Erster Unterricht

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Marlin
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Marlin »

Er musste leise lachen, als Lilian meinte, sie wäre nicht aus Stein. Marlin war froh, dass Lilian nicht mehr ganz verängstigt war und sich tapfer diesem schrecklichen Versteckspiel stellte. Er hätte sie so gerne umarmt und wäre mit ihr in dieses ominöse Versteck gegangen, um sie tröstend zu halten. Aber es wäre wohl zu auffällig und zu gefährlich, wenn zwei Menschen versteckt werden mussten. Besser sie brachten nur Lilian rasch in Sicherheit. Und da sie sich beeilen mussten, schrubbten Terim und Marlin auch gleich eifrig los, jeder sich eine Seite vornehmend. Dabei gingen sie so fleissig zugange, dass Lilian sich prompt an der Wand festhalten musste.

"Wir schauen nicht", beteuerte Marlin gleich innig, als Lilian quitschte, sie sollten sie nicht da bürsten. Sie waren gerade bei ihrem Hintern angelangt. Natürlich mussten sie dabei schon hinsehen, was sie taten, doch Marlin gab sich Mühe, das wie einen Fussboden anzusehen und nichts anderes dabei zu empfinden. Das würde er erst tun, wenn Lilian sich freiwillig vor ihm auszog. Ihre Intimregion liessen sie sie jedoch wirklich selber waschen, da sie ihr in der Eile nicht wehtun wollten. Während Terim sich noch um die Füsse kümmerte, seifte Marlin schon ordentlich Lilians Haare ein, als er unvermittelt einen Speerfaden von Javier bekam, dass die Soldaten bald hier wären. Erschrocken erstarrten Terim, der die Nachricht offensichtlich auch bekommen hatte, und er, nur um dann um so schneller vorwärts zu machen.

"Wir haben einen Speerfaden bekommen", wisperte Terim aufgeregt auf Lilians Beschwerte, dass sie zu schnell wären. "Die Wachen vorne am Tor aben die Soldaten schon am Horizont gesehen. Sie sind fast hier."
"Ja, wir müssen uns beeilen, Lilian", nickte auch Marlin hektisch. "Schnell, schnell, sie dürfen dich nicht bekommen." Gemeinsam zogen sie Lilian von der Dusche weg und trockneten sie mit einem gemeinsam erzeugten Wärmezauber ganz schnell ab. Danach halfen sie ihr in Luceros Kleidung.
"Das ist wirklich sehr lieb von ihm, dass er sie dir einfach so und ohne zu jammern leiht", nickte Marlin dazu, dass Lilian Luceros Kleidung anziehen durfte. "Unsere Gewandung ist etwas sehr intimes und persönliches. Aber ich glaube, Lucero hat dich sehr lieb gewonnen. Er will sicher auch nicht, dass dir etwas geschieht." Eifrig half er Lilian das Hemd zuzuknöpfen und band ihm anschliessend die schmale Schleife vorne beim Kragen.
"Du siehst wie ein Krebschen aus", lachte Marlin, als Lilian fragte, ob sie wieder wie ein Junge aussah. Das tat sie überhaupt nicht. Dazu war sie viel zu schlank und zu feingliedrig. Vorallem war so ob der warmen Dusche und dem ordentlichen Schrubben ganz rothäutig geworden und nun noch mit Luceros Kleidung, sah das sehr lustig aus. Sogar Terim musste etwas kichern. "Aber wie ein sehr süsses Krebschen", beteuerte Marlin liebevoll, als es auch schon heftig gegen die Tür donnerte.
"Seid ihr bald fertig?" wollte Javier wissen. "Los, beeilt euch. Wir haben keine Zeit mehr. Sie sind schon fast da."
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Lilian
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

Marlin lachte, dass er wie ein Krebschen aussehen würde. Lilian schaute ein bißchen bedröppelt.
"Ein Krebschen?", fragte er und blickte an sich herunter. Oh, weil er überall rot war. Sogar seine Haut wirkte durch all das Reiben rot. Selbst der sonst so stille Terim kicherte darüber. Marlin munterte Lilian auf, dass er wie ein sehr süßes Krebschen aussähe und da musste auch der Junge leise kichern. Es war nur ein kurzer, flüchtiger Moment, als die drei durch ein heftiges Klopfen an der Türe unterbrochen wurden. Anscheinend hatte Javier schon längst auf sie gewartet und nun fragte er ungeduldig, ob sie fertig waren und drängte, dass sie sich beeilen sollten. Die Soldaten wären fast da. Ohje. Lilian spürte ebenso rasch wieder die Aufregung und Angst in sich aufsteigen.
"Danke für eure Hilfe", bedankte er sich bei seinen Freunden, "Ich bin so froh, dass es euch gibt im Anwesen und-"
Javier bollerte wieder lauthals gegen die Tür und rief, dass sie keine Zeit für Abschiede hätten. Lilian konnte nichtmal seine Freunde umarmen, um sich noch etwas Kraft zu holen. Marlin öffnete die Türe der Gemeinschaftsdusche und Javier packte Lilian sofort an der Hand, um ihn mit sich zu ziehen, grummelnd um so viel Trödelei im Bad.
"Wir haben nich getrödelt", verteidigte sich Lilian. Zunächst stolperte er noch hinter dem Kerkermeister her, doch bald fing Lilian sich. In der kurzen Hose ließ es sich um einiges besser rennen als in dem überlangen Kleid. Hoffentlich verbrannte es Marlin wirklich. Lilian hätte dabei gerne zugesehen. Nur um wirklich sicher zu gehen, dass auch kein Faserchen von dem Ding übrig blieb. Leider blieb keine Zeit wie Javier immer wieder betonte.
"Wo ist denn das Versteck?", fragte Lilian keuchend. Ihm gefiel es zwar endlich wieder ungehindert zu rennen - es war richtgehend befreiend - aber es rächte sich auch, dass er in den letzten Tagen aus lauter trauriger Appetitlosigkeit nur sehr wenig gegessen hatte. Der Junge kam schnell außer Atem. Er hatte schon lange keinen Sport mehr getrieben.
Javier erklärte ihm nicht, wo das Versteck lag und was es war. Erst nachdem sie um eine Ecke gebogen waren und eine Treppe raufhasteten, warnte ihn der Blutige, dass das Versteck an einem Ort läge, von dem er wüsste, dass Lilian dort nicht hinwollte.
"Du musst keine Angst haben. Der Meister hat recht. Du bist nirgendswo sicherer", schob Javier beruhigend hinterher, aber der Jugendliche war alles andere als beruhigt. Jetzt wollte er umso mehr wissen, wohin es ging.
"Ist es im Kerker? Bitte nicht in eine der Zellen!", riet der Junge, denn da wollte er nicht hin und gerade konnte er sich nicht schrecklicheres vorstellen. "Kann ich mich nicht in Aerys' Gemächer verstecken? Da darf doch sonst niemand ohne seine Erlaubnis rein." Da wäre es bestimmt am sichersten.
Javier vermutete jedoch, dass sich die Soldaten daran nicht stören würden.
"Aber die können.. puh.. doch nicht die ganze Villa durchsuchen", keuchte Lilian. "Aerys kann es ihnen verbieten. In Hayll sind Adelige ja noch mächtig." Nicht so wie in Dhemlan, wo alle Adeligen enteignet worden waren. Sie liefen wieder durch einen Gang.
Javier spekulierte, dass die Soldaten vermutlich eine Erlaubnis der Königin hätten. Im Krieg würden andere Regeln gelten.

Lilian war zu sehr mit Laufen und Atmen beschäftigt, um zu antworten. Der Weg kam ihm seltsam bekannt vor... moment... ging es hier nicht zu den Zimmern der Blutigen?
"Ich.. ahh.. kann nich mehr. Javier... Pause...", keuchte er. Der Blutige zog ihn unbarmherzig weiter. "Wir.. gehen aber nich zu den Blutigen... da ist es nicht sicher. Bestimmt nicht", argumentierte er. Dann waren sie schon da und kamen an den rot gestrichenen Türen vorbei. Lilian wandt sich. Er wollte sich gerne gegen Javiers Zug stemmen, aber er musste Aerys vertrauen und dass der den sichersten Ort der Villa kennen würde.
Allerdings wurde dies auf eine schwere Probe gestellt, als Javier den keuchenden Jüngling zum Ende des Ganges zerrte und er dort bereits die kräftige Signatur des einzigen Kriegerprinzen des Anwesens spürte. Alazier! Lilian stellten sich alle Nackenhärchen auf.
"Nein, nein, nicht dorthin! Bitte nicht, Javier!", flehte er. "Kann ich nicht mit dir? Ich kann mich bei dir im Zimmer verstecken, unten im Kerker", versuchte er auszuweichen. Aber es war nicht sicher genug. Das Zimmer hinter dieser Türe wäre das sicherste. Lilian begann zu schluchzen. Er hatte furchtbare Angst vor Alazier. Der Mann, der ihn beinahe ertränkt hätte. Und da sollte es sicher sein? Vielleicht weil sich niemand sonst hintraute. Nichtmal die Soldaten. Lilian wäre ganz allein bei dem geflügelten Kriegerprinzen.
"Nicht zu Alazier, nicht zu Alazier!", bettelte Lilian trotzdem und versuchte sich aus Javiers Griff loszumachen. Dieser klopfte mit der freien Hand an die Türe. "Er mag mich nicht, er will, dass ich von hier abhaue. Oder dass ich tot bin. Aerys will wirklich, dass ich mich hier verstecke? Können wir nicht was anderes suchen?"
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Javier
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Javier »

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Lilian endlich aus dem Bad gekommen. Javier nahm sie sofort an der Hand, ums sie mit sich zu ziehen. "Typisch Mädchen", brummelte er nervös. "Immer trödeln die im Bad." Dabei rannte ihnen die Zeit davon. Entsprechend zerrte er Lilian auch gleich hintersich her und rannte durch die Flure. Lilian fand trotzdem noch die Zeit sich zu verteidigen, dass sie nicht getrödelt hätten. Ausserdem wollte sie auch gleich wissen, wo das Versteck sei. Dabei musste sie schon keuchen. Sie war wirklich ein sehr zartes Pflänzchen.
"Ich fürchte, es liegt an einem Ort, von dem ich weiss, dass du da nicht hinwillst", antwortete er ihr entsprechend auch erst, als sie die Treppe erklommen hatten. Dann waren sie wenigstens schon einmal auf dem richtigen Stockwerk. "Du musst keine Angst haben. Der Meister hat recht. Du bist nirgendswo sicherer." Prompt begann Lilian auch zu betteln, dass sie nicht in den Kerker in eine der Zellen gesteckt werden wollte. Javier verdrehte die Augen. Hier ging es um ihr Leben und sie klagte über die Unterkunft.
"Na, ich denke nicht, dass die Soldaten sich an das Verbot halten werden", schmunzelte er über Lilians Erklärung. Sie war ja so süss naiv. Eigentlich hätte Javier zu gerne damit gespielt. Doch dafür blieb nun wirklich keine Zeit. "Es geht um den Schutz von Hayll. Da kann sich noch nicht einmal ein Adliger dem entgegen stellen. Ausserdem wäre es viel zu verdächtig, wenn er ihnen den Zutritt zu einem Zimmer verwehrte. Das würde sie Misstrauisch machen und sie würden einen noch mächtigeren Adligen, vielleicht sogar eine Königin holen, damit die Villa besonders genau untersucht wird. Besser er lädt sie ein."

Endlich kamen sie zu dem Gang der Blutigen. Lilian bat um eine Pause, weil sie nicht mehr konnte. Gütige Dunkelheit war sie schwach. Vielleicht war sie ja auch krank. Doch wenigstens konnte sie noch stehen. Also reichte es, wenn Javier sie einfach weiter zog. Dann musste sie nicht von sich aus Anstrengung zum Gehen aufwenden. Allmählich realisierte Lilian auch, wo sie sich befanden und zu welchem Zimmer Javier ansteuerte. Es war auch schwerlich nicht zu bemerkten. Alaziers Signatur war dominant zu spüren, wo sich nun niemand sonst in dem Gang aufhielt. Lilian kriegte jedenfalls einen riesigen Schrecken und begann sogar zu schluchzen. Ganz plötzlich war sie mehr als bereit, zu ihm nach unten in den Kerker zu kommen.
"Sei nicht dumm Lilian", schüttelte Javier seinen Kopf und musste nun mehr Kraft aufwenden, um Lilian mit sich zu ziehen. "Im Keller und im Kerker werden sie doch als erstes nachsehen wenn es um dhemlanische Gefangene geht." Trotzdem bettelte Lilian herzerweichend, dass sie nicht zu Alazier müsse. Er würde sie nicht mögen. Lieber wolle er, dass sie von hier verschwand oder tot sei. Ob sie sich nicht woanders verstecken könne. "Lilian, ich weiss nicht, was da zwischen euch Beiden ist, aber Alazier hat zugesagt, dich zu beschützen", sprach er streng auf sie ein und hatte inzwischen richtig Mühe, die wendige Lilian mit einer Hand festzuhalten. Zumal er mit der anderen Hand noch bei Alazier anklopfen wollte. "Alaziers Signatur ist die einzige, die kraftvoll und wild genug ist, um dich zu verbergen." Aber Lilian wollte nicht hören, zappelte um so heftiger, bis sie unvermittelt damit aufhörte und sich ganz dicht an ihn schmiegte. Javier blinzelte überrascht, realisierte dann aber, dass Alazier seine Zimmertür geöffnet hatte.
"Sieh an, die Kröte ist ein Krebs geworden", stellte der Kriegerprinz trocken fest, hatte die muskulösen Arme ablehnend vor der Brust verschränkt. Breitbeinig stand er da, die Flügel leicht ausgefächert. Javier verstand nicht so ganz, was Alazier mit seinen Worten meinte. Aber er nahm an, dass es nicht so wichtig war. Einen Atemzug später trat Alazier auch schon aus dem Weg und gab Lilian so die Möglichkeit herein zu kommen. "Schnell", befahl er ihr dunkel und abweisend. "Komm rein und leg dich in mein Bett. Schön in die Mitte. Wenn du gehorchst und mich nicht verärgerst, werde ich dir auch nicht weh tun und dich vor den Soldaten beschützen. Aber bei mir gibt es kein Gejammere und Geheule. Sonst kannst du vergessen, dass ich dich decken werde."
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Lilian
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

"Bitte nicht zu Alazier! Ich hab Angst, Javier", flehte Lilian. Er glaubte nicht, dass der Kriegerprinz ihn beschützen würde, wo er bisher eher das Gegenteil getan hatte. Lilian zappelte in Javiers Griff und versuchte sich loszumachen, um irgendwo ein besseres Versteck zu finden. Zu Javier in den Kerker durfte er auch nicht mit. Der Blutige hatte wahrscheinlich recht, dass dort die Soldaten als erstes suchen würden. Leider verstand der Kerkermeister nicht wieso das mit Alazier nicht gut gehen würde.
"Er hat versucht mich zu ertränken. Im See. Und nach dem Ausflug hat er gesagt, er will mich nicht in der Villa haben", versuchte Lilian dem Blutigen zu erklären, doch Javier hielt es trotzdem für das beste Versteck. Alaziers Signatur wäre so wild und kräftig, das sie Lilians verbergen könne. Es wäre der einzige Weg.
"Und wenn er mir wieder weh tut? Oder mich an die Soldaten verrät und-", sorgte der Junge sich und nahm seine andere Hand zu hilfe, um sich endlich von Javier loszumachen. Da öffnete sich plötzlich die Türe und Lilian dachte überhaupt nicht mehr daran sich von Javier zu lösen. Im Gegenteil, wollte er sich um so stärker an den Blutigen klammern. Ängstlich versteckte sich Lilian hinter Javier, schaute furchtsam hinter ihm vor. Alazier stand groß und drohend in der Türe. Er hatte die Arme verschränkt, so dass man sah wie muskulös und breit sie waren. Gerade dafür gemacht kleinen Jungs den Hals umzudrehen. Dazu hatte er noch diese finstere Hautfarbe und die mysteriösen, verschlungenen Tätowierungen, die manchmal bedrohlich aufleuchteten. Alazier war wie ein Monster aus Gruselgeschichten. Lilian wäre am liebsten weggerannt. Bei dem sollte er sich verstecken? Das war der sicherste Ort in der gesamten Villa? Aerys hatte eindrücklich an ihn appelliert, dass er ihm gehorchten sollte, doch gerade fiel es dem zierlichen Jüngling sehr schwer.
Alazier höhnte, dass aus der Kröte ein Krebs geworden sei. Vermutlich war Lilian durch das ganze Gelaufe erst recht überall rot. Er wagte nichts dagegen zu sagen, drückte sich an Javier.
Alazier machte den Weg frei in sein Zimmer und herrschte ihn an, dass er schnell reinkommen und sich ins Bett legen sollte. Lilian riss die hellen Augen auf.
"I-ins Bett?", piepste er entsetzt. Der letzte Ort wo er hinwollte, war Alaziers Bett. Dann könnte er sich doch auch gleich den Soldaten ausliefern. Beides erschien ihm gleich schlimm. Panisch schüttelte er den Kopf. "Das ist kein gutes Versteck, d-das ist gar nicht gut", wehrte er ab und wollte nicht von Javier weichen. Der hatte ihn schon einmal vor Alaziers Bedrohungen geschützt und weggebracht.

Alazier wollte ihn auch nicht so ohne weiteres beschützen. Er stellte Bedingungen. Lilian müsse gehorchen. Er dürfe nicht jammern und nicht weinen, sonst würde der Kriegerprinz ihn nicht vor den Soldaten verstecken. Es klang so, als würde er ihn den Soldaten ausliefern, wenn Lilian nicht genau tat was er sagte. Wenn nur ein Tränchen entwische, würde er ihn rausschmeißen.
Der Jugendliche begann prompt zu schluchzen. "D-du musst netter zu mir sein...", wimmerte er trotz seiner Angst. Javier schob ihn in Richtung der Türe, obwohl Lilian sich vergeblich dagegen stemmte. Der Kerkermeister drängte, dass keine Zeit mehr wäre. Die Soldaten wären schon am Tor. Lilian stolperte in das Zimmer. Javier hatte es endlich geschafft, den klammerhaften Jungen von sich zu lösen und in den Raum zu verfrachten. Das Bett sah groß aus, dunkles Holz, eckige schwere Pfosten an jeder Seite. Nichts davon sah einladend aus.
Lilian wollte nicht darein. Er hatte furchtbare Angst und die ganze Situation war ihm über den Kopf gewachsen. Nun hatte er nicht nur Angst vor den Soldaten und was mit ihm passierte, wenn sie ihn fanden, sondern auch was Alazier mit ihm machen würde, wenn Lilian ihn verärgerte. Er wischte sich über die Wangen. Aerys hatte gesagt, es würde alles gut. Das hier wäre sicher. Hilfesuchend blickte Lilian nochmal zu Javier, doch beide Männer drängten ihn sich endlich ins Bett zu legen. Jetzt schnell.
Leise wimmernd kletterte Lilian in das viel zu hohe Bett. Überall war die bedrohliche Signatur des Kriegerprinzen, dazu ein herber männlicher Duft. Am liebsten hätte Lilian Aerys gesendet und ihn nochmal gefragt, ob das wirklich so sein sollte und ob er Alazier nicht befehlen könne, dass er netter zu ihm wäre, doch er durfte bestimmt keine Speerfäden mehr senden. Und er hatte immer noch nicht geschafft seine Signatur zu unterdrücken. Im Gegenteil, sie vibrierte vor Angst und Panik. Der Junge rutschte in die Mitte des Bettes, legte sich zitternd auf die Seite. Er wimmerte und schluchzte. Tränen rollten über die geröteten Wangen. Was würde jetzt mit ihm passieren? Wollte Alazier ihn unter der Bettdecke verstecken? In den Ohren des Jungen klang das nach keinem guten Versteck. Man würde ja die Wölbung in der Decke sehen. Sollte er sich nicht besser unter dem Bett verstecken?
Da trat Alazier mit bedrohlichen Schritten auf das Bett zu. Instinktiv rückte der Junge zurück, wollte fliehen.
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Alazier
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Alazier »

Er hätte sie am Liebsten gleich jetzt schon gegen die Wand geknallt. Lilian war so anstrengend. Sie reizte ihn mit ihrer Rücksichtslosigkeit und ihrem Egoismus. Alle hier riskierten Kopf und Kragen um sie zu beschützen. Doch anstatt, dass sie dankbar war, mitmachte und alles daran setzte, damit man sie nicht entdeckte, wehrte sie sich mit Händen und Füssen gegen alle Vorkehrungen, die getroffen wurden, um sie zu schützen. Sogar jetzt, als es hiess, dass die Soldaten schon am Tor waren, klammerte sie sich krampfhaft an Javier und wollte nicht beschützt werden. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er es schaffte, Lilian in sein Zimmer zu bugsieren und von ihr loszukommen. Soviel dazu, dass sie gehorchen würde. Und dann wagte sie es auch noch von ihm zu fordern, dass er netter zu ihr sein musste.

"Ich werde dich ignorieren", knurrte er angespannt. "Das ist mehr, als du verdient hast." Und fast mehr als er geben konnte. Lilian weckte in ihm Aggressionen, die er kaum zu bändigen wusste. Doch dem Meister zuliebe würde er diese Kröte sogar in sein Bett lassen. Auch wenn es ihm beinahe den Magen umdrehte, als er zuschauen musste, wie Lilian in sein grosses, stabiles Bett kroch.
"Keine Sorge Lilian, du wirst hier sicher sein", beteuerte Javier zum unzähligsten Mal. "Alazier kann dich gut verstecken. Es wird alles gut werden." Es musste, dachte sich Alazier dunkel. Ansonsten wären sie alle tot. Lilian riskierte das Leben des Meisters, ihr aller Leben viel zu leichtfertig. Er konnte nicht nachvollziehen, warum Javier sie noch so betüdelte und nicht einfach ging. Aber schliesslich zog er sich doch noch zurück. Musste er. Seine Anwesenheit hier wäre schlecht zu erklären gewesen. Finster schloss Alazier die Tür hinter ihm und ging dann auf Lilian zu. Sofort ruckte diese zurück.

"Liegen bleiben", herrschte er sie ungeduldig an. "Damit man deine Leuchtfeuersignatur verstecken kann, werde ich dich mit der meinigen einhüllen müssen", erklärte er unwillig. "Doch ich habe keine Lust, eine Stunde da zu stehen und dich dabei eng zu umarmen. Also werde ich mich über dich legen und ein Nickerchen machen." Ihn schauderte es bei dem Gedanken, Lilian mit seinem nackten Oberkörper spüren zu müssen. "Davon bekomme ich bestimmt einen grässlichen Ausschlag", befürchtete er angeekelt. "Also mach es uns nicht noch schwerer als es ist und bleib einfach flach und brav auf dem Rücken liegen. Ich werde es nicht noch einmal sagen und dir keine weiteren Chancen geben. Liegen bleiben und still sein. Das ist alles, was du tun musst und du bist besser gut darin."
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Lilian
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

Er musste ja sehr dumm sein, dass er freiwillig in Alaziers Bett kletterte, aber es war leider keine Zeit mehr noch irgendetwas anderes auszuprobieren. Er musste darauf vertrauen, dass Aerys schon wusste was er tat und dass das hier wirklich die einzige Lösung war, um Lilian vor den Soldaten zu bewahren. Der Jüngling versuchte zu gehorchen und tapfer zu sein, aber es bedeutete auch, dass er in das Bett der Person liegen sollte, die ihn beinahe getötet hätte. Es war alles andere als leicht und Alazier hatte keine Geduld mit ihm. Er wollte auch nicht netter zu ihm sein. Er würde Lilian ignorieren und das wäre alles. Javier versuchte ihn zu beruhigen, dass er hier sicher sei und alles wieder gut werden würde. Zitternd lag der Junge in dem Bett und nickte. Er wünschte, er hätte irgendetwas von Aerys bei sich. Seine Signatur war immer so beruhigend. Die Signatur, die Lilian dagegen in dem Bett spürte, weckte reine Fluchtinstinkte in dem Jungen. Er wollte nichts sehnlicher als wieder von dort weg.
Dann ging auch noch Javier. Mit Panik in den rosafarbenen Augen blickte Lilian ihm hinterher. Er wollte nicht allein mit Alazier bleiben. Lilian fühlte sich vollkommen ungeschützt. Ängstlich machte er sich auf dem Bett klein. Erst als der Kriegerprinz drohend näher kam und regelrecht über dem Bett thronte, die dunklen Flügel aufgefächtert, versuchte der Junge zur Seite des Bettes zu krabbeln. Er konnte einfach nicht anders. Alles in ihm sagte, dass es besser war zu fliehen.
Alazier schnauzte ihn an, dass er liegen bleiben sollte. Lilians Signatur wäre wie ein Leuchtfeuer und Alazier müsse ihn mit seiner einhüllen. Allerdings wollte er ihn nicht stundenlang umarmen.
"Also werde ich mich über dich legen und ein Nickerchen machen", kam er zu seiner Idee. Lilian rückte erst recht entsetzt auf dem Bett zurück.
"Du willst dich auf mich legen?! Nein, bitte nicht, ich will kein Nickerchen mit dir", flehte er. "Und.. und bei einem Nickerchen legt man sich nebeneinander und nicht aufeinander." Aber auch Alazier wirkte nicht sonderlich begeistert. Er dachte, er würde einen Ausschlag von dem Kontakt mit Lilian bekommen. Er klang regelrecht angeekelt.
"Ich bin keine Kröte.. oder Krebs", verteidigte sich der Junge mit heller Stimme. "Und du... du bist viel zu schwer. Du wirst mich zerquetschen!", wehrte er sich, während Alazier wollte, dass Lilian brav auf dem Rücken lag. Er sollte jetzt gehorchen, denn es würde keine weiteren Chancen geben. Liegen bleiben und still sein. Das wäre alles was Lilian tun müsse und er wäre besser gut darin.

Der Jüngling wimmerte ängstlich und rutschte langsam wieder zurück in die Mitte. Stück für Stück bis sein kleiner Körper wieder da lag wo Alazier ihn haben wollte.
"Ich will zu Aerys...", wimmerte Lilian, "Ich will zu Aerys zurück... der kann einen viel besser beruhigen als du..."
Alazier wirkte weiterhin so, als wollte er Lilian überhaupt nicht helfen. So fühlte sich Lilian nicht besonders gut aufgehoben. Er wagte aber nicht mehr sich zu rühren. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass er wie Espenlaub zitterte. Der große Kriegerprinz würde sich gleich auf ihn legen. Dann wäre Lilian wohl wirklich gut verborgen. Weil er unter dem riesigen Mann zerquetscht würde. Wenn er nun wieder erstickte?
Aber noch mehr hatte Lilian Angst, dass Alazier die Geduld mit ihm verlor und ihn an die Soldaten verriet. Bestimmt hatte Aerys ihm das verboten, doch der Kriegerprinz hatte sich schonmal nicht an die Verbote des Adeligen gehalten. Und als es Aerys so schlecht gegangen war, hatte der Kriegerprinz ebenfalls gleich die Abwesenheit genutzt, um Lilian zu bedrohen.
So bekam der Junge seine Angst einfach nicht in den Griff. Er schluchzte und hickste. "Aerys.. ich will bei Aerys sein...", wisperte er immer wieder.
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Alazier »

Ungeduldig ballte der Kriegerprinz seine Hände zu Fäusten. Lilian konnte einfach nicht schweigen. Mit ihrer furchtbar hellen und fiepsenden Stimme wehrte sie sich gegen alles. Alazier sollte sich nicht auf sie legen, weil er viel zu schwer sei und sie zerquetschen würde. Gütige Dunkelheit, das würde Alazier doch mit seinen Muskeln kompensieren. Er würde schon nicht zulassen, dass dem Krebskrötchen etwas passierte. Dagegen musste sich Lilian auch wehren. Sie wäre weder eine Kröte noch ein Krebs. Von ihm aus. Aber sie war definitiv ein besserwisserischer Jammerlappen. Es hing ihm so zum Hals heraus. Was fand der Meister nur an ihr? Besser er gab sie den Soldaten mit.

"Ich wünschte auch, du wärst bei dem Meister", knurrte Alazier ungehalten. "Oh, ja, ich wünsche es mir ganz fest. Aber man kann im Leben nun einmal nicht immer alles haben. Also bleib still liegen. Dann überlebst du wenigstens. Und täusche dich nicht. Ich habe nicht versucht, dich zu beruhigen. Diese Mühe mache ich mir nicht. Das ist bei dir ohnehin vergebens. Kannst ja versuchen, dich selber zu beruhigen. Hauptsache, du tust es leise." Er wollte sich nicht sagen lassen, dass er schlecht in dem war, was er tat. Er fand es schon furchtbar genug, dass er Lilian überhaupt in seinem Zimmer dulden musste. Und dann bekam er auch noch keinerlei Dank dafür. Stattdessen schluchzte Lilian nur vor sich hin, dass er bei dem Meister sein wolle.

Missmutig schlug er die Bettdecke zurück und begab sich anmutig zu Lilian darunter. Das Weinen und hicksen wurde gleich heftiger. Alazier gab sich alle Mühe es möglichst zu ignorieren. Doch seine schwarzen Flügel zuckten verdächtig. Verbissen machte er weiter und rutschte auf dem Bett immer näher zu Lilian heran. So nahe, dass er schliesslich seitlich dicht an sie gepresst da lag. Einen Arm schob er unter das Kopfkissen, um seinen eigenen Kopf darauf zu betten. Den anderen Arm legte er angewinkelt um ihren schlanken Oberkörper und das obere Bein legte er ganz ähnlich angewinkelt über Lilians Beine. Schon so verdeckte er sie beinahe ganz. Zu guter Letzt fächerte er seine Flügel etwas aus und legte sie anschliessend beschützend um sie Beide herum, so dass Lilian gar nicht mehr von ausserhalb des Bettes zu sehen war.
"Siehst du, ich zerquetsche dich nicht", brummte er unwillig. Im Gegenteil, er hatte sich Lilian sogar ausgesprochen sanft und zärtlich genähert. "Stattdessen bist du nun im schützenden Zelt meiner Flügel. Umhüllt von meiner Signatur. Niemand wird dich hier finden, wenn du den Schutz nicht zerbrichst. Komm, komm, hör auf zu weinen. Hör mir lieber zu." Alazier überlegte fieberhaft. Er musste Lilian ruhig bekommen. Er musste ihn ablenken. Das erste, was ihm dabei in den Sinn kam, war ein abstraktes, pruulisches Gedicht über eine Wüstenblume. Das war komplex und lang genug, dass es Lilian hoffentlich für eine Weile beschäftigte. Also begann er es leise zu rezitieren.
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Lilian
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

Alazier machte deutlich, dass er Lilian auch nicht hier haben wollte. Man könnte im Leben eben nicht alles haben. Das hatte Lilian schon längst begriffen. Beginnend damit, dass er ins Militär eingezogen worden war. Das hatte er nicht gewollt und nun suchte man ihn deswegen und wollte ihm weiter weh tun. Lilian hatte auch nicht von einem Mann entjungfert werden wollen und es war trotzdem passiert. Da war er auch angewiesen worden still zu liegen und zu gehorchen. Den über ihn einfach machen lassen. Aber es war gar nichts besser geworden. Lilian schluchzte verzweifelt.
Der dunkelhäutige Kriegerprinz wollte ihm auch nicht helfen. Lilian sollte sich selbst beruhigen und dabei leise sein. Der zarte Junge wimmerte und versuchte sein Schluchzen zu ersticken, aber er hatte weiterhin dolle Angst vor Alazier und dem war das auch alles egal. Lilian wollte nun umso mehr zu Aerys von dem er glaubte, dieser würde ihn beruhigen und beschützen. Viel besser als es Alazier konnte. Leider musste Aerys die Soldaten ablenken. Ob sie jetzt schon in der Villa waren? Lilian musste sich zusammenreißen und tapfer sein, doch er fühlte sich nicht sehr heldenhaft. Besonders nicht als Alazier die Bettdecke zurück zog und Lilians schwachen Schutz mühelos beseitigte. Das Bett knarzte, als der großgewachsene Kriegerprinz hinein kam. Lilian hickste und weinte ängstlich, blieb aber stocksteif liegen wo er liegen sollte. Alazier trug nur eine enge, dunkelrote Leinenhose. Sein Oberkörper war nackt und man konnte deutlich die vielen Muskeln sehen, während die roten Tätowierungen darüber liefen. Es sah bedrohlich aus.
"Bitte nicht...", wisperte Lilian und Tränen kullerten weiter. Er war so aufgeregt, dass er zu hicksen begann. Verspannt lag er dar, während Alazier sich langsam näher schob. Die Flügel schienen das schwache Licht im Zimmer auszusperren. Das Wimmern des Jünglings wurde höher und panischer. Es kostete ihm alle Mühe nicht aus dem Bett zu springen wie jede Faser seines Körpers schrie. Es war schwer seine Instinkte runterzukämpfen. Besonders als Lilian den Körper des Kriegerprinzen spürte.

Es war ein schwacher Trost, dass Alazier sich doch nicht ganz über ihn legte wie Lilian gedacht hatte. Aber der schwere, muskulöse Arm schob sich über ihn und dann auch das ebenso schwere Bein. Lilian fühlte sich regelrecht gegen die Matratze gedrückt. Er atmete flach. Beruhigen... beruhigen... es wollte nicht klappen. Lilian schluchzte leise und dachte an Aerys und wenn der morgens besonders kuschlig war und ihn nicht loslassen wollte. Das hier fühlte sich fast so an, versuchte er sich zu überzeugen. Genau.
Nein, tat es nicht. Alles war falsch und eklig und unangenehm. Der Junge verzog das Gesicht. Heftig atmend starrte er an die Decke. Die Stuckdecke des Tempels. Die war auch beruhigend gewesen. Ein bißchen...
Da schob sich einer der großen Flügel über Lilian wie ein dunkler Schatten. Die Zimmerdecke war nicht mehr zu sehen. Stattdessen der fremdartige Flügel mit dem feinen Membran und den dünnen Muskelstreben dazwischen. Lilian vergaß beinahe zu atmen. Alazier brummte, dass er ihn nicht zerquetscht hätte. Die Flügel wären ein schützendes Zelt. Lilian wäre umhüllt von Alaziers Signatur.
Ja, und die machte Lilian Angst. Er fühlte sich gar nicht geschützt. Nicht ein bißchen. Das schützende Zelt der Flügel war auch mehr wie eine dunkle Höhle.
"I-ich hab immer noch Angst", gestand der Jüngling schluchzend. "Ich mag hier nich liegen und still halten..."
Der Kriegerprinz wurde seltsamerweise nicht wütend und obwohl er vorhin behauptet hatte, er würde sich nicht die Mühe machen und Lilian zu beruhigen versuchen, ermunterte er ihn nun nicht zu weinen. Lilian solle ihm zuhören. Dann begann Alazier etwas komisches zu erzählen. Es machte überhaupt keinen Sinn. Irgendetwas über eine Blume? Lilian verstand es nicht, aber die Worte hatten einen schönen Rhythmus. Fast beruhigend.
Lilians Hicksen und Schluchzen wurde etwas weniger, als er sich auf die Worte konzentrierte. Er konnte aber nicht den Körper direkt neben ihm vergessen.
"Dein Arm und dein Bein sind so schwer...", merkte er leise an. Alazier brummte, doch dann verlagerte er seinen Körper irgendwie und der zarte Jüngling fühlte sich nicht mehr so, als würde er zerdrückt werden.
"Danke..", schniefte er. Das viele Zittern wurde weniger, aber Lilian schaffte es immer noch nicht seine Signatur zu unterdrücken. "K-kannst du mir eine Geschichte erzählen?", bat Lilian. "Das was du gerade erzählt hast war nett, aber... ich hab das nicht verstanden."
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Alazier
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Alazier »

So rasch konnte Lilian nicht aufhören mit dem Weinen. Immer mal wieder schluchzte sie auf und schüttelte sich sachte. Doch mit der Zeit wurde sie ruhiger und ihr Atem ging auch wieder regelmässiger. Sie hörte ihm tatsächlich aufmerksam zu. Und sie unterbrach ihn auch nicht. Der Dunkelheit seis gedankt. Aber obwohl das Gedicht nicht wenige Strophen hatte, schien es heute viel zu schnell fertig zu sein und sie hatten noch immer keine Entwarnung bekommen. Es würde ein harter Nachmittag werden.
Kaum hatte er geendet, als Lilian schon wieder zu jammern anfing. Alaziers Arm und sein Bein wären viel zu schwer. Der Kriegerprinz brummelte unwillig vor sich hin. Kein Dank für das Gewicht. Allerdings konnte er sich schon vorstellen, dass seine kräftigen Muskeln zu schwer für den Schwächling da vor ihm im Bett waren. Also verschob er sie etwas, damit Lilian nicht immer dieselben Druckstellen verspürte und spannte die Muskeln in seinen Gliedmassen an, um sie etwas anzuheben und ihr Gewicht auf Lilian zu verringern.

Wenigstens diesmal bekam er ein Danke. Wenn auch ein geschnieftes. Danach aber wollte Lilian schon wieder etwas neues von ihm. Alazier sollte ihr eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte? Der Kriegerprinz schnaubte. Wer war er denn? Der Märchenonkel vom Dienst.
"Nett? Pffft, du bist so ein Banause", empörte sich Alazier leise. "Du hast offensichtlich keine Ahnung von Kultur. Wenn du es nicht verstanden hast, dann rezitiere ich es eben noch einmal. Pass besser auf." Alazier sagte das Gedicht jedoch nicht langsamer auf, sondern sprach in ganz normalem Tempo. Ansonsten verlor es von seiner Intensität. Leider war das Gedicht auch diesmal wieder zu kurz. Sie wurden noch immer nicht gerufen, dass sie aus dem Zimmer rauskommen konnten und Lilian begann sich wieder mehr anzuspannen.
"Wenn du das Gedicht noch immer nicht verstanden hast, erzähl du mir doch eine Geschichte", wehrte er knurrig ab. "Ich werde sicher nicht dein Märchenonkel spielen."
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Lilian
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

Leider wollte Alazier ihm keine Geschichte erzählen und schnaubte, dass Lilian ein Kulturbanause wäre. Der Kriegerprinz wollte es nochmal rezitieren und Lilian sollte besser aufpassen, um die Geschichte zu verstehen. Vielleicht war es auch ein Gedicht. Lilian schniefte eingeschüchtert und nickte schwach. Das Gedicht hatte viele Strophen, aber es hatte auch mehrere Wörter, die der Junge nicht verstand. Oder er kannte die Wörter, aber sie ergaben gerade keinen Sinn so wie sie aneinander gereiht waren.
"Was ist denn flimmernde Fülle?", wisperte er fragend, aber der Kriegerprinz war nicht begeistert über Unterbrechungen. Yukarin hatte da wenigstens ab und zu geantwortet. "Und wieso ist das Gras schwermütig?"
Nein, alles andere als begeistert. Alazier raschelte drohend mit de Flügel und Lilian hielt sofort ängstlich still. Der Kriegerprinz knurrte, dass wenn Lilian zu dumm war, das Gedicht zu verstehen, er doch Alazier eine Geschichte erzählen könne. Er dagegen wolle nicht Lilians Märchenonkel spielen.
"Ich soll eine Geschichte erzählen?", fragte der Junge überrascht. Allmählich lenkte ihn das Gespräch ab. "Ich weiß.. gar nicht worüber", überlegte er angestrengt. Ruhig lag er da, aber das viele Zittern war erstmal vorbei. Lilian schaffte jedoch nicht sich auf die Schnelle etwas auszudenken und schon gar nichts so kompliziertes wie Alazier kannte. Dass der überhaupt so ein langes Gedicht auswendig wusste.
"Yukarin hat uns mal eine Geschichte zum Einschlafen vorgelesen", fiel ihm kleinlaut ein, "Von einem Halbhähnchen. Kennst du das?"
Kannte Alazier nicht, aber Lilian sollte ruhig erzählen.
"Also... mmhh, da waren zwei Töchter und jede von denen hatte ein halbes Ei bekommen", rief sich der Junge die Gutenachtgeschichte wieder in Erinnerung. "Aber frag nicht wie das geht, weil Yukarin wollte das auch nicht erklären. Wenn man ein Ei normalerweise teilt, ist das ja innen drin flüssig und würde auslaufen, aber in der Geschichte ging das. Und die eine Tochter hat ihre Hälfte gekocht und gegessen und die andere hat irgendwie das halbe Ei gepflegt und gewärmt. Dabei weiß ich gar nicht wie das gehen soll. Vielleicht waren das ja auch zwei besonders kleine Eier", überlegte der Junge, der am liebsten alles logisch und genau hatte.

"Und dann ist daraus ein Halbhähnchen geschlüpft. Das ist auf dem Hof rumgerannt und war eigentlich ganz normal. Außer dass es halb war. Ich glaube, es hatte nur ein Bein. Aber es könnte doch keinen halben Kopf gehabt haben... weil es hat auch nach Körnern gepickt und dafür muss man ja einen Schnabel haben ehmm.. glaub ich", überlegte der Junge an der Geschichte rum. "Und dann... es hat irgendeinen Schabernak gemacht, aber da war ich schon so müde... und ehh... ich bin eingeschlafen", musste Lilian zugeben. Er war wohl kein sehr guter Geschichtenerzähler. Er überlegte, ob ihm noch ein Teil der Geschichte einfiel.
"Yukarin hat das viel besser erzählt... er-"
Plötzlich lag Alaziers schwere, große Hand auf Lilians Mund. Einfach so. Lilian wollte sich zunächst erschrocken winden, als er das Gesicht des Kriegerprinzen sah und wie dieser ihm bedeutete keinen Laut zu machen. Ängstlich hielt der Junge still, hektisch gegen die große Hand schnaufend. Waren die Soldaten hier? Hatte man sie entdeckt? Er lauschte angestrengt in die Stille hinein, ob da Schritte auf dem Gang waren oder nicht. Lilian wagte nicht sich zu rühren. Er musste jetzt ganz leise sein. Sein Herz schlug unheimlich schnell. Trotzdem versuchte er nur flach zu atmen.
Kein Schniefen und Schluchzen verließ die Kehle des Jünglings. Nur stumm rannen einige Tränen über die Wangen, wurden von Alaziers Hand aufgehalten.
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Alazier
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Alazier »

Lilian war eine furchtbare Geschichtenerzählerin. Vielleicht lag es daran, dass sie gar keine Geschichten kannte. Nur warum hatte sie ihn dann gebeten, ihr eine Geschichte zu erzählen? Weil es ihr so gefallen hatte, wie Yukarin ihr einmal eine Geschichte erzählt hat? Das konnte der Biblliothekar auch gut. Alazier gefiel dessen tiefes und breites wissen, seine ruhige und kompetente Art. Lilian war so anders. So aufgedreht und voller Panik. So seltsam. Aber wenigstens weinte und bettelte sie nun nicht mehr und auch das Zittern war verschwunden. Das liess auch Alazier wieder etwas ruhiger werden. Verwundert hörte er Lilian zu, wie diese die Geschichte von einem Halbhähnchen erzählte. Dabei klang es eigentlich mehr nach einer Analyse einer Geschichte. Staubtrocken und langweilig. So farblos. Wo doch die eigentliche Geschichte ganz lustig klang. Und dann war Lilian anscheinend auch noch eingeschlafen, als sie die Geschichte gehört hatte. Kein Wunder, wenn sie gedanklich dabei alles so auseinander nahm. Alazier war es gerade auch sehr zum Einschlafen zumute. Lilian war wirklich sehr seltsam.

Leider durfte er nicht einschlafen, da er zugesagt hatte, auf Lilian aufzupassen. Deswegen war es nicht nur wichtig, sie in seine Signatur einzuhüllen und ruhig zu stellen, sondern auch die ganze Zeit über zu erfühlen, wo die Fremden Signaturen sich in der Villa aufhielten. Es war gar nicht so leicht, da sie ausschwärmten und manche hinunter in den Keller gingen, wo ihre Signatur kaum mehr wahrzunhemen war. Dafür spürte er um so deutlicher, als sich zwei der Soldaten dem Gang näherten, in dem er sein Zimmer hatte. Rasch schob er Lilian seine Hand über ihren plappernden Mund, damit sie ganz still war. Das dumme Huhn begann prompt zu zappel, doch als sie seinen eindringlichen Blick endlich wahrnahm, begriff dann auch sie, dass sie still sein musste. Brav blieb sie ganz ruhig liegen, schnaufte nur hektisch in seine Hand. Doch das Geräusch ging in Alaziers eigenem Atmen unter. Ansonsten schluchzte und hickste sie diesmal nicht. Nur einige stumme Tränen rannen ihr über die Wangen, netzten seine Hand. Das konnte Alazier verkraften.

Was er weniger mochte war, dass die Soldaten nun den Gang der Blutigen genau zu untersuchen begannen. Er spürte, wie sie nicht nur einfach jedes Zimmer öffneten, sondern hinein gingen und sich viel zu lange darin aufhielten. Fast so, als würden sie unter die Betten schauen, die Schränke öffnen und die Truhen durchwühlen. Das war eine bodenlose Unverschämtheit. So suchte man nicht nach einem Menschen. Das war unverschämte, hemmungslose Neugierde. Ein widerliches Eindringen ihre Privatsphäre.
Alazier gab sich diesmal nur zu bereitwillig der Wut hin, die in ihm, ob dieser erniedrigenden Durchsuchung, hochstieg. Wissend, dass sie ein gutes Instrument war, um die Soldaten einzuschüchtern. Bereitwillig peitschte er sie hoch und liess seine Signatur zur Warnung nach aussen strömen. Sie bekam sogar etwas hungriges, einladendes, als einer der Soldaten seine Hand auf die Klinke zu Alaziers Tür legte. Ja, sie sollten nur herein kommen. Die wilde Bestie hier drin wartete nur darauf, sie zu zerfleischen. Kommt. Kommt rein ihr Mäuschens. Ich breche euer Genick und reisse euch eure Herzen bei lebendigem Herz heraus.

Ziemlich abrupt schienen die Soldaten zu entscheiden, dass sich wohl niemand bei dem Kriegerprinzen verstecken würde. Und wenn, dass diese Person das nicht überlebte. Womit sie grundsätzlich eigentlich gar nicht so falsch lagen. Einzig seine Hingabe an den Meister hatte ihn davon abgehalten Lilian hart gegen die nächste Wand zu knallen, als diese heulend und quengelnd vor seiner Tür gestanden war.
"Du kannst ja doch ganz tapfer sein", lächelte er ihr sanft zu, nachdem die Wachen wieder weit genug weg waren. Es beeindruckte ihn, dass sie diesmal nicht gewimmert hatte. Sachte streichelte er ihr mit seinen Fingern die Tränen von der Wange. "Erzähl mir nochmals die Geschichte von dem halben Hühnchen", forderte er leise von ihr. "Aber diesmal ohne dieses komische Analysieren und Überlegen. Einfach nur die Geschichte."
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

Sie lagen viel zu lange so in der Stille. Lilian wusste nicht wie viel Zeit verging. Immer noch wagte er nichtmal richtig zu atmen. Er wusste nicht, ob er jetzt mehr Angst vor der schweren Hand auf seinem Mund hatte oder den Soldaten, die ihn vielleicht finden würden. Würde Alazier ihn wirklich beschützen? Lilian kämpfte damit keinen einzigen Laut von sich zu geben, doch es wurde hart auf die Probe gestellt, als er schwach Schritte im Gang hörte. Türen wurden geöffnet. Erst hörte man es nur schwach, vielleicht am Anfang des Ganges, doch dann wurden die Geräusche immer deutlicher und lauter. Alaziers Zimmer war am Ende des Ganges. Waren die Soldaten hier? Würden sie auch hier ins Zimmer reingucken? Plötzlich konnten die dunklen Flügel gar nicht groß genug sein. Lilian kniff die Augen zusammen, weitere Tränen quollen unter den langen Wimpern hervor.
Je näher die Geräusche zu ihnen drangen desto wütender und wilder wurde Alaziers Signatur. Lilian biss sich auf die Lippe, um nicht zu keuchen oder zu wimmern. Er wollte zappeln und aus der seltsamen und viel zu beklemmenden Umarmung fliehen. Diese steigende Wut machte dem Jüngling große Angst. Kriegerprinzen konnten das doch nicht so gut kontrollieren. Und Lilian erinnerte sich leider viel zu gut an Alaziers Wut beim See. Daran wie ihn die gleiche Hand ,jetzt auf seinem Mund, unter Wasser gedrückt hatte bis Lilian schwarz vor Augen geworden war. Die gleiche Hand um seinen Hals. Zudrückend.
Der Jugendliche hielt es kaum noch aus hier zu liegen, aber man durfte ihn nicht entdecken. Er musste seine Signatur unterdrücken und ganz unter der geballten Wut und Wildheit im Zimmer verschwinden. Lilian versuchte es verzweifelt, aber vor lauter Angst konnte er sich kaum konzentrieren. Es war, als läge ein wildes Tier neben ihm. Terim und Marlin hatten gut dafür gesorgt, dass Lilians Signatur so schwach wie möglich strahlte, doch mehr wollte dem Jungen nicht gelingen. Aerys... wenn doch nur Aerys hier wäre. Gleichzeitig war es verwirrend, dass Lilian ausgerechnet zu diesem Mann wollte. Aerys hatte ihn geschlagen und ihn die letzten Tage ignoriert. Ihn nicht gewollt. Es ergab keinen Sinn, dass Lilian zurück zu Aerys wollte. Wenn ihm das jemand erzählt hätte, hätte er demjenigen gesagt, dass er so schnell wie möglich das Weite suchen sollte. Aber seine Sehnsucht besagte etwas anderes. Er konnte es nicht stoppen. Lilians Signatur flackerte unbeständig. Er konnte nicht mehr. Er wollte jetzt fliehen. Alazier sollte seine Hand da wegnehmen. Lilian begann schwach zu beben. Nicht Schluchzen. Ganz leise sein. Still liegen. Er dachte an die Zeremonie und seine große Angst dort. Hatte er dort so viel Angst gehabt wie jetzt? Lilian wusste es nicht mehr.
Er hielt den Atem an, als die Geräusche draußen ganz nahe waren. Und dann noch länger wie sie sich langsam wieder entfernten. Dumpf hörte man Gesprächsfetzen. Fremde Stimmen. Dann Schritte auf der Treppe weiter hinten.

Trotzdem nahm Alazier seine Hand erst nach einer langen, langen Zeit weg. Lilian blinzelte vorsichtig. Mit feuchten Augen blickte er zu dem Kriegerprinzen, der irgendetwas komisches mit seinem Gesicht machte. Oh... das war ja ein Lächeln. Oder? Alazier lobte ihn sogar, dass er sehr tapfer gewesen wäre. Seine Finger strichen über Lilians nasse Wangen. Der Jüngling keuchte leise und erzitterte. Mehr, weil er die ganze Zeit über voller Anspannung dagelegen war. Sein gesamter Körper fühlte sich verkrampft an.
Alazier sagte leise, dass Lilian nochmal die Geschichte mit dem Halbhähnchen erzählen sollte, doch er sollte das Analysieren und Überlegen weglassen und nur die Geschichte erzählen. Lilian hatte allerdings andere Sorgen. Er rang zittrig nach Luft. Konnte er wieder sprechen?
"Ist.. ist es vorbei?", flüsterte er erstickt, "Es soll vorbei sein. Ich mag nicht mehr... ich mag zu.. zu Aerys... ich mag nich still liegen." Er schniefte und begann unkontrolliert zu schluchzen, weil die gesamte Anspannung der letzten Stunde irgendwohin musste. Alazier hatte ihn zu früh gelobt, aber Lilian konnte nicht mehr. "I-ich will nahach Hause..", weinte er und zappelte unter dem Arm und Bein Alaziers. Der Junge machte Anstalten von der wilden und wütenden Präsenz zu fliehen, doch der Kriegerprinz zog ihn sofort zurück und die Hand landete auch wieder auf Lilians Mund, erstickte das viele Schluchzen. Anscheinend war es noch nicht vorbei und sie mussten weiter hier liegen.
Der Jüngling schnappte nach Luft, sein Brustkorb hob und senkte sich heftig. Er konnte sich nicht mehr beruhigen. Es war, als würden alle Dämme gebrochen. Mit panisch weit aufgerissenen Augen starrte er nach oben. Er wollte jetzt zuhause in seinem Zimmer sein. In Dhemlan. Nicht hier. Er war auch nicht tapfer, überhaupt nicht. Er versuchte bloß zu überleben und war nichtmal besonders gut darin. Er verstand die Villa nicht und noch weniger das Gemüt des Mannes, der ihn gekauft hatte. Gekauft.. er war jetzt ein Sklave. Und ein Gefangener. Und Soldaten suchten nach ihm, um ihn zu zerbrechen. Dabei fühlte Lilian sich schon ganz zerbrochen. Hin und hergerissen zwischen dem was er war und was er sein sollte.
Der Junge schluchzte gedämpft. Die viel zu wilde Signatur direkt neben sich wühlte ihn weiter auf. Und dann die Soldaten in der Nähe. Es war noch nicht vorbei. Es war nie vorbei. Er wollte, dass es aufhörte. Lilians Signatur flackerte weiter, wurde schwächer.
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Alazier »

Er hätte Lilian nicht loben sollen. Sie schien das prompt als Signal zu interpretieren, dass es vorbei wäre. Jegliche Selbstbeherrschung, und war sie vorher noch so klein gewesen, bröckelte und wurde haltlos hinweggeschwemmt von Lilians Tränen. Unkontrolliert begann sie zu schluchzen und weinte, dass sie nach Hause wollte. Oder zu Aerys. Sie wollte nicht mehr hier liegen. Entsprechend begann sie auch zu zappeln und versuchte sich unter ihm hervor zu winden. Alazier fluchte innerlich. Dumme Kröte. Rasch packte er sie wieder fester und legte ihr erneut seine Hand auf den Mund, damit sie nicht zu laut wurde und sie doch noch verriet.

"Sch, sch, bleib leise, Lilian", raunte er ihr möglichst sanft ins Ohr. "Du hast das doch bis jetzt so gut gemacht. Du musst nur noch etwas länger durchhalten. So wie vorhin. Da warst du ganz tapfer. Das hat mich überrascht. Hör doch nicht auf damit." Doch Lilian schien sich nicht mehr fangen zu können. Sie zitterte immer heftiger und schluchtzte unterdrückt in seine Hand, die schon wieder von ihren Tränen benetzt wurde. So ein Mist.
"Na, na, komm schon", versuchte er sie weiter zu beruhigen. "Diesmal bin ich nicht böse auf dich", kam es ihm in den Sinn, Lilian zu erklären. Sie hatte vorhin grosse Angst vor seiner Wut gehab. Zurecht. Jetzt war er wieder wütend. Aber nicht wegen ihr. "Diese Soldaten. Sie machen mich zornig. Weil sie einfach in unser Zuhause eindringen. Weil sie so unverschämt die Zimmer der anderen gehen und sie durchwülen. Das ist nicht recht. Und weil sie eine Gefahr für den Meister darstellen. Ich will nicht, dass ihm etwas passiert. Und dir wird auch nichts passieren. Ich habe ihm versprochen, dich zu beschützen." Nur machte Lilian es ihm alles andere als leicht. Alazier musste höllisch aufpassen, dass seine Wut nicht doch Lilian galt, wo sie ihn mit ihrer Schluchzerei zusehends mehr zusetzte.
"Erzähl mir etwas", versuchte er es anders. "Eine Geschichte. Ganz leise. Damit nur ich dich hören kann. Oder... erzähl mir von deinem Ausflug mit dem Meister. Da wo er fast vom Blitz getroffen worden war. Erzähl mir vom ganzen Tag. Von Anfang an. Du wolltest mir doch erklären, dass es nicht deine Schuld war. Also gut. Erzähl davon."
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

Er wurde fester gepackt und Alazier ließ ihn nicht aus dem Bett fliehen. Offensichtlich war es noch nicht vorbei gewesen, aber waren nicht die Soldaten eben im Trakt der Blutigen gewesen? Kamen sie nochmal zurück? Es sollte vorbei sein. Lilian konnte sich nicht länger zusammenreißen. All die Anspannung wollte irgendwie raus. Nicht nur der letzten Stunde, sondern auch all die schwierigen Tage zuvor. Der unaufgelöste Streit, die zwiespältigen Gefühle, eine fremde und unwohle Situation nach der nächsten, eine ungewisse Zukunft, all das. Es ließ sich nicht mehr zurückhalten und den einzigen, den Lilian bei sich hatte, der ihn beruhigen sollte, war ausgerechnet Alazier.
Der Jüngling schluchzte und hickste ängstlich, während er befürchtete, dass der Kriegerprinz ihn nun wütend aus dem Bett treten würde. Seine dunkle Stimme nah an Lilians Ohr, ließen ihn wimmern und beben vor Panik. Dabei waren die geflüsterten Worte eigentlich ganz lieb und voller Lob. Lilian würde es gut machen und er müsse nur etwas weiter durchhalten. Vorhin wäre er doch auch ganz tapfer gewesen.
Langsam zog der Kriegerprinz seine Hand wieder vom Mund.
Lilian schüttelte den Kopf. "I-ich bin nich tapfer... nie... ich hab... hab dauernd Angst in der Villa... immer", gestand er weinend und gleichzeitig nach Luft schnappend.
Alazier redete ihm weiter gut zu und versicherte, er wäre nicht böse auf Lilian. Er wäre zornig auf die Soldaten und wie sie ungefragt in ihr Zuhause eindringen würden. Das wäre nicht recht. Nein, das war es nicht, fand Lilian auch, aber der Kriegerprinz hatte dagegen kein Problem Lilian zuzusetzen und das war auch unverschämt und nicht recht. Nur traute sich der Junge nicht das zu sagen. Nicht, wo Alazier so dicht bei ihm lag, sein muskulöser, großer Oberarm auf Lilians Brust.
Alazier meinte, er wollte den Meister beschützen und er hätte ihm versprochen, auch Lilian zu beschützen. "A-aber du willst mich dohoch.. weghaben", schluchzte Lilian, "Deine Signatur ist voller.. Wut... ich will weg... ich will nahach Hause." Der zierliche Jüngling wimmerte herzzerreißend. Die Panik wollte nicht aufhören.

Alazier blieb seltsamerweise weiterhin ruhig. Er knurrte ihn nicht mehr an und er beschimpfte ihn auch nicht. Es half, dass auch der Junge allmählich wieder ruhiger wurde. Der Kriegerprinz forderte ihn auf, ihm leise vom Ausflug mit dem Meister zu erzählen. Er solle den ganzen Tag erzählen, denn Lilian hätte ihm ja erklären wollen, dass es nicht seine Schuld gewesen wäre, was Aerys zugestoßen war.
Lilian schniefte, wischte sich mit der kleinen Faust über die Wangen. "Echt?", fragte er. "Aber.. das fing schon den Tag davor an. Das muss ich dann auch erklären..", wisperte er. Alazier wollte auch das hören und so begann Lilian ihm vom Mantel und den Stiefeln zu erzählen, die Aerys ihm geschenkt hatte.
"Eigentlich waren die Sachen ja für ein Mädchen... aber ich hab mich so gefreut, dass ich wieder raus konnte. Und dass er mir die Kleidung doch noch geschenkt hatte. Denn eigentlich wollte er sie mir schon früher schenken, glaub ich." Lilian überlegte kurz. "Nein, ich muss noch das davor erklären", fiel ihm auf. "Die Idee mit dem Ausflug, das war meine. Ich dachte, das würde helfen, damit wir uns besser kennenlernen und wir nicht so oft streiten... und er hat zuerst nicht viel davon gehalten und dass es nichts bringen würde. Aber das hat es. Ich hatte Recht und es war ganz schön. Bis auf das Gewitter... aber ohne wären wir nie in die Försterhütte gelangt."
Der Kriegerprinz erinnerte ihn daran, ob er nicht von dem Tag davor hatte erzählen wollen.
"Oh.. ja... jedenfalls war Aerys erstmal weg und hat eingekauft. Die Geschenke für mich. Aber er hat mir nicht gesagt weswegen er weg ist und dann war ich ganz allein. Fast zwei Wochen lang... ich glaube, so lange war es. Ich hab das Zeitgefühl verloren.. ich war ganz allein", wiederholte der Junge verloren, "Es war ganz schrecklich. Ich war so traurig..." Eine neue Träne rollte über sein Gesicht. Hastig wischte er sie weg. "Und dann kam er wieder und wollte mir was schenken und ich dachte... es wäre, dass ich raus kann. Ich wollte nur... nur mal in seinem Zimmer auf dem Sofa sitzen. Das war alles. Ein bißchen was anderes sehen. Aber er wurde ganz wütend. Er findet, dass ich undankbar und gierig und ungezogen bin." Lilian begann erneut zu schluchzen. "Immer sagt er das. Er will mir nie.. nie wieder was schenken. V-vielleicht ist das besser so... da-han kann ich nicht falsch reagieren und er... schlägt mich wieder", weinte der Junge.
Mit dem Ausflug hatte das alles nichts mehr zu tun, doch Lilians Gedanken waren ein chaotisches Wirrwarr, das er selbst nicht entzweien konnte. Es war nur klar, dass es irgendwie rausmusste.
"I-ich werd nie wieder... sowas schönes wie den Ausflug haben...", schluchzte er.
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Alazier »

Sein Angebot, dass Lilian ihm von ihrem Ausflug mit dem Meister erzählen durfte, wirkte erstaunlich gut. Der Kriegerprinz hätte es nicht gedacht. Da Lilian so oft gesagt hatte, dass sie gerne bei ihm wäre, hatte er gehofft, dass es sie etwas tröstete, sich an den Tag zu erinnern, wo sie ganz alleine mit dem Meister hatte wegfahren dürfen. Aber dass es so gut wirkte, damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. So brummte er auch zustimmend, als Lilian ihn verwundert fragte, ob sie wirklich erzählen durfte. Alles, damit sie endlich zu schluchzen aufhörte und nicht in Panik verfiel. Lilian wischte mit ihrer zarten Faust die letzten Tränen von den Wangen und begann dann zu Plappern.

Und was sie alles zu plappern hatte. Alazier verlor relativ rasch den Faden. Denn merkwürdigerweise ging es gar nicht um den Ausflug, sondern um den Tag davor. Er hatte noch zugstimmt, auch von dem hören zu wollen, als Lilian gemeint hatte, dass der auch dazu gehörte. Wie gesagt, alles, damit sie nicht in Panik verfiel und sie alle verriet. Als Lilian dann jedoch zu erzählen begann, ging es um Mädchensachen, Kleidung und anscheinend um Streit. Nichts davon hatte für Alazier mit dem Ausflug zu tun. Ausser vielleicht die Erwähnung, dass er sehr schön gewesen wäre. Bis auf das Gewitter eben, ohne das sie allerdings nie in die Försterhütte gelangt wären.

"Du wolltest mir von dem Tag vor dem Ausflug erzählen", unterbrach er Lilian irgendwann, als ihm das Geschnatter zuviel wurde, in der Hoffnung, dass sie endlich etwas konkretes zu erzählen begann. Doch so schlecht Lilian darin war, Geschichten zu erzählen, sie war noch viel schlechter darin, die Ereignisse eines Tages sinnvoll zu schildern. Stattdessen ging es darum, dass sie zwei Wochen lang alleine gewesen sei. Alazier wünschte sich gerade sehnlichst alleine zu sein. Lilian hatte es jedoch ganz schrecklich gefunden und sei so traurig gewesen. Danach ging es plötzlich um Geschenke, die der Meister ihr gemacht hatte. Aber anscheinend hatte sie seine Geschenke nicht gewollt und der Meister war wütend geworden. Anscheinend wollte der Meister ihr nun nie wieder etwas schenken. Lilian meinte dazu, dass das so wohl besser wäre. Im krassen Gegensatz dazu fing sie jedoch wieder an zu weinen. Schlussendlich schluchzte sie traurig, dass sie nie wieder etwas so schönes wie den Ausflug haben würde.

Alazier wusste nicht mehr weiter. Lilian weinte nun schon wieder. Weil sie den Meister vermisste? Er war sich nicht so ganz sicher. Wenigstens war sie nicht mehr kurz davor in Panik aus zu brechen. Doch all diese Dinge, mit denen sie ihm die Ohren volljammerte, damit sollte sie besser zu einer Priesterin gehen. Der Kriegerprinz kannte sich damit nicht aus und die Wahrscheinlichkeit, dass er es nur noch schlimmer machte, wenn er seinen Mund öffnete, war sehr gross. Er hatte sich ohnehin in eine auswegslose Situation manövriert. Entweder Lilian weinte, weil sie Angst vor den Soldaten hatte, oder sie weinte, weil sie Geschenke oder eben keine Geschenke von dem Meister bekam. So oder so hatte er verloren. So ein Mist.

"Ich weiss jetzt noch immer nicht, was an dem Tag passiert ist", brummte er unwillig. "Vielleicht ist es ja auch an der Zeit, dass du dem Meister einmal Geschenke machst und nicht nur umgekehrt. Er scheint dir ja schon eine Menge geschenkt zu haben. Jetzt bist du an der Reihe, ihm schöne Geschenke zu machen. Womöglich schenkt er dir dann auch wieder Sachen. Oder Ausflüge."
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

Er hatte wohl wieder den Faden verloren, weil seine ganzen Gedanken und Gefühle so chaotisch und durcheinander waren. Alazier beschwerte sich, dass er immer noch nichts von dem Ausflug gehört hätte.
"Es tut mir leid... es ist so viel passiert... und ich hab das noch nie jemanden so ganz erzählen können", flüsterte der Junge schniefend. Ein bißchen Javier und Lucero, aber die hatten andere Dinge auf dem Ausflug spannender gefunden und hatten dauernd wissen wollen, ob Aerys mit ihm geschlafen hatte. Nicht wieso der Ausflug schön gewesen war. Das war schon seltsam, dass ausgerechnet der gruselige Kriegerprinz danach fragte. Der hatte auch den Vorschlag, dass Lilian dem Meister Geschenke machen sollte. Nachdem Aerys ihm so viel geschenkt hätte, wäre nun Lilian an der Reihe. Dann würde er vielleicht auch wieder Geschenke bekommen.
"Meinst du?", fragte der Jüngling leise. "Ich hab ihm schonmal was geschenkt... so einen Kussmund auf Papier. Aber ich weiß nicht was ich ihm sonst schenken kann, ich hab doch nichts. Ich könnt ihm ja niemals einen Ausflug schenken..."
Er drehte sich vorsichtig etwas zu Alazier um, weil es so ein bißchen gemütlicher war und er besser erzählen konnte.
"Ich durfte.. in der offenen Kutsche sitzen, mit dem Wind und überall rum was neues... und dann konnt ich Weintrauben pflücken und er hat sie mir zugeworfen, obwohl er Angst hatte, ich verschlucke mich daran... und wir haben.. haben gepicknickt und alles, obwohl er so müde war und seine Juwelen erschöpft waren. Wegen dem Tag davor, als er mir die Sachen geschenkt hat", erzählte Lilian betrübt. Aerys hatte sich zusammengerissen, um ihm eine Freude zu machen. Wie konnte das der gleiche Mann sein, der ihn schlug und verstieß?

"Da sind wir über den Balkon geklettert abends... das war sein Vorschlag", versicherte Lilian. "Er ist über das Geländer gesprungen, das war ganz... so aufregend toll..", flüsterte der Junge. "Wir sind durchs Herbstlaub gerannt und dann hatten wir ein Picknick unter den Sternen und er hat ein Bild von mir gemalt, obwohl es zwischendurch so aussah, als ob das Picknick ganz schiefen gehen würde, weil ich etwas falsches gesagt habe. Aber ich konnte ihn nochmal beruhigen... nur, glaub ich, kann ich das nicht mehr... sonst hätte er mir nicht gehauen und verstoßen", sagte er betrübt.
"Ich dachte, der Ausflug hätte geholfen... weil er so rücksichtsvoll war, obwohl er müde war. Das Gewitter war schlimm, aber er hat mich beschützt. Ohne Nachzudenken und obwohl sein Juwel leer war. Als der Blitz neben uns eingeschlagen ist, hat er mich mit dem Rücken abgeschirmt. Es war ganz tapfer", erzählte der Junge und seine rosé Augen leuchteten.
"Aber nach dem Ausflug wurde es nicht besser zwischen uns... er hat mir wieder weh getan", flüsterte Lilian. "Ich hab Angst er schlägt mich wieder und wird gemein. Ich weiß.. ich hab auch was nicht richtig gemacht. Ich hab ihn mit Worten verletzt, aber... er hätte mich nicht schlagen und verstoßen müssen", vertraute er dem dunklen Schatten neben sich an. "Ich hab ihm einen Brief geschrieben, ich dachte, dann kommt er und holt mich zurück, aber es ist nicht passiert und das war... war die beste Idee, die ich hatte..." Er seufzte und bettete seine Wange auf seine Hand.
"Ich weiß nicht was ich ihm schenken kann... höchstens, dass er.. dass er Sex mit mir haben kann", piepste Lilian und wurde verschämt rot bei den Worten. "Das möchte er doch, aber... ich mag nicht richtig. Das ist alles so schwer... ich mag einfach nur, dass es wieder so ist wie auf dem Ausflug oder auf der Krankenstation... da war er auch noch nett... wenn er nur nicht so wütend wäre, wenn mir etwas nicht gefällt", seufzte er. Moment... Er dachte nochmal darüber nach.
"Wenn mir was nicht gefällt... er ist meistens wütend, nachdem mir was nicht gefällt. Nicht davor. Beim Picknick war er ganz frustriert, dass er mich nicht länger als zehn Minuten hat glücklich machen können. Und so war das bestimmt auch beim Frühstück." Der Junge setzte sich ganz abrupt auf. "Er war wütend weil ich mich über das falsche gefreut hab und er es mir dann hat verderben müssen!" Lilian war etwas lauter geworden vor lauter Enthusiasmus, dass er es doch noch geschafft hatte den mysteriösen Adeligen zu verstehen.
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Alazier »

Der Kriegerprinz runzelte die Stirn, als Lilian sich entschuldigte, dass sie so durcheinander erzählte. Das läge daran, dass sie noch nie jemandem die ganze Geschichte hatte erzählen können. Weil sie immer so wirr durcheinander erzählt hatte? Oder weil sie Lucero, Marlin und Terim nicht davon hatte erzählen können? Warum denn nicht. Die vier sassen doch oft stundenlang beieinander. Aber was wunderte er sich. Er hatte ja schon längst herausgefunden, dass Lilian ein komischer Vogel war. Gefährlich, aber nichts desto Trotz komisch. So wusste sie auch nicht, was sie dem Meister schenken könnte. Ausser einmal einen Kussmund auf Papier. So richtig kitschig. Doch sonst könnte sie ihm ja nichts schenken, weil sie nichts hätte. Noch so etwas, was Alazier nicht verstand. Es gab viele Dinge, die man dem Meister schenken konnte. Selbst wenn man das Rohmaterial dazu vom Besitz des Prinzen nehmen musste. Der Meister freute sich trotzdem darüber, wenn man etwas extra für ihn machte.

Lilian hatte sich derweil etwas zu ihm umgedreht, machte es sich gemütlich und setzte an, ausführlich von dem Ausflug zu erzählen. Für einen kurzen Moment musste Alazier gegen seine eigene Panik ankämpfen. Das wollte er doch eigentlich gar nicht hören. Und schon gar nicht so ausführlich. Besonders nicht in dieser mädchenhaften, kitschigen Variante. Wie ein Mantra sagte er sich, dass es darum ging, den Meister zu beschützen. Lilian musste leise sein, sonst würde sie sie alle verraten. Damit das ging musste sie beschäftigt sein. Leider ging das anscheinend am Besten, wenn sie von ihren Erlebnissen mit dem Meister plappern durfte.
Also liess Alazier sie plappern. Er gab sich sogar Mühe einigermassen mit dem wirren Inhalt klar zu kommen, damit er im Notfall Fragen stellen und Lilian so weiter ablenken konnte. Inzwischen war sie in ihren Erzählungen auch schon wieder zurück vom Ausflug, wobei Alazier den starken Verdacht hatte, dass Lilian so einiges ausgelassen hatte. Es ging jedenfalls rasch nicht mehr um den Ausflug, sondern darum, wie gemein der Meister gewesen war, dass er sie geschlagen und verstossen hätte. Das hätte er nicht tun sollen.
"Er hat dich doch nicht verstossen", knurrte Alazier leise. "Du bist schliesslich immer noch hier in der Villa. Wenn der Meister dich verstossen hätte, würde er nicht unser aller Leben riskieren, um dich zu beschützen und zu verstecken." Lilian schien gar nicht zu begreifen, wieviel der Meister für sie auf sich nahm. Der Kriegerprinz konnte nur zu gut verstehen, warum der Meister sie als undankbar empfand.
"Du kannst ihm eine Menge schenken", versuchte er zu erklären. "Briefe zum Beispiel. Vielleicht hat er deinen nur einfach noch nicht gelesen. Oder sonstige Dinge, die du selber gemacht hast. Du kannst ihm aber auch deinen Gehorsam, deine Hingabe oder deine Freundschaft schenken. Einen Tanz oder einen Kuss, wenn ihm schon keinen Sex schenken magst." Lilian war bei dem Thema der körperlichen Nähe ganz rot geworden. Das schien noch immer sehr fremd für sie zu sein. So als ob der Meister noch kaum Sex mit Lilian gehabt hätte. Doch das konnte nicht sein. Oder?

Er war für einen winzig kleinen Moment abgelenkt gewesen. Nur einen Atemzug lang hatte er über das ominöse Rätsel nachgedacht, ob der Meister und Lilian doch noch gar nicht so viel miteinander geschlafen hatte, wie es zu erwarten gewesen wäre. Zielsicher hatte Lilian sich genau diese Sekunde ausgesucht, um abrupt aufzusitzen und laut zu erklären, dass der Meister wütend auf sie sei, weil sie sich über das falsche gefreut hätte und er es ihr dann hätte verderben müssen. Was?
Entsetzt sah Alazier, wie Lilian sich unglaublich abrupt und enthusiastisch aus seiner Umarmung wand um sich aufzusetzen. Ihr Kopf stiess dabei gegen seine Flügel, schob sie einfach beiseite. Es war alles andere als angenehm. Alazier fluchte. Allerdings mehr vor Schreck, denn wegen dem anstubbsen. Seine Hand schoss vor und legte sich hart auf Lilians Brustbein, oben bei den Schlüsselbeinen, so dass er sie fast am Hals griff. Kraftvoll drückte er sie zurück auf den Rücken auf die Matratze und schob sich sofort über sie, um jegliches aufleuchten ihrer Signatur abzuschirmen. Mit den Ellbogen stützte er sich links und rechts von ihr ab. Seine Hand verdeckte wieder ihren Plappermund, während er sie Beide im Zelt seiner Flügel barg.
"Bist du von Sinnen?" zischte er ihr aufgebracht zu. "Willst du uns alle umbringen?"
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

Lilian war so aufgeregt darüber gewesen, dass er glaubte, er würde endlich etwas Sinn hinter der Wut und den Schlägen sehen, dass er sich übermütig aufsetzten wollte, um am besten gleich zu Aerys zu rennen und mit ihm darüber zu reden. Das hätten sie schon ganz lange machen müssen, aber keiner von ihnen beiden hatte sich so richtig getraut. Der Jugendliche war so beschäftigt darin etwas Gutes in der Gewalt und Ablehnung zu suchen, als ihn Alazier abrupt und schmerzhaft daran erinnerte, dass die Gefahr noch nicht vorüber war.
Der Kriegerprinz fluchte zunächst und dann riss er Lilian grob zurück aufs Bett. Die große Hand legte sich oben an die Brust, drückte ihn zurück. Lilians Herz machte einen Satz. Erschrocken versteifte er sich. Aber... die Soldaten waren doch schon hier oben gewesen. Waren sie nicht in Sicherheit? Bald schon konnte der Junge gar keinen klaren Gedanken mehr fassen, denn der großgewachsene, muskulöse Kriegerprinz schob sich über ihn. Dieses Mal gab er sich nicht damit zufrieden neben Lilian zu liegen. Lilian schaffte nur ein entsetztes Keuchen von sich zu bringen, dann wurde jeder andere Laut durch Alaziers Hand auf seinem Mund erstickt.
Der Junge fühlte sich wie begraben unter dem geflügelten Mann. Zwar stützte sich dieser mit seinen Ellbogen ab, trotzdem konnte Lilian viel zu viel von dessen Körper spüren. Schwer, erdrückend und unglaublich beängstigend. Wie hatte Lilian bloß mit Alazier über den Ausflug und all die anderen Dinge reden können? War er schon so verzweifelt nach jemanden, der ihm zuhörte? Alazier hatte ja sogar einige Ratschläge gehabt wie, dass Lilian dem Adeligen Geschenke machen sollte. Das müsste ja auch kein Gegenstand sein. Der Kriegerprinz glaubte auch nicht, dass Aerys Lilian verstoßen hätte, sonst würde er nicht das Leben aller in der Villa riskieren, um ihn zu beschützen.
Jetzt klang es so, als würde Alazier dies Lilian übel nehmen. Sehr übel nehmen. Wütend zischte der dunkle Kriegerprinz ihn an, ob er sie alle umbringen wollte. Lilian hatte erschreckt die Augen aufgerissen. Eingeschüchtert schüttelte er den Kopf. Es tat ihm leid. Er hatte nicht nachgedacht. Waren die Soldaten nicht schon weg?

Sie wurden bald eines besseren belehrt, als nochmal Schritte auf dem Gang zu hören waren. Lilian atmete hektisch, vollkommen steif lag er unter dem Kriegerprinzen. Sein Brustkorb drückte gegen Lilians und er hatte das Gefühl, dass er allein dadurch kaum Luft bekam. Umgeben von den schwarzen Flügeln sah Lilian nichts mehr außer Alazier. Es schien nichts anderes mehr zu existieren.
Alazier und die suchenden Schritte draußen. Der Jüngling verfluchte sich innerlich für seine Sorglosigkeit. Er hätte sich nie nie dazu hinreißen lassen sollen. Selbst wenn keine Soldaten die Villa durchstreiften, so schien trotzdem stets Gefahr im Anwesen zu lauern. Lilian hatte selten das Gefühl, er könne sich entspannen. Nicht, wenn er nicht wusste was die Zukunft bringen würde.
Und wenn die besagte, dass er nun gefunden und abtransportiert wurde? Das kam Lilian trotz der Schwierigkeiten in der Villa weit schrecklicher vor. Ihm entwich ein leises, unglückliches Wimmern, was zur Folge hatte, dass Alazier seine Hand nur noch fester auf Lilians Mund presste. Der zarte Junge schüttelte verzweifelt den Kopf. Alazier sollte von ihm runtergehen. Lilian hatte das Gefühl, er würde unter dem Kriegerprinzen verschwinden.
Draußen hörte man das Öffnen und Schließen von Türen. Es war ein einzelnes Paar Schritte, aber es war sehr nahe. Das Geräusch schwerer Stiefel. Dieses Mal war Lilian so angsterfüllt, dass er nichtmal weinte. Er wollte hier weg. Erneut versuchte Lilian seine Signatur zu unterdrücken, aber er konnte seine Gedanken kaum fokusieren. Aerys war ständig in seinen Gedanken. Lilian konnte ihn selbst jetzt deutlich in der Villa spüren. Vielleicht verstärkte er seine Signatur bewusst. So gerne hätte der Junge ihm jetzt gesandt, obwohl Speerfäden mit ihm beängstigend intim waren. Aber Aerys' Signatur war auch beruhigend.
Jemand stand genau vor der Türe. Als es klopfte, zuckte Lilian angespannt zusammen.
Aerys... Aerys... es musste Aerys sein. Bitte, er sollte ihn abholen und umarmen. Ganz fest.
Es war viel leichter an Aerys zu denken, als daran die Signatur zu unterdrücken. Selbst wenn Gedanken an Aerys auch schmerzvoll waren.
Unbemerkt von Lilian verblasste seine Signatur stärker und stärker, je mehr er an den Prinzen dachte. Der Junge hielt den Atem an. Er dachte an die Zeremonie und Aerys über ihm.
Dann öffnete sich die Türe. Gleichzeitig begann sich plötzlich Alazier über ihm zu bewegen. Lilian verspannte sich, sein protestierendes Wimmern wurde unterdrückt. Was machte er denn da? Der schwere Körper tat weh und Lilian verstand auch nicht was das sollte. Sie wollten sich doch schlafend legen stellen. Lilian selbst wagte nicht einen Muskel zu rühren. Jemand stand in der Türe, doch Alazier versperrte jegliche Sicht darauf. Der Kriegerprinz drehte den Kopf, sah zu dem Soldaten. Dieser räusperte sich beklommen, man hörte einen schwachen Schritt rückwärts und Alaziers Grollen aus der Kehle. Mehr wie ein Tier, das seine Beute verteidigte. Lilian biss sich zusätzlich auf die Lippe, um keinen Laut von sich zu geben, aber die ganzen Bewegungen, besonders unten am Becken, ängstigen ihn. Das fühlte sich nicht schön an.
Plötzlich hörte man einen anderen Soldaten von unten rufen, dass sie aufbrechen würden. Der andere löste sich aus seiner Starre und rannte raschen Schrittes aus dem Zimmer, zog nichtmal die Türe zu.
War es vorbei? Lilian hatte nun doch wieder verstört zu weinen begonnen. Alaziers Bewegungen erinnerten ihn sehr an die Zeremonie und dort hatte er sich auch nicht rühren dürfen. Es war so furchtbar. Schwach strampelte er mit den Beinen, doch Alazier blockierte es sofort.
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Alazier
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Alazier »

Lilian schüttelte eingeschüchtert ihren Kopf. Ihre Augen waren dabei schreckgeweitet. Sie schien wirklich nicht die Absicht gehabt zu haben, sie alle zu verraten. Sie war schlichtweg einfach nur ein ichbezogenes, verwöhntes, dummes Mädchen, das nicht begriff, dass es manchmal nicht nur um sie selbst und ihre künstlich herbeigeführten Liebesdramen ging. Alazier starrte sie finster an. Er hatte ja von Anfang an gewusst, dass sie nur Scherereien und Gefahr mit sich brachte. Nun konnte er nur noch hoffen, dass man sie nicht gespürt hatte und damit sie ihm nicht mehr entwischte, bändigte er sie diesmal gnadenlos. Egal ob sie wieder zu weinen und zu Schluchzen anfing. Das musste sie aushalten. Es würde kein Wimmern und kein Zappeln mehr geben. Dann war es hoffentlich bald vorbei.

Leider löste sich seine Hoffnung bald in nichts auf, denn einer der Soldaten kam wieder in ihren Gang. Kurz darauf hörte man auch wieder das Öffnen und Schliessen der anderen Zimmertüre. Offensichtlich war Lilian erspürt worden. Man suchte gezielt nach ihr. Es war zu spät, dass sie nun starr, ja beinahe atemlos unter ihr lag. Alazier konnte ihre Gegenwart nicht mehr verbergen. Nicht, wenn einer der Soldaten es wagen sollte, auch in sein Zimmer zu kommen. Der Kriegerprinz glaubte nicht, dass er den Krieger wieder nur durch Wut würde verscheuchen können. Zumal seine Signatur noch immer zornig loderte. Der Soldat kam trotzdem immer näher.
Wenigstens gab Lilian jetzt Ruhe und das noch nicht einmal, weil sie ohnmächtig oder tot war. Alazier konnte an ihrem hektischen, unruhigem Atem spüren, dass er weder den einen Zustand, noch den anderen verschuldet hatte. Sie gab sich sogar endlich Mühe, ihre Signatur zu unterdrücken. Reichlich spät, aber besser als nie. Irritierend war nur, dass sie sich dabei auf einmal wie der Meister anzufühlen begann. Etwas was Alazier durchaus behagte, was ihn gleich noch mehr irritierte. Er wollte sich Lilian nicht nahe fühlen und noch weniger wollte er, dass sein Körper auf sie reagierte. Dennoch begann er ganz unfreiwillig etwas in seiner Lendengegend kribbeln zu spüren. Alaziers Wut schoss hoch.

Just in dem Moment öffnete sich seine Zimmertür und dieser lebensmüde Soldat wagte es tatsächlich, in sein Zimmer zu schauen. Instinktiv begann Alazier, sein Becken zu bewegen. Langsam, ausgiebig und kraftvoll. So als würde er jemanden intensiv erobern und penetrieren und noch wahrscheinlicher wirkte es, dass sein Opfer dahingehend keinerlei Mitspracherecht hatte, ob es wollte oder nicht. Das Opfer, dessen verzweifelte Signatur man vorhin möglicherweise hatte aufblitzen spüren. Man sagte ihnen Kriegerprinzen ja ohnehin solche Dinge nach.
Wüst blickte Alazier den Eindringling an, liess ein bedrohliches Knurren vernehmen. Es sollte ihm bloss niemand sein Opfer wegnehmen versuchen. Er würde alle zerfetzen, die es wagten. Dabei liess er seinen Blick ganz glasig erscheinen. Wie als wäre er in der Brunft und bräuchte gleich sein nächstes Opfer, sobald er mit dem unter sich fertig war. Es schien bald soweit zu sein, denn von Lilian war kaum mehr ein Lebenszeichen zu bemerken. Frischfleisch kam gerade recht.
Der Soldat erstarrte in überwältigter Angst. Er hatte offensichtlich noch nicht viel mit Kriegerprinzen zu tun gehabt und gleichzeitig zu viele, boshafte Geschichten gehört. Nun wo er einem gegenüberstand, einem überaus zornigen Kriegerprinzen, schien er sich nicht mehr rühren zu können. Bis man von weiter weg einen anderen Soldaten hören konnte, dass sie gehen würden. Da drehte sich Alaziers nächstes Opfer auf dem Absatz herum und rannte davon. Alazier knurrte ihm drohend nach, dass er es ja nie wieder wagen sollte, je einen Fuss in diese Villa zu setzen. Noch lieber wäre er ihm hinterher gejagt, wo er doch so schön rannte. Doch Lilian musste weiter beschützt werden. Also begnügte Alazier sich damit, die Tür, die der Soldat in seiner Angst vergessen hatte zu schliessen, mit Hilfe der Kunst wieder ordentlich ins Schloss zu knallen.

Es verging noch eine gefühlte Ewigkeit, bis sie einen Speerfaden vom Meister bekamen, dass die Soldaten inzwischen weit genug von der Villa entfernt und sie alle wieder in Sicherheit waren. Bis dahin war Alazier geblieben, wo er war. Er hatte kein Zappeln, sich winden oder Wimmern mehr von Lilian geduldet. Er hatte ihr einzig erlaubt, Trännen über die Wangen rollen zu lassen und er hatte aufgehört, sich über ihr zu bewegen, als würde er sie beschlafen.
Sobald jedoch Entwarnung kam, dauerte es keinen Herzschlag mehr, bis er aus dem Bett war. Lilian, hart am Oberarm gepackt, zerrte er gleich mit sich. Raus aus seinem Bett, raus aus seinem Zimmer, raus aus dem Gang der Blutigen. Dort stiess er sie kraftvoll von sich, um möglichst viel Distanz zwischen sie zu bringen.
"Lass dich hier bloss nicht mehr blicken", knurrte er sie aufgebracht und noch immer etwas verwirrt, wegen ihrer Signatur, an. "Und zieh Luceros Sachen aus. Du hast es nicht verdient, die tragen zu dürfen. Ausserdem siehst du darin noch hässlicher aus als sonst."

Aufgebracht wandte er sich von Lilian ab, warf die Tür zum Gang der Blutigen hinter sich zu und kurz darauf auch seine Zimmertür. Zielstrebig ging er auf seinen Balkon und stiess sich davon ab, um sich in die Lüfte zu erheben. Er musste Lilians Signatur loswerden. Das Gefühl so dicht bei ihr gelegen zu haben. Da kam kalte, frische Luft gerade gegen. Kraftvoll schwang er sich immer höher und hörer in den Himmel. Er würde nachschauen gehen, ob die Soldaten sich wirklich verzogen hatten. Und danach, wenn er sich wieder etwas beruhigt hatte, würde er zurück fliegen und Darion auf seinem Balkon vorfinden. Dessen war er sich sicher. Darion würde auch sein Zimmer durchlüften und ihm neue Bettwäsche bereit stellen und zum Dank würd Alazier sich den sanften Krieger voller hemmungsloser, brutaler Gewalt zu Willen machen. Genau so, wie Darion es liebte. Alazier würde sich ihm vollkommen hingeben. Er würde ihn in so viel Lust baden lassen, ihn von Höhepunkt zu Höhepunkt treiben, bis Darions Herz vor Erschöpfung zu versagen drohte. Wieder und immer wieder. Und zum Schluss würde er ihn noch einmal sanft lieben, um sich selbst auch einen Höhepunkt zu gönnen. Ah, darauf freute er sich jetzt schon und er spürte, wie es bereits in seiner Hose zu spannen begann. Lilian in seinem Bett wäre bald vergessen. Aber erst musste er noch nach den Soldaten sehen.
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Re: Erster Unterricht

Beitrag von Lilian »

Die Türe schloss sich wieder, doch noch immer ging Alazier nicht von ihm herunter. Wenigstens hörte er auf sich über ihm zu bewegen. Lilian versuchte unter dem schweren Kriegerprinzen hervorzukrabbeln, sie könnten doch wieder nebeneinander liegen, aber Alazier ließ ihn nicht und hielt ihn fest gegen die Matratze gedrückt. Er nahm auch nicht die Hand von Lilians Mund. Der Junge konnte nur stumm weinen. Er hätte sich nicht aufsetzen und so viel an Aerys denken sollen. Nicht, wo noch all diese Soldaten herumliefen und jederzeit wiederkommen könnten. Das war viel zu unbedacht von Lilian gewesen und er sah das auch ein, aber es war so schwer mit Alazier direkt über ihn. Dessen großer Körper und eindringlicher Geruch so nahe. Der Junge mochte es überhaupt nicht, hielt jedoch verkrampft still. Vielleicht würde Alazier ihn dann wieder loben, dass er ganz tapfer gewesen sei.
Nichts dergleichen geschah. Ohne Vorwarnung erhob sich der Kriegerprinz kraftvoll und packte ihn gleich schmerzhaft am Arm, um ihn aus dem Bett zu ziehen.
"I-ist.. ist es vorbei? Sind wir in Sicherheit?", fragte Lilian zittrig. Er stolperte Alazier hinterher, sein Körper wollte ihm nicht mehr so recht gehorchen, nachdem er so angespannt dagelegen war. Alazier antwortete nicht. Er zerrte ihn aus dem Zimmer und dann über den gesamten Gang.
"Au.. das ist zu fest", merkte Lilian kleinlaut an. Er wagte nicht, lauter zu protestieren. Der Kriegerprinz strahlte weiterhin solche Wut aus. "Sind die Soldaten weg? Müssen wir woanders hin?" Er wusste nicht was los war. Hinterher verhielt er sich wieder falsch. Aber Alazier brachte ihn nur bis über die Schwelle des Traktes der Blutigen ehe er ihn grob von sich stieß. Lilian stolperte und wäre beinahe die Treppe runtergefallen, doch er konnte sich gerade noch so fangen.
Alazier knurrte ihn an, dass er sich nie wieder hier blicken lassen sollte. Der Jugendliche blickte ihn erschrocken an. Er war doch nicht freiwillig in Alaziers Zimmer eingedrungen.
"Es tut mir leid... ich wollte niemanden in Gefahr bringen", entschuldigte er sich. Alazier hatte nun kein Lob mehr für ihn übrig und er versuchte auch nicht mehr ihn zu beruhigen. Anscheinend war der Auftrag für den Kriegerprinzen vorbei und er wollte nichts mehr mit Lilian zu tun haben. Alazier schnauzte ihn an, dass er es nicht verdient hätte, Luceros Kleidung zu tragen. Er solle sie ausziehen.
"Ausserdem siehst du darin noch hässlicher aus als sonst."
Lilian musste sich arg zusammenreißen, um nach dieser Beschimpfung nicht wieder zu weinen. Trotzdem betrog ihn sein Körper und seine Augen schimmerten feucht. Der zierliche Jüngling schluckte.
"Danke, dass du mich beschützt hast...", brachte er leise hervor, doch Alazier wandte sich bereits ab und knallte die Türe hinter sich zu. Lilian zuckte noch einmal zusammen. Er hatte doch auch nicht darum gebeten verfolgt zu werden, aber bei dem Kriegerprinzen hatte es zeitweise so geklungen, als ob Lilian Schuld daran wäre. Das kleine Gespräch zwischen drin hatte bestimmt nicht gereicht, dass Alazier ihn in der Villa haben mochte. Und Lilian hatte genauso viel Angst vor dem Kriegerprinzen wie vorher.

Verstört von dem ganzen Erlebnis ging er langsam die Treppe hinunter. Und jetzt? War es wirklich vorbei? Wieso sagte ihm denn niemand was? Wo sollte Lilian denn jetzt hin?
Er wischte sich über die Wangen und war fast unten angekommen, als Aerys plötzlich am Treppenende auftauchte. Und noch viele Kunstwerke hinter ihm, die sich neugierig in dem engen Gang drängelten. Lilian verspürte eine Welle der Erleichterung als er den Prinzen sah. In seiner kurzen Hose eilte er schneller die letzten Stufen hinunter und er wäre gerne auch in Aerys' Arme gesprungen, doch nach allem was passiert war, traute sich Lilian nicht. Dabei sehnte er sich nach einer Umarmung. Einer richtigen und nicht das komische, was Alazier mit ihm gemacht hatte.
Er schämte sich auch, dass so viele sein verheultes Gesicht sahen. Unschlüssig blieb der Jüngling auf der letzten Stufe stehen.
"Ist es vorbei?", fragte er. "Sind die Soldaten weg? Ich.. ich hab beinahe alles vermasselt. Ich wollte nicht, ich war nur so aufgeregt.. und Alazier hat ganz komische Sachen gemacht und dann waren die Soldaten so nah..", stammelte er verstört.
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