Der silberne und der goldene Stern von Dharo

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Yukarin
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Yukarin »

Lexes hatte wenig anständige Gedanken über den Fremden. Yukarin wusste, dass es daran lag, weil er ihn warnen wollte. Nur weil er freundlich beim Festmahl sei, bedeutete das nicht, dass er auch hinter verschlossenen Türen freundlich wäre. Yukarin wusste das. Trotzdem sehnte er sich danach, die Freundlichkeit beim Fest zu geniessen. Er wollte nur einen Moment, wo er glauben konnte, dass es freundlich und nett war. Es würde früh genug wieder anders werden. Gemein unterstellte Lexes dem adeligen Hayllier, dass er niemandem treu wäre bei dem Gefolge an hübschen Männer. Das war unfair dem Fremden gegenüber. Dennoch fand Yukarin nicht die Kraft, Lexes zu widersprechen. Zu sehr hatten ihn seine eigenen Erfahrungen geprägt.
Davon abgesehen gab es noch eine weitere bittere Möglichkeit, warum Prinz Verden sie nicht zu sich gelassen hatte. Aufgewühlt sprach er es vulgärer aus, was ihn beschäftigte, als es eigentlich seine Art war. Auch für Lexes und ihn war der Tag anstrengend gewesen. Angespannt und voller Gefahren zu versagen. Es war eine Anspannung, die in den letzten Jahren mehr und mehr wuchs. Die Situation im Territorium. Yukarin fühlte, dass es wieder kurz davor war, zu explodieren und davor würden Lexes und er noch deutlich die Anspannung ihrer Besitzer zu spüren bekommen.

Schmerzerfüllt wandte er den Blick ab, als Lexes danach fragte, wann sie je einen Mann kennengelernt hätten, der so edel gewesen wäre, dass er sie nicht anfassen wollte. Lexes konnte es an einer Hand abzählen und einer von ihnen war besonders edel gewesen. Nach all der langen Zeit tat es noch immer weh, an ihn zu denken. An diesen edlen Mann, der sie geschätzt hatte und sie deswegen doch nicht hatte berühren müssen. So war er Lexes gerade zu dankbar, dass er forsch klarstellte, was ihre Aufgabe war.
"Königin Kimura wird schon eine genügend verlockende Pose wählen, dass es ihm schwer fallen wird, seine Zurückhaltung aufrecht zu erhalten", zeigte Yukarin sich zuversichtlich, während er nur hoffen konnte, dass Königin Kimura ihnen für das Bild Kleidung gestattete. Manchmal war sie unglaublich freizügig, was Lexes's und sein Körper betraf und genoss es, viel nackte Haut bei ihnen zu sehen. Yukarin hatte sehr Mühe damit, sich dem zu ergeben.

Nach Lexes nahm er anmutig an dem niedrigen Schminktisch Platz und machte sich mit fliessenden Bewegungen für die Nacht bereit. Ihm war klar, dass Königin Kimura es ihnen nicht durchgehen lassen würde, nur aufreizend zu possieren. Sie sollten den Prinzen aktiv verführen. Das war noch nie etwas gewesen, was Yukarin leicht gefallen war. Er konnte sich dem Interesse hingeben und sich beugen, doch es absichtlich erwecken, das erschien ihm unmöglich. Abgesehen davon, dass er es als absolut ungehörig ansah. Wenn der Hayllier nicht wollte, dann wollte er eben nicht. Er war ein adeliger Gast. Königin Kimura sollte ihm zumindest soviel Respekt entgegenbringen, ihn nicht auch wie eine Hure zu behandeln.

Yukarin wusste auch gar nicht, wie er sich den Sex mit Prinz Verden vorstellen sollte. Wenn er an ihn dachte, erinnerte er sich vorwiegend an seinen intensiven, forschenden Blick, der alles wahrzunehmen schien. Selbst Gedanken und Geheimnisse. Wenn er während des Aktes auch so war, Yukarin würde vergehen vor Scham. Unwillkürlich spürte er, sie seine Wangen wieder hitzig wurden. In seinem Kopf hörte er das wohlklingende Lachen des Prinzen und wie er ihm riet, es öfters zuzulassen, dass er errötete, weil er dann so bezaubernd aussehen würde. Das Brennen auf den Wangen wurde noch intensiver.
Rasch legte Yukarin seine restliche Kleidung ab. Besonders beherrscht. Nicht gewillt sich von diesem Hayllier so aus dem Konzept bringen zu lassen. Nackt legte er sich anmutig zu Lexes ins Bett. Nicht so nah, dass er seinen Cousin berührte, aber nah genug, dass er flüstern konnte. Sie würden Königin Kimura morgen berichten müssen. Aber nicht alles.
"Egal ob Prinz Verden auch hinter verschlossenen Türen freundlich ist oder nicht, ich glaube, er ist gefährlich", vertraute er seinem Cousin kaum hörbar an. "Er sieht so viel. Er ist klug und ich glaube, er weiss ganz genau, was er will." Das konnte auf so viele Weise gefährlich werden. Gerade in der momentanen Situation.
"Er hat unseren Fächertanz beeindruckend mutig genannt." Prinz Verden war viel zu aufmerksam und viel zu klug. Das könnte sie teuer zu stehen kommen. Trotzdem war da ein immenser Widerwille in ihm drin, dies Königin Kimura mitzuteilen.
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Lexes
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Lexes »

Yukarin bemerkte, dass die Königin eine verführerische Pose für sie beide wählen würde, so dass dem Adeligen die Zurückhaltung schwer fallen würde.
"Ihr Geschmack lässt manchmal zu Wünschen übrig", erwiderte Lexes. Und gewiss würde sie eine Pose wählen, die anregend war. Lexes hatte nicht viel Probleme damit nackte Haut zu zeigen, doch selten geschah es in eine Weise, die er kontrollieren konnte.
Er legte sich auf die Seite und sah zu, wie Yukarin sich für die Nacht vorbereitete. Alles was sein Cousin tat, sah kontrolliert und anmutig zugleich aus. Lexes wusste aber auch, was für eine Beherrschung es alles kostete.
Der Prinz beobachtete seinen Cousin gelassen und bemerkte dann wie Röte in Yukarins helle Wangen aufstieg. Lexes lächelte leicht. Manchmal war Yukarin leicht zu durchschauen.
Als Yukarin fertig war, zog er sich den Rest aus, löschte das Licht und kam zu ihm ins Bett. Lexes drehte sich zu ihm hinüber, doch sie berührten sich nicht. Sich gegenseitig zu halten, erinnerte ihn nur daran wie abhängig er von seinem Cousin war und wie fragil Yukarins Leben war.
Yukarins Stimme sank zu einem Flüstern, als er sagte, dass Prinz Verden gefährlich wäre. Er würde viel sehen und er wäre klug. Er wüsste genau was er wollte. Ja, Yukarin war sehr beeindruckt von dem Fremden. Lexes musste zugeben, dass die Unterhaltungen mit dem Hayllier angenehmer gewesen waren als er befürchtet hatte.
"Er hat unseren Fächertanz beeindruckend mutig genannt."
"Unser Fächertanz war auch beeindruckend mutig", stimmte Lexes zu, "Aber er kann unmöglich wissen wieso. Er wird ein Wort verwechselt haben."
Schmeichelhaft war es dennoch, dass der Hayllier sie die ganze Zeit über beobachtet und den Darbietungen mit Interesse gefolgt war. Er hätte sich stattdessen auch mit der Königin unterhalten können. Besonders Yukarin schien sich von dem Verhalten gleich verführt haben zu lassen. Es geschah nicht so oft, dass Yukarin errötete und dann gleich so oft.
"Der Hayllier scheint es dir sehr angetan zu haben", konnte Lexes es nicht lassen sein Cousin ein wenig zu sticheln.
In der Dunkelheit blickte ihn Yukarin missbilligend an und hielt weniger von dieser Bemerkung. Dabei war er von Anfang an neugierig auf den fremden Gast gewesen. Schließlich gab er zu, dass Prinz Verden beeindruckend wäre. Welche Gäste aus fremden Territorien würden sich sonst die Mühe machen, die Sprache zu lernen und mit Stäbchen umzugehen.

"Du hast recht", gab Lexes zu. "Er ist gefährlich. Er hat sich sehr gut auf diesen Besuch vorbereitet." Besser als Königin Kimura. Sie dachte, sie könnte den Fremden leicht beeindrucken und ihn zu einem unvorteilhaften Geschäft bringen.
Es war fraglich, ob sie so viel Gold herausschlagen konnte wie sie wollte und brauchte, um die Armeen zu bezahlen. Lexes war sich unsicher, ob sie Königin Kimura unterstützen sollten oder nicht. Er hätte sehr gerne auf Tozawa Kimura verzichtet, doch ein Bürgerkrieg konnte noch um einiges gefährlicher sein und sie wussten nie, ob der nachfolgende Herrscher nicht noch schlimmer für sie sein würde.
Oder ob ein unglücklicher Zufall während des Krieges dazu führte, dass einer von ihnen ihr Leben ließ. Stabilität im Reich war meist besser. Egal, ob sie selbst im Palast leiden würden. Es hatte schon vor Tozawa Kimura solche wie er gegeben und es würde sie auch nach ihm geben.
"Wir sollten dafür sorgen, dass er einem guten Handel zustimmt." Vielleicht bekamen sie in den nächsten Tagen eine weitere Chance.
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Yukarin
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Yukarin »

"Ich bin mir da nicht so sicher", wandte Yukarin nachdenklich ein. Lexes glaubte, dass Prinz Verden unmöglich wissen konnte, wieso ihr Fächertanz beeindruckend mutig gewesen war. Töricht und provozierend traff es wohl eher. So oder so war da etwas an der Art, wie der Hayllier reagiert hatte, was Yukarin vermuten liess, dass Prinz Verden durchaus wusste, wovon er sprach.
"Die Art, wie er dir auf hayllisch geantwortet hat, die passt nicht zu deiner Vermutung", versuchte er seinen Cousin zu warnen, nun seinerseits keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Es war allerdings auch gut möglich, dass Yukarin hier etwas verwechselte. Auch wenn er sich Mühe gegeben hatte, noch etwas mehr hayllisch zu lernen, als die demütigenden Phrasen, die ihnen beigebracht worden waren, war das kaum möglich gewesen. Ein Stern brauchte so etwas nicht zu wissen. Also sagte er nichts mehr dazu. Selbst wenn Prinz Verden ihre Geschichte verstanden hatte, würde es ihnen diese Nacht nichts nützen, es zu wissen.

Sein Cousin nutzte diesen Moment, um ihn zu necken, dass der Hayllier es ihm sehr angetan hätte. Durch die Dunkelheit blickte er Lexes missbilligend an. Vorallem aber um zu verstecken, dass er sich irgendwie schuldig und ertappt fühlte. Dabei war angetan nicht das richtige Wort. Es war mehr, Prinz Verden war einfach anders und er war eindeutig klug. Yukarin konnte sich nicht helfen. Das machte einen Menschen nun einmal attraktiv für ihn.
"Prinz Verden ist beeindruckend", stellte er tadelnd klar. "Welcher Gast aus fremden Territorien würde sich sonst die Mühe machen unsere Sprache zu lernen und mit Stäbchen umzugehen." Das sollte sein Cousin nicht vergessen. Lexes lenkte dann auch ein und stimmte ihm zu, dass Prinz Verden gefährlich sei und er sich sehr gut auf diesen Besuch vorbereitet hatte. Yukarin entspannte sich unwillkürlich etwas bei diesen Worten. Es war gut, dass Lexes sich der Gefahr bewusst war.

"Das sollten wir", stimmte Yukarin zu. Fraglich war nur, für wen der Handel gut sein sollte. Im Idealfall für beide Seiten. Yukarin tat sich schwer bei dem Gedanken, den Fremden für Königin Kimura zu übervorteilen. Auch wenn er ihn nicht kannte, so wusste Yukarin wenigstens, dass die Königin so eine Hilfe definitiv nicht verdient hatte. Andererseits, wenn sie übervorteilt wurde, würden Lexes und er das heftig büssen müssen. Die Strafen waren zur Zeit wieder drakonisch.
"Es wird bestimmt gelingen, wenn wir dabei klug vorgehen", tastete er sich behutsam zu dem vor, was er Lexes eigentlich sagen wollte. "Wenn wir ruhig und sanft vorgehen. Die Situation ist schon angespannt genug. Es wäre sicherlich dienlich, wenn wir dem mit Gelassenheit begegnen würden." Und nicht indem sie sich mit dem Stalljungen erwischen liessen.
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Lexes
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Lexes »

Sein Cousin stimmte zu, dass sie für einen guten Handelsabschluss sorgen sollten. Nicht, dass sie viel Einfluss darauf hatten, aber genug, dass es die Balance in die ein oder andere Richtung kippen konnte. Genug, dass man ihnen die Schuld daran geben konnte wovor Lexes am meisten Sorge hatte. Die Kimuras würden es schaffen es ihnen beiden anzulasten anstatt ihrem mangelnden Verhandlungsgeschick.
Yukarin bemerkte, dass es nur gelingen würde, wenn sie klug vorgingen. Ruhig und sanft. Lexes sah ihn skeptisch an. Das war doch eindeutig ein Hinweis an ihn, dass er in letzter Zeit nicht besonnen genug gewesen war. Allerdings verpackte es Yukarin so diplomatisch, dass Lexes ihm schwerlich anlasten konnte. Doch, konnte er, selbst wenn es nicht gerechtfertigt war. Wieso mussten sie sich immer gegenseitig vorschreiben wie sie sich zu verhalten hatten? Reichte es nicht schon, dass es ihre Besitzer taten?
Yukarin fuhr fort, dass die Situation angespannt genug wäre. Es wäre besser wenn sie dem mit Gelassenheit begegnen würden. Lexes Blick verfinsterte sich. Er wusste genau was Yukarin von ihm wollte. Lexes wollte auch nicht in ständiger Anspannung leben, aber es ließ sich auch nicht abschütteln. Er war nicht so gut wie Yukarin darin einfach alles in kleine Schubladen zu stecken und nie wieder anzurühren. Anderseits war Yukarin aber auch sehr gut darin alles in sich hineinzufressen und einen Groll zu hegen. Wie auch immer sie mit ihrem Leben umgingen, sie wussten beide, dass es nicht gesund war.
"Gelassenheit... natürlich. Sobald man es mir erlaubt."
Wie sollte er gelassen sein, wenn sie jederzeit befürchten mussten grausam bestraft zu werden? Wenn die Stimmung jederzeit umschwenken konnte? Wenn es keine Sicherheit gab?
Yukarin konnte es ihm da nicht verübeln, wenn Lexes versuchte seine Anspannung anderweitig abzubauen.
"Ich werde mich auf unseren Gast konzentrieren", versprach Lexes und das schien seinen Cousin zu beruhigen. Soweit dass sie beide einschlafen konnte. Lexes wälzte sich wie immer unruhig hin und her, bis er im Schlaf näher zu Yukarin rückte und sich schutzsuchend und zittrig an ihn krallte.

Am anderen Morgen mussten sie der Königin Bericht erstatten, versuchten aber beide vage zu bleiben.
"Er scheint schönen Dingen viel abgewinnen zu können", bemerkte Lexes diplomatisch. Dass sie nicht in das Schlafgemach des Adeligen eingeladen worden waren, quittierte Königin Kimura zwar mit einem spöttischen Lächeln, doch sie wurden dafür nicht getadelt. Noch nicht.
Die nächsten zwei Tage bekamen sie den Adeligen nur sehr kurz zu Gesicht. Meist steckte er in Verhandlungen mit den verschiedenen Vertretern des Hofes oder sah sich Produktionsstätten und Waren an.
Einmal sahen sie ihn abends beim Essen, doch er wurde von zwei Frauen aus dem ersten Kreis belagert, die ebenfalls Interessen des Hofs vertraten. Yukarin und Lexes widmeten sich stattdessen seinem Gefolge. Es stellte sich heraus, dass sie alle gut dharoisch sprachen. Keiner von den anderen schien aber adelig. Lexes vermutete mehr und mehr, dass es besondere Diener waren. Da aber niemanden am Hofe der Status der Männer klar war, wurden sie genauso respektvoll behandelt wie Prinz Verden selbst. Nur um den großen imposanten Eyrier namens Alazier machten die meisten einen großen Bogen.
Doch erst zwei Tage nach dem Festmahl bot sich eine Gelegenheit Prinz Verden für längere Zeit zu treffen. Yukarin und Lexes hatten bei der Königin verschiedene Posen mit wechselnder Kleidung einnehmen müssen, wohl um ein Motiv für das Gemälde zu wählen.
Dazu durften sie dann auch Prinz Verden einladen, um mit ihm darüber zu reden. Yukarin bereitete einen Tee und kleine Häppchen in einem schönen Pavillon im Palastgarten vor.
Lexes konnte nicht anders, als sich inzwischen zu Yuki davonzustehlen, sie aus dem kleinen Stall zu nehmen, um das Häschen zu streicheln und die flauschigen Pfoten zu küssen. Die Anspannung in ihm wurde gleich weniger, obgleich er sich in dieser Situation besonders verletzlich vorkam. Es war paradox.
Er war so vertieft darin Yuki mit kleinen Salatblättern zu füttern und sie dann zu streicheln und zu halten, dass er vergaß wie schnell die Zeit verging. Schritte ließen ihn aufschrecken. Lexes hielt immer noch das weiße flauschige Häschen im Arm, selbst trug er einen weinroten Kimono, die schwarzen Haare hochgesteckt.
"Prinz Verden", erkannte er. Hastig versuchte Lexes seine Überraschung zu verbergen. Es war ihm unangenehmer als wenn man ihm beim Sex mit dem Stallburschen ertappt hätte. Yuki wirkte genauso ertappt, mit einem Salatblatt im Mund. Was machte der Adelige hier? Natürlich, sie hatten ihn zum Tee im Garten eingeladen. "Der Pavillon ist noch etwas weiter." Er nickte in Richtung des roten geschnitzten Daches des Pavillons, der zwischen den Bäumen zu sehen war.
"Ich begleite euch. Mein Cousin hat sicherlich schon alles vorbereitet." Wieso hatte Yukarin ihn nicht gerufen? Lexes ging hastig mit Yuki zu dem Stall, der ein paar Schritte neben ihm zwischen einigen Büschen war.
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Aerys
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Aerys »

Es kostete ihn alle Beherrschung, die sinnliche Einladung der Sterne nicht augenblicklich anzunehmen und ihnen die verführerischen Seidenmäntel auseinander zu schieben, um sich zwischen ihre Beine zu drängen. Doch davon abgesehen, dass er tatsächlich sehr müde war und einen langen Tag hinter sich hatte und er nicht wusste, wie gefährlich es war, die Beiden einfach so in sein Bett zu lassen, genoss er es auch etwas, sie noch nicht haben zu können. Sie würden seine Kunstwerke werden. Damit hatten sie sich ein ganz besonderes erstes Mal mit ihm verdient. Er würde es geniessen, sie langsam kennen zu lernen. Mit ihnen zu schäkern, sie zu verführen und sich von ihnen verführen zu lassen. Er würde sich Zeit lassen und es in einem atemberaubenden Höhepunkt enden lassen. So nahm er sich diese Nacht auch keines der anderen Kunstwerke in sein Bett, sondern griff nach seinem Zeichenblock und begann begierig Skizzen von den beiden Sternen zu zeichenen. Eindrücke ihrer Darbietung festzuhalten.

Es rächte sich fürchterlich am nächsten Tag, wo eifrige Höflinge bereits mit den Verhandlungen beginnen wollten, anstatt ihm höflicherweise noch einen Tag zum Ausruhen zu geben. Ein Blick in sein Zeichenblock zeigte ihm jedoch, dass es das Wert gewesen war. Den Verhandlungen, in denen es glücklicherweise erst einmal nur ums Kennenlernen ging, folgten Besichtigungen in weiteren Produktionsstätten. Die Dharoer waren ein sehr zuvorkommendes, höfliches Volk. Derart bemüht, nicht negativ aufzufallen, dass es schon fast anstrengend werden konnte. Es liess Aerys befürchten, dass es ihm ganz leicht passieren würde, dass sie ihn als Trampel ansahen. Nicht, dass ihn das gross kümmerte, allerdings wollte er schon nicht, dass man hinter seinem Rücken über ihn lachte.

Gleichzeitig war alles auch sehr faszinierend. Ein nie enden wollender Tanz der Harmonie, Grazie und Schönheit. Zumindest oberflächlich betrachtet. Schon nur der Fächertanz der Sterne hatte ihm eindrücklich gezeigt, dass die Dharoer nicht mit jedem in Harmonie Leben wollten und es deutliche Hierarchien gab. Egal was für Gewänder die Menschen trugen, im Grunde waren sie überall gleich. Es bestätigte Aerys nur, dass es eine gute Entscheidung gewesen war, der Gesellschaft grösstenteils den Rücken zuzukehren und den silbernen und den goldenen Stern von Dharo würde er mit sich mitnehmen.

Leider gab es erst zwei Tage später die Möglichkeit sich wieder etwas in Ruhe und Abgeschiedenheit mit den Sternen zu unterhalten. Aerys hatte dazu eine Einladung zum Tee in einen Pavillon im Palastgarten von ihnen erhalten. Um über das Bild für die Königin zu sprechen. Das Bild interessierte ihn ausnahmsweise einmal herzlich wenig. Aerys freute sich auf die Sterne und noch mehr, dass er etwas mehr von dem Palastgarten zu sehen bekam. Entsprechend nahm er sich viel Zeit, zum vereinbarten Treffpunkt zu schlendern. Er wollte die prächtige Gartenanlage geniessen können. Ausserdem erschien es ihm so, als wäre zumindest einer der Sterne noch nicht bei dem Pavillon. Aerys schickte seine Kunstwerke vor und bog auf einen schmalen Weg ab, von wo er glaubte, dass er Lexes gespürt hatte.
Bald schon befürchtete er jedoch, dass es eine dumme Idee gewesen war. Der Weg wurde immer unzugänglicher. Es gäbe keinen Grund, weswegen Lexes hier sein sollte, ausser für ein Stelldichein. Dabei musste er ihn nun wirklich nicht überraschen. Bevor er sich jedoch dazu entscheiden konnte, umzukehren, gab ein üppig blühender Busch einen bezaubernden Blick auf Lexes frei. Der Prinz war gekleidet in einen wunderschönen, weinroten Seidenmantel. Sein glänzendes, schwarzes Haar hatte er kunstvoll hochgesteckt. Es war ein kraftvoller Kontrast. Trotzdem wirkte Lexes so zart und zerbrechlich wie Glas. Liebevoll hielt er ein weisses, flauschiges Häschen im Arm, fütterte es mit kleinen Salatblättern und kuschelte mit ihm.
Aerys schaute wie verzaubert zu und prägte sich dieses Bild fest ein. Zu gerne hätte er seinen Zeichenblock herbeigerufen und zu zeichnen begonnen. Doch er fürchtete, dass auch nur das leiseste Geräusch den im Spiel versunkenen Prinzen aufschrecken würde. Irgendwann bekam er jedoch einen derart heftigen Krampf in der Wade, dass er sich bewegen musste. Behutsam ging er auf Lexes zu, der wie befürchtet überrascht und ertappt reagierte. Seine zarte Ausstrahlung verschwand augenblicklich. Zurück blieb der beherrschte Prinz, den Aerys bereits kennen gelernt hatte. Wobei er diesmal nicht gleich die Beherrschung hatte und ihn ertappt anblickte. Genau wie das Häschen auf seinem Arm. Aerys lachte leise. Lexes fehlte nur noch ein Salatblatt zwischen den Lippen.

"Ich habe dich gesucht und nicht den Pavillon, goldener Stern", erklärte er sanft und kam noch etwas näher. "Meinetwegen müssen wir uns nicht beeilen, auch wenn ich deinen Cousin natürlich nicht beleidigen will, indem ich zu spät komme. Aber wir können gern auch noch etwas hier bleiben." Dem Prinzen schien das Häschen wichtig zu sein. Es war auch sehr niedlich. Ungeniert trat Aerys dichter zu Lexes heran, der mit dem Häschen zu einem Stall geeilt war, der unauffällig zwischen einigen Büschen verborgen stand.
"Es sieht so flauschig aus", bemerkte er sanft. "Darf ich es auch einmal streicheln." Wobei, so schnell wie Lexes mit dem Häschen zum Stall geeilt war, bliebe bald nur noch er übrig, zum Streicheln.
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Lexes
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Lexes »

Der Adelige erklärte, dass er ihn und nicht den Pavillon gesucht hätte. Dabei kam er etwas näher. Lexes bekam den Drang am liebsten mit Yuki zu fliehen, doch sie waren hier sehr versteckt zwischen den Büschen und es gab keinen anderen Weg hinein, als den den der Hayllier gewählt hatte. Prinz Verden bemerkte dann auch noch, dass sie sich nicht beeilen müssten und sie könnten gerne noch etwas hier bleiben.
Das klang sehr zweideutig und als ob der Adelige noch anderes im Sinn hatte. Vielleicht hatte Prinz Verden nur darauf gewartet einen der Sterne einmal alleine begegnen zu können. Dabei sollte er nicht den Fehler machen zu glauben Lexes wäre wirklich alleine. Die Wachen waren nie weit und auch jetzt befanden sich mehrere im Garten, bereit einzugreifen, sollte Lexes Hilfe benötigen.
Aber wie schnell würden sie hierher kommen können, sollte der Hayllier wirklich dunkle Absichten haben? Lexes scholt sich innerlich für seine Unaufmerksamkeit. Er hätte längst beim Pavillon sein sollen. Prinz Verden trat noch dichter zu ihm, stand nun direkt bei dem Stall.
Die Stimme des Adeligen war sanft, doch als er Yuki streicheln wollte, hätte Lexes ihn am liebsten zurückgestoßen. Er drückte das Häschen vorsichtig an sich und blieb absolut angespannt stehen. Sein Herz schlug rascher.
"Yuki ist etwas scheu gegenüber Fremden."
Prinz Verden nickte überraschend verständnisvoll und sagte, dass er Yuki keine Angst machen wollte. Mit etwas Geduld wäre er vielleicht kein Fremder mehr für Yuki. Dann machte der Adelige einen Schritt zurück und Lexes hatte endlich wieder das Gefühl, dass er atmen könnte.
"Ich weiß nicht, ob ihr so lange dafür bleibt", erwiderte Lexes. Er öffnete den Stall und ließ das Häschen ganz behutsam in den mit Stroh ausgedeckten Stall gleiten. Zärtlich strichen seine Finger noch einmal über ihr kleines Köpfchen. Dann zupfte Lexes den Rest des versteckten Salats aus seinem weiten Ärmel des Kimono und gab ihn Yuki. Wasser hatte es noch genug und der Stallbursche hatte den Stall erst gestern gereinigt.
Lexes schloss die mit dünnen Bambusstäben versehene Gitterklappe, so dass keine Raubtiere hineinkommen konnten.
"Verzeiht, ich hätte euch beim Pavillon erwarten sollen", sagte Lexes. Er schaffte es immer noch nicht ganz seine höfische Maske aufzusetzen und es dauerte etwas bis sein sachtes Lächeln erschien und er eine einladende anmutige Handbewegung den Weg zurück machte. Erst als sie schon zum Pavillon gingen, fiel ihm auf, dass der abgeschiedene Ort vielleicht eine gute Gelegenheit gewesen wäre Prinz Verden zu verführen. Aber Lexes war viel zu beschäftigt gewesen den Hayllier weg von Yuki zu führen. Das Häschen kam ihm so zerbrechlich vor und er war irgendwie froh, dass der Adelige es nicht berührt hatte.
Es war unsinnig. Er kämpfte die Gedanken hart zurück.

"Ich hoffe, die Verhandlungen sind nicht zu erschöpfend", wechselte Lexes das Thema, während sie an dem Zen-Garten vorbei gingen. Zwei Diener harkten gerade kunstvolle Muster in die weißen Kiesel hinein. Manchmal war es auch Yukarin, der den Garten harmonisch anordnete und die Muster zeichnete. Lexes warf einen kritischen Blick auf die Akkuratheit der Linien. Yukarin hätten die kleinen Unebenheiten nicht gefallen.
"Deswegen dachten wir, dass ein Tee im Palastgarten sicherlich entspannend wäre. Dharo besitzt eine reichhaltige Teekultur und mein Cousin hat eine dhaorische Teezeremonie für euch vorbereitet. Und eure Begleiter." Obwohl es nicht so schien, als hätte Prinz Verden sie mitgebracht. Lexes spürte aber einige Signaturen beim Pavillon. Ohne seine Juwelen war es schwer auszumachen wer es war. Hoffentlich belagerte niemand Yukarin.
"Gehören sie alle eurem Haus an oder vertreten sie Interessen andere Familien? Sie scheinen alle so... einzigartig." Natürlich hatte Lexes über Haylls Hundert gelesen und wusste wie wichtig den Haylliern diese Rangfolge war. Es schien ebenso komplex wie die dharoischen Familien.
Sie bogen in den Weg zum Pavillon ein. Ein kleiner Teich umgab ihn und eine gebogene Holzbrücke führte hinüber zum Pavillon. Goldene und weiße Koi Karpfen schwammen träge im Wasser.
Lexes wies auf die Tiere, die zwischen den rosa blühenden Seerosen zu sehen waren.
"Koi Karpfen", erklärte er, "Sie sind schon lange ein Statussymbol in Dharo. Nur die reichsten Familien können sich diese Fische leisten und die besonderen Musterungen sind sündhaft teuer. Es ist eine große Ehre sie geschenkt zu bekommen."
Aber das würde Prinz Verden als Außenstehender kaum erhalten. Dennoch waren es sehr schöne Tiere und vielleicht würde der Hayllier ihren Anblick auch zu schätzen wissen. Sie fanden sich in vielen Malereien und Statuen wieder. Lexes mochte die glänzenden Schuppen und ihre gleitenden Bewegungen im Wasser. Die Tiere waren auch nicht dumm, sie spürten die Vibrationen ihrer Schritte und waren gewöhnt gefüttert zu werden.
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Aerys
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Aerys »

Der Prinz reagierte vollkommen anders auf seine sinnliche Annäherung als erwartet. Am Abend des Empfangs hatten sie neckisch miteinander geschäkert und Aerys hatte schon fast streng sein müssen, um den goldenen Stern davon abzuhalten, mit in seine Gemächer zu kommen. Doch das hier war nicht der goldene Stern. Das hier war Lexes, ging dem Adeligen plötzlich auf. Und Lexes schien panische Angst davor zu haben, dass er das Häschen anfasste. Weit mehr als das Häschen selbst. Beschützend drückte er es vorsicht an sich, während er selbst am ganzen Körper angespannt war. Bestimmt raste sein Herz. Als wäre Lexes selbst das Häschen vor einer grossen Gefahr. Er sah zum Niederknien aus. Aerys spürte erneut heftiges Verlangen in sich aufsteigen.

"Ich möchte Yuki keine Angst machen", nickte er verständnisvoll und sich tapfer beherrschend. Lexes war gerade viel zu reizvoll, als dass er den Moment beherrschen wollte. Also sagte er ihm auf versteckte Weise, dass er keine Angst zu haben brauchte.
"Mit etwas Geduld, bin ich vielleicht bald kein Fremder mehr für Yuki", schlug er vor, dass sie sich in Ruhe kennen lernen konnte und er keine Angst vor ihm zu haben brauchte. Behutsam trat er einen Schritt zurück und es schien, als könne Lexes wieder atmen. Doch der Schreck schien ihm noch tief in den Knochen zu sitzen, denn er überlegte unverwandt, dass Aerys wohl nicht lange genug dafür hierbleiben würde. Überrascht zog Aerys eine Augenbraue nach oben. Das war sogar für hayllische Verhältnisse unhöflich gewesen. Wie schlimm musste diese Zurückweisung wohl erst in Dharo wirken? Aber Lexes bekam von all dem nichts mit, weil er sich fürsorglich um sein Häschen kümmerte. Schmunzelnd zog Aerys sich noch etwas weiter zurück und wartete geduldigt, bis der Prinz soweit war.

"Es gibt nichts zu verzeihen", versicherte er freundlich. "Schon am ersten Tag hier, war ich fasziniert von den Palastgärten und hoffte darauf, sie genauer erkunden zu können. Das hoffe ich noch immer. Ich denke, hier gibt es viel Schönheit zu entdecken." So wie gerade eben. Lexes, der das Häschen sorgsam in der Hand gehalten und beschützt hatte, war einfach nur zauberhaft gewesen. Schweigend gingen sie den Weg zurück zu einem der grösseren Wege. Allmählich beruhigte Lexes sich dabei und wurde wieder der goldene Stern von Dharo. Es war eine faszinierende Verwandlung.

"Nun, der dharoische Rhythmus ist schon ein anderer, als der hayllische", musste Aerys auf den Themenwechsel zugeben, dass die Verhandlungen durchaus erschöpfend waren. Oder langweilig. Deswegen wären sie wohl auch erschöpfend, wenn die Dharoer er es nicht so eilig hätten.
"Das ist eine wunderbare Idee", lächelte er den goldenen Stern an. "Wir haben uns alle sehr über die Einladung gefreut. Meine Begleiter sind schon neugierig vorgegangen." Wobei sie natürlich nicht nur neugierig auf die Teezeremonie waren, sondern vorallem auf die beiden Sterne, die irgendwann Kunstwerke werden würden. Hoffentlich lieber früher, als später.

"Oh, sie sind alle einzigartig", versicherte Aerys stolz. "Sie gehören meinem Haus an und vertreten meine Interessen. Wir sind jedoch nicht miteinander Verwandt, solltest du dich das gefragt haben." Mehr erklärte er nicht zu seinen Kunstwerken. Dazu war es noch viel zu früh für dieses komplexe Thema.
Sie kamen an einem Bereich mit vielen, gleichgrossen, runden, ebenmässigen Kieselsteinen vorbei, die sorgsam mit einem Rechen in harmonisch geschwungene Linien geschoben wurde. Verrückt. Aber faszinierend und ruhig. Da war ihm der Seerosenteich schon vertrauter. Auch wenn andere Seerosen darin schwammen und der Schwung der Brücke war ihm ebenfalls fremd. Neugierig betrat er sie neben Lexes, liess sich dabei gern die besonderen Fische zeigen.
"Sie sind überaus anmutig", bewunderte er diese Koi Karpfen. Auch sie glitten ruhig wie in einem sinnlichen Tanz durch das Wasser. Das schien tief in Dharo verwurzelt zu sein. Diese Anmut und Gelassenheit. Wobei die Unruhe und die Hackordnung nur einfach besser versteckt waren. Fische als Statussymbol. Also wirklich. Auf diese Idee musste man erstmal kommen. Aber solange es selten war und sündhaft teuer, konnte man wohl alles als Statussymbol benutzen.

Statussymbol hin oder her, den Fischen schien es egal zu sein. Sie wollten gefüttert werden. Leider hatte Aerys nichts bei sich. Er blickte auf, um zu sehen, ob vielleicht ein Diener in der Nähe war, der ihnen was zum Füttern der Kois bringen konnte. Dabei fiel sein Blick auf den Pavillon. Alazier lehnte gelassen an eine der Holzsäulen, schaute neugierig in den Pavillon hinein. Seine weissgewandeten Kunstwerke sassen im Halbkreis um den silbernen Stern herum und hörten ihm aufmerksam zu, wie er gewissenhaft die einzelnen Gegenstände, die wohl zur Teezeremonie gehörten, erklärte. Aerys merkte, wie er sich korrigieren musste. Das war nicht der silberne Stern von Dharo. Das war Yukarin.
"Sieh mal", machte er Lexes auf die Szene aufmerksam. "Was ein hübscher Anblick. War wohl ganz gut, dass wir uns verspätet haben". So konnte Yukarin es geniessen, wie mehrere schöne Männer voller aufrichtigem Interesse an seinen Lippen hingen.
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Lexes »

Prinz Verden bemerkte, dass der dharoische Rhythmus ein anderer wäre, erklärte aber nicht, ob dies schlecht oder gut war. Vermutlich ging es ihm als Langlebigen etwas zu schnell vor. Normalerweise hätte sich die Königin sicherlich auch mehr Zeit gelassen, doch sie stand unter Druck und das Militär wollte bald bezahlt werden. Lexes hatte sie und Tozawa Kimura darüber reden und streiten gehört.
Der Hayllier bedankte sich für die Einladung zur Teezeremonie und meinte, auch seine Begleiter hätten sich darüber gefreut und wären bereits vorgegangen. Viel über diese Begleiter gab er weiterhin nicht preis, nur dass sie seinem Haus angehörten und seine Interessen vertraten. Sie wären jedoch nicht verwandt. Das hatte Lexes auch nur bei den wenigsten vermutet. Waren es Höflinge von niederen Adelshäusern, die der Familie Verden dienten? Wieso nur konnte sich Lexes dann nicht dem Eindruck verwehren, dass die schönen Männer speziell Prinz Verden dienten? Gerade die zwei jungen Männer sahen den Hayllier oft schwärmerisch an. Es mussten doch seine Liebhaber sein oder?
Vielleicht hatte der Hayllier sie deswegen nach dem Festmahl abgelehnt. Er konnte sich über mangelnde Auswahl gewiss nicht beschweren. Das würde es schwerer machen ihn zu verführen und von seinen Begleitern abzulenken. Und Lexes hatte den Moment im Garten ungenutzt verstreichen lassen, merkte er gerade. Der Fremde hatte ihn viel zu sehr überrascht und die Gelegenheit intimer zu werden war dahin. Es hatte Lexes zu lange gedauert sich wieder unter Kontrolle zu haben. Immer noch dachte er an Yuki und wie unangenehm es gewesen war, dass Prinz Verden ihn so gesehen hatte.
Wie hatte er so nachlässig sein können? Wenn er seine Juwelen gehabt hätte, wäre es vielleicht nicht passiert und er hätte die herannahende Signatur rechtzeitig bemerkt.
Lexes machte den Hayllier auf die schönen Koi Karpfen aufmerksam, als sie auf die Halbmondbrücke traten. Prinz Verden bemerkte auch die Schönheit der Fische, vielleicht war es aber auch nur Höflichkeit. Der Hayllier blickte sich leicht suchend um, nachdem die Fische näher an die Oberfläche gekommen waren. Lexes konnte erraten an was Prinz Verden dachte und rief ein kleines schwarzes Säckchen mit Futterflocken herbei.

Bevor er den Hayllier darauf aufmerksam machen konnte, sah dieser zum Pavillon. Der dunkelhäutige große Eyrier lehnte an einer der roten mit Koifischen bemalten Holzsäulen, ihnen den Rücken zugewandt. Die dunklen Flügel waren wahrhaftig beeindruckend, fast so sehr wie seine gestählten Muskeln. Lexes war auch muskulös, doch nicht so sehr wie dieser exotische Eyrier.
In der Mitte des Pavillons saß Yukarin und hatte die Teekanne erhoben, während die vier anderen Männer vor dem kleinen Tisch knieten und ihm aufmerksam zusahen. Yukarin schien etwas über die einzelnen Utensilien für die Teezeremonie zu erklären. Hmm, wie lange er das wohl schon tat? Deswegen hatte Yukarin ihn nicht gerufen. Wenn er einmal ohne Unterbrechungen über die Teezeremonie reden konnte, hörte er so schnell nicht wieder auf.
Prinz Verden machte ihn auf den Anblick aufmerksam und meinte, dass es gut wäre, dass sie sich verspätet hätten. Lexes lächelte leicht.
"Mein Cousin genießt es andere zu unterrichten und Dinge zu erklären. Besonders bei solch aufmerksamen höflichen Zuhörern", verriet er. Sie konnten keine Nachkommen zeugen, nicht dass Lexes dies je gewollt hätte, aber er merkte manchmal wie Yukarin jemanden vermisste, den er unterrichten und formen konnte. Manchmal bekam er die Gelegenheit einen Schüler zu haben, den er in diversen Dingen unterrichten konnte und es belebte seinen Cousin jedes Mal aufs neue. Leider endete es unwiderbringlich auf immer die gleiche Weise. Der Schüler wurde älter und widmete sich bald seinem erwachsenen Leben. Zumindest hatte Yukarin so einige wichtige Geister des Reiches formen können. Zuletzt die junge Königin Ghoa Harukore.
Lexes war der Meinung, Yukarin hätte sich das nie antun sollen. Es war viel zu schmerzhaft gewesen, weil Ghoa ihrem Vorfahren viel zu ähnlich war. So viel Potential, aber die Harukores spielten momentan in Dharo nur eine untergeordnete Rolle.
"Hier." Lexes hielt Prinz Verden das geöffnete Säckchen hin. "Für die Fische." Er nahm auch einige Flocken und warf sie dann langsam ins Wasser. Der Hayllier tat es ihm gleich und so konnte Yukarin noch ein wenig über den Rührpinsel fachsimpeln.
Lexes beobachtete die Kois einen Moment ehe er Prinz Verden über die Brücke zum Pavillon folgte.
Er verneigte sich anmutig vor den Anwesenden ehe er dann verstohlen die Reaktionen der Begleiter des Prinzen beobachtete. Ja, viele blickten ihn eindeutig verehrend an. Außerdem rückten sie gleich zur Seite, um Prinz Verden den besten Platz zu ermöglichen.
"Ich hoffe wir sind nicht zu spät", sagte er. Yukarins Blick besagte das Gegenteil. Den Hayllier bedachte er zwar mit einem einladenden Blick, doch Lexes wurde kritisch gemustert. Wieso.. Yukarins Blick schien an einer Stelle kurz festzuhängen. Lexes blickte an sich herab und entdeckte etwas Flausch von Yuki an seiner Kleidung. Rasch strich er es beiseite, hatte seine Miene jedoch unter Kontrolle. Er würde sich nicht wieder überraschen lassen. Dann kniete er sich neben Yukarin und nahm zunächst eines der warmen, feuchten Tücher, die auf einer flachen Schale lagen unter der sich ein kleines Teelicht befand.
Huldvoll reichte Lexes dem Hayllier ein feuchtes Tuch, damit er seine Hände reinigen konnte.
"Ich fürchte, du musst für Prinz Verden noch einmal deine Erklärungen wiederholen", bemerkte Lexes. "Aber vielleicht die kurze Version bevor unsere Gäste noch verdursten." Er lächelte und ließ Yukarin dann erklären. Da war er ganz in seinem Element. Lexes durfte ihm wenigstens assistieren.
Schließlich bekamen ihre Gäste die ersten kleinen Schälchen gereicht und Lexes servierte dazu kleine Süßspeisen. Sie hatten die Form von kleinen Kugeln, in weiß, rosa und grün und waren aus weichem Buchweizenteig mit süßer Füllung.
Der Begleiter namens Bariol Matakos war besonders interessiert daran.
"Mmmh, wie Dampfnudelteig", bemerkte er. Lexes wusste nicht was das war, war aber froh, dass es mundete.
"Es freut mich, dass es euch schmeckt, Lord Matakos." Dieser kostete die dunkle Paste im Inneren und schien zu rätseln was es sein konnte. Lexes bekam die Vermutung, dass der Mann der persönliche Koch von Prinz Verden war.
"Wenn es euch gefällt, so können wir euch einige Rezepte aufschreiben, die ihr mit nach Hayll nehmen könnt", bot Lexes an. Er nahm die Teeschale in zwei Händen und nahm einen kleinen Schluck. Es war ausgezeichneter Tee. Er nickte Yukarin lobend zu. Er musste wirklich die beste Sorte gewählt haben, um den Hayllier zu beeindrucken.
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Aerys »

"Na das will ich doch hoffen, dass sie höflich sind", schmunzelte Aerys in gespielter Strenge. Das wäre ja noch schöner, wenn seine Kunstwerke ihre Gastgeber gegen sich aufbrachten. Das wäre eines Kunstwerkes nicht würdig. "Wobei ich mir sicher bin, dass dein Cousin interessantes zu erzählen hat. Ich kann das gut nachvollziehen. Jemanden etwas beizubringen kann sehr erfüllend sein." Anstrengend, nervenaufreibend, doch es lohnte sich jedes Mal wieder, sich einem Kunstwerk zu widmen.
Während Aerys noch darüber nachsann, wie er es bei Lexes und Yukarin wohl anstellen würde, rief der goldene Stern ein schwarzes Säckchen mit Futterflocken für die Fische herbei. Sie verteilten etwas davon von der Brücke aus und sahen dabei zu, wie die Kois einen anmutigen Tanz im Wasser ausführten, um an die leckeren Futterflocken heranzukommen.

Länger liessen sie den silbernen Stern und seine Kunstwerke jedoch nicht warten. So gern Yukarin auch unterrichtete, es wäre unhöflich gewesen. Lexes bekam auch prompt einen kritischen Blick von seinem Cousin, während Aerys selbst mit einem einladenden Blick davon kam. Seine Kunstwerke machten ihm vor dem niedrigen Teetisch sofort Platz, so dass er sich gemütlich zwischen sie setzen konnte. Auch Alazier kam nun tiefer in den Pavillon und kniete sich hinter sie.
Die Sterne hatten derweil ihre Blicke ausgetauscht und Aerys bekam ein feuchtes, warmes Tuch zum reinigen der Hände gereicht. Es fühlte sich angenehm an. Danach begann die Vorführung. Ruhig und bedächtig erklärte Yukarin ihnen, was er machte, während er in vielen, aufwändigen Schritten Tee zubereitete. Fasziniert schaute Aerys ihm zu. Yukarin ging dabei so anmutig und akurat wie immer vor. Vielleicht sogar noch etwas akurater als sonst. So wie bei dem Fächertanz. Auch hier steckte sein Herz dahinter. Aerys hätte ihm dabei stundenlang zusehen können. Es gab so viel zu entdecken.

Irgendwann war der Tee schliesslich zubereitet und wurde zusammen mit einer kleinen Süssigkeit gereicht. Nachdem Naeran sein Schälchen Tee genommen hatte, bekam er von Alazier einen kleinen Stüber auf den Hinterkopf verpasst.
"Pass auf, wie du die Schale hälst", mahnte er ihn dunkel auf dharoisch und deutete mit dem Kinn auf Iphis, der sich als erster bei ihren Gastgebern beim Empfang abgeschaut hatte, wie man eine Teeschale hielt. Naeran bekam grosse Augen.
"Ich bitte um Verzeihung", wisperte er hastig und gab sich eifrig Mühe, danach die Tasse richtig zu halten. Alazier quittierte es mit einem leisen Brummen, das soviel hiess, dass Naeran sich seine Strafe später bei ihm abholen kommen könne. Der Jüngling erschauderte zart, lächelte aber brav.

Der Tee schmeckte trotz dieses kleinen Zwischenfalls ausgezeichnet. Aerys wollte von nun an nur noch solchen Tee zu trinken bekommen. Noch ein Grund mehr, Yukarin mit sich zu nehmen. Für den Moment konnte er sich nichts besseres vorstellen, als jeden Nachmittag dabei zuzusehen, wie Yukarin anmutig diesen leckeren Tee für ihn zubereitete. Natürlich probierte er auch die Süssigkeiten. Eine der rosanen Kugeln. Sie war fluffig und mit einer leckeren Creme gefüllt. Bariol kam nicht aus seiner Haut heraus und analysierte die Süssspeise sofort. Wobei Aerys ihm ansehen konnte, dass er es sich tapfer verkniff, nicht aufgeregt danach zu fragen, was das für eine Füllung war. Alazier sah es ebenfalls und Aerys nahm stark an, dass Naeran nicht der einzige bleiben würde, der danach noch seine Strafe würde abholen dürfen. Erst einmal liess Alazier Bariol die Freude, dass er einige Rezepte angeboten bekam.
"Nun, ich denke, dafür werden wir uns sehr gerne erkenntlich zeigen, nicht wahr Bariol?" schmunzelte Aerys. "Ich werde unsere Gastgeber zu einem kleinen hayllischen Abend einladen, wo du sie dann bewirrten darfst." Er wandte sich wieder Lexes und Yukarin zu. "Vielleicht gibt es dabei Rezepte, die Bariol euch aufschreiben darf." Natürlich würden sie diesen hayllischen Abend für die Königin und einige ihrer Höflinge ebenfalls abhalten müssen. Doch unter dem Vorwand, einmal üben zu wollen, könnten sie das bestimmt auch einmal im kleinen Kreis nur mit den Sternen veranstalten.

Während sie alle den Tee genossen und sich durch die Süssigkeiten probierten, erzählte Aerys seinen Kunstwerken von den Koi Karpfen, die Lexes ihm gezeigt hatte. Bariol bekam gleich einen Interessierten Blick.
"Die sind zum Anschauen und zum Füttern gedacht, Bariol", erklärte Aerys sicherheitshalber scherzhaft. "Nicht für mehr." Das brachte Naeran und Iphis prompt zum Kichern, während Bariol verlegen etwas davon murmelte, dass er ausgezeichnete Karpfenrezepte kennen würde.
"Wie sehen diese Koi Karpfen denn aus?" fragte Iphis neugierig. Aerys deutete auf die Malereien auf den Holzsäulen des Pavillons.
"Diese edlen Fische, die du überall als Kunstwerke bewundern kannst, das sind Koi Karpfen", antwortete Aerys und erzählte, was er von Lexes alles darüber erfahren hatte.
"Wenn du den goldenen Stern höflich darum bittest, überlässt er dir vielleicht seinen Futterbeutel. Dann könnt ihr zum Teich gehen und sie euch ansehen", schloss Aerys mit dem Vorschlag. Er wusste schliesslich, dass sie auch hier waren, um über das Ölgemälde für die Königin zu sprechen und so wie er den Geschmack der Königin einschätzte, wäre es den beiden Sternen wohl lieber, wenn sie dabei nicht eng von Aerys Begleitern umringt waren.
Iphis verstand den versteckten Befehl und wandte sich artig Lexes zu. Die Augen gross und bittend. Anmutig ahmte er eine der knienden Verneigungen nach, die sie hier inzwischen schon öfters gesehen hatten.
"Wunderschöner, edler, goldener Stern von Dharo", begann er ergeben, noch immer tief in der Verbeugung verharrend. "Darf ich mir die Frechheit erlauben, dich um deinen Futterbeutel für die Koi Karpfen zu bitten? Damit wir sie füttern und anschauen gehen können. Es würde uns allen eine grosse Freude bereiten."
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Lexes »

Während sie den Tee genossen, beobachtete Lexes stumm wie das Gefolge von Prinz Verden untereinander umging.
Die anderen Begleiter des Haylliers schienen einen großen Respekt vor dem Eyrier zu haben und Lexes konnte es ihnen nicht verdenken. Er fragte sich wie solch ein exotischer Eyrier - er war vielleicht auch ein Mischling - in die Dienste des Adeligen geraten war. Jedenfalls schien er im Rang höher als die anderen Männer, konnte er diese doch ermahnen. Aber vielleicht betraf dies auch nur den jüngsten Begleiter mit den hellen, grünen Augen, der nicht gleich wusste wie er die Teeschale zu halten hatte.
Yukarin und Lexes hätten dies niemals kritisiert, aber die Gäste schienen bestrebt sich anzupassen und Naeran Tervendos entschuldigte sich auch gleich für den Fehler.
"Ihr seid Gäste. Wir zeigen es euch gerne", erwiderte Lexes lächelnd und Yukarin demonstrierte die richtige Haltung der Tasse. Es war natürlich schmeichelnd, dass den Gästen der Tee und die Süßspeisen so gut zusagten. Es wirkte auch ehrlich und nicht höflich aufgesetzt. Lord Matakos schien ebenso erfreut Rezepte der dharoischen Küche zu erhalten. Prinz Verden bemerkte schmunzelnd, dass sie sich dafür erkenntlich zeigen müssten. Dabei sprach er den anderen Hayllier vertraut mit Vornamen an. Es gab eindeutig eine Hierarchie zwischen dem Gefolge, aber alle schienen Prinz Verden untergeordnet. Leider wusste Lexes zu wenig über hayllische Sitten, um festzustellen, ob dies normal unter höher- und niederrangigen Adeligen war. Doch es erinnerte ihn mehr an sein eigenes Verhalten gegenüber seinen Besitzern, vielleicht täuschte er sich aber auch.
Prinz Verden bot dann an ihre Gastgeber zu einem hayllischen Abend einzuladen, wo Lord Matakos sie dann bewirten dürfte.
"Das klingt sehr verlockend. Königin Kimura wird es sicherlich gefallen von der hayllischen Küche zu kosten." Vielleicht hatte der Adelige nur Yukarin und Lexes gemeint, doch er konnte sie unmöglich zu so einer speziellen Bewirtung einladen und den eigentlichen Hof außen vorlassen. Die Königin würde der Einladung zustimmen müssen.
Sie plauderten während dem Teegenuss noch ein wenig über die verschiedene Kulinarik ehe Prinz Verden die Koi Karpfen erwähnte. Lord Matakos schien darin gleich eine Möglichkeit für ein Gericht zu sehen, doch Prinz Verden korrigierte ihn rasch, woraufhin die zwei jüngeren Männer kicherten. Ja, so wie die beiden sich verhielten, bekam Lexes immer mehr den Eindruck, dass sie auch das Bett des Prinzen teilten.
Dieser erwähnte den Futterbeutel und bot an, nein, erlaubte vielmehr, dass die anderen zum Teich gehen und sich die Karpfen ansehen könnten. Der junge Hayllier namens Iphis Thirvu wandte sich ihm zu und sah ihn mit großen, goldenen Augen an. Dann verneigte er sich, während er kniete. Viel zu tief, als es für einen Landadeligen gegenüber jemanden wie Lexes schicklich gewesen wäre.

"Wunderschöner, edler, goldener Stern von Dharo. Darf ich mir die Frechheit erlauben, dich um deinen Futterbeutel für die Koi Karpfen zu bitten?
Lexes hob eine feine Augenbraue. Frechheit? Vielleicht hatte der Hayllier das dharoische Wort verwechselt. Dennoch klang es alles sehr... unterwürfig. Besonders die salbungsvolle Anrede und die Art wie er um den Futterbeutel bat.
Es reizte irgendetwas in Lexes, weckte in ihm den Wunsch auch solch einen unterwürfigen Diener zu haben.
"Streckt eure Hände aus, Lord Thirvu", sagte Lexes und rief den Beutel herbei. Sein Tonfall war sanft und höflich, damit es nicht nach einer Forderung klang, obgleich es das eigentlich war. Lexes hätte es anders formulieren sollen, er hätte den Beutel einfach vor ihm ablegen sollen, doch zu seiner Überraschung tat der junge Hayllier wie geheißen und hielt die Hände auf, während er weiterhin unterwürfig vorgebeugt war. Unerwartet spürte es Lexes in seiner Lendengegend ziehen. Der Anblick war so anregend. Hastig schob er die aufkommenden Gefühle zurück und legte dem Krieger den Futterbeutel in die Hände.
"Die Kois wurden heute noch nicht gefüttert, ihr könnt den Beutel gerne leeren, aber füllt nicht alles auf einmal aus, sondern werft nur immer ein wenig Flocken hinein und wartet bis es gefressen worden ist", erklärte Lexes.
Der Hayllier richtete sich wieder auf. Lexes erwartete halb, dass ihn der Mann vielleicht etwas verärgert anschauen würde über diese Behandlung, doch er lächelte nur, eine zarte Röte auf den Wangen. Lexes hatte ihn hoffentlich nicht beschämt. Lord Thirvu versprach, dass er sich an alle Anweisungen halten würde und bedankte sich für Lexes Erlaubnis. Seltsame Worte.
Lexes nickte nur knapp und rückte etwas zurück. Das Gefolge von Prinz Verden erhob sich allmählich, bedankte sich für den Tee und verließ dann den Pavillon, um auf die Brücke zu gehen. Es waren wirklich ungewöhnliche Begleiter, die der Hayllier da mit sich führte.
"Wünscht ihr noch etwas Tee?", erkundigte sich Lexes, um sich von dem seltsamen Moment abzulenken. Yukarin goss ihrem Gast anmutig noch etwas ein.
"Königin Kimura hat sich bereits einige Motive für das Gemälde überlegt und uns entsprechende Posen einstudieren lassen", kam Lexes dann auf das Gemälde zu sprechen. "Aber als Künstler habt ihr sicherlich auch einen guten Blick für die beste Stellung, die wir für das Bild einnehmen können."
Er sollte besser nicht weiter über Lord Thirvus Verbeugung nachdenken. Yukarin und er waren hier, um Prinz Verden zu verführen. Die leider prekären Posen, die Königin Kimura wollte, würden vielleicht dabei helfen.
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Aerys »

Iphis ergebene Bitte brachte den sonst so beherrschten goldenen Stern dazu, für einen Moment seine Beherrschung ein klein wenig zu verlieren. Verwundert hob sich eine feine Augenbraue in seinem edlen Gesicht. Er schien überrascht zu sein, dass sich ihm jemand so unterwarf. Anscheinend brachten selbst die Dienstboten den Sternen nicht sonderlich viel Respekt entgegen. Schliesslich waren sie keine Menschen. Sie waren Besitz. Insignien der Macht. Iphis hingegen hatte wohl bereits so seine Phantasien, wo die Sterne in der Villa eingeordnet werden würden.
Bei Yukarin gab Aerys Iphis absolut recht. Der silberne Stern beobachtete die Szene ganz genau, obwohl nicht er bekniet wurde. Bei Lexes hingegen, war Aerys nicht so sicher. Der goldene Stern hatte eine ungemein zarte Seite an sich, wie er heute bei Yuki hatte feststellen können. So beherrscht Lexes sich auch gab, so hatte Aerys dennoch das Gefühl, dass es dem Prinzen sehr gut tun würde, wenn er sich entspannen und fallen lassen dürfte. Das war seinen rotgewandeten Kunstwerken nur selten vergönnt.

Neugierig beobachtete Aerys die Szene, gespannt darauf, wie Lexes auf diese Unterwürfigkeit reagierte. Instinktiv schien der Prinz sich darauf einzustellen. Ob es eine Rolle war oder ihm wirklich gefiel konnte Aerys von seinem Platz aus nicht sagen. Sanft gab Lexes Iphis einen Befehl, der anmutig gehorchte und dabei verlockend devot blieb. Er wurde belohnt und bekam den Futterbeutel in die Hände gelegt. Zusammen mit anderen Anweisungen. Aerys war sich sicher, dass Lexes das alles auch anders hätte formulieren können. Als Bitte, den Kois nur Gutes zu tun und nicht als Anweisung wie die Fische zu füttern war.
Den Futterbeutel wie einen Schatz in den Händen haltend bedankte sich Iphis artig bei Lexes und versicherte, dass er sich an alle Anweisungen halten würde. Lexes schien nicht so recht zu wissen, was er damit anfangen sollte und nickte nur knapp, ehe er etwas zurück rückte. Dass Aerys Kunstwerke sich nun für den Tee und die Vorführung bedankten, ehe sie aufstanden, um die Fische füttern zu gehen, gab Lexes und Yukarin die Zeit, sich wieder zu sammeln. Danach waren sie wieder ganz der goldene und silberne Stern von Dharo. Boten ihm Tee an und bedienten ihn anmutig.

"Gern", lächelte Aerys zufrieden und machte es sich auf den Sitzkissen etwas gemütlicher.
"Die beste Stellung hängt davon ab, für wen das Bild ist und welche Bedürfnisse diese Person an das Bild hat", erklärte er gelassen. "Königin Kimura hat sicherlich ganz andere Bedürfnisse, als ich sie habe, oder ihr zwei selbst." Neckisch zwinkerte er den Sternen zu. "Davon abgesehen kommt es natürlich auch an, was der Zweck des Bildes sein soll. Eine Erinnerung, eine Demonstration von Macht, eine zarte Einladung, eine sündige Verführung. Da gibt es so viele Möglichkeiten. Da dieses Bild ein Geschenk an Königin Kimura ist, denke ich, es wäre das Beste, wenn ihr zwei mir zeigt, was Königin Kimura sich bisher so vorgestellt hat. Ich werde Skizzen davon anfertigen, damit ich ein Gefühl dafür bekomme, wonach der Königin verlangt."
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Lexes »

Prinz Verden erklärte, dass die beste Stellung davon abhängen würde welche Bedürfnisse die Person an das Bild hätte. Es klang leicht verfänglich, doch vielleicht meinte der Hayllier es auch einfach fachmännisch. Es war schwer ihren fremden Gast zu durchschauen. Der Prinz fügte mit einem Zwinkern hinzu, dass ihre Bedürfnisse sicherlich anders wären als die seinen oder die von Königin Kimura.
"Wir sind froh unserer Königin ein Gemälde von uns zu ermöglichen", sagte Lexes taktvoll und lächelte zurück. Sie konnten auf keinen Fall zugeben, dass sie nicht wollten oder Königin Kimuras Ansprüche nicht gut waren. Egal was sie über die Königin dachten, es war unmöglich einem Außenstehenden die wahren Verhältnisse zu zeigen. Dass sie im Grunde nur 'Palasthuren' waren wie Yukarin es eine Nacht recht vulgär ausgedrückt hatte. Lexes befürchtete, dass Prinz Verden es noch früh genug mitbekommen würde, wenn er länger blieb. Es schien so, als würde dem Adeligen nicht viel entgehen. Er war äußerst aufmerksam.
Der Hayllier zählte auf welche Möglichkeiten es für den Zweck des Bildes gab und schlug dann vor, dass sie ihm demonstrieren sollten was sich die Königin bisher vorgestellt hätte. Er würde einige Skizzen anfertigen. Die beiden Sterne nickten huldvoll.
"Ich glaube, Königin Kimura hat sich zwischen zwei Möglichkeiten noch nicht ganz festgelegt", bemerkte Lexes höflich. Sie hatten sehr unterschiedliche Posen und Mimiken einnehmen müssen. Lexes wusste nicht wie man beides vereinen sollte, doch vielleicht wusste Prinz Verden eine Lösung. Dabei hatte er gesagt, er würde nur in seiner Freizeit etwas malen. Allerdings vermutete Lexes, dass der Mann mal wieder untertrieben hatte.
Yukarin und Lexes räumten die Teeschalen und -gefäße zurück in eine Kiste aus Bambusgeflecht, schlugen darüber ein Seidentuch und verknoteten es anmutig. Dann konnten sie den niedrigen Tisch beiseite räumen, so dass der Hayllier einen ungehinderten Blick auf sie hatte. Lexes setzte sich wieder neben seinen Cousin. Dann legte er ihm eine Hand auf die Schulter. Beide saßen sie im Schneidersitz, sahen Prinz Verden offen an.
"Zunächst ließ sie uns so sitzen ehe sie andere Aufforderungen an uns hatte."

Daraufhin neigte sich Yukarin zu ihm, legte ihm eine Hand aufs Knie und setzte sich leicht versetzt hinter ihn. Er neigte seinen Kopf nah zu Lexes' Hals, fast wie als wollte er ihn küssen, doch dann blickte Yukarin dabei erneut zum Hayllier. Dieser hatte einen großen Zeichenblock erscheinen lassen sowie ein Etui mit mehreren Bleistiften. Die beiden Sterne verharrten geduldig, damit der Adelige Skizzen von ihnen anfertigen konnte.
Schließlich nahmen sie die dritte Pose ein. Yukarin leicht zurückgeneigt, Lexes auf den Knien und über ihn gebeugt. Er lockerte vorne Yukarins Kimono, um eine Hand auf seine Brust zu schieben. Sie sahen sich beide an, ein inniger einstudierter Blick.
Verborgen jedoch von den Blicken des Haylliers, strich Lexes mit seinem kleinen Finger auf Yukarins nackter Haut. Das dharoische simplifizierte Zeichen für Liebe. Sie gaben sich oft diesen versteckten Hinweis, wann immer sie etwas tun mussten was dem anderen vielleicht nicht behagte. Und Lexes wusste genau, dass Yukarin sich nicht gerne vor Fremden entblätterte. Dass er nun einen Streifen seiner nackten Brust zeigen musste, war bereits eine Verletzung seines Ehrgefühls und seinem tiefen Bedürfnis nach Privatheit. Beides aber mussten sie hintenan stellen und so konnte Lexes ihm nur mit dem sanften Zeichen auf der Haut daran erinnern, dass er es nicht tat, um Yukarin zu demütigen.
Lexes wollte seinem Cousin nie weh tun und es quälte ihn, wenn er es musste. Lieber begab er sich selbst in die Rolle, obwohl er sie genausowenig mochte. Doch er konnte sie manchmal leichter einnehmen und sein Ehrgefühl genauso abstreifen wie seine Kleidung.
"Benötigt ihr noch Zeit für diese Skizze?", erkundigte sich Lexes, während sie so posierten. Sobald der Hayllier fertig war, zog er seine Hand zurück und richtete wieder Yukarins Kimono.
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Aerys »

Lexes schien sofort verstand zu haben, was Aerys mit seinen Erklärungen bezüglich der Anforderungen an das Bild meinte, denn er bemerkte höflich, dass Königin Kimura sich zwischen zwei Möglichkeiten noch nicht ganz festgelegt hatte. Aerys nickte verstehend. Wenn er die Königin richtig einschätzte, dann war sie so wie die meisten Frauen, erst recht wie die meisten Königinnen, und schwankte zwischen Macht und Verlangen, ohne einen Gedanken an die Kunst zu verschwenden. Es war eine Schande. Aber wenigstens bot ihm das die Gelegenheit einige Zeit mit Lexes und Yukarin allein zu verbringen und heimlich einige Zeichnungen von ihnen für sich selbst herzustellen. Was die Beiden davon hielten, wusste er nicht. Lexes hatte nur demütig gesagt, dass sie froh wären, ihrer Königin ein Gemälde von sich zu ermöglichen. Für Aerys hatte das vorallem nach Pflichterfüllung geklungen. Allerdings waren die beiden Sterne dermassen beherrscht, dass es schwierig war zu sagen, ob da doch eine heimliche Freude dabei war.

Was auch immer dahinter steckte, sie machten anmutig mit und zeigten ihm die Posen, die die Königin sich von ihnen gewünscht hatte, nachdem sie den Tee beiseite geräumt hatten. Auch das elegant und anmutig. Im Schneidersitz setzten sie sich ihm gegenüber, blickten ihn offen an. Lexes hatte seine Hand auf die Schulter seines Cousins gelegt. Damit konnte Aerys nicht so viel anfangen, doch da er nicht wusste, ob diese Pose hier in Dharo nicht doch etwas zu bedeuten hatte, rief er seinen Zeichenblock und sein Mäppchen mit Bleistiften herbei und begann zu skizieren. Wenn auch nur sehr grob. Lexes und Yukarin waren in den Figuren auf dem Papier kaum zu erkennen. Das war auch nicht nötig. Aerys hatte genügend Fantasie, sich die Gesichter vorzustellen. Momentan ging es mehr um die Körperhaltung und was diese für einen Eindruck machen würde.
Die zweite Pose war schon etwas eindeutiger und verriet Aerys, dass er er mit seiner Vermutung recht gehabt hatte. Königin Kimura liess sich von ihrem Verlangen leiten. Es wurde noch deutlicher, als sie zur dritten Pose kamen. Sehr sinnlich und überaus verführerisch. Dennoch war es überhaupt nicht das, was er als Bild für die beiden Cousins gewählt hätte. Noch nicht einmal für die Sterne. Königin Kimuras Geschmack liess ihn ungeduldig und ungnädig werden. Seine Skizzen wurden gröber, abgehackter.

"Ich werde euch sagen, wenn ihr euch aus der Pose lösen könnt", erklärte er streng, als der goldene Stern danach fragte. Wie kam er überhaupt dazu zu fragen? Sah er denn nicht, wie beschäftigt er war? Nein, natürlich sah er das nicht. Er konnte es nicht sehen. Von ihm wurde verlangt, seinem Cousin in tief in die Augen zu sehen, während er so aussah, als wäre er dabei, ihm diese Seidengewänder von der Schulter zu streicheln. Es war wunderschön und dennoch nicht das richtige. Nicht würdig genug für Lexes und Yukarin. So eine Verschwendung machte ihn immer ganz kribbelig. Hastig zeichnete er weiter, bis er endlich seine Skizzen fertig hatte. Danach schlug er den Skizzenblock abrupt zu, legte ihn beiseite und erhob sich schwungvoll, um dem Ungemach in sich drin Herr zu werden.

"Zeit für eine Pause", bestimmte er selbstverständlich. "Ist noch etwas zu trinken da?" Seine Kunstwerke könnten ihm sicherlich etwas reichen, ehe sie wieder ein umständliches Aufbrühen des Tees abwarten mussten. Darion und Alazir blickten bereits prüfend zu ihm herüber. Schlussendlich drehte Aerys ihnen jedoch den Rücken zu. Er wollte noch etwas mehr Zeit mit Lexes und Yukarin allein verbringen. Ausserdem schien Lexes etwas zu trinken für ihn zu haben. Um sich etwas die Beine zu vertreten, ging er in dem Pavillon hin und her. Viel Platz war nicht, ehe er sich wieder umwenden musste. Doch das machte nichts. Es reichte, um eine vage Idee zu bekommen.
"Hat euch Königin Kimura Posen aufgetragen, bei denen ihr steht?" wollte er neugierig wissen. Die Sterne schien es zu überraschen. Zumindest interpretierte Aerys so die kurze Pause, die entstand.
"Nein, Prinz Verden", gab Yukarin vorsichtig zur.
"Natürlich hat sie das nicht", knurrte Aerys auf hayllisch. "Viel zu schwach. Eurer schlichtweg nicht würdig."
"Ich möchte etwas ausprobieren", verkündete gleich darauf wieder auf dharoisch. "Dazu muss ich euch jedoch berühren." Wenn es hierzu irgendwelche Tabus und Regeln gab, sollten ihm die Sterne nun davon erzählen, ansonsten würde er sie in ein paar verschiedene Posen drücken, die ihm in den Sinn gekommen waren.
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Lexes »

Lexes merkte, dass der Hayllier auch streng werden konnte. Als Lexes seinen Cousin und sich schon von der erniedrigenden Pose befreien wollte, erlaubte es Prinz Verden nicht und bemerkte, dass er es ihnen schon sagen würde, wenn er fertig war. Lexes senkte den Kopf demütig. Er hatte verstanden. Er sollte lieber nicht selbst fragen. Also hielten sie die Stellung, doch sobald es vorbei war, sorgte Lexes dafür, dass Yukarins Kimono wieder ordentlich saß.
Der Adelige hatte noch etwas weiter gezeichnet, doch dann legte er die Skizzen beiseite und erhob sich abrupt, um unruhig hin und her zu gehen. Er entschied, dass es Zeit für eine Pause wäre und verlangte dann nach etwas zu trinken.
"Natürlich, Prinz Verden." Dem Hayllier schien nicht der Sinn nach Tee zu stehen und so griff Lexes nach der Wasserkaraffe mit Orangenblüten drin und goss dem Mann etwas ein. Prinz Verden trank eher abwesend ehe er wieder hin und her ging. So viel Unruhe machte auch Lexes etwas angespannt. Außerdem hatte ihnen der Hayllier gerade einen ersten Eindruck gegeben, dass er nicht nur freundlich mit ihnen umgehen konnte. Es machte Lexes gleich viel vorsichtiger und angespannter.
Hatten sie etwas falsch gemacht?
Der Hayllier ging weiter hin und her ehe er fragte, ob sie auch Posen hätten bei denen sie stehen würden. War das notwendig für das Gemälde? Lexes hatte geglaubt, es würde nur ihre Oberkörper zeigen, aber vielleicht wollte Prinz Verden mehr. Er tauschte einen Blick mit Yukarin aus, der auch überrascht schien.
Dieser sagte dann schließlich ihrem Gast, dass sie das nicht hatten. Sofort knurrte der Mann etwas auf hayllisch. Es klang leicht aggressiv und Lexes spannte sich noch weiter an. Was hatte er gesagt? Lexes fragte lieber nicht nach, zudem sprach Prinz Verden gleich auf dharoisch weiter und wollte etwas mit ihnen ausprobieren. Er würde sie dazu berühren müssen.
"Natürlich, Prinz Verden", antwortete Lexes wieder. Sie wollten ja schließlich, dass ihnen der Adelige näher kam und bei den Berührungen würde sich vielleicht eine Gelegenheit auf mehr geben. Trotzdem war Lexes vorsichtig, seitdem Prinz Verden einen anderen Tonfall angeschlagen hatte. Das hier war nicht mehr das freundliche Geplänkel des Festmahls.

Prinz Verden kam auf sie zu und forderte Lexes auf sich zu erheben. Er tat es anmutig und dann begann der Hayllier bereits sie in Position zu rücken. Yukarin sollte vor ihm knien. Der Adelige führte Lexes Hand nach vorne, schob sie zu Yukarins Wange, wo er sachte mit dem Handrücken über die Wange seines Cousins strich.
So mussten sie verharren und Prinz Verden begann erneut zu skizzieren. Es war eine ganz angenehme Position und längst nicht so provokant wie Lexes befürchtet hatte. Trotzdem schien der Adelige nicht zufrieden und sie mussten die Plätze wechseln, so dass Lexes kniete und Yukarin derjenige war, der ihm über die Wange strich.
Vielleicht gefiel ihm die Verteilung dieser Rollen besser. Sie warteten geduldig ehe Prinz Verden die Skizze beiseite schlug. Anscheinend genügte das auch nicht. Lexes sollte sich wieder erheben und der Hayllier kam zu ihnen, um sie in eine neue Position zu drücken. Er schien keinerlei Berührungsängste zu haben. Wirklich sinnlich waren die Berührungen dennoch nicht. Prinz Verden schien ganz vertieft darin das passende Motiv zu finden, als dass er eine Ausrede suchte sie anfassen zu können.
Lexes ließ sich in die geforderte neue Stellung rücken. Immer mehr formte sich in ihm der Verdacht, dass Prinz Verden nicht nur in seiner Freizeit malte, sondern mit Leib und Seele Künstler war. Ansonsten hätte er vielleicht die erstbeste passable Stellung gewählt und mit dem eigentlichen Gemälde begonnen.
Oder er fand einfach gefallen sie in verschiedenen Situationen zu beobachten und zu zeichnen. Geduldig ließen die beiden Sterne es über sich ergehen und versuchten den Anweisungen des Haylliers so gut es ging zu folgen.
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Aerys »

Es gab keine höfliche Warnung oder vorsichtig formulierte Bedenken. Nur ein schlichtes Einverständnis. Oder viel mehr eine Bestätigung des Selbstverständnisses, dass es ihm erlaubt war, die Sterne zu berühren. So etwas hatte er schon vermutet. Allerdings war er davon ausgegangen, dass es bestimmte Beschränkungen gab. So wie Lexes ihm nun antworte und Yukarin ergeben nickte, wirkte es vielmehr so, als dürfe er alles mit den Sternen tun. Die Rechnung würde dann wahrscheinlich später kommen. Die beiden Cousins waren auch überaus attraktiv und verlockend. Doch Aerys wollte sie zu seinen Kunstwerken machen und nicht einfach nur ein paar Nächte lang über sie verfügen. Dazu wollte er ihnen erst näher kommen, bevor sie körperlich intim wurden. Davon abgesehen hatte es ihn gerade viel zu sehr gepackt, ein angemessenes Bild der beiden Sterne zu malen.

"Silberner Stern, knie dich hin. Aufrecht, ja so ist es gut", begann nach einem letzten Schluck Orangenwasser bereits wieder zu modulieren. Die eben verkündete Pause hatte er gar nicht wahrgenommen.
"Goldener Stern, steh auf", forderte er er drängend. Er hatte so eine Ahnung, was er zeichnen könnte. Ohne scheu fasste er Lexes an seiner Hüfte und schob ihn hinter Yukarin, leicht versetzt. Wissend, dass die Cousins eine enge Bindung hatten, lenkte er Lexes Handrücken an Yukarins Wange. Eine hauchzarte, vertraute Berührung. Diese Komposition war schon besser und hob seine Laune. Eifrig begann er erneutz zu skizzieren. Die zwei waren so wunderschön. Es gäbe herrliche Bilder von ihnen anzufertigen.
"Wechselt die Plätze", verlangte er nachdem er die Skizze fertig hatte. Er wusste zwar schon, dass diese Pose nicht das war, was er für das Bild der Sterne von Dharo suchte. Dazu zeigte es viel zu sehr Lexes und Yukarin und nicht die Machtinsignien von Dharo. Doch er wollte sehen, wie sich die Dynamik änderte, wenn der jeweils andere Stern stand, respektive kniete. Es waren nur Nuancen, die ausser ihm wohl kaum jemandem auffielen, in der Grösse des Bildes jedoch einen Unterschied machten.

"Steh nun auch wieder auf, goldener Stern", befahl er Lexes, nachdem er mit einer weiteren Skizze fertig war. Der Prinz hatte schnell gelernt und fragte nicht mehr nach, wenn eine Pose beendet war. Stattdessen hielten nun beide Sterne geduldig still, bis er jeweils fertig war. Ein Teil von ihm war sich durchaus bewusst, dass er ihnen bereits einiges abverlangte. Der Drang des Künstlers in ihm hatte jedoch keine Geduld, die Ideen auf ein nächstes Treffen zu verschieben. Entsprechend zielstrebig drängte er seine Motive in verschiedene Positionen. Stellte sie unterschiedlich zu einander hin, skizzierte dazu fahrig weiter. Er konnte spüren, wie er der richtigen Position immer näher kam. Er würde etwas finden, was die Sterne von Dharo würdig darstellte und trotzdem noch die Bedürfnisse von Macht und Verlangen von Königin Kumura zu erfüllen.

Nach einer weiteren, inzwischen schon fast unzähligen Skizzen legte Aerys den Block beiseite und ging auf die beiden geduldigen Sterne zu. Andere mochten es vielleicht nicht sehen, doch sie waren noch viel zu angespannt, zu steif für das was ihm vorschwebte. Allerdings war das ein Thema für ein anders Treffen. Heute ging es nur um die Pose.
"Goldener Stern, tritt einige Schritte zurück", forderte er nachdenklich von Lexes. Ihm kam der Gedanke, dass er die zwei viel zu nah zueinander gesetzt hatte. Zu sehr von dem Bild inspiriert, dass die Beiden beim Ende ihres Fächertanzes geboten hatte.
"Silberner Stern, bewege dich etwas mit mir. Ich führe dich", erklärte er Yukarin vage, was er vor hatte. Vorallem desswegen vage, weil er sich selbst noch nicht so sicher war, was er tun würde. Nachdenklich stellte er sich vor den Krieger, griff nach seiner Hand und legte sie sich sacht auf seine Hüften, hielt sie dort fest. Seine freie Hand legte er Yukarin auf die Hüfte, ehe er ein Schritt zur Seite machte und so seitlich zu ihm versetzt stand. Ja, das war gut. Er war auf dem richtigen Weg. Langsam begann er vorwärts im Kreis zu gehen, so dass Yukarin ihm folgen musste und sie anmutig umeinander herum gingen. Die Bewegung tat gut, um die Körperhaltung etwas aufzulockern.
"Sehr gut", befand Aerys zufrieden. "Behalte deinen anmutigen, aufrechten Gang bei. Passe dich meinem Tempo an. Auch wenn ich meine Hand von deiner Hüfte nehmen." Er hätte es wohl kaum sagen müssen. Yukarin liess sich federleicht führen. Sachte löste er den Druck etwas von Yukarins Hüfte und schob seine Hand nach oben. Sanft glitt sie über den seidigen Mantel über die Taille, die Brust, das Schlüsselbein, ehe er sie auf Yukarins Hals ruhen liess. Fast so, als wolle er ihn würgen. Während seine Hand nach oben gewandert waren, waren sie langsamer geworden. Nun blieb Aerys gänzlich stehen und Yukarin passte sich ihm sofort an. Durch die Hand an seinem Hals, konnte er den Kopf des Kriegers zu sich drehen. Mit dem Daumen fuhr er unter das Kinn, drückte es sanft, aber bestimmt etwas nach oben, so dass Yukarin zu ihm aufschauen musste. Er tat es gehorsam. Schien aber nicht wirklich hier zu sein. Gerade war nur der silberne Stern anwesend. Aerys löste seinen Daumen von dessen Kinn und strich stattdessen sachte damit über die sinnlichen Lippen des Kriegers, öffnete sie ein ganz klein wenig. Wie für die Andeutung eines Gedankens an einen Kuss.

"So bleiben", schnurrte Aerys zufrieden. "Jetzt zu dir goldener Stern." Vorsichtig löste er sich von Yukarin und trat zu Lexes. Nachdenklich schaute er ihn an, ehe er um ihn herum ging und sich hinter ihn stellte. Schwer legte er ihm die Hände auf die Schultern, liess sie über die Oberarme und schliesslich über die Unterarme des Prinzen gleiten. Zum Schluss hielt er ihn an den Handgelenken fest, liess ihn absichtlich etwas gefangen fühlen. So führte er ihn an die Stelle zu Yukarin, an der er eben selbst noch gestanden hatte. Seitlich zu ihm versetzt, Yukarins Hand auf seiner Hüfte, die eigenen Arme locker herabhängend. Aerys liess Lexes los und trat wieder um ihn herum, um ihm von vorne mustern zu können. Ihn forschend anblickend, hob er auch hier seinen Daumen, um damit über Lexes sanften Lippen zu streichen und sie leicht zu öffnen. Sacht strich er ihm mit Zeigefinger und Mittelfinger über den Kieferknochen, hielt sein Kinn behutsam fest und drängte ihn so dazu, seinen Kopf fest zur Seite zu drehen. So, dass er über seine eigene Schulter blickte. Aerys drängte ihn dazu, den Kopf etwas nach unten zu neigen. Als würde er auf Yukarins Brust blicken und sich verstohlen schutzsuchend an ihn kuscheln wollen.

Das war es. Aufgeregt eilte Aerys zu der Seite des Paares, wo er Yukarins Brust und Lexes's Rücken vo sich hatte. Durch die Pose wirkte Lexes etwas kleiner als sein Cousin, doch das war ganz gut. Eifrig schlug er seinen Notizblock auf und begann wieder zu skizzieren. Langsamer diesmal. Und viel genauer. Er merkte zwar, dass das auch noch nicht ganz das richtige war, doch es war nah genug dran, um eine genauere Skizze anzufertigen.
"Wie heisst eigentlich dieses Gewand, das ihr hier anhabt?" wollte er abwesend wissen.
"Es wird Kimono genannt, Prinz Verden", erklärte Yukarin ihm höflich, auch wenn er ihn nicht sehen konnte.
"Und was hat es mit diesen Lagen auf sich?" bohrte Aerys nach. "Das was am Kragen zu sehen ist. Das sind doch mehrere lagen dieser Kimonos und nicht nur ein täuschender, aufgenähter Aufsatz, nicht wahr? Haben die etwas zu bedeuten?" Respektive, was hatte es zu bedeuten, wenn man nur einen Kimono trug und dann auch noch einen, der diesen besonderen Nackenausschnitt hatte? Aerys hatte so eine Ahnung, doch er wollte es gerne erklärt bekommen.
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Lexes »

Der Hayllier probierte noch weitere Motive durch, befahl ihnen dabei wie sie zu stehen hatten oder schob sie gleich selbst in Position. Lexes bekam den Eindruck, dass der Fremde dies sehr gewohnt war und nicht das erste Mal tat. Vermutlich hatten seine seltsamen Begleiter ebenfalls schon oft Modell stehen müssen, die beiden jüngsten definitiv.
Doch Prinz Verdens Interesse schien momentan nicht über das Zeichnen hinauszugehen. Er war eindeutig ein Künstler im Herzen und seine Arbeit war ihm wichtiger als sich sinnlichen Genüssen hinzugeben. Andernfalls hätte er sie vielleicht eindeutiger berührt und sich dabei mehr Zeit gelassen, doch sobald sie in Position standen begann er sofort wieder wie getrieben zu zeichnen. Es machte Lexes angespannt den fremden Mann dabei zu beobachten, doch Yukarin und er waren es gewohnt in Position geschoben zu werden und sie konnten sehr lange in einer einstudierten Pose ausharren.
Dann forderte Prinz Verden ihn auf zurückzutreten. Lexes tat wie befohlen, während er beobachtete wie der Hayllier sich Yukarin näherte und ihn führte, fast wie bei einem Tanz. Kein dharoischer Tanz, sondern jene, die man in Klein-Terreille oder Dhemlan tanzte. Er schob Yukarins Hand zu seiner eigenen Hüfte, die eigene Hand bei Yukarin und ging langsam im Kreis. Lexes wusste nicht recht zu was es gut sein sollte, doch es sah sehr elegant aus. Prinz Verden lobte Yukarin für seinen anmutigen, aufrechten Gang und wollte, dass sich Yukarin ihm anpasste. Natürlich gehorchte Yukarin.
Sie drehten sich langsam weiter, während der Hayllier begann Lexes' Cousin zu streicheln. Langsam strich er von der Hüfte über die Teile und dann die Brust hoch bis er beim Schlüsselbein angelangt war und die Finger über den Hals glitten. Beide blieben stehen und der Adelige drehte Yukarins Kopf leicht zu ihm. Dann drückte er das Kinn sanft nach oben.
Lexes fragte sich, ob diese Berührungen noch im Dienst des Bildes geschahen oder weil Prinz Verden die Berührungen genoss. Vielleicht auch beides. Der Daumen strich über Yukarins Lippen, schoben sie ganz leicht auseinander. Nicht mehr viel und Yukarin hätte an der Fingerspitze saugen können. Lexes beobachtete es mit neutraler Miene, insgeheim sorgte er sich viel zu stark um Yukarin und ob er auch gut behandelt wurde.
Doch der Hayllier löste sich von Yukarin ehe er Lexes länger ansah. Offensichtlich war er nun an der Reihe. Der Adelige kam zu ihm, ging langsam um ihn herum. Lexes beherrschte sich nicht dem Gang zu folgen, obwohl er Prinz Verden gerne im Auge behalten hätte. Besonders als sich der andere Prinz hinter ihn stellte und ihm die Hände auf die Schultern legte.
Doch es war nicht das erste Mal, dass Lexes sich in einer hilflosen Position befunden hatte und was das anging, war dies hier noch relativ harmlos. Dennoch war sein Körper über die Maßen angespannt. Er kannte den Mann nicht, es war bisher schwer ihn einzuschätzen.

Die Hände des Adeligen strichen über Lexes' Oberarme, weiter hinunter bis zu seinen Handgelenken, wo er ihn festhielt. Etwas was Lexes überhaupt nicht behagte und entsprechend starr blieb er stehen, obwohl er wusste, dass er sich hingeben sollte. Er versuchte sich in seine Rolle zu begeben und sich geschmeichelt von den Berührungen zu zeigen. Denn für das Bild waren sie sicherlich nicht notwenig.
Lexes wurde an den Handgelenken zurück zu Yukarin geführt, wo der Adelige sie gemeinsam drappierte. Prinz Verden kam um ihn herum, sah ihn direkt in die Augen. Es war überraschend wie tief dieser Blick ging, wo hier solche direkten Blicke eher selten waren. Zu aggressiv, zu forsch. Doch der Hayllier schien weniger zurückhaltend zu sein. Ungeniert fasste er Lexes am Kinn, strich höher und über seine Lippen. Die goldenen Augen funkelnd und intensiv. Lexes hielt gehorsam still. Dass ihn andere berührten, war er gewohnt. Selbst wenn es ihm nicht gefiel, besonders wenn er keine Kontrolle darüber hatte was man ihm angestellt wurde. Er ließ sich die Lippen leicht teilen und dann seinen Kopf neigen wie es der Adelige wünschte. Anscheinend so, dass er zu Yukarins Brust blickte, kurz davor sich an ihn zu schmiegen.
Wenigstens waren sie zusammen.
Prinz Verden schien endlich zufrieden mit den Positionen und eilte zurück zu seinem Skizzenblock, um wieder zu zeichnen. Gehorsam verharrten die beiden Sterne in ihren Positionen. Lexes lauschte dem raschen Kratzen des Stiftes. Irgendwie klang es beruhigend.
Während der Hayllier zeichnete, fragte er sie nach ihrer Kleidung und Yukarin erklärte ihm, was ein Kimono war. Prinz Verden wollte jedoch noch mehr wissen, vor allem über die verschiedenen Lagen und ob diese etwas zu bedeuten hatten.
"Es gibt immer mindestens ein Untergewand, den Juban. Dazu ein schmaler Gürtel. Darüber wird der Kimono mit einem prachtvolleren Gürtel getragen. Es gibt Statusunterschiede je nachdem wie lang der Kimono ist und wie lang die Ärmel sind", erklärte Lexes. "Auch die Art des Musters kann den Status hervorstreichen."
Die Erklärung allein schien dem Adeligen jedoch nicht zu genügen und er fragte nach dem Kimono, den sie beim Fächertanz getragen hatten. Wieso dort der Nacken so freigelassen worden wäre. Ausgerechnet das. Prinz Verden war wirklich sehr scharfsinnig.
"Der tiefe Nacken wird nur von Kurtisanen verwendet", gab Lexes zu. "Künstler, die Tänze und Gesänge aufführen. Aber auch andere sinnlichere Künste anbieten", fügte er hinzu. Es hatte keinen Sinn dies vor dem Hayllier zu verbergen. Wenn er länger hier blieb, würde er es irgendwann selbst erfahren. Natürlich hatte er damit enthüllt, dass auch Yukarin und er dafür zu haben waren, doch vermutlich hatte sich der Adelige dies längst gedacht. Sie trugen zwar edle Gewänder, aber im Grunde waren sie Lustsklaven und jeder Dharoer sah es auch an ihren Kimonos.
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Aerys »

Wie er vermutet hatte, liess sich aus der Kleidung der Dharoer einiges über ihren Stand ablesen. Das war in unterschiedlichen Formen noch an jedem Ort so gewesen, den er besucht hatte. Wobei er zugeben musste, dass es hier in Dharo besonders komplex zu sein schien. Die Länge des Kimono, der Gürtel, die Art der Muster und wahrscheinlich gab es noch viele Zeichen mehr. Aerys würde Iphis und Darion darauf ansetzen, mehr darüber zu erfahren, damit er die Zeichen auch lesen konnte. Diese Dharoer taten so, als würden sie viel Wert auf Zurückhaltung und Höflichkeit legen, wollten aber genau so gesehen und erkannt werden. Auch hier war Status und Rang wichtig.
"Und was hat es mit diesem neckischen Kimono vom Fächertanz auf sich?" bohrte er neugierig nach. "Wieso wird dort der Nacken freigelassen, wo es den silbernen Stern doch so reizvoll zum Erröten bringt?" Allein die Erwähnung davon schien Yukarin schon fast wieder zum Erröten zu treiben. Auch wenn er sich zu beherrschen versuchte und nur kurz verlegen die Augen niederschlug.
Es war dann auch Lexes, der antwortete. Der tiefe Nacken würde nur von Kurtisanen verwendet. Dieses Dharoische Wort einer Bezeichnung oder eines Titels kannte Aerys nicht. Es schien zu spezifisch zu sein. Er hatte schliesslich nur knapp zwei Jahre Zeit zum Lernen gehabt und Aerys hatte das Gefühl, dass er so einige, unanständige oder für den Adel nicht notwendige Bereiche der Sprache nicht beigebracht bekommen hatte. Zunächst führte Lexes' Erklärung ihn auch in eine ganz andere Richtung, als was er vermutet hatte, was eine Kurtisane war. Ehe Lexes schliesslich hinzufügte, dass Kurtisanen auch andere, sinnlichere Künste anböten.

"Sinnlichere Freuden?" hakte Aerys ungeniert nach, während er sich weiter auf seine Zeichnung konzentrierte. Die Dharoer waren dermassen zurückhaltend und versteckt mit ihren Aussagen, dass man nie so genau sicher sein konnte, was sie denn meinten. Lexes konnte gemeint haben, dass Kurtisanen Massagen anböten, oder sich vielleicht auszogen beim Tanzen, aber nicht mehr. Das würde zumindest erklären, warum die beiden Sterne, insbesondere Lexes so angespannt gewesen war, als er sie berührt hatte. Als wären sie es nicht gewohnt, angefasst zu werden. Vielleicht war Aerys, trotz Nachfrage, mit seinen Berührungen zu weit gegangen für das zarte dharoische Gemüt. Andererseits konnte Lexes durchaus eine Umschreibung für Lustdiener gemeint haben, nur dass man das hier nicht so deutlich aussprach. Yukarin zumindest schien allein die Nachfrage danach dermassen in Verlegenheit zu bringen, dass seine Wangen nun tatsächlich erröteten. Wie Aerys sah, als er einmal kurz den Blick hob.
"Es scheint jedenfalls etwas zu sein, worüber wir besser nicht sprechen werden, wenn ich mit Farbe male", schmunzelte der Prinz und war wieder ganz hingerissen von der zarten Röte auf Yukarins heller Haut. Abgelenkt davon, legte er seine Zeichensachen beiseite und erhob sich. Behutsam näherte er sich den Sternen, um Yukarin mit dem Fingerrücken über die leicht rosafarbene Wange zu streicheln.
"Bezaubernd", murmelte er versonnen. "Zum küssen. Auch wenn ich nicht glaube, dass wir uns über etwas unterhalten haben, weswegen du dich zu schämen brauchst, silberner Stern." Aerys trat wieder etwas zurück und streckte sich etwas.
"Ihr könnt euch jetzt wieder lösen", informierte er seine Modelle. Er hatte den ganzen Nachmittag über gezeichnet und die Sonne stand schon tief. Bald würde ohnehin nicht mehr genügend Licht für weitere Skizzen sein.
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Lexes »

„Sinnlichere Freuden?“, fragte der Adelige. Lexes hatte eigentlich gedacht, er wäre deutlich genug gewesen. Und nicht zuletzt Yukarions Reaktionen waren sicher Antwort genug, denn sein Cousin begann wieder zu erröteten und blickte sogar einmal rasch zu Boden. Offensichtlicher konnte es wirklich nicht sein.
Lexes beschloss die Frage zunächst nicht zu beantworten. Er wollte Yukarin nicht noch weiter beschämen in dem sie so offen darüber redeten. Sie konnten sich ihre Partner meist nicht aussuchen und mussten den Anweisungen der Königin und ihrer Familie folgen. Natürlich waren sie darauf trainiert auch Genuss aus diesen Diensten zu ziehen. Sie hatten genügend Übung und Erfahrung sich jederzeit in Stimmung zu versetzen. Es bedeutete aber nicht, dass es ihnen immer gefiel. Zudem vermutete Lexes, dass es manchmal stark an Yukarins Ehrgefühl kratzte sich diesen Diensten hingeben zu müssen.
Der Adelige bemerkte dann von selbst, dass dieses Thema nichts wäre was sie besprechen sollte, wenn er mit Farbe malen würde. Womit er offensichtlich Yukarins zarte Röte meinte. Immer wieder sah Prinz Verden zu Yukarin ehe er seinen Skizzenblock beiseite legte und zu ihm trat, um ihm behutsam über die rosa Wangen zu streicheln. Die Berührung war sanft, die Selbstverständlichkeit Yukarin einfach so zu berühren war alles andere als das. Dies war ein Mann, der gewohnt war das zu bekommen was er wollte.
Prinz Verden nannte Yukarins Röte bezaubernd und dass sie zum Küssen einlud. Vielleicht konnten sie den Hayllier auf diese Weise verführen, doch Yukarin schien viel zu eingenommen von den Bemerkungen und der Berührung, um es für sich zu nutzen. Lexes wunderte es nicht. Sein Cousin war sehr zurückhaltend.
Zumindest bemerkte der Hayllier, dass Yukarin nichts getan hätte weswegen er sich schämen müsste. Dann trat er wieder zurück, streckte sich. Es war ein durchaus schöner, durchtrainierter Mann. Lexes fragte sich wie der Sex mit ihm ablaufen würde, doch sie würden es sicher früh genug herausfinden.
Prinz Verden erlaubte ihnen dann, dass sie sich lösen könnten. Vielleicht hatte er genügend Skizzen angefertigt. Der Nachmittag war auch beinahe vorüber, wenn Lexes so den Lichtfall betrachtete. Er hatte nicht realisiert wie lange sie in den Posen ausgeharrt hatten. Er legte seine Hand auf Yukarins Schulter, beschützend sowie festhaltend. Ein weiteres Lockern würde er sich in Gegenwart des Gastes sicherlich nicht gestatten. Er wandte nur den Kopf und sah kurz zur Brücke. Die Begleiter des Adeligen hatten längst die Fische gefüttert, wahrten aber dennoch ihre Distanz. Eindeutig waren sie alle Prinz Verden untergeordnet, selbst der beeindruckende eyrische Kriegerprinz. Wie hatte der Mann dies geschafft? Geld? Macht?
„Wünscht ihr ein weiteres Motiv?“, erkundigte sich Lexes, doch der Adelige betrachtete nur seine diversen Skizzen, die er gemacht hatte, und meinte, dass es genug wäre.
„Ich hoffe, es hat euch inspiriert. Gerne stehen wir euch wieder Modell“, bot Lexes an. Er vermutete, dass dieses Bild mit Ölfarben länger dauern würde.

Dem Hayllier schien etwas anderes einzufallen. Ob sie ihre Fächer dabei hätten und ihm etwas demonstrieren könnten.
„Es tut uns leid, wir waren nicht darauf vorbereitet. Unsere Juwelen sind in der Halle der Relikte ausgestellt und wir können nicht auf unser Juwelengepäck zugreifen“, erklärte Lexes, versuchte es natürlich möglichst neutral klingen zu lassen.
Es war dann Yukarin, der sie rettete indem er einen Fächer aus seinem langen Ärmel zog. Anscheinend war sein Cousin wenigstens vorbereitet. Prinz Verden zeigte sich erfreut und wollte einige Bewegungen des Fächertanzes noch einmal sehen, jedoch in langsamerer Form. Yukarin tat ihm natürlich den Gefallen und tanzte die Figuren langsam aber äußerst anmutig vor. Prinz Verden beobachtete alles mit Interesse ehe er forderte, dass Yukarin den Fächer weitergab. Lexes war anscheinend an der Reihe die Bewegungsabfolgen zu demonstrieren.
Es kam ihm nicht ganz richtig vor. Wie als würden sie dem Fremden ihre innersten Geheimnisse preisgeben müssen. Sie hatten hart an dieser Choreographie gearbeitet. Zu hart, als dass irgendein Fremder sie auseinander pflückte.
Aber was der Hayllier wollte, bekam er anscheinend. Lexes lächelte nur huldvoll und nahm schließlich den Fächer entgegen, um die ersten Bewegungen zu zeigen. Prinz Verden unterbrach ihn, hieß ihn an zu warten. Dann ging er um ihn herum und schob sich dicht an ihn, presste seinen Körper gegen Lexes, bis hin zu den Armen. Es war mehr Körperkontakt als sie bisher gehabt hatten. Wieder hatte Lexes das Gefühl, als würde ihm der Hayllier etwas rauben wollen.
Doch er begann sich langsam zu bewegen und der Adelige folgte ihm.
„Ihr habt eine gute Körperbeherrschung, Prinz Verden“, lobte er den Hayllier und lächelte sacht. Er sollte sich auf die Nähe einlassen. Lexes begann die nächste Figur etwas sinnlicher. Sie hatte ohnehin schon alle Bedeutung der Geschichte verloren. Eigentlich war es mehr als treffend. Dass sie ihre Geschichte nahmen und sie benutzten, um jemanden zu verführen.
Wie hatte Yukarin gesagt? Bessere Palasthuren.
Lexes lehnte sich leicht an den Adeligen, beugte sich bei einer Figur etwas mehr vor als nötig und gab Prinz Verden ausreichend Gelegenheit ihn zu spüren. Er drehte den Kopf, so dass ihre Wangen sich fast berührten.
„Wenn ihr wünscht, so können wir euch noch weitere Tänze zeigen“, bot er leise an und lächelte.
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Aerys »

Er bekam keine Antwort darauf, was nun mit den sinnlicheren Freuden gemeint war. Gütige Dunkelheit, diese Geschichten am Hof waren immer so kompliziert. Wären Lexes und Yukarin nicht so verführerisch hätte er dieses Geplänkel gehasst. So hingegen beobachtete er nur verstolen, wie Lexes seinem Cousin die Hand auf die Schultern legte. Es hatte eine Mischung von Mut zusprechen und sich selbst verzweifelt festhalten. Es war ergreifend.
"Hmm, ich denke, ich habe genügend Ideen und Inspirationen bekommen", wehrte er das Angebot nach einem weiteren Motiv ab und blätterte sicherheitshalber seine Skizzen durch. Ja, fürs erste reichte es. Jetzt musste er sich erst klar werden, in welche Richtung er weiter gehen wollte.
"Es war überaus inspirierend", lächelte Aerys charmant. Auch wenn es ihn zu vielem inspiriert hatte, was sicherlich nicht in Königin Kimuras Sinne war.
"Das wird auch nötig sein, dass ihr mir noch weiter Modell steht", nickte er nachdrücklich. "Das heute war erst zur groben Einschätzung der Pose gedacht. Selbst wenn diese dann fest steht, braucht es noch einige Treffen, bevor ich überhaupt mit dem eigentlichen Bild anfangen kann. Es muss noch entschieden werden, welche Kleidung ihr tragen werdet, an welchem Ort ich euch malen will, respektive, was es für einen Hintergrund geben soll. Und natürlich auch eure Schminke und eure Frisur..." Aerys Gedanken packten ihn, liessen ihn sich verschiedenes vorstellen. Die Frage war nur, ob man die Haare auch anders gestalten durfte, oder ob es immer diese strengen, ordentlichen Frisuren sein musste. Er würde ja zu gerne sehen, wie die Cousins mit offenen Haaren aussähen. Bestimmt unglaublich verführerisch. Doch die Frisuren und die Schminke würde vom Rest der Kleidung und der Pose abhängen.

"Habt ihr eure Fächer dabei?" fragte er unvermittelt. Er hatte eine Idee bekommen. "Ich würde gerne noch etwas gezeigt bekommen." Er hatte so eine vage Idee. Doch dafür musste er wissen, ob das auch stimmig war. Musste spüren, ob es passte. Leider erteilte Lexes ihm eine Absage. Sie wären nicht darauf vorbereitet gewesen und da ihre Juwelen in der Halle der Relikte ausgestellt wären, könnten sie nicht auf ihr Juwelengepäck zugreifen. Aerys stiess ein finsteres Knurren aus. Es hätte ihn nicht überraschen dürfen. Es überraschte ihn auch nicht wirklich. Wütend machte es ihn trotzdem. So edle Sklaven behandelte man nicht so. Königin Kimura liess so viel Potenzial ungenutzt. Es wurde höchste Zeit, dass er ihr die Sterne abnahm. Bevor er seiner Wut jedoch weiteren Ausdruck verleihen konnte, zauberte Yukarin einen kleinen Fächer aus seinem langen Ärmel.
"Sehr gut", nickte Aerys beeindruckt. Diese Kimonos waren wirklich faszinierende Kleidungsstücke. Was man in diesen Ärmeln wohl noch so alles verbergen konnte? "Zeig mir bitte noch einmal etwas von diesem Fächertanz. Nur langsamer." Yukarin neigte ergeben den Kopf und gehorchte. Überaus verführerisch und anmutig. Die Röte auf seinen Wangen war jedoch verschwunden. Zu seiner Überraschung zeigte ihm der silberne Stern Figuren aus dem Tanz von dem Empfangsabend. Aerys hatte grundsätzlich sehen wollen, wie man mit dem Fächer tanzte. Er hatte nicht eine weitere intime Vorführung fordern wollen. Um Yukarins Wangen nicht wieder rot werden zu lassen, sagte er jedoch nichts, sondern schaute nur aufmerksam zu, um ein Gefühl dafür zu bekommen.
"Und nun du, goldener Stern", forderte er nach einer Weile. Sein Instinkt sagte ihm, dass er Lexes mit dem Fächer malen würde und nicht Yukarin. "Einen Moment noch." Gesehen hatte er genug. Zumindest für jetzt. Nun musste er spüren. Deswegen trat er geschmeidig hinter Lexes, ehe er sich dicht an ihn schob. Die Beine dicht an dicht ehe er die Arme an die von Lexes schmiegte. Wieder war der Prinz unglaublich angespannt. Aerys konnte spüren, wie er sich zwang, ruhig zu werden, sich zu entspannen, damit seine Bewegungen geschmeidig werden konnten. Aufmerksam folgte Aerys den Bewegungen, gab sich ihnen hin und wollte spüren, wie es war, mit dem Fächer zu tanzen.

"In Hayll ist es Sitte, dass alle Tanzen und nicht nur die... Künstler", erklärte er ruhig und erwiderte das Lächeln. "Gesellschaftliche Tänze können recht komplex sein und die Figuren gelingen nicht, wenn man keine gute Körperbeherrschung hat." Einmal davon abgesehen, dass es zu der Erziehung eines Adeligen gehörte. Es fing damit an, wie man stand, sass oder ging. Dann kam der Tanz und das Fechten hinzu. Es war ein strenger Drill.
Ohne, dass die Figuren anders wurden, began sich doch etwas zu ändern. So leicht, dass es Aerys kaum merkte. Er wurde sich nur Lexes Körper immer deutlicher bewusst. Der Prinz lehnte sich leicht an ihn. Drehte seinen Kopf, so dass sich ihre Wangen beinahe berührten. Aerys konnte die sanfte wärme des goldenen Sterns überdeutlich spüren und für einen kurzen Moment, so lang wie der Schlag eines Schmetterlings, spürte er den nur durch dünne Seidenstoffe geschützten Hintern von Lexes an seinen Lenden entlang streifen. Viel zu verführerisch.
"Oh, an euren Tänzen werde ich mich nie satt sehen können", raunte Aerys samten und genoss das hübsche Lächeln des Prinzen. Selbst wenn es zu seinen Aufgaben als Lustsklave oder Kurtisane oder was auch immer gehörte. Prompt schlug Lexes leise vor, dass sie dazu in einen gemütlicheren Salon gehen sollten. Also gab es in Dharo weniger heisse Stelldicheins im Park. Dabei war der Pavillon gemütlich genug dafür. Besonders im Licht der untergehenden Sonne. Unwillkürlich fragte Aerys sich, wie der Sex in Dharo so ablief. Hier waren alle stets so darauf bedacht, das alles in Harmonie und edler Eleganz war. Ob man hier auch so den Sex hatte? Nur verstohlen die Kimonos lüftete und sich dabei kaum bewegte, bis man kam, damit auch ja kein Haar aus diesen sorgsamen Frisuren entkam?

"Leider ist es bald Abendessenszeit", wehrte Aerys die Einladung in den Salon schweren Herzens ab und trat einen Schritt von Lexes zurück. "So schön der Nachmittag auch war, ich fürchte, meine Begleiter würden nicht glücklich sein, wenn ich sie hungern liesse." Bevor Aerys mit den Sternen schlief, wollte er mehr über sie wissen und erst recht, wenn er mit Lexes und Yukarin schlief.
*Alazier, treib alle zusammen und kommt zurück. Es ist an der Zeit uns in unsere Gemächer zurück zu ziehen*, sandte er seinem rotgewandeten Kunstwerk.
"Ich freue mich jedoch, auf unser nächstes Treffen", versicherte er Lexes und Yukarin freundlich. "Nehmt dann doch eure Rüstungen und Schwerter mit, die für euch angefertigt wurden. Ebenso die Kimonos und Fächer, die ihr zum Tanzen braucht. Ich will mir davon womöglich etwas fürs Gemälde aussuchen." Sicher war er sich nicht.
"Und danke für den Tee. Er ausgezeichnet geschmeckt. Daran könnte ich mich gewöhnen. Jeden Nachmittag so eine Zeremonie zu geniessen. Ich fürchte, ich werde dich mit mir nehmen müssen, silberner Stern, damit ich das haben kann." Neckisch zwinkerte er dem Krieger zu.
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Re: Der silberne und der goldene Stern von Dharo

Beitrag von Lexes »

Die sanfte subtile Verführung schien dem Adeligen zu gefallen, denn bald raunte er, dass er sich an den Tänzen nie würde sattsehen können.
"Wir zeigen euch gerne noch weitere Tänze", bot Lexes mit ebenso samtener Stimme an. "Wenn ihr euch in einen gemütlichen Salon zum Abend zurückziehen möchtet mit uns..."
Yukarin sollte bloß nicht im Hintergrund erröten, weil Lexes Angebot so offensichtlich gewesen war. Doch da ihre Kulturen so verschieden war, musste man bei dem Hayllier vielleicht deutlicher werden. Diesen Hinweis hatte er sicherlich verstanden und Lexes hatte auch kurz die Lendengegend des Prinzen mit seinem Hintern gestreift.
Doch wieder lehnte Prinz Verden ab und zog sich sogar zurück. Er wollte zu Abend essen und seine Begleiter auch nicht hungern lassen. Es war nun ziemlich deutlich, dass sie ohne die Erlaubnis des Adeligen vermutlich bis in die Nacht hinein auf dieser Brücke gestanden hätten. Sie waren nicht frei zu gehen. Waren es Diener oder gar mehr?
Trotzdem sah Lexes noch eine Möglichkeit Prinz Verden zu seinem Essen zu begleiten, doch bevor er dazu etwas sagen konnte, verabschiedete sich der Hayllier bereits und sprach schon von ihrem nächsten Treffen. Sie bekamen weitere Anweisungen, dass sie noch diverse Gewänder und Ausrüstung für das Bild mitbrachten.
Die beiden Sterne neigten einträchtig den Kopf. Etwas anderes blieb ihnen auch nicht übrig. Lexes fragte sich, ob der Adelige schlicht kein Interesse hatte, doch dafür gab es zu viele andere Zeichen, die dagegen sprachen. Wieso hatte er sonst überhaupt die Anfertigung eines Gemäldes vorgeschlagen, wenn nicht um sie ungeniert länger betrachten zu können?
Da bedankte sich Prinz Verden für den Tee und gab dann einen eindeutigeren Hinweis wo seine Interessen lagen. Er wollte jeden Nachmittag eine Teezeremonie genießen.
"Ich fürchte, ich werde dich mit mir nehmen müssen, silberner Stern, damit ich das haben kann." Der Mann zwinkerte Yukarin zu. Lexes' Cousin konnte sich nur höflich bedanken und sie blickten dem Adeligen nach, der zurück zu seinem Gefolge ging ehe die Gruppe den Palastgarten verließen.
"Vielleicht wirst du mehr Erfolg alleine haben", überlegte Lexes. Er war es bisher gewesen, der vorgeschlagen hatte Dinge zu vertiefen und Prinz Verden hatte jedes Mal abgelehnt. Vielleicht war der Hayllier nur an Yukarin interessiert. Das störte Lexes keineswegs. Einzig die Sorge um Yukarins Wohlergehen ließ sich nicht abschütteln, weswegen er lieber dabei gewesen wäre.
Doch es kam vor, dass sie getrennt Dienste leisteten und hofiert wurden.
"Du wirst beim nächsten Mal aktiver werden müssen", sagte Lexes. Und damit meinte er mehr als nur zu erröten.

Die nächsten drei Tage bot sich allerdings nur wenig Gelegenheiten. Prinz Verden wurde meist von der Königin und ihrem Hof in Beschlag genommen. Der Hayllier erhielt auch eine erste Führung durch die Stadt. Mehrere Mitglieder des Hofes waren dabei und auch Yukarin und Lexes, doch es ergab sich bei all den Besichtigungen kaum eine Möglichkeit alleine zu sein. Wenigstens konnte Yukarin vieles über die Stadt und die verschiedenen Bauwerke erklären und war da ganz in seinem Element. Das war bereits verführerisch genug.
Trotzdem begann Lexes' Cousin mit einer weiteren subtilen Verführung. Vielleicht zu subtil, denn der Adelige stieg nicht darauf ein und als sich die Möglichkeit bot sich mit Yukarin zurückzuziehen, reagierte Prinz Verden nicht. Womöglich war er auch misstrauisch. Er würde vermuten können, dass die beiden Sterne Dharos der Königin berichteten.
Das mussten sie dann auch ein weiteres Mal tun. Es war ein Balanceart so wenig wie möglich zu sagen und doch genug. Leider war Königin Kimura nicht zufrieden, auch wenn sie sich auf das Bild freute.
"Was nutzt uns ein hübsches Bild von euch beiden?", meldete sich Tozawa Kimura ein. Er saß im Schneidersitz neben der Königin und ihren zwei Zofen, die Tee zubereiteten und die Köpfe gesenkt hielten. Sie wichen Tozawas Blicken aus, doch Yukarin und Lexes konnten sich diesen Luxus nicht erlauben.
"Es gibt uns Möglichkeiten im Nahe sein zu können", erklärte Lexes.
"Bisher haben diese Möglichkeiten nichts gebracht." Tozawa Kimuras Hand ruhte auf dem Griff seines gegürteten Katanas. "Wieviel gedenkt Haus Verden zu invistieren? Wieviel Getreideposten? Wieviel Gold? Wisst ihr irgendetwas?"
Die beiden Sterne schwiegen.
"Er ist langlebig, es wird länger dauern", versuchte Lexes ihnen Zeit zu erkaufen. Seine Eingeweiden waren verkrampft vor lauter Anspannung.
"Heute nachmittag sollt ihr zu einer Kostümprobe zu ihm gehen. Seht zu, dass ihr die Zeit nutzt", befahl ihnen die Königin und schickte sie hinaus.

Nach einem kurzen angespannten Mittagsmahl, das sie alleine einnahmen, bereiten Yukarin und er sich vor und beauftragten drei Diener ihre verschiedenen Kimonos, Rüstungen und Ausrüstung zu den Gastgemächern des Haylliers zu transportieren.
Lord Matakos bat sie hinein und führte sie dann in den Salon, wo sich Prinz Verden befand. Er saß zusammen mit einigen der anderen Begleiter auf dem erhöhten Bereich des Raumes zwischen einigen Kissen. Der Adelige lag halb, vor ihm ein niedriges Tischchen mit mehreren Appetithäppchen. Durch Schiebetüren konnte man hinaus auf den Garten schauen.
Es waren die besten Gemächer, die sie für Gäste besaßen, schließlich wollte man den Hayllier beeindrucken.
Die Diener stellten die Kisten und Körbe mit der Kleidung ab und zogen sich dann wieder zurück. Yukarin und Lexes verneigten sich vor dem Adeligen.
"Prinz Verden, ihr wolltet uns in verschiedener Kleidung für das Gemälde sehen? Wir haben einige Auswahl mitgebracht", erklärte Lexes.
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