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Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 11:50
von Liasanya
Was ihm zu Kopf gestiegen ist? Wohl eher, was ihm aus dem Kopf geflossen war, dachte Lia grinsend. Für sie war es mehr als klar, dass Pyratres grosses Interesse an der Schwarzen Witwe hatte. Aber in der Hinsicht, schien sie wie Eoshan zu sein. Aber sie sagte nichts dazu. Vielmehr genoss sie es, dass Minan überrascht zu sein schien. Dass er endlich einmal zur Praxis über gehen durfte. Das freute sie. Bestimmt würde das ein schöner Nachmittag für sie beide.

Dann lächelte sie Minan aber erfreut an. "Schön, dass es dir hier gefällt", meinte sie strahlend zu ihm. "Und hier in der Stadtz wirst du wohl kaum einem Wolf begegnen. Es ist aber auch wirklich schön hier." Da sah sie, wie er in einen Pfirsich biss. Rasch wandte sie den Kopf an, weil ihr so einige Erinnerungen in den Sinn kamen. Wie auf glühenden Kohlen sass sie auf ihrem Stuhl und starrte entweder auf ihren Teller oder zu Lynn. *Sieh ihn jetzt blos nicht an*, warnte sie die Schwarze Witwe eindringlich. *Frag nicht und sie ihn einfach nicht an.*

Sie versuchte sich zusammen zu reissen und steuerte auh noch etwas zu dem Thema der Sklaverei hinzu. "Eigentlich gibt es hier keine Sklaven", widersprach sie Lynn. "Gut, Eoshan hat schon den einen oder anderen vom Sklavenmarkt geholt, aber sobald sie, wie du gesagt hast, ihre Strafen abgearbeitet haben, sind sie frei. Ich muss sagen, dass ich schon froh bin, in solchen Situationen nicht an ihrer Stelle zu sein. Das war nicht einfach für sie und erst diese Sache mit den Ringen. Das hat sie ganz schon schön verwirrt und mitgenommen. Oder damals die Sache mit Marek. Da hat Rachhad ganz schön kämpfen müssen, damit sie wieder aus dem Verzerrten Reich fand."

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 11:52
von Darken
Seine Augen verengten sich sofort, als Lynn erwähnte, es gäbe hier Sklaven und Darkens Wut war sofort da. Hatte ihn Eoshan angelogen? Ihm etwas vorgemacht über diese Gesellschaft? Aber warum der Aufwand...
Zum Glück erklärte Lynn dann weiter, nannte zwei Sklaven und dass man sie doch nicht so bezeichnen könnte und sie wären auch die Ringe losgeworden. Stimmt, Eoshan hatte ja erwähnt, dass sie das schonmal gemacht hatte. Trotzdem beruhigte es ihn nicht ganz, seine Finger hatten sich leicht in die Frucht gedrückt und der Saft rann darab. Als es Darken auffiel, leckte er rasch den Fruchtsaft von seinen Fingern. Welche Wirkung das hatte, war ihm nicht bewußt, denn die leicht laszive Art war ihm zehn Jahre lang eingetrichtert worden, so dass er es nichtmal mehr richtig merkte.
Der Prinz leckte sich über die Lippen und hörte der Heilerin nachdenklich zu wie sie erzählte, dass Eoshan schon einige vom Sklavenmarkt geholt hätte.
"Ja, davon habe ich gehört und ich war dabei als sie Caelvar von dem Ring befreit hat. Der Eyrier, der mit mir gekommen ist", erklärte er. "Gut, dass sie die Sklaven freilässt. Sklaverei ist wirklich das allerletzte, Menschen wie Dinge zu behandeln..." Er schürzte seine Lippen abschätzig, ließ seinen Blick durch den Speisesaal schweifen. Der Prinz fragte sich, wie Eoshan ihre Wahl traf, einige Sklaven vom Markt zu holen. "Warum befreit sie überhaupt manchmal Sklaven? Ich meine, es gibt tausende auf den Märkten, das wäre eine endlose Aufgabe."

"Wer ist Marek?", fragte er nach, als Lia ihn erwähnte, denn die Geschichte, die sie angedeutet hatte, klang interessant. Zwei Dea al Mon gingen mit ihren Tellern gerade zu einem anderen Tisch und kamen dabei an ihrem vorbei, wobei die zwei Frauen erröteten und Darken zulächelten, dann auch Lia und Lynn grüßten ehe sie sich etwas weiter entfernt setzten und zu tuscheln begannen.
Der Prinz versuchte das zu ignorieren, aber dann kam ihm abrupt ein erschreckender Gedanke. Tänzer... ich will jetzt endlich wissen was in dieser Nacht passiert ist. Der andere Splitter schien sich tief in ihrem gemeinsamen Geist auf roten Satinlacken zu räkeln und sinnlich zu lächeln.
Ich hab dir gesagt, dass er uns nicht so unterdrücken soll... also haben ein anderer Splitter und ich uns ein bißchen amüsiert.
Wer? Sag mir was ihr gemacht habt!
Nicht was du schon wieder denkst... es war harmlos.
Ach ja, und was sollte das mit diesen zwei Frauen dort?
Hey, du isst den Pfirsich, nicht ich. Der Tänzer lachte perlend in seinem Geist und Darken legte den Rest der Frucht rasch beiseite. Aber keine weiteren nächtlichen Ausflüge mehr. Das macht der Körper nicht mit, wenn wir tagsüber wach sind und ihr nachts.
Du kannst den anderen nicht aufhalten. Er weiß ja nichtmal, dass wir existieren.
Darken kommentierte den Gedanken des Tänzers nicht mehr weiter. Vor allem weil es viel zu sehr davon ablenkte, was noch so vor sich ging. Er bemühte sich, sich wieder auf das Gespräch zu konzentieren. Aber gut, er war zerbrochen, sie konnten ihm schlecht vorwerfen, dass er Mal nicht ganz bei der Sache gewesen war. Irgendeinen Bonus mußte er ja wenigstens haben. Außerdem hatte er unbestreitbar größere Sorgen. Sie hatten ein ziemliches Problem.

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 11:52
von Lynn
Lynn erhielt einen ganz merkwürdigen mentalen Faden von Lia und war zunächst verwirrt, doch wie das nun einmal war: wenn einem etwas verboten wurde tat man es doch eigentlich erst recht. Und so blickte Lynn auf und sah, dass Minan einen Pfirsich verspeiste. Nun wirklich interessant war das ja nicht... noch während Liasanya mit dem Prinzen über Sklaverei sprach revidierte Lynn ihre Meinung über ihr Interesse an Pfirsichen. Er leckte ja gerade ziemlich böse den Saft von der Frucht, als würde er etwas ganz anderes lecken. Lynn schaffte es glücklicherweise den Kopf wieder abzuwenden bevor sie rot wurde und schaute stattdessen zu Lia. *Macht er das mit Absicht?* fragte sie mental bei der anderen nach und nahm sich vor nicht mehr zu Minan zu schauen.

"Sie befreit Sklaven, die Dea al Mon sind. Angehörigen unseres Volkes schenkt sie die Freiheit... andere Sklaven müssen ihr egal sein, denn wie du schon sagtest es wäre eine endlose Aufgabe, die auch noch sehr an die Substanz geht." erklärte Lynn nun Minan die Frage nach dem Warum. Doch als er noch fragte wer Marek ließ sie Lia den Vortritt zur Beantwortung dieser Frage. Lynn hatte zwar mit Eoshan heraus gefunden, dass Marek der Mörder von Saphira war, doch über die restlichen Geschehnisse wusste sie nicht allzu viel.

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 11:55
von Liasanya
Natürlich musste Lynn gleich schauen, wie Minan seinen Pfirsich ass. Erst schien sie nicht zu begreifen, was das Problem war, doch dann zeichnete sich eine hübsche Röte auf ihrem Gesicht ab und sie schauter wieder zu Lia. *Nein, ich glaube nicht, dass ihm das überhaupt bewusst ist, wie er dabei aussieht, wenn er so seinen Pfirsich isst*, antwortete sie belustigt. *Aber er hat es gar nicht gern, wenn man ihn bei was auch immer anstarrt, auch wenn es in so einer Situation sehr verlockend ist.* Ihren Gedanken konnte man entnehmen, dass sie aus Erfahrung sprach.

"Aber sie schafft es nicht", meinte sie laut zu der Schwarzen Witwe bezüglich der anderen Sklaven. "Es ist ihr jedes Mal ein Gräuel auf so einen Markt zu gehen und jeweils nur jemand aus ihrem Volk befreien zu können. Soweit ich weiss hatte sie schreckliche Albträume, als sie damals Emania gekauft hatte. Das war ihr erster Besuch auf einem Sklavenmarkt und es hat sie sehr beschäftigt."

Im Augenwinkel sah sie, wie Minan seinen Pfirsich beiseite legte und sie beruhigte sich wieder, wagte es wieder, in anzusehen.
"Marek war ein Kriegerprinz aus dem Territorium Pruul. Ein Sklave von Lady Dubal, der damaligen Territoriumskönigin von Pruul. Sie hat ihn an die ehemalige Territoriumskönigin von Glacia ausgeliehen. Für seine Verhältnisse galt er wohl als gutaussehend. Nun ja, er hatte Maja Kinnenderra sehr gut gefallen und sie vertraute ihm. Genau wie Saphira Krystal, die gerade in Glacia auf Besuch war. Es wurde zu ihrem Verhängnis, denn er rammte ihr seinen Dolch in ihr Herz." Ihr Blick verschleierte sich kurz vor Wut und vor Trauer. Es war noch eine recht frische Wunde, die sie alle sehr mitbekommen hatte.
"Es war eine schreckliche Nacht. Ich erinnere mich noch genau an den Schrei, den Eoshan ausgestossen hatte. Wir alle haben gespürt, dass unsere Territoriumskönigin gestorben ist, aber als Schwarze Witwe hat Eoshan das auch in einer Vision gesehen, oder so. Das kann dir Lynn besser erklären. Auf jeden Fall sind einige unserer Wächter ausgezogen und haben den Mörder von Saphira gejagt und hier her gebracht. Hier haben sie ihn mit Eoshan befragt. Er hat auch relativ schnell gestanden, dass er Saphira im Auftrag von Königin Dubal getötet hat. Dann kam das Fest zu Ehren von Eoshans Amtseinsetzung als Territoriumskönigin. Da wurden alle Territoriumsköniginnen und ihre Begleiter eingeladen. Gegen Ende des Abends hat Eoshan Marek dann vor aller Augen hingerichtet. Das war seine Strafe und ein Warnung für alle, sich mit Dea al Mon anzulegen. Nicht alle haben es verstanden, doch sie haben den Wald nie mehr verlassen."
Ein grimmiges Lächeln zierte ihre Züge. Lia war sanft, war eine Heilerin und liebte und ehrte das Leben. Doch niemand durfte es wagen, sich an ihrem Volk zu vergreifen.
"Sie hat ihm einen Dolch in sein Herz gestossen", führte sie aus. "Und seinen Geist ausgebrannt. Er war der erste Mensch, den sie getötet hat und es war ihr nicht leicht gefallen. Doch Rachhad hat sie wieder aus dem Verzerrten Reich gezogen und ihr geholfen, damit umzugehen."

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 11:57
von Darken
Lynn klärte ihn dann darüber auf wen Eoshan genau befreite, nämlich andere Dea al Mon. Irgendwie hätte er sich das ja auch denken können. Darken verstand auch, dass andere Sklaven ihr egal sein mußten. Zwar war er selbst nie auf einem Sklavenmarkt verkauft worden, doch Talian hatte ihn oft genug dort hingeschleppt, andere gekauft oder ihm angedroht, er würde auch dort landen, wenn er sich nicht benahm und kein braver Junge war. Oh, er wußte für seinen Geschmack genug über Sklaverei, mehr als genug.
Die Heilerin griff dann seine Frage nach Marek auf und der Prinz versuchte bei der Erwähnung der vielen Namen hinterher zu kommen. Der Mann war also der Sklave von Königin Dubal gewesen und war von ihr an die einstige Königin von Glacia ausgeliehen worden, wo er auch Saphira Krystal über den Weg gelaufen war, die er dann getötet hatte.
Darken wurde das Gefühl nicht los, dass das mehr an der Geschichte war als Lia ihm erzählte. Die Dea al Mon fuhr fort zu erzählen wie Eoshan sich damals gefühlt hatte und dass sich eine Vision von ihr anscheinend bewahrheitet hatte. Der Prinz nickte matt, er kannte das Gefühl, wenn alles so kam wie man es gesehen hatte, wenn alle schrecklichen Dinge eintrafen ohne dass man je etwas daran hätte ändern können. Das Ende der Geschichte war, dass der Sklave von Dea al Mon gejagt und in den Wald gebracht worden war, wo Eoshan ihn auf einem Fest hingerichtet und ihm den Geist ausgebrannt hatte. Der erste Mensch, den die Königin getötet hätte.
"Der erste ist nie leicht", sagte Darken nur dazu. "Aber irgendwann wird jeder mal dazu gezwungen was zu tun was er eigentlich nicht will, aber doch machen muss..." Er vergaß die Worte wieder und aß weiter.

"Ich hoffe, Eoshan wird besser beschützt als Saphira." Anderseits konnte man nicht viel machen, wenn die Königin mit dem Sklaven hatte allein sein wollen. Er kannte das ja... gut ausgebildeteten Lustsklaven vertraute man, man vertraute darauf, dass sie nur das taten was man von ihnen wollte. Nur den Besitzern von Lustsklaven sollte man nicht vertrauen, besonders nicht wenn sie einen ihrer Lieblinge einfach so ausliehen..
Der Prinz dachte wieder an Eoshan und daran, dass er glaubte sie einmal in einer düsteren Vision gesehen zu haben, doch die Erinnerungen war schwach und er war sich nicht mehr sicher, ob es überhaupt Eoshan gewesen war oder eine andere Frau. Und das dazugehörige Bild war zerstört.

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 11:58
von Lynn
Liasanya begann davon zu erzählen was mit Marek gewesen war und kurz war die Schwarze Witwe doch gewillt gewesen noch etwas dazu zu sagen, doch dann ließ sie es bleiben, eigentlich wollte sie ja nicht wieder an diese Vision erinnert werden in der sie dem Mord beiwohnen musste. Zwar hatte Lynn Saphira nie offiziell kennen gelernt, doch der Schmerz hatte auch sie getroffen als Dea al Mon so verletzt worden war.
Lia erzählte auch noch davon was dann mit Marek geschehen war und das dieser erste Mord Eoshan alles andere als leicht gefallen ist und es auch in der Zeit danach nicht leicht für sie war. Minan warf dazu nur ein, dass der erste niemals leicht wäre. "Da hast du recht, aber es sollte einem trotzdem niemals leicht von der Hand gehen, denn sonst kann man sich selbst gleich töten, weil man dann nichts mehr ist außer eine gleichgültige Hülle" erwiderte nun Lynn auf seine Worte und schaute ihm kurz dabei zu wie er sich wieder seinem Essen zuwandte. Was er wohl alles hatte erleiden müssen, dass er so eine Meinung hatte?

"Und natürlich wird Eoshan das. Ihr Blutdreieck und der gesamte Hof beschützt sie vor allem. Nur manchmal setzt sie ihren Kopf durch und kommt in gefährliche Situationen, aber selbst dann ist immer jemand da um sie aufzufangen." Lynn glaubte an das war sie sagte und auch sie selbst würde sich opfern um Eoshan zu beschützen.

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 11:59
von Liasanya
Sie alle drei hatten wohl schon einmal getötet. Das konnte Lia an den Kommentaren hören, die Minan und Lynn von sich gaben. So redeten nur Menschen, die schon einmal getötet hatten. Es war erschreckend, dass sie alle die Erfahrung schon einmal hatten machen müssen, so jung, wie sie waren. Selber sagte sie allerdings nichts dazu, sondern nickte nur wehmütig.

"Ja, manchmal aht sie wirklich so ihre Ideen", meinte Lia belustigt und war froh, dass sie dadurch die Stimmung wieder etwas aufheben konnten. "Dann stürmt sie einfach mal los und ihr Blutdreieck hetzt ihr fluchend hinterher. Aber Eoshan ist nicht so eine Traumtänzerin wie Saphira und in den meisten bereichen nicht so naiv. Und da wo sie es ist, ist es nicht so gefährlich für sie. Sie weiss was sie tut. Und wir werden sie beschützen." Etwas woran Lia nicht zweifelte. Sie kanne Eoshan zwar noch nicht lange, doch die junge Königin hatte sie für sich eingenommen. Sie würde für Eoshan da sein, wie auch immer sie es musste.

Inzwischen hatte sie fertig gegessen und ein Blick auf Minans Teller zeigte ihr, dass er auch leer war. So erhob sie sich geschmeidig. "Ich muss jetzt aber los, denn ich habe noch einiges zu tun", erklärte sie. "Kommst du mit Minan? Du hast ja noch eine Aufgabe zu erledigen. Oder willst du erst noch mehr essen?"

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 12:26
von Darken
Lynn erwiderte gleich, das Töten sollte einem niemals leicht von der Hand gehen und ihre Worte bewiesen nur zu genau, dass es schon einmal hatte tun müssen, höchst wahrscheinlich mehrmals. So wie auch er und es hatte oft geheißen, töte den anderen oder werde selbst getötet. Wie stark ist dein Überlebenstrieb? Wieviel bist du bereit zu zahlen, wieder und wieder und wieder...
Weil man dann nichts mehr ist außer einer gleichgültigen Hülle, schloss die Schwarze Witwe gerade.
"Manchmal ist Gleichgültigkeit alles was man hat", murmelte Darken und trank seinen Fruchtsaft aus. Er war froh, dass sich das Thema dann wieder um die Königin drehte und die vom Blutdreieck und ihrem Hof beschützt wurde so gut es ging. Selbst wenn sie sich selbst in gefährliche Situationen brachte. Gerade nach dem Gespräch was er heute mit Eoshan gehabt hatte, konnte der Prinz das verstehen. Die Heilerin steuerte ihren eigenen Kommentar dazu bei, dass Eoshan zwar manchmal einfach losstürmen würde, aber noch lange nicht so naiv wäre wie Saphira. In manchen Belangen fand er die Königin schon reichlich naiv, dachte Darken, aber oft war Naivität nicht gerade die schlechteste Eigenschaft. Es bedeutete einfach nur, dass man noch fähig war, an das Gute zu glauben, dass die eigene Vorstellungskraft noch nicht die schlimmsten Dinge erdenken konnte, weil man sie schon gehört, gesehen oder erlebt hatte.

Er sagte nichts weiter dazu, aber als Lia sich erhob, tat er es auch gewandt. Schließlich sollte er ihr ja heute nachmittag helfen.
"Wenn du mir endlich sagen würdest, was das für eine Aufgabe ist...", bemerkte er, schüttelte den Kopf auf die Frage, ob er noch etwas essen wollte. Der Prinz sah noch einmal zu Lynn und neigte den Kopf leicht. "Wir laufen uns sicher wieder über den Weg." Das schien hier in der Stadt und besonders im Hauptgebäude unvermeidbar. Dann wandte er sich wieder an Lia, nachdem sie sich verabschiedet hatten. "Ich mags wirklich nicht, überrascht zu werden, Lia... diese Aufgabe hat mit Kräuterkunde zu tun oder?" Von der er eigentlich nicht viel wußte, wie ihm plötzlich wieder einfiel. Er hatte nicht wirklich oft aufgepasst, als Minan das gelernt hatte.

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 12:27
von Liasanya
Er erhob sich auch gleich und folgte ihr. Sie brachte nur noch schnell sein und ihr Geschirr zu dem Tisch, wo alle ihr schmutziges Geschirr hinstellen konnte. Die Küchenmannschaft räumte es da ab. Anschliessend verabschiedete sie sich von Lynn und machte sich mit Minan auf in ihr Arbeitszimmer.

"Du magst keine Überraschungen?" fragte sie ihn verwundert. "Wieso denn nicht. Die sind doch etwas schönes. Eine Überraschung von einem Freund ist doch etwas vom schönsten, was es gibt. Ein Zeichen, dass an einem gedacht wird und dass man gemocht wird."

Sie zuckte mit den Schultern, öffnete die Tür zu ihrer Kräuterkammer, trat ein und begann einige Zutaten zusammen zu stellen. "Aber ich habe es dir doch gesagt. Es wird an der Zeit, dass du dein Können anwendest. Also von dem her hat es durchaus mit Kräuterkunde zu tun, aber nicht nur. Wir machen einen Hausbesuch und dafür sollst du jetzt einen Fieberhemmenden Trank herstellen."

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 12:29
von Darken
Er ging neben Lia her ehe sie nachfragte, ob er wirklich keine Überraschungen mochte. Es schien sie mehr als zu wundern, doch mit ihren nächsten Worten verblüffte sie ihn auch. Eine Überraschung von einem Freund ist doch etwas vom schönsten, was es gibt. Meinte sie das ernst? Darken sah sie aus dunklen nachdenklichen Augen an.
"Ich wußte nicht, dass wir Freunde sind...", murmelte er. "Außerdem hatte ich bisher fast nur Überraschungen, die von keiner schönen Natur waren. Und das ist das was ich erwarte, wenn ich höre, dass es eine Überraschung für mich gibt." Der Prinz wartete an der Schwelle zur Kräuterkammer und sah zu wie die Heilerin einige Zutaten heraussuchte.

Dabei erklärte sie ihm, sie hätte ihm doch gesagt, er solle sein Können anwenden.
"Es gibt viele Dinge, die ich kann... woher sollte ich wissen was du meinst?", gab er zurück ehe Lia ihm dann erklärte, sie würden einen Hausbesuch machen und dafür sollte er einen fieberhemmenden Trank herstellen. Darken trat nun doch zu dem Tisch, wo die Sachen standen, die er dafür brauchte. Fieberhemmender Trank... er las die Beschriftungen der Gläser mit den einzelnen Kräutern. Minan, wie ging das nochmal? Er lauschte auf die Erklärungen des anderen Splitters, der ihm auch leise vorwarf, er hätte einfach mal ein bißchen besser aufpassen sollen, doch mit Minans Hilfe bekam Darken den Trank dann doch noch hin ohne dass sein Zögern bei manchen Dingen Lia hoffentlich aufgefallen war. Sollte sie es eben seiner Unkonzentriertheit zuschreiben, oder seiner Einarmigkeit.
"Wo gehen wir denn hin?", fragte er.

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 12:35
von Liasanya
"Ich habe wohl zu weit gedacht", erklärte sie schulterzuckend, als er fragte, woher er denn wissen sollte, was sie meinte. "Dadurch, dass wir die letzten beiden Wochen gemeinsam in der Heilkunge gearbeitet haben, war ich von alleine bei diesem Thema und habe das andere völlig ausser acht gelassen."

Sie lehnte sich an die Wand und beobachtete sorgsam, wie er langsam, aber wohl überlegt den Trank braute. Irgend etwas war anders. Die Sicherheit, die er sich erworben hatte war weg. Aber vielleicht war er auch nur nervös, weil es ein Trank war, der wirklich gebraucht wurde.

"Ich weiss nicht, ob wir Freunde sind", meinte sie nach etwas überlegen zögernd. "Wir lernen uns gerade kennen. Ich finde, du bist eigentlich ganz in Ordnung. Gut, du hast deine Phasen, in denen du nervtötend, pessimistisch, überheblich, zynisch und manchmal kompliziert. Aber doch, ich mag die Minan Darken und ich glaube, wir könnten wirklich Freunde werden."

Sie stiess sich locker von der Wand ab, trat zu ihm, nahm den Trank entgegen udn goss ihn in eine kleine Flasche, den sie gut verkorkte. "Du hattest es bis jetzt wirklich nicht leicht, was?" stellte sie leise fest. Drang aber nicht in ihn, um mehr zu erfahren. "Ein Mädchen aus der Stadt hat sich ganz übel am Bein geschnitten. Ich will die Verbände wechseln und die Fäden zupfen. Ich konnte nicht alles mit meiner Kunst tun, deswegen musste ich zu Nadel und Faden greifen."
Sie liess die Flasche mit dem Trank verschwinden und verliess das Zimmer. "Die Kleine, die wir besuchen gehen, heisst Maldris."

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 12:37
von Darken
Während er noch den Trank zusammenrührte und vermischte, überlegte Lia ob sie wirklich Freunde wären und bezweifelte das noch. Darken nickte abwesend, er hatte auch nicht angenommen sie wären Freunde, nein, warum auch, sie kannten sich ja kaum. Da fügte die Heilerin hinzu, er wäre ganz in Ordnung und sie würde ihn mögen und sie könnten wirklich Freunde werden. Der Prinz hätte fast den Trank fallen lassen, blickte sie an, schaffte aber partout nicht ihre Worte zu erwidern, ihr ebenfalls zu sagen, er würde sie mögen. Er konnte es nicht. Nicht, weil es nicht stimmte, sondern weil er es noch nicht zulassen konnte. Die alten Wunden waren zu tief. "Möglich...", gab er aber zu, dass sie Freunde werden könnten, und reichte ihr langsam die Schale mit dem Trank, den sie dann in ein Fläschen umfüllte.

Ihre nächste Feststellung, dass er es bisher nicht leicht gehabt hätte, entrang ihm ein bitteres Lächeln, was bald darauf zynisch wurde.
"Ich dachte, dass ich zerbrochen bin, wäre Hinweis genug." Er schritt langsam zur Türe. "Das passiert ja nicht aus Versehen...", fügte er ziemlich leise und distanziert hinzu. Aber vielleicht hielt die Dea al Mon ihn immer noch für einen verwöhnten unerfahrenen Bengel, es sollte ihm egal sein. Darken wartete auf Lia, die ihm zuvor noch gesagt hatte, wohin sie gingen und warum. Aber was interessierte ihn der Name des Mädchen? Nie gehört.
Doch! Maldris ist eines der Kinder mit dem Eoshan und ich beim Fluß waren! Bitte frag sie, vernahm er die dringlichen Gedanken von Minan.
"Maldris sagst du? Ich kenne das Mädchen. Eine.. Hexe, acht Jahre alt? Wir... Eoshan und ich waren mit ihr und ein paar Kindern unterwegs.. ähm.. spielen." Er brachte das letzte Wort kaum raus. "Was ist ihr denn passiert?", fragte er neugierig und wünschte sich wirklich, Minan wäre an seiner Stelle, aber es war zu auffällig mitten drin zu wechseln, weswegen er ja schon seit dem Training in dieser ganzen Situation feststeckte.

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 13:56
von Liasanya
Also er musste nun wirklich nicht so seltsam gucken, nur weil sie meinte, sie könnten Freunde werden. So abwegig war das doch nicht. Eigentlich war sie ein ganz umgänglicher Mensch. Allerdings hatte Minan schon das Talent, sie ganz besonders zu reizen. Wenigstens gab er dann aber doch zu, dass es möglich wäre, dass sie Freunde würden. Erfreut lächelte sie ihm zu.

"Na ja, eigentlich kann das durchaus aus Versehen geschehen", widersprach sie ihm, während sie durch die Gänge gingen. "Also wirklich Erfahrung habe ich damit ja nicht. Aber so was Eoshan mir erzählt hat, geschieht es manchmal, dass eine Schwarze Witwe sich zu tief ins Verzerrte Reich verirrt und nicht mehr heraus findet. Daran kann sie zerbrechen und das geschieht ja eher unabsichtlich. Du bist ja auch eine Schwarze Witwe auch wenn du ein Mann bist. Das gibt es ja wirklich sehr selten."
Sie hielt kurz inne, um etwas zu überlegen. "Obwohl, dann wäre wohl mehr dein Geist zerbrochen und nicht deine Juwelen. Das geschieht bei uns wenn überhaupt bei den Kämpfern, die zuviel ihrer Macht einsetzen, um jemanden zu retten. Daran zerbricht der Geist ja nicht wirklich."

Inzwischen hatten sie das Hauptgebäude verlassen und gingen über eine der Brücken in die Stadt. "Ja, Maldris ist immer einer der Ersten, wenn es darum geht, mit Eoshan zu spielen", meinte sie lachend. "Ich glaube, sie ist in etwa acht Jahre alt. Ein richtiger Wildfang. Sie hat sich ein Messer ins Bein gebohrt. Ich weiss wirklich nicht, wie sie das geschafft hat. Anscheinend wollte sie irgend etwas schnitzen und ist dabei abgerutscht. Da ich meine ganze Juwelenkraft einsetzen musste, um ihre Muskeln, Sehenen und Nerven zu heilen, habe ich die Wunde noch genäht, damit sie nicht aufreisst. Heute werden die Nähte gezogen und bald darf sie wieder umher tollen. Es fällt ihr gar nicht leicht, so lange im Bett zu bleiben."

Da erst realisierte sie, über was sie vorhin gesprochen hatte und abrupt blieb sie stehen und starrte Minan an. "Du bist zerbrochen?" hakte sie ungläubig nach. "Du hast nicht einfach nur dunklere Juwelen als ich? Und deinen Worten nach, scheint es kein Versehen gewesen zu sein und du scheinst es auch nicht selber gemacht zu haben." Ihr Blick wurde düster vor Wut. "Jemand hat dich zerbrochen", stellte sie knurrend fest und nichts mehr erinnerte an die sanfte Heilerin, die sie war. "Hattest du die Gelegenheit die Person, die das getan hat zur Rechenschafft zu ziehen?" Ihrer bedrohlichen Stimme war anzuhören, dass sie, sollte er die Möglichkeit nicht gehabt haben, eingenständig lostürmen würde, um ihm diese Gelegenheit zu verschaffen.

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 15:39
von Darken
Darken ging schweigend neben Lia her, während sie ihn darüber belehrte, dass man ja schon aus Versehen zerbrechen könnte und dann zählte sie auch noch auf was genau sie damit meinte. Der Prinz ballte unbemerkt seine Hand zur Faust, drückte die schwarz lackierten Fingernägel tiefer in seinen Handballen, nur um die Heilerin nicht anschreien zu müssen, dass sie ja keine Ahnung hätte. Ein Schatten huschte über seine Mitternachtsaugen, als Lia erwähnte, dass eine Schwarze Witwe zerbrechen konnte, wenn sie zu tief ins Verzerrte Reich vordrang. Oh ja, das wußte er... besonders wenn man die Schwarze Witwe dorthin lockte. Er hätte nicht gedacht, dass der Tänzer dazu fähig gewesen war, aber die andere Schwarze Witwe hätte sie sonst verraten und Timaris Bemühungen ihn für tot auszugeben wären umsonst gewesen. Es war.. notwendig gewesen.
Der Prinz schwieg auch, als Lia die Überlegung anstellte, dann wäre wohl eher sein Geist zerbrochen und nicht seine Juwelen. Dass sein Geist auch zerbrochen war, wollte er nicht auch noch sagen. Umgekehrt würde es bei Männern nur passieren, wenn sie zu viel ihrer Juwelenkraft einsetzten, sich quasi aufopferten, meist für jemand anderen. Darken konnte sich vorstellen, dass dies ein ehrenvolles Ende für das Brechen der eigenen Juwelen wäre. Etwas womit man leben konnte, weil man es für eine gute Sache getan und etwas damit bewirkt hatte. Aber sein Zerbrechen hatte nichts ehrenvolles gehabt. Es war einfach zu viel gewesen... und noch immer fühlte er sich wie als hätte er versagt. Er war trotz allem nicht stark genug gewesen.

Zum Glück sprach Lia dann nicht mehr darüber, sondern über Maldris und dass sie beim Schnitzen abgerutscht und sich ein Messer ins Bein gebohrt hätte. Aber so wie die Heilerin darüber sprach, klang es so, als würde die kleine Hexe bald wieder gesund werden und er konnte nicht verhindern, dass ihn das kurz lächeln ließ.
Er war noch mit Gedanken beim Ziehen der Nähte, als Lia so abrupt stehen blieb, dass er fast gegen sie gelaufen wäre. Darken blickte sie mit verschlossener Miene an, nachdem sie vollkommen erstaunt nachgefragt hatte, ob er zerbrochen wäre.
"Nein, ich wende nur zum Spaß keine Kunst an und sende nicht", war seine erste zynische Antwort ehe er sich besann und ernster hinzufügte, "Ich dachte, du wüßtest das."
Lia schien endlich zu begreifen, er konnte ihr förmlich zusehen wie sie noch mehr Schlüsse zog und dann feststellte, dass jemand anderer ihn zerbrochen hatte. Er nickte nur. Allerdings verstand er nicht so recht, warum die Heilerin das so wütend machte. Er war oft deswegen sehr wütend und aggressiv, aber sie? Das ging sie doch nichts an.
"Nein...", antwortete er nach einigem Zögern auf ihre letzte Frage, "Aber sie ist tot." Vielleicht wäre es besser gewesen, die Dea al Mon wäre weiterhin im Glauben geblieben, er hätte einfach nur dunklere Juwelen. Ja, die hatte er gehabt, doch er wollte ihr lieber nicht sagen wie hoch, denn dann würde sie wissen, würde sie zumindest ahnen, wieviel notwendig gewesen war um ihn zu brechen. Darken ging auf, dass es ihm womöglich lieber gewesen wäre, sie hätte ihn weiter für einen verzogenen verwöhnten Bengel gehalten. Es hätte auf jeden Fall weniger Fragen bedeutet. Und weniger Mitleid.
"Können wir jetzt weitergehen?" Abwartend blickte er sie an und setzte sich auch schon in Bewegung, seine Schritte lässig und geschmeidig wie ein Raubtier, während seine Finger beiläufig über die Holzwände des Ganges strichen.

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 15:58
von Liasanya
"Na wenigstens etwas", knurrte sie mit grimmiger Zufriedenheit. "Dann können wir ja nur noch hoffen, ihrem Geist zu begegnen, damit du ihr langsam und qualvoll den Rest geben kannst." In Dea al Mon schien alles ruhig und friedlich, dennoch waren die Dea al Mon das gefährlichste Volk, das die Dunkelheit je hervor gebracht hatte. Gerade weil sie das Leben so schätzten und ehrten. Verletzte jemand das Leben, folterte es, wurde ihre Wut gross. Selbst eine ruhige und sanfte Heilerin wie Liasanya.

Aber da ging Minan schon wieder weiter, geschmeidig wie eine Raubkatze. Einmal mehr erinnerte er sie an einen schwarzen Panther. Mindestens ebenso geschmeidig folgte sie ihm. Weisse Raubkatze. "Ich wusste es nicht", antwortete sie ihm etwas ruhiger. Dadurch, dass er selber relativ ruhig darüber sprach, oder eigentlich gar nicht darüber sprechen wollte, liess sie auch ruhiger werden. "Woher sollte ich es auch wissen? Meine Juwelen sind nicht all zu dunkel und ich dachte einfach, es sei dir zu persönlich, mir zu senden. Denn irgendwie ist es doch sehr intim."

Schweigend ging sie neben ihm her und versuchte sich auf ihre Patientin zu konzentrieren. Minan schien es verwunden zu haben. Oder eben so gut es eben ging.
"Ich brauche deine Hilfe bei Maldris", meinte sie schliesslich nach einer Weile. "Sie ist so zappelig. Wir müssen sie irgendwie ablenken, sonst werde ich ihr nur wehtun, wenn ich die Fäden ziehe. Also überleg dir etwas."

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 16:03
von Darken
Er schüttelte matt den Kopf. "Nein, ihr Geist ist ausgebrannt." Darken schluckte leicht. "Es ist nichts mehr da was ich langsam quälen könnte, um mich besser zu fühlen. Gar nichts." Und deswegen würde er vielleicht nie den Tod von Talian akzeptieren können, die damit abschließen können, deswegen plagten ihn womöglich immer noch diese Träume. Denn dort war Talian sehr, sehr lebendig. Schweigend ging er weiter, hörte wie Lia sagte, sie hätte es nicht gewußt, dass seine Juwelen zerbrochen wären und sie hätte angenommen, senden wäre ihm zu intim gewesen.
"Wäre es mir auch", bestätigte er, selbst wenn er noch hätte senden können. Dann aber sagte er nichts mehr zu dem Thema, wollte auch nicht. Für seinen Geschmack hatte er gerade viel zu viel gesagt, für alles weitere bräuchte es mehr Zeit und Überwindung. Und vor allem viel mehr Vertrauen.

"Meine Hilfe?", fragte er nach, als die Dea al Mon wieder auf Maldris zu sprechen kam und sie wäre so zapplig. Sollte er das Kind etwa ruhig stellen? Lia präzisierte das zum Glück noch etwas, doch es gefiel ihm trotzdem nicht sehr. Wie sollte er ein achtjähriges Mädchen ablenken?
"Und wie? Ich habs nicht so mit Kindern." Vielleicht weil er selbst nie wirklich eines hatte sein dürfen. Der zerbrochene Prinz begann zu überlegen was er nur machen könnte. Warum verlangte Lia ausgerechnet so etwas von ihm? Lieber würde er die Nähte ziehen, er hatte das sogar schon mal bei sich selbst gemacht. Und auch selbst zuvor nähen müssen... für die Wunden hatten andere gesorgt.
Sie hatten das große Gebäude verlassen, stiegen eine Treppe hinunter und dann weiter durch die Stadt, während Darken sich automatisch den Weg zu merken begann. Ob die Eltern des Mädchens auch da waren? Er hatte so etwas noch nie gesehen. Eine Familie. Noch auf dem Weg zu dem Haus, landeten zwei Schmetterlinge auf dem Prinzen, aber er nahm es nichtmal mehr richtig wahr, verscheuchte sie nur neben bei, doch einmal in seiner Nähe, flogen sie ihm nach.

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 16:14
von Liasanya
Bittere Enttäuschung wallte in ihr hoch, als er ihr mitteilte, dass auch der Geist seiner Foltermeisterin ausgebrannt war. Liasanya hätte ihm nur zu gern seine Rache gegönnt. Eoshan hätte dazu wohl so etwas gesagt, dass er damit nur einen Teil von sich selber verletzen, zerstören würde. Aber manchmal war es das Wert, wie die Königin schon selber bewiesen hatte.
Lia sagte jedoch nichts mehr dazu. minan schien nicht darüber reden zu wollen und sie wusste, dass Patienten, mit schlimmen Verletzungen kein Mitleid haben wollten. Sie hatte kein Recht ihn weiter zu bedrängen. Für den Prinzen war es wohl schon hart genung, überhaupt damit umzugehen.

"Wenn du es nicht so mit Kindern hast, dann sie sie einfach als eine Patientin mit besonderen Eigenschaften an, als ein Wesen, das deine Hilfe braucht", erklärte sie inzwischen wieder freundlich. Schliesslich war es wichtig, dass sie bei Patientenbesuchen ruhig war. "Erzähle ihr eine Geschichte, unterhalte dich mit ihr. Es wird nicht besonders schwierig sein. Maldris lässt sich leicht ablenken, ist sie doch an allem und jedem interessiert. Wahrscheinlich wird sie wohl bald die Unterhaltung alleine bestreiten und braucht einfach jemanden zum zuhören."

Da gelangten sie auch schon zu dem Haus von Maldris Familie. Nach einem höflichen klopfen wurde ihnen auch schon die Türe von einem Prinzen geöffnet. "Lia, schön dass du da bist. Es ist kaum mehr zum Aushalten. Sie ist fast nicht mehr zu halten, aber sie hält sich daran und springt nicht wild herum, ohne deine Erlaubnis. Sie geht schön vorsichtig, wie du es ihr gesagt hast. Aber ihre Geduld erschöpft sich nun und ihre Launen... na ja, kommt doch erst einmal rein."
Lia lachte freundlich über die Sorgen des etwas entnervten Vaters, so dass auch dieser schmunzeln musste. Herzlich begrüsste die Heilerin ihn, die Hexe, die seine Frau war und nickte einem etwa dreizehnjährigen Mädchen zu, dass ihm Wohnraum auf einer Fensterbank sass. Sie war die Schwester von Maldris und hatte in dem Alter bestimmt spannenderes zu tun, als im Haus herum zu sitzen. Doch die ganze Familie hatte sie versammelt, um ihrem jüngsten Mitglied beizustehen. Nicht dass Lia nun etwas schlimmes oder schweres zu tun hatte. Dennoch wollten alle aus ihrem Munde hören, wie gut die Heilung von statten ging. Aber sie stellte erst einmal Minan als ihren Gehilfen vor.

"Ich gehe schön vorsichtig und bewusst Lia", verkündete Maldris stolz, die langsam ins Zimmer kam, angelockt von der Aufruhr. "So, dass sich die Muskeln daran gewöhnen können. Wie du gesagt hast. Oh, hallo Minan, schön dass du mich besuchen kommst", meinte sie mit einer Selbstverständlichkeit, einer jungen Dame, die sich sicher war, dass er nur wegen ihr vorbei kam, als sie den Prinzen bemerkte.

Grinsend begrüsste Lia die kleine Hexe, warf Minan einen Blick zu, dass dies sein Einsatz sei, hob sie hoch und setzte sie behutsam auf ein Sofa. Behutsam begann sie ihr Bein zu untersuchen, testete ihre Reflexe. Erfahren liess sie ihre Hände von den kleinen Zehen hoch zu dem Oberschenkel gleiten, tastete das Bein an den entsprechenden Stellen ab. Anschliessen schob sie das kurze Kleidchen des Mädchens noch etwas hoch und legte die Naht frei. Nach einer kurzen Untersuchung, rief sie eine feine Schere und eine Pinzette herbei. Die Wunde war gut verheilt und es war nun an der Zeit, den Faden zu ziehen, was womöglich ein wenig ziehen und brennen würde.

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 16:17
von Darken
Er hob skeptisch eine Augenbraue, als Lia ihm riet, er solle das Kind einfach als eine Patientin mit besonderen Eigenschaften ansehen und dass seine Hilfe bräuchte.
"Falls es dir nicht aufgefallen sein sollte, ich habs allgemein nicht so mit anderen Menschen", wand er ein, doch die Heilerin kannte keine Widerrede, machte ihm ein paar Vorschläge wie er das Mädchen ablenken sollte. Kaum bei dem Haus der Patientin angekommen, wurde ihnen die Türe von einem Dea al Mon geöffnet, vielleicht der Vater. In einer Familie lebten doch normalerweise alle zusammen oder? Darken blickte sich neugierig und auch mit einer gewissen Anspannung um. Da war noch eine Frau, die er besonders kritisch ansah. Die Mutter. Dann war da noch ein älteres Mädchen, doch er hatte keine Ahnung wie sie dazu ins Bild passte. Der Vater erzählte indessen wie es Maldris ging und wie sie sich benahm. Währenddessen schwieg Darken, obwohl es schmerzhaft für ihn war hier zu sein, denn er fühlte eine unerklärliche Sehnsucht. Nach einer eigenen, richtigen Familie.
Nein, er brauchte niemanden! Besser er schlug sich das alles wieder aus dem Kopf. Er war ein Halbwaise, nein Waise, weil sein Vater ihn ja für tot hielt. Am liebsten hätte er Lia gesagt, dass er draußen wartete, er wollte nicht weiter dieser Situation ausgesetzt sein, die ihm mehr zu schaffen machte als ein Kampf oder ein Streit.

Doch da kam Maldris langsam in den Raum und der Prinz rang sich ein Lächeln ab. "Hallo Maldris, ich wollte sehen wie es dir geht", erwiderte er. Lia hob das Mädchen hoch und trug es zum nächsten Sofa, wo die Heilerin begann das Bein zu untersuchen. Unschlüssig blieb Darken stehen, wich den Blicken der.. Eltern aus. Schließlich gab er sich doch einen Ruck, ging hinüber zu dem Mädchen und setzte sich neben sie aufs Sofa, immer noch ohne Idee was er sagen sollte. Der Andere hasste es zugeben zu müssen, aber darin war Minan besser, mit anderen Menschen umgehen, mit ihnen reden.
"Oh, du hast Schmetterlinge mitgebracht!", entdeckte Maldris in dem Moment. Darken streckte die Hand aus und die zwei Schmetterlinge landeten darauf, von dem Mädchen staunend betrachtet.
"Was hast du denn schnitzen wollen als du dich verletzt hast?", fragte er und sah kurz zu den zwei Dea al Mon. Vorausgesetzt die Geschichte stimmte. Aber vielleicht dachte er auch nur, weil nicht anders konnte als davon auszugehen, dass Eltern auch grausam sein konnten. Nein, nicht hier...
"Einen Hasen", erklärte Maldris, "Au, das ziept." Sie wollte hinunter zu ihrem Bein schauen.
"Es ist gleich vorbei, schau mich an...", bat Darken und seine Stimme hatte fast schon einen suggestiven lockenden Klang bekommen. "Schau auf die Schmetterlinge und wie sie ihre Flügel auf- und zuklappen. Auf und zu... schau auf die schillernden Farben..."

Die kleine Hexe blickte mit großen Augen zu den Schmetterlingen. "Kannst du auch schnitzen?"
Darken nickte. "Ja, ein bißchen." Er vermied es zu Lia zu sehen, hoffte nur, sie wäre bald mal fertig.
"Das machst du ganz toll, Maldris, gleich ist es vorbei", wandte sich die Mutter an das Mädchen und strich ihr kurz liebevoll über den Kopf. Darken hätte der Mutter am liebsten eine runtergehauen. Sie sollte ihr Kind nicht anfassen. Er wurde abgelenkt, da Maldris ihn fragte, was er denn schnitzen würde und sie würde am liebsten Tiere schnitzen.
"Meistens Menschen." Und danach warf er sie ins Feuer, doch das sagte er nicht.
"Oh, kannst du mir mal eines zeigen?", fragte die Hexe, "Bitte, bitte, Minan. Wir können ja tauschen!", fiel ihr ein und dann überlegte sie laut was sie noch für Tiere hatte. "Möchtest du einen Bären? Oder einen Wolf?"
Der Prinz atmete tief durch, schüttelte dann den Kopf. "Keinen Wolf bitte. Und ich weiß nicht, ob meine Schnitzereien so gut sind..."
Fragend sah Maldris ihn an. "Wieso? Magst du keine Wölfe? Ich find sie toll, ich kann auch knurren wie ein Wolf." Sie knurrte leise und als die Schmetterlinge daraufhin wieder hochflogen, lachte sie leicht.

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 17:22
von Liasanya
Minan schien etwas unsicher zu sein, aber nachdem er sich zu der jungen Hexe gesetzt hatte, machte er seine Sache wunderbar, wobei ihm Maldris wie schon gesagt sehr entgegen kam. Sanft lächelte die Heilerin vor sich hin. Nur einmal sah sie kurz überrascht zu dem Prinzen hoch. Da, wo Maldris sich beklagt hatte, dass es ziepte. Seine Stimme nahm da einen ganz anderen Tonfall an. Wie ein Mann, der eine Königin oder eine Freundin, der er diente, zu etwas überzeugen mochte. Normalerweise hatten diesen Tonfall nur ältere, erfahrene Männer drauf. Aber Minan war anscheinend nicht so unerfahren. Liebhaber benutzten diese Stimme auch manchmal. Doch dann konzentrierte sie sich wieder auf ihre Patientin, entfernte geschickt die Fäden und setzte ihre Kunst ein, um das Bein völlig zu heilen, so damit keine Narben übrig blieben. Über den Tonfall konnte sie sich später noch mit Minan unterhalten.

"Ja, Maldris, das ist wirklich ein eindrucksvolles Knurren. Man könnte fast meinen, du seist bei den Wölfen aufgewachsen", grinste Lia und das Mädchen blickte Stolz zu ihr auf. Inzwischen hatte sie sich erhoben und drückte Minan heimlich die Flasche mit dem Fieberhemmenden Trank, der das Mädchen jetzt, vor dem ins Bettgehen und morgen früh zu sich nehmen sollte.
"Das ist doch klar, Maldris, dass er keine Wölfe mag. Er ist doch eine Katze", erklärte Lia weiter. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Minan wirklich überhaupt nichts mit Wölfen anfangen konnte und ihm das Thema unangenehm war. So plapperte sie einfach das, was ihr in den Sinn kam, um davon abzulenken. Maldris sah musternd zu Minan und nickte schliesslich ernst. Sie schien zum selben Schluss gekommen zu sein. "Es ist doch wirklich selten, dass Katzen und Hunde miteinander auskommen. Wie wäre es also, wenn du ihm anstatt eines Wolfes einen Panther schenkst? Er hat nämlich auch etwas für dich. Das hat er extra für dich gemacht."
Vier erwartungsvolle und ein aufforderndes Augenpaar richtete sich nun auf Minan. Lia nickte ihm dabei noch aufmunternd zu, dass er dem Mädchen nun erklärte, wie es seine Medizin zu nehmen hatte und was sie bewirkte.

Re: Ein neuer Anfang

Verfasst: Sa 19. Nov 2022, 17:28
von Darken
Die Heilerin stimmte Maldris zu, dass sie toll knurren konnte. Zum Glück war Lia endlich fertig mit dem Ziehen der Nähte und erhob sich wieder. Noch während sie aufstand, erhielt Darken hinter dem Rücken ein Fläschchen, das mußte wohl der Trank sein. Er behielt ihn in seiner Hand, wollte gerade etwas sagen, als Lia der jungen Hexe erklärte warum er keine Wölfe mochte, da er doch eine Katze wäre. Darken sah mehr als nur verwundert zu der Heilerin. Wie kam sie denn jetzt darauf?
Wenigstens fragte Maldris nicht mehr nach wegen den Wölfen und Lia machte den Vorschlag, sie könnte ihm ja einen Panther schenken. Also darüber mußte er nachher noch mit der Dea al Mon reden. Trotzdem schmunzelte er leicht, als das Mädchen begeistert davon schien.
"Das mach ich. Und du bist auch eine Katze, Lia. Aber ich bin ein Wolf." Sie knurrte wieder, sah kurz darauf Darken an, nachdem Lia erwähnt hatte, er hätte etwas für Maldris. Was meinte... ach ja, der Trank.

Der Prinz zeigte Maldris die kleine Flasche.
"Hier, das ist ein Trank, der dir hilft, damit du noch schneller gesund wirst und bald wieder spielen kannst", erklärte er ihr. Darken gefiel es gar nicht, dass ihm nicht nur die Hexe zuhörte, sondern auch noch der Rest der Familie und natürlich Lia. "Er hilft gegen das Fieber. Es ist sehr wichtig, dass du ihn für einige Tage immer morgens nach dem Aufstehen und abends bevor dem Schlafengehen nimmst." Seine Stimme eindrücklich suggestiv, seine Mitternachtsaugen blickten Maldris tief an. "Und jetzt."
"Medizin schmeckt immer eklig", beschwerte sich Maldris, konnte die Augen aber nicht von ihm nehmen.
"Ja, aber du bist doch ein Wolf. Denen macht das nichts aus", beschwor er sie, "Nur einen Löffel." Darken nahm einen Löffel und reichte ihn Maldris. "Hilfst du mir? Mit nur einem Arm kann ich nicht gleichzeitig die Flasche und den Löffel halten."
Maldris nickte eifrig, das schien ein überzeugendes Argument, und hielt den Löffel ruhig bis Darken etwas von dem Trank auf den Löffel gegeben hatte. "Du brauchst nur ein bißchen Mut..."
Die Hexe nickte und schluckte dann die Medizin rasch. "Hmm.. so schlimm schmeckt es doch nicht." Darken lächelte. Maldris bekam von ihrem Vater ein Glas Wasser gereicht.
"Erhol dich gut, Wolfsjunges."
"Danke, Panther." Maldris grinste verschmitzt und blickte dann zu Lia. "Daanke. Beim nächsten Mal passe ich ganz viel besser auf. Und von dem Nähte ziehen hab ich gar nix gemerkt."