügen. Wieder half Lucero aus indem er ganz dick log und einfach sagte, dass Aerys ihr Onkel sei. Lilian war so überrumpelt, dass er nur schwach nicken konnte.
*Ja... m-mein Onkel*, sandte er, *Ich... ich hab e-eigene Gemächer und.. ganz viele Kleider.. ich bekomme Schulunterricht und... lerne die Etikette und Tanzen und...*
Die Frau machte eine unwirsche Handbewegung, dass sie genug gehört hatte.
"Unsere Informationen sind veraltet", sagte der Mann in der Rüstung.
"Wieviel Lösegeld würde Verden für euch zahlen?", fragte die Frau Lucero und dieser nannte matt eine Summe, wo nicht nur die Räuber große Augen bekamen.
"Ist doch glatt gelogen", zweifelte der Mann mit der Hakennase. "Auf dem Sklavenmarkt kriegen wir mehr für so hübsche Dinger. Warum lassen wir das Prinzchen nicht auf dem Tisch liegen und holen ihn aus der nassen Kleidung raus?" Mit seiner freien Hand streichelte er über Luceros Brust.
"Vekras, es ist schwierig genug für alle schnell Käufer zu finden", schnappte die Frau. "Außerdem ist es nicht unsere Entscheidung. Rührt die beiden einfach nicht an bis wir zurück sind. Die Lady wird entscheiden. In der Zwischenzeit gibt es genug andere." Damit machte sie eine Handbewegung zu Terim, Priam und Theon.
Der Hüne betrachtete Lilian nochmal fast bedauernd. Er tätschelte Lilians Wange. "Was ist mit dem Mund? Damit kann es sicher gut saugen." Seine Finger bohrten sich prüfend in Lilians Wangen. Der Junge wimmerte gequält.
"Charis! Wir klären es wenn wir zurück sind. Nimm einen der anderen", herrschte die Frau ihn an und der große Räuber ließ endlich ab von Lilian. Der Mann ging schweren Schrittes hinüber zu Terim, Priam und Theon. "Gut, wer von euch will mir meinen Schwanz lutschen? Ihr werdet auf eure Kosten kommen", sagte er in einem höhnischen Tonfall. Lilian verstand nicht was der Räuber von den anderen wollte, aber es klang furchtbar. Am Tisch hatte der drahtige Mann mit der Hakennase gerade einen Streifen Verband um Luceros Stirn gewickelt. Der Raucher und der sehnige Mann packten den verarzteten Prinzen und trugen ihn auch zum Kamin, legten ihn dort ab. Lilian sah ihn aus tränennassen, verzweifelten Augen an. Er war so unendlich dankbar, dass Lucero für ihn gelogen hatte. Aber was würde passieren, wenn die Räuber herausfanden, dass sie gar keine Adeligen waren?
Re: Geraubt
Verfasst: So 31. Jan 2021, 09:56
von Lucero
Lucero kämpfte schon eine ganze Weile gegen seine Ohnmacht an, auch wenn er sich körperlich nicht rührte. Vage erinnerte er sich an den Moment in der Kutsche und an die Fesseln. Wenn er wollte, dass sein Körper nicht zu sehr von den Fesseln beeinträchtigt wurde, dann musste er ruhig bleiben. Doch er durfte nicht in die süsse Vergessenheit abgleiten. Das Gefühl stets weiter aufkommender Gefahr drängte ihn dazu, sich verbissen von dieser Dunkelheit zu lösen. Es fiel ihm jedoch schwer. Sein Kopf schmerzte und ihm war übel. Etwas stimmte ganz eindeutig mit seinem Körper nicht. Abgesehen von der Fesselung. Trotzdem kämpfte Lucero weiter.
Vage begann er Stimmen zu hören, manchmal Gelächter. Terim, der Marlin besorgt anflehte, sich nicht zu rühren, damit er sich nicht erwürgte. Eine Frauenstimme gab eine Anweisung. Ein Mann antwortete. Lucero bekam die Worte nicht wirklich mit. Vielmehr fragte er sich verwundert, warum Terim Marlin vor einem Würgeknoten warnen musste. Marlin kannte diese Knoten. Auch wenn er noch nicht fertig ausgebildet war, sollte er doch nicht lange brauchen, um zu erkennen, wie er verschnürt worden war. Warum wehrte er sich also so sehr dagegen, dass sogar Terim Angst bekam, er würde sich ernsthaft schädigen?
Lilian, begriff Lucero entsetzt. Lilian wusste nicht, wie sie gefesselt war. Lilian hatte keine Erfahrung darin, wenn grobe Hände über ihren Körper glitten und mit ihr anstellten, wonach immer ihnen der Sinn sand. Respektive, sie hatte keine Übung damit umzugehen. Es zu ertragen und gar Genuss daraus zu empfangen. Sie würde nur leiden und irgendwann brechen. Deswegen wehrte Marlin sich so. Weil er versuchte Lilian zu helfen. Aber dafür reichte es nicht, sich allein gegen die Fesseln zu stemmen. Selbst wenn Marlin sich befreien könnte, aber absolut utopisch war, so gut wie sie verschnürt worden waren, käme er noch lange nicht gegen die Entführer an. Sie brauchten einen anderen Plan.
Müde und benommen konzentrierte Lucero sich auf die Stimmen, um mehr Informationen zu bekommen. Seine Augen liess er absichtlich zu. Es wäre ohnehin zu anstrengend, sie zu öffnen. Er hatte schon Mühe genug, bei Bewusstsein zu bleiben. Es ging jedoch allmählich besser, als er sich auf einzelne Stimmen konzentrierte. Lilian hörte er schon bald hell und klar in seinem Kopf. Sie wollte nicht angefasst werden. Sie hatte Angst und sie drohte den Entführern mit ihrem Tod durch den Meister. Lucero lächelte innerlich. Sie war ein tapferes Mädchen.
Leider beeindruckte es die Entführer nicht sonderlich. Lucero spürte, wie er wieder abtriftete. Eine Frau scholt einen Vekras, es richtig zu machen. Sie wollten einen ihn verkaufen und zwar ohne Narbe. Die Frau stand dicht bei ihm. Lucero bekam das Gefühl, dass sie über ihn sprach. Ihm wurde gewahr, dass ihn jemand am Kopf berührte. Dass ihn da jemand piekste. Da wo es ohnehin schon brannte. Lucero kam der rauchende Stein in den Sinn, der ihn am Kopf getroffen hatte. Jetzt nähten die Entführer ihn, damit keine Narbe entstand. Das war gut. Lucero wollte keine Narbe.
Nur das mit dem Verkaufen war nicht gut. Es würde dem Meister es erschweren, sie zu finden und zurück zu holen. Und Lilian würde das nicht überstehen. Sie war keine Sexsklavin. Sie wusste nicht, was sie erwartete. Sie konnte damit nicht umgehen. Marlin womöglich auch nicht. Er war noch nicht fertig ausgebildet und Lilian noch gar nicht. Alles was Lilian konnte war das, was behütete, adlige Mädchen eben so konnten.
*Lilian ist nich...* Oh, sein Kopf schmerzte so sehr. Alles drehte sich und er hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen. Schein Speerfaden schien nicht angekommen zu sein. Aber er musste die Entführer erreichen. Sonst würden sie sich über Lilian hermachen. Sie war so süss. Jeder würde sie haben wollen. Lucero zwang sich, seine Augen zu öffnen. Nur um gleich darauf gequält aufzustöhnen. Das Licht, welches er sah, explodierte in seinem Kopf.
*Lilian ist meine Schwester*, sandte er so intensiv wie er konnte. *Prinz Verden wird gut für uns beide bezahlen.* Weiter kam Lucer nicht. Erschöpft schloss er wieder die Augen und bekam nur halb mit, dass er die Frau tatsächlich erreicht hatte. Sie schien eine Art Anführerin zu sein. Aber vielleicht bildete er sich das nur ein. Er war sich noch nicht einmal sicher, ob sie ihn wirklich dazu aufforderte, sich zu erklären. Vielleicht war es nur seine Hoffnung.
*Lilian und ich sind keine Sklaven*, sandte er dennoch matt. Er wollte keine Chance ungenutzt vorbei streichen lassen. Deswegen strich er auch sich selbst den Rang eines Kunstwerkes ab. Einerseits, damit Lilian nicht allein war. Andererseits hatte er andere Stärken, als die Weissgewandeten. Sich einfach hinzugeben und sich führen zu lassen gehörte nicht dazu. Er konnte es, doch er war nicht so gut wie die anderen darin und das konnte ihn jetzt teuer zu stehen kommen.
In seinem halbwachen Zustand bekam er mit, wie die Frau von ihm weg ging. Mühsam versuchte er nochmals seine Augen zu öffnen. Die Frau trat zu Lilian. Dabei begriff Lucero, dass er auf einem Tisch liegen musste. Lilian musste dort vor dem Kamin liegen. Zusammen mit Marlin. Die Frau fragte sie, was Aerys Verden für sie sei. Aber anstatt zu antworten, blieb Lilian schockstarr und schien kaum mehr atmen zu können.
*Prinz Verden ist unser Onkel*, sandte Lucero angestrengt. *Wir wohnen zeitweilig bei ihm.* Nun kam doch noch etwas Leben in Lilian und sie bestätigte hastig seine Lüge und plapperte eifrig und nervös auf die Frau ein. Sie erzählte von ihren Gemächern und den Kleidern. Dem Unterricht, wo sie Etikette und Tanzen lernte. Dabei hörte sie sich an wie ein verwöhntes, adliges Mädchen. Das war gut. Das könnte sie retten.
Tatsächlich kam die Frau wieder zu ihm zurück und wollte wissen, wieviel der Meister für sie zahlen würde. Lucero nannte für Lilian und ihn zusammen das vierfache, was der Meister sonst so für ein ausgebildetes Kunstwerk im Durchschnitt bekam. Wenn sie unversehrt blieben. Er wagte nicht zu sagen, dass der Meister sie alle freikaufen würde. Das wenige was er von den Unterhaltungen der Sklavenfänger mitbekam war, dass sie viel Geld machen wollten. Wenn sie Prinz Verden sein Eigentum zurück kaufen lassen würden, bekämen sie womöglich nicht so viel Geld wie erhofft. Ausserdem wäre das Risiko grösser, dass etwas schief ging, wenn sie nur einen Kunden hatten.
Vekras, der, der ihm am Kopf rumgefummelt hatte, glaubte ohnehin, dass er log und streichelte ihm lüstern über die Brust. Lucero liess es über sich ergehen. Er hatte keine Kraft, sich darum zu kümmern. Er musste noch immer darum kämpfen, überhaupt wach zu bleiben. Nur sein Körper erschauderte angstvoll. Das passte wohl zu einem adligen, entführten Prinzen dachte er sich matt. Lieber konzentrierte er sich auf die Frau, die nun entschied, dass Lucero und Lilian nicht angefasst werden würden, bis sie zurück wären und die Lady, wer auch immer das war, entscheiden würde, was weiter geschah. Lucero wagte es innerlich erleichtert aufzuatmen. Besonders als die Anführerin einen Mann namens Charis verbot weiter Interesse an Lilian zu zeigen und ihn anwies stattdessen einen der anderen zu nehmen.
Lucero hörte schwer Schritte, die von einem mächtigen Mann zu stammen schienen. Kurz darauf wollte Charis wissen, wer ihm den Schwanz lutschte. Sie würden auch auf ihre Kosten kommen. Lucero bezweifelte das ja stark. Die anderen Kunstwerke wohl ebenfalls, denn es meldete sich niemand freiwillig.
*Nun macht schon*, sandte Lucero zwar erschöpft, aber dennoch befehlsgewohnt und eiskalt. *Dafür seid ihr da. Dafür hat mein Onkel euch ausgebildet. Wehe ihr bringt Schande über ihn. Zeigt, was ihr könnt.* Sein Speerfaden sollte seine Rolle als junger Adliger, der seine Haut retten wollte, unterstreichen. Doch es steckte noch mehr dahinter. Er gab den Kunstwerken damit die Erlaubnis, sich ohne den Befehl des Meisters auf jemand Fremdes einzulassen. Wenn er ihnen das als Blutiger befahl, war er der Stellvertreter des Meisters und er würde die Konsequenzen tragen müssen, wenn dem Meister nicht gefiel, was er ihnen befohlen zu tun hatte.
*Ich... ich kann das tun*, meldete sich Terim verängstigt aber gehorsam. *Wenn ihr mir den Knebel entfernt, werde ich tun, was Ihr verlangt.*
"Aber nicht beissen", grunzte Charis etwas überrascht von dieser Gehorsamkeit, nachdem Lilian sich so heftig gegen ihn gewehrt hatte.
*Das würde ich nie tun, Herr*, versprach Terim mit belegter Stimme. Lucero ahnte, dass ihm die Fesseln, besonders die um den Hals, zu schaffen machten. *Ich will keine Schande über den Namen meines Meisters bringen.*
Während Terim sich ergeben anbot und den grossen Krieger von Lilian ablenkte, wurde Luceros Kopf verbunden, ehe sie ihn zu Lilian und Marlin an den Kamin trugen. Ein Mann mit einem runden Bauch und fiesen Messern im Gürtel hatte sich derweil dem blonden Krieger gewidmet. Er schien vorher bei Lilian in der Hocke gewesen zu sein. Nun kniete er bei Marlin und schob ihm ungeniert die Tunika über die Hüften hoch.
"Da scheint was an der Geschichte des Prinzen zu sein", brummte er überrascht. "Der hier trägt noch nicht einmal Unterwäsche." Nichts was den Krieger zu stören schien. Geniesserisch strich er über die glatten Schenkel zur Hüfte, schob probehalber seine Hand über Marlins knackigen Hintern, knetete ihn zuerst wie als wolle er eine Kostprobe nehmen. Eine Kostprobe, mit der er zufrieden war. Denn kurz darauf knetete er den Hintern begieriger. Dass Marlin wimmerte und vor Angst zitterte störte ihn nicht.
"Und einen Ring des Gehorsams trägt er auch", stellte er fest. "Das tut dieser Mädchenjunge nicht."
"Zeig mal", forderte der eine Mann, der Lucero auf dem Tisch verarztet hatte. Er schob sich näher zu Marlin. "Stimmt." Zielstrebig schlossen sich seine Finger um Marlins Männlichkeit. Erschrocken schrie Marlin in seinen Knebel und bäumte sich leicht auf. Es half jedoch nichts. Vekras rieb ihm den Stab langsam und gekonnt der ganzen Länge nach, um ihn zu stimmulieren und wachsen zu lassen.
"Und er ist überraschend gross gebaut für einen Krieger mit seiner Körpergrösse", stellte er mit einem schmierigen Grinsen fest. "Daran könnte so manch reiche Lady gefallen finden. Der ist bestimmt so einiges Wert."
Re: Geraubt
Verfasst: So 31. Jan 2021, 10:57
von Lilian
Niemand sandte etwas auf die grobe Frage des Räubers, als Lucero wieder sandte. Auch dieser Speerfaden klang erschöpft, dafür waren die Worte umso herzloser. Die Kunstwerke sollten zeigen was sie konnten, sonst würden sie Schande über Luceros Onkel bringen. Sie wären dazu gemacht. Das klang alles so falsch und widerlich. Wieso bot Lucero die anderen so an? Konnte er nicht sagen, dass die anderen auch Adelige waren? Aber vielleicht würden ihnen die Räuber das erst recht nicht glauben und die anderen trugen nur weiße Kleidung.
Lilian schluchzte auf, als er hörte wie Terim sich meldete und sandte, dass er tun würde was der Mann wollte. Dazu sollte ihm der Räuber den Knebel entfernen. Lilian wusste nicht wieso und es tat ihm so leid, dass Terim jetzt irgendetwas schreckliches geschehen würde. Und Lilian konnte nicht helfen. Da er aufgrund der Fesseln seinen Kopf nicht viel drehen konnte, sah der Jüngling auch nicht was dort in der Ecke vor sich ging. Er hörte nur wie sich der riesige Räuber an Terim zu schaffen machte. Hoffentlich löste er ihm die Fesseln. Das wäre doch etwas gutes.
Einer der anderen Männer, der mit dem Bauch und den starken Oberarmen, war zu Marlin getreten. Da Lilian direkt daneben lag, konnte er entsetzt mit ansehen wie der Räuber Marlins weiße Tunika hochschob. Und dass Marlin darunter nackt war. Erschrocken wandte Lilian den Blick ab. Er wollte nicht dorthin starren und dieser Mann sollte Marlin da auch nicht anfassen. Lilian hörte wie sein Freund wimmerte und der Körper neben ihm begann zu zittern.
Aus der Ecke wo Priam, Theon und Terim waren hörte Lilian mittlerweile so komische undefinierbare Geräusche, wie ein fleischiges Klatschen und dann stöhnte jemand.
"Oh ja, das is was ganz anderes als nen Strichjunge. Das ist ein Profi", sagte der große Räuber. "Aber da geht sicher mehr... mmmhhh.." Daraufhin hörte man unterdrückte Würgegeräusche ehe wieder die komischen Geräusche einsetzten. Lilian kniff verstört die Augen zu.
Plötzlich schrie Marlin neben ihm auf und wandt sich.
Einer der anderen Männer sagte, dass Marlin überraschend groß gebaut wäre und das würde sicher einer reichen Lady gefallen. Marlin wäre einiges wert.
*Lasst ihn in Ruhe. Ihr sollt ihn nicht anfassen*, sandte Lilian und versuchte Marlin zu beschützen. Aber wie? Der Jüngling hatte wieder die Augen geöffnet und so sah er, dass gleich zwei Männer bei Marlin knieten und ihn am Hintern berührten.
Der Mann mit der Hakennase lachte schäbig. "Nicht nur die reichen Ladies. Diese Lady hier hat auch Interesse", höhnte er.
"Das ist sicher sein Lieblingssklave", vermutete der Mann mit dem Bauch. "So zarte Jungs sind doch immer die versautesten."
Aus der Ecke kamen grunzende, widerliche Laute. Schmatzende Geräusche verstärkten sich.
"Als ob dieser Hänfling so einen Prachtschwanz in sich aufnehmen kann", lachte der drahtige Räuber. "Das wär doch eher was für dich, Raissa."
Die angesprochene Frau gab dem Mann einen Schlag auf den Hinterkopf, aber sie grinste dabei.
*Ihr sollt ihm nicht weh tun*, versuchte Lilian es nochmal.
"Wir tun ihm schon nicht weh. Wir prüfen nur die Ware", sagte der Mann namens Vekras. Dann machte er irgendetwas bei Marlin, was diesen trotz Knebel aufschreien ließ. Gedämpft klang es durch die Hütte, vermischte sich mit dem Stöhnen des großen Räubers. Lilian zappelte, woraufhin sich die Fesseln so eng um den Hals schlangen, dass er panisch nach Luft schnappte und schon bald ganz blass im Gesicht wurde. Der Raucher fluchte, trat zu Lilian und riss ihm grob den Knebel aus dem Mund.
Lilian würgte, hustete und keuchte bis er wieder richtig atmen konnte. Neben ihm schrie Marlin immer noch. Was machte der dicke Mann mit ihm?
"Nedan, entfern allen den Knebel. Wir sind weit genug weg von der nächsten Straße. Hier hört sie niemand", sagte die Frau und daraufhin ging der Raucher durch die Reihen und begann die Knebel herauszunehmen. Kurz darauf kam der Räuber mit der Lederrüstung und hielt Lilian eine Feldflasche an die Lippen, kippte ihm Wasser hinein. Lilian trank hustend, etwas Wasser lief ihm wieder über die Lippen, doch er war froh, dass er etwas trinken konnte. Auch Lucero wurde so versorgt.
"Ohh.. ja, schluck alles", stöhnte der Räuber aus der Ecke. Was meinte er? Gab er ihm auch etwas zu trinken? Was machte er mit Terim? Lilian versuchte nicht daran zu denken. Verängstigt drückte er sein Gesicht an Luceros Brust, hielt die Augen geschlossen und wimmerte leise.
"Befreien wir den Blonden mal aus den Fesseln, damit er was arbeiten kann", sagte der Mann mit den Messern.
"Bring ihn zur Matratze", sagte ein anderer und er klang überaus gierig. Lilian konnte die Stimmen der Männer noch nicht alle zuordnen, doch sie schienen Marlin zu packen und vom Kamin wegzutragen.
"Keine Beschädigungen", mahnte die Frau nochmals.
"Jaja, dann gib mir was von der Gleitcreme", erwiderte der Räuber. Gleitcreme? Lilian wusste nicht was passieren würde. Die Räuber sollten nichts mit Marlin machen und dass sie ihn zu einer Matratze trugen, klang gar nicht gut. Würden... würden sie ihn missbrauchen? Lilian wurde ganz bange. Auch in der Villa hatte er so etwas schon einmal durch die Kerkertüre mitanhören müssen oder Kastor hatte Marlin weggeschliffen. Aber nie war Lilian im gleichen Raum gewesen und keiner der Blutigen hatte Lilian überzeugen können, dass Marlin das wollte. Eher, dass er es 'aushalten' würde oder noch 'üben' müsse.
"I-ich muss auf Toilette", sagte Lilian in der Hoffnung, dass die Männer sich dann um ihn kümmern mussten.
"Vekras, kümmer dich um ihn. Bring ihn nach draußen", forderte die Frau. Vielleicht war sie die Anführerin?
"Ich? Ich wollte gerade-" Der Räuber schnaubte unzufrieden. Fluchend trat er zu Lilian, packte ihn grob und löste ihm unten die Fesseln. "Komm mit." Er riss Lilian nach oben und stieß ihn nach vorne. Der Jugendliche wäre beinahe wieder hingefallen. Seine Beine kribbelten eingeschlafen, wollten ihm kaum gehorchen. Lilian prallte schmerzhaft gegen die Türe von wo sie reingekommen war.
"Los, du Schwuchtel." Der Räuber packte ihn erneut und schob ihn nach draußen in die Kälte. Regen flog ihnen entgegen. Lilian stolperte über einen matschigen Trampelpfad. Die Angst ließ seinen Körper zittern. Wohin gingen sie? Vielleicht war das eine ganz dumme Idee gewesen.
Re: Geraubt
Verfasst: So 31. Jan 2021, 13:14
von Marlin
Marlin schluchzte erleichtert auf, als es Lucero irgendwie doch noch geschafft hatte, die Männer davon abzuhalten, sich an Lilian zu vergehen. Dabei wirkte er, als wäre er schon halb tot. Totgeschlagen von dem Ding, das die Räuber im Park gegen seinen Kopf geworfen hatte. Marlin selbst hatte kaum was zum Schutz von Lilian ausrichten können und er wäre Ohnmächtig geworden, wenn der eine Räuber nicht zu ihm gekommen und den Strick um den Hals gelockert hätte. Lucero schaffte es jedoch selbst halb ohnmächtig die Räuber davon zu überzeugen, dass Lilian und er Verwandte des Meisters waren. Verwandte, die da manchmal lebten und unterrichtet wurden. Verwandte für die der Meister viel Lösegeld zahlen würde. Das wirkte genug, dass die Räuber von ihm und Lilian abliessen. Das freute Marlin sehr.
Um so mehr erschreckte es ihn, dass Lucero ihnen hart und wie der Sohn eines adligen Sklavenbesitzer befahl, dass sei tun sollten, wozu sie ausgebildet waren. Aber er war doch noch nicht ausgebildet. Hilfesuchend blickte er zu Lucero in der Hoffnung, dass er für ihn auch eine gute Idee hatte. Er war doch noch kein fertiges Kunstwerk. Doch Lucero lag nun dermassen erschöpft vor dem Kamin und konnte seinen Blick nicht erwidern, dass Marlin fürchtete, dass der Prinz ganz schlimm verletzt worden war. Er musste das irgendwie selber überstehen. Lilian und Lucero waren die Adelskinder und sie andere die Kunstwerke. Diese Lüge mussten sie aufrecht erhalten, sonst würde es allen voran Lilian sehr schlecht ergehen. Marlin erkannte, das seine Lügengesichte darin bestand, so zu tun, als wäre er ein voll ausgebildetes Kunstwerk. Tiefe Angst erfasste ihn. Das würde er nicht können. Aber wenn er es nicht konnte, dann würden sie vielleicht auch hinter die Lüge mit Lilian kommen. Er hatte sie beschützen wollen. Das war jetzt sein Weg, wie er es tun konnte.
Dennoch konnte er ein erschrockenes Aufschreien nicht verhindern, als ihm einer der Männer einfach an seine Männlichkeit griff. Hart und fordernd. Zum Glück wurde der Schrei etwas von dem Knebel gedämpft. Zusätzlich ging der Laut auch in den Geräuschen unter, die der grosse Mann machte, während er sich an Terim bediente. So wie es sich anhörte, hatte er schon bald genug von Terims Zungenfertigkeit und stiess einfach nur noch brünftig in dessen Schlund. Marlin erschauderte ängstlich. Doch er würde das überstehen. Für Lilian. Er würde sie schützen.
Leider hatte sein Aufschrei zuvor Lilians Aufmerksamkeit zu sehr auf sich gezogen. Anstatt sich still und unauffällig zu verhalten. Das war doch gefährlich. Aber die tapfere Lilian wollte ihn auch beschützen. Marlin musste mutiger sein. Sonst würde sie sich noch seinetwegen in Gefahr bringen. Die Männer scherzten schon, dass Lilian Interesse an ihm hatte. Dabei wusste Marlin nur zu genau, dass dem nicht so war. Lilian sollte besser nichts mehr sagen. Es würde schwierig sein, so zu tun, als wäre Marlin Lilians Lieblinbssexsklave. Sehr schwierig.
Tapfer versuchte Marlin sich zu entspannen und nicht zu fest unter den forschen Händen zu erzittern, die ihn rücksichtslos in seiner Intimregion betatschten. Einer der Männer massierte neugierig seine Männlichkeit und versuchte wohl heraus zu finden, wie gross sie werden konnte. Aber er war so gar nicht feinfühlig, so dass Marlin es schwer fiel, sich darauf einzulassen. Seine Wangen färbten sich rot vor Scham. Der Meister wäre so enttäuscht von ihm, wenn er erfuhr, dass er nicht sofort auf Luceros Befehl hin hart geworden war. Hektisch atmend saugte er an seinem Knebel und versuchte scharf zu werden.
Die Hand an seinem Hintern machte den Versuch jedoch rasch wieder zunichte. Sie hatte ihn grob geknetet und die Finger wandern lassen. So lange, bis der Mittelfinger seinen Eingang ertastet hatte. Begierig drängte er dagegen. Schnell und kraftvoll, so dass Marlin das vordere Fingerglied unvermittelt in sich spürte. Er hatte keine Chance gehabt, sich anzuspannen, oder besser noch sich zu entspannen. Er war einfach erobert worden. Die abrupte Weitung schmerzte und er schrie ungewollt erneut in seinen Knebel, bäumte sich unter den Händen und in den Fesseln auf.
Sofort wollte Lilian wieder für ihn kämpfen. Verzweifelt wollte er Lilian senden, dass es schon gut war. Dass sie leise sein sollte. Aber mehr als ein tröstendes Gefühl brachte er nicht zustande. Der Finger in ihm war zu ablenkend. Zudem machte er sich grosse Sorgen um Lilian, die nun plötzlich keine Luft mehr bekam und ganz rot im Gesicht wurde. Marlin wollte zappeln und zu ihr gelangen. Doch er war gefesselter und blossgestellter als zuvor. Zum Glück wies die Anführerin Nedan an, allen die Knebel ab zu nehmen. Gleich darauf kam nicht nur Lilian wieder zu Atem, sondern auch Marlin. Sie bekamen sogar etwas zu trinken und die Hände an seinem Körper zogen sich erstmal zurück. Dafür hörte man nun Charis um so deutlicher, wie er seinen Höhepunkt tief in Terims Kehle erlebte. Mit einem gelösten Seufzen trat er von Terim zurück, liess den gefesselten Krieger einfach fallen, nachdem dieser schön artig alles geschluckt hatte. Stöhnend plumpste Terim auf den groben Hüttenboden.
"Den müsst ihr unbedingt auch ausprobieren", befand Charis zufrieden, während er sein Glied wieder in der Hose verstaute. "Der kann verdammt gut lutschen. Und er hat ein Piercing in der Zunge. Das macht einem total kirre."
Der Mann mit den Messern, der Marlin schon länger inspiziert hatte, wollte aber erstmal lieber ihn von den Fesseln berreien, damit Marlin etwas arbeiten könne. Ängstlich zuckte der Krieger zusammen. Er wusste, was jetzt auf ihn zukam. Er wollte sich dem auch stellen, damit die brutalen Männer nicht auf den Gedanken kamen, sich doch noch an Lilian zu vergehen. Dennoch hatte er Angst davor. Hatte Angst vor den Schmerzen, denn sie sahen alle so wild und begierig aus. Bestimmt würde es mit ihnen fast so schlimm wie mit Kastor werden. Entsprechend dankbar schaute er zu der Frau, die die Männer schon mehrfach dazu ermahnt hatte, sie nicht kaputt zu machen. Noch nicht einmal zu beschädigen. Wenn sie wie versichert Gleitcreme nehmen würden, dann könnte er es schon aushalten, machte Marlin sich selber Mut.
Fest aber nicht grob wurde er an den Oberarmen gepackt und an Terim, Priam und Theon vorbei zu der Matratze in einer Ecke der Hütte geschleift. Dort legten sie ihn auf den Rücken auf seine gefesselten Arme. Es schmerzte und bod seinen Rücken durch. Zumal das Wort Matratze absolut übertrieben für das war, worauf er lag. Es war mehr einfach nur eine sehr dicke Decke. Die Männer störte das nicht. Geschickt lösten sie seine Fesseln um die Beine und spreizten sie abrupt weit. Gequält stöhnte Marlin auf. Es tat gut. Aber gleichzeitig schmerzte es auch, nachdem seine Beine so lange so eng zusammen gefesselt gewesen waren.
Marlin fürchtete schon, dass sie ihn nun einfach besteigen würden, als sich Lilian unvermutet noch einmal meldete, dass sie auf die Toilette müsste. Entsetzt blickte Marlin zu ihr. Was tat sie denn da. Sie sollte besser leise sein und sich um Lucero kümmern. Entsprechend wütend wurde Vekras auch, als er den Auftrag bekam, Lilian nach draussen zu bringen. Unsanft befreite er Lilian von ihren Beinfesseln und schubste sie Richtung Tür, wo sie dagegen prallte. Das sah schmerzhaft aus. Marlin zuckte für Lilian zusammen. Dann war sie nicht mehr zu sehen. Oh, nein, das war nicht gut.
Der Mann mit den Messern hatte dafür um so mehr Freude, dass er nun alleine zwischen Marlins Beine knien konnte. Er rief eine Dose Gleitcreme herbei und steckte zwei seiner Finger tief rein, ehe er Marlin zu behandeln begann. Dabei ging er sehr fachmännisch und gewissenhaft vor. Bald schon musste Marlin schwer atmen. Seine Männlichkeit regte sich endlich und wurde zusehends steifer und als der Mann dann einen Finger in ihn schob, um ihn auch von innen vorzubereiten und seine Öffnung zu weiten, musste der Krieger lusterfüllt aufstöhnen.
"Hmmm, ja, die wissen wirklich was sie zu tun haben", grinste der Mann mit den Messern und löste seinen Gürtel von seinem üppigen Bauch. Danach öffnete er mit seiner freien Hand auch rasch seine Hose, um seine harte Männlichkeit heraus zu nehmen. Begierig rieb er sie mit viel Gleitcreme ein, während er seinen Finger weiter in Marlin tanzen liess. Er schob sogar noch einen zweiten in ihn hinein, spreizte sie, drückte seien Öffnung auseinander. Mit einer Fingerspitze glitt er an einen Punkt in Marlin, wo dem Krieger nichts anderes übrigblieb, als hilflos erregt zusammen zu zucken. Sein Stab war inzwischen zu seiner vollen Grösse angewachsen und zuckte hungrig.
"Seht euch nur diese stattliche Lanze an", lachte der Krieger zwischen seinen Beinen erstaunt. "Ich wette, mit dem entsprechenden Spielzeug in seinem Hintern vögelt er seine Lady die ganze Nacht lang wie ein notgeiler Rammler." Marlin wandte beschämt den Kopf ab. Gleichzeitig war er aber unendlich scharf geworden unter der kundigen Behandlung und dass die Fesseln stetig über seine Brust rieben, machte es auch nicht leichter.
Dadurch dass er den Kopf weggedreht hatte, konnte er sehen, wie der Mann, der vorhin geraucht hatte, Priam bäuchlings über die Tischkante gelegt hatte. Er schien ganz fasziniert von dem zu sein, was er sah. Er hatte einen Finger an Priams Eingang und spielte da mit etwas, was Priam bald schon zum Beben und hemmungslos stöhnen brachte.
"Der hier hat hier unten zwei Piercings", meinte der Raucher staunend. "Oben und unten so silberne Kugeln. Und die sind noch nicht mal so klein." Er drückte daran herum und schaute noch etwas genauer hin. "Die scheinen an Stäben befestigt zu sein", überlegte er verwundert. "Die gehen in ihn rein. Ich wette, das andere Ende des Stabes spürt man in seinem Kanal." Er lachte ungläubig. "Was diesen Adligen mit ihren Sklaven so alles in den Sinn kommt."
"Wo ist Lilian?" lies Lucero auf einmal scharf von sich vernehmen. Marlin zuckte erschrocken zusammen und der dicke Mann, der gerade seinen Schaft hatte ansetzen wollen, hielt auch etwas überrasch von der Befehlsgewalt in der Stimme inne.
"Wo ist meine Schwester", tobte der Prinz weiter, als hätte er hier das sagen. "Wo habt ihr sie hingebracht. Mein Onkel wird euch das Lösegeld nur zahlen, wenn wir gesund und unversehrt zu ihm zurück kommen. Bringt mir Lilian zurück!"
Re: Geraubt
Verfasst: So 31. Jan 2021, 15:12
von Lilian
"Nun mach schon. Ich verpasse alles", grollte der Mann und stieß Lilian weiter nach vorne. Der nasse Jüngling wimmerte und schlotterte. Verzweifelt huschte sein Blick hin und her, ob es nicht irgendwo eine Möglichkeit zur Hilfe oder Flucht gab. Natürlich wollte er die anderen nicht im Stich lassen, aber Lilian wusste auch, dass er sich niemals würde gegen die Räuber wehren können. Er konnte seinen Freunden nicht körperlich helfen. Das einzige was er vielleicht tun konnte, war zu fliehen und Hilfe zu holen. Das Anwesen musste doch irgendwo in der Nähe sein, aber es war alles so finster und durch den Regen sah Lilian kaum etwas.
Der Räuber schaffte Lilian zu einem winzig kleinen Abort mit einer schief hängenden Türe.
"Jetzt mach schnell", fuhr er ihn an. Sein Atem roch schlecht. Lilian verzog das Gesicht.
"Wie... wie denn mit den Fesseln?", fragte er überfordert. Der Räuber grummelte, trat hinter Lilian und band ihn los. Endlich konnte Lilian wieder seine Arme nach vorne nehmen, sie kribbelten und schmerzten bereits.
"Danke..", schluchzte er. Vielleicht würde der Mann netter zu ihm werden, wenn Lilian freundlich war.
"Na los", grollte dieser Vekras stattdessen. "Ich werd klatschnass."
Lilian stolperte zu dem Abort. Es roch furchtbar und es war dunkel und klein. Als der Jüngling die Türe schließen wollte, hielt der Räuber diese fest. Lilian sah ihn erschrocken an.
"Was? Gucken dir nicht sonst dutzende Diener zu? Los jetzt!"
Schluchzend machte Lilian sich ans Werk. Er musste den Rock vorne lüften, aber das sah der Mann zum Glück nicht. Trotzdem war es erniedrigend. Lilian glaubte schon, dass es nicht schlimmer werden konnte, als er die Hand des Mannes an seinem Hintern spürte.
"N-nicht! Lasst das!", rief der Jüngling entsetzt. Der Räuber knetete den Hintern grob. Lilian kannte den niedrigen Komfort durch seine Zeit in Raej, aber da hatte nie jemand hinter ihm gestanden und ihn dabei unsittlich berührt. Gleichzeitig konnte er nicht anders als sich zu erleichtern. Der Mann lachte dreckig.
"Ich wette, du bist so richtig versaut... dein Arsch fühlt sich so gut an." Er stand jetzt ganz dicht bei Lilian. Der stinkende Atem wehte zu ihm herüber.
Lilian weinte, ließ den Rock wieder sinken als er fertig war.
"Gut, jetzt zurück mit dir. Ich-", setzte der Mann an und zog an Lilian. Der Jüngling glitt flink zur Seite und duckte sich unter dem Griff hinweg. Er hörte den Räuber noch fluchen, aber Lilian rannte bereits ungelenk ein paar Schritte. Er musste hier weg! Er hielt das nicht aus. Er würde Hilfe finden und seine Freunde retten. Er durfte sich nicht einholen lassen. Die Gedanken schossen ihm durch den Kopf, während er durch den Schlamm rannte. Es spritzte bis hoch an seine Beine. Lilian schlug einen Haken, als er den Räuber aus den Augenwinkeln sah.
Als der Junge sich wieder auf vorne konzentrierte und zu den Bäumen wollte, trat ihm abrupt eine dunkel gekleidete Gestalt in den Weg. Eine Armbrust im Anschlag.
"Stop!" Die Gestalt richtete die Armbrust auf ihn und während Lilian noch verzweifelt überlegte, was er jetzt machen sollte, hatte Vekras ihn eingeholt und schlang einen Arm um ihn.
"Nein! Nein, lass mich los!", schrie Lilian und trat um sich. Der Griff wurde brutaler, zerrten ihn zurück zum Haus.
"Sei beim nächsten Mal besser vorsichtiger", ermahnte der Schützte. Die Gestalt mit der Armbrust verschwand wieder in der Dunkelheit.
"Halt still, du Göre!", schimpfte der Räuber und fluchte, als Lilian ihn hinten am Schienbein traf. Der zierliche Jüngling wurde gepackt und zurück getragen. Der Räuber schlug ihn auf den Hintern, hart und fest. Lilian schrie erneut. Der Mann stieß die Türe auf und warf Lilian dort zu Boden wie Abfall. Hart kam Lilian auf den Holzbohlen zum liegen, eines seiner Knie schrammte schmerzhaft über das raue Holz. Schluchzend rollte er sich zusammen, hielt die Arme schützend über den Kopf.
"Selon, fessel es wieder. Es wär beinahe ausgebüxt." Der sehnige Mann in der Rüstung kam und packte Lilians Arme, schlang geübt und schnell einen Strick herum. Danach wurde Lilian zurück über den Boden zu Lucero geschliffen. Für einen Moment war der junge Krieger orientierungslos, konnte nur den fleckigen, dreckigen Holzboden sehen. Nur schwach Ausschnitte von der Matratze und dass sich dort etwas bewegte. Beim Tisch stand einer der Räuber und hatte sich über jemand anderen gebeugt. Lilian sah nur die Beine. Er wusste nicht was los war.
Erst als er wieder bei Lucero lag, konnte er sich genug besinnen, dass er die Geräusche um sich herum wahrnahm. Unbekannte, verstörende Geräusche. Er hörte fleischiges Klatschen, Grunzen, Ächzen. Jemand stöhnte. Es schien von allen Seiten zu kommen. Der Tisch knarzte. Da waren Würgegeräusche, noch mehr Stöhnen und Gehechel. Lilian hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten.
"Wo warst du so lange, Vekras? Hast du dich doch vergnügt?", fragte einer.
"Bah, die Puppe hat nicht mal ausgehalten, dass ich den adeligen Knackarsch befühlt hab. Und dann wollte sie abhauen", beschwerte sich der Räuber. "Beim nächsten Mal geht wer ander. Und ihr habt ohne mich angefangen."
"Ah, der Blonde fühlt sich zu geil an", stöhnte ein anderer. Das Klatschen intensivierte sich, wurde schneller. Es waren komische schmatzende Geräusche. Lilian kniff die Augen zu. Er hatte sich fest an Lucero gekuschelt und wünschte sich verzweifelt, der Albtraum würde ein Ende haben. Er konnte sich nichtmal vorstellen, was um ihn herum passierte. Er fühlte sich wie im Auge eines Sturmes. Wieso half ihnen niemand? Wo waren die Wachen der Villa? Wo war Aerys? Lilian wollte hier weg. Er schluchzte erbärmlich, die Tränen tränkten Luceros ohnehin schon nassen Mantel vorne.
Der Prinz flüsterte ihm da leise aber eindringlich zu, dass sich Lilian nur auf ihn konzentrieren sollte. Auf seine Atmung und dass er immer in Luceros Nähe blieb. Lilian nickte und bemühte sich Luceros Atemzügen zu folgen. Es beruhigte nur ein bißchen.
"Der auf dem Tisch hat Piercings. Wenn man tief reinstößt, spürt man die Stäbe. Ahhh... jaa... ohhh.." Der Mann stöhnte und der Tisch begann heftiger zu ruckeln.
"Guck mal wies dem gefällt. Sein Schwanz spritzt auch gleich ab."
Es waren hässliche, dreckige Worte, die Lilian zutiefst verstörten. Zwischendrin glaubte er Marlin zu hören, doch er wusste nicht, ob es stimmte. Es klang so seltsam.
"Lucero...", wisperte Lilian, "Ich will hier weg... ich hab solche Angst." Er sagte es ganz leise, nah an dem Ohr des Prinzen. "G-geht es dir gut?" Lilian wusste nicht was er tun sollte oder konnte. Hier liegen bleiben, während diese Geräusche auf ihn einprasselten?
Lucero bat ihm, den Strick am Hals etwas zu lösen und Lilian rutschte näher. Zwar waren seine Handgelenke vorne gefesselt, doch er konnte damit an Luceros Hals reichen und versuchen das Seil des Prinzen zu lösen. Ganz vorsichtig, weil er nicht wusste, ob er es überhaupt durfte. Inzwischen flüsterte Lucero ihm weiter zu. Dass er ruhig bleiben sollte. Dass sie wieder in Sicherheit kommen würden, doch Lilian müsse jetzt tapfer sein. Der Jüngling schluchzte. Er fühlte sich überhaupt nicht tapfer.
"Ich probier den hier. Komm mit auf die Matratze, da ist noch Platz", sagte der Mann, der Vekras sein musste. Lilian wusste nicht wer auf die Matratze musste, nur dass es etwas furchtbares bedeutete. Man hörte wie jemand über den Boden gezerrt wurde. Von der Seite der Matratze hörte Lilian brünftige, dunkle Laute bis jemand mehrmals laut stöhnte.
"Das Loch vom Blonden ist schön eng, ahhh."
"Du hattest genug, Jorkos. Komm aus ihm raus", sagte die Anführerin. "Seine Lanze ist sehr prall geworden. Ich glaube, er braucht jetzt eine richtige Frau."
Die Männer lachten. Von der Matratze waren die Geräusche von Kleidung zu hören, ein Wimmern und dann ein schmatziger, glitschiger Laut.