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Re: Spion in Loraka

Verfasst: Mi 17. Jan 2024, 21:30
von Malateste
Eine ganze Stunde neben Bovert zu stehen und Laree beim Rennen zuzuschauen hätte Malateste nicht ausgehalten. Deswegen liess er nach und nach den Grossteil seiner Gefreiten anrücken, lediglich Wulfhere und Brion Penda blieben zurück und Messantia beliess er ebenfalls in ihrem Aussichtspunkt. Immer wieder liess er einige der Gefreiten in der Nähe von Bovert und Karssail etwas tun damit sie die Ohren spitzten. Und um sich abzulenken unterrichtete er die Gefreiten verbissen an den Waffen, rannte hierhin und dorthin, erklärte, rügte, lobte. Und doch schweifte sein Blick immer wieder zu der rennenden Hexe ab. Er hatte das Gefühl das sie endlos rannte und musste sich zusammenreissen um nicht zu ihr zu laufen, sie vom Weg zu zerren und sie zum Aufhören zu zwingen. Zumindest liess Bovert von Laree ab solange sich der Kriegerprinz in Sichtweite hielt.
Nach einer gefühlten Ewigkeit beobachtete Gualterio wie Bovert Laree endlich aufhören liess. Die Hexe taumelte leicht und streifte umgehend den Rucksack von ihren Schultern. Er konnte bis hierher das selbstzufriedene Feixen des Feldwebels sehen. Da erreichte ihn ein Speerfaden von Pellia der in der Nähe zum Geschehen einen Speer aus der Erde gezogen hatte der „zufälligerweise“ dort gelandet war.
*Der Feldwebel will das Venka gegen ihn antritt oder aufgibt. Sie will kämpfen. Sie muss eine bestimmte Zeit überstehen um zu bestehen.*
Malateste knurrte auf und zermatschte mit einem Faustschlag den Kopf einer Strohpuppe. Die Gefreiten, die sich in der Nähe befanden, hatten plötzlich wichtigeres einige Meter entfernt zu tun.
Der miese Bastard Bovert. Wie mutig gegen eine Rekrutin zu kämpfen die gerade zwei Stunden Dauerlauf mit Marschgepäck vor sich hatte. Bovert war sich bestimmt sicher das Laree nicht bestehen würde, und dann würde sie weiterhin Rekrutin bleiben. Die Folgen waren klar. Leider sah der Kriegerprinz keine Lösung das zu verhindern, und Laree hatte nocht nicht einmal ein Rekrutentraining hinter sich, Venka war ja lediglich eine Tarnidentität. Er betete zur Dunkelheit das Asar sie auch in Schwertkampf unterrichtet hatte. Mit einem mentalen Befehl rief er Penda, Wulfhere und Rann herbei die unauffällig antrabten. Thorus sah aus als ob er durch einen Rosenstock gerobbt wäre, so zerkrazt war sein Gesicht. Aber er war gutgelaunt.
„Korporal, das kostet euch einige Biere. Ich beneide euch nicht um diese Wildkatze.“ Malateste rollte mit den Augen. „Geh zu Regensang, der Heilerin dort drüben, sie soll sich um die Kratzer kümmern, und ich glaube sie wird erkennen woher sie stammen.“ Der Krieger trottete davon und Malateste blickte wieder zu Laree. Langsam ging er zu Karssail. Er konnte Laree jetzt nicht alleine lassen, und er würde eingreifen bevor es zum Schlimmsten kam. Die Hexe atmete mit gerötetem Gesicht noch immer schwer und stützte sich auf ihren Oberschenkeln auf. Der Kriegerprinz schickte ihr einen grau versiegelten Speerfaden.
*Vermutlich bist du nicht in der Stimmung einen Rat von mir anzunehmen, aber hör wenigstens zu. Boverts Schwäche ist seine Arroganz. Er glaubt du seist ein schwaches Mädchen das keine Kraft mehr hat. Lass ihn in dem Glauben, spiel ihm was vor. Er wird es geniessen dich vorzuführen und wird mit dir spielen und dabei wird er unvorsichtig werden, er wird sich Blössen geben weil er sich seiner Sache sicher ist. Du brauchst nur eine einzige gute Blösse und dann schlägst du zu.*

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Mi 17. Jan 2024, 21:31
von Laree
Laree versuchte immer noch zu Atem zu kommen und ihren rasch schlagenden Puls zu beruhigen, während die Offiziere um sie herumstanden und auf sie runterglotzten und diskutierten. Soweit nichts neues. Wieder bot Bovert ihr an aufzugeben, doch das kam nicht in Frage. wozu hatte sie sich sonst durch die zwei Stunden Dauerlauf mit voller Ausrüstung gequält? Für nichts und wieder nichts? Sie mußte es wenigstens versuchen.
Rashar erklärte ihr nebenher noch die Regeln, langsam erhob sich die Hexe wieder, zog ihr Kurzschwert und wog es prüfend in der Hand. Erinnerungen überkamen sie bei dem Anblick der Waffe und es waren größtenteils keine schönen. Nun war auch noch Gualterio zu ihr getreten, sandte ihr einen Speerfaden. Sie sollte Boverts Schwäche ausnutzen solange der glaubte, sie wäre ein schwaches Mädchen das keine Kraft mehr habe. Etwas zweifelnd blickte Laree ihn an, erschöpft und abgekämpft. Sie fühlte sich aber gerade sehr wie ein schwaches, kraftloses Mädchen. Das mußte sie nichtmal spielen. Für ihn klang das alles so einfach. Ihre einzigen Erfahrungen hatte sie entweder gemacht wenn sie sich hatte wehren müssen, wenn ihr Bruder ihr Selbstverteidigung beigebracht hatte oder bei den wenigen Tagen hier als Rekrutin. Feldwebel Lorcann hatte ihr Gewichte um die Handgelenke gebunden und sie hatte das Schwert kaum anheben können...
Aber es hatte noch ein anderes Training gegeben. Mit Ayden...

Zweifelnd blickte Laree auf das wenige, rote Leder mit ausgefransten Rändern, was aus nicht mehr als einem Lendenschurz und einem knappen Büstenhalter bestand. Sie wollte das nicht anziehen und sich erst recht nicht damit vor Aydens Geschäftskollegen präsentieren. Die würden sie alle gierig anschauen und sie hatte Angst... unsicher schaute Laree zu dem blonden Prinzen auf. "Muss ich wirklich?", fragte sie leise.
Ayden lächelte ihr charmant zu, streichelte ihr über die Wange. "Du willst doch, dass das Treffen der Loge ein Erfolg wird oder?", fragte er seidenweich, drückte ihr die Kleidung fester gegen die Brust. "Dann zieh das an und ich zeige dir was du machen musst." Er rief einen Gladius herbei, hielt ihn der Hexe entgegen. "Du wirst die andere fertig machen, nicht wahr, meine kleine Puppe?"
"Die andere?" Vorsichtig nahm Laree die Waffe entgegen. "Die... die ist ja echt", erkannte sie überrascht über das Gewicht. Nicht so wie bei einigen Rollenspielen.
"Natürlich, es soll ja auch echtes Blut fließen." Ayden lachte. "Nun, komm, zieh dich um und ich zeige dir wie es geht. Und vergiss nie, du hast so zu kämpfen, dass es gut aussieht. Du kämpfst in erster Linie für das Publikum. Ein heißer, wilder Kampf mit einer anderen hübschen Gladiatorin. Verstanden?"
Laree blickte zu Boden, kämpfte noch mit sich. Hart packte Ayden sie am Kinn, zwang sie ihn anzusehen. Seine grünen Augen durchbohrten sie fordernd. "Ob du verstanden hast?!"


Laree zog auch noch ihre Uniformsjacke aus so dass sie nur noch die schwarze Bluse trug. Die Hexe hob ihr Schild hoch, wog es prüfend in der Hand, in der anderen hielt sie das Kurzschwert.
"Kein Einsatz der Kunst", ermahnte Bovert, "Das würde dir auch nicht helfen. Hast du alles verstanden?" Er blickte sie prüfend an. Laree lächelte bloß.
"Ja, ich habe verstanden..." Aber das hier war kein Schaukampf und auch keine andere, leichtbekleidete Gladiatorin, sie waren nicht gleich gestellt. Doch das was Ayden ihr für diese Kämpfe beigebracht hatte, war alles was sie wußte. Verführerisch kämpfen... so ein Schwachsinn.
Die Hexe unterdrückte ein Seufzen, schaute nochmal zu Gualterio. Mußte er unbedingt zuschauen? Er war nicht besser als die anderen Männer, die ihr immer zugeschaut hatten. So trat sie in den gesteckten Ring, Bovert kam gemächlichen und überheblichen Schrittes hinterher, zog sein Langschwert. Rashar hatte eine Sanduhr auf einen Holzstumpf gestellt, drehte die Uhr nun um. "Bereit!"
Andere waren ebenfalls neugierig herangetreten, feuerten sie an. Laree fühlte sich tatsächlich zurück in die schummrigen Hallen versetzt, wo sie in irgendeinem Sand-, Schlamm- oder Wasserbecken gekämpft hatte, während die Herren sich amüsierten und Wetten abschlossen. Sie hatte wütend und verbissen gekämpft, wütend nicht auf ihre Gegnerin sondern Ayden und zu was er sie zwang. Wütend auf all die Männer denen sie sich anbieten mußte.
So hob sie das Schwert, hielt es richtig in der Hand und deckte sich gleichzeitig mit dem Schild in der Linken. Spielerisch umkreiste Bovert sie, griff sie ab und zu an, wohl um zu sehen wie Laree sich verteidigte. Jedesmal riss sie ihr Schild hoch oder wehrte es mit der Breitseite des Schwertes ab. "Sei nicht so schüchtern. Na komm." Der Feldwebel winkte sie näher zu sich.
Laree starrte ihn wütend an, ging zum Angriff über und machte einige Schwertstreiche gegen ihn. Auf die Art, die sie kannte und das involvierte auch richtig zu atmen und dabei zu stöhnen, Körperkontakt aufzubauen soweit es ging. Nur die Klingen drückten gegeneinander, Laree legte alle Kraft hinein, die sie hatte. Bovert war etwas überrascht darüber was Laree gleich ausnutzte ihm die Schildseite hart gegen die Brust zu stoßen.
"Ich glaub, ich bin zu viel für dich", schnaufte sie, schlug gleich nach ihm. Natürlich ließ sich der Dhemlaner das nicht länger bieten, deckte sie mit tüchtigen Angriffen ein. Ihr Arm zitterte unter der Wucht der Schläge und er mehr als einmal taumelte sie zurück. Sie mußte es ja nur bis zum Ende der Sanduhr schaffen. Laree kämpfte weiterhin so wie Ayden es ihr gezeigt hatte. So fiel sie auch in den Schlamm, war auf allen vieren. Dass Bovert sie dann nicht attackierte war wohl nur weil er zu beschäftigt war auf ihren Hintern zu glotzen. Laree blickte mit großen Augen zu ihm hoch, rappelte sich wieder auf. Wie auf wackligen dünnen Beinen stand sie da, bei der Bluse hatte sich vorne ein Knopf gelöst, schaute zu dem Feldwebel wie ein scheues Reh. Verführerisch pustete sie die Haarsträhnen aus ihrem Gesicht. Das Schild hatte Bovert ihr irgendwann aus der Hand geschlagen. Trotzdem attackierte Laree ihn wieder, versuchte eine Lücke in seiner Blöße zu erwischen. Geschmeidig wich sie seinen Gegenangriffen aus, kämpfte so dass es gut aussah und dramatisch war. Dazu gehörte auch geschafft und angeblich getroffen zu Boden zu gehen oder sich so zu drehen, dass die Schwerspitze ihre Bluse aufschlitzte.
Keuchend kniete sie vor Bovert, der dieses Mal nicht zögerte, sondern die Waffe hob. Seine goldenen Augen glitzerten triumphierend, vermutlich dachte er gerade, dass das genau der Platz war wohin sie gehörte. Laree nagte an ihrer Unterlippe, schaute gespielt geängstigt. Das Schwert sauste auf sie nieder, im letzten Moment riss sie ihre eigene Waffe hoch. Bruchstücke bevor es ihr zu nahe kam, alles der Dramatik wegen und um eine gute Schau zu bieten. Sie wußte nicht wen, machte bloß das was sie gelernt hatte. Dort hatte es noch Phantomberührungen der gierigen Männer gegeben, etwas was sie zusätzlich aggressiv und rasend gemacht hatte.
Klirrend trafen die Klingen aufeinander, gleichzeitig ließ sich Laree zurücksinken, trat mit den Beinen heftig nach Boverts Knien. Der Soldat ging zu Boden, fiel in den Schlamm. Rasch schob die Hexe sich über ihn, saß rittlings auf ihm und hieb ihm mit der freien Hand ins Gesicht. Jedenfalls hatte sie das vor, doch der Feldwebel hob noch seinen Unterarm. Unbewußt rieb Laree sich an dem Körper unter ihm, rangelte mit Bovert um ihm sein Schwert zu entwinden. Schließlich stieß er sie doch von sich, aufkeuchend landete Laree im Dreck, tastete sofort nach ihrem eigenen Schwert.
Verflucht, Ayden, warum hatte er ihr nicht beigebracht effektiv zu kämpfen? Was half es ihr im Krieg ob ihre Bluse halb offen war und Blutfäden über die nasse Haut liefen? Und gleichzeitig sehnte sie sich so nach seinen Berührungen mit denen er sie immer angestachelt hatte. Laree hob den Kopf mit dem wilden Lockenschopf, blickte zu Gualterio, der gleich einem Schatten hinter der Sanduhr stand. Ihr Herz pochte laut.

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Mi 17. Jan 2024, 21:35
von Malateste
Der Hexe wurde keine lange Verschnaufpause gegönnt. Rashar erklärte noch einmal die Regeln und Laree zog die Uniformjacke aus. Während Bovert sie noch einmal darauf hinwies, dass der Einsatz von Kunst verboten sei, wog Laree prüfend das Kurzschwert und den kleinen Rundschild in der Hand. Die Hexe schaffte es tatsächlich zu lächeln, bestätigte die Frage und blickte kurz zu Malateste der mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck am Rand des abgesteckten Kampfplatzes stand zu dem immer mehr Beobachter strömten. Bovert trat siegessicher in den Ring und zog sein Schwert zu Anderthalbhand aus der Scheide. Malateste versteifte sich. Das konnte doch nicht sein Ernst sein? Mit dem Langschwert hatte er einen erheblichen Vorteil. Er könnte sie töten ohne sich überhaupt in ihre Reichweite zu begeben. Der Kriegerprinz wollte protestieren, aber Karssail hatte die Sanduhr schon umgedreht und den Kampf beginnen lassen. Er warf dem Eyrier einen zornigen Blick zu, dafür, dass er diese Ungerechtigkeit zugelassen hatte bevor er sich auf den Kampf konzentrierte.
Wie zu erwarten begann Bovert Larees Verteidigung auszutesten. Er umkreiste die Hexe und führte einige spielerische Angriffe aus. Die Hexe hielt sich soweit gut, sie blockte immer mit Schild und Schwert und gab sich keine Blösse. Es war offensichtlich das der Feldwebel den Kampf genoss und bald darauf versuchte sein vermeintlich leichtes Opfer mit Spötteleien aus der Reserve zu locken. Für Bovert und beinahe alle Zuschauer kam Larees Angriff überraschend und unter dem Stoss ihres Schildes gegen seine Brust taumelte der Feldwebel zurück. Die goldäugige Wildkatze konnte nicht auf dem Mund sitzen bleiben und spottete zurück sie sei zuviel für den Feldwebel. Einige der Zuschauer johlten und Bovert griff wütend an. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Das Ziel des Kampfes war gewesen Laree zu demütigen, nicht selber Ziel des Spottes zu werden. Seine Schläge wurden jetzt härter und Malateste konnte erkennen mit welcher Anstrengung Laree sie abwehrte. Der Kriegerprinz hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst, seine Kiefernmuskel traten hart hervor. Er musste sich sozusagen selbst festhalten um nicht einzugreifen. Er durfte nichts unternehmen. Laree musste diese Prüfung bestehen. Keinen Augenblick liess er die Kämpfenden aus den Augen, beobachtete genau ihre Bewegungen und analysierte automatisch ihren Stil. Bovert war sich seiner Sache sicher gewesen und nun lief es nicht ganz so einfach wie er erwartet hatte und das machte ihn wütend. In seiner Wut kämpfte er unvorsichtig und gab sich zuviele Blössen. Und er liess sich von Laree ablenken. Gualterio konnte sich nicht erinnern jemals jemanden so kämpfen zu sehen. Die Waffen der Hexe war nicht nur Schwert und Schild, sondern auch ihre Bewegungen, ihre Mimik, ja sogar das Aufstöhnen während sie blockte oder zuschlug. Es schien beinahe als kämpfe sie für das Publikum. Sie hielt sich tapfer, reagierte schnell, aber sie schlug nicht auf den Gegner, sondern auf dessen Schwert beinahe wie in einem …Schaukampf!

Malatestes Augen weiteten sich kurz als er realisierte das Laree gelernt hatte so zu kämpfen, aber wozu? Und Bovert passte sich ihr an, liess sich darauf ein. Der Feldwebel genoss das Spektakel, den Blick ihrer goldäugigen Rehaugen, oder sie vor ihm im Schlamm kroch und sie neben dem Schild auch Blusenknöpfe zu verlieren begann. Man konnte es nicht anders sagen, Laree kämpfte aufreizend. Doch ihre Kräfte würden trotz allem nachlassen. Nun kniete sie wie ein Opferlamm vor dem Feldwebel mit wogendem Busen unter der halboffenen Bluse. Bovert hob sein Schwert und der Triumpf in seinen Augen war nicht zu übersehen. Malateste hielt den Atem an, seine Hände in den Lederhandschuhen krallten sich in die verkrampften Muskeln seiner Oberarme. Der Schlag kam und im letzten Moment riss Laree ihr Schwert hoch, blockte und trat dem Feldwebel ins Knie. Bovert ging zu Boden und der Kampf wurde zu einem wilden Gerangel im Dreck. Irgendwann sass Laree obenauf und schlug zu, doch Bovert wehrte ab und stiess sie von sich. Die Hexe landete bäuchlings im Schlamm und tastete nach ihrem Schwert. Sie hob den Kopf, ihre goldenen Augen leuchteten regelrecht in dem Schlammverspritzten Gesicht unter der wilden Mähne und sie blickte genau zu Malateste. Der Kriegerprinz stand wie versteinert hinter dem Baumstumpf auf dem die Sanduhr stand, durch deren Enge die Körner quälend langsam rieselten. Sie konnte nicht mehr, das erkannte der Hayllier mit Gewissheit.
*Los, hoch mit dir!* Der graue Speerfaden kam mit harter Unerbittlichkeit. *Wenn du jetzt aufgibst werden alle ein Leben lang auf dir herumtrampeln. Willst du das?* Die Hexe rappelte sich auf, kniete wieder im Schlamm.
*Du nimmst jetzt das verdammte Schwert neben dir.* Das Kurzschwert lag nur einige Zentimeter neben ihrer rechten Hand. Ein Phantomhand von Malateste schloss sich um Larees Handgelenk und zog es Richtung Schwert bis ihre Finger über den Griff strichen und sich darum schlossen. Hinter der Hexe erhob sich taumelnd und mit hasserfülltem Blick der inzwischen genauso dreckverkrustete Bovert.
*Wenn ich es dir sage drehst du dich um und stichst zu. Keine Schläge mehr, ein Stich!* Zwei Phantomhände legten sich auf Larees Wange.
*Klar?* Bovert hob sein Schwert und griff die Hexe mit einem Aufschrei von hinten an.
*JETZT!* Malatestes mentaler Befehl peitschte in Larees Verstand mit grauer Gewalt. Die Hexe wirbelte herum und stach zu, ihr Kurzschwert bohrte sich in den linken Oberschenkel des Feldwebels der entsetzt und schmerzerfüllt aufschrie. Das Blut begann sofort wie ein dunkelroter Springbrunnen aus einer verletzten Arterie zu sprudeln, während das Bein einknickte. Das Ganze passierte blitzschnell und die Bewegung des Schwerthiebes war noch immer im Gange. Eine Phantomhand von Malateste drückte gegen Larees Schulter und die Hexe rollte sich instinktiv zur Seite. Das Schwert des Feldwebels bohrte sich in den Dreck und er kippte um.
*Schlag mit dem Schwertknauf zu, beende es!*

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Mi 17. Jan 2024, 21:38
von Laree
Seine Miene schien hart und unerbittlich, die breiten Arme vor der Brust verschränkt gab er nichts Preis. Laree wußte auch nicht warum sie zu ihm gesehen hatte. Vielleicht um aus seinem Anblick Kraft zu schöpfen oder so etwas wie Hilfe. Ganz so wie sie in solchen Momenten zu Ayden geschaut hatte, wenn er herrisch inmitten seiner angeblichen Freunde wie ein Pascha saß. Im Dunstkreis der Zigarren sah sie sein selbstzufriedenes Lächeln, dieser Ausdruck ewiger Überheblichkeit und kühler Arroganz.
Aber aus Gualterios vernarbtem Gesicht war nichts davon zu lesen. Dafür sandte er ihr plötzlich Speerfaden, die sie aufrüttelten. Klare, knappe Befehle denen sie instinktiv folgte und sie zusätzlich anstachelten. In ihrem Geiste fühlte sie sich immer mehr zurück nach Draega versetzt. Mit wildem Funkeln in den Augen kam sie wieder auf die Knie. Nein, ganz sicher wollte sie nicht aufgeben! Ihr Herz hämmerte wie verrückt in ihrem Brustkasten, schwarze Schlieren vor lauter Anstrengung und Erschöpfung zogen an inrem Gesichtsfeld vorbei. Das Schwert... wo war das verdammte Schwert... alles war voller Schlamm. Da zog irgendetwas ihren Arm in eine Richtung, Laree wäre fast wieder gestolpert. Dafür spürte sie den Schwertgriff, fasste ihre Finger rasch fest darum.
Gualterio sandte ihr energisch und im klaren Befehlston weiter, dass sie sich umdrehen und zustechen sollte sobald er es ihr sagte. Auf ihre Wangen legten sich zwei kühle Phantomhünde. Der Griff erinnerte sie stark an Ayden. Wütend funkelte Laree zu dem Kriegerprinzen. Sie konnte das alleine schaffen, wer war er, dass er-
*Jetzt!*
Der Speerfaden zog wie ein heftiger Blitz durch ihren Körper, ließ sie herumfahren. Sie sah kaum hin, stach mit einem Aufschrei nach dem Feldwebel, der sie von hinten hatte angreifen wollen. Der Gladius zuckte nach vorne, schoss in den Oberschenkel ihres Gegners, der vor Schmerz aufbrüllte und stürzte. Sein Breitschwert sauste herab, Larees Herz schien kurz auszusetzen. Aber der Schreckmoment dauerte nicht lange, es ging alles so schnell. Adrenalin raste durch ihren Körper. Eine Hand drückte gegen ihre Seite, automatisch folgte die Hexe dem Druck, rollte sich ab. Um Haaresbreite verfehlte die Klinge sie, Schlamm und Blut spritzte auf. Dumpf hörte sie das Gejohle der umstehenden Soldaten, ihre verzerrten Gesichter und Fratzen. Malatestes Speerfaden donnerte durch ihren Geist, vermischte sich mit den Erinnerungen an ganz andere Befehle. Bovert lag am Boden, die Erde färbte sich rot, Schlieren sickerten durch die Furchen im Schlamm.
Keuchend kam Laree wieder auf die Füße, hielt das blutige Kurzschwert fest umklammert. Für einen Moment wollte sie weiter gehorchen, hatte die Waffe schon erhoben. Das Feuer, die Wut in ihr wollten es sogar, wollten den Knauf solange in Boverts Schädel schlagen bis er sich nicht mehr rührte. Doch dann ließ sie den Arm weder sinken, blickte zur Sanduhr. Es war fast zuende. Trotzig schob sie ihre Unterlippe vor, blieb bloß stehen und bot kein großartiges Finale mehr, gab den hungrigen Männern nicht das nach dem sie verlangten...

"Wie kannst du es wagen mich so zu blamieren?!" Er schlug sie hart ins Gesicht, Laree taumelte getroffen zurück, ihre Lippe war aufgeplatzt.
"Ayden, ich...", setzte sie an, doch weiter kam sie nicht. Der Prinz setzte ihr gleich nach, verpasste ihr einen solch wuchtigen Hieb, dass sie zu Boden ging. Schmerz flammte in ihrem Kiefer auf, ihre Auge schwoll zu.
"Du hast zu gehorchen! Ich dachte, ich hätte das deutlich gemacht." Grob riss er sie wieder hoch, Laree wimmerte auf, blickte angsterfüllt in die vor Wut brennenden Smaragde seiner Augen. "Dann muss ich wohl noch deutlicher werden. Du willst es ja so", brachte er dunkel hervor, schlug sie abermals. Schluchzend versuchte Laree sich zu schützen, beteuerte immer wieder wie leid es ihr täte, während Ayden sie wie von Sinnen durch sämtliche Zimmer prügelte bis sie das Bewußtsein verlor und erst wieder auf der Krankenstation aufwachte.


Die letzten Sandkörner rieselten in die untere Hälfte der Uhr. Bovert hatte es gerade geschafft humpelnd aufzustehen. Hassverzerrt durchbohrten sie seine Blicke. Laree hatte ihn schon genug gedemütigt, auch ohne ihn nochmals niederzuschlagen.
"Die Zeit ist um", erklärte Rashar, "Die Rekrutin hat bestanden." Die meisten jubelten ihr daraufhin zu, nur Bovert rief nach einer Heilerin, presste seine Hand fluchend auf die Wunde. Laree war jedoch auch nicht zum Jubeln zumute, sie fühlte keinen Triumph, mehr so als hätte sie sich wieder verkauft. Sie hatte wieder so gekämpft wie sie es verabscheut hatte. Aber etwas anderes kannte sie kaum. Später hatten die Schaukämpfe glücklicherweise aufgehört, die Männer hatten anderen Zeitvertreib gefunden... einen wo Laree heilfroh war nie mitgenommen zu werden, denn von dort war noch nie eine Frau zurückgekehrt.
"Das sollte ein Übungskampf werden, Rekrutin", fuhr Bovert sie erbost an, "Was fällt dir ein?"
"Ein Schutzschild hätte dir gut getan", rief einer lachend aus der Menge. Laree erwiderte nichts, nahm bloß dankbar die Wasserflasche entgegen, die Zucker ihr reichte, und trank einige tiefe Schlucke. Dunkelheit, jetzt wo das Adrenalin langsam von ihr abfiel, war ihr so furchtbar schlecht. Ihre Beine zitterten.
Regensang kam und bot Bovert ihre Hilfe an, doch er schubste sie unwirsch beiseite. "Ich will eine richtige Heilerin, nicht so eine zerlumpte Zigeunerin", schnauzte er. Die Sechste war synchron etwas zusammengerückt, einge Hände gingen zu diversen Waffen.
"Benötigt ihr eine Trage, Feldwebel?", fragte Rashar und schaffte es sogar seinen Tonfall ernst klingen zu lassen. Bovert schnaubte, humpelte in Richtung Fort, begleitet von Korporal Pathory und einigen anderen. "Was ist mit den restlichen Prüfungen?", rief der Kommandeur hinterher.
"Oh, ihr scheint euch dort doch so gut auszukennen, nehmt sie selbst ab!", rief Bovert ungehalten zurück, ging weiter. Er hatte eindeutig genug. Laree hörte der Diskussion nur mit halbem Ohr zu, ihr drehte sich alles und sie merkte erst nach einem Moment, dass Zucker sie stützte. Besorgt blickte er sie an.
"Gehts?", fragte er, "Du hast gut gekämpft."
"Nein, hab ich nicht", entgegnete Laree fast schroff, bespritzte sich das Gesicht mit etwas Wasser aus der Feldflasche.
*Du wirst nicht immer wie eine Gladiatorin kämpfen*, sandte Zucker ihr, *Und bei Bovert war es vielleicht genau das richtige.*
Die Hexe nickte abwesend, setzte sich auf einen Baumstamm und stützte das Gesicht keuchend in die Hände, reagierte nur verhalten auf die aufmunternden Worte oder Schulterklopfer.
"Los, zurück zu euren Übungen!", rief Rashar und klatschte in die Hände, damit die Soldaten sich wieder zerstreuten. "Phönix, ich geb dir eine Pause. Jetzt kommt nur noch Fernkampf und der Trainingsparcour dran."

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Mi 17. Jan 2024, 21:40
von Malateste
Es war gut ausgegangen – glücklicherweise. Hätte Laree sich geweigert Malatestes Anweisungen auszuführen oder nicht sofort reagiert, hätte Bovert gewonnen und es wäre zumindest schmerzhaft für die Hexe geworden. Malateste hätte dem Feldwebel sogar einen „Unfall“ zugetraut. Am Ende hatte Laree Bovert nicht bewusstlos geschlagen, entgegen seiner Anweisung. In ihren Augen war der Wunsch es zu tun deutlich zwar zu lesen gewesen, doch sie hatte sich geweigert. Es war närrisch gewesen, aber noch einmal gut ausgegangen. Bovert hätte in Wut auf seine Juwelenkraft zurückgreifen oder hinterrücks ein Messer zücken können, alles wäre möglich gewesen, deswegen hätte Laree ihn ins Land der Träume schicken sollen: sorge immer dafür das der Gegner wirklich besiegt ist. Zu ihrem Glück war die Sanduhr durchgelaufen und Rashar hatte den Kampf für beendet erklärt.
Der Kriegerprinz entspannte sich, beobachtete das weitere Geschehen aber noch immer mit Aufmerksamkeit. Die Hexe zitterte, der Adrenalinschub liess nach, Gualterio hatte dies schon unzählige Male in seinem Leben gesehen. Ernald fauchte Laree an das dies nur ein Übungskampf hätte sein sollen, doch sie ging nicht darauf ein. Zucker war schon bei ihr und hatte ihr eine Wasserflasche gereicht. Der Feldwebel stiess Regensang von sich die zu ihm geeilt war, und beleidigte sie. Sofort legten sich unzählige Hände auf diverse Waffengriffe. Malateste lächelte leicht. Mit einem bisschen Glück konnte sich einer der Sechsten nicht zurückhalten und gab Bovert den Rest. Noch besser wäre aber, wenn der Feldwebel verblutete bevor er in der Krankenstation ankam. Dann wäre der Idiot nämlich an seiner eigenen Dummheit gestorben. Leider konnte Karssail die Situation entschärfen und Bovert humpelte gestüzt von Pathory und in Begleitung einiger anderer von dannen, zum zweiten Mal von der Hexe gedemütigt, und diesmal vor einem ganzen Haufen Zeugen. Keiner war auf die Idee gekommen das verwundete Bein abzubinden, vielleicht verblutete er ja tatsächlich?
Kommandeur Karssail rief Bovert noch fragend hinterher was denn nun mit der Prüfung sei. Der Feldwebel hatte unübersehbar keine Lust mehr auf weitere Spielereien und überliess Rashar den Rest der Prüfungen. Gualterio blickte zu Laree die von Zucker gestüzt wurde und sich auf einen Baumstamm setzte. Eigentlich hätte er an der Stelle Zuckers sein sollen. Der Stachel der Eifersucht stach kurz zu, doch es war besser so. Die Hexe war wütend auf ihn und wollte als allerletztes jetzt mit ihm reden, schliesslich hatte sie nicht um seine Hilfe gebeten. Gualterio konnte sich schon vorstellen was sie ihm bei Gelegenheit an den Kopf werfen würde. Die restlichen Prüfungen würde Karssail abnehmen, Laree konnte also nicht mehr durchfallen, sie brauchte ihn nicht länger.
„Ihr habt den Kommandeur gehört“, rief Malateste deshalb seinen Gefreiten zu, „weiter geht’s.“ Sie gingen zurück zum Übungsgelände und natürlich gab es als Thema nur den Kampf von vorhin. Es war eine kleine Sensation, dass die Hexe den Kampf nicht nur überstanden, sondern sogar gewonnen hatte. Boverts Reputation hatte eben einen gewaltigen Kratzer bekommen, bis heute Abend würde es das ganzen Fort wissen.
„Korporal“, fragte Gwyn. „Was war das für ein Kampfstil den Venka da angewandt hat? Es war irgendwie …seltsam.“ Messantias warnender Seitenblick hatte den Rotschopf rechtzeitig davon abgehalten andere Adjektive wie „geil“ oder „erregend“ zu verwenden. Der Kriegerprinz wandte den Kopf zu Cadlew und es fröstelte den Gefreiten.
„Das brauchst du nicht zu wissen. Lerne lieber was ich dir hier zeige. Und lerne schnell.“

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Mi 17. Jan 2024, 21:41
von Laree
Laree hob nichtmal den Kopf als sie Gualterios Stimme hörte wie er seine Leute aufforderte weiter zu trainieren. Erschöpft strich sie sich durch die Haare, während die meisten Soldaten sich - noch über den Kampf redend - davon trollten, um ihren Übungen nachzugehen. Die Hexe blieb sitzen wo sie war, trank noch mehr Wasser. Alle hatten gesehen wie sie gekämpft hatte... sie hatte sich wieder verkauft. So kam es ihr zumindest vor. Und noch schlimmer... Gualterio hatte es gesehen. Warum hatte er ihr zusehen müssen? Warum hatte er ihr Befehle gegeben? Er half ihr nicht, er machte nur alles noch schlimmer, sah er das denn nicht?
Zucker rief seinen Proviant her, teilte ihn mit Laree und setzte sich neben sie.
"Mach dir nichts draus", sagte er. Die Hexe schnaubte.
"Du hast leicht reden, du bist in zwei Tagen fein raus. Aber ich bin diejenige, die ihn noch wütender gemacht hat", erwiderte sie, aß von dem Brot. Zucker strich sich über das Narbengewebe auf seiner Wange.
"Bovert hat es so herausgefordert. Du mußt nur die Stellung halten bis wir wieder zurück sind", versuchte er sie zu beruhigen, doch es klappte nicht sonderlich gut. Laree fühlte nur wie sie noch wütender wurde.
"Die Stellung halten, hm? Und was ist wenn ihr gar nicht mehr wieder kommt?", fuhr sie ihn einigermaßen zornig an. "Wie lange soll ich hier warten? Auf dich, auf... auf ihn." Sie machte eine ungehaltene Geste in die Luft. Zucker ergriff ihre Hand, selbst wenn er dafür wieder angefaucht wurde.
"Wir kommen wieder. Ganz bestimmt. Rashar hat einen Plan, der gar nicht schief gehen kann. Willst du ihn hören?", fragte der Hayllier lächelnd. Laree zuckte mit den Schultern und so berichtete Zucker ihr leise flüsternd von dem Plan. Es klang nach einem guten Plan, doch sie hatte ja auch nicht viel Ahnung davon. Solange sie nur alle heil wieder kamen... ganz egal ob Laree gerade sauer auf Gualterio war. Er hatte nicht über sie zu bestimmen. Warum legte er immer das Tempo vor? Er war nicht Ayden! Er durfte nicht Ayden sein.

"Wieder gut?", fragte Zucker nach einen Moment, nahm ihr die Wasserflasche beiseite und trank ebenfalls. "Hast du ihn mal gefragt, ob ich ihm aufgefallen bin?", fügte er mit einem Grinsen hinzu, während sie der Sechsten und Gualterios Trupp bei den Übungen in einiger Entfernung zusahen. Vielleicht hätte Laree sonst auf den Scherz reagiert, doch grad war sie nicht in Stimmung dazu.
"Wir haben uns gestritten", murmelte sie.
"Wär mir gar nicht aufgefallen", gab Zucker trocken zurück, erhob sich. "Aber in einem hat Bovert Recht. Hier ist es leicht zu sterben. Die Zeit ist zu kurz um zu streiten, Phönix. Hier spielt es keine Rolle ob du noch 4.500 Jahre leben könntest oder nicht. Hier kann dich ein einzelner Schwertstreich, ein gut gezielter Pfeil schnell dieser vielen Jahre berauben."
Nachdenklich verfolgte Laree die Bewegungen Gualterios wie er einem der Gefreiten eine Schwertbewegung zeigte. Erst da begriff sie so richtig, dass sie tatsächlich im Krieg waren. Sie würden vielleicht nie mehr zurückkommen. Und wofür das alles?
"Bereit für die nächsten Prüfungen?", riss Rashar sie aus den Gedanken. Laree hob den Kopf, blickte zu dem Prinzen hoch.
"Mir bleibt ja nichts andres übrig", bemerkte sie.

Der Rest der Prüfung war zwar anstrengend wie die vielen Liegestützen und dergleichen, doch Laree schaffte es. Die Prüfung im Fernkampf legte sie mit Bravur ab, zwar war sie nicht sonderlich gut mit dem Bogen, doch das konnte sie locker mit der Armbrust ausgleichen, die ihr gehorchte ohne dass Laree wußte wieso. Am Ende des Tages war sie total erledigt und fühlte sich immer noch schlecht. Rashar klopfte ihr auf die Schulter.
"Herzlichen Glückwunsch, Venka, du hast es geschafft. Du bist nun Gefreite. Hauptmann Orekh wird dir deine Schulterklappen aushändigen", erklärte er.
"Und alles nur damit ich Akten sortieren kann...", die Hexe schüttelte leicht den Kopf und Rashar lachte.
"Es gibt mehr Bürokraten in der Armee als du denkst." Er zwinkerte ihr zu. "Er wird dir dann hoffentlich auch sagen können wo dein Feldbett ist."
Laree bedankte sich leise, sie sehnte sich gerade sehr nach einem Bett. Hauptsache sie war allein dort drin. Zunächst ging sie aber Richtung Fort, sie wollte sich umziehen und waschen bevor sie Orekh unter die Augen trat. Brand holte sie auf halbem Weg ein.
"He, Gratulation, Gefreite. Also was ist, gehen wir im Schwarzen Kessel was trinken?", fragte sie.

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Mi 17. Jan 2024, 21:48
von Malateste
Der Rest des Tages verlief ereignislos. Militärleben besteht zu einem Grossteil aus Wiederholungen derselben Tätigkeiten, bis diese in Fleisch und Blut übergehen und man sie blind und ohne nachzudenken ausführen kann. Ab und an wanderte der Blick des Kriegerprinzen zu Laree welche die restlichen Prüfungen absolvierte. Es überraschte ihn auch nicht, als ihm am Ende des Tages ein Gefreiter zusteckte, dass sie bestanden hatte. Etwas anderes hatte er auch nicht erwartet. Zumindest war sie jetzt dank Karssail in der Obhut des Hauptmanns. Hoffentlich erwies sich diese Obhut nicht als trügerisch. Leider gab es nicht viele andere Optionen um sie zu schützen und seine Tarnung trotzdem aufrechtzuerhalten. Gualterio war frustriert. Die Tage zogen dahin, doch seinem Auftrag kam er, wenn überhaupt, nur langsam näher. Und wenn die Interne eintraf würde alles noch gefährlicher und schwerer werden. Und in zwei Tagen musste er ausrücken und war für unbekannte Dauer komplett weg vom Geschehen. Er hatte so viele Fadenenden aufgegriffen, doch es gelang ihm nicht, einem bis zum Ende zu folgen, irgendwie schien sich alles zu einem grossen, unentwirrbaren Knäuel zu verstricken.
Der Kriegerprinz in der Korporalsuniform des Feindes rief seine Soldaten zusammen und liess sie zum Abmarsch antreten. Für heute waren die Übungen zu Ende, er hatte sie ordentlich geschlaucht und das würde er weiterhin tun bis zum Einsatz. Sie mussten aufeinander eingespielt sein und seine Befehle verstehen und umgehend befolgen können. Auch die Rekruten der Zweiten und die Sechste machte sich zum Abmarsch bereit. Gegenüber den Rekruten der Zweiten wirkte sein Trupp schon wie ein Haufen zäher Veteranen. Doch waren sie noch immer völlig unterschiedlich zu den Angehörigen der Sechsten. Malateste hielt die Regeln aufrecht, die Gefreiten sollten zusammenbleiben, beim Abmarsch einen Block bilden. Sie sollten wie eine militärische Einheit denken und handeln, so würden sie beim Einsatz am effektivsten sein. Die Soldaten der Sechsten gingen Richtung Fort wie in einem Nachmittagsspaziergang, jeder wo und wie er wollte mit kaum erkennbarer Uniformierung. Sie funktionierten anders, sie waren eine Zweckgemeinschaft die lediglich zum Überleben zusammenhielt. Wenn sie nicht eingebettet wären in Sions Miltärapparat, der jeden Deserteur sofort hinrichtete, würden sie sich vermutlich mit Vergnügen gegenseitig die Kehlen durchschneiden. Er wusste, dass er und seine Gefreiten nicht zu der Sechsten dazugehörten, ein Grund mehr für seine Soldaten während des Einsatzes zusammenzubleiben. Er hatte durchaus bemerkt, was für Blicke den Frauen in seiner Einheit zugeworfen wurden. Einige warteten nur auf die Gelegenheit sich an Messantia oder Isobel zu vergehen. Solche Übergriffe würde er nicht dulden. Karssail mochte ein möglicher Verbündeter sein, vielleicht auch Tiger und zwei, drei andere. Doch der Rest bestand aus Verbrechern die sich keinen Deut um Ideale oder der Treue zu einer Königin scherten.

Gualterio ging an der Spitze seiner Gefreiten und konnte weiter vorne sehen wie die Kämpferin Brand zu Laree lief die alleine ging und sich erneut mit ihr unterhielt. Was Brand wohl wollte? Bald darauf zogen die Soldaten durchs Tor ins Fort. Bei den Zelten angekommen entliess er die Gefreiten um sie trockene Kleider anziehen zu lassen, bevor sie Essen fassen würden. Malateste wartete einen günstigen Augenblick ab bevor er Brion alleine erwischte. Nardek hatte diesen Penda-Bruder einmal als Schmuggler bezeichnet und jemanden der alles besorgen konnte. Der Kriegerprinz war sich sicher, dass Brion einige krumme Dinger laufen hatte, doch das konnte ihm durchaus nützlich sein, weswegen er es zuliess. Er dachte an die Perle die Gwyn im Kartenraum gefunden hatte.
„Brion, auf ein Wort.“ Der Gefreite blickte ihn fragend an.
„Kennst du eine Schwarze Witwe in Loraka, die verschwiegen ist und was taugt?“ Penda beäugte ihn misstrauisch und Malateste lächelte.
„Ich kenne nur gerne meine Karten, und vor unsicheren Einsätzen pflege ich zu einer Schwarzen Witwe zu gehen, hat sich schon öfters als hilfreich erwiesen.“

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Mi 17. Jan 2024, 21:49
von NSC
Brion Penda - Obergefreiter, Krieger - Fara

Der Dhemlaner war froh aus den nassen, verschwitzten, dreckigen Sachen herausgekommen zu sein, hatte sich mit dem eisigen Wasser, das bei den gebretterten Zellen zur Verfügung stand, behelfsmäßig gewaschen und seine normale Kleidung angezogen. Jedenfalls kam er sich in der abgetragenen, geflickten, braunen Hose und dem Hemd sowie darüber geworfenen schwarzen Wams um einiges normaler vor. Er hatte nie vorgehabt der Armee beizutreten, aber naja... wie das Leben so spielte. In der Schmiede war es auch gefährlich gewesen. Manchmal vermisste Brion die Hitze der Esse. Hier war es bloß dauernd kalt und nass.
Er fummelte aus einer Tasche seine Zigaretten, suchte fluchend nach einem trockenen Zündelholz. Zitternd nahm er den ersten Zug, nachdem er den Glimmstengel endlich angezündet bekommen hatte. Sein Blick schweifte verdrossen zu Messantia, die gerade ihre Stiefel schnürte und mit Gwyn über irgendetwas sprach, silbern lachte und ihre aubraunen Locken durchschüttelte. Brion unterdrückte ein Seufzen, nahm noch einen Zug von der Zigarette. Er sollte sich beeilen, wenn er mit Cedric noch rechtzeitig in die Stadt wollte. Das Zeug was sie den Rebellen abgeluchst hatten, erwies sich als ertragreicher als gedacht. In der Zeit griffen die Leute zu allem um nicht an die Realität zu denken, die sich schmutzig grau vor ihnen präsentierte.
Aber mit dem Einsatz mußte Brion sich nach jemanden umschauen, der ihm entweder das ganze Päkchen abkaufte oder es für ihn verkaufte. Er hatte einige Kontakte hier aufgebaut, doch niemanden, den er ansatzweise über den Weg traute.

Der Korporal riss ihn aus seinen Gedanken und wollte von ihm wissen, ob er eine Schwarze Witwe in Loraka kenne, die etwas tauge. Was wollte er denn von so einer? Brion musterte ihn leicht mißtrauisch und Bonderus erklärte sich damit, dass er vor einem unsicheren Einsatz zu einer Schwarzen Witwe zu gehen pflegte, um seine Karten besser zu kennen.
"Die sagen einem meist auch nur das was man tief in sich drin schon selbst weiß", brummte Brion. Er hielt nicht viel davon, aber es war ja nicht sein Geld was da rausgeschleudert wurde. "Aber vielleicht können wir jedes Quentchen Glück gebrauchen was wir kriegen können." Was er gehört hatte, wurde der Einsatz alles andere als leicht. Brion würde sich an das halten was er konnte und seinen jüngeren Bruder beschützen. Cedric alberte gerade mit Lodier und Alvaro rum. Die meisten waren nicht zum Scherzen aufgelegt, viele ruhten sich bloß aus, lagen in den Zelten oder spielten Karten oder Würfel.
"Ja, da gibts eine.... aber ich will nicht verantwortlich sein wenn ihr mit eurer Lady Ärger kriegt." Inzwischen wußte auch Brion, dass der Kriegerprinz mit dieser Venka etwas am Laufen hatte. "Naja.... diese Schwarze Witwe, die arbeitet in so ner Straße wo... man gewisse Frauen findet. Ihr versteht? Aber ihr werdet nich spüren, dass sie eine ist und ihr solltet das auch für euch behalten... Dhemlan bezahlt gut für Schwarze Witwen..." Brion wußte nicht warum er es deswegen einem Korporal anvertraut hatte, vielleicht war es auch ein Test um zu sehen wie Bonderus reagierte. Ob er die Schwarze Witwe meldete und das Kopfgeld einstrich oder ob er schwieg. Er war auf jeden Fall kein Vorgesetzter wie Pathory, Bovert, Lorcann oder all die andren.
Der Obergefreite nahm einen weiteren Zug von der Zigarette, wollte gerade noch etwas genaueres zu der Schwarzen Witwe sagen, als er aus den Augenwinkeln den Soldaten mit dem halb verbrannten Gesicht herankommen sah. "Was solln all die trüben Mienen hier? Freut ihr euch nicht auf den Sieg?", fragte er, lächelte sein halb verzerrtes Lächeln. Brion zuckte nur mit den Schultern. "Ihr solltet eurem Korporal mehr vertrauen. Der aussieht als könnte er auch etwas mehr Spaß vertragen. Wollen wir in die Stadt was trinken gehen?", fragte er dann den Kriegerprinzen, spielte derweil mit einer der Ringe, die an einer Kette um seinen Hals hingen und zwischen dem halb offenen Hemd zu sehen waren.

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Mi 17. Jan 2024, 21:52
von Malateste
Mit einer richtigen Schwarzen Witwe schien Brion bisher noch keinen Kontakt gehabt zu haben. Er war gegenüber der Idee seines Korporals eher skeptisch eingestellt und meinte, eine Schwarze Witwe würde ihm sowieso nur erzählen was er zu hören hoffte. Das klang eher nach einer Jahrmarktswahrsagerin. Gualterio hätte ihn eines Besseren belehren können, doch unterliess er es.
„Noch mehr Ärger mit der Lady kann ich kaum bekommen“, lachte der Kriegerprinz und Penda begann mit der Sprache herauszurücken. Es gab eine Schwarze Witwe, doch diese hielt sich bedeckt und agierte wohl in Rotlichtviertel Lorakas. Er würde sie nicht spüren können, und er solle es für sich behalten. Gualterio nickte. Es gab Gerüchte, dass Zorya sich alle Schwarzen Witwen schnappte deren sie habhaft werden konnte. Die Alte beim Gasthaus war Sions Zauberin wohl eine Spur zu alt, weswegen sie in Ruhe gelassen wurde, doch die in Loraka schien jung und ansehnlich zu sein - wenn er Brions Andeutungen richtig auslegte. Der Obergefreite schien noch etwas sagen zu wollen, hielt aber inne als sich Zucker näherte. Ein Lächeln auf dem einst attraktive Gesicht verzerrte die vernarbte Hälfte. Malateste hob fragend eine Augenbraue als sich der Soldat der Sechsten näherte.
„Was solln all die trüben Mienen hier? Freut ihr euch nicht auf den Sieg?", fragte Zucker mit seiner saloppen Art. Brion zuckte lediglich mit den Schultern. "Ihr solltet eurem Korporal mehr vertrauen. Der aussieht als könnte er auch etwas mehr Spaß vertragen. Wollen wir in die Stadt was trinken gehen?"
Was wohl hinter diesem Angebot steckte? Er musste an Larees Scherz denken, dass Zucker mehr an ihm als an ihr interessiert war. Der Soldat spielte mit einem der Ringe die an einer Kette um seinen Hals hingen und die verdächtig nach Ringen des Gehorsams aussahen. Was wohl seine Geschichte war? Vielleicht war es nicht mal schlecht auf Zuckers Angebot einzugehen, er schien einen guten Draht zu Laree zu haben und wusste unter Umständen mehr, und, wer weiss, vielleicht ergab sich die Gelegenheit noch etwas über Tiger oder Karssail in Erfahrung zu bringen. Zudem kannten sich die Angehörigen der Sechsten in der Unterwelt Lorakas aus, Zucker könnte sich als Hilfe erweisen.
„Danke Penda, du kannst gehen.“ Der Obergefreite salutierte kurz und machte sich aus dem Staub. Malateste wandte sich an Zucker. „Warum nicht, ich könnte einen Schluck vertragen, aber erst muss ich einen Abstecher ins Hurenviertel machen, du hast bestimmt nichts dagegen, oder?“ Gualterio zog einen Mundwinkel zu einem angedeuteten Lächeln hoch und wies Zucker an kurz zu warten. Er ging zu Messantia und Gwyn und zog den rothaarigen Jügling zur Seite.
„Gwyn, willst du noch immer mehr über die Perle erfahren? Vielleicht habe ich eine Möglichkeit, aber du musst sie mir geben.“ Cadlew überlegte, rückte dann aber die Perle nach einem zögernden Moment raus. Er behandelte sie wie einen Schatz. War es die Vorstellung, dass die Perle eventuell Alienor gehört hatte? Wollte er ihr dienen? Eine interessante Vorstellung.
Malateste hatte seine Uniform auch gegen Zivilkleidung getauscht und warf sich jetzt einen schwarzen Wollumhang über seine abgewetzte braune Lederkleidung und das Ringpanzerhemd das er darüber trug, und setzte sich den mit einer roten Feder geschmückten breitkrempigen Filzhut zum Schutz gegen Regen und gegen das Erkanntwerden auf. Er zog noch die ledernen Stulpen seiner Stiefel bis zu den Knien hoch, ehe er zu Zucker ging. „Gehen wir“, brummte er nicht unfreundlich.

Wie er vermutet hatte, befand sich das Rotlichtviertel Lorakas in der Nähe des Hafens da Matrosen einen grossen Teil der Klientel ausmachten. Es war auch nicht nötig nach dem Weg zu fragen, Zucker kannte den Weg bestens. Der grosse Kriegerprinz blickte auf das geschäftige Treiben im Hurenviertel.
„Bevor du auf dumme Ideen kommst, ich bin nicht hier um mich zu vergnügen oder mich vom Streit mit Phönix abzulenken. Ich suche eine schwarze Witwe, die sich hier irgendwo aufhalten soll.“ Ein betrunkener Matrose torkelte an ihnen vorbei, im Arm eine genauso blaue Bordsteinschwalbe mit verlebten Gesicht. Die Damen und Herren des horizontalen Gewerbes boten sich direkt an, oder präsentierten sich in beleuchteten grossen Fenster, oder winkten von einem der oberen Stockwerke der dunklen Fachwerkholzhäuser. Gualterio liess vorsichtshalber erstmal seine Geldkatze im Juwelengepäck verschwinden.
„Wir werden sie nicht spüren, was heisst, dass sie nicht gefunden werden will.“ Er warf Zucker einen Seitenblick zu, von dieser Position sah man nichts von seinen Narben. „Irgendwelche Ideen die nicht darauf hinauslaufen jede Frau hier zu kaufen?“ Er grinste Zucker an und zwinkerte ihm mit seinem gesunden Auges zu.

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Mi 17. Jan 2024, 21:53
von Yadriël
Abwartend blickte er den Kriegerprinzen an, der so aussah, als ob er nachdachte, ob er es sich leisten konnte mit Zucker gesehen zu werden. Er hatte jedenfalls nicht vergessen wie Bonderus ihm gedroht hatte nichts bei Phönix zu versuchen. Doch Zucker nahm es ihm nicht übel, er hätte vielleicht auch so reagiert, wenn er wirklich eine Chance bei der Hexe gehabt hätte. Aber so hatte er nichts dagegen bloß ihr Freund zu sein und mit ihr rumzualbern. Zucker nahm das Leben nicht so schwer, es war eigentlich gar nicht so übel hier. Besonders wenn man eigentlich schon längst hätte tot sein sollen, so war jeder zusätzlicher Tag ein Bonus, und das merkte man auch seiner unbeschwerten Art an.
Schließlich stimmte der Korporal ihm zu und dass er einen Schluck vertragen könnte. "Besteht die Chance, dass ich dich betrunken machen kann?", fragte Zucker lachend, strich sich durchs schwarze Haar. Dann zog er aber fragend eine Augenbraue hoch. "Hurenviertel? Wußte nicht, dass dus so nötig hast." Er grinste mit seinen halb verbrannten Lippen. Wollte der Kriegerprinz seinen Frust loswerden? Zucker war sich immer noch nicht so sicher was zwischen dem und Venka lief. Vor allem weil sies nicht mal selbst zu wissen schien. Er hatte ihr versucht zu sagen, dass sie nicht so tun sollte, als hätte sie noch 4.000 Jahre Zeit sich Bonderus anzunähern. Nicht hier in Loraka. Wer konnte schon sagen, ob sie den Einsatz überlebten. Man sollte das Leben genießen solange man konnte.
Zucker betrachtete den Kriegerprinzen wie er mit einem seiner Gefreiten redete, diesem Rotschopf. Wirklich süß...

Geduldig wartete der Soldat bis Bonderus so weit war und sich noch die ledernen Stulpen seiner Stiefel hochzog sowie seinen breitkrempigen Filzhut aufsetzte. Zucker grinste ihn an. "Fesch, aber für Huren muss man sich eigentlich nicht so zurecht machen. Das ist der Vorteil bei ihnen. Die müssen sogar so halbe Monster wie mich bedienen." Er lachte leicht und so zogen sie los. Zielsicher steuerte Zucker in Richtung des Hafens, wo sich natürlicherweise auch das Hurenviertel befand. Erst dann klärte Bonderus ihn auf, dass er nicht hier wäre um sich zu vergnügen oder sich von Phönix abzulenken. Er suchte eine Schwarze Witwe, die hier wäre.
"Ich weiß nicht ob ich enttäuscht oder erleichtert sein soll", bemerkte der Dhemlaner, blickte einer Hafenhure hinterher, die ihm kokett zuwinkte. Im schummrigen Licht vieler Laternen und Lichtern aus den Fenstern wo sich die Frauen räkelten und präsentierten, glitzerten die Miraden kleinen Tropfen des feuchten Nebels, der hier durch die dunklen Gassen wallte.
"Man merkt, dass wir in einer Soldatenstadt sind. Mehr Frauenhuren als Männerhuren", stellte Zucker fest, ging so neben Bonderus her, dass dieser bei einem Seitenblick die gute Seite von Zucker im Blick hatte. Zudem verhinderte es, dass allzu viele Bordsteinschwalben zu ihnen kamen um sich anzupreisen.
Der Kriegerprinz erklärte, dass man die Schwarze Witwe nicht spüren könnte, sie wollte nicht gefunden werden. Schließlich fragte er nach Ideen.
"Schade, und ich dachte, wir vögeln uns durchs gesamte Hurenviertel", lachte Zucker. "Also ich würde mich als freiwilliger Tester zur Verfügung stellen. Ganz selbstlos natürlich. Olala." Er schaute einer einigermaßen hübschen Hure hinterher, die im aufreizenden Gang ihre Kurven zeigte.
"Ich würde mir keine Sorgen machen. Wenn die, die du suchst, hier arbeitet, dann ist sie sehr erfolgreich. Wenn du eine siehst, wo selbst du jede Gedanken an Phönix vergisst, und dein Blut in Wallung gerät, das ist sie." Zucker lächelte wissend. "Sie kann hässlich wie die Nacht sein, wir würden es nicht merken. Schwarze Witwen sind sehr geschickt mit Verführungsfäden."
So hielt es Zucker für die beste Idee sich erstmal nur treiben zu lassen und durchs Viertel zu schlendern. Er deutete auf eine zwielichtige Hafenspelunke wo zwei Betrunkene sich gegenseitig anpöbelten. "Gehen wir da mal rein und hören uns um. Wir brauchen nen bißchen Alkohol im Blut", entschied er. Rauch, Biergestank und die Ausdünstungen von mehr als ein Dutzend Kerle schlug ihnen entgegen als sie in die Absteige kamen. Auf einer zusammengezimmerten Bühne tanzten zwei Frauen und schwangen unter Gejohle von einigen Dockarbeitern die Röcke, ein Klavier klimperte falsch dazu.
Zucker bahnte sich einen Weg zur Bar. "Das stärkste was ihr habt im Haus! Und das billigste. Ich hoff, das ist das gleiche." Einige Männer neben ihm lachten. Der speckige Wirt schob ihnen zwei Zinnbecher mit klarer Flüssigkeit zu. "Wir brauchen das Geld für die beste Hure, dies hier zu kaufen gibt. Nen Ratschlag von ein paar Profis?", hörte er sich um. So bekamen sie ein paar Tipps wo man gut hingehen konnte. Zucker leerte das Zeug in dem Becher, keuchte auf.

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Mi 17. Jan 2024, 21:58
von Malateste
Nachdenklich rieb sich Malateste sein kantiges Kinn. Zuckers Ausführungen zu der schwarzen Witwe klangen interessant. Er sollte sich doch einmal näher mit den Fähigkeiten von Schwarzen Witwen auseinandersetzen, bisher hatte er, wenn möglich, Abstand von Vertretern dieser Kunst gehalten. Diese Wissenslücke machte sich nun bemerkbar. Das Zucker darüber einiges mehr wusste als er konnte man hingegen seinem wissenden Lächeln entnehmen. Malateste war zwar etwas skeptisch, dass eine der Huren hier überhaupt seine Aufmerksamkeit erregen konnte, geschweige denn Laree das Wasser reichen, aber in Ermangelung einer besseren Spur beschloss er Zuckers Vorschlag zu folgen. So liess er sich mit dem brandversehrten Krieger die Strasse entlang treiben. Der Kriegerprinz genoss es bei weitem nicht so sehr von Huren angemacht zu werden wie Zucker, der fröhlich herumschäkerte und flirtete. Als sich eine der Huren aufreizend an ihm reiben wollte und er die verräterischen Geschwüre einer Geschlechtskrankheit an ihren Mundwinkeln erkannte, stiess er sie angewidert fort. Zucker hatte die Situation bemerkt und schlug vor sich im nächstbesten Hurenhaus umzuhören und was zu trinken. Gualterio fand die Idee, und die Vorstellung eines guten Schlucks, höchst willkommen und so folgte er dem Krieger durch die muffige aber solide Tür ins Innere. Das Lokal erwies sich als eine ganz üble Absteige.
„Hier ist sie wohl definitiv nicht zu finden“, meinte Malateste verhalten zu Zucker. „Ich weiss nicht wer hier hässlicher ist, die Huren oder die Kunden.“ Der verbrannte Krieger liess indes nicht vom gefassten Plan ab und bahnte sich seinen Weg an die Theke. Er mochte zwar im Gesicht verunstaltet sein, doch seinem Charme zu widerstehen war schwer. Gualterio lächelte leicht als er beobachtete wie Zucker den Wirt und das Pack an der Theke um den Finger wickelte. Verdammt, selbst er begann den Kerl zu mögen. Und solange er bei ihm war, konnte Zucker zumindest nicht mit Laree flirten. Die abgehalfterten Männer an der Bar überschlugen sich beinahe mit Ratschlägen welches die Beste Hure war und welche Bordelle am meisten boten. Zucker grinste und kippte das Zeug runter das er bestellt hatte. Sein Keuchen war der richtige Motivator für Malateste und er leerte den Inhalt des zweiten Zinnbechers runter. Das Zeug brannte wie Hölle und fühlte sich an, als ob es beinahe hundert Volumenprozent hatte.
„Verdammt“, röchelte der Kriegerprinz, „ich glaub das ist das Mittel mit dem wir unsere Kettenhemden entrosten.“ Die Männer grölten und Gualterio klopfte mit der flachen Hand auf den Tresen.
„Noch mal zwei!“
Die Laune des Kriegerprinzen hatte sich durch das Gebräu etwas gebessert, und schon kurz darauf klapperten die beiden die Bordelle ab. Weitere Getränke folgten, sie betrachteten die ganze Palette käuflicher Liebe, aber Malateste konnte keinen Hinweis auf die gesuchte Schwarze Witwe entdecken. Er wollte schon aufgeben und in den Hahn oder zurück zum Fort gehen,als die Aufmerksamkeit der beiden Männer von einem grellbunt beleuchteten Eingang angezogen wurde. Gebogene elfenbeinfarbene Knochen flankierten den Eingang und erzeugten den Effekt einer riesigen weissen Muschi durch die man ins Etablissement gelangen konnte. Eben trat ein Zwerg in einer Zirkusdirektorenuniform mit zerlaufener Schminke und einer Flüstertüte nach draussen.

„Hereinspaziert Muschifreunde!“ Der Zwerg brüllte in seine Flüstertüte.
„In der knöchernen Möse gibt es Muschis das euch die Augen übergehen! Die Beste Auswahl an Muschis jenseits vom verdorbenen Hayll! Muschis im Sonderangebot. Wir haben weisse Muschis, schwarze Muschis, gelbe Muschis, enge Muschis, weite Muschis und...“ Der Zwerg wedelte mit einer überraschend langen Zunge herum. „Nasse Muschis! Wir haben stinkende Muschis, haarige Muschis, blutige Muschis, bissige Muschis! Wir haben Seidenmuschis, Samtmuschis, Nylonmuschis! Kommt Muschifreunde, was immer ihr wollt wir haben es!“
Zucker und Gualterio blickten sich an, nickten synchron, grinsten und gingen die Stufen zum Eingang hoch. Zwei vom Etablissement angeheuerte Schlägervisagen vergewisserten sich erst das die beiden Geld hatten, ehe sie eintreten durften. Das Bordell entpuppte sich inwendig als grösser, als es von Aussen den Anschein gemacht hatte. Die Klientel machte einen etwas besser betuchten Eindruck, war aber noch weit von der Kundschaft des Purpurdrachen entfernt. Auf diversen kleinen Bühnen räkelten sich Tänzerinnen an Stangen und auch sonst liefen überall leicht bekleidete Damen herum. Die Huren waren durchwegs jünger und schöner als auf der Strasse, aber keine stach Malateste sofort ins Augen. Auf einer Bühne spielte eine Musiktruppe aus Männern und Frauen in durchscheinenden Tüchern gekleidet auf Trommeln, Flöten und Fideln, treibende Rhythmen. Gegenüber der Musikerbühne war eine weitere Bühne mit geschlossenem Vorhang und einem mehrere Meter langen Laufsteg mitten in den Raum hinein.
Gualterio und Zucker bahnten sich erneut einen Weg zu einem der Bartresen. Diesmal lag die Runde wieder an Malateste und er bestellte eine Flasche mit irgendeinem Schnaps in dem ein kleiner toter Skorpion herumschwamm.
„Spürst du es?“, fragte er Zucker, „sie erwarten irgendwas, da liegt eine Spannung in der Luft.“ In dem Moment verstummte die Musik und das Licht im Raum wurde dunkler. Jemand benutzte gerade gekonnt etwas Kunst. Die Menge johlte auf als der Zwerg in der Zirkusuniform durch den Vorhang auf die leere Bühne trat. Er blickte in die Runde und erwartungsvolle Stille legte sich über den Raum. Der Zwerg wartete bis er die volle Aufmerksamkeit hatte ehe er zu sprechen begann.
„Muschifreunde, ihr seid durch die sieben Weltmeere gereist und habt Mösenwunder gesehen von denen andere nur träumen...“ Die Kapitäne, Soldaten und Kaufmänner brüllten zustimmend. „Vom eiskalten Glacia bis hinunter zu den Stränden von Chaillot. Aber das was ihr jetzt gleich sehen werdet, seht ihr nur hier, in der knöchernen Möse! Bühne Frei für Circe, der Königin der Nacht!“ Der Mob jubelte frenetisch auf. Es wurde noch dunkler und plötzlich erhellte ein Lichtschein die Mitte des Vorhangs. Die Musik begann wieder zu spielen, eine exotische, beinahe hypnotisierende Melodie mit pfeifenden Flöten, begleitet von langsamem, tiefen Trommeln. Der Vorhang öffnete sich und eine dunkelhäutige Schönheit betrat anmutig die Bühne. Kollektiv hielten die Zuschauer den Atem an als Circe mit wiegenden Hüften langsam auf den Laufsteg trat. Sie trug durchscheinende Seidenpluderhosen und das dazu passende Oberteil, welches die knappe Unterwäsche darunter erahnen liess. Ihre Hüften und Fussknöchel waren mit klimpernden Messingmünzen behangen und sie trug ihr langes rabenschwarzes Haar offen. Doch das bei weitem beeindruckendste Accessoire ihrer Ausstattung war eine lebende Albino-Python die sich Circe, im erregenden Kontrast zu ihrer dunklen Haut, um den Hals gehängt hatte. Die Zunge der Schlange zuckte ständig vor und zurück, und ihre roten Augen musterten mit Reptilienkälte die Umgebung. Circe tanzte mit der Python, bewegte sich genauso schlangengleich und näherte sich langsam der Ende der Bühne. Die Blicke der Zuschauer hingen gebannt an ihren Bewegungen.
Malateste schluckte erst leer und dann mit einem Schluck vom Schnaps den er direkt aus der Flasche trank.
„Ich weiss nicht wie es dir geht mein Freund“, er wandte seinen Blick nicht von der Tänzerin ab, „aber zum ersten Mal heute Abend zuckt es in meiner Hose, und zwar gewaltig.“ Der Kriegerprinz pfiff anerkennende zwischen den Zähnen hindurch.
„Dunkelheit, entweder sieht sie dich an, was ich bezweifle...“ Er grinste jetzt doch kurz zu Zucker rüber, „...oder sie meint mich!“ Unversehens begann sich der Kriegerprinz grob einen Weg zwischen den Besuchern hindurch zu bahnen. Empörte Flüche von unsanft zur Seite gezogenen Männern verstummten schnell bei Gualterios Anblick und seiner Kriegerprinzensignatur in Wallung. Malateste stand vor der Bühne und stierte gebannt zur Tänzerin hoch die sich geheimnisvoll lächelnd zu ihm hinunterbeugte, während sich die Schlange um ihren Oberkörper wand. Circe nahm Malateste die Schnapsflasche aus der Hand und erhob sich. Ihre grünen Augen funkelten als sie dem Kriegerprinzen ein gertenschlankes Bein entgegenstreckte und die Schnapsflasche über ihrem Knie zu leeren begann. Die Flüssigkeit rann glänzend ihren Unterschenkel entlang. Malateste ergriff den zierlichen Fuss vor seiner Nase, kurz bevor das Getränk zu Boden tropfte, und lutschte den Schnaps von ihren Zehen. Die Männer jubelten und der Raum kochte vor nicht fassbarem Sex und Testosteron.

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Mi 17. Jan 2024, 21:58
von Yadriël
Auch Bonderus wagte es das Gebräu in dem Zinnbecher runterzukippen, meinte röchelnd, dass es Mittel zum Kettenhemden Entrosten sein müßte. Nicht nur Zucker lachte und so hatten sie bald die Leute in der Taverne auf ihrer Seite, bekamen noch mehr Ratschläge welche Hure es drauf hätte und so zogen sie bald durch die Häuser. "Also so sollten unsere Einsätze sein", bemerkte der Dhemlaner grinsend, der nichts dagegen hatte von einem Bordell und Absteige zur nächsten zu gehen, Frauen genauer unter die Lupe zu nehmen und auch das ein oder andere zu trinken. Leider zog es den Kriegerprinzen meist schnell wieder weiter und Zucker kam nichtmal dazu einer der... Damen eingehender zu prüfend. Seufzend und sehnsuchtsvoll einer gewitzten Schankmaid und Hure nachblickend, folgte Zucker wieder Bonderus. Wenigstens hatte er so ein Auge auf den Kriegerprinzen. So groß war Loraka eigentlich auch nicht, doch es waren viele hastig zusammengezimmerte Gebäude dazu gekommen, Glücksspieler, Schmuggler, Händler und Huren versuchten ihr Glück. Da kamen sie zu einem Gebäude wo Zucker zwar schon viele Male dran vorbei gekommen war, er jedoch nie wirklich hinein gegangen war. Jetzt hatte er ja einen guten Grund, grinste er in sich hinein.
Der Eingang war anscheinend genau das was sich ein einsames Soldaten- und Matrosenherz - oder was ganz anderes - wünschte. Ein kleinwüchsiger Mann mit Flüstertüte versuchte die hungrigen Männer ins Innere zu locken. Zucker brauchte keine weitere Überzeugung, er tauschte nur einen Blick mit Jason aus, sie nickten und grinsten synchron, gingen dann in den seltsamen Laden. Bevor sie jedoch reindurften, müßten sie noch zwei breitgebauten Kerlen etwas Geld zustücken. Zucker ließ seine Blicke über einen der Männer wandern. Es war furchtbar, den ganzen Abend wie vor einem Buffet zu stehen und doch nicht zulangen zu dürfen.

Sie betraten einen recht gefüllten Raum wovon noch weitere abzuzweigen schienen. Mehrere Säulen stützten die weiße Decke, die mit erotischen Bildern bemalt waren. An Stangen räkelten sich zur Musik die Tänzerinnen, die sich unter dem Gejohle der Männer entblätterten. Selbst die Kellnerinnen hatten nur äußerst wenig an, wurden von Kerlen im Vorbeigehen betatscht und kicherten artig. Zucker sah auf Anhieb mehrere hübsche Mädels, die sein Blut in Wallung brachten. Warum sollte er nicht seinen Sold verprassen? Man lebte nur einmal.
Bonderus ging jedoch zielstrebig auf eine Bühne zu, die einen Laufsteg in den Raum hinein reichte. Zuvor machten sie noch einen Abstecher zur Bar, besorgten sich einen Schnaps. Der Prinz blickte zu dem zuckenden, kleinen Skorpion auf dem Flaschengrund. Erst Bonderus' Stimme riss ihn wieder aus der Betrachtung. Ja, er hatte recht, jetzt spürte er es auch. Bevor Zucker noch etwas sagen konnte, wurde es im Raum dunkler. Bald darauf war der Zwerg auf der Bühne zu sehen und kündigte mehr oder weniger salbungsvoll Circe, die Königin der Nacht an. Alle jubelten auf und Zucker spürte das seltsame Drängen es ihnen gleich zu machen, dabei hatte er die Tänzerin noch nicht einmal gesehen. Trommeln schlugen an, der Vorhang öffnete sich und gab eine dunkelhäutige Frau preis, deren Kleidung so fein und durchscheinend war, dass man glaubte selbst über ihre Kurven zu streicheln. Münzen klimperten an den Fußknöcheln und den Hüften als sie sich wiegend nach vorne bewegte. Beeindruckend und verführerisch sinnlich zog sich eine große, milchig weiße Schlange um ihren dunklen Körper. Eine Schlangentänzerin und was für eine...
Nicht nur Zucker war von dem Anblick wie gebannt, jeder Mann im Raum verfolgte ihre Bewegungen gierig und sehnsüchtig zugleich. Ihre Bewegungen schienen so geschmeidig und betörend, dass dem Hayllier ganz anders wurde. Neben ihm nahm Bonderus einen tiefen Schluck aus der Flasche, Zucker nahm ihm den Schnaps kurz wortlos ab, brauchte auch gerade einen starken Rachenputzer.
Der Kriegerprinz gestand ihm, dass zum ersten Mal an diesem Abend sein Blut in Wallung geriet. "Zum ersten Mal... ja, ich bin schon die ganze Zeit dauerhart. Danke schön", erwiderte Zucker. Jason meinte dann, dass die Tänzerin ihn anblickte und bevor Zucker noch reagieren konnte, ging der Korporal bereits los. Der Hayllier verdrehte die Augen, folgte dann rasch dem armen Teufel. Es war zum Verrückt werden, auch er fühlte sich von der Frau angezogen. Aber Zucker wußte das ein oder andere über Huren und auch über Schwarze Witwen, man konnte dagegen ankämpfen, man konnte...
Bonderus stand inzwischen vor der Bühne, starrte zu der Schlangentänzerin empor. Die Musik spielte hypnotisierende Flöten- und Schalmeienklänge weiter, die Trommeln dröhnten in Zuckers Bauch, rötliche und purpurne Lichter flackerten über die Wände. Die Königin der Nacht nahm Jason die Schnapsflasche ab, leerte den Alkohol über ihr nacktes Bein. Wie von Sinnen leckte der Kriegerprinz der Königin der Nacht den Schnaps von den Zehen, die Umstehenden johlten erneut. Die Stimmung wurde immer aufgeladener, bei jeder Bewegung nur, die die Dunkelhäutige machte. Jeder schien zwischen ihre Schenkel zu wollen, auch Zucker.
Mehr als nur ungeduldig wartete er, dass der Tanz der Frau endete. Der Kriegerprinz leckte über ihr Bein, die Tänzerin zog sich ein wenig zurück, strich mit ihrem Fuß über seine Brust.
Sie räkelte sich weiterhin auf der Bühne, die Schlange kroch zwischen ihren Brüsten entlang und Zucker mußte ein Aufstöhnen verhindern. Münzen flogen auf die Bühne. Der Prinz wartete damit noch, vermutlich ging Circe gerade unter in triefenden Speerfäden. Aber es war alles umsonst wie es schien, denn die Königin der Nacht hatte sich bereits den Kriegerprinzen erwählt, bedachte ihn mit feurigen, verheißungsvollen Blicken.
Als sie dann die Bühne verließ, hielt es Zucker nicht mehr aus und ging mit Bonderus zu einem purpurnen Vorhang, um die dunkelhäutige Frau zu finden. "Wir wollen zur Königin der Nacht. Eine Privatvorstellung sozusagen", erklärte Zucker einem Mann mit kastanienbraunen Haaren, der sie zunächst nicht durchlassen wollte. "Mein Freund hier ist sehr angetan von ihr..." Er lächelte, wandte dem Mann seine schöne Seite zu. "Wir können doch bestimmt was ausmachen oder?" Aus einem plötzlichen Impuls heraus legte er dem Blutmann eine Hand auf die Brust. Zucker merkte meist wer nichts dagegen hatte. Auch dieses Mal lag er richtig.
"Kommt mit", forderte der Mann sie auf und ging vor durch einen Gang und eine mit rotem Teppich ausgelegte Wendeltreppe. Einen knackigen Hintern hatte der Kerl schon... Zucker seufzte. Er war schon die ganze Zeit so scharf. Kurz blickte er zu Bonderus, unterdrückte noch ein Seufzen.
"Brauchst du mich bei ihr?", fragte er, kam nicht umhin sich vorzustellen was wär wenn sie dieser Königin der Nacht mal zeigen wie zwei Soldaten so die Nacht verbrachten. *Und weißt du noch was du bei ihr willst?* Nicht dass der Kriegerprinz danach wieder vor der Tür stand und keine einzige Frage gestellt hatte, sondern was ganz anderem gefrönt hatte.

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Do 18. Jan 2024, 12:04
von Malateste
Die Sinne des Kriegerprinzen vernebelten sich und als Circe ihn neckisch mit dem Fuss wegstiess wäre er ihr beinahe auf die Bühne gefolgt. Doch Malateste blieb mit glasigem Blick stehen und weidete sich am Rest des Tanzes. War es Einbildung, oder blickte sie ihn immer wieder heiss und auffordernd an? Erst als die sogenannte „Königin der Nacht“ unter tosendem Applaus verschwand, sich der Vorhang schloss und ein Sklavenjunge mit flinken Fingern für Circe die Münzen die auf der Bühne lagen aufsammelte, klärte sich Malatestes Verstand langsam wieder. Was hatte er eben getan? Er hatte diese Frau richtig gehend gewollt, doch der Drang liess nach, jetzt wo sie nicht mehr hier war. Das musste die Schwarze Witwe gewesen sein. Er erinnerte sich an Zuckers mahnende Worte über die Künste einer Schwarzen Witwe und die Gefahr gesponnener Verführungsfäden. Es war beunruhigend wie leicht eine Schwarze Witwe einen Mann, und vermutlich auch eine Frau, manipulieren konnte. Wahrscheinlich hatte der Alkohol und die ständige sexuelle Reizung hier im Viertel das Ihrige getan um Gualterios Widerstand bröckeln zu lassen. Er fragte Zucker wie sie zu Circe gelangen konnten. Vermutlich würde es jeder Mann hier wollen, doch sie war die Attraktion und bestimmt gut bewacht. Zuckers Lächeln besagte, dass er sich darum keine Sorgen machen sollte, dies war sein Gebiet. Malateste folgte ihm zu einem purpurnen Vorhang der von einem Aufpasser bewacht wurde. Der Kriegerprinz hielt sich zurück, unterdrückte seine Signatur und liess Zucker machen. Der Kerl hatte seine eigene Art von Verführungsfäden, es war faszinierend wie er den Aufpasser mit Worten, aber noch stärker mit Gesten und Berührungen, dazu brachte sie zu Circe zu führen. Der Soldat der Sechsten hatte eine starke Empathie, Malateste selber hätte nie bemerkt das der Aufpasser auf Männer stand. Der Mann forderte sie auf mitzukommen, blickte sich noch mal kurz um und liess sie dann durch den Purpurvorhang schlüpfen. Sie folgten dem Krieger mit dem kastanienbraunen Haar einen Gang entlang und eine Wendeltreppe hoch ehe er vor einer Tür halt machte.
"Brauchst du mich bei ihr?", fragte ihn Zucker laut und liess dann gleich noch einen Speerfaden folgen. *Und weißt du noch was du bei ihr willst?* Malateste zog den Hut aus und strich sich die Haare zurück. Zucker war eine grosse Hilfe gewesen, aber zuviel wollte er ihm nicht offenbaren. Wenn es wirklich eine Perle von Alienors Kette oder Ohrring war, dann würde Zucker Karssail erzählen, dass er Nachforschungen über Alienor anstellte und das könnte falsch verstanden werden.
„Nein, ich denke ich komme klar. Geniess das Ambiente.“ Malatestes Blick glitt kurz zum Aufpasser. „Aber lass dir nicht zuviel Zeit, ich werde vermutlich nicht lange brauchen.“
*Und noch mal erwischt mich Circe nicht auf dem linken Fuss*, sandte er zurück ehe er sich zur Tür drehte und anklopfte. Eine samtweiche Stimme forderte ihn auf einzutreten. Gualterio betrat Circes Garderobe und schloss die Tür hinter sich. Die Tänzerin war in einen dünnen schwarzen Seidenmantel geschlüpft der nicht soviel preisgab wie ihr Auftrittskostüm, aber dafür glänzend sanfte Rundungen betonte. Malateste spürte erneut Verlangen aufkeimen, doch bekämpfte er es damit, dass er an Laree dachte und wieso er hier war.
„Guten Abend Circe. Eine eindrückliche Vorstellung.“, begann Malateste, „Aber die Verführungsfäden sind nicht mehr nötig. Ich bin hier. Du wusstest das ich komme, nicht wahr?“ Circe betrachtete ihn kurz mit undefinierbarem Blick. Sie öffnete eine Kiste aus dem leises Fiepen erklang und holte eine Maus hervor. Sie streichelte das zitternde Fellbündel, öffnete die Klappe zu einem Käfig der neben ihrer Frisierkommode stand, und warf die Maus hinein. Langsam schob sich der Kopf der Schlange aus einem Laubberg und fixierte das Tier. Circe setzte sich derweil in ihren Garderobestuhl, schlug die Beine übereinander und schenkte dem Kriegerprinzen ein aufreizendes Lächeln.

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Do 18. Jan 2024, 12:05
von NSC
Kaileena - Schwarze Witwe (Opal/Rot) - Fara

Er war ihr schon aufgefallen bevor er überhaupt einen Fuß in das Hurenviertel gesetzt hatte. Ein Kriegerprinz mit so mächtigen Juwelen konnte niemand ignorieren, vor allem keine Schwarze Witwe. Bis es dann endlich soweit war und das eintreffen würde was sie in einer Vision gesehen hatte, vergingen einige Tage. Durch den Dunst des Raumes hatte Kaileena den Kriegerprinzen erblickt, er sah weit anders aus als sie es in ihren Bildern gesehen hatte, doch er war es unzweifelsfrei. Er ließ sich nicht lange bitten, war gleich vor ihr auf den Knien und leckte den Alkohol von ihren Zehen. Die Anspannung und Verführerung zog sich wie ein Prickeln über ihren Körper. Seine Signatur war für sie genauso berauschend, so voller Stärke und Kampfeswille, ein Bollwerk was so schnell nichts erschüttern konnte. Jedenfalls ließ er das andere gerne glauben..
Nach der Vorführung mußte Kaileena nicht lange warten bis sie einen Speerfaden vom Aufpasser erhielt, ob sie zwei Gentleman empfangen wollte. Die Schwarze Witwe warf sich einen Seidenmantel über die nackte, dunkle Haut, strich sich durch die Haare und sandte zurück, dass er sie ruhig raufschicken dürfte. Es wunderte sie jedoch nicht groß, als am Ende nur der Kriegerprinz in ihre Garderobe trat. Höflich begrüßte er sie woraufhin sie ihm ein undeutbares Lächeln schenkte.
"Wer sagt dir, dass ich wirklich Verführungsfäden benutzt habe?", fragte sie zurück, ging zunächst nicht auf seinen Kommentar ein, dass sie ihn erwartet hätte.
Kaileena ließ sich auf ihren Garderobenstuhl nieder. Beim Übereinanderschlagen der Beine, rutschte der Seidenmantel sinnlich über die langen, schlanken Beine. Verführerisch lächelte sie den Mann an, wies auf einen mit dunkelroten Leder bezogenen Diwan.
"Was möchtest du wissen?", fragte sie, denn dass er nicht hier war um den fleischlichen Gelüsten zu frönen, das spürte Kaileena auch so. Dennoch strichen letzte Reste feinspinstiger Verführungsfäden durch den Raum, kaum wahrnehmbar so wie die Räucherstäbchen, die langsam in einem Gefäß abbrannten und die Sinne betörten.
"Es käme dich billiger, wenn ich deinen Durst damit stillen könnte die Beine zu öffnen..." Nichts in diesem Viertel war umsonst, auch nicht ihre Dienste. Im Käfig hörte man kurz das ersterbende Quieken der Maus als die Schlange vorschoß und zubiss. Rasch schlang sich ihr mächtiger, weißer Leib um das kleine Tier, begann es zu erdrücken.
Die Schwarze Witwe musterte den Kriegerprinzen wieder intensiv, ihr Blick fuhr über sein vernarbtes Gesicht, die kaputte Nase, das schütterne, blonde Haar... nein, er würde sie nicht verraten. Er hatte selbst viel zu viel zu verlieren. Mehr wollte Kaileena eigentlich nicht wissen, sie hatte ein gewisses Gespür als Schwarze Witwe und dies sagte ihr, dass das Netz in dem der Mann sich verstrickt hatte, viel zu groß und gefährlich war.

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Do 18. Jan 2024, 12:16
von Malateste
„Hoffentlich waren es Verführungsfäden. Wenn nicht wäre dies ein armseliges Zeugnis meiner mangelnder Selbstbeherrschung.“ Malateste deutete eine Verbeugung an und setzte sich auf das mit dunkelroten Leder bezogene Diwan welches die Schwarze Witwe ihm mit einer knappen Handbeweung als Platz angeboten hatte. Er zog den breitkrempigen Hut aus, legte ihn neben sich und begegnete dem Blick der dunkelhäutigen Schönheit. Circe, wenn das ihr Name war, schlug die Beine übereinander, der Seidenmantel verrutschte dabei und offenbarten einen kurzen Moment ihre schlanken langen Beine. Gualterio verspürte ein erneutes Ziehen fordernder Lust, leise aber schwer zu ignorieren.
„Was möchtest du wissen?“, fragte die Tänzerin mit verführerischem Lächeln. Wie sich diese Lippen wohl anfühlen mochten wenn er sie kostete oder wenn sie sich eng um seinen Schaft schlossen?
"Es käme dich billiger, wenn ich deinen Durst damit stillen könnte die Beine zu öffnen..." Die Tänzerin schien seine Gedanken zu lesen, posierte aufreizend im Stuhl und der Kriegerprinz wünschte sich etwas herbei um seine plötzlich trockene Kehle zu befeuchte. Aus dem Käfig drang ein kurzes klägliches Quieken voller Todesangst das schnell erstarb. Er brauchte nicht hinzuschauen. Dieses Geräusch hatte er ihm Kerker oft genug gehört wenn die Ratten ihren verhängnisvollen Fehler zu spät bemerkt hatten.
Er beugte sich etwas vor und der Blick seiner ungleichen, kalten Augen bohrten sich in die unergründlichen ihrigen.
„Ich bin versucht, doch mein Sold reicht nur für eine deiner Dienstleistungen, und so schwer es mir auch fällt, werde ich die teurere in Anspruch nehmen." Langsam streckte er Circe seine geballte Pranke entgegen, drehte sie mit dem Handrücken nach unten und öffnete die Faust wie eine Muschel. Auf der Handfläche lag die makellose Perle.
„Ich möchte Wissen was dir dieser Gegenstand sagt, was du siehst und was du spürst.“

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Do 18. Jan 2024, 12:17
von NSC
Kaileena

Sie lächelte leicht amüsiert als der Mann seine Hoffnung laut aussprach, dass es Verführungsfäden gewesen wären. "Seit wann können Kriegerprinzen sich beherrschen?", fragte sie mit kaum angedeuteten Lächeln, in ihren dunklen, tiefen Augen blitzte etwas auf wie als wollte sie sagen, dass sie sehr genau wußte seit wann und mit welchem Mittel Kriegerprinzen unter Kontrolle gehalten wurden. In ihr stiegen kurz die Bilder eines Hundes an einer Kette auf, vermengten sich mit anderen äußerst flüchtigen Visionen. Ja, der Mann vor ihr war sehr wichtig und das Schicksal drehte sich um ihn wie um das Zentrum eines Maelstromes.
Zunächst versuchte Kaileena aber den Kriegerprinzen zu etwas anderem zu verführen; etwas was für sie beide besser gewesen wäre. Sie hatte schon alle möglichen Kunden bedient und er hatte etwas an sich, dass sie gerne bereitwillig ihre Schenkel geöffnet hätte. Der Soldat schien auch noch das für und wider abzuwiegen ehe er sich etwas vorbeugte und sie sich gegenseitig stumm musterten. Die Schwarze Witwe hielt seinem Blick stand, verraten und bedrohen konnte er sie nicht. Sie hatte ein kurzes Aufflackern seines wahren Aussehens erhascht. So hatten sie beide ihre Geheimnisse, die sie lieber bewahrt sehen würden.
Schließlich hatte der Kriegerprinz sich entschieden, streckte ihr seine große Faust entgegen und öffnete sie dann, um eine einzelne, kostbare Perle zu offenbaren. Nun war Kaileena doch ein wenig irritiert. Natürlich, der Mann gehörte nicht zu ihren üblichen Kunden, die zum Beispiel nach einem erfolgreichen Geschäftsabschluss, Glück in der Liebe fragten oder wann sie endlich von diesem von der Dunkelheit verlassenen Ort kamen. Doch Kaileena hatte wenigstens eine Frage erwartet, die etwas mehr... Substanz hatte.

Dementsprechend nachdenklich blickte sie die Perle an. War es am Ende gar eine Falle? Rasch kontrollierte sie die verborgenen Netze im Raum, sie hielten noch. "Ungewöhnlich, aber gerne...", stimmte die dunkelhäutige Verführerin schließlich zu, streckte ihre andere Hand aus. "Geld im Voraus und ich kann nichts versprechen. Es ist gefährlich mich ins Verzerrte Reich zu begeben, es kostet dich dreihundert Goldmark."
Kaileena nahm die Perle noch nicht an, ließ aber eine Flasche mit gutem Wermuth und ein kleines schmales Glas zu ihm hinüberschweben. "Normalerweise lasse ich dabei keinen Fremden beiwohnen." Immerhin war sie nahezu schutzlos wenn ihr Geist gleich den Körper verließ. "Aber ich habe das Gefühl wir kennen uns schon besser." Sie lächelte hintergründig. "Gut genug, dass ich weiß, dass du keine Dummheit begehen wirst und schlau genug bist um zu wissen, dass ich entsprechende Vorkehrungen getroffen habe."
Erst nach der Bezahlung nahm Kaileena die Perle an sich, zuckte kurz zusammen weil sie selbst jetzt schon ein kaltes Gefühl bekam, wie Nebelhauch, der durch die Kleider drang. Etwas war an dieser Perle...
"Sie hat einen langen Weg hinter sich." Sie würde den Weg verfolgen von ihrem ursprünglichen Besitzer bis zur Hand des Kriegerprinzen. Kaileena konzentrierte sich stärker, ihr Körper sackte leicht nach hinten und sie glitt mühelos ins Graue Reich. Alles was sie sehen würde, würde sie in ein Netz weben, das sich fein silbern schimmernd um die Perle zu ziehen begann.

"Sir, da ist noch etwas... also ich hatte mich erschreckt als ähm Korporal Pathory hereinkam und.. bin gestolpert und da... also... habe ich etwas gesehen. Es lag zwischen den Kartenständern, ich wußte nicht wem ich es geben sollte... ich wollte es bestimmt nicht behalten." Er langte aus seiner Brusttasche eine einzelne Seeperle. Sie war durchstochen, mußte also einmal Teil einer Kette gewesen sein. Gwyn wußte wie kostbar Perlen waren und dies hier war eine echte, das erkannte er, seine Mutter besaß viel Schmuck. Auch hatte er versucht zu erkennen wessen Signatur an der Perle haftete, um den fehlenden Part der Kette zurückgeben zu können, doch sie schien schon zu lange im Kartenraum gelegen zu haben. "Meint ihr, sie gehörte Königin Alienor?"

Es war ein leichtes den Lauf der Perle von der großen Hand des Kriegerprinzen in die seines Gefreiten zu verfolgen. "Ein rothaariger Junge... von ihm hast du die Perle. Er bewundert dich sehr... so viel Schmerz." Kaileena seufzte, diesen Strang konnte sie nicht verfolgen, sie wollte bei der Perle bleiben.

Rashar betrachtete ihre Umrisse im Dunkeln des Kartenraumes, sie war also doch gekommen. Er hatte schon befürchtet sie würde ihn wieder einmal versetzen. Rasch trat der Eyrier zu ihr, streichelte über ihre Schultern.
"Warum wolltest du ein Treffen? Es ist vorbei", sagte sie und drehte sich um. Rashar blickte in Cals abweisende Augen.
"Ja, natürlich, es ist vorbei", bestätigte er. Einen Moment später lagen sie sich in den Armen und küssten sich heftig. Cal räumte den Tisch frei, setzte sich darauf und zog Rashar gleich wieder an sich.
Danach hatte die Kommandeurin sich relativ schnell wieder angezogen, wollte gehen. Rashar hielt sie noch einmal zurück. "Warte, ich... Cal, das hier reicht mir nicht mehr. Warum verleugnest du was zwischen uns ist?"
Die Augen der Dhemlanerin verengten sich. "Du bist so schwächlich, Rashar", sagte sie abschätzig. "Du wirst mich nie beeindrucken können. Vor allem nicht mit so etwas." Sie rief eine selbst in der Dunkelheit schimmernde Perlenkette herbei, packte sie mit ihren Fingern fest und zerriss sie kraftvoll bis sie zersprang. "Hier hast du deine Kette wieder."


Auch das Erlebnis webte Kaileena in schimmernden Fäden ins Netz, damit der Kriegerprinz es sich später selbst anschauen konnte. "Ein zurückgewiesenes Geschenk... ihr habt viel gemeinsam. Du und der Eyrier ohne Schwingen. Er hat auch verzweifelte Dinge für sie getan, er wird nicht aufhören wollen sie zu beeindrucken... nimm dich in Acht."

"Du mußt hier die Stellung halten solange ich Sion und seine Gefährtin nach Zamora begleite", erklärte Rashar. "Vielleicht komm ich dort besser an sie ran. Wenn wir irgendetwas hätten um die Königin zu beeindrucken... ihr zu zeigen, dass wir es mit der Treue ernst meinen... ein Geschenk."
Tiger blickte ihn zweifelnd an. "Sie hat uns begnadigt", erwiderte er. "Das war mehr als nur eine Geste. Das war... ich weiß es nicht, aber sie hat diese Ausstrahlung. Wie..." Er verstummte, nein, das lag lange zurück.
"Eben, sie hat uns vertraut obwohl wir Abschaum sind. Wir sollen ihr danken", beharrte sein Freund. Tiger grübelte eine Weile darüber nach, während sie in dem Hinterzimmer des Schwarzen Kessels saßen. Wenn man nach den Signaturen tasten würde, so würde man nur die Rashars erspüren. Tiger hatte sich unsichtbar gemacht und trotzdem war er unruhig. Was wenn Sion ihn doch entdeckte? Aber nur ein Narr würde sich direkt vor seinen Augen verstecken... dann war er wohl ein Narr.
"Ich hab da vielleicht was.. streck die Hand aus." Der halbe Tigerlaner rief einen abgewetzten Lederbeutel herbei, öffnete ihn und ließ eine Perlenkette in die offene Handfläche Rashars fallen. "Oder soll ich sie dir schon umlegen?", scherzte er, grinste und entblößte dabei seine scharfen Raubtierzähne.
Ihr Anführer sagte erst einmal nichts, starrte nur überrascht auf die Kette. "Die ist sehr viel wert... das kann ich nicht annehmen. Warum... hast du sie nie Maeve geschenkt?"
Tiger spuckte aus, lehnte sich auf dem Bett zurück. "Was soll sie denn mit ner Kette, die sie nicht tragen kann?", fragte er zurück, schwieg kurz, "Die Kette war einmal für eine andere Frau bestimmt. Ich kann sie deswegen nicht Maeve schenken. Nimm sie nur und schenk sie der Königin."


Kaileena keuchte auf, merkte wie sie immer tiefer ins Verzerrte Reich gedrungen war und die Perle noch mehr Geschichten barg. Der Druck wurde stärker, sie war schon viel zu lange hier. "So viele Geheimnisse... unter Freunden. Er hat die Kette von... einem Tiger... und der hat sie...." Ihre Finger zitterten, in die schimmernden Fäden begann sich dunkles Spinnengewirr zu ziehen wie Dornengeflecht. Kaileenas Augen wurden dunkler, wie als hätte sich ein schwarzer Schleier darüber gelegt.

Ihre Fingernägel glitten leicht über sein Hemd, erspürten die Muskeln darunter. Zorya beugte sich über seine Schulter, Verführungsfäden strichen über den Körper des halben Tigerlaners. "Dein Geist ist so animalisch... er schmeckt wie der Wind in den Weiden... ich kann verstehen warum sie dich mag", hauchte sie. Endlich war sie mit ihm allein um ihn ungestört erkunden zu können. Auch wenn er sich ungewöhnlich lange zu wehren vermochte. Kriegerprinzen... irgendwann würde sie einen Weg finden sie sich restlos gefügig zu machen. Stärke mußte geformt werden.
"Lass... mich gehen...", presste er hervor, hatte aber nicht einmal mehr die Kraft sich vom Stuhl zu erheben. Die Königin stand dahinter, jung und schön, ihr schwarzes Haar fiel ihr in Wellen über die Schulter, ein weißes Kleid umschmeichelte ihren Körper.
"Keine Angst, mein hübscher Tiger... ich möchte dich nicht weiter bedrängen. Du sollst mir nur einen Gefallen tun." Sie rief eine Schatulle aus schwarzem Samt herbei, legte sie ihm auf den Schoß. "Schenk dies meiner guten Freundin Feodorian, doch sag ihr nicht, dass es von mir stammt." Zorya konzentrierte sich um diesen Befehl in seinen Geist zu pflanzen. "Es soll schließlich eine Überraschung sein... nicht wahr?"
Plötzlich wandte sie den Kopf um, starrte Kaileena wissend an.


Im Verzerrten Reich gab Kaileena einen Schrei von sich, stürzte nach hinten und wollte noch fliehen, sich zurückziehen, doch es war bereits zu spät. Fesseln waren an ihren Handgelenken erschienen, die langen Ketten führten zur Spinnenkönigin, die sie in den Händen hielt und unerbittlich zu sich zog. Du bist keine von meinen. Welches unverschämte Spinnlein macht sich in meinem Netz breit? So frech von dir.
Die dunkle Königin lachte, riss an den Ketten. Und wie ungehörig von dir mich ausspionieren zu wollen. Kaileena wehrte sich verzweifelt, wurde durch den Nebel gezogen bis hin zur Quelle, die so kalt war, dass es ihre Haut verbrannte. Sie wollte nicht, doch sie wurde regelrecht dazu gezwungen in die Augen der anderen Frau zu schauen. Wie eine Maus vor der Schlange. Kaileena erstarrte, ihr Juwelenkelch klirrte gefährlich.

In der wirklichen Welt kippte ihr Körper haltlos vom Stuhl, ihre Augen waren weit aufgerissen, die Perle mit dem Netz darum entglitt ihren Fingern, rollte über den Boden. Noch lebte sie und noch hielten ihre Juwelen, doch ihr Körper wurde rasend schnell kalt.

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Do 18. Jan 2024, 12:20
von Malateste
Noch einige Momente betrachteten sich der Kriegerprinz und die Schwarze Witwe über die Perle hinweg, schienen ein stummes Zwiegespräch zu halten in welchem beide das für und wider der Gefahren und Interessen abwogen. Beide hatten viel zu verlieren, beinahe mehr als sie gewinnen konnten. Schliesslich traf Circe eine Entscheidung.
"Ungewöhnlich, aber gerne..." Sie ging auf den Handel ein, streckte jedoch Malateste eine leere Hand entgegen. 300 Goldmark wollte sie für den Besuch im verzerrten Reich. Der Kriegerprinz schluckte. Das würde ein rechtes Loch in seine Agentenkasse reissen. Jetzt bereute er es beinahe in dem schwachen Moment den Blutsleuten im Dorf geholfen zu haben. Eine Flasche Wermuth und ein passendes Glas schwebten auf den Kriegerprinzen zu, wohl um ihm die Entscheidung etwas zu erleichtern. Die Perle Verschwand von Malatestes Hand und er pflückte Glas und Flasche aus der Luft und schenkte sich ein. Als Zeichen das er ihr nicht misstraute leerte er das Glas und stellte es dann zusammen mit der Flasche auf einen Beistelltisch beim Diwan.
"Aber ich habe das Gefühl wir kennen uns schon besser." Circe lächelte hintergründig. "Gut genug, dass ich weiß, dass du keine Dummheit begehen wirst und schlau genug bist um zu wissen, dass ich entsprechende Vorkehrungen getroffen habe." Der Kriegerprinz zog die Augenbrauen zusammen und deutete als Zeichen das er verstand ein Nicken an. Er durfte nicht vergessen das er es hier mit einer Schwarzen Witwe zu tun hatte die sich vor Sions Häschern versteckte. Vermutlich war der Raum und womöglich das ganze Gebäude gespickt mit Netzen.
„Wir beide haben unsere Geheimnisse, lassen wir es dabei bewenden. Ich vermute du bist nicht bereit zu feilschen?“ Die Schwarze Witwe antwortete mit einem aufreizenden Lächeln das Antwort genug war. Mit leisem Seufzen liess er drei prall gefüllte Lederbeutel erscheinen und händigte sie der verführerischen Frau aus. „Du kannst nachzählen, aber es ist nicht nötig, ich betrüge dich nicht.“ Wahrscheinlich hätte sie es eh gemerkt. Erst nachdem das Geld den Besitzer gewechselt hatte, nahm Circe die Perle entgegen und zuckte dabei kurz zusammen.
"Sie hat einen langen Weg hinter sich", begann die Schwarze Witwe.
Für 300 Goldmark erwarte ich aber etwas mehr, dachte Malateste noch immer etwas zerknirscht über die horrende Summe die er eben ausgegeben hatte. Er wollte erneut nach der Flasche greifen um sich nachzuschenken, hielt dann aber inne als die Schwarze Witwe plötzlich weitersprach.
"Ein rothaariger Junge... von ihm hast du die Perle. Er bewundert dich sehr... so viel Schmerz." Circe seufzte und Malateste liess die Hand sinken und beugte sich gespannt nach vorne. Die dunkelhäutige Frau blickte ihn zwar an, schien aber durch ihn hindurchzusehen als ob sie in die Ferne blickte. Viel Schmerz? Was hatte Gwyn in seinem jungen Leben schon alles erduldet? Verdammt, Cadlew war ein Soldat Sions, wie alle anderen auch. Wieso nahm er dann Anteil am Schicksal des Jungen? Er hasste es, wenn Freund und Feind nicht mehr klar definiert waren wie zwei Armeen die sich auf dem Feld gegenüberstanden. Der Kriegerprinz stiess die Gedanken von sich und konzentrierte sich auf die Schwarze Witwe. Längere Zeit passierte nichts mehr, nur ihre Augen zuckten hin und her als ob sie Dinge beobachtete, dann sprach Circe mit warnendem Ton weiter.
"Ein zurückgewiesenes Geschenk... ihr habt viel gemeinsam. Du und der Eyrier ohne Schwingen. Er hat auch verzweifelte Dinge für sie getan, er wird nicht aufhören wollen sie zu beeindrucken... nimm dich in Acht." Rashar. Also war auch er im Besitz der Perle gewesen. Hatte Alienor sie ihm gegeben? Und sie warnte ihn vor Karssail der offenbar einer Frau hörig war, vielleicht Alienor? Hörig, genauso wie... Gualterio schob das aufsteigende Bild von Laree von sich. Er wollte und durfte jetzt nicht an sie denken. So wartete der Kriegerprinz weiterhin und hing an Gesicht und Lippen der Schwarzen Witwe um ja nichts Wichtiges zu verpassen.
"So viele Geheimnisse... unter Freunden. Er hat die Kette von... einem Tiger... und der hat sie....", Circes Hände woben unsichtbare Muster in die Luft während sie redete. Rashar hatte die Perle also nicht von Alienor sondern von Tiger bekommen, und es war ursprünglich eine Kette gewesen. Malatestes Pranke krampfte sich in sein Knie. Wieder schien er nur weitere Rätsel statt Antworten zu bekommen. Und von wem hat Tiger die Kette? Es machte den Anschein als ob Circe genau darauf antworten wollte, als sich ihre Augen plötzlich vor namenloser Angst zu weiten begannen und sich ein dunkler Schatten darüber zu legen schien. Fluchend sprang der Kriegerprinz von Diwan auf und zur Seite. Die Schwarze Witwe kippte vom Stuhl wie eine Marionette deren Fäden durchgeschnitten wordne waren. Die Perle entglitt Circes kraftlosen Fingern und rollte über den Boden, ihre Augen blickten vor Angst geweitet ins Leere.
„Verdammte Scheisse!!!“ Der Kriegerprinz raufte sich mit beiden Händen die Haare und blickte erst auf den reglosen Körper zu seinen Füssen und dann gehetzt zu der Tür. Was nun? Die Perle schnappen und abhauen? Die 300 Goldmark hatte Circe ins Juwelengepäck gepackt und sie waren verloren, genauso wie alles was sie gesehen hatte. Aber was nun? Er könnte Frostseel sagen, dass er eine Schwarze Witwe aufgespürt hatte und sie sich der Verhaftung widersetzt hatte. Wenn überhaupt jemand wagte damit an die Öffentlichkeit zu gelangen. Vermutlich würden beide Seiten die Angelegenheit lieber unter den Teppich kehren. Malateste atmete tief ein und bückte sich um an Circes Hals den Puls zu spüren. Seine Finger zuckten sogleich zurück. Sie lebte nocht, doch sie war unerklärlich kalt. Wieder blickte er zur Tür. Waren ihre Netze noch aktiv? Was würde passieren wenn er versuchte zu flüchten? Seine Hand ballte sich zur Faust. Wieso konnte es nicht einmal sauber ablaufen? Fluchend kniete er sich neben Circes Körper, legte seine Hand auf ihre Stirn, schloss die Augen und versuchte auf Weiss an Rand ihres Geistes einzudringen.

Weisser Nebel umwallten Malateste. Es hatte keinerlei Barrieren gegeben. Er stand nackt zwischen Bildern und Erinnerungsfetzen der Schwarzen Witwe, Alltägliches, nichts was ihn interessieren würde oder was sie schützen wollte. Das Haar des Kriegerprinzen war hier schwarz und lang, seine Augen schwarz wie sein Haar und mit Gold gesprenkelt, keinerlei Narben verunzierten sein Gesicht. Er hatte keine Ahnung wo er war, oder wohin er sich wenden sollte, dies war nicht sein Terrain. Ein fremder Verstand oder das verzerrte Reich war nur was für Schwarze Witwe. Malateste tauchte tiefer ein. Er schnappte einen Namen auf der überall widerhallte. Kaileena, so hiess sie also richtig. Der Nebel wurde dichter und opalfarben als er tiefer in ihren Verstand eintauchte, die Bilder schwerer erkennbar, besser gschützt und plötzlich schrillten Malatestes geistige Alarmglocken und er verspürte den Drang zu fliehen. Ihr Verstand ging ins Verzerrte Reich über und da war eine dunkle Präsenz, beinahe so vergiftet und verdorben wie die von Sion. Gualterio hielt mental den Atem an, zögerte kurz, doch es gab keine andere Möglichkeit als ihn um Hilfe zu bieten.
„Bruder...“, flüsterte er leise und machte Platz.

Dieselben Züge, doch ein anderes Gesicht. Die goldenen Sprenkel verschwanden aus den Augen, das Schwarz weitete sich aus und verdrängte das Weiss der Iris bis nur noch dunkle, eiskalte Kohlen in den Augenhöhlen zu sitzen schienen.
„Du Narr“, knurrte der Kriegshund grollend wie ein Steinschlag. Und es war das Einzige was er seinem Bruder zu sagen hatte, denn sogleich spürte er die Gefahr die von dem mächtigen Gegner ausging und er handelte instinktiv. Die Haut brach auf als eiserne Dornen daraus hervorbrachen. Stahl erschiend unter der aufplatzenden Haus und das Gesicht des Kriegerprinzen verzog sich, verwandelte sich in einen Helm mit einer Hundeschnauze, die spitzen Zähne gefletscht, die stählernen Hundeohren hochgereckt. Anstelle des nackten Malateste stand nun der hünenhafte Kriegshund in der monströsen mit Dornen gespickten Schlachtrüstung da. Die Rüstung die tief in den Tresorräumen der Burg von Königin Tolarim lagerte. Die Runen und Ornamente auf der Rüstung leuchteten für einen kurzen Moment auf wie glühendes Eisen. Niemand wusste was sie bedeuteten, nicht einmal die schwarze Witwe nach deren Vision die Rüstung damals angefertigt worden war. Der Kriegshund legte den behelmten Kopf leicht schräg. Es sah aus als ob er Witterung aufnahm. Dann begann er zu rennen, und während er rannte verformte sich der Körper bis ein stählerner Hund dessen Rückenwirbel wie eiserne Dornen hervorragten durchs verzerrte Reich rannte. Dergestalt preschte der Kriegshung lautlos durch das verzerrte Reich auf die drohend giftige Präsenz zu. Malateste sah das Ganze wie im Traum, es war als ob er ein Beobachter auf der Zuschauertribüne war, ein Teil des Geschehens, doch nicht wirklich anwesend. Im verzerrten Reich war der Wille, der Geist, die Waffe und man konnte ihn formen. Er, Malateste, hatte keine Ahnung wie er diesen nutzen sollte oder die bewerkstelligen, er war hier komplett verloren, doch sein Bruder tat es instinktiv. Der Kriegshund kämpfte an jedem Ort, es war ihm egal wo.
Zwei Gestalten schälten sich aus dem Nebel der inzwischen grau geworden war. Die eine Gestalt war Kaileena die an Ketten um ihre Handgelenke in den immer dunkler werdenden Nebel gezerrt wurde. Und dort, in der Schwärze die kalt und heiss zugleich war, lauerte die zweite Gestalt wie eine monströse Spinne, nur schemenhaft in der Dunkelheit sichtbar. Der eiserne Hund setzte im Rennen zum Sprung an, verwandelte sich wieder in den gerüsteten Krieger und in seiner Hand erschien ein leuchtendes Flammenschwert das mit einem gewaltigen Hieb auf die Ketten traf und sie zerschlugen. Der monströse, hundsköpfige Krieger hielt keinen Augenblick inne, sondern stellte sich zwischen Kaileena und das etwas in der Schwärze und begann darauf zuzugehen.
*NEIN!* Malateste brüllte mental seinen Bruder an. *Bist du wahnsinnig? Das ist nicht dein Schlachtfeld! Sie wird dich zerreissen!* Der Kriegshund ignorierte Malateste. Er würde niemals vor einem Gegner fliehen. Ohne irgendwelche Emotionen, weder Hass noch Furcht, blickte er in die aufleuchtenden Augen in der Dunkelheit, doch Malateste gerann das Blut in seinen Adern zu Eis als er diese Augen sah.
*Kriegshund! Das ist nicht dein Auftrag! Deine Königin hat uns einen Befehl gegeben, halte dich daran! Du wirst dich ihr irgendwann stellen, aber nicht jetzt! Befolge den Befehl der Königin!* Der Kriegshund hielt inne. Wie zwei Ausgeburten eines Albtraums standen sich die Bestie des Kreiges und die Spinnenkönigin gegenüber. Reglos, gegenseitig belauernd. Timaris Tolarim, seine Königin, sie hatte ihnen einen Auftrag gegeben. Der Kriegshund hob das Schwert und deutete damit auf die Spinnenkönigin. Die Botschaft war klar: „Nicht hier, nicht jetzt, aber ein andermal.“ Er fletschte die stählernen Reisszähne die sich tatsächlich bewegten. Blitzschnell drehte er sich um, warf sich Kaileena über den Rücken und rannte los. Aus der Schwärze peitschten Tentakel hervor, der Kriegshund wich aus, sprang darüber, duckte sich oder schlug sie mit dem Flammenschwert entzwei. Er war nun halb Mensch halb Tier, ein Werwesen aus alten Legenden, und begann einen Wettlauf aus dem verzerrten Reich. Der Nebel wurde heller und hinter ihm kreischte die Spinnenkönigin voller Wut.

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Do 18. Jan 2024, 12:26
von Zorya
Zorya hielt sich nicht ständig im Verzerrten Reich auf, aber sie begab sich eiligst dorthin als sie spürte, dass jemand versuchte sich Informationen über sie anzueignen. Und dann auch noch auf so plumpe, unbeholfene Art und Weise. Es war mehr eine Beleidigung denn eine Bedrohung. Doch Zorya war neugierig welche Schwarze Witwe so frech sein konnte. Es dauerte nicht lange, da hatte sie die Schwester aufgespürt und zapfte gleich ihren Geist ein, begann ihre Barrieren anzugreifen. Das dumme Ding versuchte noch zu fliehen, aber Zorya hielt sie unbarmherzig im Grauen Reich gefangen. Diese Beute gehörte ihr...
Mit geistigen Fesseln zerrte sie an der anderen Schwarzen Witwe, zog sie langsam zu sich, tiefer ins Verzerrte Reich um sie dort genüßlich auszusaugen bis kein Lebenswillen mehr in ihr war. Noch zappelte Kaileena, wehrte sich gegen das Unvermeidliche.
*Es nützt nichts zu flehen, mein armes Kind... du hättest nicht nach mir suchen sollen. Jetzt hast du mich gefunden.* Die Königin lächelte, fixierte die Schwarze Witwe mit einem eisernen Blick und drang in ihren Geist um ihr die Vision gewaltsam zu entreißen. Kaileenas rotes Juwel kämpfte noch dagegen ein, war jedoch nicht genug um noch viel länger durchzuhalten. Dunkler Nebel ballte sich um sie, würde anderen eine Warnung sein sich fernzuhalten. Ihre Aufmerksamkeit wurde erst von ihrem Opfer gerissen als es ihr jemand streitig machte. Zoryas dunkle Augen weiteten sich überrascht als aus dem Nebel ein Hund preschte. Nein, das konnte nicht sein, eine Illusion, unmöglich. So stark war Kaileena nicht. Wer half ihr? Für wen hatte sie die Vision gesponnen?
Die Königin von Dhemlan war noch so perplex, dass sie nicht sofort entsprechenden Schutz aufbaute als der Hund sich in einen ausgewachsenen Mann verwandelte, eingehüllt in dunklem Metall. Diese Rüstung, voller Dornen und einem Helm mit einer Hundeschnauze... nein, es konnte nicht sein. Ein Kriegerprinz. Die Flammen strichen durch die Ketten, die klirrend zersprangen. Kaileena sackte stöhnend in sich zusammen, hielt sich winselnd den Kopf.

Der Mann stellte sich Zorya entgegen, hob das Schwert. Unmöglich konnte er ein Zerbrochener sein, dann hätte er nicht so viel Stärke gehabt. Zorya erwiderte seinen Blick stark, begann ihre Fäden nach ihm auszustrecken. Zwar war sie angespannt und überrascht, aber dies wurde bald von ihrer Wut verdrängt, dass man ihr die Beute streitig machte. Außerdem glich es einem Affron, dass ein Mann wagte dieses Reich zu betreten. Ein Kriegerprinz, der es mit ihr aufnehmen konnte? *Du hast hier nichts verloren, Mann.* Sie schaffte es das letzte Wort wie eine Beleidigung klingen zu lassen. *Hier kannst du mich nicht besiegen.* Wenn er schlau war, dann wußte er das auch. Dies war ihr Territorium. Zorya wartete nicht länger, aus der Schwärze wo sie sich halb verbarg, schossen Tentakel hervor, griffen nach dem Kerl. Jener drehte sich abrupt um, nahm Kaileena an sich und begann durch den Nebel zu rennen.
Was dachte er? Er konnte nicht vor ihr fliehen! Die Königin blieb stehen, sie mußte nicht rennen, so funktionierte das Verzerrte Reich nicht. Aus allen Richtungen schossen Tentakel nach dem Kriegerprinz, während sie gleichzeitig seinen Geist angriff, wie ein Raubtier außen an seinen Barrieren entlang strich. Doch auch ohne in ihn einzudringen, merkte sie einige Dinge über ihn. Schwarztraum... Zorya lachte. Ein Lachen was überall wiederhallte.
*Du Narr! Du gehörst ja schon mir*, erkannte sie amüsiert. Ein Hund, der nur noch ein bißchen weiter erzogen werden mußte. So dass er verstand, dass er nicht aufzubegehren hatte. *Du kannst nicht vor mir wegrennen. Nicht vor mir. Mein Gift ist schon längst in dir... und du liebst es, nicht wahr? Du liebst jeden einzelnen Kuss...*
Während der Kriegerprinz kopflos floh, konzentrierte Zorya sich auf ihn, erschien direkt vor ihm. Die Nebel flossen auseinander, wurden heller. Zorya stand lächelnd da, ein weißes Seidenkleid umschmeichelte ihren Körper, gab einen wunderbaren Kontrast zu ihrer dunklen Haut. Aber hier im Grauen Reich konnte sie ihr Aussehen so verändern wie sie wollte, verlieh ihrer Erscheinung etwas strahlendes. *Verrat mir deinen Namen. Komm her... du mußt nicht fliehen.* Die geballte Macht ihrer schwarzgrauen Verführungsfäden traf ihn, ein Verlangen wogegen Kaileenas Kunst mehr dem schüchternen Lächeln einer jungfräulichen Maid glich. *Bleib, mein starker Kriegerprinz... ich befriedige deine Neugier. Du hättest mich nur fragen brauchen... komm, sag mir deinen Namen und wo du bist...* Sie streckte ihre Arme aus, glitt langsam auf ihn zu. *Kämpfe nicht dagegen an... ich werde dir Gegner geben. Mehr als genug. Komm...*, lockte Zorya ihn weiter.

Was sie nicht sah und hörte war der zartgliedrige, schwarzhaarige Jugendliche, der im feinen Nebel neben einem hell schimmernden Türumriss stand. Er winkte dem Kriegerprinzen zu und deutete auf den Ausgang.

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Do 18. Jan 2024, 12:28
von Yadriël
Da Bonderus ihm nie gesandt hatte oder an die Tür geklopft hatte, um ihn abzuholen, hatte Zucker angenommen der Kriegerprinz wäre länger mit der Schwarzen Witwe beschäftigt und sich so ganz seinen eigenen Gelüsten hingegeben. Nach zwei Stunden ausgiebigen Bettensportes waren sie beide mehr als gesättigt. Zucker beugte sich vor, küsste Arturo noch einmal auf die Brust und ging dann zu einer Waschschüssel, um sich etwas zu reinigen. Zwischendurch sandte er Bonderus.
*He, Jason, bist du noch immer beschäftigt? Nicht dass ich diesen Ausflug hier nicht genießen würde...* Es kam keine Antwort. Etwas was Zucker nach einem weiteren Senden durchaus alarmierte. Selbst wenn Bonderus der Versuchung erlegen war und es mit der... Königin der Nacht trieb, er hätte wenigstens ein kurzes Lebenszeichen von sich geben können.
Rasch zog Zucker sich wieder an, ging - gefolgt von Arturo - durch den schummrig beleuchteten Flur und klopfte an die Türe zur Garderobe von Circe.
"Etwas stimmt nicht", sagte Arturo, "Sie antwortet nicht." Der Türsteher griff an den Türknauf, um zu öffnen, fluchte dann aber auf und zog eiligst seine Hand zurück, die trotzdem ein paar Brandblasen abbekommen hatte. "Sie ist in Gefahr! Wenn dein Kumpel sie-"
"Nein, niemals", wehrte Zucker ab, "Er würd ihr nicht weh tun." Ach, und woher war er sich so sicher? Weil er den Kriegerprinz gern hatte? Sehr gute Urteilskraft...
Arturo war nicht so restlos überzeugt, eilte jedoch los um etwas zu holen, um die Tür aufzubekommen. Brummend deutete er noch an, dass es gefährlich wäre jetzt die Türe ohne den richtigen Schlüssel öffnen zu wollen. Was meinte er damit und was zur Hölle war da drin los? Der Hayllier versuchte noch mehrmals Bonderus zu erreichen, langsam wurde er echt verzweifelt.

Es dauerte viel zu lange bis Arturo mit einem Schlüssel wiederkam. Bevor sie die Türe öffnen konnte, mußten sie selbige noch abkühlen und den Schlüssel mit einem Kältezauber versehen. Kaum war der Schlüssel herumgedreht, stieß Zucker die Türe auf. Sein Herz blieb vor Schreck stehen als er Jason so leblos auf dem Boden liegen sah. Mist, Mist, Mist... er hätte doch mitkommen sollen anstatt ne Nummer zu schieben. Schwarze Witwen waren immer gefährlich.
Allerdings schien es Circe genauso schlecht zu gehen. Ohne Nachzudenken griff Zucker nach einer Flasche Wermuth, die auf einem Tischchen neben einem Diwan stand und spritzte dem Soldaten etwas davon ins Gesicht. Der Prinz hatte sich neben Bonderus gekniet, versuchte ihn aufzuwecken.
"He, Bonderus, mach keinen Scheiß, Venka bringt mich um wenn dir was passiert. Und auch noch in nem Hurenhaus. Jason!"
Zucker fluchte unterdrückt, während der Arturo auch den Raum betrat. "He, was habt ihr mit Kaileena gemacht?" Das war also der wirkliche Name der sogenannten Königin der Nacht, nur war das Zucker gerade herzlichst egal. So wie er das sah war die Schlampe Schuld an dem Zustand Jasons.
"Woher soll ich das wissen? Ich war zwei Stunden mit dir vögeln!", rief Zucker und tastete aufgeregt nach Bonderus' Puls. Viel zu schwach. "Jason... oh Dunkelheit." Er rief eine Spritze herbei, zog hastig den Kolben auf.
"Was ist denn das?", fragte der Mann, kam näher.
"Etwas was garantiert noch jeden von den Toten geholt hat." Mit der freien Hand riss er Bonderus' Hemd auf, konnte leider die Brustmuskeln nicht ausgiebig bewundern. "Bereit? Eins... zwei..." Er hob die Spritze und zielte auf Jasons Herz.

Re: Spion in Loraka

Verfasst: Do 18. Jan 2024, 12:30
von Malateste
Die Nebel wurden heller als der Kriegshund aus den Tiefen des verzerrten Reiches auftauchte und sich bereit machte mit Kaileena von der geistigen in die reale Welt zu wechseln. Doch kurz bevor ihm das gelang, tauchte die Spinnenkönigin vor ihm auf, erschien einfach so aus dem Nichts. Für sie galten andere Regeln hier als für ihn. Der Kriegshund konnte nicht direkt in die Realität wechseln, er musste seinen Geist darauf vorbereiten in Form einer Wegstrecke die er zurücklegte, die schwarze Witwe hingegen konnte sich im verzerrten Reich frei bewegen. Die Nebel wogten zur Seite und offenbarte sie nun in strahlend schöner Gestalt, eine schwarze Göttin in einem weissen Kleid das ihren perfekt geformten Körper umschmeichelte.
*Verrat mir deinen Namen. Komm her... du mußt nicht fliehen.* Lockend sprach sie, ihre mächtigen Verführungsfäden waren nicht sicht- aber fühlbar. Gualterio Malatestes Verstand wogte ihr entgegen. *Verschwinde Bruder, lass mich zu ihr!* Malateste stürzte sich gegen die Barrieren in seinem eigenen Geist, doch der Kriegshund in seiner halb menschlichen, halb tierischen Gestalt wich nicht. Aber er stoppte seinen Lauf und stand still, Kaileenas Gestalt über die linke Schulter gelegt. Die Kohleaugen brannten flackernd im Hundsköpfigen Gesicht und die Hundeohren richteten sich aufmerksam auf.
*Bleib, mein starker Kriegerprinz... ich befriedige deine Neugier. Du hättest mich nur fragen brauchen... komm, sag mir deinen Namen und wo du bist...* Die Spinnenkönigin lockte weiter, breitete ihre Arme zu eine einladenden Umarmung aus und schwebte auf den Kriegerprinzen zu.
*Kämpfe nicht dagegen an... ich werde dir Gegner geben. Mehr als genug. Komm...*, lockte Zorya ihn weiter. Gualterio trommelte heulend an seine eigenen geistigen Barrieren.
*Lass mich zu ihr*, flehte er seinen dunklen Bruder an. *Sie weiss alles, so viel Wissen, so viel Macht, bitte, geh, ich brauch dich nicht mehr.* Malatestes Stimme hallte kläglich im Verstand des Kriegshundes, aber der antwortete ihm nicht, ignorierte ihn und stiess ihn roh zur Seite.
Während Malateste sich Zorya in dem Moment mit Leib und Seele hingeben wollte, reagierte der Kriegshund anders auf die Verführungsfäden. Sexuelle Reize waren ihm egal, aber etwas anderes erweckte sein Interesse. *Zorya.* Der Kriegshund sprach den Namen beinahe sanft aus.
*Ja, ich weiss wer du bist. Du sagst du kannst mir Gegner geben? Ich möchte einen Krieg wie in die Welt noch nie gesehen hat. Ich will Heere unter deren Schritten die Erde erbebt, ich will den Boden mit Blut tränken bis Mutter Erde kotzt. Ich habe keinen Namen, Krieg und Tod haben mich geboren. Aber mein Bruder hat einen Namen unter dem man mich kennt.*
Der Geist vom Kriegshund und Malateste verschmolzen langsam zu einer Person, das Werwesen wandelte sich wieder in den Krieger in der titanischen Plattenrüstung, der Hundekopf war wieder ein stilisierter Helm. Der Krieger liess Kaileena zu Boden gleiten und die schwarze Witwe kroch davon. Malateste beachtete sie nicht weiter, das brennende Schwert verschwand und er hob die Hand um das Visier zu entriegeln und anzuheben. Er wollte das Zorya sein Gesicht sah, das er ihr gefiel und sieh ihn mitnahm damit sie sich gemeinsam die Welt untertan machen konnten. Doch ein warmes Licht erregte seine Aufmerksamkeit und liess ihn inne halten. Eine lichtdurchflutete Tür erschien und darin stand ein schwarzhaariger, feingliedriger Junge. Malateste glaubte den Jungen zu kennen wie sich selbst, er hatte ihn schon in seinen Träumen gesehen, er liebte ihn.
„Du?“ Malatestes Stimme war voller Zärtlichkeit und die Liebe zu dem Jungen brach den Bann von Zoryas Verführungsfäden. Der Junge deutete auf die Tür und Malateste verstand. Der Kriegshund verblasste, die Rüstung begann zu wabern und bevor sie verschwand hechtete Malateste mit einem Sprung durch die Tür.

Mit einem Schrei riss Malateste die Augen auf und zuckte in Höhe. Die Spritze steckte noch immer direkt in seinem Herzen wo sie Zucker hinein gerammt hatte. Gualterios irrer Blick richtete sich auf Zucker, vom Kriegshund fehlte jede Spur. Malateste Hände bohrten sich in Zuckers Schulter.
„Lass sie nicht herkommen, hörst du?“ Der Kriegerprinz schluchzte auf. „Die Spinnenkönigin darf nicht herkommen.“ Gehetzt blickte er sich um, versuchte sein Schwert zu ziehen doch er verfehlte den Griff und torkelte durch den Raum. Langsam klärten sich die Augen des Kriegerprinzen, der Irrsinn wich aus ihnen und er erkannte Zucker. Gualterio spürte ein Stechen, starrte auf die Spritze in seiner Brust und riss sie heraus. „Du hast mich zurückgeholt?“ Er lächelte kläglich. Kaileena lag noch immer am Boden. Malatestes Knie knickten ein und er musste sich am Friesiertisch der Schwarzen Witwe abstützen.
„Was ist mit Kaileena, hat sie es geschafft? Hat sie die Zeit die ich ihr verschafft habe zur Flucht genutzt?“