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Die Zeremonie
Verfasst: Fr 8. Mai 2020, 19:15
von Lilian
Obwohl Lilian viel zu weite Sachen trug, bewunderte ihn Marlin gleich. Nur Lucero meinte frech, dass die Kleidung zu groß wäre und schickte sich prompt an, an Lilians Hose zu ziehen. Erschrocken hüpfte der Jüngling etwas zurück, als zum Glück Darion dazwischen ging und Luceros Hand abhielt. Es wäre ungehörig, Lilian so zu bedrängen. Das fand er auch. Darion scheuchte sie alle auf, ganz wie ein großer Bruder, wollte, dass sie ins Bad gingen, um sich frisch zu machen. Lilian fand es schön, dass die anderen wieder besser mit Darion umgingen und ihn nicht mehr ängstlich mieden. Lucero am allerwenigsten, der sich gleich an Darion hängte und mit ihm ins Bad wollte. Der ältere Krieger ließ es lächelnd gewähren. Lilian wusste ja, dass der junge Prinz Darion nun öfter besuchte und die beiden sich vielleicht auch näher kamen dabei. Der Jugendliche fand es einfach schön, dass Darion wieder Freunde hatte. Er versuchte nicht daran zu denken wie sehr sich der Blutige gefreut hatte, Marlin zu... nehmen, nachdem er Lilians Prügelknabe gewesen war. Ein erschreckender Gedanke.
Marlin und Terim wollten ein Frühstücksmittagessen organisieren und danach bald wieder da sein.
"Danke, das ist sehr nett", sagte Lilian. Er hatte nichts dagegen zu versuchen sich abzulenken. Alles, um nicht an morgen zu denken. Dann würde er nur überlegen wie er doch noch hier wegkam. Bei Lady Uleste war er in allerletzter Sekunde gerettet worden. Wieso konnte das nicht hier passieren? Vielleicht würde Prinz Verden kurz vorher doch erkennen wie schrecklich es war was er tat und Erbarmen haben. Es war ein schöner Gedanke und der Junge hätte gerne so lange wie möglich daran festgehalten.
Während die anderen sich aufteilten, suchte Lilian endlich das Bad auf. Nach dem gestrigen langen Tag und dem Schlafen in dem Kleidchen, wollte sich der Junge ausgiebig duschen. Lange stand er unter dem warmen Wasser, ließ sich berieseln. Ab und zu wollten die Tränen aufkommen, zusammen mit Verzweiflung und Angst. Mühsam kämpfte er es nieder.
Nachdem er seine Morgentoilette erledigt hatte, kehrte Lilian zurück in sein Zimmer. Er trug wieder Darions Kleidung, fühlte sich etwas frischer. Der Jüngling begann das Bett ordentlich herzurichten und die Schuhe wegzuräumen, einfach damit er beschäftigt war.
Bald war dies aber auch erledigt. Niedergeschlagen sah er nach draußen. Es war bewölkt und trübe, genauso wie er sich fühlte. Lilian seufzte, hatte sich auf die Fensterbank gesetzt. Er dachte an seine Familie, an seine Schwester, seine Eltern. Er vermisste sie unheimlich und der Gedanke, sie nie wiederzusehen, war zu viel. Unglücklich wischte er sich ein paar einzelne Tränen fort.
Da klopfte es, er hörte Marlin und Terims Stimme. Lilian versuchte alle Spuren des Weinens zu entfernen, rief sie hinein. Die beiden lächelten fröhlich und kamen mit mehreren Tellern ins Zimmer, die sie auf dem kleinen Tisch verteilten. Es hatte kaum alles Platz.
Der Jugendliche hatte keinen rechten Appetit, bedankte sich aber trotzdem. Er wollte bloß, dass der morgige Tag bereits vorbei war - oder besser noch, nie stattfand.
Lilian setzte sich, stocherte halbherzig im Essen rum, den Kopf auf der Handfläche aufgestützt. Alles andere als die Haltung, die ihm Prinz Verden beibrachte. Gerade wollte der Jugendliche dies nicht.
"Es tut mir leid, dass ihr im Gang geschlafen habt... das war doch sicher unbequem. Ich dachte, ihr geht in den Schlafsaal, nachdem ihr Darion geholt habt." Lilian stockte. "Danke dafür..." Die drei hatten anscheinend genau mitbekommen, dass Lilian hatte allein sein wollen, um zu weinen. Es machte ihn verlegen.
"Es war ein anstrengender Tag...", erklärte er sich.
Re: Die Zeremonie
Verfasst: Fr 8. Mai 2020, 19:17
von Marlin
Er war so froh, dass Darion es geschafft hatte, dafür zu sorgen, dass Lilian irgendwann aufhörte mit dem Weinen. Es machte ihn ganz traurig, sie so unglücklich zu sehen. Auch Terim und Lucero waren erleichtert, als das Weinen auf der anderen Seite der Tür aufhörte. Müde und eng aneinander gekuschelt schliefen die drei Kunstwerke beinahe augenblicklich ein. Marlin wunderte sich noch nicht einmal, warum Lucero bei ihnen blieb. Er gehörte mittlerweile nach der ganzen Aufregung irgendwie dazu.
Aufgeweckt wurde er von der Tür, die ihn weg schob. Verschlafen blinzelnd rappelte er sich auf. Lilian stand vor ihm. Ohne zu weinen. Glücklich strahlte Marlin sie an. Bis er realisierte, was sie da anhatte. Einen viel zu grossen Schlafanzug. So heiss. Sie sah aus, wie ein Mädchen, das sich die Kleidung von ihrem grösseren Freund geliehen hatte. In dem Fall von Darion. Der ältere Krieger kam gerade noch rechtzeitig, um Lucero davon abzuhalten, Lilian die Hose herunter zu ziehen. Der Blutige war unmöglich. Egal ob Lilian Rock oder Hose trug. Er wollte unbedingt sehen, was sie für ein Höschen sie darunter anhatte. Aber er schien es auch nicht so schlimm zu finden, wenn er es nicht schaffte, denn er kicherte übermütig, als Darion ihn scholt. Marlin selbst hätte sich das nicht getraut.
Später sassen sie zu dritt wieder bei Lilian im Zimmer. Sie hatten sich alle geduscht und Marlin und Terim hatten die Küche geplündert. Leider wollte Lilian nicht so recht essen. So wenig sogar, dass die beiden Kunstwerke prompt ein schlechtes Gewissen bekamen, weil sie selber hungrig zulangten. Marlin vorallem. Terim ass allgemein nicht so viel. Vielleicht weil er so schlank war, war er auch bald satt. Der energiegeladene Marlin hatte jedoch oft Hunger.
"Wir wollten bei dir bleiben", lächelte Terim scheu, als Lilian sich bei ihnen entschuldigte, weil sie im Gang geschlafen hatten.
"Falls du uns brauchst", nickte Marlin eifrig. Deswegen brauchte Lilian sich doch nicht entschuldigen. "Anstrengende Tage gibt es immer mal wieder", bestätigte er verständnisvoll, strahlte dann Lilian aber gleich wieder an. "Aber dafür gibt es dann auch wieder so Faulenzertage wie heute, wo eine ganze Menge Nichtstun auf dem Plan steht." Ausser eben Dinge, die man gerne machte und die einem keine Anstrengung kosteten.
Es klopfte und mit Lilians Erlaubnis trat Lucero ein. Wieder adrett gekleidet und ordentlich frisiert. Staunen tat Marlin jedoch deswegen, weil der junge Prinz sich noch immer an die Grenze der geschlossenen Tür hielt. Auch wenn er sonst wieder sehr frech war. So setzte er sich ungeniert auf Marlins Schoss, packte sich ein Blaubeermuffin und biss genüsslich hinein.
"Habt ihr schon gesehen, wie schön es draussen regnet?" wollte Lucero erfreut wissen. "Doch es ist recht warm. Wir sollten nacher einen Spaziergang machen, wenn ihr satt seid. Den Rest hier können wir ja als Picknick einpacken." Marlin kam aus dem Staunen nicht heraus. Lucero schlug vor, anstatt zu befehlen.
"Ein Regenspaziergang", lächelte Terim versonnen. "Das klingt schön." Und irgendwie auch traurig. Kein Wunder gefiel das dem melancholischem Krieger. Doch er hatte nicht dagegen, etwas spazieren zu gehen. Marlin war gerne draussen an der frischen Luft. Da war ihm das Wetter meistens egal.
Re: Die Zeremonie
Verfasst: Fr 8. Mai 2020, 19:19
von Lilian
Die beiden erklärten, dass sie bei Lilian hätten bleiben wollen, falls er sie brauchte. Das war schon sehr rücksichtsvoll von ihnen. Lilian wüsste nicht was er tun würde, hätte er nicht ein paar Freundschaften geschlossen. Es waren seltsame Freundschaften, ganz anders als zuhause in Dhemlan, aber sie gaben ihm Trost und lenkten ihn ab.
Marlin erklärte, dass heute ein Faulenzertag wäre, wo sie nichts machen würden. "Aber was ist denn mit der Vorbereitung?", wagte Lilian zu fragen. Er konnte sich darunter kaum etwas vorstellen. Bevor die Frage beantwortet wurde, klopfte es wieder. Luceros Stimme erklang. Lilian hatte sich schon gefragt, ob der Blutige zurückkommen wurde. Er wusste nicht was er von dem Prinzen halten sollte, anderseits hatte er sich sehr angestrengt ihm zu helfen und war mit ihm zu Prinz Verden gegangen. Wo er sehr schnell dabei gewesen war, sich auf dessen Seite zu schlagen...
Lilian zögerte so kurz ehe er Lucero hineinrief. Der Prinz trug neue, dunkelrote Kleidung und setzte sich gleich auf Marlins Schoß. Der blonde Krieger schien das einfach so hinzunehmen, doch Lilian konnte nicht feststellen, ob Marlin das mochte oder nicht. Es war jedenfalls ein seltsamer Anblick. Lucero schnappte sich einen Blaubeermuffin und ganz im Gegensatz zu seinem frechen Auftreten, schlug er vor, dass sie einen Spaziergang im Regen machen könnten. Es wäre trotzdem sehr schön draußen und sie könnten ein Picknick veranstalten.
Terim gefiel die Idee sofort.
Lilian zuckte mit den Schultern. "Wenn ihr meint... ich habe heute nichts zu tun. Außer die Vorbereitung oder.. ist die morgen? Was wird das sein?" Seine Fragen bewiesen, dass es ihm wirklich egal war was sie machten und seine Gedanken weiterhin um die bevorstehende Jungfernnacht kreisten. Er konnte es nicht abstellen so sehr es sich der Jüngling auch wünschte. Halbherzig biss er von einem goldbraunen getoasteten Brot ab. Er hatte es mit Honig beschmiert, der nun langsam über seine Lippen und zurück auf den Teller tropfte.
"Was? Hab ich was am Mund?", fragte Lilian, weil ihn die anderen so anstarrten. Der Junge leckte sich über die Lippen. "Weg?"
Die drei schienen auch nicht genau zu wissen wie die Vorbereitung ablaufen würde, da es so eine Zeremonie noch nie gegeben hätte. Sie würden fragen was der Meister sich wünschte.
"Da... muss ich aber nicht dabei sein oder?", fragte Lilian leicht ängstlich. Die gestrige Begegnung hatte ihm vollkommen gereicht und so schnell brauchte er den Adeligen nicht wiedersehen. Ob Prinz Verden wusste wieviel Kummer er ihm bereitete? Oder wusste er es und es war ihm einerlei?
Lilian seufzte, tupfte einige Honigtropfen von seinem Teller auf und leckte sie vom Finger. Terim und Marlin begann bereits einen Korb mit Essen für ihren kleinen Ausflug zu packen. Es war nett wieviel Mühe sie sich gaben ihn abzulenken, aber Lilian befürchtete, dass er die Gedanken an morgen nicht mehr loswurde.
Ein Spaziergang wäre jedoch sicherlich besser als den Tag heulend unter der Bettdecke zu verbringen. Wären die drei nicht da, hätte Lilian sicherlich nichts anderes gemacht. So riss er sich zusammen und wollte schon mit den anderen drei aufbrechen, als sie davon plauderten, dass sie sich danach in dem Sprudelbecken aufwärmen konnten. Der Jugendliche stockte.
"Oh... dann sollte ich meinen.. ähm Badeanzug mitnehmen", fiel ihm ein. Zum einen hatte Prinz Verden verboten, dass die anderen ihn nackt sahen und zum anderen wollte Lilian das selbst nicht. Gerade fühlte er sich sehr verletzlich und die anderen hatten oft genug gesagt, dass sie Männer und Frauen anziehend fanden.
Re: Die Zeremonie
Verfasst: Fr 8. Mai 2020, 19:39
von Marlin
Lilian hatte nichts gegen einen Regenspaziergang einzuwenden. Besonders begeistert wirkte sie allerdings auch nicht. Sie meint, sie hätte heute ohnehin nichts zu tun heute. Es stünde ja nur die Vorbereitung an. Ob die erst morgen sei. Was es denn sei. Hmmm, darüber hatte Marlin noch gar nicht nachgedacht. Er hatte angenommen, Lilian wisse, was zu tun sei. Der Krieger wollte gerade danach fragen, als er sah, wie dieser goldfarbene Tropfen Honig über ihre sinnlichen Lippen rollte. Langsam und sinnlich. Sein Mund blieb mitten in der Bewegung offen.
Anscheinend war er nicht der einzige der starrte, denn Lilian blickte sie verwirrt an und wollte wissen, ob sie was am Mund hätte. Unisono nickten die drei jungen Männer. Nickten noch einmal zögerlicher, als der Honigtropfen wieder weg war. Nachdem Lilian mit ihrer kleinen, rosa Zungenspitze über die Lippen geleckt hatte. Heiss. Marlin presste fest seine Knie zusammen.
"Ähm, also ich weiss nicht so genau, was die Vorbereitung so alles beinhaltet", konzentrierte Marlin sich rasch wieder auf Lilians Fragen, bevor ihm noch mehr dumme Gedanken kamen. "Ich dachte du wüsstest das." Wusste Lilian aber nicht und auch die anderen hatten keine Ahnung. "Dann müssen wir nacher noch den Meister fragen gehen. Nicht, dass wir etwas vergessen oder falsch machen."
Terim und Lucero nickten eifrig. Lilian hingegen bekam Angst und wollte nicht dabei sein. "Nein, ich glaube nicht ", beteuerte Marlin sofort, aus lauter Sorge, sie müsste sonst wieder weinen. "Du darfst dich sicher einfach nur von uns verwöhnen lassen." Oh, oder uns in den Wahnsinn treiben, wenn du weiter so Honig von deinem Finger leckst.
Sie wollten jedoch erst nach dem Spaziergang zu dem Meister gehen, und ihm Fragen wegen Lilians Vorbereitung stellen. Marlin und Terim packten rasch die Reste des üppigen Frühstückes in einen Korb, während Luceros sich faul streckte und sich noch einen zweiten Muffin schnappte. "Nach dem Spaziergang können wir uns im warmen Sprudelbecken wieder aufwärmen", schlug Lucero vor.
"Oh, das klingt schön", nickte Marlin begeistert. "Und am Abend schauen wir, dass wir etwas ganz besonders leckeres zum Essen bekommen." Das würde bestimmt schön werden. Sie wollten gerade zur Tür hinaus gehen, als Lilian sie noch einmal aufhielt, dass sie ihren Badeanzug mitnehmen müsse. Die Kunstwerke schautern einander wieder verblüfft an.
"Sollten... sollten wir vielleicht auch etwas anziehen für ins Sprudelbecken?" fragte Terim leise.
"Ach, von mir aus nicht unbedingt", grinste Lucero frech. Lilian hielt entgegen, dass der Meister verboten hätte, dass sie sie nackt sähen. Vielleicht galt das ja auf Gegenseitigkeit. Besonders so lange Lilian selbst noch Jungfrau war.
"Besser wir gehen in der Schneiderei vorbei", wagte Terim vorzuschlagen. "Nur sicherheitshalber." Marlin stimmte dem zu und so machten sie noch einen kleinen Umweg zum Schneideratelier. Es war gerade nur Licus da, der ihnen eine Auswahl an Badehosen raus legte. Marlin betrachtete sie alle fasziniert. Sie sahen so toll aus. Während Terim sich relativ rasch für eine silbergraue Hose entschieden hatte, brauchten Lucero und Marlin ewig, um sich zu entscheiden. Doch irgendwann hatten sie es geschafft und sie standen auf dem überdachten Steg zum inneren Garten und schlüpften in ihre Sandalen, bereit sich so richtig durchregnen zu lassen.
Re: Die Zeremonie
Verfasst: Fr 8. Mai 2020, 19:51
von Lilian
Die anderen wollten ihn unbedingt verwöhnen und ihm etwas gutes tun. Lilian war eher erleichtert, dass er nicht noch einmal mit zu Prinz Verden musste, um zu erfahren wie genau er vorbereitet werden sollte. So eine Art Vorbereitung kannte er bereits. Die, die vor der Gartenfeier bei Lady Uleste mit ihm veranstaltet worden war. Lilian wollte das eigentlich nicht mehr erleben, doch die Vorbereitung war sein geringstes Problem. Er hatte Angst vor dem was danach passieren würde. Er wollte so gerne hier weg.
Aber das ging nicht und so folgte er den anderen drei jungen Männern zu dem Regenspaziergang. Kurz davor erfuhr der Jüngling, dass sie auch baden würden und so suchte er in der Kommode rasch nach seinem Badeanzug. Es war ihm schon peinlich gewesen diesen bei Darion zu tragen, doch das hatte sich irgendwann gelegt, da sie mit Trainieren beschäftigt waren. Aber die anderen hatten den Badeanzug mit dem winzigen Röckchen noch nicht gesehen.
Terim wurde unsicher, ob sie fürs Baden auch etwas anziehen sollten. "Ich weiß es nicht. Prinz Verden hat nur gesagt, dass die anderen mich nicht nackt sehen sollen. Weil ich doch ein Mädchen sein soll", erklärte Lilian. Lucero wollte erst gar nichts anziehen, aber wurde von den anderen überredet in die Schneiderei zu gehen.
"In die Schneiderei? Ich.. da warte ich lieber draußen", sagte Lilian, "Horatio braucht mich nicht so zu sehen." Er zupfte an seinen Pluderhosen. Der junge Krieger befürchtete, dass der Schneider ihn diese nicht länger tragen lassen würde und ihn sofort wieder zurechtmachen wollte.
Als sie beim Atelier waren, versicherten die anderen jedoch, dass der Blutige nicht da wäre. Vorsichtig wagte sich Lilian da hinein. Licus, der weißgewandte Gehilfe des Schneiders, war hier und brachte ihnen Badehosen. Terim entdeckte sofort eine silberne Hose, die ihm gefiel, doch die anderen zwei standen eine gefühlte Ewigkeit vor dem Tisch, beratschlagten herum, hielten sich Badehosen vor den Schritt und schienen alle Zeit der Welt zu haben. Lilian fühlte sich wie auf glühenden Kohlen. Er wollte nicht hier sein, wenn Horatio wiederkam.
"Wie wäre es mit der? Ich bin sicher, die steht dir gut", versuchte er Marlin von einer Badehose zu überzeugen. Lilian hatte gar nicht so recht hingesehen. Hauptsache, sie kamen schnell hier weg. Zum Glück stimmte ihm Marlin eifrig zu und der unentschlossene Prinz fand auch noch etwas. Hastig verließ Lilian das Atelier. Die vier jungen Männer gingen hinaus in den Innenhof, wo sich der schöne Garten befand. Lilian beneidete heimlich die schlichten Sandalen der anderen, während er in weiße Mädchensandalen mit leichtem Absatz und Riemchen schlüpfte. Er konnte sich allmählich besser in ihnen bewegen, aber das bedeutete nicht, dass es ihm gefiel.
Leichte, trübe Sonne schien und verlieh der Anlage einen mystischen Dunst, während der Regen langsam auf ihnen herabfiel. Es duftete wunderbar nach Sommerregen. Es war so wunderschön hier. Einer der schönsten Orte, die Lilian je gesehen hatte, und er wollte doch nichts anderes als von hier zu fliehen. Der Jugendliche blieb eher schweigsam, während sie durch den Park gingen. Regen lief über sein Gesicht, nässte Darions helles Oberteil und klebte bald trotz der Weite an Lilians zierlichem Körper. Der Regen fühlte sich gut an. Trotzdem blickte Lilian oft in die Ferne, war in Gedanken an morgen versunken. Mehr als einmal verpasste er ein Gespräch.
"Es tut mir leid... ich bin heute zu nichts zu gebrauchen", seufzte er, strich sich verletzlich über den Arm. "Aber es ist wunderschön im Regen... und ihr seid alle sehr nett. Trotzdem wäre ich so gerne zuhause." Weg von hier. Ihm war zum Heulen zumute. Lilian wollte morgen nicht entjungfert werden. Er konnte an nichts anderes mehr denken.
Re: Die Zeremonie
Verfasst: Fr 8. Mai 2020, 20:00
von Marlin
Der Regen war im ersten Moment etwas kühl und kitzelte auf der trockenen Haut. Doch Marlin gewöhnte sich schnell daran und dann war es einfach nur noch angenehm und lustig, sich so nass regnen zu lassen. Terim brauchte etwas länger, sich daran zu gewöhnen, erschauderte, schlang seine Arme um seinen nackten Oberkörper und hielt sich dicht an Lucero, als würde dieser eine Art Schutz bieten. Der junge Prinz hingegen grinste frech und schien sich darüber zu freuen, dass sie eine Art von Dummheit begingen. Dabei war es nicht verboten, im Regen spazieren zu gehen. Man tat es in der Regel nur nicht.
Dabei sah der Park wirklich wunderschön aus, unter all den perlenden Regentropfen. Die Sonne drückte leicht durch und tauchte alles in ein verklärtes Licht. Es war eine Welt, wie sie in den Märchenbücher beschrieben wurde, fand Marlin und er war glücklich, dass er darin wandern durfte. Dass er ein Teil dieser Märchenwelt war. So gerne hätte er sein Glück mit Lilian geteilt, die trotz der Schönheit um sie herum, immer mal wieder in die Ferne blickte und nicht wirklich ihren aufmunternden Gespräche folgen konnten. Es machte ihn selbst ganz traurig, sie so traurig zu sehen.
Besorgt wechselte er mit Terim einen Blick. Ihn schien es auch zu kümmern, dass sie Lilian nicht aufmuntern konnten. Einzig Lucero schien von dem ganzen Trübsal nichts mitzubekommen, plauderte munter darauf los, führte ihre Gruppe im Zick-Zack durch den Park, von einer Stelle zur nächsten, die ihm besonder gefiel oder weil er etwas entdeckt hatte, was ihm im Regen schön auffiel. Das einzige, was anders als sonst bei ihm war, war dass er Marlin nicht immer dauernd anfasste und in den Hintern kniff und er hatte auch keine spottende Worte für Terim übrig. Wie als hätte der Regen es weg gewaschen.
Lilian entschuldigte sich irgendwann bei ihnen, dass sie heute zu nichts zu gebrauchen sei. Verloren stand sie da und schaute in ihren nassen Sachen so verletzlich aus, wie sie da so über ihren Arm strich. Wehmütig beteuerte sie, dass es wunderschön wäre im Regen und sie alle wären nett. Trotzdem wäre sie jetzt gerne zu Hause. Oh, das war so traurig. Marlin wollte sie am liebsten gleich umarmen und an sich drücken, doch Lucero kam ihm zuvor. Er drückte Lilian zwar nicht an sich, doch er kam ihm zuvor mit trösten. Auf seine eigene Art eben.
"Du musst doch heute auch zu nichts zu gebrauchen sein", entgegnete der Prinz ein wenig verständnislos, dass Lilian solche Ansprüche an sich stellte, wo sie heute doch machen durfte, was sie wollte. "Ausserdem bist du doch Zuhause." Unternehmungslustig packte er Lilian an der Hand. "Komm, wir suchen uns ein paar grose Pfützen, in die wir reinspringen können." Frech grinste er Lilian an und wollte sie auch gleich zu einer kleinen Senke in der Wiese führen, die sich bei dem vielen Regen mit Wasser gefüllt hatte.
Re: Die Zeremonie
Verfasst: Fr 8. Mai 2020, 20:08
von Lilian
Lilian bekam kaum mit wie alle drei auf ihre Art versuchten ihn aufzumuntern und zu trösten. Es wollte nicht recht gelingen, die Ängste vor morgen waren jetzt ständig da je näher das furchtbare Ereignis rückte. Der Jugendliche wäre sooo gerne wieder zuhause bei seiner Familie und Freunden. Die Zeit in Hayll kam ihm weiterhin vor wie ein schlechter Traum aus dem er irgendwie nicht aufzuwachen vermochte. Der seltsame Ort an dem er sich befand mit dem verrückten Adeligen und seinen menschlichen Kunstwerken verstärkte diesen Eindruck nur noch. Aber er wachte nicht auf und er schien verdammt ein Sklave zu sein. Wie sollte Lilian sich da ablenken und fröhlich sein? Es ging nicht.
Da die anderen sich aber solche Mühe gaben, entschuldigte er sich bei ihnen leise. Sie meinten es ja nur gut und kannten keinen anderen Weg. Marlin kam auf ihn zu, schien ihn in den Arm nehmen zu wollen, als Lucero plötzlich vor dem jungen Dhemlaner stand und meinte, dass er heute zu nichts zu gebrauchen sein müsste.
"Ja... aber morgen...", wandte Lilian betrübt ein. Morgen wurde er von Prinz Verden gebraucht... wieso wollte der Mann das unbedingt machen?
"Ausserdem bist du doch Zuhause", sagte der Prinz.
"Mein Zuhause ist in Dhemlan...", protestierte Lilian ein zweites Mal. Das hier war bestimmt nicht sein Zuhause. Es war bloß ein hübsches Gefängnis. Lucero schnappte den Jugendlichen trotzdem an der Hand und zog ihn plötzlich mit sich. Er wollte Pfützen suchen, wo sie reinspringen konnten.
"Ja, aber..", stammelte Lilian, da wurde er bereits mitgezerrt. Hastig stolperte er in den zu weiten Sachen von Darion hinterher und war etwas überfordert damit wie energiegeladen der Blutige war. Lucero grinste ihn an, schien alles daran setzen zu wollen nun durch Pfützen zu springen wie kleine Jungs.
Der Prinz hatte dann eine Senke gefunden, machte einen frechen Hüpfer und hielt dabei weiterhin Lilians Hand, so dass auch der zierliche Jüngling in die Pfütze stolperte. Und das mit den kleinen, sicherlich teuren Schühchen. Lilian keuchte aufgeregt.
"He, du machst alles nass", beschwerte er sich. Er merkte, dass die Schuhe nicht wasserdicht waren und die anderen trugen sowieso Sandalen. Lilian quietschte erschrocken, als auch noch Marlin einen Hüpfer in die Pfütze machte. "Marlin!" Lilian eilte hastig aus der Wasserlache, aber Lucero hatte bereits die nächste gefunden und zog den überforderten Jüngling mit sich.
Es brauchte vier Pfützen, dann entlockten sie Lilian endlich ein helles Lachen und nun hüpfte er auch von selbst, um möglichst große Spritzer zu erzeugen und vergaß für einen Moment an Morgen zu denken. Die vier jungen Männer rannten im weichen Sommerregen platschend durch die Pfützen bis Lilian sich ordentlich durchnässt vorkam. Der Junge hatte rote Wangen bekommen und die schulterlangen, schwarzen Haare glänzten feucht.
Keuchend blieben sie irgendwann stehen und Lilian traute sich, Lucero kurz von sich aus zu drücken. "Danke", nuschelte er verlegen. "Das war doch irgendwie spaßig..."
Re: Die Zeremonie
Verfasst: Fr 8. Mai 2020, 20:10
von Marlin
Lilian protestierte noch, dass ihr Zuhause in Dhemlan sei. Sie alle drei wussten jedoch, dass Lilian womöglich nie wieder dahin gehen konnte. Vielleicht wenn der Meister einmal sehr zufrieden mit ihr war, würde er sie einmal dahin begleiten, um sie zu belohnen. Doch das würde erst viel später sein. Selbst wenn der Krieg nicht wäre. Das wäre erst, wenn Lilian ihren neuen Platz akzeptiert hatte. Wenn die Villa ihr neues Zuhause geworden wäre.
Marlin überlegte bedrückt, wie er Lilian das erklären sollte. Er wollte sie nicht noch trauriger machen. Lucero ignorierte dieses Thema jedoch gekonnt, zog Lilian einfach mit sich und sprang mit ihr in eine Pfütze. Wobei Lilian eher hinein taumelte und sich mit ganz heller Stimme beschwerte, dass Lucero alles nass machen würde. Marlin lachte. Och, sie war ja so süss und es sah lustig aus, wie Lucero in die Pfütze sprang. Marlin wollte das ebenfalls gleich ausprobieren. Begeistert rannte er hinter her und gab sich Mühe, besonders hoch zu spritzen. Lilian quitschte erschrocken und Marlin musste kichern. Terim kam mit einem scheuen Lächeln hinterher, spritzte nur wenig Wasser auf.
Lucero und Lilian waren jedoch schon weiter und steuerten auf die nächste Wasserlache zu, um hinein zu springen. Terim und Marlin folgten ihnen eiligst und ein eifriger Wettbewerb um die grössten Wasserspritzer entstand. Manchmal sprangen sie einzeln in die Pfützen, manchmal zu zweit. Schliesslich sogar zu viert alle gleichzeitig, um zu sehen, wie hoch sie das Wasser zum Spritzen bringen konnten. Sie lachten, quitschten und kicherten dabei viel. Sogar Lilian musste lachen. Sie hatte ein wunderschönes Lachen. Es liess Marlins Herz höher schlagen, als er es hörte und er hoffte, dass Lilian noch ganz viel so weiter lachen würde.
Schliesslich blieben sie irgendwann keuchend stehen. Gerade war keine weiteren Pfützen in nächster Nähe. Sie alle waren etwas ausser Atem und hatten rosig gefärbte Wangen. Ihre Kleidung war pitschnass und klebte ihnen wie eine zweite Haut an ihrem Körper. Bei Lucero und Lilian war das nicht so schlimm. Es zeigte nur, wie feingliedrig und schlank die Beiden waren. Marlin und Terim waren in ihrer weissen, dünnen Kleidung nahezu nackt, so wie sie feucht am Körper klebten. Doch es störte sich niemand daran. Marlin bemerkte zwar, wie heiss die anderen aussahen, aber gerade ging es nur darum, dass sie miteinander Spass hatten.
Lilian umarmte sogar von sich aus Lucero und nuschelte süss, dass es doch irgendwie spassig gewesen sei. Überrumpelt liess sie den Prinzen zurück, der von innen heraus zu strahlen schien, dass Lilian ihn von sich aus berührt hatte. Das war etwas ganz besonderes. Wussten sie alle doch, dass Lilian auch Angst vor den Blutigen hatte. Es schien Lucero sehr zu freuen, dass Lilian ihn als Freund akzeptierte. So sehr, dass er es nicht wagte, den Moment mit eigener Annäherung oder einem dummen Spruch zu zerstören. Gleichzeitig konnte er seine Freude auch nicht wirklich zeigen oder wusste nicht, wie er sie zum Ausdruck bringen konnte. Also packte er den überraschten Terim in den Schwitzkasten und zerstrubelte ihm das Haar, nachdem Lilian sich von ihm gelöst hatte. "Klar!", meinte der junge Prinz grossspurig. "Ich habe nur spassige Ideen." Terim zappelte derweil in dem Griff, versuchte jedoch nicht ernsthaft sich zu wehren. Im Gegenteil, er genoss die körperliche Nähe zu Lucero.
"Brrr, wenn wir hier nur so rumstehen, wird es doch etwas kalt im Regen", lenkte Marlin von Luceros Verlegenheit ab. "Ich glaube, jetzt täte uns ein wärmendes Bad ganz gut." Verstohlen schob er sich näher an Lilian heran, fasste sie sanft an der Hand und zwinkerte ihr verschmitzt zu. "Wer zuletzt im Sprudelbad ist, hat verloren." Damit wirbelte er herum und zog Lilian unterstützend hinter sich her, während er auf die Villa zurannte.
Re: Die Zeremonie
Verfasst: Fr 8. Mai 2020, 20:20
von Lilian
Lucero scherzte prompt, dass er nur spaßige Ideen hätte und packte dabei Terim in einen Schwitzkasten, drückte ihn und zerzauste ihm das Haar. Der arme Terim zappelte ordentlich, aber es sah mehr nach einem Spiel aus, als nach Ernst. Trotzdem machte Lilian sicherheitshalber ein paar kleine Schritte zurück.
Marlin schlug vor, dass sie jetzt ins Sprudelbad gehen könnten, um sich aufzuwärmen. Der Regen wäre zu kalt geworden, um nur tatenlos hier herumzustehen. Der blonde Krieger zwinkerte Lilian zu und nahm ihn wieder bei der Hand. Der Jugendliche wusste immer noch nicht wie er sich dabei verhalten sollte. Er wollte ja eigentlich nicht mit einem anderen Mann Händchen halten. Lange hatte er nicht Zeit darüber nachzudenken, denn Marlin riss ihn gleich voller Tatendrang mit sich und wollte zum Sprudelbad rennen. Lilian hatte gar keine andere Wahl, als verdutzt hinter ihm herzustolpern. In langen Schritten hasteten sie durch den Park und dann den Innengarten den sie bei dem Regenwetter ganz für sich allein hatten. Die Vorstellung war schön. Wenn es keinen Prinz Verden gäbe, keine Blutigen und keine Wachen. Nur sie vier - und Darion natürlich. Dann wäre es tatsächlich schön hier.
So aber huschten Lilians Gedanken stetig zurück zu der Entjungferung und ließ seinen Gesichtsausdruck wieder traurig und niedergeschlagen wirken. Marlin ließ ihm nicht lange Gelegenheit dafür, zog ihn in den großen Raum, wo sich das Becken befand. Hier war Lilian schon einmal mit Terim gewesen, doch dieses Mal genierte der junge Krieger sich noch mehr sich vor den anderen umzuziehen. Alles was nur im entferntesten mit Sex zu tun hatte, ängstige ihn gerade und dazu gehörte auch sich vor Männern zu entblößen, die ebenfalls Sex mit Männern hatten. Lilian wusste nicht, ob einer von ihnen ihn anziehend fand, wollte aber zu nichts verführen wie Prinz Verden es nannte.
"Kann ich mich irgendwo umziehen?", fragte Lilian nervös. Seine Kleidung tropfte und er zitterte leicht.
Marlin deutete auf einige Trennwände, die zwar keine richtigen Umkleiden waren, aber genug Privatssphäre bot. Lilian kannte sie schon von der Schneiderei. Die anderen waren auch gerade angekommen, warteten aber respektvoll bis Lilian nervös hinter den Trennwänden verschwunden war. Er hörte sogar wie sie ganz hinausgingen. Es war ihm etwas unangenehm wieviel Umstände er bereitete. So prüde wollte er gar nicht sein. Lilian beeilte sich hastig mit dem Umziehen, schälte sich aus der nassen Kleidung und seinem Höschen, um dann in den Badeanzug zu schlüpfen, wobei er länger damit zubrachte, die Verschlüsse hinten zuzubinden. Der kurze Rüschenrock schwang neckisch über den restlichen weiß hellblau karierten Badeanzug und man sah Ansätze des Hinterns und seines Höschens.Es war so mädchenhaft. Peinlich berührt kam Lilian erst etwas später hinter der Trennwand hervor.
Die anderen waren nicht mehr im Raum.
"Ähm... ich bin fertig", sagte Lilian und da kamen sie auch prompt in den Raum. Der zarte Jüngling strich sich durch das schulterlange, dunkle Haar. "Bitte starrt nicht", bat er und beeilte sich dann, sich rasch in das Wasserbecken zu begeben. Da es jedoch auch recht warm war, brauchte Lilian länger bis er Schritt für Schritt die Treppe ins Wasser stieg ehe er in das heiße Wasser eintauchte. Nach dem ersten Sinnessturm war es sehr angenehm und der Junge tat einen kleinen Seufzer.
"Wollt ihr nicht hereinkommen?", fragte er und sah nach oben zu den anderen drei jungen Männern. Sie alle trugen die Badehosen, die sie sich ausgesucht hatten. Lilian beneidete sie darum. "Die Badehosen sehen schön aus", sagte er.
Re: Die Zeremonie
Verfasst: Sa 9. Mai 2020, 11:06
von Marlin
Es hatte Spass gemacht, mit Liian in die Pfützen zu springen. Doch sie jetzt an der Hand halten und mit ihr durch den Garten rennen zu dürfen, war noch viel besser. Es war so voller Energie und Leben. Marlin lachte fröhlich, strahlte Lilian an. Sie war so wunderschön. So natürlich. Ihr schwarzes Haar klebte ihr in weichen Locken auf den Wangen, die leicht rosa gefärbt waren. Die sinnlichen Lippen vom rennen leicht geöffnet und... Uff, beinahe wäre er über einen Stein gestolpert, weil er sich zu sehr auf Lilian konzentriert hatte. Dabei wollte er mit ihr doch zuerst das Bad erreichen und Lucero holte schon bedrohlich auf. Dieser würde sicherlich ein Siegerpreis einfordern, wenn er gewann und das wollte Marlin lieber nicht riskieren.
Heil schafften sie es schliesslich doch noch als Erste ins Bad, wo sich das Sprudelbecken befand, dicht gefolgt von Lucero und zum Schluss kam auch noch Terim, der sich gar nicht recht reintraute. Er war immer so schüchtern. Marlin verstand nicht so recht warum, doch er wurde deswegen nicht ungeduldig. Terim hatte sicherlich seine Gründe dafür, die Marlin allerdings nicht kannte, wie ihm gerade auffiel. Vielleicht sollte er ihn einmal danach fragen. Schliesslich mochte er ihn und in letzter Zeit hatten sie immer mehr Kontakt miteinander.
"Oh, entschuldige", riss er sich aus seinen Gedanken. "Schau mal, da hinter dem Sichtschutz kannst du dich ungestört umziehen Lilian." Er deutete auf die hübsch geschnitzten, hölzernen Trennwänden. Sofort huschte Lilian dahinter. Marlin schaute ihr etwas verdutzt hinterher. Terim, der noch an der Tür stand, winkte Lucero und ihn zu sich, respektive zur Tür heraus. Da verstand Marlin und folgte der Aufforderung sogleich. Das war noch immer sehr fremd für ihn, dass sie ihre Nacktheit verbergen sollten oder auch bei Lilian nicht schauen sollten. Dennoch gab er sich Mühe, dem nachzukommen und auch Lucero liess Lilian ihre Privatsphäre.
Nass huschten sie über den Gang in den Raum nebenan. Ein Lagerraum für Handtücher verschiedenster Grössen, Leintücher für die Massageliegen, Bademäntel und ähnliches, was im Bad gebraucht werden konnte. Es war nicht sonderlich komfortabel und ziemlich eng, doch es reichte, um sich aus der nassen Kleidung zu schälen und in die engen Badehosen zu quälen. Die waren ganz schön unbequem, fand Marlin. Aber es verdeckte alles schön brav.
Nass und fast nackt warteten sie vor dem Bad, bis Lilian ihnen zurief, dass sie sich fertig umgezogen hatte. Neugierig drängten sich alle drei Kunstwerke in das Bad, wollten wissen, was Lilian denn für eine Badehose trug. Oder genauer gesagt Badekleid. Dicht aneinander gedrängt standen sie an der Tür und versuchten nicht zu sehr zu starren. Dieser kleine Rüschenrock der sich über die zarten Oberschenkel glitt.
Leider starrten sie dann doch zu sehr, was Lilian auffiel. Sie bat sie, nicht zu starren. Marlin und Terim senkten sofort ihre Blicke. Lucero schaute noch einen Moment, verdrehte dann die Augen und blickte zur Decke. Lilian nutzte die Gelegenheit und huschte rasch ins warme Wasser. Marlin hörte es und als Lilian dann auch noch wohlig seufzte, konnte er nicht anders, als doch hinzuschielen. Das Wasser verdeckte nun alles wieder. Aber auch so, sah sie noch bezaubernd aus.
"Klar", meldete sich Lucero fast etwas zu schnell, um noch selbstsicher zu wirken, dass er auch ins Wasser wollte. "Ja? Meinst du? Vielleicht hätte ich doch die schwarze Badehose nehmen sollen." Überlegte er, um von seiner Nervosität abzulenken. Er verdrehte sich, um auf seinen eigenen Hintern gucken zu können, der schön in enges rot gehüllt war.
"Vielen Dank, Lilian", lächelte Marlin geschmeichelt und liess sich neben ihr im Wasser nieder. "Dein Badkleid ist aber auch wunderhübsch. Es tut mir leid, wenn ich zu doll gestarrt habe. Es steht dir sehr gut."
Terim war, scheu wie er war, neben dem Becken stehen geblieben, schien sich, warum auch immer nicht recht herein zu trauen. Lucero, der schon halb im Wasser stand, packte ihn fast schon fürsorglich am Handgelenk und zog ihn zu ihnen ins Wasser. Wohlig seufzend lehnte er sich zurück. "Aaaah, das tut gut. Und nachdem wir uns aufgeweicht haben, wirst du uns massieren. Du kannst das ganz gut."
Re: Die Zeremonie
Verfasst: Sa 9. Mai 2020, 19:25
von Lilian
Lucero war der erste, der zu ihm ins Becken stieg. Er betrachtete seine eigene Badehose und überlegte, ob er nicht doch die schwarze hätte nehmen sollen. Lilian wusste nicht was er dazu sagen sollte. Dass der freche Prinz mal fast nervös klang, war neu.
"Ähm.. ich denke, die ist gut so", erwiderte der Jugendliche. "Ich wünschte, ich könnte eine Badehose wie deine tragen." Marlin setzte sich zu ihm ins warme Wasser und lächelte ihn an ehe er ihm ein Kompliment machte, dass sein Badekleid wunderschön wäre und ihm gut stünde. Da wusste Lilian noch weniger wie er darauf reagieren sollte. Eigentlich wollte er solche Komplimente nicht bekommen und sie machten ihn trotzdem sehr verlegen. Alle sagten ihm dauernd wie gut er in dieser Mädchenkleidung aussähe. Es ging nicht spurlos an dem Jüngling vorbei.
"Danke.. ich würd trotzdem lieber etwas anderes anziehen. Etwas wo ich wieder aussehe wie ein Junge", seufzte er.
Terim war noch nicht ins Becken gekommen und wurde nun von Lucero ins warme Wasser gezogen, wo er sich gleich an den stillen Krieger lehnte und von ihm verlangte, dass er ihn später massierte. Verstohlen und leicht betreten sah Lilian hinüber zu Terim. Hier im Bad hatte er bereits einmal eine Massage Terims abgelehnt und war eher aus dem Becken geflüchtet. Da hatte ihm Terim erzählt wie es Kastor erregt hatte zuzusehen wie Lilian geschlagen wurde, während der Blutige Sex mit Terim gehabt hatte. Lilian hatte das so schockiert und verstört, dass er keine Massage mehr hatte haben wollen. Er hatte damit Terim sicherlich vor den Kopf gestoßen. Dieses Mal wollte er die Massage nicht ablehnen, nahm er sich vor.
Die anderen merkten wohl Lilians betretene Blicke hin zu Terim. "Wir haben schonmal gemeinsam hier gebadet", erklärte sich der Jugendliche. "An dem Tag nachdem Prinz Verden mich geschlagen hat..." Lilian biss sich auf seine Unterlippe. Das war vor ein paar Wochen gewesen, doch es war noch sehr frisch in seiner Erinnerung. Prinz Verden hatte ihn seitdem nicht mehr geschlagen, wohl aber ab und zu die Rute drohend erscheinen lassen und Lilian hatte sich gefügt. Bei dem ersten Gespräch mit Terim hatte Lilian erfahren, dass andere seiner Bestrafung zugesehen hatten. Niemand würde ihm helfen, wenn der Adelige ihn schlug, und den Blutigen würde es sogar gefallen. Die Erkenntnis war ein großer Schock für Lilian gewesen, war es noch immer.
"Da wollt ich nicht massiert werden. Aber dieses Mal habe ich nichts dagegen", sagte er Terim leise und lächelte ihn an. "Ich glaube, entspannen kann ich mich heute trotzdem nicht..." Seine Gedanken kreisten ständig um Prinz Verden und was dieser morgen mit ihm vorhatte. Etwas, was weit schlimmer als Schläge mit der Rute sein würde. Lilian ließ den Kopf sinken.
"Können wir die Sprudelblasen anmachen?", fragte er. Vielleicht würde ihn das ablenken. Beim letzten Bad waren sie nicht dazu gekommen und er war neugierig darauf. Einer der anderen wies ihn darauf hin, dass er dem Knopf am nächsten saß. Eine Vertiefung außen am Beckenrand. Lilian kniete sich auf eine der obersten Stufen, beugte sich über den Rand und tastete nach dem Knopf.
"Ich kann es nicht finden... ah, da." Endlich hatte er den besagten Knopf gefunden und drückte ihn neugierig ehe er sich wieder ins Wasser sinken ließ. "Spürt man schon etwas?", fragte der Jüngling neugierig. Doch es dauerte noch eine Weile bis er plötzlich ein erstes Kribbeln fühlte und die ersten sprudeligen Blasen im Wasser aufstiegen. Er keuchte erschrocken, doch dann war es wirklich angenehm. Das warme Wasser schwappte nun um sie herum, während Lilian lauter Sprudelblasen berührten. Er kicherte leicht.
"Das hab ich noch nie erlebt, das ist witzig", bemerkte er. "Haben alle Becken in Hayll so etwas?"
Re: Die Zeremonie
Verfasst: Sa 9. Mai 2020, 21:38
von Marlin
Verständnisvoll nickte Marlin mit dem Kopf, als Lilian sein Kompliment mit dem Badeanzug zwar annahm, jedoch hinzufügte, dass sie lieber etwas tragen würde, worin sie wieder wie ein Junge aussehen würde. Dabei verstand er es nicht wirklich. Vielleicht lag es nur daran, dass es noch so ungewohnt für sie war. Doch er wollte für Lilian da sein und sie nicht mit ihren Wünschen alleine lassen. Er schien es aber nicht so recht zu schaffen, denn Lilian schaute auf einmal so unbehaglich. Jedoch nicht seinetwegen, wie er merkte. Eher schien etwas mit Terim zu sein, der von Lucero ins Wasser gezogen worden war. Lilian blickte ihn ganz unwohl an. So, dass sich auch der andere Krieger unwohl zu fühlen begann und betreten seinen Kopf senkte und sich ganz unerwünscht hier fühlte. So als überlegte er sich, dass er doch nicht in das Becken hätte kommen dürfen.
"Was ist?" fragte Lucero direkt heraus, dem die Blicke auch aufgefallen waren. Lilian biss sich auf die Unterlippe, erklärte jedoch, was sie beschäftigte. Sie hätte schon einmal mit Terim hier gebadet. An dem Tag, nachdem der Meister sie geschlagen hatte. Da hätte sie nicht massiert werden wollen. Aber diesmal hätte sie nichts dagegen, auch wenn sie nicht glaubte, dass sie sich heute würde entspannen können.
"Das war ganz schlimm", nickte Marlin mitfühlend und hätte gerne Lilians Hand tröstend gedrückt, weil sie die Schläge hatte ertragen müssen. Lucero verdrehte nur die Augen, weil er ihn wohl so weinerlich fand. Terim blühte unter Lilians süssem Lächeln, welches sie ihm schenkte, regelrecht auf. Scheu lächelte er zurück.
"Ich massiere dich gerne, Lilian", versprach er innig. "Solange du willst."
"Mich aber auch", musste sich der Prinz unter ihnen leicht eifersüchtig zu Wort melden.
"Natürlich, Lucero", versicherte Terim ihm strahlend. "Natürlich massiere ich dich auch."
"Solange ich will."
"Solange du willst", beruhigte er ihn geduldig. "Es wird mir eine Freude sein."
Lilian schien dies eher etwas langweilig zu finden. Traurig hatte sie den Kopf sinken lassen, fragte dann nach den Sprudelblasen, wohl um sich abzulenken. Marlin deutete auf eine Stelle am Beckenrand hinter ihr. "Hinter dir ist der Knopf, der den Mechanismus betätigt", erklärte er ihr. "So eine Vertiefung aussen am Beckenrand." So halb nackt und im Wasser traute er sich nicht so recht, sich an ihr vorbei zu schieben, um es selber zu machen. Nicht, dass sie in eine unziemliche Situation gerieten. Jetzt mit Lilian war alles anders und sie mussten alle noch lernen mit ihr richtig umzugehen. Besonders was das körperliche anbelangte.
Ob die darauf folgende Situation jedoch so ziemlich war, bezweifelte Marlin stark. Lilian hatte sich auf die oberste Stufe gekniet und sich über den Beckenrand gebeugt. Dabei schwebte ihr süsses Röckchen über die Wasseroberfläche und gab manchmal sogar reizvolle Blicke auf den Ansatz ihres wunderhübschen, perfekten Hintern frei. Und dann wackelte Lilian auch noch damit, weil sie den Knopf nicht finden konnte. Oh. Oh nein. Das war ganz bestimmt nicht ziemlich. Also ganz sicher nicht das Ziehen in seiner Lenden gegend. Und starren sollte er auch nicht. Lilian mochte das nicht. Mit roten Wangen liess er sich ganz tief in das warme Wasser sinken, so dass sein Mund schon unter dem Wasserspiegel war.
"Ja, ich glaube, Marlin spürt da schon was", grinste Lucero frech, der natürlich genau so gestarrt hatte, aber auch seine peinliche Reaktion mitbekommen hatte. Erschrocken blickte Marlin zu dem Prinzen auf. Der durfte ihn doch nicht so verraten. Oh, er wäre am liebsten ganz im Wasser versunken.
"Es braucht meistens etwas Zeit, bevor etwas passiert", erklärte Terim und rettete Marlin damit mit der Aufmerksamkeit, die auf ihm lag. "Manche Düsen reagieren auch etwas schneller als die anderen."
"Und manche reagieren ganz schnell", spöttelte Lucero. Glücklicherweise stiegen dann tatsächlich die ersten, prickelnden Blasen an die Wasseroberfläche. Erst nur leicht, doch dann stark, kraftvoll und ganz viele, so dass man das Gefühl bekam, in einem Top kochendem Wasser zu sitzen. Lilian musste kichern und Marlin atmete innerlich erleichtert auf.
"Nein, nicht alle", schüttelte er seinen Kopf und traute sich etwas aus dem Wasser aufzutauchen.
"Aber viele Reiche und Adlige leisten sich gerne so etwas", erklärte Lucero wissend. "Weil es sich so gut anfühlt. Besonders wenn man sich darauf treiben lässt. Versuch dich mal auf den Rücken zu legen, Lilian. Das ist echt toll."
Re: Die Zeremonie
Verfasst: Sa 9. Mai 2020, 21:42
von Lilian
Lilian hatte das Gefühl, dass er etwas verpasst hätte, denn Lucero machte irgendwelche Witze über Sprudeldüsen, die manchmal schneller reagierten und Marlin wirkte recht rot dabei. Der Jugendliche beschloss lieber nicht so genau nachzufragen und dann lenkte ihn bereits das Geblubber im Wasser ab. Es war im ersten Moment aufregend, da er so etwas noch nie erlebt hatte. Er kannte nur normale Badewannen oder das Baden im See. Das hier war wirklich Luxus wie Lucero gleich erklärte. Der Prinz schlug ihm vor, dass Lilian einmal ausprobieren sollte, sich auf dem Wasser treiben zu lassen.
Ein wenig mißtrauisch blickte der Jüngling den Blutigen an. Lucero machte manchmal Vorschläge, die sich dann eher als irgendein anzüglicher Schabernak herausstellten, den der schlanke Prinz ausnutzte. "Gut.. aber wehe du kitzelst mich oder so", ermahnte Lilian den anderen deswegen sicherheitshalber ehe er sich versuchsweise auf den Rücken legte und von den sprudelnden Blasen treiben ließ. Sein ganzer Rücken, Hintern und auch die Beine wurden massiert. Lilian blickte nach oben zur Decke, die mit leichten Stuckarbeiten verziert war. Es war wirklich wunderschön hier. Trotzdem wollte der junge Krieger nicht, dass dies sein neues Zuhause wurde. Er vermisste sein richtiges Zuhause.
Die anderen ließen ihn in Ruhe als er so auf dem Wasser trieb. Erst als sie merkten, dass er wieder trübsinnig wurde, versuchten sie ihn wieder mit Gesprächen abzulenken und Lucero zog wieder seine Späße. Meist auf Kosten Marlins, der immer noch so verlegen wirkte. Lilian setzte sich wieder zu ihm.
Nach dem Bad bot Terim ihnen tatsächlich allen eine Massage an. Lilian war noch etwas zurückhaltend und wirklich entspannen konnte er sich nicht, da er gerade in den ruhigen Zeiten stärker an Morgen dachte, doch Terim konnte wirklich gut massieren. Er hatte ihm hinten den Badeanzug gelöst und etwas nach unten geschoben, während Lilian auf einem Massagetisch lag. Der Jugendliche versuchte krampfhaft nicht an die Jungfernnacht zu denken, aber das wollte natürlich erst recht nicht gelingen. Verzweifelt blinzelte er einige Tränen fort und war froh, als er beim Umziehen für einen Moment alleine sein konnte.
Die anderen drei gaben wirklich ihr bestes ihn aufzumuntern, konnten aber an diesem Tag nicht viel bewirken außer Lilian kurzzeitig abzulenken. Sie aßen gemeinsam etwas in einem Salon mit schönem Blick auf den Innengarten, wo sie sehen konnten wie der Regen gleichmäßig hinunterfiel. Von den anderen Bewohnern der Villa sah Lilian heute niemanden. Es war schon fast gespenstisch. Als ob nur sie vier existierten. Eine schöne Vorstellung.
Das Ende des Tages kam viel zu schnell. Lilian hatte Darion seine Kleidung zurückgegeben und war in seine eigene kurze hellblaue Schlafanzughose gewechselt mit dem passenden Hemdchen mit Herzen darauf. Es war zwar auch alles sehr mädchenhaft, aber es erinnerte ihn daran, dass der Adelige auch einmal nett zu ihm gewesen war. Hoffentlich würde er es morgen auch sein. Es würde weh tun und bluten, hatte Prinz Verden gesagt. Lilian hatte aber nicht nur vor den Schmerzen Angst. Er wollte nicht so intim mit dem Mann sein. Der Gedanke war eklig und furchtbar.
Je später der Abend wurde desto stärker wurden die Ängste vor morgen. Lilian musste wieder weinen, aber dieses Mal waren die anderen drei dabei und trösteten ihn, wenn auch unbeholfen, und als es nicht aufhören wollte, rannten sie und holten Darion zu dem der Jüngling noch die stärkste Bindung hatte und keine Scheu sich an ihn zu kuscheln. Abermals weinte sich der junge Krieger hilflos und unglücklich in den Schlaf, umgeben von genauso hilflosen neuen Freunden.
Er schlief sehr unruhig, wachte immer wieder auf. Mehr als einmal überlegte Lilian, ob er nicht doch versuchen sollte wegzurennen, aber wohin? Er käme nicht über die Mauer oder am Tor an den Wachen vorbei. Trotzdem stellte sich der junge Krieger vor wie er weit fortrann, über das ländliche Hayll schlug und über die Grenzen bis er wieder in Dhemlan war. Wie er erschöpft und ausgezehrt, aber endlich wieder zuhause war und er Aimeé um den Hals fiel, seine Mutter machte Quiché und die ganze Wohnung würde danach duften...
Weinend driftete er wieder in einen Schlaf und fühlte sich am anderen Morgen tatsächlich vollkommen erschöpft und ausgezehrt. Als er die Augen aufschlug und das fahle Licht des Morgens sah, wusste er, dass es heute soweit sein würde. Heute würde er mißbraucht werden. Lilian kniff wieder die Augen zusammen und kroch tiefer unter die Decke. Darion lag neben ihm, während Terim zusammengerollt am Fußende schlief und die anderen beiden auf Decken vor dem Bett lagen. Der Jugendliche versuchte jeden Versuch zu ignorieren ihn aufzuwecken.
"Nein...", murmelte er. "Ich bleibe heute im Bett... ich wache erst morgen wieder auf."
Re: Die Zeremonie
Verfasst: Sa 9. Mai 2020, 22:31
von Darion
An diesem Abend kamen Terim und Lucero ihn holen, in der Hoffnung, dass er Lilian würde trösten können. Darion glaubte zwar nicht, dass er viel würde ausrichten können. Er konnte den Jüngling nur im Arm halten und ihm tröstend über den Rücken streicheln. Vielleicht reichte das jedoch. Gestern war Lilian jedenfalls froh gewesen, ihn zu sehen. Also folgte er dem aufgedrehten Lucero und dem stillen Terim, der sich in heimlicher Freude ganz dicht bei seinem Schwarm hielt.
In letzter Zeit schien er sehr viel Zeit mit seinem Liebling verbringen zu können, dachte sich Darion. Lilian hatte etwas an sich, das die jüngsten Kunstwerke hier miteinander verband. Mit Marlin kam jeder gut aus. Doch gerade Terim und Lucero wirkten nun weniger einsam. Das freute Darion sehr für die Beiden und er begann allmählich zu hoffen, dass er auch nicht für immer ausgestossen bleiben musste. Er machte tatsächlich Fortschritte bei seinem Training und er konnte spüren, wie die Muskeln wieder stärker wurden. Dennoch musste er noch leicht humpeln, als er Lucero und Terim durch die Gänge folgte.
Wie vermutet, konnte er bei Lilian nicht viel weiter machen, als ihn in den Arm zu nehmen und ihn in den Schlaf zu wiegen. Er war so unendlich traurig, weil er hier gefangen war und sein Zuhause vermisste. Weil er Angst vor dem hatte, was der Meister mit ihm tun wollte, was er selber überhaupt nicht wollte. Doch es würde geschehen und mit der Zeit würde es besser werden. Irgendwann würde Lilian es sogar geniessen. So war es immer. Auch wenn die anderen drei jungen Kunstwerke es womöglich vergessen hatten, Darion und die anderen älteren erinnerten sich daran, wie schwer es die Neulinge damals gehabt hatten.
Terim war starr vor Angst gewesen. Fest der Überzeugung, dass er hier her gebracht worden war, um getötet zu werden. Ganz wie in den Gerüchten, die er auf den Strassen von Amdarh, über sogennante Onkels, gehört hatte. Lucero hatte Tobsuchtsanfälle bekommen, weil er plötzlich hatte gehorchen müssen. Vorallem aber auch weil er sich einsam gefühlt hatte. Ein Gefühl, das erst mit den letzten Tagen jetzt zu vergehen schien.
Und Marlin war unglaublich anhänglich und bemüht gewesen. Das war er noch immer, aber längst nicht mehr so verzweifelt. Er schien hier in der Villa endlich ein Zuhause und Liebe gefunden zu haben, was ihm seine eigene Mutter verweigert hatte. Entsprechend Angst hatte der Jüngling gehabt, wieder fortgeschickt zu werden. Aber auch das hatte sich gegeben und sie alle hatten ihr Glück in tiefer Hingabe zu ihrem Meister gefunden. Es würde also auch bei Lilian besser werden.
Am nächsten Morgen, nach einer eher unruhigen Nacht voller ängstlichem Aufschrecken, wollte Lilian jedoch nicht aufstehen. Dabei war er wach, wie Darion genau wusste. Die anderen Kunstwerke versuchten ihn sanft zu schütteln und zu wecken, ihn zum Aufstehen zu bewegen und waren ganz ratlos, als Lilian sich wie tot stellte. Entsprechend erleichtert waren sie auch, als er murmelte, dass er heute im Bett bleiben und erst morgen wieder aufwachen würde. Allerdings wussten sie nun auch nicht weiter.
"Wie wäre es, wenn ihr mal für eine Weile nach draussen geht und euch frisch macht", schlug Darion deswegen leise vor. "Ich könntet auch schauen, wie es mit einem Frühstück für Lilian aussieht." Marlin nickte eifrig und auch Terim erhob sich anmutig um zur Tür zu gehen. Nur Lucero verschränkte seine Arme vor der Brust.
"Du kannst mir gar nichts befehlen", stellte er trotzig klar.
"Nein, Lucero, das kann ich nicht", antwortete Darion demütig. "Das würde ich mir niemals anmassen. Doch ich kann dich ergeben darum bitten." Das wirkte nun doch. Lucero blickte unsicher auf ihn und Lilian, nickte dann aber und zog sich hoheitsvoll mit den anderen zurück.
"Bitte mach die Augen auf, Lilian", bat er den Jüngling in seinen Armen, nachdem die anderen gegangen und sie wieder alleine in dem Zimmer waren. "Ich kann verstehen, dass du das alles nicht willst und es dir Angst macht. Doch es wird geschehen und ich muss mich bald zurück ziehen. Ich habe heute meine eigenen Aufgaben zu erledigen. Ich darf mich heute um Alazier kümmern und ihn aus seinem Gefängnis holen. Bitte. Ich möchte dir noch sagen, wie dankbar ich dir dafür bin, was du für mich getan hast und ich werde ganz fest an dich denken, heute. Egal was passiert. Du bist nicht allein Lilian. Vergiss das nicht. Auch wenn du nicht willst, das dies dein Zuhause ist, so hast du hier trotzdem Freunde, die dich sehr gern haben."
Re: Die Zeremonie
Verfasst: So 10. Mai 2020, 07:48
von Lilian
Es war natürlich vollkommen kindisch so zu tun als würde man schlafen und wäre für niemanden ansprechbar, egal wie oft sie an einem rüttelten. Es funktionierte auch nicht lange und machte die anderen bloß besorgt bis Lilian hörte wie Darion die anderen drei rausschickte, damit sie sich anzogen und ein Frühstück organisierten. Lilian hoffte, dass sie nicht mehr wiederkämen, denn er hatte nicht vergessen, dass sie diejenigen sein würden, die ihn für die Jungfernnacht vorbereiten sollten. Der Jüngling wusste nicht wie das ablaufen würde, aber er wollte es gar nicht erst herausfinden. Er wollte im Bett bleiben und nicht mehr aus dem Zimmer kommen. Sollte sich Prinz Verden bei dem dummen Altar die Beine in den Bauch stehen. Was auch unsinnig war. Der Adelige würde ihn bestimmt sonst mit Gewalt aus dem Zimmer holen lassen...
Lilian klammerte sich noch fester an das Kissen, kniff die Augen zusammen, erzitterte leicht.
Darion ließ sich leider nicht so leicht vertreiben, bat sogar Lucero zu gehen, der sich erst trotzig nichts von einem Weißgewandten sagen lassen wollte ehe der Prinz doch mit den anderen mitging. Danach wandte sich Darion leider wieder Lilian zu und ließ einfach nicht locker, bat ihn eindringlich die Augen zu öffnen. Lilian könnte nicht abwenden was heute passieren würde. Der Jugendliche hielt die Augen verzweifelt geschlossen.
Leider musste Darion bald gehen, da er Alazier aus dem Gefängnis holen sollte. Ausgerechnet Darion sollte sich um den Kriegerprinz kümmern? Was, wenn der Eyrier ihm wieder weh tat? Obwohl Darion ihm anvertraut hatte, dass die beiden sich irgendwie mochten, machte sich Lilian doch Sorgen. Und ganz uneigennützig hätte er sich gewünscht, dass Darion lieber bei ihm blieb. Es half ihm nicht, dass der ältere Krieger bloß an ihn dachte.
"Du bist nicht allein Lilian. Vergiss das nicht. Auch wenn du nicht willst, das dies dein Zuhause ist, so hast du hier trotzdem Freunde, die dich sehr gern haben", sagte Darion ihm.
Nun öffnete Lilian doch die Augen, setzte sich leicht auf. "Ich fühl mich aber allein...", sagte er leise und blickte Darion unglücklich an. "Sie werden mich einfach vorbereiten und dann Prinz Verden überlassen... ich will das nicht. Ich will das nicht erleben." Er schüttelte den Kopf und zog die Decke fester an sich wie um sich zu schützen. Egal wie schön es hier aussah, es machte ihm Angst in Hayll bei dem seltsamen Adeligen zu sein. Und ganz sicher wollte Lilian nicht, dass dieser mit ihm... dass er diese Sachen machte.
Der Junge schluckte, kniff die Augen wieder zusammen.
Darion rückte auf dem Bett näher und umarmte ihn und so lagen sie eine Weile auf Lilians Bett. Der junge Krieger klammerte sich fester an Darion, aber dieses Mal reichte der Trost nicht mehr, um ihn zu beruhigen. Dies erkannte auch bald der ältere Krieger, flüsterte, dass er es nicht ändern könnte, wenn Lilian die Umarmung nicht reichte.
"Wir könnten... wenn wir alle gemeinsam fliehen würden.. wir wären so viele und ihr könnt alle eure Juwelen benutzen. Wir könnten die Wachen überwältigen und einfach wegrennen", sagte Lilian inbrünstig, doch Darion blickte ihn eher verständnislos an. Niemand hier schien auch nur an Flucht zu denken. Sie wollten bei dem Adeligen sein und dessen Nähe und Aufmerksamkeit erfahren.
Lilian machte sich frustriert etwas von Darion los. "Wieso will er mich überhaupt?", fragte er trotzig und zog einen Schmollmund. "Er hat doch euch alle anderen und ihr wollt ja mit ihm... wieso muss ich das dann auch machen? Das ist eklig.. ich mag keine Männer.. und schon gar nicht Prinz Verden."
Re: Die Zeremonie
Verfasst: So 10. Mai 2020, 09:37
von Darion
Nur widerstrebend öffnete Lilian schliesslich doch noch seine Augen. Es brauchte seine Zeit, doch er kam ihm entgegen. Darion lächelte ihn erleichtert an. Wenn auch nur einen Herzschlag lang. Lilians trauriger Blick schnitt ihm ins Herz. Er wollte nicht, dass es ihm so elend ging. Der junge Krieger sagte leise, dass er sich alleine fühlen würde. Sie würden ihn vorbereiten und dann dem Meister überlassen. Das wollte Lilian nicht. Er wollte es nicht erleben.
Doch Darion konnte es nicht ändern. Er konnte höchstens versuchen, ihm Mut zu machen und ihn zu trösten. Vorsichtig rückte er auf dem Bett etwas näher und umarmte ihn behutsam. Sanft, um heraus zu finden, ob Lilian überhaupt eine Umarmung wollte. Erst nachdem er sich sich sicher war, dass Lilian es wollte, umarmte er ihn fester. Lilian klammerte sich richtig verzweifelt an ihn. Es tat Darion so leid.
"Ich kann es nicht ändern", flüsterte er ihm nach einer Weile mitfühlend zu, nachdem er merkte, dass Lilian die Umarmung alleine nicht reichte. Prompt schlug ihm der Jüngling inbrünstig vor, dass sie es ändern könnten, wenn sie alle gemeinsam fliehen würden. Sie wären so viele und sie könnten alle ihre Juwelen benutzen. Sie könnten also die Wachen überwältigen und einfach wegrennen.
Aber wohin denn? Darion blickte Lilian etwas verständislos an, konnte nicht so recht alles nachvollziehen, was der Jugendliche vor hatte. Er begriff zwar durchaus, dass Lilian von hier fort wollte und warum. Doch warum sie anderen auch mit sollten, wollte sich ihm nicht so recht erschliessen. "Das hier ist unser Zuhause", wandte er leise ein. "Wir wollen nicht von hier fort. Wo sollten wir auch hin?"
Wütend löste Lilian sich von ihm und wollte aufgebracht wissen, warum der Meister ihn überhaupt wolle. Er hätte ja sie alle anderen und sie würden ja wollen. Dann müsste Lilian doch nicht auch. Es wäre eklig und er mochte keine Männer. Insbesondere den Meister nicht. Darion richtete sich auf dem Bett auf, blieb auf der Matratze sitzen, um Lilian genügend Freiraum zu geben.
"Du bist etwas ganz besonderes", versuchte er auf die vielen Fragen die richtigen Antworten für Lilian zu finden, in der Hoffnung, dass es ihn etwas trösten würde. "Du bist so zart und so hübsch. Du trägst ein rosé farbenes Juwel und hast einen lieblichen Namen. Das ist eine ganz spezielle, eigenartige Kombination, die Prinz Verden ganz verrückt nach dir sein lässt. Das kann niemand von uns ersetzen. Auch wenn wir es gerne wollten. Du bist zu einzigartig dafür. Und es ist nicht eklig, von einem Mann angefasst zu werden, Lilian. Vielleicht bist du mit diesen Gedanken erzogen worden, doch es kann etwas wunderschönes und erfüllendes sein. Du musst keine Angst davor haben. Und wenn du nicht von deinen Freunden vorbereitet werden willst, kannst du das sagen. Sie werden es sicherlich verstehen und jemand anderen schicken, bei dem es dir nicht unangenehm ist."
Re: Die Zeremonie
Verfasst: So 10. Mai 2020, 11:11
von Lilian
Wie Lilian schon befürchtet hatte, wollte Darion nicht fliehen und wusste auch nicht wohin, da das hier sein Zuhause wäre. Lilian ließ den Kopf hängen. Er besaß seine Juwelen nicht mehr, alleine würde er niemals fliehen können und selbst wenn, so musste er befürchten, dass der Adelige es an Darion ausließ. Oder Marlin, den der Hayllier als Lilians Prügelknabe mißbrauchen wollte. Das war so eine fürchterliche Idee. Lilian kannte diese Art von Erpressung nicht und es machte ihn ganz hilflos. Er wusste nicht wie er dagegen aufbegehren sollte.
"Einfach irgendwohin. Ich will hier weg. Ich will zurück nach Dhemlan", sagte der Jugendliche trotzig. Darion konnte ihm da leider auch nicht helfen, begann ihm jedoch zu erklären wieso Prinz Verden so verrückt nach ihm wäre.
"Dann wünschte ich, ich wär hässlich", klagte Lilian verzweifelt. Er hatte nie gedacht, dass es einmal gefährlich für ihn würde wie er aussähe. Natürlich hatten ihn Schulkameraden schon damals etwas gehänselt, weil er für sein Alter so zart gewesen war, aber es hatte sich niemand in dieser Form für ihn interessiert. Nicht so wie es Prinz Verden tat. Darion erklärte, dass Lilian etwas besonderes wäre und niemand von ihnen könnte das ersetzen.
"Und es ist nicht eklig, von einem Mann angefasst zu werden, Lilian. Vielleicht bist du mit diesen Gedanken erzogen worden, doch es kann etwas wunderschönes und erfüllendes sein. Du musst keine Angst davor haben", beschwor der ältere Krieger ihn. Lilian blickte ihn aufgebracht an.
"Ich will es aber nicht!", entgegnete er heftig. Und ja, er hatte riesengroße Angst davor. Er wusste nicht was ihn erwarten würde und die erste dunkle Ahnung bei der Versteigerung hatte ihn bereits völlig verstört. Darion selbst war schwer verletzt davon zurückgekommen. Das war doch dann auch von dem Sex mit den Männern gewesen...
"Ich find es nicht eklig, das ihr das mögt", verteidigte er sich, behielt aber für sich, dass er es trotzdem nicht verstand, "Ich will es aber nicht selbst erfahren. Ich stehe nicht auf Männer." Daran würde sich auch nichts ändern, glaubte Lilian. "Prinz Verden hat gesagt, es wird weh tun und bluten... das klingt nicht wunderschön. Und ich will von niemanden vorbereitet werden! Es wird bei jedem unangenehm sein", wehrte der junge Dhemlaner ab, als Darion vorschlug, dass ihn ja jemand anderer vorbereiten könnte. Lilian wollte nicht für den Adeligen parat gemacht werden.
Der schlanke Jugendliche zog die Beine etwas an, schluckte schwer. Es war weiterhin so überwältigend in diesem neuen, fremden Leben zu sein und nun würde es bald Ernst... dann wäre er ein richtiger Sklave und sein Besitzer würde ihn entjungfern. Nein, der Gedanke war zu schrecklich. Lilian vertrieb ihn hastig, kämpfte das Bedürfnis nieder aus dem Raum zu rennen und irgendwo ein neues Versteck zu suchen. Sie würden ihn sowieso finden...
"Ich will nicht vorbereitet werden..", sagte er mit brechender Stimme, sackte dann wieder auf dem Bett zusammen und rollte sich zu einer kleinen Kugel. "Wenn er mich will, muss er mich dazu zwingen", sagte Lilian. So lag er immer noch da, als die anderen angezogen und frisch gebadet wiederkamen, und auch ein Tablett Frühstück mitbrachten. Lilian hatte jedes sanfte, zunehmend ratlosere Wort Darions ignoriert, und irgendwann auch wieder leise zu schluchzen begonnen. Auch jetzt wandte er den anderen den Rücken zu, hielt sich an der Decke fest. Der Jugendliche hatte nicht vor, sich freiwillig seinem Schicksal zu ergeben.
"Nein, lasst mich!", rief er schluchzend, als jemand bloß den vorsichtigen Versuch startete ihn aus dem Bett zu bekommen. "Ich will nichts essen! Und ich will auch nicht vorbereitet werden!"
Re: Die Zeremonie
Verfasst: So 10. Mai 2020, 12:02
von Darion
Je mehr er versuchte, Lilian zu helfen zu akzeptieren, was auf ihn zukam, desto ungehaltener und unglücklicher wurde der junge Krieger. Er liess keine Argumente gelten, dass es schlussendlich wieder gut werden würde. Da wusste Darion, dass er eigentlich nichts mehr sagen konnte, was Lilian helfen würde. Der Krieger hatte sich vollkommen verschlossen. Dennoch redete er ihm weiter lieb zu. Einfach, um ihm zu zeigen, dass er für ihn da war, so gut es eben ging. Selbst wenn er ihm nicht helfen konnte, würde Lilian sich so vielleicht nicht ganz so einsam und traurig fühlen.
Klein rollte sich Lilian auf dem Bett zusammen und beteuerte kläglich, dass er nicht vorbereitet werden wolle. Wenn der Meister ihn haben wolle, dann müsste er ihn dazu zwingen. Bekümmert streichelte Darion ihm sanft über die Schultern. Unsicher überlegte er sich, ob er Lilian sagen sollte, dass der Meister ihn schon zwingen würde, wenn es sein musste. Und das wohl auf eine Weise, die Lilian erst recht nicht gefallen würde. Ausserdem wäre der Meister dann enttäuscht von Lilian und das wäre gar nicht gut für ihre Beziehung und Lilians weiteres Leben hier. Darion mochte es sich gar nicht richtig vorstellen, wie es werden würde, wenn Lilian die Vorstellung des Meisters von einer wunderschönen Zeremonie zerstören würde.
Bevor Darion seine Gedanken in die richtigen Worte fassen konnte, kamen die anderen wieder. Frisch gewaschen und mit einem Tablett voller Köstlichkeiten. Darion blickte bewundernd auf das Tablett. Lilian rief jedoch schluchzend, dass sie ihn in Ruhe lassen sollten, als Marlin ihm begeistert vom Frühstück erzählen wollte. Lilian wollte nichts essen und auch nicht vorbereitet werden.
"Oh, aber der Meister hat uns einen wundervollen Frühstückstisch vorbereiten lassen", versuchte Marlin Lilian tapfer aufzumuntern. "Du solltest den Salon sehen. Er ist so schön geschmückt und der Tisch ist so oppulent gedeckt. Wir haben dir auf dem Tablett nur ein paar kleine Häppchen zusammen gestellt, um dir die Köstlichkeiten zu zeigen. Du wirst es nicht glauben, Lilian, der Meister hat uns sogar eine Flasche Champagner kühlstellen lassen." Champagner? Da bekam auch Darion grosse Augen. Das war auch für ihn etwas ganz besonderes.
Da klopfte es unvermittelt an der Tür. Im ersten Moment dachte Darion an den Meister. Wohl weil sie gerade so oft über ihn gesprochen hatten. Doch nachdem Terim schüchtern geöffnet hatte, zeigte sich, dass es Licus war, der Nachrichten vom Meister brachte.
"Guten Morgen, Terim", grüsste er den jungen Krieger. "Ich soll Marlin zum Meister bringen und ausrichten, dass... " der Schneiderlehrling blickte unsicher zu ihm herüber, "dass Darion sich zurück ziehen und seinen eigenen Aufgaben nachkommen soll." Mitfühlend blickte er zu Lilian und fragte nach einer kurzen Pause. "Horatio lässt fragen, ob er und ich nicht doch übernehmen sollen. Er befürchtet, dass ihr nicht rechtzeitig fertig werdet, da es schon fast Mittag ist."
Re: Die Zeremonie
Verfasst: So 10. Mai 2020, 12:26
von Lilian
Er hielt den anderen weiter den Rücken zugewandt und wollte sich auch nicht anschauen, was sie an Häppchen mitgebracht hatten, die angeblich nur eine Kostprobe war auf das was noch auf ihn wartete. Egal wie begeistert Marlin erzählte, dass der Adelige ihnen einen tollen Frühstückstisch im Salon vorbereitet hätte, Lilian hatte keinen Appetit. Der Jüngling verstand nicht wie der blonde Krieger überhaupt begeistert sein konnte an diesem Tag. Begriff denn niemand, dass Lilian nicht mit Prinz Verden schlafen wollte und dass der hayllische Adelige ihn dadurch heute mißbrauchen würde? Das war nichts tolles. Der Jugendliche schluchzte leise in das Kissen.
Erst bei der Erwähnung vom Champagner hob er leicht den Kopf. Champagner klang gut. Lilian glaubte nicht, dass er heute nüchtern überstehen würde. Wenn er schon nichts daran ändern konnte, was mit ihm passieren würde, so würde er sich lieber vorher betrinken. Als er das Abendessen mit Prinz Verden gehabt hatte, war er auch betrunken gewesen und da war ihm die Aufmerksamkeit und Nähe des Adeligen nicht mehr unangenehm vorgekommen. Sie hatten sich sogar geküsst. Verschwommen erinnerte er sich wie frivol und kokett er gewesen war. Wie er gefragt hatte, ob Prinz Verden ihn nicht gleich entjungfern wollte... dann hätte er es jetzt schon hinter sich und an diesem einen Abend wäre es vielleicht nicht so schlimm gewesen. Lilian kniff die Augen zusammen. Nein, er wollte trotzdem nicht!
"Ich habe keinen Appetit", sagte er deswegen trotzdem trotzig. "Bitte lasst mich einfach allein", versuchte er es noch abzuwenden. Der unerfahrene Jüngling wusste zu wenig über den Adeligen oder das Leben in der Villa, als das er gewusst hätte, wie gefährlich sein Verhalten war. Er wollte bloß auf keinen Fall, dass man dächte, er würde sich freiwillig seinem grauenhaften Schicksal ergeben.
Plötzlich klopfte es es. Lilian hatte der Türe den Rücken zugewandt, aber bald schon hörte er die Stimme von Licus, dem Gehilfen des Schneiders. Würden jetzt noch mehr hereinkommen, um zu sehen wie er weinte? Konnten sie ihn nicht alle in Ruhe lassen?
Licus wollte allerdings Marlin mitnehmen und plötzlich war sich Lilian nicht so sicher, ob er das wollte. Vor allem, weil Marlin zu Prinz Verden gehen sollte. Nun drehte sich der junge Dhemlaner doch um, setzte sich auf dem Bett auf, wischte sich leicht verschämt über die verheulten Wangen. Er hatte sich vorgenommen alle zu ignorieren, aber seine Sorge um Marlin war stärker.
"Wieso... soll Marlin zu Prinz Verden?", fragte er leise. Er befürchtete, dass Marlin doch noch als Prügelknabe herhalten musste. Dass Darion gehen musste, hatte Lilian leider schon gehört, doch niemand hatte gesagt, dass Marlin gehen musste. Sollte er ihn nicht auch vorbereiten? Schlimmer noch, Licus sagte, dass Horatio übernehmen würde, wenn sie nicht rechtzeitig fertig würden. Erschrocken rutschte Lilian auf dem Bett zurück, die Decke an sich gepresst. Er wollte nicht vorbereitet werden und am allerwenigsten von dem alten Blutigen, der ihn jedes Mal so gierig ansah und beim Ankleiden bereits seine knöchernen Finger wandern ließ.
"Nein nein, die machen das schon", wehrte Lilian verzweifelt ab. "Horatio muss nicht herkommen. Was muss denn überhaupt vorbereitet werden?", fragte er, konnte sich nicht vorstellen, dass sie dafür so viel Zeit brauchten. Sie würden ihn sicher in dieses dumme Kleid stecken von dem Prinz Verden ihm bereits eine Skizze gezeigt hatte. Lilian presste die zitternden Lippen aufeinander, schniefte leicht.
"Habt ihr Champagner mitgebracht?", fragte er.
Re: Die Zeremonie
Verfasst: So 10. Mai 2020, 12:47
von Terim
Mitfühlend betrachteted der stille Krieger die leidende Lilian. Es tat ihm so leid für sie, dass sie sich so schlecht fühlte und das durchmachen musste. Er wusste genau, was in ihr vorging und es gab keinen Trost, ausser man hätte ihr gesagt, dass der Meister doch nicht mit ihr schlafen würde. Von einem Mann genommen zu werden, den man selbst nicht wollte, war schlimm. Das kannte Terim von seiner Zeit als Strichjunge in Amdarh. Da hatte er auch oft nicht gewollt, aber gemusst. Es war auch ganz schlimm gewesen immer. Ausser bei dem Meister. Bei ihm war es wundervoll gewesen. So sehr, dass Terim klar geworden war, dass er mit dieser Erfahrung nicht mehr zurück auf die Strasse gehen konnte. Das hätte er nicht ertragen. So war er trotz seiner Scheu mit dem damals noch unbekannten aber faszinierenden Prinz Verden mitgegangen, um von nun an bei ihm zu Leben.
Terim wollte Lilian gerne sagen, dass es bei dem Meister schön war. Dass sie keine Angst zu haben brauchte und es geniessen konnte. Er hatte es gar schon einige Male versucht. Doch Lilian schien ihm in ihrer Angst nicht glauben zu können. Zu gross war ihre Furcht und ihr Unbehagen. Es schien ganz so, als müsse sie in das kalte Wasser springen, um dann erleben zu können, dass es ganz angenehm war. Nur bis es soweit war, würde sie eben leiden müssen. So gern Terim ihr das auch erspart hätte.
Damit die anderen Lilian weiter trösten konnten, Terim hatte ohnehin das Gefühl, dass er dabei nicht sonderlich erfolgreich war, ging er zur Tür, als es klopfte. Dabei war das eigentlich Lilians Raum, doch er hoffte, dass es trotzdem recht war, wenn er aufmachte und sich um den Besucher kümmerte. Licus stand draussen im Gang und wollte Marlin abholen kommen. Ausserdem sollte er Darion zu seinen Aufgaben schicken. Davon wusste Terim nichts, doch der ältere Krieger erhob sich mit einem ergebenen Nicken, drückte Lilian noch einmal zum Abschied herzlich an sich.
"Meine Gedanken werden bei dir sein", versprach er ihr innig. Doch dann trat er vom Bett zurück und schob sich an ihm und Licus vorbei in den Gang. Terim fiel dabei auf, dass seine Bewegungen tatsächlich immer geschmeidiger wurden und er freute sich sehr für Darion. Bestimmt würde alles wieder gut für ihn. Lilian gab ihnen die Hoffnung, die sich inzwischen schon recht tief in ihre Herzen gegraben hatte.
Lilian hatte sich inzwischen etwas aufgerichtet, wischte sich süss die Tränen von den Wangen und wollte wissen, warum Marlin zum Meister musste. Ja, das würde Terim auch gerne wissen. Ob sie etwas falsch gemacht hatten? Wollte der Meister ihn jetzt doch als Prügelknabe benutzen? Gestern hatte er es zwar gesagt, ihn dennoch nicht geschlagen.
"Ich weiss es nicht", gab er zu und es schien ihn auch nicht zu interessieren. "Der Meister hat nur gesagt, dass ich Marlin zu ihm bringen soll." Etwas ratlos blickten die jüngeren Kunstwerke sich an, überlegten, ob sie mit Marlin mitgehen sollten. Besonders Lucero schien mit sich zu kämpfen, nahm dann aber den Platz von Marlin ein, nachdem dieser sich mit einem liebevollen Lächeln und einem herzlichen Händedruck erstmal von Lilian verabschiedete, um mit Licus mitgehen zu können. Lilian schien ihn gar nicht so recht gehen lassen zu wollen und sie beteuerte Licus auch gleich innig, dass sie drei sie vorbereiten würden. Horatio müsste das nicht übernehmen. Diese Ankündigung hatte sie zutiefst erschreckt und noch tiefer ins Bett getrieben.
"Der Meister will mit bestimmt nur noch ein paar Informationen für heute geben", beruhigte Marlin Lilian, als er zu Licus ging. "Ich bin sicherlich gleich wieder hier.
"Du sollst vorbereitet werden", erklärte der Schneiderlehrling. "Am besten, du nimmst ein ausgiebiges Bad und lässt dich anschliessend massieren und eincremen. Bei der Heilerin sollst du noch vorbei schauen, damit sie sich sicher sein kann, dass du auch ganz gesund bist und vielleicht will die Priesterin dich auch noch sehen. Dann müssen deine Haare noch gemacht werden und natürlich das Kleid anziehen. Das dauert alles so seine Zeit. Ihr solltet nicht mehr zu lange herum trödeln. Der Meister ist jetzt schon ganz ungeduldig und aufgekratzt."
Lilian sass nun mit zittrigen Lippen leicht schniefend im Bett und schien überhaupt nicht glücklicher zu sein, mit all diesen Informationen. Leise wollte sie wissen, ob sie den Champagner mitgebracht hätten.
"Ha! Habe ich doch gleich gesagt, dass ihr das gefallen wird", triumphierte Lucero. "Wir hätten ihn auch mitnehmen sollen."
"Wir dachten nur, dass das so etwas besonderes ist und es schöner wäre, wenn du ihn in dem schön geschmückten Salon bei dem oppulenten Frühstück geniessen kannst", erklärte Terim leise.
"Ihr kriegt Champagnier?" wollte Licus neugierig wissen.
"Lilian", nickte Marlin begeistert. "Ein ganzes Frühstückszimmer. Willst du mal sehen, Licus?"
"Hmmm, ja, aber nur schnell", stimmte der Krieger zu. "Wir sollten eigentlich ganz rasch zurück zum Meister."