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Re: Das neue Zuhause

Verfasst: Mo 29. Jun 2020, 11:06
von Lilian
Lilian atmete rascher, blickte mit großen roséfarbenen Augen hinüber zu dem Prinzen, der ihn fragte, ob es sich gut oder schlecht anfühlen würde. "Weiß nicht..." Es war schwer in Worte zu fassen. Es fühlte sich jedenfalls sehr seltsam an. Da fühlte er es erneut in sich aufwallen. Lilian keuchte erschrocken, versteifte sich. Gleichzeitig hatte er das Gefühl, er würde nach unten sinken. In sich hinein.
Die Augen des Jungen leuchteten. "Nicht schlechter... aber auch... so als ob ich fallen würde...", beschrieb er es mit bebender Stimme. Es machte ihm etwas Angst und er fühlte sich sehr durcheinander. Er wollte nicht den Boden unter den Füßen fortgezogen bekommen, doch so fühlte es sich fast an. Als ob Aerys ihm jegliche Standfestigkeit entreißen würde.
"Ich weiß nicht... vielleicht hab ich es mir auch nur eingebildet. Das ist unsinnig", versuchte er sich zu beruhigen und den allzu flüchtigen Eindruck wieder auszureden. Es war so schnell gegangen. Er hatte sich irgendetwas zusammenfantasiert. Trotzdem wollte Lilian das Geburtsjuwel des Prinzen sehen. Sein Herz machte einen Satz, als der Adelige es herbeirief. Das roh geschliffene Juwel ruhte auf seiner Handfläche, die sich ihm entgegen streckte. Es war von einem tiefen Purpur mit einem inneren Schimmern in sich. Lilian starrte es fasziniert an.
"Streicheln", antwortete er ohne den Blick von dem Juwel zu nehmen und streckte zittrig die zarten Fingerspitzen danach aus. Der Jüngling berührte das Juwel. Er bekam prompt das Gefühl von einer intensiven Wärme, die tief in ihn hineinwanderte. Nur ganz zaghaft hoben sich seine Augenlider und er sah über den Tisch hinweg zu Aerys, während er gleichzeitig über das Juwel strich. Er sah den großgewachsenen, eleganten Prinzen, seine tiefgoldenen, fordernden Augen, das dunkle streng frisierte Haar, die hohen Wangenknochen und die sinnlichen Lippen. Für Lilian war das bisher eine meist erschreckende, bedrohliche Fassade gewesen. Jetzt fühlte er irgendetwas, was dahinter ruhte. Es war so nahe... seine Fingerspitzen tasteten über jede raue Unebenheit des Juwels, jeden glatten Schliff.

Mit einem leisen Keuchen riss er sich aus der Trance heraus, zog seine Finger weg wie als hätte er sich an dem Purpur verbrannt. Der Jugendliche schüttelte verstört den Kopf, die dunklen Haarsträhnen schwangen hin und her. Nein, was immer das gewesen war, er wollte es nicht haben. Er wollte nicht so fühlen.
Lilian sprang auf. Er wollte hier weg und er wollte fliehen. Das war alles was er gewollt hatte, seitdem der Prinz ihn hierher gebracht hatte. Ohne sich zu Erklären stürzte der Jugendliche wieder nach drinnen und wollte zu der Türe rennen, die in Aerys' Gemächer führte. Der Jüngling wusste im Grunde, dass sein Handeln keinen Sinn machte, doch gerade machte für ihn nicht mehr viel Sinn. Er musste irgendwie zeigen, dass er sich dagegen wehrte.
Hilflos rüttelte er an der Türe, schaffte es nicht, sie zu öffnen, als Aerys bereits im Raum stand. Lilian drehte sich herum, an die Tür gelehnt. Er schüttelte den Kopf.
"Ich will euch nicht", stieß er aus, "Und... und ich weiß nicht welche Tricks ihr mit eurem Juwel macht, aber das wird nichts ändern!", rief er mit heller, überschlagender Stimme. "Geht weg! Lasst mich allein!" Dass er gleichzeitig den Ausgang blockierte, war ihm dabei nicht so klar. Lilian starrte den Prinzen mit großen Augen an.
"Ich will nicht zu euch gehören", sagte er leise verzweifelt. Aber in seiner Stimme war auch eine wachsende Machtlosigkeit, da er unbewusst zu ahnen begann, dass dieses Gerede des Adeligen, dass die Dunkelheit ihn für sich bestimmt hatte, nicht nur Gerede war. Nein, der Mann war ein wahnsinniger Adeliger und Lilian wollte nicht einsehen wieso die Dunkelheit sie zueinander gebracht hatte.
Er hatte sich das nur eingebildet mit dem Juwel! Aerys hatte ihn irgendwie reingelegt und ein grausames Spiel mit ihm gespielt, das machte, dass Lilian ganz durcheinander war.

Re: Das neue Zuhause

Verfasst: Mo 29. Jun 2020, 11:29
von Aerys
Lilian schien ganz durcheinander zu sein, weil er es anscheinend auch sehr deutlich gespürt hatte, wie Aerys sein purpurnes Juwel benutzt hatte, obwohl er nicht angeheitert, geschweige denn betrunken war. Mit leuchtenden Augen versuchte er mit bebender Stimme zu erklären, was mit ihm los war. Es würde sich nicht schlecht anfühlen, wenn er Aerys Juwel spürte. Doch gleichzeitig war es auch so, als ob er fallen würde. Der Adlige lauschte dem fasziniert. Von so etwas hatte er noch nie gehört. Leider wollte Lilian nicht weiter erklären, wie es sich für ihn anfühlte. Vielmehr glaubte er nun stattdessen, dass er sich das nur eingebildet zu haben. Schliesslich sei es unsinnig.
Es klang tatsächlich etwas verrückt. Doch Aerys glaubte nicht, dass Lilian sich das nur eingebildet hatte. Dafür hatte er zu heftig, zu natürlich auf das Einsetzen von Aerys purpurner Kunst reagiert. Da musste mehr dahinter stecken. Deswegen reichte er Lilian, auf dessen Bitte hin, auch sein eigenes Juwel auf der flachen Hand dar, damit er es sich ansehen konnte. Oder genauer gesagt streicheln, wie der Jüngling atemlos und ganz gebannt zugab. Das war wirklich verrückt, wie sehr der Krieger davon fasziniert war.
Gleichzeitig fühlte es sich jedoch wahnsinnig intensiv und unglaublich erregend an, als Lilian sein Juwel berührte. Aerys presste die Lippen aufeinander, um nicht dunkel zu keuchen. Es war so, als würde Lilian nicht nur seinen Körper, sondern auch sein Innerstes. Dabei berührte der Jüngling weder das eine, noch das andere. Nur sein Juwel erkundete er aufs genaueste. Aerys konnte es überdeutlich spüren. Und dann schaute Lilian ihn auch noch unter seinen dichten, langen Wimpern hervor an. Der Prinz wurde augenblicklich hart. Obwohl er heute eine Menge Sex gehabt hatte. Lilian berührte ihn jedoch auf eine Weise, die alles in ihm elektrisierte.

Und dann war der intensive Moment auf einmal vorbei. Lilian keuchte und zog sich derart abrupt von seinem Juwel zurück, als sei er gebissen worden. Heftig schüttelte er den Kopf, sprang auf und floh in sein Zimmer hinein. Auch Aerys keuchte. Überrascht und mit einem leichten Verlustgefühl, weil Lilian sich so rasch von seinem Juwel entfernt hatte. Verwirrt blinzelte er, um zu sich zu finden, bevor er sein purpurnes Geburtsjuwel verschwinden liess und sich eiligst erhob, um Lilian einzuholen. Das Abendessen blieb unangetastet auf dem Tisch zurück. Besorgt trat er in Lilians Zimmer, wo er den Jüngling panisch an der Tür rütteln sah, die zu Aerys eigenen Gemächern führte. Der Schild, der Lilian in seinem Zimmer gefangen hielt, liess den aufgebrachten Krieger jedoch nicht weiter kommen.

"Lilian?" fragte Aerys besorgt. Seine Erregung war ziemlich abrupt verschwunden. Vorsichtig ging er auf den Jugendlichen zu, der sich zu ihm umgedreht hatte und sich nun mit dem Rücken gegen die Tür presste. Heftig schüttelte er seinen Kopf und beteuerte panisch, dass er ihn nicht wolle. Fragend blickte Aerys den Jüngling an. Er hatte doch gar nichts in diese Richtung angedeutet. Lilian liess ihm jedoch gar nicht die Möglichkeit, die szu beteuern. Stattdessen rief er mit heller, sich überschlagender Stimme, dass die Tricks, die Aerys mit seinen Juwelen machte, nichts daran ändern würden.
"Lilian..." begann der Adlige erneut und hatte keine Ahnung, wovon der Jugendliche sprach. Er machte noch ein paar Schritte auf ihn zu, blieb dann aber stehen, als dieser ihn anschrie, dass er weggehen und ihn alleine lassen solle. Dabei war dies kaum möglich, selbst wenn Aerys dies gewollt hätte. Lilian blockierte den Ausgang und versperrte indirekt auch den Weg durch das Bad.
"Lilian, wovon redest du?" versuchte er es noch einmal. "Ich habe nichts mit meinem Juwel gemacht und ich wollte dich auch nicht bedrängen." Der Jüngling schien ihm nicht glauben zu können. Oder vielleicht tat er es doch, was ihn nur noch verzweifelter werden liess. Aus unendlich traurigen, grossen Augen blickte der Jüngling ihn hilflos an. Aerys erschauderte. Der Blick ging so tief. Er wollte nicht, dass Lilian sich so elend fühlte. Leise wimmerte der Jüngling, dass er nicht zu ihm gehören wollte.
"Lilian? Was ist passiert?" fragte Aerys mitfühlend und trat behutsam noch einen Schritt auf den jungen Krieger zu. Beruhigend und hilfsbereit streckte er ihm seine offene Hand entgegen. "Ich tu dir nichts. Habe nichts getan. Was hat dich so plötzlich davon rennen lassen."

Re: Das neue Zuhause

Verfasst: Mo 29. Jun 2020, 11:30
von Lilian
Es dauerte etwas bis Lilian durch seine eigene Aufregung hindurch erkannte, dass Aerys eher besorgt als hämisch oder triumphierend wirkte. Der Adelige sah ihn fragend an, kam bis auf ein paar Schritte auf ihn zu. Der Jüngling versuchte Aerys mit Worten auf Abstand zu halten, schrie ihn an, dass er ihn nicht wollte und er ihn alleine lassen sollte. Auch auf die Spielereien mit dem Juwel würde Lilian nicht hereinfallen.
Nur schien Aerys überhaupt nicht zu wissen was Lilian meinte. Der Prinz beteuerte, dass er nichts an seinem Juwel verändert hätte. Der Jugendliche konnte das nicht verstehen. Wieso wusste der Prinz nicht was los war? Hatte er denn vorhin nichts gespürt? Hatte Lilian es sich doch alles eingebildet? Er war so durcheinander. Aber wenn Aerys nicht sein Juwel manipuliert hatte, was war es dann gewesen? Es konnte nicht die Dunkelheit sein, die eingegriffen und sie extra zusammengebracht hatte. Lilian konnte nicht akzeptieren, dass die Dunkelheit so ein grausames Schicksal für ihn vorgesehen hatte. Er wollte von hier fliehen und zurück nach Dhemlan. Er wollte kein Sklave von diesem Mann bleiben. Er wollte nicht zu ihm gehören.
Aerys kam besorgt auf ihn zu und streckte die Hand aus, versicherte, dass er ihm nichts antun würde. Wieder fragte er, wieso Lilian davongerannt wäre und wovon er reden würde. Der Jüngling sah ihn aus groß aufgerissenen Augen verständnislos an.
"Dann... habt ihr nichts gespürt?", fragte er verwirrt. "Ich dachte..." Er stockte und wusste nicht mehr was er sagen sollte. "Ich dachte, ich hätte etwas gefühlt...", sagte er sehr durcheinander und aufgewühlt. Aber wenn es nur auf seiner Seite passiert war und Aerys nichts davon wusste, was hatte das zu bedeuten? Hatte er sich etwas zusammengesponnen? Lilian strich sich über den Arm, nahm aber die Hand des Prinzen nicht entgegen. Gerade wollte er noch weniger mit dem Adeligen zu tun haben als zuvor. Und dieses Mal aus völlig anderen Gründen.

Als er glaubte, dass Aerys ihn berühren wollte, schlüpfte der Jüngling flink unter den Armen hinweg und eilte hinter das Bett, wollte eine Barriere zwischen sich und dem Prinzen aufbauen. Erst im Nachhinein ging ihm auf, dass das Bett vielleicht die völlig falsche Barriere war, und noch dazu keine sonderlich gute.
"Nein, ich mag lieber allein sein", sagte Lilian durcheinander und blickte den Prinzen an. Er trug nicht mehr das Juwel, trotzdem hatte Lilian das Gefühl, es spüren zu können. Denn er fühlte immer noch eine komische Nähe oder so eine Anziehung. Dass er nochmal das Juwel anschauen wollte, obwohl es ihm gleichzeitig schreckliche Angst machte. Er wollte nicht so fühlen. Dieses komische Kribbeln und diese Faszination und das Bedürfnis ganz nah zu sein. Lilian schüttelte wieder den Kopf, sank hinter dem Bett zusammen und zog die Beine an, den Kopf halb zwischen den Armen verborgen. Er fühlte sich wie in einem schrecklichen Albtraum.
Aerys kam langsam um das Bett herum. Lilian vermied es ihn anzuschauen.
"Ich will nachhause", sagte er leise kläglich. "Ich schaff das hier nicht..." Womit er alles meinte. So zu tun als sei er ein Mädchen, nun ein Sklave zu sein, Aerys' Bedrängen, die Erinnerungen an den Missbrauch und die vielen Forderungen des Prinzen. Lilian war normalerweise ein Kämpfer, aber er wusste nicht wie er dagegen ankommen sollte.
"Ich hab euch das Abendessen verdorben, es tut mir leid..", nuschelte der zierliche Jüngling. Er hatte ja dafür sorgen sollen, dass Aerys gut unterhalten war. Auch, dass er diesem entgegen kommen sollte. Vorhin hatte Lilian sich noch mühsam dazu überwinden wollen, jetzt stand es außer Frage. Was, wenn das wieder etwas auslöste? Er war jetzt noch ganz durcheinander, was es zu bedeuten hatte, dass er die Kunst des Prinzen so deutlich spürte und es lauter Feuerwerksstürme in ihm auslöste.

Re: Das neue Zuhause

Verfasst: Mo 29. Jun 2020, 11:37
von Aerys
Lilians Panik und Verzweiflung wandelte sich in Verständislosigkeit. Seine hübschen, zartvioletten Augen starrten ihn weit aufgerissen an. Tiefste Verwirrung spiegelte sich darin. Verwirrung, die Aerys längst verspürte. Er hatte Lilian trotz ihrer Diskussion, ob der Jüngling nach draussen durfte oder nicht, nicht zusetzen oder ihn bestrafen wollen. Er hatte nur herausfinden wollen, was es geheimnisvolles mit seinem Geburtsjuwel auf sich hatte, dass Lilian so fasziniert davon war.

"Ich habe nur gespürt, wie du mein Juwel mit deinen Fingerspitzen erkundet hast", beteuerte Aerys sanft. Das hatte sich natürlich berrauschend angefühlt und der Prinz hätte gerne mehr davon gewollt. Schliesslich begehrte er Lilian heftig. Doch er hatte nichts entsprechendes angedeutet. Nichts getan, was Lilian derart aus der Fassung hätte bringen können. Der junge Krieger war nun selbst ganz verwirrt und stammelte, dass er gedacht hätte, etwas gespürt zu haben. Fragend blickte Aerys ihn an, in der Hoffnung, Lilian würde das noch genauer erklären. Doch der Jüngling schien auf einmal selber nicht mehr ganz so zu wissen, was ihn derart aus der Fassung gebracht hatte.

Behutsam ging Aerys noch einen Schritt auf ihn zu. Er wollte Lilian trösten und ihm helfen, sich zu beruhigen. Der Junge zuckte jedoch wie ein aufgeschrecktes Rehkitz zusammen, tauchte unter seinem Arm hindurch und verkroch sich auf der anderen Seite seines Bettes. Ängstlich kauerte er sich dahinter, blickte ihn über die Matratze hinweg erschreckt und verwirrt an. Aufgebracht erklärte er, dass er lieber alleine sein mochte. Doch Aerys konnte den armen Jüngling doch nicht so durcheinander alleine lassen. Lilian musste sich erst etwas beruhigen, bevor er sich guten Gewissens zurück ziehen konnte.
Langsam ging der Prinz um das Bett herum. Lilian war inzwischen dahinter zusammen gesunken und vergrub seinen Kopf in seinen Armen und wollte ihn keinesfalls anschauen. Leise klagte er verzweifelt, dass er nach Hause wolle, weil er das hier nicht schaffte. Nuschelnd und klein entschuldigte er sich dafür, dass er ihm das Abendessen verdorben hätte. Aerys Herz machte einen Sprung und am liebsten hätte er das arme, kleine Kätzchen vor sich umarmt und innig an sich getröstet.

"Das macht doch nichts, Lilian", beteuerte er mit ruhiger, tröstender Stimme. Anstatt Lilian in seine Arme zu ziehen, ging er vor ihm, mit etwas Abstand in die Hocke, um auf Augenhöhe mit ihm zu sein. "Du kannst nacher in Ruhe alleine zu Ende essen. Ich werde mich zurück ziehen", versprach er ihm, ihn alleine zu lassen. "Du kannst alleine sein und über alles nachdenken. Ich werde die nächsten Tage verreisen und nicht in der Villa sein. Dann kannst zu Atem kommen. Doch ich möchte dich jetzt nicht alleine lassen, wenn du so aufgebracht und durcheinander bist. Dazu bin ich zu besorgt um dich. Besonders, da wir nicht wissen, was dir gerade zugestossen ist. Lass mich dir helfen, Lilian. Sonst könnte ich dich nicht ruhigen Gewissens alleine lassen."

Re: Das neue Zuhause

Verfasst: Mo 29. Jun 2020, 11:38
von Lilian
Erstaunlicherweise war der Adelige nicht wütend oder ungehalten über Lilians Verhalten, wo er sonst so schnell unzufrieden wurde, wenn Lilian sich falsch verhielt. Aber jetzt wirkte er ruhig und verständnisvoll. Es half dem Jugendlichen sich etwas zu beruhigen. Er merkte wie sich der Prinz vor ihn hingegockt hatte. Noch immer sah Lilian ihn nicht an, wollte sich lieber verstecken und zurückziehen. Weiterhin war der junge Krieger aufgewühlt. Er wusste nicht was er vorhin erlebt hatte und jetzt kam es ihm sehr seltsam und beängstigt vor. Aerys hatte dagegen nichts gespürt, bloß wie Lilian das Juwel erkundet hätte. Das verwirrte den Jugendlichen noch weiter und er wusste nicht wie er in Worte fassen sollte, was die Juwelenkunst in ihm ausgelöst hatte.
Aerys zeigte sich sehr fürsorglich, wollte ihn auch später alleine das Abendessen zu sich nehmen lassen und versprach, dass er sich selbst zurückziehen würde, damit Lilian über alles nachdenken konnte.
"Danke...", sagte der Junge leise, hielt den Kopf weiterhin gesenkt. Das änderte sich abrupt, als Aerys ihn damit überraschte, dass er die nächsten Tage nicht im Anwesen sein würde. Lilian hob rasch den Kopf, stockte kurz, weil ihm nicht bewusst gewesen war, dass der Prinz ihm genau gegenüber saß. Dennoch blickte Lilian ihn an, fast besorgt.
"Ihr verreist? Aber.. wohin und wie lange?", wollte er wissen. "Dann bin ich ganz allein?" Aus einem Impuls heraus griff er nach Aerys' Hand, um sich dort festzuhalten. Die Hand, die der Prinz vorhin noch tröstend nach ihm ausgestreckt hatte. Wenn Aerys fortging, bedeutete das, dass er die nächsten Tage völlig allein sein würde? Einerseits war es gut, wenn damit der Druck seitens des Adeligen schwand, aber dafür jeden Tag vollkommen einsam zu sein? Lilian wusste nicht, ob er sein Zimmer verlassen dürfte oder wieder Besuch bekommen könnte.

Aerys wollte noch nicht gehen und meinte, dass er zu besorgt wäre wie durcheinander Lilian wäre. Der Adelige wollte ihm helfen und herausfinden, was ihm zugestoßen war. Das wusste Lilian doch auch nicht. Er zog seine Hand wieder fort. Jetzt wurde er verlegen wegen seinem Ausbruch. Er hatte total überzogen reagiert. Was war denn überhaupt passiert? Er hatte das Juwel angefasst und die Kunst gespürt und... er wusste es nicht mehr. Da war so ein Eindruck gewesen, als hätte er Aerys zum ersten Mal gesehen. Wirklich gesehen.
"Ich weiß nicht... es geht schon wieder", wehrte der Jüngling leise scheu ab. "Vielleicht war es einfach etwas viel in den letzten Tagen..." Genau, es hatte überhaupt nichts mit dem Juwel zu tun. Er hatte sich nur in etwas hineingesteigert. Lilian strich sich durch die längeren Haare, die schmalen Schultern zusammengezogen.
So schnell ließ Aerys aber nicht locker. Mit sanfter Stimme fragte er erneut, was Lilian denn so aufgewühlt hätte. Der Jüngling saugte betreten an seiner Unterlippe, schwieg.
"Ich weiß nicht wie ich das sagen soll", wich er verwirrt aus, "Ich werde darüber nachdenken, wenn ihr weg seid." Vielleicht würde es schon morgen nur ein seltsamer Traum gewesen sein. Aber das Juwel.. es war so nahe gewesen. Fast als wäre es sein eigenes gewesen. Der Junge dachte immer noch aufgewühlt darüber nach. Verletzlich strich er sich über die Arme. "Danke, dass ihr so ruhig seid..", bedankte er sich bei dem Adeligen und sah ihn vorsichtig an. Dadurch, dass der Prinz so ruhig war, bekam Lilian die Zeit sich etwas zu beruhigen. Er mochte Aerys in diesen Moment, wenn nur nicht die Befürchtung gewesen wäre, dass der Adelige ihm früher oder später wieder weh tun würde. Sie taten sich wirklich so oft gegenseitig weh. Der Jugendliche wollte nicht ewig so leben.
Er beugte sich vor und gab unvermittelt ein kleines Küsschen auf Aerys' Wange. Hastig zog er sich wieder zurück, kniete sich hin.
"Wann kommt ihr denn wieder?", fragte er nochmals mit leiser Stimme, die Wangen leicht errötet wegen dem keuschen Kuss.

Re: Das neue Zuhause

Verfasst: Mo 29. Jun 2020, 11:39
von Aerys
Noch immer sehr verschreckt bedankte Lilian sich bei ihm, dass er ihm Zeit und Ruhe gönnen wollte. Erstaunlicherweise schien es dann aber auch nicht gut zu sein, dass Aerys für einige Zeit verreisen wollte. Lilian sah ihn deswegen sogar besorgt n und wollte wissen, wohin Aerys denn ginge und für wie lange er fortbleiben würde. Ob er dann ganz alleine sein würde.
"Das wolltest du doch, Lilian", erinnerte Aerys ihn sanft. Liebevoll lächelte er ihn an und genoss es, wie Lilian für eine Weile nach der tröstenden Hand griff, die er ihm gereicht hatte. Um das Vertrauen nicht zu erschüttern hielt der Adlige still, zog Lilian nicht in eine Umarmung, wie er es eigentlich gerne tun würde. "Ich fahre nur in die nächste Stadt. So weit ist das nicht. Eine gute halbe Tagesreise. Ich möchte da einige Dinge einkaufen, die wir hier nicht selber produzieren können. Ich denke, ich werde etwa vier, fünf Tage weg sein." Das war doch nicht so schlimm. So lange würde Lilian es schon aushalten, alleine in seinem Zimmer.

Allerdings wollte Aerys nicht gehen, wenn Lilian jetzt so durcheinander war. Selbst wenn er eigentlich nur Dinge für Lilian einkaufen wollte. Doch so aufgewühlt konnte er den Jüngling nicht zurücklassen. Als er den Jungen deswegen ansprach, wehrte dieser jedoch leise und scheu ab, dass er nicht wisse, was gewesen sei. Es würde jetzt schon wieder gehen. Wahrscheinlich sei es einfach etwas viel gewesen, in den letzten Tagen. Und deswegen hatte er sich etwas eingebildet? Nur was hatte er sich eingebildet? Lilian hatte ihm das noch immer nicht sagen können.

"Was war es denn, was dich so aufgewühlt hat?" fragte er sanft nach. Leider wich Lilian auch jetzt verwirrt aus und saugte betreten an seiner Unterlippe. Es schien ihm peinlich zu sein, was er sich eingebildet hatte. Verlegen meinte er, dass er nicht wisse, wie er das sagen solle. Doch er würde darüber nachdenken, wenn Aerys weg war. Der Prinz nickte langsam. Gut, damit konnte er Leben. Lilian hatte ihm ja gesagt, dass er grundsätzlich mehr Zeit brauchte, um nachzudenken.
"Das ist doch selbstverständlich, Lilian", erwiderte er gerührt, als der junge Krieger sich verletzlich über die Arme strich und sich dann scheu bei ihm bedankte, dass er so ruhig bleiben würde. "Ich sehe doch, dass dir etwas schwer zu schaffen macht, was nichts damit zu tun hat, dass du dich gegen mich sperrst. Es ist offensichtlich etwas passiert, was nicht passieren sollte." So sollte Lilian nicht erschreckt werden.

Zur Belohnung für seine Selbstbeherrschung, bekam Aerys ganz unvermittelt ein scheues, kleines Küsschen auf die Wange gedrückt. Überrascht und auch etwas überwältigt von dieser plötzlichen, süssen Handlung von Lilian, verlor er in der Hocke sein Gleichgewicht und plumpste auf seinen Hintern. Mit klaren Augen blickte er Lilian erfreut an und bekam grosse Lust, sich auf den Boden zu legen und seinen Kopf in Lilians Schoss zu betten, damit ihn dieser wie einen Schmusekater kraulen konnte.
"Ich…" Aerys musste sich räuspern, bevor er sich in dem Anblick des niedlichen Jugendlichen verlor, der vor ihm kniete und zartrosa Wangen bekam. "Ähm, also ich komme zurück, sobald ich die Einkäufe getätigt habe", riss er sich zusammen und erhob sich hastig, bevor er sich doch noch auf den Boden legte, um seinen Kopf auf Lilians Schoss zu betten. "Das sind nur ein paar Tage. Dann bin ich schon wieder da. Na, was ist? Magst du zu Ende Abend essen, nachdem der Schrecken vorbei ist." Mit einem freundlichen Lächeln reichte er Lilian seine Hand, um ihm aufzuhelfen.

Re: Das neue Zuhause

Verfasst: Mo 29. Jun 2020, 11:42
von Lilian
Lilian wusste nicht was passiert war, was nicht passieren sollte wie Aerys es ausgedrückt hatte. Nach der Meinung des Jugendlichen war ihm bereits sehr viel zugestoßen, was nicht hätte passieren sollen. Angefangen damit, dass er als Sklave nach Hayll verschleppt worden war. Es waren so viele Dinge geschehen, viele hatte Lilian nicht verstehen können. Wie jemand so grausam sein konnte, so gierig, so ungeduldig. Aber all diese Sachen, die konnte man vielleicht noch immer erklären. Was mit dem Juwel passiert war, konnte Lilian nicht erklären. Er musste darüber nachdenken und Aerys ließ ihm sogar diese Zeit.
Jedoch wusste der Jüngling nicht, ob er dafür tatsächlich alleine sein wollte. Die Tage konnten so lang werden eingesperrt in dem Zimmer. Anderseits hatte Lilian die letzte Zeit über ständig gehofft, dass Aerys ihn endlich einmal in Ruhe ließ und nicht unentwegt zusetzte. Und jetzt war ihm das auch nicht recht? Was war nur mit ihm los? Der Jüngling verstand sich selbst nicht mehr. Aber Aerys war die ganze Zeit über so verständnisvoll, ruhig und fürsorglich, so dass Lilian ihm von selbst ein kleines Küsschen als Danke schön gab. Er dachte, es wäre dem Prinzen womöglich zu wenig, aber Aerys plumpste gar nach hinten auf den Hintern und blickte ihn ganz intensiv an. Lilian sah zaghaft zurück. Wenn Aerys ihn jetzt nochmal umarmen wollte... vielleicht konnten sie das tun und Lilian konnte sich etwas an ihn kuscheln. Gerade wirkte der Prinz so, als würde er nicht zu weit gehen.

Stattdessen räusperte sich der Adelige und beantwortete die Frage von vorhin. Er würde in vier oder fünf Tagen wiederkommen, wenn er alles eingekauft hätte. Aerys stand rasch auf und beruhigte ihn, dass er bald wieder da wäre und ob Lilian nun Abendessen wollte. Der junge Krieger nahm vorsichtig die Hand entgegen, die ihm der Prinz entgegen streckte. Nur selber konnte er nicht lächeln. Dafür war er noch zu durcheinander und ebenso verschämt über die ganze Sache. Er hatte total hysterisch reagiert. Was war das gewesen? Ob er es sich nur eingebildet hatte? Aber wie bildete man sich etwas ein, was man nicht einmal richtig begreifen konnte?
Der zierliche Jüngling erhob sich, strich sich den Rock glatt. "Sehen wir uns morgen noch einmal oder brecht ihr früh auf?", fragte Lilian. Ob Aerys jetzt wieder zu dieser Spielwiese gehen würde, um sich da zu holen, was er von Lilian nicht bekam?
Er sagte sich, er würde froh sein, endlich alleine sein zu können, um die letzten Wochen zu verarbeiten, aber es machte den Jungen auch nervös. Wenn er Zeit zum Nachdenken hatte, dann würde er auch an die Zeremonie denken. Oder an die Versteigerung. Er wollte nicht daran denken. Dann fühlte er sich innen drin ganz komisch.
"Wenn ihr weg seid.. was soll ich denn tun.. außer Nachdenken?", fragte Lilian. Der Jüngling wäre froh, wenn es auch etwas gäbe was ihn ablenken würde. So wie der Besuch heute. Wobei der ihn nur am Ende hin einmal von Aerys abgelenkt hatte, ansonsten hatte sich alles um den Prinzen gedreht.

Re: Das neue Zuhause

Verfasst: Mo 29. Jun 2020, 11:42
von Aerys
Wieder war Lilian so lieb und reichte ihm seine zarte Hand, damit Aerys ihm aufhelfen konnte. Und wieder standen sie danach wieder relativ dicht voreinander. Was in Aerys natürlich wieder den Drang auslöste, Lilian über die Wange zu streicheln und ihn eng in eine Umarmung zu ziehen. Lilian war so süss. So zart. So begehrenswert. Doch da Aerys ihn nicht schon wieder erschrecken wollte, hielt er sich eisern zurück und liess den Jüngling in aller Ruhe seinen Rock glattstreichen.
Als dieser ihn unvermittelt fragte, ob sie sich am nächsten Tag noch einmal sehen würden, oder ob Aerys früh aufbrechen würde. Verdutzt blickte der Adlige den Krieger an. Wollte er ihn etwa noch einmal sehen, bevor er abreiste? Nein, der Gedanke war fast zu schön, um wahr zu sein. Soweit war Lilian noch nicht. Aber süss war die frage ja schon. Besonders der Teil, ob Aerys früh aufbrechen würde. Der Prinz musste leise lachen.
"Wann, seit wir uns kennen, Lilian, bin ich je schon einmal früh aufgestanden?" fragte er schmunzelnd und streichelte dem Jüngling nun doch eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Rein instinktiv und ohne Gedanken daran. Die waren dabei, dass er doch regelmässig fast bis zum Mittag ausschlief. "Doch ich komme dich gerne noch einmal besuchen, bevor ich abreise, wenn du das möchtest", bot er Lilian an, der danach geklungen hatte, als wünschte er sich das. Es konnte allerdings auch sein, dass er es eher befürchtete, denn erhoffte.

Unsicher hatte der Jüngling noch weitere Fragen an ihn. Was er denn tun solle, ausser nachdenken. Wieder blickte Aerys ihn verwundert an. Er hatte gedacht, Lilian wolle die freie Zeit geniessen, zu tun was er wollte. Vielleicht einfach einmal einen Tag lang nur im Bett liegen oder so. Aber anscheinend war das auch nicht das Richtige.
"Du hast doch eine Menge Bücher in deinem Regal, die du noch nicht gelesen hast", erinnerte Aerys ihn. Lilian konnte lesen und lernen. "Ausserdem hast du genügend Papier, falls du schreiben oder etwas zeichnen möchtest. Was du willst. Du kannst dich deiner Wohnung widmen und sie sauber halten oder du strickst mir für den Winter einen Schal", schlug er zum Schluss eher im Scherz vor. Verschmitzt zwinkerte er Lilian zu.
"Dann verabschiede ich mich jetzt für heute Abend, wo du wieder ruhiger geworden bist", erklärte er und küsste Lilian auf die Stirn, bevor er sich von ihm zurück zog. Wenn Lilian weiter so süss war, würde er ihn nur wieder in eine Umarmung ziehen, weil er es nicht mehr aushielt, sich zurück zu halten. "Wir sehen uns morgen noch einmal. Schlaf gut und erhole dich gut."