Kaereille

"Verschwinde, du langweilst mich." Ayden stieß das nackte Mädchen mit einer einzigen wuchtigen Handbewegung aus seinem Bett, wo sie dann daneben wimmernd auf dem Boden kauerte. Ungerührt betrachtete der Prinz derweil seine blutigen Fingernägel, als gäbe es nichts interessanteres auf der Welt. Er hatte es so satt, diese faden Heilerinnen zu entjungfern. Mittlerweile stand ihm der Sinn wieder nach einer Königin, er brauchte mehr Herausforderung.
"Bist du immer noch da?", fragte er kalt, als er das Schluchzen seiner letzten Dienerin hörte. Sie erhob sich wacklig und drückte ihr Kleid an sich. "Und denk dran, was ich dir gesagt habe. Kein Wort zu niemanden, kleine Laree..." Ayden grinste sie an und genoss es wie die schöne kleine Laree allein erzitterte nur bei Nennung ihres Namens. Er lachte und sie verzog das Gesicht schmerzvoll. "Solltest du dich nicht daran halten, wirst du feststellen, dass ich meine Drohungen immer bewahrheite. Ich möchte nicht, dass man von mir denkt, ich wäre nicht zuverlässig. Also behalte das in deinem ansonsten so leeren Köpfchen, wenn du zurück zu deinen Eltern kriechst. Kleine, kleine Laree..."
Die Art wie er ihren Namen aussprach, gab ihr den Rest und sie floh aus dem Zimmer. Ayden lehnte sich wieder zurück und starrte seufzend an die Decke seines Zimmers, das von Ayana war nebenan. Zweifellos hatte sie jeden Schrei von Laree mitbekommen.

Er fragte sich, was ihn wieder nach Hayll gezogen hatte. Sie waren lange nicht mehr hier gewesen. Ja, vielleicht war es die Neugier gewesen... Ayden erhob sich in einer geschmeidigen Bewegung und ging ins Bad, um sich dort kalt abzuduschen und den Geruch des hayllischen Flittchens loszuwerden. Gut, er hatte sie erst zu einem Flittchen gemacht, aber das spielte ja keine Rolle. Als ihr Blut von ihm abtropfte, genoss der Prinz dies mehr als alles andere. Er schlüpfte in einen weichen schwarzen Anzug, der am Rand der Innenseite einen goldenen Saum hatte. Darunter trug er ein weißgoldenes Hemd. Gold hatte schon immer dazu beigetragen, seine aristokratischen Gesichtszüge und seine smaragdgrünen Augen hervorzuheben.
Ayden verließ das Zimmer und wandelte ein wenig durch das Schloss. Er hatte kaum je eine prunkvollere Ausstattung gesehen und die Ausmaße des Anwesens waren riesig, weswegen Ayden für eine Weile nur umherging und alles betrachtete, um ein Gefühl für die Räumlichkeiten zu bekommen. Er hatte einen ausgezeichneten Orientierungssinn, aber bei Hayll brauchte er ein wenig länger, um sich alles wieder ins Gedächtnis zu rufen.
In einem Zimmer fand er ein Gemälde der derzeitigen Königin Timaris Tolarim, aber der Maler hatte sie nicht getroffen. Es fehlte die Bösartigkeit in ihren Augen von denen er schon so viel gehört hatte. Man konnte interessante Reaktionen beim Dienstpersonal erreichen, wenn man Timaris erwähnte, aber immer glitzerte die Angst in den Augen der Untergebenen aus und dies hatte Ayden neugierig gemacht.

Gestern Abend war ein neuer Gast auf dem Schloss eingetroffen. Da hatte sie keine Lust gehabt, ihn zu begrüssen. Sie war müde und er so arrogant gewesen, sich selber einzuladen. Doch sie hatte ihm die junge Laree vorbeigeschickt, damit sie sich um ihn kümmerte. Anscheinend hatte ihm das gefallen, denn er hatte diese Fürsorge ausgiebig genutzt. Auf eine interessante Art und Weise, wie Timaris fand. Natürlich hatte sie diesen uneingeladenen Gast nicht unbeobachtet gelassen.

Am Morgen dann, hatte sie einer Heilerin mitgeteilt, sie solle sich um Laree kümmern, wenn es soweit war. Anschliessend hatte sie in einem kleineren, aber hellen Salon ein oppulentes Frühstück für zwei herrichten lassen. Gekleidet in ein verspieltes, leichtes Sommerkleid aus mehreren Lagen dünnen, weissen Stoffes, liess sie sich in einem Sessel nieder und trank einen Schluck Tee. Kaffee war keiner aufgetragen worden, da jeder hier im Schloss wusste, dass sie nicht mal seinen Geruch ausstehen konnte. Danach gab sie einem Butler Bescheid, er solle den fremden Prinzen zu ihr führen.

Ayden hörte ein verhaltenes Räuspern hinter sich, beschloss es aber noch zu ignorieren, während er weiter das Bild betrachtete. Erst irgendwann drehte er sich gemächlich um und musterte den Butler vor ihm mit geringschätzigen Blick.
Der Mann teilte ihm mit, dass er im Salon erwartet werden würde und so folgte der Prinz dem Butler langsam. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Natürlich konnte er sich denken, wer da nach seiner Anwesenheit wünschte, doch dieses Mal ließ er sich nicht lange bitten. Immerhin war er selbst neugierig auf die Königin von Hayll.

Ayden betrat den Salon und roch den Duft eines reichhaltigen Frühstückes. Seine grünen Augen glitten über das Bild was sich ihm da bot, blieben dann aber schließlich als Letztes bei Timaris haften. Er betrachtete ihre Erscheinung, das weiße helle Kleid passte hervorragend zu ihrem dunklen Haar und ihren feinen Gesichtszügen. Und das soll also diejenige sein von der niemand mir etwas gutes berichten kann, fragte er sich. Aber wie so oft versteckte sich die Bösartigkeit hinter einer schönen Maske.
Der Prinz kam langsam näher und deutete dann eine leichte Verneigung hat.
"Ich wünsche euch einen angenehmen Morgen, Königin von Hayll." Ayden blickte sie weiterhin unverwandt und ohne jegliche Scheu an. "Ich bin Prinz Ayden Asar. Mir stand wieder einmal der Sinn nach dem was Hayll zu bieten hat. Ich hoffe, ihr nehmt mir das nicht übel, Lady."

Nachdem der Prinz eingetreten war, musterte sie ihn ungehemmt. Er sah wirklich gut aus. Feine aristokratische Züge, ein gut trainierter Körper, schöne Augen, sinnliche Lippen und einen hervorragenden Kleidergeschmack. Man konnte nicht glauben, dass er zu solchen Grausamkeiten, wie Timaris sie letzte Nacht beobachtet hatte, fähig war.

Seine Verneigung quitierte sie mit einem knappen Nicken. "Auch dir einen guten Morgen Prinz Asar", begrüsste sie ihn freundlich und mit sanfter Stimme. "Nein ich nehme dir das nicht übel, auch wenn mein Schloss eigentlich kein Gasthof ist. Trotzdem wirst du den Preis für die Übernachtung zahlen."

Timaris lächelte ihn an und machte eine einladende Bewegung. "Setzt Euch, frühstückt mit mir und erzählt mir, was Ihr denn bis jetzt so von dem haltet, was Hayll zu bieten hat", befahl sie ihm sanft. Mit den letzten Worten war eindeutig die letzte Nacht gemeint gewesen.

Den Preis für die Übernachtung zu zahlen... etwas an ihrem Unterton ließ ihn vorsichtig werden, denn er fragte sich, was genau sie nun damit meinte. Aber sollte Timaris zu weit gehen, würde er auch vor einer Königin nicht halt machen. Trotzdem durfte er sie nicht unterschätzen.
Ayden ließ sich auf den anderen Sessel nieder und betrachtete Timaris lauernd. Es kam ihm vor wie zwei Raubtiere, die sich gegenseitig umkreisten und noch nicht wußten, ob der andere ein Rivale war, den man beseitigen mußte, oder ob man sich gar... verbünden konnte.
Ihre Worte waren weniger Bitte, als Befehl, wenn auch verschleiert von ihrem sanften Tonfall. Der Prinz nippte an dem heißen Tee und lehnte sich dann behaglich zurück.
"Die Leute sind wie immer sehr.. zuvorkommend. Ich weiß selbst, wie schwer es heutzutage ist gutes Dienstpersonal aufzuteiben. Aber ihr scheint ein glückliches Händchen dafür zu haben, Lady Tolarim. Und natürlich bin ich hierher gekommen, weil ich schon so viel von euch hörte..." Laree erwähnte er natürlich mit keinem Tonfall, ihm war sehr daran gelegen, dass nichts über seine Grausamkeiten bekannt wurde. Wer doch plauderte, den ließ er töten oder zerbrechen... ja, seine Drohungen erfüllte er stets mit gewissenhafter Präzision.

Amüsiert lachte sie auf. "Ja, sie sind sehr zuvorkommend und versuchen meinen Gästen es so angenehm wie nur möglich zu machen. Aber eigentlich habe ich dich ja nicht eingeladen." Timaris machte dieses Spiel Spass. Vorsichtig belauerten sie sich gegenseitig, wie zwei Raubkatzen. Sie liebte es mit der Gefahr zu spielen. Ausserdem trug er wie sie grün als Geburtsjuwel. Sie konnte es also durchaus mit ihm aufnehmen. Zudem war sie in der Bluthierarchie noch einiges über ihm, was ihr einen zusätzlichen Vorteil verschaffte.

"Aber danke für das Kompliment. Ich achte ja schliesslich sehr darauf, wenn ich anstelle." Gemütlich begann sie ein Brötchen, frisch aus dem Ofen und noch warm, mit Butter und Honig zu bestreichen.

"Ach, Euch trieb die Neugier hier her?" fragte sie interessiert. "Was habt Ihr denn so gehört und was hat Euch daran beschäftig, dass Ihr hier her gekommen seid?"

Er nahm sich ebenfalls etwas von dem Frühstück und begann herzhaft zu essen. Immerhin hatte ihn das kleine Spiel mit Laree hungrig gemacht.
"Ihr hättet mich aber eingeladen, wenn ihr von mir gehört hättet", erwiderte er selbstsicher und grinste wölfisch, "Da ich aber bisweilen ungeduldig bin und nicht länger warten wollte, dachte ich, es ist Zeit, dass wir uns kennenlernen."
Ayden trank etwas von dem Tee, natürlich hatte er vorher alle Getränke und das Essen mental abgesucht, ob ihm von dort irgendwo eine Gefahr drohte. Bei einer Königin konnte man nie zu vorsichtig sein.

"Was ich gehört habe? Nun... nur schlechtes natürlich, sonst wäre ich doch nicht hierher gekommen." Der Prinz sah sie intensiv an, sein Lächeln war nordisch kühl geworden. Er hatte von Anfang an gewußt, dass er Timaris nicht so wie die anderen verführen konnte, weswegen er sich ihr gegenüber auch ganz anders gab. "Aber ich wollte mir gerne ein eigenes Bild machen. Aus vielen spricht doch ohnehin nur der Neid... oder das Unverständnis."

Er gab also offen zu, dass er nicht an der freundlichen Timaris interessiert war. Das war ganz schön mutig und sehr interessant. Es überraschte sie ein wenig. So etwas geschah nur selten. Sie liess es sich jedoch nicht anmerken und lächelte ihm nur zuversichtlich zu, nachdem er das Essen und Trinken geprüft hatte. Da er kein dunkleres Juwel als sie trug, konnte sie es spüren. "Keine Sorge Prinz, da ist kein Gift und keine Droge drinn. Schliesslich habt Ihr ja noch nicht bezahlt."

Amüsiert beobachtete sie, wie er ganz schön viel zu sich nahm. Letzte Nacht hatte ihn wohl hungrig gemacht. Sie selber hielt sich eher zurück. "So?", fragte sie schliesslich sanft, zu sanft. "Nur schlechtes also? Und dass gefällt Euch also, oder seid Ihr hier um mich deswegen zu bekämpfen?"

Timaris lehnte sich im Sessel zurück und erwiderte seinen intensiven Blick gelassen, doch durchdringend. Er gefiel ihr wirklich und sie wollte weiter mit ihm spielen. "Es spricht auf jeden Fall für Euch, dass ihr Euch ein eigenes Bild machen wollt. Vielleicht zeige ich Euch deswegen noch ein wenig mehr. Doch wie ihr seht, blüht und gedeihnt mein Land prächtig."

"Euch zu bekämpfen?" Er lachte dunkel und etwas in seinen Augen blitzte auf. "Nur, wenn ihr mich auf eine Art und Weise bedroht, die mich dazu bringt, euch zu bekämpfen... ", fügte er schneidend hinzu. Gelassen lehnte er sich wieder zurück, wirkte dennoch wie ein Raubtier kurz vor dem Sprung. "Bis es aber so weit ist, bin ich nur... begierig darauf, euch kennenzulernen."
Ayden frühstückte weiter, ließ aber Timaris dabei nicht aus den Augen. Als sie von dem Land sprach, was prächtig blühte und gedeihte, konnte er sich eines Grinsens nicht erwehren. "Und die Mädchen in diesem Lande ebenso wie ich bereits feststellen konnte." Es war ein riskanter Schritt, einen Teil seiner Maske ein wenig fallen zu lassen, aber er hatte instinktiv das Gefühl, dass Timaris und er gar nicht mal so verschieden waren.

Sein freches Grinsen gefiel ihr überaus und sie beschloss seine Offenheit zu belohnen. "Ja, das sind sie", antwortete sie mit einem schlemischen Lächeln. "Man muss sie nur gut behüten und hegen und sie geben einem schliesslich ein wunderbares Geschenk. Ich nehme doch mal an, dass Euch mein Willkommensgeschenk gefallen hat. So wie Ihr jetzt zulangt, scheint Ihr Euch länger mit ihm beschäftigt zu haben." Sie wusste, dass sie nun sehr direkt war. Doch sie hatte mitbekommen, was er für Vorlieben hatte. Ausserdem war sie die Königin und er nur irgend ein Prinz.

Doch dann wurde sie wieder ernst. Liess etwas von ihrer Macht in ihre Ausstrahlung gleiten, damit er spüren konnte, dass er einer gefährlichen Königin gegenüber sass. "Ich wüsste nicht, wieso ich mich damit abgeben sollte, Euch zu bedrohen. Ich kenne Euch ja gar nicht. Wenn Ihr mir nicht passt, lasse ich Euch hinaus werfen oder bringe Euch gleich um. Da halte ich mich doch nicht mit Bedrohen auf." Ihre Stimme war noch immer freundlich und sanft, fast schon liebenswürdig.

"Doch nun veratet mir" fuhr sie schliesslich etwas gelöster fort. "Weshalb sollte ich Euch einladen, wenn ich von Euch gehört hätte? Wieso sollte ich Euch erlauben, mich kennen zu lernen? Und wieso wollt ihr mich überhaupt kennen lernen, da ihr ja nur schlechtes über mich gehört habt?"

"Ich versuche jegliches Vergnügen so lange wie möglich auszudehnen", erwiderte auf ihre Worte über ihr Willkommensgeschenk. Natürlich war damit Laree gemeint, aber er erwähnte die Dienerin mit keiner Silbe. Zwar wußte Timaris und er, was er getan hatte, doch man brauchte nicht darüber reden. Es reichte, wenn sie seine Vorlieben und seine Art stillschweigend zur Kenntnis nahm.
Ayden hielt in seinem Frühstück inne, als Timaris ihre Krallen zeigte und ihm sehr deutlich machte wie mächtig sie eigentlich war. Eine Demonstrationen auf die der Prinz gut und gern verzichten konnte. Sich schwächer und geringer zu fühlen... das war etwas, was er jeden Tag bei seiner Familie zu spüren bekommen hatte. Ein Gefühl, was er nie wieder haben wollte. Ayden mußte sich beherrschen, nicht Kälte zu verströmen. Stattdessen schenkte er Timaris sogar ein charmantes, gelassenes Lächeln. Mit dem Tod konnte sie ihm nicht drohen, dafür hatte er schon zu oft versucht sich das Leben zu nehmen.
"Dann seid ihr wohl auch jemand, der sich nicht gerne die Kontrolle nehmen lässt... Und dass ihr mich nicht kennt, sollte euch nur beweisen, wie gut ich eigentlich bin..." Wie gut ich bin, mein wahres Wesen zu verschleiern, er hatte sich stets zurückgenommen und legte es gar nicht darauf an im Mittelpunkt zu stehen. Zu viel Aufmerksamkeit war schließlich nicht gut für seine Leidenschaften.

Timaris sprach weiter, warum sie ihn überhaupt kennen lernen sollte, warum er hier erschienen war. Ihr Tonfall war sanft und doch bestimmend. Ayden ließ sich Zeit mit der Antwort. "Weil ich glaube", sagte er schließlich, "dass du und ich gar nicht mal so verschieden sind, Timaris... und weil ich mich nach jemanden sehnte, der mich versteht... bei dem ich mich nicht verstellen muss... " Seine Stimme war leise geworden und doch so durchdringend, dass Timaris jedes einzelne gehauchte Wort verstehen konnte.
"Aber wenn du ewig Spiele spielen willst... auch mit mir, dann zeige ich dir mein Lächeln und meine hübschen Worte und werde dir ein wahrer Gentleman sein." Er zuckte abwartend mit den Achseln, innerlich aber höchst gespannt wie Timaris reagieren würde.

Ihre Macht zu spüren, schien ihm nicht zu gefallen. Dennoch beherrschte er sich und war weiterhin höflich zu ihr, lächelte sie sogar charmant an. Sie wollte schon auf die Sache mit der Kontrolle antworten. Als er sehr leise und doch klar fortfuhr. Er duzte sie einfach und sprach sie bei ihrem Vornamen an. Hätte er sich ihr dabei nicht so offenbart, hätte sie ihn aufs übelste dafür bestraft.

Geschmeidig stand sie auf und trat neben ihn. Sanft und doch bestimmt legte sie ihm eine Hand auf die Schulter, damit er nicht aufstehen konnte. Schweigend sah sie ihm lange in seinen schönen grünen Augen. "Deine Sehnsucht kann ich gut verstehen, Ayden", antwortete sie schliesslich wirklich freundlich. Hatte sie diese Sehnsucht doch manchmal auch, auch wenn sie sich nicht versteckte. "Bei mir wirst du dich diesbezüglich nicht verstellen müssen. Ich glaube auch, dass wir uns ähnlich sind."

Der Ausdruck in ihren Augen veränderte sich, wurde härter, da sie ihm nun eine bittere Wahrheit zu sagen hatte. "Ich liebe es Spiele zu spielen, das liegt wohl genau so in meiner Natur, wie in deiner. Auch werde ich weiterhin Spiele mit dir spielen. Jetzt gleich dann ein gröberes, später aber solche, bei denen du weisst, dass es Spiele sind und es werden solche sein, die dir nicht schaden werden. Einen Gentleman ist angenehm und mit ihm werde ich eine angenehme und kurze Zeit verbringen. Doch was ich wirklich gebrauchen könnte, wäre jemand, der mit mir zusammen Spiele mit anderen spielt." Es war ein einmaliges Abgebot, dass sie ihm nun machte. Entweder er würde jetzt zusagen, oder sie würden Beide wieder hinter ihren Masken verschwinden.

Timaris erhob sich und trat näher an ihn heran, um ihn an der Schulter zu berühren. Obwohl sich Ayden von so einer leichten, beiläufigen Berührung normalerweise nicht beeindrucken ließ, war es bei Timaris so vollkommen anders. Er fühlte bereits wie es ihn nach ihr verlangte.
Für einen Augenblick sahen sie sich beide nur schweigend an. Konnten sie sich gegenseitig erlösen? Sie schien ihm seine kleine Offenbarung nicht übel zu nehmen und es erstaunte ihn selbst wie vertraut sie bereits miteinander redeten, obwohl sie sich gerade eben erst das erste Mal getroffen hatten. Aber keiner von ihnen hatte anscheinend große Muße gehabt, sich schon wieder zu verstellen. Sie waren der Maskerade müde geworden...

Ayden versteifte sich unmerklich, als sie davon sprach, dass sie auch mit ihm Spiele spielen wollte. Er mußte vorsichtig sein, Timaris war in der Tat so gefährlich wie er gehört hatte.
"Ich bin nicht hierher gekommen, um eines deiner Spielzeuge zu werden. Davon hast du sicher mehr als genug...", antwortete er ihr, "Wenn wir spielen, dann nicht nur nach deinen Regeln, meine Schöne... aber ich bin gerne bereit mit dir zusammen Spiele zu spielen von denen wir beide etwas haben." Er lächelte diabolisch. "Unsere Spielgefährten dafür vielleicht weniger..."

"Ja, ich habe viele Spielzeuge und doch kann ich nie genug kriegen", antwortete sie ihm ernst. "Meine Worte mögen dir jetzt vielleicht nicht gefallen, doch ich sage dir das jetzt alles offen und ehrlich, weil mir wichtig ist, dass du weisst, auf was du dich einlässt und selber frei entscheiden kannst." Es war ihr überraschender Weise wirklich sehr wichtig, obwohl sie diesen Mann eigentlich gar nicht kannte. Doch sie fühlte sich irgendwie zu ihm hingezogen und meinte in ihm eine verwandte Seele zu erkennen.

"Ich habe nicht vor dich zu einem Spielzeug zu machen, auch wenn ich mit dir spielen werde", fuhr sie ruhig fort. "Auch werde ich mich dagegen wehren, nach jemand anderes Regeln zu spielen, wenn sie mir nicht gefallen. Denn wie du schon bemerkt hast bin ich jemand, der nicht gerne die Kontrolle abgibt, verlange aber von anderen, dass sie sich mir unterwerfen."

So sehr es ihr auch widerstrebte, löste sie die körperliche Verbindung zwischen ihnen beiden, trat zurück und liess sich wieder ihn ihrem Sessel nieder. Sein diabolisches Lächeln erwiderte sie mit einem unschuldigen, schon fast kindlichen Lächeln. Nur das boshafte Glitzern in ihren Augen verriet sie. "Ich bin auch der Meinung, dass das gemeinsame Spielen vorallem uns beiden gefallen soll. Wenn es unseren Spielgefährten, wie du sie so schön nennst, nicht gefällt, können wir doch nichts dafür. Dann sollen sie sich einfach mehr anstrengen, damit es ihnen gefällt." Gelassen widmete sie sich wieder ihrem Honigbrötchen.

Ihre Worte gefielen ihm tatsächlich nicht, aber sie zeigten ihm nur wie ähnlich sie sich doch waren. Weder wollte er sich unterwerfen noch die Zügel der Kontrolle ihr in die Hände geben. Sie mußten einen Weg finden wie sie sich trotzdem arrangieren konnten.
"Ich befürchte, wir sind uns zu ähnlich", sagte er seine Gedanken offen heraus, "Ich hasse es, nicht kontrollieren zu dürfen. Und ich werde wieder gehen, wenn du mir diesen Freiraum stiehlst. Aber gib mir jemanden, den ich meinerseits unterwerfen kann, und ich werde auch deine Spielchen ertragen." Doch einfach würde er es ihr nicht machen, das nahm er sich vor. Seinen Stolz hatte er sich mühsam erkämpft, Ayden würde ihn sich nicht wieder nehmen lassen.

Timaris entfernte sich von ihm und er blickte ihr mit unverhohlener Gier nach. Bereits jetzt hungerte er nach ihr, wollte sie zu Boden werfen und sie für all ihre stolzen Worte bestrafen...
Ayden erhob sich nun seinerseits und kam langsam auf die Königin zu. Ihre Worte über ihre zukünftigen Spielgefährten, entlockte ihm ein weiteres kühles Lächeln.
"Es gibt Mittel und Wege andere dazu zu bringen sich mehr zu... engagieren", gab er zurück. Sein Blick blieb auf Timaris' Honigbrötchen haften, er hätte ihren Körper am liebsten über und über mit Honig bestrichen und Zentimer für Zentimeter wieder abgeleckt.
"Sag mir deine Spielregeln...", hauchte er mit samtener Stimme und dann ging er in die Knie vor ihr und kniete vor ihrem Sessel.

Sie vergass ihr Brötchen, als er aufstand und geschmeidig auf sie zu kam. Sie sah sein Verlangen nach ihr in seinen Augen, spürte es in seiner Ausstrahlung. Sie wurde davon mitgerissen und freute sich darauf, ihren neuen Bekannten ein wenig mehr zu erkunden.

Entzückt beobachtete sie, wie er vor ihr auf die Knie ging, freiwillig, ohne Druck und stolz. Es war ein wunderbarer und erregender Anblick. "Meine Spielregeln?", hakte sie nach und überlegte kurz. "Die varieren je nach Lust und Laune. Das einfachste ist wohl, dass du ein gewisses Gespür für mich entwickelst. Ich mag keine Narben und bleiben Schäden, weder an meinen Leuten..." sie machte eine kleine Pause "noch an mir."

"Wir werden bestimmt jemanden für dich finden, an dem du dich austoben kannst. Die Bediensteten müssen einfach ihre Arbeit weiterhin verrichten können und wie gesagt, ich mag keine Narben." Es war ein grosszügiges Angebot, dass sie ihm unterbreitete. Sie stellte ihm praktisch die ganze Dienerschaft zur Verfügung. "Meine Sklaven gehören mir. Da wirst du mich erst vorher Fragen. Vielleicht werde ich sie dir ausleihen. Ein absolutes Tabu gilt für meine Freundin Lady Iuthien und meinen Hauptmann der Wache. Auch lässt du meine Gäste in Ruhe, bis ich dir etwas gegenteiliges sage. Aber am besten finden wir sowieso ein hübsches, nettes Spielzeug von ausserhalb für dich."

Sanft strich sie ihm mit dem Finger über seine Nase. "Und nun zu dir." Ihre Stimme war sanft freundlich, aber doch bestimmend. "Ich werde dir deinen Freiraum nicht stehlen, oder zumindest nicht sehr. Aber ich werde wohl ein, zwei mal von dir verlangen, dass du dich mir vollkommen auslieferst und dich mir hingibst. Bist du stark genug dafür?" Ihr Finger fuhr inzwischen zärtlich über seine verlockenden Lippen.

"Ich werde sehr vorsichtig sein und aufpassen, dass keine Narben oder andere Schäden zurückbleiben", versprach er und blickte ihr weiterhin in die Augen, "Das gilt allerdings nicht für meine persönlich angeschafften... Gefährtinnen von außerhalb."
Timaris schien das nur zu gut verstehen und stimmte auch gleich zu, dass sie sie schon jemanden finden würde an dem Ayden sich austoben konnte. Weitere Regeln folgten und sie stellte ihm auch ein paar Tabus. Ayden hatte keine Schwierigkeiten sich daran zu halten, solange Timaris auch seine einzige Regel akzeptieren würde. Aber noch wollte er sich anhören, was sie ihm weiterhin zu sagen hatte.

Der Prinz genoss es wie ihre Finger über sein Gesicht strichen und er ließ es sich nicht nehmen, ihre Finger zärtlich und neckisch zu küssen. Je mehr er Timaris zuhörte, ihre Bewegungen studierte, ihr Mienenspiel, desto mehr gefiel sie ihm. Er hatte das Gefühl, es würde sich hier sehr gut am Hof leben lassen.
Trotzdem hatte die Königin Bedingungen, bei denen er sich ihr unterwerfen mußte. Da er aber bereits vor ihr kniete und ihre anderen Angebote so verlockend waren, hauptsächlich der Reiz sich bei ihr nicht verstellen zu müssen, so nickte er schließlich.
"Ich gebe mich dir gerne hin... aber auch ich habe eine Regel, eine einzige Regel", betonte er, "Meine Zwillingsschwester Ayana ist tabu. Ich habe schon viele getötet, die sie einfach nur falsch angesehen haben... ich dulde nicht, dass sie in irgendeine von deinen oder unseren Spielen hineingezogen wird." Seine Worte waren vollkommen eisig gewesen, doch jetzt lächelte er wieder charmant.
"Wenn wir uns diesbezüglich einig sind, bleibe ich gerne länger an deinem Hof. Gemeinsam wird uns sicher nicht langweilig." Er nahm ihren Finger in seinen Mund und ließ seine Zunge darum spielen.

Sie gab ein schnurrendes Geräusch von sich, als er ihren Finger in den Mund nahm und mit der Zunge darum herum spielte. "Du hast eine Zwillingsschwester?" fragte sie vertäumt. "Ist sich auch so hübsch wie du?" Doch dann besann sie sich und riss sich zusammen. Er hatte ihr gerade etwas wunderbares verraten, dass sie gut hüten würde.

"Ich werde sie nicht in meine Spiele mit einbeziehen", sagte sie ernst und sah ihm dabei fest ihn die Augen, als ob sie seine Liebkosung nicht spüren würde. "Sie darf ebenfalls solange als Gast bei mir ihm Schloss leben, wie du mein Gast bist. Doch du bist für sie verantwortlich." Ihre Augen wurden hart. "Für sie gelten nicht die gleichen Spielregeln wie für dich, da sie mir nichts gibt. Sie ist nur ein normaler Gast und hat meine Leute in Ruhe zu lassen. Auch soll sie sich am Hof entsprechend benehmen. Das wirst du gewährleisten und die Konsequenzen tragen, falls sie sich nicht daran hält. Dann hat sie vor mir nichts zu befürchten."

Ayden war bewußt, dass er sich durch die Erwähnung seiner Zwillingsschwester auch verwundbar gemacht hatte, doch es war besser gewesen, es Timaris gleich sofort zu sagen und klar zu machen, dass Ayana tabu war.
Der Prinz ließ von ihrem Finger und lachte leicht auf, als Timaris erklärte, wie Ayana sich zu verhalten hatte.
"Glaub mir, ihr Wesen ist von meinem Grund verschieden, sie wird sich zu benehmen wissen. Und ich kenne viele Arten meine Schwester zu bestrafen, also lass das nur meine Sorge sein."
Ayden küsste zärtlich die Hand von Timaris und seine eigene Hand wanderte zu ihrem Bein, um dort sacht nach oben zu gleiten. Mutter der Nacht, er wollte Timaris. Sie war wie ein Spiegel seiner selbst.

"Guuuuut!" Ihre Antwort ging in einem sanften Stöhnen auf. Seine zärtlichen Küsse und die sachte Berührung an ihrem Bein waren elektrisierend. Und doch kam er ihr zu rasch zu nah, auch wenn sie ihn wohl ebenso begehrte, wie er sie. Es war Zeit für das erste Spiel.

Ihre eine Hand schnellte nach vorne und umschloss fest seine Kehle. Die Finger gruben sich wie Krallen in seine zarte Haut. Mit der Anderen Hand verpasste sie ihm eine harte, schallende Ohrfeige. "Ich habe dir nicht erlaubt Prinz, mich so anzufassen", fauchte sie ihn an und schlug ihn ein zweites mal brutal ins Gesicht.