Annäherungsversuche

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Lilian
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Lilian machte ein fragendes Gesicht, als Aerys prompt sagte, dass es ihm furchtbar ginge. War es sein Rücken? Mit den Verletzungen und Verbrennungen hatte er bestimmt nicht gut geschlafen. Eher kurz angebunden wünschte der Prinz ihm einen guten Morgen und sagte nur abwesend, dass Lilian sich halt warm anziehen sollte, wenn es ihm so kalt war.
"Ich weiß nicht, ob die Kleidung wieder trocken ist...", wandte Lilian ein. Er ließ sich wieder auf das Bett zurücksinken. Am liebsten wäre er noch etwas liegengeblieben. Die Försterhütte war doch sehr gemütlich gewesen und wenn sie nun wieder aufbrachen, bedeutete das, dass der Ausflug vorbei war und vielleicht wurde Lilian danach wieder eingesperrt. Der Jugendliche hätte sich wenigstens die Illusion von Freiheit bewahrt.
Nur stand Aerys augenscheinlich nicht der Sinn danach, auch nur eine Minute länger in der Hütte zu bleiben. Er war bereits dabei aufzustehen. Zuerst dachte sich Lilian nichts dabei, kuschelte sich etwas länger in die Decke. Auch um seine Erregung zu verbergen in der Hoffnung, dass sie bald wieder verschwand. Er wollte nicht, dass Aerys dies sah. Nur blickte der Prinz nicht ein einziges Mal her. Er war ganz damit beschäftigt, seine Hose anzuziehen. Dabei keuchte und ächzte er so sehr, dass Lilian nun doch zu ihm schaute und sich unruhig aufsetzte. Aerys schwankte. Dann hielt er sich an der Truhe fest und versuchte erneut in die Hose zu steigen.
"Soll ich euch stützen?", fragte Lilian vorsichtig. Erschrocken schaute er drein, als Aerys sich umdrehte, um sich am Bett festzuhalten, als er endlich Hose und Socken anhatte. "Ihr seid ganz blass!", entfuhr Lilian beim Anblick der gräulichen Gesichtsfarbe. Nun waren auch bei dem Jugendlichen alle Gedanken an ein gemütliches Lümmeln im Bett vergessen. Rasch rutschte er vom Bett.
Dieses Mal war es eher lästig, dass ihm prompt die überweiten Pants herunterutschten. Lilian zerrte sie hastig wieder hoch. Besorgt kniete er oben vor der Leiter, während Aerys keuchend nach unten stieg. Der Jüngling bekam Angst, dass der Prinz noch abstürzen würde und Lilian hatte keinerlei Juwelenkraft, um ihn aufzufangen.

Zum Glück schaffte es der Prinz unbeschadet nach unten. Sein Gang war schwer und er hielt sich am Tisch fest, als er sich einen Platz auf der Bank suchte, um sich zu setzen. Lilian kletterte flink nach unten, immer wieder die Pants hochziehhend. Nun waren sie sehr hinderlich. Er hätte besser doch das Dessous anziehen sollen...
"Ist es der Rücken? Oder habt ihr euch erkältet? Ist euch schlecht?", fragte Lilian besorgt, als er zu Aerys geeilt war. Er saß schwer atmend auf der Bank, die Unterarme auf den Tisch aufgestützt, wie als könnte er sich kaum aufrecht halten. Der Prinz sah ihn leidend an und wollte erst einmal etwas Wasser trinken und so eilte der Junge gleich, um aus der Küche etwas frisches Wasser über die Pumpe in einen Becher zu gießen. Rasch kam er damit zurück zu dem Prinzen, der auch wollte, dass Lilian Lysander Bescheid sagte, dass sie sofort aufbrechen würden.
"Hier ist euer Wasser", sagte Lilian und reichte es Aerys. Dabei berührte er mit der anderen Hand den Arm des Adeligen. Es sollte tröstend sein, doch Lilian zog gleich wieder erschrocken die Hand zurück. "Ihr seid ganz heiß!" Ohne zu fragen legte der Jüngling seine flache Hand an Aerys' Stirn. Sie war glühend heiß. "Oh nein, ihr habt Fieber!"
Vor lauter Aufregung vergaß Lilian erst einmal dem Wächter zu senden. Aerys erklärte, dass es der Rücken war. Die Verletzungen mussten sich entzündet haben und würden scheußlich brennen. Betroffen blickte der halbnackte Junge ihn an.
"Das war ich...", erkannte er, "Ich habs nicht richtig versorgt. Ich muss Splitter übersehen haben. Das hab ich nicht gewollt", entschuldigte er sich. "Was.. was kann ich tun?", fragte er nun aufgewühlt, "Soll ich nochmal nachgucken? Ich kann nach Splittern suchen und neue kühlende Salbe draufgeben. Ich könnte es neu verbinden", sprudelten lauter Ideen aus ihm heraus.
Aerys schnappte ein energisches Nein und rückte auch noch von ihm fort. Lilian war ganz untröstlich. Was hatte er nur angerichtet? "Bitte lasst es mich wieder gutmachen", bat er. Er musste das wieder besser machen.
Aber der Adelige wollte nur noch so schnell wie möglich nach Hause.
"Ohne mich?", fragte Lilian kleinlaut. Denn im ersten Moment wirkte es so, als wollte Aerys gerade nicht in seiner Nähe sein. Aber nein, natürlich sollte Lilian mit. Der zierliche Jüngling nickte. Er war ganz durcheinander.
Da fragte ihn Aerys drängend, was denn jetzt mit Lysander wäre. Lilian sah ihn zerknirscht und entschuldigend an.
"N-nein", gab er aufgelöst zu. "Ich machs jetzt. Ich sende ihm jetzt."
Hastig versuchte er sich zu konzentrieren, aber er hatte Lysander noch nie gesandt und ohne Juwelen und bei all der Aufregung fiel es Lilian schwer. Es ging einfach nicht. "Ich schaff das nicht mit dem Senden. Ich erreich ihn nicht", musste er zugeben. Alles ging schief. Er schien nichts richtig machen zu können.
Ungehalten herrschte Aerys ihn an, dass er eben schnell zu ihm sollte. Lilian nickte. Beklommen sah er zur Türe.
"Ich muss nur... ich hab den Pullover oben vergessen. Den Teddypullover...", sagte er und deutete zur Leiter. "Ich hol ihn schnell und-"
Nein, er sollte jetzt gehen. Aerys schien nicht gewillt, auch nur einen Moment lang zu warten.
"Nur in...", Lilian sah an sich herunter, "Ich... okay..."
Er hielt sich die Pants fest und ging barfuß zur Türe, um sie zu öffnen. Kalte Luft schlug ihm entgegen. Es regnete zwar nicht mehr, aber der Waldboden war überall matschig. Lilian fröstelte. Vorsichtig sah er nochmal zu dem Prinzen, doch dessen ungnädiger Blick schickte den zarten Jungen endgültig aus der Türe heraus. Er war so besorgt um seine neue Aufgabe, dass Lilian in diesem Moment nicht einmal der Gedanke kam, dass er hätte flüchten können. Stattdessen verzog er das Gesicht, während er durch den feuchten Erdboden stakte und zum Stall ging.
Oh, der Wächter würde ihn in Unterwäsche sehen. Aerys' Unterwäsche... was mochte er wohl denken? Lilian fror in der Kälte, hielt die Pants sorgsam fest. Er musste dem Wächter Bescheid geben... egal wie unangenehm es ihm selbst war. Aerys musste schnell zu einer Heilerin.
Lilian überwand sich und klopfte an die Stalltüre.
"Lysander!", rief er. "Lysander! Bitte kommt schnell!"
Als der Wächter öffnete, stockte er gleich und sah Lilian überrascht an. Der Jugendliche errötete trotz aller Aufregung.
"Es ist Aerys, er ist verletzt... also das war schon gestern. Aber jetzt hat es sich entzündet und wir müssen zurück. So schnell es geht", erklärte Lilian schnell.
"Ich spanne die Pferde an", sagte Lysander. Er musterte Lilian noch einmal, sagte aber nichts zu seiner Aufmachung. Ob er es gewohnt war, dass andere draußen in Aerys' Unterwäsche herumliefen? Überhaupt stellte der Wächter keinerlei Fragen und machte sich sofort an die Arbeit. Lilian eilte wieder zurück in die Hütte. Die Füße schlammbespritzt.
"Ich hab Bescheid gesagt", berichtete er. "Darf ich mir jetzt etwas anziehen? Ich glaub, ich will doch ein Höschen haben... dann kann ich euch besser helfen."
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Aerys
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Aerys »

Kaum hatte er sich gesetzt, kam Lilian zu ihm und überschüttete ihn mit Fragen. Viel zu viele Fragen, als dass Aerys sie mit seinem dröhnenden Schädel hätte beantworten können. Er brauchte Wasser und er wollte nach Hause. Das Wasser bekam er auch, doch bevor er trinken konnte, wurde er angefasst. Erst an der Hand, dann an der Stirn. Helle Aufregung schoss in Lilian, der ganz entsetzt feststellte, dass Aerys Fieber hatte. Ah, da war ja einer ein Blitzmerker, schoss es dem Adeligen fies durch den Kopf. Er wusste längst selbst, dass er Fieber hatte. Deswegen wollte er ja auch so rasch wie möglich wieder zurück.
"Mein Rücken hat sich entzündet", versuchte er sich zusammen zu reissen. Lilian hatte es sicherlich nur gut gemeint. Schliesslich hatte er ihm auch gleich das Wasser gebracht. Leider machte diese Erklärung alles nur noch schlimmer. Lilian kam gar nicht mehr aus dem Durcheinander heraus. sofort machte er sich heftige Vorwürfe, dass er einen Splitter übersehen hätte. Aerys glaubte ja eher, dass es an dieser dreckigen Hütte lag. Was es auch war, keinesfalls wollte er, dass jemand an seinem Rücken herum werkelte. Nicht bevor er eine grosse Ladung Schmerzmittel bekommen hatte.
"Nein", rief er entsprechend entsetzt, als Lilian sich erneut um seinen Rücken kümmern wollte und rückte auf der Bank von ihm zurück. Lilian musst auch nichts wieder gut machen. "Ich will jetzt einfach nur so schnell wie möglich nach Hause", stellte er klar. Ihm war, als würde er gleich umkippen. Deswegen verstand er auch gar nicht, warum Lilian ihn auf einmal mit so grossen Augen anschaute und etwas murmelte. "Was? Nein. Hast du Lysander Bescheid gegeben." Nein, das hatte Lilian in seiner Aufregung natürlich nicht getan. Aerys stöhnte gequält. Das war ja nicht zum Aushalten. Und es kam noch schlimmer. Lilian stellte sich so ungeschickt an, dass er noch nicht einmal dem Wächter im Stall neben an senden konnte. Nervös teilte er es ihm mit.
"Dann geh eben zu ihm und erklär ihm alles", knurrte Aerys ungeduldig. Es zehrte an seinen Nerven, dass der Jugendliche noch so umständlich alles erklärte. "Jetzt mach einfach", herrschte er ihn schlussendlich wütend an. Er brauchte ihm das mit dem Pullover nicht zu erklären. Er sollte ihn einfach holen und dann zu Lysander gehen. Zu seiner Verwirrung rannte Lilian dann aber so aus der Hütte hinaus. Verwirrt starrte Aerys ihm nach. Anstrengender Junge. Na wenigstens konnte er jetzt endlich sein Glas Wasser trinken. Die Flüssigkeit schien ihm noch auf der Zunge zu verdunsten.


Er brauchte mehr Wasser. Doch Aerys war zu erschöpft sich von der Bank zu rühren. Selbst sein Kopf zu tragen schien ihm zu schwer. Müde legte er seine Arme auf dem Tisch ab und bettete seine Kopf hinein. Er musste kurz eingenickt sein, denn plötzlich stand Lilian bei ihm und wollte wieder etwas. Träge hob Aerys den Kopf blickte ihn mit blutunterlaufenen Augen an. "Ich brauche mehr Wasser", krächzte er erschöpft.
Eine gefühlte Ewigkeit später und doch ganz schnell, kam dann auch noch Lysander herein. "Prinz Verden", rief er einigermassen entsetzt. Danach spürte Aerys starke Arme, die ihn stützten und zur Kutsche trugen. Ächzend setzte Aerys sich auf die gepolsterte Bank, lehnte sich behutsam zur Seite. Lysander hatte das Dach hochgespannt und deckte ihn nun behutsam zu. Danach ging er wieder in die Hütte zu Lilian. Doch das bekam der Prinz schon wieder nicht mehr mit.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Als Lilian wiedergekommen war, schien Aerys für einen Moment über den Tisch zusammengesunken zu sein. Als er ganz langsam den Kopf hob, sah der Junge die blutunterlaufenen Augen erst so richtig. Ohweh, seit wann ging es Aerys denn so schlecht? Gestern abend.. da war es nach dem Verarzten doch erst einmal gut gewesen. Der Prinz hatte nichts mehr dazu gesagt. Lilian musste es nicht gut genug verbunden haben. Die vielen Holzsplitter waren so klein gewesen. Er hatte bestimmt welche übersehen und nun hatte es sich entzündet.
Lilian fragte, ob er sich nun etwas anziehen könnte. Vielleicht doch etwas passenderes als die Pants, die er viel zu oft wieder hochziehen musste und die momentan sehr hinderlich waren. Lilian würde sogar das Dessous anziehen, wenn seine anderen Sachen noch nicht trocken waren.
Aber Aerys hörte die Frage überhaupt nicht und krächzte nach mehr Wasser. Der Jüngling nickte und eilte sofort eifrig los, um nochmals die Wasserpumpe zu betätigen. "Lysander spannt die Pferde an. Wir können bestimmt bald los", sagte Lilian aufgeregt und brachte Aerys das gewünschte Wasser.
Danach dachte der Junge, er könnte vielleicht endlich nach passender Unterwäsche für sich suchen. Er war gerade ins kleine Bad geeilt, um das zitronengelbe Höschen zu begutachten und das Toilettenzeug von Aerys zusammenzuräumen, als auch schon Lysander in die Hütte geplatzt kam. Natürlich musste da Lilian auch schauen, was los war und ob er helfen konnte.
"Kann ich helfen?", fragte er besorgt und eilte zu dem Wächter, der nicht lange zögerte und sofort Aerys aufhalf und aus der Hütte bringen wollte. Plötzlich ging wirklich alles ganz schnell.
"Wartet, er braucht doch Schuhe", rief der Jüngling und nahm rasch Aerys' Schuhe zur Hand. Lilian kniete sich vor die beiden Männer, bemüht dem Prinzen seine Schuhe ohne Zögern überzustreifen. Lysander musste den Prinzen arg stützen, als dieser nur halbherzig die Beine anhob. Aber dieses Mal war es kein neckisches Spiel.
Als es geschafft war, führte Lysander den Adeligen sofort weiter.
"Aber er hat noch gar kein Oberteil an", erkannte Lilian und er rannte schnell zu den Taschen, um etwas passendes zu suchen. Lysander wartete nicht und als der Junge ein Hemd hervorgekramt hatte, waren Aerys und der Wächter schon längst draußen.

Lilian wollte wieder ins Bad, um endlich seine Unterwäsche zu wechseln, aber schon wieder unterbrach ihn Lysander, der darauf drängte, dass sie schnell alles zusammenpacken mussten. Lilian nickte nervös und überrumpelt zugleich.
"Ja... aber wir haben oben noch Sachen. Und.. kann ich was anziehen?", fragte er. Lysander war schon dabei ihre Kleidung und sonstige Utensilien unkontrolliert in die Körbe und Taschen zu stopfen. Natürlich sollte Lilian etwas anziehen, er sollte sich nur beeilen. Der Jüngling nickte und kletterte hastig die Leiter hinauf.
Oben fand er seinen neuen Teddypullover wieder und streifte ihn rasch über. Dabei hatte er sich weder gewaschen, noch die Haare gekämmt und seine Füße waren auch vollkommen dreckig. Und irgendwie schaffte er es einfach nicht Aerys' Pants loszuwerden, jetzt wo er sie nicht mehr tragen wollte.
Auch als er wieder unten war, kam er nicht dazu, denn Lysander hatte schon neue Aufgaben für ihn. Lilian tat sein bestes, um den Rest der Sachen zusammenzuräumen. Der Wächter wollte, dass Lilian auch die Decke mitnahm, die vor dem Kamin lag. Aber die gehörte doch gar nicht ihnen. Und da hatten Aerys und er... da hatten sie... der zarte Jüngling wurde rot, nur hatte der Wächter keinerlei Verständnis für Lilians Bedenken.
So raffte Lilian rasch die Decke zusammen.
"Lysander, das Croquetspiel ist noch auf der Wiese und ein paar andere Sachen auch noch, glaub ich. Die Picknickdecke..", erinnerte sich Lilian. Der Wächter wollte sich ein ander Mal darum kümmern und trug bereits Taschen nach draußen. Lilian schlüpfte mit dreckigen Füßen in seine dünnen Halbschuhe. Aerys hatte die Stiefel in seinem Juwelengepäck, danach konnte Lilian nun schlecht fragen. Es musste auch so gehen.
Bevor er Lysander nacheilte, füllte der Jugendliche eine Flasche mit Wasser auf. Aerys wollte vielleicht noch mehr trinken. Auch tränkte der Junge zwei Tücher mit Wasser. Selbst schwer bepackt, stakte er aus der Hütte und über das matschige Gelände zur Kutsche. Oh nein, die dummen Pants rutschten wieder. Lilian gab schnell alles in die Kutsche vorne, zog die Unterwäsche erneut hoch und kletterte dann zu Aerys in die Kutsche. Er schien eingeschlafen zu sein.
Erst als Lilian ihm behutsam eines der Tücher auf die Stirn legte, schien er kurz aufzuwachen.
"Wir fahren jetzt los", informierte Lilian ihn. "Ich hab Wasser mitgenommen, wenn ihr Durst habt." Besorgt blickte er den kranken Prinzen an. Lilian packte die Decke aus der Försterhütte über die erste Decke, die Lysander bereits über dem Adeligen ausgebreitet hatte. Fürsorglich bemühte sich der Jugendliche, es Aerys bequem einzurichten, schob ihm ein Kissen in den Nacken und kontrollierte, ob auch ja jeder Zentimeter von Aerys mit einer Decke bedeckt war. Erst als der Prinz versorgt war, versuchte Lilian auch ein Fitzelchen von der Decke abzubekommen, da es ihn arg an den Beinen fror. Zum Glück gab Aerys Wärme für zwei ab. Lilian schmiegte sich behutsam an ihn, die Bärchenkapuze des Pullovers hochgezogen.
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Marlin
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Marlin »

"Hoffentlich ist er nicht zu kurz", murmelte Marlin und blickte bekümmert zum Fenster in das trübe Herbstwetter hinaus. "Sie mag keine zu kurzen Sachen. Ausserdem sieht es kalt draussen aus. Wenn er zu kurz ist, wird sie sicherlich frieren."
"Was?" fragte Terim verwundert nach, der ihnen drein anmutig dampfenden, wohlriechenden Tee einschenkte. "Wovon sprichst du?"
"Von was wohl?" verdrehte Lucero genervt seine Augen. "Von dem bescheuerten Pullover, den er für Lilian gestrickt hat." Hitze der Scham schoss in Marlins Wangen und färbte sie rot. Betreten senkte er seinen Kopf. Das fürchtete der blonde Krieger schon die ganze Zeit, dass Lilian den Pullover ebenfalls für bescheuert hielt. Marlin hatte es für eine gute Idee gehalten, etwas schön langes für Lilian zu machen und diese Bärenohren hatte er sehr niedlich gefunden. So wie Lilian auch sehr niedlich war. Aber vielleicht fand Lilian das ganz doof und kindisch.
"Er ist sicher lang genug", beruhigte Terim ihn mit einem sanften Lächeln. "Wir haben die Länge doch an dir abgemessen und du bist etwas grösser als Lilian."
"Ha, dann ist er ihr zu lang", lachte Lucero und konnte es nicht lassen, ihn noch weiter zu piesaken. "Ihr hättet den Pullover an mir abmessen sollen. Lilian und ich sind gleich gross."
"Möchtest du denn auch einen Teddybärenpullover haben, Lucero?" fragte Terim scheu.
"Pffft, bestimmt nicht", schnaubte der Blutige und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. "Sowas ist doch bescheuert."
"Ob sie heute wieder kommen?" fragte Marlin, dessen Gedanken schon längst wieder weiter gewandert waren. "Heute ist kein schöner Tag für ein Ausflug. Oh und das Gewitter gestern. Das war wirklich furchteinflössend. Hoffentlich haben sie nichts davon abbekommen."
"Pah, du bist so ein Angsthase", verdrehte Lucero die Augen, blickte dann aber auch nachdenklich nach draussen. "Bestimmt haben sie irgendwo einen schönen Unterschlupf gefunden und kommen vor lauter vögeln gar nicht mehr aus dem Bett raus." Terim und Marlin bekamen ob der vulgären Ausdrucksweise beide wieder rosa Wangen, wandten dagegen jedoch nichts ein. Diese Möglichkeit erschien ihnen ebenfalls sehr wahrscheinlich.

Sie waren dabei, Karten zu spielen, als auf einmal Unruhe die Villa erfasste. Sie hörten, wie die anderen zielstrebig durch die Gänge gingen, teilweise sogar fast schon rannten. Sofort waren sie auch auf den Beinen und verliessen ihren gemütlichen Salon, um heraus zu finden, was los war. Erst beachtete sie niemand. Bis Lucero einem Weissgewandeten in den Weg trat, ihn hart am Handgelenk packte und fordernd wissen wollte, was die Aufregung sollte.
"Der Meister kommt gleich zurück", kam die aufgeregte Antwort. "Er soll ganz schlimm verletzt worden sein." Marlins Augen weiteten sich entsetzt und auch Terim und Lucero wirkten getroffen.
"Was ist den passiert?" wollte der blond gelockte Jüngling wissen. "Was ist mit Lilian? Ist sie auch verletzt."
"Ich weiss es nicht", schüttelte der andere den Kopf. "Bitte, lasst uns nach unten zum Hauptbeingang gehen. Sie sollten gleich hier sein." Nervös wartete er auf Luceros Erlaubnis, der schliesslich seine Hand losliess und nickte. Gemeinsam eilten sie nach unten und kamen gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie die vierspännige Kutsche relativ abrupt zum Stehen kam. Protestierend bäumten sich die Pferde leicht wiehernd auf.

Die beiden Weissgewandeten, die zur Zeit auf der Krankenstation lernten, öffneten sofort die Kutschtür und nach einem entsetzten Aufkeuchen, kletterte einer von ihnen hinein, um dem Meister hinaus zu helfen. Ein betroffenes Murmeln ging durch die Kunstwerke, als sie ihn sahen. Er sah furchtbar aus. Das Gesicht ganz bleich, die Augen rot und um seinen Oberkörper trug er einen Verband, als wäre er abgestochen worden. Ob das passiert war. Erschrocken schlug sich Marlin die Hände vor den Mund und er spürte, wie seine Augen zu brennen begannen. Auch Terim wirkte ganz bekümmert, während Lucero auf einmal wie der liebste Junge auf der Erde aussah.
"Aerys!" rief die Heilerin vom Eingang her entsetzt. "Was ist nur passiert? Los, bring ihn rein in die Krankenstation. Husch, husch." Die Kunstwerke stoben auseinander um Platz zu machen. Niemand von ihnen wollte, dass der Meister noch länger Schmerzen erleiden musste. Aber am liebsten wären natürlich alle gerne mit ihm auf die Krankenstation gegangen, um zu sehen, was mit ihm war. Was sie natürlich nicht durften.

"Was ist mit Lilian?" raunte Marlin Terim zu. Gemeinsam huschten sie zu der Kutsche, wo Lilian gerade ausstieg. Sie wirkte ziemlich blass um die Nasenspitze, wirkte soweit aber unversehrt. Oh und sie trug sogar den Teddybärpullover und sah unglaublich niedlich darin aus. Marlin konnte nicht anders, als sie erleichtert zu umarmen und an sich zu drücken.
"Lilian, bist du unverletzt?" wisperte Marlin aufgeregt. "Der Meister sieht so schlimm aus. Du bist sicher auch erschrocken. Komm, wir schauen, was mit ihm ist. Tuana bekommt das bestimmt wieder hin." Terim und Marlin nahmen Lilian in ihre Mitte und führten sie von der Kutsche weg, damit Lysander sie wegfahren konnten. Die meisten anderen Kunstwerke waren ohnehin schon wieder zurück in die Villa geeilt. Nur die Blutigen, die sich bei Begrüssungen meistens im Hintergrund hielten, waren noch draussen.
Marlin dachte sich nichts dabei, bis Alazier auf einmal aus den Schatten der Säulen trat und langsam auf sie zu ging. Seine Flügel waren nur leicht ausgefächert, zuckten einmal bedrohlich, als wolle er sich gleich auf sie stürzen. Ein ängstliches Wimmern entfloh da dem blonden Krieger und er klammerte sich erschrocken an Lilian. Genau wie Terim sich von der anderen Seite an Lilian drückte. Nervös blickte er sich nach einem Fluchtweg um. Doch irgendwie stand überall ein Blutiger. Sie waren auf einmal eingekesselt. Wie war denn das passiert.
"Du bist also unverletzt", sagte Alazier bedrohlich mit seiner dunklen Stimme, die durch Mark und Bein ging. "Kein Kratzer, während der Meister den ganzen Oberkörper verbunden und glühendes Fieber hat."
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Die Pferde schnauften, als die Kutsche sich langsam aus dem matschigen Untergrund vor der Försterhütte befreite. Dann fuhren sie bereits durch den Wald und zur Straße hin. Lysander nutzte seine Kunst, um einen umgefallenen Baum hoch in die Luft zu erheben, der den Weg blockiert hatte. Auch mehrere hinabgestürzte Äste, die die Pferde behinderten, schob er mit Juwelenkraft beiseite. Lilian blickte staunend zu. Es sah aus, als befänden sie sich in einem Meer aus Unrat und Unruhe und die Kutsche pflügte alles beiseite. Links und rechts schwebten Stämme, Äste und Schlammhaufen atemlos langsam durch die Luft ehe sie am Wegesrand wieder niederkamen, während die Pferde immer schneller durch die freigelegte Trasse galloppierten.
Aber von all dem bekam Aerys nichts mit. Er hatte nur manchmal die Augen halb offen und selbst dann schien er Lilian nicht wahrzunehmen. Der Junge wischte dem Prinzen sorgsam den Schweiß aus dem Gesicht, aber viel mehr konnte er nicht machen. Vorsichtig griff er nach Aerys Hand und hielt sie fest.
Inzwischen hatten sie den Wald hinter sich gelassen und nun, zwischen den Feldern und Wiesen, war der Weg nicht mehr blockiert. Manchmal rollten sie schnell durch tiefe mit Wasser vollgelaufenen Wagenrinnen und das Wasser spritzte nur so auf. Es war eine sehr aufregende Fahrt. Der Himmel war dunkelgrau wie altes Metall und Lilian fror an den Beinen. Seine Füße waren kalt. Er suchte in einer Tasche nach seinen Socken und zog sie über seine dreckigen Füße ehe er wieder in seine Halbschuhe schlüpfte. Es half ein bißchen.
Ansonsten saß Lilian schweigend neben dem Prinzen und hoffte, dass sie schnell zurück zur Villa kamen. Dabei war das verrückt. Wenn sie beim Anwesen waren, bedeutete das, er musste zurück in seinen Käfig. Vielleicht würde Aerys nie wieder einen Ausflug mit ihm machen, nun wo er so verletzt und krank geworden war.
Lilian blickte nach draußen zu den vorbeiziehenden Feldern, glänzend vor Nässe. Er hätte den Ausflug besser nutzen sollen, um wegzulaufen. Er hatte nichtmal daran gedacht. Nachts hätte er abhauen sollen oder zumindest die Gegend auskundschaften, eine Flucht vorbereiten. Stattdessen hätte er Berührungen an seinen Schenkeln gewollt...
Der junge Krieger wusste nicht, was mit ihm los war. Und nun saß er neben dem Mann, der ihn misshandelt hatte, und sorgte sich um sein Wohlergehen. Kopfschüttelnd lehnte er sich zurück. Er wollte sich nicht um Aerys sorgen! Er sollte wütend auf ihn sein. Und nicht lachen und.. jetzt besorgt. Aber in den letzten Wochen hatte er niemanden außer Aerys gehabt...
Und dieses komische Empfinden, wenn Lilian das Geburtsjuwel des Prinzen berührte oder dessen Kunst spürte. Dann fühlte er sich so sehr mit Aerys verbunden. Es musste etwas zu bedeuten haben.
Lilian nutzte das Wasser aus der Flasche um das inzwischen warme Tuch wieder neu zu befeuchten und kühl zu machen. Dann legte er es erneut auf die Stirn des Prinzen. Er schien kurz etwas zu murmeln.
"Wir sind bald zurück", versprach der Junge, "Möchtet ihr etwas trinken?"
Aber der Prinz reagierte nicht und war wieder weggedämmert. Ratlos saß Lilian neben ihm. War er gestern noch so aufgeregt wegen dem Ausflug gewesen und hatte die neue Umgebung wie manisch genossen und in sich eingesogen, so kam ihm die Landschaft jetzt freudlos und trist vor. Die ganze Umgebung war weiterhin fremd. Ein fremdes Land, wo Lilian weder wusste wo er war noch welchen Tag sie hatten. Irgendwann hatte er das genaue Zeitgefühl verloren.

Dann tauchte das Anwesen des Adeligen vor ihnen auf. Es war das einzige Vertraute, das Lilian hier kannte, und doch erfüllte es ihn mit Furcht. Hatte es zu Beginn noch friedlich gewirkt, so hatte der Jugendliche inzwischen eine Ahnung von den furchteinflößenden Regeln in der Villa bekommen.
Auf dem Hof hatten sich gleich jede Menge der Kunstwerke versammelt. Lilian wollte keiner von ihnen werden. Nein, bitte nicht. Die Kutsche hielt mit einem Ruck vor der breiten Treppe und die vier Pferde bäumten sich kurz wiehernd auf. Ihre Körper glänzten vor Schweiß und zitterten. Lysander war ein sehr schnelles Tempo gefahren.
Weißgewandtete öffneten die Kutschtüre und waren gleich entsetzt, als sie Aerys so sahen. Lilian wusste nicht was er sagen sollte. Er berührte den Prinzen an der Schulter.
"Aerys, wir sind da", sagte er und versuchte ihn zu wecken. Einer der Weißgewandten war in die Kutsche gestiegen, hatte sich an Lilian gleich vorbeigeschoben und half Aerys sich aufzurichten, um ihn aus der Kutsche zu bringen. Hastig versuchte Lilian irgendwie dabei zu helfen und stützte den Prinzen von ihnen. Aber dann war er sofort umringt von erschrockenen und besorgten Weißgewandten. Sie wirkten ganz außer sich.
Die Heilerin würde Aerys bestimmt schnell helfen können, dachte Lilian, aber auch er war besorgt wie rapide sich der Zustand des Prinzen verschlechtert hatte. Lady Ildris war dann auch gleich da und scheuchte die weißgekleideten Männer herum, dass sie den Adeligen in die Krankenstation bringen sollten.
Lilian war da gerade erst einmal aus der Kutsche gestiegen. "Danke, Lysander, für die schnelle Fahrt", sagte er dem Wächter, der schon dabei war sich um die Pferde zu kümmern. Der Hayllier wirkte unermüdlich.
Als Lilian sich wieder umdrehte, kamen Marlin und Terim auf ihn zu. Lilians Gesicht hellte sich auf. Es war trotzdem schön, seine Freunde zu sehen. Marlin fiel ihm fast in die Arme und drückte ihn fest. Lilian erwiderte die Umarmung, froh jemanden zu haben den er drücken konnte. Aber dann zupfte er am Pulloverkleid, um auch die Pants wieder oben zu behalten.
"Hallo, Marlin. Hallo, Terim", begrüßte Lilian sie nach der Umarmung, während ihn Marlin schon fragte wie es ihm ging und sich um den Meister sorgte.
"Mir gehts okay... nur ein bißchen kalte Füße", antwortete er Marlin. Oh ja, sie sollten schnell reingehen und zur Krankenstation. Fast alle anderen waren bereits wieder hereingegangen und umschwärmten den Adeligen aufgeregt. Lilian wollte auch sehen, ob Tuana Aerys' Zustand schnell bessern konnte. Und vielleicht wollte sie etwas über Aerys' Verletzung wissen. Sie würde bestimmt sehen wie stümperhaft Lilian es verbunden hatte... er hatte doch nur helfen wollen. Es tat ihm leid, dass Aerys es nun deswegen noch schlechter ging.

Sie wollten gerade die Treppe hinauf, als sie plötzlich von Alazier abgefangen wurden. Der riesige Eyrier versperrte ihnen den Weg und hatte seine breiten, muskulösen Arme verschränkt. Seine dunklen Flügel waren etwas ausgebreitet und sein Schatten fiel genau auf die kleine Gruppe vor ihm. Marlin wimmerte eingeschüchtert, klammerte sich an Lilian, während Terim auf der rechten Seite das gleiche Tat. Und an wen sollte sich Lilian klammern? Er schluckte schwer und sah zu dem Eyrier hoch. Er stand zwei Stufen über ihnen und wirkte dadurch nochmal so bedrohlich. Lilian hatte ihn nicht mehr gesehen seit... seit der Zeremonie. Und er hatte genausowenig vergessen wie Alazier versucht hatte ihn zu erwürgen und zu ertränken. Lilian hatte immer noch Albträume deswegen.
Aber Alazier war nicht der einzige Blutige, der nun dichter zu ihnen trat. Auch hinter ihnen und von den Seiten kamen Rotgewandtete näher. Der junge Dhemlaner bekam es mit der Angst zu tun. Was hatte das zu bedeuten? Aerys hatte ihnen doch verboten, Lilian anzurühren. Das galt noch oder? Nur war der Prinz gerade in keinerlei Lage, dieses Verbot nochmal allen Blutigen laut und deutlich mitzuteilen.
Alazier musterte ihn und bemerkte, dass Lilian unverletzt wäre. So wie er es sagte, klang es so, als wollte er an dem Zustand etwas ändern. Dagegen wäre der Meister verbunden und hätte glühendes Fieber.
Dachten sie.. dachten sie etwa, Lilian wäre daran schuld? Hastig blickte er zwischen den bedrohlichen Männern hin und her.
"Wir.. wir wurden von dem Gewitter überrascht", erklärte der Junge mit viel zu heller Stimme. Er räusperte sich und wurde leicht rot. Und er hatte auch noch den Bärchenpullover an. Er wunderte sich, dass die Blutigen ihn nicht schon längst ausgelacht hatten. Lilian schob wenigstens die Kapuze hinunter. Man sah dadurch auch etwas besser die Knutschflecke an seinem Hals.
"Ein Blitz ist direkt neben uns in einen Baum eingeschlagen und Aerys... er hat sich in Richtung des Einschlages gedreht und mich weggeschoben", erzählte Lilian schnell. "Er hatte ein Schild, aber es hat nicht gereicht. Er hat trotzdem versucht mich zu beschützen." Lilian fand dies als sehr tapfer und aufopferungsvoll. Es hatte großen Eindruck hinterlassen, dass Aerys dies für ihn tun würde anstatt Lilian sich selbst zu überlassen. Vielleicht würde der Adelige dies aber auch für all die Kunstwerke tun. Sie auf diese Weise schützen.
"Er hat Verbrennungen und.. kleine Holzsplitter in Wunden im Rücken..." Lilian versuchte dem finsteren Blick von Alazier standzuhalten. "Ich hab versucht, sie alle rauszuziehen. Bestimmt, Alazier. Wir sind für die Nacht in einer kleinen Försterhütte untergekommen. Ich hab die Wunden ausgewaschen und Brandsalbe draufgegeben und dann hab ich es verbunden. Es war alles gut. Ich.. ich hab mein Bestes gegeben", beteuerte er. Wollte der Blutige dies hören?
"Aber heute morgen gings ihm plötzlich viel schlechter. Und dann sind wir sofort zurückgefahren", schloss Lilian seine Erklärung in der Hoffnung, dass Alazier damit zufrieden war und verstand wie es zu Aerys Verletzungen und Fieber gekommen war.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Marlin »

Marlin wollte Alazier sagen, dass Lilian doch nichts dafür konnte, dass es dem Meister nicht gut ging. Bestimmt war sie genau so betroffen und erschrocken deswegen, sie sie alle. Es war doch gut, dass es nicht beiden so elend ging. Da musste Tuana sich nur um eine Person kümmern und hatte entsprechend auch mehr Kraft für sie übrig. Aber zu seinem Entsetzen brachte er keinen Ton heraus. Seine Kehle war wie ausgedörrt und zugeschnürt ob des wütenden Kriegerprinzen, der mühsam beherrscht langsam auf sie zukam. Marlin fühlte sich vor lauter Angst zur Salzsäule erstarrt. Wie schlimm musste sich da die arme Lilian fühlen, über der sich der ganze Zorn direkt entlud? Marlin an ihrer Stelle wäre bestimmt vor Schreck in Ohnmacht gefallen.
Lilian war jedoch aus bedeutend härterem Holz geschnitzt als er. Bewundernd hörte Marlin ihr zu, wie sie erzählte, dass sie vom Gewitter überrascht worden wären und wie der Meister sie heldenhaft und selbstlos vor dem Explodierenden Baum gerettet hatte, in den ein Blitz eingeschlagen war. Das war ja so romantisch. Alazier untehaltenes Zucken mit den Flügeln riss ihn jedoch sofort wieder in die beängstigende Realität.

Alles gut?", knurrte der Kriegerprinz wütend. Marlin zuckte erschrocken zusammen und auch Terim war kreidebleich geworden. Alles in ihm schrie danach, fortzurennen. Aber er wollte Lilian nicht alleine lassen. Auch wenn Alazier ganz danach aussah, als könne er sich kaum mehr zurück halten, Lilian nicht brutal zu verprügeln und Terim und ihn gleich mit, weil sie sich ängstlich an sie klammerten.
"Du hättest den Meister schützen sollen", fuhr Alazier Lilian zornentbrannt an. "Du hättest die Holzspliter und die Verbrennungen abbekommen sollen. Ihr hättet schon gestern Abend zurück kommen sollen, anstatt den Meister deiner Metzgerei zu überlassen. Du hättest um Hilfe rufen sollen oder zur Not zu Fuss hier her zurück kommen. Niemals hättest du den Meister so lange seinen Verletzungen aussetzen dürfen." Alazier stand nun dicht vor ihnen, hatte die Flügel vor zorniger Erregung halb ausgebreitet.
"Verschwinde von hier", zischte er bebend vor Wut. "Du bringst nur Unheil über uns alle. Beinahe hättest du Darion getötet und nun muss der Meister deinetwegen leiden. Geh, bevor du noch mehr anrichtest. Los. Hau ab."
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Leider wurde schnell deutlich, dass Lilians Erklärung der Geschehnisse den Kriegerprinzen alles andere als besänftigte. Wie die anderen Blutigen in dem Kreis darüber dachten, wusste Lilian nicht. Er wagte es nicht den Blick von Alazier zu nehmen aus Angst, dass dieser es gleich als Gelegenheit wittern würde ihn anzufallen. Bloß aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass Lucero auch zu den Blutigen gehörte, die ihnen hier aufgelauert hatten. Würde er ihnen etwas tun? Das konnte nicht sein. Wieso machte er da mit? Lilian spürte wie er enttäuscht wurde, aber lange hatte er keine Zeit dieses Gefühl zu ergründen.
Lilian zuckte erschrocken zusammen, als der großgewachsene Eyrier bloß mit seinen Flügeln zuckte.
Wütend knurrte ihn der Blutige an, dass Lilian den Meister hätte schützen sollen. Er hätte was? Aber wie hätte Lilian das denn machen sollen? Er durfte seine Juwelen ja nicht tragen. Seit er hierher gekommen war, hatte er sie nicht einmal zu Gesicht bekommen. Und er war bestimmt nicht so stark wie Alazier.
Dieser fand trotzdem, dass Lilian die Verbrennungen und Splitter hätte abbekommen sollen.
"Ich hatte meine Juwelen nicht und es ging alles so schnell", wehrte sich der Jugendliche gegen die gemeinen Anschuldungen. Als der Blitz neben ihnen eingeschlagen war, hatte sich Aerys bereits in die Wucht der Explosion gedreht. Lilian wusste nicht, was er getan hätte, wenn er näher bei dem Baum gewesen wäre. Hätte er sich hineingeworfen, um Aerys zu schützen? Nein, er glaubte nicht. Er hatte genug für den Prinzen geopfert. Und Lilians Körper war so klein. Es hätte vermutlich nicht einmal etwas gebracht, sagte er sich.
Alazier war aber noch nicht fertig und deckte ihn mit jähzornigen Vorwürfen ein. Dass sie sofort hätten zurückkommen sollen. Lilian hätte zu Fuß zurücklaufen sollen oder um Hilfe rufen. Es wurde immer absurder.
"Das wär.. wär alles gar nicht gegangen. Du warst nicht dabei", rechtfertigte sich der zarte Jüngling, obwohl ihm die Angst in der Kehle steckte. Alazier sah so wütend aus und als ob er sie gleich alle verprügeln wollte. Hilflos versuchte Lilian zu erklären, warum sie erst jetzt zurückgekommen waren.
"Das Gewitter war zu stark. Aerys wollte es so.. i-ich konnte doch auch nicht mehr machen", stammelte er.

Mit einem kräftigen Schritt war der Eyrier direkt vor ihm und breitete seine riesigen Schwingen aus. Vom Eingang zur Villa war nichts mehr zu sehen. Wenn er ihn nun in seinem Zorn einfach so weh tat und Aerys' Gebot vergaß? Vielleicht galt es ja auch gar nicht für jene, die den Prinzen unachtsam in Gefahr gebracht hatten.
Alazier stand so nah, dass er ihn hätte ergreifen können. Lilian konnte wieder die unbarmherzigen Finger an seiner Kehle spüren. Er musste daran denken wie er verzweifelt nach Luft geschnappt hatte. Die drei Freunde wichen etwas zurück, aber hinter ihnen standen ebenfalls Blutige und versperrten den Weg.
Der Kriegerprinz zischte Lilian drohend an, dass er von hier verschwinden sollte, da er nur Unheil über die anderen brachte.
"Geh, bevor du noch mehr anrichtest. Los. Hau ab", sagte er. Lilian konnte kaum glauben, was er da hörte, und die Worte machten den jungen Krieger sowohl bitter als auch wütend.
"Ich will doch gar nicht hier sein", brachte er zunächst mit leiser Stimme hervor ehe er kräftiger wurde. "Ich will zurück nach Hause zu meiner Familie. Ich will kein Kunstwerk werden oder zu euch gehören!", wehrte er sich dagegen. Lilian hatte nicht darum gebeten, hier zu sein. "Und.. und ich kann doch nichts fürs Wetter! Es war ein Unfall!" Er versuchte sein Kreuz durchzudrücken und stark zu wirken, aber der niedliche Pullover und seine zierliche Statur machten dies immer noch ziemlich zunichte.
"Und Darion wär gar nix passiert, wenn Aerys es sich nicht in den Kopf gesetzt hätte, mich unbedingt haben zu wollen!", rief er. "N-nichts wär davon passiert und ich wär jetzt tot." Es war etwas woran er eigentlich nicht gerne dachte. Er konnte Aerys nicht an allem die Schuld geben.
"Und.. und wenn du willst, dass ich verschwinden soll, dann flieg mich doch hier weg!", forderte er den Kriegerprinzen heraus.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Marlin »

Marlin wusste auch nicht, wie Lilian den Meister hätte schützen sollen. Sie war doch so zart und klein. Noch kleiner als er selbst. Sie durfte noch nicht einmal ihre Juwelen tragen. Marlin konnte mit seinem gelben Juwel auch nicht viel ausrichten, aber so ganz ohne musste das furchtbar sein. Ausserdem war es ein Blitzeinschlag gewesen. Marlin war sich nicht sicher, ob dagegen überhaupt ein Juwel half. Zurück laufen kam ihm auch nicht wirklich sinnvoll vor. Marlin wusste zwar nicht, wo sie gewesen waren, aber je nach dem konnte das bedeuten, dass Lilian jetzt noch nicht zurück wäre. Ausserdem kannte sie sich hier doch gar nicht aus. Nur war Alazier dermassen wütend, dass der blonde Krieger sich nicht traute, auch nur falsch zu atmen.

Lilian liess sich jedoch nicht so klein unterkriegen. Tapfer hielt sie dem zornigen Kriegerprinzen entgegen, dass sie nichts gegen das Gewitter hätte machen können. Es sei zu stark gewesen. Marlin verstand das vollkommen. Er fand, Lilian hatte schon so sehr viel gemacht. Den Meister zu versorgen, die Splitter zu ziehen und die Brandwunden zu säubern, dazu brauchte es starken Nerven. Marlin hätte das nicht gekonnt. Er hätte bestimmt nur geweint und wäre gar nicht nützlich gewesen. Lilian hingegen war so tapfer und so mutig. Marlin konnte nicht anders, als sie bewundernd anzulächeln.
Bis Alazier Lilian auf einmal davon jagen wollte und sie ihm entgegen hielt, dass sie ohnehin gar nicht hier sein wollte. Sie wolle zurück nach Hause zu ihrer Familie. Sie wolle weder ein Kunstwerk werden, noch zu ihnen gehören. Das... das tat irgendwie weh. Betroffen blickte Marlin sie an. Aber, sie hatten sich doch gerne. Natürlich sie vermisste ihr Zuhause. Aber wollte sie denn wirklich gar nichts mit ihnen zu tun haben? Sie waren doch jetzt Freunde geworden.

"Lilian..." murmelte er unsicher. Nur leise, doch Alazier hatte ihn gehört. Sein Kopf ruckte zu ihm hinüber.
"Du sollstest dich nicht so an Lilian klammern, Sonnenschein", fuhr er ihn an. Marlin erstarrte in Panik und konnte sich nicht mehr rühren. "Lilian will dich nicht. Geh auf Abstand. So oft wie du um Lilian herumscharwänzelst ist es ein Wunder, dass es dich nicht schon längst als nächstes getroffen hat. Aber das wirst es. Glaub mir. Geh von Lilian weg, sonst wirst du als nächstes leiden müssen."
Marlin bekam grosse Augen. Das konnte doch nicht wahr sein. Lilian war lieb. Sie tat niemandem absichtlich weh. Wegen Darion machte sie sich genau wie alle anderen grosse Sorgen. Alazier sah das jedoch anders und da Marlin aus Angst und Überforderkung keinen Wank tat, packte er ihn hart am Oberarm. Wimmernd zuckte er zusammen. Dann wurde er auch schon von Lilian weg gezerrt und zur Seite geschubst. Ehe er sich versah, landtete er in Kastors Armen, der ihn herrisch an sich zog. Nein! Angstvoll wollte er fliehen. Doch der grobe Krieger packte ihn hart an den Handgelenken und verdrehte sie ihm so brutal auf den Rücken, dass Marlin das Gefühl hatte, ihm würden beide Schultern ausgekugelt. Mit einem gequälten Schrei sank er auf die Knie und musste den Oberkörper weit vorbeugen, um den Schmerz ertragen zu können.

Es dauerte einen Moment, bis Marlin wieder mitbekam, was um ihn herum geschah. Bis er vorsichtig seinen Kopf eben konnte, um zu sehen, was mit Lilian war. Nur ein klein wenig, da Kastor seine Hände noch immer in einem schraubstockartigen Griff festhielt. Es tat so weh. Inzwischen hatte Alazier auch Terim von Lilian weggeholt. Der schlanke Krieger stand mit dem Rücken dicht vor den Kriegerprinzen gedrückt, tänzelte verzweifelt auf den Zehenspitzen, um den Halt nicht zu verlieren. Vorsichtig versuchte Marlin noch etwas weiter hoch zu schauen. Alazier hatte seinen kräftigen Unterarm um Terims Hals gelegt und zog den grauäugigen Dhemlaner würgend an sich heran. Terims schlanke Finger klammerten sich verzweifelt an den Unterarm, wo er etwas Halt zu erhaschen versuchte, damit ihm die Luft nicht gänzlich abgeschnürt wurde. Er bekam schon so kaum genügend davon.

"Wär für uns alle das Beste, wenn du tot wärst", hörte Marlin Alazier knurren und musste daraufhin schluchzen. Das war gar nicht war. "Verschwinde einfach. Für immer. Und ich werde dich bestimmt nicht fliegen. Hau einfach ab." Kraftvoll stiess der wütende Kriegerprinz die schlanke Lilian gegen die Schulter, damit sie endlich ging. Von dem Schwung taumelte Lilian prompt einige Schritte zurück. Bevor sie jedoch fallen konnte, war der schöne Javier geschmeidig hinter sie getreten und fing sie sanft auf. Schlang gleich seine Arme besitzergreifend und schützend zugleich um sie.
"Wie wäre es, wenn ich sie stattdessen mit zu mir nehme?" schlug er dunkel vor. Oh, nein. Arme Lilian. "Da kann sie niemandem etwas antun, bis der Meister soweit ist, über sie zu entscheiden. Ich passe gut auf sie auf."
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Marlin wandte sich an ihn und wollte etwas sagen, aber da reagierte bereits Alazier auf ihn und drohte plötzlich Marlin. Er sollte sich nicht an Lilian klammern, da dieser ihn sowieso nicht wollte. Das war nicht richtig. Lilian hatte den anderen Jugendlichen gern.
"Nein, ich-", versuchte Lilian dagegen etwas zu sagen, aber der Kriegerprinz ließ ihn nicht zu Wort kommen und forderte Marlin wütend auf, dass dieser von Lilian Abstand halten sollte, sonst würde er als nächstes leiden müssen.
"Das ist nicht wahr", wehrte sich der Jugendliche gegen die erbosten Anschuldigungen. "He, lass ihn los!" Alazier hatte Marlin prompt grob am Arm gepackt und zerrte sie auseinander, obwohl Lilian noch vergeblich versuchte seinen Freund festzuhalten. Der Eyrier verpasste dem blonden Krieger einen kräftigen Schubs und Marlin stolperte geradewegs gegen Kastor. Der Blutige packte Marlin auch gleich fest an den Handgelenken und zerrte sie ihm auf den Rücken. Marlin schrie auf, sackte in die Knie, während Kastor ihm die Arme hinten festhielt und verdrehte.
"Marlin!", rief Lilian entsetzt. Er musste irgendetwas tun. Der junge Krieger wollte schon versuchen, Marlin zu befreien, als Alazier sich bereits dem nächsten widmete. Er riss Termin zu sich heran, ihn dabei herumwirbelnd. Dann schloss sich die große Hand des Eyriers feste um Terims Hals und begann ihn zu würgen. Lilian riss furchtsam die roséfarbenen Augen auf. Er wusste sehr gut wie sich das anfühlte von Alazier gewürgt zu werden und wünschte es niemandem. Vor allem nicht Terim. Der sanfte Weißgekleidete balancierte noch gerade so auf seinen Zehenspitzen und hielt sich an Alaziers kräftigen Unterarm fest.
Alazier schien es darauf anzulegen, auch gleich zu bewahrheiten, dass einem in Lilians Nähe nur Schlechtes zustieß.
"Hört auf!", rief der Jüngling und sah sich verzweifelt nach Hilfe um, aber die Blutigen hatten sie komplett eingekesselt und von den Weißgewandten war niemand zu sehen. Auch Lysander war fort, hatte vermutlich die Kutsche zum Stall gefahren.
Lilian konnte nicht fassen, dass ihnen das passierte. Warum gaben die Blutigen ihm an allem die Schuld? Er hatte doch auch nicht gewollt, dass Aerys erkrankte. "L-lasst sie los!", rief er mit sich überschlagender, heller Stimme. Der zierliche Junge wusste nicht was er gegen all die Männer ausrichten sollte, die seinen Freunden so zusetzten.

Alazier knurrte ihn an, dass es besser wäre, wenn Lilian tot wäre. Er sollte für immer verschwinden. Irgendwo hinfliegen wollte der Eyrier ihn aber auch nicht, um ihm zur Flucht zu verhelfen. Ob.. er es nicht wagte? Wegen Aerys? Lilian versuchte verzweifelt an eine Lösung zu denken, als ihn der Kriegerprinz mit seiner freien Hand so hart gegen die Schulter stieß, dass der Jugendliche sofort nach hinten fiel. Stolpernd versuchte er sich noch zu fangen ehe er gegen einen Körper prallte.
Lilian gab ein entsetztes Keuchen von sich, als er den Kopf drehte und erkannte wer ihn da abgefangen hatte. Javier, der Kerkermeister! Der Blutige schloss die Arme um ihn, zog ihn dicht an sich. Energisch begann der Junge zu strampeln und mit den Beinen auszuschlagen, als er zu seinem Entsetzen merkte, dass die dummen Pants wieder dabei waren herunterzurutschen. Lilian erstarrte panisch. Keinesfalls wollte er, dass ihm inmitten der Blutigen seine Unterwäsche runterrutschte und sie das alle sahen, vielleicht sogar ausnutzen wollten. Lilian bekam große Angst.
Javier wollte ihn mit sich nehmen und auf ihn aufpassen. "Nein, lass mich los! Ich will nicht in den Kerker!", wehrte sich der Jüngling entsetzt. Nicht zurück in den Kerker. Dort war es furchtbar und Javier war gruselig. Lilian hob den Kopf, wilde, lange Haarsträhnen im Gesicht. Hilfesuchend blickte er zu Lucero, der etwas abseits stand. Eingegriffen hatte er bisher aber auch nicht.
"Lucero, bitte hilf uns!", flehte er. Der schöne Prinz war zwar ein Blutiger, doch er war auch beim Nachmittagstee dabei gewesen und hatte Lilian auch vor der Zeremonie geholfen. Er würde doch etwas unternehmen oder?
"Ihr.. ihr könnt mich nicht in den Kerker tun!", versuchte er das Unglück noch abzuwenden, "Aerys würde es nicht erlauben!" Lilian wusste nicht, ob der Prinz dies tatsächlich nicht zulassen würde oder nicht, aber Aerys war gerade sicher in der Krankenstation und wurde von Lady Ildris behandelt. Die Blutigen würden ihn nicht um Erlaubnis fragen können.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Javier »

Es war für sie alle ein Schock gewesen, den Meister so verletzt zu sehen. Der adelige Prinz war eher ein Stubentiger, ein verwöhnter Feigling, der sich selten in der freien Natur aufhielt. Wenn, dann eher in schönen Gärten und gut angelegten Pärken. Alles was nach Sport, Anstrengung und Schmerzen klang, mied er für gewöhnlich mit grossem Bogen. Er konnte zwar etwas fechten, weil dies von einem adeligen Mann erwartet wurde, und er war überraschend gut im Umgang mit Pfeil und Bogen, aber das war es dann auch schon. Den Prinzen nun so zu sehen, brachte sie alle aus der Fassung.
Die Schäfchen umringten ihn gleich besorgt, begleiteten den Meister in die Villa zur Krankenstation. Dabei kümmerten sie sich rührend um ihn. Das war ihr Vorrecht als Schäfchen. Sie Wölfe hatten sich zurück zu halten. Es liess sie sich hilflos fühlen, dass sie nichts gegen die Schmerzen des Meisters tun konnten. Dass sie nicht hatten verhindern können, dass er überhaupt verletzt wurde. Diese Hilflosigkeit, diese Machtlosigkeit machte sie wütend. auch wenn sie auf sadistische Spiele beim Sex standen, sahen sie sich doch in gewisser Weise als die Kämpfer, die Beschützer dieser Familie. Den Meister so verletzt zu sehen führte ihnen vor Augen, dass sie versagt hatten.

Den Kriegerprinzen mit seinem heissen Blut traf es besonders hart. Gerade noch vor kurzem hatte er erfahren, dass Darion womöglich so schwer verletzt worden war, dass der Meister ihn wohl verstossen würde. ausgerechnet Darion, an dem das Herz des so verschlossenen Kriegerprinzen mehr hängte, wie Javier vermutete, als Alazier zuzugeben bereit war. Und nun der Meister, der das Herz von ihnen allen war. Das war schlichtweg zuviel für Alazier. Seine Wut entlud sich ndonnernd über der armen Lilian, die davon vollkommen überrollt wurde. Dabei waren Alaziers Vorwürfe eigentlich gegen sich selbst gerichtet und nicht gegen die zarte Lilian.
Ihnen allen war klar, dass sie in der von ihr geschilderten Situation, nicht wirklcih etwas hätte ausrichten können. Aber sie hätten es gekonnt. Alazier sowieso, Kastor, Javier selbst. Wahrscheinlich sogar der zarte, kleine Lucero. Nur Horatio wäre dafür zu alt gewesen. Ansonsten hätte jeder der Blutigen den Meister schützen können. Wenn sie nur da gewesen wären. Stattdessen war der Meister alleine mit Lilian unterwegs gewesen, weswegen sie nun allen Frust abbekam.

Lilian konnte jedoch nichts von Alaziers vertracktem Gefühlsleben wissen und hatte einfach nur Angst. Verständlich. Der Kriegerprinz war furchteinflössend in seiner Wut. Auch Javier musste all seinen Mut zusammen nehmen, damit er sich in den Streit einmischen konnte und sich dabei in womöglich in Alaziers Schussbahn zu stellen. Es war ein Risiko. Doch er konnte nicht dabei zuschauen, wie Lilian Alaziers Wut nur noch weiter anfachte. Javier fürchtete, dass Alazier bald etwas tun würde, wofür er grossen Ärger bekam. Entweder weil er Lilian eigenhändig über die Mauer warf oder ihn doch noch verprügelte. Aber Javier wollte nicht, dass Alazier deswegen vom Meister bestraft wurde. Genau so wenig, wie er wollte, dass Lilian von hier floh und den Meister, Marlin, Terim und Lucero damit im Stich liess.

Also riss er seinen Mut zusammen, trat vor und fing Lilian gerade noch rechtzeitig auf, damit sie nicht stürzte. Dunkel schlug er vor, Lilian mit zu sich in den Kerker zu tun. Es sollte bedrohlich klingen, damit Alazier ihm glaubte, dass sie die Strafe erhielt, die sie verdiente. So würde er sie in Ruhe lassen und Lilian war in Sicherheit. In Sicherheit vor dem Kriegerprinzen und vor allfälligen Dummheiten, die ihr selber in den Sinn kamen zu tun. Leider war es dann vorallem Lilian, die ihm glaubte, dass es für sie ganz furchtbar im Kerker werden würde. Heftig strampelnd versuchte sie sich aus seinem Griff zu befreien, nur um vor Angst zu erstarren, als sie merkte, dass sie nicht frei kam.
Zu allem Überfluss zog sie nun auch noch Lucero mit in die Sache herein, indem sie ihn bat, sich für sie einzusetzen. Als ob der junge Prinz sich gegen den Kriegerprinz hätte behaupten können. Trotzdem trag Lucero vor. Unschuldig und mit grossen Augen, ganz in seiner Rolle vom braven Jungen von nebenan. Dennoch war Javier davon überzeugt, dass er ziemlich nervös war. So wie sein Blick ziemlich lange nachdenklich an Terim hängen blieb.

"Ach, komm schon Mäuschen, du tust mir unrecht, so übel ist mein Kerker gar nicht", tat Javier gespielt enttäuscht. "Da ist es trocken, es es windet nicht, hat kaum Ratten und wenn du besonders lieb zu mir bist, kriegst du auch eine Decke. Es gibt bedeutend schlimmer Kerker. Und wenn du da drin bist, kann auch niemand mehr Dummheiten anstellen. Alle werden zufrieden sein." Hoffentlich war das nicht zu sanft für Alazier gewesen. Der schlaue Lucero jedenfalls blickte ihn scharf an, bevor er Lilian beängstigend zuckersüss anlächelte.
"Ja, lass uns in den Kerker gehen, Lilian", meinte er jungenhaft, trat neben Lilian und fasste sie bei der Hand. "Ich werde dir da Gesellschaft leisten. Das wird bestimmt spassig." Javier erschauderte. Der puppenhafte Jüngling konnte schon sehr unheimlich sein. So lieb, so süss und so gefährlich.
"Sperrt ihn Lilian nur gut ein", knurrte Alazier drohend. Seine Flügel zuckten schon wieder bedrohlich und Javier hatte das ungute Gefühl, dass er ihn durchschaut hatte. So nickte er nur knapp und zerrte Lilian hastig mit sich zur Villa, weg von Alazier.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Hoffnungsvoll sah er zu Lucero, als dieser hervortrat. Aber dieses Mal wirkte er nicht frech und gewitzt. Er machte große Augen wie als wüsste er nicht was los sei. Lilian versuchte sich vergeblich aus Javiers harten Griff zu winden.
"Lucero!", rief er um Hilfe, aber dieser blickte hinüber zu Terim und blieb dann doch stehen, unternahm nichts, um ihnen beizustehen. Lilian wurde immer verzweifelter. Er wollte nicht im Kerker enden oder weiter in die Fänge der Blutigen geraten. Der Ausflug hätte nicht so enden sollen. Es hatte etwas schönes werden sollen und nun machten sie es alle kaputt. Lilian hatte zwar befürchtet, dass Aerys ihn wieder in sein Zimmer schicken würde, allenfalls hatte er sich ein paar Minuten mit seinen Freunden erhofft, doch von Kerker war nicht die Rede gewesen.
Javier meinte, dass sein Kerker doch nicht so übel wäre. Es wäre trocken, kaum Ratten und wenn Lilian besonders lieb wäre, gäbe es auch eine Decke.
"Nein, lass mich los!", schrie der Jüngling. Einmal hatte ihm im Kerker gereicht. In diesem furchtbaren Käfig, während Javier darum herum ging und versuchte ihn durch die Gitterstäbe hindurch anzufassen. Aber vor allem verband der Junge den Kerkeraufenthalt mit dem großen Streit mit Aerys und wie wütend und enttäuscht der Adelige gewesen war. Alles wegen der Vase und dem was dahinter stand. Lilian wollte keinen neuen Streit. Und er wollte auch nichts mit den einschüchternden Blutigen zu tun haben. Nichtmal Lucero wollte ihnen helfen oder wagte er es nicht?
Javier fand, dass wenn Lilian im Kerker wäre, er keine weiteren Dummheiten anstellen könnte.
"Aerys wird davon hören! Ihr dürft das nicht machen", versuchte der Jugendliche das drohende Unheil abzuwenden. Er wusste nicht wie er sich sonst wehren sollte. "Er wird wütend werden. Ihr könnt mich nicht bestrafen!" Lilian war sich da nicht so sicher, aber er musste es wenigstens probieren. "Und lasst Marlin und Terim los! Sie waren doch gar nicht auf dem Ausflug dabei, sie haben nicht Schuld, dass es Aerys schlecht geht." Lilian hoffte, es würde helfen, dass sie seine Freunde losließen, aber die Blutigen schienen sich dadurch nicht beeindrucken zu lassen.

Da kam Lucero näher und lächelte ihn sanft an. Ganz komisch und überhaupt nicht zur Situation passend. Was sollte das? Der Prinz meinte, dass sie gemeinsam in den Kerker gehen würden, da könnte er ihm Gesellschaft leisten. Es würde spaßig werden. Dabei lächelte er unheimlich verzerrt.
Doch der Blutige griff auch nach Lilians Hand und hilfesuchend erwiderte der zarte Jüngling den Druck. Lucero sollte ihn nicht alleine mit Javier lassen. Lilian versuchte zu Lucero zu kommen und sich freizumachen, aber Javier zog ihn sofort wieder zurück und machte ein tadelndes Geräusch.
Alazier stimmte Javiers Vorschlag zu, Lilian in den Kerker zu bringen. Dabei sah er den Kerkerwärter drohend an und breitete noch einmal die Flügel aus.
"Nicht, ihr dürft das nicht! Aerys- mmmhhh-" Die nächsten Worte bekam er nicht mehr heraus, da Javier ihn eine Hand auf den Mund legte und jeglichen Laut erstickte. Der Blutige zerrte ihn die Treppen hinauf, als Alazier den Weg freimachte. Nur hielt er immer noch Terim in seinem brutalen Griff und Kastor hatte weiterhin Marlin zu Boden gezwungen. Lilian strampelte erneut mit den Beinen, bäumte sich auf. Was würden sie mit Marlin und Terim machen? Sie durften ihnen nicht weh tun!
Alazier würde seine furchtbare Meinung, dass allen in der Nähe Lilian schreckliches zustieß, einfach wahrmachen.
"Marlin- mmhhhh-", versuchte der Jugendliche zu schreien, dann hielt ihm Javier wieder den Mund zu. Lilian versuchte ihn zu beißen, stieß ihm gegen das Schienbein.
Javier herrschte ihn ungehalten an, dass er still sein sollte, aber Lilian sah dies überhaupt nicht ein. Auch in der Villa wehrte er sich vehement. Solange bis prompt Aerys' Pants bei all dem Aufbegehren herunterrutschten. Erschrocken hielt Lilian inne, drückte die Beine zusammen. Seine Wangen wurden flammend rot.
Er ließ sich zu Boden fallen, um die Pants hastig hochziehen zu können. Während er noch dabei war, packte ihn Javier kurzerhand, wuchtete ihn hoch und legte sich den kleinen, zierlichen Jüngling über die Schulter. Dabei schob er auch wieder die Pants nach oben, nur war das nicht unbedingt tröstlich. Lilian wollte die Hände des Mannes nicht auf sich spüren.
"Nicht, ich will nicht! Lucero!"
Der Prinz war immer noch bei ihnen und Lilian streckte wimmernd die Hände nach ihm aus. Er konnte Luceros Hand halten, während dieser neben Javier herging. Der Blutige trug ihn unerbittlich weiter zu der Treppe, die hinunter in den dunklen, kalten Kerker führte. Lilian schluchzte. Die Kapuze mit den Bärchenohren hing nun herab. Vergeblich versuchte er Aerys zu senden. Es kam keine Antwort. Dem Prinz ging es bestimmt zu schlecht, um ihm zu hören.
Die zwei Blutigen brachten Lilian die Treppen hinunter und bis zur schweren, großen Eisentüre, die Javier aufzusperren begann.
"Was ist mit Marlin und Terim? Sie haben doch nichts gemacht", brachte Lilian fassungslos und entmutig vor.
Javier schob die Türe zum Kerker auf und sie traten in das dunkle, kühle Gemäuer. Lilian sank das Herz.
"Bitte nicht wieder in den Käfig, bitte", flehte er, "Ich will nicht wieder in den Käfig!" Er hatte genug von Käfigen. Egal wie groß.
Plötzlich wurde er abgestellt, nachdem Javier die Türe wieder hinter ihnen verschlossen hatte. Lilian riss sich bei der Gelegenheit gleich von den beiden los und rannte prompt - so wie beim ersten Mal - in Javiers Zimmer. Jetzt wusste der Jüngling, das dort kein Fluchtweg war, aber dieses Mal wollte er nur Abstand zu Javier. Lilian knallte die Türe hinter sich zu und stemmte sich rasch dagegen, um sie zuzuhalten.
"Geh weg!", schrie er durch die Türe, aber sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Javier »

Sobald sie Alaziers Erlaubnis hatten, Lilian in den Kerker zu bringen, wollte Javier sie auch gleich wegziehen, um den finsteren Blick des Kriegerprinzen nicht mehr auf sich spüren zu müsen. Lilian war leider dermassen panisch vor Angst, dass sie nicht verstand, dass dies ein Fluchtweg für sie war, um einigermassen unbeschadet aus der Sache heraus zu kommen. Wild rief sie, dass sie das nicht tun durften. Dass Aerys, wie sie den Meister unverschämt vertraulich beim Vornamen nannte, das nicht erlauben würde. Sicherheitshalber schob Javier ihr seine Hand vor den Mund, damit sie Alazier nicht mehr weiter provozieren konnte. Hastig zerrte er sie zu den Treppen des Haupteinganges der Villa.

"Sei endlich still", herrschte er ihn aufgebracht an, als Lilian wieder zu schreien versuchte. Sie machte alles nur noch schlimmer. Dabei waren doch fast in der Villa und halbwegs in Sicherheit. Doch Lilian verstand einfach nicht. Sie wurde richtig kratzbürstig. Sie versuchte ihn zu beissen, trat gegen sein Schienbein und bäumte sich erstaunlich kraftvoll in seinem Griff auf. So lange, bist ihr unvermittelt ihr Höschen runter rutschte, woraufhin sie sich erschrocken zu Boden fallen liess. Javier wurde von dem abrupten Gewicht prompt mitgezogen. Verblüfft blinzelte er auf die Männerpants, die an Lilians Fussknöcheln hingen und ihm irgendwie zu gross wirkten. Gütige Dunkelheit. Zum Glück war das erst passiert, nachdem sie die Villa betreten und aus der Sichtweite der anderen Blutigen gelangt waren.
Hastig packte er Lilians Pants und half ihr, sie rasch wieder hoch zu schieben. Leider ganz ohne Sinnlichkeit und Erotik. Danach packte er sie und warf sie sich, wie schon einmal, über die Schultern. Das schien bei Lilian die einzige Möglichkeit zu sein, sie an einen anderen Ort zu bringen. Diesmal fummelte er jedoch nicht an ihr herum. Javier war nur daran gelegen, Lilian so schnell wie möglich hinunter in den Kerker zu kriegen, damit sie mit ihrem Geschrei nicht wieder Alaziers Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Lucero trippelte derweil aufgeregt neben ihm her, hielt tröstend Lilians Hand. Vor lauter Aufregung, war er tief in seine Rolle als süsser Junge gefallen.

"Nein, das haben sie nicht", bestätigte Javier angestrengt, als sie endlich den Kerker erreichten. "Doch nun, wo sie nicht bei dir sind, sind sie in Sicherheit." Es würde den Kriegerprinzen nicht weiter reizen und ihm das Gefühl geben, dass sie beschützt werden mussten.
"Alazier war ganz schön wütend", wandte Lucero leise ein.
"Ja, ich habe ihn auch schon lange nicht mehr so aufgebracht gesehen", gab Javier zu und stellte Lilian ab. Er wollte sie ja nicht in den Käfig sperren, wie diese befürchtete. "Ausser da, als er das mit Darion erfahren hat." Der Meister würde es schon wieder richten, wenn er wieder gesund war. Bis dahin mussten sie einfach ausharren. Sicherheitshalber schloss er die schwere Eisentüre zum Kerker hinter ihnen ab. Lilian nutzte diesen Moment, um von ihnen wegzurennen. Direkt in Javiers Zimmer, um sich dort zu verbarrikadieren.

"Nicht schon wieder", stöhnte Javier und verdrehte seine Augen.
"Schon wieder?" Lucero blickte ihn fragend an.
"Sie war schon vor ein paar Tagen hier unten und ist damals auch in mein Zimmer geflüchtet", erklärte er etwas genervt und ging zu seiner Zimmertür. "Da hat sie den Briefbeschwerer nach mir geschmissen. Gefolgt von dem Tintenfass."
Lucero grinste breit. "Sie hat ganz schön Feuer."
"Von mir aus", brummte Javier. "Aber warum ausgerechnet in meinem Arbeitszimmer? Ich hab noch nicht einmal vom letzten Mal aufgeräumt." Lucero lachte frech. Javier schnaupte empört und klopfte dann sachte an. "Komm da raus, Lilian", forderte er nur halbwegs geduldig. "Ich tu dir nicht weh." Lilian wollte jedoch nur, dass sie weggingen.
"Hab keine Angst, Lilian", versuchte es da auch Lucero. "Es war nicht als Strafe gedacht, dich hier herunter zu bringen. Javier wollte dich nur vor Alazier hier her in Sicherheit bringen. Damit du ihn nicht weiter provozieren kannst."
"Ich werde dich nicht in den Käfig sperren", versicherte Javier und hoffte, sein Arbeitszimmer würde das heil überstehen.
"Das hier ist Javiers Reich", erklärte Lucero. "Hier lässt Alazier dich in Ruhe."
"Ich dachte, hier können wir abwarten und Tee trinken, bis es dem Meister besser geht", schlug Javier vor. "Doch Tee kochen kann ich nur, wenn du mich in mein Zimmer lässt."
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Verzweifelt stemmte sich Lilian gegen die Türe, heftig atmend vor Panik. Er hatte nicht wieder in den Kerker gewollt und dieses Mal hatte ihn nichtmal Aerys nach unten gebracht, um ihn zu bestrafen. Lilian hatte nichts gemacht, um das zu verdienen. Er konnte doch nichts für das Gewitter. Wieso ließen ihn die Blutigen nicht in Ruhe? So hätte die Ankunft nicht ablaufen dürfen. Lilian hatte nicht gedacht, dass die anderen ihm die Schuld an Aerys' Zustand geben würden.
Der Jüngling hörte wie an die Türe geklopft wurde und Javier verlangte, dass Lilian herauskommen sollte. Javier würde ihm auch nicht wehtun. Das glaubte ihm Lilian nicht. Vorhin hatte Javier ihn schon so hart gepackt und den letzten Besuch im Kerker hatte Lilian gewiss nicht vergessen. Er dachte gar nicht daran die Türe freiwillig zu öffnen, obwohl ihm auf gewisser Ebene klar war, dass er sich nicht ewig verbarrikadieren konnte. Schöne Situation...
Lilian lehnte den Kopf keuchend in den Nacken, sah hilflos in den Raum. Was machte er hier bloß? Oh, er wollte so gerne in Dhemlan sein in seinem eigenen Zimmer. Das hier war ein furchtbar langer Albtraum.
Lucero redete nun ebenfalls auf ihn ein und sagte ihm, dass sie Lilian nicht bestrafen wollten. Nein, er wäre im Kerker, um in Sicherheit vor Alazier zu sein. Damit Lilian ihn nicht weiter provozierte. Was? Sie hatten ihn hierher gebracht, um ihn zu schützen? Das klang absurd. Die Blutigen hatten ihnen gemein aufgelauert und seinen Freunden weh getan. Lilian war bestimmt nicht bereit ihnen zu vertrauen und Lucero hatte ihn auch enttäuscht.
"Ich will nicht im Kerker sein, ich will in mein Zimmer!", rief der Junge. Egal wie eingesperrt er sich dort oft fühlte, es war wenigstens vertraut. Und wesentlich angenehmer als der Kerker war es natürlich auch.
Javier erklärte, dass Lilian jetzt nicht in sein Zimmer könnte. Niemand dürfte ohne die Erlaubnis des Meisters durch dessen Gemächer. Im Kerker sei es sicher und sie könnten ihm Gesellschaft leisten. Der Junge schnaubte bitter.
"Und wo bin ich sicher vor euch? Ich will eure Gesellschaft nicht!", rief er durch die Türe. Da half auch nicht, dass Javier beteuerte, dass er ihn nicht in den Käfig sperren würde. Stattdessen wollte er Tee trinken und warten bis es dem Adeligen besser ginge. Nur dafür müsste Lilian sie ins Zimmer lassen.
"Nein!", rief der Junge stur. Er hatte Angst vor den Blutigen und er wusste nicht was er machen sollte, aber aufgeben kam nicht in Frage. Sein Magen gab ein kleines Grummeln vor sich. Lilian schluchzte leise. Wieso war Aerys krank geworden? Sie hätten noch frühstücken können und die Rückfahrt wäre nicht so hektisch geworden. Er hatte den Prinzen nicht gut genug versorgt.

"Und wenn Alazier recht hat und es meine Schuld ist?", fragte er zerknirscht. Würden sie ihn dann doch bestrafen? "Ich hab versucht die Verletzungen zu behandeln, aber ich war so nervös... es war nicht gut genug und dann hat es sich entzündet."
Es war Lucero, der antwortete: "Alazier hat nicht dir die Schuld gegeben, sondern sich selber."
Das verstand Lilian noch weniger. Wie meinte der Prinz das? "Alazier war doch gar nicht dort", sagte er durch die Türe. Während des Gespräches lockerte der Jugendliche seine vehemente Halterung an der Türe.
Lucero wollte ihm keine Antwort geben und forderte ihn erneut auf die Türe zu öffnen, damit sie in Ruhe darüber reden könnten. Lilian zögerte.
Er misstraute den Blutigen weiterhin, aber über das kleine Gespräch durch die Türe hinweg, hatte er sich etwas beruhigen können. Es war dumm, zu denken, dass er ewig die Türe zuhalten konnte. Javier hätte sie sicher mühelos aufdrücken können mit seiner Körper- oder Juwelenkraft.
"Aber ihr seid nett zu mir?", musste er sich trotzdem vergewissern ehe er ganz zaghaft die Türe öffnete. Betreten blickte der zierliche Jüngling zu den zwei rotgekleideten Männern, eine Hand aber noch an der Türe bereit sie beim ersten Anzeichen von Gefahr wieder zuzuschlagen. Sein Magen gab erneut ein Grummeln von sich. Lilian hielt sich die Hand vor den Bauch.
"Ich hab Hunger", sagte er kläglich. "Es gab kein Frühstück, wir sind sofort aufgebrochen." Und inzwischen war es mittags.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Javier »

"Lilian, ohne die Erlaubnis des Meisters, darf niemand in seine Gemächer gehen", bemühte Javier sich das Mädchen in seinem Zimmer. "Du kannst jetzt nicht in dein Zimmer. Auserdem ist es hier sicherer und wir können dir Gesellschaft leisten." Wo sie doch so verstört war und auch Angst um den Meister hatte. Abgesehen davon, dass sie vor ihnen allen Angst hatte. Prompt fragte sie auch fast schon provozierend, wo sie denn sicher vor ihnen beiden wäre. Sie solle ihre Gesellschaft nicht.
"Hey!" protestierte Javier empört und verschränkte die Arme vor der Brust. Er war doch jetzt wirklich nett zu der Kleinen gewesen. Und auch letztes Mal hatte er ihr nicht weh getan. Ja, er hatte sie etwas geärgert, aber das war es auch schon gewesen. Lilian war anscheindend ganz schön nachtragend und wollte nun einfach nicht aus dem Zimmer kommen. Noch nicht einmal mit der Aussicht auf einen wärmenden, beruhigenden Tee und gemeinsames Warten.

Der Kerkermeister war versucht, Lilian einfach in dem Zimmer schmollen zu lassen und sie zu ignorieren, solange sie nichts durcheinander brachte darin. Als sie auf einmal von sich aus ganz kleinlaut fragte, was wäre, wenn Alazier recht hätte und es ihre Schuld wäre. Sie hätte versucht, die Verletzungen zu behandeln, doch sie sei so nervös gewesen, dass es nicht gut genug geworden wärde und es sich entzündet hätte. Javier und Lucero blickten sich einander an und sahen, dass der Andere genau das Selbe dachte. Lilian war so süss und liebenswert. So niedlich.
"Alazier hat nicht dir die Schuld gegeben", versuchte Lucero es noch einmal, Lilian zu beruhigen. "Sondern sich selbst." Natürlich verstand Lilian das nicht und meinte verblüfft, dass Alazier doch gar nicht dort gewesen wäre. "Eben", bestätigte Lucero sanft und lieb. "Komm, lass uns herein Lilian, dann können wir in Ruhe darüber reden." Schweigen antwortete ihnen. Doch nach einer ganzen Weile öffnete Lilian ganz vorsichtig die Tür.

"Wir sind schon die ganze Zeit über nett zu dir", schmollte Javier, die Arme noch immer vor der Brust verschränkt. Sie waren wirklich lieb und geduldig mit Lilian gewesen, die im Gegensatz nur beleidigend zu ihnen gewesen war. Und jetzt, wo sie Hunger hatten, da waren sie plötzlich wieder gut genug. "Ah und dieses Problem sollen wir nun lösen, obwohl du mich aus meinem Zimmer ausgesperrt hast?" fragte er trotzig.
"Javi!" bittend blickte Lucero ihn mit grossen Welpenaugen von unten an. Der Kerkermeister verdrehte die Augen, musste dann aber grinsen.
"Na gut", gab er sich geschlagen. "Ich sollte noch eine Dose mit Keksen in meinem Schreibtisch haben. Wenn du mich reinlässt Mäuschen, dann kannst du welche davon haben."
"Oh ja, bitte, ich auch", bettelte Lucero und strahlte Lilian aufmunternd an, damit sie die Tür weiter öffnete und sie einliess. Was sie dann auch zögernd machte. Lucero hüpfte sogleich in sein Zimmer herein, tänzelte zum Bett und liess sich schwungvoll darauf nieder. Javier schüttelte den Kopf und betrat langsamer sein Zimmer, machte dabei bewusst einen Bogen um Lilian. Bei seinem Schreibtisch zog er einige Schubladen auf, bis er die besagte Keksdose fand. Die reichte er dann Lucero. Er schien den besseren Zugang zu Lilian zu haben. Ausserdem setzte sie sich dann so vielleicht auch aufs Bett, anstatt weiter so bei der Tür herum zu stehen. Anschliessend ging er zu einer Truhe und holte da eine Steppdecke heraus.
"Hier, wenn du dich nach dem Schrecken in etwas gemütliches kuscheln möchtest", bot er ihr die Decke an. "Wobei der Pullover auch schon sehr gemütlich aussieht." Sachte zupfte er an einem der niedlichen Öhrchen an der Kapuze.
"Marlin wird es freuen, dass du ihn trägst", erklärte Lucero. "Er hat uns die ganze Zeit über mit seinen Überlegungen genervt, ob du ihn anziehen wirst oder nicht."
"Wieso auch nicht?" fragte Javier überrascht. "Er ist doch sehr süss. Ich würde ihn sofort anziehen. Auch wenn es mir lieber wäre, meiner wäre etwas kürzer."
"Ja, er ist total süss", nickte Lucero und sah dabei selber ganz niedlich aus, wie er auf dem Bett sass, mit den Füssen nicht zum Boden reichte, und die Keksdose öffnete, um an die Leckereien zu kommen, die darin versteckt waren. Das brachte Javier auf den Gedanken, dass er ihnen Tee hatte machen wollen. "Ich würde ihn auch in der Länge tragen, die er jetzt hat", erklärte Lucero während er an einem Keks knabberte. "Er sieht so flauschepauschekuschelwuschel aus."
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Als Lilian die Türe öffnete, hatte Javier die Arme vor der Brust verschränkt und wirkte trotzdem unzufrieden. Er behauptete, sie wären schon die ganze Zeit nett zu Lilian gewesen. Der Jugendliche sah das etwas anders, doch er sah ein, dass er sich mit den Blutigen irgendwie arrangieren musste und normalerweise war Lucero einigermaßen nett zu ihm gewesen. Nur Javier traute Lilian keinesfalls. Trotzdem beichtete er den beiden, dass er Hunger hatte. Vielleicht konnten sie ja etwas dagegen unternehmen. Javier sah zunächst nicht ein, dass er ihm deswegen helfen sollte, wo Lilian ihn aus seinem Zimmer gesperrt hatte.
"Du magst es also auch nicht, wenn man eingesperrt wird", stellte der Junge fest. Geschah dem Kerkerwärter ganz recht, dass er mal seine eigene Medizin zu schmecken bekam. Wenn auch nur ganz kurz. Es war ja kein wirkliches Aussperren gewesen. "Ich hab die Türe doch nur ein bißchen zugehalten", verteidigte sich der Jugendliche bevor Javier noch wirklich wütend wurde.
Lucero drängte auch, die Sache zu vergessen. Dabei nannte er Javier vertraut 'Javi' und sah ihn mit großen, bittenden Augen an. Ob die beiden miteinander befreundet waren? Javier grinste schließlich und verriet, dass er eine Keksdose in seinem Schreibtisch versteckt hätte. Kekse? Lilian konnte sich keinen Kerkermeister vorstellen, der Tee kochte und Kekse aß. Das klang gar nicht gruselig.
Der junge Krieger öffnete die Türe ein bißchen mehr, als auch noch Lucero um Kekse bettelte. Er verhielt sich so seltsam. Dieses breite Strahlen passte überhaupt nicht zu dem, was Lilian bisher von ihm kennengelernt hatte. Lucero schob sich sofort an ihm vorbei, als Lilian die Türe geöffnet hatte. Der junge Blutige hüpfte schnurstracks zum Bett und machte es sich dort bequem. Lilian blieb noch skeptisch an der Türe stehen und machte eilig einen Schritt zurück, als Javier an ihm vorbeiging. Der sollte ihn nicht wieder anfassen.
Unsicher beobachtete er Javier wie er an seinem Schreibtisch nach der Keksdose suchte. Lilian sollte nun wirklich hier bleiben und sich die Zeit mit den Blutigen vertreiben? Es machte ihn unwohl und er sorgte sich um Terim und Marlin.

Javier hatte die Keksdose inzwischen Lucero gegeben und eine Steppdecke aus einer Truhe geholt. Die Decke bekam nun Lilian angeboten. Falls er sich in etwas gemütliches kuscheln wollte. Dem Jugendlichen war in der Tat kalt.
"Danke..", murmelte er zurückhaltend. Vorsichtig nahm er die Decke entgegen, während Javier noch eine Bemerkung über den gemütlichen Pullover machte. Dabei zog er an einem der Öhrchen.
"He..", beschwerte sich Lilian und rieb über das Bärchenohr. Er hatte nicht wirklich etwas gespürt, doch das war schon wieder nahe beim Anfassen gewesen. Javier sollte das lassen.
Die Decke an sich gedrückt stand der Junge noch unsicher im Türrahmen ehe er scheu näher zum Bett kam. Eigentlich wollte er sich wirklich nicht da drauf setzen, aber Lucero war dort und die Keksdose ebenfalls. So setzte sich Lilian neben ihm, breitete die Decke über seinen eigenen Schoß und die Beine aus. Er ließ etwas übrig, falls Lucero auch von der Decke haben wollte.
Der Prinz sagte, dass sich Marlin viele Sorgen gemacht hätte, ob Lilian den Pullover tragen würde oder nicht.
"Marlin? Wieso... oh, er hat den Pullover gestrickt?", fragte der Jüngling überrascht, "Ich dachte, Horatio würde alles machen." Er schaute mit neuem Blick hinunter auf den flauschigen Pullover. "Das ist aber nett von Marlin gewesen..." Er musste sich unbedingt bedanken. Lilian hatte nicht gewusst, dass der blonde Jugendliche stricken konnte. Ob er es ihm dann beibringen konnte?
Javier fand den Pullover süß und würde ihn auch anziehen.
"Du?", fragte Lilian vollkommen unglaubwürdig. "Dann hätte aber niemand mehr Angst vor dir..." Er konnte sich Javier wirklich nicht mit einem Bärchenpullover vorstellen. Die Vorstellung war lustig und der Jüngling wagte kurz zu grinsen. "Marlin sollte lieber Alazier einen stricken. Dann ist er vielleicht nicht mehr so gereizt", brummelte er.
Auch Lucero fand den Pullover 'total süß'. Der junge Prinz hatte währenddessen endlich die Keksdose geöffnet. Lilian langte auch hinein und fischte zwei Kekse hinaus. Beinahe hätte er sich am ersten Bissen verschluckt, da Lucero den Pullover nicht nur süß fand, sondern 'flauschepauschekuschelwuschel'.
Lilian hustete. "Was?" Er hatte nicht gedacht, jemals so etwas aus dem Mund des normalerweise kühlen Prinzen zu hören. "Du bist heute so anders", bemerkte er, "Sonst warst du immer frech und provozierend." Ganz bestimmt nicht so... lieb. "Wenn du den Pullover so magst, wieso fragst du Marlin nicht, ob er dir auch einen strickt?", fragte Lilian lächelnd. "Einen in rot eben... müsst ihr immer rot tragen?", fragte er.
Javier hatte begonnen Wasser für den Tee aufzusetzen. Lilian aß noch einen Keks. So hatte er sich sein Essen nicht vorgestellt, aber er hatte Hunger und da taten es auch Kekse. Der Junge rieb die Halbschuhe gegeneinander. Seine Füße juckten so von dem Dreck.
"Den Pullover hab ich eigentlich angezogen, weil mein Kleid ganz durchnässt war. Und das war die Ersatzkleidung", erklärte er. "Das Gewitter hat uns überrascht, als wir gerade Croquet gespielt haben. Wir konnten es gar nicht zuende spielen." Der zarte Junge seufzte und mampfte noch einen Keks.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Javier »

"Oh, nein, diesen Pullover hat Marlin gestrickt", beteuerte Lucero unumstösslich. "Dabei hatte er grosse Angst, er könne zu kurz geraten." Lucero kicherte. "Er hat immer wieder erklärt, dass du keine kurzen Sachen magst. Ich verstehe gar nicht warum. Du hast sehr schöne Beine."
Javier schmunzelte. Lilian hatte wirklich sehr schöne Beine. Der Pullover war auch überhaupt nicht zu kurz geraten. Es sei denn natürlich, man trug ihn wie Lilian als Kleid. Dann war er schon ein wenig kurz. Deswegen hatte er ihr auch die Decke gereicht, damit sie ihren kalten Beine damit aufwärmen konnte. Was sie auch gerne tat. Zu Anfang hatte sie noch etwas ihre Scheu überwinden , doch schliesslich siegte der Hunger. So setzte sie sich auch vorsichtig zu Lucero auf Bett und langte bei den Keksen gleich grosszügig zu. Die zwei gaben ein überaus süsses Pärchen ab.

Lilian fiel aus allen Wolken, als Javier seinen Wunsch nach einem solch süssen und gemütlichen Pullover äusserte. Prompt meinte sie, dass dann aber niemand mehr Angst vor ihm haben würde. Dabei wagte sie sogar kurz zu grinsen. Javier lächelte zur Antwort unergründlich, da er Lilian nicht erschrecken wollte. so sagte er nicht, dass es doch gut wäre, wenn man keine Angst mehr vor ihm hätte, weil er so unterschätzt würde. Oder, dass jeder dumm wäre, seine Vorsicht vor ihm zu verlieren, nur weil er einen niedlichen Pullover anhatte.
Aber als Lilian meinte, dass Alazier so einen Pullover anziehen sollte, um seine Gereiztheit zu verlieren, entglitten ihm alle Gesichtzüge und er hätte beinahe die Teekanne fallen lassen, in die er gerade hatte Wasser fliessen lassen wollen. Auch Lucero verschluchte sich vor Schreck an dem Keks, an dem er gerade geknabbert hatte. Sicherheitshalber liessen sie diesen heiklen, provozierenden Wunsch unkommentiert. Nur so für den Fall, dass Alazier doch irgendwie zuhörte.

Lucero erklärte, nachdem er sich gefangen hatte, dass er den Pullover auch süss fände und hatte ein ganz besondere, für ihn typische Wortkreation, um das Kleidungsstück zu beschreiben. Lilian wunderte sich darüber, musste nun seinerseits husten und fand, dass Lucero so anders als sonst sei. Javier blinzelte verblüfft. Er fand nicht, dass Lucero gross anders als sonst war. Und anscheinend war Lilian noch nicht dahinter gekommen, dass Lucero besonders gefährlich war, wenn er so lieb und jungenhaft war. Im Gegenteil, es schien ihm zu gefallen.
"Bin ich gar nicht", wehrte Lucero schmollend ab und nahm sich einen neuen Keks. "Ich bin immer so wie jetzt. Du hast das vielleicht nur nicht gemerkt, weil du dich immer nur auf Marlin konzentrierst."

Während Lilian erzählte, warum er den Pullover überhaupt trug, brachte Javier das Wasser zum Kochen. Anschliessend gab er zwei kleine Löffel wohlriechender Teekräuter hinein und liess sie ziehen. Dabei lauschte er Lilians pikanter Erzählung.
"Dein Kleid war ganz durchnässt?" hakte Lucero mitfühlend nach. "Ohweh. Da hat es bestimmt ganz fürchterlich an dir geklebt." Javier konzentrierte sich auf das Tee machen, damit er sich nicht druch ein grinsen verriet. Ja, Lucero war wirklich sehr anteilnahmsvoll. "War es das helle Kleid, in dem du gestern abgefahren bist? Das ist bei dem Regen doch sicher ganz durchsichtig geworden."
"Du spielst also Croquet?" lenkte Javier ab, bevor Lilian schreiend aus dem Zimmer lief. Lächelnd reichte er ihr eine Tasse mit heiss dampfendem Tee. "Pass auf und verbrüh dich nicht", warnte er sie freundlich. "Bist du gut? im Croquet?"
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Lilian fand durchaus, dass der Pullover sehr kurz war, er ging ihm ja nur bis zu den Oberschenkeln und war als Kleid sehr knapp. Doch dass Marlin ihm diesen Pullover extra gestrickt hatte, machte ihn nochmal so schön. Lucero bemerkte, dass der Pullover gerade richtig wäre und Lilian hätte ja sehr schöne Beine.
Der Jugendliche sagte lieber nichts darauf. Das waren schon eher die Kommentare, die er von dem Prinzen gewohnt war. Und nicht das seltsame kuschelpuschelwuschel. Oder so. Als Lilian ihn darauf ansprach, schmollte Lucero prompt und meinte, dass er immer so wäre und Lilian das nur nicht gemerkt hätte, da er sich dauernd auf Marlin konzentrieren würde.
"Das stimmt gar nicht", verteidigte sich der zierliche Jüngling. Er konzentrierte sich doch nicht auf Marlin. Der andere Krieger war eben am ehesten in seinem Alter und er war ihm als ersten in der Villa begegnet. So oft hatte er die drei auch noch nicht getroffen, um sie besser kennenzulernen.
"Du warst ganz seltsam bei den anderen Blutigen. Mehr so.. wie ein braver Junge", erkannte er. So kannte Lilian den Prinzen defintiv nicht. "Ich finde, du könntest viel öfter so kuschelwuschel sein", fügte er hinzu und knuffte Lucero kurz ehe er einen weiteren Keks verspeiste.
Javier bereitete weiter den Tee zu, blieb aber sonst schweigsam, was Lilian Gelegenheit gab mit Lucero zu plaudern. Nur vorhin, als Lilian scherzhaft überlegt hatte, dass Alazier auch so einen kuschligen Pullover tragen sollte, waren beide Blutige prompt zusammengezuckt und erschrocken. Lilian hatte doch nur überlegt, dass er weniger Angst vor dem dunkelhäutigen Kriegerprinzen hätte, wenn er einen niedlichen Pullover trug, doch Alazier war vermutlich auch in einem rosa Tütü furchteinflößend.
"Ich wünschte, ihr könntet mich öfter besuchen. Dann kann ich dich auch besser kennenlernen", versprach er Lucero.

Als Lilian erzählte wieso er den Pullover trug und dass sie durch das Gewitter ganz nass geworden war, tröstete ihn Lucero sofort.
"Ja, es war ganz kalt und nass", bestätigte Lilian, "Es war ein Glück, dass wir diese Försterhütte gefunden haben und wir dort Schutz vor dem Gewitter hatten. Es hat die ganze Nacht fürchterlich geregnet."
Lucero wollte aber noch mehr Details über Lilians durchnässtes Kleid. Ob das beim Regen nicht vollkommen durchsichtig geworden wäre.
"Ich weiß nicht, ich habe darauf nicht so geachtet", fing der junge Dhemlaner zunächst unbedarft an ehe ihm aufging, dass Lucero wieder so freche, prekäre Fragen stellte. Lilian schob die Unterlippe empört vor. "Das geht dich gar nichts an wie durchsichtig das war", wehrte er ab und musste den jungen Prinzen nochmal in die Seite knuffen.
Da reichte ihm Javier schon eine Tasse mit heißem Tee und fragte ihn nach dem Croquetspiel und ob er gut darin wäre. Lilian nahm die Tasse vorsichtig entgegen. Jetzt konnte Lucero auch nicht mehr zurückschubsen.
"Danke... ja, ich war in der Schule in der Croquetmannschaft", antwortete er, "Da haben wir oft Croquet gespielt. Spielst du auch Croquet, Javier?", fragte er, doch der Blutige verneinte. Lilian war nun auch nicht unbedingt darauf erpicht mit dem Kerkerwärter Croquet zu spielen. So ganz traute er dem Mann nicht.
"Leider haben wir da Spiel auf der Wiese liegenlassen müssen und heute morgen war auch keine Zeit es zu holen. Lysander und ich mussten ganz übereilt alles packen und zusammenräumen." Lilian pustete über die Teetasse, um sie abzukühlen. "Kann denn einer von euch erfahren wie es Aerys inzwischen geht?", fragte er. Javier erwiderte kryptisch, dass sie es schon spüren würden, wenn es soweit wäre. Lilian nickte und nahm sich noch einen Keks aus der Dose, die Lucero immer viel zu weit weghielt.
"Und was ist mit Marlin und Terim? Die anderen Blutigen lassen sie doch jetzt in Ruhe oder?", vergewisserte er sich.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Javier »

"Ich bin immer ein braver Junge", empörte sich Lucero und schien auf einmal den Tränen nahe zu sein, weil Lilian ihm etwas anderes unterstellte. Seiner Meinung nach schien der Prinz immer kuschelwuschel zu sein und nicht nur jetzt wie Lilian meinte. Und anscheinend sollte Lilian nun auch mit Lucero kuscheln, um es wieder gut zu machen, was er ihm gemeines unterstellt hatte. So weit wagte sie sich nicht, aber wenigstens traute sie sich, Lucero in die Seite zu knuffen und ihn öfters zu sich einzuladen, damit sie ihn auch besser kennen lernen wollten.
"Das wird bestimmt noch kommen", schmunzelte Javier. Wenn der Meister seinen ersten Hunger nach ihr gestillt hatte. Die Frage war nur, ob Lilian Lucero wirklich näher kennen lernen wollte, respektive ob ihr gefiel, was sie bei dem sogenannten braven Jungen kennen lernen würde. Denn prompt wollte Lucero mehr über das nasse, am Körper klebende, durchsichtige Kleid wissen, obwohl er Lilian vordergründig Lilian nur deswegen zu trösten schien. Unschuldig wie sie war antwortete sie auch ganz unbedarft darauf, bis sie es begriff und sich darüber empörte. Prompt bekam Lucero noch einen Knuff.

"Hey!" beschwerte er sich leidend. Da ging Javier rasch dazwischen, reichte Lilian eine Tasse Tee und lenkte sie mit einer Frage nach demm Croquetspiel ab. Es funktionierte. Lucero liess sie in ruhe und Lilian antwortete, dass sie in der Schule in einer Croquetmannschaft gewesen wäre und es so natürlich oft gespielt hätte.
"Nein, ich spiele kein Croquet", schmunzelte Javier. Dieses Spiel wirkte zwar sehr gesittet und zierlich, was ihm gefiel, trotzdem hatte er nie Zugang dazu bekommen. Lilian erzählte betrübt, dass sie das Spiel auf der Wiese hätten zurück lasssen müssen, weil sie so abrupt abgereist waren. Javier reichte derweil auch Lucero eine Tasse Tee und setzte sich mit einer eigenen in seinen Schreibtischstuhl, um es auch ein wenig gemütlich zu haben. Hätte er sich ebenfalls aufs Bett gesetzt, wäre Lilian sicher wieder nervös aufgesprungen. Also blieb er auf Abstand. Neugierig wollte er nach dem Blitzeinschlag fragen und er konnte an dem Funkeln in Luceros Augen sehen, dass dieser nach der einsamen Försterhütte fragen wollte. Doch die ungeduldige Lilian kam ihnen zuvor und fragte, ob sie herausfinden konnten, wie es dem Meister ginge.

"Ist es dem Meister eigentlich recht, dass du ihn in aller Öffentlichkeit so vertraut beim Vornamen ansprichst?" wollte der brave Junge Lucero erstaunt wissen. Ja, das war auch Javier schon aufgefallen und er fand es sehr befremdlich.
"Momentan können wir noch nichts erfahren", verneinte er. "Dazu ist es noch zu früh. Wir werden es dann spüren, wenn es soweit ist." Dann würden die Schäfchen wieder in der Villa umher wuseln und sich nicht in einem dichten Pulk um die Krankenstation drängen. Gerade lief gar nichts mehr in der Villa und es würde nur für unnötige Unruhe sorgen, wenn sie Blutige auch da auftauchen würden. Und sei es nur, um nach dem Wohlergehen des Meisters zu fragen.

"In Ruhe lassen, was meinst du damit?" fragte Javier verblüfft zurück, als Lilian nach Marlin und Terim fragte. Sie hatten den Beiden doch gar nichts getan.
"Ich glaube nicht, dass Kastor Marlin einfach gehen lassen wird, nun wo er endlich einmal seiner habhaft geworden ist", schüttelte Lucero den Kopf und Javier verstand, dass Lilian wohl den Sex meinte.
"Nein, das glaube ich auch nicht", stimmte er dem Prinzen zu. "Kastor steht auf Marlin, weil dieser sich immer so besonders ziehrt und sich vor ihm versteckt. Das ist immer so ein Hasch-mich-Spiel zwischen den Beiden. Und Terim wird sich um Alazier kümmern und ihm helfen, sich wieder zu fassen."
"Darion sollte bei Alazier sein und nicht Terim", brach es da überraschend heftig aus Lucero heraus.
"Wie meinst du das?" fragte Javier verwundert über den dringlichen Tonfall.
"Darion ist stark. Er ist der einzige, der Alazier geniessen kann", erklärte Lucero besorgt. "Der einzige, der einen wütenden Alazier überstehen kann. Und Alazier ist gerade ausser sich. Terim hingegen..." Die Stimme des Prinzen war zu einem leisen Murmeln geworden.
"Ich weiss, was du meinst", überlegte Javier nachdenklich. Der Meister würde wahrscheinlich nicht der einzige sein, der heute oder morgen in der Krankenstation behandelt wurde. Je nach dem, wie lange, Alazier brauchte, um sich zu beruhigen oder wie lange Terim durchhielt. "Aber ich glaube, du tust Terim unrecht. Er ist zäher, als er aussieht", wollte er den scheuen Krieger verteidigen.
"Terim ist schwach", schnaubte Lucero. "Er wird sofort zusammen knicken. Er ist nicht so stark wie Darion."
"Woher willst Du denn das wissen?" entgegnete Javier nun doch etwas wütend. "Du lässt ihn doch immer links liegen, um Darion hinterher zu hecheln. Du hast keine Ahnung, wie stark Terim ist."
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Lilian »

Lucero überraschte ihn mit einer Frage danach, ob der Meister denn überhaupt wollte, dass Lilian ihn in der Öffentlichkeit vertraut beim Vornamen nannte. Verdutzt blickte Lilian ihn an. Darüber hatte er noch nie nachgedacht und verboten hatte es ihm Aerys auch nicht.
"Wie soll ich ihn denn sonst nennen?", wollte er wissen, als ihm selbst aufging was die Blutigen wohl darüber dachten. "Ich nenn ihn bestimmt nicht 'Meister'", fügte er rasch hinzu. Nein, auf keinen Fall. Er war keines der Kunstwerke und diese Ansprache fand Lilian doof. Aerys war nicht sein Meister, den er anhimmelte.
"Ich soll doch Vertrauen zu ihm aufbauen...", schob der Jüngling hinterher. Er versuchte ein bißchen am Tee zu nippen, aber er war noch sehr heiß. Also pustete er weiter darüber und wärmte sich die Hände an der Tasse. Das war auch schön. Er saß gerade im Kerker und trank Tee, musste er an seine absurde Situation denken. Das war noch seltsamer, als dass er nun den Adeligen mit Vornamen anredete.
Besorgt fragte Lilian danach, wie es Terim und Marlin ging. Konnten sie nicht auch hierher kommen und mit ihnen Tee trinken? Kastor hatte Marlin ganz übel die Arme verdreht und Terim war gewürgt worden. Aber was würden die Blutigen noch mit den beiden machen, nachdem Lilian weggezerrt worden waren? Der Jugendliche wollte natürlich am liebsten hören, dass seine Freunde nicht weiter belästigt würden und sich zurückziehen konnten, aber in sich drin hatte er einen dunklen Verdacht.
Einen, den Javier und Lucero relativ gelassen bestätigten. Der junge Prinz schüttelte den Kopf und bemerkte, dass Kastor Marlin sicherlich nicht in Ruhe lassen würden, wo er ihn endlich hatte. Und Javier steuerte bei, dass Kastor auf Marlin stehen würde, weil dieser nie wollte.
Lilian wurde blass, als er das hörte. Oh nein... würde Kastor mit Marlin...? Nein, das konnte doch nicht sein. Das war so schrecklich und Lilian hatte ihn einfach dort zurückgelassen. Der zarte Jüngling bebte innerlich, während sich die zwei Blutigen neben ihm in aller Ruhe darüber unterhielten, wer nun mit wem und ob Terim überhaupt Alazier aushalten würde. Nein, der Kriegerprinz war doch so aggressiv gewesen und er war riesig. Er durfte Terim nicht weh tun. Lilian presste die Hände fester um die Teetasse. Seine Finger zitterten.
Nur verschwommen hörte er mit an wie Lucero lieber wollte, dass Darion bei Alazier war. Darion wäre der einzige, der den Halbeyrier ertragen könnte. Terim könnte das nicht. Javier hielt dagegen, dass Terim zäh wäre, doch Lucero glaubte ihm nicht und sagte abschätzig, dass Terim sofort zusammenknicken würde.

Lilian bebte. Wie konnten sie nur so... so gelassen darüber reden? Zusammenknicken... das Wort war doch überhaupt nicht ausreichend. Terim würde fürchterliches erleben. Würde ihm denn niemand helfen? Und Marlin.. sie hatten selber gesagt, dass Marlin nicht wollte. Kastor würde ihn mißbrauchen. Und alles nur, weil sie zu dritt die Treppe hatten hochgehen wollen. Was war das für ein entsetzlicher Ort?
Javier bemerkte gerade wütend, dass Lucero gar nicht wüßte wie stark Terim wäre, da Lucero nur Darion hinterher hecheln würde. Was auch immer das heißen sollte. Es klang vulgär.
Lilian presste die Lippen zusammen, innerlich mit einer aufkommenden Panik kämpfend. Wie konnte Aerys zulassen, dass so vielen in seinem Anwesen so viel Schmerz zugefügt wurde? Wieso wurden die Blutigen so bevorzugt? Das war eine ganz schreckliche Welt und zusätzlich zu seinen Sorgen und Schuldgefühlen über seine Freunden, packte ihn die nackte Angst, wenn er allein daran dachte, dass er auch einmal als solch ein Weißgekleideter enden sollte und die Blutigen ihn 'ausprobieren' würden.
Und nun saß er bei zwei Blutigen, die vollkommen kalt darüber redeten. Lilian spürte wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Am liebsten wäre er weggerannt, aber er wusste nicht wohin. Javier hatte die Türe zum Kerker zugesperrt. Er saß hier fest. Zudem lauerten außerhalb des Kerkers noch mehr Blutige. Der Jüngling hielt den Kopf gesenkt und starrte auf seine Teetasse. Er wollte nach Hause. Das hier konnte er nicht. Und jetzt mussten auch noch die zwei Freunde, die er gemacht hatten, leiden.
Wieso passierte ihm das? Er wollte nach Hause... oder wenigstens zu Aerys oder Darion.

Irgendwann schienen auch die Blutigen zu bemerken, dass Lilian nur noch zitternd und blass dasaß. Aber als er angesprochen wurde, brachte der Jugendliche keinen Ton mehr heraus. Er befürchtete, er würde anfangen zu weinen, wenn er jetzt sprach. Er wollte das nicht. Er musste stark sein.
So schüttelte er nur schweigend den Kopf, hielt zitternd die Tasse und versuchte sich zusammenzureißen.
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Re: Annäherungsversuche

Beitrag von Javier »

"Ah und du schon?" entgegnete Lucero aufgebracht auf Javiers Vorwurf, dass er Terim unterschätzte.
"Oh ja", lächelte Javier selbstgefällig. "Denn er kommt mich öfters hier besuchen."
Das nahm Lucero den Wind aus den Segeln. Schmollend sackte er zusammen, liess trotzig seine Beine baumeln. Javier leckte sich triumphierend über die Lippen, bevor er sich etwas irritiert über seinen eigenen heftigen Ausbruch im Sessel zurück lehnte. Wahrscheinlich lag es daran, dass Lucero, obwohl er so süss und niedlich war, eben doch ein Blutiger war und sie miteinander nicht wirklich etwas anfangen konnten. Oder weil er wusste, wie sehr Terim heimlich für ihn schwärmte, Lucero davon aber nichts mitbekam, oder nichts mitbekommen wollte.
"Darion ist trotzdem stark und bewundernswert", stellte Lucero murmelnd klar.
"Ja, das ist er", bestätigte Javier. Und Dank Lilians Bemühen, würde er vielleicht doch hier bleiben können. Javier blickte zu ihr, da ihm nun nachträglich auffiel, dass sie schon eine ganze Weile lang nichts mehr gesagt hatte. Ganz klein und zusammengekauert sass sie auf dem Bett unter der Steppdecke, während sie sich an ihrer Tasse festhielt. Sie zitterte leicht und schien kurz davor zu sein zu weinen. Der Kerkermeister suchte nach Luceros Blick und deutete dann mit dem Kinn auf Lilian. Der Prinz merkte auch gleich, dass etwas nicht stimmte, zuckte zögerlich mit den Schultern, da er offensichtlich nicht wusste, was es war.

"Lilian?" fragte Javier sanft. Aber Lilian schüttelte nur schweigend den Kopf. Anscheinend wollte sie nicht darüber sprechen. Die Blutigen akzeptierten das und bohrten nicht weiter nach. Die Unruhe in dem Zimmer blieb jedoch. Javier versuchte sich aufs Tee trinken zu konzentrieren. Lucero rutschte unwohl auf dem Bett herum.
"Ich sollte nach Terim sehen", platzte es schliesslich aus ihm heraus.
"Solltest du nicht", widersprach Javier und musterte den jungen Prinzen skeptisch. "Und das weisst du genau."
"Terim hat nicht so viel Erfahrung wie Darion", wandte Lucero ein.
"Aber noch immer mehr, als du", entgegnete Javier. "Du wirst sie nur stören und Alazier wieder wütend machen. Lass Terim den Kriegerprinzen in Ruhe geniessen." Er nahm einen Schluck von dem heissen Tee. "Bleib hier und warte mit uns, bis die Schäfchen uns wieder zum Meister lassen. Lilian braucht dich. Vor dir hat sie viel weniger Angst, als vor mir." Wobei Javier nicht wusste, ob das eine schlaue Entscheidung von Lilian war.
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