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Re: Zurück zuhause

Verfasst: So 19. Nov 2023, 20:40
von Lexes
Die Teezeremonie war zwar sehr angenehm, doch seitdem Lilian erklärt hatte, dass er sowohl weibliche als auch männliche Anlagen in sich trug, wurde es ungleich spannender. Zudem gab das Mädchen dann leise zu erkennen, dass sie Angst vor einer weiteren Entführung hatte. Es ließ Lexes vermuten, dass Lilian längst nicht so gut beinander war wie sie sich gab. Anderseits hatte Yukarin ihm erzählt, dass Lilian sich überhaupt nicht gut verstellen konnte und so langsam teilte Lexes die Einschätzung seines Cousins.
Zeit das Mädchen auf die Probe zu stellen. Wenn Lexes etwas konnte, dann andere aus der Reserve zu locken und zielsicher ihre wunden Punkte zu finden. Das konnte er noch besser als lustvolle Punkte zu finden.
Also zögerte der Blutige nicht lange und sprach recht direkt die Entführer an. Er glaubte nicht, dass die Räuber von Lilians zweifachem Wesen gewusst hatten. Andernfalls hätten sie das Mädchen wesentlich besser beschützt. Lexes hatte noch nie von jemanden wie Lilian gehört und das bedeutete, dass sie sehr wertvoll war. Dass irgendjemand viel Gold für sie bezahlen würde, um sie zu seinem Besitz zu machen. Oder dass jemand viel riskieren würde, um sie - wenigstens einmal - in sein Besitz zu bringen.
Beide Sorten Männer hätten Lilian sehr gefährlich werden können. Die zarte Hexe bestätigte, dass man ihr Geheimnis nicht herausgefunden hätte. Anscheinend auch dank Lucero.
Als Lexes anmerkte, dass Lilian einigermaßen ungeschoren davon gekommen war, hatte er ihren wunden Punkt gefunden. Da gab es eindeutig genug Schmerz. Lilian hielt es tapfer zusammen. Doch der Jüngling - seine Signatur hatte sich erneut gewandelt - wirkte auch offen genug, dass man leicht erkennen konnte, dass er nicht so stark verstört und traumatisiert worden war, als dass es nicht heilbar gewesen wäre. Lilian schien so unerfahren. Wäre ihm schlimmeres passiert, hätte er nicht so ruhig bei ihnen sitzen und Tee genießen können. Wer weiß ob er es ohne Zerbrechen überhaupt durchstanden hätte. Wohl auch Luceros Verdienst.
Lilian konnte sogar etwas aufmüpfiger sein, doch es wirkte mehr wie ein kleiner Hundewelpe, der sich aufzuspielen versuchte. Absolut niedlich. Nicht sehr effektiv. Lexes registrierte wie sich Yukarin wieder etwas entspannte sobald Lexes von seiner Schülerin abließ.
*Ich wollte nur herausfinden wie es ihm wirklich geht*, sandte Lexes ihm. Sein Cousin musste keine weiteren Angriffe befürchten.

Lilian sprach dann gleich Marlin und Lucero an, dass sie mehr Hilfe brauchten und fragte sie beide, ob sie nicht nach Lucero sehen könnten, wo sie ja auch Blutige waren und ihn besser kannten. Lexes sagte nichts dazu. Er vermutete, dass sich die Weißgewandten weit besser untereinander kannten, als die Blutigen unter sich. Ihr Fokus waren meist die Schäfchen, nicht ihre Brüder.
"Ich möchte einfach, dass es wieder wie vorher ist und dass wir gemeinsam Winsol feiern", schloss Lilian sehnsüchtig.
Yukarin versprach ihm, dass sie zu helfen versuchen würden, doch Lucero würde vor ihnen keine Schwäche zugeben und sich eher verschließen. Dann gab Yukarin zu, dass Lexes und er nicht sehr mit Lucero vertraut wären. Er glaubte aber auch, dass es Lucero am schlimmsten gehen würden.
"Er hat so viel schlimmes machen und erleiden müssen, nur um mich und die anderen zu beschützen", warf Lilian an und seine großen, rosa Augen glänzten feucht. "Ich kann nicht alles sagen... bitte, wir müssen ihm helfen. Ich weiß nicht wie. Es ist jetzt so komisch zwischen uns."
Nach Yukarins Einschätzung wäre Lucero in Gedanken immer noch in der Burg und dass er die anderen weiterhin beschützen müsste. Er würde lernen müssen loszulassen.
Für seine Verhältnisse war Yukarin regelrecht redselig, doch Lexes vermutete, dass es daher rührte, dass Yukarin seine Schülerin vor sich hatte und ihr etwas erklärte. Da konnte Yukarin durchaus viel reden. Lexes hörte schweigend zu und bereitete inzwischen einen neuen Teeaufguss vor, erwärmte das Wasser in der Schale und ließ es in die Kanne sprudeln.
Er teilte Yukarins Meinung, dass Lucero Zeit brauchen würde.
Sie waren erst eine Nacht hier. Es würde nicht bis Winsol gelöst sein, egal wie sehr sich das Lilian wünschte.
"Aber wir sind doch jetzt in Sicherheit... Meinst du, es muss bei ihm erst noch ankommen?", fragte Lilian.
Yukarin bereitete den Jungen darauf vor, dass man Geduld brauchte und es auch Rückschläge geben würden. Es wäre gut traurig und verletzt zu sein, man dürfe den Schmerz nicht verdrängen.
"Das schaff ich... ich hab das Gefühl, ich muss ständig anfangen zu weinen wegen dem was passiert ist..", gab Lilian zu. "Lucero und ich haben auch mit Aerys im Wirtshaus geredet, aber wir haben nicht alle Sachen gesagt.." Er brach ab. Es war mehr als offensichtlich, dass es da etwas gab was Lucero zugestoßen war, Lilian aber nicht preisgeben wollte. So wie Yukarin ja auch nicht Lilians Geheimnis herumerzählt hatte. Es war nicht überraschend, dass Lilian sich etwas von seinem Lehrmeister abschaute.
Lexes vermutete, dass der junge Blutige vergewaltigt worden war. Er wusste nicht ob es das erste Mal für Lucero war. Zumindest außerhalb von der Ausbildung des Meisters. Für gewöhnlich sorgte der Meister dafür, dass man auf alles vorbereitet war. Auch als Blutiger.
Ob man es dann ertragen konnte, wenn es wieder passierte, war etwas ganz anderes.
"Wir können das Geschehene nicht ungeschehen machen. Doch wir können daran wachsen und es besser werden lassen, als es zuvor gewesen ist. Weil wir nun noch mehr wissen, was wir aneinander haben und wie wichtig wir einander sind", sagte Yukarin gerade. Lilian nickte schniefend und wischte sich über die Augen.
"Es wäre schön gemeinsam Winsol zu feiern. Ich hatte immer gehofft, dass ihr uns bis dahin findet, aber dann wurden es immer mehr und mehr Tage...", gestand Lilian. "Ich hatte solche Angst, dass ihr uns nie findet und ganz schlimme Dinge passieren." Der Jüngling begann zu schluchzen.
Lexes machte ein leicht aufforderndes Kopfnicken in Richtung Lilian. Was so viel bedeutete, dass Yukarin endlich seine Schülerin umarmen sollte.
Allerdings saß Yukarin ihnen gegenüber und sah Lexes entsprechend abwartend an. Ein stummes Blickduel fand statt, während der Junge immer noch leise schluchzte.
Schließlich lag Yukarin mehr daran Lilian zu trösten, kam um den niedrigen Tisch herum und ließ sich anmutig neben dem zarten Jüngling nieder, um ihn sanft zu umarmen. Lilian schien zunächst überrascht davon, kuschelte sich aber dann doch an Yukarin.
"Danke..", nuschelte er. "Es tut mir leid.."
Der Junge löste sich nach einem Moment wieder von Yukarin. Lexes hielt Lilian ein Seidentuch hin, womit er sich die Tränen abtupfen konnte.

Nachdem das alles soweit sortiert war und Lilian sich langsam wieder fing, nahm Yukarin seinen Platz gegenüber wieder ein, strich sich die roten Gewänder glatt und fragte dann tatsächlich nach den Winsolvorbereitungen.
"Ich habe gehört, dass du noch ganz viel vorhast bis Winsol. Dass du Plätzchen backen, Basteln und die Villa dekorieren willst. Was steht denn als erstes an?"
Lilians Gesicht hellte sich leicht auf, während sich Lexes' feine Gesichtsmuskeln anspannten. Yukarin hatte das Gespräch mit voller Absicht auf dieses Thema gelenkt.
"Ja, so viel und es ist gar nicht mehr lange." Lilian wischte sich noch etwas der Tränen ab. "Aerys hat gesagt, dass Lexes mich darin unterstützt. Oder, Lexes?" Er sah mit seinen leicht geröteten Augen hoch zu dem Blutigen. Lexes bemühte sich eine gleichgültige Miene aufzubehalten.
"Gewiss."
"Und wir backen Plätzchen und schmücken alles und basteln?", fragte Lilian aufgeregt.
"Wenn das dazu gehört", ergab sich der Blutige gezwungenermaßen. Er wusste, dass der Meister ihm nichts geringeres durchgehen lassen würde. Geschweige denn, dass ein Schäfchen seine Strafe übernehmen würde.
"Aber ich weiß gar nicht was normalerweise geschmückt wird. Ich möchte niemanden etwas wegnehmen."
"Ja, wir sollten niemanden etwas wegnehmen", stimmte Lexes zu. Er wollte so wenig wie möglich machen.
"Was macht ihr normalerweise, Yukarin?", fragte Lilian eifrig.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 25. Nov 2023, 09:51
von Yukarin
Es war eine Sache, dass sein Cousin etwas tiefgreifender nachbohrte, wie es Lilian tatsächlich ging. Solange sie das nicht richtig wussten, konnten sie auch nicht für sie da sein und ihr richtig helfen. Doch, dass Lexes danach nicht bereit war, wieder gut zu machen, was er angerichtet hatte, missbilligte Yukarin. Entsprechend fordernd und tadelnd blickte er ihn an, als dieser ihm zunickte, dass er sich um Lilian kümmern sollte, die schniefend mit ihren Tränen kämpfte. Seiner Meinung nach, war es an Lexes, sie zu trösten, nachdem er schon zielsicher in ihren wunden Punkten herumgebohrt hatte. Einmal ganz davon abgesehen, dass Lexes gleich neben Lilian sass. Sein Cousin dachte jedoch nicht daran, sich den Konsequenzen seines Handelns zu stellen. So entstand ein stummes Blickduel zwischen ihnen.

Ein Blickduel, welches Yukarin keine Möglichkeit hatte zu gewinnen. Denn ihm war es nicht egal, dass Lilian weinen musste. Er liess seine Schülerin nicht lange warten, nur um Lexes etwas Anstand einzubläuen. Geschmeidig erhob er sich, glitt um den niedrigen Tisch herum und liess sich anmutig wieder neben Lilian nieder, um sie sanft zu umarmen. Überrascht erstarrte der schlanke Körper in seinen Armen, ehe Lilian sich dankbar an ihn kuschelte.
"Es muss dir nicht leid tun", versicherte Yukarin ihr sanft und streichelte sie sachte. "Wie ich gesagt habe, es wird seine Zeit brauchen, bis alles wieder heil ist und bis dahin wird noch viel geweint werden müssen. Du darfst auch bei mir weinen." Und wenn es sein musste auch bei Lexes. Sein Cousin reichte Lilian wenigstens sein seidenes Taschentuch.
"Im Wirtshaus hattet ihr nur wenig Zeit zu reden, Lilian", erinnerte er seine Schülerin, um sie weiter zu trösten. "Jetzt habt ihr viel Zeit dazu und du kannst das nachholen. Mit dem Meister, mit Lucero, mit allen, mit denen du willst, dass es mit niemandem komisch ist." Yukarin fragte sich, was das bedeuten mochte, dass es zwischen Lucero und ihr nun komisch sei. Es musste etwas geschehen sein, was sie beide erlebt hatten und über das Lilian nicht so leicht sprechen konnte. Etwas, das auch Lucero beschäftigte. Vielleicht lag es daran, dass Lucero vermutlich auch vergewaltigt worden war und Lilian das mitbekommen hatte. Doch Yukarin drängte sich noch eine andere Vermutung auf. Die Blicke, die Gesten, die er zwischen den Beiden mitbekommen hatte, bekamen nun auf einmal eine ganz andere Gewichtung.

Wohlweisslich fragte Yukarin nicht weiter nach. Das war etwas, was der Meister, Lilian und Lucero unter sich klären mussten. Natürlich würde er Lilian zuhören, wenn sie es brauchte, doch sonst war es für ihn sicherlich besser, nicht weiter an dem Thema zu rühren. So erhob er sich auch wieder, nachdem Lilian sich gefangen hatte und liess sich an seinem ursprünglichen Platz nieder. Lexes hatte ihnen derweil Tee nachgeschenkt. Ruhig nahm er sich einen Schluck von dem köstlichen Getränk, ehe er der Meinung war, dass sein Cousin sich den Konsequenzen seiner Taten stellen sollte.
"Ich habe gehört, dass du noch ganz viel vorhast bis Winsol", begann er freundlich plaudernd. "Dass du Plätzchen backen, basteln und die Villa dekorieren willst. Was steht denn als erstes an?" Genüsslich nahm Yukarin noch einen zweiten Schluck Tee und verbar sein feines Lächeln hinter der Tasse. Lilians Miene hellte sich sofort auf, während Lexes sich alle Mühe gab, keine Regung zu zeigen. Selbst dann noch, als Lilian mit grossen, geröteten Augen hoffnungsvoll zu ihm aufblickte und herzerweichend eine Bestätigung von ihm einholen wollte, dass Lexes ihm bei seinen grossen Plänen unterstützte. Brav stimmte sein Cousin bei Lilians Fragen zu. Es war das Mindeste, fand Yukarin, nachdem Lexes Lilian heute zum Weinen gebracht hatte und ihn danach noch nicht einmal hatte trösten wollen. Seiner Meinung war Lexes ohnehin gut weggekommen dafür, dass er in einer so schweren Zeit ungehorsam gewesen war. Ihm schien es fast mehr, eine Belohnung, als eine Strafe. Lexes bekam exklusiv Zeit mit Lilian zugesprochen und durfte sie in aller Ruhe kennen lernen. Durfte ihr dabei zusehen, wie sie in hübschen, neckischen Kleidchen strahlend in der Villa rumwuselte und versuchte ihnen allen etwas gutes zu tun.

"Die Villa ist so gross, da glaube ich nicht, dass ihr jemandem etwas wegnehmen werdet", beruhigte Yukarin seine Schülerin und liess Lexes nicht so schnell vom Haken. "Ausserdem bist du sehr aufmerksam Lilian. Du wirst bestimmt erkennen, wenn jemand in deiner Nähe bleibt, wenn du mit den Dekorationssachen herum läufst. Dann kannst du diese Person noch immer fragen, ob sie dir helfen will das Zimmer zu dekorieren. So wirst du niemandem etwas wegnehmen. Und Marlin würde sich sicherlich freuen, wenn er mit dir Kekse backen darf. Ansonsten wird normalerweise der grosse Gemeinschaftsraum, in dem wir oft zusammen essen und natürlich der Ballsaal festlich geschmückt. Winsol ohne den Ballsaal ist hier undenkbar. Manchmal werden auch einige Salons geschmückt. Mal ist es mehr, mal weniger. So wie ich die Weissgewandeten jedoch kenne, haben alle längst mitbekommen, dass du es gern festlich geschmückt hast an Winsol. Ich bin mir sicher, dass nahezu alle dir helfen wollen und am Schluss wird sogar noch die Besenkammer geschmückt sein." Ungerührt trank Yukarin einen weiteren Schluck Tee, ehe er Lilian verstohlen zuzwinkerte, um sie wissen zu lassen, dass er nur einen Scherz gemacht hatte. Zumindest, was den Besenschrank betraf. Bei der anderen Sache war er sich ziemlich sicher, dass die Schäfchen ihr Bestes geben würden, damit die ganze Villa in Winsolglanz glitzerte. Für Lilian, für die Entführten, aber auch für alle anderen. Es würde ein intensives, besonderes Winsol werden.
"Wenn du willst." Yukarin trank noch einen Schluck Tee, um sich Mut zu machen. "Wenn du willst, Lilian, darfst du auch den Lesebereich rund um den Kamin hier in der Bibliothek schmücken." Für die paar Tage würde Yukarin das ertragen können.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 25. Nov 2023, 11:59
von Lilian
Lilian schämte sich ein wenig davor, dass er schon wieder angefangen hatte zu weinen. Und das ausgerechnet vor Yukarin und Lexes, die beide so anmutig und edel wirkten. Trotzdem war es schön, dass Yukarin ihn umarmte und tröstete. Dabei ging es den anderen Entführten gewiss noch schlechter. Sie hatten so schlimmes durchmachen müssen. Yukarin hatte auch bereits zu bedenken gegeben, dass es dauern würde bis es bei allen heilen würde.
Lilian konnte wohl nicht erwarten, dass in einer Woche, wenn Winsol war, wieder alles gut sein würde. Egal wie sehr er es sich wünschte. Er sagte nicht warum es nun zwischen Lucero und ihm so seltsam war. Das war zu seltsam und peinlich und vielleicht war Lucero das auch nicht recht, wenn Lilian darüber redete. Er wollte lieber überhaupt nicht daran denken was sie gemeinsam hatten machen müssen.
So war der Jüngling ganz froh, als Yukarin das Thema wechselte und nach den Vorbereitungen für Winsol fragte. Lilian freute sich darauf die Villa zu schmücken. Zuhause.. in Amdarh hatten sie die Wohnung bei Winsol auch immer geschmückt. Der Gedanke daran machte ihn kurz wehmütig. Er vermisste seine Eltern und seine Schwester, obwohl er auch wütend auf seine Eltern waren. Lilian versuchte auch daran nicht zu sehr zu denken. Er wollte sich auf das Schöne konzentrieren, so fragil es auch geworden war...
So freute er sich entsprechend, dass Lexes ihn tatsächlich beim Dekorieren der Villa unterstützen wollte. Der Blutige wirkte zwar so edel und erfahren, aber es war nett, dass er auch Plätzchen backen, basteln und dekorieren wollte.
"Aber ich weiß gar nicht was normalerweise geschmückt wird. Ich möchte niemanden etwas wegnehmen", sorgte sich Lilian. Lexes schien das auch nicht zu wollen, doch Yukarin zerstreute ihre Sorgen.
Die Villa wäre groß und Lilian und Lexes würden da kaum jemanden etwas wegnehmen. Ansonsten könnte man immer noch fragen und gemeinsam dekorieren.
"Das ist eine gute Idee und ich werde Marlin bestimmt fragen wegen den Plätzchen. Er kennt sich in der Küche doch viel besser aus", bemerkte Lilian und hoffte auch, dass er den anderen Jugendlichen damit würde aufmuntern können. Es war so schlimm was diese... Kundin Marlin angetan hatte. Dass sie ihnen allen weh getan hatte nur um Marlin früher zu bekommen. Hastig verdrängte Lilian die Bilder der toten Frau in Marlins Armen.
Yukarin zählte inzwischen auf, was normalerweise in der Villa geschmückt wurde.
"So wie ich die Weissgewandeten jedoch kenne, haben alle längst mitbekommen, dass du es gern festlich geschmückt hast an Winsol. Ich bin mir sicher, dass nahezu alle dir helfen wollen und am Schluss wird sogar noch die Besenkammer geschmückt sein", schloss Yukarin und trank seinen Tee. Während Lilian ihn noch mit großen Augen ansah, zwinkerte der weißhaarige Blutige dann und brachte damit auch den Jüngling zum Grinsen. Sie würden bestimmt nicht die Besenkammer schmücken.
"Manche hätten gewiss nichts gegen eine geschmückte Besenkammer", bemerkte Lexes. Lilian sah ihn verwirrt an.
"Wirklich?", fragte er zweifelnd, woraufhin die beiden Blutigen nur ihren Tee tranken.
Dafür machte Yukarin ihm dann ein ganz besonderes Angebot. Lilian dürfte den Lesebereich rund um den Kamin in der Bibliothek schmücken.
"Wirklich?", fragte Lilian begeistert. Yukarin bestätigte es und der Jüngling hatte Mühe seine Freude zurückzuhalten. "Danke." Das war eine große Ehre und Vertrauensbeweis. Lilian war froh, dass der Blutige ihn wieder mochte.
Dann begann er Yukarin auszufragen was für Dekorationen, Farben und Formen er so mochte, damit er wusste wie er es schmücken sollte. Er fragte auch Lexes, der nur eine Vorliebe zu haben schien und das war Gold.

Sie genossen noch eine Weile den Tee und am Ende gab es dann doch Apfelstücke. Lilian half den beiden Blutigen dabei das Teegeschirr wieder zu säubern und zusammenzuräumen, durfte dann aber mit dem Kätzchen spielen. Kurz vor dem Mittagessen holte ihn Aerys wieder ab, wobei Lyris weiterhin in seiner Nähe war. Lilian fand das etwas seltsam, doch wenn Lyris dem Adeligen helfen konnte mit dem Geschehen umzugehen, wollte Lilian es nicht in Frage stellen. So wie er auch nicht fragte was Aerys den Vormittag über getan hatte.
Ob er mit einem der anderen geschlafen hatte? Nein, das waren blöde Gedanken.
Lieber ging Lilian mit Aerys zu Mittag essen. Doch dafür schickte er Lyris fort und sie gingen auch nicht zu den anderen in den Speisesaal. Stattdessen führte Aerys ihn in einen der kleinen Salons mit großen Fenstern und einem hübschen Blick auf den Garten, der bereits eine leichte Schneedecke hatte. Weitere Schneeflocken fielen sanft zu Boden.
Aerys führte ihn zu einem gedeckten Tisch direkt beim Fenster. Nervös setzte sich Lilian und ließ sich den Stuhl zurechtrücken. Es begann ihn an ihre ersten gemeinsamen Essen zu erinnern, wobei sie meist in Lilians Zimmer gegessen hatten. Jetzt schien ihn Aerys nicht mehr auf das Zimmer zu beschränken und ihm mehr Bewegungsfreiheit zu lassen.
Noch etwas war anders. Ein drittes Gedeck.
"Isst Lyris mit uns zu Mittag?", fragte Lilian vorsichtig. Vielleicht sollte er den Weißgewandten besser kennenlernen, wenn er Aerys so wichtig war. Doch der Adelige erklärte, dass es Marlin sein würde. Lilians Gesicht hellte sich auf.
"Oh, das ist gut, dann kann ich ihn gleich fragen, ob er mit Lexes und mir Plätzchen backen mag. Er kann das sicherlich besser und vielleicht muntert es ihn auf. Yukarin hat es vorgeschlagen. Ich darf auch einen Teil der Bibliothek schmücken", begann Lilian zu erzählen.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 25. Nov 2023, 15:16
von Aerys
Nach einer aufwühlenden und doch so tröstlichen Nacht und einem Morgen, an dem er viel zu früh hatte aufstehen müssen, verbrachte er einen intensiven Vormittag mit Priam und Theon. Schon nur für die Zwei war er gern früh aufgestanden und Lilian in seiner süssen Schuluniform endlich wieder zum Unterricht zu bringen zu können, war das frühe Aufstehen mehr als wert gewesen. So sehr es ihn dann auch wieder geschmerzt hatte, Lilian ziehen und zum Unterricht zu lassen. Aerys hätte ihn am Liebsten den ganzen Tag lang mit sich herum getragen.
Doch auch seine anderen Kunstwerke waren ihm sehr wichtig. Aerys wusste, dass keines der entführten und geretteten Kunstwerke heilen und in der Sicherheit der Villa ankommen konnte, ehe sie nicht wussten, dass Aerys sie wieder aufnehmen und nicht verstossen würde. Auch wenn sie wussten, dass er alles daran gesetzt hatte, sie wieder zu finden, so war mit ihnen doch etwas getan worden, was er nicht erlaubt hatte. Sie waren geraubt und geschändet worden. Nun wollten sie von ihm wissen, dass sie noch immer gut und rein genug waren, um seine Kunstwerke sein zu können, ehe sie sich erlaubten zu Hause anzukommen und zu heilen.
Eine Heilung, die insbesondere Lucero dringend nötig hatte. Doch Lucero war ein Prinz und ein Blutiger. Er würde es niemals zulassen, dass er Heilung erfuhr, bevor nicht alle weissgewandeten Entführten vom Meister beurteilt und angenommen worden waren. Das hiess, dass Lucero noch eine Weile würde durchhalten müssen. Denn Marlin würde nicht leicht zu retten sein. Womöglich auch Terim nicht. Aerys war sich da noch nicht sicher, wie es dem stillen Krieger ging. Ganz davon abgesehen, dass er noch nicht wusste, wie er den Beiden helfen konnte. Also fing Aerys bei denen an, wo er wusste, wie er anfangen musste. Priam und Theon brauchten einfach ganz viel Liebe und Zuwendung. Obwohl sie verletzt worden und unzählige Male vergewaltigt worden waren, schien es zu reichen, dass Aerys sie mit begehrlichem Funkeln in den Augen ansah und sie den ganzen Morgen über sinnlich, zärtlich und leidenschaftlich fortwährend vernaschte. Dies gab ihnen die Sicherheit, dass Aerys sie wirklich behalten wollte und dass er das nicht nur Lilian zuliebe sagte. Selbstverständlich liess das die Beiden nicht vergessen, was sie unter den Entführern hatten erleiden müssen. Diese Wunden brauchten Zeit zu heilen. Aber sie würden heilen, denn Priam und Theon waren sich gewiss, dass sie bei ihrem Meister würden bleiben dürfen.

Kurz vor dem Mittagessen, ging er Lilian wieder bei Yukarin abholen. Dem Jüngling schien es verhältnismässig sehr gut zu gehen. Er spielte glücklich mit Mika, während Yukarin und Lexes in der Nähe sassen und etwas lasen. Lexes hatte offensichtlich gehorcht und sich Lilians Vertrauen würdig erwiesen. Glücklich zog Aerys Lilian in seine Arme, küsste ihn auf die Stirn und führte ihn zu einem Salon, den er hatte vorbereiten lassen. Da wollte er mit Lilian Mittagessen. Zur Abwechslung einmal fast alleine. Er wollte Lilian etwas für sich haben. Nur kurz. Er wollte sehen, wie Lilian glücklich aus dem Fenster schaute, weil die Schneeflocken alles in zauberhaft glitzerndes Weiss verwandelten. Deswegen schickte er Lyris über den Mittag auch weg. Wenn auch nicht weit. Der Weissgewandete wusste, dass er sich bereit halten sollte, sollte Aerys ihn trotzdem wieder brauchen. Die Unruhe des Prinzen brodelte noch immer unter der Oberfläche. Weiterer Schmerz konnte sie leicht wieder hochkochen lassen. Auch wenn Aerys hoffte, dass dies nun nicht mehr der Fall sein würde.

"Ich dachte, wir könnten Marlin zu uns an den Tisch einladen", erklärte er Lilian, nachdem er ihm an den Tisch geholfen hatte. "Aber nur wenn du möchtest." Dieses Bedenken war jedoch vollkommen umsonst gewesen. Lilians Gesicht hellte sich sofort auf und er erzählte ihm von seinen Plänen.
"Sogar die Bibliothek?" staunte Aerys und setzte sich zu Lilian an den Tisch. "Du hast bei Yukarin wirklich ein Stein im Brett, Lilian. Was für eine Ehre. Ich bin gespannt, was du daraus machen wirst." Erfreut lächelte er Lilian an. Es tat so gut, ihn wieder dicht bei sich zu haben.
"Und ja, ich hatte gehofft, dass es Marlin aufmuntern wird, wenn er mit uns zu Mittag ist", gab er zu. "Bestimmt wird er dir auch gerne beim Plätzchen backen helfen. Aber pass bloss auf, dass er dir und Lexes nicht alle Arbeit abnimmt. Er hat so ein furchtbar schlechtes Gewissen und so wie ich ihn kenne, wird er sich alles mögliche auflasten zu erledigen, damit er so um Verzeihung bitten kann. Dabei muss er das nicht. Es ist nicht seine Schuld, dass er für Lady Valderaz nicht schnell genug ein fertiges Kunstwerk wurde. Es war ihre Entscheidung so etwas schreckliches zu veranlassen und es war und ist es noch immer meine Entscheidung, wann ich Marlin für fertig ausgebildet erkläre. Er glaubt, er ist beinahe fertig mit seiner Ausbildung. Doch das ist nicht wahr. Da gibt es noch so vieles, was ich ihm beibringen möchte. Nur habe ich ihm das nie gesagt. Es war nicht wichtig. Jetzt allerdings hat sich alles geändert." Kummervoll blickte er aus dem Fenster raus, ehe er sich zusammen riss und Lilian anlächelte.
"Ich hatte gehofft, dass du mir bei Marlin helfen könntest, Lilian", erklärter er eindringlich. "Marlin wird wohl noch eine Weile brauchen, bis er aus der Burg zurück in die Villa findet. So gern ich ihm den Weg so leicht und kurz wie möglich machen möchte, so weiss ich nicht, ob ich schon wieder zu ihm durchdringen kann. Er hat so Angst und ist so verstört. So voller Schuldbewusstsein. Aber in deiner Gegenwart ist er ruhiger, ist mir aufgefallen. Er scheint sich bei dir sicherer zu fühlen. Und sei es nur, indem er sich auf dich konzentrieren und dir etwas gutes tun kann. Würdest du ihn das etwas tun lassen, Lilian? Du musst nicht, wenn es dir zuviel wird. Es wäre auch nur so lang, bis mir etwas in den Sinn gekommen ist, wie ich Marlin erreichen kann. Bis ich ihm beweisen kann, dass es nicht seine Schuld ist, was uns angetan wurde. Ich hoffe, dass er anfangen kann zu heilen, wenn er beginnt, mir zu glauben."

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 25. Nov 2023, 18:23
von Lilian
Aerys bemerkte, dass es eine Ehre wäre die Bibliothek dekorieren zu dürfen. Er wäre gespannt was Lilian daraus machen würde.
"Oh.. ich weiß noch nicht. Ich möchte der Ehre gerecht werden. Ich hoffe, Lexes hilft mir aus. Er kennt Yukarin sicher besser", sagte er kleinlaut. Zwar hatte Lilian Yukarin lauter Fragen über seine Dekorationswünsche und Geschmack gestellt, aber der Bibliothekar war oft der Meinung gewesen, dass Lilian schon etwas schönes finden würde.
Der Adelige ermahnte ihn bei Marlin, dass dieser Lexes und ihm nicht alle Arbeit beim Plätzchen backen abnehmen sollte. Er würde sich alles mögliche auflasten, weil er ein schlechtes Gewissen hätte.
Lilian schüttelte den Kopf. "Bestimmt nicht. Plätzchen backen macht doch Spaß, das überlass ich nicht alles Marlin", wehrte er ab. "Also wenn ich kann... wie man guten Plätzchenteig backt, weiß ich noch nicht."
Er war aber froh zu hören, dass Aerys auch nicht glaubte, dass Marlin Schuld an allem hätte. Es wäre Lady Valderaz' Entscheidung gewesen die schreckliche Entführung zu veranlassen.
"Es noch immer meine Entscheidung, wann ich Marlin für fertig ausgebildet erkläre. Er glaubt, er ist beinahe fertig mit seiner Ausbildung. Doch das ist nicht wahr", fuhr der Prinz fort und erklärte, dass er Marlin noch viel beibringen wollte. Lilian fragte sich was das war und ob es mit... Sex zu tun hatte. Nein, sicher meinte Aerys etwas anderes.
Dieser sah schwermütig aus dem Fenster.
"Bitte bildet Marlin weiter aus. Es würde ihm sicher helfen, wenn er weiß, dass ihr an ihn glaubt. Wenn er weiß was mit ihm passieren wird.." Lilian ließ die Worte offen. Er wusste ja selbst nicht was mit ihm passieren würde, doch die Rückkehr war noch so frisch, dass er nicht zu sehr darüber nachdenken wollte. Er wollte genießen, dass er wieder in Sicherheit war. Hier in dieser Villa. Hatte er nicht früher fliehen wollen?
Aber es war alles nicht mehr so einfach. Er hatte hier Freunde gefunden und er hatte inzwischen auch Aerys gern.
Sehr gern.

Als dieser ihn anlächelte, fühlte es Lilian nervös in sich kribbeln.
Aerys fuhr fort, dass Marlin noch länger brauchen würde bis er von der Burg zurück in die Villa finden würde. Er hätte Angst und wäre verstört. Allerdings wäre dem Adeligen aufgefallen, dass Marlin in Lilians Anwesenheit ruhiger wäre und sich bei ihm sicherer fühlen würde. Ob Lilian eine Weile zulassen würde, dass Marlin sich auf ihn konzentrierte und ihm etwas gutes tun wolle. Aerys würde sich in der Zwischenzeit überlegen wie er Marlin erreichen könnte.
"Ich möchte ihm auch helfen, wenn ich kann. Ich weiß nur nicht, ob ich ihm das geben kann was er will..", wandte Lilian leiser ein. "Lucero wollte in der Burg auch, dass ich Marlin helfe... indem ich ihm Befehle gebe und ihm sage was er tun soll. Das schien ihm geholfen zu haben", gab er zu. Nur fühlte sich er Jüngling nicht sehr wohl darin.
"An was dachtet ihr denn wie ich Marlin helfen kann?", fragte Lilian.
Aerys dachte kurz nach und antwortete dann, dass es vermutlich schon helfen würde, wenn Marlin ab und zu bei ihm sein und etwas mit ihm unternehmen dürfte. Wenn Marlin sich etwas um Lilian kümmern dürfte. Der Jüngling rutschte leicht unwohl auf seinem Sessel hin und her.
"Wenn ihm das gut tut... ich meine, wir sind doch Freunde. Ich möchte auch etwas mit ihm unternehmen und ihm helfen. Vielleicht könnte er mir noch einmal Strickunterricht geben", überlegte Lilian, "Oder Lexes und mir helfen."
Aerys riet ihm darauf zu achten, was Marlin besonders gut tat.
"Ich glaube es war gut, dass Lucero es geschafft hat ihn in der Küche bei den Räubern unterzubringen. Dass es da nicht ganz so schlimm war und er konnte den Gefangenen etwas besseres kochen. Er scheint sich wirklich gerne um andere zu kümmern", bemerkte der Junge. "Er fand es schade, dass er kein Erinnerungsstück von euch hatte, so wie die anderen. Also als die anderen im Turm ihre Erinnerungsstücke herbeigerufen haben, um mir zu helfen euch zu erreichen..." Lilian verstummte. Es waren sehr prekäre Erinnerungsstücke gewesen.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: So 26. Nov 2023, 11:09
von Aerys
"Lexes wird dir bestimmt helfen. Doch ich denke, dass du selbs auch genügend über Yukarin weisst, um ihm eine Freude zu bereiten wie du den Bereich in der Bibliothek schmückst, Lilian." Aufmunternd lächelte er den kleinlauten Jüngling an. "Du weisst zum Beispiel, dass Yukarin den emotionalen und ideellen Wert einer Sache viel höher Schätzt, als den materiellen Wert. Er wird sich also vielmehr über etwas freuen, was du extra für ihn gemacht hast, als über etwas, perfekt passt." Was nicht leicht sein würde für Lilian mit seinem ausgeprägten Hang zum Perfektionismus. Doch Aerys wusste, wie wichtig sein Lehrer für Lilian war und dass er ihn hoch schätzte. Lilian würde sich schlussendlich davon leiten lassen.

Mehr Sorge bereitete ihnen beiden Marlin. Aerys mahnte Lilian, dass er darauf achtete, dass Marlin aus lauter Schuldbewusstsein nicht alles selbst übernahm. Wobei er da weniger Angst hatte, dass Lilian sich davon verführen liess, als vielmehr Lexes, für den es eine Strafe war, selbst zu dekorieren, zu basteln und zu backen. Kummervoll erzählte er Lilian davon, wie er sich Sorgen um Marlin machte, weil er sich die Schuld an der Entführung gab.
"Natürlich werde ich Marlin weiter ausbilden", stimmte er mit innigem Lächeln auf Lilians Bitte zu. Er wollte seinen Sonnenschein doch auch nicht verlieren. "Wenn er mich denn lässt. Solange er so von seinen Schuldgefühlen geplagt wird und sich krampfhaft bemüht, mir alles recht zu machen, kann ich nicht weiter machen. Ich muss erst zu ihm durchdringen." Es würde schwierig werden und je länger er brauchte, zu Marlin durchzudringen, desto schwieriger würde es werden. Nur wusste Aerys noch nicht, wie er es angehen wollte.
Deswegen sprach er auch mit Lilian über Marlin. In der Hoffnung, dass der Jugendliche ihm etwas erzählen konnte, was Aerys eine Idee brachte. Lilian wollte Marlin natürlich auch helfen, wenn er könne. Nur wisse er nicht, ob er ihm das geben könne, was Marlin wolle. Das liess Aerys aufhorchen. Anscheinend ging es darum, dass es Marlin geholfen hatte, dass Lilian ihm Befehle gegeben hatte. Lucero hatte Lilian vermutlich als Ersatz für Lady Valderaz genommen. Ein kluger Schachzug, zumal Marlin Lilian kannte und ihn nicht nur sehr gern hatte, sondern ihn auch etwas anhimmelte. So jemand hätte Marlins Besitzerin sein sollen, an die er sich schlussendlich gebunden hätte. Nicht an jemanden so egoistisches und rücksichtsloses wie Lady Valderaz.

"Ich denke, es würde vermutlich schon helfen, wenn Marlin ab und zu bei dir sein und etwas mit dir unternehmen darf", antwortete Aerys nach etwas nachdenken. Eine vage Idee begann aufzublühen. "Wenn Marlin sich einfach etwas um dich kümmern darf." Aerys hatte versucht, es so harmlos wie möglich vorzuschlagen. Lilian schien es trotzdem zuviel und er rutschte unwohl auf seinem Sessel hin und her. Hin und her gerissen überlegte er, wie er das bewerkstelligen könnte. Marlin war schliesslich sein Freund und er wollte gern etwas mit ihm unternehmen und ihm helfen. Hilfsbereit dachte er darüber nach, was Marlin gut tat und wie er ihn in der Burg bei den Entführern erlebt hatte.

"So war Marlin schon immer", lächelte Aerys warm. "Schon da, als ich ihn das erste Mal getroffen habe. Obwohl sein Umfeld nicht nett zu ihm war und seine Mutter erst recht nicht. Dennoch ist er immer aufgeblüht, wenn er nett sein und jemandem etwas gutes tun konnte. Es hat ihn so erfüllt und war das einzige Glück, das er bekommen konnte. Wie hätte ich dem widerstehen können? Ein wundervoller, herzlicher Sonnenschein inmitten dieser finsteren Personen. Marlin sollte richtig strahlen können. Deswegen habe ich ihn zu mir geholt. Deswegen habe ich begonnen, ihn dazu auszubilden, einer netten Frau ein wundervoller Gefährte zu sein. Nicht einfach nur ein sinnlicher Verführer. Jemand zuverlässiges, liebevolles. Jemand, der sich um ein Heim kümmert und ein Zuhause bietet. Marlin ist perfekt dafür und er wäre sicherlich auch ein wundervoller Vater. Sei es mit eigenen Kindern oder adoptierten. Es würde ihn so erfüllen, jemandem ein Heim und Glück bieten zu dürfen. Mit Drestia hatte ich gehofft, jemanden für Marlin gefunden zu haben, den er bedingungslos lieben und umsorgen könnte." Bedrückt wandte er abrupt den Kopf ab und schaute wieder hinaus in das Schneegestöber. Er wollte nicht, dass Lilian seine Scham sah, weil er sich so in Drestia geirrt hatte.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: So 26. Nov 2023, 15:25
von Lilian
Lilian war froh, dass Aerys Marlin weiter ausbilden wollte, wobei Lilian gar nicht so recht wissen wollte, was das bedeuten mochte. Eigentlich war ihm nicht ganz klar wie die Ausbildung bei den anderen aussah, nur was Aerys bei ihm versucht hatte. Bisher war es nicht mehr dazu gekommen, dass der Prinz diesen... Bettenunterricht gefordert hatte oder andere seltsame Dinge. Stattdessen durfte Lilian zu den verschiedenen Unterrichtsklassen gehen, was ihm um einiges mehr gefiel. Aber was lernte Marlin? Lilian hatte von dem Jugendlichen bisher nicht gehört, was er bei Aerys so erlebt hatte. Was sollte denn bei Marlin noch fehlen? Lilian fand den anderen Jugendlichen nett und liebevoll genug.
Lilian verstand jedoch, dass Aerys momentan nicht zu Marlin durchdringen konnte, wenn dieser weiterhin mit Schuldgefühlen belastet war. Aber irgendwann würde es Marlin doch sicher wieder besser gehen... es war alles noch so frisch. Sie waren gerade erstmal gestern in der Villa angekommen.
Aerys wollte, dass Marlin ab und zu bei Lilian war und mit ihm etwas unternahm. Marlin sollte sich um ihn kümmern dürfen. Der Jüngling fragte sich was genau das bedeutete. Irgendwie machte es ihm unwohl, aber er wusste nicht recht wieso. Der blonde Krieger war immer herzlich, freundlich und sehr eifrig ihm alles recht zu machen...
Vorsichtg erzählte Lilian davon, dass Marlin in der Burg in der Küche gearbeitet hatte und dass er leider kein Erinnerungsstück gehabt hatte. Darauf ging Aerys nicht ein, doch er bemerkte, dass Marlin sich schon immer gern um andere gekümmert hätte. Dann erwähnte er, dass Marlins Mutter nicht gut zu ihm gewesen wäre. Lilian konnte sich das kaum vorstellen, doch es gab wohl leider auch garstige Mütter, die ihre Kinder nicht wollten oder die lieber gar keine hätten haben sollen. Marlin hatte ihm davon erzählt, dass seine Mutter eine Hayllierin war und ihn verstoßen hatte, weil sie sein Aussehen, das wohl von seinem shaladorischen Vater gekommen war, nicht gemocht hatte.
"Wie hätte ich dem widerstehen können? Ein wundervoller, herzlicher Sonnenschein inmitten dieser finsteren Personen. Marlin sollte richtig strahlen können. Deswegen habe ich ihn zu mir geholt", erklärte der Adelige.
"Ihr habt ihn seiner Mutter abgekauft?", fragte Lilian erstaunt. Wie konnte sie das zulassen?
"Nein, ich habe ihn seiner Mutter weggenommen und liess sie im Gegenzug nicht dafür anklagen, was sie ihrem Sohn angetan hat", erwiderte der Prinz. Lilian schluckte mulmig. Wie schlimm war Marlins Mutter gewesen? Und nun war Drestia genauso furchtbar zu Marlin gewesen.
Aber war Marlin dann überhaupt ein Sklave? Wobei Lilian schon gehört hatte, dass einige freiwillig zu Aerys gekommen waren.

Dieser erzählte, dass er Marlin hatte ausbilden wollen, damit er einer Frau ein wundervoller Gefährte würde und sich um ihr Zuhause kümmerte. Marlin wäre sicherlich auch ein wundervoller Vater und es würde ihn erfüllen, jemanden ein Heim und Glück bieten zu können.
"Mit Drestia hatte ich gehofft, jemanden für Marlin gefunden zu haben, den er bedingungslos lieben und umsorgen könnte." Der Adelige wandte den Kopf ab und sah aus dem Fenster hinaus, schwieg.
Lilian musste wieder an die tote Frau in Marlins Armen denken. Noch schlimmer war jedoch Marlins leerer Gesichtsausdruck gewesen. Erst so langsam begriff er, was es für Marlin bedeuten mochte Lady Valdarez verloren zu haben. Das hatte die Frau sein sollen, die Marlin hatte lieben sollen und nun hatte ausgerechnet er sie getötet. Der Jüngling erschauderte.
"Lady Valdarez war nicht richtig für ihn", sagte Lilian. Vorsichtig griff er über den Tisch und drückte die Hand des Prinzen. "Sie hat ihn so sehr gewollt, dass sie nicht hat warten können. Oder vielleicht hat sie nicht geglaubt, dass ihr Marlin ihr jemals geben würdet. Und sicherlich hatte sie recht. Bevor Marlin zu ihr gekommen wäre, hättet ihr das auch noch erkannt und den Handel abgebrochen. Lady Valdarez hat es gespürt."
Sie musste eine schlimme Frau gewesen sein. Sie war bestimmt nicht richtig für Marlin gewesen.
Wobei es Lilian sowieso seltsam fand das für Marlin zu entscheiden. Wie wäre sein Leben ohne Aerys geworden? Hätte er bei seiner Mutter weiterhin leiden müssen oder hätte er irgendwo auf eigener Faust sein Glück gefunden? Selbst eine Freundin gefunden?
"Sie war doch auch etwas alt für Marlin...", wagte Lilian einzuwenden. "Vielleicht kann Marlin sich selbst jemanden aussuchen, wenn er das möchte?"

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 2. Dez 2023, 11:00
von Aerys
Lieb beteuerte Lilian, dass Lady Valdarez nicht richtig für Marlin gewesen sei. Noch immer aus dem Fenster schauend lächelte Aerys wehmütig. Das war nun wohl offensichtlich. Sachte spürte er Lilians zarte Hand auf seiner eigenen. Sanft wurde er gedrückt. In dem Moment realisierte Aerys, dass Lilian ihn trösten wollte. Gerührt wandte er sich ihm wieder zu. Innig erklärte Lilian ihm, dass Lady Valdarez Marlin so sehr gewollt hätte, dass sie nicht hatte warten können. Lilian fand diese starke Sehnsucht anscheinend nicht gut. Der Jüngling ging sogar noch weiter, und überlegte, dass Lady Valdarez womöglich sogar gelaubt hatte, dass Aerys Marlin ihr niemals geben würde. Lilian war überzeugt, dass sie damit sicherlich recht gehabt hätte. Bevor Marlin zu Lady Valdarez gekommen wäre, hätte Aerys das auch noch erkannt und den Handel abgebrochen. Lady Valdarez hätte das gespürt.

Erstaund blickte Aerys Lilian an. Da wusste der süsse Jüngling und Lady Valdarez eindeutig mehr, als Aerys selbst. Lilian schien jedenfalls absolut überzeug von dem zu sein, was er sagte. So recht wollte Aerys das nicht gefallen. Er wollte nicht für jedermann durchschaubar sein und vorhergesagt bekommen, wie er reagieren würde. Widerstand regte sich in ihm. Andererseits war Lilian viel zu süss , wie er ihm die Hand drückte und ihn innig zu trösten versuchte, als dass Aerys ihn zurückweisen wollte. Behutsam drehte er seine Hand in der Von Lilian, so dass er ihm mit dem Daumen über den Handrücken streicheln konnte.
"Vielleicht hast du recht", erwiderte er versöhnlich, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, dass er den Handel abgebrochen hätte. Das wäre zu schädigend für ihn gewesen. Allerdings hatte er auch noch nie darüber nachgedacht, wie es sein würde, wenn er Marlin weggeben müsste. Das war noch so weit entfernt gewesen. Marlin war noch nicht fertig in seiner Ausbildung. Was sollte Aerys sich Gedanken darüber machen, wie es sein würde, wenn er den liebevollen, herzlichen Krieger nicht mehr um sich hatte. Jetzt so direkt nachd er Entführung war es ein scheusslicher Gedanke.
*Du kannst Marlin nun zu uns bringen, Lyris* sandte er prompt seinem Kunstwerk, welches ihn die letzten Tage stets begleitet hatte. Es fühlte sich seltsam an, Lyris nun nicht gleich in seiner Näh zu haben. Auch wenn er nicht weit entfernt war. Dass er ihn vorhin losgeschickt hatte, um Marlin zu holen, war wohl die weiteste Distanz, die Lyris sich von ihm entfernte.

"Bei Langlebigen macht der Altersunterschied nicht so viel aus, wenn man mal älter als zweihundert Jahre ist", wiegelte Aerys Lilians Einwand ab, dass Lady Valdarez auch etwas alt für Marlin gewesen sei. Dabei waren seine Gedanken allerdings mehr bei sich selbst und Lilian. Er wollte nicht etwas alt für Lilian sein.
"Nun, ich denke, das hat er schon längst", schmunzelte Aerys auf Lilians Vorschlag, dass Marlin sich selbst jemanden aussuchen könnte, wenn er das mochte." Es war unübersehbar, dass Marlin Hals über Kopf in Lilian verschossen war. Wobei Marlin dabei stets sehr schüchtern und zurückhaltend war und das seiner Liebe Aerys gegenüber keinen Abbruch tat, weswegen Aerys sich auch nicht vernachlässigt fühlte. Bevor sie noch weiter darauf eingehen konnten, klopfte es leise an der Tür, ehe Marlin sie öffnete und schüchtern eintrat. Glücklich und unsicher gleichermassen lächelte er sie an.
"Komm herein, Marlin", lächelte Aerys ihn warmherzig an und deutete zu dem gedeckten Platz am runden Tisch, der sich zwischen ihm und Lilian befand. "Setz dich. Es gibt gleich Mittagessen. Wir wollten das gern gemeinsam mit dir geniessen." Etwas verblüfft, aber unbestreitbar erfreut kam Marlin anmutig näher uns setzte sich gehorsam auf den zugewiesenen Platz.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 2. Dez 2023, 16:56
von Lilian
Vielleicht hatte Lilian das falsche gesagt, denn der Adelige wirkte zunächst nur überrascht ehe er dann doch leicht lächelte und über Lilians Handrücken streichelte. Aerys bemerkte nur, dass Lilian vielleicht recht hätte, doch sonderlich überzeugt wirkte er noch nicht.
Lilian jedenfalls konnte sich nicht vorstellen, dass auch nur irgendjemand Marlin würde wegschicken wollen. Aerys hätte das gewiss nicht getan, wenn es soweit gekommen wäre. Es kam dem Jüngling grausam vor seine... Sklaven so an sich zu binden nur um sie dann weiterzuverkaufen. Doch Lilian behielt die Gedanken lieber für sich. Er war froh wieder hier zu sein und die anderen sicher auch. Er wollte das nicht trüben. Er wusste nichtmal, ob er selbst noch von hier wegwollte...
Nur Marlin bestimmt nicht.
Als Lilian einwandte, dass Lady Valdarez zu alt für Marlin gewesen wäre, wehrte Aerys ab, dass es bei Langlebigen ab zweihundert Jahren nicht so einen großen Unterschied machen würde wie alt man wäre. Lilian nickte scheu. Aber Marlin war noch keine zweihundert und Lilian erst recht nicht. Jedenfalls war diese Lady Valdarez bestimmt nicht richtig für Marlin gewesen, wenn sie zu solch grausamen Taten fähig gewesen war.
Marlin würde sich sicher lieber selbst jemanden aussuchen den er lieben und umsorgen konnte. Wobei er das bestimmt am liebsten bei dem Adeligen selbst gemacht hätte als bei irgendeiner zugeteilten Fremden. War es für alle Kunstwerke so? Für alle Sklaven?
Es war schwer dieses komplexe Leben in der Villa zu verstehen. Und noch schwerer nun dass Lilian auch dazu gehörte.
Trotzdem.. er war froh wieder hier zu sein, sagte er sich erneut.
"Nun, ich denke, das hat er schon längst", riss Aerys ihn aus seinen Grübeleien.
"Oh.. ich hoffe, es ist jemand, der ihn auch so mag.. und dass ihr es erlaubt", murmelte Lilian und strich sich leicht unwohl über den Arm, weil er befürchtete, dass der Adelige ihn meinte. Lilian war sich nicht sicher und längst nicht erfahren in solchen Dingen, doch irgendwann hatte er auch mitbekommen wie Marlin ihn manchmal ansah. Lilian wusste nicht wie er damit umgehen sollte und hoffte, dass er es nur missverstand.
Sicherlich hatte Aerys es nicht so gemeint. Bisher hatte der Adelige eigentlich oft ungehalten reagiert, wenn noch jemand um Lilians Aufmerksamkeit gekämpft hatte. Es hatte lange gedauert bis Lilian überhaupt seinem Zimmer hatte entfliehen können.
Aber sicherlich war dies nun Vergangenheit.

Es klopfte leicht an der Türe und der Prinz rief Marlin herein, der vorsichtig eintrat. Lilian war froh, dass der blonde Jugendliche wieder lächeln konnte.
"Hallo, Marlin. Schön, dass du mit uns zusammen isst", begrüßte Lilian ihn auch lächelnd. Aerys deutete zu dem freien Platz den Marlin dann auch gleich einnahm. Lilian wartete nervös, aber das Essen erschien noch nicht gleich. Dafür zumindest die Getränke. Der Jüngling wollte sich schon einschenken, als es Marlin gleich für Aerys und ihn übernahm.
"Danke.." Lilian sah abwartend zu dem Adeligen hinüber. Würde er etwas zu Marlin sagen, um ihm zu helfen? Aber vielleicht wollte Aerys nicht gleich damit beginnen. "Ich hatte heute meinen ersten Unterricht. Wobei es mehr Tee trinken war... auf besondere Art. Es war sehr schön", erzählte er Marlin. "Und Lexes konnte ich auch etwas kennenlernen. Er wird mit mir die Villa für Winsol schmücken. Und Plätzchen backen gehört auch dazu.. da dachte ich, ob du uns vielleicht helfen magst. Und äh.. uns Tipps geben. Ich kann eigentlich nur Plätzchen ausstechen."
Lilian nahm ein Schluck von dem Wasser.
Marlin stimmte sofort strahlend zu ehe er innehielt und vorsichtig fragte, ob Lexes wirklich Plätzchen backen wolle. Bevor Lilian reagieren konnte, bestätigte der Adelige, dass Lexes ihnen dabei helfen wollte.
"Ja, ich denke schon, dass er will. Wieso sollte er nicht?", fragte Lilian offenherzig. Jedes Kunstwerk schien ja dem Leben in der Villa beitragen zu wollen und Lexes bestimmt auch. Allerdings hatte auch der Jugendliche mitbekommen, dass dies nicht etwas war was der Blutige normalerweise tat.
"Hättest du denn eine Idee was wir backen können? So dass es für alle reicht. Hast du schon einmal Plätzchen gebacken? Vielleicht kann uns auch Bariol helfen", plauderte Lilian und fragte Marlin zum Plätzchen backen aus.
Inzwischen erschien die Vorspeise auf ihren Tellern und Lilian begann hungrig die leckere Suppe zu löffeln, nachdem er allen guten Appetit gewünscht hatte. Die vielen Benimmregeln, die Aerys ihm beigebracht hatte, waren ihm irgendwie in Fleisch und Blut übergegangen.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: So 3. Dez 2023, 09:43
von Aerys
Ermutigend nickte Aerys Lilian zu, als dieser ihn abwartend ansah, wohl voller Drang, mit Marlin über Kekse und Dekorieren zu sprechen. Hier wollte Aerys Lilian gern den Vorrang geben. Der Prinz hoffte, dass Marlin sich dadurch etwas entspannen konnte. Wenn Aerys ihn auf etwas ansprach, würde Marlin es womöglich nur diensteifrig als Befehl ansehen, ohne dass er dann geniessen konnte, war er eigentlich gern tat. So hingegen konnte Marlin sofort strahlend zustimmen, als Lilian ihn dazu einlud, mit ihm und Lexes Plätzchen zu machen. Zumindest so lange, bis er begriff, dass es äusserst seltsam war, dass Lexes Kekse backen wollte. Vorsichtig fragte er nach, ob das stimmte. Wie als befürchtete er, dass er sich verhört hätte.
"Ja, Lexes möchte Lilian dieses Jahr helfen, Plätzchen zu backen, zu basteln und die Villa zu schmücken", bestätigte Aerys in aller Unschuld und tat so, als würde er nicht erkennen, wie sich Marlins Augen erstaunt weiteten und er leicht nervös wurde. Marlins Erstaunen konnte er leicht nachempfinden. Bei seiner Nervosität fragte Aerys sich hingegen, ob er fürchtete, dass Lexes hinter ihm her wäre. Oder ob Lexes ihn bestrafen sollte. Der junge Krieger konnte schliesslich nicht wissen, dass es vielmehr Lexes Bestrafung war.
"Plätzchen backen ist etwas neues für Lexes", erklärte Aerys Marlins Verwunderung. "Lexes trifft man sehr selten in der Küche an und er probiert auch selten etwas unbekanntes aus. Um so schöner, dass er es diesmal tut." Wenn auch nicht sonderlich freiwillg. Doch das brauchte ausser Lexes und Yukarin niemand zu wissen. Aerys wollte sein Kunstwerk für seinen ungehorsam mit Mika bestrafen und ihn nicht noch weiter zu demütigen. Und Lexes würde sich im Gegenzug der Strafe fügen und es nicht an Marlin oder Lilian auslassen.

Nachdem das geklärt war, konnten die beiden Jünglinge damit beginnen, über die Plätzchen zu reden und welche Sorte sie machen wollten und ob Bariol ihnen helfen würde. Marlin versicherte, dass er schon oft Plätzchen gebacken hätte und dass Bariol und die ganze Küchengruppe ihnen helfen würden, wenn sie es wollten. Denn allein würden sie wohl kaum genügend Plätzchen würden backen können, dass alle genug davon bekamen. Aerys nickte zustimmend. Er wollte nicht, dass Lilian sich so erschöpfte mit Dekorieren und Plätzchen backen, dass er keine Energie mehr für Aerys übrig hatte.
Während sich die Beiden darin vertieften, was für Plätzchensorten sie alles machen wollten und Aerys immer mal wider beisteuerte, welches seine Lieblingsplätzchen waren, schritt das Mahl weiter voran. Die Suppe wurde ausgelöffelt und der liebevoll zubereitete, stärkende Hauptgang erschien. Es war, als würde Bariol höchstpersönlich Lilian und Marlin mit viel gesunder Nahrung stopfen wollen, damit sie nicht mehr so mager und ausgezerrt aussahen. Die Zwei jungen Krieger sprachen dem leckeren Essen andächtig zu, bis ihre Bäuche voll waren und die Wangen eine rötliche Färbung angenommen hatten. So sahen sie schon viel gesünder aus.
"Ich wünschte, ich hätte so für euch kochen können, Lilian", rutschte es Marlin unvermittelt heraus. Traurig blickte er auf seinen leeren Teller, den Kopf gesenkt. "Aber ich konnte nicht... ich... ich konnte den Koch nicht dazu bewegen, bessere Zutaten zur Verfügung zu stellen. Es war schrecklich. Ich war so schlecht. Ich konnte nicht... all die Ausbildung... als hätte ich sie nie gehabt."

Re: Zurück zuhause

Verfasst: So 3. Dez 2023, 16:55
von Lilian
Sie redeten noch eine Weile über Plätzchen und was sie alles backen wollten. Der Adelige steuerte nur ab und zu bei was für Plätzchen er essen wollte. Selber schien er keine backen zu wollen, doch Lilian konnte sich vorstellen, dass Aerys genügend Zeit brauchen würde, um sich den anderen Entführten zu widmen und ihnen zu helfen. Das war viel wichtiger.
Währenddessen aßen sie von dem üppigen Mahl und Lilian tat sein Bestes, um Marlin aufzumuntern und von ihrer schweren Zeit abzulenken. Es klappte auch ganz gut und der blonde Jugendliche schien bald genauso begeistert von der Aussicht schon bald Plätzchen zu backen. Marlin schlug vor bereits heute nachmittag den ersten Teig zu backen. Er schien auch möglichst alle Kunstwerke mit Plätzchen versorgen zu wollen.
Hoffentlich ließ sich auch Lexes davon überzeugen bereits heute zu beginnen. Aerys hatte gesagt, Plätzchen backen wäre neu für Lexes und er wäre selten in der Küche. Anscheinend wollte er dieses Winsol aber mehr beisteuern. Lilian freute sich darauf und er hatte auch nicht wirklich Angst vor dem fremdartigen Prinzen.
Spätestens seit der Entführung kamen Lilian die Blutigen mehr wie Beschützer vor und waren längst nicht mehr die Drohung, die sie zu Beginn gewesen waren.
Lilian versuchte tapfer die vielen reichhaltigen Gänge des Essens zu genießen. Waren es schon immer so große Portionen gewesen? Er war es gar nicht mehr gewohnt. In der Burg hatte es nur wenig zu essen gegeben. Trotzdem taten die altbekannten Genüsse so gut, die vielen Gewürze, die Abwechslung, die liebevolle Zubereitung.
Auch Marlin schien dies aufzufallen und er bemerkte, dass er auch gerne so in der Burg gekocht hätte. Der andere Jugendliche ließ den Kopf hängen, erzählte wie er es nicht geschafft hatte den Koch für bessere Zutaten zu überzeugen. Es wäre so schrecklich gewesen.
"Ich war so schlecht. Ich konnte nicht... all die Ausbildung... als hätte ich sie nie gehabt", sagte er stockend.

Lilian sah ihn betrübt an.
"Ach, Marlin, dein Essen war einer der wenigen kleinen Lichtblicke. Lucero und ich haben genau gemerkt welches Essen du zubereitet hast. Niemand hätte aus so wenig so etwas gutes zubereiten können", erwiderte der Jüngling. "Du hast das beste aus dem wenigen gemacht, wirklich, Marlin. Bestimmt denken die anderen ähnlich." Er strich Marlin vorsichtig tröstend über den Rücken.
"Es war sicher nicht leicht in dieser grässlichen Küche mit... diesem Mann." Lilian schluckte. Trotzdem hatte Marlin es geschafft zu kochen. Lilian hätte danach sicher nur heulend in der Ecke gelegen. Er konnte es sich nichtmal vorstellen.
"Danke, dass du trotzdem für uns gekocht hast. Wir haben auch gemerkt wenn du manchmal Sachen für uns abgezweigt hast. Sicher hat es den anderen auch Kraft gegeben."

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Mi 6. Dez 2023, 10:39
von Aerys
Ergeben hörte Marlin Lilian zu, der seinen Freund innig zu trösten versuchte. Aerys hörte aus den liebevollen Worten heraus, wie es Lilian wirklich viel bedeutet hatte, wenn Marlin ihm das Essen gekocht hatte. Die Liebe, die Marlin da reingesteckt hatte, war bei ihm angekommen und hatte ihm Kraft gegeben, weiter zu machen. Insbesondere, wenn es Marlin gelungen war, ihnen etwas besonderes noch dazuzulegen. Diese innigen Worte und das tröstende Streicheln liessen den gequälten Krieger dahinschmelzen. Aerys sah die die Hoffnung in seinen Augen aufkeimen, dass er wenigstens nicht alles falsch gemacht hatte. Doch die Qual und das Schuldbewusstsein waren noch zu gross, als dass er sich gestattete, sich Lilians Trost hinzugeben.
"Aber wenn ich besser gewesen wäre, dann hätte ich mehr für euch tun können", versuchte Marlin Lilian bebend zu erklären. "Wenn ich meine Ausbildung nicht vergessen hätte, wenn ich in meiner Ausbildung besser voran gekommen wäre und nicht immer so eine Angst gehabt hätte, dann hätte ich auch nicht so eine Angst vor dem Koch, vor allen gehabt. Dann hätte ich ihn verführen und..."

"Stopp Marlin", unterbrach Aerys stirnrunzelnd sein aufgebrachtes, angehendes Kunstwerk. "Du bist verwirrt und hast deine Prioritäten aus den Augen verloren. Ich merke gerade, dass wir hier einiges wieder geraderücken müssen. Aber lasst uns uns dazu aufs Sofa setzen." Aerys erhob sich und trat wie immer galant zu Lilians Stuhl, um ihm damit zu helfen. Marlin war sofort hochgeschreckt und stand nun nervös abwartend bei ihnen. Angespannt liess er sich von Aerys zusammen mit Lilian zu dem Sofa führen. Es stand nahe bei dem Kamin, in dem ein wärmendes Feuer loderte. Obwohl es für ihn selbst auf dem kleinen Sofa durchaus noch etwas Platz gehabt hätte, wenn sie alle etwas zusammengerückt wären, wählte er bewusst den Sessel den Kriegern gegenüber aus, um sich hinzusetzen. Es schaffte eine Distanz zwischen ihnen und verdeutlichte, dass er der Lehrmeister war und bestimmte, was richtig und wahr war. Marlin hatte ihm bis jetzt nicht glauben können, wenn er ihm liebevoll gesagt hatte, das alles gut war. Also wollte Aerys es ihm nun als strenger Lehrmeister, dem Marlin verpflichtet war, beweisen. Lilian, der mit Marlin auf dem Sofa sass, konnte den Teil der sanften Fürsorge übernehmen. Aerys war sich sicher, dass Lilian intuitiv wissen würde, wie er Marlin helfen konnte. Das hatte er bis jetzt noch immer.

"Marlin, du weisst, dass jedes meiner Kunstwerke einzigartig ist?" fragte er streng. Marlin nickte brav dazu. Doch Aerys liess es dieses Mal nicht gelten. Unnachgiebig schaute er seinen Schüler an, bis sich dieser erinnerte, was für Regeln galten, wenn Aerys ihm eine Frage stellte.
"Ja, Meister", antwortete Marlin brav. Seine Aufmerksamkeit lag nun angespannt ganz bei Aerys und war für einen Moment abgelenkt von seinen Schuldgefühlen.
"Dadurch erhält jedes Kunstwerk eine andere Ausbildung und andere Fähigkeiten", repetierte Aerys Wissen, das jeder Neuankömmling schon früh in seiner Ausbildung lernte.
"Ja, Meister", antwortete Marlin aufmerksam, weil er gemerkt hatte, dass Aerys ihn etwas lehren wollte.
"Es kann sein, das manche Ausbildungen und Fähigkeiten sehr ähnlich sind, oder sich mit anderen überschneiden. So, dass es für einen Laien auf den ersten Blick wirken mag, dass mehrere Kunstwerke gleich geformt sind."
"Ja, Meister", nickte Marlin mit einer Gewissheit, dass für ihn das selbstverständlich war.
"Gut, Marlin, ich bin froh, dass du das nicht vergessen hast", zeigte sich Aerys wohlwollend. "Dann sag mir, auf welchen drei Grundpfeilern deine Ausbildung aufgebaut ist."
"Gehorchen, dienen und beschützen, Meister", antwortete Marlin ohne zu Zögern.
"Und warum stützt sich deine Ausbildung auf diesen grei Grundpfeilern, Marlin?" fragte Aerys streng.
"Weil ich ein guter Gefährte werden soll, Meister", antwortete Marlin mit einem inneren Strahlen. Ein Strahlen, das zeigte, wie sehr er sich danach sehnte, dieses Ziel zu verwirklichen. Doch dann kam die Erinnerung, was er getan hatte, wie ein Hammerschlag zurück.
"Weil ich Lady Valdarez' Gefährte werden sollte, Meister", antwortete er leise und am Boden zerstört. Aerys ignorierte es für den Moment ganz bewusst.
"Und so lange du noch nicht fertig gestellt und übergeben worden bist, soll wem deine Loyalität, Marlin?" fragte Aerys streng nach. "Wem sollst du gehorchen, dienen und beschützen?"
"Euch, Meister", antwortete Marlin demütig. Aerys nickte zustimmend.
"Richtig. Nundenn, dann werde ich nun prüfen, ob du mir gehorcht, mir gedient und mich beschützt hast, als ihr entführt wart", bestimmte Aerys scharf. Er wollte den Krieger aus seinen reuigen Gedanken reissen, die wieder aufgekommen waren, als er an Drestia hatte denken müssen. Prompt zuckte Marlin etwas zusammen und blickte ihn mit grossen Augen an. Aerys hatte wieder seine volle Aufmerksamkeit.
"Wenn ich jeweils nicht anwesend bin, sind die rotgewandeten Kunstwerke meine Stellvertreter", führte Aerys aus. "In diesem Fall war es Lucero."
"Ja, Meister", stimmte Marlin wieder brav zu.
"Also gut", nickte Aerys und wandte sich dem anderen Jüngling auf dem Sofa zu. "Lilian, hat Marlin während ihr entführt wart, Lucero gehorcht?"

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Mi 6. Dez 2023, 17:41
von Lilian
Lilian versuchte zwar Marlin zu trösten, als dieser sich Vorwürfe machte, dass er sich in der Burg nicht besser um die anderen hatte kümmern können, doch es half alles nichts und der andere Jugendliche bebte regelrecht, als er erwiderte, dass er seine Ausbildung vergessen hätte und deshalb solche Angst vor dem Koch gehabt hätte. Er hätte ihn auch nicht verführen können.
Lilian keuchte erschrocken über die letzten Worte. Das klang doch ganz furchtbar. Wer hätte diese gemeinen Räuber verführen wollen?
Da unterbrach sie Aerys und sagte Marlin, dass er verwirrt wäre. Er hätte seine Prioritäten aus den Augen verloren. Lilian wusste nicht was der Adelige damit meinte, ließ sich aber von seinem Platz helfen. Nervös folgte er Aerys hinüber zu der Sofaecke und setzte sich. Ob Aerys nun versuchen wollte Marlin zu helfen? Der blonde Jugendliche wirkte genauso nervös, wohl weil er erst recht nicht wusste was nun kommen würde.
Der Prinz nahm im Sessel gegenüber des Sofas Platz. Beide Jugendliche blickten Aerys erwartungsvoll und mit großen Augen an, rosa und golden schimmernd. Der Adelige begann Marlin in strengem Tonfall einige Fragen zu stellen. Es machte Lilian leicht unwohl, denn der strenge Ton war ihm nicht unbekannt und rief eher ungute Erinnerungen wach. Zudem wollte er nicht, dass Marlin wegen irgendetwas bestraft wurde. Doch da er darauf vertraute, dass Aerys schon wusste wie er Marlin wachrütteln konnte, hörte Lilian stumm zu.
Es war seltsam zu hören wie der andere Jugendliche den Adeligen mit 'Meister' ansprach. Dann erklärte Aerys noch einmal, dass die Kunstwerke alle unterschiedliche Ausbildungen hätten, obwohl sie sich manchmal glichen. Zudem gab es anscheinend drei Grundpfeiler der Ausbildung. Das war alles neu für Lilian. Ob Aerys ihm diese Ausbildung doch noch aufzwingen würde? Nein, das würde nicht mehr passieren. Jetzt war alles anders. Der zierliche Jüngling verinnerlichte das Mantra.
Inzwischen zählte Marlin seine eigenen Grundpfeiler auf. Gehorchen, dienen und beschützen. Gehorchen und dienen klang wie das Verhalten eines jeden Sklaven, doch vielleicht meinte Aerys es anders. Anscheinend ging es bei Marlins Ausbildung wirklich mehr darum, dass er ein guter Gefährte wurde. Dabei erinnerte sich Marlin leider wieder an Lady Valdarez und seine zerstörte Zukunft.
Tröstend drückte Lilian die Hand des Jugendlichen.
Aerys bemerkte streng, dass Marlins Loyalität weiterhin ihm galt, da er noch nicht fertiggestellt wäre. Ihm sollte er gehorchen, dienen und ihn beschützen.
Dann wollte der Adelige auch gleich Marlins Loyalität auf die Probe stellen. Da der Prinz bei der Entführung nicht anwesend gewesen wäre, wäre Lucero als sein rotgewandtes Kunstwerk sein Stellvertreter gewesen.

"Also gut, Lilian, hat Marlin während ihr entführt wart, Lucero gehorcht?", richtete Aerys plötzlich eine Frage an Lilian. Der Junge zuckte zusammen. Er sollte auch Fragen beantworten? Doch er wollte Marlin auf jeden Fall helfen.
"Ich war nicht immer dabei, aber ich denke schon..", begann Lilian zögerlich. Aerys sah ihn gleich streng an und unterbrach ihn.
"Dann lass mich die Frage umformulieren. Hast du während dieser Zeit erlebt, dass Marlin Lucero gegenüber ungehorsam war."
Lilian schüttelte hastig den Kopf, dunkle Haarlocken schwangen leicht hin und her.
"Nein, bestimmt nicht. Die wenigen Momente, die wir allein hatten, hat uns Lucero oft gesagt was wir tun sollen, um zu überleben und zusammenzuhalten. Marlin hat alles gemacht was Lucero ihm gesagt hat."
Jedenfalls erinnerte sich Lilian an nichts anderes. Er hatte zwar gehört, dass Marlin noch einmal zurück in die Burg gerannt war, um Lilians Anhänger zu holen und dass er sich dafür sorge mit der Anführerin angelegt hatte, aber das erwähnte Lilian lieber nicht.
In seinen Augen hatte Marlin alles richtig gemacht.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Mi 6. Dez 2023, 18:35
von Aerys
Er hatte Lilian damit überrumpelt, dass er ihn ansprach und auch ihm eine Frage stellte. Dabei hatten sie vor dem Essen noch darüber gesprochen, ob Lilian ihm bei Marlin helfen würde. Andererseits hatten sie nicht definiert wie Lilian ihm helfen sollte und Spontanität war nicht so die Stärke des zarten Jünglings. Zudem fieberte er gerade viel zu sehr mit Marlin mit und ob alles wieder gut mit ihm werden würde. So zuckte Lilian zusammen und starrte ihn mit grossen Augen an. Ehe er sich wieder daran erinnerte, dass er atmen sollte und er Marlin doch helfen wollte. Zögerlich erklärte er, dass er nicht immer dabei gewesen sei, doch er denke schon.

"Dann lass mich die Frage umformulieren", unterbrach Aerys Lilian rasch und blickte ihn streng an. Er würde Marlin nicht helfen, wenn er so unsicher war und nur zögerlich antwortete. Damit würde er Marlin nur noch mehr verunsichern. Der blondgelockte Jüngling blickte Lilian bereits mit grossen, erwartungsvollen Augen an.
"Hast du während dieser Zeit erlebt, dass Marlin Lucero gegenüber ungehorsam war?" wollte er fordernd von Lilian wissen. Dieser schien nun doch begriffen zu haben, denn er schüttelte hastig und überzeugt, den Kopf. So sehr, dass seine dunklen Haarlocken gar leicht hin und her schwangen. Innig beteuerte Lilian, dass Marlin ganz bestimmt nicht ungehorsam gewesen sei. Aufgeregt erzählte er davon, dass sie nur wenig Zeit allein gehabt hatten. Diese hatte Lucero genutzt, um allerlei Anweisungen zu verteilen, damit sie überlebten und zusammenhielten. Da hätte Marlin alles gemacht, was Lucero ihm gesagt hätte. Aerys nickte knapp.

"Marlin war mir gegenüber also gehorsam, obwohl er, wie er selbst sagte, beinahe starr vor Angst war", fasste Aerys die Fakten zusammen.
"Und er hat euch so oft es ging gedient, indem er so gut es ging für euch gekocht und gar Lebensmittel für euch abgezweigt hat?" wollte Aerys weiter streng wissen. Diesmal kam Lilians Antwort viel schneller und selbstsicherer.
"Ja, es hat viel besser geschmeckt seit er in der Küche war", nickte der Jüngling erneut. "Und einmal waren sogar Beeren im Haferbrei."
"Beeren im Haferbrei und das mitten im Winter", wiederholte Aerys sanft und streng gleichermassen, um so verdeutlichen, wie besonder das war, was Marlin geleistet hatte.

"Und als Marlin Drestia Valdarez getötet hat, was hat er damit getan, Lilian?" wollte er sanft von ihm wissen und blickte ihm eindringlich in seine Augen. Lilian hatte so seine ganz eigene Theorie, wovor Marlin Aerys damit beschützt hatte. Eine Theorie, an die sich Aerys erst noch gewöhnen musste, wahrscheinlich aber gar nicht so falsch war.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Mi 6. Dez 2023, 20:01
von Lilian
Aerys erlöste sie immer noch nicht von dieser seltsamen Befragung. Sollte er Marlin nicht trösten? Zumindest wirkte der ältere Jugendliche sehr aufmerksam und hörte dem Adeligen genau zu, während er neben Lilian auf dem Sofa saß.
Der Prinz fasste zusammen, dass Marlin ihm gehorsam gedient hätte, obwohl er starr vor Angst gewesen war. Lilian nickte kräftig. Er hatte auch furchtbare Angst gehabt, während sie in den Fängen der Entführer gewesen war. Trotzdem hatten sie es irgendwie geschafft durchzustehen und sich zur Wehr zu setzen. Der Adelige fragte als nächstes, ob Marlin ihnen tatsächlich gut gedient hätte indem er für sie gekocht und Lebensmittel für sie abgezweigt hätte. Wieder nickte Lilian. Das war leicht zu beantworten, denn man hatte deutlich den Unterschied geschmeckt zwischen dem Essen, das sie vor Marlins Küchendienste erhalten hatte. Wenn man es denn überhaupt als Essen hatte bezeichnen können. Selbst in der dhemlanischen Armee hatte Lilian besser gegessen.
"Ja, es hat viel besser geschmeckt seit er in der Küche war. Und einmal waren sogar Beeren im Haferbrei", erzählte Lilian. Er hatte keine Ahnung wie Marlin dies geschafft hatte. Vielleicht hatte er den Koch doch irgendwie überzeugen können oder war geschickt genug gewesen es unbemerkt nehmen zu können. Selbst hatte Lilian auch einmal den anderen Brei servieren müssen, als Gordon noch auf sie aufgepasst hatte und Lilian hatte sich die Beeren einfach dreist in der Küche genommen, darauf hoffend, dass Gordon ihn vor Perakis schon verteidigen würde. Vielleicht hatte Marlin sich dies gemerkt und sich bemüht auch den anderen Haferbrei irgendwie mit Beeren auszustatten.
Auch Aerys anerkannte Marlins Leistung. Dann kam er auf Lady Valdarez zu sprechen und sah Lilian dabei direkt in die Augen.
"Und als Marlin Drestia Valdarez getötet hat, was hat er damit getan, Lilian?", fragte er. Der Jüngling wusste zunächst nicht was der Adelige meinte, doch er musste es mit ihrem vorherigen Gespräch zu tun haben. Dabei hatte Aerys nicht sehr überzeugt davon gewirkt, dass er Marlin niemals dieser schrecklichen Kundin überlassen und dies auch noch erkannt hätte.
"Marlin hat uns allen damit geholfen", begann Lilian, "Vor allem euch. Lady Valdarez war nie die richtige für Marlin. Sonst hätte sie sich nicht so garstig verhalten und uns an die Räuber verraten. Ihr hättet Marlin nie Lady Valdarez verkauft. Früher oder später hättet ihr gespürt, dass sie nicht richtig ist." Lilian versuchte es so selbstbewusst wie möglich zu sagen. Aber auch so glaubte er an Aerys' Intuition. Der Prinz hatte zwar manchmal seltsame Ansichten, doch der Jüngling hatte ihn mit der Zeit als sehr intuitiv erlebt. Wenn der Adelige sich davon leiten ließ, dann wurde meistens alles gut.
"Wer weiß wie sich Lady Valdarez dann gerächt hätte, wenn ihr klar geworden wäre, dass sie Marlin nie bekommen würde. Vielleicht noch viel schlimmer", überlegte Lilian laut. "Es tut mir nur so leid, Marlin, dass du sie hast... töten müssen." Er sah Marlin wehmütig an. "Das war sicher schlimm. Du wolltest doch zu ihr..."
Zumindest schien sich Marlin auf seine neue Besitzerin gefreut zu haben.
"Aber jetzt kannst du hier bleiben und deine Ausbildung weiterführen. Es wird sicher.. hmm... viel Spaß machen", versuchte Lilian etwas aufmunterndes zu sagen, obwohl er nicht zu genau an die Inhalte dieser Ausbildung denken wollte. Würde Aerys den anderen Jugendlichen weiter unterrichten und zu einem perfekten Gefährten ausbilden?

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Mi 6. Dez 2023, 21:17
von Aerys
Lilian mochte kein Freund von Spontanität sein, doch er war klug und lernte schnell. Nun wo er begriffen hatte, worum es ging, zögerte er kein Stück und antwortete sofort klar und überzeugt, dass Marlin ihnen allen damit geholfen hätte, indem er Lady Valdarez umgebracht hatte. Nicht nur den Entführten, sondern auch Aerys selbst. Marlin hörte mit angehaltenem Atem und vollkommen überwältigt zu. Es schien für ihn unfassbar zu sein, dass jemand so über die Kundin seines Meisters sprach und dieser nicht einschritt. Dass Lilian sagen durfte, dass sie nicht die Richtige gewesen wäre, sonst hätte sie sich nicht so garstig verhalten. Selbstsicher erklärte er, dass Aerys Marlin nie an Lady Valdarez verkauft hätte. Aerys hätte schon noch gespürt, dass sie nicht die Richtige wäre. Aerys wollte gern glauben, dass das wahr war. Er konnte es nur hoffen.

Ohne ihnen Zeit zu geben, weiter darüber nachzudenken, ob Aerys wirklich so gehandelt hätte, stellte Lilian weitere Überlegungen an. Dass Lady Valdarez sich womöglich gerächt hätte, wenn der Handel nicht zustange gekommen wäre. Vielleicht wäre es sogar noch viel schlimmer gekommen. Aerys mochte gar nicht darüber nachdenken. Es gab immer wieder Probleme mit Leuten, die Aerys nicht als seine Kunden akzeptierte. Manche Menschen konnten ein Nein einfach nicht akzeptieren. Inzwischen zweifelte er nicht daran, dass Lady Valdarez zu ihnen gehört hatte. Deswegen war er immer sehr sorgfältig, wen er sich als Kunde aussuchte. Aber anscheinend nicht gut genug. Aerys wusste schon, weshalb er sich so zurückgezogen hatte.

"Du hast mich davor beschützt, dich zu verlieren, Marlin", bestätigte Aerys Lilians Worte. "Du hast mich vordem Elend beschützt, nicht zu wissen, was mit dir passiert ist, indem du Lady Valdarez getötet hast. Du hast uns uns alle vor tiefer Trauer beschützt." Aerys liess seine Strenge fallen und lächelte Marlin liebevoll und warmherzig an.
"Trotz dieser widriger, brutalter Umstände hast du gehorcht, gedient und beschützt, so wie es für dich als Kunstwerk vorgesehen ist", fasste er zusammen. "Und einmal davon abgesehen, dass verführen und manipulieren nicht zu deinen Aufgaben gehort, bist du zudem noch kein fertig ausgebildetes Kunstwerk. Nicht weil du nicht weit genug oder gut genug wärst, sondern schlichtweg weil ich dich noch nicht weiter haben will. Es gibt also keinerlei Gründe, warum du dich mit Selbstvorwürden belasten solltest. Wie wir gerade zweifelsfrei bewiesen haben, hast du dich genau so verhalten, wie ich es von dir erwarte." Herzlich lächelte Aerys die beiden Jünglinge auf dem Sofa an. Marlin starrte verblüfft zurück, konnte kaum fassen, was er eben gehört hatte. Was eben passiert war, während Lilian nur das Beste für ihn wollte.

"Aber natürlich bist du traurig über das, was geschehen ist", erklärte er seinem verwirrten Kunstwerk. "Du musstest schreckliches erleben und noch schrecklicheres tun. Es ist nur recht, dass du deswegen traurig und wütend und verletzt bist. Doch verwechsle das und die Unfassbarkeit, was dir zugestossen ist nicht damit, dass du ein schlechtes Kunstwerk seist. Das bist du nicht. Also trauere, aber hör nicht auf so zu sein, wie du bist und vorallem, lass mich dich weiter zu einem Kunstwerk ausbilden. Wie Lilian sagt, du kannst hier bleiben und deine Ausbildung weiterführen. Das ist doch das, was du eigentlich willst, nicht wahr?"
"Jaaaa, Meister", stiess Marlin überglücklich und überwältigt strahlend aus. Wie von selbst schoss er vom Sofa hoch und fiel Aerys um den Hals, drückte sich innig ganz fest an ihn. Für einen Moment so stark, dass der Prinz Mühe hatte zu atmen.
"Danke, danke, danke Meister", wisperte der blondgelockte Jüngling. "Ja, bitte, ich will es so sehr. Und ja, ich bin traurig und glücklich und ich glaube euch. Es ist so überwältigend. So viel. Aber ihr und Lilian, ihr wisst es richtig. Ich vertraue euch. Oh, ich muss darüber nachdenken. Aber auf gute Weise. Damit ich weiterhin ein gutes Kunstwerk werden kann. Ist es wirklich wahr? Oh, ja, das ist es. Oder?"
"Ja, das ist es." Aerys lachte leise und streichelte Marlin sachte über den Rücken, bis dieser sich nicht mehr so fest an ihn drückte. "Das ist es. Denk nur in Ruhe darüber nach. Sei traurig, sei glücklich, sei wütend. Was immer du brauchst. Ich... wir alle sind für die da, Marlin. Du gehörst zu uns. Hege daran keinen Zweifel." Lieb zerwuschelte er ihm das Haar und Marlin schüttelte treu lächelnd seinen Kopf.
"Lass dir Zeit", riet Aerys ihm. "Wir werden alle Zeit brauchen. Doch das soll dich nicht daran hindern, die schönen Dinge im Leben zu geniessen. Geh mit Lilian Kekse backen. Habt viel Spass dabei und vergesst vorallem nicht meine Lieblingskekse zu machen."
*Und morgen vormittag, wenn Lilian im Unterricht ist, dann kommst du zu mir.*

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Do 7. Dez 2023, 10:16
von Lexes
Lexes verabschiedete sich noch von Yukarin, dann wollte er aber nicht länger in der Bibliothek bleiben. Er wusste nicht wie sein Cousin das aushielt jeden Tag diesen kurzen Rock vor sich zu haben und nichts damit anstellen zu können. Wieso folterte der Meister sie damit, dass er Lilian in diese wahnsinnig reizbaren Kleider steckte?
Ah, er wusste genau wieso...
Abgesehen davon schien Lilian sehr nett und offenherzig, stellte lauter quirlige Fragen und schien trotz neuer Antworten weiterhin sehr unschuldig zu bleiben. Kein Wunder, dass Yukarin in sie vernarrt war. Dennoch war Lexes wenig begeistert von der Aussicht heute nachmittag mit dem Jungen - oder Mädchen - Plätzchen backen zu müssen.
Mit Mika auf dem Arm schlenderte der Blutige durch die Gänge, die Schritte leise und anmutig. Im Schlafsaal hielten sich einige der Weißgekleideten auf. Sie hatten alles für den Tag aufgeräumt, saßen aber zwischen diversen Kissen zusammen, plauderten, lasen oder dösten. Sobald sie ihn sahen, dauerte es nicht lange und Lexes wurde aufgeregt von Themion und Fergus belagert.
Anscheinend hatte es sich längst herumgesprochen, dass Lilian und Lexes für die Plätzchen und die Dekoration in der Villa zuständig waren.
"Weißt du schon was für Plätzchen ihr backt?", fragte Themion, "Ich könnte etwas in der Küche vorbereiten. Stimmt es, dass du wirklich selber backen willst?"
"Wir backen gerne für dich, Lexes, wenn du etwas süßes willst", steuerte Fergus bei und klimperte mit den Wimpern.
"Fragt Lilian danach. Und nein, ihr könnt mir das nicht abnehmen. Untersteht euch", erwiderte Lexes. Der Meister würde ansonsten sicherlich davon erfahren und ihn zwingen alles noch einmal zu wiederholen.
"Das ist so toll, dass du Plätzchen backst", freute sich Fergus. Lexes blickte ihn scharf an. Wollte der Krieger den Hintern versohlt bekommen?
"Ja, etwas ganz besonderes", pflichtete Themion bei. Sie schienen sich ehrlich zu freuen. Was sollte das?
Dann kam auch noch Phaon an. "Ist es wahr, dass du die Villa dekorieren wirst?", fragte er leise und sah ihn scheu an.
Lexes schenkte ihnen allen einen ungnädigen Blick, dass sie aufhören sollten ihn mit Fragen zu belästigen.
"Fragt Lilian", dirigierte er die Schäfchen zu der Person, die diese Strafe erst angerichtet hatte. Anderseits hatte sie sich auch dafür eingesetzt Mika behalten zu können. Lexes streichelte das Kätzchen liebevoll. Mika schien sehr müde und er hob das kleine Kätzchen vorsichtig in ihr Schlafkörbchen, gönnte sich ein paar Momente sie einfach nur zu beobachten. Viel zu süß und diese kleinen Pfoten...
Dann fiel ihm Terim aus den Augenwinkeln auf. Der Krieger saß bei den Fenstern des Saales und schien mit Gedanken woanders, starrte ins Nichts.
"Pass auf Mika auf", wies er Phaon an, der ihm viel zu leise nachgefolgt war. Der Krieger lächelte und nickte rasch, kniete sich neben das Körbchen.

Dann schlenderte Lexes hinüber zu Terim, verstellte ihm die Sicht nach draußen, wo der Park weiterhin mit Schnee bedeckt war.
"Kein Interesse an Plätzchen oder dem Dekorieren der Villa?", fragte er. Terim war nie jemand gewesen, der einen aufgeregt mit Fragen belagerte. Er war eher so ruhig wie Phaon und hielt sich im Hintergrund. Trotzdem beteiligte sich Terim normalerweise am Leben in der Villa. Nur war seit der Entführung nichts mehr normal.
Lexes erinnerte sich an Kastors Worte über ihren gemeinsamen Sex. Es war Zeit mehr darüber herauszufinden.
Der Blutige rief ein lederndes Halsband mit Leine herbei und ließ es vor Terims Augen baumeln.
"Begleite mich", forderte er.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Do 7. Dez 2023, 11:20
von Terim
Terim genoss die Weichheit des edlen Kissens, auf dem er sass. Ein Kissen von seinem Zuhause. Er war wieder Zuhause. Er konnte es kaum fassen. Spätestens, als er seine weisse Hose zurück gelassen hatte, hatte er nicht mehr damit gerechnet, wieder nach Hause zu kommen. Es hatte sich so schmerzlich wie ein Abschied angefühlt. So wichtig es für den Meister auch gewesen war, dass er seine Hose zurückgelassen hatte, so tat ihm der Anblick noch immer weh, wie er sie da im Matsch und ihm Schnee hatte zurücklassen müssen. Es war so eine Schande und irgendwie hatte Terim damit gerechnet, dafür verstossen zu werden.

Doch der Meister hatte nichts davon wissen wollen. Hatte ihn wieder in seine wundervollen Arme gezogen und ihn wieder mit nach Hause genommen. Wollte ihn weiterhin bei sich haben. Terim wusste jedoch, dass etwas nicht in Ordnung mit ihm war. So wie er sich in der Burg bei Kastor verhalten hatte. Natürlich hatte da die Erregung über die Befreiung mitgeschwungen. Doch da war noch mehr. Terim spürte es genau. Nur konnte er es nicht formulieren. Vielleicht wusste der Meister mehr, weswegen Terim still hoffte, dass der Meister ihn ebenso zu sich rufen würde, wie er das mit Priam, Theon und Marlin getan hatte. Er sehnte sich danach, sich ihm zu offenbaren und sich ihm hinzugeben. Der Meister würde bestimmt wissen, wie Terim wieder richtig werden würde. Noch mehr hoffte er jedoch, dass der Meister als nächstes mit Lucero sprach. Lucero brauchte ebenfalls Hilfe.

Terim wollte jedoch nicht undankbar sein. Es war so wundervoll hier zu sein. All seine Familie um sich herum zu spüren. Nach dem Frühstück hatte er geholfen, den improvisierten Schlafsaal für den Tag aufzuräumen. Wie es dazu gekommen war, dass die anderen Weissgewandeten ihn dazu gedrängt hatten, sich auf das Kissen zu setzen, die Aussicht in den verschneiten Garten zu geniessen und sich auszuruhen, das wusste Terim nicht mehr. Er hatte sich nicht dagegen wehren können, oder gar nur darüber nachgedacht. Er hatte nur gehorcht und sog nun all die Eindrück um ihn herum auf. Das genügte ihm vollauf.

Bis Lexes auf einmal vor ihm stand und ihm die Sicht aus dem bodenlangen Fenster versperrte. Ehe sich Terim versah, wurde er schon allein ab dieser dominanten Geste schon steinhart. Es fehlte ihm jegliche Kontrolle und als er den Blick hob, konnte er nicht verhindern, dass er für einen halben Herzschlag in Lexes Lendengegend hängen blieb. Wie als wolle er sich gleich auf dessen Speer stürzen, um ihn ergeben zu verwöhnen. Jemand, der Terim nicht gekannt hätte, wäre das wohl kaum aufgefallen. Doch Lexes kannte ihn gut genug, dass ihm diese Unbeherrschtheit aufgefallen sein musste. Entsprechend färbten sich Terims helle Wangen leicht rosa, als er demütig und mit ergebenen Augen zu ihm hochblickte.
"Ich helfe gerne mit beim Plätzchen backen oder dem Dekorieren der Villa", antwortete er ruhig. Es war nicht so, dass er kein Interesse daran hatte. Vielmehr hatte er keinen Zugang dazu gefunden bis jetzt Und nun lenkte ihn Lexes davon ab. Der Blutige war sicherlich nicht hier, um mit ihm über Plätzchen und Dekorationen zu sprechen. Viel eher, um seinen Frust darüber, dass er dazu verdonnert worden war, an ihm auszulassen. Terim konnte es kaum erwarten und schaffte es gerade noch so, sich nicht über die Lippen zu lecken bei der Vorstellung.
Als Lexes dann jedoch ein ledernes Halsband mit Leine herbei rief, war es um seine Selbstbeherrschung entgültig geschehen. Ein hitziges Schaudern jagte durch seinen Körper und entfloh mit einem leisen Keuchen seinen sinnlichen Lippen. Gehorsam rutschte er vom Kissen und kniete sich demütig dicht vor den Blutigen hin.
"Ja, Lexes", antwortete er mit belegter stimme devot. Sein Blick schon ganz glasig vor Lust. Ergeben griff er nach dem ledernen Halsband und legte es sich gehorsam um seinen schlanken, verletzlichen Hals. Er war so bereit für das rotgewandete Kunstwerk. Nur beim Festzurren des Lederbandes stockte er kaum merklich und schnallte es sich nicht ganz so eng um, wie er es sonst tat. Eng, ja, aber nicht so, dass es ihn wie sonst würgte. Er durfte nicht. Wenn er es tat würde er die Kontrolle vollkommen verlieren.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Do 7. Dez 2023, 12:48
von Lexes
Terims Reaktion war augenblicklich. Er starrte Lexes offenkundig in den Schritt. Nur kurz, aber schon weit mehr als der Krieger sonst wagte. Normalerweise ließ Terim kaum erkennen, ob er Interesse hatte. Sie hatten schon Sex gehabt, wo Terim nicht einen Ton von sich gegeben hatte und nur ein leichtes Beben am Ende seinen Genuss verraten hatte.
Jetzt war Terims Reaktion mehr als einladend und erregt. Terim schien es selbst zu bemerken und errötete ertappt. Kastor hatte recht gehabt. Es musste etwas mit Terims Erlebnissen bei den Entführern zu tun haben, doch was genau es war würden sie noch ergründen müssen. Lexes hätte sich viel lieber dieser Aufgabe verschrieben als später noch Plätzchen backen zu müssen.
Pflichtbewusst wie er war bot Terim auch an, dass er mithelfen würde. Lexes ignorierte es. Dafür war er nicht zu Terim gekommen. Er wollte mit dem Schäfchen spielen und ihm damit vielleicht auch helfen. Das war weit wichtiger als Plätzchen zu backen. Terim schien auch zu spüren weswegen Lexes hier war und wirkte mehr als bereit.
Spätestens als der Blutige das Halsband herbei rief, konnte der schlanke Krieger sich nicht länger zusammenreißen. Er erschauderte mehr als offensichtlich und dann keuchte er gar auf. Lexes hob verwundert eine Augenbraue.
"Kein Grund mich anzufallen", bemerkte er.
Terim wurde noch röter, rutschte aber unterwürfig näher und kniete sich vor ihm hin. Seine Stimme war ein erregtes Hauch und die Augen glasig vor erregter Erwartung. Das würde nicht lange dauern, um Terim zum Kommen zu bringen. Der Gedanke den Krieger weiterhin zu nehmen, während er bereits bebend unter ihm lag, ließ es auch in Lexes' Lendengegend ziehen.
Der Blutige wartete bis Terim das Halsband ergriff. Der Krieger wusste was von ihm verlagt wurde und begann sich das Halsband umzulegen. Interessanterweise hielt er inne, als es darum ging die Riemen festzuziehen. Lexes sah genau, dass Terim es für seine Verhältnisse nur locker umschnallte. Im Normalfall hätte Lexes ihn dafür nun gescholten und das Halsband erst recht fester gezogen, doch er wusste noch nicht wieso Terim davor scheute. Normalerweise erregte es den Weißgewandten über die Maßen möglichst heftig gewürgt zu werden. Vielleicht hatte einer der Räuber Terims Freude daran getrübt.
Lexes beschloss es später zu testen. Terim sollte es sich ruhig ersehnen wieder stärker gewürgt zu werden. Wenn Lexes in etwas erfahren war, dann darin andere über ihre Grenzen zu treiben. Er hatte keine Hemmungen Terim zu erwürgen. Und für den Fall der Fälle war Lexes erfahren genug auch wieder jemanden zurückzubringen. Er hatte eine Ausbildung als Heiler. Der Meister hatte darauf bestanden.

"So willst du es also. Gut", bemerkte er nur knapp und schlang die Leine einmal um seinen Handrücken.
"Bleib auf allen Vieren." Dann führte er Terim aus dem Schlafsaal. Einige neugierige Blicke folgten ihnen, doch es war nichts ungewöhnliches, dass Weißgewandte so behandelt wurden und so störte sie niemand. Es fragte auch niemand mehr nach Plätzchen und Dekorationen. Lexes hätte viel früher auf den Gedanken kommen sollen sich Terim anzuleinen.
Gemächlich schlenderte der Blutige mit seinem neuen Haustier durch die Gänge und dann zu einer Schiebetüre, die nach draußen in den Park führte. Lexes schob sie auf und trat nach draußen, umgab sich - und nur sich - mit einem angenehmen Wärmezauber.
"Weiter", forderte er und zog Terim nach, so dass dem Krieger nichts anderes übrig blieb als seine Hände in den Schnee zu drücken. Wenn er klug war, so konnte er in die warmen Fußspuren Lexes fassen.
Der Blutige atmete tief durch. Klare, kühle Luft strömte in seine Lungen. Es war ein schöner Tag. Wieso sollte er den nicht im Park genießen? Ab und zu blieb er stehen und würdigte eine besonders schöne Aussicht. Dann bog er in einen kleinen Pfad zu einer Pagode aus kunstvoll geschnitztem rötlichem Holz. Sie war mit einem halbhohen roten Strebenzaun umgeben auf den sich verzierte Säulen stützten und das geschwungene Dach trugen.
Es gab einen niedrigen Steintisch und zwei breite gepolsterte Bänke mit gebogenen Formen, mehr einem Diwan gleich. In den seltenen Fällen wenn der Meister Kunden in der Villa empfing, trafen sie sich hier. Manchmal nahm der Meister hier auch ein Frühstück ein oder nutzte die Pagode um zu zeichnen.
Aber all dies geschah in den warmen Jahreszeiten. Selten war jemand im Winter hier. Lexes trat über die kurzen Stufen in die Pagode. Terim musste mittlerweile durchgefrorene Hände und Füße haben.
"Ich werde dich aufwärmen." Lexes deutete mit dem Finger auf eine Stelle am Eingang der Pagode wo Terim sich hinzuknien hatte. Eingerahmt von den mit Drachen verzierten Säulen erwartete der Blutige den Krieger. Er trug weiterhin goldene Sandalen, eine rote lockere Seidenhose mit goldenen Mustern an der Seite und ein rotes ärmelloses Oberteil. Dennoch fror er nicht. Lexes schlang sich die Leine noch einmal um den Handrücken.
"Öffne meine Hose. Aber wage es ja nicht mich mit deinen kalten Fingern zu berühren", forderte Lexes.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Do 7. Dez 2023, 14:55
von Terim
Lexes las in ihm wie in einem offenen Buch und er nutzte es gnadenlos aus, um ihn zu verspotten und ihn gleichzeitig zu tadeln, ihn nicht anzufallen. Terim spürte, wie seine Wangen dabei noch röter wurden. Es stimmte eindeutig etwas nicht mit ihm. Er spürte es. Doch es war zu übermächtig, als dass er sich nun verantwortungsbewusst hätte geben können. Dass er Lexes hätte warnen können. Er brauchte es viel zu sehr, dass der Blutige über ihn verfügte. Alles andere wurde in einen diffusen, wattigen Bereich seines Gehirns geschoben. Zumindest grösstenteils.

So verstand er auch nicht recht, was Lexes damit meinte, dass er es also so haben wolle. Zum Glück musste er das auch nicht und konnte einfach nur unter der herrischen Bewegung erschaudern, wie Lexes die Leine einmal um seinen Handrücken schlang. Er war auch ganz froh, dass er auf allen Vieren bleiben durfte. Terim hätte kaum gewusst, wie er hätte stehen, geschweige denn Gehen sollen. Er war viel zu scharf. Kriechen war viel besser. So konnte er die Knie leicht spreizen und seiner harten Männlichkeit mehr Platz verschaffen. Ausserdem war es ungemein erregend, so sichtbar für alle von Lexes gedemütigt zu werden und brav hinter dem Blutigen herkriechen zu müssen. Insbesondere, da dieser nur gemütlich schlenderte und nicht im Mindesten ein Zeichen davon gab, dass er es eilig hatte, sich an Terim zu verlustieren. Der schlanke Krieger spürte, wie er das Bedürfnis bekam, zu winseln und sich woran zu reiben, nur um ein klein wenig Erlösung zu bekommen. Es passte so gar nicht zu ihm und doch wollte Terim darin baden.

Sein rotgewandeter Herr führte ihn gelassen durch die Villa zu einer Schiebetüre, die nach draussen in den Park führte. Ohne zu zögern trat Lexes nach draussen und zog ihn mit sich. Kalter, frischer und puddrigweicher Schnee umfasste seine Hände und dann auch seine Knie und Füsse. Als Zugeständnis zu der Kälte durfte Terim zu seiner dünnen, knielangen Hose ein weiches, kurzärmeliges Shirt aus dünner Wolle tragen. Es besass einen breiteren Ausschnit, so dass ihm dieser stets verführerisch über die Schulter fiel. Doch diese zarte Kleidung bot keinerlei Schutz gegen die winterliche Kälte. Obwohl sie aus wohlle war.
Für einen Moment musste Terim daran denken, wie kalt es immer in den letzten Tagen gewesen war. Seitdem sie entführt worden waren, hatte er nur warm gehabt, wenn er unter einem der Räuber gelegen hatte und selbst dann nicht immer. Doch dann fiel ihm auf, dass diese Kälte hier schärfer war. Durchdringender und reinigend, wodurch sie irgendwie viel angenehmer und wärmer zu ertragen war. Terim verstand es nicht und er hinterfragte es nicht. Seine einzige Aufgabe war es, Lexes durch den Schnee zu folgen und das tat er auch.
Dabei begab er sich vollkommen in seine Hände. Bald bekam er mit, wie Lexes einen wärmenden Schild um ihn gelegt hatte. Er spürte es, wenn er ihm etwas näher kam. Er strahlte eine verlockende Wärme ab und da, wo er hingetreten war, schien noch etwas Restwärme zu verweilen. Terim wich diesen Fussspuren nicht aus, doch er suchte sie auch nicht extra aus, um seine Hände oder Knie hineinzustellen. Wenn Lexes gewollt hätte, dass er warm hatte, dann hätte er einen Wärmeschild um ihn gelegt. Oder es ihm erlaubt, es selbst zu tun. Der Blutige hatte jedoch nichts dergleichen getan. Also folgte Terim ihm devot so wie es sich ergab.

Nach einer Weile gelangten sie zu einer kleinen, wunderschönen Pagode. Inzwischen spürte Terim seine Hände und Füsse nicht mehr und seine Knie brannten. Sein ganzer Körper wurde von der Kälte immer mal wieder unkontrolliert durchgeschüttelt. Es tat seiner Lust jedoch keinen Abbruch. Im Gegenteil. Er genoss es, wie Lexes ihn so ungerührt der Kälte aussetzte und mit ihm verfuhr, wie er es wollte. Terim wollte ganz ihm gehören. Er war so herrlich dominant. So wunderschön und elegant. So ein vornemes Kunstwerk des Meisters.
Mit verklärtem Blick kroch Terim artig auf die gedeutete Stelle am Eingang der Pagode und kniete sich läufig dahin. Seine Bewegungen waren steifer geworden in der Kälte, doch er gab sich alle Mühe. Willig richtete er sich auf, erschauderte darunter, dass Lexes die Leine kürzer machte, indem er sie noch einmal um den Handrücken schlang. Der Rotgewandete hatte ihm versprochen, dass er ihn aufwärmen würde. Er hatte jedoch weder gesagt, wie er das tun wollte, noch wann. Terim nahm es einfach so hin. Lexes würde es tun, wann er es für richtig hielt und Terim genoss es, sich diesem Willen zu unterwerfen. So legte er auch sofort seine Hände auf seinen Rücken, als Lexes ihn mahnte, ihn nicht mit seinen kalten Fingern zu berühren. Das wollte Terim ihm keinesfalls antun. Ausserdem hatte er ja noch seinen Mund. Gefügig beugte er sich vor, um ergeben und behutsam wie befohlen die edle Seidenhose mit seinen Lippen und seinen Zähnen zu öffnen.