Kaereille

Ein wirklich reizvoller Sinn für Humor, dachte Malateste.
"Ach weisst du, Rollenbilder sind da um aufgebrochen zu werden, vielleicht haben es ja die Frauen satt ständig gerettet zu werden?"
Mit einem leisen Klington stiessen die Gläser zusammen und Gualterio nahm einen Schluck. Der Wein war vollmundig mit einem exzellenten Abgang. Dies war erst der Anfang. Es gab noch soviele Freuden die er wieder geniessen wollte. Unter halbgeschlossenen Augenliedern beobachtete er Laree während er noch einen Schluck nahm. Jetzt ihre Lippen zu kosten, während noch der Geschmack des Weines daran haftete...
Mit einer Frage stellte sie das Glas ab und schob den Schemel zum Fussende der Wanne.
"Was ist eine edle Frau?" antwortete er mit einer Gegenfrage. "Ich trinke diesen Wein lieber mit dir. Ich kenne zurzeit keine andere Frau die sich für mich eingesetzt hat in den letzten Jahren, das war für mich edel." Ein leicht bitterer Unterton schwang in seiner Antwort mit.
"Vielleicht solltest du mal deine Ahnenreihe durchgehen. Wer weiss, vielleicht führt ein Seitenzweig deines Stammbaumes zu einer von Haylls hunder Familien. Vielleicht hat ein läufiger Prinz mal eine Vorfahrin von dir besprungen. Würde dann nicht auch adliges Blut durch deine Adern pochen?"
Genug Feuer hätte sie ja, die Theorie ist nicht mal so abwegig, schoss es ihm durch den Kopf während er ihrer Bitte nachkam.
Abgelenkt durch ihre beiläufige doch elegante Bewegung mit der sie eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich, vergass Malateste seine kleine Misere. Die Vorstellung wie Timaris Laree küsste erhöhte ganz im Gegenteil das Malheur ungemein und Laree bekam einen kurzen Einblick in das Unterwassergeschehen als Malateste vorrückte und seinen Fuss aus dem Wasser hob.
"Und, was glaubst du, ist sie in deinen Geist eingedrungen?" Trotz allem Blutverlust im Kopf wurde Malateste hellhörig. Waren es wirklich bloss Larees Worte die seine Königin bewogen hatte ihn rauszulassen? Oder hatte Timaris etwas in Larees Geist entdeckt was sie zu der Entscheidung bewogen haben mochte?

Malateste fragte zurück, was denn eine edle Frau wäre und dass er lieber den Wein mit ihr trank. Laree horchte auf, als sie seinen bitteren Ton hörte. Ja, es hatte sich wirklich niemand für ihn eingesetzt außer ein geringes Dienstmädchen, was für eine verkehrte Welt.
"Edle Frauen? Hm... vielleicht hast du recht, aber wirklich edel sind die Frauen des Adels auch nicht", meinte sie ungerührt. Womöglich waren die edlen Frauen ausgestorben, denn unter Haylls Hundert fand man davon nur noch selten welche. Die Zeiten wo es eine Ehre gewesen war so einer zu dienen, schienen vorbei zu sein. Gualterio spekulierte laut, dass durch Larees Adern ja vielleicht auch adeliges Blut floss und er drückte sich dabei relativ unverblümt aus. Sie zuckte mit den Schultern.
"Meine Mutter ist Oberste Haushälterin bei den Großeltern von Timaris. Aber gut möglich, dass unser Blut mit blauem Blut verwässert ist. Die Ivores Frauen haben eine lange Tradition von allen möglichen läufigen Prinzen besprungen zu werden." Nun war es an ihr leicht bitter zu klingen, doch sie lächelte gleich darauf fast grimmig, so als würde sie sich davon nicht unterkriegen lassen. Das Gespräch war irgendwie unversehens in eine ihr unangenehme Richtung gegangen und da widmete sie sich dann doch lieber seinem Fuß, den er jetzt aus dem Wasser streckte.

Allerdings war das nicht das einzige, was sich ihr entgegen reckte wie sie erkannte als sie durch das Wasser sah und der Schaum sich leicht teilte. Sofort ging ihr Atem ungewollt schneller. Dabei wirkte Malateste äußerlich doch so ruhig, er hatte sich bisher wirklich gut im Griff. Fragte sich nur wie lange das noch so blieb.
Der Kriegerprinz fragte sie, ob Timaris in ihren Geist eingedrungen war. Laree hob seinen Fuß leicht an, um ihm die langen Nägel schneiden zu lassen.
"Es hat sich nicht so angefühlt als wäre sie in meinem Geist gewesen, ich hoffe es nicht", sagte sie ehrlich. Laree versuchte sich genauer an das Gespräch zurückzuerinnern. Es war ja erst heute vor einigen Stunden passiert.
"Aber sie war sehr interessiert daran warum ich dir helfen wollte...", gab sie zu, wollte diese Frage aber auch nicht genauer vor Malateste erläutern. "Wie genau bist du denn freigelassen worden?", stellte sie auch mal eine Frage, neugierig was Timaris oder ein Stellvertreter zu Malateste gesagt hatte.
Schweigsam schnitt sie weiter seine Nägel und feilte sie dann, kümmerte sich auch um die Schwielen und die Hornhaut bis seine Füße wieder geschmeidig und sauber waren.
Nun massierte sie sanft einen seiner Füße, ihr Blick fiel wider Willen auf sein bestes Stück. Laree unterdrückte ein Seufzen.
"Warn mich vor, wenn du dich nicht mehr zurückhalten kannst und über mich herfallen willst. Der Boden hier ist verdammt rutschig und ich hab keine Lust mir was zu brechen...", sagte sie lapidar und massierte seinen Fuß weiter. Sie war nun mal nicht edel, sondern nur ein Dienstmädchen und irgendwie mußte sie sich selbst gerade daran erinnern.