Seite 1 von 9

Zurück zuhause

Verfasst: Mi 18. Jan 2023, 10:06
von Lexes
Lexes wartete mit den anderen Kunstwerken vor dem Eingang der Villa, während die Kutschen heranrollten. Die Lämmer tuschelten alle nervös miteinander und diskutierten, wer die Ehre hatte die Kutsche des Meisters zu öffnen, konnten sich aber vor lauter gegenseitiger Freundlichkeit nicht entscheiden. Lexes schnippte mit den Fingern. Große Augen starrten ihn daraufhin nervös an.
Lexes wies auf Fergus, der überrascht und erfreut aufblickte. Dankbar neigte er den Kopf. Lexes lächelte kühl, hielt seinen Blick auf Fergus fixiert. Der Weißgewandte erblasste leicht und schien zu begreifen was es bedeutete als Favorit ausgewählt worden zu sein und wie er sich später zu bedanken hatte. Er konnte froh sein, dass Lexes ihn für die Rückkehr des Meisters von der Leine gelassen hatte. Lexes selbst war auch noch nicht lange zurück in der Villa. Er hatte seinen eigenen Auftrag gehabt, war aber rechtzeitig zurückgekommen. Leider hatte er den Meister knapp verpasst, der da schon nach Valosh aufgebrochen war. Lexes konnte zwar kämpfen und er wäre nur zu gerne den Entfühtern persönlich begegnet, doch der Meister hatte immer gewollt, dass Blutige in der Villa blieben, um auf die anderen Weißgewandten achtzugeben.
Wie Lexes auf die Schäfchen aufpasste.. nun, das hatte der Meister nicht ganz genau definiert. Lexes hatte dafür seine eigenen Methoden. Es hatte sich zumindest keines beschwert und nun tummelten sich alle aufgeregt und glücklich vor dem Eingang.
Dann war es soweit und die Kutschen hielten an, Türen wurden geöffnet, Trittstufen herangestellt. Hinter sich vernahm er ein Miauen und Lexes schob das kleine Kätzchen mit seiner goldenen Sandale sanft zurück. Bisher war es zufrieden gewesen an seinen Riemen zu kauen und mit Lexes' Fußkettchen zu spielen. Der Meister trat aus der Kutsche und Lexes fühlte wie sich seine Anspannung endlich löste. Unversehrt. Natürlich hatte sie schon ein Bote erreicht und ihnen weiteres ungewisses Warten erspart. Lexes wusste seit ein paar Stunden, dass sowohl der Meister als auch alle anderen zum größten Teil unverletzt waren. Aber es war noch einmal etwas anderes es mit eigenem Auge zu sehen.
Nach und nach traten auch alle entführten Kunstwerke aus den Kutschen. Lexes ließ sie nicht aus den Augen, während sie von den Weißgewandten umringt und freudig begrüßt wurden. Sogar Horatio und Coranis waren beim Eingang, um die anderen zu begrüßen, und die zwei älteren Herren machten sich normalerweise nichts aus dem Trubel. Lexes blieb oben auf der Treppe stehen. Er brauchte die befreiten Männer nicht zu umarmen. Es reichte sie zu sehen. Sein Blick fiel auf Marlin. Der blonde Jugendliche hatte normalerweise schöne sonnengoldene Augen, aber jetzt wirkten sie stumpf und abgezehrt. Lexes Finger zuckten. Marlin war stets so unschuldig gewesen...
Was war mit den anderen?

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Do 19. Jan 2023, 06:37
von Aerys
Nachdem sie den letzten Landepunkt hinter sich gelassen hatten und auf der Zielgeraden zur Villa waren, wurde die Stimmung in der Kutsche anders. Einerseits entspannter und doch wieder angespannter. Aerys fühlte es in seinem Inneren genau so. Sie hatten es beinahe geschafft. Bald waren sie zuhause. In Sicherheit. Dann konnten sie die Anspannung hinter sich lassen. Allerdings waren sie noch nicht ganz da. Noch waren sie unterwegs und die Kutschen schienen langsamer zu rollen als zuvor. Was natürlich nicht wirklich der Fall war. Dennoch konnte es allen nicht schnell genug gehen, dass sie wieder zuhause waren.
Lilian musste wieder etwas weinen. Diesmal jedoch überwältigt vor Erleichterung, weil er spürte, dass er nun wirklich in Sicherheit war. Sie alle spürten es. Nun konnten sie wirklich darauf hoffen, dass bald alles wieder gut werden würde. Selbst Lucero entspannte sich etwas und warf nicht immer wieder kontrollierende Blicke zu Lilian und Lyris bekämpfte seine Müdigkeit wieder erfolgreicher. Der sanfte Krieger war die letzten Tage regelmässig über seine Belastbarkeit hinaus an seiner Seite gewesen. Es war ein Wunder, dass er nicht während der ganzen Kutschfahrt wie ein Stein geschlafen hatte, sondern nur einmal kurz für etwas länger eingenickt war.
Aerys war ihm deswegen nicht böse. Er wusste besser als alle anderen, wieviel Lyris geleistet hatte. Dennoch erlöste Aerys ihn nicht und gab ihm nicht die Anweisung, sich in der Villa hinzulegen und sich auszuschlafen. Aerys hielt ihn weiterhin an der engen Leine und wollte ihn dicht bei sich haben. Wollte weiter, dass er sich für ihn aufopferte. Lyris war sehr schön dabei anzusehen und es beruhigte Aerys, so dass er seine immer noch schwelende Wut über die Entführung zurück stecken konnte, um sanft mit den Enführten umzugehen. Denn Lucero und besonders Marlin machten ihm Sorgen. Der Prinz konnte sehen, dass seine beiden Kunstwerke sehr stark verletzt worden waren. Marlin sass weiterhin still und bleich bei ihnen in der Kutsche und alles was man ihm gutes tun wollte, schien ihn nur noch mehr zu belasten. Es würde viel ruhige Zeit mit Marlin brauchen.

Erst einmal kamen sie dann doch endlich zuhause in der Villa an. Die Kutschen fuhren in den geöffneten Hof, wurden langsamer und hielten. Eifrig wurden die Kutschtüren geöffnet und alle zurück gebliebenen Kunstwerke hiessen sie in Empfang. Aufgeregt und bang, ob sie wirklich alle überlebt hatten. Ob sie wirklich alle zurück gekommen waren. Aerys strich Fergus über seinen Lockenkopf, als er aus der Kutsche stieg. Anschliessend half er Lilian heraus, ehe er Lucero bedeutete, dass er Marlin helfen und zu ihnen aufschliessen sollte. Lyris wusste sowieso, wo sein Platz war.
Es hatten sich wirklich alle Kunstwerke vor dem Haupteingang der Villa versammelt. Strahlende Augen hiessen sie willkommen und Aerys wusste, dass sie alle sie am Liebsten innig umarmt hatten. Doch sie wussten, dass das bei Aerys und Lilian nicht erlaubt war und auch bei Lucero, der Marlin streng am Arm gepackt hielt, war es eine eher gefährliche Sache, dies so unverfroren zu tun. Es gab jedoch noch andere Kutschen, die sehnsüchtig vermisste ausluden und die man herzlich willkommen heissen durften. Theon, Priam und Terim ertranken in einem Meer der Umarmungen und Darion erging es nicht besser, wo er grad da war. Auch Lady Torres wollte man alles gutes tun für ihre Hilfe. Sie wurde jedoch rasch gemeinsam mit Tuana und Pelea von Javier und Yukarin abgeschirmt. Kastor hingegen genoss es in vollen Zügen, sich bewundern zu lassen.

Aerys ging durch den Trubel mit Lilian auf das blutige Kunstwerk zu, welches oben an der kleinen Treppe wartete. Lexes war noch weg gewesen, als Aerys nach Valosh gereist war. Mit ihm waen sie nun alle endlich wieder vollständig.
"Lexes, schön dass du wieder hier bist", grüsste er den schönen Blutigen, nachdem dieser sich zur Begrüssung ehrerbietig vor ihm verneigt hatte. Er hatte sich sogar vorgebeugt und ihm wagemutig und ihn ungefragt sanft auf die Wange geküsst. Lexes Sehnsucht nach ihm musste sehr gross geworden sein. Zärtlich streichelte Aerys ihm über die Wange. Es tat gut zu spüren, dass er hier war. Das Sehen allein reichte nicht. Dabei war Lexes wunderschön anzuschauen. Ein begehrliches Funkeln schlich sich in Aerys Blick. Der silberne und der goldene Stern hatten sie Yukarin und Lexes damals in Dharo genannt. Geheimnisvoll, wunderschön, unerreichbar und eiskalt. Aerys hatte jedoch hinter die Schutzmauer gesehen und die beiden gefühlvollen Männer als die Kunstwerke erkannt, die sie eigentlich sein sollten. Er hatte sie einfach haben müssen.
"Lilian, dies ist Lexes", erklärte er dem zarten Krieger an seinem Arm. "Er war wie einige andere Kunstwerke ausserhalb der Villa tätig. Ich habe sie jedoch alle zurück gerufen." Niemand aus seiner Familie sollte allein sein und in der Gefahr sein, entführt zu werden. Es war an der Zeit, dass sie alle nach Hause kamen. Erstaunlich zutraulich und erfreut begrüsste Lilian Lexes. Aerys beobachtete verblüfft, wie Lilian Lexes sofort als einen Teil der Familie wahrnahm und ihm vertraute. Dabei hatte er vor allen Blutigen lange beinahe panische Angst gehabt und erst hatte nur Lucero es geschafft, sich ihm zu nähern, ehe er sich langsam auch mit Javier und dann gar mit Yukarin angefreundet hatte. Seit der Entführung und der Rettung schien jedoch alles anders zu sein.

So anders, dass Lilian Lexes sogar ohne Scheu anblickte und erkannte, dass er sich verletzt hätte. Ungeniert deutete er auf Lexes nackte Brust, zeigte auf die roten Kratzer auf der goldenen Haut. Aeys ahnte beinahe sofort, was das zu bedeuten hatte. Lexes brauchte gar nicht erst mit dieser zweideutigen Anspielung abzulenken, dass auch Lilian ein wehrhaftes Kätzchen war, das sich nicht zu benehmen wusste. Beschützend legte er seinen Arm um Lilians Schulter. Es war nicht an Lexes zu entscheiden, wie frech Lilian nun sein durfte oder nicht. Oder gar daran zu denken, ihn erziehen zu wollen. Lexes beging seine eigene Frechheiten, die auch bei einem Blutigen bestraft wurden.
In dem Moment ertönte ein interessiertes Maunzen und Aerys Befürchtung bestätigte sich. Ein junges, wuscheliges, rotweisses Kätzchen tappste zwischen ihnen herum und schnupperte interessiert an Aerys Winterstiefel. Aerys Augenbraue wanderte fragend nach oben und er fixierte Lexes mit seinem Blick. Der Blutige wusste genau, was Aerys von Haustieren hielt. Sie lenkten ab und es schmerzte fürchterlich, wenn sie ans Ende ihres kurzen Lebens kamen. Es war wagemutig von Lexes ein Kätzchen mit nach Hause zu nehmen und er würde dafür noch gerade stehen müssen.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Do 19. Jan 2023, 10:02
von Lexes
Es dauerte eine Weile bis der Meister die Treppe hochgehen konnte, denn jeder wollte ihn begrüßen und wenn schon nicht umarmen, so wenigstens herzlich und ergeben anstrahlen. Auch die anderen Zurückgekehrten wurden überschwänglich empfangen. Da traute man sich sogar Alazier zu drücken und eine Traube der Weißgewandten umringten Kastor, der wohl gleich schon von seinen Kampferlebnissen zu prahlen begann. Er trug aber auch ein paar Verbände, also musste etwas passiert sein. Lexes konnte ihn später fragen. Zunächst wollte er den Meister empfangen. Das neue Kunstwerk war bei seinem Arm untergehakt und hinter ihnen folgte Lyris stumm und mit leisen Schritten.
"Meister." Lexes verbeugte sich leicht ehe er herantrat und den Adeligen sanft auf die Wange küsste. Etwas was Lexes nicht oft tat, aber der Meister zog auch nicht oft los, um seine Kunstwerke aus den Händen von Sklavenjägern zu retten. Es war eine gefährliche Aktion gewesen. Nun war er tatsächlich zurück. Mit allen Kunstwerken. Lexes hatte nicht daran geglaubt. Der Meister strich ihm kurz sanft über die Wange.
Danach fiel Lexes' Blick auf das hübsche Mädchen neben dem Meister, das ihn viel zu neugierig anschaute. Hatte man ihr nicht beigebracht, dass Blutige respektvoll zu behandeln waren?
Der Meister stellte sie dann einander vor. Vielmehr erklärte er Lilian, wer Lexes war.
"Ich wusste nicht, dass es noch andere Blutige gibt", sagte Lilian. "Es ist schön dich kennenzulernen."
Lexes reagierte nicht auf ihre Worte. Sie trug ein kariertes Winterkleid aus rotem Tweedstoff und ihre dunklen welligen Haare waren mit einer größeren roten Schleife zusammengebunden. Wieder rot. Das stand ihr eigentlich nicht zu zu tragen. Sie war keine Blutige und soweit Lexes wusste hatte der Meister auch nicht vor sie zu einer Blutigen auszubilden. Vermutlich sollte Lexes nachsichtig sein, wo das Mädchen entführt worden war. Der neue Liebling des Meisters. Hübsch genug war sie, aber der Meister umgab sich ohnehin nur mit hübschen Menschen. Was sollte an ihr besonderes sein? Außer dass sich ihre Signatur sehr seltsam anfühlte. Fast als wäre Lilian ein wirkliches Mädchen.

"Oh, du hast dir weh getan", erkannte Lilian plötzlich und deutete auf ein paar Kratzer auf seiner Brust.
"Nur ein wehrhaftes Kätzchen, das sich nicht zu benehmen wusste", erwiderte Lexes kühl, wissend, dass es nicht gelogen war, der Meister es aber als zweideutige Anspielung verstehen würde. Lexes wollte lieber einen günstigen Moment abwarten, um den Meister Mika vorzustellen und um Vergebung zu bitten, dass er ein Tier mitgebracht hatte. Der Meister würde hoffentlich einsehen, dass es notwendig gewesen war. Und sie war doch so winzig klein.
Hinter Lexes rechtes Hosenbein aus roter Seide ertönte plötzlich ein kleines Maunzen. Ungerührt blickte Lexes den Meister an, der kritisch die Augenbrauen hob. Doch Lexes hielt den Blick gelassen. Auch noch als Mika längst hinter Lexes hervorgetappt war und sofort von Lilian entdeckt wurde.
"Awwww, ist das ein Kätzchen?" Das Mädchen gab ein begeistertes Quietschen von sich und ließ sich gleich auf die Knie sinken. Direkt zwischen Lexes und dem Meister. Lexes' Hand zuckte. Wenn der Meister ihn prüfen wollte, ob er die Regeln bezüglich des neuen Kunstwerkes verstanden hatte...
"Awww, ist das süß." Lilian streckte die Hand offen nach Mika aus, die noch etwas scheu näher getappt kam und an den zarten Fingern des Mädchens schnupperte. Lilian blieb geduldig und wurde dafür belohnt, dass das kleine Kätzchen noch näher kam und sich dann streicheln ließ, wobei es gleichzeitig mit den Schnürsenkeln an den Winterschuhen des Meisters spielte. Lilian gab ebenso kleine Laute des Wohlbefindens und der Begeisterung von sich. Dann blickte sie freudig nach oben, während sie direkt vor ihm kniete. Arglos. Unschuldig. Lexes spannte sich noch mehr an, aber er hatte sich gut genug im Griff um nicht hart zu werden. Unschuldig...
Ja, der Blick aus den rosefarbenen Augen war tatsächlich noch klar und rein. Es musste bedeuten, dass die Entführer sie nicht vergewaltigt hatten. Dass es die anderen irgendwie geschafft hatten den neuen Liebling des Meisters vor dem meisten abzuschirmen. Eine schier unmögliche Leistung.
"Ist das dein Kätzchen, Lexes?", fragte Lilian ehe sie zum Meister hochschaute. "Ich wusste gar nicht, dass Haustiere erlaubt sind. Das ist so schön."
"Nun... sie ist ein besonderes Kätzchen", erklärte Lexes, "Sie wurde mir als Geschenk für geleistete Dienste angeboten." Normalerweise etwas was die Kunstwerke ablehnen sollten. Die richtige Bezahlung lief ohnehin über Coranis. Zusätzliche Geschenke gab es trotzdem, doch nicht alles durften sie annehmen. Der Meister wollte keine Haustiere. Aber dieses Mal hatte Lexes nicht widerstehen können. Es war auch nicht das erste Haustier, das er verbotenerweise mitgebracht hatte.
"Und ich habe sie mitgenommen", gestand der Blutige das Offensichtliche. Das weiße Fellknäuel zupfte neugierig mit den Pfoten an den Schnürsenkeln herum. "Mir wurde gesagt, sie hat Blut verwandter Wesen in sich. Sie sollte weit länger leben, als eine normale Katze." Das war ein sehr teures Geschenk, aber Prinz Dragomis war auch ein sehr guter treuer Kunde. Einer, der es viel zu sehr genoss, wenn Lexes ihn unterwarf. Und es war nicht leicht einen Kriegerprinzen zu unterwerfen. Der Blutige blickte den Meister an. "Prinz Dragomis hat mir ein Zertifakt und Stammbaum für sie mitgegeben. Und ein Halsband mit Platz für ein kleines Juwel, aber sie ist selbst noch so winzig klein." Lexes sah wieder nach unten, wo Lilian kichernd versuchte Mika davon abzubringen auf den Schnürsenkeln des Meisters herumzukauen.
"Sie wird lernen sich zu benehmen", versicherte Lexes.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Fr 20. Jan 2023, 20:20
von Aerys
Als wäre er nicht auf frischer Tat ertappt worden, erwiderte Lexes seinen Blick gelassen. Es war schon richtiggehend frech. Doch diesmal kam der Prinz damit davon. Erstmal zumindest. Denn Lilian quitschte gleich begeistert und liess sich zwischen ihnen auf die Knie sinken, um herzlich Bekanntschaft mit dem Kätzchen zu schliessen. Prompt zuckte Lexes' Hand und Aerys verbarg sein leicht schadenfreudiges Grinsen nicht. Da hatte Lexes seine Strafe. Der Prinz wusste genau, dass er Lilian weder zurechtweisen durfte, weil er so frech vorpreschte, noch, dass er sie geniessen durfte, weil er süss vor ihm kniete. Gerade zweiteres fiel ihm besonders schwer. Denn Lilian kniete wirklich sehr prekär zwischen ihnen, gurrte und zwitscherte mit dem Kätzchen, ehe er strahlend nach oben blickte. Aerys bemerkte, wie Lexes sich noch weiter anspannte, um nicht darauf zu reagieren. Selbst nahm er das sonstige Prickeln solcher Situationen nicht wahr, sondern freute sich einfach nur über Lilians Freude. Über seine Unschuld und seine Herzlichkeit.
*Du solltest dich geehrt fühlen", erklärte Aerys Lexes etwas Hintergrund. "Du bist das erste, rotgewandtete Kunstwerk, dem Lilian so offen und vertrauensvoll begegnet. Du wirst dich dieses Vertrauen würdig erweisen.* Der letzte Satz war keine Mahnung oder Drohung. Er war sanft, liebevoll gesandt. Es war die Gewissheit, Lexes zu kennen und zu wissen, dass er ihn nicht enttäuschen würde.

"Das wusste ich auch nicht", brummte Aerys scheinbar verdriesslich zu Lilians Unwissenheit bezüglich der Erlaubnis von Haustieren. Sie waren ganz klar nicht erlaubt. Allerdings hatte Lilian viel zu viel Freude an dem Tier, als dass Aerys es nun verweigern konnte. Selbst ohne Lilians Freude, könnte er es Lexes nicht abschlagen. Der Prinz wusste genau, dass Haustiere nicht erlaubt waren. Trotzdem kam er immer mal wieder mit einem Tier an und hatte irgendwelche Erklärungen, warum dies eine Ausnahme sein musste. Er brauchte das. Selbst wenn es zum Schluss immer mit Tränen und Schmerz endete.
Auch jetzt hatte Lexes eine Erklärung. Es wäre ein besonderes Kätzchen. Ein Geschenk. In seiner kühlen Art gestand er das Offensichtliche, was irgendwie lustig war. Doch Aerys zeigte sein Lachen nicht. Er wollte nicht herausfordern, dass Lexes nun alle paar Jahre mit einem neuen Haustier ankam. Lexes erklärte, dass das Kätzchen verwandtes Blut in sich hatte und somit länger leben würde. Was bedeutete, dass Lexes sich nur noch mehr mit dem Tier anfreunden konnte. Aerys wusste nicht, ob das ein gutes Argument war, um das Kätzchen zu erlauben. Doch auch ihm war klar, dass es ein sehr kostbares Geschenk war und er Prinz Dragomis brüskieren würde, wenn er es jetzt noch zurück wies.

"Das bezweifle ich stark", seufzte er tief empfunden, als Lexes zu dem Kätzchen und Lilian hinunter blickte und versucherte, dass die Sie lernen würde, sich zu benehmen. Das würde weder die Katze lernen, noch Lilian, noch Lexes. Noch Lucero, wie sich ein Atemzug später heraus stellte. Der andere rotgewandete Prinz hatte sich selbstbewusst einen Weg durch die weissgewandeten Kunstwerke gebahnt. Marlin im Arm und Terim an der anderen Hand haltend.
"Oh, sieh mal, Marlin, wie süss die beiden sind", freute er sich in süssester Jungenmanier und drängte sich mit Marlin zu Lilian und dem Kätzchen auf den Boden, setzte sich alles andere als sinnlich auf die Stufen. Dabei wurde Terim, jedoch ohne ihn an der Hand loszulassen, gegen Lexes gedrängt, der dadurch etwas zurück weichen musste. Scheinbar völlig vertieft in den süssen Anblick des Kätzchens, mit ihm ebenfalls gurrend, schirmte er Lilian indirekt von Lexes ab. Liess nicht zu, dass er vor dem Prinzen kniete. Während er Marlin gleichzeitig etwas Lebensfreude zu geben versuchte und Lexes Terim statt Lilian anboht, ohne Terim aber wirklich frei zu geben.

Sorgenvoll erkannte Aerys, dass Lucero noch immer glaubte, er müsse alle Entführten beschützen. Dass er nicht loslassen und entspannen konnte. Lucero war noch nicht wirklich zurück in der Villa angekommen. Wehmütig streichelte er Lucer über den Kopf durch sein schwarzes Haar. Man sah es nicht, doch Aerys spürte, wie der Prinz zusammen zuckte. Bevor die Situation eskalieren konnte, beugte Aers sich vor und hob das kleine, flauschige Kätzchen mit einer Hand hoch. Es fiebte etwas erschrocken, merkte dann aber bald, dass Aerys ihm ein schönes Angebot machte, sich in der Ellbogenbeuge gemütlich zu machen. Auf einmal schien sich das Kätzchen sehr gross vorzukommen, wo es nun von hier oben herunter blicken konnte.
"Was stehen wir eigentlich so lang hier draussen herum?" wollte er von allen Anwesenden wissen. "Es ist nicht gerade warm und wir haben Gäste, Verletzte und Erschöpfte. Rein mit euch. Wir alle wollen endlich zuhause ankommen. Wir brauchen Duschen, Bäder, was zu Essen und gemütliches Beisammensein. Ihr wollt mir doch nicht weissmachen, dass ihr das nicht längst alles vorbereitet habt."

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Fr 20. Jan 2023, 21:25
von Lexes
Der Meister sandte ihm, dass er das erste rotgewandte Kunstwerk wäre dem Lilian so offen begegnete. Lexes würde sich dieses Vertrauen würdig erweisen. Der Prinz verengte die Augen kurz. Er wusste nicht womit er das verdient hatte und wieso diese Lilian solch eine Sonderbehandlung bekam. Normalerweise hätte sie sich ihm unterwerfen sollen. Aber gut, sie war entführt worden und der augenscheinliche Liebling des Meisters. Lexes würde sie nicht anfassen. Obwohl er nicht bestreiten konnte, dass sie dieses gewisse Etwas hatte. Im Moment war ihm allerdings wichtiger, dass der Meister eine Ausnahme bei seiner Regel bezüglich Haustiere tat. Nur dieses eine Mal. Mika würde kaum auffallen, sie war doch so winzig klein. Lexes musste sie nur ansehen und er fühlte eine Saite in sich klingen, die er normalerweise vor allen anderen hart verschloss.
Zunächst schien der Adelige nicht sehr erpicht und wirkte auch nicht davon überzeugt, dass das Kätzchen lernen würde sich zu benehmen. Bevor Lexes dagegen argumentieren konnte, schob sich Lucero plötzlich nach vorne und zwischen sie. Der junge Prinz hatte Mika ebenfalls entdeckt und zog Marlin sowie Terim zu ihnen auf die Treppe. Lexes hatte noch keine Gelegenheit gehabt die drei zu begrüßen. Rasch nahm er sie genauer in Augenschein. Marlin wirkte weiterhin befremdend anteilnahmslos. Dabei war der Jugendliche sonst immer ein Bündel an Energie gewesen, fast immer strahlend. Was war mit ihm passiert? Und seit wann beschützte Lucero die beiden Schäfchen? Lexes war lange Zeit bei Prinz Dragomis gewesen. Er schien einiges verpasst zu haben.
Der Blutige wich etwas zurück, als Lucero ihm Terim entgegen schob. Lexes unterdrückte es Lucero hart am Genick zu packen wie er es sonst vielleicht getan hätte, um ihn für diese Anmaßung zurechtzuweisen. Nicht vor dem Meister und nicht nach der Entführung. Zwar hatte Lexes wegen der entführten Anderen keine schlaflosen Nächte verloren oder Tränen vergossen, doch er war trotzdem froh, dass sie zurück waren. Nicht zuletzt weil der Meister an ihnen hing.
Lucero hatte sich etwas Nachsicht verdient. Zumindest für jetzt.

Der Meister schien das ähnlich zu sehen, denn er strich Lucero sanft über den Kopf. Während alle dem Treiben des Kätzchens zusahen, strich Lexes mit einem Finger kühl über Terims Nacken, legte seine Hand um dessen Hals und zog ihn daran kurz näher zu sich, um ihn zu drücken. Seine Art der Umarmung. Er drückte Terim einen kurzen Kuss auf den Hinterkopf ehe er ihn wieder los ließ.
"Ihr Name ist Mika", sagte er, als der Meister sich anschickte das Kätzchen hoch zu heben. Lexes spannte sich etwas an, als er hörte wie Mika fiepte. Bisher war das Kätzchen nur ihn gewöhnt. Und Fergus ein wenig, weil er es nicht hatte lassen können mit Mika zu spielen und zu kuscheln. Zum Glück beruhigte sich Mika in der Armbeuge des Adeligen. Der Meister wurde langsam ungeduldig und schickte sie nach drinnen.
"Es ist alles vorbereitet, Meister. Im großen Speisesaal sind die niedrigen Tische und Kissen ausgelegt und es sind mehrere Bäder angerichtet", erklärte Lexes. Er selbst hatte dazu keinen Handschlag getan, aber die Schäfchen angetrieben. Persönlich hatte er sich aber vergewissert, ob die Zimmer der anderen Blutigen vorbereitet waren. Insbesondere Luceros Zimmer. Es war zwar der Ballsaal zu einer riesigen Schlafstätte umfunktioniert worden, doch ihre eigenen Zimmer waren trotzdem wichtig.
"Mika ist ein schöner Name. Sie ist so niedlich", schwärmte Lilian, "Kann Lexes sie behalten, bitte, Aerys?"
Lexes feine Augenbraue schoss nach oben. Aerys?! Was fiel ihr ein? Zwar hatte ihn Horatio informiert, dass der Meister wollte, dass Lilian wie ein Mädchen anzusprechen und zu behandeln war, aber der ältere Blutige hatte nichts davon erwähnt wie Lilian es wagte den Meister anzureden. Was war das? Vielmehr noch, der Adelige wirkte nicht so, als würde er Lilian auf der Stelle blutig auspeitschen für diese Anmaßung.
Der Meister gab stattdessen die kryptische Antwort, dass Lexes sich die Zeit mit Mika erst noch verdienen müsste. Der Blutige sagte nichts dazu. Er wusste besser, als jetzt zu drängen und nachzufragen. Dann zwinkerte der Adelige seinem neuen Liebling auch noch verschmitzt zu und Lilian wagte leicht zu grinsen. Lexes beobachtete es schweigend. Die beiden schienen eine sehr besondere Art zu haben miteinander umzugehen.
Bevor sie die Eingangshalle betraten, forderte der Meister Lucero auf aufzustehen und mitzukommen. Es wäre an der Zeit sich zu entspannen und sich zu erholen. Der junge Blutige gehorchte, zog aber auch gleich Marlin mit sich. Terim folgte ebenfalls nach drinnen, wobei Lexes nicht entging, dass Terim kurz Kastors Blicke suchte. Hmm...
Lexes selbst ließ seinen Blick über den Hof schweifen. Eigentlich wollte er sehen, was mit Mika war, doch er vergewisserte sich auch noch einmal, dass alle Kunstwerke wieder da waren. Mehrere der Weißgewandten räumten das Gepäck der Kutschen aus. Die Wächter führten die Pferde zu den Stallungen. Javier redete mit einer fremden Frau. Das musste die Schwarze Witwe sein, die beauftragt worden war. Tuana half Priam und Theon, zusammen mit einer weiteren fremden Frau, eine Heilerin. Alazier schien einen verletzten Flügel zu haben. Lexes Blick ging weiter, aber als er Yukarin nicht gleich fand, ging er um die Kutschen herum. Yukarin stand auf der anderen Seite und sah zur Villa hoch. Sein Cousin trug noch seine Rüstung, blutrot und schimmernd, darunter eine ebenso rote Gewandung, die noch sachte im kalten Wind flatterte. Einige Schneeflocken bedeckten die roten Schulterkappen. Yukarins silbernes Haar war streng zusammengebunden, bis auf eine seltsam kurze Strähne.
Lexes trat zu ihm und strich kurz an der Strähne entlang ehe er seine kühlen goldenen Augen auf Yukarin richtete. Augen, die er mit Yukarin teilte.
"Scheint als hättest du Haare beim Kampf gelassen", bemerkte Lexes. Sie hatten sich mehrere Monde nicht mehr gesehen, fast ein halbes Jahr nicht, doch Lexes hielt sich mit Wiedersehensfreude zurück. Wozu auch? Er hatte nicht daran gezweifelt, dass Yukarin überleben würde. Bei solch einem wichtigen Schlacht zu versagen, hätte sich sein Cousin niemals erlaubt. Eher hätte er sich selbst getötet.
"Tee und ein Bad?", fragte Lexes. Er hatte eines der Becken mit heißem Wasser, dharoischer Seife und Kräutern vorbereiten lassen.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 21. Jan 2023, 07:37
von Yukarin
Die innere Anspannung liess augenblicklich nach, als sie den Vorhof der Villa betraten. Noch mehr, als sich das mächtige Tor weiter hinter ihnen schloss. Sie waren nun alle hier und in Sicherheit. Wirklich alle. Es war lange her, seitdem sie tatsächlich alle beieinander wieder zuhause gewesen waren. Es fühlte sich gut an. Nun würden sie die Villa in eine Festung verwandeln und es würde nie wieder möglich sein, einen der ihrigen zu entführen. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, als er Lexes oben auf den paar Stufen sah. Über den Schäfchen thronend, die es alle vor Aufregung kaum erwarten konnte, die Heimkehrer zu begrüssen.
Yukarin freute sich, seinen Cousin zu sehen. Er mochte es nicht, wenn Lexes an Prinz Dragomis ausgeliehen wurde. Egal wie sehr der Kriegerprinz ein guter Kunde war und sich Lexes gegenüber immer überaus dankbar und grosszügig erwies. Egal wie gut Lexes darin war, jemand anderen zu dominieren und an der Leine zu halten. Ein Kriegerprinz blieb ein Kriegerprinz. Sie waren unberechenbare Naturgewalten, die man nicht aufhalten konnte, wenn sie erst einmal entfesselt war. Es war gut, dass Lexes wieder hier war.

Kaum hielten die Kutschen vor den versammelten Kunstwerken, brach freudiger Trubel aus. Mit liebevoller Hingabe wollte jeder nur das Beste für die Entführten Kunstwerke und die heldenhaften befreier tun. Yukarin liess dabei denen den Vorrang, die Freude daran hatte. Er selbst fühlte sich noch zu sehr vom Kampf besudelt, als dass er sich schon auf die Weissgewandeten einlassen wollte. Von dem, was er in der Burg gesehen hatte. Wie die anderen Sklaven, Terim, Priam und Theon von den Räubern behandelt worden waren. Wie es auch Marlin, Lilian und Lucero hätten erleiden müssen, hätte Lucero keinen Weg gefunden, sie zu schützen.
So lenkte er sein Pferd etwas abseits, ehe er bedächtig abstieg. Er hatte zwar keine so dramatischen Verletzungen wie Alazier oder gar Kastor, doch auch er hatte seine Prellungen und Blessuren abbekommen. Ausserdem hatte der lange Ritt seine Glieder ganz steif werden lassen. Yukarin sehnte sich nach einer reinigenden Dusche und einem entspannenden Bad. Obwohl er sich zurück hielt, wurde er von seiner Familie nicht vergessen. Scheu und vorallem leise, so wie er es gern hatte, schlichen sich einige Weissgewandte näher, um ihn zu begrüssen und ihm ihre Hilfe anzubieten. Yukarin tätschelte sein Pferd zum Dank und überliess es den Schäfchen, schickte sie weg. Er brauchte keine Hilfe. Nur etwas Ruhe. Deswegen wartete er nun lieber geduldig neben eine Kutsche auf der von der Villa abgewandten Seite, als sich durch den Pulk vor dem Eingang zu drängen. Er konnte nach den anderen hinein gehen. Wenn es ruhiger war.

Erleichtert betrachtete er das Gebäude, das zu seinem zu Hause geworden war und fragte sich, was für Veränderungen nun auf sie zukommen würden. Die Entführung der Kunstwerke, insbesondere die Entführung von Lilian, hatte den Meister tief erschüttert. So tief, dass Yukarin seinen eigenen Tod gespürt hatte. Sie alle hatten das. Es war schlimmes passiert und sie alle würden das nun verkraften müssen. Würden lernen müssen, damit zu leben. Etwas, was der Meister gar nicht mochte.
Während sich die Kunstwerke nun allmählich nach drinnen begaben, kam Lexes zu ihm, fand ihn hinter der Kutsche. Natürlich fiel ihm sofort die gekürzte Haarsträhne auf, die der Meister ihn zwang zur Schau zu stellen. Es trieb Yukarin prompt wieder eine zarte Schamesröte auf seine hellen Wangen, weil Lexes ihn darauf ansprach und gar noch damit spielte. Yukarin wusste, dass das dem Meister gefallen würde und dass er ihm später davon erzählen musste, damit er es geniessen konnte. Nein, die offenen Wunden beim Meister waren noch längst nicht geschlossen. Auch wenn er sich nun mit einer rührenden Zärtlichkeit um die Entführten kümmerte.

"Scheint so, als hättest du es wieder nicht sein lassen können, den Meister herauszufordern", entgegnete Yukarin ruhig und strich mit seinen in Kampfhandschuhe gehüllten Finger über die Kratzer auf der goldenen Brust seines Cousins. Kaum berührten die Finger den Brustkorb sah Yurarin Lilians grosse Augen vor sich. Voller Unschuld, Überraschung, weil er sie hart vor die Brust und damit über das Gerüst in die tiefe gestossen hatte. Voller Zuversicht, dass sie retten würde und Dankbarkeit, dass er es tat. Yukarin zuckte mit seinen Fingern zurück und die Erinnerung verschwand wieder.
Es war ein äusserst heikler Zeitpunkt, um gegen die Gebote des Meistrs zu rebellieren. Doch Yukarin wusste bereits, dass Lexes diesmal damit durchkommen würde. Er hatte gehört, wie Lilian sich für Lexes eingesetzt hatte. Damit war klar, dass Lexes bekommen würde, was er wollte. Er und vielleicht auch Lilian würden wohl einen Preis dafür zahlen müssen. Doch schlussendlich würde der Meister seine Zustimmung geben.


"Tee und ein Bad", bestätigte Yukarin ruhig und neigte kurz seinen Kopf zum Dank, dass Lexes daran dachte. Es wäre Yukarin viel zu unhöflich erschienen, sich nicht zu bedanken. Langsam gingen sie hinter den anderen die Treppe hoch zur Eingangstür. Da hielt Yukarin inne, um sich seine schmutzigen Stiefel auszuziehen. Er hätte damit einfach reingehen können. Oder sich die Stiefel hier draussen von einem weissen Kunstwerk ausziehen lassen. Doch er war der Meinung, dass die Schäfchen wichtigeres zu tun hatten, als ihn zu bedienen. Davon abgesehen, wollte er den Schmutz der Räuberburg nicht zu ihnen tragen. So würde er sich auch seine Rüstung selbst ausziehen und sich um sie kümmern, sobald Lexes ihn dahin gebracht hatte, wo er dachte, dass Yukarin ungestört ein Bad nehmen konnte.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 21. Jan 2023, 12:04
von Lexes
Lexes' Lippen umspielten ein sachtes Lächeln, als Yukarin so wunderbar errötete vor lauter Scham. Sein Cousin hätte diese gekürzte Haarsträhne normalerweise kaschiert. Das er es nicht tat, musste bedeuten, dass der Meister ihn dazu gezwungen hatte die Haarsträhne erst recht zur Schau zu stellen. Dabei war Yukarin vermutlich der einzige, der sein gekürztes Haar störte. Niemand würde ihm deswegen ein Vorwurf machen, wenn es während des Kampfes geschehen war. Lexes musterte Yukarin von oben bis unten, ob er irgendwo eindeutiger verletzt war außer in seiner Ehre, aber es schien nicht so zu sein.
Sein Cousin bemerkte, dass Lexes es wohl nicht hatte sein lassen können den Meister herauszufordern. Dabei strich er mit seinem Handschuh über die frischen Kratzer. Lexes zuckte leicht zurück, aber er bemerkte, dass er nicht der einzige war. Yukarin zuckte ebenfalls abrupt zurück. Was war das gewesen? Lexes ließ sich nichts weiter anmerken. Er würde Yukarin später dazu befragen.
"Ihr Name ist Mika und sie hat ein flauschig weißes Fell und winzig kleine Pfoten", erzählte Lexes. Yukarin würde das doch verstehen.
"Sie war ein Geschenk von Prinz Dragomis." Lexes hatte bei dem Geschenk einfach nicht nein sagen können. Auch wenn er vielleicht die Ereignisse so gelenkt hatte, dass er genau dieses Geschenk erhalten hatte...
Jahrhunderte am Hofe Dharos hatten Yukarins und seine Fähigkeiten geschärft andere Menschen so zu lenken wie sie es brauchten. Wobei Yukarin sich dabei stärker an Ehre und Regeln klammerte als Lexes. Vielleicht weil ihnen in Dharo irgendwann alles so bedeutungslos vorgekommen war. Sie hatten beide etwas gesucht und gebraucht, um damit umzugehen.
Lexes bot seinem Cousin Tee und ein Bad an und Yukarin stimmte zu, bedankte sich mit einem kurzen Kopfnicken.
"Kein Grund mir um den Hals zu fallen", wehrte Lexes den Dank ab, während sie langsam die Treppe hinaufgingen. Yukarin blieb kurz vor dem Eingang stehen und schickte sich an seine Stiefel auszuziehen.
"Warte." Lexes ging vor ihm auf die Knie und begann die Riemen der Stiefel zu öffnen. Dabei blickte er in die Eingangshalle, wo der Meister und Lilian noch umringt von einer Traube aufgeregter Kunstwerke waren.
"Seltsamer neuer Liebling", bemerkte Lexes. "Sehr respektlos." Gewissenhaft öffnete er die Riemen ehe er sachte die Stiefel abstreifte und dann geordnet auf die Treppenstufe stellte. Einer der Weißgewandten würde sich darum kümmern. Lexes erhob sich wieder geschmeidig und ging nach drinnen, während Yukarin ihm langsam folgte. Sie sahen noch kurz zu den anderen Kunstwerken in der Eingangshalle ehe sie abbogen. Einzig Fergus eilte ihnen kurz hinterher und fragte aufgeregt, ob er ihnen helfen dürfte.
So reizvoll der Gedanke war, wehrte Lexes das Angebot mit einer knappen Handbewegung ab.
"Ich kümmere mich um Yukarin", sagte er, "Geh zurück zu den anderen. Und lass Mika nicht aus den Augen. Wir rufen dich, sollten deine Dienste vonnöten sein."
Er wollte sich zunächst ungestört mit Yukarin unterhalten. "Oder brauchst du ihn jetzt schon?", fragte Lexes und sein Blick richtete sich auf den anderen Blutigen.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 21. Jan 2023, 15:29
von Yukarin
"Prinz Dragomis sollte es besser wissen, als dir solche Geschenke zu machen", tadelte Yukarin mit milder Strenge und meinte damit eigentlich, dass Lexes es besser hätte wissen sollen, als dass er seinen Kunden dazu zu bringen, ihm ein Haustier zu schenken. Winzig kleine Pfoten. Gut möglich, doch die hatten bereits ihren Schaden angerichtet. Yukarins Blick huschte noch einmal zu den Kratzern auf Lexes Brust. Ehe er dann sachte Lächelte.
"Ich freue mich darauf, Mika kennen zu lernen." Er würde Lexes nicht alleine lassen mit seinem Haustier. Das hatte er noch nie. Egal wie weh es jeweils getan hatte, oder was der Meister gefordert hatte, damit Lexes seinen neuen Schatz behalten durfte.

Salop wehrte sein Cousin Yukarins Dank für Bad und Tee ab, nur um dan vor dem Eingang vor ihm anmutig auf die Knie zu sinken, damit er ihm mit den Stiefeln helfen konnte. Bewundernd schaute Yukarin zu, wie Lexes seinen Körper unter kontrolle hatte. Anmutig, kraftvoll und wunderschön.
"Du hast ja keine Ahnung", stiess er seufzend und tief empfunden aus. "Und wenn du das bereits für respektlos gehalten hast, wirst du noch dein blaues Wunder erleben." Lilian war ein Wirbelwind, der alles durcheinander brachte. Inzwischen hatte Yukarin erkannt, dass es auf eine gute Weise war. Doch der Weg zu dieser Erkenntnis war wahrlich nicht leicht gewesen. Sein für ihn so ungewöhnlich impulsiver Ausbruch bewies, wie sehr Lilian ihm unter die Haut gefahren war und wie heftig er mit ihr zu kämpfen gehabt hatte.

"Danke", sagte er leise, als er bequem aus seinen Stiefeln steigen konnte. Seine Füsse sehnten sich nach Wärme. Sein ganzer Körper tat das und er sehnte sich schon fast schmerzhaft nach einem heissen, entspannenden Bad. Dennoch zögerte er, als Lexes seine Stiefel ordentlich zur Reinigung aufstellte. In diesem Fall war er sich nicht sicher, ob er das einen Weissgewandeten machen lassen wollte. Es haftete Schmutz an ihnen, der über normalen Strassendreck hinaus ging.

Fergus lenkte ihn davon ab. Der quirrlige Krieger, der sich so schön bestrafen liess, eilte ihnen hinterher und fragte aufgeregt, ob er ihnen helfen dürfte. So lieb und hilfsbereit. Dabei hatte er es selbst nicht leicht gehabt, als sie in Cassarosa gewesen waren. Yukarin wusste zwar nicht genau, was vorgefallen war, doch wie es schien, hatte Fergus eine gefährliche Situation mit dem Meister erlebt. Sacht schüttelte Yukarin verneinend seinen Kopf. Fergus sollte sich um sich selbst kümmern.
Nahezu gleichzeitig lehnte Lexes das Angebot herrisch ab. Er würde sich um ihn kümmern. Yukarins Augenbraue wanderte fragend nach oben und fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Die Geste war jedoch nur kurz. Genau wie das Schmunzeln, dass Lexes Fergus schickte um auf Mika aufzupassen. Als würde Fergus etwas ausrichten können, sollte der Meister Mika verbannen wollen. Was der Meister jedoch nicht tun würde. Das schien Lexes auch zu wissen, denn er liess die Option offen, dass Fergus ihnen doch noch zu diensten sein sollte. Ehe ihm in den Sinn kam, dass Yukarin ihn womöglich jetzt schon brauchen würde.

"Nein, danke Lexes", bot er Fergus für sein Angebot zum Dank wenigstens ein kleines Spiel, indem er kühl über ihn sprach, als wäre er nur ein Spielzeug von ihnen beiden, welches sie sich ab und zu ausliehen. Was sie tatsächlich auch taten. Prompt erschauderte Fergus auch aufgeregt, ehe er sich tänzelnd zurück zog. Yukarin wandte sich ab, um weiter in die Richtung zu gehen, die Lexes eingeschlagen hatte. Jedoch nur langsam, da er nicht wusste, welches Bad sein Cousin hatte vorbereiten lassen. Es gab einige davon in dieser Villa. Seine Gedanken waren bei Fergus. Es war schön, dass sich manche Dinge nicht verändert hatte. Deswegen wollte er Fergus auch nicht jetzt zu sich holen. Es war besser, erst die Erlebnisse zu verarbeiten. Nicht, dass er an dem Krieger etwas ausliess, was er nicht verdient hatte.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 21. Jan 2023, 16:06
von Lexes
Interessant. Yukarin schien seine eigene Begegnung mit dieser Lilian gehabt zu haben und sie hatte Spuren hinterlassen. Damit hatte Lexes nicht gerechnet. Sein Cousin ließ doch sonst niemanden so schnell an sich heran. Lilian wirkte unerfahren und Lexes hatte von den Schäfchen gehört, dass es der Meister gewesen war, der Lilian erst entjungfert hatte. Dass die Ausbildung zum Kunstwerk erst ganz am Anfang stand. Wie also sollte solch ein junges unerfahrenes Ding bereits solch einen Einfluss haben? Lexes wollte es von Yukarin erfahren. Er hatte den Schwärmereien der Schäfchen keinen Glauben geschenkt. Die Weißgewandten übertrieben oft, wenn jemand neues Einzug in die Villa erhielt. Yukarin dagegen hatte schon viele kommen und gehen gesehen.
Bevor sie sich ins Bad zurückzogen, mussten sie erst einmal Fergus abwehren, der ihnen gerne zur Hand gehen wollte. Lexes konnte es ihm nicht verübeln, doch das musste warten. Sie hatten Fergus bereits oft in ihrer Mitte gehabt, was der lockige, quirlige Krieger meist sehr genoss. Yukarin lehnte Lexes' Angebot auch ab und Fergus wusste damit, dass er gerade nicht gebraucht wurde. Lexes führte den anderen Blutigen weiter zu den Bädern. Er hatte ein kleineres vorbereiten lassen, das einen Blick auf eine besonders schöne Stelle des Parkes hatte. Yukarin und Lexes selbst hatten sie entworfen. Lexes betrat das Bad. Jetzt war es noch dunkel und man sah den Park noch nicht, da die Papierwände vor den hohen Fenstern waren. Dunkle breite Steine bedeckten den Boden, lackiertes Zypressenholz aus dünnen Stangen Teile der Wände.
Wasser plätscherte in das große Becken, von dem Dampf aufstieg. Lexes schlüpfte aus seinen goldenen Sandalen und ging barfuß zu den Papierwänden hinüber, um sie nach innen zu schieben. Er löste auch das dortige Schild bis nur noch die kostbaren Zedernsäulen das Dach stützten, aber das Bad sonst scheinbar mitten in der Natur lag. Kalte Luft strömte hinein.
Draußen stand Bambus dicht zusammen an einer Seite, Wasser eines kleinen Flusses zog neben dem Bad vorbei, sorgsam angelegte Büsche, Trittsteine und eine wunderschöne Schwarzkiefer mit ausladenden Ästen auf einer Seite.
Prinz Dragomis Villa war nett, insofern man Gefallen an hayllischer Architektur fand, doch es ging nichts über ein Stück Dharo. Lexes drehte sich wieder zu Yukarin um, lächelte ihn sachte an.

"Es tut gut wieder hier zu sein", sagte er. Sein Cousin hatte begonnen die Riemen an seiner Rüstung zu öffnen. Lexes bedachte es kritisch, kam rasch zurück zu Yukarin und zog seine Hände von den Riemen fort.
"Ich helfe dir", entschied Lexes und begann die Schulterplatten zu lösen. Es wurde zwar kälter im Raum, doch Lexes hatte sein eigenes Wärmeschild um sich herum aufgegeben. Er wollte die Kälte spüren. Das heiße Bad würde sich dann umso süßer anfühlen. Zunächst kümmerte er sich sorgsam um Yukarins Rüstungen. Man würde sie reinigen und ausbessern müssen. Lexes entdeckte neue Schnitte in der Rüstung und ebenso neue Blutspritzer. Auch das gekürzte Haar verriet Lexes, dass irgendwann Yukarins Juwelen für einen Schild nicht mehr ausgereicht hatten. Oder hatte sie verwendet, um jemand anderen zu retten.
"Sind alle Entführer tot?", fragte Lexes. Er nahm die Schulterplatten ab und legte sie achtsam auf einem Hocker ab. Dann machte er sich daran den Brustpanzer an den Seiten zu öffnen. Es war auch nicht viel anderes als die Schnürungen eines Mieders zu lösen. Nur dass Lexes jetzt noch die Juwelenbrände riechen konnte, das alte Blut toter Feinde.
Yukarin erwiderte, dass nur einige wenige noch am Leben und in Gefangenschaft wären. Darunter auch die Anführerin, weil es der Meister so wollte.
"Es wäre besser sie alle zu töten und damit abzuschließen", sagte Lexes, doch er nahm an, dass der Meister gerade die Anführerin noch eine Weile leiden lassen wollte. Er nahm den hinteren Teil der Rüstung ab.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 21. Jan 2023, 16:54
von Yukarin
Yukarin erschauderte leicht, als er realisierte, in welches Bad Lexes ihn führte. Das, welches sie gemeinsam hatten entwerfen dürfen. Yukarin hatte vieles gehasst an dem dharoischen Hof, an dem sie gefangen gewesen waren. Nicht jedoch dessen ruhige, schlichte Architektur. Dharo hatte teilweise eine sehr schöne Kultur. Vieles davon hatte Yukarin geschätzt. Nun, als Kunstwerk konnte er es geniessen. Es freute ihn, dass Lexes extra dieses kleine, aber wunderschöne Bad für ihn vorbereitet hatte. Damit hatte er nicht gerechnet, da er davon ausging, dass andere diese Schönheit viel mehr verdienten als er. Doch Lexes hatte schon immer gewusst, wie er sich das organisierte, was er haben wollte und Lexes bevorzugte einen gewissen Grad an Luxus.

Bersonnen beobachtete er seinen Cousin, wie wie er das Bad weiter vorbereitete, die Papierwände zur Seite schob und die winterliche Abendluft herein liess. Sofort begann das heisse Wasser im Bad zu dampfen. Es war ein wundervoll friedlicher Anblick. Yukarin merkte, wie weitere Anspannung ihn verliess. Es war ein gutes Gefühl. Gleichzeitig spürte er jedoch all die blauen Flecken, Schnitte und sonstigen Kampfwunden um so deutlicher. Es war an der Zeit, aus der Rüstung heraus zu kommen. Zumal sie ohnehin nicht an diesen friedlichen Ort passte.
"Das tut es", bestätigte Yukarin müde und begann die Riemen seiner Rüstung zu öffnen, nachdem er seine Handschuhe ausgezogen hatte. Im Vergleich zu Lexes war er zwar nur ein Wimpernschlag lang weg gewesen. Dennoch war es gut, wieder hier zu sein. Und es tat gut zu wissen, dass alle hier waren. Es würde ihnen allen gut tun das zu spüren.

Da er wohl zu lange mit seinen steifen Fingern an seiner Rüstung herum genestelt hatte, kam Lexes zu ihm und zog ihm die Hände von den Riemen fort. Tatkräftig entschiet er, dass ihm helfen würde und begann ihm die Schulterplatten der Rüstung zu lösen. Zärtlich strichelte Yukarin Lexes mit dem Fingerrücken kurz über die Wange. Ob er so schrecklich aussah, dass sein Cousin Mitleid mit ihm hatte und ihm deswegen so half? Oder vielleicht hatte er auch einfach nur kalt, so ohne Wärmeschirm. Yukarin fand die Temperatur nicht so schlimm. In den Bergen war es kälter gewesen. Und er wusste auch den eigentlichen Grund, warum Lexes ihm half, ihn Stück für Stück aus der Rüstung zu schälen.

"Nicht alle", verneinte er unwillig, dass nicht alle Entführer tot wären. "Einige wenige sind noch am Leben und in Gefangenschaft." Yukarin betrachtete den Garten, während Lexes dicht bei ihm stand und ihm den Lederharnisch aufschnürte.
"Darunter auch die Anführerin", führte er aus. "Der Meister will sie noch am Leben haben." Doch Yukarin war sich sicher, dass diese Voxia sich bald wünschen würde, tot zu sein. Eine kurze pragmatische Lösung, die auch Lexes bevorzugte. Alle töten und damit abschliessen.

"Ich glaube nicht, dass sich diese Sache so schnell abschliessen lassen wird", meinte er sorgenvoll und sein Blick verlor sich für einen Moment. Die plötzliche Kälte an seinem Rücken, als Lexes ihm den Rückenteil der Rüstung abnahm, holte in abrupbt wieder zurück.
"Diese Entführung hat tiefe Wunden geschlagen, die nicht einfach so mit dem Tod der Entführer heilen werden", erklärte er seinem Cousin mit leiser Stimme. "Du warst nicht da. Hier in der Villa. Der Meister... oder nachher in der Burg. Was mir Priam und Theon erzählt haben, was Lucero alles von sich gegeben hat, um die anderen zu schützen... Lexes, ich weiss nicht, ob du oder ich dazu in der Lage gewesen wären. Er musste all die Gaben, die er vom Meister erhalten hat, zu einer hässlichen, widerwärtigen Waffe pervertieren. Und Marlin... Marlin hat in voller Absicht Drestia Valdarez Genick gebrochen. Sie muss hinter dieser Entführung gesteckt haben. Es bluten noch einige, sehr tiefe Wunden. Das hier, wird nicht schnell abgeschlossen werden. Wenn es überhaupt abgeschlossen werden kann, dann sollten wir darum beten, dass es nicht schnell geschieht. Denn ansonsten hat es womöglich für uns alle ein sehr hässliches Ende."

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 21. Jan 2023, 17:46
von Lexes
Yukarin blickte über das Wasserbecken hinweg nach draußen und sagte ernst, dass man diese Sache nicht so schnell würde abschließen können. Die Entführung hätte tiefe Wunden geschlagen, die man nicht mit dem Tod der Entführer heilen könnte. Lexes nickte. Das hatte er sich schon gedacht.
"Es wird aber auch nicht besser den Tod hinauszuzögern", befand der Prinz. Natürlich würde er liebend gerne mit den Entführern spielen und sie leiden lassen, doch sie bedeuteten ihm nichts. Er würde von solchen Würmern sein eigenes Wohl nicht mehr abhängig machen. Er hatte sich geschworen sich nie wieder so an Menschen zu hängen. Die Zeit als Kunstwerk hatte dies ein wenig geändert und er mochte das Leben in der Villa, mochte die anderen Kunstwerke, diese kleine Familie, die sie hier hatten. Als er von der Entführung erfahren hatte, hatte Lexes alle Empfindungen darüber weit von sich weggeschoben, um weiterhin für Prinz Dragomis da sein zu können. Es war das was der Meister gewollt hatte. Erst später hatte er ihn zurückgerufen. Lexes war heimlich froh darum. So hatte er die Entführung nicht so nah an sich heranlassen müssen.
Obwohl er Mika gebraucht hatte. Der Wunsch nach dem Kätzchen war immer größer geworden, nachdem er von der Entführung erfahren hatte. Der Prinz zog die Rüstung vorne behutsam herunter, während Yukarin leise von der Stimmung in der Villa und in der Burg erzählte. Bloße Andeutungen, doch genug, um zu erspüren wie ernst es gewesen war. Yukarin bezweifelte auch, dass er oder Lexes dazu in der Lage gewesen wären die Weißgewandten so zu beschützen wie es Lucero getan hatte. Er hätte alle Gaben, die er vom Meister erhalten hätte, zu hässlichen Waffen pervertieren müssen.
"Unser Nesthäkchen? Hmm..", bemerkte Lexes. Ja, es gab jüngere Kunstwerke, doch Lucero war der jüngste unter den Blutigen und auch der letzte Blutige, der vom Meister ausgebildet worden war. Der Abschluss davon war noch gar nicht so lange her. "Ich habe Lilians Augen gesehen. Sie wurde von den Entführern nicht vergewaltigt. Ich weiß nicht wie Lucero dies geschafft hat. Es scheint unmöglich."
Lexes hatte Lilian gesehen, ihre Ausstrahlung. Wieso hätten sich die Entführer bei ihr zurückgehalten?

Sein Cousin fuhr fort, dass Marlin Drestia Valdarez das Genick gebrochen hätte. Lexes hatte gerade den Brustpanzer abgelegt und sah verwundert auf.
"Marlin? Jemanden getötet?", fragte er. Das schien genauso unmöglich. Anderseits.. "Ich habe auch seine Augen gesehen. Der Sonnenschein ist fort."
Yukarin spekulierte, dass Lady Valdarez hinter der Entführung gesteckt haben musste. War das nicht Marlins Käuferin? Eine nette, ältere Dame..
Lexes sog die Luft zischend ein. Wie hatten sie übersehen können, dass die Käuferin ungeduldiger gewesen war als sie sich vor ihnen gegeben hatte? Lexes hatte sie nur einmal getroffen, er war in den letzten Jahren nicht oft hier gewesen. Doch es hätte ihm auffallen sollen. Er wusste genug von versteckter Gier..
Yukarin bemerkte besorgt, dass viele tiefe Wunden bluten würden und es nicht schnell abgeschlossen werden würde, wenn es überhaupt je abgeschlossen werden konnte. Dann deutete er an, dass es ein hässliches Ende für sie alle nehmen würden, wenn der Meister schnell damit abschließen würde.
Lexes berührte Yukarin an der Wange. "Wir werden dafür sorgen, dass es ein anderes Ende nimmt."
Er glitt anmutig in die Hocke, um Yukarins Beinschützer zu lösen und abzunehmen.
"Der Meister wirkte relativ gefasst mit Lilian an seiner Seite", erwähnte er. Lexes zog den ersten Schienbeinschützer ab. "Aber ich habe von Fergus gehört was er mit Lyris gemacht hat.." Der Prinz widmete sich dem anderen Teil der Rüstung und entfernte auch diesen bis Yukarin von der Rüstung erlöst war. Fehlte nur noch die Kleidung. Lexes kam wieder hoch und begann vorne die Bändel der Kimonojacke zu öffnen. Darunter war ein weiterer dünnerer Kimono und immer noch hatte Lexes keine nackte Haut gespürt. Das kam erst als er das Unterhemd hochgeschoben hatte. Lexes zog auch dieses Yukarin aus bis er nur noch in Wickelhose vor ihm stand.
Der Blick des Prinzen wanderte über die helle Haut seines Cousins. Schrammen, blaue Flecke und Striemen.
"So leidenschaftlich gekämpft..", stellte Lexes fest und strich über eine der Schrammen. Normalerweise ließ Yukarin doch niemanden an sich herankommen. "Hast du die Schäfchen beschützt?"

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 21. Jan 2023, 19:31
von Yukarin
"Ich glaube nicht, dass er noch unser Nesthäckchen ist", erwiderte Yukarin wehmütig. So nervtötend Lucero auch war, so hatte er doch auch noch eine gewisse Unschuld gehabt. Wenn das stimmte, was Priam und Theon ihm erzählt hatten, hatte der junge Prinz sich diese Unschuld wohl kaum bewahren können.
"Er hat Lilian und sich als Lilian und Lucero Verden ausgegeben", erzählte er Lexes. Sein Cousin hatte so viel verpasst. "Nichte und Neffe vom Meister, die gerade zu Besuch waren und ein Picknick mit ihrem Lieblingssklaven Marlin gemacht haben, als sie entführt wurden. So konnte Lucero sie drei vom Schlimmsten bewahren und hat im Gegenzug die anderen drei geopfert. Er hat ihnen aufgetragen, die Entführer zu verführen. Sie trunken vor Lust zu machen und sie gegenseitig auszuspielen. Bis wir eingetroffen sind, haben sich drei von denen Krankenstationreif geprügelt und ein vierter wurde erstochen, während Lucero ganz allein zwei der miesesten Entführer getötet hatte. Priam und Theon haben mir erzählt, dass sie nur noch helfen konnten, die Leichen zu entsorgen. Und weil das anscheinend noch nicht genug war, hat Lucero die Schäfchen angewiesen, die Wachen abzulenken, nachdem er bemerkt hat, dass wir angreifen würden und hat dern Turm angezündet."

Auch wenn Yukarin nun wusste, wie es geschehen war und es ausgesprochen hatte, klang es noch immer unmöglich. Genau wie, dass Marlin jemand getötet hatte. Doch es war, wie Lexes sagte. Der Sonnenschein war fort. Es musste geschehen sein.
"Wenn jemand wie er tötet, dann genau aus so einem Grund, weil alle, die er liebt verraten wurden", überlegte Yukarin. Und natürlich gab sich Marlin die Schuld dafür. "Marlin war schon gerettet gewesen, als er noch einmal in die Burg gerannt ist, hoch zu der Anführerin. Ungeachtet der dunkleren Juwelen, hat ihr diese einfach vom Hals gerissen und ihr seine Faust ins Gesicht gedonnert. Die Hexe konnte nur noch Ohnmächtig zusammen sacken, so sehr hat er sie überrascht und überwältigt."

Als Lexes begriff, dass dies nicht eine zufällige Entführung, sondern ein lange geplantes Komplott war, sog er zischend die Luft ein und Yukarin wusste, dass sein Cousin ebenfalls begann, sich die Schuld zu geben. Weil sie nicht erkannt hatten, was Drestia Valdarez für eine Frau war. Und schon war das schmutzige Gift dieser Entführung auf eine weitere, unschuldige Person übergeschwappt. Es tat Yukarin sehr leid, das er das seine Cousin hatte antun müssen. Doch er wusste, dass Lexes es früher oder später sowieso erfahren hätte. Da war es besser, wenn Yukarin bei ihm sein konnte. Schlussendlich war es dann jedoch Lexes, der in tröstete indem er ihn an der Wange berührte und den Plan schmiedete, dass sie dafür sorgen würden, dass es ein anderes Ende nahm, als ein schreckliches.

"Ja, das werden wir", stimmte Yukarin entschlossen zu. Kühl betrachtete er, wie sein schöner Cousin vor ihm in die Hocke sank, um ihm die Beinschützer anzuziehen. Sachte liess er seine Fingerspitzen mit dem feinen Haar spielen. Es tat gut, etwas sanftes auf der Haut zu spüren, nachdem er so lange die harten Lederhandschuhe getragen und das Schwert geschwungen hatte. Seine Hände waren weich und nicht schwielig. Er war ein Bibliothekar. Kein Haudrauf wie Kastor. Auch wenn er kämpfen konnte:
Etwas, was auch Lexes feststellte, nachdem er ihn bis auf seine Hose ausgezogen hatte: Es war schön, so von Lexes umsorgt zu werden. Zu spüren, wie wichtig er ihm war. Und um seinen Cousin zu zeigen, wie wichtig er ihm war, liess Yukarin sich von ihm umsorgen und auch etwas führen. Etwas, dass er sonst bei kaum jemandem zuliess. Geschweige denn davon, dass er so viel sprach. Als Lexes jedoch über eine Schramme strich und meinte, dass er so leidenschaftlich gekämpft hätte, presste er die Lippen zusammen und drehte beschämt die Augen niederschlagend den Kopf zur Seite. Ja, er hatte leidenschaftlich gekämpft, anstatt vernünftig. Es hätte beinahe verherende Folgen gehabt. Für ihn war jeder zornige rote Schnitt, jeder hässliche dunkle Bluterguss auf seiner hellen Haut ein Zeichen für sein Versagen.
"Ich habe mich ablenken lassen", ging er hart mit sich ins Gericht. "Aber davor habe ich die Javier und die Wachen gedeckt, damit sie die Mauer erklimmen konnten und ja, danach habe ich Priam gesucht und habe Lady Valdarez Leibwachen von ihm ferngehalten. Bis dann Marlin auf einmal vorbei geschossen kam. Gefolgt von Lucero, Kastor und Terim. Es war verrückt." Noch immer ungläubig über das, wa er selbst erlebt hatte, schüttelte er seinen Kopf.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 21. Jan 2023, 20:12
von Lexes
Während Lexes sich dem Ausziehen seines Cousins widmete, erzählte Yukarin ihm mehr von dem was er von den Entführten erfahren hatte. Er wurde richtgehend redselig, was absolut nicht zu Yukarin passte, es sei denn, er konnte jemanden belehren und unterrichten. Wenn Yukarin eine Lektion geben konnte, konnte er sehr viel reden, wie Lexes zu seinem Leidwesen wusste. Aber für seinen Cousin benötigte es strenge Rahmen damit er sich wohl genug fühlte zu reden. Oder sehr viel Vertrauen.
Da der Prinz wusste wie wenig Yukarin Unterbrechungen schätzte, hörte er einfach stumm zu und zog ihn dabei weiter aus. So erfuhr Lexes, dass Lucero zu einer List gegriffen hatte, um Lilian, sich und Marlin vor dem schlimmsten abzuschirmen. Stimmt, die Schäfchen hatten etwas von einer Lösegeldforderung für die Nichte und Neffen des Meisters erwähnt. Das hatten sie also damit gemeint. Yukarin erklärte, dass er die anderen Weißgewandten geopfert hatte, um Marlin und Lilian zu schützen. Anscheinend hatte es gut genug funktioniert, dass sich die Entführer wegen den Kunstwerken heftig gestritten hatten. Auch hätten Priam, Theon und Terim auf Luceros Befehl hin die Männer abgelenkt, als klar gewesen war, dass die Eroberung der Burg kurz bevorstand. Zudem hätte Lucero den Turm angezündet.
Ja, das klang wirklich nicht mehr nach ihrem Nesthäkchen. Diesem frechen, verschmitzten Jungen, der lieber Schabernack mit den Schäfchen anstellte. Lexes war mit Lucero aber auch noch nicht sehr vertraut. Er hatte sich nicht oft mit ihm abgegeben. Die erfahreneren Blutigen hatten diesen Jungen nicht wirklich ernst genommen.
Doch während der Erführung schien er über sich hinausgewachsen zu sein. Lexes hätte es ihm nicht zugetraut. Wie hatte Lucero es geschafft, dass Lilian nicht vergewaltigt worden war? Dass ihr Blick immer noch klar war?
Genauso unmöglich schien, dass Marlin jemanden getötet hatte und dann ausgerechnet seine Käuferin auf die er sich so sehr gefreut hatte. Kastor hatte Marlin immer 'Sonnenschein' genannt..
Yukarin erzählte davon, dass Marlin nicht nur die Kundin getötet hatte sondern auch nach seiner Rettung noch einmal zurück in die Burg gerannt wäre, um die Anführerin zu konfrontieren. Er hätte ihr die Juwelen abgerissen und ihr ins Gesicht geschlagen. Lexes hob die Augenbrauen überrascht. Das klang überhaupt nicht nach Marlin. Yukarin hatte wohl recht, dass diese Entführung tiefe Wunden hinterlassen hatte.

Der Prinz hatte den Rest der Rüstung Yukarins ausgezogen und zugelassen, dass ihn sein Cousin sanft durch das schwarze Haar gestrichen hatte. Später würde Lexes noch mehr Berührungen zulassen, wenn Yukarin es brauchte. Lexes hatte nicht an seiner Seite gekämpft und er spürte diesen Verlust. Er sah ihn in jeder Wunde, die Yukarin auf seiner Haut trug. Der andere Blutige presste die Lippen zusammen und wandte den Blick ab. Wieder so viel Scham. Aber Lexes hatte recht gehabt. Yukarin hatte viel zu leidenschaftlich gekämpft. Sein Cousin gab zu, dass er sich hatte ablenken lassen, doch Lexes fiel auf, dass Yukarin ausließ wodurch er sich hatte ablenken lassen. Stattdessen erzählte er wie sie die Mauer erklommen hatten und dass er Priam geschützt hatte. Später wäre Marion an ihm vorbeigeschossen, mit Lucero, Kastor und Terim hinter ihm her.
"Du bist ihnen gefolgt", erkannte Lexes. Er fragte nicht nach der Ablenkung. Wenn Yukarin sich deswegen so schämte, würde es etwas dauern bis sein Cousin bereit war darüber zu reden. Lexes schob seine Hände nach unten und begann die Hose zu öffnen bis er sie gewandt von Yukarins Körper wickeln konnte. Zuletzt hakte Lexes seine Finger in den Bund der Unterhose und streifte sie nach unten ab, langsam über Yukarins Hintern. Unterwäsche trugen sie normalerweise nicht, aber es kam vor, gerade bei solch kalten Temperaturen.
Schließlich stand Yukarin nackt vor ihm. Lexes lächelte und griff nach dem Band, das Yukarins Haare zusammenhielt. Der andere Blutige schien zurückweichen zu wollen. Lexes blickte ihn tadelnd an.
"Der Meister ist nicht hier und ich habe die Strähne bereits gesehen." Yukarin musste sie hier nicht weiter zur Schau stellen. Später konnte er sich gerne selbst weiter damit geißeln. Lexes löste das Band bis sich Yukarins silberne lange Haare über seine Schultern ergossen.
Der Prinz ging hinüber zu einem der großen Duschköpfe, die aus einer dunklen Steinmauer ragten. Auf dem Weg dahin entledigte sich Lexes eher unzeremoniell seiner Weste, öffnete die Bänder vorne bei seiner weiten Hose und ließ sie an sich herabgleiten. In einer fließenden Bewegung stieg er hinaus und war nur noch bekleidet von einem goldenen Fußkettchen und einer goldenen Kette. Auf dem rechten Schulterblatt und an der rechten Seite seiner Taille sah man Teile eines Lindwurmes, der sich auch noch über seinen rechten Oberarm schlängelte, wo auch einige seiner Juwelensplitter eingearbeitet waren. Es war nur ein Teil des Lindwurms, den man erst in seiner vollen Pracht sah, wenn Yukarin über ihm war.
Lexes öffnete das Band, das einen Teil seiner Haare zu einem Pferdeschwanz hinten zusammengebunden hatte bis sie schwarz und glatt über seinen Rücken fielen. Der Blutige trat unter die Dusche. Er musste nur kurz warten bis Yukarin sich zu ihm gesellte. Lexes stellte das Wasser an, das sie dann in sanften Strömen umhüllte.
"Du hast mich mit deinen dreckigen Handschuhen angefasst", äußerte Lexes eine Feststellung. Was so viel bedeutete, dass es Yukarins Aufgabe war ihm die Brust und die Kratzer darauf zu waschen. Er wandte sich zu Yukarin um.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 21. Jan 2023, 21:32
von Yukarin
Natürlich war er Marlin und den anderen gefolgt, sobald Priam in Sicherheit gewesen war. Sie beide waren es. Dennoch war das keine Entschuldigung dafür, dass es manchmal viel zu eng geworden war. Yukarin war Lexes froh, dass er nicht weiter bohrte. Selbstverständlich hätte Yukarin ihm alles erzählt, wenn er es hätte wissen wollen. Doch so sehr er sich seiner Schuld bewusst war, so war es doch noch einmal etwas anderes, dies auch vor anderen zugeben zu müssen.
Entsprechend wollte er sich nicht noch mehr Schande aufladen, indem er gegen das Gebot des Meisters verstiess und seine Haare nicht mehr zusammen gebunden hielt. Also wich er zurück, als Lexes ihm das Haarband abnehmen wollte, was ihm prompt einen tadelnden Blick einbrachte. Yukarin kam nicht umhin, leicht zu schmunzeln. Lexes wollte ihn tadeln? Tatsächlich? Sein Argument, dass der Meister nicht hier wäre, fand er nicht sonderlich überzeugend. Doch es war wahr, Lexes hatte die Strähne schon geschehen. Also liess Yukarin zu, das seine langen Haare über seine Schultern fallen durften. Es fühlte sich gut an und gleichzeitig so verboten. Das musste er erst noch etwas verkraften.

Lexes hatte diesbezüglich, wie so oft, weniger Hemmungen. Ungeniert ging er zu einem der grossen Duschköpfe, lies unterwegs gelassen seine Kleidung fallen. Es wirkte so achtlos und gleichzeit auch sehr anmutig und verführerischer. Yukarin folgte ihm langsamer. Achtete darauf, nicht auf Lexes Kleidung zu treten. Auch wenn er nicht so weit ging, sie sorgsam aufzuheben. Was nicht nett war, denn Lexes hatte ihm die Rüstung und die Gewandung darunter alles sorgsam auf einen Stuhl gelegt, während er ihn komplett ausgezogen hatte. Sein wunderschöner, liebevoller und ebenfalls nackter Cousin lenkte ihn jedoch zu sehr ab, als dass er sich mit Kleider aufheben aufhalten wollte. Lieber sah er sich den wunderschönen, goldenen Körper an. Die stückweise Tätowierung eines Drachens, die ein sinnliches Geheimnis bar. Das goldene Kettchen um sein Fussgelenk. Bedächtig stieg er zu ihm unter die Dusche und erschauderte wohlig, als das reinigende Wasser über ihn herunter prasselte.

"Das habe ich", bestätigte er schon wieder etwas gefestigter Lexes Feststellung dass er ihn mit seinen dreckigen Handschuhen angefasst hätte. Er liess sich nicht von dessen aufforderndem Blick einschüchtern oder davor, dass sein Cousin sich zu ihm umwandte und offen vor ihm stand.
"Und ich würde es wieder tun", stellte er streng klar. Wenn Lexes so Dummheiten machte, wie mit einem Kätzchen zu kuscheln und es auch noch in sein Herz zu schliessen, dann musste er damit rechnen, dass er Spuren davon tragen würde. In aller Seelenruhe und ohne von Lexes wegzuschauen, griff er nach einem Schwamm, liess ihn mit Wasser vollaufen, ehe er mit zärtlicher Strenge begann, dessen Oberkörper zu waschen. Von den Schultern, hinunter bis zu Taille. Noch jedoch ohne Seife. Erst wollte er noch etwas anderes tun. Seine Hand mit dem Schwamm glitt wieder nach oben, hoch zum Schlüsselbein und dann zum Hals, ehe er seine schlanken Finger kraftvoll um Lexes Hals legte und den Prinzen bestimmern gegen die Wand drückte. Er hielt ihn weit oben, direkt unter dem Kinn, so dass er nicht nach unten schauen konnte. Für das, was er vorhatte, sollte Lexes gut fixiert sein. Langsam beugte er sich vor, um seinen Cousin auf seine Kratzer zu küssen. Reinigte so die Wunde vor all dem Schmutz, den Yukarin aus der Burg mitgebracht hatte. Nur um schliesslich einmal aufreizendlangsam und mit bestimmenden Druck seine Zunge darüber gleiten zu lassen.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 21. Jan 2023, 22:25
von Lexes
Yukarin erschauderte unter dem Wasser. Als Lexes ihn an die vorherige Berührung mit dem Handschuh erinnerte, stritt Yukarin es nicht ab ehe er behauptete, er würde es wieder tun. Das hatte Lexes sich schon gedacht. Aber jetzt sollte er ihm die Kratzer säubern. Sein Cousin griff nach einem Schwamm, tränkte ihn im Wasser und fuhr damit über Lexes' Brust. Der Blutige entspannte sich leicht, während der Schwamm über seinen Körper glitt. Wasser floss über seine goldene Haut, perlte auf den Juwelensplittern knapp unterhalb seines Schlüsselbeins. Yukarin ging noch weiter und legte seine Finger an Lexes' Hals, um ihn gegen die Wand zu pressen. Der Prinz keuchte leise auf. So viel durften sich nur wenige bei ihm herausnehmen und auch nicht oft. Yukarin zählte dazu. Sonst hätte Lexes ihn nicht in der Form entkleidet. Yukarin kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass es eine Erlaubnis gewesen war. Die Hand des anderen Blutigen schob sich gegen Lexes' Kinn und hielt ihn dort fixiert. Lexes lehnte den Kopf zurück, Wasser rann über sein Gesicht. Yukarin beugte sich vor und nach einem gespannten Moment spürte Lexes den ersten Kuss auf den feinen Kratzern. Der Blutige seufzte leise ehe daraus ein Aufkeuchen wurde, als Yukarin langsam und dominierend darüber leckte.
"So wild heute", bemerkte Lexes und ein feines Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Für andere wäre dies keineswegs wild, aber sein Cousin war sonst eher zurückhaltend. Das hier war fast stürmisch. Aber sie hatten sich auch schon lange nicht mehr gesehen.
Yukarin ließ von ihm ab und blickte ihn eindringlich an. Sie schliefen nicht oft miteinander, doch es kam vor. Entweder weil sie es beide brauchten oder weil es der Meister so wünschte. Im besten Falle überschnitt sich beides. Sie hatten aber auch schon miteinander geschlafen, wo keiner von ihnen es gewollt hatte. Es entweder ertragen oder es sich so angenehm wie möglich gemacht, wenn sie sich nicht irgendwann in den Berührungen des anderen verloren hatten, um die Einsamkeit ihres Daseins zu ertränken. Ein ewiges Schauspiel zwischen ihrer beider Körper.
Lexes nahm Yukarin den Schwamm fort, um dem anderen Blutigen ebenfalls den Oberkörper zu waschen. Dann strich er damit über die Arme, erspürte die sehnigen trainierten Muskeln. Yukarin musste müde sein von all dem Kämpfen und Reisen. Lexes drehte das Wasser ab, nachdem sie sich beide genügend abgespült hatten. Der Prinz sehnte sich auch nach dem heißen Becken. Gemeinsam gingen sie hinüber und stiegen in das dampfende Wasser. Es brannte kurz an Lexes' Kratzern, danach machte sich wohlige Wärme breit. Kalte Winterluft strich über sein Gesicht und seine Schultern.
"Es wird bald schneien", stellte Lexes fest. Es kam selten genug vor, dass die Kälte aus den Bergen so weit zu ihnen drang. Vielleicht war es nur passend, wo sie die entführten Kunstwerke aus den Bergen zurückgebracht hatten.

Für eine Weile genossen die beiden Blutigen nur schweigend das heiße, dampfende Wasser und sahen nach draußen zum winterlichen Park. Vieles hatte seine Blätter verloren, doch die Schwarzkiefer und der Bambus standen immer noch in voller Pracht da. Frost glänzte an den Rändern einiger Blätter. Lexes atmete tief durch.
"Du weisst, dass du für Mika bezahlen musst?", ergriff Yukarin irgendwann das Wort. Er schien wieder bereit zu sein weiter zu reden. Lexes trieb zu ihm hinüber.
"Ich weiß", gab er zu. Er war bereit dafür solange ihm der Meister nur erlaubte das Kätzchen zu behalten. "Sie hat einen Stammbaum und verwandtes Blut in sich. Vielleicht bekommt sie ein Juwel. Vielleicht lebt sie lange", gab er seine Hoffnungen preis. Dafür würde er den Preis zahlen. Lexes strich sich über die Brust.
"Lilian hat für mich gefragt", bemerkte er. Das war ihm nicht entgangen, doch er wusste nicht wieso es Lilian getan hatte. Vielleicht aus dem simplen Grund, weil Lilian das Kätzchen auch süß fand.
"Er.. sie hat ihn Aerys genannt." Er blickte Yukarin forschend an. "Nicht genug, dass wir Lilian als Mädchen behandeln und ansprechen sollen und sie auch noch rot trägt.. sie darf den Meister so ansprechen? Ohne dass er sie dafür blutig peitscht?" Das war bisher nie vorgekommen. Niemand durfte mit dem Meister so vertraulich umgehen. Lyris kam ihm manchmal näher, doch er zahlte dafür auch einen hohen Preis.
"Er scheint gelassener mit Lilian an seiner Seite", äußerte Lexes eine Feststellung.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: So 22. Jan 2023, 08:00
von Yukarin
Lexes ergab sich seinem harten Griff, seufzte sacht unter seinen Küssen. Yukarin wusste, dass es ein Geschenk an ihn war. Yukarin schätzte es und genoss es um so mehr, die Wunde hingebungsvoll mit seiner Zunge zu reinigen. Es musste brennen, denn Lexes keuchte leise auf und nicht nur Erregung war darin zu hören. Mit einem feinen Lächeln in den Mundwinkeln stellte er fest, dass Yukarin heute so wild wäre. Unter anderen Umständen wäre Yukarin deswegen vielleicht errötet, weil er sich seinem Cousin unhöflicherweise zu sehr aufgedrängt hätte. Doch heute, war er wohl wirklich wild, denn er löste sich nur langsam von Lexes und blickte ihn eindringlich an. Er war bereit für noch mehr Wildheit, wenn Lexes es auch war. Nach all dem Tod, Wut und Trauer war es schön Lexes, dass Lexes wieder hier war. Yukarin wollte spüren, dass es warhaft so war.

Noch war es jedoch noch nicht soweit. Lexes nahm ihm den Schwamm ab und begann ihn im Gegenzug zu waschen. So weit, bis Yukarin endlich das Gefühl hatte, sauber und würdig genug zu sein, um in das Wasserbecken mit dem warmen, einladend dampfenden Wasser zu steigen. Wohlige Wärme hüllte ihn ein und löste sie letzten Anspannungen. Er war wieder zuhause. Bei seiner Famile. Und die ganze Familie war hier. In Sicherheit. Es würde möglich sein müssen, die Wunden zu heilen, die die Entführten erlitten hatten.
"Ich hoffe, er bringt Frieden mit sich", erwiderte er sorgenvoll und teilte Lexes Einschätzung nach dem Schnee. Man roch es in der Luft, spürte es als angenehme kühler Kontrast zum heissen Bad auf der Haut im Gesicht. Eine schöne, weisse Schneedecke besänftigte oft die Gemüter. Es wäre schön, wenn sie auch den enführten Kunstwerken, dem Meister diese Gnade erwies.

"Du weisst, dass du für Mika bezahlen musst?" fing Yukarin eine ganze Weile später an, nachdem er sich in dem Bad ausreichend erholt hatte. Er wollte seinen Cousin wissen lassen, dass er nicht daran zweifelte, dass er das Kätzchen würde behalten dürfen. Auch wenn er einen Preis dafür würde bezahlen müssen. Lexes trieb zu ihm und gab zu, dass er wusste, dass er würde bezahlen müssen, ehe er offenbarte, dass er eindeutig nicht mehr mit dem Hirn, sondern mit dem Herz dachte. Yukarin glaubte nicht, dass den Meister einen Stammbaum interessierte. Schon eher das verwandte Blut und das Juwel. Dass sie lange lebte, war hingegen eher wieder etwas, was dem Meister sorgen machen würde. Machte es auch Yukarin.
"Das heisst, du bekommst noch mehr Zeit, dich an sie zu binden", warnte er seinen Cousin aufzuhören, so mit seinem Herzen zu denken. Es würde ihm nur Leid bringen. "Mika wird nie so lange leben wie du. Mit allem verwandten Blut nicht." Lexes würde es ertragen müssen. Etwas, was sein Cousin jedes Mal wieder für das momentane Glück lieber verdrängte. Auch jetzt wollte er Mika trotz allem lieber behalten und wunderte sich nur, dass Lilian für ihn gefragt hätte. Ein feines Lächeln huschte über Yukarins Gesicht. Natürlich hatte Lilian das. Es überaschte Yukarin nicht. So war Lilian nunmal.
"Sie wird mitbekommen haben, dass es dich glücklich machen würde, Mika behalten zu dürfen", erklärte er Lexes Lilians Handeln.

Für seinen Cousin war Lilian jedoch noch sehr fremd. Eine Komplexität, die er nicht nachvollziehen konnte. Yukarion konnte es verstehen. Lilian und alles was mit Lilian zu tun hatte war schwer zu verstehen und zu greifen. Es war empörend, dass sie den Meister beim Vornamen ansprach und das war neu. Bis anhin hatte sie ihn Prinz Verden genannt und ihn nur in seiner Abwesenheit Aerys genannt. Wobei sie sich oftmals hastig korrigiert hatte. Weniger um der Höflichkeit willen, als eher um die Nerven der Kunstwerke zu schonen. Bis sich diese irgendwann daran gewöhnt hatten. Es war ein schleichender Prozess gewesen. Wie so vieles, was mit Lilian zu tun hatte. Für Lexes, der diese ganze Entwicklung nicht mitbekommen hatte musste es ein Schock sein. Yukarin hingegen hatte dem Umstand, dass Lilian heute rot getragen hatte, keine grosse Aufmerksamkeit gewidment. Lilian hatte Kleider in so vielen Farben und ein wenig rot passte eigentlich ganz gut zu ihr. Und es gab auch einen Grund, weswegen Yukarin nun konsequent von ihr sprach und nicht Mühe hatte, das er wegzulassen.
Yukarin überlegte noch, wo er anfangen sollte zu erklären, damit sein Cousin verstand, als dieser unvermittelt feststellte, dass der Meister gelassener mit Lilian an seiner Seite wirkte. Das kam so plötzlich, dass Yukarin nicht anders konnte, als herzlich zu lachen. Auch wenn er dabei fast untergegangen wäre. Lexes Aussage war zutreffend und doch auch wieder nicht.
"Wenn sie ihn nicht grad zur Weissglut treibt stimmt das absolut, ja", schmunzelte Yukarin, ehe er sich wieder fasste. Der Ausdruck in seinen Augen blieb jedoch heiter. Der Meister war bei Lilian so impulsiv wie sonst kaum. Die Ankunft eines neuen Kunstwerkes brachte immer eine turbulente, emotionale Zeit mit sich. Der Meister musste sich seinem Kunstwerk genau so öffnen und sich auf es einlassen, wie das Kunstwerk ihm gegenüber. Sonst konnte es nicht geformt werden. Doch Lilian schien dabei eine Seite im Meister gefunden zu haben, die er vor ihnen allen anderen versteckt gehalten hatte. Nur Coranis lächelte dazu manchmal wissend und mit einem tiefen Glück erfüllt.

"Lilian ist schwer zu fassen", erklärte er seinem Cousin. "Bei ihr ist vieles anders, als bei den restlichen Kunstwerken. Ich bin mir nicht sicher, ob sie ein Kunstwerk werden wird. Und wenn doch, dann wird sie das erste ihrer Art. Wahrscheinlich auch die einzige. Empör dich nicht, dass sie rot trägt. Es ist gar nicht so verkehrt. Abgesehen davon, dass sie süsse Mädchenkleider in allen Farben trägt. Sie hat auch ihr eigenes Zimmer und wenn du sie näher kennenlernst, wirst du merken, dass sie durchaus ihre eigene Art von Dominanz in sich trägt. Sie ist keine Weissgewandete, auch wenn sie eine weisse Gewandung bekommen hat. Doch sie ist noch weit entfernt davon, dass bei ihr die Ausbildung zu einer Weissgewandeten auch nur begonnen werden kann. Stattdessen erhält sie nun den Unterricht, der einer jungen Adeligen zusteht. Schön in süsser Schuluniform und Schulranzen und auch wenn ihr Schulweg äusserst kurz ist, kommt sie regelmässig zu spät zum Unterricht. Der Meister besteht nämlich darauf, ebenso früh aufzuwachen und sie auf dem Schulweg zu begleiten." Da konnte man nicht rechtzeitig kommen. Nicht wo der Meister gerne bis zum Mittag ausschlief. Es war schon erstaunlich genug, dass Lilian es schaffte, den Meister anzutreiben, dass sie nur fünf Minuten zu spät kam. Manchmal schaffte es sie sogar, punktgenau zu kommen.
"Wenn du einen Rat im Umgang mit Lilian haben möchtest", bot er seinem Cousin sein Wissen aus seinen Erfahrungen mit Lilian an. "Dann sei offen und entwickle dich zur besten Form deiner selbst als Kunstwerk." Sonst würde es wehtun. Sehr sogar.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: So 22. Jan 2023, 09:47
von Lexes
Yukarin warnte ihn, dass die längere Lebenszeit von Mika ihm nur mehr Zeit bringen würde sich an sie zu binden. Mika würde nie so lange leben wie er. Lexes' goldene Augen erhielten kurz etwas melancholisches.
"Ich weiß..", sagte er leise, "Aber morgens hüpft sie auf meine Brust und miaut mich an." Gut, das könnte sein, weil Lexes derjenige war, der sie fütterte, aber manchmal schob sie ihr kleines Köpfchen gegen seine Wange und es war das allerschönste. Yukarin würde das nicht verstehen.
"Ich weiß sehr gut, dass sie wie alle anderen alt werden wird und vergehen", bekräftigte der Prinz noch einmal. Aber wenigstens war sie kein kurzlebiger Mensch, der in seiner Zeit noch genügend Schaden anrichten konnte, genügend Leid. Er wollte sich nicht mehr an Menschen binden. Die meisten hatten es nicht verdient, dass man wegen ihnen trauerte. Aber ein süßes, unschuldiges Kätzchen...
Lexes musste dabei auch an Lilian denken, die sich für ihn eingesetzt hatte. Yukarin lächelte bei der Erwähnung bloß und schien nicht überrascht. Lilian hätte es getan, weil sie mitbekommen hätte, dass es Lexes glücklich machen würde. Der Blutige sah seinen Cousin zweifelnd an.
"Sie kennt mich einen Atemzug lang", wehrte er ab. Er glaubte viel eher, dass Lilian Mika auch niedlich fand und sie deswegen in der Villa behalten wollte. Und augenscheinlich konnte der Meister ihr schwer einen Wunsch abschlagen...
Vieles war ungewöhnlich an dem neuen Kunstwerk und als Lexes diese Seltsamkeiten aufzählte, wirkte Yukarin abermals nicht überrascht. Das verwunderte Lexes, wo gerade Yukarin die Gebote der Villa sehr wichtig waren sowie Respekt und der richtige Umgangston. Doch Yukarin schien weder schockiert darüber, dass Lilian so vertraulich mit dem Meister sprach noch dass sie keine weiße Gewandung trug sondern stattdessen rot, obwohl Lexes von den Schäfchen gehört hatte, dass Lilian ein weißgewandtes Kunstwerk wie Marlin werden sollte.
Dem schien eindeutig nicht der Fall. Was hatte er alles verpasst?
Der Meister hatte auch anders im Beisein Lilians gewirkt, doch möglicherweise war das auch der erfolgreichen Befreiung zuzuschreiben. Trotzdem äußerte Lexes seine Vermutung, dass der Meister mit ihr gelassener wirkte. Prompt lachte Yukarin auf. Der klare Laut hallte über das heiße Becken. Selten hatte Lexes seinen Cousin so herzlich lachen gehört. Das bedeutete wohl, dass Lexes etwas äußerst dummes von sich gegeben hatte. Er verengte seine Augen.
"Kein Grund sich über mich lustig zu machen, Cousin. Ich bin kaum angekommen und die halbe Villa scheint auf dem Kopf zu stehen." Es gefiel ihm nicht, dass sich so viel verändert hatte und er wusste auch noch nicht, ob es Veränderungen zum Guten waren. Zunächst schien es so, als würde Lilian vieles durcheinander bringen.

Yukarin erklärte amüsiert, dass Lilian den Meister auch oft zur Weißglut treiben würde ehe er ausholte, dass sie schwer zu fassen wäre und er sich nicht sicher wäre, ob sie überhaupt ein Kunstwerk würde. Lexes hob die Augenbrauen.
"Kein Kunstwerk?", fragte er. Seit wann gab es das denn? "Hat der Meister dies gesagt?" Es kam Lexes so vor, als verschweige ihm Yukarin da etwas. Dieser erzählte weiter, dass Lilian Kleider in allen Farben tragen würde und ein eigenes Zimmer hätte. Ein eigenes Zimmer erhielten nur Blutige. Weißgewandte hatten kein eigenes Zimmer. Es wurde immer seltsamer.
Lexes lehnte sich gegen den Beckenrand und hörte seinem Cousin mit wachsender Verwunderung zu. Yukarin bemerkte, dass Lilian ihre eigene Art von Dominanz hätte und keine Weißgewandte wäre, obwohl sie weiße Gewandung bekommen hätte.
"Die sie nicht trägt", fiel Lexes auf. Und der Meister ließ es auch noch zu.
Dann horchte Lexes auf, als Yukarin auf den Unterricht zu sprechen bekam den Lilian erhielt. Den Unterricht einer jungen Adeligen, komplett mit Schuluniform und Schulranzen. Lexes begann zu erahnen wieso Yukarin davon erzählte. Ein wissendes Lächeln begann Lexes' Lippen zu umspielen.
"Hmmm, Unterricht einer jungen Adeligen.. lass mich raten wer ihr diesen gibt", erkannte er. Lexes näherte sich Yukarin noch etwas. "Und mich belehrst du, weil ich mich an ein süßes Kätzchen binde. Dabei hast du dein eigenes gefunden." Wenn Yukarin eine Schwäche hatte, dann war es, dass er viel zu gerne unterrichtete. Er hatte schon hunderte an Schülern gehabt und sich jedes Mal viel zu sehr darin reingesteigert bis sie ihn unweigerlich wieder enttäuschten. Und selbst jene, die ihn nicht enttäuschten, hatten ihm Schmerzen bereitet, denn unweigerlich war der Unterricht irgendwann abgeschlossen und sie hatten ihren Lehrer wieder verlassen.
Lexes lachte leicht, als Yukarin ihm noch riet, dass er im Umgang mit Lilian offen sein sollte und sich zu seiner besten Form seiner selbst entwicklen sollte.
"Oh, damit ich ihr gerecht werde?", fragte er amüsiert. "Er ist ein hübscher Jüngling. Unerfahren noch dazu und die ganze Villa lässt sich von ihm den Kopf verdrehen." Dabei war es längst nicht der erste hübsche Jüngling, der hier Einzug erhielt. Was war nur mit den anderen los?
Aber Lilian hatte sich für ihn eingesetzt..
Lexes wollte die Gedanken daran vertreiben. "Der Meister hat mir gesagt, dass ich der erste Blutige bin, dem sie so offen und vertraulich begegnet. Ich solle mich ihres Vertrauens würdig erweisen." Die letzten Worte hatten einen schneidenden Tonfall erhalten. Normalerweise fanden sich neue, unausgebildete Kunstwerke ganz unten in der komplexen Hierarchie der Villa wieder. Nicht oben an der Seite des Meisters. Er musste sich dieses Mädchens würdig erweisen? Absurd.
"Und jetzt fängst du auch noch damit an.." Lexes schüttelte sachte den Kopf. "Sie muss es dir ja sehr angetan haben."

Re: Zurück zuhause

Verfasst: So 22. Jan 2023, 11:15
von Yukarin
Trotz der Warnung konnte Lexes sich nicht von seinem Wunsch lösen, Mika behalten zu dürfen. Yukarin sagte nichts mehr dazu. Innerlich wünschte er seinem Cousin, dass Mika im mehr Freude den Leid bereitete. Er wusste, dass Lexes darauf vertraute, dass Mika ihn nicht enttäuschen und verraten würde. Entsprechend konnte Lexes auch kaum glauben, dass Lilian sich für ihn eingesetzt hatte. Schliesslich würde sie ihn gerade mal einen Atemzug lang kennen. Es erschien ihm als aussergewöhnliche Besonderheit. Als Unmöglichkeit.
"Das ist Lilian", konnte Yukarin nur antworten. Lilian hätte sich auch für Lexes eingesetzt, wenn sie nur von ihm als Kunstwerk und teil dieser Familie gehört hätte. Lilian hatte sich sogar für Alazier eingesetzt, nachdem dieser sie beinah ertränkt hätte. Lilian war eine Unmöglichkeit. Eine aussergewöhnliche Besonderheit. Lexes ahnte es auch schon, obwohl er Lilian im Gegenzug auch nur einen Atemzug lang kannte.

"Ich entschuldige mich, Cousin", wurde er wieder ernst, weil es für Lexes so wirkte, als würde er sich über ihn lustig machen. "Ich wollte dich nicht auslachen. Es war nicht so gemeint. Du kannst nichts für deine Unwissenheit und du hast absolut recht. Der Meister ist auf eine Art und Weise ruhig und ausgeglichen bei Lilian, wie er es sonst bei keinem von uns ist." Yukarin konnte verstehen, dass es Lexes nicht gefiel, dass so viel nun anders in der Villa war, seitdem er sie verlassen hatte. Auch Yukarin hatte schwer mit den Veränderungen zu kämpfen gehabt. Hatte er noch immer und er wusste nicht, ob es gute Veränderungen waren. Veränderungen bargen Risiken. Allerdings war Stillstand auch nicht gesund und in den letzten Jahren war die Villa sehr still gestanden.

"Nein, der Meister hat nichts dergleichen gesagt", gab Yukarin zu. "Offiziel wird Lilian nach wie vor ein weissgewandetes Kunstwerk." Ein sanftes Schmunzeln huschte über seine Lippen. "Doch da gibt es noch so einiges, was der Meister nicht sagt, aber alle in der Villa wissen. Du wirst es bald selbst bemerken. Es ist ziemlich offensichtlich, wenn man den ersten Schock überwunden hat. Na ja, zumindest für fast alle ist es offensichtlich." Für alle bis auf den Meister und Lilian. Doch darüber redete man nicht. Noch nicht einmal mit Lexes. Egal wie abgeschirmt sie waren.

Seinem Cousin zuliebe erzählte er weiter von Lilian. Nicht aus Klatsch und Tratsch heraus, sondern um ihn auf Lilian vorzubereiten und ihm das Schlimmste zu ersparen. Dabei verriet er ihm indirekt, aber nicht unabsichtlich, dass auch er seine Erfahrungen mit Lilian gemacht hatte. Prompt war es an Lexes nun wissend zu lächeln und ihn auf sein eigenes süsses Kätzchen hinzuweisen.
"Ich bin nicht der einzige, der sie Unterrichtet", wehrte er sich windend ab. "Javier gibt ihr Biologieunterricht. Marlin zeigt ihr Handarbeiten. Bei Darion lernt sie Akrobatik und der Meister unterrichtet sie im Tanzen." Yukarin konnte nichts dafür. Er war einfach Teil eines Ausbildungsprogramms für Lilian. Dann seufzte er jedoch ergeben. Lexes hatte recht.
"Ja, ich habe mein eigenes süsses Kätzchen gefunden", gab er sich geschlagen und wirkte wechselweise glücklich und unglücklich darüber. "Und ich habe sehr schmerzhaft dafür bezahlt." Deswegen warnte er Lexes. Nicht, weil er ihm etwas missgönnte. "Und ich werde es wohl auch noch mehrfach wieder tun. Davon abgesehen, gibt es keinen Tag, an dem ich mir nicht wiederholt wünsche, sie für ihre Frechheiten übers Knie legen zu dürfen. Fergus hat seine helle Freude daran." Denn nicht selten war er derjenige, der dieses Bedürnis nach dem Unterricht stillen durfte. "Sie ist so unglaublich unverschämt, ichbezogen und undankbar. So ein richtiges Gör." Die Errinnerung daran liess ihn genervt aufseufzen.
"Und dann gibt es wieder Phasen, wo es wunderschön ist, sie zu unterrichten", gestand Yukarin, dass er seinem süssen Kätzchen erlegen war. "Sie ist unglaublich klug und gewissenhaft. Ein Studium an der Draeger Universität würde sie mit Leichtigkeit schaffen. Sie ist lieb und hilfsbereit. Sie kann nicht lügen. Allein schon, wenn sie etwas verschweigt, gesteht sie das ziemlich schnell zerknirscht und zutiefst beschämt ein. Und sie geniesst die dharoische Teezeremonie." Sie genoss sie wirklich. Zumindest die abgekürzten Versionen, die Yukarin ihr geboten hatte. Der Bibliothekar hatte es gemerkt, als ihm klar geworden war, wie geknickt Lilian in den Unterrichtspausen gewesen war, als es nach ihrem Zerwürfnis keine Teezeremonie mehr gegeben hatte. Das hatte Yukarin überrascht. Die wenigsten hatten die Geduld, eine Teezeremonie abzuhalten, geschweige denn, sie auch noch regelmässig zu geniessen. Es hatte ihn überrascht und beeindruckt.

"Nein, nicht damit du ihr gerecht wirst", stellte Yukarin streng klar und blickte Lexes fest in die Augen. Der seinen Rat nicht zu haben wollen schien und sich nun seinerseits etwas darüber lustig machte.
"Damit du nicht zuviel Schmerz erdulden musst, wenn es zur Konfrontation kommt, Lexes." Yukarin war näher gekommen und legte Lexes einen Finger über dessen sanfte Lippen, als er von Lilian als einem Jungen sprach.
"Der Meister wünscht nicht, dass du so über sie sprichst", tadelte er seinen Cousin sanft, der mit der Situation zu kämpfen hatte. Yukarin konnte es gut verstehen. Ihm war es ebenso ergangen. Erging es noch immer so. Es war gut, dass sie jetzt über Lilian sprachen. Bevor Lexes sich verbrannte.
"Sieh hinter ihr hübsches Aussehen", bat er Lexes. "Es wird dir weniger wehtun, wenn du das tust. Ausserdem hat der Meister uns nicht zu Hochmut erzogen. Auch wenn ich beschämt zugeben muss, dass ich das selbst ebenfalls vergessen habe." Gedemütigt von seiner Schande senkte er die Lider und löste sich wieder von Lexes.
"Lilians Anwesenheit verdreht uns nicht den Kopf. Im Gegenteil, für viele von uns ist sie zeitweise schmerzhaft und herausfordernd", erklärte Yukarin, dass nicht nur er unter Lilian zu leiden gehabt hatte. "Gleichzeitig weckt ihre Anwesenheit uns auf. Sie fordert von uns unser gutes Leben zu erkennen und es zu geniessen. Wir sind träge geworden, Cousin."

Lexes wollte das ganze dennoch nicht so recht gefallen. Voller Unmut erzählte er ihm, was der Meister ihm gesandt hatte. Seine Stimme wurde scharf und seine Haltung abwehrend. Es kam ihm wohl sehr seltsam vor. Besonders weil Yukarin auch noch damit anfing. Der Bibliothekar kam näher und umarmte seinen Cousin mit beiden Armen von der Seite. Er wollte nicht, dass Lexes glaubte, er hätte sich von ihm abgewandt. Sachte lehnte er seine Stirn an Lexes Kopf.
"Du hast es mir angetan, weswegen ich dich vor den Veränderungen warnen möchte", flüsterte er ihm liebevoll ins Ohr. "Du kannst versuchen, dich gegen die Veränderungen zu wehren, die mit Lilian gekommen sind. Doch ich fürchte, dass du nicht nur darunter leiden wirst, sondern auch, dass das erst der Anfang von grösseren, tiefgreifenderen Veränderungen sein wird. Ich will dich dabei nicht verlieren. Die Worte des Meisters waren nicht gegen dich gerichtet, Lexes. Sie waren vielmehr ein Vertrauensbeweis an dich, dass du würdest tun können, was er von dir erwartet. Und wahrscheinlich waren sie auch als ein Lob an Lucero und Javier gedacht. Lilian hatte sonst vorwiegend sehr schlechte Erfahrungen mit uns Blutigen. Gepart mit ihren Erinnerungen an den Krieg und die Verschleppung auf den Sklavenmarkt und zu einer Lustsklavenversteigerung, hatte sie panische Angst vor uns Blutigen." Und so sollte es nicht sein. Sie Rotgewandeten dominierten und bestraften, doch sie waren auch die Beschützer und nicht zuletzt wie alle Kunstwerke Diener der Lust. Ausgebildete Weissgewandete hatten Respekt vor ihnen. Doch niemals echte, tiefgreifende Angst.
"Dank Luceros und Javiers unermüdlicher Geduld und Freundschaft ist es ihnen wohl gelungen, Lilian die Angst vor uns zu nehmen."

Re: Zurück zuhause

Verfasst: So 22. Jan 2023, 17:10
von Lexes
Lexes hatte nichts dazu gesagt, dass Lilian offiziell weiter ein weissgewandtes Kunstwerk werden sollte, doch offensichtlich etwas ganz anderes passierte. Fast alle in der Villa würden es sehen. Die Worte stimmten ihn nachdenklich, weil er bereits jetzt einen leisen Verdacht hatte, den er aber längst nicht wahrhaben wollte. Es schien zu abwegig und er kannte Lilian nicht. Aber sie schien alle in der Villa in ihren Bann gezogen zu haben. Dabei war es doch nur ein hübscher Jüngling...
Offensichtlich nicht.
Yukarin wandt sich und gab schließlich zu, dass er Lilian unterrichtete. Javier würde ihr Biologieunterricht geben, Marlin Handarbeiten, Darion Akrobatik und der Meister Tanzen. Ein umfangreiches Programm. Natürlich hatten sie in der Villa auch anderes außer Verführungskünsten gelernt, aber normalerweise war anderer Unterricht eher begleitend. Es gehörte meist nicht dazu, um ein Kunstwerk zu werden. Wieso also sollte Lilian wie eine junge Adelige unterrichtet werden? Was auch immer sich der Meister dabei gedacht hatte, Yukarin war dem gleich verfallen. Traurig gab er zu, dass er schmerzhaft dafür bezahlt hätte und es wohl noch mehrfach tun würde. Lexes nickte sachte. Yukarin konnte einfach nicht anders. Gleichzeitig beschwerte er sich, dass er sich wünschte sie für ihre Frechheiten übers Knie legen zu dürfen.
"Hmm.. ich habe von Horatio gehört was wir bei Lilian dürfen", warf Lexes ein. Und das war fast nichts. Nicht einmal den Hintern versohlen durften sie bei ihr ohne die ausdrückliche Erlaubnis des Meisters. Das war unerhört. Normalerweise bekamen die Blutigen relativ schnell Zugriff auf einen Weißgewandten in Ausbildung, sobald der Meister öfter mit ihnen Sex gehabt hatte. Lilian war nun schon fast ein halbes Jahr hier, doch Horatio hatte gesagt, sie dürften das Mädchen weiterhin nicht anfassen.
Seufzend erzählte Yukarin was für ein unverschämtes Gör Lilian wäre ehe er im nächsten Atemzug davon schwärmte wie schön es wäre sie zu unterrichten, so klug und gewissenhaft sie wäre. Außerdem würde sie die dharoische Teezeremonie genießen.
Lexes lächelte.
"Sie hat es dir sehr angetan, Cousin", erkannte er. Doch Lexes sah es noch nicht und er würde sich auch nicht für Lilian verbiegen, die kaum hier angekommen war und die Villa bereits auf den Kopf stellte. Yukarin kam näher und drückte ihm sanft einen Finger gegen die Lippen, als Lexes von dem hübschen Jüngling sprach. Der Meister wollte es nicht, dass sie so über Lilian redeten.
"Was will er mit einem Mädchen?", fragte Lexes abweisend. Es hatte Gründe, dass alle Kunstwerke männlich waren. Der Adelige genoss nunmal Männerkörper mehr. Yukarin beschwor ihn hinter das hübsche Aussehen zu schauen. Es würde ihm weniger weh tun, wenn es zur Konfrontation käme. Lexes lachte leicht.
"Muss ich Angst vor ihr haben?", fragte er amüsiert. Gleich darauf tadelte ihn Yukarin, dass sie nicht zur Hochmut erzogen worden wären. Er hätte es selbst auch vergessen. Der andere Blutige zog sich etwas zurück und blickte über das Wasser. Lexes presste die sinnlichen Lippen kurz aufeinander. Er war nicht hochmütig. Seine eigene Ausbildung zum Kunstwerk war langwierig und schwierig gewesen und dieser Lilian fiel nun einfach alles so zu?
Aber sie hatte sich für Mika eingesetzt...
"Wenn sie eine Bereicherung für die Villa ist, wehre ich mich nicht", sagte der Prinz. Denn Yukarin behauptete, dass Begegnungen mit Lilian oft herausfordernd wären, doch sie würde einen aufwecken. Sie wären träge in der Villa geworden.
"Der Meister hat schon immer abgeschottet gelebt", entgegnete Lexes. Aber früher war er öfter auf Reisen gegangen, musste er zugeben. Und sie hatten öfter Gäste gehabt. Vielleicht hatte Yukarin recht..

Sein Cousin lehnte sich an ihn und umarmte ihn von der Seite, flüsterte ihm zu, dass es ihm Lexes angetan hätte und er ihn vor den Veränderungen warnen wollte. Er würde nur darunter leiden, wenn er sich gegen die Veränderungen wehren würde. Der Meister würde ihm vertrauen, dass Lexes fähig wäre das zu tun was er von ihm erwarten würde.
"Die Veränderungen mit offenen Armen empfangen?", fasste Lexes dies zusammen. Er legte seinen Arm um Yukarin. "Also sind wir machtlos gegenüber Lilian? Wie hat sie das nur geschafft? Ich war bloß ein halbes Jahr fort." Anscheinend genug.
Yukarin erzählte davon, dass Lilian wohl nur Vertrauen zu Lexes hätte, weil Lucero und Javier sehr geduldig gewesen wären und Lilian die Angst vor den Blutigen genommen hätten. Wieso sollte Lilian auch Angst vor ihnen haben, wenn sie mit dem Mädchen sowieso nichts anstellen durften? Knapp erwähnte Yukarin was Lilian durchgemacht hatte. Krieg, Verschleppung, Lustsklavenversteigerung. Es hatten genügend andere auch erlebt.
"Fergus hat mir von der Versteigerung erzählt und dass wir Darion beinahe verloren hätten. Wenigstens hat er es geschafft den Meister zu einer Versteigerung zu bringen." Das Resultat war Lilian. Lexes erinnerte sich daran, dass der Meister eigentlich gar nicht hatte verreisen wollen. Kurz vor dessen Abreise war Lexes selbst zu Prinz Dragomis aufgebrochen und hatte das Ergebnis der Versteigerung verpasst.
"Tiefgreifende Veränderungen also.." Lexes schüttelte leicht den Kopf und löste sich von Yukarin, um durch das heiße Wasser hinüber zu dem Rand zu gehen von dem er direkt in den Park schauen konnte. Yukarin folgte ihm langsam. "Haben wir nicht genug von denen erlebt, Cousin? Und wieviel hat sich wirklich je geändert? Eine neue Königin, eine neue Familie.. aber der Palast blieb der gleiche, die Intrigen die gleichen, die Strafen die gleichen." Es hatten sich nur die Gesichter geändert und er hatte sich neue Namen merken müssen. Irgendwann hatte er nicht einmal das getan.
"Was soll Lilian an uns ändern?"
Er glaubte noch nicht daran.
Lexes legte einen Arm über Yukarins Taille, während sie nach draußen sahen. Die kühle Luft ließ seine Wangen röten.
"Wie hat es Lucero geschafft, dass ihr Blick nach der Entführung noch so klar ist? Weil er sie als die Nichte des Meisters verkauft hat? Ich nahm an, dass sie alle vergewaltigt worden wären.."

Re: Zurück zuhause

Verfasst: So 22. Jan 2023, 18:24
von Yukarin
"Ich glaube nicht, dass der Meister ein Mädchen wollte", gab Yukarin seine Überlegung preis. "Er wollte einen Jungen in Mädchenkleidung." Nun hatte der Meister beides bekommen. Doch das war nicht sein Geheimnis, weswegen er noch nicht einmal Lexes davon erzählte. Was war an Lilian oder dem Meister das weiter zu erzählen, wenn er das wollte. So gern er seinen Cousin auch eingeweiht hätte. Er konnte nur hoffen, dass er ihm nicht böse deswegen war. Lexes hatte schon genügend damit zu kämpfen, dass Lilian jedermanns Liebling war und sich nicht beugen musste. Eine Eifersucht, die Yukarin nur zu gut verstand. Er hatte sie, und tat es noch immer, ebenfalls empfunden und damit waren sie nicht die einzigen in der Villa.

"Es ist viel verlangt, die Veränderung mit offenen Armen zu empfangen", stimmte Yukarin zu. "Auch wenn das sicherlich der schmerzfreieste Weg ist. Doch das meine ich nicht. Ich bitte dich nur darum, dich nicht sofort zu verschliessen, wenn Lilian unverschämt ist und die Grenzen überschreitet. Sie hat nicht bewusst etwas geschafft oder getan. Doch da ist etwas. Ich weiss nicht was. Aber der Meister und Lilian haben eine ganz besondere Verbindung zueinander. Und gegenüber dieser Verbindung sind wir machtlos. Das ist wahr." Es war eine bittere Wahrheit. Allerdings nur, wenn man sich nicht bewusst war, dass der Meister sie alle liebte. Das tat er ehrlich und aufrichtig.

"Fergus war ungenau", schnalzte Yukarin tadelnd mit der Zunge und liess Lexes ziehen, der wieder etwas Freiraum brauchte. "Wir hatten Darion verloren. Als er von den Adeligen zurück kam, war er mehr tot als lebendig. Der Meister gab ihm Zeit zu heilen und Tuana tat alles in ihrer Macht stehende. Doch es hat nicht gereicht. Eine Verletzung konnte nicht heilen und zwang Darion zum Humpeln." Sie alle wussten, dass ein sichtbarer, anhaltender Makel das Todesurteil für ein Kunstwerk war. Die einzige Gnade, die man sich erhoffen konnte war, dass der Meister einem selbst tötete. Ansonsten wurde man verstossen. Selbst wenn man dabei in der Villa bleiben durfte, ging man dabei langsam und elend zugrunde. Es war ein grausames Ende für sie alle.
"Lilian war jedoch nicht bereit, dies zu akzeptieren und hat mit dem Meister einen Handel ausgemacht", erzählte Yukarin, wie es wirklich gewesen war. Langsam folgte er Lexes zum äusseren Rand des Beckens. "Sie war noch ganz frisch hier und begann gerade erst zu begreifen, was von ihr erwartet wurde. Wie viele hat sie dagegen heftig rebelliert. Doch sie versprach gehorsam zu sein, wenn sie dafür die Möglichkeit bekäme, mit Darion eine Therapie zu entwickeln und mit ihm zu trainieren. Der Meister liess sich darauf ein." Yukarin glaubte nicht, dass der Meister damals schon zu hoffen gewagt hatte. Vielmehr hatte er das Druckmittel genutzt, um Lilian kontrollieren zu können.
"Dann kam Alazier wieder zurück." Lexes konnte sich denken, wie der Kriegerprinz die Neuigkeit aufenommen hat. "Er war ausser sich vor Kummer und stürzte sich voller Wut auf die Beiden bei ihrem Training. Trotz des Verbotes hat er Lilian beinahe ertränkt und Darion heftig zugesetzt. Ich weiss nicht, wie alle drei diese Begegnung haben überleben können. Was auch immer passiert ist, es hat eine Verklemmung bei Darion gelöst und seine Heilung konnte endlich abgeschlossen werden. Er wurde in allen Ehren wieder aufgenommen."

Dicht neben Lexes im Wasser treibend blickten sie hinaus in den schwach beschienen Park. Sein Cousin versuchte zu verarbeiten, was er erfahren hatte. Unwillkürlich verglich er die Situation mit Dharo. Dass alles immer gleich blieb. Nur die Namen hatten sich geändert. Bis der Meister eingetroffen war. Das wusste Lexes auch. Aber manchmal, wenn man Angst hatte, vergass man die Dinge, sie einem Halt gaben.
"Nicht an uns, Dummkopf", tadelte Yukarin mit liebevoller Zuneigung seinen Cousin und streichelte ihm tröstend über den Kopf. "Am Meister. Vielleicht ist sie diejenige, die die Narben des Meisters heilen kann." Sie alle wussten, dass der Meister eine innere Unruhe, eine Verletzung in sich trug, von der niemand wusste, woher sie rührte. Etwas musste geschehen sein, bevor er begonnen hatte Kunstwerke wie sie zu erschaffen. Oder vielleicht war es auch der Grund gewesen, warum er damit überhaupt erst begonnen hatte. Sie alle fragten nicht danach. Niemand von ihnen wollte dem Meister seinen Frieden rauben.
"Ansonsten bietet Lilian manchmal eine andere Sichtweise auf die Dinge an", ergänzte er sanft. Insofern konnte Lilian vielleicht doch etwas an ihnen ändern. Geniesserisch schloss Yukarin kurz die Augen, als Lexes ihm seinen Arm um die Taille legte. Nahm den Frieden war, den sie gemeinsam miteinander teilten.

"Priam und Theon wussten nicht alle Details, doch so wie ich es verstanden habe, hat Lucero, noch halb benommen und am Kopf blutend den Umstand genutzt, dass er und Lilian an diesem Tag, als sie entführt worden waren, nicht die Gewandung der Kunstwerke trugen", gab Yukarin die Erzählung weiter. "Er hat Lilian und sich als Nichte und Neffe zu Besuch ausgegeben und erklärt, dass die Entführer ein viel höheres Lösegeld erhalten würden, wenn sie unversehrt wären und sowieso, als wenn sie auf einem Sklavenmarkt landeten. Er wiess die anderen Kunstwerke an, sich den Räubern hinzugeben und ihr Können zu beweisen. Marlin hatte dabei schlichtweg Glück, dass die Anführerin des Überfallkommandos eine Vorliebe für ihn hatte und nicht sadistisch veranlagt war. Sie hat dafür gesorgt, dass er für sie Einsatzbereit blieb. In der Burg muss Lucero die allgemeine Anführerin überzeugt haben, ihn weiterhin Lucero Verden sein zu lassen und Marlin hat er in der Küche untergebracht, wo sich nur der Koch und die eine Hexe an ihm vergangen haben. Priam und Theon wissen nicht wie er das geschafft hat. Zumal er da einen der Räuber schon beseitigt hatte. Es gab ein Räuber, der etwas Mitleid mit Lilian und den anderen Entführten hatte. Leider gab es allerdings auch einen widerwärtigen Neffen der Anführerin, der Lucero und Lilian gerade deswegen nachgestellt hat, weil sie Adelige waren. Vielleicht hat Lucero sich dem hingeben müssen, um Lilian zu schützen. Ich weiss es nicht. Priam, Theon und Terim konnten sich nur für die Hausarbeit frei bewegen. Ansonsten wurden sie beinahe nahtlos all die Tage über vergewaltigt." Yukarin schauderte. Er wusste nicht, wie er das selbst hätte überstehen können.