Regen

[Liasanya]

Den Anblick hatte sie nun wirklich nicht erwartet, als sie bei Minan anklopfte und er ich nach einem Moment die Türe öffnete. Er trug nur eine waldgrüne Hose und ein Handtuch um seinen Nacken. Sein Haar war noch feucht und tropfte auf seine Schultern. Ein Anblick zum Anbeissen, besonders mit dem schüchternen Lächeln in seinem Gesicht. So sah sie ihn erst einmal überrascht an, fing sich aber gleich wieder.

"Guten Morgen Minan", begrüsste sie ihn aufgestellt. Darken hätte sie bestimmt angefaucht, dass sie ihn so ansah und wäre bestimmt nicht rot geworden. "Ich gehe heute in die Hütte. Kommst du mit? Also, wenn du dir was angezogen hast. Ich habe sogar noch einige Spiele gefunden, die dir gefallen könnten." Selber trug sie ihre Waldläuferkleidung. "Du warst gestern bei einem Ausflug mit Eoshan? War es schön?"

[Darken]

Liasanya begrüßte ihn auch und erklärte ihm dann weswegen sie hier war und dass sie heute zur Hütte gehen wolle und ob er mitkäme. Der Prinz erinnerte sich, dass sie ja darüber geredet hatten und er eingewilligt hatte sie zu begleiten.
"Ja, gerne, ich äh.. muss nur noch was anziehen und meine Tasche packen", wand er ein, öffnete die Türe weiter und ging dann zur Kommode, um sich ein schwarzes Shirt rauszusuchen. Es wäre dem Prinzen beinahe aus der Hand gefallen, als die Heilerin ihn nach dem Ausflug fragte.
"Nein... es war nicht schön", sagte er dann leise. Minan streifte sich das Shirt über, suchte noch einen Gürtel und Strümpfe. Er setzte sich kurz aufs Bett, um dann auch seine Stiefel anzuziehen, wobei er dafür wie immer länger brauchte, doch Caelvar hatte ihm einen Schuhlöffel aus Holz gearbeitet, der ihm half leichter in die Stiefel hinein zu kommen.

Als er bemerkte, dass noch das Traumbuch offen aufgeschlagen auf dem Bett lag, schloss er es rasch, legte es beiseite. "Entschuldigung, dass es so unordentlich ist. Darken lässt immer alles liegen." Minan seufzte. "Und ich muss es dann aufräumen." Er wollte noch nicht genauer auf die Sache mit dem Ausflug eingehen. Für Darken befestigte er den Dolch an seinem Gürtel und packte dann die Tasche mit Wechselkleidung, etwas zu Trinken und Essen.
Plötzlich fiel ihm etwas ein und er sah zerknirscht zu Liasanya. "Oh... weißt du, Merion wartet eigentlich beim Training auf mich. Meinst du, er nimmt es mir übel, wenn ich es einmal ausfallen lasse?", fragte er, "Vielleicht können wir am Übungsplatz vorbei gehen und ich ihm bescheid sagen?"

[Liasanya]

Da er sie nicht herein gebeten hatte, blieb sie an dem Türrahmen gelehnt stehen. Sie blickte aber trotzdem neugierig rein und in seinem Zimmer sah es aus, als sei er nach einem anstrengenden Tag einfach in sein Bett gefallen und hätte unterwegs alles einfach auf dem Boden liegen lassen. Seinen leisen Worten nach, schien es auch so gewesen sein. Allerdings fragte sie sich, was für ein Ausflug denn das gewesen sein mochte. Besonders da Eoshan dabei gewesen war. Was mochte da passiert sein? Doch sie würde ihn ein andermal danach fragen.

"Wie unfair", lachte sie, als er die Unordnung erklärte. "Das wäre doch seine Aufgabe." Sie seufzte auf. "Ich muss meinen Kram auch immer alleine aufräumen. Deswegen lasse ich ihn lange herum liegen. Nur wenn es unbedingt notwendig ist, räume ich auf." Neugierig blickte sie auf das Buch, dass er so schnell zugeklappt hatte. Was er wohl lass, dass er es verheimlichen wollte. Ob er die selben Bücher verheimlichte wie sie. Bei den Gedanken zauberte sich ein sinnliches Lächeln auf ihr Gesicht.

Da kam der Prinz auf Merion zu sprechen und dass er sich eigentlich mit ihm verabredet gehabt hatte. "Nun, wenn du einfach so nicht kommst wird er bestimmt nicht so glücklich darüber sein", meinte Lia sanft lächelnd, während sie durch die Gänge gingen. Merion würde wohl auch so nicht begeistert davon sein. "Wir sollten also unbedingt da vorbeigehen. Aber wenn du willst können wir auch erst nach dem Training losgehen. Dann werden wir einfach am Abend etwas länger unterwegs sein. ausserdem werden wir dieses Mal schneller vorankommen, als letztes Mal."

[Darken]

Die Dea al Mon lachte nachdem Minan gesagt hatte wie es zu der Unordnung gekommen war und sie fände es unfair, dass er nun aufräumen müßte. Der junge Prinz zuckte mit den Schultern. "Ich habs lieber ordentlicher... ihm ist das nicht so wichtig, also sorg ich eher dafür." Er überlegte kurz und grinste dann. "Oder vielleicht ist er auch einfach faul."
Liasanya stimmte ihm zu, dass sie zum Trainingsplatz gehen sollten, damit er Merion zumindest sagen konnte, dass er heute nicht am Training teilnehmen würde. Inzwischen hatten sie sich schon auf den Weg gemacht und die Heilerin schlug vor erst nach den Übungen aufzubrechen, sie würden dieses Mal ja auch schneller bei der Hütte sein.
"Wenn du meinst, dass das zeitlich hinhaut", überlegte er laut, während sie eine Treppe hinunter gingen und langsam zum Platz kamen, wo die Wache und auch die Anwärter trainierten. Oder eben jene, die sonst noch Lust dazu hatten.

Merion war schon da, ebenso Eren und Ricavo und einige andere. Die drei jungen Männer standen zusammen und unterhielten sich anscheinend.
"Hey, Lia, trainierst du auch mit?", fragte Eren und lächelte übermütig und fröhlich. Die drei Dea al Mon begrüßten sie alle, Merion trat auf sie zu und ließ dann ein Tuch mit mehreren Messern darin erscheinen. "Ich dachte, wir üben heute mit Wurfmessern. Bei den Zielscheiben hinten..." Sein Seitenblick ging kurz zu der Heilerin.
"Sicher, dass ich mich nicht davor stellen soll? Ich geb nen gutes Ziel ab", zog Darken ihn auf und grinste. Der Dea al Mon Krieger sah betreten zu Boden und murmelte etwas davon, dass er niemals auf ihn hätte zielen wollen. "Dunkelheit, denkst du immer noch an die Sache von gestern? Mach dir nicht so nen Kopf drum. Ich nehms dir nicht übel."
Der Prinz griff nach einer Wasserflasche und trank ein wenig. Er hatte eigentlich schon Lust zu trainieren, anderseits machte er das fast jeden Tag und das Erlebnis von gestern im Halbdunkeln durch den Wald wollte er eigentlich nicht schon wiederholen. "Ich kann aber heute nicht so lange wie sonst. Lia und ich wollen noch zur Hütte. Vorräte auffüllen. Morgen abend sind wir wieder zurück."
Die anderen beiden Dea al Mon warfen sich verschwörerische Blicke zu, sahen zu Lia. Darken konnte sich schon ausmalen wohin die Gedanken der Krieger gingen. Merion dagegen schien nicht sehr begeistert zu sein, zuckte schließlich aber nur mit den Schultern.
"Klar, viel Spaß dann... ich hab eh die nächsten Tage zu tun mit der Ausbildung", gab er betont unbeteiligt zurück.
"Trainieren wir jetzt oder nicht?", fragte Darken. Da Lia am besten einen Überblick darüber hatte wie lange sie zur Hütte brauchen würde, sah er auch abwartend zu ihr.

[Liasanya]

Sie grinste zurück, Minan überlegte, dass Darken möglicherweise einfach nur zu Faul war, um aufzuräumen. Sie war es auf jeden Fall. Bald kamen sie auch zum Übungsplatz, wo sie auch gleich von Merion, Eren und Ricavo begrüsst.
"Klar", antwortete sie Eren grinsend und knuffte ihn in die Seite, weil er so fröhlich und übermütig war. Das steckte irgendwie an. "Wieso auch nicht?" Da spielte sich auf einmal eine sehr seltsame Szene zwischen Merion und inzwischen wohl Darken ab. Was war auf diesem Ausflug nur geschehen? Hatte es einen Streit zwischen den Beiden gegeben? War das mit den Wurfmessern ein Friedensangebot gewesen? Dann sollten sie es nicht ausschlagen. Merion war schon enttäuscht genug, dass Minan mit ihr die Nacht in der Hütte verbrachte. So hätte das gar nicht laufen sollen.

"Ja, lass uns trainieren Minan", meinte sie aufgestellt. Aber es kam ihr seltsam vor, Darken Minan zu nennen. Doch es käme wohl seltsam rüber, wenn sie ihn einfach Darken nannte. "Das mit den Wurfmessern war eine gute Idee von dir Merion", meinte sie mit ihrem strahlensten Lächeln zu dem Krieger und klopfte ihm anerkennend auf die Schultern. "Zeigst du Minan wie es geht. Ich weiss ja, dass du ganz gut damit umgehen kannst."
Selber schnappte sie sich Eren und Ricavo, um den Beiden zu helfen. Selber konnte sie schon sehr gut Messer werfen und so war es an ihr eher zu unterrichten und auf Fehler aufmerksam zu machen.

Nach aber etwa einer halben Stunde verabschiedeten sie sich wieder, da sie wirklich langsam los mussten. Während Ricavo und Eren sich wieder verschwörerische Blicke zuwarfen. Erfand Merion irgend eine Ausrede um nach einem flüchtigen Wort rasch zu verschwinden. Da musste sie irgend etwas tun, wenn sie zurück kamen.
"Willst du mir erzählen, weshalb es kein schöner Ausflug war gestern?" fragte sie Darken nach einer We

[Darken]

Lia stimmte zu, dass sie trainieren könnten und lächelte dann Merion auch an, klopfte ihm auf die Schulter und sagte die Idee mit den Wurfmessern wäre eine gute Idee. Der Dea al Mon nickte, als sie ihn dann bat, dem Prinzen das Messerwerfen zu zeigen, da Merion ja gut damit umgehen könne. Derweil ging die Heilerin zu einer der Zielscheiben und übte mit Eren und Ricavo. Darken warf noch einen Blick zu ihnen herüber, ging dann zu Merion.
"Beim nächsten Mal können wir ja eine Extraeinheit einlegen", bemerkte Darken und blickte den Krieger etwas versöhnlicher an. Warum war der überhaupt so eingeschnappt? Normalerweise war das eigentlich Darkens Part. Trotzdem erklärte Merion ihm wie er das Messer am besten halten sollte, um es zu werfen. Der Prinz hatte dies schonmal gemacht, doch noch nie intensiv geübt.
"Hier, du hälst den Daumen am besten dort..." Merions Finger strichen über Darkens Hand, die das Messer schon umgriffen hatten, korrigierten seinen Griff minimal. Als der Prinz auf die Scheibe zielte, sah der Dea al Mon ihm zu. "Alles okay? Ich mein... wegen der Priesterin...", wandte er leise ein. Darken nickte, wollte aber nicht darüber reden, er warf das Messer und es verfehlte nur knapp das Schwarze.
Merion warf nun gleichfalls, traf ins Schwarze. "Du bist wirklich gut damit. Vielleicht sollte ich mich doch mal als Ziel zur Verfügung stellen", bemerkte Darken. Er kannte das ja schon, dass er irgendwo festgebunden wurde und man mit Messern auf ihn warf. Manchmal gezielt auf ihn oder gezielt drum herum, beides war vorgekommen.
"Darüber macht man keine Witze... außerdem glaub ich nicht, dass du mir soweit vertraust", wandte der Dea al Mon knapp ein, warf erneut. Damit hatte er durchaus recht, bemerkte Darken. Er wußte nicht, ob sich das irgendwann ändern würde. Sie trainierten weiter, doch Merion war längst nicht so gesprächig wie sonst und da der Prinz auch kein großer Redner war, übten sie bald schweigend.

Nach einer halben Stunde sah es Lia für an der Zeit aufzubrechen. Eren und Ricavo grinsten verschwörerisch und auch ein bißchen anzüglich, wünschten ihnen viel Spaß, während Merion beschäftigt schien die Messer zusammenzuräumen.
"Ich muss eh los, meiner Mutter helfen." Er sah zu Darken und Lia hinüber. "Kaninchen die Haut abziehen." Der Prinz mußte an das Gespräch mit Eoshan über Kaninchen denken. Dann gingen sie los und Lia nahm gleich die erstbeste Gelegenheit ihn nach dem Ausflug zu fragen.
"Es war kein fröhlicher Ausflug. Kurzfassung gefällig? Wir haben eine alte Priesterin aufgesucht, Naimiara. Weiß nicht, ob du sie kanntest. Kanntest, weil sie ist jetzt tot. Sie hat meine Juwelensplitter gereinigt und dabei die Erinnerungen, die daran gehaftet waren, abgekriegt. Dadurch ist sie gestorben", erklärte er mit Bitterkeit in der Stimme. "Deswegen war der Ausflug nicht fröhlich. Merion war auch dabei, als Übung für die Wache oder etwas in der Art. Ach, es ist einiger Mist passiert und er dachte, ich würde Eoshan was antun. Allerdings war ich in dem Moment nicht gerade ich selbst. Nach der Trauerzeremonie sind wir dann wieder nach Hause. Ende der Geschichte." Es war wirklich eine Kurzfassung, aber auf die Details hatte er gerade keine Lust, da würde Lia schon genauer nachfragen müssen.
"Themawechsel? Irgendwas neues in deinem Leben?", fragte er nach.

[Liasanya]

Darken mache sehr deutlich, dass er eigentlich nicht über den Ausflug sprechen wollte. Dennoch gab er eine Kurzfassung. Sie starrte ihn erst einmal einfach nur fassungslos an. Er schien eindeutig ein Talent zu haben, tragische Momente anzuziehen.
"Naimiara ist tot?" fragte sie traurig nach. "Nein, ich kannte sie nicht persönlich, aber ich habe schon viel von ihr gehört. Das hat wohl jeder von uns. Sie war eine grossartige Priesterin." Danach schwieg sie erst einmal eine Weile und trauerte für sich.

"Dabei hat Merion wohl auf dich gezielt", vermutete sie, schliesslich leise. "Das ist ihm bestimmt sehr schwer gefallen." Sie sagte diesen Satz voller Überzeugung. Schliesslich hatte sie mitbekommen, wie der Junge sich vorsichtig Minan nähern wollte und wie sehr er eifersüchtig war, dass der Prinz mit ihr in der Hütte übernachtete.

Aber Darken wollte nicht mehr weiter darüber reden und sie respektierte das. "Etwas neues?" fragte sie deswegen leichthin un zuckte mit den Schultern. "Nein, eigentlich nicht. Obwohl, ich hab bald Geburtstag. Das ist zwar nichts neues, aber ich freue mich trotzdem darauf und auf die Party. Du kommst doch auch oder?"

[Darken]

Zunächst schien die Heilerin auch etwas bestürzt über den Tod der Priesterin, erklärte dann aber, dass sie die Frau nicht persönlich gekannt, sondern nur von ihr gehört hatte und sie wäre eine großartige Priesterin gewesen. Dem konnte Darken nur zustimmen, doch er sagte nichts dazu. "Sie hat sich das so ausgesucht. Auf diese Weise von der Welt abzutreten", wandte er ein, als er merkte wie sehr die Geschichte Lia doch getroffen hatte. "Und mir damit noch zu helfen. Die ganze Familie war schon da, sie wußten irgendwie alle, dass Naimiara an dem Tag sterben würde." Er knurrte leicht. "Nur mir hat natürlich niemand was gesagt. Minan war ganz schön durch den Wind."
Die Dea al Mon stellte fest, dass Merion auf Darken gezielt hatte und er nickte bestätigend. "Ja, ist es. Er wollte natürlich seine Königin beschützen." Seltsamerweise störte es ihn sogar leicht, dass der Krieger den Bogen auf ihn gerichtet hatte. Vielleicht deswegen heute morgen diese angespannte Stimmung, auch wenn Merion behauptete, er hätte das mit dem Ausflug verwunden. "Er wird sicher mal ein guter Wächter." Der Prinz schwieg kurz, zögerte. "Ich glaube, er weiß, dass irgendwas mit mir nicht stimmt... ich hab mir überlegt, es ihm zu sagen. Aber ich weiß nicht was und wie." Etwas fragend sah er zu der Heilerin. Natürlich hatte er seinen eigenen sturen Kopf, aber abgesehen von dem Aufenthalt in Hayll hatte er nie so etwas wie ein normales Leben gehabt und dazu gehörte auch alles Zwischenmenschliche. Darin besaß er schlichtweg keine Erfahrung und kombiniert mit seinem angeborenen Mißtrauen führte es zu allerlei Missverständnissen und dass er andere verletzte. Nur wollte er Merion nicht verletzten.

Mit der Beantwortung seiner Frage, ob es denn etwas neues in ihrem Leben gäbe, lenkte Lia ihn jedoch abrupt wieder zu einem ganz anderen Thema. Und er konnte nicht gerade behaupten, dass es ihm gefiel.
"Ich wußte gar nicht, dass du bald Geburtstag hast... du veranstaltest freiwillig eine Party?" Mißtrauisch blickte er sie an. Was sollte das heißen, er würde doch auch kommen? Nie im Leben. Frag sie wie die Feier ablaufen wird, bat Minan ihn, aber Darken konnte spüren, dass er Angst hatte. Klar, auch er dachte automatisch an all seine Geburtstagsfeiern.
"Kannst du mir sagen wie ihr Dea al Mon so etwas feiert?" Dann fiel ihm noch etwas ein. "Erwartest du etwa ein Geschenk von mir? Wie alt wirst du eigentlich?" Immer noch hatte er nicht gesagt, ob er kommen würde oder nicht. Der Prinz war niemand, der sich über so eine Einladung freute und sein Gesicht strahlte auch alles andere als Begeisterung aus.

[Liasanya]

Lia nickte sanft, als er ihr erklärte, dass die Priesterin diesen Tod für sich gewählt hätte. Das war schön. Allerdings gefiehl es ihm gar nicht, dass ihm niemand gesagt hatte, dass sie sterben würde. "Oje", meinte sie leise. "Das kann ich mir vorstellen, dass ihn das mitgenommen hat. Euch alle. Aber hättest du dich darauf einlassen können, wenn du es gewusst hättest?" Wohl kaum.

"Also wenn er es wirklich geschafft hat, auf dich zu zielen, dann wird er garantiert ein guter Wächter." Das war schliesslich alles andere als leicht, die Person zu bedrohen, in die man sich verliebt hatte. Auf seine fragenden Blick hin überlegte sie etwas. "Also das wie, wird sich wohl einfach einmal in einem Gespräch ergeben, oder du ziehst ihn einmal beiseite, um ihm zu sagen, was dir gerade in den Sinn kommt. Er wird dir zuhören. Allerdings solltest du ihm vielleicht nicht.." Sie stockte. Es viel ihr schwer darüber zu sprechen. "So wie Merion wirkt, ist er noch sehr unerfahren. Vielleicht ein paar Küsse, aber nicht mehr. Wenn du ihm sagst, wie du missbraucht wurdest... das wird ihm viel von seiner Unschuld rauben und vielleicht für einiges verschliessen." Zumindest wird er es nicht mehr wagen, sich dir zu nähern oder erst recht nicht, dich zu küssen, was er wohl eigentlich sehr gerne ausprobieren möchte. "Fall einfach nicht gleich mit der Tür ins Haus. Er ist ein lieber junger Mann und hätte das nicht verdient. Doch wie kommst du darauf, dass er etwas ahnt?"

Ihre Miene hellte sich auf. "Natürlich veranstallte ich freiwillig eine Geburtstagsparty. Gut, es gibt viel Arbeit, aber mit dem Essen wird mir Naischa helfen. Doch ich feiere ja gerne und wenn ich es nicht mache, tut es niemand." Etwas verwirrt sah sie Darken an. "In Hayll scheinen die Geburtstagsfeiern ja nicht so toll zu sein. Wundert mich nicht, so vertrocknet wie die da sind, sind die bestimmt total langweilig. Bei uns werden die ganz unterschiedlich gefeiert. Das kommt auf die Person und das Alter an. Ich wollte etwas besonderes machen, dieses Jahr. Dass wir in der Hütte waren, hat mich so auf einige Ideen gebracht. Ich war schon lange nicht mehr mit Freunden in einer etwas abgeschiedenen Hütte. Vielleicht finde ich etwas geeignetes. Sonst frage ich Eoshan nach einem Raum am Hof. Dann können wir die ganzen alten Spiele aufleben lassen. Dazu gibt es natürlich leckeres Essen, interessante Gespräche, etwas tanzen. Einfach eine lockere, gemütliche Atmosphäre. Vielleicht erzählt auch jemand Gruselgeschichten."

Sie sah Darken mit grossen Augen an. "Nein, natürlich erwarte ich kein Geburtstagsgeschenk von dir", meinte sie gedehnt. Allerdings freute sie sich immer über Geschenke, was ihr glitzernder, bittender Blick verdeutlichte. "Ein Geburtstagsküsschen hier auf die Wange reicht auch." Sie tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Wange. Eigentlich gab man das Geburtstagsküsschen auf die Lippen, aber sie wollte ihn nicht überfordern. So grinste sie ihn nur breit an. "Und ich werde fünfundzwanzig Jahre alt."

[Darken]

Er schüttelte den Kopf, als Lia ihn fragte, ob er sich auf das Ritual hätte einlassen können, hätte er vorher gewußt, dass Naimiara dafür ihr Leben opfern würde. Darken tat zwar oft hart und abweisend, doch er war niemand, der einer an sich gutmütigen alten Priesterin etwas Böses wünschte. Dennoch kam er wesentlich besser damit klar als zum Beispiel Minan, den das alles sehr mitgenommen hatte, wie Lia schon treffend erraten hatte.
Als sie dann über Merion sprachen, zögerte die Heilerin länger und allein das war schon ungewöhnlich, denn normalerweise sagte Lia offen was sie dachte. Während sie aber weitersprach, erkannte der Prinz warum sie gezögert hatte, als sie ihm beibrachte, dass Merion wohl noch nicht so viele Erfahrungen hatte und deswegen nicht gut auf Darkens Geschichte reagieren würde, er hätte das nicht verdient. Der Prinz dachte darüber nach und konnte nicht verhindern, dass er kurz seufzte, obwohl das sonst nicht seine Art war.
"Vermutlich hast du Recht, es ist besser wenn ich ihm nichts sage, ich will ihm ja seine Unschuld nicht rauben." Er dachte dabei daran, dass er seine gerne länger behalten hätte und deswegen wollte er nicht, dass Merion sich mit seinen düsteren Erinnerungen herumplagte. Und dass wo er, und auch Minan, wirklich mit dem Gedanken gespielt hatten, sich dem Krieger anzuvertrauen. Aber nicht auf Kosten von Merions Lebensweise und Unbeschwertheit. Warum hatte er nicht selbst daran gedacht? Du bist halt nicht gerade der feinfühligste, erinnerte ihn Minan.
"Nur irgendwas muss ich ihm sagen. Wegen der Splitter und dass wir unterschiedlich sind. Nach der Zeremonie war...", er stockte, "Es war ein anderer Splitter da, einen, den du nicht kennst. Ich hab mich sehr viel anders als sonst verhalten. Ich glaube, er hat es gespürt. Ich will nicht, dass er denkt, ich bin einfach nur verrückt." Darken pausierte kurz. "Oder ich könnte meiner Schwester jederzeit wieder was antun." Keine Ahnung warum ihm das so wichtig war. Er mußte feststellen, dass das normale Leben auch reichlich kompliziert war.

Danach berichtete ihm Lia von der Geburtstagsfeier und als sie meinte, in Hayll wären die Geburtstagspartys wohl nicht so toll, verhärtete sich seine Miene noch weiter und er ballte die Hand zur Faust. Sie hatte doch keine Ahnung wovon sie redete. Aber vermutlich fiel eine ausführliche Erklärung wie seine Feiern abgelaufen waren, auch darunter jemanden die Unschuld zu zerstören. Vielleicht fuhr er besser, wenn er einfach niemanden mehr von seiner Vergangenheit erzählte. Der Prinz hatte ja schon gesehen wie sehr es Eoshan zu schaffen machte und sie darunter schon mehrmals fast zusammengebrochen waren. Wäre er seine Vergangenheit nicht so gewöhnt, würde ihm wohl auch schlecht davon werden. Aber die Klappe zu halten, würde bedeuten, dass die Leute ihn nicht verstehen würden und er sie regelmäßig weiter vor den Kopf stoßen würde, womit er im Grunde nur eine Rücksichtslosigkeit gegen eine andere eintauschen würde. Egal, er hatte doch noch nie Probleme damit gehabt andere zu verletzen oder?
Die Heilerin erzählte weiter wie sie ihren Geburtstag feiern wollte, eine abgeschiedene Hütte also, Spiele, Essen, Gespräche, Tanzen... auf den ersten Blick klang es relativ harmlos. Warum war dann nur so ein nagendes drängendes Gefühl in ihm? Er sollte mißtrauisch bleiben.

Bei Lias großen Augen mußte Darken jedoch wieder schmunzeln, auch weil sie behauptete, sie bräuchte kein Geschenk. "Dein Blick sagt aber etwas ganz anderes", wand er neckisch ein. Dann fügte sie hinzu, ein Küsschen auf die Wange würde auch reichen. "Fünfundzwanzig? Hm, ich weiß nicht, ob ich so eine alte Frau küssen sollte", bemerkte er mit einer Andeutung eines Grinsens. Trotzdem dachte der Prinz noch über die Beschreibung der Feier nach, als ihm plötzlich aufging was ihn so beschäftigte. Der Tänzer schien sich ziemlich auf die Feier zu freuen, hatte jedoch nichts dazu gesagt. Interesse daran mir deine Vorfreude zu erklären? Einen Atemzug später fiel es ihm selbst auf. Darken zog seine Augenbrauen zornig zusammen. "Tanzen?! Mit Musik oder nicht? Vergiss es!", fuhr er sie aufgebracht an. "Ich komm ganz bestimmt nicht zu deiner Party und wenn du es genau wissen willst, ich hasse Geburtstagsfeiern! Ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei deiner anders sein sollte." Darken ging etwas rascher und zielstrebiger weiter. Für wie dumm hielt sie ihn eigentlich? Warum war er nicht vorher darauf gekommen? Er schalt sich selbst dafür, dass er seine übliche Vorsicht hatte fallen gelassen.
Och komm schon, sei kein Spielverderber, lass uns zur Party gehen, hörte er die Gedanken des Tänzers. Ich mag Gesellschaften.
Du meinst wohl Orgien, bemerkte Darken in Gedanken wütend. Und er wollte sicher nicht, dass Lias Feier dazu wurde.

[Liasanya]

Oh, er durfte Merion durchaus die Unschuld nehmen, wenn der Krieger es wollte und danach sah es momentan gerade sehr aus. Allerdings nicht auf diese Weise. Und obwohl seine Worte etwas zynisch klangen, fand Lia es doch schön, dass er es genau wie sie sah.
"Das mit den Splittern kannst du ihm doch sagen", schlug sie nach etwas überlegen fort. "Sag ihm klar, dass es in deiner Vergangenheit einige Dinge gibt, über die du nicht reden möchtest. Das wird er akzeptieren. Sag ihm weiter, dass du ihm aber einen Teil trotzdem sagen möchtest. Dann kannst ihm sagen, dass du einen sehr langen und harten Kampf ausfechten musstest. Das stimmt ja auch. Und dabei bist du in verschiedene Teile zerbrochen, in deine verschiedene Vorlieben und stärken. Das wird zwar heftig für ihn, aber damit würde er fertig werden."

Über seine Witze war sie etwas erstaunt. Darken war viel lockerer geworden und sie mochte ihn immer mehr. So grinste sie nur breit und unschuldig zugleich, als er feststellte, ihr Blick würde etwas anderes sagen. "Hey!", rief sie dann aber empört auf. "Ich bin doch keine alte Frau. Pfft, so ein junger Schnösel wie du hat doch keine Ahnung. Also wirklich", grummelte sie gespielt.

Dann aber realisierte er, dass man für das Tanzen auch Musik brauchte, was ihm überhaupt nicht zu gefallen schien. Aufgebracht fuhr er sie an und ging eilig weiter. Sofort hastete sie hinterher.
"Och komm schon", bat sie ihn. "Natürlich tanzen wir zu Musik, aber du musst doch nicht tanzen, wenn du nicht willst. Vielleicht willst du nur mit mir tanzen? Ich werde auf dich aufpassen, dass du keine Dummheiten machst. Oder vielleicht kommst du nur Zeitweise und ich werde dafür sorgen, dass keine Musik läuft oder nur ganz leise. Komm schon Darken. Meine Parties haben bis jetzt immer Spass gemacht. Warum solltest du sie nicht mögen? Sie wird auf jeden Fall anders sein als die in Hayll. Schon nur weil wir hier keine Hayllier haben." Sie sah ihn mit grossen Augen an.

[Darken]

Natürlich konnte die Heilerin ihn nicht in Ruhe lassen, eilte ihm hinterher, während Darken weiterhin mürrisch durch den Wald stapfte und durch nichts erkennen ließ, ob die Worte von Lia bei ihm ankam. Die versuchte ihn weiter davon zu überzeugen, dass er zu ihrer Feier kommen solle und da der Tänzer synchron mitbettelte, nagte das alles sehr an seinem ohnehin recht dünnen Geduldsfaden, der öfter mal riss.
Der Prinz blieb abrupt stehen, versuchte auch ihre großen Augen zu ignorieren mit denen sie ihn bittend ansah. Seine Wut war stärker, für ihn wirkte es so als würde die Dea al Mon absichtlich dort Musik laufen lassen, um ihn noch einmal rumzukriegen. Und ihre Worte, ob er nur mit ihr tanzen wolle, hatten diesen Verdacht nur unterstützt und sein Mißtrauen wieder erhärtet.
"Sag mal, kapierst du das nicht?! Wenn Musik läuft, werde ich nicht auf deiner Feier erscheinen selbst wenn ich wollte." Unbewußt hatte er damit vielleicht zugegeben, dass er schon wollte, doch er war gerade viel zu wütend um darauf zu achten. "Hörst du mir überhaupt zu wenn ich dir irgendwas sage? Bei Musik hab ich mich nicht unter Kontrolle, dann taucht der andere Splitter von mir auf. Der mit dem du geschlafen hast. Und er wird es wieder tun, weil er das nicht kontrollieren kann. Nicht bei Musik." Seine Stimme hob sich weiter. "Verdammt nochmal, das wurde mir antrainiert! Das ist kein Spaß für mich!"

Der Prinz wandte sich von ihr ab und stapfte wütend weiter. Wenigstens von ihr hatte er gedacht, sie würde es verstehen. Ach was, er brauchte sie nicht, niemanden. Und er würde bestimmt nicht zur Feier gehen.
Ich könnte versuchen es zu kontrollieren, wand der Tänzer ein, ich würde nicht tanzen, ich würde nur dasitzen und zuhören. Was könnte dann schon passieren?
Du weißt genau auf was das immer wieder hinausläuft. Darken hatte eindeutig genug davon sich damit rumzuschlagen und dass ihn alle für dumm verkaufen wollten. Er verschwand und überließ Minan so abrupt die Kontrolle, dass dieser erstmal stolperte und schließlich ganz stehen blieb. Verunsichert sah er über die Schulter zu Liasanya. In seinem Körper war immer noch die beißende Wut von Darken.

[Liasanya]

Sie wäre beine in ihn hineingerannt, als er so abrupt stehen blieb. Doch sie wich geschickt aus, stellte sich neben ihn und sah ihn mit grossen Augen fragend an. Aber Darken schien davon nicht beeindruckt zu sein, sondern nur wütend. Er fauchte sie auch gleich entsprechend an. Aber davon liess Lia sich nicht einschüchtern und so eilte sie ihm auch gleich wieder hinterher, um ihn weiter zu bearbeiten. Selbst wenn er wollte. Das räumte doch schon zumindest Möglichkeiten ein.

"Ich weiss doch nicht, wie sehr du von der Musik beherrscht wirst", erklärte sie sich eifrig. "Könnte ja sein, dass bei leiser Musik alles in Ordnung ist. Ausserdem ist der Tänzer auch eingeladen. Da darf er doch auch an die Oberfläche kommen. Und ihr beide könnt das vielleicht nicht kontrollieren, aber ich. Ich werde dafür sorgen, dass du keine Dummheiten machst und nacher schalten wir die Musik wieder ab oder du kannst gehen. Einmal habe ich ihm ja auch schon widerstanden." Zumindest so halb.

Während ihrer eifrigen Überzeugungsversuchen, hatte sie nicht gemerkt, dass sie inzwischen wieder mit Minan sprach. Nur wäre sie erneut beinahe in ihn hineingegangen. So stand sie nun recht nah vor ihm und meinte schon etwas enttäuscht: "Aber wenn du partout nicht willst, dann will ich dich nicht dazu zwingen Darken. Dann kommst du eben nicht. Doch ich will jetzt mit Minan sprechen und anschliessend mit dem Tänzer. Ich will sie auch einladen. Also lass mich jetzt mit Minan sprechen. Vielleicht hat er ja mehr Lust als du etwas mit Freunden zu unternehmen."

[Darken]

Minan machte rasch ein paar Schritte zurück als Lia so dicht bei ihm zum Stehen kam. Sie meinte, es wären alle eingeladen und selbst wenn er sich nicht kontrollieren könnte, sie könne es und sie würde dafür sorgen, dass er keine Dummheiten machen würde und sie hätte dem Tänzer ja schon einmal widerstanden. Da war aber auch keine Musik im Spiel, dachte Minan. Er war dieses Mal einer Meinung mit Darken, er wollte nicht zu einer Geburtstagsfeier wo so viele Menschen waren. Selbst wenn es nicht so eine Feier war wie er sie immer durchstehen hatte müssen. Mit Grauen erinnerte er sich an jeden seiner Geburtstage, auch an den siebzehnten und wie Timaris dort mit ihm gespielt hatte. Ein allerletztes Mal. Wie würde sein achzehnter Geburtstag aussehen? Besser? Es hatte nur eine Sache gegeben, die ihn an seinem Geburtstag erfreut hatte. Dass er noch ein Jahr überlebt und durchgehalten hatte.

Schweigend sah er die Dea al Mon an, die weiter mit ihrer Überzeugungsarbeit fortfuhr und anscheinend noch der Meinung war mit Darken zu reden und wenn er eben nicht wolle, würde sie ihn nicht dazu zwingen, doch sie wolle auch Minan und den Tänzer einladen und jetzt mit Minan sprechen. Dieser war noch ganz verstört und wußte nicht wie er auf all das reagieren sollte, während er nur mühsam den Zorn Darkens ausblenden konnte. Erst bei Lias letzten Satz, sah er sie mit großen Augen an.
"Freunde?", hakte er etwas ungläubig nach, "Wir sind Freunde?" Der junge Prinz scharrte etwas mit dem Fuß betreten vor sich her. "Ich würde schon gerne etwas mit Freunden unternehmen, aber... ich mag nicht tanzen. Ich.. ich will nicht wieder irgendwo aufwachen und mich an nichts mehr erinnern und feststellen, dass ich wieder mit jemanden geschlafen habe." Er errötete leicht. "Tut mir leid, Lia... das ist alles nicht so einfach. Ich würde gerne... doch es geht nicht. Verstehst du das nicht?" Minan strich sich durchs Haar, er hatte unbestreitbar Angst und er wußte nicht, ob er Lia Glauben schenken konnte, dass sie auf ihn aufpassen würde. Nicht nachdem sie selbst schon mit ihm getanzt hatte. "Und... äh Darken ist schon lange weg."

[Liasanya]

Nun geriet sie ins Stocken, als Minan sie mit grossen Augen ansah und ungläubig nachfragte ob sie denn Freunde seien. Gleich darauf erklärte er ihr, dass er gerne etwas mit Freunden unternehmen wolle, er aber nicht von der Musik kontrolliert werden möchte. Er wollte nicht tanzen und schliesslich feststellen, dass er mit jemandem geschlafen hatte. Und schliesslich machte er klar, dass Darken schon eine ganze Weile weg war. Na super. Er ärgerte sie und Minan durfte das ausbaden.

"Ich denke schon, dass wir Freunde sind Minan", antwortete sie ihm etwas verlegen und unsicher. "Hmm irgendwie scheint es mir, dass du nicht nur das Zimmer aufräumen musst. Ich wollte nicht schon wieder so eindringlich sein. Also doch schon. Aber ich wollte dich nicht erschrecken, Minan. Entschuldige bitte."
Sie atmete tief durch und ihre Stimme wurde wieder fester. "Also du bist auf jeden Fall mein Freund und ich hoffe, ich werde irgendwann auch einmal deine Freundin." Nun klang ihre Stimme wieder etwas unsicher und hoffnungsvoll. So selbstsicher sie auch war, leicht wäre es für sie bestimmt nicht, wenn Minan nun nein sagen würde.

Mit einer wagen Geste schlug sie ihm vor weiter zu gehen. Denn zu sehr sollten sie nicht trödeln, sonst würden sie noch im Dunkeln gehen müssen.
"Ich glaube ich verstehe Minan", fuhr sie ruhig fort. "Ich versuche es zumindest. Aber ich würde dich doch schon gerne dabei haben. Wir könnten die Musik doch weglassen. Oder sie einfach in einem anderen Raum laufen lassen, damit man da tanzen kann. Oder vielleicht weiss Eoshan etwas, irgend ein Schild oder ein Netz, damit du die Musik nicht hörst. Da wird uns bestimmt noch etwas einfallen. Aber komm, wir sollten uns beeilen."

[Darken]

Nun war es an Lia etwas verlegen zu wirken ehe sie ihm antwortete, dass sie schon denke, sie wären beide Freunde. Nur ihren nächsten Kommentar, dass er mehr machen müsse als das Zimmer aufräumen, verstand er nicht so ganz. Meinte sie damit, dass Darken gegangen war? Der junge Prinz zuckte mit den Schultern. "Es macht mir nichts aus", erwiderte er auf ihre Entschuldigung, und auch darauf, dass er nun hier war. Der Andere und er, sie hatten beide ihre Stärken und Schwächen und sie sorgten dafür, dass sie sich gegenseitig unterstützten. Minan lächelte zaghaft als Liasanya erklärte, er wäre ihr Freund und sie hoffte, sie würde auch irgendwann seine Freundin.
"Ja, das wäre schön... ich hatte noch nie richtig Freunde. Entschuldigung, wenn ich nicht genau weiß wie man sich dann verhält", wandt er etwas kleinlaut ein, er hatte sie ja nicht vor den Kopf stoßen wollen. Und irgendwie war er schon neugierig wie ihre Geburtstagsfeier sein würde. Doch sicher nicht so schlimm wie seine, es wäre schön zu sehen wie man normal feierte.

Sie gingen weiter und die Dea al Mon versuchte doch noch einen Weg zu finden wie er zu der Feier kommen könnte, dass sie die Musik weglassen oder in einem anderen Raum laufen lassen könnte.
"Es wäre nett, wenn du einen Weg finden würdest...", stimmte er zu, "Ich würde dann vorbei kommen." Viel schöner fand er jedoch, dass der Heilerin überhaupt so viel daran lag, dass er auch zu ihrer Feier kam. Ja, damit sie uns wieder rumkriegen kann, kapierst du das nicht? "Ich darf einfach nicht tanzen...", überlegte er leise vor sich hin. "Obwohl ich das gerne tue. Aber es ist besser, wenn ich nicht tanze." Und ein Geschenk sollten sie sich auch überlegen, nur wußte Minan nicht genau was. "Wer kommt denn sonst noch?", fragte er ein bißchen neugierig, während er rasch neben ihr herging, da Liasanya gesagt hatte, sie sollten sich beeilen.
"Was für Spiele hast du denn mitgenommen?" Immer noch aufgeweckt und neugierig sah er sie an, zwei Schmetterlinge folgten ebenso neugierig seinem Weg.

Als sie weitergingen und irgendwann eine Pause einlegten, saßen sie am Fluss und Minan blickte zu dem glitzernden Band, das sich jetzt friedlich durch den Wald schlängelte. Nichts erinnerte mehr an die reißenden Wassermassen wo sie beinahe drin ertrunken wären. Schweigend aß er einen Pfirsich, es war nunmal seine Lieblingsfrucht.
"Du, Lia, kann ich dich noch etwas fragen?", setzte er zögerlich an und wurde ein bißchen rot. Der junge Prinz leckte sich kurz den Fruchtsaft von den Fingern. "Du äh... hast in der Hütte Darken mal angeboten ihm ein Buch auszuleihen..." Er errötete weiter. "Das äh... romantisch ist. Kannst du es mir ausleihen?" Ihm war das unglaublich peinlich, doch er wollte gerne wissen was diese Romantik war.

[Liasanya]

Erfreut lachte sie, als er meinte, es wäre schön wenn sie Freunde würden. Allerdings wusste er nicht so genau, wie man sie da verhielt. Das erklärte sie ihm gerne. "Eigentlich läuft jede Freundschaft anders, weil es sich ja um verschiedene Personen handelt. Aber eines haben alle Freundschaften gemein. Egal ob man sich viel trifft oder nicht, ob man sich streitet oder nicht viel miteinander spricht. Man ist füreinander da, wenn es darauf ankommt. Bei Freunden kann man einfach sich selber sein."

Überrascht sah sie ihn an. "Du tanzt gerne?" Das hatte sie nicht vermutet. Viel mehr hatte sie angenommen, dass ihm auch diese Nähe viel zu nah war. "Und tanzen ohne Musik?", hakte sie interessiert nach. "Geht das auch nicht? Nun, meine Eltern werden wohl kurz vorbeischauen. Auch habe ich einige Freunde aus meiner Kindheit eingeladen und meine Schwester natürlich. Die Mitglieder des Hofes, die kennst du ja und die Jungendlichen aus der Stadt sind auch eingladen. Also die, mit denen wir im Fluss baden waren."

Sie schielte zu den Schmetterlingen, die Minan verfolgten und musste kichern. Es sah so süss aus. "Also, ich habe ein Kartenspiel mitgenommen. Damit spiele ich am liebsten ein Erinnerungsspiel, aber man kann auch anderes damit spielen. Dann habe ich noch 'Turmbauen' dabei. Das sind Holzklötzchen, die man aufeinander baut. Aber es hat nur eine begrenzte Anzahl Klötzchen. Also muss man einige davon wieder aus dem Turm schieben, um ihn höre zu bauen. Es ist ein Geschicklichkeitsspiel, dann wer den Turm umwirft hat verloren. Ah ich werde es dir später am besten zeigen. Es macht Spass, wenn alles herunterpurzelt." Sie lachte leise auf. "Und das mit den Dreiecken und den Zahlen darauf, die man richtig aneinander reihen muss auch. Zeigen ist einfacher, als zu erklären."

Gegen Mittag liessen sie sich am Ufer des Flusses nieder. Das Wasser war wieder klar und lebendig. Man konnte kaum glauben, dass sie beiden vor einer Woche beinahe darin ertrunken wären. Sie assen gemeinsam zu gemeinsam zu Mittag und zur Nachspeise gab es Früchte. Pfirsiche schienen Minans Lieblingsfrüchte zu sein. Lia musste zugeben, dass sie froh war, wenn die Saison dazu vorbei war. Dieser süssen Unschuld dabei zuzusehen, wie er den Saft von seinen Finger leckte und dabei ruhig und gelassen zu bleiben, war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Dass er dazu noch nach dem Buch fragte, machte das ganze nicht einfacher. Diese verführerische Röte auf seine Wangen. Zu gerne hätte sie ihm jetzt einen Kuss gegeben.
"Ja klar kann ich es dir ausleihen", lächelte sie. "Ich habe sogar eines dabei, was ich am lesen bin." Sie rief das Buch herbei und streckte es ihm entgegen. "Du kannst es gerne zuerst lesen und ich beende es dann später. Die Geschichte ist nicht sonderlich, na ja intelektuell. Aber es geht ja auch viel mehr um Romantik und... na um diese Szenen eben." Sie grinste etwas anzüglich und sah Minan erwartungsvoll an, dass er das Buch aufschlug und wenigstens den Klappentext überflog. Zudem hoffte sie, dass er sich nicht von dem Bild erschrecken liess, was auf dem Einband zu sehen war. Das waren eine wunderschöne Frau und ein überaus attraktiver Mann, die sich halb bekleidet leidenschaftlich umarmten und Küssten. "Ich weiss, das ist etwas kitschig. Aber es ist gut und sehr veranschaulich geschrieben. Es macht Spass zu lesen."

[Darken]

Die Heilerin war wohl überrascht, dass er gerne tanzte. "Ja, manchmal... alleine", gab er leise zu, "Ich mag Musik eigentlich." Vielleicht war dies das einzige was er mit dem Tänzer gemein hatte. Liasanya fragte ihn, ob er nicht auch ohne Musik tanzen könnte und Minan wußte nicht so recht die Antwort darauf, wenn er das tat, übernahm der Tänzer eigentlich nicht. "Darken hat gesagt, der Tänzer wolle sehr gerne zu deiner Party und er würde sich bemühen, nicht zu tanzen, aber... ich weiß nicht..." Der junge Prinz wirkte nicht sehr überzeugt und womöglich hatte er auch einfach nur Angst. Außerdem würden viele Leute auf der Feier sein, jedenfalls klang es so, als hätte Lia eine Menge eingeladen und die meisten würde er bestimmt überhaupt nicht kennen. Dann erwähnte sie jedoch noch, sie hätte auch die anderen Jugendlichen eingeladen, er konnte sich denken wen die Dea al Mon damit meinte und so hellte sich seine Miene etwas auf.
Es war irgendwie schön etwas mit Gleichaltrigen zu unternehmen auch wenn er sich wegen seiner Vergangenheit nicht immer vollständig zugehörig fühlte. Aber manchmal konnte er das bei solchen Ausflügen und dem Training vergessen und wenigstens für einen Moment ein normaler junger Mann sein, nur eben mit seinen ganz eigenen Problemen.

Lia zählte ihm auch noch bereitwillig auf welche Spiele sie mitgenommen hatten und natürlich sagten sie dem Prinzen allesamt nichts, dementsprechend neugierig und wissbegierig hörte er zu und wollte diese Spiele durchaus mal ausprobieren, Lia hatte ja versprochen, es würde nichts mit Berühren und dergleichen zu tun haben. Er fragte sich nur was ein Erinnerungsspiel war, fragte jedoch nicht nach, denn die Dea al Mon hatte ihm ja gesagt, es ihm später zu zeigen wäre einfacher und vermutlich würde er sich dann etwas darunter vorstellen können.
Sie saßen am Fluss, ruhten sich etwas von der Wanderung aus und aßen zu Mittag. Minan fiel nicht auf wie sehr Lia ihn anstarrte, er war noch zu sehr damit beschäftigt seine aufknospende Röte wieder herunterzukämpfen. Trotzdem lächelte die Heilerin nur und bot ihm an, dass er sich das Buch ausleihen könnte. Anscheinend gab es mehrere Bücher dieser Sorte, so jedenfalls verstand er ihre Worte, auch wenn er es nicht ganz begriff. Zögerlich nahm der Prinz das Buch entgegen und starrte dann mit großen Augen auf das Titelbild. Da küssten sich ein Mann und eine Frau leidenschaftlich und eng umschlungen und seiner Nervösität war das nicht gerade zuträglich. Hastig schlug er das Buch auf, während er Liasanya zuhörte, die ihm erzählte, es gäbe keine große Handlung, aber eben Romantik und andere Szenen. Dabei grinste sie noch so anzüglich, so dass Minan sich erst recht fragte, worum es ging. So ein Buch hatte er schließlich noch nie in der Hand gehalten.
Der junge Prinz hatte das Buch irgendwo aufgeschlagen und las ein paar Zeilen, wobei er kaum noch Lias Worte hörte. Entsetzt sah er die Dea al Mon wieder an. "Da... da steht wie zwei Menschen miteinander... also...", er stockte, "Es miteinander tun. Ich dachte, es geht um Romantik?" Verlegen wandte er den Blick ab. Sie hatte recht, von den wenigen Wörtern, die er gelesen hatte, war es anschaulich. "Und.. äh was meinst du damit, es ist kitschig?" Das Wort konnte er nicht so recht einordnen. "Ich verstehe nicht ganz warum du das liest... warum macht es Spaß das zu lesen?" Die Frage war vielleicht etwas ungewöhnlich, aber ihm entschloss sich das nicht so ganz. Minan hatte gehofft, etwas lesen zu können über die Nähe zwischen Menschen ohne dass es gleich um Sex ging, und selbst so war es ihm peinlich gewesen danach zu fragen. Verstohlen sah er noch einmal auf die Seiten, wo gerade vollmundig beschrieben würde wie der Mann den Körper seiner Geliebten liebkoste und verwöhnte. Minan wurde abermals rot und klappte rasch das Buch zu.

[Liasanya]

Da waren sie wieder die wunderschön grossen Augen, als er das Bild sah und seine Nervosität stieg auch gleich um einiges. Sie lachte leise und beobachtete, wie er hastig das Buch aufschlug, um das Bild verschwinden zu lassen. Doch der Text schien ihm nicht viel besser zu gefallen, denn gleich darauf sah er sie entsetzt und versuchte stockend zu erklären, was er gelesen hatte. Verlegen wandte er den Blick ab.

"Heiss nicht?" fragte sie frech grinsend. Dabei völlig ignorierend, dass ihm das als ehemaliger Lustsklave nicht gefallen könnte. Doch so wie sie das mitbekommen hatte, wollte er nun ein möglichst normales Leben führen. Das gehörte nun einmal dazu, genau wie die Verlegenheit.
"Mit kitschig meine ich, dass alles etwas überspitzt dargestellt ist. So extrem würde das in der Realität nicht geschehen. Er liebt sie, sie liebt ihn, beide haben aber so ihre Komplexe, sind Schüchtern oder haben noch einen Exfreund, von dem sie loskommen müssen. Nach allerlei unmöglichen und lustigen Missverständnissen kommen sie schliesslich doch zusammen und alles wird gut. Dazwischen gibt es viele romantische und heisse Szenen. Deswegen lese ich diese Bücher so gerne. Sie sind leichte Kost, keine komplizierte philosophischen Fragen, sie haben ein glückliches Ende und verleihen ein angenehmes Prickeln."

Sie lächelte verstohlen, als er noch einmal heimlich auf die Seiten sah, noch mehr errötete und das Buch rasch zuklappte. "Ist es denn so schrecklich, was du gelesen hast? Ich kenne sonst schon noch Bücher, in denen es nur um Romantik geht. Allerdings habe ich davon keines dabei. Wenn du mich zu Hause daran erinnerst, werde ich sie dir in der Bibiliothek zeigen, Minan." Sie sprang auf. "Na, bist du bereit für den Rest des Weges?"

[Darken]

Irgendwie hatte er das Gefühl, Lia würde das ganze sehr amüsant finden, zumindest lachte sie leise und grinste ihn schließlich auch frech an, fragte ihn, ob er das Gelesene heiß finden würde. Minan wußte gar nichts mehr zu sagen, das war alles ein bißchen zu viel. Fand sie so etwas etwa heiß zu lesen? Es mußte der Heilerin ja gefallen, sonst würde sie es nicht lesen. Bevor er sich noch zu einer Antwort durchringen konnte, hatte sie schon weitergesprochen und erklärte ihm was 'kitschig' war, auch wenn das in Minan nur neue Fragen aufwarf. So ganz verstand er das Konzept solcher Bücher nicht.
"Was ist ein Exfreund?", traute er sich nachzufragen, offenbarte damit auch gleichzeitig wie fremd ihm diese Materie überhaupt war. Doch der Prinz hatte begriffen, dass es in der Geschichte darum ging wie Menschen zueinander fanden und es gäbe immer ein glückliches Ende, es wäre angenehm zu lesen und würde einem ein gewisses Prickeln verleihen. Was sollte das schon wieder bedeuten? Hieß das, man wurde vom Lesen erregt? Mißtrauisch sah er zu dem Buch wie als könne es ihn gleich anspringen. Vielleicht sollte er es doch nicht lesen.

Die Heilerin schien sein Zögern und sein Entsetzen bemerkt zu haben, fragte ihn danach, ob es so schrecklich gewesen wäre, was er gelesen hätte. Minan schüttelte den Kopf. Nein, schrecklich war es nicht gewesen, in der Geschichte schien es ja beiden gefallen zu haben.
"Nicht schrecklich, nur... ich äh habe so etwas noch nie gelesen. Ich wußte gar nicht, dass Leute darüber schreiben...", wand er ein, wurde nachdenklich. Es war ja besser es nur zu lesen als es zu tun und Minan war hauptsächlich neugierig wie normale Menschen zusammen kamen und dann ein Paar wurden, so wie er es gehört hatte. Obwohl... es waren ja keine normalen Leute, sondern nur ausgedachte Personen und noch dazu kitschig wie Lia gesagt hatte, er durfte das nicht vergessen. Er könnte es vielleicht trotzdem lesen... also ganz alleine, wenn niemand dabei war. Der Prinz wurde rot nur weil er daran dachte. Vorsichtig ließ er das Buch in seine Tasche gleiten.
Liasanya fragte ihn, ob er bereit für den Rest des Weges wäre und er erhob sich anmutig. "Ja, und... danke, dass ich mir das Buch ausborgen darf." Ich les sicher nicht mit dir so einen Schwachsinn, bemerkte Darken. Romantik, pah... "Und ich würd gern auch ein Buch haben wo nur Romantik vorkommt", erwähnte er schüchtern, Darkens abschätzigen Worten zum Trotz.
"Lia? Warst du schonmal mit jemanden zusammen?", fragte er neugierig, als sie eine Weile weitergegangen waren, "So wie in den Büchern, meine ich."