Kaereille

Er wußte nicht was das war, er fühlte sich zum ersten Mal seit ewiger Zeit nicht mehr innerlich zerrissen. Nicht nur Ayana hatte man in ihrer Jungfrauennacht aufgerissen, auch er selbst war nicht heil aus dieser Nacht entstiegen, aber jetzt in diesem Moment fühlte er sich ganz... und das war intensiver und schöner als jeder Höhepunkt...
Nein, lass dir das nicht zu Kopf steigen... sie darf nicht zu nah kommen... Ayden keuchte auf, als Timaris auf ihn stieg, ihn langsam wieder in sich aufnahm. Seine Gedanken flossen zu einem wirbelnden Strom aus Lust und Feuer dahin. Sie ließ ihn zappeln indem sie quälend langsam seine Männlichkeit immer wieder in sie dringen ließ. Trotzdem spürte er sie dadurch jedes Mal unglaublich intensiv, er verdrehte vor Lust die Augen, stützte sich mit seinen Händen auf dem Stein ab.

Endlich, endlich wurde Timaris schneller mit ihren Bewegungen und er überließ ihr ganz die Führung, es erregte ihn so oder so, aber dadurch, dass sie ihn ritt, konnte sie ganz bestimmen wie er sie am besten reizen konnte. Ihre Hände schienen überall, streichelten und liebkosten ihn, er hätte ihr am liebsten gleiches zuteil werden lassen, aber er konnte sich ohnehin schon kaum noch halten, stöhnte laut auf unter ihren Berührungen.
"Du... du machst mich fertig...", stieß er hervor, biss sich auf die Lippen, um mit Schmerz zumindest ein wenig seine Lust zu betäuben, die immer stärker wurde und schließlich ihren Höhepunkt erreichte indem er beinahe nach hinten gekippt wäre, hätten ihn Timaris' Hände nicht gehalten. Mit vor Erregung schimmernden grünen Augen sah er sie an, den Mund leicht geöffnet wie als würde er einen unhörbaren Schrei ausstoßen.

Es war einfach herrlich, seine Lust zu sehen und zu hören. Zwar konnte er sie nicht streicheln, da er sich auf dem Gelänger abstützen musste, doch das erlaubte es Timaris auch, ihrn vollkommen nach ihren Gelüsten zu reiten und zu liebkosen.

Was er sagte verstand sie nicht ganz, da sie noch immer das laute aufstöhnen von zuvor in den Ohren hatte und genoss. Sie begann zu zittern und spürte die schöne Wärme, die ihren Höhepunkt ankündigte. Ob Ayden auch schon soweit war? Selten hatte sie so einen Gedanken zugelassen.

Er war soweit und kippte dabei beinahe über das Balkongeländer. Geistesgegenwärtig packte sie ihn unter den Armen und zog ihn ganz eng an sich. Verschloss mit ihrem Mund den seinen, um seinen unhörbaren Schrei in sich auf zu nehmen, genau wie sie spürte, dass sein heisser Samen in sie spritzte. In dem Moment wurde auch ihr heisse Erlösung zuteil und sie schrie leise und erleichtert auf.

Er hatte das Gefühl immer noch zu fallen, es fühlte sich unglaublich gut an. In den Armen von Timaris, weiterhin körperlich mit ihr vereint, küssten sie sich lange und Ayden mochte es, so nah bei ihr zu sein, ihre Erregung zu spüren, das leichte Zittern ihres Körpers. Er blickte sie erschöpft lächelnd an, küsste sacht ihren Mund.
Nun konnte er sie wieder streicheln, was er auch liebend gerne tat. Für eine Weile genoss er die Stille, wo es nur ihrer beider schweren Atem gab. Wenn dieser Augenblick doch nur ewig anhalten würde... er fühlte sich befreit und ruhig, eine wohlige Schwere hatte von ihm Besitz ergriffen.

Mit einem Finger strich er ihr sacht über die Schläfe und dann die Wange hinab. Was würde nun passieren? Wollte sie allein sein? Er wußte nur, was er wollte und das war bei ihr zu bleiben. Es ist, weil sie eine starke Königin ist, sagte er sich. Dein Blut ruft und will sie als Prinz beschützen, das ist alles. Dreh nicht durch, nur weil du mit ihr geschlafen hast. Das hast du schon mit vielen Frauen...
Ayden küsste sie noch einmal zärtlich und mußte dann sehr viel innere Kraft aufbringen, sie von sich zu schieben, obwohl er nichts lieber getan hätte, als sie weiter zu halten. Aber das ist nicht unsere Art... wir werden uns nicht ändern. Somit war sein erster Instinkt sich zurückzuziehen, er war niemand, der bereitwillig etwas von sich preisgab. Und Timaris war ihm für seinen Geschmack bereits viel zu nahe gekommen...
Zum ersten Mal seit langer Zeit sah man etwas in Aydens Augen, was er selbst nicht für möglich gehalten hätte. Angst. Angst sich ihr zu offenbaren. Angst zuzugeben, er bräuchte sie. Nur für einen winzigen Augenblick sah er Timaris mit jenem Ausdruck an ehe er sich rasch abwandte und seine Kleidung wieder erscheinen ließ, die recht rasch seinen nackten Körper wieder verhüllte.

Es war als würde sie fliegen. Sie sass auf Ayden, lehnte ihren Kopf an seine starken Schultern und lies sich von ihm zärtlich streicheln. Am liebsten wäre sie jetzt neben ihm in einem weichen Bett eingeschlafen, um am nächsten Morgen wieder neben ihm auf zu wachen. Blödsinn, so etwas wollte sie doch gar nicht.

Doch da schob er sie von sich. Überrascht und gekränkt stand sie auf und taumelte einige Schritte von ihm zurück. Sie war durchaus jemand, der das danach mit einem Freund genoss. Einem Freund? Ayden war keine Freund. Er war einfach ein Gast in ihrem Schloss, von dem sie sich ein angenehmes Erlebnis geholt hatte. Und erst recht war er kein Seelenverwandter! Oder etwa doch?

Bevor sie ihre verwirrten Gefühlte erfassen konnte war er auch schon angezogen. Wütend ging sie auf ihn zu und packte ihn an seinem Hemdkragen. In ihren Augen blitzte es zornig, aber auch verletzt auf. Diese Zurückweisung tat weh und das würde sie nicht durchgehen lassen. Nur etwas Kunst und ein kleiner Ruck mit ihrer Hand und er würde wieder nackt vor ihr stehen. Aber da war diese Angst in seinen Augen gewesen. Angst die sie nur zu gut kannte. Angst davor sich zu öffnen. Angst Schwäche zu zeigen.

Also hielt sie inne und trat dann ohne etwas zu tun zurück, um ihr eigenes Kleid herbei zu rufen. Schnell schlüpfte sie in es und schnürte es an ihrem Rücken zu. Dass sie keine Unterwäsche trug wusste er nun eben und die Haare wollte sie sich auch nicht mehr hochstecken. Die fielen stattdessen offen und wild über ihren Rücken. Dann sah sie Ayden wieder an. Erst etwas unsicher, doch dann emotionslos. "Möchtest du mit mir noch zu Ende Essen Prinz?", fragte sie leise. "Allerdings wäre es wohl besser wenn wir es drinnen täten, den dort ist es nicht so nass wie hier. Rufst du den Tisch wieder herbei?"

Er wußte, dass er sie verletzte damit. Meine Güte, er wußte es furchtbar genau, immerhin konnte er Zurückweisungen selbst nicht ausstehen. Trotzdem konnte Ayden sich nicht helfen, er sah Timaris stumm an, als sie bei ihm war, seinen Hemdkragen packte und ihr den Zorn und den Schmerz in ihren sonst so schönen Augen erkennen konnte.
Verzeih mir...
Aber statt, dass sie ihn bestrafte, schien sie ihn ebenfalls zu verstehen, löste sich wieder von ihm und zog ihr Kleid an. Am liebsten hätte Ayden sie wieder zu sich in die Arme genommen, sie ewig lang nur geküsst und liebkost. In was bin ich da nur hinein geraten?

Timaris fragte ihn, ob er mit ihr zu Ende essen würde und sein erster Instinkt war, dies zu bejahen, aber noch zögerte Ayden. Verflucht nochmal, es ist nur ein Essen, es ist nur eine Frau, wovor hast du Angst? Dass sie ihm zu ähnlich war... dass sie aus genau jenem Grund wußte wie es ihm erging und warum er etwas tat...
Trotzdem nickte der Prinz schließlich und lächelte.
"Das würde ich gerne.. ich habe ziemlichen Hunger.. aber bitte keinen Tisch. Lass uns reingehen und uns irgendwo hinlegen... mich jetzt gesittet an einen Tisch zu setzen und so zu tun..." Er brach ab. So zu tun als wäre nie etwas gewesen. Nein, das konnte er auch nicht.

Ayden fasste Timaris an der Hand und zog sie sanft mit sich, ihm war da schon ein Gedanke gekommen und so betraten sie das Kaminzimmer. Draußen hatte es stärker zu regnen begonnen, so war das hier nur passend. Das Feuer begann im Kamin höher zu steigen, als sie eintraten und Ayden legte sich auf den breiten Diwan, der davor stand, entledigte sich seiner Schuhe. Der Diwan war breit genug, so dass sich auch Timaris zu ihm legen konnte, wenn sie wollte.
Auf dem niedrigen Tisch daneben, ließ er das Essen aus der Küche erscheinen und fischte mit seinen Fingern ein Hühnchenschlegel vom Teller. Gegen die Lehne des Diwans liegend, begann er herzhaft und ungeniert zu essen. Erst als er bemerkte, dass Timaris ihn dabei ansah, hörte er auf und grinste sie an, sich dann genüßlich das Bratenfett von den Fingern leckend.
"Komm schon, sag bloß, du machst sowas nie. Manchmal habe ich gute Manieren einfach nur satt."

Und so zu tun, als ob nichts geschehen wäre? Hätte er diesen Vorschlag gemacht, wäre er wohl innerhalb eines Liedschlags tot gewesen. Diese Vorstellung, so zu tun als wäre nichts... das verletzte ihren Stolz enorm.

Sie stand einfach nur da, liess sich nacher von ihm mitziehen und blieb wieder einfach stehen, während er es sich auf dem Diwan vor dem Kamin gemütlich machte und eine Hühnchenkeule zu verspeisen begann. Sie war wie bedäubt. Wieso machte ihr das so viel aus? Sie tat schliesslich oft so, als sei nichts geschehen.

Doch dann grinste er sie an und holte sie mit seinen frechen Worten aus ihrer Erstarrung. "Gute Manieren? Was ist das?" fragte sie fröhlich kichernd und hüpfte vergnügt zu ihm hin, kuschelte sich neben ihn auf den Diwan. "Aaaaah" Sie machte den Mund weit auf um ihm so zu bedeuten, dass er sie füttern sollte. Es reichte, wenn seine Finger vom Bratfett abgeleckt werden konnten. Etwas, das sie später nur zu gern tun würde. Aber irgendwie hatte Ayden recht. Jetzt war wirklich der Zeitpunkt den Abend gemütlich und locker zu geniessen. Später konnte noch geredet werden.

Er war erleichtert, als sie auf seine Worte einging und nicht etwa verstimmt. Im Gegenteil. Ayden genoss das vergnügte Kichern von ihr, das sie glatt um einiges jünger erscheinen ließ. Mit großer Freude begann er sie zu füttern, fand Weintrauben, ebenfalls knuspriges Hühnchenfleisch und andere Leckereien, die er Timaris gab, wobei er seinen Spaß hatte, ihr die Sachen kurz vor der Nase wieder wegzuziehen. Außerdem reckte sie sich dann so schön und das war viel zu wunderbar anzusehen, als dass es es hätte unterlassen können.
"Ich mag deinen zornig funkelnden Blick, der sieht süß aus", neckte er sie, strich mit einem Finger über ihre Lippen ehe er sich dann vorbeugte, um sie sanft zu küssen, nur um gleich darauf die eigentlich für sie gedachte Weintraube selbst auf seine Zunge zu legen und sie wieder zu küssen, sie so zu füttern. Ayden schmiegte sich an Timaris, während er das Knistern des Feuers und leichte Musik im Hintergrund hörte. Liebevoll streichelte er sie, hielt sie in seinen Armen.

Ayden blickte nach oben zur weißen Decke, die mit einigen verschnörkelten Mustern in den Ecken versehen war.
"Ich muss dir eine kleine Macke verraten, die ich habe." Über ihnen ließ er ein kleines schwarzes Notizbuch erscheinen, das reglos in der Luft schweben blieb. "Ich lasse mich gerne seitenlang über die Frauen aus, die ich bisher gehabt habe. Es hilft, wenn ich aufschreibe, was ich ihnen angetan habe. Damit ich nicht vergesse..." Er ließ das Buch wieder verschwinden und verschwieg wohlweißlich, dass Timaris selbst bereits in den letzten Monaten eines der kleinen Notizbücher gefüllt hatte, sie würde ihm wohl den Kopf abreißen, wenn sie es jemals in die Hände kriegen sollte. Ayden sah Timaris wieder an.
"Was ist mir dir? Hast du irgendwelche Eigenarten, noch andere Vorlieben außer nun andere zu deinem Vergnügen zu quälen?" Es lag keinerlei Vorwurf in seiner Frage, immerhin machte er das auch und das äußerst ausgiebig. Er war nur neugierig wie sie sich sonst so das Leben vertrieb.

Sie liess es zu, dass er sie mit dem Essen neckte, schnappte immer wieder danach und funkelte ihn zornig an, wenn sie es nicht erwischte. Doch als er meinte, sie sähe süss aus mit diesem Blick wollte sie ihn schon anfauchen, wurde aber von ihm geküsst, so dass sie es unterliess. Aber als er dann die für sie bestimmte Weintraube ver selber vertilgte konnte sie nicht anders und musst herzlich lachen.

Sie kuschelte sich etwas näher an ihn und streichelte ihn abwesend. Ihre Augen blitzten neugierig auf, als er ihr das schwarze Notizbuch zeigte und erklärte, was darin stand. Ob er über sie auch etwas geschrieben hatte. Bestimmt! Doch wie sollte sie nur an diese Informationen kommen? Später.

"Ich? Was ich so für Eigenarten habe, mal abgesehen davon dass ich gerne zu meinem Vergnügen quäle und davon dass ich eine Königin bin?", fragte Timaris überrascht. Sollte sie ihm von Mari erzählen? Nein, lieber nicht. Dazu kannten sie sich viel zu wenig gut und ausserdem wusste noch nicht einmal Iarnir, ihre beste Freundin davon. Das war ihr eigenes süsses Geheimnis. aber es überraschte sie sehr, dass sie es überhaupt in Erwägung gezogen hatte, ihm davon zu erzählen.

"Also ich reite ganz gerne." Sie musste dabei frech grinsen. Doch eigentlich meinte sie schon das Reiten auf Pferden. "Dann gehe ich auch mit vorliebe einkaufen. Und ich manipuliere Leute auch sehr gerne, oft und gut. Ich kann sie wundervoll glauben lassen, dass ich ihre beste Freundin bin. Aber das geht wohl schön wieder ins quälen über." In ihren Augen blitzte es Schalkhaft auf. "Ach ja, und ich bin überaus neugierig und dieses schwarze, kleine Notizbüch wirkte äusserst interessant auf mich. Darin würde ich nur zu gerne einmal schmöckern. Ich selber habe so etwas nicht, da Männer für mich meistens eher Verbrauchsware sind, die man benutzt und anschliessend wegwirft und vergisst. Da hänge ich nicht mein Herz dran. Na los gib es her." Mit den letzten grinsend gesagten Worten, begann sie Ayden kräftig zu kitzeln.

Er mußte ebenfalls grinsen, als sie das Reiten erwähnte. Ja, das hatte er gemerkt, wie gerne sie ritt, doch er wußte auch, dass sie es in diesem Falle anders meinte.
"Wir sollten mal gemeinsam ausreiten. Zusammen mit zwei Spielzeugen zu einem hübschen Plätzchen", warf er ein und in Gedanken setzte er diese Idee bereits fort. Für Timaris einen ihrer Sklaven, für sich ein nettes Mädchen.. sie könnten die Spielzeuge miteinander spielen lassen und sich an dem Anblick ergötzen. Ayden zwang sich wieder, sich aufs hier und jetzt zu konzentrieren, vor allem weil er bemerkte, dass Timaris ziemlich neugierig auf das Notizbüchlein war. Oh nein, das wird dir nicht in die Hände fallen, allerdings machte Timaris es ihm nicht gerade leicht ihr zu widerstehen. Als sie ihn auch noch zu kitzeln begann, lachte er auf und zahlte es ihr heim indem er sie ebenfalls neckte und den Klang ihres süßen Kicherns genoss.

"Ich bin 759 Jahre alt, meinst du, da würde eines reichen?", brachte er zwischen dem Gelächter und seinen spielerischen Bemühungen sich zu wehren, heraus. Irgendwie war er beim Gerangel bis zum Rande der Liege gekommen, sein Kopf hing leicht nach unten, mit den Schenkeln umfasste er Timaris' Taille, drückte sie leicht.
"Und ich glaube, in dem einen Punkt sind wir uns zumindest unähnlich. Ich vergesse meine Opfer nicht, ich weiß von jedem den Namen... ich liebe es, ihre Namen zu nennen, während ich sie benutze... Namen sind Macht", raunte er und zog Timaris näher an sich. "Ich glaube, allein dieser Abend wird mehrere Seiten in deinem Büchlein füllen..." Ayden grinste sie an. Er hatte die Worte bewußt leicht zweideutig gewählt.

Ein Ausritt mit zwei Spielzeugen? Das hörte sich wirklich überaus interessant an und ihr spuckten schon jede Menge Ideen dafür im Kopf herum. Doch da fing er sie ebenfalls zu kitzeln an und es kam zu einem fröhlichen Gerangel auf dem Diwan. Zum Schluss kam sie irgenwie zwichen seinen Beinen zu liegen und sein Kopf hing leicht nach unten, so dass sein Hals verführerisch schutzlos vor ihr lag.

Da wurde sie auf einmal hellhörig. Ihr Büchlein? Er hatte ein ganzes Buch über sie? Er hatte sie näher an sich gezogen und nun war sein Hals ihr gefährlich nah. Übermütig blitzte es in ihren Augen auf und sie schnellte vor. Ihre Zähne gruben sich in die weiche Haut seines Halses. Noch blutete er nicht, doch sollte ihr Kiefer jetzt zuschnappen, würde sie seine Halsschlagader durchbeissen.

"Mein Büchlein?", brachte sie irgendwie fragend hervor. "Erzähl mir mehr davon."

Plötzlich spürte er ihre Zähne an seinem Hals, sie war ihm gefährlich nahe gekommen, auf zweierlei Art. Warum hatte er seinen Mund nur nicht halten können? Er überlegte ob er sich noch irgendwie herausreden könne, doch mit ihren Zähnen an seiner Kehle, wollte Ayden es nicht unbedingt darauf ankommen lassen.
"Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen", brachte er hervor, "Aber ich lebe hier schon seit Monaten. Zeit genug jedenfalls um über dich nachzudenken...", gab er zu, konnte ihr dabei aber nicht in die Augen sehen. "Außerdem bist du eine ziemlich komplexe Frau und wenn ich einmal anfange zu schreiben..."

Ayden versuchte sie ein wenig von sich zu schieben. Wenigstens soweit, dass er sich wieder ganz zurück auf den Diwan ziehen konnte. "Das wird.. eine sehr tolle Unterhaltung, wenn ich weiter hier so hänge und mir das Blut langsam in den Kopf rauscht..." Ja, darauf konnte er sich immer noch rausreden, er hatte einfach nicht klar gedacht. Aber feige wollte er auch nicht sein, andererseits hatte er auch keine Ahnung, was er ihr überhaupt sagen konnte.
"Außerdem würde ich es dir ohnehin niemals zeigen, da würdest selbst du rot werden bei all den unanständigen Gedanken, die ich dir gegenüber habe." Er grinste leicht, wollte überspielen, was das eigentlich über ihn aussagte, dass er ein Buch hatte voll mit Gedanken über sie. Doch wenn Timaris nur ein bißchen zwischen den Zeilen lesen konnte, würde sie wissen, was es bedeutete...

Oh ja, in den Monaten, die er hier war, hatte sie auch schon viel über ihn nachgedacht. Eindeutig zuviel! Und dass sie komplex war, das wusste sie selber. Sie zog ihre Zähne zwar nicht zurück, leckte aber dafür mit ihrer Zunge über seine Haut, um ihm verstehen zu geben, dass sie mit seiner Antwort zufrieden war. So liess sie es auch zu, dass er wieder ganz auf dem Diwan lag, auch wenn sein Hals dadurch nicht mehr ganz so hübsch offen dalag.

Doch als er sie damit herausreden wollte, dass er nicht wirklich nachdenken konnte, wenn das Blut in seinen Kopf raucht, knurrte sie leise und biss etwas Fester zu. Ayden war ein Intrigant durch und durch. Timaris traute es ihm durchaus zu, noch geschickt und seelenruhig irgendwelche Gemeinheiten und Lügen aus zu hecken, wenn der Stuhl unter ihm brannte.

Aber, dass er ein ganzes Büchlein über sie hatte, bedeutete, dass er sehr viel über sie nachdachte. Warum tat er das? Beschäftigte er sich so sehr mit ihr? Weshalb? Schnell schob sie die verwirrenden Gedanken beiseite und hob den Kopf. Schnurrend leckte sie über die Bissabdrücke. Dann sah sie ihn grossen, neugierigen Augen an. "Unanständige Gedanken mir gegenüber?" fragte sie überaus interessiert. "Erzähl!"

Er merkte an ihren Küssen und Bissen, wann er die richtigen oder falschen Antworten gab. Wenigstens ließ sie ihn wieder ganz auf den Diwan und er legte sich bequemer hin, während sich Timaris an ihn drückte und er ihren warmen Körper spüren konnte. Er atmete genüßlich ein, als sie über die Bissspuren leckte, verharrte dann aber leicht. Sie wollte also wissen, was für unanständige Gedanken er hatte? Er würde ihr nicht alles verraten, aber einiges.
"Du erinnerst dich sicher daran wie du mich einst erniedrigt hast...", begann er, "Ich wünschte mir nichts sehnlichster als eine Gelegenheit zu bekommen, es dir heimzuzahlen... dich ebenfalls vor mir liegend und mir ausgeliefert sehen... nicht als Königin, aber als Frau und mein Opfer." Ayden sah ihr in die Augen, erwartete gespannt ihre Reaktion.

Noch nie war er so ehrlich zu einer Frau gewesen außer zu seiner Schwester. "Aber ich möchte dir nun nichts mehr heimzahlen... ich will hören wie es dir gefällt, wenn ich in dir bin... wenn ich dich berühre, dich küsse.." Er zog sie näher an sich, küsste sie innigst. Ein Kuss voller Hingabe und Sehnsucht. Als Ayden sich wieder von ihr löste, waren sie sich immer noch so nah, dass er ihren Atem auf seinen Lippen spüren konnte. Tief schaute er ihr in die Augen.
"Etwas ist anders, Timaris.. du weißt was ich bin, wie grausam ich sein kann... aber nicht zu dir. Auch wenn ich dir immer noch Schmerzen zufügen würde, wenn du es möchtest... süßer Schmerz und Lust vereint... aber es ist nicht zwanghaft. Bei dir habe ich dieses Bedürfnis nicht, ich will dich nicht quälen und benutzen..." Seine Stimme war leiser geworden. "Und das... beschäftigt mich." Er atmete tief durch. Jetzt war es raus.

Oh ja und wie gut sie sich daran erinnern konnte. Ihr Blick wurde leicht verträumt. Die bleiche, makellose Haut auf dem kalten Marmor, der attraktive sich vor Lust windende Körper, die zornigen Augen, die bösen Worte und schliesslich einfach nur noch die Lust und die Erlösung. Sie konnte sich sehr gut daran erinnern und noch immer kriegte sie dabei eine Gänsehaut. Es war ihr Ritual. Je näher sie jemanden an sich heran liess, desto mehr Schmerzen und Qualen bereitete sie dieser Person, desto mehr erniedrigte sie sie. Als wolle sie die Person warnen, was sie selber für ein Mensch sei.

Als er dann aber meinte, er hätte es sich sehnlichts gewünscht, ihr dies heim zu zahlen, verdrehte sie genüsslich die Augen, keuchte lustvoll auf und sah in schliesslich mit einem Blick an, der das Feuer verriet, dass in ihr brodelte. Nicht, dass sie es wirklich gewollt hätte, dass er sie demütigte, nein, auf gar keinen Fall. Aber ich gefiell, dass er es gewollt hatte. Dass sie so ein tiefes Gefühl bei ihm ausgelöst hatte.

Aber dann redete er weiter und offenbarte sich ihr immer mehr. Schliesslich nickte sie nur ernst. "Ja, etwas ist anders. Es braucht kein Leid, kein Quälen des anderen, damit es schön ist. Und es ist verwirrend. Wieso ist das auf einmal nicht mehr? Schliesslich ist es doch ein Teil von uns. Und doch schweigt dieser Teil, wenn ich mit dir zusammen bin. Weshalb?" Sie sah ihn etwas verwirrt an. Wie sollte sie ihm mitteilen, was sie fühlte, wenn das so komplex war und sie es selber nicht richtig verstand. Seinem Kuss gab sie sich aber mit ganzem Wesen hin und nahm seine Hingabe und Sehnsucht in sich auf.

"Du hast mich vorhin nach meinen Macken gefragt", fuhr sie leise fort und sah ihm dabei fest in die Augen. "Eine, die ich dir vielleicht noch verraten sollte ist, dass je näher ich einen Mann an mich heran lasse, desto mehr quäle und erniedrige ich ihn. Darum habe ich das damals auch gemacht." Noch nie hatte sie jemandem davon erzählt und das machte sie sehr nervös. "Doch seitdem hat dieser Drang geschwiegen, obwohl du mir immer näher gekommen bist. Obwohl du mir so ein wunderbares Geschenk gemacht hast."

Timaris verstand genau was er meinte und Ayden war froh darüber. Trotzdem hatte er keine Antwort auf ihre Frage, warum ihr dunkler Teil schwieg, wenn sie zusammen waren. Man hätte jenes Gefühl nicht benennen können, aber Ayden fühlte eine tiefe Verbundenheit. Vielleicht hatte es wirklich damit zu tun, dass sie einander so ähnlich waren. Warum eine Maske aufsetzen, wenn man wußte was darunter lag? Warum sich verstellen, wenn man in sein eigenes Spiegelbild blickte?
Somit war auch die Macke, die Timaris ihm verriet, etwas was er kannte, was er selbst tat, warum Ayana so litt, so furchtbar unter ihm litt...

"Ich weiß", sagte er leise, "Niemand darf uns zu nahe kommen... und wir hassen die Schwäche und den Verlust von Kontrolle..." Liebevoll küsste er ihren Hals. "Und doch haben wir das Gefühl manchmal schwach zu sein, an uns selbst zu zerbrechen... weswegen wir andere erniedrigen und quälen müssen, um uns wieder besser fühlen zu können.." Ayden blickte Timaris ernst an. "Ja, ich weiß. Und wir müssen uns nicht mehr näher kommen, Timaris. Wir waren uns immer nah." Er beugte sich wieder vor, küsste sie lange, seine Finger verhakten sich in den ihren.
"Sag was du willst, aber ich finde es befreiend. Wir können andere quälen wie wir wollen, doch wir haben immer noch eine Person zu der wir zurückgehen können... jemanden, der dich versteht... bei dem du dich nicht verstellen mußt..." Seine Hände glitten ihren Körper entlang, streichelten sie aufreizend. "Bei dem du dich ganz fühlen kannst..."

Sie schloss die Augen, als Ayden wieder sprach. So konnte sie seine sinnliche Stimme besser auf sich wirken lassen und das was er sagte, war so wundervoll, so richtig und so heilend.

Ja, sie kannten sich schon immer und nun hatten sie endlich zueinander gefunden. Sie gab sich dem Kuss einfach hin, suchte mit ihrer Hand die seinige, ihre Finger verhakten sich.

Ein Schaudern liess ihren ganzen Körper erzittern, als seine Hände ihren Körper so aufreizend zu streicheln begannen. Langsam öffnete sie die Augen und ihr Gold traf sein Grün. "Ayden", sagte sie sehr leise, aber überaus klar. "Du bist hier jederzeit willkommen und darfst so lange bei mir bleiben, wie du willst."

Er lächelte und in seinen grünen Augen sah man einen Schimmer von Glück. Es bedeutete Ayden sehr viel, dass Timaris dies so offen angeboten hatte.
"Ich bleibe gerne bei dir..." Abermals küsste er sie, dieses Mal leidenschaftlicher. Als er sich wieder von ihr löste, blickte er sie leicht verschmitzt an. "Bekomme ich eigentlich jemals dein Bett zu sehen? Vielleicht jetzt?"

Ayden stieg von der Liege und zog Timaris an sich, um sie fest an seinen Körper zu drücken, sie zu fühlen. Er wollte nicht nur mit Timaris schlafen, er wollte auch mit ihr einschlafen und am anderen Morgen wieder an ihrer Seite aufwachen. Und vielleicht.. irgendwo zwischen den ersten Sonnenstrahlen und jetzt könnte er sie weiter verwöhnen und einfach für sie da sein.
Verträumt blickte er sie an, streichelte über ihren Rücken.

Sie konnte bei seiner Frage nur frech zurück lächeln. "Ich weiss nicht, ob du mein Bett zu sehen bekommts", meinte sie keck. "Aber wenn du die Augen offen lässt, dann bestimmt." Sie dachte kurz nach und meinte anschliessend: "Du wirst zumindest eines meiner Betten sehen. Wie du bestimmt auch schon festgestellt hast, ist dies eine grosses Schloss und ich habe viele Zimmer und viele Betten. Ich wechsle immer mal wieder ab, je nach Lust und Laune."

Sanft fasste sie ihn bei der Hand und zog ihn mit sich. Heute abend würde sie ihn in ihr eines Zimmer führen, das ganz in silber eingerichtet war und ganz bestimmt nicht in das, wo Aaron gleich im Zimmer daneben schlief. Denn das würde ganz bestimmt nicht gut herauskommen.