Neues Leben am Hof

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Timaris
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von Timaris »

Ihre Frage schien ihn misstrauisch zu machen. Nicht, dass er ihr vorher getraut hätte, aber jetzt schien das alles eine ganz andere Wendung zu nehmen. Auf jeden Fall tat er gut daran, ihr nicht zu trauen. Das sollte niemand. Noch nicht einmal Minan, obwohl sie sich Mühe gab, gut zu ihm zu sein.

"Gut", meinte sie knapp und nickte kurz. "Dann wirst du mir dienen, in dem du genau das tust. Aber du wirst wohl verstehen, dass ich dir nun einen Ring anlegen werde. Denn du bist sehr stark und ein Kriegerprinz dazu. Ich will eine Sicherheit haben, falls du durchdrehst." Timaris liess in ihrer Hand einen Ring des Gehorsams erscheinen und den passenden Kontrollring dazu. Allerdings nicht ohne auch noch einen grauen Schutzschild um Minan zu legen, nur für den Fall, dass der Kriegerprinz jetzt gleich ausrastete.

Der Prinz hatte vorhin nur genickt. Wohl ein Zeichen dafür, dass er alle Fragen bejahte. Das war gut. So konnte sie ihr Vorhaben doch umsetzen.
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NSC
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von NSC »

Caelvar

Seine graublauen Augen verfinsterten sich als sie die Ringe zwischen ihren Fingern erscheinen ließ und ein Hauch der erst kürzlich vergangenen Wut kroch erneut in ihm empor.

„Ich bitte euch davon abzusehen.“ antwortete er mit gefährlicher Ruhe, „So lange ihr gerecht seid müsst ihr mich nicht fürchten.“

Es sei denn sie hatte überhaupt nicht vor ihn mit ihren Spielen zu verschonen. Ganz gleich was ihm nun drohte, wenn er sich verweigerte, kaum etwas war schlimmer als die Schmach dieses Ringes der ihn ganz unter ihren Willen zwingen würde.
Er hatte es ehrlich versucht, doch so etwas wie ein freier Mann würde man ihn an diesem Hof wohl niemals sein lassen.
Noch saß der Kriegerprinz ungerührt da und ließ den Blick der Königin nicht los.
So sei es denn. Wenn sie es so wollte, dann würde er sich ihr zumindest nicht kampflos ausliefern. Das war er sich selbst schuldig.
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Darken
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von Darken »

Minan wurde immer mulmiger zumute, während er zusah wie Timaris mit dem Eyrier umging. Zögernd sah er hinüber zu dem Sklaven, der den Blick erwiderte. Er hatte soeben geantwortet, er könne kämpfen und Minan fragte sich, ob Timaris wirklich hatte wissen wollen, ob der Eyrier im Waffenkampf geübt war oder ob eher eine andere Art Kampf gemeint war. Er hatte auch lange gegen Talians Zustellungen gekämpft...
Ein kalter Schauer lief über seinen Rücken, als Timaris dann verkündete, sie würde dem Mann den Ring des Gehorsams anlegen. Der zerbrochene Prinz schluckte schwer und sah dann zu dem Ring, den Timaris hatte erscheinen lassen. Er erinnerte sich daran wie man ihm den Ring angelegt hatte und er hatte gekämpft... immerhin hatte er dort noch seine schwarzen Juwelen gehabt... allerdings hatte er jene Macht nur unkontrolliert freisetzen können, da Talian ihm nie irgendetwas von der Kunst beigebracht hatte. Noch dazu war dies direkt an seinem Geburtstag nach einer tagelangen Orgie geschehen, wo er körperlich und seelisch vollkommen entkräftet gewesen war und nur nicht zerbrochen gewesen war, da er in jenem letzten Moment seine Juwelen erhalten hatte.

Es hatte nicht lange gedauert, da hatte man ihm den Ring angelegt.... und Talian hatte begonnen, ihn täglich damit zu traktieren und fast immer auf der höchsten Schmerzstufe anzuwenden, so dass er tagelang nur schreiend und wimmernd in seiner Zelle gelegen hatte. Nur unterbrochen davon, dass man ihm Drogen einspritzte, die ihn künstlich aufputschten und geil machten, so dass er seine Arbeit verrichten konnte ehe man ihn danach wieder vollkommen entkräftet wegsperrte. Ein nicht enden wollendes Martyrium, das ihn an den Rande des Wahnsinns getrieben hatte.
An all das dachte er, während er jenen Ring ansah und seine Schultern zitterten leicht.

Der Kriegerprinz im Raum bat Timaris, ihm den Ring nicht anzulegen und appellierte an ihre Gerechtigkeit. Minan hoffte einfach, dass Timaris den Ring wieder wegnahm, er wollte ihn nicht sehen und irgendwie tat ihm der Eyrier auch leid, aber sich gegen Timaris stellen, würde Minan gewiss nicht tun. So stand er einfach nur stumm da und versuchte sich zusammenzureißen, blickte wieder hinüber zu dem Eyrier.
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Timaris
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von Timaris »

Die Emotionen tobten um sie herum. Caelvars Wut kroch langsam wieder hoch und Minans Unbehagen stieg. Timaris schottete sich dagegen ab und nickte dem Kriegerprinzen nur ernst zu, als Zeichen, dass sie seine Bitte verstanden hatte und sie respektierte.

"Ich bin nie gerecht", antwortete sie ihm gefasst. "Nun ja, zumindest sehr selten. Also muss ich dich wohl dauernd fürchten. Einmal ganz davon abgesehen, dass hier sehr viele Intrigen geschen, bei denen es so aussieht, als handle ich nicht gerecht. Oder andere unerwartete Ereignisse geschen, bei denen du dich nicht gerecht behandelt fühlst. Ich kann und will mich dir nicht andauernd erklären."

Und wieso erkläre ich mich überhaupt jetzt? Beim Feuer der Hölle, er ist ein Sklave und hat zu gehorchen. Er braucht keine Erklärungen. Das lag wohl an der Anwesenheit von Minan, dass sie so grosszügig zu dem Eyrier war und ihn nicht ein weiteres mal bestrafen liess.
Ganz unerwartet liess sie ihre Macht spielen. Graue Kraft wickelte sich um den Kriegerprinzen, fesselte ihn eng. Ihr einzige Chance, war es schnell zu handeln, da die Schilde an langsam aber sicher an ihren Kräften zehrten und Caelvar war einfach zu stark, als dass sie ihn ohne Kontrolle durch das Schloss streifen lassen konnte. Doch anstatt seine Hose verschwinden zu lassen, weitete sie den Ring so weit, dass sie ihn ihm mit Hilfe der Kunst über den Kopf streifen konnte, um ihn dort wieder zu verengen. Die Schilde um sich und Minan hatte sie aufgelöst, da Caelvar gefesselt war.

"Du wirst den Ring tragen", befahl sie kalt. "Doch deine Juwelen darfst du behalten und darfst sie auch benutzen. Du musst sogar." Sie hielt den Kontrollring hoch. "Dies ist Kontrollring zweiter Ordnung. Den wird Prinz Darken tragen." Sie liess ihn zu dem Jungen schweben. "Ihm wirst du auch dienen. Du wirst sein Leibwächter sein und ihn mit deinem ganzen Können beschützen." Natürlich würde sie nacher den Kriegerprinzen noch in seiner Kampfkunst testen lassen, doch eigentlich hatte Amice ihr schon gesagt, was er so alles konnte. "Du wirst ihn auch unterstützen, wo er Hilfe braucht. Deshalb werden deine Gemächer neben dem des Prinzen sein."
Scharf sah sie ihn an. *Du wirst ihn vor allem beschützen. Selbst vor mir.*
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NSC
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von NSC »

Caelvar

Caelvar schaffte es nur noch aufzustehen, was mehr ein Reflex war als wirkliche Abwehr, denn ohne seine Juwelen konnte er der Macht ihres grauen Juwels nicht entkommen. Unnachgiebig schloss sich ihr Griff um ihn und er stemmte sich mit aller Kraft gegen die unsichtbaren Fesselns die ihn bewegungsunfähig hielten.
Dabei konnte er spüren wie ihre Kraft unter seinen Anstrengungen nachließ. Sie löschte sogar die Schilde um sich und den jungen Prinzen der sich nun noch verstörter zurückzog.
Vielleicht hätte er noch für kurze Zeit dagegen ankämpfen müssen, vom Anblick des Ringes weiter bestärkt und er hätte die Königin irgendwann erschöpft.
Doch dann, als sich das kühle Metall des Ringes bereits um seinen Hals schloss, erschütterte etwas das sie sagte sein Streben so sehr, dass er verblüfft inne hielt.
Er sollte dem Prinzen dienen???
Überrascht sah er zu Minan hinüber. Ein Moment verstrich in dem sein Blick tiefer in den des Prinzen eindrang, ganz gleich ob dieser sich wieder davor abwandte, dann wandte er sich wieder Timaris zu deren letzen Worte wiedererwartend Klarheit schafften.
Er hatte aufgehört sich gegen die Fesseln zu wehren und suchte lediglich noch aufrechten Stand.
Es war eine Chance, dass vielleicht selbst der Ring des Gehorsams unter diesen Vorraussetzungen nicht mehr ganz so kalt auf seine Seele liegen würde.
So als sammle er die letzte Kraft die es brauchte sog Caelvar den Atem ein und antwortete schließlich:

„Wie ihr befehlt.“

Dem Klang seiner Stimme war anzumerken, dass es ihm nicht ganz leicht fiel sich zu beugen und er senkte den Blick den er darauf hin wieder zu Minan wandte der die ganze Zeit über schweigend dagestanden hatte.
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Darken
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von Darken »

Timaris erklärte sich sogar und sagte dem Sklaven, sie wäre sehr selten gerecht. Aber manchmal bist du es doch, dachte Minan. Warum nicht auch hier? Und vor allem warum mußte ausgerechnet er dabei zuschauen? Wollte sie ihm zeigen wie sie sonst war? Das kannte er doch auch.... diese Seite, wo sie ihn einmal geschlagen hatte, während er das Safframate in sich gehabt hatte.
Minan keuchte auf, als er spüren konnte wie Timaris ihre Macht einsetzte. Natürlich fühlte er es nicht so wie jemand, der seine Juwelen noch hatte, aber er hatte trotzdem ein intuitives Gespür dafür. Wenn er sich sehr anstrengte, konnte er manchmal auch fühlen, wenn Menschen sich in seiner Umgebung mental unterhielten. Der zerbrochene Prinz drückte sich noch mehr in die Ecke des Raumes, während er mit weit aufgerissenen Augen zusah wie Timaris dem Sklaven den Ring anlegte, allerdings nicht um sein Geschlecht sondern um seinen Hals. Minans Atem ging schneller. Er hatte keine Angst, dass Timaris das wieder mit ihm machte, doch dabei zuzusehen, rief so viele schmerzvolle Erinnerungen in ihm wach. Warum machte sie so etwas? Warum mußte er dabei zusehen?

Timaris nächste Worte verstand er zunächst gar nicht. Er war froh, dass der Sklave seine Juwelen behalten und verwenden durfte, aber als sie dann von dem Kontrollring zweiter Ordnung sprach, stockte Minan der Atem. Er drückte sich fester gegen die Wand wie als könne er dadurch dem Ring entkommen, der jetzt auf ihn zuschwebte. Es wurde alles nur noch schwerer, da der Sklave ihn mit einem tiefen Blick bedachte bei dem Minan scheu und zittrig den Kopf wandte.
Das ging doch nicht. Er wollte nicht, dass ihm jemand diente, er war doch selbst auch Sklave gewesen. Der Kontrollring schwebte immer noch vor ihm.
Nimm ihn.... Seine Augen flackerten unbeständig, in ihm tobte ein wahres Chaos und der Andere in ihm brüllte gierig, wollte den Eyrier kontrollieren. Der Teil in ihm, der den Verlust seiner eigenen Juwelen und deren inne wohnenden Kraft, kaum ertrug und deswegen voller Wut und Hass war.

"Nein.... ich kann nicht...", wisperte er. Minan sah zur Türe, er wollte nur noch weg. Er stand in der Ecke vor dem Ring wie ein Reh vor einem Raubtier. Aber Timaris wollte doch, dass er den Ring nahm... doch er konnte das nicht. Jemanden das antun, was ihm so oft angetan worden war...
Scheu und sehr langsam ging sein Blick hinüber zu dem großgewachsenen Eyrier, wanderte über seine Gestalt. Er war bemüht dem Mann nicht in die Augen zu schauen, obwohl er spürte, dass der andere ihn ebenfalls ansah.
Nimm den Ring.... nimm ihn.... die Worte in seinem Kopf brandeten hin und her. Am liebsten hätte er das verhasste Stück fort in die hinterste Ecke geworfen.
Schließlich streckte Minan zitternd die Hand aus und umschloss den Ring in seiner Faust. Das Metall fühlte sich kühl an seiner Haut an... er hatte noch nie einen Kontrollring gehalten.
Minan wandte den Blick von dem Sklaven ab und blickte zu Timaris. Er konnte zwar nicht senden, aber in seinen Augen stand eine einzige Frage. Warum? Warum tust du mir das an?

Es schien eine Ewigkeit zu vergehen in der er nur zitternd da stand und innerlich mit sich rang. Doch dann ging er langsam und obwohl es ihn große Überwindung kostete hinüber zu dem Eyrier und streckte ihm seine Hand entgegen, öffnete sie, auf der Handfläche lag immer noch der Ring.
Minan sah hoch zu dem Eyrier und in dessen graue Augen.
"Ich.... kann ihn nicht anlegen... nicht allein...", sagte er dann leise. Es drückte nicht nur seinen inneren Widerstand aus, sondern auch sein körperliches Unvermögen. Mit nur einem Arm konnte er sich schlicht und ergreifend den Ring nicht überstreifen, er brauchte selbst dabei Hilfe.
Irgendetwas in Minan hoffte, dass der Eyrier den Ring nahm und ihn wegschmiss, Minan damit von dieser Last befreite. Er wollte das doch nicht... aber gegen den Teil in ihm, der es wollte, konnte er auch nicht ankämpfen. Er fühlte sich so zerrissen....
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Timaris
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von Timaris »

Kräftig kämpfte er gegen sie an, doch auch er war wohl erschöpft von dem Bllutverlust. So schaffte sie es, ihm den Ring über zu streifen. Da hörte der Eyrier auch abrupt auf sich zu wehren. Ihre Worte hatten ihn anscheinend sehr überrascht. Schliesslich unterwarf er sich auch ihrem Befehl. Timaris spürte, wieviel Kraft es ihn kostete und am liebsten hätte sie ihn jetzt leidenschaftlich geküsst, für sein Verhalten.

So widmete sie sich nun Minan, dem das Ganze sehr zu schaffen machte. Die Königin konnte sich ungefähr vorstellen, was in ihm vorgehen musste. Einerseits wollte er wohl niemandem das antun, was ihm angetan worden war, andererseits hatte er nun endlich einmal die Gelegenheit zur Rache, wenn auch an der falschen Person.

*Du brauchst den Ring nicht zu benutzen Minan*, antwortete sie ihm mental auf seine Frage in seinen Augen. Sie hätte ihm auch antworten können, weil er Schutz bräche, doch dann hätte sie eine andere Frage beantwortet. *Ich will nur, dass du weisst, dass du eine Sicherheit hast und du vor ihm keine Angst zu haben brauchst.*
Als dann der Prinz den Kriegerprinzen mehr oder weniger dazu aufforderte, ihm sein eigenes Folterinstrument an den Finger zu stecken, löste Timaris behutsam die Fesseln um den Sklaven und beobachtete das weitere Geschehen gebannt.
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NSC
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von NSC »

Caelvar

Vorsichtig lösten sich die grauen Fesseln um ihn, wenn auch nicht ganz, und Caelvar fand zu einer angenehmeren Haltung. Beinahe sah es so aus als versuche er sich von dem Rest der ihn ihm Zaum hielt los zu reißen als er abwehrend die mächtigen Flügel anhob und leicht ausbreitete.
Der Kriegerprinz zögerte, starrte auf den Ring in Minans Hand herab als halte man ihm eine giftige Schlange entgegen.
Man verlangte von ihm sich sein eigenes Joch aufzuerlegen. Finster sah er zu Minan auf.
Es war nicht seine Schuld, redete er sich mit aller Gewalt ein, um der aufkeimenden Wut Einhalt zu gebieten. Abscheu zuckte in seinem Gesicht für das schlichte Schmuckstück das ihm entgegen gehalten wurde. Dann beschloss er lange genug gezögert zu haben und nahm den Ring bedächtig aus der Hand des Prinzen. Kühl lag der Ring in seiner Hand und sein Blick wanderte das verachtete Ding entlang das sich seinem Träger anpassen würde sobald es dessen Nähe spürte.
Wie leicht wäre es für ihn den Ring jetzt einfach fort zu werfen und ein Blick in die scheuen Augen Minans ließen ihn beinahe glauben, dass dieser ebenso wünschte. Doch bildete er sich dies wohl nur ein, ebenso wie die andere Persönlichkeit die er sporadisch in den Augen des anderen glaubte aufblitzen zu sehen und die in ihm ein dunkles Gefühl von Bedrohung auslöste.
Ein letztes Mal sah er zu Timaris. Die hellen, grauen Augen, voll des unterdrückten Widerwillens verfluchten sie. Dann verschwand jedes Gefühl aus seinen Zügen bis nur noch kühle Gleichgültigkeit zurück blieb und er nahm die Hand des Prinzen und streifte den Kontrollring über einen seiner Finger.
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Darken
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von Darken »

Timaris sandte an ihm einen Gedankenfaden, dass er den Ring nicht benützen müsse und dass er nur dazu da wäre, dass Minan keine Angst vor dem Eyrier haben müsse. Trotzdem änderte es nichts an der Tatsache, dass er einen Kontrollring tragen würde... genau wie Talian damals und er wollte doch niemals so sein wie sie. Er schwor sich, den Ring nie zu benutzen, obwohl ein anderer Teil in ihm rebellierte wie ein fauchendes Tier an einer Kette, nur darauf wartend, dass er ihn freiließ.
Minan beobachtete nun die Reaktionen des Sklaven und wäre am liebsten zurückgesprungen, als dieser ihn wütend anblickte, doch stattdessen war er wie gelähmt und vermochte sich nicht zu rühren. Er wollte den Ring doch gar nicht, aber das wußte der andere ja nicht. Beide starrten sie nun gleichermaßen auf den Ring in Minans Hand. Der Eyrier mit Abscheu und Minan mit Angst und tiefem Zwiespalt. Er zuckte leicht zusammen als der Eyrier den Ring schließlich von seiner Handfläche nahm.
Wirf ihn weg, wirf ihn weg, ich will ihn nicht sehen, ich will ihn nicht haben, bat Minan stumm.

Der Eyrier sah ihm wieder in die Augen und dem zerbrochenen Prinz wurde ganz mulmig unter dem Blick. Seine Knie waren weich geworden. Doch dann nahm der Mann Minans Hand und streifte ihm langsam den Ring über Zeigefinger.
Minan fühlte ein seltsames Kribbeln durch seinen Körper streifen, doch er wußte nicht, ob das nun vom Ring kam oder doch nur von seiner Aufregung. Dann zogen sich die kühlen Finger des Eyriers wieder zurück und Minan blickte schreckensstarr auf den Ring an seinem Finger wie als könne er es nicht fassen.
"Es tut mir leid...", hauchte er.
Benutz ihn, benutz ihn...
Der Andere schrie in seinem Kopf und Minan taumelte unsicher einige Schritte zurück. Seine Augen belegten sich mit einem dunklen Glanz, dann war sein Stand wieder vollkommen sicher und gerade. Seine Hand streckte sich nach dem Sklaven aus. In ihm kroch die Wut und seine Rachegelüste hinauf. Rache, die nicht dem Eyrier galt. Aber er hat seine Flügel noch und seine Juwelen....

Seine Hand zitterte, spannte sich weiter an. Nein, wir dürfen das nicht... nie so wie Talian. Niemals. Minan ließ den Arm wieder sinken, sein Blick war wieder so scheu wie eh und je.
"Es tut mir leid...", wiederholte er leise. "Ich bin Minan Darken", stellte er sich dann vor und verneigte sich leicht. "Wie heißt ihr, Prinz?" Es war ihm egal, ob der Eyrier ein Sklave war oder nicht. Timaris konnte ihn ja nicht dazu zwingen, den Mann wie einen Sklaven zu behandeln. Sein Blick wanderte scheu und fasziniert gleichermaßen über die Flügel des großen Eyriers. Ob er je den Wind darunter gespürt hat und geflogen ist?
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NSC
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von NSC »

Caelvar

Stumm und mit schläfrigem Blick verfolgte der Kriegerprinz die unterschiedlichen Reaktionen Minans. Sie alle gaben ihm ein Rätsel auf, doch das alles begann ihn zu erschöpfen und in diesen Moment schienen der Blutverlust und die Aufregung gemeinsam über ihn herzufallen.
Als der Prinz unsicheren Schrittes zurück taumelte und anschließend die Hand drohend erhob weiteten sich seine Augen. Er glaubte zu spüren wie ein Schweißtropfen seinen Hals hinab rann und auf dem sich erhitzenden Metall des Ringes dort verglühte.
Doch dann entschuldige sich Minan bei ihm und Caelvar sah nicht wissend was er davon halten sollte auf ihn herab. Es brauchte einen Moment ehe er sich dazu durchrang auf die weiteren Worte einzugehen.
Er nickte und deutete damit die Verbeugung nur an, so wie es freie Männer des Blutes untereinander taten.

„Mein Name ist Caelvar Varedis.“

Es überraschte ihn, dass der Prinz nach der ersten Reaktion und all der Scheu die seine Augen stets zu begleiten schienen den ersten Schritt auf ihn zu machte. Und insgeheim bewunderte er ihn dafür, dass er ihn mit seinem Titel ansprach und sich damit so offen gegen das stellte was Lady Tolarim an diesem Hof gegenüber Sklaven vorschrieb.
Caelvar fragte sich ob eigene Erfahrungen den Jungen dazu trieben. Sein Blick ging kurz zu dem fehlenden Arm bevor ihm auffiel wie Minan seine Flügel betrachtete. Erneut stieg Bitterkeit in ihm hoch und die leise Erkenntnis- sie hatten ihn vollkommen zerrissen. Die Augen des Prinzen wirkten wie zersplittertes Glas.

Da erinnerte er sich an eine letzte Sache und er wandte sich wieder Timaris zu. Er trug nun den Ring und sie wollte, dass er den Prinzen beschütze, mit all seiner Macht. Dazu fehlte nun nur eines – seine Juwelen.
Zuletzt geändert von NSC am Sa 5. Nov 2022, 19:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Darken
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von Darken »

Caelvar hatte von Timaris seine Juwelen erhalten und dann hatte sie dem Eyrier seine Zimmer gezeigt, die wirklich direkt neben denen von Minan lagen. Es gab ein Schlaf- und ein Badezimmer und so wie die Gemächer von Minan lagen auch diese Zimmer natürlicherweise zum Garten hin.
Dann hatte sie Timaris erst einmal alleine gelassen und Minan fühlte sich wieder unwohl, blickte auf den Ring an seiner Hand. Unsicher sah er hinüber zu Caelvar, immer wieder glitt sein Blick zu den Flügeln des großen Mannes.

Vorsichtig setzte sich Minan auf das Bett ehe ihm aufging was er da tat und sich rasch wieder erhob. "Wollt... wollt ihr meine Zimmer auch sehen, Prinz Varedis? Sie sind direkt... nebenan", sagte er leise und holte Atem. "Und... und es tut mir wirklich leid wegen.. wegen dem Ring. Ich.. wollte ihn nicht. Ich wußte nicht, was Timaris.. ich meine Lady Tolarim vorhatte. Es tut mir leid, dass ihr... ein Sklave seid."
Vielleicht ließ sie Caelvar irgendwann frei, obwohl Minan nicht sonderlich große Hoffnungen dafür hegte. Aber sie hatte doch dem Eyrier seine Juwelen wiedergegeben... womöglich nahm sie ihm auch irgendwann den Ring des Gehorsams.
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NSC
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von NSC »

Caelvar

Es gab keine Beschreibung für das Gefühl als er das erste mal seit langer Zeit seine Juwelen wieder in den Händen hielt, wieder eins zu sein mit der dunklen Macht und Kraft die ihnen inne wohnte. Wortlos hatte er sich die schwere, goldene Kette mit dem grünen Geburtjuwel umgehangen, wo sie nun neben dem Ring des Gehorsams um seinen Hals hing und bis zur Mitte seiner Brust herabfiel.
Während er Minan zu den Räumen folgte die für ungewisse Zeit seine zweifelhafte Privatsphäre bilden würden betrachtete er den Ring mit dem grauen Aufstiegjuwel und steckte ihn an als der Prinz die Tür öffnete.
Halbherzig wanderte sein Blick durch den schattigen Raum. Von draußen kratzen einige vom unruhigen Wind des vorüberziehenden Sturms getriebene Äste gegen das Glas der Fenster. Ein flüchtiger Blick nach draußen zeigte ihm einen Garten. Man könnte das Fenster öffnen und sich einfach in den Wind schwingen.

Minans Worte zogen ihn aus seinen Gedanken zurück. Immer noch klangen sie verstört und sehr zurückhaltend.

„Es war nicht eure Schuld.“ antwortete er ruhig aber auch etwas erschöpft. Es lag tatsächlich kein Vorwurf darin. Den Anfang hatte er selbst verschuldet, und nun war er hier. Trotzdem würde er wohl nichts anders machen, würde ihm die Gelegenheit dazu gegeben.

Sein Hemd hatte er wieder halbherzig angezogen und auch den einen Koffer den er mitgebracht hatte, hatte man ihm auch wieder ausgehändigt. Was aus den Kriegern geworden war die ihn hierher begleitet hatte wusste er nicht.
So wandte er sich einem der Schränke zu und ließ seinen Koffer erscheinen. Es tat so gut endlich wieder dazu in der Lage zu sein, auch, wenn das Gefühl von der neuen Situation überschattet wurde. Wie immer würde er versuchen das Beste aus allem zu machen. Das war seine Natur. Aufgeben war keine Option.

„Wollt ihr, dass ich euer Zimmer sehe?“ wandte er sich mit einem vorsichtigen Blick über die Schulter wieder an Minan. Er stellte sich vor, dass jemand wie der zerbrochene Prinz es nicht mochte, wenn andere die Ruhe seiner Räume störte. Seine Signatur die er zurücklassen würde könnte ihn noch lange verstören. Doch noch etwas Unausgesprochenes schwang in seiner Frage mit – wollte der Prinz auch, dass er ihm diente.
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Darken
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von Darken »

Minan blieb ruhig in der Ecke stehen, während er zusah wie der Eyrier sein Hemd überstreifte und somit seinen muskulösen Oberkörper wieder verdeckte. Der zerbrochene Prinz wandte hastig den Blick ab und sah stattdessen zu dem schlimmen Wetter draußen. Heftiger Wind zerrte an den Fenstern. Caelvar sagte ihm, es wäre nicht seine Schuld. Das vielleicht nicht, aber Minan tat es leid für den Part, den er dabei gehabt hatte. Nur konnte er das leider nicht so wortgewandt ausdrücken, wie vielleicht manch anderer. Er war Gespräche eben immer noch nicht gewohnt und kam sich dabei recht unbeholfen vor. Wie so ungefähr bei allem. Trotz seiner Scheu warf er einen neugierigen Blick hinüber zu dem Koffer, den Caelvar erscheinen ließ. Er hatte richtig viele Sachen scheinbar. Früher hatte Minan nicht mal genug gehabt, um nur einen Teil des Koffers zu füllen, aber sein Vater und auch Timaris hatten ihm mehr Sachen gekauft.

Dann fragte der Eyrier ihn, ob er überhaupt wollte, dass Caelvar seine Zimmer sah und Minan stockte. Er blickte in die grauen Augen des Mannes.
"Ich naja... ich dachte.... das solltet ihr, wo ihr doch..." Er errötete leicht. Einfach war das nicht. Er hatte ja noch nie im Leben einen Leibwächter gehabt, geschweige denn überhaupt wen, der ihm diente. Bis jetzt war er immer der Sklave gewesen, der Diener. Nun auf der anderen Seite zu stehen war vollkommen... bizarr.
"Ja, ich möchte sie euch gerne zeigen, Prinz..." Minan öffnete die Türe und wollte schon auf die Türe gehen, als er noch einmal stehen blieb und Caelvar anblickte. "Ich war auch ein Sklave... bis vor nicht langer Zeit, also ihr müßt nicht irgendwas tun, was ihr nicht wollt oder...." Weitere Worte brachte er nicht mehr hervor, seine Wangen waren ohnehin schon gerötet und er wandte hastig den Blick von Caelvar ab und versuchte sich wieder zu fangen, um die Schritte über den Flur zu gehen und die Türe zu seinem Zimmer aufzuschließen.
Sie kamen in einen kleinen gemütlichen Salon, der zu einem Schlafzimmer führte und dort grenzte auch das Bad an. "Das sind meine Zimmer... ich bin Gast bei Timaris und solange lebe ich hier." Er zuckte leicht mit den Schultern. Aber vermutlich interessierte das den Eyrier alles gar nicht. Minan sah zu ihm auf.
"Ihr seht ein wenig erschöpft aus, Prinz Varedis... ähm... ihr müßt nicht hier bleiben, ihr könnt schlafen oder... was immer ihr machen möchtet", fügte Minan hinzu. Es wäre noch eine Untertreibung zu sagen, er käme mit der gesamten Situation nicht klar. Er war vollkommen überfordert, versuchte es aber auf seine Weise so gut zu meistern wie es ging. Ein scheues Lächeln legte sich ganz kurz auf seine Lippen.
"Eure Flügel sind übrigens sehr schön..."
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Re: Neues Leben am Hof

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Caelvar

Dass der Prinz ursprünglich auch ein Sklave gewesen war schien Caelvar nicht wirklich zu überraschen. Kaum jemand auf diesem Schloss schien auf anderem Wege hierher gelangt zu sein. Sie alle wurden von Lady Tolarim beherrscht, auf die Ein- oder andere Weise. Was er sich fragte war, wie es dazu kam, dass Timaris Tolarim einen ihrer Sklaven befreite und danach als freies Wesen unter ihrem Dach leben ließ. Der junge Prinz gab ihm mehrere Rätsel auf. Doch stand ihnen eine Zeit bevor in der sie sich wie so vieles von alleine aufklären würde. Einige davon die er erahnt hatte, als Minan mit diesem seltsamen Geist in den gebrochenen Augen die Hand gegen ihn erhoben hatte, wollte er jedoch am liebsten nicht erfahren müssen.

Als sie Minans Zimmer betraten ließ der Kriegerprinz den Blick durch den Raum schweifen. Man sah ihm nicht an was er dachte. Minans Nervosität schien sich aus irgendeinem Grund immer weiter zu steigern und so trat er einige entschlossene Schritte in den Raum und sah aus dem Fenster hinter dem ein leichter Sturm tobte.

„Ihr seid eyrischer Abstammung?“ begann er und sah Minan dabei über die Schulter an. Nichts desto trotz sollten sie einander kennen lernen und der Prinz tat so viel er eben konnte damit dem so war. Es drängte ihn zu erfahren was Minan so zerstört hatte, doch dazu war heute wohl noch nicht der richtige Zeitpunkt.
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Re: Neues Leben am Hof

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Caelvar trat weiter in den Raum hinein und Minan blieb leicht unruhig in einiger Entfernung stehen. Der Kriegerprinz ließ durch nichts erkennen wie er über Minans Worte dachte und auch auf sein Angebot, er könne das tun, was er wolle, ging er nicht ein. Der zerbrochene Prinz fragte sich, ob Timaris Caelvar vorher geschlagen hatte, doch Wunden hatte er auf der Brust nicht gesehen. Vielleicht war auch eine Heilerin da gewesen.... er wußte es nicht und vermutlich war es sogar besser es nicht zu wissen.
Caelvar blickte aus dem Fenster in Minans Salon und draußen verstärkte sich der Sturm. Dann kam eine unerwartete Frage, und der Eyrier blickte dabei über seine Schulter zurück zu Minan. Dieser sah leicht betreten zu Boden. Anscheinend hatte er zu offensichtlich auf die Flügel Caelvars geblickt. Flügel, die er selbst nicht mehr hatte.
Minan schwieg lange Zeit und atmete tief durch ehe er leicht nickte.
"Meine... meine..." Er brachte das Wort kaum über die Lippen. "Mutter war Eyrierin. Talian Darken. Mein Vater ist aber kein Eyrier.... aber ich hatte Flügel. Früher", fügte er voller Wehmut hinzu und trat langsam neben Caelvar an das Fenster.
"Schwarze Flügel.... aber ich bin nie geflogen damit. Talian hat sie irgendwann zerstört und dann abgeschnitten...." Die Narben davon hatte er immer noch auf dem Rücken. "Manchmal wache ich auf und denke, ich hätte sie noch...."

Minan versuchte nicht mehr daran zu denken und straffte sich. Zögerlich blickte er hinüber zu Caelvar.
"Und ihr, Prinz? Waren eure beiden Eltern Eyrier? Seid... seid ihr schon einmal geflogen?", traute er sich seinerseits Fragen zu stellen. Vielleicht wollte Caelvar wieder fliegen. Minan war ja nicht der Blick aus dem Fenster entgegen. Oder er sehnte sich nur nach der Freiheit....
Wenn er Timaris fragte, vielleicht konnte der Kriegerprinz dann einmal wieder fliegen. Und vielleicht.... wenn es ginge, Minan mitnehmen, doch das würde er nicht wagen zu fragen. Ebenfalls sehnsüchtig sah er nach draußen und in den Sturm hinein. Der Wind peitschte über die Gärten. Er hatte sich schon oft gefragt wie es wäre, zu fliegen, den Wind zu spüren und so weit oben zu sein, nicht mehr tief unten am Boden... aber Talian war Eyrierin gewesen und er hatte nie so sein wollen wie sie. Kein Eyrier...
Wieder sah er zu Caelvars Flügel und fragte sich wie sie sich wohl anfühlten.
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NSC
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Re: Neues Leben am Hof

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Caelvar

Betretenes Schweigen war die erste unbewusste Antwort die er erhielt und er ließ dem jungen Prinzen Zeit zu seinen Worten zu finden. Was darauf folgte gab von den vielen Fragen die Prinz Darken ihm aufgab einen kleinen Teil preis. Ein Anfang, der ihm helfen würde besser zu verstehen und ihn vielleicht davor bewahren konnte Fehler zu begehen. Immer noch ermahnte ihn das was er gesehen hatte zur Vorsicht.
Wovon Minan so zögernd berichtete erweckte ein bitteres Gefühl in ihm das er jedoch geübt war nicht weiter nach außen dringen zu lassen. Es fiel ihm wirklich schwer und klang nicht nach etwas das man sich ausdachte.
Er beschloss etwas Vertrauen in den Prinzen zu legen.

„Ich kannte meinen wahren Vater nicht.“ begann er begleitet von einem leichten, besonnenen Lächeln das zeigen sollte, dass es ihm nicht weh tat darüber zu sprechen.
„Aber meine Mutter stammt aus Askavi. Ihr Name war Arian.“

Er legte eine Pause ein und folgte Minans sehnsüchtigen Blick in die ferne.

„Und ja, bevor ich ein Sklave wurde flog ich unzählige male mit den Stürmen.“

Seine Stimme blieb bis zum Schluss ruhig, fast melodiös als er Minans Frage über das Fliegen beantwortete. Der Gedanke, dass man diesem Mann die Flügel genommen hatte tat weh und erinnerte ihn nun doch etwas schmerzhaft daran, dass er selbst einem solchen Schicksal nur knapp entronnen war.
War es denn wirklich so, dass jedem Halbblut drohte mit den Flügeln die Seele entrissen zu bekommen. War es so schrecklich zu offenbaren, dass die Liebe zwischen zwei verschiedenen Völkern zu außergewöhnliche Früchten trug oder war es der blanke Neid der die Eltern dazu brachte ihre Kinder derart zu verkrüppeln.
Ganz gleich, im Falle des Prinzen mussten noch weit hässlichere Überzeugungen mitgespielt haben. Etwas an der Art wie er den Namen seiner Mutter aussprach machte ihn nachdenklich.
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Darken
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von Darken »

Seine Hand legte sich auf das kühle Glas des Fensters, während auf der anderen Seite die Regentropfen daran entlang glitten. Mit einem Seitenblick sah Minan hinüber zu dem Kriegerprinzen und wie er erzählte, dass er seinen Vater nicht kenne, aber dass seine Mutter aus Askavi käme und Arian hieß.
Der zerbrochene Prinz nickte leicht, er wußte ja auch nicht, was er darauf sagen sollte. Gemeinsam sahen sie wieder nach draußen und Caelvar sagte ihm, er wäre unzählige Male geflogen bevor er ein Sklave geworden war.
"Dann wart ihr einmal frei?", fragte Minan leise nach. Ein wenig verlor er seine Scheu, bemerkte, dass der Eyrier eine ruhige, schöne Stimme hatte, die er gerne hörte. "Vielleicht dürft ihr wieder fliegen, vielleicht erlaubt es Timaris, wenn ich sie darum bitte...." Er leckte sich leicht über die Lippen. "Und vielleicht... könnt ihr mich dann mitnehmen, Prinz Varedis?" Zum ersten Mal legte sich so etwas wie ein Funken von Hoffnung in Minans ansonsten so leeren zerbrochenen Augen, als er den großgewachsenen Eyrier. "Nur ein einziges Mal... ein einziges Mal", hauchte er und zog seine Hand von der Scheibe zurück, "Damit ich weiß wie es ist... wie es gewesen wäre, wenn ich es gekonnt hätte... das würde mir sehr viel bedeuten, Prinz Varedis."
Er sprach den Namen des Sklaven mit einer seltsamen Art von Respekt aus.

"Könnt ihr mir etwas davon erzählen wie euer Leben vor der... Sklaverei war?", fragte Minan dann schüchtern. Sein Blick huschte über den Körper des Eyriers. Er fragte nicht danach warum Caelvar versklavt worden war, schließlich war Minan grundlos in dieses Leben gedrängt worden. Womöglich der Kriegerprinz auch. "Nur wenn ihr es erzählen wollt... ihr müßt nicht. Ihr müßt auch nicht bleiben." Minan konnte sich auch keinen guten Grund vorstellen, warum jemand mit einem verkrüppelten zerbrochenen Prinzen wie ihm reden oder nur in seiner Nähe bleiben wollte. Und er wollte auch kein Mitleid, je länger er in diesem Schloss lebte, desto mehr wuchs in ihm der Wunsch, so normal wie möglich behandelt zu werden, obwohl er erst hier überhaupt zu lernen begann was normal überhaupt war. Er hatte zuvor nur die gräßlichen Abarten des Lebens kennengelernt.
Zum ungefähr hundersten Mal blickte er auf den Kontrollring an seinem Finger. Es war so ein seltsames Gefühl, er wollte nicht auf dieser Seite stehen, eigentlich wollte er auf gar keiner Seite stehen.
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NSC
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von NSC »

Caelvar

Eine kurze Weile herrschte bedächtiges Schweigen. Es war ein Frieden darin der Caelvar irgendwie beruhigte. Der Prinz sprach zu ihm wie mit Seinesgleichen, fragte ihn nach den Dingen die in bewegten wie man es gegenüber einem Bruder des Blutes tat und vergaß nicht mal seinen Titel. Zuerst hatte es den Eyrier misstrauisch gemacht, doch mit der Zeit begann er es zu würdigen.
Die vorsichtigen Worte zeigten auf einmal doch wachsende Zuversicht bei Minan. Die darauf folgende Energie mit der er seinen Wunsch aussprach ließ Caelvar sich ihm zuwenden. Stumm hörte er ihm zu, sah den Prinzen mit dessen Eifer zunehmend überrascht an bis Zweifel sich in seinen Blick mischte.

„Ich kann nicht daran glauben, dass Lady Tolarim es erlauben wird und ich möchte auch nicht, dass ihr euch deswegen in Schwierigkeiten bringt.“
Bestimmtheit lag in seinen Worten. Er musste auf den zerbrochenen Prinzen Acht geben und irgendwie war ihm dies bereits zu einer ernsthaften Aufgabe geworden. Der Kriegerprinz seufzte auf einmal wieder erschöpft und wandte sich wieder dem hinter Glas tobenden Sturm zu, ließ den grauen Blick weit in Ferne schweifen, dachte einen Augenblick gedankenversunken nach.
„Doch, wenn sie es tut werde ich euch diesen Wunsch gerne erfüllen.“
Nicht nur dem Prinzen würde es viel bedeuten…

Minan fragte ihn nach seinem Leben, dem Leben vor dem als Sklave. Es war noch nicht sehr fern, doch begann die Erinnerung an das Gefühl der Freiheit bereits zu verblassen wie die Zeilen in einem Buch.
Ein stummes, trübes Lächeln verweilte einige wenige Momente auf seinen Lippen, so wie wenn man an etwas Schönes dachte von dem man aber wusste, dass es verloren war. Er wandte sich dabei nicht wieder Minan zu, folgte weiter dem Weg des Windes, den schwarzen Wolken den er vor sich hertrieb und den zuckenden Blitzen die wie Peitschenschläge den Himmel zerrissen.
„Ich bleibe gern so lange ihr es wünscht.“
Wo sollte er schon hingehen? Was tun? Außerdem war ihm das Gespräch nicht unangenehm und vielleicht würde sich noch die Chance bieten mehr über den zu erfahren den er zu schützen befohlen war. Doch zuerst schien er an der Reihe.
„Nichts spricht dagegen euch eure Frage zu beantworten.
Bevor man mir die Juwelen nahm und nach Pruul schickte, war ich zusammen mit meinem Ziehvater Waffenmeister an einem Hof in Askavi.“
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Darken
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von Darken »

Caelvar wollte nicht, dass Minan sich seinetwegen in Schwierigkeiten brachte, doch es war ja etwas, was der zerbrochene Prinz selbst auch wollte. Wenigstens einmal zu spüren wie es war zu fliegen, wie er selbst hätte fliegen können....
Er lehnte sich gegen einen Teil des Fensters und lächelte den Eyrier scheu aber auch ein wenig geheimnisvoll an, seine Augen schienen für einen kurzen Moment ein wenig dunkler als sonst. "Einem zerbrochenen Krüppel verzeiht man vieles, Prinz Varedis... und wenn ich schon sonst nichts habe, so werde ich Timaris doch wenigstens fragen können..."
Caelvar sah wieder aus dem Fenster, folgte mit stummen Blicken dem Unwetter dort draußen und sagte dann, er würde solange bleiben wie Minan es wünsche.
Etwas, was ihn merkwürdigerweise mehr aufwühlte als er zugeben wollte. Er trat ein wenig näher an den Eyrier und wartete bis dieser ihn wieder anblickte, um jenen Blick eindringlich zu erwidern.
"Nein, bitte... bleibt solange wie ihr es wünscht, nicht wie ich es wünsche", bat er, "Ich möchte euch nicht wie... wie einen Sklaven behandeln, ich war selbst solange einer... es wäre schön, wenn wir wie Gleichgestellte miteinander umgehen könnten."
Minan wußte nicht, ob das umsetzbar wäre, doch wenigstens wenn sie alleine wären so wie jetzt.

Er ging wieder auf ein wenig Abstand, als dann Caelvar seine Frage beantwortete und was er vor der Sklaverei gemacht hatte. Pruul... dann war der Kriegerprinz also in den Salzminen gewesen, von denen hatte Minan bereits gehört und er war froh gewesen nie dort gelandet zu sein.
"Waffenmeister in Askavi? Das klingt... schön... war es schön dort?" Er blickte Caelvar an und betrachtete dessen Muskeln, die sich unter seiner Kleidung abzeichneten. "Mit welchen Waffen könnt ihr denn umgehen? Mir bringt man das Fechten bei... naja, ich versuche es so gut es geht." Minan schwieg eine Weile, blickte auch wieder nach draußen, da er Caelvar nicht übermäßig anstarren wollte.
"Ich war nie frei... ich bin erst seit ein paar Monaten frei... seitdem Timaris mich befreit hat", gab er preis, "Mein Vater hat auch dabei geholfen, er lebt in Scelt..." Minan fiel erst jetzt etwas an Caelvars vorherigen Worten auf. "Euer Ziehvater... heißt das, ihr habt nie euren richtigen Vater kennengelernt? Ein Ziehvater ist nicht der richtige Vater oder?" Das Wort war Minan zwar geläufig, doch er war sich nicht sicher ob er dessen Bedeutung wirklich verstanden hatte.
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NSC
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von NSC »

Caelvar

Die Wortwahl des Prinzen ließ Caelvar für einen Moment stutzen. Auch die Art wie er die Worte sprach und das was in seinen Augen lag waren… sonderbar.
Es beunruhigte ihn auf eine unangenehme Weise, doch er ließ von dem seltsamen Gefühl ab.
Dann änderte sich wieder alles.
Eindringlich stellte der Prinz klar wie er sich ihren Umgang wünschte.
Wieso fiel es ihm selbst so schwer darauf einzugehen obwohl es dem entsprach was er sich selber wünschte. Wahrscheinlich, weil es so unpassend wirkte an dem berüchtigten Hof von Hayll. Doch das musste dem nicht im Weg stehen. Caelvar nickte und sie schienen sich stumm darauf zu einigen.

Wieder warf ihm Minan eine Hand voll Fragen an den Kopf und der Kriegerprinz konnte ein weiteres besonnenes Lächeln nicht verhindern.

„Askavi ist die Heimat unseres Volkes. Wenn du jemals dort gewesen bist wird es ein Teil von dir und dieser wird sich stets danach sehnen.
Man erzählt sich, dass jeder von uns am Ende dorthin zurückkehrt.
Es ist meine Heimat. Kein anderer Ort wurde dem bisher gerecht.“
Er hielt einen bedachten Moment inne. Die Frage hatte letztendlich nicht nur schöne Erinnerungen wachgerufen. Doch sie vermochten seine Meinung nicht zu ändern.
Minan holte ihn wieder aus seinen Gedanken zurück.
„Das ist gut. Jeder Eyrier sollte eine Waffe führen können.“
Sein Blick wanderte prüfend über Minans Arm.
„Ihr seid durchaus in der Lage eine tödliche Klinge zu führen.“
Minan sah wieder aus dem Fenster. Wenn er das richtige Training erfuhr würde er tatsächlich ein guter Fechter sein können, auf eine Weise die viele Gegner nicht unterschätzen sollten. Doch die Gedanken wurden jäh von einer weiteren Frage unterbrochen.
„Die Königin hat euch entlassen?“ hakte er etwas erstaunt nach und legte den Kopf dabei leicht schräg, was zeigte, dass er gerne mehr darüber erfahren würde.
Ein weiteres Mal löste eine Frage die andere ab und Caelvar zögerte einige Augenblicke bevor er darauf antwortete.
„Ja, so ist es. Wie ich bereits sagte kenne ich meinen Erzeuger nicht. Aber konnte ich mir keinen besseren Vater wünschen als den der mich letztendlich aufzog.“
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