Rückkehr der Erinnerungen

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Darken
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Darken »

Merion beteuerte, dass er auch immer mehr von Minan wollte und das Küssen sicher nicht einstellen wollte. Er hätte Angst, dass es zu mehr führte als er eigentlich wollte und dass es dann zu schnell ging. Minan versuchte den leicht chaotischen Worten zu folgen und vor allem versuchte er darin nichts negatives hinein zu lesen. War er schuld, wenn Merion die Kontrolle über sich verlor? Es war so schwer für den jungen Prinzen die einstudierten - eingeprügelten - verführerischen Verhaltensweisen abzulegen.
"Du hast Angst, dass du nicht mehr nachdenkst und die.. - wie sagt man? - Pferde mit dir durchgehen?", versuchte Minan nachzuvollziehen. Dann bat Merion ihn auch noch, dass Minan für sie beide aufpassen sollte, was das Tempo betraf. Minan würde viel besser einen klaren Kopf behalten können. Der Jugendliche verzog das Gesicht leicht, lächelte kläglich. "Bist du sicher, dass du über mich redest?", fragte er zweifelnd zurück. Ein klarer Kopf gehörte nicht unbedingt zu dem womit man ihn beschreiben würde. "Ich.. ich versuchs", versprach er, wobei Minan keine Ahnung hatte wie das funktionieren sollte. Er schaffte es nicht gut Merion zurückzuweisen, hatte Angst vor der Reaktion und wenn es zu viel wurde, überließ Minan gerne einem anderen Splitter die Kontrolle. Er mußte sich noch besser konzentrieren und zusammenreißen als sonst.
Dafür war es schön, dass Merion es auch eigentlich langsam angehen wollte. Warum machte er es dann manchmal nicht? Minan verstand das nicht richtig. Er wußte auch nicht, dass jedes Aufkommen seiner jugendlichen Hormone in der Sklaverei stark zurechtgestutzt worden waren. So war er leicht ratlos über Merions Zwiespalt. Ob Eoshan Rat wußte?

Der junge Prinz rutschte vom Bett, während Merion sich unter der Decke anzog. Das war in Ordnung, fand Minan, denn ihm war es auch jetzt immer noch leicht unangenehm, wenn sie sich gegenseitig nackt sahen. So oft hatten sie das noch nicht getan und meist war es dann doch dunkel, wenn sie es taten. Minan zog sich ein Kissen beim Kamin heran, machte es sich bequem und sah seinen Freund neugierig an, der extra ein Spiel mitgenommen hatte. Auch dieses war dem Jungen unbekannt und so schaute er zunächst ziemlich verdutzt, als Merion einfach nur einige dünne Stäbchen auf den Boden warf.
Erst als der Dea al Mon die Regeln erklärte, begriff der Prinz. "Oh, es ist wie ein Netz", erkannte er, "Manche Fäden, die man dort berührt, können auch andere zum schwingen bringen oder sie sogar zerstören. Alles hängt zusammen." Bei den Holzstäbchen auch. Minan stellte sich ziemlich geschickt mit seinen zarten Fingern an. Er hatte nur diese eine Hand und auf die mußte er sich verlassen können. Es machte viel Spaß. Selbst wenn die Hölzchen zusammenfielen.
"Das ist toll. Danke, dass dus mitgenommen hast." Er gab seinem Freund ein Küsschen auf die Wange. Inzwischen war es jedoch so spät, dass sie beide irgendwann ziemlich müde waren. Nach dem Zähneputzen lagen sie zusammengekuschelt im Bett, schmusten. Minan fühlte sich glücklich in den Armen seines Gefährten. Geborgen.
So dachte er gar nicht an die Albträume, die kommen würden. Er versuchte sie zu bekämpfen, aber es brauchte viel Kraft und war mühsam, weil er darin so unglaublich viel Angst und Schmerz hatte. Seitdem Eoshan das Netz zerstört hatte, war es für Minan jedoch erheblich einfacher geworden zu erkennen, dass es nicht real war.
Dieses Mal träumte Minan vom Wald und wie ihn die Wölfe jagten. Todesangst peitschte in ihm. Er konnte ihr Heulen hören, hungrig, fordernd.
Keuchend erwachte der Prinz, fuhr auf. Zuerst war er froh dem Traum entkommen zu sein, aber dann hörte er es. Wolfsgeheul. Direkt in der Nähe. Nein... es hatte doch aufgehört! Verschlafen wie Minan war dauerte es etwas bis er die Laute mit seiner Umgebung in Verbindung brachte. Der Angst half es nicht. Panisch schüttelte er an Merions Schulter, war den Tränen Nahe.
"Sie sind hier! Ganz nahe. Lass nicht zu, dass sie mir weh tun. Bitte nicht. Mach, dass es aufhört. Ich kann das nicht hören!", schluchzte er. Die Geräusche gingen ihm durch Mark und Bein. Wimmernd presste Minan sich fester an den Dea al Mon.
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Merion
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Merion »

"Genau", nickte Merion erleichtert, als Minan erkannte, dass er Angst hatte, dass die Pferde mit ihm durchgingen. Minan fühlte sich nun einmal so gut an und Merion hatte sich viel zu lange nicht getraut, zu dem zu stehen, wofür er sich wirklich interessierte. Aber natürlich wollte er nie weiter gehen, als Minan wollte. Deswegen brauchte er dessen Hilfe, damit dieser ihm sagte, wo die Grenze war, sollte er sie selber nicht sehen.
"Natürlich rede ich über dich", lächelte Merion zuversichtlich. "Du weisst immer genau, was du willst und was du nicht willst. Bei dir scheint alles immer so leicht zu sein." Merion wusste gar nicht, warum Minan so zweifelte. Er vertraute seinem Freund, der ihm versprach, dass er es versuchen würde. Das reichte dem Krieger und nachdem er sich angezogen hatte, zeigte er Minan, wie Mikado ging.

Merion spielte gerne mit Minan. Selbst so alte Kinderspiele, die er längst am Grund seiner Truhe verstaut hatte. Die mit Minan zu spielen war etwas ganz besonderes. Sein Freund hatte so eine Freude an den Spielen, dass es Merion ansteckte. Es war auch faszinierend, wie Minan an das Spiel heran ging. Als Schwarze Witwe sah er es gleich als Netz, während Merion hingegen den Stäbchenhaufen mit Logik zu durchschauen versuchte. Auf welchem am wenigsten Gewicht lastete, so dass er es herausziehen konnte, ohne die anderen zum Zittern oder Wegrollen zu bringen.

Da es aber schon spät war, spielten sie nicht mehr all zu lange, sondern machten sich dann schon bald bettfertig und kuschelten sich danach wohlig unter die Felle. Merion durfte Minan dabei in die Arme nehmen, wobei der junge Krieger merkte, dass er am liebsten jeden Abend so einschlafen wollte. Alsbald schlief er tief und fest ein. Bis er mitten in der Nacht auf einmal wachgerüttelt wurde. Sofort spürte er Minans Angst. Sein Freund bat ihn verzweifelt, er sollte machen, dass sie aufhörten. Er solle verhindern, dass sie ihm wehtaten. Bevor er noch ganz wach war und wusste woher die Gefahr kam, sprang er schon aus dem Bett, rief sein Schwert herbei und stellte sich schützend vor Minan. Doch der erwartete Angriff blieb aus. Was für ein Angriff überhaupt? Sie waren doch gar nicht im Training. Allmählich wurde Merion wach und streckte prüfend seine Sinne aus. Doch da war niemand in der Hütte und in der näheren Umgebung konnte er nur ein Wolfsrudel und sonst noch ein paar Tiere spüren.
"Minan?" fragte er angespannt nach, senkte seine Deckung noch nicht. Vielleicht hatte Minan ja jemanden gesehen, der sich nun mit dunkler Juwelenkunst verbarg. Manchmal verirrten sich ein paar Dämonentote hier her, die nicht immer so ganz wussten, wo die Grenze war. "Minan, was ist denn los? Wer will dir weh tun?"
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Darken
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Darken »

Der junge Prinz erschrak gleich nochmal so viel, als Merion aus dem Bett sprang und plötzlich eine Waffe in der Hand gatte. Minan schluchzte auf, presste sich in die Ecke an die Wand und zog die Decke näher an sich. Verzweifelt versuchte er sich die Ohren zuzuhalten. "Mach, dass sie aufhören. Sie dürfen mich nicht kriegen", wimmerte er panisch. Er hatte das Gefühl die Wölfe wären ganz nah. In seinen tränennassen Augen sah man nackte Angst und als er wieder ein einsames Wolfsheulen hörte, zuckte er zusammen und versuchte sich unter der Decke zu verstecken.
In seinem Geist spielte sich seine Erinnerung von vor ein paar Jahren ab wie er von den Raubtieren verfolgt worden war bis sie über ihn hergefallen waren. Ihre glühenden Augen, der heiße tierische Atem, die scharfen Zähne... schwarze Schatten in der Nacht...
Inzwischen weinte der Jugendliche. "Sie.. sie dürfen nicht hierher kommen. Die Wölfe... Bitte... lass nicht zu, dass sie.. mich wieder k-kriegen", brachte er schluchzend hervor und geriet in immer mehr Panik je mehr er von dem Geheule hörte. Verzweifelt presste Minan seine Hand gegen die Schläfe, schüttelte den Kopf wie als würde es helfen seine Erinnerungen loszuwerden. Er war so aufgeregt, dass er die inneren Stimmen nicht beachtete. Seine Panik begann sich auf die anderen Splitter zu übertragen. Zudem rief das Verzerrte Reich stärker, wenn Minan aufgelöst war.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Merion »

Merion wollte gerne das machen, was Minan von ihm verlangte, doch er verstand einfach nicht, was los war. Er wollte ihn gerne beschützen, wusste aber nicht vor wem. Das machte ihn ganz nervös. Unruhig sah er sich um, liess ein Hexenlicht über ihnen schweben, um in der Dunkelheit mehr erkennen zu können, um sehen zu können, was seinen Freund so sehr erschreckte, dass er nun gar weinte.

Der junge Krieger fiel aus allen Wolken, als Minan ihn anflehte, nicht zuzulassen, dass die Wölfe ihn wieder kriegten. Wegen der Wölfe hatte Minan eine derartige Angst? Das war ja kaum zu glauben. Die waren doch unten auf dem Boden und sie waren hoch oben im Baum. Doch Darken hatte einmal erwähnt, dass er Wölfe nicht mochte. Und was hiess hier wieder? Langsam liess Merion seine Waffe sinken und drehte sich zu dem Prinzen um, um ihn zu mustern und zu prüfen, ob er tatsächlich Angst vor den Tieren hatte und nicht vor was anderem.

Minan hatte sich auf dem Bett zurück gezogen, presste sich verängstigt an die Wand und klammerte sich panisch an die Decke. Seine Hand drückte er gegen die Schläfen und schüttelte seinen Kopf, dabei strömten ihm die Tränen über die Wangen. Fassungslos starrte Merion seinen Gefährten an, konnte nicht begreifen, was er da sah und dass das nur von den Wölfen her kommen sollte. Es war schwer zu glauben. Selbst ein Albtraum konnte doch nicht so eine Reaktion hervorrufen. Oder doch? Oh, aber vielleicht hatte Minan eine Vision gehabt. Vielleicht hatte er da gesehen, dass die Wölfe ein Wild gerissen hatten und Minan hatte sich selbst als das Wild gesehen. Das war bestimmt sehr erschreckend.

"Minan", sprach er seinen Freund sanft an. Rasch liess er das Schwert verschwinden und liess sich neben dem Prinzen auf den Boden nieder. "Minan, die Wölfe werden dir nichts tun." Sanft fasste er ihn an der Schulter. "Minan. Komm, schau mich an Minan. Sie werden dir nichts tun. Du bist hier in Sicherheit. Wir sind ganz weit oben auf dem Baum. Wölfe können nicht auf Bäume klettern. Du bist hier wirklich in Sicherheit."
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Darken »

Zunächst bemerkte Minan kaum, dass Merion zu ihm gekommen war und mit ihm sprach. Die Stimme seines Freundes ging unter in der Angst und den schrecklichen Geräuschen, die in Minans Panik auf ihn einsträumten. Wimmernd wandt er sich hin und her, flüsterte und bettelte stetig, dass sie ihm nichts tun sollten und dass sie ihn nicht finden durften. Er zitterte unbeherrscht und zuckte zusammen, als der Krieger ihn an der Schulter berührte. Minan wollte bloß weg. Jemand anderer sollte das machen. Er wollte nicht hier sein, er hatte solche Angst.
Merion redete auf ihn ein, dass er in Sicherheit wäre, die Wölfe kämen nicht auf den Baum. Der Prinz verstand kaum die Zusammenhänge, schwebte mehr in der Vergangenheit. "Aber ich ka-han sie d-doch hören! Sie sind ganz nah!", schrie er, bäumte sich auf und erbebte unter den Erinnerungen, spürte erneut wie sich scharfe Reißzähne in sein Fleisch bohrten, das gierige Knurren, die glühenden Augen... er wollte hier weg, er wollte das nie mehr erleben!
Plözlich änderte sich seine Haltung. Der Prinz versteifte sich in Merions Umarmung, hob den Kopf. Frostig helle blaue Augen starrten den Dea al Mon ausdruckslos an. Einen Atemzug später war es vorbei, Minan schnappte nach Luft, hatte selbst nichts davon mitbekommen. Das Adrenalin, das jedoch zuvor in ihm wie wild getobt hatte, ebbte ab. Schluchzend drückte er sich an die Brust seines Freundes, barg sein Gesicht dort und sackte zusammen.
"Beschütz mich..", hauchte er nach einer Weile. "Ich will sie nicht.. hören... ich kann nicht.."
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Merion »

Minan schien ihn nicht zu hören. Oder nicht zu verstehen. Er schrie, dass er sie doch hören könne, sie wären ganz nah. Dabei war Minan viel lauter. Bäumte sich auf und zitterte. Hilflos sass Merion neben ihm und bekam es langsam mit der Angst zu tun. Vielleicht tat Minan auch etwas weh. Ganz fest weh sogar. So etwas hatte er noch nie erlebt. Der junge Krieger begriff nicht, dass das was Minan peinigte nackte Panik war. Woher sollte er auch? Seiner Familie, seinen Freunden und Bekannten war noch nie etwas so schreckliches passiert, dass sie eine derartige Angst gehabt hätten.

"Minan", sprach er seinen Freund noch einmal innig an, versuchte ihn aus seinen Gedanken zu reissen. "Sie werden dir nichts tun. Ich beschütze dich doch. Sie können nicht hier her kommen. Verstehst du? Sie werden dir nichts tun."
Endlich schien Minan ihn zu hören, denn er hörte auf zu weinen. Allerdings war er nun sehr verspannt. Merion blickte ihm fragend ins Gesicht, da Minan gerade seinen Kopf hob. Ging es ihm nun besser? Glaubte er ihm nun? Minan starrte ihn aber nur ausdruckslos aus... hellen, blauen Augen an. Wie ging denn das? War das ein anderer Splitter, den er noch nicht kannte?
Bevor Merion ihm jedoch Hallo sagen konnte, sackte Minan nach Luft schnappend in seinen Armen erschöpft zusammen. Schluchzend drückte er sich an ihn. Behutsam umarmte Merion ihn erneut.
"Natürlich beschütze ich dich Minan", versicherte er innig. "Es ist gut. Sie können nicht hier her kommen." Doch Minan konnte Die Wölfe hören. Das allein schien schon das Problem zu sein. Merion verstand das nicht. Aber das war erst einmal auch gar nicht wichtig. Nun wo er wusste, was er tun konnte, war er sehr erleichtert und machte sich auch gleich daran. Auch wenn es eine gewisse Herausforderung darstellte, den Hörschutz umgekehrt anzuwenden. Doch schliesslich war es geschafft und kein Geräusch mehr war von draussen zu hören.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Darken »

Merion umarmte ihn fest, doch in dem Moment konnte Minan es nicht fest und innig genug sein. Hilfesuchend klammerte sich an seinen Freund, weinte erbärmlich und flehte den Krieger an ihn zu beschützen. Auch als Merion ihm das versprach, konnte es den Jugendlichen nicht wirklich beruhigen. Nicht solange er das Heulen hörte und die furchtbaren Wölfe ganz nahe waren. Seine Finger krallten sich in Merions Rücken, heiß netzten seine Tränen die nackte Brust.
Erst nach einiger Zeit merkte Minan, dass von draußen nichts mehr zu hören war. Es war still außer dem leisen Knistern im Kamin und seinen eigenen Schluchzern. Es dauerte bis der junge Prinz leiser und ruhiger wurde. Er weinte immer noch, presste sich aber nicht mehr so stark an seinen Gefährten. Jetzt erreichte Minan die sanften Worte Merions.
"Sie sind.. fort?", flüsterte Minan, "Hier.. sind wir sicher?"

Und noch etwas später begriff er auch, dass sie hier in einem Baumhaus waren und Wölfe nicht auf Bäume klettern konnten. Damals hatte er aber auch nicht klettern können... als Minan begriff, dass seine Panik und Angst eigentlich unnötig gewesen war, begann er sich zu schämen. Vorsichtig löste er sich von Merion, legte sich wieder richtig ins Bett und versuchte rasch seine Tränen zu trocknen. Erstmal aufhören mit weinen.
"D-danke... es geht schon wieder..", nuschelte er, beruhigte sich langsam. Dann knackte ein Holzscheit im Kamin und sofort klammerte der Prinz sich wieder erschrocken an seinen Freund. "Hälst du mich?", fragte er, konnte Merion aber nicht ansehen.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Merion »

Er hielt seinen Freund weiter fest, streichelte ihm beruhigend über den Rücken. Doch inzwischen sagte er nichts mehr. Merion wusste nicht was sagen. Minan schien ihn sowieso nicht zu hören. Der junge Krieger fühlte sich absolut überfordert, hilflos und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.
"Ja, wir sind hier sicher Minan", versicherte er noch einmal leise. Doch die Wölfe waren nicht weg. Das verschwieg er dem Prinzen aber lieber. Er würde nur wieder heftiger weinen. "Sie können nicht hier hoch kommen. Ich beschütze dich. Ich werde nicht zulassen, dass dir irgendwer oder irgendwas weh tut." Zumindest wünschte Merion sich das, dass er das konnte. Bis vor dieser Nacht war er sich dessen auch sehr sicher gewesen. Doch jetzt... log er Minan nun an?

Irgendwann hörte Minan dann wieder auf zu weinen, klammerte sich aber weiter fest an ihn. Langsam schien er sich wieder zu beruhigen. Bis ein Holzscheit im Kamin knackte. Unwillkürlich erschrak Merion ebenfalls, da Minan so zusammen zuckte und sich wieder doller an ihn. Leise keuchte er auf. Es ging also nicht schon wieder.
"Solange du willst", bestätigte er ohne zu zögern. Doch mehr wusste er erst einmal nicht zu sagen. Dabei war sein Inneres so in Aufruhr. Er hatte so viele Fragen. Nur wusste er nicht, wie er sie stellen sollte. Wie er sie formulieren sollte. "Minan?" fragte er schliesslich nach einer Weile. "Minan, was...? Was...?" Nein, er wusste wirklich nicht, wie er seine Fragen stellen wollte.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Darken »

Minan fühlte etwas Erleichterung, nachdem Merion ihm innig versprochen hatte ihn zu halten so lange wie der Prinz wollte. Auch für immer? Das traute er sich nicht zu fragen. Als es weiterhin still blieb, beruhigte er sich allmählich wieder, atmete langsamer. Trotzdem hatte Minan Angst die Augen zu schließen. Wenn er wieder schlecht träumte... und er hatte Merion da mit reingezogen. Das war nicht gut. Der Dea al Mon setzte dann auch an zu fragen, brachte aber nicht mehr als Minans Namen heraus. Unbehaglich rollte der Junge sich zusammen, bettete seinen Kopf auf Merions Schoß.
"Ich.. hatte einen schlechten Traum... da haben.. Wölfe mich verfolgt. Ich hab.. Panik gekriegt.. so kindisch", murmelte er verlegen. Das war eindeutig nicht die ganze Wahrheit, doch die konnte er unmöglich Merion sagen. Minan wollte ihn vor der Welt da draußen beschützen. Das hieß auch vor der Vergangenheit und was ihm passiert war. Es war meistens sogar leichter für den Prinzen selbst. Alles ausblenden und sein neues Leben genießen so gut es ging. Er fand sich in Dea al Mon immer besser zurecht. Doch wenn so etwas passierte und ihn die Vergangenheit wieder einholte, war alles noch schlimmer.

"Ich bin müde.. ich will nur.. schlafen.." Vorsichtig sah er hoch zu dem Krieger und in seine silberblauen Augen. "Passt du ein bißchen auf mich auf?", traute er sich leise zu fragen. "Tut mir leid, dass ich dich... erschreckt hab..." Minan senkte wieder seinen Blick, sein Herz pochte nicht mehr so rasend schnell und von draußen war weiterhin nichts mehr zu hören. Vielleicht hatte er sich die Wölfe auch nur eingebildet oder sie waren wirklich weg.
Gäbe es diese Angst nicht, wäre er womöglich öfter auf eigene Faust durch den Wald, doch so hielt der Prinz sich meist in der Nähe der Stadt auf oder war in Begleitung.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Merion »

"Minan..." Merions Stimme war ganz leise, verstummte dann ganz. Das war nicht nur ein Albtraum gewesen. So eine Angst konnte man doch nicht mit einem normalen Traum empfinden. Minan verschwieg ihm da etwas. Was war da nur los? Warum wollte Minan ihm nicht sagen, was ihn beschäftigte? Vertraute er ihm denn nicht? Merion traute sich aber nicht nachzufragen. Minan zitterte schon so heftig genug. Vielleicht war der Prinz auch nur noh zu sehr in seiner Angst gefangen, als dass er sagen konnte, warum er solch eine Angst vor Wölfen hatte.

"Ja... ja, natürlich, Minan, schlaf nur noch etwas", stimmte er liebevoll zu. Nach wie vor hielt er seinen Freund in den Armen, hielt diese aber locker genug, damit Minan sich darin bequem zurecht kuscheln konnte. "Schlaf ruhig ein. Ich werde Wache halten." Denn wenn er jetzt auch einschlief, würde der Hörschutz fallen und Minan würde wieder Angst haben, wenn er die Wölfe hörte. Das wollte Merion ganz sicher nicht. Sanft schreichelte er Minan die Haare aus dem Gesicht. "Schlaf gut. Ich passe auf dich auf." Zärtlich küsste er Minans Schläfe.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Darken »

Merion hielt ihn weiterhin fest und hatte glücklicherweise nichts dagegen, dass Minan weiterschlafen wollte. "Danke...", nuschelte der Prinz, war immer noch beschämt, dass sein Freund ihn so hysterisch gesehen hatte. Minan wußte nicht wie er das erklären sollte. Es war besser, wenn sie nicht mehr darüber redeten. Aber früher oder später hätte Merion unabdinglich von Minans Albträumen etwas mitbekommen. Nun, wo sie öfter... die Nacht miteinander verbrachten. Der Jugendliche war sich nicht sicher wie sein Gefährte das verkraftete. Er war selbst noch zu durcheinander.
Der Dea al Mon versprach ihm Wache zu halten, streichelte ihm über die Stirn und redete ihm gut zu ehe er ihn gar auf die Schläfe küsste. Minan seufzte leise, entspannte sich mehr und mehr. "Du bist so lieb..." Er schloss die Augen, schmiegte sich an seinen Freund und zog die Decke wieder mehr über sich. Es dauerte da nicht mehr lange, dass er tatsächlich wieder einschlief.

Sein Schlaf war unruhig. Minan regte sich immer wieder, wimmerte leicht, kniff die Augen zusammen und schüttelte sich vor Angst, als er einen seiner Albträume durchlebte. Für ihn war das normal. Jetzt wußte er wenigstens das er träumte und erinnerte sich, dass Merion ihn hielt und auf ihn aufpasste. Das half enorm und gab dem Prinzen Kraft zum Kämpfen.
Am anderen Morgen erwachte Darken und als er die Augen öffnete, erkannte er, dass er in Merions Armen lag und der ihn anblickte. Das war mehr als ungewohnt so aufzuwachen. Darken richtete sich etwas auf. Durch die Holzritzen im Baumholz fiel erstes Morgenlicht. "Warst du etwa die ganze Nacht wach? Das hättest du nicht tun brauchen." Der Prinz streckte sich, erhob sich vom Bett. Es war ihm unangenehm. Zu wissen, dass Merion ihn im Schlaf beobachtet hatte. Dann, wenn er verwundbar war. Vertraute er seinem Freund am Ende genug?
Prüfend blickte er aus einer Fensteröffnung, strich sich durchs dunkle Haar.
"Ich hab Albträume wegen meiner Vergangenheit. Schlimme Albträume", sagte er ernst, "Es lässt sich nicht ändern. Ich hätte dich vorwarnen sollen. Das kann noch öfter passieren." Darken sah weiterhin aus dem Fenster. Das Gewitter hatte draußen einiges angerichtet.
"Aber du hättest nicht die ganze Nacht aufbleiben müssen. Jetzt hattest du ja gar keinen Schlaf."
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Merion »

Merion lächelte verlegen, als Minan meinte, er sei so lieb. Er wollte doch nur, dass es ihm gut ging. Dafür würde er sehr viel tun. Minan dazu ihm Arm zu halten und über ihn zu wachen war doch das mindeste. Zu seiner Erleichterung wurde Minan nun wirklich wieder etwas ruhiger. Entspannte sich etwas und mit ihm konnte auch Merion sich wieder entspannen. Doch im Gegensatz zu dem jungen Prinzen schlief er nicht ein, sondern hielt ihn weiterhin sicher im Arm und hielt den Hörschutz aufrecht.

Minans Schlaf war sehr unruhig. Er wurde nie laut oder so, aber er wimmerte manchmal leicht, kniff seine Augen fest zusammen oder schüttelte sich gar bebend. Merion streichelte in den Momenten seinen Freund wieder zärtlich und flüsterte ihm beruhigende Worte ins Ohr, damit Minan sich in Sicherheit fühlen konnte. Selbst fühlte er sich am nächsten Morgen wie gerädert. Merion war sich sicher, nie so eine harte Nachtwache gehabt zu haben. Die Sorge um seinen Freund, dessen Leid beobachten zu müssen, machte ihm sehr zu schaffen.

"Guten Morgen Darken", begrüsste er seinen Gefährten sanft, als dieser aufwachte. "Ja, natürlich bin ich wach geblieben. Ich habe es dir doch versprochen." Oder genauer gesagt Minan. Aber Merion machte in solchen Dingen nicht so einen grossen Unterschied zwischen den Splittern. Dass Darken seine Wache nun als unnötig bezeichnete, verunsicherte den Krieger etwas. Müde streckte er sich und streichelte das Fell glatt. Kurz schielte er zu Darken hoch, der aufgestanden war und nun aus dem Fenster blickte.
"Deine Vergangenheit?" hackte er scheu nach, wusste nicht so recht was sagen. Die letzte Nacht hatte ihn doch schwer erschüttert und die Botschaft, dass das noch öfters so war, erschreckte ihn schon etwas. "Musste ich doch", widersprach er leise. "Sonst wäre der Hörschutz doch wieder gefallen und du hättest die Wölfe wieder gehört. Es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht anlügen." Was er theoretisch ja auch nicht gemacht hatte. "Sie waren noch eine ganze Weile nicht weg, obwohl du sie nicht mehr hören konntest."
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Darken »

Merion beteuerte, dass er wachgeblieben wäre, weil er es ihm versprochen hätte. Darken sagte dazu nichts. Minan hatte das Wolfsgeheul in Panik versetzt, nicht ihn. Darken hatte deswegen sogar versucht die Kontrolle zu übernehmen, doch der Anfall des anderen Splitters war so stark gewesen, dass er es nicht vermocht hatte. Das machte ihm Sorgen. Wie sollte er seiner schwachen Seite sonst helfen können?
Deswegen sah Darken nun recht nachdenklich und übernächtig aus dem Fenster, wandte erst widerstrebend den Kopf, als sein Freund ihn nach seiner Vergangenheit fragte. Nur leise und verhalten. Merion wollte es doch gar nicht wissen. Darken konnte ihm nichts darüber sagen. Der Dea al Mon würde sich anders benehmen sobald er es wußte. Er würde... Mitleid haben. Das wollte Darken nicht. Es war zwar nicht immer leicht, doch es war schön in Dea al Mon halbwegs normal behandelt zu werden. Es war ein Schritt in Richtung eines normalen Lebens. Und noch weniger wollte Darken da die Erlebnisse von seinem letzten scheiß Leben wieder ans Tageslicht zerren.
So winkte er ab. "Die Zeit bevor ich hierher gebracht wurde", antwortete er knapp. "Sie hat einige Spuren hinterlassen. Dass ich zerbrochen und verkrüppelt bin, dass ich innerlich zerrissen bin... all dieser Mist. Die Albträume gehören auch dazu und das wird sich auch nicht ändern." Er konnte Merion schlecht sagen, dass es daran lag, dass Talian seinen Geist manipuliert hatte und ihn auch jetzt noch dazu zwang keine ruhige Nacht zu haben. Früher hatte es den Zweck gehabt, dass es nichtmal im Schlaf ein Entkommen gegeben hatte. Er war schon mental geschwächt gewesen, wenn er aufgewacht war.

"Du mußt mir dabei nicht jedesmal Händchen halten. Du hättest wirklich weiterschlafen können", beharrte er. Merion hielt leise dagegen, dass dann aber der Hörschutz gefallen wäre und Minan sonst wieder die Wölfe gehört hätte. Sie wären weiterhin dagewesen, es täte ihm leid, dass er ihn deswegen angelogen hätte.
Der Prinz ging zur kleinen Kochzeile, schenkte sich etwas Wasser ein. "Muss es nicht. Du hast gelogen, um... mich zu beschützen. Das kann ich verstehen." Machte Darken es doch genauso. Er ging langsam zurück zu Merion und setzte sich zu ihm aufs Bett, blickte ihn an. "Minan hat eine Wolfsphobie. Ich nicht. Ich hasse die Biester nur. Als ich den ersten Tag in Dea al Mon war, haben wir auch Wölfe gehört und Minan hatte Panik. Gwenderon hat versucht ihm die Angst zu nehmen indem er einen der Wölfe hergerufen hat, aber das ist total in die Hose gegangen. Das mit dem Hörschutz war ne gute Idee." Er dachte kurz darüber nach. "Beim nächsten Mal, wenn wir weiter weg von der Siedlung sind, nehm ich Ohrstöpsel mit. Das sollte genausogut wirken." Für ihn war die Sache damit erledigt. Darken wollte eigentlich nicht darüber sprechen.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Merion »

Er kam sich gerade etwas blöd vor, als Darken ihm erklärte, weshalb er Albträume aus seiner Vergangenheit hatte. Rot und verlegen zupfte er an dem Fell herum. Er war ja schon ein Holzklotz. Natürlich hinterliess so etwas spuren. Irgend etwas musste ja schliesslich passiert sein, dass sein Freund all die Verletzungen davongetragen hatte. Der Prinz sprach zwar nie darüber, doch Merion vermutete, dass es einen ganz schlimmen Unfall gegeben hatte, nachdem Minan sich mit seiner Mutter gestritten hatte. Was das allerdings mit der Angst vor den Wölfen zu tun hatte, verstand er nicht so Recht.

"Ich halte aber gerne Händchen mit dir", lächelte Merion sanft. "Egal aus welchem Grund." Leise erhob er sich und trat zu Darken hin, der ihm den Rücken zugekehrt hatte, um sich etwas Wasser einzuschenken. Tapfer ignorierte er dabei seine steifen Glieder. "Du würdest doch auch über mich wachen, wenn es mir nicht gut ginge." Er war bei Darken angelangt. Zärtlich streichelte er ihm mit den Fingerspitzen über seinen Rücken. Merion hatte gerade das Bedürfnis nach etwas Nähe. Wollte seinen Freund spüren und wissen, dass nun alles wieder in Ordnung war.
"Minan braucht keine Angst vor Wölfen zu haben und du brauchst sie nicht zu hassen", versicherte er treuherzig. "Es sind ganz normale Tiere. Wenn du sie nicht bedrängst, tun sie dir auch nichts. Vielleicht kann ich dir das ja einmal zeigen, wenn du magst. Es sind nämlich schöne und sehr soziale Tiere." Hoffentlich hatte er nun nicht zu viel von Wölfen geredet. Darken war sehr verschlossen und Merion wollte nicht, dass dieser sich nun ganz von ihm zurück zog. Das sollte ja ein gemeinsamer Ausflug werden. Mit einem süssen Lächeln stellte er sich neben Darken, die Fingerspitzen der einen Hand noch immer über dessen Rücken gleiten lassen, und drückte ihm ein sanftes Küsschen auf die Wange. Er sollte es ihm nicht übel nehmen.
"Wer war eigentlich der andere Splitter von letzter Nacht?" wechselte er fröhlich das Thema. Über Wölfe wollte Darken weniger sprechen. Merion kam ihm da gerne entgegen und wollte mit ihm über etwas schönes sprechen. "War das einer von den schwachen, von denen du mir erzählt hast? Die, die nur ganz selten an die Oberfläche kommen? Darf ich ihn wieder sprechen? Ich würde ihn ja sehr gerne ebenfalls kennen lernen. Er war nur so kurz da. Weisst du eigentlich, dass jeder Teil von euch eine leicht andere Augenfarbe hat? Meistens ist es nur eine Nuance. Aber bei ihm war es extrem. Seine Augen waren ganz hellblau."
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Darken »

Sein sturer Freund ließ nicht locker. Einerseits war das schön; wie dass sie immer Händchen halten würde. Anderseits wollte Darken nichts mehr von den Wölfen hören und wie toll die waren. Der Dea al Mon streichelte ihm sanft über den Rücken, redete auf ihn ein, dass Wölfe schöne und soziale Tiere wären. Er könnte ihm ja mal welche zeigen. Darken sah ihn etwas perplex an.
"Die Vorstellung von letzter Nacht hat dir nicht gereicht? Willst du das nochmal wiederholen? Mehr wird nämlich nicht passieren", erwiderte er etwas bissig. Der Prinz fühlte sich bedrängt. Ausgerechnet hier in Dea al Mon wollte er nichts mehr mit den Schrecken aus seiner Vergangenheit zu tun haben. Wölfe waren Wölfe. Menschen waren Menschen. Es hatte einiges gebraucht, dass Darken die Dea al Mon hier nicht mehr jederzeit verdächtigte etwas Böses im Schilde zu haben. Das hatte sich etwas gelegt, doch das Mißtrauen war geblieben. Merion wußte es nicht, aber der Krieger trug einen Großteil dazu bei in Minan den Glauben in die Menschheit anzulegen. Das war neu. Darken hatte zuvor nicht wirklich begriffen, dass es "gute" Menschen gab. So recht glaubte er immer noch nicht daran. Seltsamerweise vertraute er Merion. Meistens.

Sein Gefährte lächelte ihn arglos an und wollte dann in aller Unschuld und Naivität wissen, wer denn der Splitter letzte Nacht gewesen wäre, der mit den hellblauen Augen. Ob das einer wäre, der nur ganz selten an die Oberfläche käme und ob Merion ihn sprechen könnte.
Darken ließ bei den Worten das Glas in seiner Hand fallen. Wasser spritzte über ihre Füße, Glassplitter verteilten sich über den Fußboden. Doch all das war Darken nicht wichtig. Er starrte Merion entgeistert an, packte ihn heftig am Arm und zog ihn näher.
"Ein anderer Splitter? Hellblau?", fragte er drängend nach Bestätigung, "Das mit den Augenfarben wußt ich nicht, aber ich weiß wer das ist und du bleibst fern von ihm! Wie lange war er da? Es kann nicht lange gewesen sein... verdammt, das ist das erste Mal seit langem.." Darken sprach nun mehr mit sich selbst. Er hatte kurz an Eis gedacht, doch ihm war nichtmal bewußt gewesen, dass der Splitter bis an die Oberfläche gedrungen war. Das durfte nicht passieren! Egal wie kurz.
Eindringlich blickte er Merion wieder an. "Ja, der Splitter ist schwach. Ich hatte gedacht, er wäre ganz verschwunden." Er hatte es gehofft. Es mußte irgendeinen Auslöser gegeben haben... Die Wölfe? "Ich glaube nicht, dass er wiederkommt. Hier ist kein Platz für ihn." Seine Aufgaben waren lange vorbei. Darken hatte diesen Teil sorgsam verborgen, selbst vor Minan. Erst diese dumme Traumreise mit Eoshan hatte ihn offenbart.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Merion »

Erschrocken starrte Merion zu Boden, wo das Glas in unzählige Scherben zerborsten war. Dass Darken das Glas so plötzlich fallen lassen würde, hatte den jungen Krieger vollkommen überrascht. Erst allmählich wurde er sich auch der entgeisterte Blick von Darken bewusst, mit dem er ihn bedacht hatte. Überrascht keuchte er auf, als der Prinz seinen Arm packte und ihn bestimmt zu sich zog. Überrumpelt taumelte er fast einen Schritt vorwärts, sog gleich darauf scharf die Luft ein, als er spürte, wie Scherben sich in seine Fusssohle bohrten.

"Darken..." Doch der Prinz liess ihn nicht aussprechen. Stattdessen fragte er nur drängend nach dem anderen Splitter. Atemlos und verwirrt nickte Merion zu den Fragen, schaute Darken selbst mit grossen Augen fragend an. Er verstand diesen Ausbruch nicht.
"Er war nur ein paar Atemzüge lang hier", murmelte Merion. "Darken? Was ist denn los? Ich will nicht fern von dir bleiben. Von keinem Part von dir. Warum soll er denn verschwunden sein? Es ist doch nicht gut, wenn ein Teil von dir verschwindet. Natürlich ist hier auch ein Platz für ihn. Lass ihn mich doch auch kennen lernen. Bitte. Ich möchte alle Splitter von dir kennen." Verliebt lächelte er seinen Freund arglos an.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Darken »

Der Dea al Mon reagierte verwirrt und überrumpelt, aber erstmal hatte Darken keine Zeit sich damit zu beschäftigen. Das mit Eis war sehr wichtig. Er mußte Merion um jeden Preis vor ihm beschützen. Sein Freund fragte verwirrt, was los sei und dass er von keinem Splitter fern bleiben wollte. Dummer, naiver, süßer Gefährte. Wie sollte er Merion die Gefahr begreiflich machen ohne zu viel zu sagen?
In seiner Ahnungslosigkeit wollte Merion nicht, dass Eis ganz verschwand und ihn kennenlernen, lächelte unschuldig. Davon ließ sich Darken nicht erweichen, schüttelte den Kopf. "Nein, das lass ich nicht zu! Er ist gefährlich und es ist besser, wenn er verschwindet." Fahrig strich der Prinz sich durch die Haare, überlegte angestrengt. "Er ist... wie ein Teil von mir, der all die Dinge getan hat auf die man nicht stolz ist. Schlimme Dinge, dunkle Gedanken. Er würde dir nur weh tun. Wenn du ihn nochmal siehst, dann überwältige ihn, fessel ihn. Und wenn das nicht geht... lauf weg. Ich meins ernst, Merion." Darken sah ihm tief in die Augen, wollte die Warnung dort irgendwie verankern. Merion würde sonst lächelnd in sein Unglück rennen. Beziehungsweise in das Ende ihrer Beziehung.
Vielleicht würde Eis ihm nichtmal körperlich weh tun, doch Worte konnten genug anrichten und Merion würde ihn nie mehr so unschuldig ansehen.

"Vergiss ihn einfach. Er ist schwach und das soll auch so bleiben", machte Darken klar. Er brauchte frische Luft. Vielleicht sollten sie rausgehen und irgendetwas unternehmen, was sie beide auf andere Gedanken brachte. Da drang ihm der Geruch von Blut in die Nase. Sofort spannte der Prinz sich an. Der Geruch rief dunkle Erinnerungen wieder, denn es war nicht sein eigenes Blut...
Merion!
"Du hast dich verletzt! War ich das? Scheiße!", fluchte Darken, bückte sich und versuchte erst einmal alle Scherben auf dem Boden in einen Eimer zu räumen. Er hatte das mit dem Glas kaum gemerkt. "Warte, ich helf dir zum Bett." Darken versuchte seinen Freund zu stützen so gut wie es mit einem Arm ging, so dass Merion zum Bett humpeln konnte. "Zeig mal her. Wie schlimm ist es?"
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Merion »

Etwas erleichtert atmete Merion auf, als Darken ihn nicht mehr so fest am Arm gepackt hielt. So konnte er das Gewicht verlagern, damit er nicht mehr voll auf den Scherben stand. Der Geruch seines Blutes stieg ihm in die Nase, doch der Krieger ignorierte es. Die Verletzungen brannten zwar höllisch, aber das mit Darken war wichtiger. Sein Freund schien ganz durcheinander zu sein. Das kannte Merion so gar nicht von diesem Splitter.
"Du hast auch von Hexe gesagt sie sei gefährlich und würde mir weh tun", hielt er dagegen. Ihm wollte das so gar nicht gefallen einen Teil seines Freundes einfach wegzusperren, bis er verschwunden war. "Doch du hast dich getäuscht. Hexe hat sich jedes Mal gefreut, wenn wir uns gesehen haben. Wir haben uns sogar geküsst. Ich werde dich bestimmt nicht überwältigen und fesseln. Jeder von uns macht doch manchmal Dinge, auf die man nicht stolz ist."

Merion begriff nicht, dass es bei seinem Freund anders war. Den anderen Splitter würde er bestimmt nicht vergessen. Egal ob er nun schwach war oder nicht. Darken meinte ja auch, dass Minan und Tänzer schwach waren. Er wollte noch etwas einwenden, als Darken auf einmal fluchte, weil nun auch bemerkte, dass Merion sich verletzt hatte.
"Ist nicht so schlimm", wehrte Merion ab und sagte bestimmt nicht, dass es tatsächlich Darkens Schuld war. "Lass die Scherben doch. Ich räume sie nacher weg. Nicht dass du dich auch noch schneidest." Darken wollte davon aber nicht viel hören, sondern befand, dass er zum Bett sollte und half ihm dabei auch gleich. Also humpelte Merion brav zum Bett, setzte sich darauf und verzog nur das Gesicht, als er einmal an einen Glassplitterstiess, der sich noch in seiner Fusssohle befinden musste.
"Ich weiss nicht, wie schlimm es ist", gab Merion zu. "Es brennt ein wenig", untertrieb er deutlich.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Darken »

Langsam wurde Darken wütend. Warum wollte Merion nicht kapieren? Nicht jeder Splitter war nett und lieb. Er hatte viele, schlimme Dinge machen müssen, um zu überleben. Nicht wenige würden ihn deswegen als geistesgestört bezeichnen. Vielleicht hatten sie damit sogar recht. Merion schien all das aber nicht zu stören und er hatte auch Argumente vorzubringen. Vor Hexe hätte er ihn auch gewarnt, dass sie gefährlich sei und Merion weh tun würde, doch es wäre anders gekommen. Hexe würde sich freuen ihn zu sehen, sie hätten sich gar geküsst.
Nun war es an Darken seinen Freund irritiert anzublicken. Die hatten sich geküsst? Merion nutzte seine Verwirrung aus, um nochmal zu bekräftigen, dass er ihn nie überwältigen oder fesseln würde. Jeder würde ja manchmal Dinge tun auf die man nicht stolz war. Kurz war Darken versucht dem Krieger an den Kopf zu schleudern, was genau er alles schon getan hatte, damit sein treudoofer Freund endlich begriff. Am Ende beherrschte Darken sich. Außerdem lenkte ihn der Anblick von Merions blutendem Fuß extrem ab. Scheiße, das war auch seine Schuld.

So half er seinem Freund rasch zurück zum Bett, der einen auf starker Kerl machte und die Behauptung aufstellte, dass es nicht so schlimm wäre. Wenigstens ließ Merion sich dazu bringen sich aufs Bett zu sitzen.
"Lügner", zog ihn Darken auf, der Unterton war aber eher liebevoll. "Dein Fuß sieht ziemlich massakriert aus." Es brannte bestimmt mehr als nur "ein wenig". Darken entschuldigte sich nicht, doch die Wut auf sich selbst war deutlich da, denn er fluchte öfter. "Verdammt, da sind noch Glassplitter drin. Ich hol die raus und dann müssen wir deinen Fuß verbinden. Scheiße, deine Eltern werden einen Anfall kriegen." Der Prinz zog seine Tasche näher und kramte darin herum. Minan hatte in einem Tuch eingewickelt ein paar Notfallutensilien eingepackt. Darunter war auch eine Pinzette. "Das kann jetzt sehr weh tun." Der Prinz überlegte kurz. "Weißt du noch der letzte Ausflug und die Wildschweinjagd? Tänzer könnte dich ein bißchen ablenken..." Das hatte er beim letzten Mal ja auch gut geschafft. Schon wieder kam Merion verletzt von einem ihrer Ausflüge wieder und schon wieder war der Prinz daran schuld.
"Hexe und du habt euch wirklich geküsst? Wann?", fragte er und beobachtete wie Merion das Blut über den Fuß lief.
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Re: Rückkehr der Erinnerungen

Beitrag von Merion »

Merion errötete leicht und blickte auf seine Finger, die er ineinander verschränkte, als Darken ihn einen Lügner massregelte. Dass es nicht als Vorwurf gedacht war, hörte er am Tonfall heraus. Da war keine Wut auf Merion. Es hörte sich mehr so an, wie wenn Darken dies als einen Grund sah, ihn etwas zu züchtigen. Furchtbares Wort das. Furchtbar erregend. Dunkelheit, dabei war das nun wirklich der falsche Moment an so etwas zu denken.

"Es sieht bestimmt schlimmer aus, als es ist", wehrte Merion verlegen nuschelnd ab. "Das ist doch meistens so." Darken sah das ganz anders denn er fluchte ziemlich heftig und schien recht wütend auf sich zu sein. Dabei musste er das doch gar nicht. "Ja, danke, das wäre lieb, wenn du die rausholst. Die tun tatsächlich etwas weh", gab er brav zu, als Darken auf die Glassplitter zu sprechen kam. "Meine Eltern werden doch deswegen keinen Anfall kriegen. Sie werden mir höchstens sagen, dass ich nicht so tolpatsig sein und besser aufpassen soll." Gut, seine Mutter würde vielleicht tatsächlich eine Art Anfall bekommen. Aber das war doch normal bei Heilerinnen.

"Ich glaube, das mit dem ablenken, schaffst du auch ganz gut", murmelte Merion verlegen, dessen Gedanke natürlich gleich bei all den heissen Worten von Tänzer war, die er ihm damals bei der Wildschweinjagd zugeraunt hatte und so wie Darken ihn vorhin Lügner geheissen hatte, liess das sein Blut nicht unbedingt kalt. Auch nicht die Erinnerung an Hexe und ihren gemeinsamen Kuss.
"Da, als du aus Glacia zurück gekommen bist", erzählte er von dem Kuss mit Hexe. "Zuerst war Jonael da. Er ist auch einer der schwächeren Splitter oder? Es war sehr schön, ihn kennen zu lernen und als er eingeschlafen ist, wachte Hexe auf. Sie war aber auch sehr müde und da habe ich ihr einen Gutenachtkuss gegeben. Ganz sanft." Verschmitzt lächelte er Darken an. "Ich küsse dich einfach viel zu gerne."
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