Ein neuer Anfang

[Eoshan]

Sie näherten sich langsam wieder der Stadt und schon bald würden sie einen der Aufzüge erreichen, der sie wieder hoch ins Haupthaus bringen würde. Doch das war im Moment das einzige positive. Minan hatte zu jedem ihrer Vorschläge etwas abschlägiges zu sagen, oder auszusetzen. Mit seiner Hoffnungslosigkeit und seiner Mutlosigkeit konnte sie ja noch umgehen. Aber nicht mit seiner Feigheit, überhaupt etwas davon auszuprobieren.

"Minan, ich habe dir nicht versprochen, dass es leicht wird", fuhr sie ihn ein wenig ungehalten und aufgebracht an. "Aber irgend etwas müssen wir doch tun. Oder willst du weiter an diesen Albträumen festhalten, dich vor den Visionen überfallen lassen und irgendwo im Wald wieder aufwachen? Nun, wenigstens das kann ich verhindern, in dem ich dich einfach einsperre."

[Darken]

Minan zuckte zusammen, als Eoshans Stimme etwas ungehaltenes bekam und sie lauter wurde, ihm vorwarf, sie müßten doch irgendetwas tun oder ob er weiter so leben wolle mit den Albträumen, den Visionen und der Schlafwandelei. Dann aber fügte sie, sehr zu seinem Entsetzen, noch hinzu, sie würde ihn einsperren, um zu verhindern, dass er wieder im Wald aufwachte. Augenblicklich bekam Minan sehr, sehr viel Angst und er blickte sie mit großen Augen an. Nein... nein, nicht wieder einsperren. Nein, bitte nicht... Sein Atem ging rascher und er nahm instinktiv mehr Abstand zu ihr, wäre am liebsten verschwunden... was er dann auch augenblicklich tat als Darken seit Tagen wieder erschien.

Der dunkle Prinz atmete wieder ruhig, bedachte Eoshan mit einem langen intensiven Blick, während auch seine Gangart sich leicht verändert hatte, ebenso geschmeidig wenn auch etwas lässiger, mehr an ein Raubtier erinnernd.
"Nein, du sperrst mich nicht ein", widersprach er mit fester Stimme, "Ich wurde jahrelang eingesperrt. Sagen wir.. ich reagiere etwas empfindlich darauf." Der Andere lächelte grimmig. "Und du willst, dass ich meine Albträume erzähle? Wem? Etwa dir? Bist du so scharf drauf selbst welche zu bekommen oder interessieren dich einfach nur alle schmutzigen Details?" Er trat über eine Wurzel hinweg und einer der Aufzüge kam in Sichtweite.
"Und sie sind schmutzig, oh ja, sehr sogar. Was willst du hören, hm?" Aggressiv funkelte er sie an, trat näher zu ihr. "Wie mich meine eigene Mutter immer wieder gefickt hat? Wie sie mir meine Flügel bei vollem Bewußtsein ausgerissen hat?", zischte er leise. Darken streckte seinen Arm aus wie als warte er nur auf einen Angriff. "Komm, frag mich ruhig und wenn du Pech hast, antworte ich dir sogar."

[Eoshan]

Ihr wurde augenblicklich klar, dass ihr Temprament wieder einmal mit ihr durchgegangen war. Sie spürte wie seine Angst aufloderte und er auf ging sofort auf Abstand zu ihr. Aber bevor sie etwas dazu erwidern konnte, ging eine erneute Veränderung von ihm aus. Sein gerade noch hektischer Atem wurde ruhig. Er wirfte auf einmal wie ein Raubtier. Sein Blick war intensiv und selbstsicher.

Instinktiv reagierte sie darauf als Königin, wurde selber ruhig und selbstbewusst. Ohne eine Miene zu verziehen hörte sie ihm gelassen zu. Lauschte all den schrecklichen Details. Aber übergeben würde sie sich später. Jetzt würde sie für Minan da sein.
Unwillkürlich wurde sie an Lynns Probleme und Albträume erinnert. Einmal hatte sie sogar mit ihr mitgeträumt, um ihre zwei Hälften miteinander zu verbinden. Das war sehr gefährlich für ihren Geist gewesen, doch sie hatten das gemeinsam geschafft.
Ob Minan das gemeint hatte, als er meinte, sein Geist sei ebenfalls zerbrochen? Bei geistigen Zerbrochenen konnte man normalerweise nur selten einen verständlichen Satz erwarten. Wenn sein Geist allerdings zersplittert war wie der von Lynn, würde das vieles erklären, unter anderem auch diese abrupte Änderung seines Verhaltens erklären.

"Gut, dann werde ich dich nicht einsperren", erwiderte sie ruhig und ging weiter neben ihm her, als würden sie über etwas ganz alltägliches sprechen. Verbannte all die schrecklichen Dinge, die er ihr sagte, tief in sich drinn und würde sich erst wieder damit beschäftigen, wenn die Gelegenheit dafür kam.
"Ich könnte dich stattdessen einfach bewachen lassen, damit der Wächter dich wieder zurück führen kann, allerdings nehme ich nicht an, dass dir das besser gefallen würde. Also müssen wir einen anderen Weg finden, dieses Schlafwandeln in den Griff zu bekommen."

Sie wunderte sich etwas, dass er den Arm ausstreckte, als erwarte er einen Angriff. "Ich werde dir zuhören, wenn du dich mir anvertrauen willst", erklärte sie sich königlich, aufrecht mit geradem Rücken. Sie wirkte irgendwie gerade viel grösser. "Ansonsten gäbe es auch noch die Möglichkeit, dass du es aufschreibst. Denn das wichtigste daran ist, dass du dich damit auseinander setzt."

[Darken]

Eoshan ging weiter und Darken strich neben ihr her, wieder auf Abstand gehend. Er nickte, als sie erklärte, sie würde ihn nicht einsperren, aber allein, dass sie an diese Möglichkeit gedacht hatte, machte ihn mißtrauisch. Die Königin schlug vor, sie könnte ihn auch bewachen lassen und der Prinz sah sie kritisch an. Schon nur sein Blick sagte aus was er davon hielt, nämlich nicht viel.
"Es ist kein Schlafwandeln, denke ich", steuerte er nur knapp bei und betrat dann den Aufzug. Es passte ihm überhaupt nicht, Eoshans Umhang zu tragen und er wäre gerne wieder in seinem Zimmer, um sich anzuziehen. Darken schüttelte den Kopf, nachdem die Schwarze Witwe angeboten hatte, sie könnte ihm zuhören.
"Nein, ich glaube nicht, dass du dafür bereit bist. Und ich auch nicht. Ich weiß, dass es nicht sehr viel hilft, jemand anderen zu zeigen was ich erlebt habe. Es hilft nur für kurze Zeit, wo ich mich besser fühle und du dich sehr schlecht. Habs ausprobiert." Bei den Worten dachte er an Timaris. Er legte den Kopf leicht schief als er überlegte und tatsächlich die Möglichkeit erwog es aufzuschreiben, obwohl Schreiben ihm eigentlich nicht sonderlich viel Spaß machte. "Vielleicht schreibe ich es auf. Aber ich kämpfe lieber. Das ist alles was ich in den Träumen mache. Kämpfen." Darken lächelte dünn. "Bis ich irgendwann gewinne."

Jetzt wo Talian endlich tot war, würde er das vielleicht auch schaffen, denn nun wo sie schon ein paar Tage in Dea al Mon waren, hatte auch Darken langsam eingesehen, dass es unwahrscheinlich war, dass neue Schrecken dazu kamen. Und selbst wenn... sie sollten es nur versuchen.
"Vielleicht komme ich auch jetzt wieder zum Training." Solange er Lia nicht über den Weg laufen mußte oder ihn irgendein anderer auf die Nerven ging. Der Aufzug hielt oben wieder und der zerbrochene Prinz verließ rasch das Gefährt, wo er sich so beengt drin vorkam.
"Wenn ich meine Träume aufschreiben soll, kann ich dann ein leeres Buch oder Pergament und Feder und Tinte bekommen?", fragte er sie, es klang fast wie eine Bitte, obwohl ihm das immer schwer fiel. Darken fragte sich jedoch, was er großartig aufschreiben sollte. Seine Träume waren oft die gleichen. Er versuchte zu kämpfen, sich zu wehren, aber meistens wurde es ihm unmöglich gemacht, weil er seine Verstümmelung noch einmal durchlebte, meistens in noch grauenhafteren Ausmaßen. Tausende von Toden, die er starb ohne einen Unterschied gemacht zu haben. Es war die Hilflosigkeit und das Gefühl der Ohnmacht und Wehrlosigkeit gegen das er eigentlich ankämpfte.

[Eoshan]

Sie nickte nur knapp zu seiner Entscheidung, dass er ihr nichts erzählen wollte. Dazu würde sie ihn nicht beeinflussen. Zudem respektierte sie es, dass er sie vor seinen Albträumen schützen wollte. Klar war auf jeden Fall, dass dies nicht der Teil von Minan war, denn sie bis jetzt kennen gelernt hatte.
"Ja kämpfe, bis du gewinnst", meinte sie mit einem grimmigen, stolzen Lächeln. "Und ich werde dich darin unterstützen so weit ich kann. Wenn es kein Schlafwandeln ist, was denkst du denn, was es dann ist?"

Während sie hoch in das Hauptgebäude fuhren, gab sie Naischa Bescheid, sie solle doch dafür sorgen, dass eine heisse Schokolade in seinem Zimmer auf sie wartete. Dass der Prinz so in die Küche kommen wollte, nahm sie nicht an.

"Du wirst dein Buch bekommen, ebenso wie Feder und Tinte und vielleicht kommt dir ja noch etwas in den Sinn, wie ich dir helfen könnte", meinte sie, als sie aus dem Aufzug traten und sich auf den Weg zu seinem Zimmer machten. "Das Trainig wäre bestimmt auch einen guten Ausgleich zu deinen Studien und wird deinen Kopf frisch halten."

Sie hielt kurz inne und versuchte es noch einmal. "Was ist mit einem Netz, dass deine Visionen in der Nacht auffängt. Dann hast du etwas weniger, womit du kämpfen musst. So kannst du dich auf etwas konzentrieren. Später kannst du dich dann um die Visionen kümmern, wenn du den Kopf für sie frei hast."

[Darken]

Er war sogar ein wenig verwundert, dass Eoshan ihn ohne wenn und aber unterstützte und ihm zustimmte, er solle weiterkämpfen und sie würde ihn gerne darin unterstützen. Darken betrachtete sie ein wenig forschend. "Du bist auch eine Kämpferin oder?", fragte er nach, "Du würdest auch nicht aufgeben?" Er schlug von selbst den Weg in Richtung seines Zimmers ein, denn er kannte sich mittlerweile sehr gut in der Stadt aus, da er ohnehin eine ausgezeichnete Orientierung besaß. Die Königin fragte ihn, was er denn dächte, was das Aufwachen mitten im Wald erklären könnte.
Darken zuckte mit den Schultern. "Kann ich nicht erklären." Konnte und wollte er nicht. Es lag einfach daran, dass Minan alle anderen Splitter viel zu lange unterdrückt hatte. Mitunter auch Splitter von denen er nichtmal was wußte und das rächte sich eben jetzt. "Und ich kann mich auch nicht erinnern", stellte er klar. Es entsprach der Wahrheit, aber er hatte auch Kontakt zum Tänzer und der schien irgendwas zu wissen, tat aber geheimnisvoll und mehrdeutig wie immer.

Eoshan versprach ihm das Buch und Feder und Tinte. "Danke. Aber du darfst es nicht lesen", schob er gleich hinterher. Am besten wäre, wenn man es anschließend verbrannte. Alle Erinnerungen und Albträume, die in Feuer und Asche vergingen. Das klang ganz gut in seinen Ohren. Die Königin sprach ihn auf das Training an und er nickte gleichgültig.
"Ich hab jedenfalls nicht großartig Lust die ganze Zeit irgendwelche Heil- oder Giftpflanzen auswendig zu lernen", kommentierte er die Studien, die er eigentlich nicht als die seinen ansah. Zu der Frage mit dem Netz, schwieg er lange ehe er dann nickte. "Was solls... schlimmer kanns eh nicht mehr kommen."

Womit er sich kräftig irrte, als sie bei seinem Zimmer angelangt waren. Darken schob die Türe auf, wobei irgendetwas leicht blockierte. Die umgefallene Kommode wie er erkannte. Als sie in den Raum kamen, war ein anderer Dea al Mon gerade dabei die Kommode wieder aufzustellen. Die Türe zum Salon war offen und von dort roch man den Duft von frischem Kakao. Mißtrauisch blickte der Andere zu dem Dea al Mon. Es passte ihm gar nicht, dass irgendjemand in seiner Abwesenheit hier drin war und so strahlte er auch offen Ablehnung aus.
"Entschuldige, ich hab nur den Kakao gebracht und gesehen, dass die Kommode umgefallen war." Der Dea al Mon wischte sich die Hände ab und lächelte dann Eoshan zu. "Hallo, Eoshan." Ein bißchen verunsichert ging sein Blick zu Darken, der ja immer noch nur Unterwäsche und den Mantel der Königin trug, doch der andere Mann war so schlau nichts zu sagen und ging bald darauf wieder. Darken ließ den Umhang von seinen Schultern gleiten und ging zu dem Stuhl, wo Minan die Kleidung säuberlich gefalten hatte. Jedenfalls so gut wie es einarmig ging. Warum machte er sich überhaupt die Mühe, die zu falten? Der Prinz schlüpfte in eine khakifarbene Hose, Eoshan den Rücken zugewandt während er das Unterhemd rasch auszog. Kurz sah man die breiten Narben auf seinem Rücken dort wo die Flügel gewesen waren, dann steuerte er aufs Bad zu, ein neues Shirt locker über die Schulter gelegt.
"Ich bin kurz im Bad. Wehe du schaust." Es war eine ernst gemeinte Warnung. Am liebsten hätte er geduscht, aber anscheinend mußte er ja jetzt mit ihr Kakao trinken. So wusch er sich nur kurz, fuhr sich mit nassen Fingern durch die Haare und zog dann das neue schwarze Shirt an, das ziemlich eng anlag und so seine Muskeln betonte.
Darken kam zurück, ging zum Salon und glitt dort anmutig in einen der Sessel, wobei er die Beine locker über die Sessellehne legte und sich dann zurücklehnte. "Du wolltest sicher noch was loswerden, also schieß los." Er beugte sich kurz vor und griff nach der Kakaotasse.

[Eoshan]

"Nein", antwortete sie grimmig und mit eiserner Stärke. "Ich werde nicht aufgeben. Es gibt so viel schönes, was ich beschützen will. Du hast noch nicht einmal einen Bruchteil davon gesehen."
Ihr kam das Bild von Sion und Shathiel wieder hoch. Sie hatte seine Anziehungskraft gespürt, konnte die Königin ein ganz klein wenig verstehen. Dennoch würde sie sich dem Kriegerprinzen nie so hingeben. Nur nebenbei bemerkte sie, dass Minan den weg zu seinem Schlafzimmer auch alleine ganz gut zu kennen schien.

"Das habe ich schon angenommen, dass ich es nicht lesen darf", meinte sie etwas belustigt. "Sonst hättest du es mir ja auch gleich erzählen können. Ich werde es nicht lesen, denn ich respektiere deinen Wunsch, mich davor zu bewahren und zu schützen, Prinz."
Zu seiner Aussage, dass er nicht grossartig Lust hätte, die ganze Zeit etwas über Heil- und Giftpflanzen zu lernen, sah sie ihn nur fragend an. Seine Persönlichkeit schien wirklich aus verschiedenen Splittern zu bestehen, von denen jeder seine eigenen Vorlieben hatte. So hatte dieser anscheinend auch nichts gegen ein Netz zu haben.

Da erreichten sie sein Zimmer und ein Dea al Mon kam gerade heraus, erklärte aufgrund Minans ablehnender Haltung auch gleich, was er darin gemacht hatte.
"Hallo Sertis", begrüsste sie ihn mit einem freundlichen Lächeln. "Danke für deine Hilfe. aber weshalb hat Naische den Kakao nicht mit Hilfe der Kunst hier hoch gebracht, wie sie es bei mir immer macht?"
"Weil sie diese Zimmer nicht kennt", antwortete der Prinz mit einem Schulterzucken und sah kurz etwas verunsichert zu Minan hinüber. "Sie hat mit ihm noch keinen Ort abgemacht, wo sie es erscheinen lassen kann.
"Ach so. Dann müssend die zwei das wohl mal noch tun. Sagst doch noch Rachhad Bescheid, dass ich ihn gefunden habe und ich mein Trainig noch auf ein wenig später verschiede."
"Ja klar, das mache ich gerne Eoshan." Der Prinz wandte sich zum gehen. "Bis auf ein andermal ihr Beiden." Damit war er gegangen.

Eoshan widmete sich wieder Minan, der gerade sein Unterhemd auszog. Unabsichtlich sah die Königin so seine grossen Narben auf seinem Rücken. Wie sie mir meine Flügel bei vollem Bewusstsein ausgerissen hat? Was war das für ein Monster, dass so etwas tat? Nein, später, noch durfte sie nicht darüber nachdenken.

Etwas verwirrt sah sie ihm nach, als er ins Bad verschwand. Seine Worte hatte sie nicht so ganz verstanden. aber sie konnte ihn ja nacher fragen. So machte sie es sich im Schneidersitz auf einem der Sessel bequem und begann an ihrer Schokolade zu nippen, vorsichtig, da sie noch immer heiss war.
Es dauerte überraschend kurz und Minan kam schon wieder zurück, machte es sich ebenfalls in einem der Sessel bequem und griff nach seiner Kakaotasse.

"Los schiessen?" fragte sie etwas verwirrt nach. Sie waren doch nicht auf dem Bogenschiessgelände. Da kam ihr in den Sinn, dass Pyratres gemeint hatte, andere Völker hätten manchmal etwas seltsame Metaphern. Dies bedeutete wohl, er sei bereit ihr weiter zu zu hören.
"Ich wollte noch etwas mit dir betreffend des Netzes besprechen", fuhr sie auch gleich fort. "Du hast mir ja verraten, dass auch dein Geist zerbrochen ist. Allerdings wirkst du überhaupt nicht so, wie alle Zerbrochenen, denen ich begegnet bin. Willst du mir also verraten, was genau passiert ist? Denn ich habe noch nie ein Netz für einen geistig Zerbrochenen gewoben. Ich muss wissen, auf was ich achten muss, damit es auch wirkt."

Bevor er ihr jedoch antworten konnte, siegte ihre Neugier und entsprechend sah sie ihn auch an. "Was soll ich den eigentlich nicht schauen?"

[Darken]

Eoshan schien in manchen Dingen echt begriffstutzig, doch sie erkannte dann selbst, dass er nur wollte, dass sie weitersprach. Aber auch nur, damit er das schnell hinter sich hatte. Die Königin kam auf das Netz zurück und wollte wissen worauf sie achten mußte, weil sie noch nie ein Netz für einen geistig Zerbrochenen gewebt hatte und schließlich fragte sie ihn, was passiert wäre und er würde nicht wie ein Zerbrochener wirken.
Gerade wollte der Prinz ihr darauf antworten, als Eoshan noch eine Frage hinterher schob, die mal wieder bewies, dass sie nicht gerade viel Ahnung hatte. Und anscheinend auch nicht viele Absichten, wenn er ihr denn ihr Verhalten abkaufen sollte. Darken machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Ich wollte nur nicht, dass du zuschaust wie ich mich wasche oder dass du mich überhaupt für längere Zeit anstarrst. Klar?", erklärte er, erinnerte sich schmerzhaft an den Moment mit Lia. Hoffentlich kapierte sie das, sonst würde er wohl noch deutlicher werden müssen, obwohl er das nicht wollte, weil dann vielleicht wieder so eine Situation entstand wie bei der Heilerin.

Darken nahm einen kräftigen Schluck von dem Kakao und leckte sich dann sinnierend über die Lippen. "Was soll ich dir denn sagen, was passiert ist? Willst du das wirklich hören?", startete er mit Gegenfragen, "Und wie sind denn die Zerbrochenen mit denen du bisher zu tun gehabt hast? Entschuldigung, dass ich nicht leblos in der Ecke liege und sabbre." Der Prinz schwieg kurz, lächelte aber sarkastisch. "Ich habe schonmal ein Netz gewebt. Ein einziges. Damals hatte ich noch meine Juwelen, aber ich war trotzdem schon zerbrochen. In viele kleine Splitter. Ich denke, mittlerweile hast du wohl mitbekommen, dass ich nicht der bin mit dem du sonst immer plauderst." Er blickte sie entwaffnend an.
Nein, was sagst du denn da? Warum tust du das, hörte er die panischen Gedanken von Minan, verdrängte sie aber rasch. "Weißt du, Minan hat Angst, dass du erkennst wie kaputt wir sind. Er hat Angst, du hälst ihn dann für verrückt und schmeißt uns aus dem Wald. Aber ehrlich gesagt, hab ich satt so zu tun als wäre ich er." Er streckte sich, aber es wirkte mehr wie ein Panther kurz vor dem Sprung. "Ich bin der Andere, ich bin Darken. Ich bin der, der kämpft, wenn er nicht mehr kann oder zu viel Angst hat. Sagen wir..." Er stellte die Tasse beiseite. "Ich bin mehr der praktische Teil, nicht so verträumt, nicht so... schwach."

Er ließ Eoshan Zeit ein wenig darüber nachzudenken, doch ihre eigentliche Frage hatte er ja noch nicht beantwortet. "Und was passiert ist? Wir haben uns entschieden zu zerbrechen, Stück für Stück. Das passiert, wenn man ganz alleine ist und niemand einem hilft. Dann muss man sich eben selbst helfen, auf andere ist kein Verlass", bemerkte er hart.

[Eoshan]

"Warum sollte ich dir zusehen, wie du dich wäschst?" rutschte ihr verblüfft die Frage heraus und das in einem Tonfall, der verriet dass sie selber wohl lieber ein Schlambad genommen hätte, als ihm bei seiner Körperhygiene zu zu gucken. Das war doch wirklich nicht sonderlich ansprechend.
Aber er hatte abgewunken und so zuckte sie gleichgültig mit den Schultern. Vielleicht war das so ein seltsamer hayllischer Brauch, den er nicht mochte. Das konnte sie verstehen. Es war nicht wichtig, sonders das Thema, über das sie nun sprachen.

Sie nickte, dass sie wirklich hören wollte, was passiert war, blickte ihn gleich darauf erneut verwirrt an, als er sich entschuldigte, dass er nicht sabbernd in der Ecke liegen würde. Das hatte bis jetzt auch noch keine Zerbrochene getan, die sie kannte. Aber gleich darauf wandelte sich ihr Blick in reges Interesse, als er ihr erzählte, dass er ein Netz gewoben habe, obwohl er schon zerbrochen war. Erneut nickte sie. Solange man seine Juwelen hatte, war es einer Schwarzen Witwe durchaus möglich, ein Netz zu weben.

"Ja", meinte sie belustigt. "Das habe ich inzwischen mitbekommen." Dann wurden ihre Augen aber gross, als er ihr erzählte, wovor er, Minan Angst hatte. "Das würde ich doch nie tun. Du bist doch nicht verrückt. Na ja schon irgendwie, aber auf eine ganz andere Weise." Sie grinste ihn an, um ihm zu zeigen, dass sie ein ganz normals Verrückt sein meinte, wo man ab und zu etwas gewagtest tat und dass sie wohl auch so verrückt war. "Und selbst wenn du wirklich verrückt wärst, wäre das doch noch lange kein Grund, dich fortzujagen."

Etwas verständnislos schüttelte sie den Kopf, dachte dann aber über das nach, war er ihr erzählt hatte. "Darken also?", hakte sie nach. "Möchtest du, dass ich dich so nenne?" Irgendwie war es so wie bei Lynn damals, nur dass es nicht zwei Hälften waren, sondern viele, viele Splitter. Das würde überaus kompliziert werden. Da kam ihr etwas in den Sinn.
"Du hast auch mit Merion gekämpft", stellte sie ohne Vorwurf fest. "Das war wohl eher nach deinem Geschmack als die Studien über Heil- und Giftpflanzen. Du solltest wirklich auch zum Training kommen, das gibt dir einen guten Ausgleich"

Nachdenklich blickte sie ihn an. "Aber Minan ist doch nicht schwach", behauptete sie dann ernst. "Ihr habt einfach verschiedene Stärken und Schwächen."
Erneut schwieg sie, um all die Informationen zu ordnen. "Die Zerbrochenen, die ich bis jetzt kennen gelernt habe, lagen nicht in einer Ecke und sabberten vor sich hin", erklärte sie ihm langsam und lachte bei einer Erinnerung leise auf. "Eher im Gegenteil. Sie waren zappliger als ein Sack voll Flöhe. Doch nur selten konnte man sich wirklich mit ihnen unterhalten. Ihr Geist findet nur selten einen Haltepunkt. Bei dir scheint das anders zu sein. Nicht dein Geist ist zerbrochen, sondern dein innerstes Selbst ist wie du auch gesagt hast, in verschiedene Teile aufgeteilt. So wurde nur ein kleiner Teil gequält und die anderen konnten ihn danach trösten."

Erneutes Schweigen und das Silber wurde für einen Moment etwas dunkler, wie immer, wenn sie entweder eine Vision hatte oder sich mit Dea al Mon verband. "Es gibt andere, auf die man sich verlassen kann", sprach die Königin. "Man muss sie nur finden und erkennen, dass das was sie tun, auch für einem ist, auch wenn es keinen Sinn ergibt"

Ihr Blick wurde wieder klar. "Ich glaube damit ich das Netz weben kann, dass deine Visionen abhält, muss ich es mit jedem deine Splitter verbinden können. Zumindest mit den grössten, damit die Visionen nicht durch eine Lücke zu dir schlüpfen können."

[Darken]

Er nickte zu iher Frage, dass sie ihn mit Darken ansprechen sollte.
"Jedenfalls höre ich darauf eher." Er war eben der Andere und das klappte nun mal nur, wenn er den Gegenpart zu Minan bildete und sich von ihm distanzierte. "Ja, ich war der, der mit Merion gekämpft hat", bestätigte Darken, als Eoshan das erkannt hatte und ihn nochmal bat, zum Training zu kommen und dies würde ihm einen guten Ausgleich geben. Solange er da Lia nicht über den Weg lief, würde er hingehen. Dann widersprach die Königin ihm, dass Minan nicht schwach wäre, nur andere Stärken und Schwächen hätte. Der Prinz zuckte mit den Schultern.
"Schon möglich, aber manchmal stellt er sich wirklich an." Wobei er nicht erwähnte, dass er sich genauso bei anderen Situationen anstellen konnte und damit nicht klar kam, wie die Streitereien mit der Heilerin gezeigt hatten. Er schwieg und hörte ihr zu wie sie über andere Zerbrochene sprach und dass deren Konzentrationsfähigkeiten nicht sehr hoch waren. Darken wußte sogar was sie damit meinte, es war auch für ihn schwer über längeren Zeitraum an einem Thema dran zu bleiben, nicht im Verzerrten Reich zu verschwinden oder abrupt seine Meinung zu ändern wie der Sturmwind die Richtung wechselte ohne dass man es erahnt hätte.

Sein Körper spannte sich instinktiv an als sich die Tonlage der Königin veränderte und sie davon sprach, es gäbe immer andere auf die man sich verlassen könnte, man müsse sie nur finden. Darken konnte ihr einfach nicht glauben und so betrachtete er ihre Worte höchst skeptisch.
"Falls es stimmt was du sagst, hab ich sie bisher nicht gefunden." Es war ja nicht so, dass er und besonders Minan nicht danach Ausschau gehalten hätten. Aber so oft waren sie enttäuscht und hintergangen worden, dass Darken es lieber so hielt niemanden zu vertrauen und immer das schlimmste von einer Person zu erwarten. Zwar war er damit allein, doch es bewahrte ihn vor Enttäuschungen.
Der Prinz konzentrierte sich wieder auf Eoshan, die gerade überlegte wie sie das Netz weben könnte, so dass es funktionierte. Darken schüttelte den Kopf.
"Bringt es was, dir davon abzuraten? Das kann nämlich sehr... gefährlich werden für dich." Er lächelte dunkel. "Nicht alle sind so nett wie Minan oder ich... manche Splitter werden zu recht unterdrückt. Überleg dir genau, ob du das durchziehen willst und wenn ja... hol schonmal meine Juwelensplitter und eine Musikkugel." Und am besten auch noch einen Keuschheitsgürtel... Nein, Darken hatte eigentlich nicht wirklich Lust, den Tänzer rauszulassen, aber trotz allem war er nunmal einer der größeren Splitter.
Ich bin ganz sanft und zärtlich zu ihr...
Nein, du beherrschst dich, du verführst sie nicht. Sie will uns helfen. Jedenfalls glaubte der Andere das langsam auch, obwohl ein Rest Mißtrauen immer blieb.
"Nein, du solltest das wirklich nicht tun", dachte er noch einmal darüber nach.

[Eoshan]

Sein Abraten von ihrem Vorhaben, seine Warnung klangen ernst und nicht von Angst geprägt, liess sie inne halten und nocheinmal ruhig über alles nachdenken. In Gedanken versunken trank sie weiter von ihrer Schokolade. Schliesslich hob sie den Blick und sah ihm klar in die Augen.

"Ich werde es nur tun, wenn alle deine Splitter damit einverstanden sind", meinte sie schliesslich ruhig. "Ich will dir nicht etwas aufdrängen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Was die Gefahren betrifft, werde ich mich mit den anderen Schwarzen Witwen darüber unterhalten, um abzuklären, ob das eine Gefahr ist, die einzugehen mir gestattet ist."

Sie lächelte etwas schief und wehmütig. "Als Königin dieses Territorium habe ich nun einmal dem Land gegenüber eine grössere Verantwortung, als dir gegenüber. Da darf ich nicht alle Risiken eingehen, auch wenn ich es gerne möchte. Wenn irgend etwas gegen das Netz spricht, werden wir uns etwas anderes überlegen, wie wir dir helfen können." Interesse schlich sich in ihren Blick. "Doch weshalb sollte ich eine Musikkugel und deine Juwelensplitter dafür dabei haben? Das brauche ich eigentlich sonst nicht, um ein Netz zu weben?"

[Darken]

Wenigstens schien sie wirklich darüber nachzudenken, ob sie es tun sollte oder nicht. Weder Minan noch Darken hatten Lust, dass die anderen weniger kontrollierbaren Splitter zum Vorschein traten und Schaden anrichteten. Schaden, der auch ihnen selbst galt. Eoshan sagte ihm, sie wolle ihm nicht etwas aufdrängen, was nicht nötig wäre und der Andere wußte das zu schätzen, nickte leicht.
"Ich kann dir nicht sagen, ob alle einverstanden sind. Es ist so.. wir haben nicht alle gleichviel... Kontakt untereinander", versuchte er es zu erklären, obwohl er selbst nicht alles davon verstand. "Stell es dir wie ein Haus mit vielen verschlossenen Zimmern vor." Ein sehr dunkles, furchterregendes Haus, fügte er in Gedanken hinzu. "Und jeder Splitter hat einen unterschiedlichen Schlüsselbund, nur Zugang zu manchen Erinnerungen, Ereignissen, anderen Persönlichkeiten..." Es war eine simple Schutzmaßnahme, damit es für einen allein nie zu viel wurde und er von der Last der Erinnerungen und Geschehnisse erdrückt und schließlich zerstört wurde. "Also ich weiß es nicht, ich weiß nichtmal, ob alle was von dieser Unterhaltung mitbekommen und ich bezweifle, dass alle so... kooperativ sein werden."

Der Prinz schwieg nachdenklich. Eigentlich wollte er gar nicht darüber reden. In einem hatte Minan jedenfalls recht, in den Ohren von anderen klang das ganze vermutlich reichlich gestört und er wollte nicht wieder als zerbrochener Krüppel angesehen werden mit dem alle Mitleid hatten. Als Eoshan also laut überlegte, sie müsse sich mit den anderen Schwarzen Witwen darüber unterhalten, schüttelte er entschieden den Kopf.
"Oh nein, ich will nicht, dass irgendjemand anderer davon weiß was mit mir los ist", widersprach er energisch, "Vielleicht nach und nach, aber ich hab keine Lust von allen wie ein angeschossenes Reh begafft zu werden." Darken verzog abschätzig das Gesicht. "Besser du vergisst die Idee. Ich komm schon so klar. Es ist zu gefährlich für dich, vergiss es einfach", entschied er. Trotzdem wollte die Königin noch wissen was es mit den Juwelensplittern und der Musikkugel auf sich hatte. Darken war müde das alles zu erklären, es war von Anfang an keine gute Idee gewesen. So winkte er halbherzig ab.
"Manche Splitter reagieren auf bestimmte... Reize. Dann ist es wahrscheinlicher, dass sie zum Vorschein kommen. Aber gerade die beiden sind... naja, die meiste Zeit wollen wir nicht, dass sie herauskommen. Vergiss es einfach wieder. Ist nicht dein Problem."

[Eoshan]

Die Sache mit seinem zersplitterten Geist war doch um einiges komplexer, als bei Lynn. Bei ihr hatte es einfach einen Teil gehabt, den sie nicht hatte annehmen und akzeptieren können. Doch bei Minan schien es viele dieser Teile zu geben.
Als er den Zugang zu seinen verschiedenen Ichs mit einem Haus verglich, musste sie unwillkürlich an das hauptaus denken, das mit seinen vielen verwinkelten Gängen ein wahres Labyrinth sein konnte. Sie war sich nicht sicher, ob sie es wirklich richtig verstand. Doch sie begriff, dass er so nicht einfach so, geradeaus in ein Zimmer gehen konnte, sondern nur ein bestimmter Weg dahin führte, den er nicht kannte. Es war auch nur zu verständlich, dass man nicht unbedingt mitbekam, was in einem anderen Zimmer passierte.

"Ein angeschossenes Reh begafft man doch nicht", meinte sie verwirrt. "Entweder heilt oder tötet man es, doch man lässt es nicht leiden. Aber ich werde den anderen nichts davon sagen, wenn du es nicht willst und wenn es nicht notwendig ist." Sein Vergleich war sehr seltsam. Doch sie konnte verstehen, dass er es nicht so toll fand, wenn so viele seine Schwäche, wie er es bezeichnete, kannten. "Aber früher oder später werden sie es von alleine herausfinden."

Dann musste sie aber protestieren, nachdem er ihr das mit den Reizen erklärt hatte und meinte, sie solle es vergessen. "Das werde ich nicht tun", meinte sie heftig. "Ich werde es nicht vergessen und aufgeben. Wir beide wissen, dass du schon so eben nicht klar kommts. Und es ist sehr wohl mein Problem. Aber ich seh ein, dass es auf diesem Weg nicht funktionieren wird. Doch wie wäre es, wenn ich wenigstens ein Netz für Minan und dich webe? Vielleicht hilft das wenigstens etwas. Vielleicht gibt dir das etwas Luft, bis wir etwas anderes gefunden haben."

Sie erhob sich, ihre inzwischen leere Kakaotasse in der Hand. "Überlege es dir in Ruhe. Ich werde dich heute Abend nach dem Essen noch einmal fragen. Bevor ich irgend etwas weben kann, muss ich mir erst einmal einen klaren Kopf schaffen."

[Darken]

Es stellte sich mal wieder heraus, dass Eoshan nicht viel Ahnung von der wirklichen Welt hatte oder zumindest nicht von der Welt wo er herkam. Hier in Dea al Mon schien ja alles perfekt und glücklich, dachte er zynisch, während die Königin ihm sagte, ein angeschossenes Reh würde man nur heilen oder töten, es aber nicht leiden lassen.
"Ja, klar, und man schlägt keine Kinder und man stiehlt nicht und quält andere nicht und man hilft, wenn man jemand verletztes sieht und steht nicht amüsiert drum herum und macht sich drüber lustig. Halten sich ja auch so unglaublich viele an diese Gebote", gab er sarkastisch zurück. Aber Eoshan hatte wenigstens damit recht, dass die anderen es früher oder später alleine rausfinden würden. Bis dahin hatte er aber weiter Zeit sich einzufinden und es war vielleicht nicht so schlimm, wenn alle auf einmal davon erfuhren. Seine Gedanken gingen kurz zu Lia. Besonders sie nicht. Das konnte er wirklich nicht auch noch gebrauchen.

Die Königin widersprach ihm, dass sie das nicht vergessen würde und sie nicht aufgeben sollten, es wäre auch ihr Problem. Schließlich schlug sie vor, sie könnten das Netz ja erstmal nur für ihn und Minan weben. Der Prinz nickte halbherzig.
"Ja, vielleicht hilft das irgendwas." Doch er klang nicht sehr überzeugt davon. Darken war nunmal kein Optimist, eher das komplette Gegenteil davon. Eoshan erhob sich und meinte, er solle es sich überlegen und heute Abend könnten sie nochmal drüber reden. Er hob seine eigene Tasse wie um sich von ihr zu verabschieden. "Hey, davon sterb ich schon nicht..."
Darken erhob sich ebenfalls gewandt und nickte ihr zu.
"Danke... trotzdem. Vielleicht komm ich später zum Training." Er verabschiedete sich von ihr, wartete bis sie fort war und ließ sich wieder aufseufzend in den Sessel sinken, strich sich durchs Haar. Er fand es reichlich kompliziert darüber zu reden was geistig so in ihm los war, weswegen er auch froh war, dass das Gespräch fürs erste verschoben war. Später konnte sich Minan seinetwegen damit rumschlagen. Eoshan fand es ja anscheinend ganz toll, ihn wieder aufzupäppeln. Der Prinz beschloss frühstücken zu gehen, während er darüber nachgrübelte, warum zur Hölle er im Wald aufgewacht waren. Und der Tänzer wußte irgendwas darüber, hatte aber beschlossen drüber zu schmollen, weil er schon so lange zum Schlafen verdammt worden war. Gespräche mit anderen vermeidend, aß er in Ruhe und ging dann hinunter zum Trainingsgelände, und begann alleine zu trainieren, kämpfte waffenlos mit einem imaginären Schatten, um sich aufzulockern und aufzuwärmen.
Seine Bewegungen waren schnell, geschmeidig und fast tänzerisch zu nennen.

[Liasanya]

Es war eigentlich gar nicht so seltsam, dass Eoshan heute nicht zum Training kam. Sie war eben die Königin und ihr kam immer mal wieder etwas in die Quere. Meist holte sie dann das Training am Nachmittag vorbei. Was wirklich seltsam gewesen war, war dass sie auf einmal doch gekommen war. Oder besser gesagt einfach locker am Trainingsplatz vorbeigerannt war und Rachhad einen langen Blick dabei zugeworfen hatte. Der hatte kurzerhand die Leitung des Trainings abgegeben und war gemeinsam mit der Königin im Wald verschwunden. Wäre es jemand anderes gewesen, hätte sie nur gegrinst. Aber Eoshan und Rachhad? Noch dazu hatte die Königin recht ernst und aufgebracht gewirkt.

Aber Rachhad würde sich schon darum kümmern. So trainierte sie ruhig weiter. Als sie fertig war, bemerkte sie einen Neuling auf dem Platz. Gemütlich schlenderte sie zu dem Prinzen hinüber und trocknete sich mit einem Tuch den Schweiss von der Stirn und dem Nacken.
"Guten Morgen Minan", begrüsste sie ihn, als er mit seiner Aufwärmübung fertig war. Seine Bewegungen waren wirklich sehr geschmeidig und schnell. Nicht schlecht, dafür dass er kein Dea al Mon war. "Hast du dich nun doch dazu entschieden, die zu uns gesellen? Das ist schön."

[Darken]

Er war gerade fertig mit der Aufwärmübung, als er hinter sich eine ihm leider nur allzu bekannte Stimme hörte. Darken legte den Kopf in den Nacken, atmete tief durch ehe er sich umdrehte. Lia begrüßte ihn freundlich und er fragte sich, ob sie ihn beobachtet hatte, was ihm gar nicht gefallen wollte
"Morgen", begrüßte er sie knapp, "Nein, ich hab mich nicht dazu entschieden, mich zu euch zu gesellen. Ich hab mich nur dazu entschieden zu trainieren." Vorzugsweise ohne deine Gegenwart. Aber anscheinend wurde er die Heilerin nicht los egal wie unfreundlich er war. Minan hatte sich ja unbedingt mit ihr anfreunden müssen indem er diese blöde Kräuterkunde lernte. Eigentlich hatte der Andere sich dazu entschieden nie mehr auch nur ein Wort mit der Frau zu wechseln, aber das war wohl nicht möglich. Er ging an ihr vorbei und zu dem Tisch wo mehrere Gläser und Krüge mit Wasser standen, goss sich etwas ein und nahm mehrere Schlücke.

Danach warf er einen prüfenden Seitenblick zu Lia. "Du siehst aus als wärst du schon fertig mit Trainieren. Also dann vielleicht bis irgendwann", hoffte er sie loszuwerden. Er schlenderte zu dem Waffenständer und griff sich ein Stilett, als er hörte wie man ihm zurief und gleich dieser Merion und Eren zu ihm kamen und ihn begrüßten. Der Prinz schaffte es noch gerade so nicht die Augen genervt zu verdrehen. Wenn Leute so nett und freundlich zu ihm waren, machte das ihn immer mißtrauisch.
"Toll, dass du endlich wieder mit uns trainierst. Wo warst du denn?", fragte Eren.
"Mit Eoshan unterwegs", antwortete Darken wie immer recht knapp, wofür er einige neugierige Blicke erntete, doch er erklärte sich nicht weiter. Sollten die doch denken was sie wollten. Er riss sich zusammen und versuchte zu lächeln, allerdings wurde es nur eine leichte Andeutung eines Lächelns als er einen seiner Mundwinkel hochzog. "Was übt ihr?"
"Dolch- und Speerkampf." Merions Blick ging zu dem dünnen spitzen Stilett in Darkens Hand. "Also das ist nicht sonderlich gut geeignet für die Jagd, damit könntest du die Haut eines Wildschweines allerhöchstens ankratzen."
"Ich will ja auch keine Tiere töten", gab der Prinz zurück.

Die Dea al Mon Jungen scharrten ein wenig über die Erde, anscheinend hatten sie nicht wirklich mit so einer Antwort gerechnet.
"Ja, Selbstverteidigung muss man natürlich auch können", gab Eren zu. "Besonders da wo du herkommst oder?"
Darken hob fragend eine Augenbraue. Kurz sah er sogar hinüber zu Lia, ob sie wußte worauf der Junge hinauswollte.
"Mußtest du dich schonmal selbstverteidigen?", hakte Merion nach, "Wo es hieß, dein Leben gegen das von jemand anderem?" Sie sahen ihn neugierig an, es schien offensichtlich, dass sie sowas selbst noch nicht erlebt hatten. Sie sollten froh sein.
"Ja", war Darkens einzige Antwort darauf. Die zwei Dea al Mon blickten ihn offenkundig fasziniert an, gespannt auf eine Erzählung, aber der Prinz erklärte nichts weiter. Erst diese dummen Fragen, ob er schonmal Sex gehabt hatte und jetzt das hier. Er verstand nicht was sie von ihm wollten.
"Du solltest aber vielleicht wirklich den Schwertkampf anfangen", schlug Merion dann vor und unterbrach die Stille, "Dann hast du auch immer jemanden zum Trainieren. Lia kämpft auch mit dem Schwert und viele andere auch. Stimmts, Lia?"
"Wir könnten mal wieder trainieren, Lia", steuerte Eren dabei und Darken sah stirnrunzelnd zu den zwei Dea al Mon Kriegern, die die Heilerin anlächelten und sich gegenseitig knufften wie als wollten sie irgendwas anderes überspielen. Der Prinz mußte sich wieder ins Gedächtnis rufen, dass für die zwei Halbstarken vermutlich allein die Aussicht auf Körperkontakt mit einer schönen Frau, und sei es nur im Training, toll war. Er selbst fühlte sich nicht wie 17, er fühlte sich viel viel älter und die Aussicht auf Körperkontakt mit einer Frau war nicht gerade das was er sich ersehnte, weswegen er hoffte irgendwie um das Training mit dem Schwert herumzukommen.

[Liasanya]

Liasanyas Augenbrauen schnellten in die Höhe bei seiner Antwort. Heute hatte er anscheinend wieder einer seiner schlechten Tage. Man konnte fast meinen, dass er eine Frau war, die von ihrer Mondzeit heimgesucht wurde. Die letzten Wochen waren sie recht gut miteinander ausgekommen und es hatte wirklich Spass gemacht, ihm etwas bei zu bringen.

Sie wollte gerade nachhaken, was das bis irgendwann zu bedeuten hätte, als Eren und Merion zu ihnen kamen. Freundlich begrüsste die Heilerin die beiden, fragte sich aber gleich darauf, was das alles zu bedeuten hatte. Minan war mit Eoshan unterwegs gewesen. Deshalb war sie nicht zum Training gekommen. Nun war aber der Prinz hier, hatte schlechte Laune und Eoshan war mit Rachhad im Wald verschwunden, um irgend etwas zu verarbeiten. Was mochte da nur geschehen sein? Lia wusste wie scharf Minans Zunge sein konnte. Er hatte die Königin doch nicht etwa damit verletzt.

Da bemerkte sie aber, dass die Jung Minan mit Fragen löcherten und dieser nicht so ganz damit umgehen zu können schien.
"Stimmt Merion", meinte sie mit amüsiert glitzernden Augen. Sie verstand genau, weshalb die beiden krieger mit ihr kämpfen wollten und liess die beiden das durch ihre Blicke spüren. Prompt wurden die Beiden auch leicht verlegen, grinsten aber trotzdem fröhlich. Sie konnten es sich eingestehen, ertappt worden zu sein.
"Wir können gerne wieder miteinander trainieren Eren", fügte sei versöhnlich hinzu, sah die beiden dann aber ernst an. "Doch löchert Minan nicht mit euren Fragen. Es ist nicht einfach jemanden zu töten. Ihr solltet froh sein, dass euch das bis jetzt erspart geblieben ist."
Sie ging zu dem Waffenständer und nahm sich ein stumpfes Übungsschwert in die Hand, wog es und befand es schliesslich für geeignet. *Nimm ihnen die Fragen nicht krumm*, sandte sie Minan währendessen sanft. *Die Wache hat vor einigen Monaten fünf Kämpfer in einem Hexensturm verloren. Das hat uns alle sehr mitgenommen.*

Sie wandte sich zu Eren um und richtete die Spitze ihres Schwertes auf den Krieger. "Na dann zeig mal, was du kannst", rief sie ihm herausfordernd zu und griff ihn sogleich an, nachdem er eine Waffe für sich gewählt hatte.
Die Heilerin legte ein schnelles Tempo vor. Ihre Bewegungen waren geschmeidig, präzise und für ein ungeübtes Auge kaum auszumachen. Sie war zwar keine fertig ausgebildetete Kämpferin, da sie doch in erster Linie Heilerin war und Eren hatte vor bald der Wache beizutreten, doch auch er war noch nicht fertig ausgebildet. So waren sie sich einigermassen ebenbürtig. Zu seiner Enttäuschung musste der Krieger aber feststellen, dass es nie zu wirklichem Körperkontakt kam. Lia hielt ihn auf Abstand und gab ihm jedes Mal Zeit, seine Klinge zu holen, wenn sie sie ihm aus der Hand geschlagen hatte. So kam er nicht umhin, auch ihr diese Zeit zu gewähren, wenn er sie hatte entwaffnen können. Doch irgendwann war es dann genug und Liasanya hielt ihm ihr Schwert an die Kehle, als sie erneut seine Waffe aus der Hand geschlagen hatte.

[Darken]

Überraschenderweise sprang Lia für ihn ein und bat die beiden Krieger ihn nicht so auszufragen und es wäre nicht einfach jemanden zu töten. Sofort fragte Darken sich, ob die Heilerin aus Erfahrung sprach und schonmal einen anderen getötet hatte. Aber was interessierte es ihn? Außerdem konnte er sich vor diesen zwei Jugendlichen auch noch selbst behaupten, sie mußte ihm nicht zur Hilfe kommen. Entsprechend mißmutig war sein Blick, aber dann empfing er ihren Speerfaden. Im ersten Moment war er überrascht, das überhaupt zu spüren und so begriff er die Worte nicht gleich sofort, nickte dann aber verstehend. Ja, Hexenstürme waren schlimm...
Er dachte an seinen eigenen, als er die schwarzen Juwelen erhalten hatte und Hexe durchgedreht war. Aber es war nicht genug gewesen, nicht genug um alle Bastarde zu töten. Der Prinz ging auch zu dem Waffenständer, gab das Stilett widerstrebend weg und griff nach einem Kurzschwert. Das Gewicht war ungewohnt und er ahnte, dass er ein Schnelligkeit einbüßen dafür aber mehr Schaden würde anrichten können. Aber das Schwert bedeutete für ihn noch mehr...
Sein Vater hatte Talian mit einem Schwert getötet. Dunkelheit, er wünschte, er wäre dabei gewesen. Nein, besser noch, er wünschte, er hätte das Schwert geführt, durch ihren widerlichen Leib gestoßen, wieder und wieder und wieder...

Er zwang sich von der Klinge fortzusehen und hin zu dem Kampf zwischen Eren und Lia, mußte anerkennen, dass die Dea al Mon schnell und elegant kämpfte. Darken folgte schweigend dem Übungskampf ehe ihn Merion aus seiner Betrachtung rausriss und ihn fragte, ob sie es selbst versuchen sollten. Der Prinz erwies sich als schneller, aggressiver Kämpfer, nur mit dem Gewicht des Schwertes und den den Unterschieden zum Fechten mußte er noch klarkommen.
Als der Kampf zuende war, sah er eine weitere jugendliche Dea al Mon, die am Rande des Trainingsfeld mit einem Korb Früchten stand und zu der dann Eren eilte, um sie zu küssen. Darken beobachtete die Szene mit Befremden. Mußten die das denn in aller Öffentlichkeit tun? Das Pärchen zog händchenhaltend von dannen und der Prinz wandte sich auch rasch davon ab. Als er noch einen Schluck trinken wollte, fand er sich neben Lia wieder.
"Du bist ganz gut mit dem Schwert", gab er zu, pausierte länger. "Vielleicht kämpfen wir ja irgendwann mal gegeneinander." Darken hatte gesehen, dass sie auf Abstand kämpfte und da es ja im Grunde egal war, ob er nun mit einem Mann oder einer Frau trainierte, warum dann nicht auch mit ihr? Er konnte der Heilerin schlecht aus dem Weg gehen, wo Minan doch so viel mit ihr zu tun hatte, also mußte er sich mit ihr arrangieren. In dem Moment fiel ihm ein, dass ja heute wieder so eine Kräuterkundelektion auf dem Programm stand und er selbst hatte darauf bestimmt keine Lust.
Merion kam zu ihnen gelaufen, ein Handtuch um die Schulter gelegt. "Hey, kommt ihr noch mit? Wir gehen beim Fluss schwimmen."
Darkens Miene wurde ziemlich schnell verschlossen. Er konnte sich tausend bessre Dinge vorstellen als mit Eren, Merion und wer noch alles dazugehörte schwimmen zu gehen. "Kann nicht, ich hab meine Badesachen nicht dabei", gab er zurück, was den Enthusiasmus des Kriegers aber nicht im Mindesten zerstörte.
"Kein Problem, wir warten bis du es geholt hast." Merion lächelte freundlich. "Was ist mit dir, Lia?"

[Liasanya]

Eren ergab sich und Lia zog ihr Schwert zurück. Da erspähte er seine Freundin und machte sich gleich auf zu ihr zu eilen, nachdem er sich bei Lia für den Kampf bedankt hatte. Mit einem amüsierten Lächeln sah sie ihm nach, wandte sich dann aber um und begab sich zu dem Tisch mit den Wassergläsern, um etwas zu trinken.
Da meinte Minan, der hinzugetreten war, dass sie ganz gut mit dem Schwert sei. Überrascht sah sie ihn an. Etwas Bewegung schien seiner Laune ja ganz gut zu tun. "Ich habe ja auch lange dafür trainiert", erklärte sie ihm etwas belustigt, seufzte dann aber. "Doch spätestens in einem halben Jahr, werde ich wohl nicht mehr so gut gegen Eren ankommen. Die zwei trainieren hart, um schliesslich in Dea al Mons Wache aufgenommen zu werden. Ich hingegen bin eine Heilerin und setze woanders meine Schwerpunkte."

Obwohl ihr danach war, das Wasser einfach hinunter zu stürzen, beherrschte sie sich und trank beherrscht von dem kühlen Nass. "Wir können gerne einmal miteinander trainieren", nickte sie ihm freundlich zu. "Aber nicht jetzt. Für den Moment bin ich erledigt. Rachhad und Gwenderon haben ein ganz schön hartes Trainingsprogramm ausgearbeitet und jetzt noch dieser Kampf. Da muss ich mich erst einmal ausruhen."

Da gesellte Merion sich zu ihnen und lud sie zu einem Bad bei einem Fluss ein. Wieso auch nicht? Ob sie jetzt duschte oder im Fluss badete kam auch nicht so darauf an. So meinte sie mit einem schelmischen Lächeln: "Ich habe meine Badesachen immer dabei." Das und ihren Heilbeutel, sowie ihre Waffen. Damit erschöpfte sich ihr Juwelengepäck allerdings. Mit erwartungsvollen Augen sah sie Minan an, dass er doch noch zusagte.

[Darken]

Lia erzählte ihm davon, dass Eren und Merion so hart trainieren würden, um in die Dea al Mon Wache aufgenommen zu werden. Klar, sie waren Dea al Mon und gute Kämpfer, warum nicht? Gleichzeitig fragte er sich, was er selbst je tun sollte. Er würde nie so ein guter Kämpfer werden wie die Dea al Mon, und weder eine voll ausgebildete Schwarze Witwe werden geschweige denn mehr in den Heilkünsten erreichen als nur die Kräuterkunde und Tränke herstellen. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass er vor einigen Monaten noch als Lustsklave in einem Verschlag vor sich hin vegetiert war, war es trotzdem ein großer Fortschritt für ihn. Obwohl es ihm schwer fiel mit all den vielen Veränderungen Schritt zu halten und sich anzupassen.
Die Heilerin ging auf sein Angebot ein und stimmte ihm zu, sie könnten mal miteinander kämpfen, nur nicht jetzt, denn sie hätte schon zu viel trainiert. Es machte Darken nicht das geringste aus, eigentlich war er sogar froh darüber das ganze erstmal verschieben zu können. Anders war es da, dass ihn nicht nur Merion sondern auch Lia erwartungsvoll anblickten, als es um den Ausflug zum Fluss ging. Anscheinend konnte man ihm ansehen, dass er nicht wirklich sicher oder überzeugt war, denn Merion beredete ihn weiter.
"Ach los, du mußt mitkommen, Minan. Eren und Myriala sind schon vorgegangen, es wird sicher lustig", bemerkte der Krieger.
Oh, lass uns mitgehen, hörte er die Gedanken des Tänzers und das fast gedankliche erfreute in die Hände klatschen. Wann ist das letzte Mal her, dass du gelacht hast? Es wird höchste Zeit, dass du dich amüsierst.
"Na schön...", gab Darken schließlich auf, "Ich hol nur meine Tasche." Wie schlimm konnte es schon werden? Und mittlerweile hatte er ja mitbekommen, dass die Dea al Mon nicht so hemmungslos dem Nacktbaden frönten wie er aus seiner Vergangenheit gewöhnt war.

Mit dem Aufzug fuhr er hoch und ging zurück zu seinem Zimmer, um dort angekommen, in eine schwarze Badehose, die nicht unähnlich zu seinen sonstigen Pants war, zu wechseln und dann darüber wieder seine normalen Sachen anzuziehen. Umziehen würde er sich bestimmt nicht vor allen. In eine dunkelgrüne Umhängetasche stopfte er noch zwei Handtücher, ein zweites Shirt, etwas zu Trinken und nach kurzem Überlegen auch den Block mit den Skizzen, die er oder Minan gezeichnet hatten. Während er das tat, fragte er sich warum er nur zum Schwimmen zugesagt hatte, obwohl er gar keine Lust dazu hatte. So zögerte der Prinz länger als gewöhnlich, rang mit sich doch hierzubleiben, doch dann ging er schließlich zurück zum Trainingsplatz, wo Merion und Lia noch auf ihn warteten.
"Ich hab schon gedacht, du hast dich verlaufen", bemerkte Merion grinsend und klopfte ihm auf die Schulter, wobei Darken sofort einen Satz zurückmachte.
"Ich verlauf mich nicht. Und fass mich nicht an", gab er zurück und ging dann zielstrebig in Richtung Fluss los.
"Sei nicht so empfindlich", rief der Dea al Mon Krieger ihm lachend hinterher, holte dann wieder auf. Es dauerte nicht lange, dann waren sie bei der Flussbiegung, die von einigen Weiden und Erlen umstanden waren. Gelächer und ausgelassenes Treiben war zu hören. Eren und Myriala saßen auf einem der höheren Äste, unterhielten sich, im Fluss planschte Ricavo zusammen mit der jungen Priesterin Lexie, die Darken bisher nur flüchtig gesehen aber umso mehr von ihr gehört hatte.
Der Prinz legte seine Tasche auf einem von der Sonne aufgewärmten großen Findling ab, der bis in den Fluss hineinragte. Zwischen dem Gras weiter links lag der Korb mit den Früchten und im Wasser waren mehrere Flaschen an einem Ast angebunden, damit sie kühl blieben, aber nicht davon getrieben wurden.
"Kommt ihr oft hierher? Wie lange bleiben wir denn hier?", fragte er Lia, während Merion kurz verschwand, anscheinend hatte er einen Sichtschirm um sich gelegt. Bald darauf war er nur noch mit Badehose bekleitet und sprang von höheren Stelle in den Fluss, dort wo er etwas tiefer war. Darken streifte zunächst nur sein Oberteil ab, obwohl er das Gefühl hatte, alle würden ihn anstarren. Dabei mußte er sich eigentlich seines Körpers nicht schämen, obwohl er zierlich wirken konnte, hatte er durch seine... Ausbildung Muskeln an den richtigen Stellen, schließlich entwickelten sich zwangsläufig Bauchmuskeln und mehr, wenn man tagtäglich irgendwelche akrobatischen Verrenkungen im Bett oder sonstwo anstellen mußte. Aber trotzdem konnte das nicht über seine Narben am Rücken und erst recht nicht über seinen fehlenden Arm hinwegtäuschen.