Regen

Benutzeravatar
Liasanya
Heilerin
Heilerin
Beiträge: 439
Registriert: Fr 11. Nov 2022, 19:39

Re: Regen

Beitrag von Liasanya »

Sie lächelte. Ja, das konnte sie sich gut vorstellen, dass er ebenfalls froh war, dass Timaris ihn nicht getötet hatte. Wer wäre auch schon gerne tot. Doch dann wiederholte er, dass er wirklich gerne hier wäre und dieses Mal glaubte sie ihm. Sein Tonfall war frei von Zynismus. Und schliesslich entschuldigte er sich sogar noch bei ihr. Unwillkürlich spürte sie, dass dies etwas sehr besonderes war.

Langsam und vorsichtig humpelte sie zum Feuer, blieb neben Minan stehen und sah ihn ernst an. "Ich nehme deine Entschuldigung an", teilte sie ihm mit. Nur damit das geklärt war. Natürlich meinte sie das auch ernst. So fuhr sie leicht lächelnd fort: "Ich ärgere dich ja manchmal auch, wenn auch meist nicht absichtlich. Und weisst du was, zwischendurch macht es sogar Spass. Irgendwie. Was jetzt aber nicht heissen soll, dass du dir das als neue Freizeitbeschäftigung zulegen sollst."

Sie humpelte zur Anrichte, schenkte ihnen beiden etwas Wasser ein und humpelte wieder zurück zu Minan, wobei sie die Hälfte des Wassers wieder verschüttete. "Also ich bin total froh hier zu leben", meinte sie währenddessen. "Auch wenn ich gerne ab und zu einen Ausflug mache, so würde ich nirgends sonst leben wollen. Und dafür dass du noch nicht so viel Übung damit hast, andere zu retten, hast du es diesmal hervorragend gemacht."

Sie grinste etwas schief, als sie ihm das halbleere Glas überreichte. "In ein paar Tagen bin ich wieder so gut wie neu und kann dir ein volles Glas Wasser anbieten." Ächzend setzte sie sich vor den Kamin auf den Boden, genoss die Wärme, die die Flammen auf ihrem Gesicht hinterliessen. "Du hast wohl schon so einiges erlebt, was?" Eine dezente Einladung zu sprechen. Sie würde gerne zuhören. Allerdings wollte sie ihn auch nicht bedrängen und mit fragen quälen. Die mochte er ja nicht.
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11

Re: Regen

Beitrag von Darken »

Er nickte langsam, als Lia sagte, sie würde seine Entschuldigung annehmen, wobei sie ihn so ernst ansah. Darken fragte sich schon, ob es sie wirklich so sehr gestört hatte, dass er sie manchmal ärgerte, doch sie humpelte näher zum Kamin, nachdem sie sich erhoben hatte, und erklärte, dass das Streiten manchmal sogar Spaß machen würde.
"Ja, manchmal schon", stimmte er ihr zu, und außerdem redeten sie häufig aneinander vorbei oder ihre Fragen und ihr Unverständnis machten ihn wütend. Und er war oft aggressiv, das war eine Art sich zu verteidigen, er kannte es nicht anders. "Lass doch, ich kann das auch machen." Der Prinz wollte sich schon erheben, doch da war Lia bereits zur Anrichte gehumpelt und goss ihnen Wasser ein, kam mit den Gläsern zu ihm.
Die Dea al Mon erklärte, sie wäre froh in dem Wald zu leben, selbst wenn sie ab und zu Ausflüge machte. Gleich darauf hängt sie an, auch ohne Übung hätte er sie hervorragend gerettet. Darken lächelte schwach. "Ja, wir leben beide noch." Aber es war knapp gewesen.

Er nahm das Glas Wasser an, Lia versprach ihm, bald würde es ihr gut genug gehen, ihm ein volles Glas zu geben, ohne Wasser zu verschütten. "Ist für euch Optimisten nicht immer das Glas voll?", gab er zurück und nahm einen Schluck. Lia hatte sich zu ihm gesetzt, sie sahen beide auf die Flammen, die im Kamin hin und her zuckten, fast wie etwas lebendiges. Auf ihrer letzte Frage schwieg der Prinz nur.
Schließlich hob er seinen einzelnen Arm mit dem Glas, es sah fast aus wie als wolle er ihr zuprosten. "Ich dachte, dass ich zerbrochen bin und nur einen Arm habe, wäre Hinweis genug", erwiderte er patzig, schlug die eine Gelegenheit aus, die er bekommen hatte, sich alles von der Seele zu reden, restlos alles loszuwerden. Darken starrte mit verschlossenem Blick auf das Feuer. Er war nicht der Typ, der gerne redete, der alles offen vor sich legen mußte. Minan war derjenige, der das Angebot angenommen hätte, er nicht.
Es schien so, als würde er überhaupt nichts mehr sagen ehe er doch noch zwei Wörter sagte.
"Rot Schwarz." Seine tiefdunklen Augen sahen in die ihren, nur einen flüchtigen Herzschlag lang. "Das waren meine Juwelen."
Und sie würde ahnen, was das bedeutete. Wie viel, wie wahnsinnig viel notwendig war um so jemanden zu brechen. Er trank noch etwas Wasser, leckte sich langsam über die Lippen.
So viel dazu, dass er ein verwöhnter Bengel war.
Er wäre gerne so gewesen...
Benutzeravatar
Liasanya
Heilerin
Heilerin
Beiträge: 439
Registriert: Fr 11. Nov 2022, 19:39

Re: Regen

Beitrag von Liasanya »

Sie lachte leise. "Dazu bin ich wohl nicht Optimist genug, dass ich das Glas immer voll sehe. Aber es ist schon so, dass es sehr viel braucht, bis ich die Hoffnung aufgebe. Dazu bin ich zu sehr eine Kriegerin." Amüsiert nahm sie einen Schluck Wasser. Sie fand das Sitzen vor dem Kamin gerade recht gemütlich, obwohl der Boden nicht sonderlich bequem war. Das Flackern der Flammen hatte etwas hypnotisches.

So schreckte sie innerlich auch hoch, als er ihr wieder einmal patzig antwortete. Doch davon zurück schrecken tat sie. Lia sah nur zu ihm hinüber. Nachdem er ihr sowas wie zugeprostet hatte, starrte er verschlossen in das Feuer. Er sah schon unglaublich gut aus, auch wenn er noch so jung war und noch nicht die Züge eines erwachsenen Mannes hatte. Doch seine Jugend, seine sanften Gesichtszügen, die schon fast feminin wirkten, hatten so seine ganz eigne Anziehungskraft. Dennoch wirkte er in seinen dunklen Phasen so unglaublich alt und erwachsen.
"Das alles könnte in einem einzigen Unfall passieren können", meinte sie leise. "Das habe ich nicht gemeint und ich glaube, du weisst das genau."

Weiter drang sie aber nicht in ihn, sondern nahm sich einfach nur einen weiteren Schluck Wasser. Nun war das Glas definitiv leer. Aber auf einmal sprach Minan doch von alleine weiter. Zuerst verstand sie nicht und sah ihn fragend an. Seine dunklen Augen blickten für einen Herzschlaglang in die ihren. Dann erklärte er sich und sie erschauderte sichtlich. Danach schwieg sie erst einmal und versuchte sich vorzustellen, was dazu nötig war. Sie sah wie er seine Lippen benetzte, wusste dass es anziehend war, war aber gerade gar nicht davon angesprochen.

"Es ist so einfach eine junge Hexe zu zerbrechen", meinte sie schliesslich nach einigem Schweigen leise. "Etwas schwerer wird es, wenn sie dunkle Juwelen hat und normalerweise hat sie in deinem Alter noch nicht einmal ihr Aufstiegsjuwel. Das verleiht die Dunkelheit doch meist nur dann so früh, wenn es dringend benötigt wird. Ich habe meines erst mit zwanzig bekommen, Eoshan mit achtzehn. Dennoch kann ein starker Speer eine solch dunkle Hexe leicht zerbrechen."
Sonderlich klar drückte sie ihre Gedanken wohl nicht aus. "Einen jungen Mann kann man nicht so einfach zerbrechen. Männer schützen, sie können viel ertragen, mit dunklen Juwelen erst recht." Ihr süsser, nervender, verwöhnter Bengel. "Du hast dich nicht verausgabt und dabei selbst zerbrochen oder? Es war kein Umfall."
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11

Re: Regen

Beitrag von Darken »

Stille füllte den Raum, Darken vermutete schon, dass er Lia mit seiner Antwort gehörig aus dem Konzept gebracht hatte. Vielleicht würde sie jetzt das Thema wechseln oder sie würden sich nun bis zum Abendessen anschweigen. Doch schließlich ergriff sie doch wieder das Wort. Vorhin hatte sie ihm noch erklärt, sie hätte gedacht, ihm wäre dies in einem schrecklichen Unfall passiert. Jedenfalls nahm der Prinz an, dass sie so gedacht hatte. Er schwieg auch noch, als die Heilerin anfing zu erzählen wie junge Hexen brachen, wie leicht beziehungsweise schwer es war und dass es ungewöhnlich wäre, wenn eine Hexe in seinem Alter ihr Aufstiegsjuwel hatte. Das geschah normalerweise nur, wenn es dringend benötigt würde.
Bei den Worten, knirschte Darken leicht mit den Zähnen. Oh ja, es war dringend benötigt worden. Aber hatte es ihm etwas genutzt? Man hatte ihm nie einen Funken beigebracht wie man die Kunst anwendete, Hexe hatte trotzdem unter den Orgiengästen gewütet, viele waren damals gestorben, aber er war so geschwächt gewesen, die immense Kraftanstrengung hatte an seinem Körper gezehrt. Und am Ende hatten sie ihn doch wieder eingefangen, er erinnerte sich daran wie heftig er sich gewehrt hatte als sie ihm den Ring anlegten. Sie hatten mehrere Männer dazu gebraucht und nicht jeder hatte es überlebt.
Aber schließlich hatte man ihn unterworfen und sein Leben war nur noch schlimmer geworden, denn Talian hatte ihn mehr als sonst gefürchtet.

Lia war bei ihrer Erklärung dabei angekommen, dass man einen jungen Mann nicht so leicht zerbrechen konnte. Männer, gerade mit dunklen Juwelen, könnten sehr viel vertragen. Zum Schluß fragte sie ihn, ob er sich selbst zerbrochen hätte, weil er sich zu sehr verausgabt hätte. Aber es klang mehr nach einer rhetorischen Frage.
"Du weißt doch schon längst, dass das nicht der Fall war", antwortete er leise, dann brach jedoch urplötzlich sein Zorn wieder aus ihm heraus, er funkelte die Heilerin wütend an, neigte sich etwas vor. "Und nein, ich war nicht leicht zu zerbrechen! Ich habe gekämpft, sehr lange Zeit. Jeder andere wäre schon längst eingeknickt." Warum hatte er nur das Gefühl, sie würde ihm Vorwürfe machen? Vielleicht weil er das selbst sich gegenüber tat. Am Ende war er ja doch nicht stark genug gewesen, hatte versagt... und er wollte nicht schwach sein.
So hatte er den Drang sich ihr gegenüber zu verteidigen und zu rechtfertigen. "Ich will dich mal sehen, wenn du jahrelang-", er hielt abrupt inne, merkte wie viel er schon ungewollt preisgegeben hatte. Der Prinz trank sein Wasser rasch aus, erhob sich unruhig, stellte das Glas auf der Anrichte ab. Ehe er es packte und in seiner Wut heftig gegen die nächste Wand warf, wo es in Scherben zerbrach. Seine Schultern zitterten, er blickte zu den Glasscherben, fühlte sich jeden verdammten Tag wie diese Scherben auf dem Boden. Hilflos. Zerrissen.
Darken hatte das starke Bedürfnis die Hütte zu verlassen, Lia wieder auszuweichen, doch draußen war es kalt, regnerisch und stürmisch. Aber noch mehr von diesem Thema und er würde es entgegen seiner Vernunft tun.
"Lass mich einfach in Ruhe und hör auf mir diese scheiß Fragen zu stellen", stieß er knapp hervor, obgleich es nur zwei Fragen gewesen waren. Aber schon eine einzige Frage war zu viel. Es gab noch eine andere Fluchtmöglichkeit und so legte der Prinz sich auf das Bett, das verzerrte Reich lockte, doch noch blieb er einfach so liegen, baute so auch räumlich wieder Abstand zu der Heilerin auf.
Benutzeravatar
Liasanya
Heilerin
Heilerin
Beiträge: 439
Registriert: Fr 11. Nov 2022, 19:39

Re: Regen

Beitrag von Liasanya »

Ihre Worte riefen nur seinen Zorn wieder hervor. Doch es irritierte sie nicht. Es erschien ihr sogar gut, dass seinem Zorn freien Lauf liess. Er hatte so viel zu verarbeiten. Dinge, die sie sich gar nicht vorstellen konnte. Das musste doch irgendwie aus ihm heraus. Solange er damit niemanden verletzte. Sie konnte es aushalten, dass er tobte und das Glas an der Wand zerschellte. Nur was sie schade fand war, dass er sich so vor ihr zurück zog. Aber auch das war verständlich.

Umständlich erhob sie sich wieder, humpelte zu der Anrichte, nahm sich von da eine Holzschale, wankte mit der zu den Scherben, kniete sich hin und begann bedächtig die Splitter einzusammeln. "Das glaube ich dir gerne, dass du bis zum Umfallen und darüber hinaus gekämpft hast. Du kämpfst noch immer. Mir wäre nichts anderes in den Sinn gekommen", antwortete sie ihm ruhig. "Du willst wissen, wie ich wäre, wenn ich jahrelang gequält worden wärde? Ich weiss zwar nicht was du erlebt hast, doch ich kann mir gut vorstellen, dass ich nicht Jahre durchgehalten hätte. Ich kann mir ja noch nicht einmal vorstellen, dass ein Mensch dies einem anderen antut."

Nachdem sie alle möglichen Scherben eingesammelt hatte, ging sie wieder zu der Anrichte hinüber und stellte die Schale da ab. Dass sie sich dabei geschnitten hatte, ignorierte sie grösstenteils. Sie saugte nur behutsam an ihrem Finger, damit sie nicht das Kleid oder den Boden vollblutete.
Mit einem Messer, zwei Schalen und einigen Kartoffeln humpelte sie wieder zu dem Feuer und setzte sich auf den Schemel. Ihr Atem ging inzwischen wieder etwas keuchend. Sie bewegte sich wohl etwas zu viel, dafür dass sie erst gerade beinahe gestorben wäre. Doch sie brachte es bald wieder unter Kontrolle. Dann begann sie leise vor sich hinzusingen, während sie geschickt und ruhig die Kartoffeln schälte. Es war ein einfaches Lied über Kinder, die es liebten so allerlei Unfug anzustellen.
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11

Re: Regen

Beitrag von Darken »

Schweigen stellte sich wieder ein, er lag nur da und schloss die Augen, wollte das alles nicht mehr sehen. Dafür hörte er jetzt überdeutlich Lias Stimme und dass sie ihm glaubte wie sehr er gekämpft hätte. Ihre Stimme war ruhig, sie klang nicht entsetzt oder als bedaure ihn besonders. Gut. Darken sagte nichts dazu, dass die Heilerin sich nicht vorstellen konnte, dass ein Mensch einen anderen jahrelang quälen konnte. Sei froh, dachte der Prinz, sei froh.
Er hörte ihre Schritte in der Hütte, wußte aber nicht was sie tat und es war ihm grad auch egal, er war zu beschäftigt damit, sein aufgewühltes Gemüt wieder zu beruhigen. Sehr wohl hörte er aber Lias keuchenden Atem und dann das Geräusch wie sie Kartoffeln schälte. Erst später gesellte sich dazu ein Lied, das sie plötzlich sang. Es war mehr dieses Lied, das Darken beruhigte und ihn dazu brachte seine Augen wieder zu öffnen und stumm zu ihr hinüber zu schauen.
Das Lied war ihm unbekannt, er kannte ja auch keine Kinderlieder, trotzdem löste es irgendetwas in ihm aus und er wußte nicht, ob ihm das gefiel.

Während er Lia so beim Kartoffelschälen betrachtete, überlegte der Prinz, ob er nicht sagen sollte, dass er nicht der einzige Splitter war, der diesen Körper beherbergte. Doch das hätte nur noch mehr Fragen hervorgerufen und dazu war er noch nicht bereit.
"Lia?", fragte er nach einer Weile und nachdem er sich wieder etwas gefangen hatte, "Erzählst du mir etwas? Von... deiner Familie oder deiner Kindheit..." Vielleicht hatte ihn das Lied auf diese Bitte gebracht, doch im Grunde wußte er nichts von dem Leben normaler Familien und ein Teil von ihm war neugierig. Außerdem würde es das Thema hoffentlich von ihm weglenken auf sie. "Wie war es so, hier aufzuwachsen?"
Er schwieg noch ein bißchen, doch es wirkte so, als wolle er noch etwas sagen, was er nach einigem Ringen dann auch tat. "Du hast übrigens auch eine schöne Stimme." Darken erinnerte sich daran, dass sie ihm deswegen einmal ein Kompliment gemacht hatte. Zu der Stelle hinüberblickend wo das Glas zerbrochen war, stellte er fest, dass Lia die Scherben aufgesammelt haben mußte.
Benutzeravatar
Liasanya
Heilerin
Heilerin
Beiträge: 439
Registriert: Fr 11. Nov 2022, 19:39

Re: Regen

Beitrag von Liasanya »

Sie lächelte verstohlen, als er sie fragte, ob sie ihm von ihrer Kindheit hier erzählen würde. Er war so jung. Lia konnte sich gut vorstellen, weshalb er danach fragte. Das würde sie ihm gerne schenken. Noch während sie nach den Worten suchte und weiter die rythmische Bewegung des Kartoffelschälens machte, kam es ihr so vor, als wolle Minan nocht etwas sagen. Deswegen schwied sie auch noch etwas und tatsächlich machte er ihr gleich darauf ein süsse Kompliment.

Die Heilerin sah nicht zu ihm hinüber, sondern konzentrierte sich weiter auf ihre Arbet. "Danke", meinte sie sanft. "Ich singe sehr gerne. Es ist schön zu wissen, dass ich damit nicht die Ohren meiner Mitmenschen quäle." Sie untebrach sich noch einmal, um einen geeigneten Anfang zu finden.
"Hier aufzuwachsen war wunderschön. Es gab so viele Abenteuer, so viel zu entdecken. Eigentlich gibt es das immer noch, aber damals war das anders. Als Kind sieht man alles noch anders. Gemeinsam bin ich mit meiner Schwester über die Hängebrücken getollt. Wir haben jeden Winkel der Stadt untersucht. Salea ist drei Jahre älter als ich. Neugierig bin ich ihr immer hinter her gelaufen. Natürlich waren wir nicht die einzigen Kinder. Wir haben mit den anderen kleine Boote gebaut und sie auf einem Fluss oder See fahren lassen, haben fangen und verstecken gespielt. Von meinen Eltern habe ich vieles ganz spielerisch gelernt. Wie man kocht, sich anschleicht, fallen stellt, sich abrollt, mit der Kunst umgeht. Später bin ich dann auch zur Schule gegangen. Erst eine ganz normale wo man Schreiben, Lesen und Rechnen und so lernt. Aber später erhielt ich auch noch eine Ausbildung zur Heilerin. Das hat mir sehr Spass gemacht, auch wenn es manchmal sehr harte Arbeit war. Doch dadurch konnte ich ein tiefsitzendes Bedürfnis in mir befriedigen."
Lia lachte leise auf. "Ich weiss noch genau, wie untröstlich ich war, als Salea zu den Waldläufern ging, um sich von ihnen ausbilden zu lassen. Ich habe geweint und getobt und wollte ihr heimlich folgen. Natürlich hat mein Vater mich erwischt und mich davon abgehalten. Er ist ja selber einer. Meine Eltern haben mich getröstet und waren sehr geduldig. Drei Jahre später bin ich dann auch zu den Waldläufern gegangen. Es war eine sehr eindrückliche Zeit so viel über Dea al Mon zu lernen. Aber irgendwann sind wir dann wieder nach Hause gegangen. Waldläufer leben meist recht zurück gezogen. Sie wissen einfach nicht zu feiern. Etwas, was Salea und ich sehr gerne tun. Na ja, das haben wir dann auch einige Jahre getan, ohne jedoch unsere Pflichten zu vernachlässigen. Schliesslich war es für mich wieder an der Zeit was neues kennenzulernen und mich weiter zu entwickeln. Da hier in Faolchur gerade eine neue Königin zur Provinzkönigin wurde, dachte ich mir, ich komme sie mal besuchen, vielleicht brauchte sie ja Hilfe. Neugierig wie ich bin. Na ja und Eoshan brauchte Hilfe und so blieb ich ihr. Es stimmt so. Ich habe noch in den ersten Minuten meiner Ankunft hier gemerkt, dass ich nicht die einzige hier bin, die gerne anderen Streiche spielt. Eoshan kann ja ganz schön frech sein."
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11

Re: Regen

Beitrag von Darken »

Er lauschte ihr aufmerksam, aber schweigend, unterbrach sie nie. Darken versuchte sich vorzustellen wie es war als normales Kind aufzuwachsen, ohne eine Aufgabe oder einen Zweck zu haben, einfach nur zu spielen und sich mit den kleinen Sorgen herumplagen, wie ein aufgeschürftes Knie oder ein kaputt gegangenes Boot.
Ob Lia wußte, warum er sie ausgerechnet danach gefragt hatte? Die Dea al Mon erzählte von ihrer Erziehung und später wie sie ausgebildet worden war, zunächst in einer Schule, später die Ausbildung zur Heilerin und danach eine zu einer Waldläuferin, auch wenn er erst bei ihrer Erklärung so richtig begriff was Waldläufer eigentlich waren. Schließlich endete ihre Geschichte damit wie sie an den Hof von Eoshan gekommen war. Darken fragte sich wie das war, wenn die Eltern einen trösteten und geduldig mit einem war. Er kannte das nur ein bißchen von seinem Vater zu dem er aber auch keine wirklich innige Beziehung hatte, er war nicht mit ihm aufgewachsen.
"Klingt toll...", rang er sich ab, das tat es ja wirklich und er mußte sich bemühen nicht wieder Wut zu verspüren, weil Talian ihm das alles nicht gegeben hatte. Es schmerzte, erst jetzt richtig mitzubekommen was er überhaupt verpasst hatte. Darken fragte sich, ob er später je eigene Kinder haben würde und ob er fähig wäre, ihnen Nähe und Liebe und all das zu geben. Wenn er ehrlich war, er wußte es nicht, er wußte nichtmal, ob er überhaupt irgendjemanden Nähe und Liebe geben konnte. Wozu sollte er auch? Am Ende wurde man nur enttäuscht und verletzt. Talian hatte ihn so oft hereingelegt, dass er schließlich niemanden mehr getraut hatte. Nichtmal sich selbst.

"Ich hab auch Geschwister", sagte er dann, "Halbgeschwister, eine Schwester und zwei Brüder. Ich glaube, sie sind ganz nett." Darken pausierte kurz. "Ich hab sie nur einmal getroffen. Sie leben bei meinem Vater in Scelt." Der auch denkt, ich wäre tot. Mehr wußte er nicht zu sagen, denn von seiner eigenen Kindheit wollte er nun wirklich nicht anfangen.
"Was meinst du, können wir morgen aufbrechen?", fragte er die Heilerin, Ihre Lunge war ja geheilt, blieb nur noch das Problem mit ihrem Knöchel. Darken lauschte auf den Regen. "Wenn der Sturm hoffentlich nachlässt..."
Und wenn sie dann erstmal zurück in der Stadt waren, konnten sie jeder wieder ihre eigenen Wege gehen. Wozu brauchte er ihren Unterricht? Minan war derjenige, der sich dafür interessierte, nicht er. Er wollte kämpfen. Wo er ihr zwangsläufig auch begegnen würde. Die verdammte Stadt war schlichtweg zu klein, um jemanden effektiv aus dem Weg gehen zu können.
Benutzeravatar
Liasanya
Heilerin
Heilerin
Beiträge: 439
Registriert: Fr 11. Nov 2022, 19:39

Re: Regen

Beitrag von Liasanya »

Minan schien ganz mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt zu sein, mit seiner eigenen Kindeheit. So dauerte es etwas, bis er sich ein mageres 'klingt tollt' abrang. Dazu nickte sie nur sacht. Ja, sie liebte ihr Leben und genoss es in vollen Zügen. Minan hingegen musste jetzt wohl damit klar kommen, was er alles verpasst hatte. Aber er wollte ihr Mitleid ja nicht, deswegen sagte sie auch nichts. Obwohl es eigentlich kein Mitleid war sondern Anteilnahme. Doch der junge Prinz schien das dauernd zu verwechseln.

"Wie heissen denn deine Geschwister?", fragte sie stattdessen ehrlich interessiert. Die Kartoffeln waren inzwischen fertig geschält und sie hielt ihre feuchten Finger an das Feuer, um sie zu trocknen. "Kommst du denn mit deinem Vater nicht klar, dass du nicht bei ihm in Scelt geblieben bist?"
Seine Frage liess sie nach dem Sturm lauschen. Es hörte sich gerade so an, als ob es nur noch winden und nicht mehr regnen würde. Sie sollte die Möglichkeit wohl ergreifen, um kurz nach drausen gehen, bevor es wieder zu regnen anfing.
"Ich weiss es nicht", antwortete sie schliesslich schulterzuckend. "Vielleicht." Noch eine Nacht Erholung uns sie konnte ihren Knöchel heilen. Sie würde einfach sehr vorsichtig gehen müssen. Nur geriet sie so schnell ausser Atem. Jedem anderen Patienten hätte sie verboten mit angeknacksten Rippen, Kopfverletzung und schwachem Knöchel eine Tagesreise durch den Wald zu machen. Doch sie konnten nicht ewig hierbleiben und Minan schien sich zunehmend unwohl hier zu fühlen.
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11

Re: Regen

Beitrag von Darken »

Lia sagte zum Glück nichts zu seinem Kommentar, fragte ihn dann aber nach seinen Geschwistern, was Darken sich selbst erstmal wieder ins Gedächtnis rufen mußte. "Also mein älterer Bruder ist achtzehn und heißt Hagen. Mein jüngerer Bruder ist dreizehn und heißt Tarek." Er lächelte. "So wie der Schriftsteller. Kennst du Tarek LaCroix? Er schreibt irgendwelche Schundromane über den Adel. Er hat mich in Hayll unterrichtet", verriet er, "Und meine Schwester heißt Mabh und ist fünfzehn, sie ist eine Hexe. Meine Brüder sind Krieger."
Die Frage, warum er nicht bei seinem Vater lebte, war schon etwas schwerer zu beantworten. Der Prinz setzte sich wieder auf, bemerkte, dass Lia mittlerweile mit dem Kartoffelschälen fertig war. "Ich kenn ihn noch nicht so lange... außerdem züchtet er Hunde und ich kann Hunde und Wölfe nicht ausstehen." Er blickte zur Seite, erklärte sich aber nicht genauer. "Es ging einfach nicht, okay? Außerdem hält er mich mittlerweile eh für tot." Der Prinz sagte es so daher, als kümmre es ihn nicht besonders, aber er wollte das einfach nicht genauer ausführen.

Seine eigene Frage, ob sie morgen endlich gehen könnten, vermochte Lia nicht genau zu beantworten, sagte nur vage vielleicht ginge es. Kritisch blickte er die Heilerin an. Noch zwei weitere Nächte eingepfercht mit ihr in dieser Hütte und er würde durchdrehen. "Was glaubst du, wie weit ist es bis zur Stadt? Ich weiß nicht wie weit uns der Fluss mitgerissen hat", bemerkte er. Dunkelheit, er wollte hier nur noch weg. Es ging nicht gegen Lia, allein wegen der Situation quasi eingesperrt zu sein mit einer Frau und dann auch noch das Bett mit ihr zu teilen. "Wenn ich die Richtung wüßte, könnte ich loslaufen und Hilfe holen." Mittlerweile war Lia ja nicht mehr akut in Gefahr, also zog dieses Argument nicht mehr.
Benutzeravatar
Liasanya
Heilerin
Heilerin
Beiträge: 439
Registriert: Fr 11. Nov 2022, 19:39

Re: Regen

Beitrag von Liasanya »

Sie schüttelte den Kopf. Nein, sie kannte diesen Tarek LaCroix nicht. Von Hayll kam selten etwas bis nach Dea al Mon. Da war die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schundroman, wie Minan ihn nannte, über den Adel, was es in Dea al Mon sowieso nicht so gab, bis hier her gelangte relativ klein. Auch wenn die Bibliothek am Hof recht gross war und immer weiter wuchs.

Bei seinem Vater blockte Minan dann jedoch wieder ab. Sie kannten sich aus irgend einem Grund noch nicht so lange und der Prinz konnte Wölfe und Hunde mehr als nicht ausstehen, wenn er deswegen nicht bei seiner Familie sein wollte. Ob ihn einmal ein Hund angefallen hatte? Das würde seine Abneigung erklären. Doch sie sagte nichts dazu. Lia warf Minan nur einen betroffenen Blick zu, als dieser so nebenbei sagte, dass sein Vater ihn inzwischen für tot hielt. Das war ja grausam. Für Beide. Für Minan und seinen Vater.

Seinen kritischen Blick, nachdem er sich aufgesetzt hatte, mochte sie hingegen gar nicht. Sie gab sich alle Mühe rasch wieder gesund zu werden, verausgabte sich dabei selber und er konnte gar nicht schnell genug von ihr wegkommen. Wie damals, als sie Sex gehabt hatten. Unwillkürlich kam die ganze Bitterkeit der vergangenen Wochen wieder hoch und sie fuhr ihn aufgebracht an. "Diese Hütten wurden im Abstand von ungefähr einem Tagesmarsch gebaut. So weit ist es auch noch bis zur Stadt und zwar in genau die Richtung." Sie streckte den Arm entsprechend aus und erhob sich abrupt. "Du kannst also gerne losgehen und wieder das Weite von mir suchen", fauchte sie aufgewühlt, humpelte zur Tür und riss sie auf.

Sofort packte der Wind ihr Kleid und ihr Haar, zerrte daran und spielte damit. Doch das war ihr egal. Wütend trat sie nach draussen und schmetterte die Tür hinter sich zu. In einem entfernten Winkel war ihr durchaus bewusst, dass sie jetzt gerade unfair zu Minan gewesen war und dass ihre körperliche Schwäche sehr an ihrer Selbstbeherrschung zehrte. Aber sie hatte nun gar keine Lust sich mit ihm zu versöhnen und hangelte sich stattdessen fluchend die Strickleiter hinunter. Wie sie vorhin richtig gehört hatte, regnete es gerade nicht und so nahm sie die Gelegenheit war, sich etwas abseits zu erleichtern. Anschliessend humpelte sie wieder zu dem Baum mit dem Haus zurück. Bevor sie sich allerdings wieder an den Aufstieg machen konnte, blieb sie schwer atmend an dem Baumstamm gelehnt stehen. Dunkelheit. Sie war nach so wenigen Schritten so erschöpft. Wie sollte sie nur morgen den Rückweg schaffen. Verflucht ungeduldiger Prinz. Mit zitternden Knien rutschte sie dem Stamm entlang hinunter. Sie musste sich erst noch etwas ausruhen.
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11

Re: Regen

Beitrag von Darken »

Anscheinend nahm Lia es ihm übel, dass er so schnell wie möglich hier weg wollte. Und sie nahm es persönlich. Genau das was er nicht gewollt hatte, doch die Heilerin fuhr ihn an, sie wären noch einen Tagesmarsch entfernt, zeigte ihm dann die Richtung und fauchte gleich, jetzt wo er das wüßte, könnte er ja losgehen und wieder das Weite suchen.
Erst einmal sah es aber so aus, dass Lia diejenige war, die das Weite suchte, sich erhoben hatte, zur Türe humpelte und sie aufriss. "Kannst du mir jetzt mal verraten warum du so wütend bist?!", fauchte er aufgebracht zurück, aber da war die Dea al Mon schon nach draußen verschwunden, schlug die Türe so heftig zu, dass es laut krachte. Darken blickte zornig zu eben jener Türe. Dunkelheit, die Frau war so unmöglich! Warum verstand sie alles falsch? Warum regte sie sich noch deswegen auf, weil er nach ihrem Sex gegangen war? Darken war es lieber, wenn sie das einfach komplett vergessen könnten, es nie mehr erwähnen, aber Lia mußte es ja immer wieder anschneiden, immer wieder zu ihm kommen und darüber reden. Reden, reden, reden. Das war alles was sie konnte. Je weiter er in diesen Kreisen dachte, desto wütender wurde er.
Vielleicht sollte er wirklich einfach gehen. Er hasste diese verfluchte Situation, fand sie das etwa toll hier mit ihm zu sein?

Darken erhob sich vom Bett, seine Stiefel waren wieder trocken, da er sie ja über Nacht an den Kamin gestellt hatte und so zog er sie grummelnd und knurrend an. Sollte sie doch sehen wie es ihr erging, wenn er nicht mehr da war. Dann konnte sie von ihm aus ruhig die Wand anschreien, vermutlich war die gesprächiger als er selbst.
Er riss die Türe auf und der Wind blies ihm sofort entgegen. Mit dem festen Vorhaben in die Richtung zu gehen, die Lia ihm gedeutet hatte, kletterte er die Strickleiter herunter, dabei leise vor sich hinfluchend und warum Lia immer alles falsch verstehen mußte und dass nicht er sondern der Tänzer schuld an allem wäre und sie das nie kapieren würde, weil sie ja so unglaublich beschränkt war.
Dann war er unten am Boden angekommen und stolperte beinahe über die Dea al Mon, die zitternd neben der Leiter am Boden hockte. Darken blickte sie verblüfft an.
"Was machst du denn hier?" Er hatte gedacht, sie würde hier vielleicht irgendwo in der Nähe wütend herumstapften. Der Wind riss an seiner Kleidung und seinen schwarzen Haaren, die Strähnen ragten ihm wild ins Gesicht. "Warum fährst du mich eigentlich so an, wenn ich Hilfe holen will?", fragte er sie zornig, "Es geht doch verdammt nochmal nicht darum, dass ich weg von dir will, sondern dass ich wen holen will, der dir helfen kann. Kapierst du das überhaupt? Und entschuldigung, dass ich nicht sonderlich erbaut darüber bin, mit dir die ganze Zeit in dieser verfluchten Hütte zu hängen und im gleichen Bett zu schlafen und alles. Tschuldigung, dass ich es war, der dich aus dem Fluss gezogen hat und nicht jemand anderer mit dem du jetzt sicher viel mehr Spaß hättest haben können und ein richtig tolles ausführliches Gespräch, das dir die Zeit vertreibt. Aber ich bin leider nicht da um dich zu unterhalten oder auch nur irgendetwas für dich zu tun! Bitte vielmals um Verzeihung", äffte er und hatte sich so ziemlich in Rage geredet.
Benutzeravatar
Liasanya
Heilerin
Heilerin
Beiträge: 439
Registriert: Fr 11. Nov 2022, 19:39

Re: Regen

Beitrag von Liasanya »

Der Sturm tobte zu laut, als dass sie gehört hätte, wie Minan die Strickleiter nach unten geklettert war. Dafür spürte sie um so deutlicher, wie er beinahe über sie stolperte. Hastig sprang sie auf, verzog kurz vor Schmerz das Gesicht und fauchte: "Pass doch auf wo du langtrampelst."

Sie musste sich an der Strickleiter festhalten, um nicht umzufallen. "Ich warte darauf, dass du mir den Weg freimachst, damit ich wieder nach oben klettern kann. Hat ja lange genug gedauert, bis du hier unten angekommen bist", fauchte sie nach seiner ersten Frage wütend zurück. Im jetzt gegenüber einzugestehen, dass sie erschöpft war und sich hatte ausruhen müssen, brachte sie gerade einfach nicht fertig.

Er hingegen kannte gerade gar keine Hemmungen sie zornig und zynisch anzufahren und sie mit so allerlei versteckten Vorwürfen zudeckte. "Ach ich vergass", erwiderte sie hönisch. "Stimmt ja, du übernachtest nie bei einer Frau, die du gefickt hast. Und jetzt musstest du es trotzdem tun, weil sie so dumm war in den Fluss zu fallen. Grosszügig wie du bist, hast du sie natürlich selber gerettet, anstatt jemand anderem bescheid zu geben. Doch jetzt erwartet diese anmassende Frau auch noch genügend Zeit zu haben, um wieder richtig gesund zu werden, damit sie nicht nach den ersten hundert Metern vor Erschöpfung zusammenbricht. Aber damit nicht genug, nein sie wagt es neben dem Schwachsein auch noch besorgt zu sein, dass du dich verirrst. Es ist zwar recht, wenn sie auf all deine Fragen antwortet, aber wehe sie stellt einmal selber eine. Zudem besitzt sie auch noch die Frechheit wissen zu wollen, weshalb sie einfach so beiseite gestossen wird, nachdem du deinen Spass gehab hast." Dabei hatte sie es vorhin wirklich ernst gemeint, als sie sich bei ihm bedankt hatte.
"Steck dir deine Entschuldigungen sonst wo hin Minan", fuhr sie ihn frustriert an. "Ich brauche sie nicht. Ich brauche auch deine Hilfe nicht mehr. Alles was ich brauche ist etwas Ruhe und Erholung. Doch das scheinst du mir ja nicht zu gönnen."
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11

Re: Regen

Beitrag von Darken »

Lia fuhr ihn genauso zornig an, meinte, sie hätte hier nur gewartet, dass er den Weg frei mache und das hätte ja lange genug gedauert. Es tat weh, mehr als sie vielleicht wußte, und so weckte es nur weiter seine Aggresivität. "Entschuldigung, dass der Krüppel so lange braucht, um eine simple Strickleiter runterzuklettern!", entgegnete er barsch. Die Dea al Mon war aber noch nicht fertig mit ihren Anschuldigungen, inzwischen hatte sie sich an der Leiter festgehalten. Sie warf ihm all ihren Frust an den Kopf, sein eigenes Gesicht rötete sich langsam vor Zorn, seine Schultern bebten. Lia verteidigte sich nicht nur, nein, sie griff ihn auch noch an, warf ihm vor, sie müsse all seine Fragen beantworten und er würde im Gegenzug bei jeder Frage von ihr ausrasten. Zynisch sprach sie von sich in der dritten Person und dass sie ja die Frechheit besaß wissen zu wollen, warum sie so weggestoßen worden war, nachdem er seinen Spaß gehabt hatte.
Schon da wollte er zurückschreien, aber sie fuhr fort mit ihrer Litanei und meinte dann, sie bräuchte seine Entschuldigungen und auch seine Hilfe nicht, er würde sie auch nicht in Ruhe lassen.
"Ich hab meinen Spaß gehabt?!", rief er aufgebracht und erregt, "Tu nicht so als wärst du das Opfer hier! Du hast es doch genossen es von mir besorgt zu bekommen. Aber ich wollte das nie! Nicht so." Er versuchte ihr etwas begreiflich zu machen was er selbst kaum begriff und nicht wußte wie er es in Worte fassen sollte.

"Ich.. ich wollte dich küssen und berühren und all das. Aber nicht alles auf einmal an einem einzigen verdammten Tag!", fluchte er, "Es sollte Bedeutung haben. Und jetzt war es einfach nur billiger scheiß Sex, irgendeine schnelle Nummer. Ich wünschte, es wäre nie passiert, aber Zeit lässt sich dummerweise nicht zurückdrehen. Also hak die Sache endlich ab und hör auf mich damit zu nerven!" Darken blickte Lia schwer atmend an. "Ach ja, und wenn ich dich nicht weggestoßen hätte, hättest du es bei mir gemacht. Ich bin dir nur zuvorgekommen", zischte er, wandte sich ab und stapfte bebend vor Zorn in die Richtung wo es zur Stadt gehen sollte, während der Wind an ihm zerrte. "Und hör verdammt nochmal auf mich Minan zu nennen. Ich heiße Darken!" Bei den Worten drehte er sich nichtmal mehr um, er wollte - wie so oft bei ihr - einfach nur noch weg. Der Prinz realisierte erst jetzt wie sehr er in seiner Wut offenbart hatte wie verletzt er war. Im Grunde war er nicht wütend auf Lia, er war wütend auf sich selbst. Er hatte sich ihr annähern wollen, eben auf seine Art in seinem Tempo, er hatte versuchen wollen wie ein normaler Mensch zu werden, versuchen zu vertrauen, versuchen nicht nur Schlechtes in Nähe zu sehen. Aber all seine Versuche waren mit diesem verdammten Sex zunichte gemacht worden, weil er nie dazu gehören würde, weil er immer noch drauf konditioniert war beim Klang von Musik das zu tun wozu man ihn so oft gezwungen hatte. Wie ein verfluchter Hund der einem Ball hinterher lief, weil er nicht anders konnte. Egal mit wem, egal warum. Der Wind peitschte ihm ins Gesicht, machte das Vorankommen schwerer.
Benutzeravatar
Liasanya
Heilerin
Heilerin
Beiträge: 439
Registriert: Fr 11. Nov 2022, 19:39

Re: Regen

Beitrag von Liasanya »

Sie wollte schon wütend aufschreien, als er wieder mit dieser Krüppelmasche kam. Gut ihm fehtle ein Arm und das behinderte ihn bestimmt sehr. Doch sie hatte gesehen, wie er auch ganz gut so zurecht kam. Er wollte kein Mitleid, also sollte er auch nicht immer wieder damit ankommen, dass er ein Krüppel sei.

Seine wütende, erregte Antwort auf ihre Tirade, liess sie dann aber ernüchtert erstarren. "Aber ich habe dich doch gefragt, ob du es auch willst", meinte sie entsetzt. Das durfte doch nicht wahr sein. "Du hast doch mich verführt."

Die folgenden Worte liessen sie sich schrecklich fühlen. Es klang so, als hätte sie ihn vergewaltigt und ihn anschliessend wie ein feuchtes Handtuch fortgeworfen. Wäre sie nicht so schockiert über diese Vorstellung gewesen, wäre sie wohl wütend über seine Vorwürfe geworden und dass er ihr so etwas unterstellte. So starrte sie ihn nur fassungslos an und flüsterte: "Es war kein billiger Sex. Es war wunderschön und ich hätte dich nicht fort gestossen. Wieso ziehst du es so in den Schmutz?"

Aber Minan hörte ihr gar nicht zu, sondern stapfte zornig in den Wald hinein. Entsetzt sah sie ihm nach. Konnte es wirklich sein, dass sie zu weit gegangen war? Auch wenn er sich meist recht erwachsen verhielt, so war er doch noch recht jung. Sein Körper hatte genau gewusst, was er tun musste, um den ihren zum singen zu bringen und ihm hatte es ebenfalls sehr gefallen. Darin konnte er sie nicht täuschen. Aber vielleicht war er innerlich noch nicht soweit gewesen. So gesehen war sie wohl doch zuweit gegangen und Übelkeit stieg in ihr hoch. Dunkelheit, das durfte nicht wahr sein.

Kurz entschlossen rief sie mit dem bisschen Kraft, die ihr noch geblieben war, ihre Stiefel von oben herbei, ihre Heilertasche und das Trockenfleisch. Etwas benutzte sie um ihren Knöchel zu stabilisieren und eilte so gut es ging Minan hinterher. Sie konnte ihn doch nicht so alleine in dem Wald umherirren lassen. Denn sie bezweifelte stark, dass er den Weg alleine finden würde.

"Darken", rief sie gegen den Wind an. "Bitte warte. Darken." Den pochenden Schmerz in ihrem Knöchel ignorierte sie und hoffte nur, dass sie ihn einholen konnte, da sie wusste wie man sich im Wald bewegte. Und tatsächlich machte sie bald darauf einen Schemen vor sich aus.
"Darken. Bitte." Verlucht, sie bekam fast keinen Atem. Aber schlieslich hatte sie ihn eingeholt und stellte sich ihm in den Weg. "Bitte. Ich werde dich gleich in die Stadt begleiten, Darken, aber bitte sag mir ob ich wirklich zuweit gegangen bin und mir etwas von dir genommen habe, was du mir nicht geben wolltest. Bitte sag mir ob ich tatsächlich deinen Widerspruch nicht gemerkt habe und wenn ja, dann sag mir, was du als Genugtuung forderst. Ich werde es dir geben."
Ihrer Stimme war anzuhören, wie sehr sie Angst hatte. Und zwar nicht Angst davor, was Minan von ihr fordern mochte, sondern davor, dass sie wirklich zu weit gegangen war. Auch wenn sie es auch kaum glauben konnte.
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11

Re: Regen

Beitrag von Darken »

Durch den Sturm und den heftigen Wind hörte er Lia nicht, vielleicht wollte er sie auch nicht genau hören, weil er viel zu beschäftigt mit seinen eigenen Gedanken waren. Er war noch nicht so weit in eine Richtung gegangen, vorbei an herabgestürzten Ästen, die der Sturm heruntergerissen hatte, als er die Dea al Mon wahrnahm und wie sie ihn mit Darken anrief und ihn bat stehen zu bleiben. Entgegen ihrer Bitte ging der Prinz noch ein bißchen schneller, aber er wußte im Grunde, dass er nicht vor ihr weglaufen konnte und dann hatte sie ihn auch schon eingeholt, stellte sich ihm in den Weg.
Keuchend und nach Atem ringend stand die Heilerin vor ihm, versprach ihm sogar, sie würde mit ihm in die Stadt gehen, wollte nur von ihm wissen, ob sie wirklich zu weit gegangen war, ob sie etwas gemacht hatte, was er nicht gewollt hatte. Wenn es so wäre, wolle sie ihm alles geben was er fordere, um ihm Genugtuung zu verschaffen. Darken blickte sie unbeweglich an, ließ durch nichts erkennen was er davon hielt. In Lias Augen stand dagegen Angst geschrieben, ob es so war wie sie befürchtete. Es wäre so einfach, ihr zuzustimmen, sie für all das büßen zu lassen was die anderen ihm angetan hatten. Sie zu quälen und zu erniedrigen so wie man ihn erniedrigt und gequält hatte. Man konnte in seinen Augen die aufkeimende Wut erkennen und dahinter, ansonsten gut verborgen, der Schmerz, den die Wut verdeckte. Er streckte die Hand nach ihr aus wie als wolle er sie erwürgen, doch bevor auch nur seine Fingerkuppen ihre Kehle berührten, ließ er den Arm wieder sinken.

"Nein, du hast keine Schuld...", setzte er dann matt an, "Du wußtest ja gar nicht was los ist." Wußte es auch jetzt nicht. "Du hast mir nichts weiter als eine Möglichkeit genommen." Nämlich die, sich ihr anzunähern. Das war jetzt dahin. Der Prinz wandte den Blick in die Richtung aus der sie gekommen war, die Hütte war noch nicht so weit entfernt. Und Lia atmete jetzt schon heftig und vermutlich tat ihr auch der Knöchel weh. Wahrscheinlich hätte sie sich auch noch halbtot hinter ihm hergeschleppt, verflucht, war die Frau stur.
"Mußtest du mir unbedingt folgen?", fragte er, sah sie wieder forschend an. "Und gibst du endlich Ruhe, wenn ich dir antworte?" Seiner Wut war fürs erste der Wind aus den Segeln genommen. "Und ich will trotzdem etwas von dir fordern. Nachdem ich es dir gesagt habe, gehst du zurück zur Hütte. Du bist in keiner Verfassung zurück zur Stadt zu gehen", entschied er. Das fehlte ihm gerade noch, dass sie irgendwo zusammenbrach und sie nichtmal mehr eine Hütte hatten, um sich vor den Sturm zu schützen.
Der Prinz bückte sich, hob einen langen dünnen Ast auf und zeichnete damit einen Kreis in die aufgewühlte Erde.
Dann zog er mit dem Ast wirre Linien durch den Kreis, zerschnitt ihn so unregelmäßig, willkürlich. Mit der Spitze des Astes tippte er in einen der so entstandenen Splitter. Lange Zeit passierte nichts, er starrte nur auf den zerschnittenen Kreis und seufzte dann, um sich durchzuringen, Lia zu sagen was los war.
"Das bin ich", sagte er, als der Wind kurz etwas ruhiger wurde. Die Astspitze landete bei einem gegenüberliegenden Splitter. "Und mit dem hier hattest du Sex. Wir beide... wir beide hatten nie Sex, wir hatten gar nichts. Wir streiten uns nur", bemerkte er leise und bitter, fast klang es so als bedaure er es. "Ich... hatte noch nie Sex", fügte er leiser hinzu, "Der freiwillig gewesen wäre. Unfreiwillig hatte ich weit mehr Sex als du Atemzüge verbraucht hast, um mich einzuholen und mir all diese scheiß Fragen zu stellen." Seine Schultern zitterten leicht, weil er innerlich so dermaßen aufgewühlt war. Der Zweig entglitt seinen Fingern, sank zu Boden. Mit den Füßen verwischte er rasch den Kreis, wollte es nicht mehr sehen.
Darken blickte halb zu Boden, ein Teil seiner Strähnen verdeckte sein Gesicht. Nein, er würde nicht weinen, er hatte noch nie geweint, er würde jetzt nicht damit anfangen. Dennoch atmete er rascher, man konnte spüren wie aufgebracht er war. Der Prinz straffte sich wieder, strich sich die Haare zurück.
"Hab ich mich schon verlaufen oder bin ich noch auf dem richtigen Weg zur Stadt?", fragte er die Heilerin, versuchte sich nichts anmerken zu lassen, erklärte nichts weiter. Er wußte nicht was er noch hätte sagen sollten. Hinterher nahm sie ihn noch in den Arm und versuchte ihn zu trösten, darauf konnte er echt verzichten.
Benutzeravatar
Liasanya
Heilerin
Heilerin
Beiträge: 439
Registriert: Fr 11. Nov 2022, 19:39

Re: Regen

Beitrag von Liasanya »

Seinen dunklen Augen war nicht anzusehen, was er dachte oder fühlte und es liess ihr Herz rasen. Doch dann war auf einmal die aufkeimende Wut darin zu erkennen. Ihr wurde übel. Sie hatte es tatsächlich getan. Wie hatte das nur geschehen können? Noch dazu so dass sie es überhaupt nicht merkte? Doch weshalb sollte er sonst so wütend sein und den Arm heben, um sie zu erwürgen. Unwillkürlich spannte sie sich an. Er wollte sie erwürgen. Das war sein gutes Recht. Doch sollte er es gleich jetzt tun wollen, würde sie sich dagegen wehren. Sie musste sich doch noch von ihrer Familie und ihren Freunden verabschieden. Aber dann liess er den Arm wieder fallen und sie atmete unwillkürlich erleicht auf. Doch erst seine Worte liessen sie wirklich weiter leben.

Sie grinste schief und nickte leicht. Natürlich hatte sie ihm folgen müssen. Wo es doch möglich war, dass sie so etwas schreckliches getan hatte. Ausserdem sollte er sich doch nicht im Wald verirren. Allerdings zuckte sie mit den Schultern. Sie wusste nicht, ob sie ruhe geben würde, wenn er ihr antwortete. Sie hatte sich immer wieder bemüht, ihm keine Fragen zu stellen, aber wirklich geklappt hatte es nicht.

Aufemrksam sah sie ihm zu, wie er den zersplitterten Kreis zeichnete. Anschliessend folgte nur Schweigen. Da sie nicht verstand, was er ihr sagen wollte, überlegte sie schon, ob sie ihn jetzt trotzdem fragen solle. Doch Minan fuhr dann von alleine leise fort und erzählte ihr mehr von seiner schrecklichen Wahrheit. Eisige Kälte kroch durch ihre Adern und eine imense Wut und Fassungslosigkeit breitete sich ihn ihr aus, als sie zu verstehen began.

Aber dadurch, dass er die Zeichnung anschliessend hastig verwischte, bemerkte sie sein Zittern und spürte wie aufgewühlt er war. Dass sie jetzt ausrastete konnte er bestimmt nicht gebrauchen und erst recht nicht ihr Mitleid. So beruhigte sie sich augenblicklich. Frauen des Blutes bewahrten und festigten. Männer kämpften.

"Da mich keine Schuld trifft, wie du selber sagst, schulde ich dir nichts und du hast kein Recht etwas einzufordern. Ich werde dennoch, wie du es gewünscht hast, auf eine deiner Forderungen eingehen", grinste sie frech und stemmte herausfordernd die Hände in die Hüften. "Entweder geh ich wie du es gefordert hast zurück zu der Hütte, oder ich werde dir sagen, welches der richtige Weg in die Stadt ist." Es hätte noch so vieles zu sagen gegeben und einiges wichtiges wollte sie tatsächlich noch loswerden. Doch das konnte noch warten, bis sie wieder in der Hütten waren.
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11

Re: Regen

Beitrag von Darken »

Darken war ein wenig überrascht, dass Lia seine Worte einfach überging, wie als hätte er nie irgendetwas gesagt. Vielleicht war das auch gut so, sie hatte anscheinend verstanden und wenigstens würde sie ihn nicht mehr mit Fragen, warum er einfach so gegangen war, nerven.
Dann aber bemerkte die Heilerin frech, sie würde ihm nichts schulden, jedoch auch so auf eine seiner Forderungen eingehen. Allerdings müßte er sich dazwischen entscheiden ob sie zurück zur Hütte ging oder ihm den Weg in die Stadt wies. Der Prinz sah sie noch etwas perplex an, verdrehte dann aber die Augen.
"Das ist keine wirkliche Wahl", beschwerte er sich, "Das weißt du genau. Du kannst nicht bis zur Stadt und ich kann ohne deine Wegweisung nicht dort hin." Darken machte eine einladene Geste Richtung Hütte. "Also... gehen wir zurück", gab er sich geschlagen, hatte gerade nicht die Kraft sich darüber aufzuregen. Über diese Entscheidung zu reden, half ihm wenigstens sich wieder etwas zu fangen und das Ganze etwas zu überspielen.

"Brauchst du Hilfe, soll ich dich stützen?", fragte er sie und ging langsamer neben ihr her. Zurück dieser verdammten Hütte. Der Prinz konnte nicht gerade sagen, dass ihm das gefiel. Aber vielleicht war es so besser. Der Sturm war sowieso sehr stark und er spürte einige Regentropfen.
"Verdammt, wir kommen hier nie weg", murrte er, als die Hütte in Sichtweite kam und Darken die Strickleiter hinaufklettern konnte, um danach Lia zu helfen. Dann waren sie zurück in der Hütte, der Prinz schloss die Türe. In seinen Haaren hingen ein paar verirrte Regentropfen. Es mußte Mittag sein.
Er wußte nicht was er noch sagen sollte, setzte sich an den Kamin, lehnte sich gegen die Truhe.
"Wenn das hier eine Hütte ist für Waldläufer und Jäger ist, was machen die dann den ganzen Tag hier?", fragte er entnervt, blickte nur kurz zu Lia auf. "Wie gehts deinem Knöchel?"
Benutzeravatar
Liasanya
Heilerin
Heilerin
Beiträge: 439
Registriert: Fr 11. Nov 2022, 19:39

Re: Regen

Beitrag von Liasanya »

Sie grinste nur noch breiter, als er sich beschwerte, dass dies keine wirkliche Wahl sei. "Ich weiss", meinte sie keck und war zufrieden, dass er einsah, dass sie lieber zu der Hütte zurück gehen sollten. Selbstzufrieden humpelte sie in die entsprechende Richtung. Von ihr aus, durfte ihn das auch gerne ärgern. Das lenkte ihn wenigstens von anderen Dingen ab.

"Ja gerne", meinte sie dann aber sanft, als er ihr anbot, sie zu stützen. Auf dem Rückweg spürte sie auch schon wieder einige Regentropfen. Sie hatten wirklich richtig entschieden. "Natürlich, kommen wir hier wieder weg", beruhigte sie ihn. "Und wenn wir bis dann alt und tattrig sind. Wir kommen hier wieder weg."

Diesmal schafften sie es etwas schneller nach oben, dennoch waren sie wieder recht erschöpft. Genau wie Minan setzte sie sich wieder ans Feuer um sich zu wärmen. "Na ja, er pocht etwas", antwortete sie belustigt über sein genervte Aussage. "Vielleicht kann ich mir nacher noch etwas linderndes zusammen mischen."
Sie sah sich in der Hütte um. Es sah hier ja schon irgendwie trostlos aus. "Na ja, normalerweise übernachten sie hier nur. Und wenn sie tatsächlich einmal von einem Unwetter in so einer Hütte Schutz suchen müssen, dann gibt es eigentlich immer etwas zu tun. Waffen zu reinigen, die Beute ausweiden und häuten oder sonst kann man auch miteinander plaudern, Würfeln oder auch Musik machen."
Unwillkürlich sah sie Minan fest in die Augen. "Ich finde übrigens überhaupt nicht, dass wir uns nur streiten. Gut wir tun es oft, das haben wir ja schon festgestellt, aber wie auch schon bemerkt haben wir manchmal sogar Spass daran. Aber wir haben auch schöne Momente. Damals, als du mir im Kräutergarten geholfen hast, oder bei Maldris und das Baden im Fluss war doch auch schön." Sie zählte nur Momente auf, von denen sie sicher war, dass Darken da bei ihr gewesen war.
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11

Re: Regen

Beitrag von Darken »

Er wollte eigentlich nicht in der Hütte leben bis er alt und tattrig war, doch der Prinz sah ein, dass sie noch mindestens eine Nacht hier bleiben mußten, vielleicht sogar zwei. Hoffentlich konnten sie irgendwann Eoshan oder jemand anderen erreichen. Die Heilerin antwortete ihm, ihr Fuß würde zwar pochen, doch es schien nicht ganz so schlimm zu sein.
"Ich kann dir helfen wenn du willst", bot er ihr an, als sie überlegte, nachher eine lindernde Salbe oder etwas in der Art zusammenzumischen. "Ist ja nicht so als gäbe es hier irgendetwas zu tun." Darken zog langsam seine Stiefel wieder aus, stellte sie neben den Kamin. Währenddessen berichtete die Dea al Mon ihm, was Jäger hier so machten und der Prinz verzog das Gesicht.
"Keine Musik", entschied er sofort, "Sie ist schuld daran, das passiert ist was passiert ist." Weiter wollte er sich nicht erklären. "Und Würfeln?" Geschmeidig erhob er sich, nahm zwei Würfel vom Sims. "Fünf und vier." Er warf, die beiden Würfel klickerten über den Holzboden, blieben bei fünf und vier stehen. "Eins und fünf." Darken wiederholte das Spiel und wieder zeigten die Würfel die Augenanzahl. Der Prinz legte die Würfel beiseite. "Hab nie verstanden was daran so spannend sein soll. Das einzig spannende daran ist die Frage, ob es fünf und vier ist, weil ich es will oder weil ich es weiß." Er zuckte mit den Schultern, lehnte sich wieder gegen die Truhe. Das Rätsel hatte er nie geknackt.

Dann blieb wohl nur noch Plaudern übrig, obwohl er das eigentlich gar nicht wollte. Die Heilerin blickte ihm fest in die Augen und dieses Mal erwiderte Darken den Augenkontakt. Verwundert hob er eine seiner Brauen, als Lia begann die schönen Momente zwischen ihnen aufzuzählen und ja, sie hatte recht, manchmal hatten sie Spaß zusammen. Ehe sie wieder aneinander gerieten und sich stritten.
"Woher weißt du, dass ich das war?", fragte er leise nach. Hatte sie es doch gewußt oder geahnt oder sich auf dem Rückweg hierher ihren Reim darauf gemacht? "Und ich war nie derjenige, der sich bei dir entschuldigt hat und auch nicht derjenige, der im Bad gesessen und rumgeheult hat", stellte er klar, schwieg. "Aber ich war derjenige, der dir die Figur geschenkt hat."
Antworten