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Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 12:31
von Yadriël
"Drei!" Er rammte die Spritze tief durch den Brustkrob, drückte den Kolben runter. Danach stolperte Zucker regelrecht nach hinten zurück als der Kriegerprinz abrupt mit einem Schrei auffuhr. "Himmelarschundzwirn, du hast mir vielleicht nen Schrecken eingejagt", sagte Zucker, erleichtert dass Bonderus wieder bei Bewußtsein war. Der schien ihn nicht zu hören, packte ihn ganz fest an den Schultern und brabbelte etwas davon, dass Zucker die Spinnenkönigin nicht hierher kommen lassen sollte. Der Puls des Feldwebels sprang wieder in die Höhe.
"Hier kommt niemand hin, beruhig dich, Mann", redete er auf Bonderus ein, der offensichtlich gegen unsichtbare Gegner kämpfte und sich mit irren Blick im Raum umsah. Langsam wurde Zucker der Mann unheimlich. Arturo hatte sich inzwischen neben Kaileena gekniet, versuchte sie auch aufzuwecken. "Jason, hier ist niemand außer Kaileena, Arturo und mir. Und.. der Schlange dort hinten", fügte er hinzu als er den Käfig sah.
Der Kriegerprinz kam langsam zu sich, sah die Spritze in seiner Brust. "Ja.. äh, die wollt ich dir noch rausziehen, aber du warst so schnell wieder da..." Bevor Zucker ihm noch helfen konnte, riss Bonderus sich die Spritze ohne mit der Wimper zu zucken aus der Brust. "Ja, ich glaub schon...", antwortete er auf die Frage, ob er ihn zurückgeholt hätte. "Ich war kurz davor Mund-zu-Mund Beatmung zu machen. Selbst wenns nichts gebracht hätte." Er grinste kurz, erhob sich dann rasch als er sah dass Bonderus Schwierigkeiten hatte zu stehen. "Mach langsam, setz dich erstmal." Er bugsierte Jason zum Diwan. "Hab dir übrigens Wermuth ins Gesicht geschüttet", klärte er ihn auf.
Der Soldat fragte jedoch gleich nach Kaileena und ob die Zeit, die er ihr verschafft hätte, zur Flucht gereicht hätte. Flucht? Sie lag doch hier. Zucker blickte Bonderus an wie als wäre er nun komplett verrückt geworden.
"Sie lebt noch", erklärte Arturo. "Aber ihre Juwelen sind nahezu ausgebrannt, vielleicht sogar zerbrochen, ich weiß es nicht. Was hast du mit ihr gemacht? Spucks aus bevor ich meine Kollegen rufe."
"Gar nichts hat er mit ihr gemacht", trat Zucker für seinen Kumpanen ein, "Es hat ihn ja genauso aus den Latschen gekippt."
Arturo schien nicht überzeugt, wollte noch etwas sagen als Kaileena leise aufstöhnte. "Wie geht es dir? Was ist passiert?"
Zucker suchte auf der Frisierkommode nach einer Flasche Wasser, doch überall waren nur Flaschen mit Alkohol. So rief er seine Feldflasche herbei, reichte sie Arturo, der Kaileena etwas zu trinken einflößte. Sie trank auch, driftete danach aber sofort wieder in einen Schlaf ab. "Ich bringe sie in ihr Bett und hole eine Heilerin. Die bezahlt ihr beide", der breitgebaute Türsteher hob Kaileena hoch wie als wäre sie etwas sehr zerbrechliches. Im Moment schien sie das auch zu sein. "Wäre es nicht wegen... ihm hier", er blickte kurz zu Zucker, "würde ich euch liebend gern eine Abreibung verpassen, die ihr so schnell nicht mehr vergesst. So habt ihr nur lebenslanges Hausverbot."
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 13:31
von Malateste
Nur langsam nahm Malateste seine Umgebung wieder war, noch immer glaubte er Zoryas Lachen zu hören und wie sie ihn zu locken versuchte und er ihr beinahe willenlos nicht wiederstehen konnte. Zucker redete beruhigend auf ihn ein und half ihm wieder in der Realität anzukommen. Gualterio nahm Zuckers Rat an und setzte sich auf Kaileenas Stuhl bei der Frisierkommode.
„Das erklärt warum ich wie eine Schnapsdrossel stinke“, brummte der Kriegerprinz als ihn der Feldwebel der Sechsten aufklärte das er ihm Wermuth ins Gesicht geschüttet hatte. Der Kriegerprinz beobachtete wie sich nun der Türsteher neben Kaileena kauerte. Er erklärte das ihre Juwelen ausgebrannt, vielleicht sogar zerbrochen wären, dann fuhr er Zucker an und die beiden lieferten sich einen kurzen, hitzigen Disput der durch ein leises Aufstöhnen der Schwarzen Witwe unterbrochen wurde. Gualterio atmete erleichtert auf, Kaileena schien die Flucht aus dem verzerrten Reich geglückt und vielleicht waren die Visionen die sie gehabt hatte nicht verloren. Während Zucker die Flaschen durchstöberte und schliesslich eine Feldflasche hervorrief, bückte sich Malateste um die Perle vom Boden zu klauben und in ein Seidentuch zu wickeln welches auf der Frisierkommode der Schwarzen Witwe gelegen hatte. Zucker hatte derweil die Feldflasche angesetzt und Kaileena trank, ein weiteres gutes Zeichen, fiel dann aber sogleich erschöpft in Schlaf.
Der Türsteher ereiferte sich weiter, baute sich auf und fuhr Malateste und Zucker an das sie die Heilerin bezahlen würden und drohte ihnen mit einer Abreibung. Davon sah er zugunsten von Zucker ab und sprach stattdessen ein lebenslanges Hausverbot aus. Dem Kriegerprinz platzte der Kragen. Die Erlebnisse im verzerrten Reich, die Hilflosigkeit die er gegenüber dem Kriegshund und Zorya verspürt hatte, wie leicht die Spinnenkönigin ihn manipuliert hatte und der Frust, dass er nahe an bahnbrechenden Informationen gewesen war, wandelten sich in Wut. Er erhob sich und stellte sich dem Türsteher gegenüber auf. Seine Knie waren noch immer weich, aber das liess er sich nicht anmerken. Dafür war seine Stimme gefährlich leise und voll von schneidender Kälte.
„Jetzt hörst du mir mal zu…“, er tippte dem Türsteher auf die Brust. „Ich bin Jason Bonderus, Offizier der zweiten Kompanie in Sions Armee, stationiert in Loraka, ein Speerfaden von mir reicht und es wimmelt hier von Soldaten. Ich habe 300 Goldmark für eine Leistung bezahlt die Kaileena nicht erbracht hat. Allein der Preis zeigt, dass sie sich des Risikos bewusst war. Stattdessen musste ich sie aus dem verzerrten Reich retten und habe dafür weit mehr als mein Leben riskiert.“ Die Stimme wurde lauter, der Unterton bedrohlicher. Der Blick beider Augen, selbst der des milchigweissen Blinden, bohrten sich in den Türsteher.
„Du wirst die beste Heilerin anheuern die es hier gibt und ihr werdet sie selbst bezahlen. Danach hast du zwei Optionen. Entweder wir kommen zu zweit wieder und Kaileena erzählt mir wofür ich bezahlt habe, oder wir kommen mit Sions Armee wieder und wir machen das Haus hier dem Erdboden gleich weil ihr einer Schwarzen Witwe illegal Unterschlupf gewährt. Und dann wird das letzte was in deinen Arsch eingeführt wird ein vier Meter langer, stumpfer Pfahl sein der langsam deine Eingeweide zur Seite schiebt. Du wirst mehrere Tage schreiend an einer Wegkreuzung gepfählt unendliche Qualen leiden bevor du endlich stirbst. Und falls Kaileena nicht mehr hier ist wenn ich wiederkomme tritt automatisch Option zwei in Kraft.“ Malateste knurrte leise, nahm seinen breitkrempigen Hut vom Diwan und setzte ihn auf.
„Und, wie entscheidest du dich?“
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 13:34
von Yadriël
Zucker konnte verstehen warum Arturo so aufgebracht und wütend war, sogar warum er erst einmal den zwei Soldaten die Schuld gab. Der Hayllier versuchte noch zu vermitteln, aber da hatte sich Bonderus schon erhoben und trat auf Arturo zu. Zucker hegte so langsam die Befürchtung, dass wenn man den Kriegerprinz in diesem Zustand zu sehr reizte, er noch in die Kalte Wut verfallen würde. Die Schwarztraum Droge hielt vielleicht einen etwaigen Blutrausch unter Kontrolle, doch von Kalter Wut hatte niemand etwas gesagt. Jasons Stimme klang tief und kühl, er tippte dem Türsteher provozierend auf die Brust, erklärte wer er war und drohte dem Mann, dass er noch mehr Soldaten rufen würde. Kaileena hätte ihre Arbeit nicht zuende geführt und Jason hätte sie aus dem Verzerrten Reich retten müssen.
An ungefähr der Stelle starrte Zucker den Kriegerprinzen nur noch völlig baff an. Was redete er da? Kein Mann konnte ins Verzerrte Reich. Kritisch schweifte Zuckers Blick zur Wermuth Flasche. Womöglich hatte Jason davon schon zu viel intus oder die Schwarze Witwe hatte einen ihrer Tricks gewirkt. Würden sie je erfahren was genau in dem Zimmer vor sich gefallen war?
Der vernarbte Soldat sprach bereits weiter, erklärte, dass sie die Heilerin nicht bezahlen würden und Arturo hätte zwei Optionen. Entweder dürften Jason und Zucker wiederkommen oder Sions Armee würde hier antanzen und das Haus dem Erdboden gleich machen weil sie einer Schwarzen Witwe illegal Unterschlupf gewährt hatten. Bluffte Jason oder meinte er es ernst? Aus seiner Stimme war keine Emotion zu erkennen.
Bei Arturo schien es jedoch zu wirken und er sah ein, dass er sich nicht weiter mit einem Kriegerprinz der dhemlanischen Besetzer anlegen sollte. "Na schön... ihr könnt einmal wiederkommen. Einmal. Und danach wird Kaileena verschwinden", versuchte er einzulenken. Arturo blickte auf die schlafende dunkelhäutige Schönheit in seinen Armen hinunter. "Ich weiß nicht was hier passiert ist, doch sie hat etwas für dich gemacht. Wärest du nicht hierher gekommen und hättest-"
"Mein Freund hier hat sicher nicht geahnt, dass dies geschehen würde", sprang Zucker ein, "Und ich würde empfehlen eine Priesterin anzuheuern. Was Kaileena hat, ist nichts körperliches." Der Feldwebel rief eine kleine Karte herbei. "Hier, geh zu ihr. Sag ihr, Zucker schickt dich, dann macht sie dir einen guten Preis." Er grinste, versuchte die angespannte Situation zu entkrampfen. Arturo nahm die Karte zwischen zwei Fingern.
"Ihr könnt morgen wieder kommen", sagte der Türsteher und wollte an den zwei Soldaten vorbei. Gerade als er zwischen den Türrahmen war, tastete sich Kaileenas Hand vor und krallte sich in Bonderus' Arm.
"Warum hast du das getan?", wisperte sie. "Sie wird dich suchen und jagen und finden..." Ihr Arm fiel wieder zurück, die Augen waren immer noch geschlossen.
"Geht, ihr wühlt sie zu sehr auf", sagte Arturo, wandte sich an Kaileena. "Ich bring dich in dein Zimmer, du wirst wieder..." Er trug sie durch den Flur und da standen die zwei Soldaten, hörten dumpf von unten die Musik und aus den angrenzenden Zimmern leises Gestöhne.
"Als respektvolles Mitglied der dhemlanischen Armee hätte er mich vielleicht nicht zwei Stunden lang wie ein Stier besteigen sollen", sagte Zucker in die Stille, um zu erklären warum Arturo ihnen überhaupt die Stirn geboten hatte. "Also was zur Hölle ist passiert?", fragte er Jason, während sie den Gang entlang gingen und einen Hinterausgang suchten. Frische Luft würde ihnen beiden gut tun.
Mehr oder weniger frische Luft, denn als sie nach draußen traten, wehte ihnen der Gestank des Hafens und der Gosse entgegen.
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 13:36
von Malateste
Der Türsteher war klug genug einzulenken, auch wenn er es versuchte ohne sein Gesicht zu verlieren. Einmal dürften sie noch wiederkommen, dann würde Kaileena verschwinden.
„Einmal reicht mir“, grollte Malateste und blickte ebenfalls auf die leblose Schwarze Witwe in den Armen des Türstehers. Dieser begann Gualterio Vorwürfe zu machen und das Gesicht des Kriegerprinzen verdüsterte sich. Doch bevor der Streit erneut entflammen konnte ging Zucker dazwischen. Sein Vorschlag machte Malateste hellhörig. Kaileena bräuchte keine Heilerin, sondern eine Priesterin. Ihr Geist war verletzt, nicht der Körper. Könnte diese Priesterin vielleicht auch helfen die Narben in Larees Geist zu heilen?
Aturo meinte sie könnten morgen wiederkommen und zwängte sich zwischen der Tür und den beiden Soldaten durch. Als er auf der Höhe des Kriegerprinzen war schoss Kaileenas Hand vor und krallte sich mit überraschender Kraft in Malatestes Handgelenk.
"Warum hast du das getan?", fragte sie mit schwacher Stimme und ohne die Augen zu öffnen. "Sie wird dich suchen und jagen und finden..." Der Hayllier musterte ihr Gesicht.
„Ich werde mit kaltem Stahl auf sie warten.“ Die Antwort war markig, doch sie verbarg nicht gänzlich das leise Zittern in seiner Stimme. Die Hand der Schwarzen Witwe fiel schlaff nach unten und der Türsteher wies Malateste und Zucker an zu gehen, ehe er mit Kaileena im Arm das Zimmer verliess. Sekundenlange Stille herrschte zwischen den beiden Männern die umgeben von den geschäftigen Geräuschen eines Bordells im Raum standen, ehe Zucker diese Stille mit einem Scherz durchbrach.
"Als respektvolles Mitglied der dhemlanischen Armee hätte er mich vielleicht nicht zwei Stunden lang wie ein Stier besteigen sollen." Malateste lächelte, doch es wirkte abwesend und mechanisch und erreichte seine Augen nicht. Er wollte nur noch raus aus dem Zimmer.
„Lass uns verschwinden.“ Malateste schritt voran und stüzte sich zwischendurch an den Wänden des Flurs ab. Noch immer hatte er das Gefühl jeden Moment aus der Realität gerissen und ins verzerrte Reich gezogen zu werden wo SIE wartete.
"Also was zur Hölle ist passiert?", fragte Zucker. Der Kriegerprinz riss eine Tür auf die nach draussen in eine Hintergasse führte. Der Gestank von Abfall und verrottendem Fisch schlug über ihm zusammen und ihm wurde in dem Moment bewusst wie knapp es eben gewesen war. Malateste torkelte über die Gasse, stüzte seine Hand an der Mauer ab. Die ganzen Erinnerungen kamen hoch und er kotzte erst Mal ausgiebig. Als er nur noch Galle würgte beruhigte sich sein Magen und er wischte den Mund mit dem Handrücken ab. Als er Zucker anblickte und knurrend anfuhr war zumindest die Spur des Wahnsinns verschwunden die vorhin noch darin war.
„Was da drin passiert ist geht dich einen Scheiss an!“ Gualterio atmete tief ein und fuhr dann versöhnlicher weiter, schliesslich hatte Zucke ihm vermutlich das Leben gerettet. „Sagen wirs so, ich habe mich mit jemandem angelegt der eine Nummer zu gross für mich war. Kriegerprinzen gehören nicht ins verzerrte Reich.“ Er zwang sich zu einem Lächeln.
„Kannst du mir auch den Namen der Priesterin geben? Nicht für mich...“, fügte Malateste noch schnell an. „Mir geht’s wieder gut, aber ich halts hier nicht länger aus.“ Und schlafen wollte er auch nicht, könnte er jetzt auch nicht. Matt musterte er Zucker.
„Wohin?“
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 13:37
von Yadriël
Etwas besorgt war Zucker dem Kriegerprinzen nach draußen gefolgt, der sich immer mal wieder an den Wänden des schmuddligen Flures abgestützt hatte. Zucker hätte ihm auch geholfen, aber in dem jetzigen Zustand war es vermutlich besser Jason lieber in Ruhe zu lassen. Auf Zuckers Scherz hatte er nur müde gelächelt. Was war bloß in dem Zimmer mit Kaileena passiert, dass es ihn so mitgenommen hatte? Der Soldat konnte nicht mehr länger an sich halten, fragte danach, gerade als sie in die Hintergasse kamen und ihnen der Gestank des Hafens entgegen wehte.
Statt einer Antwort torkelte Bonderus gleich weiter und übergab sich würgend in einem ohnehin schon verstopften Rinnstein. Zucker blieb in respektvollem Abstand stehen, rief stattdessen einen Flachmann mit Schwarzgebrannten herbei. Das gute Zeug. Als der Kriegerprinz sich soweit beruhigt hatte - vielmehr dessen Magen - fuhr er wieder herum, sah ihn finster an und polterte los, dass Zucker das alles nichts anginge.
Der Hayllier mit dem halb verbrannten Gesicht nickte, wollte auch nicht nachfragen. Sie hatten alle so ihre Geheimnisse. Der Kriegerprinz fuhr jedoch knurrig fort, dass er sich mit jemanden angelegt hätte, der eine Nummer zu groß für ihn gewese wäre. Kriegerprinzen gehörten nicht ins Verzerrte Reich. Zucker sah ihn kritisch an. Verzerrte Reich? Wie sollte ein Kriegerprinz dorthin?
"Du sagst mir jetzt aber nicht, dass du ne Schwarze Witwe bist oder?" Er lachte hohl. "Bin froh, dass du wieder hier bist. Wenn du mich fragst, gehört keiner in diese Zwischenwelt. Lieber bleib ich hier. Schwarze Witwen und all das Zeug ist doch für jeden Mann ne Nummer zu groß." Zucker kratzte sich an einer der Brandnarben, die in der Kälte wieder zu Jucken begonnen hatte.
Etwas überrascht war er als Bonderus nach der Priesterin fragte. Es wäre jedoch nicht für ihn, ihm ginge es gut. "Na...", Zucker beäugte ihn ausgiebig, "Also ich finde, du hast nen ganz schönen Knacks weg." Er grinste link. "Wer in der Armee hat das nicht?" Er konnte sich denken für wen Jason die Adresse haben wollte. Erst einmal verließen sie die Gosse aber. "Kommt drauf an wohin du willst", entgegnete Zucker, hielt ihm den Flachmann hin. "Ist gut. Nicht das Gesöff was sie hier in den Hafenabsteigen ausschenken", versicherte er ihm.
"Willste mit in den Schwarzen Kessel?", fragte er. "Oder woanders hin? Zu deinen Jungs beim Roten Hahn? Oder in ein romantisches Restaurant bei Kerzenlicht nur wir zwei? Nein?" Zucker machte spielerisch einen Schritt zur Seite wie um einen etwaigen Schlag von Jason auszuweichen.
"Soll ich morgen wieder mit dir hierhin?", bot er seine Hilfe an, reichte ihm auch einen Zettel mit der Adresse und dem Namen der Priesterin. "Unser letzter Tag bevor es losgeht. Ich hoffe, Kaileena kann dir etwas gutes sagen..." Angesichts dessen wie der Besuch von Jason dort geendet war, bezweifelte Zucker das.
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 13:39
von Malateste
„Dunkelheit bewahre! Natürlich bin ich keine Schwarze Witwe.“ Malateste machte das Zeichen gegen den Bösen Blick und stimmte Zucker zu. „Nein, in dieser verzerrten Welt haben wir nichts zu suchen und ich habe nicht vor, jemals wieder dorthin zurückzukehren.“ Die beiden Männer verliessen die stinkende Gasse und bogen in eine belebtere Strasse ein.
„Und ein ordentlicher Knacks hilft jedem die Realität besser zu ertragen“, entgegnete er Zucker und beäugte misstrauisch den Flachmann der dieser ihm hinhielt. Zucker versicherte ihm der Inhalt sei ein Qualitätsprodukt und in der Tat war es ein äusserst edler Brand den sogar ein Ayden Asar in seinen Digestivewagen gestellt hatte. Malateste rollte das Getränk auf der Zunge und schloss die Augen. Der Geschmack liess Bilder von Luxus und teuren Salons aufsteigen und dem sicheren Leben in Haylls häuslicher Dekadenz. Er reichte Zucker den Flachmann zurück.
„Danke. Ist bestimmt schwer sowas hier zu bekommen. Woher kennst du dich mit solch teuren Destillaten aus?“ Bevor Zucker ihm dieselbe Frage stellen konnte lächelte der Kriegerprinz. „Lassen wir das, Geheimnisse sollen Geheimnisse bleiben.“
Zucker machte einige Vorschläge auf Malatestes Frage des Wohin.
"Willste mit in den Schwarzen Kessel?", fragte er. "Oder woanders hin? Zu deinen Jungs beim Roten Hahn? Oder in ein romantisches Restaurant bei Kerzenlicht nur wir zwei? Nein?" Gualterio knurrte gespielt und deutete einen Knuff an dem Zucker tänzelnd auswich. Der Mann mit den Brandnarben fragte ob er morgen mitkommen soll und hielt ihm einen Zettel entgegen.
"Unser letzter Tag bevor es losgeht. Ich hoffe, Kaileena kann dir etwas gutes sagen..." Malateste betrachtete Namen und Adresse der Priesterin auf dem Zettel.
„Wenn du Lust hast kannst du mitkommen, etwas Rückendeckung ist nie schlecht. Ich hoffe Kaileena kann mir irgendwas sagen, ob gut oder schlecht, Hauptsache sie kann sich erinnern.“ Wer wusste schon was Zorya mit ihr angestellt hatte. Gualterio warf Zucker einen Seitenblick zu.
„Und deine Kumpels aus der Sechsten brauchen nicht all zu viele Details über den heutigen Abend zu erfahren. Es wär nicht gut wenn sich herumspricht das wir schwarze Witwen besuchen. Lass uns in den schwarzen Kessel gehen. Dort kann man gut vergessen.“ Vielleicht war Laree auch dort. Er sehnte sich gerade danach sie in den Arm zu nehmen. In ihren Armen konnte er bestimmt vergessen.
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 13:39
von Yadriël
Bonderus wies sofort energisch von sich, dass er keine Schwarze Witwe wäre. Männer hätten in dieser Welt nichts zu suchen. "Tja, wer weiß, du hättest ja Loki sein können", bemerkte Zucker und lachte hohl. Nein, es war nicht zu gut über diesen Mann zu laut zu sprechen. Der, der für den Fall des Valerio Imperiums verantwortlich gewesen war, ein hayllischer Kriegerprinz und eine Schwarze Witwe. Die Dunkelheit hatte einen seltsamen Sinn für Humor.
Die zwei Soldaten teilten sich den Brand aus Zuckers Flachmann und Jason schien einigermaßen beeindruckt davon zu sein. Der Hayllier lächelte leicht, beobachtete den vernarbten Kriegerprinzen von der Seite aus. Der Korporal fragte woher Zucker so viel davon verstand, wollte schließlich aber doch keine Antwort. Geheimnisse sollten Geheimnisse bleiben. "Na gut, dann erzähl ich eben nicht wie ich das Zeug gestohlen hab", scherzte der Mann von der Sechsten. Zucker wollte Bonderus gerne wieder auf andere Gedanken bringen, machte entsprechende Andeutungen und der großgewachsene Kriegerprinz knurrte daraufhin gespielt. Dafür hatte Jason nichts dagegen, dass Zucker morgen wieder mitkam. Es könnte nicht schaden Rückendeckung zu besitzen.
"Ich weiß nich... vielleicht ists besser, sie kann dir nix mehr sagen", wandte Zucker ein, während sie durch die Straßen von Loraka. "Wie du selbst gesagt hast, manche Geheimnisse sollen Geheimnisse bleiben." Zucker hielt nicht viel von dieser Kunst. Es hatte etwas verbotenes an sich Dinge zu hören und zu sehen, die noch nicht passiert waren oder die jemanden ganz anderem passierten. Ach, dieses Zeug wuchs einem viel zu schnell über den Kopf. Er nahm lieber noch einen Schluck Edelbrand.
Der Kriegerprinz schärfte ihm noch ein, dass Zucker nicht zu viel über den heutigen Abend erzählen sollte. Es sollte sich nicht herumsprechen, dass sie Schwarze Witwen besuchten. "Und ich dachte, wir haben ein Bordell nach dem anderen besucht", erwiderte Zucker, lächelte link. Eine Laterne warf ihren Schein durch verdreckte Glasscheiben kurz auf seine verbrannte Gesichtshälfte. "Mein Schwanz tut jetzt noch weh von so viel Spaß." Er griff sich ungeniert in den Schritt. "Und mein Geldbeutel ebenso. Also was andres haben wir doch nich gemacht oder?"
Sie steuerten den Schwarzen Kessel an, da Bonderus mehr der Sinn danach war alles zu vergessen. "Oder bringt dir die Geschichte Ärger mit deiner Lady ein? Hayllische Frauen können ganz schön besitzergreifend sein. Lass dir das von einem hayllischen Mann sagen", merkte er an, wurde dann aber etwas ernster. Aus dem Dunst schälte sich vor ihnen die Konturen des Hauses, das den Schwarzen Kessel beherbegte. Schwarze Balken rahmen die schummrigen Fenster ein. Von hier aus spürte Zucker schon die Ansammlung der verschiedensten Signaturen, es war wie ein bizarres Blumenbouquet. Überschäumend, vielseitig, jung, knöchern... und aus allem ragte die Wildheit Tigers heraus sowie das prickelnde Feuer was zu Phönix gehörte.
"Sie hat mir gesagt, ihr habt mal wieder gestritten. Und Bonderus... lass mir dir einen Rat geben", sagte Zucker bevor sie in die verkommene Taverne traten. "Krieg deinen verdammten Arsch hoch. Übermorgen ziehen wir in den Tod und selbst wenn unsereins fünftausend Jahre leben kann. Welcher Soldat tut das schon?"
Zucker drückte die Holztüre auf, ein Geruch von abgestandenem Bier, Rauch und vielen verschiedenen Körperausdünstungen schlug ihnen entgegen. Drei Leute spielten in der Ecke Musik, die schrill und schräg durch den Schankraum zog, da auch die Musiker schon ordentlich einen in der Krone hatten.
Ja, Bonderus hatte Recht. Hier konnte man gut vergessen und jeder aus der sechsten Kompanie hatte die ein oder andere Geschichte, die er lieber vergessen wollte.
An einem großen Ecktisch saßen viele aus der Sechsten, spielten mit Karten und tranken Schnaps. Auf der Holzbank saß Tiger, seine spitzen Ohren zuckten leicht und er strich sich über seine Wangenknochen wie als wollte er über imaginäre Schnurrhaare streichen während er auf seine Karten blickte.
An seiner Schulter zusammengesunken war Venka und schlief friedlich trotz des ganzen Lärmes um sie herum. Ihre Wangen waren leicht gerötet und das schwarze Haar fiel ihr in frechen Strähnen ins Gesicht. Vor ihnen standen auf dem Tisch jede Menge leere Krüge und kleine Whiskeygläser. Neben ihr saß Brand, schäkerte mit Klinge, ihrem besten Säbelkämpfer. An einem anderen Tisch hockten Rittersporn, Kruppe und Samtpfote zusammen, unterhielten sich leise über ihre Krüge hinweg. Ein Anblick der Zucker weniger gefiel. Klar, sie waren alle Verbrecher und Verurteilte, niemand von ihnen war ein Unschuldslamm, doch es gab solche und solche. Rittersporn konnte mit einem Lächeln auf den Lippen eine ganze Familie auslöschen und danach an den Rosen am Wegesrand schnuppern. Oder so ähnlich. Aber auch er gehörte zur Sechsten und hatte der Königin versprochen, dass sein altes Leben hinter ihm lag. Warum glaubte Zucker nur nicht so recht daran?
"Ihr habt die Feier verpasst", sagte Tiger derweil an sie beide gerichtet, "Wobei eine gewisse frischgebackene Gefreite die halbe Speisekarte verdrückt hat und dann eingeschlafen ist."
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 13:43
von Malateste
Zucker verstand Malatestes Hinweis Verschwiegenheit über den heutigen Abend zu wahren. Malateste konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, der Charme des Mannes war trotz äusserlicher Verstümmelung ansteckend und auf eine gewisse Art unwiderstehlich.
"Oder bringt dir die Geschichte Ärger mit deiner Lady ein? Hayllische Frauen können ganz schön besitzergreifend sein", meinte Zucker abschliessend. Der Kriegerprinz atmete mit verzweifeltem Gesichtsausdruck vielsagend aus.
„Es wird so sicher Ärger mit Venka geben wie die Sonne jeden Tag untergeht.“ Inzwischen hatten sie das Rotlichtviertel längst hinter sich gelassen und querten das genauso heruntergekommene Quartier in dem sich der Schwarze Kessel befand. Natürlich war Laree der Grund gewesen wieso er dorthin wollte. Nachdem er sie mit Brand hatte reden sehen, hatte er so eine Ahnung das er sie im Kessel finden würde. Er musterste aus dem Schatten seiner Hutkrempe hervor Zuckers Gesicht das durch den Schein eines Fensters erhellt wurde. Er wusste also, dass Laree auch Hayllierin war. War Venka auch Hayllierin gewesen? Er kannte die Hintergründe von Larees Geheimidentität gar nicht, eine Nachlässigkeit. Statt zu streiten hätte er sich besser mal darum gekümmert. Es gab hier verdammt viele abtrünnige Hayllier, mit Vetinaldi sogar einer unter seinen Gefreiten. Zum Glück hatte er sein Äusseres verunstaltet. Was wenn er auf einen traf der mal unter ihm gedient hatte? Er konnte nur hoffen, dass ihm das Schicksal nicht so übel mitspielte.
Vor ihnen schälte sich das dunkle Holz des «Kessels» aus dem Dunst und er konnte schon das Treiben hören und die pulsierenden Signaturen spüren von denen einige nur zu bekannt wie Leuchtfeuer herausstachen.
"Sie hat mir gesagt, ihr habt mal wieder gestritten. Und Bonderus... lass mir dir einen Rat geben", Zucker hielt vor der Tür inne. "Krieg deinen verdammten Arsch hoch. Übermorgen ziehen wir in den Tod und selbst wenn unsereins fünftausend Jahre leben kann. Welcher Soldat tut das schon?"
„Der Erfahrene“, antwortete Malateste. „Die Welt ist voller toter Heisssporne.“ Er kickte eine leere Flasche über das Kopfsteinpflaster. „Ich weiss nicht was los ist. Ständig streiten Venka und ich. Dabei sollten wir die Zeit die uns bleibt geniessen wie du sagst. Aber vermutlich sind wir zu kaputt um das einzusehen...“ Der Kriegerprinz hielt inne. „Scheisse, ich hab keine Lust zu lamentieren, ich will vergessen.“
Zucker öffnete die Tür, trat ein und Gualterio folgte ihm in das lärmend, stinkende Innere dieser Kneipe der Verlorenen. Elegant bahnte sich Zucker den Weg in die Ecke in der sich auf mehrere Tische verteilt ein Haufen der Sechsten tummelte. Malateste ging hinter Zucker und machte nicht sonderlich viel Anstalten irgendwelchen Besuchern auszuweichen die seinen Weg kreuzten.
„Du bist also auch aus Hayll geflohen?“, fragte er Zucker auf dem Weg zum kartenspielenden Tiger und Laree die schlafend an dessen Schulter lehnte. Er dachte an die Ringe um Zuckers Hals. „Welcher der hayllischen Schlampenköniginnen bist du entflohen? Und macht es dir was aus wenn Dhemlan Hayll demnächst überrollt?“ Er lachte hinter Zucker ein kehliges Lachen während sich sein Blick in dessen Rücken bohrte. Er würde herausfinden wie Zucker zu Hayll stand.
Als sie beim Tisch mit Laree und Tiger angekommen waren blickte der exotische Kriegerprinz noch nicht mal von seinen Karten auf als er sie ansprach.
"Ihr habt die Feier verpasst", sagte Tiger und strich sich übers Gesicht sodass man beinahe zitternde Schnauzhaare zu sehen glaubte. "Wobei eine gewisse frischgebackene Gefreite die halbe Speisekarte verdrückt hat und dann eingeschlafen ist."
Malateste musterte die unzähligen Gläser und Flaschen die auf dem Tisch standen und kaum mehr Platz für Karten und Einsätze liess.
„Es scheint wir haben tatsächlich einiges verpasst. Aber würdest du tauschen wollen Zucker?“ Er klopfte dem Hayllier mit den Brandnarben kumpelhaft auf die Schulter. Trotz der gleichgültigen Lässigkeit zuckte sein Blick zu Laree die mit geröteten Wangen und wunderbar zerzauster Frisur friedlich schlafend an Tiger lehnte. Ihm war nach der Geschichte mit Zorya grad nicht nach einem Eifersuchtsdrama und einem Streit mit dem anderen Kriegerprinzen und auch Laree hatte einen extrem harten Tag gehabt, kein Wunder war sie erschöpft. So zwängte er sich hinter der Bank durch und blickte kurz in Tigers Karten statt sich auf ihn zu stürzen wie er es normalerweise getan hätte. Malateste lächelte und nickte wissend, doch verriet das Lächeln nicht ob die Karten gut oder schlecht waren und Tigers Mitspieler rollten frustriert mit den Augen.
„Mach mal Platz für Zucker und mich“, brummte er Brand zu und schob die Amazone, die mit einem Mann gerade heftig am Schäkern war etwas zur Seite. Er quetschte sich in die Lücke neben Laree. Vorsichtig ergriff er ihre Schulter und zog sie sanft zu sich ohne sie wecken zu wollen, bis sie an seiner Schulter lehnte. Er brauchte sie jetzt, ihre Nähe half ihm den Albtraum aus dem verzerrten Reich zu verdrängen und ihn zu beruhigen.
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 13:45
von Yadriël
Seinen freundlich gemeinten Ratschlag hatte Bonderus wieder mal ins Grübeln gebracht. Ein erfahrener Soldat könnte fünftausend Jahre lang leben, die Welt wäre voller toter Heißsporne. "Nein, die Hölle ist voller toter Heißsporne", verbesserte Zucker, "Die Welt ist voller glücklicher Heißsporne. Es steht einer vor dir." Er zwinkerte dem Korporal gewitzt zu. Der wußte auch nicht warum er ständig mit Venka stritt, sie wären beide zu kaputt um nachzugeben. Mit einem deftigen Fluch beendete Jason die Überlegung, er wollte nicht lamentieren sondern vergessen.
"Endlich mal nen vernünftiger Vorschlag", pflichtete Zucker bei und so hatten sie das Innere der zwielichtigen Taverne betreten. Der Soldat steuerte gleich auf die Tische zu wo seine Kameraden von der Sechsten saßen, zechten, scherzten, sich unterhielten und spielten. Bevor sie dort ankamen fragte ihn Bonderus, ob er tatsächlich aus Hayll wäre. Seine raue Stimme ging unter im Schenkenlärm.
"Wer sagt, dass ich geflohen bin?", antwortete Zucker. Der Kriegerprinz erkundigte sich lachend welcher Schlampenkönigin er entflohen wäre und ob es ihn was ausmachte wenn Dhemlan Hayll überrollte. Es waren heikle, unerwartete Fragen, selbst wenn Bonderus sie mit einem Lachen zu überspielen versuchte. "Vergiss nicht, alle aus der Sechsten sind aus dem ein oder anderen Grund in den Salzminen gelandet." So auch Zucker. Fürs erste konnten sie das Thema nicht weiter vertiefen, da Tiger sich zu Wort meldete und erklärte, dass sie die Feier verpasst hätten.
Das erklärte wohl auch Venkas Zustand, die schlafend an dem halben Tigerlaner lehnte. Zuckers Blicke strichen ein wenig länger über die hübsche Gefreite. Er konnte verstehen warum sie es Jason angetan hatte.
Zucker schaute anerkennend auf die Ansammlung der Gläser und Flaschen. "Hat sie die alleine runtergekippt?", fragte er grinsend.
"Hab geholfen", erwiderte Tiger einsilbig, schien über sein Kartenblatt - oder doch etwas ganz andres - nachzudenken. Bonderus fragte mit vielsagenden Blick und kumpelhaften Schulterklopfen, ob Zucker ihre Erlebnisse gegen diese Feier hier tauschen wollte. Der Soldat dachte nur einmal an Arturo und schüttelte grinsend den Kopf.
Der Kriegerprinz schob sich hinter die Bank und brachte Brand dazu ihnen beiden Platz zu machen bis Bonderus zur Linken Venkas saß und Zucker daneben. Er bestellte sich und Bonderus lieber ein Bier, während der seinen Arm um seine Geliebte legte, die sich gleich im Schlaf an seine Schulter lehnte.
"Komm schon, Tiger, wir wollen sehen", forderte Pik ungeduldig auf, ein notorischer Spieler in der Kompanie.
"Durchs Starren wird das Blatt auch nicht besser", lachte Flieder. Der Kriegerprinz gab nur ein undefinierbares Grollen von sich und so hieß es für den Rest warten.
Derweil bekamen Jason und Zucker zwei Krüge mit Bier gebracht. Der Feldwebel nahm einen ersten, tiefen Schluck. "Woher kommst du denn?", fragte er. "Dhemlan, hm?" Dann sollte Zucker selbst vielleicht nichts schlechtes darüber sagen. Anderseits hatte sich in den engeren Kreisen um Rashar schon rumgesprochen, dass Bonderus es mit der Siontreue nicht so genau nahm.
"Patriotische was?", griff er das Thema auf, kratzte sich an der Brust, unwillkürlich landeten seine Finger bei den Ringen an der Kette um seinen Hals. "Ich hatte so einige Schlampen, die Creme de la Creme der Schlampen. Ob Königinnen dabei waren... schwer zu sagen, es waren so viele." Er grinste auch jetzt noch, obwohl das eigentlich ein eher dunkles Kapitel in seinem Leben war. "Es kümmert mich eigentlich nich wo ich bin. Ob Hayll oder Dhemlan oder Raej." Er zuckte mit den Schultern. "Hauptsache, ich sterb als freier Mann. Der Rest ist Bonus." Gut gelaunt verschränkte Zucker die Hände hinterm Kopf. Ja, er genoss sein Leben in Freiheit sichtlich.
Dennoch hatte er Details und Namen aus seinen Worten herausgehalten, er wollte den Kriegerprinz bestimmt nicht mit seiner Vergangenheit langweilen. Inzwischen regte Venka sich doch ein bißchen, ihre Hand strich müde über Bonderus' Brust, aber wirklich aufzuwachen schien sie nicht.
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 13:46
von Malateste
Laree wachte nicht auf und schlief an Malatestes Schulter weiter. Er liess sich von ihrer Nähe, ihrem Geruch und ihrer Aura beruhigen. Fürs erste vertrieb sie was vom Kriegshund und Zorya noch übriggeblieben war, doch Gualterio wusste das beide auf die eine odere andere Art wiederkehren würden, und sei es nur als Albtraum. Zucker hatte geschwind zwei Bier bei einer vorbeieilenden Schankmaid bestellt. Tiger starrte indes Löcher in seine Kartenhand und auf die Aufforderung seiner Mitspieler zu zeigen, kam nur ein Grollen. Gualterio vermutete Tigers Gedanken waren ganz woanders und düsterer Natur. Pech für seine Mitspieler die sich in Geduld üben mussten.
Mit überraschender Geschwindigkeit wurden zwei Biere in massiven Steingutkrügen serviert, die Sechste genoss im Kessel" eindeutig den Vorteil der Stammkundschaft die man nicht verärgern wollte. Zucker nahm einen ordentlichen Schluck und fragte Malateste ob er aus Dhemlan stamme. Der Kriegerprinz bejahte und nannte den Namen der Stadt die in der Vitae seiner Geheimidentität aufgeführt war. Zucker griff das Thema von vorhin wieder auf und seine Finger spielten mit den Ringen um seinen Hals. Er hätte die Creme de la Crme der hayllischen Schlampen gehabt, aber er wisse nicht ob Königinnen darunter gewesen wären. Die Antwort war ausweichend. Natürlich wusste Zucker ob Königinnen dabeigewesen waren, sowas vergass man nicht. Waren sie wohl tot, die Frauen die ihm die Ringe verpasst hatten? In Hayll hatte man Pech wenn man erst Mal Sklave war, vor allem als Mann. Man wurde dann nicht mehr als Persönlichkeit wahrgenommen, sondern nur noch als Spielzeug, ein Objekt mit dem man nach Belieben verfahren konnte. Manchmal gingen Spielzeuge kaputt, dann kaufte man sich halt ein Neues.
Zucker grinste, meinte es wäre ihm egal wo er war, Hayll oder Raej, Hauptsache er starb als freier Mann. Gut gelaunte verschränkte er die Arme hinter dem Kopf. Sacht strich Larees Hand über Malatestes Brust und er schloss kurz die Augen und gab sich der Berührung hin um den ruhigen Moment zu geniessen. Wer wusste schon wie sie reagierte wenn sie aufwachte und bemerkte das sie an ihm anhlehnte. Vielleicht würde sie eine Szene machen, schliesslich hatte er heute einiges getan bei ihrer Prüfung was ihr gegen den Strich gegangen war. Er lächelte kurz. Sturkopf. Doch Laree schien weiterzuschlafen. Malateste setzte den Krug an die Lippen und trank. Spülte den schalen Geruch von Erbrochenem herunter, vom verzerrten Reich und dem Beinahe-Tod oder etwas Schlimmerem.
„Nun Zucker, wann ist ein Mann frei?", entgegnete er dem ehemaligen Lustsklaven. "Ist er frei wenn er tun und lassen kann was er will? Wenn er denken darf was er will, gehen wohin er will?“ Gualterio strich sich mit dem Handrücken Bierschaum von der Lippe. „Irgendwann musst du dem doch müde werden? Spürst du nie das Verlangen einer Frau zu dienen? Nicht das verderbte, perverse Dienen welches die dekadenten Schlampen von dir verlangten, nein, ich meine das freiwillige Dienen. Du triffst eine Frau und weisst es, spürst es, willst sie beschützen und stärken und ihr freiwillig dienen.“ Er lachte rau auf. „Ich hörte, sowas soll es in grauer Vorzeit mal gegeben haben.“ Er verriet nicht das er wusste wovon er sprach. Schliesslich war Bonderus Soldat in Sions Diensten und nicht Malateste in Königin Tolarims Diensten. Doch zwischen den Zeilen konnte man lesen.
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 13:52
von Yadriël
Zucker mußte lachen als Bonderus ihn fragte wann ein Mann frei wäre und nannte dazu einige Ideen. "Du hättest mich vorwarnen sollen, dass das hier ne philosophische Diskussion wird. Dann hätt ich mir was stärkeres bestellt", scherzte er und nahm noch einen Schluck von dem herben Bier. Der Kriegerprinz ließ aber nicht locker und fragte ihn, ob Zucker nicht müde würde.
"Von der Freiheit? Du bist lustig", entgegnete der Dhemlaner amüsiert, obwohl er eigentlich wußte worauf Jason genau abzielte. Der fuhr auch fort was er genau meinte. Ob er nie das Verlangen hätte einer Frau zu dienen, ein freiwilliges Dienen. In grauer Vorzeit hätte es das einmal gegeben.
Ein kurzes Grinsen teilte Zuckers halb verbrannten Mund. "In grauer Vorzeit? Vielleicht. Aber wir dienen ja alle. Sion und Alienor, seiner Gefährtin. Das is doch ne Königin oder? Also mir reicht das. Der Rest ist mir zu kompliziert und von diesen sogenannten Königinnen hab ich genug. Ich weiß nich wies im Rest der Welt so is, aber hayllischer Adel... diese Tolarims und Malatestes..." Zucker winkte ab. "Genug von denen." Das war wirklich kein schönes Gesprächsthema. Zucker reichte das was er hier hatte. Er hatte nicht gelogen als er gesagt hatte, es wäre ihm egal wo er wäre. Hauptsache nicht mehr ein Sklave in Hayll.
"Von der Freiheit kann ein Mann gar nich müde werden", bekräftigte er nochmal.
Venka regte sich nun mehr, blinzelte leicht und sah hoch zu Bonderus; es verging ein Moment bis sie realisierte, dass sie an den Kriegerprinzen gekuschelt geschlafen hatte. Die frisch gebackene Gefreite löste sich und Jason bekam prompt einen leicht ungehaltenen Blick ab. "Seid ihr schon lange hier?", fragte sie leise.
"Lange genug um über die Freiheit des Mannes zu sinnieren", antwortete Zucker, "Und über hayllische Schlampen. Aber nicht über dich. Au!", scherzte er und kassierte gleich einen Tritt unter dem Tisch.
"Klingt mehr so als ob ihr über dich redet", entgegnete Venka kess. "Wo wart ihr denn?"
Der Prinz tauschte mit Bonderus einen kurzen Blick aus. "Ach, ich brauchte was Hilfe, um nen Kerl klarzumachen", antwortete Zucker grinsend, trank noch etwas Bier. "Es sieht aus als wärest du auch gut ohne uns ausgekommen", bemerkte er mit einem Blick auf die vielen Gläser und Krüge.
"Brand war der Meinung wir sollten feiern jetzt wo ich die hier hab", erklärte Phönix und tippte auf die Gefreitenstreifen auf den Schulterklappen ihrer Uniform. Wirklich zu freuen schien sie sich jedoch nicht. "Und jetzt ist mir furchtbar übel", klagte sie, erhob sich wacklig, wehrte aber jede Hilfe ab. "Ich schaffs schon alleine", murrte sie, warf Jason einen Seitenblick zu.
"Lieblich wie immer", bemerkte Zucker amüsiert als Venka gegangen war um die Toiletten aufzusuchen.
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 13:59
von Malateste
„Ja, Alienor ist eine Königin.“ Gualterio musterte Zucker forschend, Karssail hatte bezüglich Alienor einige Andeutungen gemacht. Konnte Sion wirklich übersehen das seine Gefährtin seine Feindin war?
„Aber Sion ist die Zukunft, nicht wahr? Männer an die Macht.“ Er lächelte und die lange Narbe über der Wange verzog sich. Zucker winkte ab, meinte er hätte genug von sogenannten Königinnen, von hayllischem Adel, von all den Tolarims und Malatestes. Der Kriegerprinz mit ebendiesem Namen versteckte sein Gesicht schnell hinter dem Bierkrug, es war seltsam hier seinen wahren Namen zu hören. Er stellte den Krug nach einem kräftigen Schluck ab.
„Ja, lassen wir diese verfluchten Hayllier wo sie sind, wir werden uns früh genug um sie kümmern.“ Er stiess Zucker mit dem Ellbogen an. „Nichts für ungut, kannst ja nichts dafür das du von dort herkommst, und nicht alle Hayllier sind schlecht.“ Schliesslich hatte Korporal Bonderus ein Techtelmechtel mit einer Hayllierin am laufen.
"Von der Freiheit kann ein Mann gar nicht müde werden", bekräftigte Zucker nochmal. In dem Moment bewegte sich Laree an Gualterios Schulter. Sie blinzelte und brauchte einen Augenblick bis sie reagierte an wen sie gelehnt hatte.
„Hallo Gefreite Venka“. Malateste versuchte zu Lächeln, liess es aber als Laree ihn leicht ungehalten anblickte. Oh ja, er hatte sie heute ein paar Mal verägert, das er dies nur zu ihrem Schutz getan hatte zählte in ihren Augen vermutlich nicht.
Zucker antwortete auf Larees Frage ob sie schon lange hier wären mit einem frechen Scherz und kassierte dafür einen Tritt unter dem Tisch und eine schlagfertige Antwort.
"Wo wart ihr denn?", fragte Laree anschliessend. Verfluchte weibliche Intuition. Malateste und Zucker tauschten einen Blick und wieder kam Zucker ihm mit der Antwort zuvor. "Ach, ich brauchte etwas Hilfe, um nen Kerl klarzumachen." Malateste verdrehte die Augen. Das würde Laree ihnen nie abkaufen. Doch sie bohrte nicht nach, unterhielt sich kurz weiter mit Zucker und meinte ihr sei furchtbar übel. Wacklig erhob sie sich. Reflexartig wollte Gualterio sie stützen und ihr helfen.
"Ich schaffs schon alleine", murrte sie ihn an und schwankte dann Richtung sanitäre Anlagen. Der Kriegerprinz blickte ihr nach und sah aus als ob er sie gleichzeitig schützend umarmen und erwürgen wollte.
"Lieblich wie immer", kam prompt Zuckers Kommentar von der Seite. Malateste stürzte den Krug bis er leer war und knallte ihn auf die Alkohol verklebte Tischplatte.
„Solltest sie mal erleben wenn sie sauer ist.“ Die Hand des Kriegerprinzen strich über die Griffe seiner Waffen während der unter der Hutkrempe hervor seinen Blick über die Gäste des „Kessels“ schweifen liess. Wenn sie klug waren würden sie nicht auf die Idee kommen sich an der betrunkenen Gefreiten zu vergreifen die zwischen den beiden einzigen Kriegerprinzen im Raum gesessen hatte.
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 14:00
von Laree
Eigentlich war Laree so geschafft und müde gewesen, dass sie liebend gerne sofort irgendwo hingefallen und geschlafen hätte, doch dann ließ sie sich doch noch von Brand breitschlagen das zu feiern. Vorher konnte Laree sich bei Maeve in der Krankenstation noch eine letzte heiße Dusche ergattern. Sie wollte nicht total verdreckt und blutig zu Hauptmann Orekh. Gualterio hatte ihr ja gesagt wie penibel der Mann war und wie sehr er auf so etwas achtete. Außerdem brauchte sie die Dusche selbst um sich wieder halbwegs besser zu fühlen. Glücklicherweise hatte Bovert sich nicht mehr auf der Krankenstation befunden. Nun hatte er noch mehr Gründe sie zu hassen und sich rächen zu wollen. Aber es war seine eigene Schuld gewesen, er war zu hochmütig und siegessicher gewesen. Ob sie den Kampf auch ohne Gualterios Hilfe geschafft hätte? Müde wusch sie sich unter dem heißen Wasserstrahl alles ab, in Gedanken ging sie noch einmal die Prüfungen durch, all die Erinnerungen, die dazu über Aydens Training aufgekommen waren. Ayden... wie sollte sie zurück nach Hayll wenn sie alle verlassen hatte? War das jetzt hier ihr Leben? Für wie lange? Bis jemand wie Bovert sie letzten Endes doch erwischte?
Und warum rasierte und cremte sie sich ein, wenn sie eigentlich noch sauer auf Gualterio war? Gleichzeitig sehnte sie sich danach ihn wieder in sich zu spüren, das war doch verrückt.
Laree trocknete sich ab, zog ihre Ersatzuniform an. Eigentlich nicht ihre... sie war noch aus dem Rucksack der Rekrutin, die die Räuber zerbrochen hatten. Das hätte sie sein können... irgendjemand würde sie zur Ersatzuniform. Die Hexe schüttelte die Gedanken ab, kontrollierte in einem Spiegel an der nackten Wand ihr Erscheinungsbild bis sie halbwegs zufrieden war.
Erst dann ging sie zu Hauptmann Orekh, um ihm von ihrer bestandenen Prüfung zu berichten. Er gratulierte ihr, füllte die Formulare aus und gab ihr ihre Schulterklappen. Morgen könnte sie bei ihm anfangen, er bräuchte dringend Hilfe. Die Verwaltungsarbeit und Organisation würde mit Eintreffen der Verstärkung nur noch umfangreicher. Schließlich wurde sie an einen Obergefreiten verwiesen, der ihr ihre Unterkunft zeigen sollte. Jedoch wurde Laree, kaum war sie aus dem Haus, von Brand und zwei anderen aus der Sechsten abgefangen. Die Hexe blickte zu den in der Dämmerung daliegenden Zelten und beschloss, dass das noch Zeit hatte. Es war nicht zu vermeiden gewesen, dass sie irgendwann auch dort schlafen mußte. Alleine und mit ein Dutzend Männern... Erinnerungen an die Zeit bei den Räubern kam wieder hoch. Wie oft sie nicht nachs wach gelegen war, gelähmt von der Angst man würde sie wieder benutzen.
So schien die Zeit im Schwarzen Kessel viel verlockender. Laree trank und aß viel, lernte Brand und noch ein paar mehr genauer kennen und verschwendete keine Gedanken an Zelte, gewisse Kriegerprinzen und Haushofmeister. Während sie da so saß und mitzechte, konnte sie ihre Vergangenheit vergessen. Ein neuer Name, eine neue Person... schön wärs. Laree versuchte es wenigstens, überlegte wie es wäre irgendwo ein neues Leben anzufangen. Nicht unbedingt als Soldatin in der dhemlanischen Armee.
Später am Abend war sie so müde, dass sie neben Tiger sitzend einschlief. Ihr Kopf war leicht schwummrig vom vielen Alkohol. Sie hatte versucht dem Kriegerprinzen zu sagen, dass Maeve sich allein gelassen fühlte, aber Tiger wollte das offensichtlich nicht hören und widmete sich wieder seinem Kartenspiel. Die aufgelegte gute Laune, die er bis dorthin gehabt hatte, verschwand allerdings, doch davon bekam Laree nicht mehr so viel mit.
Sie wachte erst wieder auf als sie einen sehr vertrauten, warmen Körper neben sich spürte. Versonnen streichelte Laree ihm über die Brust. Ob sie noch schnell miteinander schlafen konnten, bevor sie zur Arbeit bei Ayden mußte? Sie wollte gar nicht aufstehen... es dauerte etwas bis der Hexe klar wurde, dass sie nicht in Hayll war sondern in Loraka in einer stinkenden Kneipe umgeben von Gelärm verbrecherischer Soldaten.
Gualterio saß trotzdem neben ihr. Als er merkte, dass sie wach war, begrüßte er sie gleich, während Laree sich noch fragte warum er neben ihr saß. Verärgert blickte sie ihn an. Sie war immer noch sauer auf ihn wegen dafür dass er die schöne Nacht im Turm so dumm beendet hatte und er tat einfach so als wäre gar nichts passiert. Vermutlich tat ihm nichtmal was leid und er erwartete, dass sie ihm sowieso wieder verzieh und zu ihm ins Bett stieg. Und wie lange lehnte sie schon so friedlich an ihm wie als wäre alles in bester Ordnung?
So fragte sie Zucker und ihn danach, war froh als Zucker scherzte und stieg auch gleich darauf ein. Erst als sie sich erkundigte wo die beiden gewesen waren, wollten die Männer nicht so recht etwas sagen und sie glaubte Zucker keine Sekunde lang. Freundeten die beiden sich etwa an? Wäre sie wacher gewesen, hätte sie vielleicht nachgehakt. Zudem war ihr wieder schlecht, sie hätte nicht so viel trinken sollen. Laree erhob sich wacklig und schob sich an Tiger vorbei um zum Abort zu kommen. Malatestes Hilfe wehrte die Hayllierin gleich mürrisch ab. Er hatte ihr beim Kampf schon genug geholfen...
Laree wankte leicht zu den Toiletten, die vermutlich noch nie bessre Tage gesehen hatten. Zum Übergeben reichte es und anschließend wusch Laree sich das Gesicht über einer Schüssel. Müde ging sie aus einer Seitentüre in den Hinterhof, um von der kühlen Nachtluft wieder etwas wacher zu werden.
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 14:01
von Malateste
Das Treiben im Kessel ging weiter, doch Malateste konnte sich nicht darauf konzentrieren. Er sah Leute die lachten, feierten, sich stritten oder den Kopf bewusstlos auf der Tischplatte liegen hatten während ihnen mit flinken Finger der Geldbeutel abgeschnitten wurde. Aber all dies ging an ihm vorbei, er wartete nur darauf das Laree wiederkam, und er hatte das Gefühl das er schon eine Ewigkeit wartete. Mit einem Ruck erhob sich der Kriegerprinz plötzlich und stieg über die Bank. Zucker blickte ihn fragend an.
„Ich befolge nur deinen Rat. Ich krieg meinen Arsch hoch.“ Er zwängte sich hinter dem brütenden Tiger vorbei und blickte noch einmal zu Zucker. Er lächelte kurz. „Hey Mann, danke.“
Dann schob sich Gualterio durch die Gästeschar in Richtung der sanitären Anlagen, oder den verdreckten Räumen die im Kessel als solche bezeichnet werden. Er spürte das Laree nicht darin war, öffnete aber trotzdem kurz die Holztür und warf einen Blick in den Raum. Es stank nach abgestandenem Urin und Erbrochenen, ähnlich wie in der Gasse wo er sich übergeben hatte. Bei der Erinnerung spürte Malateste seinen Magen schon wieder gefährlich rumoren. Eine kühler Luftzug und eine vertraute Signatur führte ihn zu einer Tür die durch einige Bierfässer etwas versteckt war. Sie quietschte leise in den Angeln als er sie öffnete und nach draussen trat. Larees vertraute Silhouette erhob sich in der Mitte eines Hinterhofes in dem der Kessel Abfälle und Waren lagerte. Sie schien in den nächtlichen Himmel hoch zu blicken. Leise schritt er zu der Hexe und blieb hinter ihr stehen, sie hatte sich nicht umgedreht. Der Kriegerprinz blickte hoch. Die Wolken waren aufgebrochen und offenbarten den Sternenhimmel. Es würde kühl werden heute Nacht.
„Siehst du die Gruppe von Sternen dort oben, der ganz Helle umgeben von den zwei anderen und die fünf Sterne etwas tiefer? Es sieht aus wie ein Kinderdrachen. Das ist der Bärenhüter. Mein Lieblingssternbild. Egal wo man ist, wie weit weg von zuhause, die Sterne sind immer die gleichen, von der Geburt bis zum Tode, ob man fünf oder fünftausend Jahre lebt.“ Er streckte vorsichtig die Hand nach ihr aus, streichelte nur mit den Fingerspitzen über die wilde Haarmähne der Hexe.
„Lass uns von hier verschwinden, das Meer ist nur wenige Minuten Fussmarsch entfernt. Das Rauschen der Wellen und der Blick zum Horizont unter den wachenden Sternen wird uns alles für den Moment vergessen lassen.“
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 14:01
von Laree
Laree seufzte, sie hatte noch immer einen schlechten Geschmack im Mund weswegen sie nach einigen Mühen ein halb zerknülltes Zigarettenpäkchen herbeirief und sich eine ansteckte, um einen ersten hastigen Zug zu nehmen. Ayden sah es gar nicht gern wenn sie rauchte, aber Ayden war nicht hier und so konnte sie ungeniert den Rauch in die kalte Nachtluft pusten und zusehen wie er rasch in der Dunkelheit zerfaserte. Zudem half es ein wenig gegen die innere Anspannung. Der Hexe war auch klar, dass übermorgen Malateste mitsamt der Sechsten und alle, die sie hätten beschützen können, erst einmal verschwinden würden. Dann stand nichts mehr zwischen ihr und Bovert und sie wußte noch nicht was sie dagegen tun sollte. Der schwache Teil von ihr wollte sich dem Feldwebel einfach anbieten in der Hoffnung sein Ego genügend zu befriedigen, dass er danach von ihr abließ. Der starke Teil dagegen wollte Bovert nicht einen Zoll von ihrem Körper überlassen.
Langsam wurde es Zeit wieder ins Innere des Kessels zurückzukehren, doch Laree genoss die Ruhe und vor allem mußte sie sich hier nicht mit Gualterio auseinandersetzen. Laree hob den Kopf, sah zum Nachthimmel als sie die quietschende Hintertüre hörte. Sofort war die Zigarette zu Boden gefallen und die Hexe hatte nach ihrem Schwert an der Seite gegriffen bis sie die Signatur des Kriegerprinzen erfasste. Trotzdem war das kein wirklicher Grund sich zu entspannen. Laree drehte sich nicht um, obwohl es in ihrem Nacken zu kribbeln begann als er immer näher kam.
Ohne Umschweife erwähnte er die Sterne über ihnen und erklärte ihr das Sternbild, es wäre der Bärenhüter und sein Lieblingssternbild. Die Sterne wären immer die gleichen, völlig egal ob man fünf oder fünftausend Jahre lebte. Laree schnaubte leicht. "Ich weiß, dass das der Bärenhüter ist. Aber du hast bei den Lehrern wohl nicht aufgepasst, die Sterne sind nicht immer die gleichen." Die Hexe starrte in die Finsternis mit den einzelnen leuchtenden Punkte. "Von dort oben glühen uns abertausende von Toden entgegen... ich habe gehört, das Licht braucht so lange bis es hier ankommt, dass der Stern, der aus aussendet, meist schon längst tot ist. Es sind bloß Schatten. Tote, die uns ein Leben lang begleiten..."
Ihre Stimme war leiser geworden, sie machte einen Schritt vor als Malateste ihr durchs Haar strich. Laree drehte sich um. Sie war nicht in der Stimmung für romantisches Getue und verziehen hatte sie ihm auch noch nicht. Dass er so tat als könnte er sie einfach dauernd berühren als wäre sie sein Eigentum, machte es nicht besser. Allerdings klang sein Vorschlag hier zu verschwinden recht verlockend.
Laree zuckte mit den Schultern. "In Ordnung." Zwischen leeren Bierfässern, Müll und angeschwemmten Leichen würde gewiss keine romantische, versöhnliche Atmosphäre mehr aufkommen, dachte die Hayllierin. "Dann kannst du mir ja erklären warum der Bärenhüter dein Lieblingssternbild ist." Die Hexe ging durch den Hinterhof und sie kamen auf einer Seitengasse raus von wo sie den Ausgang der stinkenden Stadt ansteuerten.
Schließlich, nach einiger Stille und Gehens: "Danke, dass du mir bei dem Kampf geholfen hast..." Ob er gemerkt hatte wie sie gekämpft hatte und seine Schlüsse gezogen hatte? Sie konnte vermutlich nicht hoffen, dass ihm dieser Stil unbekannt war. Wer wußte schon bei wievielen Kämpfen er zugeschaut hatte. "Ich hab jetzt meine Rangstreifen." Sie deutete auf ihre Schulterklappen. "Morgen fange ich beim Hauptmann an."
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 14:03
von Malateste
Beide starrten sie in den Himmel. Malateste stand noch immer hinter Laree und hatte ihr zugehört. Was sie betrachteten war das Licht längst toter Sterne. Es seien bloss Schatten von Toten die uns ein Leben lang begleiteten. Larees Sicht der Dinge klang nicht sonderlich romantisch. Der Kriegerprinz legte den Kopf in den Nacken. „Das gefällt mir. Lichter, die über den Tod hinaus leuchten. So bleiben sie unvergessen. Und auch wenn sie längst erloschen und kalt sein sollten, noch immer weisen sie Seeleuten oder Wanderern den Weg in den sicheren Hafen oder nach Hause. Nach meinem Tod würde ich gerne ein Stern am Firmament sein und ewig leuchten.“
Die Hexe zuckte vor seiner Berührung zurück und drehte sich um. Stumm blickten sie sich einen Augenblick an ehe sie mit den Schultern zuckte und auf seinen Vorschlag ans Meer hinunterzugehen einwilligte.
"Dann kannst du mir ja erklären warum der Bärenhüter dein Lieblingssternbild ist." Zusammen verliessen sie den Hinterhof durch eine unverschlossene Tür mit rostigen Angeln und schritten schweigend durch die nächtlichen Gassen Lorakas um die Stadt zu verlassen. Der Kriegerprinz wartete bis Laree das Schweigen brach.
"Danke, dass du mir bei dem Kampf geholfen hast..." Sie deutete auf die Rangstreifen für die sie sich heute abgequält hatte und das sie morgen bei Orekh anfangen würde.
Im Dunkeln huschte der Anflug eines Lächelns über sein narbiges Gesicht. „Und ich wollte mich eben dafür entschuldigen, dass ich dir geholfen habe.“ Er dachte an den Kampf und wie sie gekämpft hatte. Auf ihre Art, aber mit guten Reflexen und dem Wissen das ihr gegeben worden war. Laree wusste es vielleicht nicht, aber sie war ein Überlebenstyp, sie passte sich Situationen instinktiv an um diese zu überstehen und meisterte sie mit den Mitteln die ihr zur Verfügung standen.
„Du hast gut gekämpft, du hättest die Zeit auch ohne mein Eingreifen überstanden, aber ich konnte nicht zusehen. Du glaubst nicht, wie schwer es mir fiel still dazustehen. Ich habs nur dank Schwarz...“ Er brach ab. Ja, nur dank der Droge hatte er sich gegen seine Natur zurückhalten können. Schnell wechselte er das Thema. „Ich bin gespannt wie dein erster Tag in der Verwaltung des Hauptmanns läuft. Ich hoffe Rashars Plan geht auf.“
Die Stadt lag hinter ihnen und war durch Einzelne Häuser, beziehungsweise Hütten, abgelöst worden. Über Holzstangen vor den Hütten hingen Fischernetze zum flicken. Durch einzelne Fenster fiel noch das flackernde Licht von Öllampen. Am kiesigen Strand lagen umgedrehte Fischerboote als ob sie schlafen würden. Die Wellen schlugen mit monotonem Rhythmus ans Ufer, ein endloses Geräusch, mal lauter mal leise, je nach Wetter. Links von ihnen leuchteten die Lichter des nächtlichen Lorakas und sacht schaukelten am Hafen die Masten der grossen Segelschiffe. Der Mond warf einen zitternden silbernen Streifen über das dunkle Meer zwischen schweren Wolkenbänken hindurch. Malateste egriff mit beiden Händen den Rand eines der am Boden liegenden Boote und drehte es mit einiger Kraft auf dem knirschenden Kiessrand um. Das Boot hatte eine Ruderbank und er legte seinen Umhang darüber und Boot Laree den Platz zum Sitzen an.
„Ich glaube ich bin heute auf was Grosses gestossen…“ Der Kriegerprinz zog den Hut aus und legte ihn auf den Boden des kleinen Ruderbootes ehe er sich neben Laree auf die Ruderbank setzte. „..und etwas unendlich Bösem." Er blickte sich um ob sie alleine waren und baute einen Hörschutz auf.
"Du musst alles wissen. Falls ich es nicht schaffe musst du die Nachricht nach Hause bringen." Dann erzählte er von der Perle die Gwyn gefunden hatte und seinem Besuch bei der schwarzen Witwe. Er kürzte die Odysee im verzerrten Reich ab, hielt sie vage, erwähnte den Kriegshund nicht, oder das Kind das ihm den Weg gewiesen hatte, schon so klang seine Geschichte mehr als abenteuerlich. Doch die Begegnung mit Zorya erwähnte er und seine Stimme verriet wie frisch die Erinnerung daran war.
"Leider konnte mir die Schwarze Witwe noch nicht mehr erzählen, aber da muss mehr sein. Soviel scheint klar, die Perlenkette von der ich ursprünglich annahm das sie Alienor gehörte gelangte über Tiger in Rashars Besitz. Und als Kaileena Tiger erwähnte und weitergehen wollte wurde sie von Zoryas Netz erwischt. Die Perlenkette musste mit einem Netz umwoben worden sein, aber wofür?" Er stockte. "Und wenn Tiger der erste Besitzer der Kette gewesen war, dann hatte er sie von..." Entgeisterte blickte er Laree an. "Zorya Earcir?" Was hatte das zu bedeuten, konnte das sein?
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 14:04
von Laree
Der Kriegerprinz lächelte kurz, entgegnete, dass er sich gerade dafür hatte entschuldigen wollen, dass er ihr geholfen hatte. "Tja, das solltest du auch", gab Laree gleich zurück, ließ durchblicken, dass sie es ihm immer noch übel nahm. Nur weil sie sich bedankte, hieß das nicht, dass sie nicht auch wütend war. Nur konnte Malateste ja nicht wissen, dass sie sein Verhalten dort wie er sie gesteuert hatte zu sehr an Ayden erinnerte hatte, der sich oft daran ergötzt hatte ihr Puppenspieler zu sein.
Gualterio gab zu, dass sie gut gekämpft hätte und auch ohne ihn den Kampf überstanden hätte, er hätte jedoch kaum geschafft still daneben zu stehen. Nur dank Schwarz... er sprach nicht weiter. Laree wußte auch so was er hatte sagen wollen. Dank der Droge, die ihn unter Kontrolle hielt. In der Situation war es auch besser so gewesen.
Der narbige Hayllier neben ihr wechselte das Thema und sprach von ihrer zukünfigten Arbeit. "Vielleicht darf ich Kaffee kochen", überlegte die Hexe mit, lächelte kurz verschmitzt. Es reichte wenn sie sich lauter Sorgen machte. Gualterio konnte das nicht gebrauchen wenn er dann auf seinem Einsatz war und kämpfte. Sie gingen weiter nebeneinander her und verließen die Stadt aus zusammengewürfelten alten Häusern und hastig hinzugebauten Barracken. Viele der äußeren Wege waren nicht befestigt und nicht mehr als ein harter Trampelpfad. Einer führte zum Strand und sie kamen an den Fischerhütten vorbei.
Laree sah hinaus übers dunkel daliegende Meer, wo sich nichts regte. Irgendwo dort lag Dhemlan, weit entfernt und doch so greifbar hier. Sie wandte den Kopf, blickte zurück zur Stadt wo die Fenster schwach glühten wie tausend Augen in der Nacht. Gualterio war bereits weitergeschritten, zielsicher auf eines der umgedrehten Boote um es gleich umzuwenden. Was wurde das denn? Als sie sah wie er mit seinem Umhang die Ruderbank bedeckte, verstand Laree und kletterte ins Boot hinein. Es würde schon niemand deswegen aus den Fischerhütten kommen und mit ihnen schimpfen. Nicht bei den Uniformen.
Fragend sah sie Gualterio an als er zu erzählen begann und sich zu ihr setzte. "Bösem?" Das klang ernst und dementsprechend war auch seine Warnung, dass sie es unbedingt nach Hause schaffen müßte. "Ich gehe nicht ohne dich", widersprach Laree genauso ernst und drückte kurz seine Hand. Also sollte der Kriegerprinz es ja nicht wagen zu sterben, denn sie mochte Raej nicht unbedingt. Es war so regnerisch.
Dann erzählte Malateste was er heute diesen Abend wirklich getan hatte, er hätte eine Schwarze Witwe aufgesucht um sich Informationen zu holen. Immer ungläubiger und angespannter hörte Laree zu, das klang alles so wahnwitzig. Besonders als Zorya erwähnt wurde. Laree bemühte sich nichts anmerken zu lassen, denn die Frau war ihr nicht unbekannt.
Sie konnte Gualterio anhören wieviel Eindruck die Königin bei ihm hinterlassen hatte und ihm machte so schnell nichts Angst. "Alles wegen einer einzelnen gefundenen Perle?", fragte Laree nochmal, hörte erschrocken zu wie Zorya diese Kaileena beinahe zerbrochen hätte. "Aber wie... wie konntest du das sehen?" Die Hexe hatte Mühe diese gane Geschichte zu verdauen. "Tiger kennt Zorya? Er... das heißt, oh, du mußt sehr vorsichtig sein. Kannst du noch mehr aus Kaileena herausbekommen morgen? Hast du die Perle noch?", fragte sie. "Und.. hat Zorya dich erkannt? Ich.. habe gehört, dass sie sehr gefährlich ist."
Laree schaute ihn fragend an, niemals hätte sie gedacht, dass er ausgerechnet zu einer Schwarzen Witwe ging. Ob diese Kaileena hübsch war? Ach, war ja auch egal, es war auch viel wichtiger was dabei herausgekommen war.
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 14:05
von Malateste
Bewusst hatte Malateste nicht registriert wie Laree seine Hand gedrückt hatte, sein Blick war auf den fernen Horizont gerichtet gewesen, doch unbewusst hatte er den Druck erwidert gehabt. Ihre Nähe und die kurzen Berührungen halfen ihm sich zu sammeln. Aufmerksam hatte die Hexe zugehört.
"Alles wegen einer einzelnen gefundenen Perle?", fragte sie dann am Ende. Der Kriegerprinz drehte Laree den Kopf zu und der Blick seiner ungleichen Augen strich über ihr vom Mondlicht beschienenes Gesicht. Sie musste alles wissen was er herausgefunden hatte. Er durfte sie hier nicht als Bürde betrachten bloss weil er sie beschützen wollte. Sie verlangte nicht von ihm das er dies tat, es war seine Entscheidung. Laree war geschickt, sie war von Asar und vermutlich Timaris ausgebildet worden. Sie war ihm hier eine Hilfe, keine Bürde.
„Hast du jemals von Alienor gehört? Der Gefährtin Sions? Es gibt Hinweise, dass sie die Anführerin des Widerstandes in Dhemlan ist. Rashar und einige der Sechsten dienen ihr. Ich glaubte die Perle gehöre zu ihr, sie wurde im Kartenraum gefunden. Ich hoffte die Schwarze Witwe könne mir Hinweise über Alienor geben, doch dies war ein Irrtum, stattdessen hat mich die Spur in die Fänge von Earcir geführt.“
Gualterio zögerte die Frage zu beantworten wie er dies alles gesehen hatte.
„Ich war im verzerrten Reich um Kaileena zu retten. Und nein, ich bin keine Schwarze Witwe…“ Er atmete tief ein und betrachtete den Mond. Ein Hund heulte in der Stadt wie ein Wolf und Malateste zuckte bei dem Geräusch leicht zusammen.
„Manchmal kann ich Dinge die nicht normal sind. Ich weiss nicht genau wie, es passiert instinktiv. Die Juwelenkunst ist doch genau das, eine Kunst, oder? Man kann sehr dunkle Juwelen tragen, aber weiss ihre Kraft nicht zu nutzen, oder sehr helle in denen man perfekt geschult ist. Ich wurde darauf trainiert meine Juwelenkraft für Zerstörung, Kampf und Überleben einzusetzen. Vielleicht hängt es damit zusammen.“ Er hatte sich selbst schon tausende Male gefragt was der Kriegshund war und was er Laree erzählte war eine Teil der Version die ihm plausibel erschien. „Ja, es macht den Anschein Tiger kennt Zorya“, er fuhr fort auf Larees Fragen zu antworten.
„Aber ich weiss nicht woher. Und was wenn sie ihm irgendein Netz eingepflanzt hat? Wenn er Rashar ohne sein Wissen für Sion ausspioniert? Wieso hat er die Perlenkette Rashar gegeben? Ja, ich – wir! - müssen sehr vorsichtig sein. Wir dürfen hier niemandem trauen. Auch nicht denen die uns sympathisch erscheinen mögen. Wir sind allein in der Höhle des Löwen.“ Gerade eben wurde ihm die Hoffnungslosigkeit ihres Unterfangens bewusst. Es war nur eine Frage der Zeit bis sie aufflogen. Spätestens wenn die Interne eintraf. Seine Mission war gar nie darauf ausgelegt gewesen zu gelingen. Und Laree hatte sich selbst verdammt als sie ihm gefolgt war. Aber er würde weitermachen, bis zum Ende. Die Königin hatte ihm einen Auftrag erteilt und er würde ihn ausführen und das fühlte sich gut an. Er war zwar Spion, aber auch Soldat und er hatte längst keine Angst mehr vor dem Tod, besser hier zu sterben als vergessen in einem Kerkerloch. Er lächelte und sprach weiter.
„Ich hoffe morgen mehr von Kaileena zu erfahren. Ich befürchte aber, sie erinnert sich nicht mehr an viel. Vielleicht solltest du mitkommen, du könntest eventuell mehr aus ihr herausbekommen als ich. Ich bin manchmal nicht sehr, ähm, einfühlsam." Er räusperte sich verlegen. "Ich weiss nicht ob Zorya mich erkannt hat, ich glaube nicht.“ Schliesslich rannte ich als Werwolf durch die Gegend, schoss es dem Kriegerprinzen durch den Kopf.
„Aber ich kann bestätigen, dass sie gefährlich ist. Ich hatte Angst, das erste Mal seit Ewigkeiten.“ Er musterte die Hexe. „Ich habe keine Angst vor dem Tod, aber bei Zorya spürte ich, dass es Dinge gibt die schlimmer als der Tod sind, davor fürchte ich mich.“ Er dachte an Larees leeren Blick als sie hier eingetroffen war, an die Dinge die sie erlebt haben musste und worüber sie bis heute nicht sprechen konnte.
„Hast du noch Angst vor dem Tod?“
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 14:06
von Laree
Nachdem Laree genauer nachgefragt hatte, begann Gualterio weiter auszuholen und fragte sie, ob sie jemals von der Gefährtin Sions gehört hätte. Laree nickte. Sie war recht gut informiert über alle wichtigen Persönlichkeiten, Ayden hätte nichts anderes von ihr erwartet. Zwar war ihr Wissen über Hayll größer, doch in letzter Zeit hatte sie auch viel über Dhemlan lernen müssen. Viel hatte sich dort verändert.
Gualterio wußte jedoch noch etwas neues zu berichten, das Laree erstaunt aufblicken ließ. Es gäbe Hinweise, dass Alienor Anführerin eines Widerstandes in Dhemlan war und dass Rashar sowie mehrere aus der sechsten Kompanie ihr dienten. "Oh... das sind gute Neuigkeiten oder?", fragte sie. Deswegen war Malateste ja in Raej. Um genau das herauszufinden. Bedeutete es, sie konnten bald nach Hause? Wenn er nur diesen Einsatz überlebte... wenn sie nur Bovert überlebte... und dann? In Hayll konnte sie nirgendwohin, überall waren Tolarim, die sie sofort wieder zurück zu Timaris und Ayden geschleift hätten.
Laree verdrängte die Fragen auf die es nur ungewisse Antworten gab. Darüber konnte sie sich später immer noch Gedanken machen. Das was Gualterio gerade zu berichten hatte, war weit aus interessanter. Er hätte geglaubt die gefundene Perle hätte Alienor gehört, aber nun deutete es auf eine ganz andere Königin hin. Laree erschauderte leicht. Sie wollte Malateste so gerne sagen was sie alles wußte. Dass Ayden und Zorya eine gemeinsame Vergangenheit hatten, aber immer noch hatte sie Angst ihren Herrn zu verraten. Wenn Gualterio dieses Wissen benutzte um Ayden zu schaden, würde sie am Ende darunter zu leiden haben.
Der Kriegerprinz fuhr fort, dass er versucht hätte Kaileena im Verzerrten Reich zu retten. "Aber wie...", setzte Laree verwirrt an. Gualterio meinte nur, dass er manchmal Dinge könnte, die nicht normal wären. Er wäre darauf trainiert seine Juwelenkraft für Zerstörung, Kampf und Überleben einzusetzen. "Aber das ist doch nicht alles... du kannst noch mehr", wandte sie leise an. Er konnte nicht nur zerstören... Vergessen war erst einmal ihr Groll auf ihn wegen seinem Verhalten letzte Nacht. Die Mission war wichtiger.
War Gualterio tatsächlich ein Blick ins Verzerrte Reich gelungen oder glaubte er das nur? Und wer war dieser Junge gewesen den er gesehen hatte?
Der Hayllier spann die Überlegungen um Tiger noch weiter und dass er selbst unwissentlich alle durch ein Netz ausspionieren könnte. Oder gar absichtlich, denn wieso hätte er Rashar die Perlenkette geben sollten. "Wenn er ein Netz in seinem Geist hätte... meinst du nicht, dass sie den Widerstand in den eigenen Reihen nicht schon längst erschlagen hätten?", fragte sie. "Doch Tiger hat sich in letzter Zeit seltsam benommen...", fiel der Hexe ein, "Weißt du, dass er Maeve nicht mehr sehen will? Er lässt sie einfach alleine obwohl sie schwanger von ihm ist. Sie wird bald nach Dhemlan zurückkehren müssen. Ich habe versucht mit ihm zu reden, aber er hat es abgeblockt", berichtete Laree und fühlte eine gewisse Wut auf den halben Tigerlaner. Er konnte Maeve nicht im Stich lassen. Gleich darauf seufzte Laree. "Du hast Recht. Es wäre besser wenn uns niemand hier sympathisch wäre.."
Sie konnten niemanden trauen... und Laree wußte immer noch nicht was sie tun sollte wenn sie alleine hier war. Irgendjemanden mußte sie vertrauen und dass dieser jemand sie vor Bovert schützte. Vielleicht Hauptmann Orekh... sie schämte sich für den Gedanken. Laree schaute hinaus aufs Meer, während Malateste fortfuhr. Er wollte morgen Kaileena noch einmal befragen und schlug vor, dass Laree mitkam. Er wäre nicht immer sehr einfühlssam.
"Ja, das stimmt", bestätigte sie ein wenig schnippisch. Leider war er oft einfühlsam genug und deswegen saß sie vermutlich hier mit ihm gemeinsam in dieser ausweglosen Situation. Gualterio konnte nicht völlig ausschließen, dass Zorya ihn nicht erkannt hatte, doch er hätte gemerkt wie gefährlich sie war. Er hätte Angst gehabt.
Überrascht von diesem Geständnis schaute Laree ihn wieder an. "Jeder hätte dabei Angst gehabt", erwiderte sie. "Hättest du sie nicht gehabt, hättest du vielleicht nicht geschafft Zoryas Fängen zu entkommen." Oh ja, es gab weit schlimmere Dinge als den Tod, sie hatte sie allesamt erlebt und überstanden. Ernst fragte Gualterio sie, ob sie noch Angst vor dem Tod hätte. Die Hexe fuhr sich nachdenklich durch das struwelige, schwarze Haar. Wollte sie darauf antworten?
"Angst? Gewünscht hab ich ihn mir", gestand sie leise. "Angefleht hab ich ihn, dass er kommt und mich erlöst... aber es ist niemand gekommen und da ich mich nicht umbringen konnte, habe ich mich eben für die Alternative entschieden. Das Leben ist die Alternative." Sie lächelte leicht bitter. Schnitterin war sie schließlich auch nicht geworden. "Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob es besser ist." Jedenfalls gut genug, dass sie ihren selbst erschaffenen Racheboten Bovert nicht mehr wollte. "Mach dir um mich nicht so viele Sorgen", sagte sie ihm, lehnte sich ein wenig an ihn. "Du weißt doch, ich bin eine Überlebenskünstlerin." Und weiter wollte sie nicht darüber reden.
Re: Spion in Loraka
Verfasst: Do 18. Jan 2024, 18:03
von Malateste
Leise gestand ihm Laree das sie den Tod herbeigewünscht hatte, darum gefleht hatte das er kam. Aber niemand hatte ihr den Tod gebracht und selbst konnte sie nicht aus dem Leben scheiden. Also hatte sie sich für die Alternative entschieden – zu leben. Ein bitteres Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie meinte sie sei sich noch nicht sicher ob dies besser sei.
"Mach dir um mich nicht so viele Sorgen, du weißt doch, ich bin eine Überlebenskünstlerin." Leicht lehnte sie sich an ihn und vorsichtig legte Malateste einen Arm um sie. Kurz schwieg er während die Wellen unermüdlich an den Strand rollten und er sich vorstellte was die Hexe durchlitten hatte.
„Ja, du bist eine Überlebenskünstlerin. Hart wie Stahl und zäh wie Leder und ich glaube ich verstehe dich.“ Gualterios Stimme klang gedankenverloren. „Ich bin dem Tod einige male von der Schippe gesprungen, aber bloss einmal war ich schon über die Schwelle gegangen.“ Er konnte beinahe das Röcheln der Sterbenden hören, das schmerzgepeinigte Wiehern von einem Pferd mit aufgeschlitztem Bauch, das Krähen der Aasvögel und er vermeinte den omnipräsenten Geruch nach Blut in seiner Nase zu spüren.
„Ich habe mich damals wie du ebenfalls entschieden weiterzuleben, und der Preis dafür war auch hoch.“ Er wechselte das Thema, wollte nicht weiter darüber sprechen, genauso wenig wie Laree.
„Gute Neuigkeiten das mit Alienor?“ Er kehrte zu der Frage zurück welche die Hexe vorhin eingeworfen hatte. „Ich weiss nicht. Es ist sicher ein Anfang, aber noch nicht über die Bühne gebracht. Es sind erst vorsichtige Andeutungen zwischen Rashar und mir gefallen. Wir beschnuppern uns noch wie zwei misstrauische Hunde. Aber ich habe noch einen weiteren Kontakt offen zu den Rebellen in Raej. Diese haben nichts mit den Rebellen aus Dhemlan zu tun. Ich glaube kurzfristig ist dieser Kontakt fast noch wichtiger als die Spur zu Alienor. Diese mag zwar längerfristig die Wende bringen, aber im Kampf um Raej brauchen wir erst einmal die hiesigen Rebellen auf unserer Seite. Ich warte darauf, dass ich kontaktiert werde. Ein sehr gefährliches und doppeltes Spiel, aber wenn wir da von Erfolg gekrönt sind, könnte Hayll enormen Nutzen daraus ziehen.“
Und trotzdem durfte er Rashar und die Sechste nicht vergessen. Doch nach den heutigen Geschehnissen hatte er etwas das Vertrauen in Karsail und vor allem Tiger verloren.
„Ich kann einfach nicht glauben, dass er Maeve im Stich lässt.“ Malateste schnaubte verächtlich, nicht nur wegen Tiger, sondern auch wegen der Schwarzen Witwe beim Gutshaus. Was hatte sie ihm alles vom Tigerjungen erzählt? Und jetzt? Der tigerlanstämmige Kriegerprinz schien keinerlei Vatergefühle zu haben. Gualterio begann langsam Schwarze Witwen und ihre kryptischen Weissagungen zu verabscheuen. Lerne leckere Pfannkuchen zuzubereiten? Laree mochte noch nicht mal Pfannkuchen... Malateste riss sich zusammen und sammelte seine Abschweifenden Gedanken.
„Wir müssen bei Tiger vorsichtiger sein. Aber du hast Recht, bisher hat Tiger Karssail und seine Verbündeten noch nicht verraten, doch wer weiss schon durch was ein allfälliges Netz ausgelöst wird? Vielleicht weiss Tiger noch nicht mal was davon? Aber ich hoffe es nicht, denn Tiger als Feind zu haben könnte so tödlich sein wie der Schnitter.“ Malatestes Augen blitzten grimmig auf ehe seine Gesichtszüge wieder etwas weicher wurden.
„Schön, das du in mir nicht nur eine Mordmaschine siehst und glaubst, dass ich mehr als das kann.“ Er lächelte Laree beinahe schüchtern an. „Weißt du, dass ich gerne kochen lernen würde? Falls meine Bestimmung nicht hier endet möchte ich das erlernen.“