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Re: Erster Unterricht
Verfasst: Mi 3. Feb 2021, 08:12
von Marlin
Marlin bewunderte Lilians Mut. Wie sie sich zu Lucero, Kastor und Alazier wagte, einfach um mit Darion zu sprechen. Das hätte er niemals gewagt. Es brauchte schon seine ganze Kraft, dass er einfach nur bei Lilian, oder genauer gesagt hinter Lilian stehen konnte, um ihr beizustehen. Dem Gespräch beiwohnen konnte er nicht auch noch. Er war viel zu nervös, als dass er auch nur einen Pieps heraugs gebracht hätte. Ausserdem war er damit beschäftigt, Kastors gierigen Blicken auszuweichen und nicht vor Angst zu vergehen, wenn Alazier ihn finster anstrarrte. Es war als würde der Kriegerprinz ihm die Schuld geben, dass Lilian mit Darion sprach und ihn ihm sozusagen für die Zeit stahl. Und dass Luceros Hand dabei ab und zu über seinen Hintern glitt, half auch nicht sonderlich dabei ruhig zu bleiben.
"Mit Yukarin hast du einen ausgezeichneten Lehrer, Lilian", lächelte Darion. "Und du bist nicht dumm, Lilian. Das weiss Yukarin sicher. Du wirst schon sehen. Er wird dich fordern und das Beste aus dir heraus holen. Du kannst dich glücklich schätzen, ihn als Lehrer zu bekommen." Marlin musste in Gedanken zustimmen, dass Yukarin wirklich sehr schlau war. Aber noch mehr konnte er nachvollziehen, dass Lilian in seiner Gegenwart sehr nervös war.
"Mir geht es hervorragend, Lilian", versicherte Darion auf Lilians Frage. "Du brauchst dir meinetwegen keine Sorgen zu machen. Ich bin wieder ganz gesund. Dank dir." Alazier schien das anders zu sehen. Denn er grollte erneut dunkel, diesmal etwas lauter und schob dann tatsächlich seine Hand in Darions Hose. Direkt auf die Männlichkeit des Kriegers. Marlin wurde knallrot, als er es sah. Der Leinenstoff verbarg nichts. Auch nicht, dass Alazier leicht zudrückte und Darion noch enger an sich zog. Der ältere Krieger keuchte leise und schmiegte sich willig an den Kriegerprinzen. Marlin verstand nicht, wie er das tun konnte. Selber hätte er nur vor Angst und Entsetzen geweint.
"Oh, Lilian, du siehst ja zum Anbeissen aus", sagte Javier entzückt hinter ihnen. Marlin zuckte erschrocken zusammen und drehte sich um. Der Kerkermeister hatte bestimmend seinen Arm um Terim gelegt und zog den bleichen, schüchternen Krieger so mit sich, bis sie bei Lilian und den vielen anderen Blutigen standen. Zu Marlins Schrecken merkte er, wie sie dabei irgendwie in die Mitte eines Kreises aus Blutigen geraten waren. Er wimmerte leise. Allmählich wurde es ihm zuviel. Auch wenn Lucero bei ihnen stand, der in letzter Zeit meistens sehr lieb zu ihm gewesen war. Selbst wenn er ihn viel geneckt hatte.
"Ich freue mich schon auf den Unterricht mit dir", strahlte der schöne Kerkermeister Lilian an. "Übermorgen Nachmittag, wenn ich mich erinnere. Kurz bevor du Handarbeit bei Marlin hast." Javier lächelte Lilian und dann ihn selbst an. Dem Jüngling kam es in siener Angst so vor, als würde er sich überlegen, was er mit ihm in seinem Kerker so alles anstellen wollte. Ganz ungewollt traten ihm Tränen in die Augen. "Ist das deine Schuluniform, Lilian?" plauderte Javier derweil ungeniert weiter, während er Terim in seinem Arm hielt. "Du siehst so süss darin aus. Darf ich etwas an dir knabbern? Nur ein klein wenig?"
Re: Erster Unterricht
Verfasst: Mi 3. Feb 2021, 08:19
von Lilian
Als Darion ihm sagte, dass Lilian sich glücklich schätzen sollte so einen Lehrer zu haben, wusste der Junge kaum wie er reagieren sollte. Er fühlte sich nicht sonderlich glücklich, aber er hätte wohl schlimmere Lehrer bekommen können. Er hätte es schlimmer treffen können. Aber es war sein einziger Trost und manchmal reichte der einfach nicht. Wusste Darion das nicht? Lilian hätte so gerne alleine mit ihm geredet. Nur sie beide. Dann hätte Darion vielleicht auch andere Dinge gesagt.
Wenigstens ging es dem älteren Krieger gut, nein, sogar hervorragend. Er wäre wieder ganz gesund.
"Das ist schön. Ich hab doch nicht viel gemacht...", wiegelte der Jüngling ab. Indirekt war er schuld daran, dass es Darion überhaupt so schlecht gegangen war. Lilian wollte noch mehr sagen, als Alazier auf einmal laut aufgrollte und dann seine Hand vorne in Darions Hose schob. Mitten vor allen anderen! Lilian sah erschrocken zu den beiden und wurde mindestens genauso rot wie Marlin.
Man konnte genau sehen, dass Alazier irgendetwas in der Hose machte. Lilian wusste nicht, ob er wegschauen oder einschreiten sollte. Er hatte schon einmal versucht Darion vor dem Kriegerprinzen zu beschützen.
"Was machst du da..", setzte Lilian an, doch da keuchte Darion so komisch auf und schob sich sogar empfänglich in Richtung Alazier. Wie als wolle er das. Lilian blickte verwirrt zur Seite. Darion hatte ihm mal anvertraut, dass er Alazier mochte. Trotzdem war es seltsam wie Alazier das ausdrückte und noch seltsamer dem zusehen zu müssen. Der Blutige sollte Darion nichts tun.
"Oh, Lilian, du siehst ja zum Anbeissen aus", ertönte plötzlich Javiers Stimme. Damit war noch ein Blutiger zu ihnen gekommen. Er hatte einen Arm um Terim gelegt und trat dichter zu ihnen. Lilian und Marlin wichen automatisch etwas zurück und unvermittelt fanden sie sich direkt im Mittelpunkt wieder. Lilian musste den Impuls unterdrücken sofort zwischen ihnen durchzuschlüpfen und schnurstracks zu seinem Zimmer zu rennen. Zu Aerys. Nein, bei dem war es auch nicht sicher!
Der zierliche Junge presste die Hände gegen den Schoß, auch um zu verhindern, dass jemand wieder an seinem Rock zupfte. Neben ihm wimmerte Marlin ängstlich. Ihm schien es genausowenig zu gefallen von so vielen Männern angestarrt zu werden. Javier bemerkte mit breitem Lächeln, dass er sich auf den Unterricht übermorgen freuen würde.
"Oh.. danke..", stammelte Lilian halbwegs höflich. Er wusste mal wieder nicht wie er auf diese Bemerkungen reagieren sollte. Er wollte nicht zum Anbeißen seien. Weder für Darion und bestimmt nicht für Javier. Sie sollten aufhören so etwas über ihn zu sagen. Der Kerkermeister musterte ihn viel zu lange ehe er fragte, ob das Lilians Schuluniform sei.
"Ja.. ich.. hab mir das nicht ausgesucht", wehrte der Jugendliche ab. Javier fand sie süß und fragte, ob er etwas an ihm knabbern könne. Da fand Lilian endlich seinen Widerstand wieder. "Was? Nein! Ich bin nicht zum Anknabbern", wehrte er sich. "L-lehrer sollten so etwas nicht sagen." Das war nicht richtig. Javier sollte auf keinen Fall glauben, dass Lilian etwas von ihm wollte. Niemand von den Männern sollte das.
"So?" Javier blickte ihn verwundert an, aber er weiterhin gelassen an. Er wirkte keineswegs verunsichert. "Davon habe ich noch nie etwas gehört. Ausserdem habe ich keine Kekse mehr zum Knabbern. Da kannst du mir nicht verdenken, dass ich ein wenig an dir knabbern will, wenn du so süss aussiehst."
Wieso musste Lilian so eine furchtbare Uniform tragen? Jetzt fand er den Unterricht eine ganz dumme Idee.
"I-ich.. ich hatte keine Wahl bei der Uniform. Ich wurde nicht gefragt, ob ich das will!", wehrte sich Lilian. Er hatte sich nicht ausgesucht, süß auszuschauen. Aerys hatte ihn in diese Kleidung gesteckt. Es war alles nur ein großes Spiel und Lilian die An- und Ausziehpuppe. Er durfte nicht zu lange darüber nachdenken, sonst hätte er glatt versucht aus dem Esszimmer und dann aus der Villa zu flüchten. Und das wäre dumm. Er würde es wahrscheinlich nicht einmal bis zum Parktor schaffen..
"Ich muss jetzt was essen. Yukarin wird nicht zufrieden sein, wenn ich trödele." Lilian fasste Marlin an der Hand, um ihn mitzuziehen. Er schlüpfte zwischen Lucero und Javier hindurch, da ihm diese Lücke am halbwegs sichersten erschien. Bei Alazier traute er sich einfach nicht. Er wollte von dem gruseligen, riesigen Mann nie nie wieder berührt werden.
Sie waren gerade zurück in Freiheit, als Lilian nochmal zurückging, Terim worlos an die Hand nahm und ebenfalls rettete. Ob der gewollt hatte oder nicht. Nur bei Darion traute er sich nicht. Vor allem, weil Darion so wirkte, als ob er gerne inmitten der Blutigen war. Lilian konnte es nicht verstehen. Mit seinen Freunden suchte er sich drei freie Plätze. In der Nähe Yukarins, denn wenigstens hatte der Bibliothekar nie Interesse an Lilian gezeigt. Er hatte echtes Interesse am Unterricht. Zumindest für sie beide war es nicht bloß ein vergnügliches Spiel..
Lilian neigte seinen Kopf zu dem weißblonden Lehrer. "Guten Appetit", wünschte er ihm leise. Dann wandte er sich an seine Freunde deren Hände er rasch wieder losgelassen hatte. "Geht es euch gut?", fragte er. "Ich wollte nur kurz mit Darion reden.. ich wusste nicht, dass es so komisch wird.."
Der Jüngling merkte mal wieder, dass er noch einiges zu lernen hatte, was das Miteinander der Männer im Anwesen betraf.
Re: Erster Unterricht
Verfasst: Mi 3. Feb 2021, 09:20
von Javier
Manchmal hatte Aerys wirklich seltsame Vorstellungen. Eine davon war dieser Unterricht, den sie Lilian geben sollte. Nicht, dass der Kerkermeister daran zweifelte, dass Lilian das alles lernen konnte. Darüber hatte er sich noch keine Gedanken gemacht, da er Lilian dazu zu wenig kannte. Vielmehr sorgte er sich, dass ausgerechnet Yukarin und er selbst sie unterrichten sollten. Wobei dies prinzipiell absolut Sinn machte. Yukarin und er wussten von allen in der Villa lebenden Menschen wohl am besten Bescheid über die Themen, die sie unterrichten sollten. Javier machte sich vielmehr deswegen Sorgen, weil Lilian vor ihnen Blutigen Angst hatte. Der Kerkermeister wusste, dass dies normal war am Anfang und bei manchen Kunstwerken ging es nie ganz weg. Sollte es auch nicht. Doch Lilian hatte wirklich noch sehr grosse Angst vor ihnen. Es war zu früh, als dass sie sich ihnen schon stellen konnte. So würde sie doch nichts lernen können, wenn sie vor lauter Angst sich nicht auf den Unterricht konzentrieren konnte.
Das hatte Javier zumindest gedacht. Als er jedoch in den gemeinsamen Speisesaal ging, schien Lilian nahezu umringt von Blutigen zu sein. Dass sie bei Lucero stand, verwunderte ihn nicht weiter. Zu dem gefährlich süssen Prinzen hatte sie schon länger Vertrauen gefasst und traf sich sogar ab und an mit ihm, zusammen mit ihren anderen Freunden. Doch dass sie sich von dem grobschlächtigen Kastor und einem ziemlich angespannten Alazier nicht einschüchtern liess, verwunderte ihn sehr.
Neugierig ging Javier näher und betrachtete fasziniert die Situation. Marlin klammerte sich zutiefst verschreckt an Lilian und schien sich woanders hin zu wünschen. Lucero hatte sich bei Lilian untergehängt und strahlte eine Mischung aus Nervosität und Besitzerstolz aus. Kastor begutachtete Lilian genüsslich und mit begierig glänzenden Augen, während Alazier Darion besitzergreifend an sich drückte und sich alle Mühe zu geben schien, sich nicht auf Lilian zu stürzen, um sie in der Luft zu zerfetzen. Javier verdrehte die Augen. Was legte Lilian sich auch immer mit dem Kriegerprinzen an. Wobei sie noch nicht einmal zu begreifen schien, was sie da anrichtete. So wollte sie sogar noch wissen, was Alazier denn da machte, als er seine Hand in Darions Hose schob. Javier konnte sich nicht so recht entscheiden, ob das nun daran lag, dass Lilian dumm war oder ob sie schlichtweg so naiv und unerfahren war, dass sie die Körpersprache des Kriegerprinzen nicht lesen konnte. So oder so fand er es an der Zeit, einzugreifen und Lilian wenn möglich da rauszuholen.
"Oh, Lilian, du siehst ja zum Anbeissen aus", schnurrte er entzückt und trat zu der Gruppe hinzu, wobei er unterwegs Terim aufsammelte und ihm einen Arm um die Schulter legte. Der scheue Krieger hatte etwas abseits bei der Gruppe gestanden und schien sich nicht getraut zu haben, zu seinen Freunden zu gehen. Lilian drehte sich nun zu ihm um. Zusammen mit Marlin, der sich noch immer an sie klammerte. Sehr zur Freude von Kastor, der nun begierig die Rückansicht der beiden musterte und sich gar nicht recht zu entscheiden können schien, wen er nun lieber begrabschen wollte. Lilian schien es zu spüren und presste sicherheitshalber ihr süsses Röckchen fest nach unten.
"Ist das deine Schuluniform?" fragte Javier neugierig, während er Lilian ebenfalls ausgiebig betrachtete. "Süss siehst du darin aus. Darf ich etwas an dir knabbern." So ein klein wenig am Hals. Das würde ihm gefallen. Lilian wehrte jedoch entsetzt ab, dass sie nicht zum Anknabbern wäre. Ausserdem sollten Lehrer so etwas nicht sagen.
"So?" blickte Javier Lilian verwundert an. "Davon habe ich noch nie etwas gehört." Hier in der Villa ganz bestimmt nicht. "Ausserdem habe ich keine Kekse mehr zum Knabbern", schmollte er leicht. Die hatte Lilian ihm ja stibitzt. "Da kannst du mir nicht verdenken, dass ich ein wenig an dir knabbern will, wenn du so süss aussiehst." Und selbst wenn er noch Kekse gehabt hätte, hätte er trotzdem an Lilian knabbern wollen. Diese war jedoch leider noch immer nicht sonderlich begeistert davon. Weder vom Knabbern noch von der absolut süssen Schuluniform, was mindestens genau so schade war.
Javier wandte jedoch nichts mehr weiter ein und liess Lilian mit Marlin aus dem Kreis der blutigen fliehen. Es war ja ohnehin seine Idee gewesen, sie von Alazier zu trennen, damit die Situation zwischen den Beiden nicht eskalierte. Der Kriegerprinz entspannte sich auch augenblicklich, sobald Lilian gegangen war. Leider musste Javier dadurch aber auch auf Terim verzichten, da Lilian den schüchternen Krieger beim Mittagessen bei sich haben wollte. Javier seufzte theatralisch, liess Terim aber frei. Darion wünschte Lilian und seinen Freunden einen guten Appetit und raunte dann Alazier zu, dass sie doch etwas nach draussen gehen könnten, um sich abzukühlen. Der Kriegerprinz folgte dem Vorschlag sogleich. Lucero zuckte kurz mit den Schultern und eilte Lilian hinterher, um sich zu ihr, Terim und Marlin zu setzen. So waren nur noch Javier und Kastor übrig, die nichts miteinander anfangen konnten, weswegen sie sich auch trennten und sich zu den anderen Kunstwerken an den Tisch setzten.
Nach dem Mittagessen, Yukarin war schon zu Lilian getreten, um sie wieder zurück in die Bibliothek zu bringen, da stürzte noch der Meister rasch in den Speisesaal, um Lilian zu drücken und zu herzen. Er wirkte leicht zerzaust. So als wäre er eben erst aufgewacht und hätte sich extra beeilt, Lilian noch zu sehen, bevor ihr Unterricht weiter ging. Jetzt begleitete er sie jedenfalls nach draussen und Yukarin wählte stattdessen den Weg durch den Garten in die Bibliothek.
Zwei Tage später war es dann an Javier darauf zu warten, dass der Meister sich nach der Mittagspause von Lilian verabschiedete. Heute war sein Unterricht an der Reihe. Er hätte ihn ja viel lieber im Kerker gegeben, als in dieser hellen, friedlichen Bibliothek. Doch der Meister hatte gemeint, dass Lilian hier viel aufmerksamer lernen würde. Dann war es wohl besser, sie hielten den Unterricht hier oben ab. Gelangweilt flätzte er in einem Sessel und wartete auf Lilian. Yukarin war zwar auch hier irgendwo in der Bibliothek. Doch der andere Krieger sass hinter einem Schreibtisch und lass sich konzentriert Lilians Antworten durch. Javier wusste, dass Yukarin nun eindeutig nicht in der Stimmung für gemütliches Geplauder war. Nicht solange er noch eine Aufgabe zu erledigen hatte. Da war der andere Krieger immer sehr streng mit sich selber. Javier war das zu anstrengend und zu langweilig.
Schliesslich kam Lilian dann endlich in die Bibliothek. Sie wirkte leicht zerzaust. Javier konnte sich schon denken wieso. Grinsend winkte er ihr zu, ohne sich aus seinem gemütlichen Sessel zu erheben.
"Hallo Süsse", grüsste er sie selbstbewusst. "Hast du Kekse mitgebracht?" Verschwörerisch zwinkerte er ihr zu. "Oder sonst etwas süsses, an dem ich knabbern darf?" Wie Lilian selbst zum Beispiel.
Re: Erster Unterricht
Verfasst: Mi 3. Feb 2021, 09:29
von Lilian
Lucero setzte sich schnell auch noch zu ihnen, wogegen Lilian nichts einzuwenden hatte, selbst wenn der Prinz manchmal zu viel an ihm herumzupfen wollte. Aber er ließ sich immer schnell bremsen und schien es nicht böse zu meinen. Es war anders als wenn Kastor oder Alazier einen niederträchtig anstarrten und scheinbar dunkle Gedanken hatten.
Lilian versuchte sich mit dem Essen abzulenken. Er hatte mitbekommen, dass Darion mit Alazier den Essraum verlassen hatte und dann kamen sie eine Weile nicht wieder. Der Jüngling mochte kaum darüber nachdenken, was die jetzt machten. Hoffentlich tat Alazier Darion nicht weh. Ob sie einander küssten? Nein, nicht daran denken. Lilian unterhielt sich lieber mit seinen Freunden und dann war die Mittagspause auch schon fast wieder vorbei. Yukarin wollte gleich zurück zur Bibliothek gehen. Lilian hatte sich bereits erhoben und von den anderen verabschiedet, als plötzlich Aerys in den Speisesaal kam. Schnellen Schrittes und mit leicht zerzausten Haaren sowie nur nachlässig gerade gerückter Kleidung. War er jetzt erst aufgestanden? Der Jüngling merkte Aerys' Anwesenheit kurz vor den anderen. Instinktiv drehte er sich in seine Richtung herum und dann wurden schon von den Kunstwerken eifrig Stühle gerückt, Gespräche unterbrochen und sich positioniert, um die Aufmerksamkeit des Adeligen zu erlangen.
Lilian musste sich dazu nicht bemühen. Aerys kam sofort zu ihm, zog ihn in eine Umarmung, um ihn gleich zu knuddeln und zu herzen. Der zarte Junge wandt sich leicht verlegen.
"Nicht.. meine Zöpfe..", wehrte er sich ein bißchen. Das war peinlich vor allen anderen. Aber es fühlte sich auch seltsam schön an. Dass Aerys extra wegen ihm herunter gekommen war, um ihn zu sehen. Es war schmeichelhaft. Zudem war ihm Aerys mittlerweile der Vertrauteste von allen. Lilian hatte das nicht gewollt, doch die wochenlange Isolation und die seltsame Bindung zu den Juwelen des Prinzen hatten ihn dazu gebracht. Aerys war Sicherheit. Lilian durfte nur nicht an die Schläge denken.. an den letzten Streit.. oder den davor..
Der Adelige wollte ihn zur Bibliothek bringen. Yukarin schien einen anderen Weg zu wählen. Zuerst fand Lilian das sehr seltsam, aber dann war er froh darum, denn kaum waren sie alleine, wollte Aerys ihn noch mehr herzen. Er streichelte ihm an den Seiten entlang, versuchte ihn zu küssen. Der Jugendliche zierte sich. Sie waren mitten auf einem Gang und es war direkt zwischen den Unterrichtseinheiten. Er wollte jetzt nicht daran denken, was Aerys eigentlich von ihm wollte.
Lilian schob vor, dass er Yukarin nicht warten lassen wollte.
Aber Aerys besuchte ihn auch am nächsten Tag während der Mittagspause. Wieder wirkte er etwas verschlafen und doch sehr sehnsüchtig. Wie als hätte er etwas verpasst, wo Lilian den Morgen und Vormittag nicht bei ihm gewesen wäre. Wieder verursachte dies unbekannte, schöne Gefühle. Der Junge erzählte vom Unterricht und auch von der Mittagspause.
"Es ist komisch im Speisesaal. Mit all den Blutigen...", klagte Lilian. "Sie gucken manchmal so komisch. Und sagen, dass meine Uniform süß ist. Vielleicht sollte ich doch lieber was anderes tragen.. der Rock ist so kurz."
Doch Aerys gefiel die Uniform eindeutig. Wieder versuchte er ihn auf dem Weg vom Speiseraum zur Bibliothek mit Streicheleinheiten abzulenken. Lilian versuchte dem zu entgehen. Er hielt die Hand des Adeligen fest, um ihn davon abzuhalten sie über Lilians Körper auf Wanderschaft zu bringen.
"Nicht..", flüsterte er, "Ich kann mich doch sonst nicht auf den Unterricht konzentrieren.."
Am folgenden Tag wiederholte sich das Spiel. Dieses Mal war Aerys noch früher aufgestanden. Er kam noch, als gerade der Nachtisch verteilt wurde und alle weiterhin beim Essen saßen.
"Mein Puddingbecher.." Der Prinz hatte ihm diesen entwendet. Verschwörerisch lud er ihn ein, dass sie sich das Dessert teilen könnten. Lilian willigte gerne ein, denn es erinnerte ihn natürlich an all die anderen Desserts, die sie sich geteilt hatten. Außerdem hatte der Junge Aerys schon so oft den Nachtisch stibitzt, dass er sich schlecht beschweren konnte, wenn es Aerys nun bei ihm tat. Allerdings wollte der Adelige den Pudding nicht im Speisesaal essen. Er zog Lilian mit sich und wenig später waren sie in einem kleinen Erker im Innengarten. Höhere Hecken schützten sie etwas vor Blicken und ein Juwelenschild vor der Kälte. Es begann sofort in Lilian zu prickeln. Er ließ sich bereitwillig von Aerys füttern, schleckte den Vanillepudding vom Löffel. Aber der Prinz bekam natürlich auch etwas vom Pudding ab. Lilian kicherte, als der Adelige ein Gähnen versteckte.
"Seid ihr heute extra wegen dem Nachtisch früher aufgestanden?", fragte der Jüngling und kuschelte sich an, als Aerys einen Arm um ihn legte. Der Prinz wollte einen ganz anderen Nachtisch und als er ihn dieses Mal zu küssen versuchte, ließ Lilian es zu. Und dann noch einen Kuss. Und noch einen. Ehe er es sich versah, war Aerys' Hand unter seinem Rock, die Schenkel streichelnd. Lilians Atem ging rascher. Wieso machte er das? Das war nicht er... das war Lilian, das Mädchen. Ach, er wusste nicht mehr, wer er war. Nur dass es immer schwerer wurde sich den Avancen des Adeligen zu entziehen.
Er spürte Aerys' Zungenspitze an seinen Lippen, zögerte. Lilian öffnete seinen Mund nur ein wenig, aber Aerys eroberte ihn auch nicht gleich. Das half, dass der Junge nicht gleich zurückschreckte und abwehrte, als dann doch irgendwann die Zunge in seinen Mund kam. Als sich ihre Spitzen berührten, war es dafür furchtbar aufregend. Lilian hielt die Hände zu kleinen Fäusten geballt und gegen seinen Schoß gedrückt.
Er dachte nicht mehr viel an den Unterricht. Erst als man Schritte auf den Kieswegen hörte und von weiter drüben erste Stimmen nach der Mittagszeit, erschrak der Jüngling und löste sich keuchend. Er wischte sich über den so viel geküssten Mund, strich über seinen Rock. Auch um Aerys' tastende Hand fortzuschieben. Lilians Schenkel prickelten schon genug...
"D-der Unterricht.. ich muss los", keuchte er. "Ich komme zu spät."
Er sprang von der Bank auf und verabschiedete sich hastig von Aerys, um dann schnell den Weg allein zur Bibliothek zu rennen, den kleinen Lederranzen an seiner Seite baumelnd. Er hätte ihn fast vergessen und hatte ihn nochmal hastig von der Bank aufgesammelt, wo sie viel zu lange gesessen und... geküsst hatten. Nein, nicht geküsst, richtig geknutscht. Mit Zunge. Was passierte nur mit ihm?
Lilian betrat hastig die Bibliothek, versuchte sich die Uniform glatt zu streichen. Er war damit noch beschäftigt, als er zu Javier kam, der leider bereits auf ihn wartete. Vielleicht schon länger, denn er hatte sich auf einem Sessel zurückgelehnt und sah so aus, als säße er hier seit Stunden. Waren es Stunden? Lilian konnte nicht einmal ansatzweise benennen wieviel Zeit er mit Aerys verbracht hatte. Javier grinste ihn an und winkte sie näher.
"Bin ich zu spät? Es tut mir leid.. ich...", setzte Lilian zu einer Entschuldigung an.
Der Kerkermeister begrüßte sie mit "Süße" und wollte wissen, ob er Kekse mitgebracht hätte oder etwas anderes Süßes an dem Javier knabbern könne. Meinte er damit etwa wieder ihn? Javier sollte nicht an ihm knabbern. Lilians Wangen waren ohnehin gerade von lebhafter Färbung, doch nun konnte er sie regelrecht brennen spüren. Hätte er Kekse mitbringen sollen? Und wieso sprach Javier ihn so komisch an?
"Ich wusste nicht, dass ich etwas mitbringen soll", entschuldigte er sich. "Ich.. beim nächsten Mal bringe ich etwas mit. Ich hab nichts süßes dabei." Den Pudding hatten Aerys und er restlos aufgegessen. Oder? Lilian erinnerte sich nicht einmal daran. Er rieb sich über den Arm, sammelte seinen Mut.
"Javier... ich will wirklich nicht, dass ich was.. ehm.. süßes für dich bin", hatte er das Gefühl dies nochmal deutlich zu machen. Der Blutige sollte keine Ideen bekommen.
Re: Erster Unterricht
Verfasst: Mi 3. Feb 2021, 10:00
von Javier
Lilians hübsch rosa gefärbten Wangen wurden tiefrot bei Javiers neckischer Begrüssung. Der Kerkermeister betrachtete es fasziniert und bekam prompt Lust, Lilian noch weiter etwas zu triezen. Wo er doch sonst nichts mit ihr tun durfte. Geniesserisch lag er weiter in dem Sessel und hörte der aufgeregten Lilian zu, wie sie sich für ihre Verspätung entschuldigte und wie sie ihm versprach, ihm beim nächsten Mal was süsses mitzubringen.
"Ach, solange du dich mitbringst, habe ich ja genug süsses bei mir", lächelte der Krieger zufrieden und räckelte sich etwas in seinem Stuhl. "So süss, dass ich vergessen kann, wie lange ich hier auf dich warten musste und dich nicht dafür bestrafen werde, dass du zu spät zum Unterricht gekommen bist, was ich eigentlich tun müsste, damit du Disziplin lernst." Denn Lilian war tatsächlich etwas zu spät gekommen. Wenn auch nicht viel. Was Lilian jedoch nicht zu wissen schien, da der Meister sie die Zeit hatte vergessen lassen. Neugierig fragte sich der Kerkermeister, was die zwei wohl genau gemacht hatten, dass Lilian mit so roten Wangen gekommen war.
"Oh, aber wie soll denn das gehen?" jammerte Javier, als Lilian ihn tapfer zurück wies. Dabei konnte er spüren, wie nervös sie war und dass sie wohl all ihren Mut zusammen nehmen musste, um ihm das sagen. Abrupt erhob er sich aus seinem Sessel und trat dicht zu Lilian heran. "Ich meine, sie dich doch einmal an", klagte er zur Erklärung, warum Lilian unmöglich nicht süss finden konnte. "Du bist so wunderhübsch. Diese klaren, offenen Augen. Diese sinnlich geschwungene Lippen und dann auch noch diese Wangen, die so niedlich erröten können." Javiers Stimmer war ruhiger, sanfter und auch lockender geworden. Hauchzart streichelte er mit den Fingerrücken über eine von Lilians besagter roter Wange, als er davon sprach.
"Bist du sicher, dass ich nicht ein klein wenig an dir knabbern darf?" fragte er mit leisem, verführerischem Timbre. Lilian war sich leider sehr sicher.
"Nur ein klein wenig", bettelte Javier trotzdem weiter. "Gleich hier." Diesmal liess er die Fingerspitzen über Lilians weiche Haut am Hals gleiten. Genau da, wo der Kragen ihrer Bluse aufhörte.
"Ganz sicher?" fragte er noch einmal lockend nach, nachdem Lilian erneut wehement verneint und ihren Kopf geschüttelt hatte, dass ihre Zöpfe nur so flogen. "Ich hör auch gleich wieder auf. Nur so lange, wie du zu spät gekommen bist. Sonst muss ich Aerys über dein Vergehen informieren, damit er dich dafür bestraft."
Re: Erster Unterricht
Verfasst: Mi 3. Feb 2021, 10:30
von Lilian
Javier bemerkte lächelnd, dass Lilian alleine schon süß genug wäre. Da könnte er fast vergessen, dass er viel zu lange auf Lilian hatte warten müssen und ihn eigentlich fürs zu spät kommen bestrafen müsse. Der Jüngling schaute prompt erschrocken drein.
"Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht warten lassen."
Dieses Mal hatte es Aerys leider geschafft, dass Lilian völlig die Zeit vergessen hatte. Sonst war ihm das nicht passiert und Javier schien seltsamerweise genauso viel auf Pünktlichkeit zu legen wie Yukarin. So hatte der Jugendliche den lässigen Kerkermeister gar nicht eingeschätzt.
Der zierliche Jüngling überlegte fieberhaft wie er einer Bestrafung entgehen könnte. Gleichzeitig wollte er trotzdem nicht, dass Javier an ihm knabberte und ihn "Süße" nannte. Es machte ihn sehr unwohl sich dies bloß vorzustellen. Lilian fand den Mut, Javier deswegen zurückzuweisen, woraufhin der Blutige sofort vom Sessel aufstand und auf ihn zukam. So unerwartet, dass Lilian nicht gleich zurückwich. Javier bemerkte, dass Lilian nicht anders könne als süß zu sein. Er wäre so schön, hätte klare, offene Augen, sinnliche Wangen. Er machte ihm weitere Komplimente und dann streckte er gar die Finger aus und strich Lilian über die Wange. Der Junge war zu entsetzt, um dem sofort zu entgehen. Stocksteif stand er vor dem Kerkermeister.
"Bist du sicher, dass ich nicht ein klein wenig an dir knabbern darf?", bohrte Javier mit sanfter Stimme nach. Er klang dabei fast wie Aerys, aber trotzdem grauste es Lilian bei dem Gedanken daran. Er wollte bestimmt nicht von Javier berührt werden. Der furchtbare Aufenthalt im Kerker und die folgenden Berührungen durch die Gitterstäbe des Käfigs hatten ihm gereicht.
"Nein, bitte nicht. Ich möchte das nicht", beharrte der Jugendliche. Er wollte da keinerlei Zweifel aufkommen lassen und versuchte seine Stimme so entschlossen wie möglich klingen zu lassen.
Javier ließ nicht locker. Er wollte nur ein wenig an ihm knabbern. Dabei strich er sachte mit den Fingerspitzen an Lilians Hals entlang. Der zierliche Junge schüttelte den Kopf. Einerseits als Antwort, anderseits um die tastenden Finger abzuschütteln.
"Nein, lass das sein", wehrte Lilian sich und schüttelte nochmal heftig den Kopf. Er machte einen kleinen Schritt zurück, als Javier wieder nachfragte. Er wolle ihn nur kurz streicheln.
"Nur so lange, wie du zu spät gekommen bist. Sonst muss ich Aerys über dein Vergehen informieren, damit er dich dafür bestraft", erklärte der Kerkermeister. Lilian blickte ihn verdutzt an. Er verstand nicht genau was Javier mit den Worten bezweckte.
"Ich glaube nicht, dass Aerys wütend darüber ist, dass ich zu spät gekommen bin", wandte Lilian ein. Er zwirbelte an einem seiner Zöpfe, als er darüber nachdachte. "Ich glaube sogar, er hätte gerne gehabt, dass ich noch später hierher gegangen wäre." Damit konnte Javier ihm nicht Angst machen. Natürlich hatte Lilian auch Angst davor, dass der Adelige wütend auf ihn wurde und ihn wieder schlug, aber der Jugendliche glaubte, er kannte Aerys nun gut genug, dass dieser nicht sauer sein würde. Jedenfalls nicht, weil Lilian mit ihm geküsst hatte und deswegen zu spät gekommen war.
Allerdings wusste Javier das nicht. Und Lilian hatte es nun irgendwie angedeutet. Der Jüngling scharrte ertappt mit dem Schühchen über den Boden.
"Ich meine... ich ehm... war vorher noch bei ihm bevor ich hierher gegangen bin.. Wir haben uns den Nachtisch geteilt."
Re: Erster Unterricht
Verfasst: Mi 3. Feb 2021, 11:54
von Javier
Leider liess sich Lilian nicht damit erschrecken, dass der Meister von ihrer Verfehlung erfuhr, wenn sie Javier nicht ein wenig an ihrem Hals knabbern liess. Anstatt eingeschüchtert und willig zu sein, blickte sie ihn nur erstaunt an und begann nachdenklich mit einem ihrer Zöpfe zu spielen. Javiers Beine wurden ganz weich bei dem süssen Anblick und er musste sich darauf konzentrieren, was Lilian sagte, damit er es mitbekam und seine Gedanken nicht dahingehend abschweifte, wie er selber an Lilians Zöpfen zwirbelte und zog.
"So?" fragte er scheinbar streng und ungläubig auf die Aussage nach, dass der Meister nicht wütend darüber sei, dass er zu spät gekommen sei. Das glaubte Javier zwar auch nicht, doch Lilian war noch in der Phase, wo er die Regeln kennen lernen musste und eine davon war, sich auch an die Regeln zu halten. Auch wenn der Meister selbst meistens zu spät kam und sich nicht an seine eigenen Regeln hielt. Dafür waren sie Kunstwerke da. Davon schien Lilian jedoch noch nichts zu wissen. Stattdessen plauderte sie frei heraus, dass sie sogar vermutete, dass es dem Meister lieb gewesen wäre, wenn sie noch später zum Unterricht gekommen wäre.
"Aha!" meinte Javier darauf bedeutungsvoll und erneut stahl sich ein Grinsen in sein Gesicht. Auch ohne Lilians Erklärung hatte er schon vermutet gehabt, dass der Meister der Grund für die Verspätung gewesen war. Allerdings war es noch so ein Geheimnis, was die zwei trieben, wenn sie alleine waren. Laut Lilian schien da kaum etwas zu passieren, was keines der Kunstwerke so recht glauben konnte. Entsprechend neugierig hoffte Javier, nun endlich etwas von ihr zu erfahren. Lilian blickte ihn auch prompt ertappt an, als sie merkte, wieviel sie verraten hatte. Nervös scharrte sie mit dem Fuss über den Boden und gab stammelnd zu, dass sie vor dem Unterricht noch bei dem Meister gewesen wäre. Sie hätten sich den Nachtisch geteilt.
"Lass mir raten", schnurrte Javier sanft und nahm Lilians freies Zöpfchen in die Hand, um es sich zwischen den Fingen gleiten zu lassen. "Der Nachtisch warst du, süsse Lilian." Tief blickte er ihm in die Augen. "Ich sag doch", lächelte er leicht verwegen. "Zum Anbeissen. Ich..."
"Javier", kam da ausgerechnet jetzt Yukarin aus den tiefen der Bibliothek geschlendert. "Ich habe hier noch das andere Buch gefunden, welches du gerne für den Unterricht hast haben wollen." Javier seufzte leise, da er genau wusste, warum Yukarin ihm jetzt das Buch gab und ihn damit sozusagen in seinem Unterricht unterbrach. Weil der Bibliothekar wusste, dass der Kerkermeister im Begriff war, eine Dummheit zu begehen und vorallem, weil er noch keinen richtigen Unterricht hielt.
"Spielverderber", brummte er kaum hörbar, bevor er Lilian wie ein frecher Junge zuzwinkerte und sich dann dem Bibliothekar zuwandte. "Danke Yukarin", bedankte er sich höflich und nahm ihm das geduldig entgegengestreckte Buch entgegen. "Das war sehr freundlich von dir." Yukarin nickte ihm ebenso höflich zu, ging dann aber nicht weiter in die Bibliothek zurück, so dass Javier vielleicht doch noch Gelegenheit bekam, Lilian zu berühren. Er wartete ganz offensichtlich darauf, dass Javier mit dem Unterricht begann. Innerlich verdrehte der Kerkermeister seine Augen, gab dann aber seine frechen Versuche auf.
"Na, dann wollen wir mal mit deiner ersten Unterrichtsstunde in Biologie beginnen, Lilian", gab sich Javier geschlagen. Er legte nur noch einen Arm um ihre Schultern, um sie so zu ihrem kleinen Schreibtisch zu führen, wo sie sich setzen sollte. Yukarin blieb zum Glück zurück und schien nicht seinen ganzen Unterricht überwachen zu wollen. "Ich dachte mir, wir beginnen mit der menschlichen Biologie, bevor wir zum Rest der Natur kennen. Was weisst du denn schon über den menschlichen Körper, Lilian?"
Re: Erster Unterricht
Verfasst: Mi 3. Feb 2021, 12:08
von Lilian
Der Blutige sah ihn grinsend und wissend an ehe er an eines von Lilians Zöpfen entlang strich und vermutete, dass Lilian der Nachtisch gewesen war. Er wäre schließlich zum Anbeißen.
"Wa-- ich..." Lilian suchte nach Worten. Irgendeine Verteidigung auf diese frechen Worte. Er war bestimmt nicht der Nachtisch! Das hatte sich nur so ergeben, dass Aerys und er... das...
In dem Moment kam Yukarin vorbei und unterbrach Javier. Lilian war noch nie so froh gewesen den strengen Bibliothekar zu sehen. Am liebsten wäre er mit ihm mitgegangen. Leider war Yukarin nur da, um Javier ein Buch für den Unterricht zu geben, doch es reichte, dass Lilian sich mit zwei kleinen Schritten aus der Reichweite des Kerkermeisters bringen konnte. Hilfesuchend blickte er Yukarin mit großen Augen an, doch der bemerkte es einfach nicht oder zog vor es zu ignorieren. Wenigstens legte Yukarin tatsächlich Wert den Unterricht, nicht so wie Javier. Lilian kam es mehr und mehr so vor, als würde der Blutige den Unterricht als Vorwand nutzen wollen an ihm zu knabbern. Das war kein richtiger Unterricht!
Javier brummte irgendetwas und nahm das Buch entgegen, das Yukarin ihm fast auffordernd hinhielt. Danach blieb Yukarin stehen wo er war, beobachtete sie beide. Oh, hoffentlich blieb er die ganze Zeit. Javier schien nun doch mit einem Unterricht beginnen zu wollen. Heute stünde Biologie auf dem Programm. Lilian versuchte sich gegen ein Bücherregal zu drücken, als der Kerkermeister näher kam, doch schließlich gab es keinen Raum mehr, um weiter auszuweichen. Javier legte einen Arm um ihn und schob ihn zu einem kleinen Schreibtisch. Lilian blickte über hilflos über seine Schulter, weil Yukarin nicht mitkam.
Wieso konnte er nicht immer beim Bibliothekar Unterricht haben? Dabei hatte er am ersten Tag noch große Angst gehabt. Aber jetzt wollte Lilian am liebsten wieder Fragebögen ausfüllen.
Stattdessen landete er auf einem kleinen Hocker vor dem Schreibtisch und Javier fragte ihn, was er über dem menschlichen Körper wisse. Dabei stand er viel zu dicht bei ihm.
"Der.. menschliche Körper? Ehm... ich weiß, welche Organe es gibt und.. wie sie funktionieren. Und.. über Schwangerschaft und.. wie das geht..." Er räusperte sich. "Zwischen Mann und Frau." Hatte Javier das gemeint, als er danach gefragt hatte? Aber das war so ein peinliches Thema. Wieso mussten sie ausgerechnet darüber reden?
Wobei Lilian gerne mehr über Anatomie erfahren hätte. Besonders seine eigene, wo die doch anders sein sollte. Dass er ein Zwischending zwischen Junge und Mädchen sei..
Lilian konnte das immer noch nicht recht akzeptieren. Er wollte sich darüber informieren, doch Javier wollte er bestimmt nicht danach fragen.
"Bekomme ich denn keine Fragebögen?", fragte er. "Dann kann ich aufschreiben, was ich schon alles weiß." Das war viel einfacher gewesen, als nun direkt auf Javiers Fragen zu reagieren, während dieser ihn ansah und so verwegen grinste.
Re: Erster Unterricht
Verfasst: Mi 3. Feb 2021, 12:23
von Javier
Absolut niedlich und leider noch immer zum Anbeissen sass Lilian an ihrem kleinen Schreibtisch. Ihre Wangen waren vor lauter Nervosität gerötet. Javier hätte am liebsten wieder darüber gestreichelt. Doch er war sich sicher, dass dann der überaus pflichtbewusste Yukarin wieder zwischen den Bücherregalen hervorgetreten wäre und ihn dezent aber nachdrücklich an seine Pflichten erinnert hätte. Darauf hatte Javier jedoch keine Lust. Das vorhin hatte gereicht. Also versuchte er sich tapfer zu beherrschen und hörte Lilian einigermassen geduldig zu, als sie ihm stockend und mit piepsiger Stimme erzählte, was sie so über den menschlichen Körper wusste.
Anscheinend wusste sie eine ganze Menge. Sie wusste, welche Organe es gäbe und wie sie funktionierten. Lustigerweise fuhr sie dann aber damit fort, dass sie auch über Schwangerschaften Bescheid wüsste und wie das ginge. Also so zwischen Mann und Frau. Javier grinste breit. So, so, sie wusste also, wie das so ging zwischen Mann und Frau. Javier bezweifelte das gerade sehr stark. So wie Lilian klang, hörte es sich an, als hätte sie einmal einen nüchternen Fachtext über Fortpflanzung gelesen und dabei wahrscheinlich auch nur knapp die Hälfte verstanden. Lilian schien prompt zu merken, dass er ihr nicht so recht glaubte und wollte wohl zur Ablenkgung hastig wissen, ob sie keine Fragebögen bekäme. Dann könne sie aufschreiben, was sie schon alles wisse.
"Was für Fragebögen?" fragte Javier etwas verwirrt und schüttelte dann den Kopf. "Ich habe keine Fragebögen für dich. Du kannst mir ganz einfach mündlich antworten, wenn ich dich etwas frage. Oder mich etwas fragen, wenn du etwas nicht verstehst. Wir gehen nachher und in den nächsten Unterrichtsstunden Stück für Stück den Menschlichen Körper durch und während ich dich abfrage, merke ich auch so, was du schon weisst oder eben noch nicht. Aber erstmal nimmt mich etwas ganz anderes Wunder." Neugierig blickte er Lilian an.
"Du meintest vorhin, dass du darüber Bescheid wüsstest, wie das zwischen Mann und Frau so ginge. Was meintest du damit?" hakte er unschuldig lächelnd nach und verbarg erfolgreich ein breites Grinsen. "Den Fortpflanzungsprozess oder den Sex."
Re: Erster Unterricht
Verfasst: Mi 3. Feb 2021, 12:29
von Lilian
Leider wusste Javier überhaupt nichts von Fragebögen. Zu Beginn hatten diese Lilian sehr beunruhigt und er hatte sich gesorgt, dass er vieles nicht wissen würde oder falsch beantworten würde, doch jetzt war es noch viel schlimmer Javier mündlich Rede und Antwort zu stehen. Besonders wo dieser so unangenehme Fragen über den menschlichen Körper hatte. Die hätte Lilian viel lieber schriftlich beantwortet.
Javier wollte den menschlichen Körper im Detail durchgehen und ihn dabei abfragen. Lilian könne ihn auch ruhig fragen, wenn er etwas nicht verstünde. Bevor er dazu kam, hatte der Blutige ebenfalls eine Frage. Er wollte wissen, ob Lilian denn über den Fortpflanzungsprozess oder den Sex bescheid wissen würde. Der Junge zuckte erschrocken zusammen, dabei lächelte Javier nur gelassen vor sich hin.
"Was.. ich... also meine Eltern haben mich aufgeklärt.. also ehm.. mir erklärt wie der Sex ist, zwischen Mann und Frau", sagte er mit viel zu heller, aufgeregter Stimme. "Und wie Babies entstehen. Beides. Sie haben beides gut erklärt.. ich meine, ich muss darüber nicht mehr wissen." Das musste Javier ihm ganz bestimmt nicht erklären. Lilian wollte auf keinen Fall mit dem Kerkermeister über Sex sprechen. Außerdem wusste er schon, dass die Männer in der Villa den Sex mit Frauen nicht so sehr interessierte wie sie untereinander Interesse an dem gleichen Geschlecht hatten. Aber Lilian war nicht so und er hatte nie dazu gezwungen werden wollen, etwas darüber zu lernen. Er stand nicht auf Männern und er hatte diese Entjungferung nicht gewollt... Aerys hatte... nein, das war in der Vergangenheit und jetzt war der Adelige nett zu ihm und mochte ihn.
"Können wir nicht mit etwas anderem beginnen?", fragte der Junge. Unruhig rutschte er auf dem kleinen Stuhl hin und her. Er wollte wirklich nicht über Sex reden. Er wollte nichtmal daran denken. Bestimmt nicht. Wieso wollte Javier ausgerechnet das auf den Stundenplan setzen?
"Woher weißt du eigentlich so viel über Biologie?", versuchte Lilian das Thema zu wechseln. Wieso konnten sie nicht über das Wetter sprechen? Oder Tiere? Ob Aerys den Inhalt des Unterrichtes festgelegt hatte? Doch das konnte sich Lilian kaum vorstellen. Aerys schien sich nicht soo viele Gedanken über die Details gemacht zu haben.
Re: Erster Unterricht
Verfasst: Mi 3. Feb 2021, 16:06
von Javier
Mit herrlich heller Stimme erklärte Lilian ihm aufgeregt, dass ihre Eltern sie aufgeklärt hätten. Einerseits, wie der Sex zwischen Mann und Frau wäre und andererseits auch darüber, wie Babies entstünden. Sie hätten das sehr gut erklärt, weswegen Lilian nun nicht mehr darüber wissen müsste. Sie war dabei so nervös, dass Javier nicht anders konnte, als auf die letzte Aussage hin, breit zu grinsen. Sie wusste also schon alles. Na wenn das so war, könnte er sie diesbezüglich ja gleich prüfen und sie abfragen. Ihn nahm es schon wunder, was Lilians Eltern so alles über das Thema wussten. Ob sie Lilian richtige Sachen oder nur Halbwissen und Vermutungen beigebracht hatten.
Javier spürte jedoch, dass er Lilian leider bald an seine Grenzen getrieben hatte mit seinem Gerede übers Anknabbern und über den Sex. Wenn er jetzt weiter bohrte, würde sie bald schon wieder davon rennen. Aber so schlimm war das nicht. So konnte er Lilian noch während anderen Unterrichtsstunden mit diesem Thema triezen. Javier fand es viel reizvoller, Lilian immer mal wieder damit zu piesaken, als das Thema jetzt schon vollkommen auszuschöpfen.
"Können wir schon", zuckte er deswegen gelassen mit seinen Schultern, als Lilian ihn nervös fragte, ob sie nicht mit etwas anderem beginnen könnten. Dabei rutschte sie unruhig auf dem Stuhl hin und her, so das Javier sich wünschte, Lilian würde auf seinem Schoss sitzen. "Dann Frage ich dich ein andermal dazu ab, um mich zu vergewissern, dass du auch wirklich das weisst, was du behauptest zu wissen und um zu prüfen, ob das Wissen dazu vertieft genug ist." Ganz wie Javier das vermutet hatte, schien das Lilian nicht wirklich zu beruhigen. Hastig wechselte sie das Thema und wollte von ihm wissen, woher er eigentlich so viel über Biologie wusste.
"Nun, ich habe sie studiert", antwortete Javier taktvoll und grinste aus Rücksicht einmal nicht vielsagend. Lilian schien für den Moment vergessen zu haben, was seine eigentliche Aufgabe hier in der Villa war. Als Kerkermeister musste man wissen, wie der menschliche Körper funktionierte. Ansonsten starben einem die Gefangenen unter den Fingern weg. Das war ja nicht das, was man in der Regel wollte.
"Ich war schon immer fasziniert von dem Zusammenspiel der einzelnen Mechanismen und wie sie gemeinsam ein komplexes Ganzes ergeben", erzählte er stattdessen bereitwillig und begeistert die andere Hälfte der Wahrheit. "Wieviel voneinander abhängt und wie schon die kleinste Störung in dem Ablauf grosse Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben kann. Das ist sehr spannend." Freundlich lächelte er Lilian an. Das faszinierte ihn wirklich und war nicht nur irgend eine Geschichte.
"Wenn du gut lernst und klug bist, können wir gemeinsam tief in diese Materie eintauchen", bot er an. Wenn Lilian Lust dazu hatte, würde er ihr das gerne beibringen. Auch wenn der Meister wahrscheinlich nur an oberflächlichen Unterricht gedacht hatte. Etwas, damit Lilian tagsüber beschäftigt war und vorallem eine süsse Schuluniform trug. Javier sah das Ganze nicht so streng wie Yukarin. Doch wenn es Lilian ehrlich interessierte, konnten sie sich schon genauer mit der Materie beschäftigen.
"Fangen wir doch einmal damit an, dass du mir sagst, was du für Organe kennst und wozu sie gut sind", schlug er vor. "Dann schauen wir weiter, wo wir dein Wissen überall noch vertiefen können."
Re: Erster Unterricht
Verfasst: Mi 3. Feb 2021, 16:19
von Lilian
Lilian wartete angespannt bis Javier endlich nachgab und ihn ein ander Mal über Sex und Fortpflanzung abfragen wollte. Der Junge konnte ein erleichtertes Ausatmen nicht verhindern. Er stellte es sich furchtbar vor von dem Kerkermeister eine weitere Aufklärung zu bekommen. Das Gespräch mit seinen Eltern war schlimm genug gewesen. Lilian wäre auch da gerne am liebsten geflüchtet. Seine Eltern... jetzt würde er alles geben, um bei ihnen sein zu können. Selbst für peinliche Gespräche. Für alles. Er vermisste sie so sehr, doch es tat einfach nur noch weh an sie zu denken. Wenn Lilian doch nur wieder zuhause sein könnte. Sein richtiges Zuhause in Amdarh. Er würde einfach vergessen was ihm hier passiert war und irgendwann wäre es nur noch eine flüchtige Erinnerung und er könnte mit seinem normalen Leben weitermachen. So wie es sein sollte. Er würde seine Ausbildung als Notar beenden und dann arbeiten und eine Gefährtin haben und all das, was man normalerweise so machte...
Die Gedanken des Jünglings wanderten unwillkürlich zu Aerys. Lilian sagte sich, dass er nur nicht versuchte zu fliehen, weil er solche Angst hatte, was passierte, wenn es nicht glückte, doch das war irgendwie nicht mehr seine einzige Angst. Ach, es war so verzwickt.
Er wollte jedenfalls nicht mit Javier über.. Sex reden. Lieber stellte er eine Gegenfrage, woraufhin Javier bemerkte, dass er es studiert hätte. Lilian blickte ihn interessierter an, während der Blutige erzählte, dass er fasziniert von den Zusammenhängen einzelner Mechanismen wäre. Wie selbst kleine Dinge einen großen Einfluss auf den menschlichen Körper hätten. Das fände er spannend.
"Ja, das klingt spannend", stimmte der Junge zu. "Heißt das, du warst an einer Universität?", dachte er. Das hatte er nicht erwartet und er scholt sich gleich dafür, dass er so unbedarft gewesen war. Genau genommen wusste er kaum etwas über die Hintergründe der Männer im Anwesen. "Dann bist du nicht als Sklave zu Aerys gekommen?"
Javier erwiderte, dass er an keiner Universität studiert hätte, doch er würde die Prüfungen dort mit Leichtigkeit bestehen. "Oh", machte Lilian zunächst nur überrascht. "Dann hast du dir das alles selbst beigebracht? Biologie und... ich meine, das ist ganz schön viel. Ich wusste nicht, dass du so viel lernst." So hatte Javier zunächst nicht gewirkt.
Der Kerkermeister fragte zurück wieso es relevant sei, was er gewesen sei bevor er in die Villa gekommen war. Das war auch einer der Gründe wieso Lilian nicht viel von der Vergangenheit der Männer wusste. Die meisten redeten nicht darüber und wenn Lilian mal fragte, so schien es für sie kein Leben mehr vor dem Adeligen zu geben. Als wäre das alles ausgelöscht oder unwichtig. Von dem was Lilian mitbekommen hatte, hatten einige vorher kein gutes Leben gehabt. Vielleicht wollten sie deswegen nicht darüber reden. Ob es Javier auch schlecht ergangen war?
"Ich wollte dich nur besser kennenlernen", erklärte Lilian. Wieso reagierten alle immer so komisch darauf? Aerys hatte damit zunächst auch nichts anfangen können. Genau genommen wusste Lilian immer noch nicht viel über dessen Hintergründe, doch er wusste, was der Adelige mochte, was ihn wütend machte, was ihn zum Lachen brachte, was ihn langweilte, was er gerne aß und vieles mehr. Was Lilian nicht wusste, war wieso Aerys so geworden war wie er nunmal war. Wieso er sich darauf konzentrierte Sklaven zu diesen.. Kunstwerken zu verformen und warum er sich am liebsten in der Villa abschottete.
Javier bot ihn an, dass wenn Lilian fleißig und klug wäre, sie sich tiefer mit dieser Materie beschäftigen könnten. Der Jugendliche wusste nicht, ob er unbedingt den menschlichen Körper im Detail studieren wollte, oder Biologie. Er hatte sich nie sonderlich dafür interessiert.
"Ich werde mich anstrengen, fleißig zu sein", versicherte Lilian trotzdem.
Denn da gab es ein paar Dinge, die er dringend wissen wollte, sich aber noch nicht traute zu fragen. Javier würde sich vielleicht über ihn lustig machen oder es in der Villa verbreiten. Dann wüssten alle, dass er so ein komisches Zwischenwesen sein sollte...
Der Blutige wollte, dass Lilian die Organe des menschlichen Körpers und ihre Funktionien aufzählte ehe sie das Wissen vertiefen würden. Der Jüngling dachte kurz nach, versuchte sich an den Biologieunterricht aus Amdarh zu erinnern und begann die ersten Organe aufzuzählen, die ihm einfielen. Das Gehirn, das Herz, die Lunge, der Magen und so fort. So arbeitete er sich zögerlich Stück für Stück vor, wobei er auch einiges vergaß oder man ihm anhörte, dass er hie und da unsicher war.
"Javier, kann ich mir für die Hausarbeit Bücher über Anatomie aus der Bibliothek ausleihen?", fragte er. Vielleicht würde er darin seine Antworten finden ohne dass er den Kerkermeister fragen musste.
Re: Erster Unterricht
Verfasst: Mi 3. Feb 2021, 18:03
von Javier
"Nein, ich war an keiner Universität", schmunzelte Javier über Lilians süsse Naivität. "Doch ich würde die Prüfungen da mit Leichtigkeit bestehen." Allerdings freute er sich auch darüber, dass Lilian es ebenfalls spannend zu finden schien, wie der menschliche Körper so funktionierte. Weniger gefiel ihm, dass Lilian nachfragte, ob er als Sklave zu dem Meister gekommen war. Diese Frage hatte hier nun wirklich nichts verloren. Sie sprachen hier von Biologie und nicht von der Vergangenheit.
"Wenn einem etwas interessiert, dann lernt man ganz leicht", erklärte Javier locker. "Das geht dann so ganz nebenbei. Aber ich habe nicht alles alleine gelernt. Ich hatte auch viele verschiedene Lehrer, von denen ich viel lernen konnte. Und ausserdem, so als Langlebiger hat man ja viel Zeit, immer wieder etwas neues zu lernen. Da kann man sich Zeit lassen und in Ruhe studieren. So tief ins Detail, wie man nur will." Und so ein hübscher kleiner Kerker, in dem man sich austoben durfte, half natürlich enorm, das ganze theoretische Wissen auch einmal in der Praxis auszuprobieren. Da verfestigte sich das gelernte gut.
"Warum ist es relevant, was ich war, bevor ich hier her in die Villa gekommen bin", musste er dann aber doch neugierig nachfragen. Auch wenn er Lilians Frage dazu nicht hatte beantworten wollen. Lilian meinte, sie hätte ihn nur besser kennen lernen wollen. "Das ist lieb von dir", lächelte er geschmeichelt. "Doch um mich kennen zu lernen, musst du nicht nach meiner Vergangenheit fragen. Die Gegenwart zählt. Alles was ich bin, ist hier direkt vor dir. Aber wenn du mich wirklich kennen lernen willst, dann würde es schonmal helfen, wenn du nicht jedes Mal schreiend vor mir wegrennst." Und sich dabei in Javiers Zimmer verbarrikadierte. Verschmitzt zwinkerte er Lilian zu. "Komm mich doch einfach mal besuchen. So kannst du mich am Besten kennen lernen."
Lilian wollte nun allerdings lieber erst einmal Biologie lernen, wobei sie versprach, auch schön fleissig zu sein. Schmunzelnd liess Javier sich ablenken und befragte Lilian zu den verschiedenen Organen und ihren Funktionen. Wie sich herausstellte, hatte Lilian ein gar nicht so schlechtes Allgemeinwissen. Allerdings sollte man das Javiers Meinung nach noch ordentlich vertiefen. Sie würden jedes Organ noch einmal einzeln durchgehen, wobei Lilan dann noch ein paar Details mehr lernen konnte, als er schon wusste und sein jetztiges Wissen festigen konnten. Aber eines nach dem anderen. Wie gesagt, sie hatten Zeit.
"Ja, natürlich darfst du dir ein Anatomiebuch ausleihen", nickte Javier offen und reichte Lilian auch gleich das Buch, welches Yukarin ihm vorhin rausgesucht hatte. "Dieses Buch hier wollte ich dir ohnehin mitgeben, damit du darin nachschlagen und lernen kannst. Deswegen habe ich Yukarin gebeten, es mir rauszusuchen. Ich finde, in diesem Buch ist der Text recht einfach gehalten und die Bilder sind schön klar und detailliert. Mir hat das sehr geholfen. Vielleicht hilft es dir ja auch beim Lernen."