Das neue Zuhause

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Lilian
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Lilian »

Lilian sah den Prinzen schluchzend an, als dieser schon streng ansetzte, dass der Jugendliche lernen musste damit zu leben. Der Jüngling war selbst überrascht, als Aerys doch kurz innehielt und nicht mehr weitersprach. Lilian brachte es nicht mit seiner unbewußten Berührung des Hosenbeins in Verbindung. Verwirrt blieb er knien wo er war, ängstlich und leise schniefend, als sich der Prinz zu ihm in die Hocke sinken ließ und sogar die Rute weglegte. Aerys erklärte ihm, dass er ihm eben hatte Gehorsam einprügeln müssen, wenn Lilian nicht auf ihn hörte.
Der junge Krieger verstand das nicht. Er kannte solche Erziehungsmethoden bisher nicht und wusste nicht wieso der Prinz zu diesen Mitteln griff. Er begriff nur relativ schnell, dass sie sehr schmerzhaft und gemein waren. Er mochte es viel lieber, wenn Aerys freundlich zu ihm war, doch leider war er meistens nur solange freundlich wie Lilian sich nicht gegen ihn stellte, hatte der Jüngling erkannt. Der Prinz ergriff seine Hand, wiederholte, dass Lilian sehr unhöflich und ungehorsam gewesen war und er ihm das nicht durchgehen lassen konnte.
"Ich bin ohnehin schon viel zu weichherzig mit dir", nannte er es.
Lilian sah ihn fragend an. "Wieso ist das denn schlimm?", fragte er kleinlaut. Er wollte nicht geschlagen werden, aber er wollte auch nicht das furchtbare Kleid tragen. Gab es denn gar nichts dazwischen?
Aerys eröffnete ihm, dass Lilian nicht zu einem Blutigen taugen würde, er wäre ein Weißgewandter. Erschrocken sah Lilian ihn an. Ein Blutiger? Natürlich wollte er kein Blutiger sein. Er wollte niemanden weh tun.
"Muss.. ich denn eines von beiden sein?", fragte Lilian unglücklich. "Kann ich nicht etwas anderes sein?" Er blickte Aerys bittend an, die sanfte Unterlippe leicht vorgeschoben.
Ein Ausdruck, der sich rasch änderte, als Aerys fortfuhr, dass sie noch oft miteinander schlafen würden und das nicht vom Kleidungsstück abhängen würde. Erschrocken versuchte er irgendwie seinen nackten Oberkörper mit der anderen Hand zu bedecken, als ihn der Prinz so offenkundig musterte.
"Aber das war das erste... Kleid...", wandte Lilian nochmal ein, als der Prinz beharrlich blieb, dass der junge Krieger das neue Leinenkleid anziehen sollte. Aerys erhob sich wieder und er griff auch nach der Rute, als der Jüngling noch zögerte und weiterhin nicht wollte.

Da überwand sich Lilian, erhob sich leise schluchzend. Der Adelige hatte gesagt, wenn Lilian höflich beim Frühstück war, könnte er Abends etwas anderes anziehen. Trotzdem sah man dem Jüngling an, dass er es nicht gerne tat. Das Leinenkleid hing viel zu lang an ihm herab und es kam ihm wieder so unhandlich und damenhaft vor. Er fühlte sich überhaupt nicht wohl. Es erinnerte ihn so sehr an das Brautkleid, nur dass dieses nochmal so lang gewesen war. Tränen rollten ihm über die Wangen, als er an die Zeremonie dachte. Am liebsten wäre er weggelaufen. Egal wohin, einfach nur weg von dem Mann.
Unglücklich und mehrmals über den Saum stolpernd wollte er das Ankleidezimmer verlassen, als ihm der Adelige sagte, dass er darunter keine Unterwäsche zu tragen hatte. Lilian hielt inne. Er hatte doch das furchtbare Kleid an. Jetzt sollte er auch noch kein Höschen tragen so wie bei... bei der Zeremonie? Wo der Mann ihm das Kleid hochgeschoben und...
Lilian schüttelte schwach den Kopf.
"Nein.. bitte, ich will das anbehalten, bitte", flehte er. "Bitte, ich will nicht nackt sein da. Bitte, lasst mir das Höschen. Ich hab doch das Kleid angezogen."
Lilian wich zurück, wäre beinahe hingefallen über den Kleidsaum. "Ich.. ich mag das nicht. Wenn..", der Jüngling errötete heftig. "Wenn.. das unten nicht verpackt ist..", nuschelte er verschämt. Betreten blickte er zu Boden. Er hatte das alles nicht sagen wollen, es war ihm peinlich. Es war nur einer der Gründe wieso Lilian Unterwäsche tragen wollte. Ohne kam er sich zudem so schutzlos vor in Gegenwart des Adeligen. Natürlich war das unsinnig. Ein Höschen würde ihn auch nicht aufhalten, aber Lilian fühlte sich bedeutend wohler mit einem. Egal wie mädchenhaft es aussah.
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Aerys »

"Weil du dann ungehorsam und frech wirst, wenn ich nicht streng genug mit dir bin", schmunzelte Aerys, nachdme Lilian kleinlaut gefragt hatte, was denn so schlimm sei, dass Aerys viel zu weichherzig mit ihm sei. "Ich bin gerne freundlich und sanft zu dir, Lilian. Doch du weisst es nicht zu schätzen und nutzt es nur schamlos aus. Damit verweigerst du mir, so nett zu dir zu sein, wie ich es eigentlich möchte. Deswegen ist es nicht gut, wenn ich zu weichherzig zu dir bin."
Lilian war nicht glücklich mit der Antwort. Wieder versuchte er sich herauszuwinden und fragte, ob er denn etwas von Beidem sein müsste. Ob er nicht etwas anderes sein könne. "Etwas anderes?" fragte Aerys verblüfft. Daran hatte er selber noch nicht gedacht. Dabei war ihm schon von Anfang an klar gewesen, dass Lilian etwas ganz besonderes war. Auch ohne das Theater, welches er um ihn herum veranstaltete.

"Nun, heute wirst du nichts anderes sein, sondern ein Weissgewandeter", entschied er schliesslich und erhob sich. "Jetzt zieh dein Kleid an und gehorche meinen Befehlen." Um Lilian noch etwas zu motivieren, liess er die Rute mit Hilfe der Kunst in seine Hand schweben. Es wirkte und Lilian erhob sich leise schluchzend und weinend, um sich wie befohlen das Kleid anzuziehen. Aerys verstand gar nicht, was er dagegen hatte. Es stand ihm ausgezeichnet und liess ihn richtig anmutig wirken. Nun, zumindest solange er stand. Das gehen musste er noch etwas üben, denn er stolperte bei jedem zweiten Schritt über den Saum. Kurz bevor Lilian das Ankleidezimmer verliess, hielt er ihn zurück, indem er ihm die Rute in seinen Weg hielt.
"Lilian, du weisst genau, dass unter die Kleidung der Weissen kein Höschen gehört", tadelte er ihn streng. "Also zieh deines jetzt aus." Und sofort ging das Flehen und Betteln von vorne los. Doch Aerys blieb hart, liess sich nicht um den Finger wickeln. Nur als Lilian heftig errötete und ihm zutiefst verlegen gestand, dass er es nicht mochte, wenn es unten nicht verpackt wäre, zuckten seine Mundwinkel verdächtig. "Das ist alles nur eine Frage der Gewöhnung", schmunzelte Aerys. "Und eine Frage des Selbstbewusstseins." Selber hatte er rein gar nichts dagegen, vollkommen nackt durch die Gegend zu gehen und nackt zu baden war sowieso das Beste überhaupt. "Also weg mit dem Höschen oder wir müssen das ganze Drama noch einmal von vorne beginnen. Dabei habe ich langsam richtig Hunger bekommen und für gewöhnlich werde ich recht ungeduldig, wenn ich Hunger habe."
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Lilian »

Der Adelige schmunzelte bloß und erwiderte, dass es eine Frage der Gewöhnung und des Selbstbewusstseins wäre. Mit Lilians Selbstbewusstsein war es aber gerade nicht gut bestellt. Er fürchtete sich vor den nächsten Berührungen und hatte das tiefe Bedürfnis viel anzuziehen, um sich zu schützen. Er war doch auch noch kein richtiger Weißgekleideter. Wieso konnte er dann nicht doch Unterwäsche tragen? Außerdem war es doch auch hygienischer...
Lilian wagte aber nicht mehr zu argumentieren, da der Mann zusehends ungeduldiger wurde und anscheinend nicht gewillt war, Lilian auch nur irgendetwas zu erlauben. Der Prinz hatte gesagt, dass Lilian es nicht zu schätzen wüsste und es ausnutzen würde. Deswegen könnte Aerys nicht nett zu ihm sein.
Der Jugendliche verstand das kein bißchen. Bitte, er würde das Höschen zu schätzen wissen. Er wusste nicht wie er es ausnutzte, dass der Adelige nett zu ihm war. Er wollte doch nur ein bißchen Würde zurück. Der Prinz wollte dagegen kein Drama mehr, wie er es nannte, und Lilian hatte keine Kraft mehr weitere Schläge zu ertragen. Sein Hintern brannte und schmerzte furchtbar. Er konnte froh sein, wenn es nicht wieder blutete.
Schluchzend und geschlagen zog er sich unter dem Kleid das Höschen aus und folgte dann ungelenk und mit kleinen Schritten aus dem Ankleideraum. Lilian wusste nicht wie er in dem dummem Kleid gehen sollte. Er hasste es. Er fühlte sich so unwohl zumute. Nicht wie er selbst. Jetzt sollte er wieder diese Braut sein? Der Jugendliche weinte, wünschte sich, dass der Prinz wieder ging und ihn alleine ließ.

Der Mann führte ihn zum runden Tisch, der bereits reichlich gedeckt war mit einem oppulenten Frühstück. Lilian war der Appetit gründlich vergangen. Als er sich setzte, zuckte er zusammen, rutschte auf dem Stuhlkissen hin und her, aber es tat so weh, dass er damit endete sich mit den Händen am Stuhl abzustützten und gar nicht richtig zu sitzen.
"Es tut zu weh", sagte er verzweifelt, aber schließlich musste er sich doch richtig hinsetzen. Lilian wischte sich über die Wangen, aber er konnte nicht aufhören zu weinen. Er wusste, er sollte höflich sein, aber er wusste nicht wie, wo er sich so unwohl und unglücklich fühlte. Er musste sich erst einmal wieder beruhigen von dem was im Ankleidezimmer passiert war, aber es wollte nicht gelingen.
"Guten.. A-appetit", sagte er hicksend und zwischen leisen Schluchzern, weil er glaubte, dass der Adelige dies vielleicht hören wollte. Danach saß Lilian verloren vor seinem eigenen Teller und weinte, unglücklich über sein Schicksal. Das war sicherlich nicht die angenehme Gesellschaft, die der Mann sich vorgestellt hatte, aber der zarte Jugendliche war zu unerfahren und noch zu unschuldig, als dass er diese Erlebnisse schnell überwinden konnte.
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Aerys »

Lilian gehorchte und gab auf, gegen ihn zu rebellieren. Das wiederum gab Aerys die Möglichkeit, wieder etwas freundlicher zu dem Jungen zu sein. So hielt er ihn freundlich fest, als er sich schluchzend und ziemlich wackelig auf den Beinen das Höschen auszog. Anschliessend geleitete er ihn aus der Ankleid zum kleinen, runden Esstisch, wo er schon das Frühstück vorbereitet hatte. Sie kamen jedoch nur langsam vorwärts, da Lilian andauernd auf den Saum des Kleides stand. Aerys sollte ihm nacher wohl noch erklären, wie man darin ging. Jetzt half er ihm jedoch nur, sich an den Tisch zu setzen und rückte ihm den Stuhl zurecht.

Der junge Krieger zuckte zusammen, als sein Hintern das Polster berührte. Unwohl rutschte er hin und her, bis er sich schliesslich einfach mit den Händen am Stuhl abstützte und gar nicht richtig sass. Aerys räusperte sich mahnend. Lilian erklärte wimmernd, dass es zu weh täte. Ja, das konnte der Adlige sich gut vorstellen und er hatte auch Mitleid mit dem süssen Jüngling. Doch davon wollte er sich nicht leiten lassen.
"Nun, das hättest du bedenken sollen, bevor du dich dazu entschlossen hast, ungehorsam zu sein", tadelte Aerys streng. "Du wirst es jetzt ertragen müssen und dich anständig hinsetzen." Mahnend legte er Lilian eine Hand schwer auf seine Schulter. Dieser gehorchte weinend. Es musste ihn wirklich heftig schmerzen. Denn obwohl er sich über die Wangen wischte, konnte er nicht aufhören zu weinen. Verloren sass er unglaublich niedlich vor seinem Stuhl und weinte leise vor sich hin.

"Das wünsche ich dir auch, Lilian", zeigte sich Aerys wieder freundlich, nachdem es dem Krieger in den Sinn gekommen war, zwischen zwei Schluchzern ihm hicksend einen guten Appetit zu wünschen. Das war sehr niedlich. Noch nicht formvollendete Höflichkeit, doch Aerys anerkannte die Bemühung. Zufrieden schenkte er sich vom Kaffee ein und belud sich seinen Teller.
Erst als er merkte, dass Lilian keine Anstalten machte, zu frühstücken, griff er nach einem Brötchen, teilte es entzwei und beschmierte die eine Hälfte mit Butter und Kirschkonfitüre. Das legte er dann auf Lilians Teller. Danach öffnete er ihm sein weich gekochtes Ei und stellte es ebenfalls auf den Teller. Hilfsbereit schob er ihm noch Salz entgegen und schenkte Milch in seine Tasse ein.
"Iss deinen Teller leer, Lilian", befahl er ihm freundlich. Es war nicht viel. Erst recht nicht genügend für einen jungen Mann. Doch es wirkte nicht so, als könne Lilian überhaupt etwas essen und Aerys wollte ihn nicht weiter überfordern. "Trink deinen Milch und hier hast du noch etwas frisch gepressten Oranchensaft. Der weckt die Lebensgeister." Er schenkte Lilian auch davon ein. "Iss auf, damit dein Körper die Nahrung bekommt, die er braucht. Den Sekt darfst du auch haben, wenn du willst. Doch du musst ihn nicht nehmen. Wichtig ist das, dass du wenigstens das isst, was auf deinem Teller liegt."
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Lilian »

Der Prinz wünschte ihm einen guten Appetit, aber Lilian war alles andere als nach Essen zumute. Er wollte sich wieder ins Bett legen und alleine sein. Die Auseinandersetzungen mit dem Adeligen waren so anstrengend - und auch sehr schmerzhaft und demütigend, wie der Jugendliche von mal zu mal spüren musste.
Zitternd und leise weinend saß er in seinem neuen Brautkleid am Tisch und wusste nichts mit sich anzufangen. Er hoffte bloß, dass der Adelige nicht wieder vorhatte den ganzen Tag mit ihm zu verbringen. Der Prinz schmierte ihm ein Brötchen mit Konfitüre und legte es ihm auf den Teller, genauso wie ein gekochtes Ei und eine Tasse Milch. Aber da waren doch schon zwei Crêpes auf seinem Teller. Er wollte das nicht alles essen. Der Prinz verlangte es aber. Wieder in freundlichem Tonfall, doch dem traute Lilian nicht mehr. Der Mann meinte es nicht freundlich.
"Ich habe keinen Appetit...", sagte Lilian leise und glaubte auch nicht, dass der Orangensaft seine Lebensgeister wecken würde. Er schien keine Lebensgeister mehr zu haben, die man wecken konnte. Jedenfalls nicht an diesem Ort und im Beisein des Adeligen. Unglücklich starrte Lilian auf den Teller mit all den Sachen. Es sah lecker aus, doch er fühlte sich bloß elend. Der Prinz wollte, dass er aß. Sein Körper bräuchte Nahrung. Er erlaubte ihm auch etwas von dem Sekt.
Lilian ließ sich das nicht zweimal sagen und griff nach dem langstieligen Glas, um hastig mehrere Schlucke zu trinken. Alles, womit er sich betäuben und beruhigen konnte, erschien ihm gut. Der Jüngling hustete und hickste, stellte das Glas wieder zittrig beiseite. Dann zwang er sich mechanisch zu essen was auf dem Teller war, damit der Adelige zufrieden war und ihn nicht weiter schlug. Lilian wollte keine Schläge. Sein Hintern brannte wie Feuer, und in sich drin fühlte er die schmerzhaften Stiche dort wo der Mann etwas eingerissen hatte. Der Jugendliche wusste immer noch nicht was.

Schweigend und immer mal wieder weinend, begann er das Brötchen zu essen. Er schmeckte es kaum. Lilian tupfte sich die Lippen mit der Serviette ab, so wie es der Adelige ihm beigebracht hatte. Es ermöglichte ihm vor allem, das Essen etwas hinauszuzögern und die letzten Bissen hinunterzuwürgen. Er wollte nicht essen. Unwohl rutschte er immer wieder auf dem Stuhl hin und her, zupfte an dem Kleid, das er nicht mochte. Vorne an der Brust war es irgendwie zusammengerafft und mit einem weißen Band festgebunden. Vielleicht sollte es ihm die Andeutung von Brüsten geben, Lilian wusste es nicht. Er begriff nicht wieso der Adelige nicht ein echtes Mädchen wollte anstatt ihn zu zwingen eines zu schauspielern.
Der Jugendliche trank das Glas Sekt leer, starrte auf seinen Teller. Er vermied Blickkontakt mit dem Adeligen, mochte seinen Peiniger nicht ansehen. Schweigsam aß er weiter, wischte sich über die nassen Wangen. Sein Blick ging immer mal wieder zu einer der Balkontüren. Er wäre gerne in den Garten oder den Park gegangen. Er war erst zwei Tage in diesen Räumen und fühlte sich bereits gefangen. Eingesperrt zusammen mit seinem Peiniger. Da fiel ihm etwas ein.
"Darf ich.. heute rausgehen?", fragte er leise und blickte den Mann wieder an. "Ich soll doch Darion helfen zu trainieren.. und gestern und vorgestern habe ich das nicht gekonnt..." Das musste doch auch der Adelige einsehen. Und vor allem, dass das lange Kleid alles andere als geeignet für ein Training war. Lilian überlegte, ob er nach Sportkleidung fragen könnte, aber er befürchtete, dass ihm das Ergebnis alles andere als gefallen würde und hinterher bloß wieder in einem Kleid enden würde.
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Aerys »

Er hätte es nicht noch extra zu erwähnen brauchen. Man sah Lilian auch so an, dass er keinen Appetit hatte. Aber wie schon gestern liess Aerys das nicht gelten und zwang Lilian dazu, sich zu ernähren. Als Lockmittel setzte er den Sekt ein. Da langte Lilian auch gleich zu und trank hastig und grosszügig aus dem Glas. Scheinbar überrascht über dieses unflätige Verhalten zog Aerys Augenbraue hoch. So trank man doch nicht Sekt. So gierig dass man deswegen gar husten und hicksen musste. Schon gar nicht beim Frühstück. Das machte den Eindruck, als wäre man ein Alkoholiker. Lilian versuchte sich jedoch wohl nur verzweifelt zu betäuben, damit er das Frühstück mit ihm ertragen konnte.

Tapfer kämpfte er sich trotzdem durch das Frühstück. Auch wenn er noch immer weinen musste, mal mehr und mal weniger. Zaghaft knabberte er an seinem Brötchen, tupfte sich adrett mit der Serviette die Lippen ab und gab tatsächlich fast ein wohlerzogenes, adliges Mädchen ab. Er sah dabei sehr hübsch aus. Auch wenn er sehr unglücklich war und kaum sitzen konnte. Aerys gefiel es, wie ihm das Haar ins Gesicht fiel, wenn er den Kopf gesenkt hielt.

"Darion trainieren?", fragte Aerys überrascht und scheinbar aus allen Wolken fallend, als Lilian es nach einer Weile wagte zu fragen, ob er nach draussen gehen dürfte. Er sollte doch noch Darion helfen zu trainieren. "Aber Lilian..." Er war gerade dabei gewesen, Lilians Sektglas nachzufüllen. Er konzentrierte sich rasch darauf, dies fertig zu machen und die Sektflasche wieder zurück in den Kühler zu stellen. Dann wandte er sich wieder an den Jüngling und schaute ihn betroffen an. "Lilian, du hast gestern und heute unsere Abmachung aufgelöst." Die Abmachung, wo Lilian sich jeden Tag mit Gehorsam erkämpfen musste, damit er Darion mit dem Training helfen durfte. "Damit ist sie nun hinfällig. Die Zeit ist vorbei, wo du Darion helfen kannst. Aber wenn du möchtest, darfst du dich nachher gerne für eine Weile auf den Balkon setzen."
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Lilian »

Der Adelige sah ihn vollkommen überrascht an, als Lilian danach fragte, ob er heute wieder Darion trainieren dürfte. Wieso war das verwunderlich? Lilian wollte natürlich weiter seinem Freund helfen, damit es ihm besser ging. Auch wenn es dem Jugendlichen selbst alles andere als gut ging, aber vielleicht konnte er sich durch das Training ebenfalls etwas ablenken. Nichts an seinem Alltag in der Villa fühlte sich normal für den Jüngling an, aber das Training war eine der wenigen schönen Sachen, das er hier hatte.
Der Prinz zögerte mit der Antwort und füllte erst einmal wieder Lilians Sektglas auf. Der junge Krieger hatte absolut nichts dagegen und sah das als Einladung, das er auch so viel trinken konnte. Vielleicht konnte er sich ein wenig betrinken, um den Adeligen besser aushalten zu können und die Schmerzen in sich vergessen zu können. Der Wunsch zu trinken, verschwand erstmal, als ihn der Hayllier betroffen ansah und schlicht erklärte, dass Lilian ihre Abmachung gestern und heute aufgelöst hätte. Er könnte Darion nicht mehr helfen.

Nun war es an Lilian überrascht dreinzuschauen. Er verstand nicht richtig. Er hatte gestern doch schlecht Darion trainieren können, wo er selbst kaum hatte gehen können. Lilian hatte diese Verletzung nicht gewollt, der Adelige hatte ihm das angetan.
"Wieso darf ich ihm nicht mehr helfen?", fragte Lilian verwirrt. "Darion bewegt sich schon viel besser, aber er ist doch noch nicht ganz gesund. Bitte, ich kann ihm weiter helfen und am Ende wird er wieder ganz normal gehen können. Es dauert nur ein bißchen. Es tut mir leid, dass ich gestern nicht mit ihm trainieren konnte, aber.. mir gings doch selbst nicht gut", fügte er leiser hinzu. Hatte der Adelige denn kein Erbarmen mit ihm? Dieser erinnerte ihn dann aber daran, dass er nicht gehorsam genug gewesen war. Lilian sah den Prinzen fassungslos an. Das konnte der nicht ernst meinen? Das war so gemein. Er trug doch jetzt auch das Kleid und hatte kein Höschen an. Am Ende hatte er doch gemacht, was der Adelige wollte.
Lilian begann wieder heftiger zu weinen, saß schluchzend und zusammengesunken auf dem Stuhl. "Ihr... ihr verlangt immer so schreck-schreckliche Sachen von mir...", versuche er sich zu verteidigen, "Ihr lasst.. lasst mir nichts schönes... ich weiß nicht mehr wo ich gestern.. ungehorsam war. Ich weiß nur, dass alles weh tat... und ich nich konnte... ihr seid dauernd hier und um mich rum und lasst mich kaum atmen.. oder.. an irgendjemand anderen denken.. alles an was ich denk.. seid ihr." Da schien kein Platz mehr für etwas anderes. Er holte schluchzend Luft. Er fühlte sich schlecht. Er hatte nicht mehr an Darion gedacht und dass er für ihn gehorsam sein musste, Lilian war nur beschäftigt gewesen mit seinem eigenen Schicksal. Aber es war manchmal so schwer gehorsam zu sein ohne sich selbst zu verlieren oder sich überhaupt dazu überwinden zu können. Konnte der Adelige nicht leichtere Dinge von ihm verlangen? Momentan kam dem Jugendlichen dies alles oft zu schwer vor.
"B-bitteee.. Darion darf nich aufhören zu trainieren, er ist doch.. fast wieder gesund", flehte Lilian verzweifelt und überfordert. Dass der Adelige ihm erlaubt hatte sich nachher für einen Moment auf den Balkon zu setzen, war dem Jüngling da nicht so wichtig wie das Training mit Darion.
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Aerys »

Lilian war schon niedlich wie er ihn überrascht anschaute und nicht begriff, wieso er Darion nicht mehr helfen dürfe. Darion würde doch gute Fortschritte machen und wenn er ihm weiter helfen dürfte, würde er wieder ganz normal gehen können. Süss entschuldigte er sich, dass er gestern nicht mit Darion hätte trainieren können. Es wäre ihm doch selbst nicht gut gegangen, fügte er leise hinzu. Ach, er war so ein süsses Rehlein. Gerade hätte Aerys ihn sehr gerne sanft umarmt.
"So meinte ich das nicht, Lilian", klärte er ihn stattdessen auf. "Wir haben vereinbart, dass du dir jeden Tag Training mit Darion durch Gehorsam verdienen musst. Weder gestern, geschweige denn heute warst du gehorsam. Deswegen ist der Handel nun nicht mehr gültig." Fassungslos starrte Lilian Aerys an und der Adlige musste sich Mühe geben, nicht zu lachen. Ach, das war gemein, dass er sich an Lilians Unglauben so ergötzte. Dennoch erlöste er den Jungen nicht. Er musste lernen, was sein wehren und weigern für Konsequenzen hatte.

Einen Herzschlag später brach Lilian wieder in heftige Tränen aus und sank auf seinem Stuhl zusammen. Schluchzend erklärte er, dass Aerys immer so schreckliche Sachen von ihm verlangen würde. Ausserdem würde er ihm nichts schönes mehr lassen. Er wisse nicht, wo er gestern ungehorsam gewesen sei. Er erinnerte sich nur daran, dass alles weh getan hätte. Er hätte nicht gekonnt. Dauernd wäre er hier und um ihn herum, weswegen er kaum atmen könne oder an irgendjemand anderen denken. An alles, was er denke, wäre er.
"Nun, so soll es auch sein", erwiderte Aerys knapp und leicht brüskiert über die Behauptung, dass er ihm nicht schönes lassen würde. Immerhin hatte er sich sehr Mühe gegeben mit den Zimmern. "Ich bin schliesslich dein Herr. Also ist es nur rechtens, wenn deine Gedanken und dein ganzes Wesen sich allein um mich drehen. Wenn du dabei das Schöne, was ich dir schenke, nicht erkennen kannst, ist das dein Problem." Das kränkte Aerys nun schon ein wenig. Natürlich verstand er, dass Lilian zuerst mit seiner Entjungferung klar kommen musste. Doch, dass er behauptete, er würde ihm gar nichts gutes tun, war dann doch etwas zuviel.

"Darion kann alleine trainieren, bis ich ihn zu mir rufe, um ihn zu testen", wehrte Aerys verschlossen ab. "Das wird wohl noch ein paar Tage dauern, da ich mich gerade so intensiv mit dir beschäftige. Ausserdem, wie du sagtest, es geht dir nicht gut. Du bist sicherlich nicht in der Verfassung, ihn weiter zu trainieren. Einmal ganz davon abgesehen, dass du gegen die Abmachung verstossen und damit Darions Recht an einem Training verwirkt hast. Du musst selber erst wieder zu Kräften kommen." Damit war das Thema erledigt. Als er an seinem Kaffee nippte, merkte er, dass es ihn jedoch nicht in Ruhe liess.
"Er ist wirklich fast wieder gesund?" fragte er Lilian nach einem Moment leise. "In der kurzen Zeit?" Aber Alazier hatte ihn bei der Zeremonie stützen müssen. So gut konnte es ihm gar nicht gehen.
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Lilian »

Kühl sagte der Adelige, dass Lilian natürlich nur an ihn denken sollte, da der Prinz sein Herr wäre. Lilians Gedanken hatten dagegen mehr mit den schrecklichen Erlebnissen zu tun, die Aerys ihm bereitete, als dass der Mann sein Herr sein wollte. Der Jugendliche wollte kein Sklave sein und er dachte auch noch nicht längst wie einer. Er hatte Familie, eine Gefährtin, eine Ausbildung und ein richtiges Zuhause. Da konnte er schlecht ein Sklave für einen grausamen Hayllier sein. Etwas brüskiert warf Aerys ihm vor, dass Lilian das Schöne nicht sah, das ihm der Adelige angedeihen ließ. Täuschte er sich oder klang Aerys beinahe beleidigt oder verletzt?
"Ihr seid manchmal nett zu mir..", räumte Lilian ein. Aber diese Freundlichkeit hielt auch nur solange wie Lilian genau so war wie es sich der Prinz vorstellte. Wenn der Jugendliche etwas anderes wollte, ignorierte es der Mann oder er wurde gar böse. Er war bisher nie laut geworden oder jähzornig, aber er wurde trotzdem sehr gemein und Lilian wusste nicht wie er sich nach diesem Erlebten noch normal mit dem Adeligen unterhalten sollte, wo genau jener ihm so viel Leid zufügte. Der Prinz schien dagegen zu erwarten, dass der Jugendliche prompt alles Schlechte vergaß, dass ihm angetan worden war. Der unerfahrene Jüngling konnte dies schlicht nicht und seiner Meinung nach wogen die wenigen schönen Momente es nicht auf. Gestern, wo Aerys ihm seine Schlafanzugkleidung gegeben hatte. Aber es war nur ein kleiner Moment gewesen, der gegen all jene stand in denen Lilian Schmerzen litt, Angst hatte, gedemütigt wurde und unglücklich war.
Aber es war der Adelige, der nun beleidigt war, weil Lilian das Schöne nicht sah.

Er flehte, dass er doch Darion helfen möge, wo dieser doch weiter sein Training benötigte, um gesund zu werden. Der Adelige wehrte es weiter brüsk ab und meinte bloß, dass Darion alleine trainieren könnte. In ein paar Tagen würde er ihn testen. Unsicher blickte Lilian den Prinzen an. Einerseits gefiel es ihm gar nicht zu hören, dass der Mann sich auch die nächsten Tage mit ihm "beschäftigen" wollte wie er es nannte, anderseits sorgte der junge Krieger sich, dass Darion diesen Test nicht bestehen würde.
Besonders nun, wo Lilian Schuld daran sei, dass Darion nicht mehr trainieren durfte. Abgesehen davon müsste Lilian selbst wieder zu Kräften kommen.
"Darion sollte.. sollte nicht wegen mir.. leiden müssen, bitte", flehte Lilian kummervoll, "Ich.. ich wollte nicht, dass er sein Training verliert. Er braucht es doch. Es.. es tut mir leid, dass ich ungehorsam war. Es ist nur so schwer... weil ihr das mit mir gemacht habt.. und mir gehts nicht gut... bitte, ich will nicht, dass Darion deswegen bestraft wird", versuchte er den Prinzen irgendwie zu überzeugen.
Dieser fragte dafür nach, ob Darion in der kurzen Zeit tatsächlich fast wieder gesund geworden sei. Dafür, dass der Prinz seinem Kunstwerk zunächst keine einzige Schonfrist hatte geben wollen, schien er die drei Wochen nun doch kurz zu finden. Bedeutete das, dass Darion noch mehr Zeit bekam?
"Es geht ihm schon viel besser", bestätigte Lilian, "Nur lange Strecken und viel Stehen geht noch nicht gut... er braucht nur ein bißchen mehr Zeit. Darion ist so stark. Er wird es gewiss schaffen, dass er wieder so wie früher wird", versuchte sich der Jüngling eifrig für seinen Freund einzusetzen. Er hätte Darion gerne wieder gesehen, um mit ihm zu reden. Ob Alazier ihn gut behandelte?
Da fiel Lilian doch noch etwas schönes ein, was der Adelige für ihn gemacht hatte. Vorsichtig blickte er ihn an. "Es war sehr schön, dass Darion vor der Zeremonie mit den anderen dabei sein konnte und er auch einen Segenswunsch abgeben durfte. Danke..", bedanke er sich scheu. Vielleicht war der Prinz deswegen gerade gekränkt, weil sie über Darion redeten und Lilian sich für diese nette Geste noch nicht bedankt hatte. Wie nett es auch immer war, dass er vor seinem Mißbrauch Glückwünsche seiner neuen Freunde bekam... aber es war gut gewesen sie vorher zu sehen, dachte Lilian bei sich.
"Bitte lasst Darion sein Training fortsetzen. Ich.. ich bin jetzt auch brav", beteuerte der Jugendliche. Auch etwas ängstlich, denn er fürchtete sich davor was der Mann alles von ihm verlangen würde.
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Aerys »

In seiner Sorge um Darion vergass Lilian sogar zu weinen. Er schaute zwar traurig und ängstlich, doch für den Moment schien ihn noch nicht einmal sein geschundener Körper zu schmerzen. Leidenschaftlich setzte er sich für den älteren Krieger ein, der ihm sehr wichtig geworden war. Aerys staunte noch immer wieviel Lilian für den beinahe fremden Krieger zu geben bereit war. Eigentlich war er damit ein wunderbares Druckmittel, damit Lilian sich so verhielt, wie Aerys es sich von ihm wünschte. Aber irgendwie sträubte es sich in dem Adeligen, Darions Gesundheit so sehr von Lilians Fähigkeit, sich selbst zurück zu halten, abhängig zu machen. Er hatte zwar Gehorsam von Lilian verlangt, aber nie etwas wirklich schlimmes oder brutales von ihm verlangt. Von der ersten Nacht einmal abgesehen. Und er hatte kleinen Ungehorsam oder nicht sofortigen Gehorsam durchgehen lassen, damit Darion weiterhin die Gelegenheit bekam, zu heilen.

Vorsichtig fragte er nach Darions wirklichem Zustand. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es schon so gut um den Krieger bestellt war. Eifrig bestätigte Lilian ihm, dass es Darion jedoch schin viel besser ging. Die Hoffnung in der Stimme des Jünglings war unüberhörbar und es machte ihn so verlockend. Viel zu verlockend. Schweigend nachm Aerys noch etwas Kaffee zu sich und überlegte sich, warum er Lilian so gerne glauben wollte. Er mochte Darion, ja. Aber er wäre nicht das erste Kunstwerk, welches er verlor.
Unvermittelt meinte Lilian, dass es sehr schön gewesen wäre, dass Darion vor der Zeremonie hätte dabei sein dürfen. Vorsichtig schaute er ihn dabei von unten durch dichte Wimpern an. Ohweh, was für ein Anblick. Aerys schwieg erst einmal überrascht, dass Lilian sich dafür bedankte, dass Darion auch einen Segenswunsch hätte abgeben dürfen. Meinte Lilian das nun ernst oder versuchte er ihn einfach nur um den Finger zu wickeln. Der Prinz konnte zweiteres kaum glauben, da Lilian viel zu naiv und herzlich dazu wirkte. Andererseits musste so ein ehrlicher Dank ihn sehr viel Überwindung kosten.
"Er hat es nicht gedurft", brummte Aerys schliesslich und offenbarte Lilian somit, dass auch seine Freunde sich für ihn einsetzten. "Er hat es einfach gemacht." Ganz ohne Erlaubnis. "Und Alazier hat ihm dabei geholfen." Ebenfalls ganz ohne Erlaubnis. Aerys wusste nicht, was er davon halten sollte. Eins wusste er jedoch ganz genau. Dass Lilians Beteuerung von jetzt an brav zu sein, so ehrlich sie auch gemeint waren, bestimmt nicht lange halten würden.
"Das bezweifle ich doch stark", schmunzelte er leicht, versank dann aber wieder in seine Gedanken rund um Darion und warum er ihn noch immer nicht getestet hatte, warum er Lilian soviel durchgehen liess, damit Darion weiter trainieren konnte. Sonst war er doch auch nicht so. "Iss weiter, Lilian", befahl er dem Jüngling nebenbei, da er noch essen auf seinem Teller hatte. Auch Aerys frühstückte weiter. Schweigend und in Gedanken versunken.

"Vielleicht meldet sich ja jemand, der an deiner statt, mit Darion trainieren wird", brach er unvermittelt das Schweigen, nachdem sie Beide zuende gefrühstückt hatten. "Und du kannst zeigen, wie brav du sein wirst. Ich möchte, dass du heute Nachmittag übst, in diesem Kleid zu gehen und zu knicksen. Wenn du vorne das Kleid etwas anhebst, sollte es dir leichter fallen, dich darin zu bewegen. Ansonsten steht in einem deiner Bücher im Regal, wie sich eine junge Dame zu bewegen hat. Darin kannst du nachschlagen, wenn du Hilfe brauchst. Das Buch ist auch schön bebildert. Wenn du möchtest, darfst du auch die Balkone betreten. Du darfst sie allerdings nur verlassen, wenn du wieder zurück in dein Zimmer gehst. Hast du das verstanden, Lilian? Damit kannst du dir ein Stückchen Freiheit erkaufen, wenn du mir zeigt, dass ich deinem Wort vertrauen kann. Ich werde mich jetzt zurück ziehen. Wir sehen uns dann zum Abendessen wieder." Damit erhob sich Aerys vom Frühstückstisch, um Lilian tatsächlich wieder für eine ganze Weile in Ruhe zu lassen. Einerseits weil er neugierig war, ob Lilian tatsächlich wie versprochen brav sein würde und andererseits, weil er sich darüber klar werden wollte, wie es mit Darion weiter gehen sollte. Sicher war jedenfalls, dass er seinen Kunstwerken den Befehl geben würde, erst einmal einen grossen Bogen um Lilians Gemächer zu machen, respektive um seine Balkone, wenn der Jüngling sich auf einem davon befand.
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Lilian »

Der Prinz schwieg einen Moment ehe er überraschenderweise zugab, dass er Darion gar nicht erlaubt hatte nach vorne zu treten, um einen Segenswunsch abzugeben. Das hätte Darion von selbst gemacht, mit Hilfe Alaziers. Der Adelige klang so, als wüsste er nicht was er davon halten sollte. Lilian hoffte bloß, dass Darion nicht bestraft wurde. Der Jugendliche hatte nicht gewusst, dass Darion sich gegen seinen Meister widersetzt hatte - und das wegen Lilian. Es überraschte nicht nur den Adeligen.
"Vielleicht hat er geglaubt, dass ihr ihn doch dabei haben wollt", überlegte Lilian. Er wusste wie einfühlend und rücksichtsvoll Darion war. "Er hat euch bestimmt nicht verärgern wollen..." Lilian sorgte sich weiter, dass Darion bestraft wurde. Wieso hatte er einen Segenswunsch ausgesprochen? Für Lilian? Das war irgendwie schön, dass sich Darion so für ihn einsetzte.. umso unglücklicher war Lilian, dass er Darion nicht mehr trainieren durfte. Er versuchte alles was ihm einfiel, um Aerys nochmal umzustimmen und zu erweichen. Er beteuerte sogar, dass er in Zukunft brav sein würde, aber der Prinz schmunzelte nur und glaubte ihm nicht. Er hatte wahrscheinlich recht damit, doch für Darion hätte Lilian es zumindest versucht. Ohne den älteren Krieger würde er gewiss nicht mehr leben.
"Bitte... Darion hat das nicht verdient...", versuchte Lilian es erneut, aber der Adelige war in ein nachdenkliches Schweigen verfallen und schien ihn nicht mehr recht zu hören. Geistesabwesend sagte er ihm nur irgendwann, dass er weiteressen sollte. Lilian nickte und nahm noch einen Bissen von dem Brötchen, trank einen Schluck Saft dabei. Vorsichtig blickte er den Prinzen an, der ihn erstaunlicherweise nicht mehr beachtete. Nichtmal, dass Lilian auf seinem Stuhl herumrutschte, da er keine bequeme Position fand für seinen schmerzenden Hintern, schien Aerys zu bemerken. Der zierliche Jüngling wusste nicht, ob der Mann nun sauer auf ihn war - oder auf Darion. Normalerweise hatte Aerys immer irgendetwas zu sagen, und so war das lange Schweigen schon ungewohnt und machte Lilian nervös, da er nicht wusste was ihn danach erwartete. Dabei hatte er es sich herbei gesehnt, dass der Adelige ihn ignorierte. Zaghaft sah der Jüngling immer wieder hinüber zu Aerys, knabberte dabei an dem gesalzenen Ei.

Lilian war trotzdem froh über die Ruhe und dass der Adelige nicht neue schreckliche Dinge von ihm verlangte. Es gab dem Jugendlichen die Gelegenheit sich etwas von den vorherigen Schlägen zu erholen und am Ende des Frühstückes weinte er nicht mehr, hatte nur noch gerötete Augen. Noch leicht feucht und verknäult, fielen ihm die dunklen Haare lockig auf die Schultern.
Er zuckte zusammen und hätte beinahe seine Gabel mit dem letzten Bissen des Crêpes fallen gelassen, als Aerys unvermittelt wieder das Wort ergriff. Jemand anderer könnte vielleicht Darion trainieren. Lilian blickte hoffnungsvoll auf. Natürlich wäre er gerne hinausgegangen, um Darion zu treffen und mit ihm zu üben, aber es war gut, wenn sein Freund überhaupt trainierte, egal mit wem. Lilian fühlte sich ohnehin nicht stark genug dafür.
"Das wäre schön", stimmte Lilian etwas überrumpelt zu. Er überlegte wer das sein könnte, aber so viele Personen kannte er noch nicht in der Villa. Gewiss nicht Alazier. Lilian hatte zwar mitbekommen, dass der gruselige Kriegerprinz sich für Darions Schicksal interessierte, aber der Eyrier war auch so unberechenbar und furchtbar jähzornig. Was, wenn er Darion wieder weh tat?
"Vielleicht kann es Lucero tun?", fragte Lilian. Denn der Prinz war einer der wenigen, der Darion nie gemieden hatte, obwohl er nicht mehr.. perfekt war. Lilian glaubte sogar, dass die beiden miteinander geschlafen hatten... jedenfalls würde Lucero sicherlich eine gute Arbeit leisten, wo er Darion auch mochte. Der Jugendliche war sich nicht sicher, ob der Adelige überhaupt seine Meinung dazu hören wollte.
"Danke, dass ihr nochmal darüber nachdenkt...", bedankte er sich zaghaft. Der Prinz wollte dafür, dass Lilian die nächsten Stunden brav sei. Er sollte den Nachmittag üben wie er richtig in dem Kleid ging und knickste. Wenn er wollte könnte er sich dazu ein bebildertes Buch anschauen. Lilian nickte eilig. Er war mehr erleichtert und vor allem überrascht, dass Aerys ihn so schnell wieder alleine lassen wollte. Damit hatte der junge Krieger nicht mehr gerechnet. Aerys ging sogar soweit ihm zu erlauben, die Balkone aufzusuchen. Solange Lilian dieses neue Stückchen Freiheit, wie der Prinz es beschrieb, nicht ausnutzte. Was bedeutete, er durfte nicht am Balkon hinabklettern. Der Jüngling nickte erneut.
"Ja, hab ich", bestätigte er. Natürlich war die Versuchung groß, über den Balkon zu fliehen, aber wohin hätte er laufen sollen? Er würde nicht durchs bewachte Tor kommen und auch nicht über die Mauer rund um das Anwesen.. er würde es bloß schaffen, den Adeligen gegen sich aufzubringen und ihn so richtig wütend machen. Lilian hatte zu viel Angst vor dem Mann als das zu tun. Er war einfach nur froh, dass er Zeit für sich bekam. Um es nicht zu verderben, nickte er immer nur wieder, während der Prinz sich verabschiedete. Er wollte zum Abendessen wiederkommen.

Dann war Lilian wirklich allein. Er atmete tief durch und saß verwirrt auf dem Stuhl vor den Resten des Frühstückes. Der Jüngling nahm noch einen Schluck Sekt. Er bemerkte, dass die Flasche Sekt ebenfalls noch da war und die Versuchung war sehr groß, sie restlos auszutrinken. Damit würde das Abendessen bestimmt erträglicher. So ganz traute der Jugendliche sich nicht, aber er trank sein zweites Glas Sekt restlos auf und fühlte sich damit wesentlich beschwingter. Er wollte nicht länger sitzen, tappste um den Tisch herum und nippte an dem halbvollen Glas des Prinzen, das er nicht ausgetrunken hatte. Sekt schmeckte gut und prickelnd und es vertrieb ein wenig die Erinnerungen an die Jungfernnacht. Lilian wollte nicht daran denken, er fühlte sich ausgelaugt von all dem Weinen.
Der Jüngling goss sich nun doch das Glas des Prinzen wieder voll, nahm es mit und wankte damit in Richtung des Balkons, der zum Innengarten hinausging. Lilian hoffte, vielleicht im Garten ein paar Weißgekleideten bei der Arbeit zusehen zu können, aber der Innengarten war wie ausgestorben. Lilian blickte sich auf dem Balkon um. Es gab einen großen Liegestuhl zum Ausklappen, einen Korbsessel mitsamt kleinem Tischchen auf dem ein paar Kerzen standen. Daneben befand sich etwas was Lilian nur schwer beschreiben konnte, ein Schaukelsofa? Er wusste nicht, ob es an dem Ding lag oder an ihm, aber es schaukelte sehr dolle, als er sich bäuchlings darauf legte. Der Jüngling nuckelte an dem Sektglas, hickste leicht. Unwohl rutschte er hin und her. Er hätte so gerne ein Höschen angezogen, aber er traute sich nicht und befürchtete weitere Schläge. Lilian wartete längere Zeit, ob nicht doch jemand im Innengarten auftauchte, aber er blieb allein. Betrübt blickte er auf den Garten hinaus so gut es ging von seiner Liegeposition. Als ihm auf der Schaukel schwindlig zu werden begann, erhob sich der Jugendliche wacklig und ging wieder nach drinnen. Mehrmals stolperte er über das Kleid. Lilian raffte den Stoff etwas hoch, damit er nicht immer wieder darüber stolperte. Aber nach nur wenigen kleinen Schritten, stolperte erneut. Wie machten Frauen das nur? Er konnte sich kaum bewegen in dem Kleid. Musste er es etwa immer festhalten? Nein, das war irrsinnig, das konnte es doch auch nicht sein. Wieso hatte der Adelige ihm ein zu langes Kleid gegeben? Lilian fühlte sich unglücklich darin. Es erinnerte ihn einfach zu sehr an das Brautkleid... warum war der Prinz so gemein und hatte es dem nachempfunden? Lilian ließ sich unglücklich vor dem Bücherregal zu Boden plumpsen, aber das tat seinem Hintern gar nicht gut. Der zierliche Krieger rollte sich auf die Seite, zupfte am Saum des Kleides. Vielleicht... er zog es etwas hoch bis zu den Knien und zwirbelte einen Teil des Stoffes bis er einen Knoten hineinmachen konnte. Ähnlich verfuhr er mit einem zweiten Teil des kleides vorne, so dass am Ende zwei Schleifen vorne über seine Scheinbeine baumelten. So würde er gehen und knicksen können ohne über das Kleid zu stolpern. Lillian drehte sich auf den Bauch, nahm sich eines der Bücher aus dem kleinen Regal vor dem Schaukelstuhl. Es waren fast alles nur Benimmbücher wie er erkannte als er darin blätterte. Sogar Bücher über Stickereien. Eine seltsame und sehr langweilige Auswahl, doch er hatte ja brav sein wollen und so las der Junge in dem bebilderten Buch über den richtigen Gang einer Dame. Es sah sehr kompliziert aus und Lilian verstand nicht so richtig wieso sich Frauen durch solche langen Kleider einschränken ließen, wo sie doch das herrschende Geschlecht waren. Es gab Bilder wo sie stets den Saum des Kleides anhoben und damit herumgingen. Musste das doch so sein? Es sah so komisch aus. Wie als wollten sie ständig ihr Kleid lüften. Lilian wollte das nicht lernen. Er wollte sich nicht wie ein Mädchen fühlen. Unglücklich rappelte er sich auf und versuchte nochmal das Knicksen zu üben. Lilian verzog schmerzerfüllt das Gesicht, es tat immer noch weh in seinem Inneren. Er wusste nicht wieso die Heilerin es nicht ganz weggemacht hatte. Ungelenk knickste Lilian mehrmals, doch da er vorne das Kleid geknotet hatte, fiel er wenigstens nicht hin. Der Jüngling legte sich wieder auf den Bauch vor den Schaukelstuhl und las erneut in dem Buch, um sich alles einzuprägen.
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Aerys »

Neugierig trat er gleich wieder zu dem Fenster in seinem Schlafzimmer, um zu schauen, wie Lilian reagierte, nun wo er so früh gegangen war. Halb erwaretete er, dass der Jüngling sich wieder ins Bett flüchtete, um da weiter zu weinen. Überraschenderweise blieb er weiter auf seinem Stuhl sitzen. Nach einem Moment, der ganz nach Verwirrung aussah, griff Lilian nach seinem Sektglas und leerte es in einem ordentlichen Zug. Aerys konnte förmlich sehen, wie er nach der Flasche schielte. Aber er schien sich dann doch nicht zu getrauen, sich erneut einzuschenken. Dafür nahm er Aerys halb ausgetrunkenes Glas und lehrte es zügig. Der Prinz musste Grinsen und als Lilian sein Glas dann doch noch wieder füllte, lachte er hinter einem Hörschutz. Was für ein frecher Bengel.

Doch Lilian blieb tatsächlich brav. Auf dem Balkon suchte er keinen Fluchtweg sondern legte sich nur auf die Schaukel und genoss die frische Luft. Aerys gab in der Küche Bescheid, dass sie den Tisch wieder abräumen konnten. Danach liess er Lilian erst einmal unbeobachtet und ging aus seinen Gemächern in die Villa, um sich seinen anderen Kunstwerken zu zeigen. Es dauerte nicht lange, da traten ihm Lucero, Terim und Marlin unter die Augen. Scheu, vorsichtig und nicht so recht wissend, was sie sagen sollten. Aerys liess sie erst einmal stehen und ging in sein Atelier, um etwas zu zeichnen.
Als er es wieder verliess, standen die drei in seinem Salon vor dem Atelier, hatten ihm einen Tee zubereitet und einige Kekse zurecht gelegt. Ach, wenn das nicht niedlich war. Der Adlige lachte leise und zog alle drei in eine enge Umarmung, drückte sie einen Moment an sich. Danach gab er jedem einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich von ihnen löste und sich in seinen Sessel fallen liess. Dienstbeflissen schenkte ihm Marlin Tee ein, während Lucero sich frech auf seinen Schoss schob. Aerys liess ihn gewähren, streichelte ihm über den Rücken.
"Na, was liegt euch auf dem Herzen, meine Lieben", fragte er sie gut gelaunt. Er mochte die Aufmerksamkeit, die sie ihm entgegen brachten. Auch war es süss, wie sie noch etwas mit ihrem Anliegen herum drucksten, wie Lucero sich fest an ihn schmiegte. Schliesslich schafften sie es aber zu fragen, wie es ihm und Lilian ging. Verhältnismässig ehrlich antwortete Aerys, dass Lilian noch ziemlich aufgewühlt sei und noch viel Ruhe brauchte, um sich zu erholen. Doch er sei sich sicher, dass sie es schaffen würde. Das freute die drei sehr und sie wünschten Lilian alles Gute.
"Was ist mit Darion?" wagte Lucero zum Schluss noch leise zu fragen. Aerys schaute ihn überrascht an. Er wusste zwar, dass Lucero Darion sehr mochte, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass er nach ihm fragen würde. Das war hier nicht üblich, dass man nach beschädigten Kunstwerken fragte.
"Lilian ist Momentan leider nicht in der Lage, weiter mit ihm zu üben", klärte Aerys den Stand der Dinge. Die drei jungen Kunstwerke schwiegen bedrückt.
"Ich kann mit ihm üben", bot Lucero nach einer Weile noch leiser an.
"Ja... ich auch...", flüsterte Marlin und sogar Terim brachte ein Nicken zustande.
"Na worauf wartet ihr denn noch?" schmunzelte Aerys, liess die Kunstwerke jedoch nicht lossausen, bevor er jedem von ihnen einen sanften Kuss gegeben hatte.

Danach ging er wieder in seine Gemächer zurück, um nach Lilian zu sehen. Er war tatsächlich dabei, das Knicksen zu üben, wobei er jedoch schmerzerfüllt sein Gesicht verzog. Diese Bewegung musste ihm im Bauch weh tun. Oje. Das hatte Aerys eigentlich nicht gewollt. Um so stolzer war er auf Lilian, dass er es trotzdem versuchte, es ihm recht zu machen. Nur was er mit dem Kleid angestellt hatte, war nicht so ganz das, wie es gedacht war. Doch es war fantasievoll und lustig, weswegen Aerys nicht wütend wurde. Gut gelaunt setzte er sich an seinen Schreibtisch, um ein kleines Briefchen für Lilian zu verfassen.

Lieber Lilian,

Die schönen, prickelnden Erinnerungen an unser letztes, gemeinsames Abendessen lassen mich das heutige mit Freude erwarten.

Sei so lieb und zieh wieder dieses hübsche Kleid von damals an. Es lässt dich bezaubernd aussehen. Fühle dich frei, dazu anzuziehen, was dir gefällt. Die Riemchensandalen, die dazu getragen hast, waren jedoch wirklich ausnehmend niedlich.

Anbei ein kleines Geschenk, welches es dir hoffentlich erleichtert zu sitzen.

In freudiger Erwartung

Aerys


Nachdem er schwungvoll unterschrieben hatte, faltete er den Brief sorgfältig zusammen, tat ihn in einen Umschlag und versiegelte diesen mit Weinrotem Siegelwachs und seinem Zeichen. Zusammen mit einer hübschen, verschraubbaren Dose mit Lilienmuster darauf und einer zartblauen Seidenschleife darum herum, liess er ihn auf Lilians Sekretär erscheinen. Gleichzeitig liess er den sanften Ton eines hellen Silberglöcklein ertönen, damit Lilian das Erscheinen des Briefes mitbekam.
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Lilian »

Lilian lag noch immer auf dem kleinen Teppich vor dem Schaukelstuhl und bemühte sich das Benimmbuch zu lesen. Zwischendurch erhob er sich vorsichtig und versuchte wieder das Knicksen zu üben, aber die Bewegungen taten ihm noch zu weh, weswegen er sich lieber schnell wieder hinlegte. Er hoffte einfach, dass wenn er nachher knicksen musste, es ihm gut gelingen würde, damit ihn der Adelige nicht wieder schlug. Lilian biss sich auf die Lippen, wenn er an die harten Schläge dachte. Er wollte das Kleid immer noch am liebsten ausziehen und etwas anderes anziehen, doch er wusste nicht wieviel Zeit schon vergangen war und wann der Adelige wiederkommen würde.
Nachdem der Prinz so unzufrieden wegen dem Kleid geworden war, wagte der Jüngling sich erstmal nicht deswegen zu widersetzen. Er hatte nicht die Kraft so viel zu kämpfen. Lilian zitterte leicht, dachte abermals an die Zeremonie und was er dort erlebt hatte. Er wusste nicht wie er damit umgehen sollte... er war mißbraucht worden. Der Mann hatte ihn aufgerissen... es war so viel Blut gewesen.. und das Gefühl wie der Adelige in ihm gewesen war... es ließ sich kaum beschreiben und in Worte fassen. Weder die körperlichen Eindrücke noch das entsetzliche Grauen, Ohnmacht, Angst und Erniedrigung, die er gefühlt hatte.
Lilian fühlte wie sich seine Augen wieder mit Tränen füllten, als er plötzlich eine helle Glocke hörte. Verwundert blickte der Jüngling auf. Es war von dem Sekretär aus weißem Holz gekommen, der neben dem kleinen Bücherregal stand. Noch etwas wacklig erhob sich der Junge. Das Kleid und die schleifenähnlichen Knoten baumelten locker um seine Schienbeine, zeigten seine nackten, kleinen Füße. Neugierig näherte sich der Jüngling dem Schreibtisch, den er sich bisher noch nicht angesehen hatte. In der Mitte lag ein Brief mit noch frischem, dunkelroten Siegelwachs. Daneben befand sich eine kleine Dose mit einem Lilienmuster, das mit einer blauen Schleife verbunden war. Ein Geschenk? Und der Brief musste von Aerys sein, wobei sich Lilian wunderte warum ihm der Adelige schrieb, wo er doch jederzeit in Lilians Zimmer platzen könnte. Vielleicht wollte er ihn nicht stören? Allein das fand der junge Krieger eine nette Geste, denn er war froh, dass ihn Aerys den Nachmittag über nicht bedrängte und ihn belastete mit seiner Anwesenheit. Nach der Jungfernnacht schmerzte es Lilian viel zu sehr der Nähe des Haylliers ausgesetzt zu sein.
So war er deswegen schon froh über den Brief. Lilian suchte nach einen Brieföffner im Sekretär und öffnete eine kleine Schublade. Zu seiner Verwunderung schob sich ein drehendes Tanzpaar hinaus, das sich zu leiser, heller Musik bewegte. Fasziniert beobachtete Lilian dies eine Weile, denn so etwas hatte er noch nie gesehen und er wollte gleich herausfinden wie es funktionierte, aber man konnte nicht viel von dem Mechanismus erkennen.

Der Jugendliche beugte sich über den Sekretär und zog neugierig an weiteren Schubladen. In einer fand er edles Briefpapier, in einer anderen dagegen ein kostbar eingebundendes Buch, das aber mit einem kleinen Schloss versehen war. Seltsam. Endlich fand Lilian einen Brieföffner. Aus Silber und um den Griff schlangen sich Lilien. Natürlich Lilien.. Das war bestimmt nicht billig gewesen. Genauso wie der Rest der Ausstattung des Zimmers. Aerys musste unglaublich viel Geld dafür ausgegeben haben. Lilian verstand nicht ganz wieso. Der Jugendliche betrachtete noch den Brieföffner, tippte dagegen. Sonderlich scharf war er nicht, doch der Notarslehrling war sehr geübt im Öffnen von Briefen, was man ihm auch ansah als er mit einer flinken Bewegung des Öffners den Brief oben aufschnitt. Er mochte es nie die hübschen Siegel zu beschädigen. Das hier war auch sehr filigran. Es sah aus wie ein Junge und eine Kornähre daneben. Ob dies das Wappen der Familie Verden war? Lilian wusste es nicht, aber er hatte unter den Büchern im Regal auch eines gesehen über Haylls Hundert. Vielleicht stand dort etwas über die Familie Verden.
Neugierig holte Lilian das Briefchen hervor. Seine Blicke huschten über das edle Papier. Aerys erwähnte das Abendessen, das sie einmal gemeinsam gehabt hatten und wollte, dass Lilian das entsprechende Kleid anzog. Lilian würde darin bezaubernd aussehen. Den Rest dürfte Lilian selbst aussuchen. Der Jugendliche war hauptsächlich froh, dass er aus dem jetzigen Kleid herauskam und das bedeutete auch, dass er Unterwäsche anziehen durfte. Er war sehr erleichtert darüber. Aerys wollte bloß, dass Lilian auch die Riemchensandalen wählte, die er bei diesem Abendessen getragen hatte. Jedenfalls verstand es der Jugendliche als Wunsch.
Dieses Mal wollte er dem gerne nachkommen, auch in der Hoffnung, dass es Darion half.
So ganz wohl war Lilian nicht, wenn er an das bevorstehende Abendessen dachte. Beim letzten Mal war er betrunken gewesen und sie hatten ganz viel geküsst...
Der Jugendliche verstaute den Brief wieder sorgfältig in den Umschlag. Er war es nicht gewohnt Briefe wegzuschmeißen und so legte er ihn mitsamt des blauen Seidenbandes in eine leere Schublade ehe er die Dose öffnete. Es sah aus wie Creme und duftete schwach nach Orange, was Lilian sehr gefiel. Ob es Wundsalbe war? Für seinen Hintern?
Lilian wollte das gleich ausprobieren, denn sein Gesäß schmerzte immer noch heftig. Der Jugendliche zog sich mit der Salbe ins Bad zurück, wo er sich auszog und das Kleid in einen Wäschekorb aus geflochtenen Weidenzweigen legte. Lilian wusch sich zunächst Gesicht und Hände, drehte sich dann hin und her, um zu sehen wie es um seinen Hintern bestellt war. Er sah sehr rot aus... Lilian biss sich auf die Lippen, nahm etwas von der Salbe und verteilte sie vorsichtig auf seinen wunden Gesäßhälften. Es tat sehr gut, begann das Brennen etwas zu lindern. Der Jugendliche ließ es etwas einziehen und ging dann ins Ankleidezimmer, um sich Unterwäsche herauszusuchen. Es sollte vermutlich zum Kleid passen, überlegte er, und so wählte er zur Sicherheit das Höschen, das er auch beim letzten Mal zum Kleid getragen hatte. Es zwar recht knapp hinten und bedeckte kaum die Hälfte seiner geröteten Gesäßhälften, aber ansonsten saß es sehr gut, war weiß und hatte diese kleinen Monde auf dem Stoff, abgesehen von der dunkelblauen Spitze am Bündchen.
Lilian fand weiße Socken, die ihm bis unters Knie gingen. Damit angezogen suchte er nach dem richtigen Kleid mit dem sanften, kühlen Stoff und der zartblauen Farbe, die dann langsam ins Weiße überging. Vorsichtig streifte Lilian es sich über, rückte die Träger an den Oberarmen zurecht und auch die violette Schleife vorne an der Brust. Er kam sich sehr fehl am Platz vor in dem Kleid. Er wollte nicht wie ein Mädchen aussehen...
Der Jugendliche schlüpfte in die schmalen blauen Riemchensandalen mit dem leichten Absatz. Lilian hatte sich immer noch nicht an den Absatz gewöhnt. Unsicher ging er hinüber zum Schminktisch, um sich die Haare zu kämmen. Niedergeschlagen blickte er in den Spiegel. Ein Mädchen mit hellen lila Augen sah zurück. Lilian seufzte. Würde er jemals wieder wie ein Junge aussehen? Er überlegte, ob er nun alles angezogen hatte was Aerys gefordert hatte, oder ob er noch irgendetwas ändern sollte. Der Jugendliche zog an den Schubladen des Schminktisches. Vieles darin sagte ihm nichts. Bis auf eine Schublade wo alleine die kleine weiße Schleife lag, die Lilian am Tag der Versteigerung getragen hatte. Dort, wo der Adelige ihn gerettet hatte und sie auf der Parkbank gesessen waren... er war so freundlich zu ihm gewesen...
Der Jüngling steckte sich die Schleife ins Haar in der Hoffnung, dass es Aerys darin erinnerte wie er ihn einmal beschützt hatte. Lilian schniefte leise. Der Prinz hatte es wahrscheinlich nur getan, damit er Lilian für sich hatte... er hatte ihn von Lady Uleste abgekauft wie ein Ding.
Lilian wollte sich gerade wieder die Schleife aus dem Haar ziehen, als es klopfte. Nervös zuckte der junge Krieger zusammen und kam mit langsamen Schritten aus dem Ankleidezimmer zurück in das große Zimmer, drückte sich scheu an der Schiebetüre herum ehe er sich überwandt und in kleinen, unsicheren Schritten näher kam. Er hätte beim Anblick des Adeligen fast vergessen, das er knicksen sollte. Lilian versuchte dem rasch nachzukommen, so wie sie es oft geübt hatten. Er konnte aber nicht verhindern, dass er bei den Schmerzen das Gesicht verzog und sich rasch wieder erhob. Lilian sah den Adeligen fragend an, ob er zufrieden war.
"Danke für den Brief und das Geschenk...", bedankte er sich leise.
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Aerys »

Es war eine wahre Freude, Lilian dabei zu beobachten, wie er neugierig und und barfuss seinen Sekretär erkundete, sich darüber beugte und ihm seinen hübschen, knackigen Hintern präsentierte. Hmmm, lecker. Gleichzeitig war es auch unglaublich süss, wie lilian das Tanzpaar entdeckte und es fasziniert beobachtete. Mit dem Tagebuch schien er erstmal nicht viel anfangen zu können. Aber schliesslich hatte er den Brieföffner gefunden und zerstörte dann prompt jede Zierlichkeit. Zumindest wirkte es für Aerys so, als würde Lilian das Metall als Waffe testen. Damit würde er aufpassen müssen.

Dafür legte Lilian den Brief erstaunlich sorgfältig und bedächtig beiseite, bevor er neugierig das Döschen öffnete und daran schnupperte. Kurz darauf verschwand er dann gleich im Bad. Hoffentlich, um sich für den Abend zurecht zu machen. Das sollte Aerys eigentlich ebenfalls tun. Er konnte es allerdings nicht sein lassen, im Bad ebenfalls kurz durch das Spiegelfenster zu schauen, was Lilian da so tat. Er biss sich gerade verführerisch auf die Lippen und begann behutsam seinen Hintern einzuschmieren. In aller Unschuld und splitterfasernackt. Aerys wandte sich keuchend ab. Das nächste Mal, würde er das selber tun. Aber jetzt durfte er nicht mehr länger schauen. Sonst würde er nicht in seine Anzugshose kommen. Nur noch ein letzter Blick. Er sah gerade noch Lilians neckischen Hintern, als dieser sich in sein Ankleidezimmer begab. Schade. Wenn auch besser so.

Auch Aerys zog sich schön an, für ihr gemeinsames Abendessen. Er wählte einen nachtblauen Anzug mit passender Weste und ein Hemd aus hellblauer Seide, das perfekt zu Lilians Kleid passte. Mit geübten Griffen frisierte er sich und steckte sich edle Manschettenknöpfe an. Nach einem letzten Blick in den Spiegel zog er sein Jackett glatt und ging zu Lilians Tür, um da höflich anzuklopfen. Es dauerte eine Weile, bis Lilian ihm öffnete. Aerys schob es darauf, dass er noch Schmerzen hatte, denn er spürte ihn näher kommen. Schliesslich wurde ihm auch tatsächlich geöffnet und Lilian knickste artig vor ihm. Noch immer etwas wackelig und ihm tat es dabei eindeutig noch weh. Doch Aerys hatte ja gesehen, wie tapfer Lilian geübt hatte und warf ihm deswegen auch nichts vor.

Ausserdem sah Lilian viel zu bezaubernd aus, um ihm irgendwie böse sein zu können. Etwas zerzaust vielleicht und etwas Lippenbalsam täte ihm auch gut. Doch das waren Details. Lilian war einfach nur hübsch. Angemessen verneigte sich Aerys vor seiner Lady.
"Guten Abend, Lilian", begrüsste er ihn höflich. "Du siehst bezaubernd aus." Da entdeckte er die weisse Schleife im Haar. Die hatte Lilian nicht von ihm. Sondern von dem Abend, als er versteigert werden sollte. Ein schlimmer Abend für den Jüngling, wie Aerys ganz genau wusste. Warum er sich diese Haarspange nun angezogen hatte? Dazu passen tat sie auf jeden Fall.
"Es war mir eine Freude, Lilian", lächelte Aerys erfreut, als sich Lilian gar für den Brief und das Geschenk bedankte. "Ich hoffe, es hat etwas geholfen", fügte er leiser hinzu und reichte Lilian dann seinen Arm. "Wollen wir?" Lilian zögerte ängstlich, legte dann aber seine Hand auf die des Adligen. Wirklich schön brav. Aerys nickte ihm wohlwollend zu und führte den Jüngling durch sein eigenes Zimmer auf den Balkon, der zum Park hinaus zeigte. "Wenn du mich kurz entschuldigen würdest", verneigte er sich noch einmal vor Lilian und liess ihn kurz alleine, um die Zimmertüre schliessen zu gehen und auf dem Musikständer eine Musikkugel abzuspielen. Sanfte, gemütliche Musik. Danach ging er wieder zu Lilian auf den Balkon und schenkte ihnen Beiden Champagner ein, den er da hatte erscheinen lassen. "Ich kam nicht umhin zu bemerken, dass dir der ganz gut schmeckt", meinte er lächelnd und reichte Lilian einen der mit prickelnder, goldener Flüssigkeit gefüllter Champagnerkelche. "Auf einen schönen Abend", wünschte er ihnen Beiden zum Toast.
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Lilian »

Aerys verneigte sich vor ihm, begrüßte ihn und bemerkte, dass Lilian bezaubernd aussähe. Der Jugendliche fühlte sich nicht sonderlich wohl bei diesen Komplimenten, denn eigentlich wollte er nicht schön oder anziehend für den Adeligen aussehen. Er wusste auch nicht, was er darauf erwidern sollte. Dem Prinzen ebenfalls ein Kompliment zu machen, wollte Lilian partout vermeiden. Natürlich konnte er objektiv sehen, dass der Adelige gut aussah und er schien sich auch extra einen Anzug angezogen zu haben, doch der Jugendliche wollte alles vermeiden was irgendwie gedeutet werden könnte, als wollte er etwas von dem Prinzen. Er fand ihn nicht attraktiv. Die anderen hatten unrecht gehabt. Die Jungfernnacht war nicht schön gewesen... und dadurch wollte er auch nicht plötzlich etwas von anderen Männern.
Stattdessen bedankte sich Lilian lieber für den Brief und das Geschenk.
"Ja, ich habe die Creme benutzt...", antwortete der Jüngling. "Es hat ein bißchen geholfen..." Aber nicht so viel, dass er die Schläge vergessen konnte und was der Mann ihm angetan hatte. Aerys hielt ihm seinen Arm entgegen und wollte ihn irgendwohin führen; vielleicht zum Essbereich. Lilian zögerte noch. Es war ihm zuwider den Prinzen anzufassen; erfüllte ihn mit Furcht. Trotzdem legte er ganz schwach seine Hand auf die des Adeligen, zitterte.
Mit vorsichtigen Schritten ging er neben dem Prinzen her, als dieser ihn zu dem zweiten Balkon, der neben dem Ankleidezimmer, führte. Lilian hatte noch Mühe in den Schuhen und mit seinem schmerzenden Hintern, versuchte aber nicht zu wanken. Dann ließ ihn Aerys alleine auf dem Balkon. Lilian trat zum Geländer und sah auf den Park hinaus. Es war erst früher Abend, doch es war niemand zu sehen. Vielleicht waren alle essen. Lilian hätte lieber mit seinen Freunden zusammen gespeist, als mit dem Prinzen. Es machte ihn nervös, dass dieser verlangt hatte, dass Lilian sich dafür dieses Kleid anzog. Ob er das erste Abendessen wiederholen wollte?

Leise, sanfte Musik ertönte und Aerys kam zurück, um ihnen Champagner in zwei Gläser einzufüllen. Er lächelte Lilian an und hielt ihm das Glas mit dem prickelnden Alkohol entgegen.
"Danke...", sagte der Junge zurückhaltend, sagte aber nichts zu dem Toast auf den schönen Abend. Es war für ihn kein schöner Abend. Lilian konnte nicht vergessen oder vergeben, was der Prinz mit ihm gemacht hatte. Wieviele Schmerzen er ihm zugefügt hatte, wie wenig Würde er ihm gelassen hatte. Lilian war nicht bereit gewesen und Aerys hatte es einfach ignoriert.
Der Jüngling erschauderte, nippte schweigend an dem Champagner. Ähnlich wie der Sekt mundete dem Jungen dies sehr gut, es half aber auch, dass er sich etwas beruhigte. Er wusste nicht, ob er lieber versuchen sollte nüchtern zu bleiben oder er sich antrinken sollte, aber er musste sich doch beruhigen, damit er sich besser zusammenreißen konnte.
Lilian blickte wieder auf den Park hinaus. Beim letzten Mal hatten sie auch auf einem Balkon gestanden und Champagner getrunken. Mit der anderen Hand strich er sich abwesend über den Unterarm, hatte furchtsam die Schultern etwas zusammengezogen. Er war nicht wirklich entspannt.
"Habt ihr überlegt, ob jemand anderer Darion trainieren darf?", wagte Lilian nach einem Moment des Schweigens zu fragen.
"Nein, das habe ich nicht", sagte Aerys und sah ihn dabei an. Der Jugendliche konnte nicht verhindern, dass er betrübt dreinschaute. Der Adelige fuhr fort, dass er nicht dazu gekommen wäre darüber nachzudenken.
"Ich wurde vorher schon mit jede Menge Angebote, Darion zu trainieren, überhäuft", schloss er. Überrascht sah Lilian ihn an, mit erster zaghafter Freude, doch er befürchtete auch, dass der Prinz es abgelehnt hatte.
"Oh... wer denn?", fragte er, "Hat Lucero gefragt? Was habt ihr gesagt?", kamen noch mehr Fragen.
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Aerys »

Lilian blieb sehr zurückhaldend. Zwar bedankte er sich höflich für den Champagner, doch er nippte nur schweigend daran. Angespannt stand er auf dem Balkon und hatte die Schultern angezogen. Vielleicht befürchtete er, dass Aerys an diesem Abend mehr von ihm wollte. Bei ihrem letzten Abend hatte Aerys Lilians Angebot zurück gewiesen, mit ihm zu schlafen. Gut möglich, dass Lilian nun Angst hatte, Aerys würde dieses Angebot diesmal einfordern. Womit er nicht unrecht hatte. Einerseits wollte er den Jungen nicht unbedingt drängen, andererseits verzehrte es ihn nach ihm.

So standen sie eine Weile schweigend auf dem Balkon, die Gegenwart des Anderen geniessend oder fürchtend, je nach Perspektive. Aerys hatte Geduld und musste nichts übereilen und so wurde er auch tatsächlich damit belohnt, dass Lilian von sich aus das Schweigen brach. Nicht sonderlich überraschend fragte er auch gleich nach Darion. Wollte wissen, ob Aerys sich schon überlegt hatte, ob jemand anderer ihn trainieren dürfe.
"Nein, das habe ich nicht", antwortete Aerys gewissermassen ehrlich und ruhig. Er trank einen Schluck von seinem Champagner und betrachtete Lilian dabei unverwandt, weil er keine Reaktion von seinem hübschen Gesicht verpassen wollte. Prompt schaute Lilian auch gleich wieder traurig drein. "Ich kam gar nicht dazu, darüber nachzudenken", erlöste er Lilian nach einer Spannungspause sanft. "Ich wurde vorher schon mit jede Menge Angebote, Darion zu trainieren überhäuft."
Überraschung zeichnete sich auf Lilians hübschen Gesicht ab. Er sollte etwas mehr Vertrauen in seine Freunde haben. Mit scheuer Freude schaute er zu ihm auf. Neugierig wollte er wissen, wer denn gefragt hätte. Ob es Lucero gewesen sei und was Aerys dazu gesagt hätte.
"Lucero hat gefragt", bestätigte er langsam und wollte die Spannung noch etwas aufrecht erhalten. "Und Marlin." Er trank noch etwas Champagner. "Und Terim." Freundlich lächelte er Lilian an. "Ich habe sie gefragt, auf was sie denn noch warteten. Darion wird also rundum versorgt werden."
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Lilian »

Der Prinz bejahte, dass es Lucero gewesen war, der gefragt hatte. Lilian freute es dies zu hören. Obwohl Lucero ein Blutiger war, so war er auch oft nett zu Lilian gewesen und hatte sich bei der Vorbereitung zu der Zeremonie um ihn gekümmert. Leider hatte die kleine Kugel, die ihn innen hatte feucht machen sollen, nicht viel geholfen, denn es hatte auch so höllisch weh getan, als Aerys ihn eingerissen hatte... aber vielleicht wäre es ohne noch schlimmer geworden. So oder so hatte Lucero etwas verbotenes gemacht, um ihm zu helfen. Und jetzt hatte er sich für Darion eingesetzt.
Aerys überraschte ihn allerdings damit, dass selbst Marlin und Terim darum gebeten hätten, mit Darion trainieren zu können. Nun machte Lilian doch große Augen. Das hätte er nicht erwartet. Natürlich waren Marlin und Terim lieb, aber es hatte länger gebraucht bis sie sich überhaupt in die Nähe des verletzten Kriegers gewagt hatten. Dass sie nun von sich aus Darion sogar helfen wollten, war großartig.
"Und was habt ihr gesagt?", fragte Lilian wieder gespannt. Der Prinz machte immer so lange Pausen und ließ ihn zappeln. Endlich sagte, dass er allen drein zugestimmt hatte und Darion nun nicht nur einen, sondern gleich drei Helfer hatte.

"Oh.." Der zierliche Jüngling war überrascht, hatte er doch befürchtet, dass sein Ungehorsam alles verdorben hatte. "Danke schön, das ist sehr nett von euch." Unbewußt berührte er Aerys dabei am Arm, sah ihn lange an. Als Lilian aufging was er da machte, zog er ganz schnell seine Hand zurück, trank hastig einen tiefen Schluck Champagner. Er wollte den Mann doch nicht berühren. Selbst wenn der für einen Moment etwas liebes machte. Das machte nicht ungeschehen wie weh er ihm getan hatte, wie grausam er gewesen war.
Außerdem befürchtete der Jugendliche, dass der Prinz dies als Einladung sah sich ihm zu nähern und Lilian wollte das keinesfalls. Er war weiterhin sehr nervös und der Champagner half nur bedingt. Vielleicht hatte er auch einfach noch zu wenig davon getrunken. Lilian hatte Angst was Aerys diesen Abend erwartete - oder wollte. Nein, er würde ihn doch nicht bedrängen, wo Lilian noch so verletzt war oder? Aber vielleicht wollte der Mann ihn wieder so küssen...
Unwohl nahm er einen weiteren Schluck Champagner und bald war sein Glas leer.
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Aerys »

Erst war Lilian überrascht gewesen, weil all seine Freunde Darion helfen wollten und nun war er es, weil Aerys ihnen erlaubt hatte, den schönen Krieger weiter zu trainieren. Es war schön gewesen, den Jüngling etwas zappeln zu lassen und ihn auf die Folter zu spannen, nur um ihn dann endlich zu erlösen und ihm die frohe Botschaft zu überbringen. Doch leider bekam, nicht wie erhofft, ein süsses Lächeln von ihm geschenkt. Lilian legte ihm nur zart seine Hand auf den Arm und bedankte sich, dass dies sehr nett von ihm wäre. Ja, das fand Aerys auch. Er war wirklich viel zu grosszügig und zu weichherzig mit dem kleinen Krieger, der dann auch noch so unverschämt hastig seine Hand wieder zurück zog, als hätte er sich an ihm verbrannt.
"Ich hoffe nur, dass ich es nicht bereuen werde", brummte Aerys dunkel und enttäuscht. Er hätte Lilian nicht so schnell seine Entscheidung mitteilen sollen. Hätte ihn noch etwas zappeln lassen sollen, damit er dankbarer war. Es schien jedoch so, als hätte Lilian sich schon viel zu sehr an seine Grosszügigkeit gewöhnt und nahm sie wie selbstverständlich. So sprach er auch fleissig dem Champagner zu, ohne ihn zu geniessen. Ohne zu schätzen, dass dies etwas ganz besonderes für Kunstwerke war.

Ein helles Glöcklein riss ihn aus seinen finsteren Gedanken. Auf dem Esstisch, war die Vorspeise serviert worden. Aerys stellte seinen Kelch beiseite und bot Lilian wieder seinen Arm an. "Das essen wurde serviert", informierte er ihn höflich und geleitete ihn nach drinnen. Ein kunstvoller, silberner Kerzenständer dominierte das Bild auf dem Tisch. Weisse Kerzen waren entzündet worden. Zur Vorspeise gab es gemischten, grünen Salat mit geräucherten Lachsstreifen. Dazu schenkte Aerys ihnen einen frischen Rosé ein, nachdem er Lilian hilfsbereit den Stuhl zurecht gerückt hatte. Der Jüngling sass noch immer wie auf Nadeln. Selber schuld. Aerys hatte ihm alle Möglichkeiten der Welt gegeben, doch noch rechtzeitig zu gehorchen. Lilian war derjenige, der es sich so ausgesucht hatte.

"Lass es dir schmecken, Lilian", wünschte er dem Jüngling, nachdem er sich ihm gegenüber an den Tisch gesetzt hatte. "Du brauchst mir gar nicht zu sagen, dass du keinen Appetit hast. Das ist mir egal. Du wirst von jedem Gang etwas probieren", stellte er mit leichter Aggression in der Stimme fest. Nachdem er kein Lächeln von Lilian bekommen hatte, weil er Darion nicht aufgab, hatte Aerys keine Lust auf weitere Quengeleien des Jungen. Erst die leckere Vorspeise besänftigte ihn allmählich.
"Du konntest dich in deinem neuen Reich schon etwas umsehen?" fragte er Lilian schliesslich nach einer Weile. "Enthält es alles, was du brauchst oder fehlt noch etwas?"
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Lilian »

Lilian wusste nicht was er gemacht hatte, dass der Prinz nun doch enttäuscht oder leicht unzufrieden wirkte. Er hätte ihn vielleicht nicht berühren sollen oder der Mann hatte ein ergebeneres Bedanken erwartet, denn Aerys brummte, dass er hoffte, er würde seine Erlaubnis nicht bereuen. Lilian wusste aber nicht warum oder wie er dem Adeligen das geben sollte, was dieser wollte. Zum einen fand der Jugendliche keine noch so herzliche Tat würde aufheben, dass der Prinz ihn mißbraucht hatte, zum anderen waren dem Jugendlichen aus seiner guten Kindheit hilfreiche und freundliche Handlungen sehr vertraut. Sie waren nichts besonderes für ihn, es war selbstverständlich hilfsbereit zu sein und gutes zu tun, und er wusste noch nicht wie besonders sie tatsächlich für den hayllischen Adeligen waren.
"Darion wird sich gewiss freuen", sagte Lilian scheu, "Und all die anderen auch..."
Er war auch dankbar darüber, dass Aerys Darion erlaubte weiter zu trainieren und dass Lilian es nicht verdorben hatte mit seinem Ungehorsam. Anderseits wollte er aber auch nicht dankbar sein gegenüber dem Mann, der ihm so furchtbar weh getan hatte und ihn so leiden ließ. Lilian wusste nicht wie er sich gegenüber seinem Peiniger verhalten sollte, war zu verängstigt, um viel zu sagen und klammerte sich vor allem an das Champagnerglas, um sich zu beruhigen. Eine unangenehme Stimmung schien sich auf dem Balkon ausgebreitet zu haben.

Eine Glocke klingelte dann hell, kündigte das Abendessen an. Lilian legte vorsichtig seine Hand auf die des Adeligen, innerlich erstarrt, während sie hineingingen. Aerys rückte ihm den Stuhl hin und der Jüngling setzte sich vorsichtig. Leicht verzog er das Gesicht, rückte hin und her. Das Sitzen tat weiterhin weh, erinnerte ihn an die furchtbaren Schläge, die er erhalten hatte, weil er das andere Kleid nicht hatte anziehen wollen.
Der Jugendliche blickte den Salat mit Lachsstreifen an und vermutete, dass es die Vorspeise war und leider noch weitere Gänge folgen würden, die er mit dem Adeligen teilen musste. Es gab einen hellen Roséwein dazu, aber Lilian griff noch nicht danach und wartete bis der Prinz es tat.
Dieser wünschte ihm einen guten Appetit, um im gleichen Atemzug ungehalten zu bemerken, dass Lilian von jedem Gang probieren sollte. Er wollte nicht hören, dass der Jugendliche keinen Appetit hatte. Lilian klappte den Mund auf. Er hatte doch gar nichts gesagt...
Der Prinz wirkte unzufrieden, doch Lilian wusste nicht wieso. Vielleicht weil es nicht so war wie bei ihrem ersten Abendessen? Aber es würde nie wieder so sein. Dafür hatte der Prinz selbst gesorgt...
"Guten Appetit", wünschte Lilian leise und stocherte in dem Salat herum, nahm einen kleinen Bissen. Der Mann hatte recht. Lilian hatte weiterhin keinen Appetit. Es war bloß Essen, das er in sich hineinschob, weil ihn der Adelige dazu zwang. Der junge Krieger wusste nicht wie er sich in der Villa an den Freuden des Lebens erfreuen sollte, wenn er nur hier weg wollte und ihm schlecht wurde dem Mann bloß gegenüber zu sitzen. Wenigstens schaffte er es, nicht zu weinen. Er wollte nicht immer wieder weinen. Es war passiert. Er würde es nicht wieder vergessen können, egal wie sehr er es sich wünschte.
Aerys fragte ihn dann, ob er sich in seinem 'neuen Reich' umgesehen hätte und ob ihm noch etwas fehlen würde.
"Ja.. es ist sehr edel eingerichtet", antwortete Lilian zurückhaltend und nahm einen Schluck von dem Wein. Langsam erhielten seine Wangen eine zartrosa Färbung. Er durfte vermutlich nichts schlechtes über die Zimmer sagen. Ja, sie waren mit allem ausgestattet, das ein adeliges Mädchen sich wünschen konnte, aber es ersetzte nicht, dass Lilian viel lieber frei ein- und ausgehen wollte. Er schien gefangen in einer Ecke der Gemächer des Prinzen. Er wollte nicht in dessen Nähe wohnen.
"Können mich die anderen bald besuchen kommen?", wagte er lieber zu fragen in der Hoffnung, dass dies unverfänglicher war.
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Re: Das neue Zuhause

Beitrag von Aerys »

Er bekam die zurückhaltende Antwort, dass alles sehr edel eingerichtet wäre und das war es auch schon. Nicht, dass es sehr grosszügig sei, dass ihm die Farbe nicht gefiel, dass er von dem Tanzpaarmechanismus im Sekretär fasziniert war. Ob etwas fehlte oder von etwas zuviel war. Lilian machte sehr deutlich, dass er nun erst rechts nicht mehr mit ihm zu tun haben wollte, wo er von ihm bekommen hatte, was er wollte. Nämlich dass Darion geholfen wurde. Stattdessen versteckte er sich wieder hinter dem Weinglass, trank noch etwas von dem Rosé und bekam allmählich auch wieder zartrosa Wangen. Lilian hatte heute auch schon einiges an Alkohol bekommen und er trug sein Juwel nicht.

Es sah süss aus, wie er in seinem zarten Kleidchen auf dem gepolsterten Stuhl sass und leicht rote Wangen hatte. Es liess Aerys hin und her wanken zwischen ihm böse sein, weil er nicht dankbar genug war dafür, wie rücksichtsvoll er zu ihm war und ihn einfach nur süss zu finden und ihn weiter abzufüllen, bis er wieder so frivol war wie bei ihrem letzten gemeinsamen Abendessen. Lilians Frage, ob die anderen ihn bald besuchen kommen könnten, machte es auch nicht besser. Lilian sollte nicht die anderen bei sich haben wollen. Sondern ihn. Natürlich musste der Jüngling das noch lernen und es würde lange Zeit dauern, bis es tatsächlich soweit war. Aber er könnte ja schon einmal anfangen entsprechend zu schauspielern. Doch Lilian schien es immer noch nicht begriffen zu haben, wie seine Situation war.

"Nicht sobald, nein", antwortete Aerys bestimmt. Nicht so freundlich, wie er könnte. Aber er warf ihm auch keine Undankbarkeit vor. "Du hast schon Mühe genug, mir ein auch nur annähernd guter Gastgeber zu sein", schob er als Erklärung vor. "Da will ich dich nicht auch noch mit den anderen überfordern. Du hast noch viel zu lernen und an deinen Manieren zu feilen. Die Zeit des Müssigganges, den du in den letzten Wochen hattest ist nun vorbei. Dein Unterricht wird sich von nun an bedeutend strenger und länger gestalten. Da wirst du ohnehin keine Zeit für Besuche haben."
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