Regen

[Liasanya]

Minan sah das Buch noch immer misstrauisch an, so als ob es ihn gleich anfallen würde. Doch das taten wohl alle, die zum ersten Mal so ein Buch entdeckten. Immerhin gab er dann wenigstens zu, dass es doch gar nicht so schlimm war, was er gelesen hatte und schlussendlich schob er das Buch verstohlen in die Tasche.
"Ein Exfreund ist jemand, der einmal dein Freund war", erklärte sie. "Das kann einerseits bedeuten, dass ihr wirklich nicht mehr befreundet seid, oder, was öfters vorkommt, dass du einmal mit jemandem zusammen warst, die Beziehung aber einfach nicht geklappt hat. Das ist dann dein Exfreund oder deine Exfreundin."

Lia musste nochmals lachen. "Wieso sollte man auch nicht darüber schreiben?", fragte sie amüsiert. "Da kann man sich vorstellen, was man gerne hätte oder über seine Erfahrungen schreiben. Und die Menschen lesen so etwas gerne, wenn auch mit einer gehörigen Protion Humor. Weisst du noch damals, als du mir das Essen gebracht hast, wo ich krank geworden bin? Da habe ich auch in so einam Buch gelesen. Allerdings wollte ich nicht, dass du es siehst. Deswegen habe ich es schnell unter dem Kopfkissen versteckt. Du kannst davon ausgehen, dass wenn du jemanden dabei erwischst, wie er ganz schnell ein Buch versteckt, dass es sich um so eines handelt. Die wenigsten geben so etwas offen zu."

Gemeinsam gingen sie weiter, stiegen geschmeidig über Wurzeln und schlängelten sich zwischen Büschen hindurch. "Das mache ich doch gerne, Minan. Und mit dem anderen helfe ich dir auch. Wir finden eines für dich, das voller Romantik, inniger Liebe und einem glücklichen Ende. Da gibt es nämlich auch viele, die traurig enden."
Sie bedeutete ihm inne zu halten und leise zu sein. Dann deutete sie zwischen den Bäumen hindurch auf ein paar Rehe, die anmutig durch den Wald wandelten. Danach plauderte sie fröhlich weiter. "Oh ja, ich war schon mit vielen zusammen, Minan. Manchmal auch mit zwei gleichzeitig, allerdings nur, wenn es dann auch für alle stimmte. Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, was du damit meinst, wie in den Büchern, denn da gibt es viele verschiedene Arten. Ich war schon mit Männern und Frauen zusammen, die ich einfach nur sehr mochte, oder mit solchen, in die ich mich verliebt habe."
Neugierig musterte sie Minan. "Was ist mit dir? Hast du dich schon einmal verliebt? Gibt oder gab es da jemanden, den du sehr magst?"

[Darken]

Das kam ihm alles sehr kompliziert vor je mehr er davon hörte. Beziehungen, Exfreunde... Minan versuchte das alles zu verarbeiten, er wollte ja gerne mehr darüber wissen, er wußte auch nicht wieso genau. Ein wenig erstaunt war er dann, als die Heilerin ihm anvertraute, dass sie solch ein Buch gelesen hatte kurz bevor er sie einmal besucht hatte, als sie krank gewesen war. Die meisten würden also diese Bücher rasch verstecken. "Ich kann verstehen warum", stimmte er zu, das ging ja auch niemanden etwas an. Minan würde das Buch wohl auch verbergen. Trotzdem fand er es irgendwie nett, dass Liasanya ihm davon erzählt hatte, es klang so als vertraue sie ihm jetzt mehr.
Sie versprach ihm noch, einen Roman zu finden mit viel Romantik und Liebe und einem glücklichen Ende. Die dunklen Augen des Prinzen strahlten ein bißchen. "Das klingt toll, danke." Vielleicht würde er dann ein bißchen genauer rausfinden was Liebe eigentlich war und wie man sie erkannte. Er war furchtbar neugierig und auch ein bißchen aufgeregt. So in seinen Gedanken versunken, wäre er fast gegen Lia geprallt, als sie plötzlich inne hielt und ihm bedeutete leise zu sein. Minan schwieg und sah schließlich mit großen aufmerksamen Augen hinüber zu den Rehen, die etwas weiter entfernt von ihnen, zwischen den Bäumen zu erkennen waren.
"Es sind so schöne Tiere...", flüsterte er leise, als die Rehe schon vorbei waren.

Die Dea al Mon schien kein Problem zu haben, offen über ihre Beziehungen zu sprechen und sie wäre schon mit vielen zusammen gewesen, auch manchmal mit zwei gleichzeitig. Etwas kritisch blickte Minan sie dabei an.
"Das geht?", fragte er nach, "Wie ist denn das Zusammensein? Bedeutet das nur, dass du mit diesen Männern und Frauen dann geschlafen hast?" Für den Moment vergaß er sogar, dass ihm das Thema ansonsten unangenehm war, doch es ging ihm wirklich nicht um den Sex, sondern das andere darum herum, das er so gar nicht kannte. Er seufzte. "Das klingt alles so kompliziert, ich fürchte, ich verstehe das immer noch nicht." Vielleicht würde er es nie verstehen, nie begreifen was andere mit Liebe meinten. Der Gedanke machte ihm ein bißchen Angst.
Bevor Lia jedoch seine Fragen beantwortete, stellte sie ihm selbst eine. Minan schüttelte den Kopf. "Nein... ich weiß gar nicht, woran man das merkt, dass man.. naja verliebt ist." Unsicher strich er sich sein schwarzes Shirt glatt, ging weiter. Ob es jemanden gab oder gibt, denn er sehr mochte? "Ich weiß nicht... was meinst du, mit sehr mögen? Ich mag dich und Eoshan und Merion und Eren und Sesha und die anderen." Nur weil er jemanden mochte, hieß das doch nicht, dass er verliebt war oder etwa doch? Er blickte sich um wie als hätte jemand seine Gedanken gehört.
Statt dass Lia seine Fragen beantwortete, so dass er Gewissheit hatte, fühlte er stattdessen nur noch mehr Fragen in sich aufsteigen.

[Liasanya]

Bei der genaueren Schilderungen des Buches, welches sie ihm heraus suchen würde, begannen seine Augen zu strahlen. Nur sanft, aber es war zu sehen und wunderschön. Da kam bei Lia den innigen Wunsch auf, dieses Strahlen noch viel öfters und stärker in seinen Augen zu sehen. Sie würde dafür sorgen und unwillkürlich schlug ihr Herz schneller. Doch sie ignorierte es.

"Natürlich geht das", meinte sie lachend. "Es ist einfach wichtig, dass du ehrlich zu deinen Partnern bist und niemanden verheimlichst. Natürlich gibt es auch Menschen, die nicht für eine Dreiecksbeziehung geeignet sind. Da muss man sich entscheiden. Ja, das Zusammensein bedeutet, dass du nur mit deinem Partner schläfst, ausser ihr habt eine offene Beziehung, wo ihr auch mit anderen schlaft, aber dass muss vorher in gegenseitigem Einverständnis abgemacht werden. Sonst wird nur jemand verletzt. Aber das Zusammensein bedeutet noch viel mehr. Es bedeutet, dass du bei deinem Partner sein willst. Du willst mit ihm Dinge unternehmen. Mit ihm lachen, reden, weinen und essen. Du willst dich am Abend in seine starken Arme kuscheln und am nächsten Morgen geborgen darin aufwachen. Das bedeutet Zusammensein. Aber du hast Recht, es ist kompliziert und doch eigentlich ganz einfach."

Sie zwinkerte ihm zu. "Daran merkst du übrigens auch, wenn du dich in jemand verliebt hast. Alles ist kompliziert und einfach zugleich. Die Welt wird eine Spur schöner und du kannst vor Aufregung nur wenig essen. In deinem Bauch fängt es an zu Kribbeln, als würden Schmetterlinge darin herum flattern und nicht um deinen Kopf herum." Sie sah zu den Faltern, die sie schon eine ganze Weile verfolgten. "Du willst mit der Person zusammen sein, sehnst dich nach ihr und wenn sie dann vor dir steht, scheint die Sonne aufzugehen und du bringst kein Wort heraus. Solltest du so empfinden, bist du höchst wahrscheinlich verliebt. Wenn du dir allerdings nicht sicher bist, kannst du gerne zu mir kommen und wir reden darüber. Das machen Freunde nämlich miteinander."
Lia lachte leise. "Mit jemanden sehr mögen, meinte ich in dem Zusammenhang, ob du dabei bist dich in jemanden zu verlieben. Eoshan zum Beispiel magst du doch auch sehr, aber als Schwester. Das ist ein anderes Mögen oder Lieben. Wenn du darüber nachdenkst wirst du das sicher auch merken."

[Darken]

Dreiecksbeziehung, offene Beziehung, Zusammensein... die Wörter schwirrten in Minans Kopf herum und er versuchte Liasanyas Erklärungen zu begreifen und zu verinnerlichen. Er wußte nicht wofür er geschaffen war oder ob er überhaupt jemals einen Partner wollte, doch zumindest dachte er darüber nach und interessierte sich ein wenig für das Phänomen Liebe und Partnerschaft. Die Heilerin sagte, es wäre kompliziert und gleichzeitig ganz einfach. Verwirrt sah er sie an, fragte sich, ob er schon verliebt war, wenn er mit einer Person viel und gerne etwas unternehmen wollte, da Lia ja gemeint hätte, das wolle man mit seinem Partner machen. Der Prinz wollte lieber nicht allzu genau darüber nachdenken, doch die Dea al Mon erklärte ihm dann auch noch genauer wie es sich anfühlte verliebt zu sein. Kritisch blickte Minan sie von der Seite an, als sie von den Schmetterlingen im Bauch sprach und er strich sich fast prüfend über den eigenen Bauch, aber er fühlte sich eigentlich ganz normal an.
"Fühlt das denn jeder gleich?", vergewisserte er sich. Alles wäre kompliziert und einfach zugleich... Minan versuchte das Gesagte von Lia auf Personen in seinem Leben anzuwenden, schüttelte dann aber den Kopf. "Nein, ich bin nicht verliebt", sagte der junge Prinz, vielleicht eine Spur zu schnell, "Ich will das auch gar nicht sein..." Er wurde ein bißchen rot. "Ich wollte nur etwas mehr darüber wissen."

Sie gingen weiter und der Prinz hing dabei seinen eigenen Gedanken nach. Es war deutlich, dass er momentan nicht mehr ausführlich darüber reden wollte, es fiel ihm immer noch schwer über seine Gefühle zu sprechen, vor allem wenn sie so verwirrend waren. Nach einiger Zeit kamen sie weiter in die Nähe der Hütte, es war später Nachmittag. Minan sah zwischen den Blättern zum Fluss, der hier wieder friedlich entlang plätscherte.
"Es ist so schön hier. Es sieht gar nicht mehr gefährlich aus." Und es war warm und ein schöner Tag. Das Wasser glitzerte verlockend, irgendwie hatte er Lust zu Baden, aber sie waren nur alleine hier und er traute sich nicht so recht danach zu fragen. Vermutlich war es besser direkt zur Hütte zu gehen bevor es dunkel wurde. "Ist es noch weit bis zur Hütte?" So gut war er nicht darin sich zu orientieren, nur Darken schien zu wissen, wo er war.

[Liasanya]

Lia musste breit grinsen, als Minan ganz schnell beteurte, dass er nicht verliebt sei. Da schien sich wirklich etwas zwischen ihm und Merion zu entwickeln. "Ja, klar, es ist immer gut, viel zu wissen. Auch darüber", versuchte sie ernst zu sagen, was ihr aber nicht wirklich gelang. "Und nein, es fühlt sich wahrscheinlich nicht bei jedem gleich an, aber ähnlich."

Am späten Nachmittag, die Sonne würde bald untergehen, waren sie schon recht nahe bei der Hütte, gingen sie wieder ein Stück dem Fluss entlang. Minan stellte fest, dass der Fluss gar nicht mehr so berohlich aussah. Sie nickte und liess durch ihn angeregt ihren Blick schweifen.
"Ja, es ist wirklich sehr schön hier", sagte sie verträumt. Das Wasser funkelte und warf das Licht in verspielten Flecken auf das Grün der Bäume und in Minan und ihr Gesicht. "Allerdings hat er auch so noch immer seine Tücken. Bis zu der Hütte ist es nicht mehr weit. Wir haben es gleich geschafft."

Der Fluss machte eine Biegung und sie kamen an ein geschütztes Plätzchen mit einer grünen Wiese, einem kleinen Sandstrand und ruhigem Wasser, dass hier durch die Sonne etwas aufgewärmt worden war. Lia blieb stehen und drehte sich zu Minan um.
"Als wir das letzte Mal hier waren, sah es wirklich nicht so friedlich aus. Jetzt lädt die Wiese viel mehr dazu ein, sich darauf eng aneinander zu räkeln und küssen", stellte sie grinsend fest und zwinkerte Minan neckend zu, darauf anspielend, wie er sie durch Mund zu Mund Beatmung gerettet hatte. "Was hälst du davon, wenn wir erst noch ein gemütlicheres Bad nehmen, bevor wir in die Hütte gehen?" Ohne auf seine Antwort zu warten, begann sie sich auszuziehen. Unter ihrer Waldläuferkleidung kam ihr weisser Bikini zum Vorschein. Eigentlich hatte er sie ja schon einmal nackt gesehen, doch sie vermutete, es würde ihn kräftig überfordern, wenn sie jetzt nackt badete.

[Darken]

Liasanya pflichtete ihm bei wie schön es hier war und sie gleich bei der Hütte wären. Der Prinz betrachtete die Lichtflecken, die grün durch das Blätterdach fielen und wie helle Pfützen auf dem Waldboden zu sehen waren. Es zeigte sich auch auf der Heilerin und ihm und Minan schloss kurz die Augen, um das warme Gefühl der Sonnenstrahlen zu genießen. Als sie weitergingen, kamen sie um eine Biegung des Flusses, wo es eine Wiese und sogar einen kleinen Sandstrand gab. Der Fluss war hier breiter und demnach etwas ruhiger. Minan folgte den glitzernden Wellenstreifen, als die Dea al Mon auch das friedliche Bild kommentierte und meinte, es würde zum Küssen und zum aneinander Reiben einladen. Zwar grinste Lia, doch der junge Prinz wurde prompt sehr rot und schaute verlegen auf seine eigenen Füße. Warum sagte sie denn so etwas? Erwartete sie etwa, dass sie das jetzt taten? Sich dort auf die Wiese legen, um miteinander zu schlafen?
Nervös strich er sich durch die Haare und dann machte Liasanya genau den Vorschlag, den er nicht gewagt hatte laut auszusprechen. Ob sie nicht die Zeit nutzen und noch ein Bad nehmen sollten? Während Minan noch nach den richtigen Worten suchte, begann die Heilerin schon sich zu entblättern.

Seine Augen wurden groß und schreckhaft, er machte mehrere Schritte zurück und wippte leicht auf den Fußballen wie ein Reh kurz darauf davon zu preschen bei dem kleinsten Geräusch. Minan wagte kaum zu schauen, aber als er dann mal blinzelte, bemerkte er, dass Lia noch einen weißen Bikini trug und nicht nackt war.
"Wir... wir müssen aber nicht... du weißt schon... oder?" Betreten sah er zu der Wiese. Nachdem er sich etwas beruhigt hatte, kam er wieder ein wenig näher. Mußte er sich jetzt nicht auch ausziehen? Hoffentlich schaute sie ihm dabei nicht zu. Obwohl... vorhin hatte sie ihn ja auch mit nackten Oberkörper gesehen. Langsam streifte er sich das Shirt ab, zog sich die Stiefel und Strümpfe aus. Trotzdem zögerte er bis er auch die Hose auszog und nur noch schwarze Pants trug. Nachdem er die Sachen zu seiner Tasche gelegt hatte, ging er leichtfüßig über den Strand bis er zum Wasser kam und vorsichtig Stück für Stück hineinging. Das Wasser war angenehm mild, trotzdem erschauderte er kurz ehe Minan sich dazu überwand, ganz unterzutauchen, um dann wieder hochzukommen und seinen Kopf zu schütteln so dass die Tropfen hin und her spritzten und von ihm hinab flossen.
Ein bißchen unsicher blickte er schließlich zu Liasanya. "Es ist angenehm hier", gab er zu. Es war fast so wie das Baden mit den anderen, nur dass sie jetzt allein waren. "Ich mag den Fluss. Ich war weiter unten mal mit Merion angeln. Aber wir waren nicht schwimmen", versicherte er rasch, "Es hat geregnet, aber Merion hat einen Schutzschirm ausgebreitet so dass wir nicht nass geworden sind." Minan wußte selbst nicht warum ihm das jetzt eingefallen war, er bemühte sich Liasanya nicht anzustarren.

[Liasanya]

Natürlich wurde trotzdem nervös, bekam grosse Augen und tänzelte mehrere Schritte zurück, wo er angespannt stehen blieb, bereit zu fliehen, sollte etwas geschehen, was ihm nicht gefiel. Lia, die schon am Ufer stand und ihre Füsse ins Wasser hielt, sah über die Schulter zu ihm zurück. Durch ihre Neckerei war er wieder so süss rot geworden.
"Jaaaa, ich glaube, ich weiss, was du meinst", sagte sie gedehnt. "Und nein wir müssen nicht. Wir können, wenn wir wollen. Aber müssen tun wir nicht." Warm lächelte sie ihn an, wandte dann aber wieder den Kopf ab und watete langsam in das Wasser. Sie sah nicht mehr zurück, da er ihr ja öfters mitgeteilt hatte, dass er es nicht gerne hatte, wenn er angestarrt wurde. Sie nahm zumindest an, dass das sowohl für Darken, als auch Minan galt.

Schliesslich tauchte er wieder neben ihr auf und die Wassertropfen spritzten umher, glitzerten auf seinem zarten Körper. Sie lachte und spritzte ihn an. "Ja, so ein Bad nach einem langen Spaziergang ist wirklich sehr angenehm", bestätigte grinsend und sah ihn dann fragend an, als er das Erlebnis mit Merion erzählte. "Nun, baden und fischen ist keine gute Kombination. Da wird man nicht sonderlich erfolgreich sein. Zumindest nicht, wenn man Fische fangen will. Aber so ein Schutzschild ist ganz vernünftig, sonst wärt ihr Beide ja ganz nass geworden."
Ein Bild, an das sie nicht denken durfte. Um ihre Gedanken nicht zu verraten, sprang sie kopfüber ins Wasser und tauchte unter. Dabei schwamm sie nah an Minan vorbei und streckte den Arm aus. Mit einem Ruck zog sie die Füsse unter ihm weg, liess ihn aber gleich darauf wieder los. Als sie wieder kichernd auftauchte, hatte sie sich wieder soweit unter Kontrolle.

[Darken]

"Nein, ich will nicht...", antwortete er verhalten darauf, dass sie sich nicht küssen und berühren müßten, aber könnten, wenn sie wollten. Womöglich wollte sie, doch Minan war der Gedanke ganz fern, er hoffte nur, er hätte die Heilerin damit nicht verärgert. Als er bei ihr im Wasser war, spritzte sie ihn gleich an und er schüttelte sich, traute sich aber nicht so recht, das gleiche bei ihr zu machen. Liasanya fand, Baden und Fischen keine gute Kombination, zumindest nicht wenn man erfolgreich sein wollte. Dabei wurde der Prinz wieder ein klein wenig rot.
"Äh... es ging, glaub ich, nicht so sehr drum viele Fische zu fangen. Und töten konnte ich sie auch nicht, ich glaub, ich bin wirklich kein Kämpfer." Wenn er nichtmal Fische töten konnte. "Aber Merion hat sie einfach alle wieder reingeworfen, er war nichtmal böse." Minan lächelte, als er daran dachte. Es war trotzdem ein schöner Ausflug gewesen, wenn er auch nichtmal hätte sagen können, warum. Lia sagte gerade noch, der Schutzschild wäre vernünftig gewesen, damit sie beide nicht nass geworden waren und dann war sie auch schon selbst untergetaucht bevor er noch etwas hätte sagen können.

Der junge Prinz ließ den Blick über den Fluss schweifen, weil die Dea al Mon nicht mehr auftauchte und dann zog ihn plötzlich etwas heftig am Bein. Er schnappte nach Luft, strampelte und fand sich plötzlich unter Wasser wieder, dachte als erstes daran, dass sie ihn nun ertränken wollte. Allerdings war es Darken, der keuchend auftauchte und sofort die kichernde Lia erblickte.
"Mach das nie wieder", fuhr er sie an, packte sie abrupt an der Hand und zog sie feste an sich. Seine dunklen Augen blickten in die ihren. "Hast du mich verstanden oder soll ichs für dich aufschreiben? Sowas kannst du mit mir machen, aber nicht mit ihm." Und natürlich wollte er Minan beschützen, ganz besonders wenn er sich erschrak oder ihm etwas Angst machte. Das Wasser um sie herum kam wieder zur Ruhe.

[Liasanya]

Nein, um Fische fangen war es anscheinend wirklich nicht gegangen, sondern viel mehr ums junge Prinzen fangen. Sie konnte sich regelrecht vorstellen, wie die Augen des sanften Minan geglänzt hatten, als die Fische wieder davon schwimmen durften und sie war gerade ein bisschen eifersüchtig, dass sie diesen Anblick nicht hatte miterleben dürfen. Sie fand es etwas allerdings etwas seltsam, dass er nicht zurück spritzte, bis ihr aufging, dass er das wohl noch nicht kannte.

Da tauchte auch schon Darken auf und fuhr sie an, dass sie so etwas nie wieder tun sollte. Erschrocken schrie sie auf, als er sie an der Hand packte und sie fest an sich zog. Aus reinem antrainiertem Reflex wehrte sie sie seine Hand unglaublich schnell ab und ihre Hand schoss nach vorne, mit einem Dolch darin. Sie hatte seine Agressivität gespürt und reagierte entsprechend darauf. In ihren Augen sah man die Entschlossenheit, das Messer zu benutzen.
Erst als die Klinge an seinem Hals lag, sie eng an ihm stand und sein Arm zwischen den ihren Gefangen war, kam sie wieder zur Besinnung und sie blinzelte ihn etwas verwirrt an. Einen Moment lang standen sie so schwer atmend Körper an Körper beieinander, nass, gefährlich und sehr anziehen. Unverwandt erwiderte sie seinen Blick.
Dann liess sie die Klinge verschwinden und gab Minan frei. "Entschuldige bitte", bat sie eindringlich. "Ich habe nicht bedacht, dass es dich... ihn so erschrecken könnte. Ich wollte ihm keine Angst machen. Es sollte nur ein Spiel sein. Deswegen habe ich ihn auch nicht festgehalten, sondern nur die Füsse weggezogen."

Aufgebracht wandte sie sich um, um noch einmal unterzutauchen und anschliessend ans Ufer zu waten. Sie war gerade sehr wütend auf sich. Warum hatte sie nur diesen schönen Moment verderben müssen. Minan hatte doch schon genügend Angst vor ihr und sie verschlimmerte das auch noch. Und nun war auch noch Darken auf sie wütend.

[Darken]

Lia reagierte schnell und abrupt schoss ihre Hand nach vorne bis die Klinge des Dolches nah an seiner Kehle war. Durch seinen Körper peitschte Adrenalin, doch Angst hatte er nicht, dazu hatte man ihn schon zu oft bedroht. Die Dea al Mon blickte ihn fest entschlossen an, da lagen keine Zweifel ihn zu töten, sollte er zu weit gehen. In dem Moment kam sie ihm noch mehr wie ein Raubtier vor, ihr schlanker Körper voller Wassertropfen, angespannt atmend, doch sie blickte nicht zur Seite und es dauerte bis der Dolch an seinem Hals verschwand und sie auch wieder einen Schritt zurück machte, um sich dann bei ihm beziehungsweise Minan zu entschuldigen. Darken gab keine Reaktion von sich, starrte auf ihren feuchten Mund, während sie die Entschuldigung aussprach. Man konnte ihr anhören wie sehr sie das aufwühlte und gleich darauf wandte Lia sich ab, tauchte noch einmal unter, durchstieß die Wasseroberfläche wieder, so dass kleine Bäche an ihrem Körper herabflossen.
Die Heilerin schickte sich an zurück zum Ufer zu gehen. Warum bitte schön war sie denn jetzt wütend? Weil ihr kleines Spiel nicht den gewünschten Erfolg gehabt hatte? Darken schnaubte leicht und schlug mit der flachen Hand aufgebracht gegen die Wasserfläche, Tropfen spritzten auf.

"Jaja, du hast es nicht bedacht... wann denkst du überhaupt mal nach?", rief er ihr wütend hinterher, "Ist doch eh alles ein einziges Spiel für dich, nicht wahr?" Der Prinz stapfte ihr aufgebracht hinterher, holte sie wieder ein. "Oder warum sollte ich dich mit zur Hütte begleiten, hm? Für einen weiteren Versuch mich rumzukriegen?", zischte er. "Weißt du was? Du kannst mir echt gestohlen bleiben mit deinen offenen Beziehungen, Dreiecksgeschichten und weiß der Hölle was du sonst noch so treibst. Ich hab Neuigkeiten für dich: ich steh nicht auf Spiele! Und ich werd sicher nicht mit dir schlafen, nur damit du gleich mit dem nächsten rumvögeln kannst."
Im Hinterkopf wußte er, dass es nicht fair war, Lia das alles vorzuwerfen, aber irgendwie hatten sich die Gedanken in ihm angesammelt seitdem sie ihn zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen hatte und dann noch dieses Gespräch mit Minan übers Verlieben! Nun hatte sich seine Wut wegen diesem kleinen Anlass an ihr entladen.

[Liasanya]

Sie zuckte schuldbewusst unter seinen Vorwürfen zusammen. Sie taten ihr weh und es war unfair. Natürlich dachte sie nach. Aber doch nicht, wenn sie mit Freunden spielte und für sie war ganz bestimmt nicht alles ein Spiel. Doch es war nicht einfach damit umzugehen, dass sie bei Minan auf jedes Wort und jede Bewegung achten musste und gleich darauf auch noch fortwährend mit seinen Vorwürfen klar zu kommen.

Zitternd blieb sie stehen, als er zu ihr aufgeholt hatte und sah zu Boden, sah ihre zierlichen Füsse, die von grünem Grass umschmeichelt wurden. "Du kannst die Hütte für dich alleine haben", bot sie ihm leise an. Sie wusste ja, dass er nicht gerne bei Nacht, wenn die Wölfe aktiv wurden, draussen war. Ihr selber machte das nichts aus. "Ich will dich nicht rumkriegen."

Als er dann aber meinte sie könne ihm mit ihren offenen Beziehungen und Dreiecksgeschichten gestohlen bleiben, riss sie überrascht ihren Kopf hoch und sah ihn mit grossen, verwunderten Augen an. Was hatte das jetzt damit zu tun, dass sie Minan erschreckt hatte?

"Was?..." Die Wut auf sich selber und die Betroffenheit, das sie Minan so verängstigt hatte, brach nun ihrerseits. "Was soll denn das nun?" fuhr sie ihn gequält an. "Was gehen dich nun auf einmal meine intimen Beziehungen an? Du hast mir ja deutlich gemacht, dass du nichts von mir willst und dass du nicht weisst, was für eine Art Beziehung du willst. Aber schätzt du mich wirklich so ein, dass ich dich einfach fallen lassen und vergessen würde, wenn wir miteinander geschlafen hätten? Dass ich einfach so zum nächsten gehen würde?"

[Darken]

Er wußte, dass er sie mit seinen Anschuldigungen getroffen und verletzt hatte. Lia blickte zitternd zu Boden, sagte leise, er könne die Hütte für sich alleine haben, denn sie wolle ihn nicht rumkriegen. Erst als Darken weitersprach, sah sie ihn plötzlich mit großen verwirrten Augen an, wirkte noch verletzlicher. Zwar wurde sie nicht wütend, aber als sie ihn anfuhr, klang sie eindeutig erregt und aufgewühlt, fragte ihn, was das solle und was ihn ihre Beziehungen angingen, er hätte ihr ja schon zu verstehen gegeben, dass er nichts von ihr wolle. Gleich darauf stellte sie ihm eine Frage, ob er sie wirklich für eine halten würde, die ihn gleich fallen und zum nächsten gehen würde.
"Wenn dus genau wissen willst... ja", entgegnete er hart, "Weil ichs nicht anders kenne! Weil jeder, verdammt noch mal jeder einzelne, dem ich jemals vertraut habe, mich verletzt und enttäuscht hat! Und was? Du sollst jetzt die Ausnahme von der Regel sein? Entschuldigung, wenn ich das nicht gleich glaube." Darken ging über den Sandstrand, drehte sich noch einmal zu ihr um.

"Und was sollte der Schwachsein mit dem Verlieben und den Schmetterlingen im Bauch und all das? Hör auf Minan das glauben machen zu wollen, sowas existiert nicht! Es gibt nur Sex und der Weg dahin bis Leute ihre Hemmungen über Bord schmeißen und sich die Kleider vom Leib reißen", zischte er, verbarg nicht wie idiotisch er das ganze Konzept von der Liebe hielt, nur eine dumme Ausrede, nur ein anderer Weg jemanden weh zu tun. In seinen Augen war nichts anderes als Wut und ein Schimmer von eigener Verletztheit. "Also bring seine Hoffnungen nicht hoch für etwas, was ihn am Ende nur schmerzen und enttäuschen wird. Das ist alles was man bekommt, wenn man hofft."
Er atmete heftig, es war nicht mehr so sicher, ob er nun über Minan oder doch sich selbst gesprochen hatte.

[Liasanya]

Ja. Diese Antwort hallte schmerzhaft in ihr und sie fühlte sich, als hätte er sie ins Gesicht geschlagen. Entsprechend sah sie ihn an. Fassungslos starrte sie ihm nach, hörte fas nicht mehr, was er sagte. Nur mit Mühe konnte sie sich auf sein Worte konzentrieren und dadurch langsam verstehen, weshalb er so grauenhaft von ihr dachte. Er kannte es nicht anders, war bis jetzt immer enttäuscht worden.

"Nein!" schrie sie auf und ging eilig einige Schritte auf ihn zu, blieb dann aber wieder abrupt stehen. "Nein, Darken, nein. Es gibt nicht nur Enttäuschung auf Hoffnung. Das ist einfach nicht wahr. Liebe, Verlieben und Schmetterlinge im Bauch sind durchaus real. Das sind die wunderbarsten und tiefsten Gefühle, die man empfinden kann", widersprach sie ihm inbrünstig und ihr war anzuhören, dass sie aus tiefstem Herzen daran glaubte, was sie sagte. "Ich habe ihn nicht angelogen und dich auch nicht. Es kann schon passieren, dass man durch die Liebe verletzt und enttäuscht wird, besonders wenn der Partner nicht das Selbe für einem empfindet und man es nicht gleich von Anfang an merkt. Und manchmal ist das Kribbeln wirklich die Hemmung, bis es zum Sex kommt. So was gibt es eben. Aber Liebe und das Glück darin gibt es wirklich, auch wenn du es bis jetzt noch nie erlebt hast."

[Darken]

Es dauerte eine Weile bis Lia sich aus ihrer Fassungslosigkeit erholte, ihm rasch einkam und das 'Nein' regelrecht hinausschrie, auf ihn einredete, dass es sehr wohl Liebe, Verlieben und Schmetterlinge im Bauch gäbe, wunderbare und tiefe Gefühl. Ihre Worte waren eindringlich und inbrünstig wie als würde sie selbst fest daran glauben. Darkens Miene blieb verschlossen und abweisend. Die Dea al Mon beteuerte, sie hätte nicht gelogen und obwohl es passieren könne, durch Liebe enttäuscht und verletzt zu werden, wären es doch wirkliche und wundervolle Gefühle, wenn sie vom Partner erwidert wurden.
Der Prinz schwieg auf die Hymne Lias auf die Liebe ehe er abschätzig mit den Schultern zuckte. "Wenn du meinst...", es war überdeutlich, dass er ihr nicht glaubte und dem ganzen immer noch skeptisch und ablehnend gegenüberstand. "Ich sag dir Bescheid, sollte ich mich hals über kopf verlieben." Die Worte klangen eindeutig zynisch. Darken ging hinüber zu seinen Sachen. "Machst dir was aus, dich umzudrehen während ich mich umziehe?"

Er wartete kurz ehe er sich von ihr abwandte und seine nassen Pants abstreifte, um sich abzutrocknen und anschließend in neue zu schlüpfen und auch wieder Hose und Shirt überzustreifen. Nur seine Haare waren noch leicht feucht. Im Nachhinein fand er es eine reichlich unsinnige Idee mit Lia wieder zu dieser Hütte aufzubrechen, eine Woche war eindeutig nicht genug, um sich von den zwei Nächten darin zu erholen. Vor allem was sie, vielmehr er, dort beinahe getan hätte. Was war nur in ihn gefahren? Er hätte beim Training bleiben sollen, dann wäre Merion vielleicht auch nicht so sauer gewesen. Oder Merion hätte an seiner statt mit Lia hierher gehen können, der Krieger war doch sicher scharf drauf Erfahrungen bei Frauen zu sammeln. So oft wie er mit den anderen Jugendlichen darüber quatschte. Egal, es konnte ihm alles egal sein...
Du solltest dich bei ihr entschuldigen, sie hatte es nicht böse gemeint, hörte er Minans Gedanken.
Was? Bist du jetzt mein verdammtes Gewissen?
Nachdem er sich umgezogen hatte, trat er langsam zu Lia, strich sich mit den Fingern durch die schwarzen Haare. "Gehen wir nun zur Hütte? Es wird spät..." Er holte tief Luft wie um sich zu etwas durchzuringen. "Und du kannst im Bett schlafen. Ich schlaf vorm Kamin."

[Liasanya]

Er glaubte ihr nicht. Das konnte sie ja noch verstehen. Aber dass er so abschätzig mit den Schultern zuckte und darüber noch zynische Witze machte, tat ihr weh. Dass er das verspottete, woran sie selber fest glaubte und was ihr sehr wichtig war. Das verletzte sie und sie wusste gerade gar nicht, wie sie sich ihm gegenüber nun verhalten sollte. Sie konnte noch nicht einmal wütend auf ihn sein und ihn einfach anfauchen, wie sie es sonst immer getan hatte.

So drehte sie sich nur schweigend um, als er sie darum bat. Schweigend legte sie selber einen Sichtschutz um sich, damit sie sich ungesehen umziehen konnte. Also in frische Unterwäsche und wieder in ihre Waldläuferkleidung schlüpfen konnte.
Sie fühlte sich gerade wie in Trance und sah nicht auf, als Darken dann schliesslich zu ihr trat und fragte, ob sie nun zur Hütte gingen. Lia nickte nur abwesend und setzte sich in Bewegung. Gleich darauf schüttelte sie aber den Kopf. Sie würde draussen schlafen. Das hatte sie nun definitiv beschlossen. Sie mochte Darken, sehr sogar, aber anscheinend konnte sie ihm nicht das geben, was er brauchte. Zumindest nicht als eine Gefährtin. Ihr war gar nicht klar, dass sie das eigentlich sein wollte. So sollte sie ihm zumindest eine gute Freundin sein und ihn nicht weiter bedrängen, sich fern von ihm halten, besonders in dieser Nacht. Vielleicht hatte Merion ja mehr Glück.

Als sie sich der Hütte näherten, kletterte sie die Äste hoch und setzte das letzte Stück des Wages darauf fort. Bei der Hütte angelangt, liess sie für Minan die Strickleiter runter und betrat dann gleich das Haus um bei der Anrichte damit zu beginnen, ihnen ein Abendessen zu zubereiten. Die Sonne war inzwischen schon fast untergegangen und mit etwas Hilfe der Kunst flackerte ein fröhliches Feuer im Kamin auf.

[Darken]

Lia sagte kein einziges Wort mehr. Vielleicht hatte er sie nun wirklich mal sprachlos gemacht und sie tat endlich das, was er schon immer von ihr gefordert hatte. Sie ließ ihn in Ruhe. Und auch wenn die Stille herrlich war, so nagte es irgendwie doch an ihm und er fragte sich warum. Verflucht, sie hatte kein Recht eingeschnappt zu sein, nur weil er nicht an ihre kleine Welt voller Schmetterlinge im Bauch glaubte!
Die Heilerin hatte sich auch wieder angezogen, reagierte aber nur mit Nicken und Kopfschütteln auf seine Fragen. Darken hob leicht die Augenbraue hoch. Ach so, sie redeten nicht mehr miteinander, jetzt bekam er das auch mit. Warum war die Frau auch nur so stur? Schweigend legten sie den Rest des Weges zurück, der auch nicht mehr so weit war, ihm aber nun viel länger vorkam. Nein, er würde diese Stille sicher nicht wieder brechen, das konnte Lia ruhig machen, wenn sie scharf darauf war zu reden.

Bei der Hütte angekommen, erkletterte die Dea al Mon gewandt den Baum und ließ dem Prinzen die Strickleiter herunter, so dass er leichter heraufkam. Nachdem er den Raum betreten hatte, fand er Lia bereits bei der Anrichte vor, wo sie ein Abendessen zu bereitete. Ein Feuer brannte schon im Kamin. Darken ließ seine Tasche in einer Ecke fallen und setzte sich aufs Bett, wo er sich langsam zurücksinken ließ. Warum war das alles so kompliziert? Eigentlich sollte er doch froh sein, dass Lia endlich mal ihre Klappe hielt mit dem Müll übers Verlieben.
Sein Blick glitt zu dem Buch mit dem kitschigen Einband, das halb aus der Tasche ragte. Der Prinz fischte danach und blätterte ein wenig lustlos darin herum. Die Dialoge schienen ihm unmöglich, als ob jemand wirklich so sprechen würde. Während er so auf die Buchstaben starrte, schweifte sein Blick über den Seitenrand hinüber zu Lia und ihm kam eine Idee. Allerdings dauerte es noch mehrere Minuten bis er sich selbst davon überzeugt hatte, das zu tun, es fiel ihm nämlich alles andere als leicht. Darken erhob sich geschmeidig, trat mit dem Buch in der Hand hinter ihr. Er hielt ihr es aufgeschlagen so hin, dass sie direkt draufsehen würde. Sein Finger tippte auf einen Satz.
Ich war so ein furchtbarer Idiot, das ich das zu dir gesagt habe. Kannst du mir noch einmal verzeihen?
Der Prinz legte das Buch wieder beiseite, blieb aber bei Lia stehen. "In der Geschichte fällt die Frau ihm zwar weinend um den Hals, aber können wir vielleicht auf den Part verzichten und ich helf dir stattdessen beim Abendessen? Ist zwar halb so spannend...", fragte er nach und blickte sie an. Es hatte ihn viel Überwindung gekostet, das überhaupt zu machen und zu sagen. Wenn sie ihn jetzt noch immer anschwieg, würde er sie mit Freuden nachher vor die Tür setzen, damit sie draußen bei den Wölfen schlafen konnte.

[Liasanya]

Irgenwie war es seltsam so zu schweigen. Dabei war das doch das, was er sich immer von ihr gewünscht hatte. Dennoch kam es ihr irgendwie gezwängt und gar nicht angenehm vor. Doch sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte sich bei ihm entschuldigt, doch er hatte es nicht angenommen. Und würde sie über sonst etwas reden, würde er sich nur wieder lustig darüber machen und sie verletzten. Das hatte sie nicht verdient.

Dennoch musste sie lächeln, als sie das Blättern in Buchseiten hörte. Dass Darken so etwas lesen würde, hätte sie nicht gedacht. Der aggressiven Signatur an, konnte sie erkennen, dass es noch Darken war und nicht Minan. Aber dann verging ihr das Lächeln wieder. Er würde sich wohl auch darüber nur lustig machen und es Minan vielleicht sogar vermiesen, neugierig und schüchtern das Buch zu erkunden.

Als sie spürte, wie er sich ihr näherte und hinter sie trat, spannte sie sich unwillkürlich an und konzentrierte sich genau darauf, wie sie die Karotten schnitt. Nicht dass sie sich noch selber verletzen würde. Plötzlich erschien das Buch vor ihr und sie hielt inne, las verwundert den Satz, auf den er tippte.
Ich war so ein furchtbarer Idiot, dass ich das zu dir gesagt habe. Kannst du mir noch einmal verzeihen?
Das Buch verschwand wieder und sie nahm langsam ihre Tätigkeit wieder auf. Hatte er sich jetzt tatsächlich bei ihr entschuldigt? War ihm überhaupt klar, was sie so verletzt hatte? Sie schnippelte die Karotten wieder etwas heftiger. Und jetzt sollte alles wieder einfach so gut sein? Langsam kam die Wut wieder.

Heftig und mit einem lauten, dumpfen Knall rammte sie das Messer mit der Spitze voran in die Anrichte und wirbelte zu ihm herum. Erneut standen sie wieder ganz nah beieinander und ihre Augen funkelten aufgebracht.
"Ist zwar halb so spannend wie was?" fuhr sie ihn an. "Sich darüber lustig zu machen, an was ich glaube? Was für mich wichtig ist?" Sie knallte ein Stück Fleisch vor ihn auf den Thresen und schob eine vorbereitete Marinade in einer kleinen Schale hinzu. "Hier, reib das ein, wenn du mir helfen willst." Irgendwie war sie noch nicht bereit, ihm zu verzeihen. Dennoch anerkannte sie seine Bemühung.

[Darken]

Eine Reaktion hatte er auf jeden Fall erreicht, sie ignorierte ihn nicht mehr. Im Gegenteil, Lia war richtig wütend geworden, was er schon daran merkte, dass sie das Gemüse heftiger mit dem Messer schnitt und erstmal daran ihre Wut ausließ ehe sie die Klinge abrupt so fest in das Holz rammte, das das Messer leicht hin und her zitterte. Die Heilerin fuhr herum, blickte ihn zornig funkelnd an und dann wetterte sie auch schon los. Darken wurde erst in dem Moment so richtig bewußt warum Lia so eingeschnappt und verletzt war. Woher sollte er das auch wissen? Er konnte ja keine Gedanken lesen.
Sie warf ihm vor, dass er sich über das lustig gemacht hatte was für sie wichtig war. Wenigstens redeten sie wieder miteinander, auch wenn sie sich - wie üblich - stritten. Die Dea al Mon knallte etwas Fleisch auf den Tresen und wies ihn ein, es mit der Marinade einzureiben, wenn er ihr helfen wolle.
"Dunkelheit, krieg dich wieder ein", gab er zurück, "Ist dir schonmal in den Sinn gekommen, dass es einfacher für mich ist, sich drüber lustig zu machen als daran zu glauben und mein Weltbild komplett auf den Kopf zu stellen?" Darken verdrehte die Augen, stellte sich neben sie und begann das Fleisch einzureiben, schwieg wieder.

"Ich versuch es abzustellen, dich dauernd zu verletzen. Aber das ist nunmal das in dem ich am besten bin." Anderen weh zu tun, ob nun verbal oder körperlich, zu kämpfen um jeden Preis. "Vielleicht hätte dich jemand anderer begleiten sollen als ausgerechnet ich." Der Prinz zuckte mit den Schultern und wusch dann seine Hände, nachdem er das Fleisch eingerieben hatte. Er wartete noch, ob Lia ihm nochmal so bissig eine Aufgabe zuteilen würde, doch dann zog er sich mit dem Buch zurück aufs Bett und las einfach querbeet ein paar Stellen, wobei ihn der Tänzer dazu brachte immer dann ausführlicher zu lesen wenn es um Sexszenen ging und Minan dagegen die Liebeszenen sehen wollte. Jedenfalls genierte Darken sich nicht, das Buch vor den Augen von Lia zu lesen.
"Wer denkt sich sowas aus?", entfuhr ihm kopfschüttelnd als er weiterlas, eine Passage las er dann einfach vor, wobei er seiner Stimme einen sinnlich dunklen Timbre verlieh. "Er ließ seine Zunge über ihre alabasterfarbene Haut gleiten und bedeckte ihre makellosen Brüste mit vor Liebe fiebrigen Küssen...." Plötzlich mußte er an das Spiel denken und wie er ihre Brüste kurz geküsst hatte. "Ich befürchte, ich werde gezwungen werden, dieses Buch so oder so zu lesen. Aber vielleicht versteh ich dann auch was an einer abgeschiedenen Hütte mit Kaminfeuer so wahnsinnig romantisch ist." Er grinste schief, sah wieder zum Buch und befeuchtete seinen Finger mit der Zunge, um die Seite besser umblättern zu können.

[Liasanya]

Sie sollte sich wieder einkriegen? Wütend zerrte sie das Messer wieder heraus und hakte weiter auf dem Gemüse herum. Dass das ausgerechnet von ihm kam, der bei jedem falschen Blick oder Wort gleich ausrastete. Zum Glück waren inzwischen die Zwiebeln drann, dann die durften auch schön klein werden.
"Nein, das ist mir nicht in den Sinn gekommen", knurrte sie aufgebracht "Schliesslich bist du der Kämpfer, du gehst nicht den einfachen Weg. Und wenn es so sehr dein Weltbild durcheinander bringt, dann mach dich gefälligst schweigend über mich lustig. So dass ich es nicht mitbekomme."

Mit den letzten Worten war ihre Stimme wieder sanfter geworden. Sie konnte ihm nicht wirklich sauer sein und es tat schon gar nicht mehr so weh. "Wieso denn?" fragte sie etwas verwirrt, als er meinte, dass jemand anderes sie hierher hätte begleiten sollen. "Du hast doch das Hemd gebraucht und niemand sonst. Hättest du nicht mitkommen wollen, wäre ich alleine gegangen. Das ist unsere Aufgabe."

Während Minan sich wieder aufs Bett zurück zog, nahm sie das Wasser vom Feuer. Etwas brauchte sie davon, um einen Tee aufzukochen, den Rest tat sie wieder zurück und gab Nudeln in das heisse Wasser. In einer Pfanne, die sie auf den Grill legte, dünstete sie die Zwiebeln und Karotten und das Fleisch briet sie direkt auf dem Fleisch. Anschliessend machte sie sich daran, die Anrichte zu reinigen und das Geschirr hübsch vor dem Feuer für das Abendessen zu arrangieren.
Sie kniete gerade vor dem Feuer, schenkte ihnen etwas Wein ein, zupfte die kunstvoll gefalteten Servietten zurecht und zündete ein paar Kerzen an, die sie auf dem Boden gestellt hatte. Diesmal sollte es nicht so ein karges Mal werden wie bei ihrem Notaufenthalt hier. Dieser Gedanke liess sie lächeln und sie wurde wieder ruhig. Da las er auf einmal diese überaus heisse Textstelle aus dem Buch vor. Erinnerungen blitzten hoch und sie erschauderte unwillkürlich. Minans Zunge auf ihren Brüsten, liebkosende, heisse Küsse auf ihrer Haut, das fühlte sich einfach unglaublich gut an.

"Hmmm", brummte sie zustimmend und etwas verklemmt. "Vielleicht findest du es ja dann heraus." Sie wusste gar nicht, ob sie das jetzt wollte oder nicht. Bei einem Jungen ohne seinen Hintergrund wäre das bestimmt sehr schön geworden. Aber Darken würde wohl nur wieder wütend werden.
Geschmeidig erhob sie sich und trat ans Feuer und kostete das Essen. "Scheint essbar zu sein", stellte sie fest und begann die Speise zu verteilen. Das Stück Fleisch, schnitt sie entzwei und auch so bekam jeder von ihnen noch genug davon. Das Stück von Darken schnitt sie auch gleich in mundgerechte Happen, so als sei das normalste der Welt. "Na dann lass es dir schmecken."

[Darken]

Dass sie ihm vorwarf, er solle nicht den einfachen Weg gehen, schließlich wäre er eben der Kämpfer, nagte doch an ihm. Darken war niemand, der vor einer Herausforderung kniff und ganz bestimmt nicht wollte er sich das vorenthalten. Anderseits wollte er nun wirklich nicht an den Quatsch mit der Liebe glauben. Lia bat ihn, wenn er sich schon über sie lustig mache, dann doch wenigstens schweigend, damit sie es nicht mitbekam. Und das fand sie dann besser oder was? Außerdem hatte er sich nicht über sie lustig gemacht, sondern über das Thema. Warum mußte sie immer alles missverstehen?
Der Prinz beschloss die Gedanken fürs erste zu verdrängen, widmete sich wieder dem Buch, während Lia weiter das Abendessen zubereitete. Zwar hätte er ihr schon durchaus geholfen, doch irgendwie hatte er das Gefühl, er würde ihr nur im Weg stehen dabei und alleine käme sie gewiss schneller vorran. Etwas skeptisch sah Darken ab und zu zu der Dea al Mon herüber, als sie begann das Geschirr vor dem Kaminfeuer zu arrangieren, Kerzen anzuzünden und gar Servietten sorgfältig und dekorativ zu falten. Was sollte das denn jetzt schon wieder?

Ihm lag schon ein spöttischer Kommentar auf den Lippen, doch er schluckte ihn herunter. Nicht lustig machen. Es sah so aus als gäbe Lia sich wirklich viel Mühe, Darken wußte nur nicht weswegen. Nachdem er die erotische Passage vorgelassen hatte, murmelte sie nur etwas, widmete sich weiter dem Essen und drapierte es auf den Tellern so dass es ansprechend aussah.
Der Prinz legte das Buch beiseite, stand vom Bett auf und ließ sich beim Feuer nieder, dort wo sein Teller war und Lia ihm schon das Fleisch zurecht geschnitten hatte. Er brachte es nicht über sich, sich zu bedanken, weil es gleichbedeutend damit gewesen wäre, zuzugeben, dass er sehr wohl Hilfe dabei gebraucht hatte.
Kritisch sah er zu dem gefüllten Weinglas. Hatte sie das etwa von Anfang an geplant? Sie hatte schließlich das Essen und den Wein mitgebracht. Darken kostete vorsichtig, lächelte dann.
"Stimmt, es ist essbar", bemerkte er zunächst trocken, grinste jedoch gleich darauf leicht. "Sogar mehr als das. Es schmeckt köstlich." Er aß langsam weiter, wünschte ihr auch guten Appetit. Der Prinz hob sein Glas und betrachtete es fast sinnierend. "Jetzt müssen wir wohl miteinander anstoßen... auf was?", fragte er sie. Lia sollte bloß nicht erwarten, dass er ihr vor Dankbarkeit um den Hals fiel, weil sie ein paar Servietten gefaltet und Essen gekocht hatte. Immer noch konnte Darken einfach nicht seine Erwartungshaltung ablegen, dass Menschen alles aus Berechnung taten.
"Darauf, dass wir mal die nächsten Minuten ohne Streit auskommen?" Darken sah sie fragend an, nippte dann genießerisch an dem Wein und leckte sich danach langsam über die Lippen. Er blickte lange hinüber zu der Heilerin. Sollte das hier etwa schon romantisch sein? Ein Essen bei Kerzenschein? Der Prinz nahm sich vor nicht zu viel von dem Wein zu trinken, obwohl er wirklich lecker schmeckte. "Du hast vorhin gesagt, du hättest Spiele dabei... für Minan?", hakte er nach.