Regen

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Eoshan
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Re: Regen

Beitrag von Eoshan »

"Du bist eine Schwarze Witwe Minan", lächelte Eoshan erklärend. "Und obwohl du deine Juwelenkraft verloren hast, bist du noch immer ein Mann des Blutes und besitzt die Kraft, die uns dadurch gegeben wurde. Da ist es kein Wunder, wenn du auf einen menschlichen Geist Einfluss nehmen kannst. Besonders wenn diese Person schläft."

Das was er von den anderen Schwarzen Witwen klang unheimlich. "Wir haben im Unterricht darüber gesprochen, dass sich immer mal wieder Schwarze Witwen im Verzerrten Reich verlieren", erzählte sie von ihren Erfahrungen, die sie gemacht hatte. "Wenn wir uns zu tief hinein wagen und zu schnell unsere Kraft verlieren, kann es sehr gut geschehen, dass wir nicht mehr heraus finden und uns darin verlieren. Ich glaube, dann zerbrechen wir und unser Geist wird ausgebrannt." Sie schauderte bei der Vorstellung und lächelte schwach. "Jede Welt birgt so ihre Gefahren."

Eoshan wartete geduldig, während Minan sich zu erinnern versuchte. "Schwarz ist also auch das Juwel?" hakte sie nachdenklich nach. Sie war etwas überrascht, dass er auch die Juwelenstärke hatte erkennen können. "Dagegen ist es wirklich schwer, sich zu wehren. Aber wenn die Vision wirklich so heftig ist, sollten wir uns Hilfe hinzu holen. Jemand, der uns zurück helfen kann, falls uns die Vision übwerwältigt. So, wie Lia das für dich gemacht hat. Aber nicht heute. Heute gehen wir Naimiara Leandris besuchen."

Sie erhob geschmeidig und trat zu der Türe. "Bist du bereit für einen kleinen Spaziergang oder willst dich erst noch umziehen? Denn die Lady wohnt nicht hier in der Stadt, sondern bei einem Altar mitten im Wald. Gwenderon weiss schon Bescheid und hat auch schon einen Begleitschutz organisiert." Sie seufzte und verdrehte gespielt genervt die Augen. "Nicht dass es hier nötig wäre. Aber es ist wohl irgend so eine Übungssache und ich bin die Königin."
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Darken
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Re: Regen

Beitrag von Darken »

"Ich bin mir nicht sicher....", wandte Minan an, nachdem Eoshan wegen dem Juwel nachgefragt hatte. "Der Dolch fühlte sich aber sehr dunkel an... eben wie ein schwarzes Juwel. Glaube ich. Es war beängstigend." Sie stimmte ihm zu, dass es schwer war sich gegen schwarz zu wehren und dass sie sich bei der Vision Hilfe holen sollten, wenn sie wirklich so stark war und einen zu überwältigen drohte. Dann eröffnete die Königin ihm, dass sie heute eine gewisse Naimiara Leandris besuchen würden. Etwas verwirrt blickte der Prinz sie an.
"Wer ist denn das?", fragte er nach, denn er hatte den Namen noch nie gehört. Minan erhob sich ebenfalls grazil und folgte Eoshan. "Ja, von mir aus können wir losgehen. Oder brauchen wir noch Proviant?" Denn als Eoshan erklärte wo die Frau wohnte, klang das schon etwas weiter weg und er wußte ja nicht, ob seine Schwester etwas dabei hatte.

Bei der Erwähnung des Begleitschutzes, ließ Eoshan durchschimmern, dass sie es eigentlich für unnötig hielt, aber es anscheinend eine Übung für einen Wächter oder dergleichen wäre. Minan wurde ein bißchen nervös. Er wußte immer noch nicht so genau wohin sie gehen würden. "Was machen wir denn bei der Frau?" Neugierig warf er Eoshan einen Blick zu. Sie hatten ihr Zimmer verlassen und in dem Moment kam ihnen schon Merion entgegen geeilt. Er trug dunkelgrüne Waldläuferkleidung, hatte einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen dabei sowie an seinem Gürtel ein Langdolch. Als er die beiden erblickte, lächelte er und seine silbergrauen Augen glänzten.
"Hallo, Eoshan. Gwenderon hat mir aufgetragen, dass ich dich begleiten soll", erklärte der Dea al Mon Krieger. "Oh, kommst du etwa auch mit, Minan?" Erfreut sah er zu dem jungen Prinzen, der nur nickte.
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Eoshan
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Re: Regen

Beitrag von Eoshan »

"Gut, dann können wir gleich gehen", lächelte sie erfreut. "Wir werden dort essen. Allerdings liess Naischa es sich nicht nehmen uns noch ein Proviant einzupacken." Verwundert schüttelte sie den Kopf. "Ich habe keine Ahnung, wie sie das mitbekommen hat, dass wir heute unterwegs sind."

Sie traten auf den Flur hinaus und da kam ihnen auch schon ein junger Krieger entgegen, der eindeutig dafür gekleidet war, in den Wald zu gehen. Nachdem er sie begrüsst hatte, bestätigte er dies auch gleich.
"Hallo Merion", begrüsste sie ihn lächelnd. "Dein erster Dienst für die Wache?" fragte sie freundlich und ehrlich interessiert. Auch wenn sie es etwas lächerlich fand, dass sie für diesen Spaziergang eine Begleitung brauchte. Der Krieger nickte jedoch erfreut und seine Augen glänzten vor Aufregung. Gleichzeitig zauberte sich eine leicht verlegene Röte auf seine Wangen.

"Ja, Minan kommt auch mit, denn für ihn machen wir diesen Ausflug", erklärte sie weiter. "Wir werden Lady Naimiara Leandris besuchen gehen. Sie ist die älteste und erfahrenste Priesterin, die wir haben", fuhr sie an Minan gewandt fort. "Ich habe mit ihr gesprochen und nun ist sie vorbereitet, um dich zu empfangen Minan."

Der Weg zu dem Altar war ein gemütlicher Spaziergang. Sie kamen gut voran, da Minan sehr ausdauernd und geschickt war. Merion nahm seine Aufgabe sehr ernst. Er ging immer wieder einmal vor, hinter oder über ihnen, um die Umgebung im Auge zu behalten. Manchmal ging er auch wieder neben ihnen her und beteiligte sich an ihren Gesprächen.

Nach etwa drei Stunden erreichten sie einen kleinen See, der in einem Hain uralter Wei
Unter den Weiden versteckt lag. Rund herum standen die Gewohnt alten und mächtigen Bäume. In einem davon befand sich ein gemütliches Haus, welches aber von unten nicht zu sehen war. Doch darin lebte die Priesterin.
Diese begrüsste sie am Rande des Sees unter den Weiden. Sie war umringt von mehreren Dea al Mon verschiedenster Alterstufen. Das einzige was sie gemeinsam hatten war, dass sie die traditionellen Trauerkleidung. Etwas überrascht sah Eoshan die alte Frau an. Aber diese trat gleich erstaunlich geschmeidig auf sie zu und hielt ihr die Hände zum rituellen Gruss hin.
"Willkommen junge Königin", grüsste sie mit klarer Stimme. "Schön dass du endlich gekommen bist. Fast wärt ihr zu spät gekommen, aber jetzt kann ich dich doch noch mit eigenen Augen sehen."
*Schwester, was?* fragte Eoshan verwirrt, hatte sie die Andeutung doch gehört. Die Priesterin unterbrach sie jedoch und streichelte ihr zärtlich über die Wange. *Es ist gut Mädchen. Du machst deine Sache gut. Und ich bin alt. Es ist an der Zeit.* Die Königin verstand, nickte respektvoll den Kopf und trat zur Seite, gab so den Blick auf Minan frei.
"Du bist also Minan Darken", meinte die Priesterin freundlich lächelnd und streckte ihm ihre Hand einladend entgegen. "Der Bittsteller. Bist du soweit? Dann komm mit mir mit."
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Darken
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Re: Regen

Beitrag von Darken »

Erst als Eoshan ihm und auch Merion erklärte, dass sie eine Priesterin besuchten, dämmerte dem Prinz das sie dorthin gingen wegen der Reinigung seiner Juwelensplitter. Der Tänzer hatte die Schwarze Witwe darum gebeten, es würde helfen weiter mit der schrecklichen Vergangenheit abzuschließen und umzugehen, es würde vor allem Hexe helfen. Dementsprechend hatte Minan ziemliche Angst, versuchte es aber zu unterdrücken, sagte sich, es wäre eine gute Sache, etwas hilfreiches.
Er hatte niemals wirklich Kontakt zu Hexe gehabt, das war nur Darken und selbst er erwähnte sie nicht oft und wenn dann nur ungern. Minan vermutete, weil Darken ihn beschützen wollte. Der Prinz versuchte die Gedanken zu verscheuchen, auch weil sie nun losgingen und langsam die Stadt hinter sich ließen. Es machte ihm nichts aus so lange ausdauernd zu gehen. Merion ging immer mal wieder vor oder neben ihnen und der Prinz sah ihm oft zu wie der Dea al Mon geschmeidig und sicher mit dem Dickicht verschmolz, flink auf Bäume kletterte oder leichtfüßig wieder landete.

Nach drei Stunden kamen sie zu einem See, der von mehreren Weiden bestanden war. Minan bemerkte das Haus nicht, seine Aufmerksamkeit lag auf den vielen Dea al Mon die hier am Ufer standen und alle die gleiche Kleidung trugen, er kannte das nicht. Eine sehr alte Frau kam auf sie zu und begrüßte Eoshan mit der rituellen Geste, die Minan bisher auch noch nicht gesehen hatte. Neugierig und auch recht nervös verfolgte er das Geschehen.
Die Worte der Priesterin verstand er nicht so recht und ihm war nicht wohl dabei, dass so viele andere Leute hier waren. Unwillkürlich stellte er sich ein wenig näher zu Eoshan hin, aber diese trat genau dann zur Seite und die alte Dea al Mon kam auf ihn zu. Minan sah sie mit großen Augen an, nickte nur und brachte kein Wort heraus.
"Was passiert denn jetzt?", fragte er flüsternd. Ob er soweit war? Er hatte keine Ahnung und starrte nur auf die Hand der Frau, machte zögerlich einen Schritt vor.
"Es ist gut... niemand von euch braucht Angst zu haben", sagte Naimiara, "Ich habe auf dich gewartet."
Minan warf einen Blick über die Schulter zu Eoshan, hoffentlich kam sie mit. Minan sah auch noch kurz zu Merion, der am Ufer stehen geblieben war. Er wußte doch nur, dass Minan zerbrochen war. Was würde er dann über das hier denken? Er hatte sich noch nicht getraut, dem Dea al Mon mehr zu erzählen, obwohl er sich schon überlegt hatte, ob er es ihm irgendwie anvertrauen sollte.

Dann ging er aber folgsam der Priesterin hinterher, die ihn zwischen den Weidenbäumen hindurch zu einer Laube führte, wo der Altar stand. Es war kein Stein, sondern poliertes glattes Holz, am Rande mit gewellten Verzierungen versehen, wie als hätte der Wind es geformt. Auf dem Altar stand eine große Schale mit Wasser und daneben waren eine rote und eine schwarze Kerze.
Naimiara stellte sich hinter den Altar und entzündete die Kerzen. Dann erschienen die Juwelensplitter vor der Schale und Minan schnappte nach Luft. Es wühlte ihn immer auf sie zu sehen, ganz besonders wo sie nun aus den Folterinstrumenten befreit waren und er schien das Echo eines längst verhallenden Schreies in sich zu hören. Er erinnerte sich wieder daran, was Eoshan ihm gesagt hatte, dass die Priesterin bei dem Ritual seine Erinnerungen sehen könnte.
"Es.. es ist vielleicht gefährlich, es sind viele schlimme Erinnerungen daran...", wollte er sie warnen, aber die alte Frau lächelte nur milde.
"Dann werde ich sie mit in die Dunkelheit nehmen..." Die Priesterin ließ einen Dolch erschienen, bewegte ihre andere Hand darüber und murmelte ein paar Worte. "Ich brauche ein paar Tropfen deines Blutes. In diese Schale hier." Minan schluckte, hielt dann aber zitternd seine Hand über die Schale, sah zu wie die Blutstropfen wie Rubine hinein fielen und sich mit dem Wasser vermischten. Lange Zeit passierte nichts außer dass die alte Frau leise Worte murmelte in einer Sprache, die der Prinz nicht verstand. Jedenfalls glaubte er das zuerst, doch irgendwann ergab es Sinn und sie bat die Dunkelheit die Verunreinigung, die Trauer, den Schmerz, die Wut, den Hass, die Boshaftigkeit, die Schlechtigkeit von den Juwelen zu nehmen.
Die Kerzenflammen zitterten in die Höhe, dann begann die Juwelensplitter, rote und schwarze, empor zu schweben und sich langsam in das Wasser zu versenken. Minan wagte kaum zu atmen so angespannt war er. Naimiara streckte ihre Hände über das Becken aus, schloss die Augen.

Sie wiegte ihren Körper leicht hin und her, Schweißperlen zeigten sich auf ihrer Stirn, Minan konnte sehen wie ihre Pupillen unter den Augenlidern hin und her zuckten und ab und zu keuchte die Priesterin auf. Spätestens als ihr Tränen über die Wangen rannen, wußte er, dass sie sah was ihm durch die Folterinstrumente angetan worden war. Sie schien mit jedem Atemzug älter zu wirken, ihre Falten stachen deutlicher heraus, ihr Gesicht wirkte abgezehrt.
Der Prinz wimmerte leicht auf, bekam auch einige der Erinnerungsblitze mit, aber er kannte sie ja schon. Am liebsten wäre er fortgerannt, doch er war wie gelähmt. Die Kerzen brannten weiter herunter, Wachs tropfte herab. Das Wasser in der Schale erzitterte, färbte sich dunkel.
"Bitte hör auf...", bat er stockend, weil er sah, dass es der Priesterin immer schlechter ging. Er wollte nicht, dass jemand so für ihn litt. Gleichzeitig fühlte er sich irgendwie befreiter und es verstörte ihn sehr. Denn er wollte sich nicht erleichtert und gelöst fühlen während die Dea al Mon immer bleicher und schwächer wurde. Minan verstand nicht woher dieses Gefühl kam, aber nicht nur er war in Aufruhr, sondern auch andere Splitter in ihm. Ganz besonders eine und seine Augen flackerten leicht. "Hör auf...", bat er erneut, doch die Priesterin schien ihn nicht mal mehr zu hören.

Es dauerte eine quälende Ewigkeit bis sie plötzlich die Augen aufriss und er darin das immense Grauen erkannte was er empfunden hatte. Minan wollte wegrennen, einen Schritt zurück machen, doch stattdessen schossen die Hände der Priesterin plötzlich vor, packten ihn und zogen sein Gesicht dicht vor ihres. Sein Herz schlug wie verrückt, mit schreckensgeweiteten Augen blickte er die Dea al Mon an.
"Hör mir zu... du mußt deine Ängste besiegen, während du wachst und während du träumst. Jeder von dir. Wenn du deine Mutter besiegst, werden auch die Albträume weniger werden", sagte sie ihm eindringlich, "Aber es muss jeder von dir machen. Jeder muss es akzeptieren. Jeder."
Naimiara ließ ihn los und Minan taumelte nach hinten. Das Wasser in der Schale wirkte nun pechschwarz. Da packte die Priesterin die Schale mit beiden Händen, setzte es an ihre Lippen und trank.
"Nein, es bringt dich um!", schrie er, wußte es mit plötzlicher Sicherheit. Aber sein Schrei kam zu spät, Naimiara entglitt die Schale, die Splitter fielen zu Boden und die Dea al Mon stürzte, ihr silbernes Haar umwölkte sie wie ein Schleier. Der Prinz rannte um den Altar herum, kniete sich neben ihr. Tränen liefen über sein Gesicht, bestürzt sah er zu der Priesterin. "Nein... nein... ich wollte das nicht.... warum?"
*Damit ich dir helfen konnte, Minan Darken....*, erhaschte er noch einen schwindenden Gedankenfaden. Aber die Augen der alten Frau waren leblos und sie blickte zu einem Ort, wo er ihr nicht folgen konnte. Minan beugte sich weinend über sie, rüttelte an ihrer Schulter, doch die Dea al Mon war tot, er wollte es nur noch nicht wahrhaben. Schluchzend wollte er nach Eoshan sehen, ob sie ihn gehört hatte und kommen würde, als er die leere Schale entdeckte und davor ausgestreut seine Splitter, sie wirkten hell und rein und für einen kurzen Moment hatte er fast das Gefühl sie würden von innen heraus glimmen.
Seine Augen wurden mitternachtsblau.

Hexe kroch leise schniefend darauf zu und neben der toten Priesterin schmiegte sie sich um die Juwelensplitter, drückte sie fester an sich. Sie weinte leise, streichelte sacht mit zitternder Hand über die Splitter.
*Ihr seid wieder bei mir.... ich hab euch so vermisst.... ihr wart so wunderschön....* Ihre Finger glitten fast liebkosend über die Juwelen, nichts befleckte sie mehr. Es tat so gut und endlich waren sie wieder bei ihr, gehörten ihr. Als Hexe diesen Gedanken langsam realisierte, brach ihre Zurückhaltung plötzlich und sie weinte nur noch hemmungslos, ihr schmächtiger Körper zitternd unter den Schluchzern. Aber es waren reinigende Tränen.
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Eoshan
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Re: Regen

Beitrag von Eoshan »

Sie hatte Minans Angst schon auf dem ganzen Weg hier hin gespürt. Doch solange er sich nicht wehrte, würde sie nicht darauf eingehen. Es war ein Wunsch des Tänzers gewesen. Ein guter Wunsch, der in Erfüllung gehen sollte.
"Sie wird dir helfen Minan", antwortete sie leise auf seine geflüsterte Frage und nickte ihm ermutigend zu, als er über die Schultern zu ihr zurück blickte. Ihr warmes Lächeln sollte ihm zeigen, dass er nichts zu befürchten hatte, wenn er jetzt mit der Priesterin mitging. Er ging auch brav mit und Eoshan folgte ihnen ein Stück weit. Die Familienangehörigen der Priesterin und Merion blieben zurück. Beim vorbeigehen drückte sie dem Krieger sanft die Hand. Er wirkte etwas verstört, weil er nichts davon gewusst hatte, dass die Priesterin sterben sollte und nun wo es ihm klar wurde, etwas überwältigt war. Schüchtern lächelte er seine Königin an, wartete dann aber geduldig am Ufer. Blieb wo er war.

Als sie sah, dass Minan und die Priesterin beim Altar ankamen, liess sie dort Minans Juwelensplitter erscheinen, blieb aber in gebührendem Abstand stehen. Seine Splitter waren aus den Folterinstrumenten herausgebrochen worden. Nur der Splitter in dem Dolch befand sich noch in seiner Fassung.

Eoshan wartete Abseits, während das Ritual begann, wandte ihnen den Rücken zu und lauschte auch nicht, weil dies nur für Minan war. Ausserdem wusste sie, das der Prinz nicht wollte, dass sie sich mit seinen Erfahrungen belastete. Es würde schon schwer genug für ihn werden, wenn er begriff, was die Priesterin für einen Preis zu zahlen hatte. Einen Preis, den sie aber gerne freiwillig gab. Dennoch kam Eoshan nicht darum herum zu spüren, wie starke Kraft ausgeübt wurde. Die ganze Luft schien zu prickeln und all ihre Sinne waren aufs Äusserste geschärft.

Schliesslich war es soweit und die Reinigung der Juwelensplitter war vollzogen und Minan erkannte den Preis, wie Eoshan an seinem verzweifelten Schrei hörte. Rasch wirbelte sie herum und rannte zu ihrem Bruder. Spürte den Schmerz den er empfand. Sie stockte nur kurz, als sie realisierte, dass seine Signatur irgendwie feminin wirkte. Hexe! Sie hatte sich um ihre Juwelen gekugelt und ihr schmächtiger Körper wurde von Weinkrämpfen geschüttelt.

Geschmeidig liess Eoshan sich neben ihr nieder und umarmte sie tröstend. *Ich bin hier kleine Schwester*, sandte und murmelte sie beruhigend, streichelte zärtlich über ihren Rücken. *Du bist nicht alleine. Ich werde dir helfen.*
So hielt sie Hexe lange im Arm und liess sie sich ausweinen. Doch dann war es an der Zeit, dass die Familie der Priesterin Abschied nehmen und ihr die letzte Ehre erweisen konnte. Sie hatten sich auch schon respektvoll genähert, liessen aber der Königin und Minan die Zeit, die sie brauchten.
*Komm kleine Schwester*, sandte und sagte Eoshan zärtlich und half ihr hoch. *Es wird Zeit. Lass die Familie sie zurecht machen. Wir können nacher Abschied von ihr nehmen. Aber lass uns uns erst einmal selber reinigen.* Mit diesen Worten führte sie den tränenblinden Prinzen in den kleinen See. Kümmerte sich nicht darum, dass sie beide noch Kleider trugen. *Entspann dich. Lass dich treiben. Leg dich auf den Rücken. Ich werde dich halten. Spüre das Leben um dich herum. Spüre den Frieden.*
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Darken
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Re: Regen

Beitrag von Darken »

Hexe bekam zunächst überhaupt nicht mit, dass sich jemand genähert hatte, aber dann war da eine Frau mit langen wunderschönen silbernen Haaren und umarmte sie. Immer noch verstört und schluchzend ließ sie es geschehen, klammerte sich an die Frau und weinte weiter. In ihrer Hand hatte sie einen der Splitter ganz fest umschlossen, er fühlte sich warm an und es beruhigte sie ein bißchen. Die Frau nannte sie Schwester und Hexe blickte sie aus verheulten dunkelblauen Augen an.
*Schwester?* Sie fühlte sich orientierungslos und wie als hätte man sie gerade erst in diesen Ort geworfen. Hexe legte den Kopf in den Nacken, blickte sich um und erkannte die Laube, grüne Blätter schillerten zwischen den Zweigen. Alles war neu und fremd. Leise weinend presste sie sich an die Frau, eine Schwarze Witwe, so wie sie. Das spürte sie.

Als die Frau ihr aufhelfen wollte, wehrte sie sich dagegen und mußte erst alle Splitter einsammeln und in einen schwarzen Samtbeutel tun, den sie auf dem Altar gefunden hatte. Das Innenfutter war rot und sie fand, das wäre ein guter Aufbewahrungsort für ihre Juwelen. Die Worte der Silberhaarigen verstand sie nicht so recht und auch nicht wer all diese Leute waren. Schweigend ließ sie sich von der Frau zwischen den Bäumen durchführen, den Beutel fest umklammert. Leise schniefte sie noch, blinzelte die Tränen fort. Ihr Blick ging zu einem jungen Mann, der am Ufer stand, auch er hatte silbernes Haar und er schaute sie mit großen Augen an. Hexe lächelte ihn an. Dann wurden ihre Kleidung nass durch das Wasser. Zum Glück konnte sie hier noch stehen, denn sie erinnerte sich nicht daran, ob sie schwimmen konnte oder nicht.
*Wer bist du?*, fragte sie die Frau, es war das erste Mal überhaupt, dass sie auf die Außenwelt reagierte ohne gleich alles vernichten zu wollen, blindlings um sich zu schlagen. *Es war so dunkel gewesen dort wo ich war. Alles tat so weh.* Hexe stand vor der Schwarzen Witwe im Wasser, legte sich aber nicht auf den Rücken. Sie war noch viel zu durcheinander und abgelenkt von all den Sinneseindrücken, die auf sie einströmten. Zum Beispiel, dass das Wasser kalt war und ihre Kleidung vollgesogen hatte. Sie drückte den Beutel fest an ihr Herz.
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Eoshan
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Re: Regen

Beitrag von Eoshan »

Hexe schien sehr orientierungslos zu sein. So als hätte man sie jahrelang in einem finsteren Verlies eingesperrt. In gewisser Weise war dies ja auch der Fall. Die anderen Splitter hatten ihr ja gesagt, dass sie Angst vor Hexe hatten, weil sie sehr zerstörerisch war. Aber sie liess sich von Eoshan führen und zuckte auch nicht von der Berührung zurück. Allerdings wollte sie erst noch ihre Juwelen einsammeln und in einen Beutel tun, der auf dem Altar lag. Verständlich. So lange hatte sie darauf verzichten müssen. Und selbst wenn es jetzt nur noch Splitter waren, so gehörten sie doch ihr.

Das Wasser des kleinen Sees war frisch, aber warm genug, dass man einfach hineingehen konnte. Sofort sog sich ihre Kleidung voll, klebte an ihrem Körper und wurde schwer. Aber das sie ja noch stehen konnten, war dies kein Problem.
*Ich bin Eoshan Sitara*, antwortete die Königin mit ruhiger Stimme und wartete geduldig darauf, dass sich Hexe auf den Rücken legte. Eine Hand lag schon bereit auf ihrem Rücken, damit sie sie stützen konnte. Aber sie würde nicht darauf bestehen. Sie wusste nur, dass es eine unglaublich entspannende Erfahrung war, so auf dem Rücken zu treiben und von jemandem gehalten zu werden. All ihre Sinne waren auf Minan konzentriert. So achtete sie nicht auf Merion, der am Ufer stand und alles mit grossen Augen betrachtete.
*Du bist in Dea al Mon, Minan. Hier ist es nicht dunkel. Tut dir noch immer alles weh?*
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Darken
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Re: Regen

Beitrag von Darken »

Eoshan Sitara... Hexe sog den Namen in sich auf. Durch das nasse Shirt spürte sie die Hand der Königin an ihrem Rücken und so ließ sie sich langsam zurücksinken. Ihre Haare tauchten ins Wasser, ihr Blick ging nach oben zum blauen Himmel, der umkränzt von den Bäumen war. Es war wie ein Auge, das zurück auf sie blickte. Hexe lächelte selig und Ruhe überkam sie. Dass die silberhaarige Frau sie berührte, machte ihr nichts aus.
*Dea al Mon...*, wiederholte sie das Wort, der Gedankenfaden wie fließendes Wasser. Nein, hier war es nicht dunkel, sie blickte direkt in den hellen blauen Himmel. Hexe schüttelte den Kopf, als Eoshan fragte, ob ihr noch alles weh tue. *Nein... sonst hätte ich schon etwas unternommen damit es mir nicht mehr weh tut.* So wie sie es immer gemacht hatte. Sie hatte in der Dunkelheit getrieben und jedesmal wenn der Schmerz so schlimm geworden war, dass sie ihn nicht mehr ausgehalten hatte, war sie aus der Dunkelheit gekommen und hatte ihre Kräfte entfesselt, um all die zu vertreiben, die für den Schmerz verantwortlich waren.

Hexe atmete tief durch, wandte ihren Kopf leicht zur Seite. Die Oberfläche des Sees war nur minimal aufgewühlt, ansonsten glatt wie ein straff gespanntes Tuch. Bis das Wasser zerteilt wurde, als ein Mann auftauchte. Er besaß schwarzes glattes Haar und ebensolche Flügel. Seine Augen waren voller Ernst und Ruhe, langsam wandte er den Kopf zu ihr. Hexe begriff nicht, dass sie nur ihr Spiegelbild sah und es sich in ihrem Geiste verändert hatte.
Sie ließ den Beutel auf ihrer Brust ruhen, streckte dann die Hand nach ihm aus, er ergriff sie sacht. *Jonael?* Der Prinz nickte, lächelte. *Ich weiß nicht wo ich bin. Das sieht nicht aus wie der hässliche Ort wo wir waren.* Es ist ein anderer Ort, aber es ist auch die Wirklichkeit und es ist die Gegenwart. Du mußt dich wieder damit auseinander setzen. *Nein, ich mag nicht. Ich will wieder zu dir.* Der Prinz verschwand in den Tiefen des Sees und Hexe schluchzte auf, sah dann wieder nach oben und zum Himmel. Das Auge blickte immer noch nach ihr, aber dann erkannte sie auch wieder die Königin mit dem silbernen Haar. Hexe streckte die Hand nach ihr aus, ihre Fingerspitzen strichen sacht über die Wange von Eoshan. Auch ihr Geist streckte sich unbewußt nach ihr aus, ihr Geist war offen, Erinnerungsblitze wie sie grausam gequält worden war, trafen die Schwarze Witwe immer wieder, aber es geschah nicht absichtlich, sie konnte es einfach nicht kontrollieren.
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Eoshan
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Re: Regen

Beitrag von Eoshan »

Langsam liess sich Hexe zurück sinken und Eoshan fing sie auf, liess sie sanft auf dem Wasser treiben. Zärtlich führte Eoshan sie im See herum, fast so als wäre sie ein kleines Boot. Was allerdings nicht Eoshans Gedanken waren, sondern sie wollte einfach nur, dass der Prinz spüren konne, wie das Wasser ihn streichelte.
Da schien Hexe auf einmal etwas zu sehen, als sie den Kopf zur Seite wandte und ihre Hand nach etwas ausstreckte. Minan fragte nach einem Jonael, was Eoshan gar nichts sagte. Doch anscheinend gab dieser Jonael antwort, denn sie fuhr fort, dass sie nicht wisse wo sie sei, es hier aber nicht so hässlich war, wie an dem anderen Ort. Anscheinend hatte sie nichts damit anfangen können was Eoshan ihr gesagt hatte. Wieder schien Jonael zu antworten, denn gleich darauf meine sie, sie wolle nicht, sie wolle wieder zu ihm und sie schluchzte auf.

Eoshan war sich nicht ganz sicher, aber Jonael schien wieder verschwunden sein, denn Hexe sah wieder in den Himmel und anschliessend ihr in die Augen. Minans schlanke Finger strichen ihr zärtlich über die Wange. Doch gleichzeitig streckte sich ihr Geist nach ihrem aus. Erinnerungsfetzen von Minans Leben stürmten auf einmal gnadenlos auf sie ein.
Gequält schrie sie auf und krümmte sich zusammen, ging dabei fast unter. Es war einfach zuviel und zu schnell. Wie damals, als sie Visionen von seinen Juwelensplitter gehabt hatte. Erneut wurde ihr übel. Dennoch liess sie Minans Rücken nicht los. Versagte ihm die Stütze nicht und schliesslich schaffte sie es, ihren Geist von all den schrecklichen Ereignisssen zu verschliessen.

*Eoshan?* Merions drängende, besorgte Frage erreichte sie und die Königin sah zu ihm auf. Der Krieger stand am Ufer, einen Pfeil auf den Boden gespannt, mit dem er auf Minan zielte. Würde sie nicht gleich antworten, wäre er tot. Das Gesicht des Kriegers war hart und entschlossen. Doch als Königin spürte Eoshan, wie sehr ihn die Vorstellung quälte, Minan töten zu müssen. Aber er sah keine andere Gefahr, er spürte nichts, was Eoshan bedrohte, also musste ihr Schmerz von Minan ausgehen. Trotzdem würde er Eoshan beschützen. *Ist schon gut Merion*, sandte sie ihm beruhigend. *Mir geht es gut. Ich bin in keiner Gefahr.*

Anschliessend wandte sie sich wieder Minan zu. *Schwester? Was ist mit dir? Gefällt es dir hier nicht? Du tust mir weh. Hör auf damit. Du bist hier in Sicherheit.* Inzwischen prallten die Erinnerungsblitze an ihrem mentalem Schutzschild, trotzdem sollte Hexe mit dem Senden aufhören, denn sonst würde sie vielleicht anderen schaden.
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Re: Regen

Beitrag von Darken »

Dass sie Eoshan weh tat, bemerkte sie nicht einmal richtig. Sie blickte nur fragend zu der Königin, die sich wie unter Schmerzen zu krümmen schien und aufschrie. Hexe verstand nicht, sie wußte nicht wo sie war oder wie sie hierher gekommen war, sie reagierte nur auf äußere Reize wie Schmerz und Hunger und Durst. Schon damals hatte sie nicht viel Kontrolle über ihre Fähigkeiten gehabt, sie blindlings ausgeschickt gegen alles und jeden, das letzte Mal in Hayll. Und auch jetzt drohte ihr die Kontrolle zu entgleiten. Verwirrt sah sie zu der Schwarzen Witwe, als diese sie ansprach und dass sie ihr weh tun würde, sie sollte damit aufhören.
*Womit soll ich aufhören? Ich weiß nicht wo ich bin, ich will nicht hier sein. Immer wenn ich hier bin, tun mir alle weh.* Denn das waren ihre bisherigen Erfahrungen gewesen, wenn sie geweckt worden war, also hatte sie sich tiefer in sich selbst zurückgezogen, in ihre eigene Welt aus der sie nur auftauchte, wenn der Schmerz und die Todesangst groß genug waren sie selbst dort zu erreichen. Aber hier war kein Schmerz, etwas anderes hatte sie gerufen. Ihre Juwelen. Hexe streichelte über den Beutel, aber dann auch über ihre glatte Brust. Sie seufzte auf.
*Ich hasse diesen Körper, es ist nicht richtig. Ich will wieder in meinen eigenen.* Sie lehnte den Kopf ganz weit zurück, so dass er unter Wasser tauchte und kam auch nicht mehr hoch.

Darken keuchte auf, sobald er es geschafft hatte endlich wieder die Kontrolle zu erlangen, spuckte Wasser und hustete. Die Erinnerungsblitze waren mit seinem Auftauchen sofort wieder verschwunden.
"Was fällt dir ein mit ihr zu sprechen?", fauchte er wütend und schwamm wieder aufrecht, hielt den Beutel fest. "Weißt du wie schwer es für mich ist wieder hierher zu kommen je länger sie draußen bleibt? Hab ich nicht gesagt, sie ist gefährlich?" Dann bemerkte er in seiner Rage erst wie unpassend seine Worte waren und er blickte Eoshan schweigend an.
"Geht es dir gut?", erkundigte er sich durchaus besorgt, "Tut mir leid, dass sie dir weh getan hat..." Wer weiß was passiert wäre, wäre Hexe noch länger hier geblieben. Der Prinz hielt seinen Blick auf die Schwarze Witwe gerichtet, sah nicht hinüber zum Ufer. "Schwester?", fragte er leise prüfend nach.
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Re: Regen

Beitrag von Eoshan »

Hexe schien gar nicht zu wissen, was sie tat und meinte, sie wolle in ihren eigenen Körper zurück. So ungefähr konnte Eoshan sich vorstellen, was das zu bedeuten hatte. Der Tänzer hatte ihr ja davon erzählt, dass Hexe lieber als Mädchen zur Welt gekommen wäre.
*Du sendest mir deine Erinnerungen*, erklärte sie sanft. Du bist in Dea al Mon in Kaeleer. Hier wird dir niemand wehtun.*

Doch Hexe schien sie nicht zu hören, legte sich nur zurück und verschwand wieder. Dafür tauchte ein anderer Splitter keuchend und prustend auf. In der Art wie er sie anfuhr, war ihr klar, dass dies Darken war und sie konnte nicht anders als breit zu grinsen. Seine Wut und seine Signatur bestätigen ihre Annahme. Ihn kannte sie und mit ihm wusste sie inzwischen, wie sie umgehen sollte.

Merion, der seinen Bogen etwas hatte sinken lassen und die Sehne etwas entspannt. Bei Darkens Wutausbruch, war der Bogen jedoch gleich wieder oben und der Pfeil schussbereit. *Ruhig Krieger*, befahl Eoshan ihm, was ihn jedoch recht unbeeindruckt liess. Kein Wunder. Er war ein Mann und von Rachhad und Gwenderon ausgebildet worden. Er würde selber entscheiden, ob Eoshan sich ein Gefahr befand oder nicht.

"Sie braucht Hilfe und war verwirrt", erklärte Eoshan, weshalb sie mit Hexe gesprochen hatte. "Ich weiss nicht wie schwer es für dich ist wieder hierher zu kommen, je länger sie draussen ist. Das hast du mir nicht gesagt." Aber er war ein Kämfper. Er würde schaffte so etwas. "Du hast mir zwar gesagt, dass sie gefährlich ist, aber du wirst ja auch nicht gerne eingesperrt."

Der Prinz beruhigte sich aber schnell wieder und fragte sie gleich besorgt, wie es ihr ginge. "Mir geht es gut", lächelte sie beruhigend. "Ich habe nicht viel gesehen und mich gleich abschotten können." Aber sie wusste nun, weshalb er Angst vor Wölfen hatte. Zumindest teilweise. Sie hatte gesehen, wie er von ihnen gejagt worden war. Allerdings war da noch mehr gewesen, wovon sie sehr froh war, dass sie es nicht gesehen hatte.
"Aber wie geht es dir Bruder?" fragte sie nun ihrerseits eindringlich. "Wie geht es Minan und dem Tänzer und allen anderen? Bist du soweit, wieder ans Ufer zu gehen und der Zeremonie beizuwohnen?" Nach Jonael würde sie ihn später fragen.
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Darken
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Re: Regen

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Eoshan verteidigte sich auch gleich, dass er sie nicht entsprechend gewarnt hätte und er würde es doch auch nicht mögen, wenn er eingesperrt werden würde. Der Prinz nickte. "Ja, aber ich hab mich wenigstens unter Kontrolle, sie nicht, das hast du doch bemerkt", bemerkte er, "Ehrlich, ich weiß nichtmal warum sie existiert, sie ist verrückter als alle von uns anderen zusammen." Darken empfand Hexe nur als lästig. Lästig und gefährlich und er hatte sich die ganze Zeit bemüht, sie wieder zu verdrängen, damit sie nicht noch mehr Schaden anrichtete.
Eindringlich sah er Eoshan an. "Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, dir was zu sagen.... als sie einmal die Kontrolle hatte, hat sie... sich selbst verletzt. Schwer." Und er hatte es nicht verhindern können. Darken hatte es deswegen für sich behalten, aber auch weil er es nicht riskieren wollte, dass die Königin ihm eine permanente Überwachung zustellte, weil ja die Gefahr bestand, dass er sich etwas antat. "Deswegen bin ich nicht so erpicht drauf, dass sie länger da ist. Glaub mir, es ist besser so."

Die Dea al Mon meinte, es ginge ihr gut und sie hätte nicht viel gesehen. Er blickte sie prüfend von der Seite an. "Aber genug, hm?", stellte er fest und schwieg. "Ich wollte nie, dass du das siehst. Auf diese Weise..."
Nun war es an ihr, ihn zu fragen wie es ihm ginge und seltsamerweise fand er es nicht mehr so ungewöhnlich, dass sie ihn Bruder nannte. Auch für ihn fühlte es sich richtig an. "Es geht schon... alle sind traurig und aufgewühlt. Wegen der Priesterin. Das wollte niemand von uns, aber sie wäre so oder so gestorben oder?" Er ging wieder Richtung Ufer, sah zu Merion, der ihn unsicher anblickte, den Bogen aber immer noch gespannt, den Pfeil leicht zu Boden gesenkt. Er hatte also auf ihn gezielt...
"Muss ich der Zeremonie beiwohnen?" Er wäre lieber nicht dabei. Der Prinz stieg aus dem See, kam mit geschmeidig raubtierhaften Schritt das Ufer empor, während das Wasser an ihm herabfloss. Er hielt genau auf Merion zu, der sein Bogen wieder ein wenig hob.
"Schieß doch", forderte er den Krieger auf, "Wer weiß, vielleicht dreh ich jede Sekunde wieder durch." Er wußte, das war nicht fair gegenüber Merion, der schon jetzt verwirrt war, doch irgendwie störte es Darken extrem, dass der Dea al Mon wirklich auf ihn hatte schießen wollen.
"Du hast ihr weh getan... und ich bin hier sie zu beschützen. Nicht dich." Bei seinen letzten Worten zitterte Merions Stimme ein wenig. Sie hielten Augenkontakt.

"Meine Schwester kann auf sich selbst aufpassen." Darken blieb vor dem Krieger stehen. "Ich wollte ihr nicht weh tun..."
Merion blickte verstört vom Prinzen zu Eoshan, sah sie fragend an. "Ich verstehe nicht... was ist denn passiert?"
"Nur weil man was nicht versteht, muss man es nicht gleich angreifen", entgegnete Darken, trat noch näher, so dass nur der Bogen zwischen ihnen war. Seine Augen waren frei von Angst. "Ich... erkläre es dir, Merion. Wenn du wirklich willst. Danach kannst du mich immer noch angreifen." Er ließ den Beutel fallen und seine Hand legte sich stattdessen behutsam auf Merions Hand, die den Pfeil gespannt hielt, drückte sie langsam nach unten, so dass der Bogen zum Boden deutete.
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Eoshan
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Re: Regen

Beitrag von Eoshan »

Darken drückte sehr deutlich aus, dass er Hexe nicht mochte und für wie gefährlich er sie hielt. Er warnte sie und erklärte sich mit einem Beispiel. Eoshan nickte ernst. "Sie hat gesagt, dass sie diesen Körper hasst und in ihren eigenen zurück kehren möchte. Vielleicht hat sie sich deswegen selber verletzt. Aber sie hatte auch grosse Angst vor Schmerzen und wusste nicht wo sie war. Vielleicht sollte einer von euch mal mit ihr reden und ihr die Veränderungen erklären. In einem geschützen Rahmen, damit sie sich nicht wieder selber verletzte."

Sie nickte schwach und schloss die Augen. Ja, sie hatte wirklich genug gesehen. Es war widerlich, überwältigend und liess ihr Tränen in die Augen treten. Sie hätte es so gerne von ihm genommen und es ungeschehen gemacht. "Alles hat seinen Preis", flüsterte sie leise.
Dann aber konzentrierte sie sich auf seine weiteren Worte und lächelte sacht. "Ja, sie war schon sehr alt und wäre sehr bald gestorben. Du liesst doch viel. Oder ist es Minan? Auf jeden Fall kennst du bestimmt die Geschichten von heldenhaften Kämpfern, die am liebsten auf dem Schlachtfeld sterben. Wenn möglich alt, aber am liebsten auf dem Schlachtfeld während sie jemanden erfolgreich beschützen. Doch dass geht nicht nur euch Männern so. Naimiara hatte den besten Tod, den man sich nur wünschen kann. Sie hatte die Gelegenheit sich von ihren Liebsten zu verabschieden und in hohem Alter noch einmal ihre Kunst einzusetzen um jemanden zu helfen. Du brauchst an der Zeremonie nicht teilzunehmen. Doch es wäre ein angemessender Weg, ihr deinen Respekt und Dank zu zeigen, für das was sie für dich getan hat. Es wäre auch anständig ihrer Familie gegenüber. Aber es werden ale verstehen, wenn du noch nicht soweit bist nach dem Ritual. Schliesslich hat es dich sehr mitgenommen. Doch sollte einer der anderen daran teilnehmen wollen, möchte ich nicht, dass du ihn daran hinderst."

Geschmeidig wateten sie aus dem Wasser und traten auf Merion zu. Darken fuhr in gleich aggressiv an und verunsicherte den jungen Krieger nur noch mehr. Doch er hielt stand. "Es ist gut Merion", beruhigte sie den jungen Mann. "Ich bin in Sicherheit. Danke für deine Wache. Minan hat bei der Priesterin um ein Ritual ersucht. Das vorhin waren nur die Nachwirkungen." Sie zerwuschelte Darken das Haar und blickte ihn liebevoll an. "Mein kleiner Bruder würde mir nie absichtlich Schaden."
"Aber du sollst es auch nicht unabsichtlich tun", meinte der Krieger leise zu Minan und liess die Waffe verschwinden. Man hörte ihm an, dass er es nicht gerne getan hatte und froh war, dass es nun vorbei war.

"Ich werde zu der Familie gehen und mit ihr sprechen. Ihr könnt es halten wie ihr wollt. Anschliessend können wir wieder zurück gehen", teilte sie den beiden Männern mit, wob gleichzeitig einen Wärmezauber um sich un Minan, um ihre Kleider zu trocknen.
Nach einer schönen Zeremonie voller Frieden und Ausgewogenheit verabschiedeten sie sich von der Familie und der Nachfolgerin der Priesterin. Danach konnten sie sich auf den Weg zurück in die Stadt machen. Allerdings mussten sie sich nun etwas beeilen, weil es bald dunkel wurde. Für sie und Merion war das kein Problem. Doch Darken würde es wohl weniger gefallen, denn in der Dämmerung begannen die Wölfe zu jagen.
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Darken
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Re: Regen

Beitrag von Darken »

Eoshan bedankte sich bei Merion für seine Wache und erklärte das ganze damit, dass Minan nur die Nachwirkungen eines Rituals durchlebte hätte. Auch wenn das der Krieger akzeptieren konnte und sich langsam beruhigte, hatte Darken sich vorgenommen, Merion von sich zu erzählen, wenn sie wieder in der Stadt waren und auch die anderen Splitter waren damit einverstanden.
"Hey...", maulte er und knuffte Eoshan zurück, als sie sein Haar durchwuschelt hatte. Aber er meinte es nur scherzhaft und auch Eoshans Blick war liebevoll und sie meinte, er würde ihr niemals absichtlich schaden.
Zwar wandte Merion noch ein, dass es unabsichtlich auch nicht geschehen sollte, ließ aber die Waffe verschwinden. "Ich werde es versuchen", bekräftigte der Prinz. Eoshan wollte zu der Familie gehen und stellte es beiden jungen Männern frei, ob sie mitkommen wollten oder nicht. Darken konnte wirklich darauf verzichten, doch er mußte an die Worte der Königin von vorhin denken und Naimiara wäre auf ihrem selbst gewählten Schlachtfeld gestorben. Er hatte also durchaus großen Respekt vor der Frau, aber eine Trauerzeremonie mußte er sich nun wirklich nicht antun.
Nur Minan wollte... obwohl es schmerzhaft sein würde für ihn.

Merion sah fragend zu Darken, legte den Kopf leicht schief. "Du hast ja geweint...", bemerkte er betroffen. Der Prinz bückte sich rasch und hob den Beutel mit den Juwelensplittern auf, auch damit der Dea al Mon ihn nicht mehr so anstarrte.
"Nachwirkungen des Rituals sozusagen...", erklärte er leise.
"Sagst du mir worum es dabei ging? Ich... würde es wirklich gern verstehen, Minan", gab Merion zurück und scharrte etwas betreten mit dem Fuß in der Erde. Darken fragte sich wieviel Kraft es den Krieger gekostet hatte den Bogen zu heben und auf ihn zu richten. Der Prinz öffnete den Beutel und das Licht fiel auf die roten und schwarzen Splitter.
"Meine Juwelensplitter... die Priesterin hat sie für mich gereinigt und von den schlimmen Erinnerungen befreit, die jahrelang an ihnen gehaftet haben. Zum Beispiel wie ich zerbrochen worden bin..." Forschend sah er Merion an wie der damit umging, doch der Dea al Mon schluckte nur, starrte in den Beutel.
"Sie sind immer noch schön..." Er hob den Kopf wieder, sah Minan zaghaft an. "Hier, das sind meine..." Merion ließ purpurne Juwelen erscheinen und unter seiner Tunika zog er auch eine Kette hervor mit einem purpurnen Juwel.
"Purpur ist auch schön...", bestätigte der junge Prinz, sah noch einmal in Merions Augen und wandte dann den Blick ab. "Gehen wir zur Zeremonie?"
Der Dea al Mon sah ein, dass das nicht der Ort und die Zeit war, um über Minans Vergangenheit zu reden, und so nickte er nur und die beiden jungen Männer gesellten sich zu der Trauerzeremonie, die die Nachfolgerin von Naimiara abhielt.

Auch wenn Darken und nicht zuletzt Eoshans Worte ihm begreiflich gemacht hatten, dass die Zeit der Priesterin gekommen war und sie ihren Weg selbst gewählt hatte, tat es weh ihren toten Körper dort aufgebahrt liegen zu sehen. Es hatte ein ganzes Menschleben gekostet, die Erinnerungen von seinen Juwelen zu nehmen und zu reinigen. Und wieviel würde es kosten, ihn selbst zu reinigen?
Er hatte den Beutel an seinem Gürtel befestigt. Zum Glück hatte Eoshan seine Kleidung wieder trocknen lassen und so war ihm nicht kalt. Der Prinz nagte an seiner Unterlippe, rang mit sich, als er die feinen Gesänge der Familie hörte und wie sie von der alten Priesterin Abschied nahmen. Es war nicht fair... dass sie sterben mußte, nur damit er sich besser fühlte. Zumindest ein wenig. Die Bürde seiner Erinnerungen fühlte sich nicht mehr ganz so schwer an.
Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass er schließlich doch stumm weinte. Minan wischte sich hastig die Tränen fort, doch der Krieger neben ihm schien es trotzdem bemerkt zu haben. Er sagte nichts, aber er machte verstohlen einen Schritt näher zu dem Prinzen, wie als wolle er sagen, er wäre da, wenn er ihn bräuchte.

Nach der Zeremonie schwieg Minan lange Zeit, fühlte sich noch zu beklommen und er merkte kaum wie Eoshan sich von der Familie verabschiedete und den Rückweg antraten. An die Episode mit Hexe konnte er sich nur wegen Darken erinnern, der ihm davon berichtete. Der junge Prinz war müde, erschöpft und traurig und so zog er sich innerlich wieder zurück, überließ Darken den Rückweg, der das alles weniger an sich herangelassen hatte.
Er war jedoch wieder hellwach, als er nachdem sie eine zeitlang gegangen waren, leises Rascheln im Unterholz zu hören war, das Rauschen der Blätter und Zweige. Darken sog die Luft tief ein, als nähme er Witterung auf, seine Nackenhärchen hatten sich aufgestellt. Wachsam verfolgte er seine Umgebung, seine Schritte waren vorsichtiger geworden.
"Es sind Wölfe in der Nähe...", sagte er leise. Er war tagelang von ihnen gejagt worden, wenn es eine Sache in der Natur gab mit der er sich auskannte, dann Wölfe. Und er hasste sie aus tiefstem Herzen. Gut, er kannte nur ausgehungerte Wölfe und er ihre einzige Beute, doch Wolf blieb Wolf. Seiner Meinung nach und daran würde auch nichts etwas ändern können.
"Die kommen schon nicht hierher", erwiderte Merion, "Nicht wo Dea al Mon sind."
Darken sah kritisch zu Merion und Eoshan, wollte das nicht so recht glauben. "Haben sie nie einen von euch angefallen?", fragte er, der Hass auf die Wölfe loderte immer noch in seinem Inneren. "Eoshan, kann ich meinen Dolch haben? Nur zur Sicherheit. Du weißt schon welchen." Den, der noch einen Splitter seines schwarzen Juweles beinhaltete.
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Eoshan
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Re: Regen

Beitrag von Eoshan »

Minan kam trotzdem zu der Zeremonie und die Situation zwischen ihm und Merion schien sich auch wieder geklärt haben. Eoshan konnte sich nur zu gut verstehen, dass das für beide nicht einfach war und sie hoffte, keinen der Beiden je wieder in so eine Situation zu bringen. Auf dem Heimweg war dann wieder Darken bei ihnen. Minan war wohl noch zu mitgenommen, um den langen Heimweg hinter sich zu bringen.

Doch auch Darken wurde nervös, als er die Wölfe ganz in ihrer Nähe wahrnahm. "Wölfe greifen höchstens im tiefsten Winter an, wenn sie sehr hungrig sind und sonst keine Nahrung finden. Aber selbst dann greifen sie Dea al Mon selten an und erst recht nicht, wenn sie in einer Gruppe unterwegs sind", erklärte sie Darken. "An uns ist zu wenig drann, als dass sie satt würden und wir sind einfach zu schwer zu erlegen", fügte sie grinsend hinzu. "So verzweifelt sind sie selten."

Dennoch rief sie auf seinen Wunsch hin, seinen Dolch herbei und überreichte ihn ihm mit der Klinge voran. "Hier. Aber diese Wölfe werden im Wald bessere Nahrung als uns finden und solange wir nicht gerade in ihren Bau spazieren sind wir nicht in Gefahr. Raubkatzen sind da schon viel gefährlicher." Fragend sah sie Darken an. "Aber wenn du willst können wir auch auf einen Baum klettern und die Nacht auf den Ästen verbringen."
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Re: Regen

Beitrag von Darken »

Eoshan versicherte ihm auch nochmal, dass die Wölfe sie nicht angreifen würden, nur wenn sie eben sehr hungrig wären, was oft nur im Winter der Fall wäre. Und selbst dann wären Menschen immer noch abschreckend genug, vor allem in einer Gruppe. All das war sicher logisch und richtig, aber seiner Anspannung half es nicht.
"Ich weiß was Verzweiflung ist...", murmelte er, nahm den Dolch entgegen und schloss seine Finger fest darum. Es fühlte sich gut an und verlieh ihm wenigstens das Gefühl von Sicherheit. Eoshan sagte noch einmal, dass sie nicht in Gefahr wären, Raubkatzen wären viel gefährlicher. Dennoch bot sie an, dass sie die Nacht auf den Ästen verbringen könnten. Sofort schüttelte der Prinz den Kopf.
"Ich hab keine Angst. Gehen wir weiter", antwortete er. Er war nur angespannt, das war alles.

"Ich finde, viel gefährlicher sind die kleinen Tiere", bemerkte Merion, "Giftige Schlangen und Spinnen zum Beispiel. Da passiert es viel schneller, dass man einmal nicht aufpasst und aus Versehen gebissen wird. Oder Moskitos. Eren hatte mal davon eine schlimme Infektion mit hohem Fieber."
"Der Wald wird mir immer sympathischer...", knurrte Darken leicht, blickte sich trotzdem immer mal wieder um. Würde sich ein Wolf auch nur in seine Nähe wagen, würde er das Tier ohne zu Zögern töten. Er hatte es schon einmal getan und da hatte er nichtmal einen Dolch gehabt.
"Gefällt es dir hier bei uns etwa nicht?", fragte der Krieger zögerlich nach. Darken rollte kurz mit den Augen. Warum verstanden das immer alle falsch?
"Doch... schon", widersprach er rasch, sein Blick glitt zu Eoshan, "Ich könnte mir sogar vorstellen, länger hier zu bleiben..."
"Das heißt, du bleibst länger hier? Du gehst nicht wieder weg?", vergewisserte sich der Dea al Mon und lächelte erfreut. Durch das Gespräch war auch Darkens lodernde Wut auf die Wölfe erst einmal verschwunden.
"Das liegt an Eoshan..." Er erinnerte sich daran, dass der Tänzer dieses Thema schon einmal angeschnitten hatte, dass er länger bleiben wollte, Minan spielte auch mit dem Gedanken und nun sprach es auch Darken aus. Sie gingen weiter durch den Wald und in Richtung Stadt, wovon der Prinz hoffte, sie würden ankommen bevor es ganz dunkel wurde.
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Re: Regen

Beitrag von Eoshan »

Ja, Darken wusste was Verzweiflung war. Sie hatte es gespürt. Und natürlich hatte er jetzt keine Angst. Beim Feuer der Hölle. Ihr machte es auch schon recht zu schaffen und sie musste damit kämpfen seine Erinnerungen nicht hochkommen zu lassen. Dabei hatte sie normalerweise keine Angst vor Wölfen.
"Also vor giftigen Tieren braucht ihr jetzt bestimmt keine Angst zu haben", meinte Eoshan leichthin. "Damit kenn ich mich aus. Aber Moskitos sind echt fies. Doch wir haben ihr auch sanftere und ungefährliche Wesen wie zum Beispiel Rehe oder Kaninchen." Sie fing unwillkürlich an zu grinsen. "Möchest du mit ein paar Kaninchen kuscheln?" Zu Minan passten Kaninchen. Sie konnte sich sogar richtig vorstellen, wie lauter kuscheliger, pelziger Kaninchen in seinem Zimmer unherhoppelten, doch Darken würde da wohl die Kriese kriegen.

Dieser überlegte gerade, dass er vielleicht länger hier bleiben würde, was Merion überraschend glücklich stimmte. Irgendwie kam es ihr so vor, als hätte sie gerade etwas verpasst. "Du bist hier jederzeit willkommen kleiner Bruder", bestätigte sie ihm erneut. "Solange du willst." Nur mindestens solange wie Sion eine Gefahr darstellt.

Schliesslich kamen sie wieder in die Stadt und Merion verabschiedete sich, um sich bei Gwenderon zu melden. Fröhlich pfeifend verschwand er in Richtung der Quartiere der Wache, während Eoshan mit Darken in ihren Salon gingen, wo Naischa schon etwas zu Essen und zu trinken vorbereitet hatte. Nach einer Weile gemütlichen Zusammenseins fragte sie schliesslich doch: "Wer ist Jonael?"
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Re: Regen

Beitrag von Darken »

Als Eoshan ihn wegen den Kaninchen aufzog, grinste Darken nur zurück. "Klar... wenn ich mir dann das fetteste als Abendessen aussuchen kann", gab er zurück, wobei Minan überhaupt nicht seiner Meinung war, er würde kein Tier essen mit dem er kurz vorher noch gespielt hatte.
Er lächelte jedoch, als seine Schwester ihm erlaubte, solange zu bleiben wie er wollte. Er wußte ja, dass er auf jeden Fall bis Sions Untergang hier leben müßte, doch mittlerweile empfand er es nicht mehr so als Zwang und anscheinend war er ja nicht der einzige, der es gut fand, länger hier zu bleiben.
Ohne Schwierigkeiten und Unterbrechungen kamen sie zurück zur Stadt, wo Merion sich von ihnen trennte, weil er sich bei Gwenderon melden und Bericht erstatten mußte. Sie verabredeten sich noch zum Trainieren morgen ehe der Krieger dann ausgelassen pfeifend von dannen zog.

Zusammen mit Eoshan ging der Prinz in einen Salon im Haupthaus, wo sie noch etwas zum Abendessen bekamen und Darken gleich auch hungrig zu essen begann. Er trank gerade etwas, als ihm die Schwarze Witwe völlig unvermittelt aus heiterem Himmel eine Frage stellte und Darken kurz husten mußte.
"Er ist niemand", wiegelte er gleich ab und aß weiter, versuchte sich nichts davon anzumerken wie ihn die Frage doch beschäftigte, "Na schön... er... das ist etwas peinlich, ja? Also lach nicht", schärfte er ihr ein ehe er fortfuhr, "Als ich noch kleiner war, da... naja, ein Teil von mir wollte jemanden zum Reden, zum... Trösten und so. Und irgendwann war da eben Jonael. Er existiert nicht, okay? Er ist nur eine eingebildete Figur, ein imaginärer Freund." Mit der Gabel piekste er ein Kartoffelstück auf. "Was man sich eben so zusammenfantasiert, wenn man alleine ist. Ich hab keine Ahnung warum Hexe ihn erwähnt hat. Im Gegensatz zu uns, lebt sie auf einer... sagen wir anderen geistigen Ebene." Anders ausgedrückt, sie war geistig verwirrt und vermutlich eher das, was man sich unter zerbrochen vorstellte.
"Behalt das für dich, ja? Ich bin nicht verrückt", fügte er leiser hinzu.
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Re: Regen

Beitrag von Eoshan »

Sie sah ihn schon etwas überrascht an, als er kurz husten musste, als sie ihn nach Jonael fragte. Was mochte an diesem Jonael denn so schlimm sein? Es verwunderte sie allerdings nicht, dass er ihr nicht sagen wollte, wer das war. So zuckte sie mit den Schultern und nahm sich noch etwas Kartoffelsalat.
Dann erklärte er aber doch wer Jonael war, schärfte ihr aber vorher ein ja nicht zu lachen. Das versprach sie natürlich gerne, wenn auch etwas unsicher. Sie lachte gerne und wenn er etwas wirklich lustiges erzählen würde, war sie sich nicht sicher, ob sie sich zurück halten würde können. Schliesselich erzählte er ihr etwas vollkommen harmloses und etwas schönes und trauriges zugleich.

"Ah", meinte sie verstehend. "Mein imaginärer Freund hiess Rikal, wobei ich allerdings am Anfang das R nicht richtig aussprechen konnte. Das klang ganz schön lustig." Sie erzählte ihm das mit einer lockeren Selbstverständlichkeit. "Ich werde das nicht weiter erzählen. Doch das ist nichts, dessen du dich zu schämen brauchtest Darken. So wie ich das mitbekommen habe, haben viele Kinder solche imaginären Freunde. Mit der Zeit verschwinden sie wieder, wenn sie nicht mehr gebraucht werden." Sie nahm noch etwas Fleisch zu sich, Hühnchen und kein Kaninchen. "Hexe hat ihn gesehen. Glaube ich zumindest. Sie wollte wieder zu ihm."
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Darken
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Re: Regen

Beitrag von Darken »

Sie schien ihn nicht für verrückt zu halten, im Gegenteil, sie erzählte ihm dann plötzlich, sie hätte als kleines Kind auch einmal einen imaginären Freund gehabt und dass viele Kinder sich so etwas ausdachten. Nur bei ihrem nächsten Kommentar, dass diese Freunde verschwanden, wenn sie nicht mehr gebraucht wurden, mußte Darken düster lächeln.
"Er verschwand, als ich auf der Bildfläche erschien", vertraute er ihr an und beendete sein Abendessen, "Also.. nenn mich Jonael." Der Prinz lächelte schief, doch es bekam rasch etwas trauriges und nachdenkliches. Würde er auch irgendwann verschwinden, wenn er nicht mehr gebraucht wurde? Wenn Minan alleine klar kam? Er hatte doch auch eine eigene Identität, eigene Interessen und Vorlieben.
Er dachte auch noch darüber nach, nachdem er sich von Eoshan verabschiedet hatte und zurück zu seinem Quartier ging. Die Nacht zog sich ewig hin, da er durch Albträume immer wieder aufwachte. Darken mußte an die Worte der Priesterin denken, sie hatte etwas darüber gesagt wie er die Albträume bekämpfen konnte... indem er Talian besiegte.

Am anderen Morgen wachte Minan auf und schrieb auf dem Bett liegend in das Buch über seine Träume, überlegte weiter wie er Einfluß auf seine Träume nehmen könnte, doch bisher hatte er sie nie steuern können. Vielleicht gab es in der Bibliothek ein Buch darüber, dass er lesen könnte. Der junge Prinz ging duschen, trocknete sich dann ab und schlüpfte in eine weiche dennoch enge waldgrüne Hose. Er war noch dabei sich die nassen Haare mit einem Tuch zu trocknen und nebenbei Wäsche vom Boden aufzuklauben, die Darken gestern einfach irgendwo hingeworfen hatte, als es an der Türe klopfte.
Das Tuch über die Schulter gelegt, eilte er rasch ins Bad, wo er die alte Kleidung in den Wäschekorb packte, der sich auf magische Weise immer von selbst leerte.
"Einen Moment.." Minan öffnete die Türe rasch, weil er noch so in Gedanken versunken war über die Träume wo auch Naimiara vorgekommen war, dass ihm nicht auffiel, dass er nicht mehr trug als die Hose. "Oh.. guten Morgen, Lia." Der junge Prinz lächelte schüchtern.
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