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Re: Der Handel
Verfasst: Do 30. Apr 2020, 12:43
von Darion
Ganz anders als erwartet, freute sich Lilian gar nicht über das Kompliment zu seinen Haaren. Stattdessen liess er die Schultern hängen und seuzfte leicht geschafft. Dann klärte er ihn auf, dass seine Haare nicht einfach so gewachsen wären, sondern Lady Ildris sie so manipuliert hätte. Auf Wunsch des Meisters. Lilian hätte man nicht gefragt. Wahrscheinlich hätte Lilian es nicht gewollt. Dieser scharrte nun mit einem seiner weissen Sandalen über den Boden und fragte ihn unwohl, ob es wegen der neuen Frisur sei, dass alle nur noch so von ihm sprächen, als sei er wirklich ein Mädchen. Ob die anderen etwas zu ihm gesagt hätten.
"Ich weiss nicht, woran es liegt", antwortete Darion ehrlich und fragte sich gleichzeitig, ob er das nun auch tun sollte. Andererseits hatte er keine Anweisungen bekommen. Wie als wäre er nicht hier. Vielleicht war also gerade das Gegenteil der Fall und er sollte es nicht tun. "Zu mir hat niemand etwas gesagt. Du bist der Einzige, der mit mir redet. Aber hast du nicht gesagt, dass der Meister zu Kastor gesagt hat, dass du unser Mädchen sein sollst?" Vielleicht hatte der Meister die Kunstwerke entsprechend instruiert.
"Sie meinen es bestimmt nicht böse", versuchte er Lilian zu trösten, der darüber gar nicht glücklich war und das Gefühl hatte, nicht mehr sich selbst zu sein. "Du bist sehr hübsch und liebenswert. Egal ob Junge oder Mädchen, es soll wohl so sein, dass du ein Mädchen darstellst. Keine Sorge, du wirst dich schon wieder finden. Das geht doch uns allen einmal im Leben so, dass man sich seiner selbst nicht mehr sicher ist. Na komm, lass uns nach draussen gehen." Freundlich lächelnd bot er Lilian seinen Arm an, damit sie hinaus zum See gehen konnten.
Erstaunt fragte der Jüngling ihn, ob er wirklich der einzige wäre, der ihn besuchte. Er wollte wissen, wo seine Freunde wären und ob die ihn nicht besucht hätten. Nun war es an Darion, Lilian erstaunt anzusehen. "Nein, das tun sie nicht", schüttelte er seinen Kopf. Er war verletzt, beschädigt und wohl kaum wieder ganz gesund zu kriegen. Er gehörte nicht mehr dazu. Für die Anderen könnte er genau so gut tot sein. Lilian fand dies nicht gut, fragte ihn, ob er mit ihnen reden sollte. Eine Nachricht überbringen.
"Was willst du ihnen denn für eine Nachricht überbringen?" fragte Darion. Lilian erklärte, dass er eine Nachricht von ihm überbringen wollte. "Von mir? Was soll ich ihnen denn sagen? Es ist schon gut so, dass sie mich nicht besuchen kommen. Ich bin keiner mehr von ihnen. Es ist besser für alle, wenn ich mit den Anderen keinen Kontakt mehr habe, bis der Meister entschieden hat, was mit mir geschehen soll."
Re: Der Handel
Verfasst: Do 30. Apr 2020, 12:43
von Lilian
Obwohl der andere Krieger sehr einsam sein musste, wo ihn seine Freunde nicht besuchten, lächelte er freundlich und versuchte stattdessen Lilian aufzumuntern. Dass die anderen es nicht böse meinten, wenn sie Lilian wie ein Mädchen behandelten. Der Jugendliche fragte sich, ob Prinz Verden etwas damit zu tun hatte. Weil Lilian ein Mädchen sein sollte, behandelten ihn die anderen in der Villa nun eben wie ein Mädchen. Solange bis er es endlich war?
Der Jüngling wusste nicht was genau der Adelige damit bezweckte und was Lilian für ihn werden sollte. Er wusste nur, dass es ihm nicht gefiel und die seltsame neue Art wie die anderen mit ihm umgingen, komisch und fremd war. Darion fand, dass Lilian liebenswert wäre. Egal ob Junge oder Mädchen. Lilian würde sich schon wieder selbst finden.
"Ich weiß nicht, ob das geht solange ich hier bin", murmelte der junge Krieger betrübt und hakte sich bei Darion unter, als dieser ihm den Arm anbot. Mädchen hakten sich bei ihrer Begleitung unter, dachte Lilian. Doch Darion hatte auch Schwierigkeiten längere Strecken zu gehen, weswegen Lilian ihn so gerne unterstützte ohne dass es andere bemerken würden.
Auf dem Weg kam ihm sowieso niemand entgegen. Es war fast gespenstisch. Als ob sie plötzlich alleine in der Villa wären. Lilian fand es so unfair, dass die anderen Darion aus dem Weg gingen. Der Krieger hatte das nicht verdient. Er hatte Lilian vor einem grausamen Tod bewahrt. Und nun schnitten ihn alle, weil er humpelte? Sie taten so als sei es anstecken. Lilian wurde wütend wenn er daran dachte.
Darion klang dagegen ruhig. Er klang nicht einmal besonders traurig. Für ihn schien es ein simpler Fakt, dass niemand ihn mehr sehen wollte. Er hatte auch keine Nachricht für seine Freunde, es wäre sogar gut, dass diese ihn nicht besuchten. Immerhin wäre Darion nicht mehr einer von ihnen und es wäre besser für alle, wenn er mit den anderen keinen Kontakt mehr hatte.
Lilian runzelte die Stirn. "Wieso ist das besser für alle?", fragte er, während sie langsam nach unten gingen. "Freunde besuchen einen, wenn es einem nicht gut geht. Sie sollten an dich glauben und dass du wieder gesund wirst." Es konnte einfach nicht gut sein, dass Darion alleine in seinem Zimmer war, es sei denn Lilian besuchte oder trainierte mit ihm. Ob er Prinz Verden deswegen fragen konnte? Er musste den anderen erlauben Darion zu besuchen.
Der Jugendliche blickte hoch zu dem Krieger, während er in kleinen, bemüht mädchenhaften Schritten neben ihm herging. Es war anstrengend, aber er musste es ja üben. "Es tut mir leid, dass dich niemand besucht, Darion... kann ich dich öfter besuchen? Abends hab ich am meisten Heimweh...", gestand er. "Und ich weiß nicht was ich in meinem Zimmer tun soll außer schlafen." Und weinen manchmal, doch das sagte er nicht.
"Was machst du, wenn du alleine bist?", fragte der Junge. Sie gingen nach draußen und wanderten durch den Park. Wieder schien jeder andere auf magische Weise woanders etwas zu tun zu haben. Lilian würde Marlin und Terim fragen, ob sie nicht einmal mitkommen wollten.
Re: Der Handel
Verfasst: Do 30. Apr 2020, 13:00
von Darion
Lilian war gar nicht zufrieden mit der Situation, dass Darion keinen Besuch bekam und erst recht nicht damit, dass er fand, dass es so besser wäre. Er regte sich darüber auf und machte sich viele Gedanken deswegen. Armer Jüngling. Das musste doch weh tun, so viele, schwere Gedanken mit sich herum zu schleppen.
"Ich will nicht, dass sie sich mit meinem Anblick belasten", beruhigte er Lilian. "Die Situation ist schon fremd genug für alle. Dass ich noch hier bin und du täglich mit mir trainierst. Ich könnte mir vorstellen, dass niemand weiss, wie er mit dieser Situation umgehen soll. Besonders da der Meister wohl nichts dazu sagt. Er spricht nie über ein beschädigtes Kunstwerk. Ich selbst weiss auch nicht so recht, was ich davon halten soll. Lilian, bitte mach dir doch deswegen nicht so viele Sorgen. Ich werde mir auch ganz viel Mühe geben, damit ich dir bald nicht mehr so zur Last falle." Deswegen war ihm schon ein wenig unwohl zumute. Doch er wollte nicht undankbar erscheinen.
Langsam gingen sie durch die Villa hinaus in den Garten und in den Park. Inzwischen hatte Darion sich daran gewöhnt, bis in den Trainingsraum zu gehen. Doch der Weg zum See war bedeutend länger. Bald schon tat ihm sein Unterleib und sein Hintern wieder weh. Doch er sagte nichts deswegen. Nur sein Gesicht verzerrte sich zwischendurch, wenn sich wieder alles verkrampfte. Lilian war so lieb und unendlich geduldig mit ihm, machte nur kleine Schritte, um ihn nicht zu sehr zu anstrengen.
"Das muss dir nicht Leid tun, Lilian", versichterte er dem Jüngling und versuchte ihn zum widerholten Mal zu beruhigen. Sein Atem ging dabei allerdings verräterisch gepresst. "Natürlich darfst du mich besuchen kommen, Lilian. So oft du willst. Es ist schön, dich bei mir zu haben." Herzlich lächelte er dem jüngeren Krieger zu. Er war ihm wirklich sehr sympathisch. Auch wenn seine Gesprächsthemen und frage nicht unbedingt leicht waren. "Du darfst mich auch gern am Abend zu mir kommen. Wir können Karten spielen, oder du erzählst mir von deiner Heimat." Darion wollte sich gar nicht vorstellen, wie Lilian einsam und traurig in seinem Zimmer sass und nicht wusste, was er da tun sollte. Das klang so traurig und war nichts, was er dem jungen Krieger wünschte.
"Wenn ich alleine bin? Ja, das ist wirklcih etwas schwierig", gab er zu. "Das ist eine sehr ungewohnte Situation für mich, mit der ich auch erst noch umzugehen lernen muss. Ich Meditiere viel. Und seit du mich für diese Übungen überredet hast, mache ich wieder Azana."
Re: Der Handel
Verfasst: Do 30. Apr 2020, 13:14
von Lilian
Darion wollte niemanden mit seinem Anblick belasten, was der junge Dhemlaner noch nie gehört hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass seine Freunde durch Darions Anblick belastet waren. Der Hayllier sah doch weiterhin unglaublich gutaussehend aus. Aber für die Weißgekleideten war es anscheinend noch nie vorgekommen, dass ein "beschädigtes Kunstwerk" weiterhin unter ihnen weilte. Und da sich Prinz Verden nicht dazu äußerte, wusste niemand wie er sich verhalten sollte. Das war wirklich verzwickt. Darion beschwor Lilian, dass er sich darüber keine Sorgen machen sollte. Aber wie hätte Lilian sich nicht um Darion sorgen können? Für den Jugendlichen verband sie beide sehr viel und er hatte immer noch das Gefühl, dass er Darion etwas schuldete.
Der See lag wohl weiter hinten im Park und dementsprechend lange gingen sie. Lilian begann sich Sorgen zu machen, als Darion immer größere Schwierigkeiten hatte. Wie so oft sagte er nichts, doch er atmete gepresst und wenn er dachte, dass Lilian nicht hinsah, verzerrte sich sein Gesicht gequält.
"Willst du eine kurze Pause einlegen?", fragte der Jüngling und deutete auf eine Bank. "Bitte, lass uns kurz ausruhen." Darion hatte nichts dagegen einzuwenden und sie setzten sich. Der ältere Krieger sagte, es wäre schön, wenn Lilian ihn besuchen käme. So oft wie er wollte und auch abends.
"Ja, dann komme ich heute vorbei. Ja?", freute sich der Junge. "Hast du ein Kartenspiel? Ich kann dir ein paar dhemlanische Kartenspiele beibringen."
Darion erklärte, dass er es noch nicht gewohnt wäre alleine zu sein. Momentan würde er viel meditieren und Azana machen. Neugierig blickte Lilian ihn an und fragte danach. Der Krieger erklärte, es wären hallyische Bewegungsarten. Ruhige und fließende Bewegungen bei dem man seinen gesamten Körper spüren würde. Es würde sehr gelenkig machen.
"Oh, das klingt interessant. Kannst du mir das mal zeigen?", fragte Lilian eifrig.
Sie gingen wieder weiter, als der Jugendliche hörte wie sich Darions Atem wieder etwas beruhigt hatte. "Der See ist ganz schön weit weg. Wie groß ist das Gelände?", wunderte sich Lilian. Jetzt waren sie schon weiter weg von der Villa. Zwei Weißgekleidete begegneten ihnen dann doch, aber sie grüßten nur schweigend und schienen beschäftigt mit Gartenarbeit.
Der Weg führte sie dann zwischen einigen Büschen und Bäumen hindurch zu einem See. Es sah sehr friedlich aus und war halbwegs geschützt vom Wind durch die Bäume und Büsche, die sich in einem sanften Halbkreis um einen Teil des Sees schmiegten. Ein breiter Holzsteg ragte hinein und an einer Seite hatte es einen leichten Sandstrand mit zwei aufgestellten weißen Schirmen.
"Es sieht hübsch aus", fand Lilian. "Lädt richtig zum Baden ein. In der Nähe von Amdarh gibt es einen großen See. Wenn das Wetter schön ist, sind.. ich mein, war ich manchmal dort. Mit meiner Familie oder Aimée."
Er sollte lieber nicht von Dhemlan reden, es schmerzte zu sehr und dann musste er zu sehr daran denken, wo und was er jetzt war. Er straffte sich und legte das Handtuch beiseite auf den Steg, bückte sich dann und zog sich seine Sandalen aus.
"Oh, da fällt mir etwas ein was du vorhin gesagt hast... Darion es stimmt nicht, dass Prinz Verden nie über ein beschädigtes Kunstwerk redet", sagte Lilian, während er wieder aufstand. "Prinz Verden hat nach dir gefragt und wie es dir geht. Von sich aus." Er lächelte Darion an und drückte dessen Arm. "Er möchte bestimmt auch, dass es dir bald wieder besser geht." Lilian hoffte, dass dem Hayllier diese Nachricht Mut gab weiterzumachen.
Lilian nestelte an der Schleife, die seinen weißen Bademantel zuhielt. "Ähm... ich musste einen Badeanzug anziehen", warnte er Darion vor. "Ich mein, ich hab ihn mir ausgesucht aus verschiedenen... aber er sieht sehr mädchenhaft aus... also lach nich." Verlegen lächelte er ehe er den Bademantel auszog. Er kam sich trotz Badeanzug nackt vor und strich sich nervös über den Arm. "Wollen wir ins Wasser?", fragte Lilian.
Re: Der Handel
Verfasst: Fr 1. Mai 2020, 08:34
von Darion
Darion nickte sanft und lächelte versonnen, betrachtete Lilian nachdenklich. Er war so ein hübscher, lebensfreudiger Junge. Ganz ähnlich wie Marlin. Neugierig und gewillt immer an das Gute zu denken. Es munterte auf, ihn schon nur in seiner Nähe zu haben. Dabei war Lilian selbst doch unglücklich. Er vermisste Dhemlan. Stattdessen kümmerte er sich um ihn, legte Pausen ein, damit Darion sich erholen konnte, wollte ihn heute Abend besuchen kommen und von ihm gezeigt bekommen, was Azana war. Vielleicht würden diese meditativen ruhigen Dehnungen und Bewegungsabläufe Lilian ja auch bei seinem Unterricht helfen. Sich wie ein Mädchen zu bewegen. Azana verschaffte einem eine gute Körperbeherrschung.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie es zum See geschafft hatten, aber schliesslich waren sie da. Unterwegs waren sie nur zum Schluss zwei anderen Kunstwerken begegnet. Sie hatten schweigend und vorsichtig gegrüsst. Darion hatte sich ihnen nicht aufgedrängt und ihnen auch nur kurz zugenickt. Glücklicherweise liess es auch Lilian gut sein und freute sich schliesslich, als sie am See waren, weil es hier so hübsch aussah. Kurz erzählte er von dem See in der Nähe von Amdarh, von seiner Familie und Aimée. Darion wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er konnte Lilian nicht versprechen, dass er bald zu ihnen zurück durfte. Ungelenk legte er sein Handtuch neben dem von Lilian, als dieser ihn unvermittelt damit überraschte, dass der Meister nach ihm gefragt hätte.
Darion erstarrte mitten in der Bewegung, blickte in Lilians sanfte goldene Augen, die keine Lüge erzählen konnten. Dass er aufmunternd am Arm gedrückt wurde, bekam er gar nicht mit. Zu aufgewühlt war er über die Frage, dass der Meister nach ihm gefragt hatte. Das war doch ein gutes Zeichen. Oder? Oder hatte der Meister es sich anders überlegt. Wenn Darion zu lange brauchte, würde er ihn dann doch noch verstossen? Konnte er ihn denn überhaupt noch akzeptieren, nun wo er wusste, dass Darion eigentlich kaputt war? Oh, er sehnte sich so nach ihm. Darion wollte sich sehnsüchtig in seine Arme schmiegen und unter seiner harten Hand verglühen. Der Meister hatte ihn schon so lange nicht mehr zu sich gerufen. Auch schon vor der Nacht bei Lady Uleste nicht. Kurz hatte es da so gewirkt, als würde er endlich wieder über ihn verfügen, doch dann hatten sie Lilian retten müssen.
"Ich würde dich niemals auslachen, Lilian", versicherte er dem Jüngling ernst und riss sich wieder zusammen. "Niemals. Egal was du anhast, oder tust." Darion wüsste nicht warum. Das war gemein. Die Blutigen taten das manchmal, doch das gehörte zu der Art, wie sie Lust empfanden und hatte nichts, mit echter Bosheit zu tun.
Nun, da Lilian seinen Badeanzug so angekündigt hatte, musste Darion auch neugierig schauen, als dieser seinen Bademantel abstreifte. Ihm blieb der Atem weg. Lilian sah so wunderhübsch und zart aus. Darion wollte ihn einfach nur zärtlich in den Arm nehmen und ihn liebevoll küssen. Wie als sei er ihm das wichtigste auf der Welt. Er sah so unendlich bezaubernd aus. Warmherzig erwiderte er das verlegene Lächeln.
"Du bist wunderschön, Lilian", hauchte er schliesslich ehrfürchtig. "Mach dir doch nicht immer so viele Sorgen. Ja, lass uns ins Wasser gehen. Deswegen sind wir ja hier." Dann würde er den Jüngling auch nicht weiter ungebührlich anstarren. Rasch wandte er sich ab und liess sich in den See gleiten. Das Wasser war angenehm kühl, nach der langen Strecke, die sie hier her hatten gehen müssen.
Die Übungen im Wasser gestalteten sich als weniger kräftezehrend, als die im Trainingsraum. Dafür waren sie um so intensiver. Darion war sich Lilians nacktem, nassen Körper durchaus bewusst und er fühlte sich gut an. Entsprechend abgelenkt fühlte er sich manchmal auch. Doch er war konditioniert genug, sich zu beherrschen und nicht hart zu werden, selbst wenn die Berührungen manchmal etwas intimer wurden. Schliesslich waren die Übungen für heute jedoch gemacht und sie kletterten müde aus dem See auf den kleinen Sandstrand. Sie wollten gerade zu ihren Handtüchern gehen, als ein grosser, dunkler Schatten an dem hellichten Tag über sie hinweg glitt. Zu gross, als dass er von einem Raubvogel hätte stammen können. Wobei der Schatten durchaus einem Räuber gehörte. Darion erstarrte mitten in der Bewegung und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Alazier! Was machte er hier? Nein, er sollte ihn nicht so sehen. Oder Lilian. Lilian!
"Renn!" rief er dem Jugendlichen neben sich zu. "Schnell! Zur Villa!" Dort würde er bei den anderen Kunstwerken in Sicherheit sein. Lilian blickte ihn jedoch nur verwirrt an, wollte fragen, warum und dann war es auch schon zu spät. Alazier landete nur wenige Schritte vor ihnen. Dunkel, anmutig, einem Raubtier gleich und unendlich schön. Seine schwarzen Flügel fächerten noch einmal eindrucksvoll gross aus, bevor sie leicht angezogen wurden. Die Haut des Kriegerprinzen war dunkel, fast schwarz, genau wie seine Augen. Sein Haar war fein wie Rabenfedern, glänzten auch so. Sein Gesicht war edel geschnitten. Symetrisch. Er hatte eine gerade Nade und sinnliche Lippen. Einfach perfekt. Alazier war gross und breitschultrig und doch nicht so bullig wie Kastor. Der Kriegerprinz war eleganter, raffinierter. Verschlungene, geheimnisvolle gewundene Linien zierten seinen Körper und die Hosen, die er trug waren von einem so dunklen Rot, dass sie ebenfalls schwarz wirkte und im Gegenzug zu allen anderen Kunstwerken, trug Alazier keine Sandalen sondern schwarze, glänzende Lederstiefel.
Darion bekam weiche Knie und er wollte sich vor dem Kriegerprinzen am liebsten in den Sand werfen, seine Stiefel küssen und ihn um Verzeihung bitten, dass er die selbe Luft atmete wie er und selbst das kam ihm noch zu anmassend vor und sollte schwer, hart und lang bestraft werden. Darion war längst hart und bereit für den Kriegerprinzen. Dieser schaute ihn mit einem alles verzehrenden, glühenden Blick an, hielt ihn in seinem Bann, schien Lilian dabei gar nicht zu bemerken. Langsam kam er näher.
"Alazier", hauchte Darion wimmernd. Was machte der Kriegerprinz hier? Warum führte er ihn so in Versuchung so zu tun, als wäre er noch eines der Kunstwerke? Lilian hatte gesagt, sie wären hier alleine. Der Meister hätte es so verfügt. Alazier dürfte gar nicht hier sein. Stumm kam der Kriegerprinz weiter auf ihn zu, blieb dicht vor ihm stehen, fasste ihn herrisch am Kinn und zwang ihn, ihm tief in die Augen zu sehen. Ihm sein Innerstes zu offenbaren. Prüfend schien Alazier alles zu erkunden. Darions Lippen öffneten sich erregt und willig. Ihre Münder waren sich so nah, berührten sich beinahe für einen Kuss. Gleichzeitig schluchzte Darion leise, weil er sich schmerzhaft heftig nach dem dominanten Mann verzehrte. Er wollte sich ihm einfach nur hingeben und alles dankbar entgegen nehmen, was Alazier für ihn erübrigen konnte.
Re: Der Handel
Verfasst: Fr 1. Mai 2020, 11:10
von Lilian
Der andere Krieger lächelte sanft zurück und sagte, dass Lilian wunderschön wäre. Er müsste sich nicht immer so viele Sorgen machen über sein Äußeres. Wahrscheinlich hatte er recht, doch Lilian war noch jung. Er wusste selbst nicht genau wer er einmal werden würde und verständlicherweise waren ihm da die Reaktionen anderer wichtig. Doch da in der Villa alles so komplett anders war, wurde der Jugendliche weiter verunsichert.
So begab er sich lieber in das kühle Wasser als länger darüber nachzudenken. Gemeinsam begannen sie die Übungen, wobei Lilian Darion oft dabei stützte. Manche Übungen benötigten, dass er das linke Bein von Darion am Schenkel festhielt, während dieser langsam paddelte. Leichte Muskelübungen. Im Wasser erschöpfte Darion nicht so schnell und so konnten sie länger trainieren. Es war schön erfrischend im See und je länger sie miteinander übten, desto mehr vergaß der Jugendliche den Badeanzug, den er trug, und verlor ein wenig seine Scheu.
Obwohl Darion sicherlich die meiste Anstrengung hatte, fühlte sich auch Lilian von den vielen Bewegungen im Wasser allmählich erschöpft, als sie wieder hinausgingen. Nach den wenigen Tagen gab es natürlich noch keine sichtbaren Fortschritte, aber der Jüngling war zuversichtlich, dass Darion es schaffen würde.
Sie waren gerade aus dem Wasser gegangen und zu ihren Handtüchern auf dem Steg, als sich die Sonne kurz verdunkelte. Lilian dachte an eine Wolke und maß dem nicht viel Bedeutung bei, aber Darion erstarrte und wirkte beunruhigt. Wenn Lilian recht bedachte, so flogen Wolken eigentlich nicht so schnell über sie hinweg.
Darion rief ihm plötzlich zu, dass er schnell zur Villa rennen sollte. Lilian blickte ihn fragend an. "Was ist denn los?", wollte er wissen und folgte Darions Blick, der nach oben schaute. Der junge Krieger bekam gerade noch mit wie ein großer dunkelhäutiger Eyrier vor ihnen landete. Es war wie ein Schatten, der auf sie niederging. Lilian zuckte erschrocken zusammen, mit halb offenem Mund starrte er den Fremden an. Der Mann war beeindruckend mit den schwarzen Flügeln, die sich groß ausbreiteten ehe er sie eng anlegte. Lilian hatte bereits Eyrier gesehen, aber noch nie einen mit solch dunklen Flügeln und Hautfarbe. Der harte Blick wirkte einschüchternd, ebenso die kraftvollen Schritte der schwarzen Stiefel als er auf sie zukam, oder die Tatsache, dass es auch noch ein Kriegerprinz war.
Sobald er näher kam, erkannte Lilian endlich, dass die Hose nicht schwarz sondern rot war. Ein Blutiger! Der Jugendliche erstarrte panisch. Prinz Verden hatte gesagt, niemand dürfte sie beim See beobachten. Das schloss bestimmt mit ein, dass man hier landete und nun auf sie zukam und näher und näher...
Darion regte sich ebenfalls nicht, wimmerte leise einen Namen. Alazier? Lilian wusste nicht was er tun sollte. Er konnte doch nicht ohne Darion wegrennen und er hatte keine Juwelen, um Prinz Verden zu senden. Dieser Blutiger hatte sich einfach über ein Verbot hinweggesetzt. Es fügte der Villa abrupt eine ganz neue Form an ungeahntem Terror hinzu. In der Sonne sah Lilian nun auch, dass der Eyrier tätowiert war. Schwarze, verschlungene Linien. Sein Blick war starrend und er trat genau auf Darion zu. Lilian hatte bereits den alten Schneider als sehr gruselig empfunden, aber vor diesem Mann bekam er nun richtig Angst.
Leicht berührte er Darions Arm, aber der Krieger schien nicht mehr an Flucht zu denken. Der große Kriegerprinz ragte fast drohend vor ihm auf, packte ihn am Kinn und beugte sich langsam vor.
Da Lilian leicht versetzt hinter Darion stand, konnte er nicht sehen was sich in Darions Miene abspielte, wohl aber hörte er das Schluchzen. Es riss den Jugendlichen aus der Starre.
"Was macht ihr da?", fragte er, "Prinz Verden hat-"
Weiter kam er nicht.
"Verzieh dich, du hässliche Kröte", unterbrach der Blutige ihn und stieß ihn mit einem kraftvollen Bewegung so heftig zurück, dass Lilian zurück in den See klatschte. Es ging alles so schnell. Einen Augenblick später fand er sich prustend im Wasser wieder. Geschockt starrte er den Mann an. Nur nebenbei registrierte er, dass der schwarze Kriegerprinz der erste im Anwesen war, der ihn hässlich fand. Viel wichtiger war, dass dieser Alazier aufhörte Darion zu bedrängen. Dennoch traute sich Lilian nicht mehr aus dem Wasser. Der Kriegerprinz versprühte eine solch bedrohliche und beängstigende Ausstrahlung, dass der Jugendliche nicht wagte sich ihm überhaupt zu nähern.
"Lasst ihn los", sagte er zittrig, dabei tropfnass im See stehend. Das Wasser schwappte gerade so um seine Oberschenkel. "Prinz Verden hat es verboten, dass wir bei unseren Übungen am See gestört werden." Er wünschte, er hätte das bestimmender und... männlicher sagen können, aber es klang mehr wie ein helles, aufgeregtes Piepsen.
Re: Der Handel
Verfasst: Fr 1. Mai 2020, 11:30
von Darion
Darion war vollkommen in dem harten Blick gefangen, der allein schon ausreichte, um ihn absolut willfährig zu machen. Alazier war wohl das gelungenste, dunkle Kunstwerk, welches der Meister erschaffen hatte. Der Kriegerprinz kannte so viele Arten, einem zu quälen und dominieren, dass er sich auf jedes Gegenüber entsprechend einstellen konnte. Er war bei weitem nicht so einseitig wie andere Kunstwerke und Darion liebte jede einzelne Variante, die Alazier je an ihm ausprobiert hatte. Die anderen flohen vor Alazier, hatten grosse Angst vor ihm. Selbst die anderen Blutigen. Er war so hemmungsvoll, kräftig und ging so tief mit seinen Eroberungen, dass er einem vollkommen verzehrte und aufsog. Er nahm Körper und Geist gänzlich in Besitz, bis nichts mehr übrig blieb.
Auch Darion hatte Angst vor ihm. Doch er dachte niemals an Flucht. Er genoss es jedes einzelne Mal, wenn der wilde Kriegerprinz ihn nahm und hatte stets das Gefühl, etwas besonderes für ihn zu sein. Er bewunderte ihn und fühlte sich jedes Mal innerlich glühen, wenn er bloss an ihn dachte. An die starken Armen, die in kraftvoll und doch auch so sanft umfassen konnten. Wenn er bei Alazier war, konnte er fliegen.
Plötzlich trat Lilian in sein Gesichtsfeld und stellte sich dem Kriegerprinzen mutig entgegen. Aufgebracht wollte er wissen, was sie denn hier täten. Alazier liess ihn nicht aussprechen und das obwohl Lilian den Meister erwähnte. Einer lästigen Fliege gleich, stiess er ihn mit einer schnellen, aber dafür um so kraftvolleren Armbewegung beiläufig zur Seite. So heftig, dass Lilian mehrere Schritte zurück taumelte und zurück ins Wasser platschte. "Verzieh dich, du hässliche Kröte", warnte Alazier ihn drohend. Seine Stimme klang dunkel und gleichzeitig wie kühle, weiche Seide, die über die nackte Haut glitt. Sinnlich erregend.
"Lilian", rief Darion besorgt. Wand sich zu ihm um und wollte in den See eilen, um zu sehen, ob der Jüngling sich verletzt hatte. Alazier liess ihn nicht gehen, hielt ihn weiterhin am Kinn gepackt, zog ihn daran hart zu sich zurück. Darion spürte, wie ihm dabei beinahe der Kiefer ausgerenkt wurde. Gequält stöhnte er auf. Schmerz schoss durch seinen Kopf. Benommen blickte er zu dem dominanten Kriegerprinz hoch, nahm Lilian nur am Rande wahr. Wie er da tropfnass im Wasser stand und mit heller Stimme etwas sagte. Er sollte besser gehen. Solange er es noch konnte.
Alazier hielt nun mit einer Hand seine Kehle umschlossen und blickte ihn noch immer so prüfend an, als würde er etwas suchen. Mit der freien Hand tastete er nach seinem Hintern. "Warum hast du denn so etwas komisches an?" wollte er leidenschaftlich wissen. "Wegen der kleinen Kröte da? Du siehst lächerlich darin aus." Darion senkte beschämt die Lider und bekam heisse Wangen. Antworten konnte er nicht. Alazier war es egal. Ungeniert schob er ihm hinten seine Hand unter die Badehose, zog sie damit teilweise nach unten. Kraftvoll tasteten seine Finger über seinen Hintern, drückten erobernd gegen seinen Damm und schliesslich auch gegen seine Öffnung. Keuchend zuckte Darion schmerzerfüllt zusammen, als sich seine innere Verletzung wieder bemerkbar machte.
"Es ist also wahr", dem diese ungewöhnliche Reaktion von Darion nicht entgangen war. "Du hast dich kaputt machen lassen." Augenblicklich trat der Kriegerprinz einen Schrit zurück und vermied jegliche Berührung mit dem Ausgestossenen. Darion wimmerte vor unerfülter Sehnsucht. Am schlimmsten war jedoch der Ekel, den er Alaziers Augen sah. "Du hast dich tatsächlich von ein paar verweichlichten Adligen zerstören lassen", spuckte der Eyrier abschätzig aus. "Wie erbärmlich von dir, Darion."
"Es... es tut mir Leid, Alazier", entschuldigte sich der Krieger reumütig. "Es waren zu viele und sie waren so wütend. Ich habe es unterschätzt."
"Wütend?" zischte Alazier aufgebracht und schubste Darion an den Schultern zurück. Der geschwächte, vom Training erschöpfte Krieger, konnte sich nicht mit einigen Schritten fangen. Er strauchelte im Sand und fiel nach hinten. Alazier war sofort bei ihm, drückte mit seinem Schuh gegen seine Männlichkeit, stellte ihn darauf. "Die wissen doch gar nicht, was wahre Wut ist", höhnte Alazier. Darion wand sich stöhnend, bäumte sich leicht auf. Hitze schoss durch seinen gepeinigten Körper. So gerne wollte er sich dem Kriegerprinzen anbieten. Doch er wusste nicht, ob er überhaupt durfte, ob Alazier das überhaupt wollte. Er schaute ihn so angeekelt an. Das tat so weh in Darions Brust. Und dann war da noch der unschuldige Lilian, der das alles vielleicht gar nicht sehen sollte.
"Es tut mir Leid, Alazier", entschuldigte er sich noch einmal flehend und konnte es kaum ertragen, dass der dunkle Kriegerprinz so wütend mit ihm war. "SIe... sie haben mir die Hüfte ausgerenkt", versuchte er zu erklären, warum er so beschädigt war. Alazier schnaubte nur abschätzig. "Und deswegen gehst du gleich kaputt?" Er nahm den Schuh wieder von seinem Gemächt, stellte sich zwischen Darions Schenkel und spreizte sie so weit. "Ich könnte dir noch viel, viel mehr wehtun."
"Jaaah", keuchte Darion erregt. "Ja, das könntest du. Hast du schon oft." Sollte er bitte gleich jetzt wieder tun. Tatsächlich kniete Alazier sich nun über seine Schenkel, so dass sie schmerzhaft fest gespreizt und zu Boden gedrückt wurden. Den Rücken mit den leicht ausgefächerten Flügel war Lilian zugewand, der nun erst recht nicht mehr viel erkennen konnte.
"Aber das hast du nicht verdient", verweigerte Alazier ihm süsse Erlösung abschätzig. "Man lässt sich nicht einfach so von ein paar daher gelaufenen Adligen zerstören. Du bist eine Schande für uns alle Darion. Du ruinierst mit deiner Schwäche unser aller Ruf." Entsetzt blickte Darion den schönen Kriegerprinzen an. Auch wenn er wusste, dass die Worte wahr waren, schmerzten sie dennoch furchtbar. Besonders da er sie von Alazier hörte, nach dem er sich immer so sehr verzehrte.
"Du bist ein mickriger Schwächling, Darion und hast es gar nie verdient, ein echtes Kunstwerk zu sein", verletzte der Kriegerprinz ihn weiter. Tränen traten ihm in die Augen. Alazier liess sich davon nicht beirren. Er zog ihm die Badehose vorne herunter und entblösste so seine harte Männlichkeit. "Und am schlimmsten ist es, dass du das einfach nicht akzeptieren willst und stattdessen weiter kläglich versuchst, ein Kunstwerk zu sein. Es ist anmassend von dir, dass du es sogar wagst, in meiner Gegenwart hart zu sein." Hilflos musste Darion es über sich ergehen lassen, wie Alazier mit einer Hand seine Männlichkeit aufrecht hinstellte und mit der anderen etwas Sand in die Faust nahm und diesen langsam darüber rieseln liess. Zuckend wand Darion sich keuchend unter dem Kriegerprinzen, konnte jedoch nichts gegen die demütigenden Lustimpulse tun.
"Du bist so widerwärtig schwach", verachtete Alazier ihn zutieft. "Du hättest dich töten sollen, als der Meister es nicht getan hat. Das wäre deine Pflicht gewesen. Stattdessen bürdest du uns allen deinen ekelerregenden Anblick auf. Aber das lasse ich nicht mit mir machen. Wieder einmal, werde ich das für dich erledigen, wozu du zu schwach bist", versprach er ihm den Tod.
"Alazier", flehte Darion erstickt, streckte verloren die Hand nach ihm aus. Der Kriegerprinz hatte so recht. Tränen der Scham und Verletzung durch den Dunklen, rannen ihm nun ungehindert über die Wangen. Alazier hatte so recht. Darion hätte sich dem Meister gleich stellen sollen. Stattdessen hatte er sich von Lilian einlullen und falsche Hoffnungen machen lassen. Wenigstens durfte er jetzt durch die Hand des geliebten Kriegerprinzen sterben. So war es am Besten.
Re: Der Handel
Verfasst: Fr 1. Mai 2020, 11:35
von Lilian
Darion schien nach ihm sehen zu wollen, aber der große Kriegerprinz ließ ihn nicht gehen, hielt ihn weiterhin fest. Lilian ballte die Hände zu Fäusten und rief nochmal, dass der Blutige Darion in Ruhe lassen sollte, doch dieser schien ihn komplett zu ignorieren und störte sich offensichtlich nicht daran, dass er gar nicht hier sein durfte. Der Jugendliche hatte gedacht, dass die Blutigen auch Prinz Verdens Sklaven waren. Seine dunklen Kunstwerke, die ihm aber trotzdem gehorchten. Aber dieser Alazier wirkte nicht so, als würde er auch nur von irgendwem Befehle annehmen.
"Hört auf!", rief Lilian bebend, als er entsetzt mitansah wie der geflügelte Kriegerprinz seine Hand hinten in Darions Hose schob und sich über die Badehose lustig machte. Dabei sah die bestimmt nicht lächerlich aus. Wieso war der Eyrier so gemein zu Darion? Der Krieger keuchte schmerzerfüllt und Lilian mochte sich gar nicht vorstellen was der Blutige gerade mit ihm machte. Alazier ließ nun doch ab von Darion, aber es schien nichts mit Lilians Rufen zu tun zu haben. Der Blutige sprach abschätzig davon, dass Darion tatsächlich kaputt war und wie erbärmlich das wäre. Darion versuchte sich noch zu rechtfertigen, aber das schien den dunklen Kriegerprinzen nicht zu interessieren. Kraftvoll stieß er den Krieger nach hinten in den Sand.
Der junge Dhemlaner im Wasser wusste nicht was er tun sollte, bekam immer mehr Angst. Nicht nur um sich, sondern auch um Darion. Er war bereits verletzt, wenn dieser Blutige ihm weh tat, wer weiß was das auslösen würde. Alazier war auf Darion zugetreten. Der große Rücken und die Flügel verdeckten nun die Sicht und Lilian konnte bloß hören wie Darion sich entschuldigte, dazwischen keuchte und stöhnte. Der unerfahrene Jüngling konnte es nicht richtig zuordnen, befürchtete, dass der Kriegerprinz ihm weh tat.
"Hört auf!", rief er schrill. Da der Blutige ihm den Rücken zugewandt hatte, traute sich Lilian etwas aus dem Wasser herauszukommen. Der Kriegerprinz schien es ohnehin nicht zu bemerken. Er wirkte zu beschäftigt mit Darion, sagte ihm ganz entsetzliche Worte. Er wäre eine Schande für alle und würde den Ruf aller anderen Kunstwerke ruinieren.
"Du bist ein mickriger Schwächling, Darion und hast es gar nie verdient, ein echtes Kunstwerk zu sein", höhnte der Kriegerprinz, aber er klang auch wütend.
Lilian verstand nicht wieso hier alle so krankhaft bestrebt waren perfekt zu sein. Das gab es doch gar nicht. Und Darion konnte nichts für seine Verletzungen. Es war nicht seine Schuld, dass er nicht komplett geheilt war. Wie konnte man da Darion die Schuld geben? Es waren die Adeligen gewesen.
Der junge Krieger wagte aber nicht etwas dazu zu sagen aus Angst, dass der Mann ihn wieder schlug. Der Stoß war sehr heftig gewesen. Voller Furcht kam er trotzdem langsam aus dem Wasser. Kleine, vorsichtige Schritte. Der Eyrier hatte die schwarzen Flügel leicht ausgefächert, war wie ein Raubtier über den liegenden Darion gebeugt. Seine Waffe schienen Worte zu sein. Er beschimpfte Darion als Schwächling und dass es am schlimmsten wäre, dass er das nicht akzeptierte und immer noch glaubte, er könnte ein Kunstwerk sein.
"Es ist anmassend von dir, dass du es sogar wagst, in meiner Gegenwart hart zu sein", fuhr der Kriegerprinz fort. Hart? War Darion etwa erregt? Lilian konnte das kaum glauben. Das war sicher auch so eine Beleidigung. Der Jugendliche war nun am Strand, zitterte wie Espenlaub. Er sollte weglaufen, doch zum einen wollte er Darion nicht alleine lassen und zum anderen lag es nicht in Lilians kämpferischer Natur zu fliehen. Nur war dem zierlichen Jüngling klar, dass er keinerlei Chance gegen den riesigen Kriegerprinzen hatte. Nein, er musste Hilfe holen. Schnell, solange der Eyrier abgelenkt war. Lilian ging in kleinen Schritten über den Strand, ein Fuß vor den anderen, so wie er es geübt hatte. Es half mit seiner Angst, dass er sich darauf konzentrieren konnte. Besonders als er hinter dem Kriegerprinzen entlang gehen musste.
Alazier redete weiter auf Darion ein, sagte ihm, dass Darion sich hätte umbringen sollen. Er sollte dem Meister nicht länger seinen widerwärtigen Anblick aufbürden. Und dann klang es auf einmal so, als wollte der Blutige jetzt den Krieger töten.
Lilian wandte sich entsetzt zu den beiden um. Was?! Nein, er durfte Darion nicht töten! Der junge Krieger dachte nicht länger nach, er sprang den Eyrier wütend an. Dadurch dass der Kriegerprinz sich über Darion gebeugt hatte, konnte Lilian auf den Rücken des Eyriers springen.
"Lasst ihn in Ruhe!", schrie Lilian wütend und in Ermanglung einer Waffe, biss er Alazier in den rechten Flügel. Dort wo die filigrane Membran war. Mit seinen kleinen Fingern versuchte er sich dort festzukrallen und den Kriegerprinzen zusätzlich zu verletzen. Alles damit er von Darion abließ.
Re: Der Handel
Verfasst: Fr 1. Mai 2020, 12:09
von Darion
Schmerzerfüllt und erregt gleichermassen stöhnte er auf, als Alazier begann, ihn mit seiner Hand zu massieren. Erste Lusttropfen perlten aus seiner Spitze, klebten den Sand an das empfindliche Fleisch. Der Kriegerprinz kümmerte sich nicht darum, massierte ihn langsam und sinnlich weiter. Viel eher war es seine Absicht gewesen, dass es sich für Darion jetzt verletzend anfühlte, als er vorhin Sand über seinen Speer hatte rieseln lassen. Wimmernd wand Darion sich in der demütigenden, unbequemen Situation. Sein Juwel auf der Brust glühte auf, strahlte eine Hitze in seinen Körper aus. Dann fiel auf einmal ein kleiner, wütend schreiender Schatten auf Alaziers Rücken.
"Lilian, nein", rief Darion in grosser Angst um den zarten Jüngling, der sich todesmutig auf den Rücken des Kriegerprinzen warf. Alazier würde ihn in seiner Wut zerfetzen. Doch es war zu spät. Lilian liess ihn nicht los, biss den Eyrier sogar noch in seine empfindlichen Flügel. Zornig und schmerzerfüllt schrie der Kriegerprinz auf. Mit einem Ruck entfaltete er seine ledernen Schwingen zu ihrer beeindruckenden Grösse, um den lästigen Käfer auf seinem Rücken abzuschütteln. Seine Tätowierungen glimmten in düsterem rot auf und zum zweiten Mal innerhalb kürzerster Zeit fiel Lilian in hohem Bogen in den See.
Diesmal liess es Alazier jedoch nicht gutsein. Einer Raubkatze gleich schoss er ihm nach, packte Lilians schlanken Hals, drückte fest zu und presste den Jüngling in mörderischer Absicht unter Wasser. Fest stand er über ihm, die schwarzen Flügel drohend aufgespreizt und das Zappeln und Strampeln des Jünglings ignorierend.
"Alazier, nicht", flehte Darion innig. Sandte und sagte es gleichermassen. Ergeben und eindringlich. Hastig versuchte er sich aufzurappeln, doch er knickte wieder ein, knallte der Länge nach auf den Sand. Die Schmerzen ignorierend, kroch er auf das Wasser und damit auf den wütenden Kriegerprinzen zu. "Bitte, Alazier, tu ihm nicht weh", bettelte er verzweifelt. "Töte ihn nicht. Er ist des Meisters neuer Liebling. Er ist etwas ganz besonderes. Wenn du ihn tötest, tötest du auch dich." Darion war sich ziemlich sicher, dass der Meister dies Alazier nicht verzeihen würde, auch wenn er ihm sonst viel vergab. Dem Kriegerprinzen schien die Drohung jedoch egal zu sein. Im Gegenteil, sie schien ihn gar noch anzustacheln, Lilian nun erst recht zu ersäufen.
"Alazier, er wollte mir doch nur helfen", erklärte Darion eindringlich, mit unterwürfiger, einschmeichelnder Stimme. Er hatte den zornigen Kriegerprinzen inzwischen erreicht. Halb im Wasser sitzend, schlang er seine Arme anmutig um den Stiefel und das Bein des Eyriers. "Lilian trainiert mich, damit ich wieder ganz sein kann. Er kann das. Der Meister hat sogar seinen Segen dazu gegeben. Ich werde mich töten, wenn du das willst. Du weisst, ich habe dir immer gehorcht. Mit Freuden. Ich werde es auch jetzt tun. Nur bitte, zerstöre dich nicht selber, indem du Lilian tötest."
Irgend etwas an seinen Worten schien den Kriegerprinzen nun doch zu beeinflussen. Er verharrte und richtete sich dann wieder auf. Mühelos, als wäre Lilian eine federleichte Puppe, hob er ihn noch immer am Hals haltend hoch in die Luft, dem Himmel entgegen, so dass selbst Alazier zu dem tropfenden Jüngling hochschauen musste. "Ist das wahr?" wollte er dunkel wissen. "Kannst du Darion wieder ganz machen?"
Re: Der Handel
Verfasst: Fr 1. Mai 2020, 12:22
von Lilian
Der Eyrier brüllte zornig auf, die Tätowierungen begannen dunkelrot aufzuglühen, wie glimmende Kohle. Viel Zeit hatte Lilian nicht dies zu registrieren, denn Alazier streckte sich und entfaltete die großen Flügel. Es geschah so ruckartig, dass der kleine Jüngling zurück geschleudert wurde. Im hohen Bogen flog er durch die Luft, landete platschend erneut im See. Orientierungslos paddelte Lilian umher. Er hatte es gerade geschafft wieder sicheren Stand zu haben und sich aufzurappeln, als der Kriegerprinz durch das Wasser schoss. Mit langen, ausmessenden Schritten watete er durch das Wasser. Panisch blickte der junge Krieger ihn an, versuchte noch auszuweichen, als er schon gepackt wurde. Eine große Hand legte sich um seinen Hals, presste zu und stieß Lilian unter Wasser. Nein! Entsetzt zappelte der Jugendliche in dem Griff, Wasser spritzte auf. Er wandt sich und strampelte, fühlte wie ihm die Luft ausging und der Kriegerprinz drückte immer fester zu. Lilian hatte jetzt Todesangst. Der Mann würde ihn ertränken! Er hatte die Augen aufgerissen, sah kaum etwas in dem vom Sand aufgewühlten Wasser. Hilflos stemmte er sich gegen den Griff, seine Finger hatten sich um den Arm des Eyriers geschlungen, kratzten heftig darüber und versuchten sich loszumachen. Es war vergeblich.
Aber so sollte es nicht sein. Prinz Verden hatte ihn doch nicht zu sich geholt, nur damit Lilian nun ertränkt wurde. Es hätte nicht so enden sollen. Er hatte doch nur versucht Darion zu helfen...
Der junge Krieger sah wie Schwärze langsam sein Gesichtsfeld umwölkte, verstärkte seine Bemühungen umso energischer. Verzweifelt versuchte er den Kriegerprinz zu treten. Er erreichte ihn nicht und der Griff der Hand war so hart... schnürte ihm alles ab. Über das Wasser schlagen hörte er nur gedämpft die Stimmen der beiden Männer, konnte aber nichts verstehen. Der erbarmungslose Griff des Blutigen bestimmte sein Denken. Das und der immer größer werdende Drang nach Luft. Er konnte nicht...
Plötzlich wurde er aus dem Wasser gerissen. Geräusche waren wieder da, Luft und Sonne. Lilian keuchte und prustete. Hektisch versuchte er zu atmen, aber Alazier hatte ihn weiterhin so fest am Hals gepackt, dass der Jugendliche bleich um Atem rang. Auch seine Lippen waren ganz blass geworden. Er verstand kaum die Worte des Mannes. Der Kriegerprinz hatte ihn hoch in die Luft gehoben. Wasser strömte von dem zierlichen Jüngling. Mit den Fingern kratzte er über den Arm, stemmte sich dagegen, strampelte mit den Beinen.
Erst als Darion sagte, dass Lilian keine Luft bekäme, lockerte sich der Griff des Kriegerprinzen ein wenig. Der Jugendliche sog die Luft rasselnd ein, hustete erneut.
"Kannst du Darion wieder ganz machen?", fragte der Kriegerprinz erneut.
"Ja.. ich versuchs", krächzte Lilian, spuckte Wasser und hustete. Sein Atem überschlug sich, panisch rang er weiter um Luft, schaffte es nur schwer sich in dem Griff des dunklen Eyriers zu beruhigen. Der Jüngling bekam da nur halb mit, dass Darion im Wasser saß, sich an Alaziers Bein festhielt. "Darion... brauch.. ah... nur Zeit...", keuchte der junge Krieger, zappelte. Tränen waren ihm in die Augen getreten, da er sich so viel verschluckt hatte. Zwischen den Worten musste er immer wieder husten. Trotzdem wollte er dem Blutigen noch etwas sagen. "Er.. ist nicht.. schwach... jeder.. andre.. wäre bestimmt.. gestorben durch die.. Adeligen." Er selbst zum Beispiel. "Er.. kann nix dafür.." Erneutes Husten und Keuchen. Sein Hals tat ihm sehr weh, doch dem Eyrier schien es vollkommen egal zu sein, ob er Lilian weh tat oder nicht. Er hatte ihn umbringen wollen! Lilian wusste nicht was Alazier aufgehalten hatte. Wenn er nach Darion fragte, dann vielleicht Darion.
"Wenn du.. wütend sein willst, dann auf die... dummen Adeligen", sagte Lilian krächzend. Wieso begriff niemand, dass es nicht Darions Verschulden war, dass er so stark verletzt worden war? "Lass mich... runter." Er versuchte nach dem Blutigen zu treten.
Re: Der Handel
Verfasst: Fr 1. Mai 2020, 13:10
von Darion
Erleichtert sah Darion, wie noch Leben in Lilian weilte. Der Jugendliche zappelte mit blassen Lippen in dem harten Griff, versuchte zu atmen und sich gegen die starke Hand zu stemmen. Er kratzte über Alaziers Arm, strampelte mit seinen schlanken Beinen. Der Kriegerprinz schien es gar nicht wahrzunehmen, wollte nur dunkel wissen, ob Lilian ihn tatsächlich heilen könnte.
"Alazier. Er bekommt keine Luft", erkannte Darion, als Lilian nicht auf die Fragen reagierte und nur weiter panisch zappelte. "So kann er dir nicht antworten. Bitte lass ihn los." Leider lockerte der Eyrier nur etwas seinen Griff, anstatt ihn gänzlich frei zu lassen. Es reichte glücklicherweise trotzdem, dass Lilian nach Sauerstoff schnappen konnte. Auch wenn er dabei heftig husten musste.
"Kannst du Darion wieder ganz machen?" fragte der Kriegerprinz erneut. Hustend und Wasser spuckend krächzte Lilian, dass er das könne. Dass er es versuchen würde. Darion bräuchte nur Zeit. Zappelnd und mit Tränen in den Augen fuhr er trotzig fort, dass Darion nicht schwach wäre. Jeder andere wäre bei dem gestorben, was er hätte aushalten müssen. Darion klammerte sich fest an Alaziers Bein und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er war sehr aufgewühlt. Lilian, der sich so für ihn einsetzte und sich gar dem gefährlichen Kriegerprinzen in den Weg stellte, um ihn zu schützen. Alazier, der sich vor ihm ekelte, ihn verabscheute wie noch nie und ihn töten wollte, weil Darion selbst das nicht schaffte, und dann trotzdem inne hielt, weil anscheinend doch noch eine leise Hoffnung bestand, dass Darion wieder ganz gesund werden konnte. Der Krieger hatte niemals soviel Aufruhr verursachen wollen und jetzt war er beinahe daran Schuld geworden, dass Lilian getötet wurde. Tränen brannten heiss in seinen Augen.
"Ich bin wütend auf dich, du hässliche, kleine Kröte", knurrte Alazier Lilian an und wollte sich nicht von ihm belehren lassen. Als Lilian nach ihm zu treten versuchte und frech befahl, ihn runter zu lassen, schüttelte er ihn drohend und drückte mit den Fingern wieder fester zu. Dafür holte der den Jüngling nun zu sich herunter auf Augenhöhe. Ganz dicht. Gefährlich funkelte er ihn aus dunklen Augen an. "Heile Darion oder ich töte dich", drohte er ihm finster. Nur um Lilian dann wie einen nassen, schmutzigen Lappen beiseite zu werfen. Mit einer harten Ohrfeige mit seinem Handrücken auf Darions ungeschützte Wange, löste er den Krieger von seinem Bein. Darions Kopf schien zu explodieren. Er konnte sich nicht mehr an Alazier festhalten und fiel mit einem gequälten Schrei ins Wasser.
Hastig rappelte er sich auf, beführchtete weitere Gefahr. Doch Alazier hatte sich wieder in die Lüfte erhoben und flog von dem See weg. Sofort blickte Darion sich nach seinem Retter um. "Lilian", rief er besorgt, als er ihn etwas weiter vor sich im Wasser sah. Rasch robbte er zu ihm, fasste ihn am Handgelenk und zog ihn gleich in eine innige Umarmung, presste ihn tröstend, oder auch trostsuchend an sich. Darions Herz klopfte wie verrückt und er konnte noch gar nicht fassen, was gerade eben passiert ist. "Lilian, was machst du nur für dumme und gefährliche Sachen?" keuchte er erschrocken in das nasse Haar des Jünglings. Er war so froh, dass der liebe Krieger noch lebte.
Re: Der Handel
Verfasst: Fr 1. Mai 2020, 13:49
von Lilian
Der Kriegerprinz ließ nicht erkennen, ob er irgendwie zufrieden mit Lilians Antwort war. Er knurrte, dass er wütend auf den Jungen war, nannte ihn dabei wieder hässliche Kröte. Es war Lilian gerade egal, hauptsache der Mann ließ ihn endlich los. Die starke Hand an seinem zarten Hals tat unglaublich weh und er hatte immer noch Probleme richtig Luft zu bekommen. Als Lilian versuchte den Eyrier zu treten, schüttelte der Mann ihn heftig, als sei er nicht mehr als eine Puppe.
Lilian musste erneut um Luft ringen, während sich der Griff unnachgiebig verstärkte. Der Blutige hielt ihn vor sich, sah ihn drohend auf und befahl ihm, dass er Darion heilen sollte, ansonsten würde er Lilian töten. Der Jugendliche konnte nicht mehr sprechen und er war mehr als eingeschüchtert von der Kraft des großgewachsenen, dunklen Eyriers. Hilflos zappelte er in dem Griff, versuchte sich zu befreien. Alazier warf ihn von sich und ein drittes Mal landete Lilian platschend im Wasser. Ängstlich versuchte er sofort mit einem Sprung weiter von dem Kriegerprinzen wegzukommen, befürchtete, dass der Blutige ihn wieder packen und unter Wasser drücken würde. Lilian hörte ein Klatschen, drehte sich um und sah gerade noch wie Darion aufschrie und ins Wasser fiel, während Alazier zurück an den Strand stapfte. Er breitete seine Flügel weit aus, erhob sich in die Lüfte. Das Flügelschlagen war so gewaltig, dass Lilian den Luftzug auf seinem Gesicht spürte.
Der junge Krieger keuchte, hustete immer mal wieder. Die ganze Situation kam ihm nun so unwirklich vor. Es war alles so schnell gegangen und nun hatte der Kriegerprinz sie wieder wortlos verlassen, nachdem er seine Zerstörung angerichtet hatte. Lilian konnte es nicht so recht fassen, war schockiert erstarrt.
Während er noch im Wasser stand, kam Darion hastig zu ihm und umarmte ihn sobald er bei ihm war. Das war lieb, doch es bewirkte auch, dass sich Lilian das Ausmaß der Situation und was eben passiert war langsam bewusst wurde. Darion streichelte ihn tröstend, fragte ihn, was er bloß für dumme und gefährliche Sachen machte.
"I-ich, ich weiß nich...", brachte Lilian hervor und begann abrupt zu weinen. Wenn ihn jemand tröstete, konnte er einfach nicht anders. Nun wo das Adrenalin und die Aufregung um sein Leben nachgelassen hatten, wurde ihm allmählich klar wie knapp er mit dem Leben davon gekommen war. Schluchzend klammerte der junge Krieger sich an Darion. Er wollte Alazier nie nie wieder begegnen.
Rote und bläulich verfärbte, tiefe Quetschungen zeigten sich auf dem schlanken Hals des Jünglings. Man konnte deutlich die Abdrücke der Finger sehen und wo sie zugepresst hatten. Lilian schniefte, hustete, versuchte gleichzeitig zu atmen und zu weinen. Es wollte nicht so recht gelingen.
Der unerfahrene Krieger war restlos überfordert mit der Situation und was ihnen gerade zugestoßen war. Die Eindrücke wie er unter Wasser um sein Leben gekämpft hatte, waren noch sehr präsent, spielten sich in seinem Geist wieder und wieder ab.
"Ich... ich dachte, Prinz Verden.. kontrolliert die Blutigen...", krächzte er nach einer Weile. "Wer.. war das? Er... er wollte dich töten... und mich. Geht es dir.. gut?" Lilian hustete erneut. Er konnte sich einfach nicht beruhigen.
"Ich will.. zu Prinz Verden", stieß er aus. Lilian wusste nicht wieso. Vielleicht weil der Prinz ihn zwar bedrängte, ihn bisher aber auch beschützt hatte. "Er muss.. davon erfahren.."
Re: Der Handel
Verfasst: Fr 1. Mai 2020, 20:51
von Darion
Lilian wusste nicht, was er gerade gemacht hatte und brach dann in Tränen aus. Darion presste ihn fest an sich, streichelte ihm zärtlich über das nasse Haar. Auch ihm rannen nun Tränen über die Wangen. Auch bei ihm sass der Schock tief. Weniger weil er beinahe getötet worden wäre, wobei sich Darion sicher war, dass Alazier noch nicht einmal damit begonnen hatte, ihm einen langsamen, qualvollen Tod zu schenken. Es war vielmehr weil Alazier so aufgebracht über sein Verhalten gewesen war. Über seine Verletzung. Und trotzdem hatte er inne gehalten, als ihm klar geworden war, dass der Meister ihm eine zweite Chance geboten hatte. Darion spürte, dass dies etwas zu bedeuten hatte. Nur konnte er nicht sagen was es war. Oder hatte Alazier dann doch nicht, entgegen den Befehlen des Meisters handeln wollen? Aber warum hatte er dann überhaupt damit begonnen? Was hatte ihn so aufgeregt.
"Das war Alazier", erklärte er Lilian flüsternd, wie als hätte er Angst, den wütenden Eyrier zurück zu rufen, wenn er zu laut über ihn sprach. "Er ist zwar ein Blutiger, ein Sadist durch und durch, doch er ist auch ein Kriegerprinz und somit sehr schwer zu kontrollieren. Die Blutigen sind in der Regel ohnehin aufmüpfiger, als wir weiss Gewandete. Doch als Kriegerprinz ist Alazier besonders aufbrausend und leidenschaftlich." Tröstend streichelte er Lilian über den Rücken, der immer wieder husten musste. Sein Hals sah furchtbar aus. Ganz deutlich sah man Alaziers Handabdruck auf der hellen Haut.
"Ich weiss nicht", antwortete er selbst etwas verwirrt auf die Frage, ob es ihm gut ginge. "Eigentlich schon. Irgendwie. Aber auch gar nicht, nein. Seine Worte. Oh, er hat mir so weh getan Lilian", musste er doch schluchzen. "Ich wollte ihn nicht so enttäuschen. Wie er mich angesehen hat. So voller Verachtung und Abscheu. Es tut so weh." Fest presste er sich die Faust gegen die Brust, da wo sein Herz lag. Diesen Ekel im Blick des schönen Kriegerprinzen zu sehen, hatte Darions Herz gebrochen. Für den Moment wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass er in dieser Nacht gestorben wäre, als die Adligen seinen Körper so verletzt hatten.
Lilian wollte plötzlich zum Meister. Er müsse davon erfahren. Darion nickte matt. "Ja, das muss er wohl", stimmte er leise zu. Das würde sich schlecht vor ihm verheimlichen lassen. Nur, was würde dann mit Alazier geschehen? Wie wütend würde der Meister werden? Wie hart würde die Strafe ausfallen? Trotz allem wollte Darion nicht, dass man Alazier weh tat oder gar noch schlimmeres. Leider konnte er nur hoffen. "Hilfst du mir auf, Lilian?" fragte er den schlanken Krieger. "Ich fürchte, alleine schaffe ich das nicht."
Gemeinsam wankten sie geschafft an den Strand. Lilian schlüpfte in seinen weissen, kurzen Bademantel, der sofort wie eine zweite Haut feucht an ihn schmiegte. Darion zupfte fahrig seine Badehose zurecht und dann machten sie sich auf den Weg zurück zur Villa. Diesmal musste Darion sich schwer auf den jüngeren Krieger stützen und er humpelte wieder stark. Sein innerstes tat ihm weh und er fühlte sich geschunden. Doch am meisten schmerzten Alaziers wahre Worte.
Nach einer Weile kamen ihn Tuana, Terim und Marlin entgegen gerannt. "Der Meister hat gesagt, ihr bräuchtet Hilfe", keuchte der blonde Krieger und eilte gemeinsam mit Terim an seine Seite, um ihn von links und rechts stützen zu können. Besorgt blickten sie zwischen Darion und Lilian hin und her. Tuana legte ihm ungeniert die Hand auf die linke Hüfte. Darion spürte, wie sie ihre Kunst einsetzte.
"Bringt ihn in die Krankenstation", entschied sie schliesslich. "Das will ich mir noch einmal in Ruhe genau ansehen." Damit wandte sie sich an den Jüngsten unter ihnen. "Oh, Lilian, das sieht ja furchtbar aus. Komm, lass mich deine Atemwege entspannen. Die sind sicherlich gequetscht." Zart legte sie ihre Fingerspitzen auf den Halsansatz und liess ihre heilerische Fähigkeiten wirken.
Re: Der Handel
Verfasst: Fr 1. Mai 2020, 21:15
von Lilian
Darion erzählte ihm leise, dass Alazier zwar ein Blutiger wäre, doch als Kriegerprinz schwer zu kontrollieren wäre. Das hatte Lilian am eigenen Leib zu spüren bekommen und es entsetzte ihn. Er hatte sich ausgemalt momentan noch eine ungefähre Sicherheit vor den Blutigen zu haben, da Prinz Verden so darauf bedacht war, dass Lilian unberührt blieb. Aber wenn der Adelige seine Sklaven nun doch nicht unter Kontrolle hatte?
Verwirrt über diese Erkenntnis fragte Lilian den älteren Krieger, wie es ihm ginge. Darion schluchzte leise, dass Alazier ihn mit den Worten sehr weh getan hatte. Überfordert streichelte der Jugendliche den Hayllier und wusste nicht was er sonst tun sollte. "Er.. er hätte das nich sagen sollen. Es stimmte alles nicht", bekräftigte Lilian mit heiserer Stimme, um Darion zu trösten. Er sprach davon, dass er Alazier nicht hatte enttäuschen wollen. Es täte so weh, dass Alazier ihn verachtend angesehen hatte.
Das klang seltsam. Es schien Darion viel daran zu liegen was Alazier von ihm hielt. Dass die Weißgekleideten ihn nicht besuchten hatte Darion nichts ausgemacht, doch die Worte des Kriegerprinzen hatten ihn sichtlich mitgenommen. Kein Wunder. Sie waren wirklich hässlich gewesen. Alazier hätte überhaupt nicht beim See sein dürfen und Lilian wollte darüber mit Prinz Verden reden. Der Jüngling wusste nicht was der Adelige tun würde, aber hoffentlich sorgte er dafür, dass so etwas nicht noch einmal passierte.
Vorsichtig half er Darion auf, der nicht mehr aus eigener Kraft aus dem Wasser kam. Erschöpft und verstört gingen sie über den Strand, wo Lilian sich gleich den Bademantel umlegte. Er wollte hier weg und dachte nicht mehr daran sich abzutrocknen. Sofort sog sich der weiße, leichte Stoff voll, wurde durchscheinend. Lilian war es egal. Behutsam stützte er Darion, der nun große Probleme hatte zu gehen und wieder stärker humpelte.
Das war Alaziers Schuld, dachte Lilian wütend. Wollte der Kriegerprinz nun, dass Darion gesund wurde oder wollte er ihm weiter schaden oder ihn gar töten? So ganz war das am Ende nicht klar gewesen. Lilian fürchtete sich davor dem grausamen Eyrier noch einmal zu begegnen. Er sollte Darions Heilung nicht zurückwerfen, wenn er denn wirklich wollte, dass der Krieger wieder gesund wurde.
Schweigend gingen sie zurück in Richtung Villa. Darion stützte sich schwer auf ihn, sie kamen nur langsam voran.
Als sie im Park waren, kamen Lady Ildris und Terim und Marlin auf sie zugerannt. Der Jugendliche war so erleichtert sie zu sehen, unterdrückte weitere Tränen. Marlin war als erstes da, erklärte, dass Prinz Verden sie geschickt hätte.
Dann wusste der Adelige was passiert war? Aber wie? Hatte es jemand beobachtet?
Terim und Marlin eilten, um Darion zu stützen. Dann kam Lady Ildris bereits zu ihnen, legte eine Hand auf Darions Hüfte. Vielleicht heilte sie ihn wieder. Hoffentlich hatte Alazier es nicht schlimmer gemacht. Leider reichte die kurze Heilung offensichtlich nicht und die Heilerin wies die beiden Krieger an, dass sie Darion in die Krankenstation bringen sollten. Lilian wollte ihnen schon folgen, als Lady Ildris ihn ansah und erkannte, dass seine Atemwege gequetscht sein mussten. Sie legte ihre Finger an seinen Hals. Als Lilian aber spürte wie sie heilende Kräfte wirken wollte, riss er sich abrupt los.
"Nein! Prinz Verden soll das sehen", erklärte er energisch. Lilian wollte nicht, dass mit der Heilung sofort wieder alles ungeschehen gemacht wurde und erst recht nicht wollte er, dass der Adelige es ignorierte und die Augen davor verschloss.
Das verstanden die Weißgekleideten nicht. Man sollte dem Meister ja nur perfekt unter die Augen treten.
"Ist mir egal", sagte der Jugendliche trotzig, "Wenn er will, dass alle so toll perfekt sind, dann soll er uns nicht den Blutigen aussetzen lassen oder irgendwelchen dummen Adeligen, denen ein Menschenleben egal ist. Ich will jetzt zu Prinz Verden."
Es war gerade alles zu viel für ihn. Das Leben in der Villa war einfach nur krank und wie die Bewohner hier dachten.
"Und Darion ist nicht schwach oder erbärmlich oder kaputt!", rief er aufgebracht und laut. Seine Stimme war heiser und krächzend, überschlug sich. Das sollten auch ruhig alle hören, die sich nicht in ihre Nähe trauten, weil sie wohl Angst hatten sich mit den unperfekten Wesen anzustecken.
"Er hat doch nicht gewollt, dass er jetzt verletzt ist! Ihr solltet euch alle schämen, dass ihr ihn schneidet! Dann seid ihr diejenigen, die erbärmlich sind!" Nein, der junge Krieger war nicht mehr zu beruhigen und wich auch flink allen Versuchen aus ihn anzufassen - und sei es nur um ihn zu trösten.
Re: Der Handel
Verfasst: Fr 1. Mai 2020, 21:30
von Darion
Erschrocken zuckte Darion zusammen, als Lilian sich abrupt von der Heilerin losriss und energisch erklärte, dass der Meister seinen Hals so sehen sollte. Marlin und Terim keuchten überrascht. "Das geht doch nicht", meinte Marlin verblüfft. "Das wird er nicht sehen wollen", bestätigte Terim und die Heilerin sagte ebenfalls etwas überrumpelt. "Ich will dir doch nur das Atmen erleichtern. Alle sprachen gleichzeitig und so kam nichts davon wirklich bei Lilian an. Trotzig erklärte er, dass ihm das egal sei. Der Meister solle sie eben nicht den Blutigen aussetzen, wenn er sie perfekt haben wollte. Oder irgendwelchen dummen Adeligen, denen ein Menschenleben egal sei. Er wolle jetzt zu dem Meister.
Vorsichtig löste sich Marlin von ihm, so dass Darion sich alleine auf Terim stützen konnte. Er wollte zu seinem Freund, um ihn tröstend in den Arm zu nehmen. Lilian geriet jedoch vollkommen ausser sich. Laut rief er, dass Darion weder schwach, noch erbärmlich oder kaputt sei. Seine Stimme klang dabei ganz heiser und überschlug sich. Darion verstand, wie lieb es der Krieger meinte, doch es war ihm selbst höchst unangenehm. Lilian hörte aber nicht auf, wich Marlin flink aus und erklärte lautstark, dass Darion das doch nicht gewollt hätte, dass er jetzt verletzt sei. Sie alle sollten sich schämen, dass sie ihn schnitten. Sie wären diejenigen, die erbärmlich wären. Terim und Marlin wurden blass. Weiter entfernt wurden andere Weissgewandete von dem Ausbruch angelockt. Verwirrt tuschelten sie über Lilians Worte. Darion errötete.
"Lilian", rief er leise. Doch der Krieger wollte nicht hören. Vorsichtig machte der ältere Krieger sich von Terim los und humpelte langsam, Schritt für Schritt auf Lilian zu. "Hör bitte auf damit, Lilian", bat er ihn innig, versuchte ihn an der Hand zu fassen. Erneut wich Lilian flink aus. Darion geriet ins Stolpern und sank vor dem Jüngling auf die Knie. Schmerzerfüllt verzog er für einen Moment sein Gesicht. "Bitte hör auf damit, Lilian", flehte er ihn erneut an, strechte bittend seine Hand nach ihm aus. "Geh so zu Prinz Verden, wenn du nicht von Tuana geheilt werden willst. Sie hat es nur gut gemeint und wollte dir die Schmerzen nehmen. Auch Marlin und Terim meinen es nur gut mit dir. Bitte hör auf, sie anzuschreien und ihnen etwas vorzuwerfen, wenn ich selbst es doch auch nicht tue. Ich weiss auch, dass du es ebenfalls nur gut meinst. Aber du beschämst mich mit deinen wütenden Worten vor meiner Familie. Du tust mir weh damit. Bitte lass es gut sein und geh zu Prinz Verden, damit du ihm sagen kannst, was du denkst, ihm sagen zu müssen."
Re: Der Handel
Verfasst: Fr 1. Mai 2020, 21:44
von Lilian
Lilian hatte sich so hineingesteigert, dass er nichts von den anderen hören wollte. Es brach einfach alles auf ihn herein. Die seltsame Villa, die Attacke durch Alazier, sein sklavenstatus, wie ihn die anderen als Mädchen behandelten und wie sie Darion dagegen ignorierten. Es war zu viel. Er musste sich irgendwo Luft machen und schreien half ganz gut. Er wollte die Ungerechtigkeit herausschreien, die Anderen irgendwie erreichen, dass es nicht gut war was sie machten.
Es war Darion, der dann auf ihn zugehumpelt kam und ihn anfassen wollte, ihn beschwor aufzuhören. Lilian wich ihm aus, dabei hatte er Darion am allerwenigsten verletzen wollen. Warum verstanden ihn die anderen nicht? So versuchte der junge Krieger sich umso lauter Gehör zu machen.
"Das hier ist ein furchtbarer Ort! Alazier hat uns angegriffen, er hat versucht uns umzubringen! Und ich bin kein Mädchen! Hört auf so zu tun als sei ich eins! Ich will hier nicht länger sein, ich will nach Hause!" Es war ihm egal, dass er 170 war, gerade wollte er nach Hause und seine Mami oder irgendwer den er kannte und der ihn verstand. Krampfhaft versuchte er nicht erneut zu weinen.
Erst als er sah, dass Darion auf die Knie gegangen war, hielt der Jugendliche inne und hörte auf laut zu rufen. Er wollte nicht, dass Darion kniete, es tat ihm sicher weh. Lilian kam zu ihm und fasste ihn an der Hand.
Darion sprach auf ihn ein, dass es alle nur gut mit ihm meinen würden. Lilian sollte aufhören sie anzuschreien und Dinge vorzuwerfen.
"Aber du beschämst mich mit deinen wütenden Worten vor meiner Familie. Du tust mir weh damit", öffnete ihm der ältere Krieger die Augen. Lilian sah ihn erschrocken an.
"Ich.. ich wollte dir nich weh tun...", krächzte er. "Ich hab nur.. helfen wollen..." Und anscheinend das Gegenteil erreicht. Alle starrten ihn an. Auch andere Weißgekleidete waren näher gekommen, tuschelten. Über ihn.
"Es tut mir leid...", hauchte er aufgewühlt. Lilian wollte zu seiner eigenen Familie. Eine richtige. Die bei einem blieb, selbst wenn man was verbockt hatte. Seine Augen füllten sich mit Tränen.
"Es tut mir leid", wiederholte er mit einem Kloß im Hals. Damit drehte er sich um und rannte hastig in Richtung Villa.
Darion hatte gesagt, Lilian sollte zu Prinz Verden gehen, damit er ihm sagen konnte, was er dachte, ihm sagen zu müssen. Das klang seltsam und nicht so als würde Darion es unterstützen. Der Jugendliche war so verwirrt. Sein Herz schlug wie wild, ihm war kalt und nun heulte er doch wieder. Lilian hielt sich den Unterarm vors Gesicht, damit es niemand sah, und rannte durch den Garten im Innenhof. Er wusste nicht wo Prinz Verden war. Vermutlich weit weg, damit er auch ja nichts davon mitbekam oder Gefahr lief Darion zu sehen wie er schwach war. Lilian verstand das Verhalten nicht. Von niemanden hier in der Villa. Er fühlte sich so alleine.
Er hätte bei Darion bleiben sollen, er brauchte Hilfe, um in die Krankenstation zu kommen. Doch gerade schämte sich Lilian zu sehr wie er herumgeschrieen und Darion damit verletzt hatte.
Verwirrt, tropfend und blass ging der zierliche Jugendliche zu den Gartentüren, die zum Salon führten, wo sich Prinz Verden öfter aufgehalten hatte. Dabei war Lilian sich überhaupt nicht mehr sicher, ob er den Adeligen noch sehen wollte. Wenn das nur alles schlimmer machen würde und die anderen recht hatten und der Prinz wütend wurde, wenn er ihn so sah?
Re: Der Handel
Verfasst: Sa 2. Mai 2020, 08:30
von Aerys
Wilde ungezügelte Wut war durch das ganze Anwesen zu spüren. Aerys ignorierte es erst einmal. Es kam nicht selten vor, dass Alazier durch irgend etwas gereizt wurde. Meistens legte es sich genau so schnell wieder oder Darion ging zu ihm, um ihn zu beruhigen. Doch Darion war nicht da. Nicht so, wie sie alle es sich wünschten. Den Kriegerprinzen würde es sicherlich hart treffen, wenn Darion verstossen werden würde. Hatte der sanfte Krieger ihm doch immer einen beruhigenden Ausgleich geboten.
Die Wut flammte heisser auf. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, vielleicht verursacht durch seine eigenen Gedanken, sandte Aerys nun doch seine Sinne nach dem Kriegerprinzen aus. Einen Moment später begriff er, dass er bei Darion und Lilian sein musste. *Alazier*, sandte er ihm scharf. *Alazier verschwinde von da. Du hast dort nichts zu suchen.* Der Kriegerprinz reagierte jedoch nicht auf ihn. Aerys war sich noch nicht einmal sicher, ob er ihn überhaupt wahrgenommen hatte in seiner Wut und auch in seinem Schmerz. Als Aerys nach seinem Geist getastet hatte, um herauszufinden, was den Kriegerprinzen so in Aufruhr versetzt hatte, hatte der Adelige eine Menge aufwühlender Gefühle und Gedanken wahrgenommen.
Da Alazier nicht auf sein Senden reagierte, setzte Aerys dessen Ring des Gehorsams ein. Heftig, unnachgiebig und so, dass der Kriegerprinz nur noch gerade so weiter gehen konnte. *Komm zu mir Alazier*, befahl er ihm dunkel und mit dem Versprechen in seiner Stimme, dass die Schmerzen erst aufhören würden, wenn er sich ihm zu Füssen in den Staub war. Es dauerte noch einen Moment, dann landete Alazier wie eine betrunkene Hummel vor ihm auf der Wiese, ging sofort in die Knie. Jedoch nicht wegen der Schmerzen, sondern als Geste und Zeichen der Unterwerfung und Demut.
Aerys brauchte gar nicht erst zu fragen, was der Kriegerprinz getan hatte. Er beichtete es ihm von alleine. Seine Wut war verschwunden. Stattdessen war Hoffnung und Angst zurück geblieben. Und auch Reue. Doch das hielt Aerys nicht davon ab, den Kriegerprinzen hart zu bestrafen. Er erwartete bedingungslosen Gehorsam von seinen Kunstwerken und gerade bei einem wilden Kriegerprinzen wie Alazier war unbestechliche Autorität das Wichtigste, um ihn unter Kontrolle halten zu können. Zuvor sandte er noch Tuana, dass sie zu Lilian an den See hinaus sollte, da er wohl ihre Hilfe brauchen würde. Sie solle auch gleich Terim und Marlin mitnehmen.
Der adlige Prinz stieg gerade wieder die Treppen vom Keller hoch und wollte eigentlich zur Krankenstation gehen, als er eine ungewohnte, rasche Bewegung im Garten des Innenhofes sah. Er spürte Lilian da. Rasch ging Aerys in den Innenhof und sah den Jüngling nass und zerzaust vor den Glastüren stehen, hinter denen sich Aerys Salon befand, in dem sie schon oft gemeinsam gegessen und trainiert hatten. Wollte der Krieger etwa zu ihm? Warum suchte er nicht Schutz bei seinen Freunden? Aerys ging langsam auf dem Holzsteg auf ihn zu.
"Lilian?" fragte er freundlich und auch besorgt. "Lilian, was tust du hier? Müsstest du nicht auf der Krankenstation sein? Kannst du wieder atmen? Tut es noch sehr weh?" Ach, der Junge sah gerade besonders zart und verletzlich aus. Aerys hätte ihn zu gerne in die Arme genommen und ihn leidenschaftlich geküsst.
Re: Der Handel
Verfasst: Sa 2. Mai 2020, 10:02
von Lilian
Die Türen zum Salon waren zu. Entmutigt blickte Lilian hinein, um zu erkennen, ob der Prinz dennoch da war, als er hinter sich Schritte hörte. Erschrocken wirbelte der Jüngling herum. Prinz Verden! Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Adelige direkt hinter ihm auftauchte. Lilian wusste nicht wie er reagieren sollte. Da spiegelte sich im ersten Moment Erleichterung in dem schönen blassen Gesicht, dann aber auch Unsicherheit und Verwirrung.
Der Adelige war gleichermaßen die Quelle von Schutz und Angst, weswegen Lilian unruhig stehen blieb. Der weiße Bademantel klebte an ihm, das dunkle, längere Haar hing ihm tropfnass herab. Der Adelige fragte in ruhigem Tonfall, was Lilian hier tun würde. Er schien nicht wütend über Lilians Anblick und den Quetschungen am Hals.
"Ich wollte zu euch", krächzte der zierliche Krieger. Er konnte aber nicht mehr richtig sagen wieso er zu dem Prinzen gewollt hatte. Darions Reaktion hatte Lilian den Wind ziemlich aus den Segeln genommen und weiter verunsichert. Prinz Verden erkannte ganz richtig, ob er nicht auf der Krankenstation sein sollte.
"Ja... aber ich.. wollte erst, dass ihr das seht...", hauchte der Junge und deutete auf seinen Hals. Vorsichtig kam er ein wenig näher, kleine unsichere Schritte. Prinz Verden fragte, ob er wieder atmen könnten und ob es noch sehr weh tun würde. Lilian blickte ihn verwirrt an.
"Ihr... wisst was passiert ist?", fragte er heiser. "Dieser.. Alazier hat.. Darion angegriffen und... wollte ihn töten. Er.. er fand ihn auch schwach und.. erbärmlich, weil er verletzt ist... und.. da hab ich Alazier angesprungen und... dass er nicht Darion weh tut..." Er wurde aufgewühlter, wenn er nur davon sprach. Im Geiste sah er die erschreckenden Bilder wieder von sich. "Er.. hat mich in den See geschleudert und gepackt.. und unter Wasser gedrückt. Ganz, ganz lange. Ich.. dachte, ich sterbe." Lilian biss sich auf die Lippen. Nicht weinen. Nicht vor dem Adeligen. Der Jugendliche sah den Prinzen mit großen Augen an.
"Ihr habt gesagt... der See ist tabu.. für die anderen, wenn wir dort sind... stimmte das nicht?", fragte er. Der junge Krieger rang nach Luft.
"Ich dachte.. ich.. ich ertrinke.." Es war furchtbar gewesen. "Und Darion geht es... wieder schlechter.. wegen dem Blutigen.. es war so gemein.." Lilian kannte keine richtigen Worte dafür. Ob es Wasser oder Tränen waren, die sein Gesicht netzten, er wusste es selbst nicht.
"Könnt ihr nicht.. etwas dagegen tun?", fragte Lilian und blieb verloren stehen. Er wagte nicht näher zu kommen.
Re: Der Handel
Verfasst: Sa 2. Mai 2020, 10:26
von Aerys
Er hatte Lilian erschreckt. Der Junge wirbelte zu ihm herum. Erleichterung war in seinem Gesicht zu sehen. Aber auch Unsicherheit und Verwirrung. Aerys war überrascht über diese Gefühle. Vielmehr hatte er Angst oder Wut erwartet. Krächzend erklärte der Jüngling, dass er zu ihm gewollt hätte. Tropfnass, mit am Körper klebenden Kleidern und Haaren stand er schlank vor ihm, deutete auf seinen schlanken Hals auf dem grausam Alaziers Handabdruck leuchtete. Dabei kam er sogar etwas näher. In kleinen zierlichen Schritten. Oh, er war so verlockend. Vorsichtig streckte Aerys seine Hand nach dem Jüngling aus, berührte ihn dann aber doch nicht, um ihn nicht zu verscheuchen.
"Es sieht furchtbar und schmerzvoll aus", bestätigte Aerys anteilnahmsvoll. "Ja, ich weiss, was passiert ist. Alazier ist zu mir gekommen und hat mir erzählt, was er getan hat." Lilian erzählte es ihm ebenfalls in seinen eigenen Worten. Stockend, überfordert und aufgewühlt. Er hatte befürchtet zu sterben. Der arme Junge. Der Schreck sass ihm tief. Aerys genoss den hübschen Anblick, die schimmernden, grossen, goldenen Augen, die ihn flehend anschauten und kurz davor waren, sich mit Tränen zu füllen. Diesmal streichelte Aerys ihm doch zärtlich über die Wange. Tröstend und vorsichtig. Er wollte den Jüngling nicht noch weiter erschrecken.
"Ich bin froh, dass er es nicht getan hat", raunte Aerys innig. Lilian sollte nichts geschehen. Leicht panisch rang der Jüngling nach Luft. Da wagte es der Adelige doch, den Krieger fest bei seinen Schultern zu packen und ihn eindringlich anzusehen. "Doch, das stimmte, Lilian. Alazier war ungehorsam. Das hätte er niemals tun dürfen. Weder hätte er dich anfassen und dir so einen Schrecken antun dürfen, noch hätte er Darion weiter verletzen dürfen. Ich werde ihn dafür hart bestrafen, Lilian. Versprochen. Ich dulde keinen Ungehorsam. Auch nicht bei aufbrausenden Kriegerprinzen wie Alazier."
Verloren und so unendlich verletzlich stand Lilian irgendwie einsam vor ihm, fragte Aerys, ob er nicht etwas dagegen tun könne. Nun konnte der Prinz nicht mehr widerstehen. Sanft schob er seine Hände von den Schultern in Lilians Rücken und zog ihn in eine liebevolle Umarmung, streichelte ihm tröstend über sein nasses Haar. "Was möchtest du, dass ich tue, Lilian?" fragte er ihn leise. "Wie möchtest du Alazier bestraft sehen, damit es dir wieder besser geht?"
Re: Der Handel
Verfasst: Sa 2. Mai 2020, 10:36
von Lilian
Prinz Verden reagierte so gar nicht wie Lilian befürchtet hatte. Statt dass er wütend war oder angeekelt von Lilians Verletzungen die Flucht antrat, schien er betrübt und anteilnahmsvoll, sagte, es sähe schmerzvoll aus.
"Es geht wieder besser..", erwiderte Lilian und kam - angelockt von dem verständnisvollen Verhalten - näher. Prinz Verden erzählte, dass Alazier zu ihm gekommen sei und ihm erzählt hätte was passiert wäre. Überrascht blickte der Jüngling drein. Damit hatte er nicht gerechnet. Es musste direkt danach passiert sein. War Alazier sofort zu Prinz Verden geflogen?
Da Lilian aber nicht wusste was der Kriegerprinz erzählt hatte und ihm sicherlich auch nicht vertraute, begann der junge Krieger in seinen eigenen Worten aufgewühlt zu berichten. Prinz Verden strich ihm sachte über die Wange und sagte innig, dass er froh wäre, dass Lilian noch lebte. Der Hayllier packte ihn an den Schultern. Lilian blickte ihn fast hilfesuchend an. Er wusste nicht wie es weitergehen würde. Prinz Verden bejahte, dass Alazier sich über das Verbot hinweggesetzt hätte und ungehorsam gewesen wäre.
"Weder hätte er dich anfassen und dir so einen Schrecken antun dürfen, noch hätte er Darion weiter verletzen dürfen. Ich werde ihn dafür hart bestrafen, Lilian", versprach der Adelige ihm eindringlich. Es tat so gut dies zu hören und Lilian hoffte, dass Alazier sich in Zukunft an die Gebote des Prinzen halten würde. Er hatte ihm Todesangst eingejagt. Und wer weiß wie es Darion nun ging. Hoffentlich konnte Lady Ildris den Schaden rückgängig machen.
"Danke..", stammelte Lilian aufgelöst und als der Mann ihn zu sich zog, um ihn zu umarmen, erwiderte der Jugendliche die Umarmung, schlang seine Arme um die Brust des Haylliers. Er wusste nicht wieso, er war gerade so durcheinander und Prinz Verden war nett zu ihm. Der Prinz strich ihm durch die Haare, fragte ihn leise, wie er Alazier bestraft sehen wollte, damit es ihm wieder besser ging. Verwirrt blickte Lilian auf, immer noch an den Adeligen gedrückt.
"Wie meint ihr das?", fragte er. Sollte er etwa aussuchen wie Alazier bestraft wurde? Anscheinend ja wie Prinz Verden nochmal erklärte. Oder zumindest schien er gerade offen für Vorschläge. "Ich weiß nicht...." Der Junge war es nicht gewohnt, dass er derjenige war, der Strafen austeilte und bisher hatte Prinz Verden ihm eher klargemacht, dass es Lilian war, der die Strafen erleiden musste.
Wie bestrafte man jemanden, der einen versuchte umzubringen? "Er.. er sollte sich auf jeden Fall entschuldigen", hielt sich Lilian an etwas greifbares und bekanntes. "Bei Darion auch. Er war so... so gemein zu ihm. Ich.. versteh nicht wieso Alazier das gemacht hat. Und dann.. hat er gesagt, er tötet mich, wenn Darion nicht gesund wird." Nicht genug, dass Lilian jeden Tag gehorsam zu Prinz Verden sein musste, nun drohte ihm auch noch der Kriegerprinz mit einem furchtbaren Ende.
"Ich.. ich weiß nicht was eine gute Strafe ist", sagte Lilian überfordert. "Er.. wird nicht nochmal versuchen Darion oder mich zu töten?", fragte er ängstlich.