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Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 11. Mai 2024, 09:05
von Lucero
Aufgekratz trippelte Lucero vom Gang der Blutigen zur Treppe. Der Meister hatte ihn eben besucht. In Luceros Zimmer. Nach dem gemeinsamen Schlafsaal hatte Lucero sich in sein Zimmer zurückgezogen, um sich frisch zu machen. Um zu duschen und sich seine süsse Gewandung anzuziehen. So wie es sich für ihn geziehmte. Allerdings hatte er dabei anscheinend so viel Zeit vertrödelt, dass er dabei das Frühstück unten im gemeinsamen Speisesaal verpasst hatte. Aber das war nicht so schlimm. Sie assen selten alle gemeinsam Frühstück. Viel peinlicher war gewesen, dass er sich noch gar nicht ganz angezogen hatte, als der Meister ihn besuchen gekommen war. Respektive es hatten noch seine tiefroten Lackschüchen gefehlt. Der Meister war deswegen glücklicherweise nicht böse mit ihm gewesen und Lucero hatte sich trotzdem neckisch zu ihm auf den Schoss kuscheln dürfen, als der er sich auf Luceros kleines Sofa gesetzt hatte. Auch ohne Lackschühchen.

Der Meister hatte ihm davon erzählt, wie er gestern bei Priam und Theon gelegen hatte und dass sich die zwei prächtig erholen würden. Er hatte ihm davon erzählt, wie Marlin neue Hoffnung geschöpft hatte und dabei war einzusehen, dass seine Ausbildung noch längst nicht fertig war und dass er nichts dafür konnte. Dass der Meister so oder so nicht daran gedacht hätte, ihn demnächst zu verkaufen. Lady Valdarez wäre so oder so ungeduldig geworden. Zum Schluss erzählte er ihm auch davon, dass ein spezielles Programm für Terim entwickelt wurde, damit er sich wieder wohlfühlen konnte.
Mit grossen Augen hatte Lucero jungenhaft aufmerksam zugehört, hatte Freude gezeigt , dass den Entführten geholfen wurde. Aber insgeheim wusste er sehr genau, dass es nicht darum gegangen war. Zumindest nicht nur und nicht gerade jetzt. Es ging vielmehr darum, dass der Meister ihn informierte, dass er alle entführten Schäfchen begutachtet hatte und für als heil genug betrachtete, um sie wieder aufzunehmen. Übrig blieb nun nur noch Lucero. Der Meister hatte nicht direkt danach gefragt, doch Lucero war klar, dass er hatte herausfinden wollen, wie es ihm ging. Und ihm war auch klar, dass er kläglich dabei versagt hatte, das Kunstwerk zu sein, das der Meister aus ihm gemacht hatte.
Der süsse Junge wäre niemals derart erleichtert gewesen, dass alle entführten Kunstwerke wieder aufgenommen worden waren. Einem manipulativen, verführerischen Bengel war es egal, wie es den anderen ging. Er hatte kein tiefes, brennendes, alles verzehrendes schlechtes Gewissen weil er Lilian derart manipuliert hatte. Weil er sie angefasst und sie zu Dingen gedrängt hatte, die sie grad nicht hatte machen wollen. Da schlimmste daran war, dass es ihm egal war, dass er nicht so war. Vielmehr sorgte er sich um Lilian. Wie sie es verkraftete, dass er sie so anrüchig gefesselt hatte. Dass er sie berührt und angeheizt hatte. Dass er mit ihr geschlafen hatte. Mit dem Liebling des Meisters, der für alle als unantastbar galt. Doch er hatte das Gebot gebrochen. Der Meister wusste es und im Gasthaus hatte er gesagt, dass er froh war, dass sie alles getan hatten, um wieder zu ihm zurück zu kommen.
Aber das war im Gasthaus gewesen. Im beisein der traumatisierten Lilian. Natürlich hatte der Meister nichts dagegen gesagt. Und heute Morgen hatte er gar nichts dazu gesagt. Er hatte zwar etwas von Lucero wissen wollen, was passiert war, doch er hatte nach keinen Einzelheiten gefragt, was Lilian und ihm angetan worden war und von sich aus konnte Lucero seine tapfere Kampfgefährtin nicht verraten. Er konnte dem Meister nicht einfach so sagen, was er getan hatte, wenn der Meister nicht danach fragte. Es war an Lilian, zu offenbaren, wieviel sie sagen wollte. Lucero würde sich nach ihren Wünschen richten, so gut es ging. Sie sollte sich bei ihm doch sicher und wohl fühlen. Nur tat sie das nicht mehr, nachdem er sie verraten, gefesselt und berührt hatte. Erst recht nicht mehr, seitdem sie sich in die starken Arme des Meisters hatte fliehen können.

Das hätte Lucero auch gerne gemacht. Doch er wusste, dass der Meister ihn nicht für immer dort sein lassen würde. Dazu hatte Lucero seine Verantwortung, das Kunstwerk zu sein, als dass der Meister ihn haben wollte. Der süsse, freche, manipulative Bengel. Der, den Lucero liebte, ihn zu sein. Nur kam ihm gerade alles sehr heuchlerisch vor. Um so beherzter hatte er versucht sich nach dem Besuch des Meisters zusammenzureissen und allen zu zeigen, dass er noch immer er selbst war. Insbesondere dem Meister natürlich. Rasch war er in seine Lackschühchen geschlüpft, froh darüber, dass er sich nicht noch lange damit aufhalten musste, sie zu schnüren und sie dafür gemacht waren, dass man leicht rein und rausschlüpfen konnte. Dabei war ihm aufgefallen, dass seine feinen, hellroten Kniesocken so aussahen, als wäre er barfuss durch Blut gewatet. Als würde das Blut von den Füssen seine Beine hochkriechen. Hastig hatte er den Gedanken verdrängt. Selbst wenn, das war nur richtig so. Schliesslich war er ein Blutiger.

Nun, wo er jedoch vor der Treppe stand, kam ihm in den Sinn, dass eigentlich nichts anderes so sehr zeigen würde, dass er ein süsser Bengel war, als wenn er sich von mehreren Weissgewandeten hemmungslos in einem Salon bedienen lassen würde. Er musste nicht nach unten in den Speisesaal gehen. Er könnte es sich hier gemütlich machen und die Schäfchen schicken, ihm Leckereien zu bringen. Sie könnten ihn füttern und er könnte sie derwei befummeln. So wie sie es genossen und es wollten. Ausserdem hatte er ohnehin nicht so einen grossen Hunger. Im Gegenteil, ihm war eher etwas schlecht. Besser er liess sich durch eine ausgiebige Massage verwöhnen. Durch die lange Reise in der Kutsche war noch alles verkrampft und seine Beine und Hände fühlten sich ganz zittrig an. Ja, das wäre besser. Abrupt drehte sich Lucero von der Treppe weg, löste sich von ihrem dunklen, fallenden Sog. Er würde auch hier im ersten Stock einen Weissgewandeten finden, den er etwas triezen konnte.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 11. Mai 2024, 10:19
von Lexes
Lexes warf noch einen letzten Blick auf Denas Bild. Es war eine Skizze, die der Meister irgendwann einmal von ihm angefertigt hatte. Natürlich hingen keinerlei Bilder verstoßener Kunstwerke in der Villa. Weder der Meister noch die Kunstwerke schienen damit konfrontiert werden zu wollen. Es war leichter so und es gab Tage da war Lexes froh, dass es keine Bilder gab, die ihn ständig an sein Versagen erinnerten. Und an anderen Tagen konnte er dann doch nicht anders als das heimlich gestohlene Bild in seinem Zimmer hervorzuholen und es anzuschauen. Dena unverletzt. Es tat so weh es anzuschauen, aber es war einer dieser Tage, wo Lexes diesen Schmerz wollte und es ihm noch heuchlerischer vorkam sich dem zu entziehen.
Dena hätte hier sein sollen und er nicht. Lexes strich nochmal über Denas rechtes Auge.
Aber der Meister duldete keine irreperablen Kunstwerke. Dabei fühlte sich Lexes manchmal selbst ziemlich irreperabel. Er dachte kurz darüber nach die Skizze wieder unter dem lockeren Holzbrett unter seinem Bett zu schieben, doch dann ließ er es einfach offen auf seinem Nachtisch. Er wusste nicht einmal wieso. Der Meister würde kaum sein Schlafzimmer betreten, obwohl Lexes ihn eine Weile oben irgendwo in einer der Zimmer der Blutigen gespürt hatte.
"Genug gespielt", sagte Lexes und hob Mika sanft vom Bett, wo das kleine Kätzchen seine Decke in Unordnung gebracht hatte und versuchte sich darunter zu verstecken. Er sollte sie sicher nicht auf sein Bett lassen, aber wie konnte er ihr etwas abschlagen? Außerdem war es angenehm gewesen sie an seiner Seite zu wissen, während er schmerzte. Lexes schloss seine Türe und schritt durch den Gang. Nach dem Frühstück wurde es Zeit sich mit Terim zu beschäftigen und Lexes war nur kurz nach oben gekommen, um nach Dena zu sehen. Ihm war bewusst, dass die Wunde so nie verheilen würde, doch er fand es nur recht, dass sie weiterhin blutete. Er hatte es nicht anders verdient.
Außerdem vermisste er sein eigenes Zimmer. Der große Schlafsaal war nett, doch die Weißgewandten erfreuten sich viel mehr daran als die Blutigen, die ihre eigenen Zimmer gewohnt waren. Das einzig angenehme daran war, dass er neben Yukarin schlafen konnte so wie sie es früher oft getan hatte. Heute morgen waren jedoch die meisten nicht lange im Schlafsaal geblieben und alle aufgeregt, um Lady Torres zu verabschieden, die rechtzeitig zu Winsol zurück in Mineva sein wollte.
Dutzende Schäfchen, die die Schwarze Witwe verabschieden wollten. Besser er sah auch nach, ob sie sich benahmen. Vielleicht würde er dort auch Terim finden, wobei sich der Krieger selten etwas aus so viel Trubel machte.
Lexes ging zur Treppe, die vom Gang der Blutigen nach unten führte. Nicht die prächtige Haupttreppe vorne, aber genauso aus edlem dunklen Holz und kunstvoll geschnitzten Geländer. Elegant in seiner Schlichtheit. Lucero stand vor der obersten Stufe und blickte nach unten wie als würde er auf etwas warten. Er blickte sehr lange nach unten. Lexes' Schritte wurden langsamer. In den weichen Sandalen sowieso kaum hörbar. Lucero schien ihn noch nicht bemerkt zu haben. Lexes musste an die gestrigen Worte des Meisters denken, dass es Lucero am schlimmsten erwischt hätte und er sich keine Heilung erlaubte bis es den anderen nicht besser ging.

Lexes konnte immer noch nicht ganz glauben, dass ihr Nesthäkchen tatsächlich alle Schäfchen beschützt hatte. Sie lebten, sie waren nicht zerbrochen, Lilian sogar unversehrt. Er hatte sogar zwei der Räuber ermordert. Es war eine Leistung, die er dem bisweilen lästigen Bengel nie zugetraut hätte und er musste zugeben, dass er sich in Lucero getäuscht hatte. Er hatte seine Ausbildung so schnell abgeschlossen, Lexes hatte insgeheim geglaubt, dass der Meister etwas übersehen haben musste, doch nun musste Lexes sich eingestehen, dass er derjenige gewesen war, der etwas bei Lucero übersehen hatte.
Abrupt drehte sich der junge Prinz von der Treppe fort. Lexes beschleunigte seine Schritte.
"Etwas vergessen?", fragte er. Sie hatten normalerweise nicht viel zu tun, geschweige denn dass sie überhaupt Worte miteinander wechselten. Wenn, dann höchstens über die Weißgekleideten und Lucero hatte eine ganz andere Meinung darüber wie man mit diesen umgehen sollte. Natürlich hatte Lexes ihr Nesthäkchen seit der Befreiung gesehen. Aus der Ferne meist, am anderen Ende des Schlafsaals oder beim Essen. Die befreiten Schäfchen hatte Lexes inniger begrüßt und ihnen galt auch seine Sorge. Nicht dem jungen Blutigen. Er wirkte fröhlich genug, doch der Moment bei der Treppe hatte anderes gezeigt. War Lucero überhaupt im Speisesaal gewesen?
Der junge Prinz blieb stehen und sah ihn irritiert an, vermutlich weil sie schon ewig nicht mehr miteinander geredet hatten. Lexes wurde kurz darauf auch bewusst wieso. Lucero zog zunächst einen süßen Schmollmund und behauptete, er hätte nichts vergessen. Dann setzte er ein Lächeln auf, süß aber definitiv einstudiert. Es wirkte unschuldig ohne unschuldig zu sein. Nicht so wie Lilian einen anlächelte.
Lucero schüttelte den Kopf und meinte, er hätte sich umentschieden. Er wolle sich lieber von ein paar Schäfchen oben in einem der Salons verwöhnen lassen. Der Prinz begann zu plappern was er sich alles vorstellte. Lexes wollte sich gerne zurückziehen. Wieso hatte er ihn überhaupt angesprochen? Aber er war ihr Nesthäkchen. Nicht so wie Lilian, aber das Nesthäkchen der Blutigen.
"Eine gute Idee, aber schwerlich umzusetzen gerade, wo alle Schäfchen Lady Torres unten verabschieden wollen. Ich denke der Meister wird erwarten, dass wir auch unten sind", bemerkte Lexes aus einem ungewissen Gefühl heraus. Er reizte gerne andere Menschen, egal ob Blutige oder Weißgewandte. Gelassen blieb Lexes stehen, doch er beobachtete Luceros Reaktionen genau. Der junge Prinz war ein sehr guter Schauspieler, vielleicht der beste in der Villa, aber er schien nicht in Hochform. Mika maunzte ungeduldig und wollte zapplig freigelassen werden, was Lexes gelassene Haltung etwas untergrub, doch er wollte Luceros Reaktion nicht verpassen.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 11. Mai 2024, 11:25
von Lucero
Leider war es keiner der Weissgewandteten, der ihn ansprach, ob er etwas vergessen hätte und den Lucero hätte losschicken können, um alles zu organisieren, damit Lucero ausgiebig verwöhnt werden konnte. Es war ein Blutiger und dann ausgerechnet noch Lexes. Auf den hatte Lucero nun wirklich keine Lust. Lexes war immer so hochnäsig. Mit ihm konnte man sich einfach nicht unterhalten und seinen Spass haben. Er war noch spiesiger als Yukarin und das wollte etwas heissen. Bestimmt wollte der andere Prinz nun herablassend erklären, weswegen er soviel besser war als Lucero, da er ihn angesprochen hatte. Kurz blickte Lucero irritiert zu ihm, ehe er einen jungenhaften Schmollmund machte, weil Lexes ihm zutraute, etwas vergessen zuhaben.
"Pöh, ich habe doch nichts vergessen", schmollte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Aber da er in lieber Junge war und nicht nachtragend, lächelte er Lexes kurz darauf gleich wieder süss an und schüttelte seinen Kopf.
"Ich habe mich umentschieden", erklärte er gewissenhaft. "Ich will mich lieber von ein paar Schäfchen hier oben in einem der Salons verwöhnen lassen. Erst dachte ich, wir könnten eine nette Teerunde oder ein kleines Picknick machen. Aber dann dachte ich, dass etwas kuscheln auch schön wäre. Wir könnten uns gegenseitig massieren oder Spiele spielen. Das macht bestimmt Spass."

Anstatt, dass Lexes nun entsetzt das Weite suchte, überraschte er ihn damit, dass er ihm zustimmte, dass dies eine gute Idee wäre. Lucero holte schon Luft, um Lexes überschwänglich zu seinem Vorhaben einzuladen, damit der Langweiler endlich von ihm abliess und und sich jemand anderen suchte, den er von oben herab behandeln konnte, als der andere Blutige besserwisserisch anfügte, dass sein Plan gerade schwerlich umzusetzen sei, wo doch alle Schäfchen Lady Torres verabschieden wollten.
"Ist es schon soweit?" fragte Lucero betrübt und ignorierte dabei komplett, dass Lexes glaubte, der Meister würde sie dazu alle unten erwarten. Ein flüchtiger, unbewusster Blick auf die Treppe konnte er jedoch nicht vermeiden. Genau so wenig wie ein flüchtiger, unbewusster Blick in den Gang, ob es nicht einen Salon hier oben gäbe, von wo er nach unten in den Vorhof winken könnte.
"Schade, dass sie schon geht", schmollte er wieder. "Ich konnte mich nur wenig bei ihr bedanken. Javier hat sie gestern den ganzen Tag in Beschlag genommen. Das ist voll unfair. Dabei ist sie doch so schön und lieb und gütig." Natürlich wollte Lucero sich von ihr verabschieden. Er verdankte ihr alles. Davon abgesehen verlangte der Meister unten ihre Anwesenheit. Da gab es keine Ausrede.
"Ich will sie nicht verpassen und ihr noch ganz dolle Tschüss sagen", erklärte er eifrig nach seinem Schmollen und wandte sich abrupt von Lexes ab, um die Treppe hinunter zu rennen. Ganz schnell. Mit flinken kleinen Schritten, den Atem angehalten. Dann war er auch schon unten. Da nahm er den Schwung vom Treppe runterrennen gleich mit und rannte weiter. Stürmte durch die Villa und zum Haupteingang hinaus, wo sich schon viele Weissgewandete um Lady Torres geschart hatten. Das bremste seine Geschwindigkeit etwas. Doch Lucero liess sich nicht aufhalten, drängelte sich durch die Schäfchen, ehe er sich strahlen in Lady Torres in die Arme warf und sie wie ein kleiner Junge fest um die Taille umarmte.
"Danke, danke, danke für Eure Hilfe Lady Torres", bedankte er sich aufgedreht nochmals bei ihr und drückte ihr zum Abschied einen dicken Schmatzer auf die Wange.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 11. Mai 2024, 13:00
von Lexes
Der jüngere Blutige schien überrascht und auch etwas geknickt, dass die Schwarze Witwe bereits abreiste. Das schien jeder in der Villa und Lexes konnte es ihnen nicht verdenken. Offensichtlich hatte Lady Torres maßgeblich dazu beigetragen, dass die Entführten gefunden worden waren. Die Schäfchen hatten ihm erzählt wie hoffnungslos alles gewirkt hatte bevor der Meister die Schwarze Witwe engagiert hatte. Ohne sie...
Nun, es war noch einmal alles gut gegangen und sie hatten alle Entführten wieder zurück. Wie wohlbehalten würde sich noch zeigen.
"Ich schätze, sie möchte zu Winsol zurück in Mineva sein", erklärte Lexes. Er hatte selbst nur kurz heute morgen mit der Schwarzen Witwe gesprochen und sich bedankt. Lexes hatte die Suche nach den Räubern verpasst, weil er länger bei Lord Dragomis gewesen war und ihn der Meister erst spät zurückgerufen hatte. Vermutlich, damit genügend Blutige in der Villa waren, um sich um die Weißgewandten zu kümmern, während der Rest nach dem Unterschlupf der Entführer gesucht hatten.
Lexes hätte es vorgezogen Seite an Seite mit Yukarin zu kämpfen. Er suchte die Gelegenheiten sich um die Schäfchen zu kümmern und sie zu retten. Er konnte das Geschehen von damals nie ungeschehen machen, erst recht nicht für den Meister, doch er konnte jetzt seinen Teil dazu leisten, dass es dem Rest der Weißgekleideten gut ging. Doch dabei hatte er stets an die Schäfchen gedacht und nicht an den einzigen Blutigen, der entführt worden war.
Lexes entging nicht der rasche Blick des jungen Prinzen zur Treppe hin. An der Treppe war nichts besonderes, sie war so wie immer, doch etwas in Lucero schien sich geändert zu haben. Fragte sich nur was. Es sollte Lexes nicht interessieren. Lucero hatte das getan, was von ihm erwartet worden war und das war die Weißgekleideten zu beschützen. Wenn nötig, dann mit seinem eigenen Leben, seiner eigenen Intaktheit.
Lexes hätte es Lucero nur nie zugetraut. Wirklich alle vier Schäfchen und auch noch Lilian zu retten.
"Ich will sie nicht verpassen und ihr noch ganz dolle Tschüss sagen", bemerkte Lucero plötzlich überschwenglich, wandte sich ab und stürmte regelrecht die Treppe nach unten. Mika sprang daraufhin endgültig von Lexes' Armen und versuchte dem jungen Blutigen hinterher zu eilen, doch sie war noch viel zu klein und wacklig unterwegs. Lexes rettete sie rasch bei der ersten Stufe.
"Die sind noch zu groß für dich", mahnte er das wuschlige Kätzchen und hob sie wieder hoch. Er blickte die Treppe nach unten. Und die Stufen schienen momentan auch zu groß für Lucero. Dieser hatte sich in seine übliche Maske als süßer Bengel geflüchtet. Lexes war diese ständige Schauspielerei zu anstrengend. Natürlich verbarg er oft was er wirklich dachte, doch Lucero schien darüber hinaus noch in völlig neue Persönlichkeiten zu schlüpfen, die er beliebig austauschen konnte.

Der Blutige ging langsamer die Treppe hinunter und als er in der Haupthalle war, bekam er gerade noch mit wie sich Lucero an Lady Torres heranwarf und sie umarmte wie als wäre er ein kleiner Junge. Lexes wusste, dass dem Meister dieses unschuldige Verhalten gefiel und vermutlich auch einigen Stammkunden, die Lucero besaß. Es sprach Lexes selbst an. Nicht ohne Grund wanderten seine Blicke wie von selbst zu Lilian, die in einem hellgrauen Strickkleid und weißen Strümpfen beim Meister stand. Das dunkle Haar in zwei Zöpfe geflochten, die rosa Augen so groß und erfreut aufgerissen. Aber dann ging ihr Blick zu Lucero, der sich vorgedrängelt hatte und begeistert mit Lady Torres sprach. Lilians Blick verharrte nur kurz bei Lucero ehe sie sich dichter beim Meister einhakten und beiseite sah. Interessant...
Die Schwarze Witwe wirkte etwas überrumpelt, erwiderte aber den Kuss auf der Wange.
"Ich bin froh, dass ich helfen konnte", erwiderte sie. "Ich wünsche euch allen ein ruhiges Winsol."
Lexes verlor den Blick auf Lucero wieder, als sich andere zu Lady Torres schoben, um sie ebenfalls zu verabschieden. Jeder wollte sie drücken, sich nochmal bedanken, ihr etwas schenken oder sie küssen. Die Kutsche draußen musste schon heftig beladen sein von all den Geschenken. Javier und Darion verabschiedeten sie auf eine Weise, die Lexes sofort sagte, dass beide Sex mit der Schwarzen Witwe gehabt haben mussten.
Natürlich ging er auch zu der Schwarzen Witwe, zusammen mit Yukarin. Sie verneigten sich vor Lady Torres.
"Ihr habt uns ein weiteres Winsol geschenkt, danke." Lexes küsste ihre Hand galant. Der Meister verabschiedete zuletzt und erteilte ihr die absolut seltene Ehre, dass sie jederzeit wieder hierher eingeladen war. Darüber hinaus bot er ihr seine eigene Hilfe an, sollte sie je welche benötigen. Die junge Schwarze Witwe war längst rot und verlegen geworden.
Eine ganze Traube von Schäfchen wollte Lady Torres gleichzeitig in die Kutsche helfen und trotz der Kälte standen alle draußen, um ihr hinterher zu winken. Ein paar besonders rührselige Schäfchen vergossen einige Tränen.
"Sie war so so nett", schluchzte Fergus und bekam daraufhin einen leichten Klaps auf den Hinterkopf von Horatio, dass er es nicht übertreiben sollte. Aus den Augenwinkeln sah Lexes wie Lucero noch seine Späße mit zwei Schäfchen trieb ehe er sich geschickt zurückzog. Es war vermutlich niemanden aufgefallen.
Die Männer begaben sich langsam wieder nach drinnen und Lexes wollte sich dem anschließen, als Lilian plötzlich vor ihm stand und ihn anlächelte. Genauso entwaffnetes Lächeln wie der Meister, nur auf andere Art.
"Lexes, ich dachte... also wenn du magst.." Das Mädchen strich sich über den schlanken Arm und ihr kleiner in weißem Pantoffel steckender Fuß scharrte leicht durch den Schnee. "Weil wir doch die Villa für Winsol schmücken wollten.."
Der Blutige hob die feine Augenbraue. Von wollen konnte keine Rede sein.
"Hast du heute schon Lust etwas dafür zu basteln? Die Plätzchen sind doch auch gelungen.." Lilian sah ihn vorsichtig an.
Lexes würde sich weit lieber sündige Freuden für Terim widmen, als irgendetwas zu... basteln.
"Später", vertröstete er Lilian. Einmal konnte er es sicher aufschieben ohne dass ihn der Meister dafür scholt.
"Was hast du denn vor?", fragte das Mädchen neugierig und sehr lästig. Lexes wusste, dass er schlecht sagen konnte, dass er Terim zu einer Hure machen wollte. Terim spürte er zudem wieder drinnen bei den anderen. Es war nur noch ein anderes Kunstwerk draußen unterwegs.
"Nach Lucero sehen", hörte Lexes sich stattdessen sagen. "Hier, kümmer dich um Mika. Es ist draußen zu kalt für ein Kätzchen." Er drückte Lilian das Kätzchen in die Arme.
"Aber-"
"Und es ist auch zu kalt für dich und deinem kurzen Kleid." Der Prinz schob das Mädchen zurück nach drinnen. Er dachte schon, er wäre Lilian erfolgreich losgeworden, als sie sich nochmal umdrehte.
"Ich glaube, Lucero geht es nicht gut..", sagte sie leise, Mika an sich gedrückt.
"Und wirst du mir sagen wieso?", entgegnete er auf einen Verdacht hin. Es wirkte. Lilian erblasste sofort und eilte gleich dem Meister hinterher. Hmmm..

Lucero fand Lexes in einer Schneewehe liegend, während er nach oben in den Himmel blickte. Lexes hatte, aufgrund seiner dünnen Gewandung, oft ein Wärmeschild um sich. Lucero schien dies nicht zu haben. Seine Wangen waren rot von der frischen Luft und sein Atem kleine Wölkchen. Nicht lange und seine rote Kleidung würde eisig kalt vom Schnee sein.
Lexes trat zu ihm heran und schob sich in sein Gesichtsfeld. Es gab keinerlei Vorwand, den Lexes hätte vorbringen können, warum er sich hier Lucero näherte. Das wussten sie beide.
"Ein etwas kühler Salon, um sich zu vergnügen", bemerkte Lexes, während er Lucero so in seiner Schneewehe betrachtete. Der Schnee türmte sich wie kleine Wände um den jungen Prinzen auf.
"Jaaa und perfekt für Schneebälle!", platzte der Jüngling plötzlich hervor. Bevor Lexes reagieren konnte, hatte ihn Lucero schon mit einem Schneeball beworfen. Lexes hatte sich zwar vor eingehender Kälte mit einem engen Wärmeschild geschützt, aber nicht vor eingehende Projektile, die ein frecher Bengel nach ihm warf. Mit einem Platsch traf ihn der Schneeball am nackten Bauch zwischen seiner offenen Weste und aufgrund der Wärme tropfte der Ball auch gleich nass nach unten. Einige eisige Tropfen rannen unter seine lockere rote Pluderhose.
Lexes keuchte auf. Dieser unverschämte...
"Wirklich?", bemerkte er leicht genervt.
Er griff mit einer Hand in die Schneewehe, nahm genügend von dem pudrigen Schnee und - da Lucero weiterhin vor ihm lag - drückte den Schnee über Luceros Kopf aus, fuhr ihm damit durchs Haar. Es war eine sehr schlechte Idee gewesen nach Lucero zu sehen. Lexes wandte sich ab zum Gehen.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 11. Mai 2024, 14:30
von Lucero
Als Lady Torres Kutsche vom Hof fuhr, wäre Lucero am Liebsten losgerannt. In den Park, in den Wald. Irgendwohin. Aus seinem Körper heraus. Es traf ihn wie ein Schlag. Doch die Abreise der Schwarzen Witwe tat überraschend weh. So als ob... als ob man ihn in der verschneiten Burg einsam zurück gelassen hätte. Mit nichts als dem Schnee und den beiden Toten Vekras und Nedan. Kaum war der Gedanke aufgeblitzt, unterdrückte Lucero ihn gnadenlos. Das war unsinnig und nicht hilfreich. Er wollte die Zeit hier in der Villa geniessen, solange er sie nocht hatte.

Überdreht trieb er etwas Schabernack mit zwei Weissgewandeten, ehe er spielerisch etwas zurück blieb, als die Kunstwerke sich anschickten, wieder zurück in das Gebäude zu gehen. Lucero zog es jedoch eher etwas weg vom Gebäude. Dahin wo der Schnee noch unberührt war. Eifrig stapfte er durch das pulvrige Weiss, ganz ungeachtet, dass er keinen Wärmeschild um sich aufgebaut hatte. Nun könnte er es wieder tun. Kein mörderischer Halsreif hielt ihn davon ab. Er musste nicht frieren. Vielleicht war es gerade deswegen so angenehm. Unvermittelt liess er sich rücklings in eine Schneewehe fallen. Es war weich, kalt und doch irgendwie warm. So ruhig. Kein Schmerz. Einfach nur weiss. Lucero starrte zu dem grauen Himmel empor und fragte sich, wie es wohl aussehen würde, wenn der Schnee nun wieder zu fallen begönne.

Stattdessen bekam er Lexes ebenmässiges Gesicht zu sehen. Edel und keine Spur von vor Kälte gerötete Wangen. Dafür war der Prinz viel zu vornehm. Es war schon verwunderlich, dass er überhaupt draussen war. Es musste einen trifftigen Grund dafür geben und der hing höchstwahrscheinlich mit Lucero zusammen. Vielleicht wollte er ihn tadeln, dass es sich für einen adretten Jungen nicht gehörte, sich so in den Schnee zu werfen. Oder er wollte sonstwie kritisieren und beurteilen, ob Lucero würdig genug war, ein Blutiger zu sein. Doch davon liess sich der jüngere Prinz nicht einschüchtern. Er liess sich von niemandem einschüchtern. Noch nicht einmal von Alazier.
"Jaaa", strahlte er Lexes in feinster Jungenmanier an. "Und perfekt für Schneebälle." Verstohlen hatte er mit einer Hand in den Schnee geschaufelt, um dem makellosen Blutigen eine Ladung Schnee gegen seine nackte Haut zu werfen. Lexes keuchte ob des kalten Schnees und Lucero freute sich diebisch darüber, dem eleganten Prinzen so eine Reaktion entlockt zu haben. In aller Unschuld lächelte er blinzelnd zu ihm hoch, als Lexes eine genervte Bemerkung machte. Lucero wusste von nichts.

Zu seiner Überraschung liess Lexes sich wieder nicht vertreiben. Stattdessen liess der Prinz sich sogar dazu herab, ebenfalls in den Schnee zu greifen. Nur um in ihm auf den Kopf zu schaufeln und ihn ihm damit durchs Haar zu fahren. Lucero erschauderte. Es machte ihm nichts aus, dass Lexes ihn ebenfalls mit Schnee attackierte. Das gehörte zu einer Schneeballschlacht dazu. Aber diese Berührung oben am Kopf, in seinem Haar, sie fühlte sich irgendwie so herablassend an. So klein machend, demütigend, gefangen. Ein kurzer, eisiger Guss in sein Herz. Ehe er sich versah drehte er sich am Boden liegend heftig zur Seite. Rasch, damit er Lexes noch erwischte, ehe er wieder ging. So leicht kam er ihm nicht davon. Fest drehte er sich gegen dessen Waden, um ihn mit seinem Schwung zu Boden in den Schnee zu reissen.

Überrascht von dem, was ihn für einen Herzschlag überkommen hatte, setzte er sich im plattgewalzten Schnee auf. Lexes lag nun vor ihm im Weiss und gab einen herrlich enervierten Anblick ab. Lucero musste kichern. Das breite Grinsen verging ihm auch nicht, als Lexes nun seinerseits Schnee nach ihm warf. Er duckte sich nur unter dem Schneegestöber hinweg und warf sich nun seinerseits auf Lexes, um ihn festhalten zu können, während er ihm hinten weiteren Schnee in den Nacken unter die Weste stopfen wollte.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Sa 11. Mai 2024, 16:40
von Lexes
Bevor er auch nur Anstalten machen konnte zu gehen, wandte sich der Jüngling am Boden blitzschnell zur Seite, die Beine ausgestreckt. Sie trafen Lexes fest gegen die Waden und der rasche Schwung fegte ihm den Boden unter den Füßen weg. Kurz wirbelte die frische Luft um ihn herum, dann fiel Lexes keuchend zur Seite und nichtmal sein Wärmeschild konnte verhindern, dass sich die Landung sehr kalt anfühlte. Kalt und nass, weil sich der Schnee unter ihm aufgrund des Schildes rasch verflüssigte.
"Sehr witzig..", bemerkte er genervt, stützte sich an seinen Unterarmen ab und wollte sich wieder aufrichten. Im Hintergrund grinste Lucero breit. Das würde ihm noch vergehen. Er sollte sich nicht so freuen ihn zu demütigen, denn das konnte Lexes genausogut zurückzahlen. Lexes griff nach etwas vom Schnee und warf ihn hinter sich in Richtung des Jünglings. Lucero duckte sich darunter hinweg, wurde trotzdem vom Pulverschnell etwas bestäubt. Dann warf er sich von hinten über Lexes. Der größere Blutige wurde erneut in den Schnee hinein gedrückt, musste keuchen.
Ein kleines Gerangel entstand, während ihm Lucero am Rücken hing und dann tatsächlich versuchte ihm Schnee unter die Weste zu stopfen. Es gelang ihm auch halb und eisig kalte Tropfen rannen Lexes über den Rücken. Er sog die Luft ein und seine Schultern bebten unwillkürlich. Wärmeschild hin oder her, es war nass und unangenehm.
"Das hast du nicht gerade gewagt", keuchte er. Lucero spielte die Rolle des frechen Bengels gerade viel zu gut. Lexes schaffte es den Jüngling von sich runterzuziehen und ihn am Hinterkopf zu packen. Kurz drückte er den jüngeren Blutigen mit dem Gesicht nach vorne in den Schnee. Es währte nicht lange, da Lucero sich natürlich vehement wehrte, mit den Armern ruderte und ihm dann einen Schneeball gefährlich nahe gegen die Lendengegend warf.
Mit einem kalten Plotsch rann es an Lexes edler Seidenhose hinab.
Lexes ließ den anderen Blutigen wieder los, aber er konnte diese ganzen Attacken natürlich nicht so stehen lassen und formte rasch einen Schneeball, wobei er für Lexes feine Augen noch nicht rund genug war. Lucero hatte weniger Bedenken was die Qualität seiner Schneebälle betraf und warf ihm bereits einen zweiten gegen den Unterbauch. Nass schmolz der Schnee an Lexes Bauch. Der Blutige wich zur Seite aus, warf endlich seinen eigenen Schneeball und traf Lucero an der Brust.
"Hast du jetzt endlich genug?", fragte Lexes.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: So 12. Mai 2024, 08:27
von Lucero
Er hatte nicht damit gerechnet, doch er schaffte es tatsächlich etwas Schnee unter Lexes Weste zu stopfen. Da der ältere Prinz visiert in der Kampfkunst war, hatte Lucero angenommen, dass Lexes ihn leicht würde abschütteln können, respektive dass er dafür sorgen würde, dass Lucero ihn gar nicht erst berühren konnte. Stattdessen schaffte es der junge Prinz, Lexes bäuchlings in den Schnee zu drücken und ihm gar etwas davon unter die Weste zu schieben. Wobei der Wärmeschild des anderen Blutigen dafür sorgte, dass der Schnee augenblicklich schmolz und nur als Wasser seinen Rücken hinunter rann. Spielverderber. Aber wenigstens musste doch immerhin empört keuchen. Lucero kicherte zufrieden.

Auch wenn er nicht viel Zeit dafür bekam. Lexes wehrte sich agil, zog ihn von sich runter. Wieder packte er ihn am Kopf. Diesmal am Hinterkopf, um ihn mit dem Gesicht in den Schnee zu drücken. Eisige Frische brannte in seinem Geschicht, während es innerlich in ihm explodierte. Er wollte hart um sich schlagen. Seinen Gegner verletzen. Sich befreien und seinen Peiniger büssen lassen. Bilder von Vekras in der Höhle tauchten vor seinem Blick auf. Wie er sich an ihm gerächt hatte. Es loderte heiss in ihm auf. Glücklicherweise war der Schnee kalt genug, um ihn wieder zur Besinnung zu rufen und Lexes nur einen Schneball in Richtung seiner Lendengegend zu werden und nicht seine Faust dahin zu donnern.

Sobald er frei kam, ging er sofort wieder auf Abstand zu Lexes und raffte sich hastig etwas Schnee für ein weiteres Wurfgeschoss zusammen. Genussvoll zielte er auf Lexes nackten Bauch, wo er gleich wieder zu Wasser schmolz. Das musste sich doch unangenehm anfühlen. Dadurch, dass Lucero sich der Kälte stellte, zerstob der pulvrige Schnee locker, als ein Ball daraus seine Brust traff. Abgesehen von dem Aufschlag blieb kaum etwas davon zurück.
"Niemals, du Langweiler", lachte er ausgelassen, als Lexes genervt fragte, ob er jetzt endlich genug hätte. "Ich bin schliesslich nicht der Feigling, der sich mit einem Wärmeschild vor der Kälte versteckt." Er könnte noch eine Weile so weitermachen. Wobei er ursprünglich ja nur etwas im Schnee lieben und seine Ruhe hatte haben wollen. Lexes war derjenige, der sich ihm aufgedrängt hatte. Geschah ihm nur recht, dass der piekfeine Prinz nun aussah wie ein zerzaustes, begossenes Huhn.
"Aber du wohl", lächelte er wieder lieb und nahm entgegen seiner Worte keinen weiteren Schneeball mehr auf. "Na komm, bringen wir dich rein und sorgen dafür, dass du ein warmes Bad bekommst, du nasser, zerzauster Vogel, du." Offen hielt er ihm die Hand entgegen, damit Lexes sie ergreifen und sie gemeinsam wieder in die Villa gehen konnten. Ganz der brave, höfliche Junge mit einem unschuldigen Lächeln, das kein Wässerchen trüben konnte. Als wäre es nicht seine Schuld, dass Lexes nun aussah, wie er aussah.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: So 12. Mai 2024, 09:15
von Lexes
Dann begann Lucero tatsächlich noch zu lachen.
"Niemals, du Langweiler", bemerkte er. Lexes sah ihn mit leichter Empörung an. Langweiler? Nur weil ihr Nesthäkchen ständig dabei war Unsinn anzustellen und seine Späße mit den Schäfchen zu treiben, war nicht jeder andere, der diese Vorliebe nicht teilte, gleich ein Langweiler.
"Ich bin kultiviert, nicht langweilig", entgegnete er. Das hatte er nun davon, dass er nach Lucero hatte sehen wollen. Wie hatte er je denken können dies wäre eine gute Idee. Es war besser sie gingen sich aus dem Weg so wie sonst auch.
Lucero zog ihn dann noch weiter auf, dass er ein Feigling sei, weil er ein Wärmeschild nutzte.
"Beschwer dich beim Meister für meine Kleidungsmöglichkeiten", entgegnete Lexes. Es war der Meister, der seine rote Gewandung für Lexes entworfen hatte. Nun, natürlich besaß Lexes eine weitere Option für kälteres Wetter, doch meist bevorzugte er die Variante, wo er nur mit leichten, geschmeidigen Stoffen umgeben war. Und natürlich hielt er sich warm, wenn er sich in dieser Gewandung nach draußen begab. Der Prinz wischte sich über den nassen muskulösen Bauch.
"Hätte ich damit rechnen sollen, dass du mich attackierst?" Lexes zog seine feine Nase kurz kraus. Er hatte einen halbfertigen Schneeball in der anderen Hand, der ebenfalls rasch schmolz. Der Blutige ließ ihn endgültig fallen, als es so aussah, als würde Lucero ihn nicht weiter bewerfen wollen. Der Jüngling meinte auch, dass Lexes wohl genug hätte. Er lächelte in seiner aufgesetzten unschuldigen Manier ehe er dann spielend leicht in eine eher fürsorgliche Rolle schlüpfte.
"Na komm, bringen wir dich rein und sorgen dafür, dass du ein warmes Bad bekommst, du nasser, zerzauster Vogel du."
"Du lädst wirklich dazu ein dich übers Knie zu legen und zu versohlen", bemerkte Lexes nach dem Kommentar. Anderseits war ihm dies auch bereits öfter gesagt worden, was Lexes wirklich nicht verstehen konnte. Zerzauster Vogel, also wirklich. Lucero hielt ihm die Hand entgegen, weiterhin brav lächelnd.
Lexes blickte die Hand an. Er hatte längst bemerkt, dass der jüngere Prinz gerade alles daran setzte ihn mit seiner Rolle als frecher Bengel zu vertreiben und es wäre ihm auch beinahe gelungen. Hätte es Lucero bei dem einen Schneeball belassen und Lexes zurück nach drinnen gehen können, sähe die Sache nun anders aus. Aber das Nesthäkchen hatte viel zu vehement versucht ihn loszuwerden. Es war gerade um einiges interessanter auf das Spiel einzusteigen.
"Ein warmes Bad klingt sehr reizvoll", stimmte Lexes zu. "Du brauchst auch eines. Nicht dass du dich noch erkältest."
Dann griff er nach der ausgestreckten Hand.

Lucero ging in kleinen Schritten neben ihm her, sah ihn mit großen Augen von der Seite her an. Ganz hoffnungsvoll und mit erstaunter Unschuld.
"Du willst mit mir baden gehen?", fragte er.
"Wieso nicht?", entgegnete Lexes. Es gab schlimmeres als ein gemeinsames Bad mit dem anderen Blutigen.
Doch einfach machte es Lucero ihm nicht. Er hüpfte begeistert neben ihm her. "Au ja, dann können wir eine Wasserschlacht machen."
Lexes hätte die kalte Hand des Jünglings beinahe wieder losgelassen. Stattdessen packte er ihn fester und zog ihn rascher nach drinnen.
"Netter Versuch", bemerkte er. Lexes wollte eines der Bäder unten ansteuern, als er die Treppe nach oben sah und ihm etwas anderes einfiel. Ohne Innezuhalten steuerte er darauf zu. "Lass uns oben in das Bad der Blutigen gehen. Da sind wir ganz unter uns." Es besaß keine großen Becken wie zwei der Bäder unten, aber eine sehr angenehme sprudelnde Wanne, die schräg in einer Ecke eingelassen war. Groß genug für drei oder vier Leute.
Vor allem aber befand sich das Bad oben.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Mo 13. Mai 2024, 10:32
von Lucero
Lucero war der Meinung, dass kultiviert sein nicht unbedingt ausschloss, dass man langweilig war, doch das sagte er natürlich nicht. Die freundlich angebotene Hand hätte seine Wirkung verloren, wenn er nun mit Lexes darüber zu diskutieren anfing. Er fand auch, dass Lexes durchaus damit hätte rechnen sollen, dass er ihn mit einem Schneeball bewarf. Wenn er ihn denn nur ein ganz klein wenig gekannt hätte. Doch das ach so kultivierte Kunstwerk war sich viel zu fein gewesen, um ihn zu beachten. Kein Wunder war er nun überrascht und bekam Lust, ihn übers Knie zu legen und ihn zu versohlen. Das sollte er nur versuchen. Wobei selbst Lexes das nicht wagen würde. Nicht bei so einer lockeren betitelung wie nasser, zerzauster Vogel.

Dennoch weiteten sich seine Augen, voller Unschuld und Unverständnis, warum Lexes so gemein zu ihm sein wollte. Trotzdem blieb er lieb und bot Lexes seine Hand an und ihn zu einem Bad zu bringen. Schwer in der Annahme, dass das kultivierte Kunstwerk nun entgültig genug von ihm hatte und ihn in Ruhe liess. Stattdessen stimmte Lexes ihm zu, dass ein warmes Bad sehr reizvoll klänge. Soweit ging das noch. Doch dann benahm er sich auf einmal sehr fürsorglich und befand, dass auch Lucero ein warmes Bad bräuchte, damit er sich nicht erkältete. Und dann griff er tatsächlich nach der ausgestreckten Hand.
Damit hatte Lucero nun wirklich nicht gerechnet. Es fühlte sich seltsam an, Lexes Hand zu halten. Der ältere Prinz wollte das bestimmt auch gar nicht wirklich tun. Er wollte ihn nur provozieren. Zu was auch immer. So seltsam es sich auch anfühlte, so liess sich Lucero davon jedoch nicht in die Flucht schlagen. Stattdessen trippelte er näher zu Lexes, während sie zurück zur Villa gingen und blickte ihn mit grossen Augen von unten an. Voller Hoffnung und erstaunter Unschuld.
"Du willst mit mir baden gehen?" fragte er aufgeregt, als würde der tollste Junge der Schule ihm endlich seine Aufmerksamkeit schenken. Lexes Kultiviertheit hielt den älteren Prinzen nicht davon ab, das zu bestätigen. Selbst wenn er sich nur zu einer hochnäsigen Gegenfrage herablassen konnte.
"Au ja", rief Lucero begeistert und hüpfte aufgeregt neben dem anderen Blutigen her. "Dann können wir eine Wasserschlacht machen." Das würde Lexes bestimmt noch weniger gefallen, als eine Schneeballschlacht. Doch auch hier liess Lexes sich nicht abschrecken. Stattdessen packte er ihn fester an der Hand und zog ihn rascher nach drinnen. Lucero keuchte, taumelte süss hinterher.

"Was?" fragte er verwirrt und atemlos auf die Bemerkung, dass es ein netter Versuch gewesen sein. Sein unschuldiges Gesicht zeigte, dass er keine Ahnung hatte, wovon Lexes sprach. Ihm war nun jedoch definitiv klar, dass Lexes etwas bestimmtes von ihm wollte. Lexes hatte sich noch nie mit ihm abgegeben, geschweige denn so viel auf einmal mit ihm geredet, wie heute morgen. Unwillkürlich kam ihm der Gedanke, dass dieser Perfektionist ihn kontrollieren wollte. Ob er auch ja noch immer das perfekte Kunstwerk war, dass der Meister gemacht hatte. Oder ob er es nicht mehr wert war, ein Blutiger zu sein. Das würde Lexes wohl am Besten passen. Er hatte noch nie so gewirkt, als würde er ihn als solchen akzeptieren.

"Ins Bad der Blutigen?" fragte Lucero überrascht, obwohl er gar nicht mehr so überrascht war. "Aber das ist so klein. Da können wir doch keine Wasserschlacht machen." Ausserdem müssten sie dann nach oben gehen. Ein Gedanke, den er hastig verdrängte. Daran war nichts schlimmes. Viel schlimmer wäre es, wenn Lexes irgend einen Vorwand fand, von ihm zu behaupten, er wäre beschädigt worden. Dann gingen sie eben nach oben.
"Warum willst du denn ganz allein mit mir im Bad sein, Lexes?" fragte er mit einem gezierten, sinnlichen Unterton und schob sich geschmeidig näher an den grösseren Prinzen. "Willst du etwas mit mir kuscheln?" Das konnte Lucero sich nicht vorstellen. Doch nachdem Lexes sich nicht hatte vertreiben lassen, schenkte Lucero ihm eben seine ungeteilte Aufmerksamkeit und zeigte ihm, dass er nach wie vor ein gutes Kunstwerk war. Jetzt musste er sich auch nicht um Lilian kümmern. Sie lag nicht oben an der Treppe gefesselt im Bett. Er befand sich nicht mit Nedan auf der Treppe, den er unbedingt davon abhalten musste, zu Lilian zu kommen. Es war nur Lexes. Ihm würde nichts passieren. Einfach schön bedacht eine Stufe nach der anderen erklimmen und den Fuss sorgsam aufsetzen. Dann würde Lexes nicht die Treppe runter stürzen und sich das Genick brechen. Sie waren schon fast ganz oben. Schmusig schlang er seinen freien Arm um Lexes Arm, mit dessen Hand er ihn an seiner Hand hielt. So würde keiner von ihnen fallen.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Mo 13. Mai 2024, 11:53
von Lexes
Mutter der Nacht, manchmal hasste er seine Instinkte. Lexes wollte den jüngeren Blutigen nur noch loswerden. Es hatte schon Gründe wieso sie normalerweise nichts miteinander zu tun hatten. Lexes hatte bisher nie viel von dem jüngsten Blutigen gehalten, der bloß seine Späße mit den Weißgewandten trieb und allen anderen Unsinn im Kopf hatte. Vermutlich sollte er dies Lucero nicht anlasten, er war noch jung und der Meister hatte ihn so geformt, doch der Meister förderte nur was ohnehin schon da war und das war offensichtlich eine freche Ader und noch dazu ein Naturell zum Schauspielern und anderen allgemein auf die Nerven zu fallen.
Zumindest war dies Lexes' Eindruck, die wenigen Male wo er etwas mit dem jüngeren Prinzen zu tun gehabt hatte. Kaum einer der anderen Blutigen gab sich mit ihrem Nesthäkchen ab. Es ging anders bei ihnen zu, als bei den Weißgewandten, die ständig irgendetwas miteinander unternahmen und in kleinen Grüppchen anzutreffen waren. Wenn die Blutigen etwas gemeinsam taten, dann hatte es meist damit zu tun ein paar der Schäfchen zuzusetzen. Lucero war dabei in ihrer internen Rangfolge ganz weit unten gewesen.
Doch das war vor der Entführung gewesen. Er hatte alle beschützt. Lexes hatte nicht damit gerechnet, dass alle am Ende noch leben würden, noch körperlich intakt sein würden. Und von den Erzählungen der anderen zu urteilen war dies größtenteils Luceros Verdienst. Der freche Junge war über sich selbst hinausgewachsen.
Das brachte ihn ein gewisses Mindestmaß an Respekt seitens Lexes ein, doch er bereute es ziemlich rasch je länger der Jüngling an seiner Hand klebte. Lucero tat alles, um ihn loszuwerden und gab seine beste Vorstellung des unschuldigen süßen Jünglings. Das letzte was Lexes wollte war mit Lucero baden zu gehen. Da klang fast noch das Basteln mit Lilian besser.
Doch Lucero hatte Lilian und die Schäfchen beschützt und damit hatte er es verdient, dass Lexes nach ihm sah. Der Meister war besonders besorgt um Lucero gewesen und vorhin hatte Lilian auch davon gesprochen wie schlecht es Lucero ging. Vielleicht konnte Lexes irgendwie... helfen.

Der Gedanke war absurd. Genauso absurd wie nun gemeinsam baden zu gehen. Lucero schien genauso überrascht, dass Lexes auf sein Spiel eingestiegen war, doch es war nicht in Frage gekommen abzulehnen. Er würde keinen Rückzieher machen, dachte Lexes stolz. Wenn Lucero meinte, er müsste den süßen unschuldigen Jungen geben, sollte er nicht überrascht sein, wenn man sich davon verzaubern ließ. Beim nächsten Mal würde Lucero vermutlich vorsichtiger sein mit ihm zu spielen.
Der junge Prinz versuchte verdeckt das Bad der Blutigen abzulehnen. Sie könnten dort doch keine Wasserschlacht machen.
"Ich möchte mich im heißen Wasser entspannen. Genug der Schlachten", wandte Lexes ein und zog Lucero weiter. Seine Hand war immer noch kalt von den Schneebällen.
Das Nesthäkchen versuchte es erneut und dieses Mal mit stärkeren Mitteln. Lucero schob sich an ihn, fragte ihn sinnlich, warum er allein mit ihm sein wollte und ob er etwa mit ihm kuscheln wollte. Kuscheln? Lexes hob eine Augenbraue. Das Basteln klang immer verlockender. Dabei wollte sicher keiner von ihnen mit dem anderen schlafen. Es gab Regeln für den Kontakt von Blutigen untereinander. Sie konnten nicht einander wie Weißgekleidete behandeln. Lucero war kein Schäfchen, selbst wenn er sich gerade wie eines verhielt.
"Ich bevorzuge unschuldige Jünglinge", entgegnete er. Und selbst wenn Lucero gerade einen spielte, so war er alles andere als unschuldig. Lexes vermutete, dass in dem hübschen Kopf wesentlich mehr vorging als er vorgab. Zudem fehlte die Echtheit. Lexes hatte mehr als genug falsche Menschen in seinem Leben kennengelernt. Wahre Unschuld war etwas sehr flüchtiges. Dieses gewisse Etwas. Es fühlte sich echt an, aufrichtig und ehrlich.
Er dachte an Dena im Stall, die Wut wie ein heißes Eisen in ihm drin. Nicht nur wegen Riku. Auch weil Dena ihm etwas vorgespielt hatte. Die Unschuld dahin.
Lucero drückte sich noch stärker an ihn, als sie die Treppe hinaufgingen. Zum Glück sah sie niemand, dieser Körperkontakt war Lexes viel zu unangenehm und er war sehr versucht Lucero die Stufen wieder zurückzustoßen. Aber irgendetwas war an dieser Treppe und er wurde den Eindruck nicht los, dass Lucero sich regelrecht an ihm festhielt. Da er leider mit hatte ansehen müssen wie Lucero einmal auf eine hohe Bibliotheksleiter geklettert war nur um Fergus darauf die Hosen runterzuziehen, konnte es unmöglich Höhenangst sein. Ein Erlebnis bei den Entführern?
"Kein Grund Angst zu haben", bemerkte Lexes bei der letzten Stufe.
Lucero blickte überrascht auf und lachte dann. "Vor dir doch nicht."
Er wollte ihn wohl nicht verstehen. Das war alles eine sehr schlechte Idee gewesen und Lexes überlegte wie er sich der Situation entziehen könnte ohne dass es aussah, als hätte er nachgegeben. Das kam nicht in Frage.
Sie gingen weiter und sobald die Badezimmertüre in Reichweite war, ließ Lexes Luceros Hand los. Das war definitiv zu viel Körperkontakt gewesen. Lexes öffnete das Bad. Er wollte wirklich aus den nassen Sachen heraus. Der Blutige schlüpfte anmutig aus seinen Sandalen, ging barfuß hinüber zur großen Wanne und drehte die Kräne auf.
"Vielleicht sollten wir wirklich nicht alleine sein", überlegte er laut. "Ich sollte meine neue Hure herbeirufen, dass sie uns bedient." Lexes entzündete die Lampen im Bad. Durch ein Fenster sah man in den Park. Es war immer noch überall schneebedeckt, ein seltener Anblick in Hayll.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Mo 13. Mai 2024, 13:38
von Lucero
Schmollend schob er seine Unterlippe vor, als Lexes erklärte, dass er nicht mit ihm kuscheln wollte, da er unschuldige Jünglinge bevorzugen würde. Na, dann dürfte eine harte Durststrecke auf ihn zukommen. Hier in der Villa war niemand mehr unschuldig. Zumindest nicht so, wie Lucero sich das vorstellte. Davon abgesehen war es ihm lieber, wenn Lexes ihn nicht begehrte. Doch wenn er ihn überprüfen wollte, ob er beschädigt war, dann musste er eben ertragen, dass Lucero sich so verhielt, wie der Meister ihn geschaffen hatte.
Wobei Lexes sich äusserst merkwürdig anstellte. So meinte er gar, dass er keinen Grund zur Angst haben brauchte. Überrascht blickte der junge Prinz auf und lachte instinktiv.
"Vor dir doch nicht." Zumindest nicht, was sexuelle Übergriffe anging. Lexes hatte wirklich seltsame Vorstellungen. Um ihm zu zeigen, dass er wirklich keine Angst vor ihm hatte, zog er ihn nun seinerseits zielstrebig zum Bad der Blutigen, nachdem er die letzte Stufe mit Leichtigkeit genommen hatte.

Lexes löste sich nun seinerseit etwas von ihm und betrat geradezu geschäftig das Bad, um es für sie vorzubereiten. So wohl schien es dem älteren Blutigen also auch nicht zu sein, ihn zu überprüfen. Warum machte er es dann? Oder hatte er nicht damit gerechnet, dass Lucero ihn abzublocken wusste und zog nun einfach durch, was er angefangen hatte? Das war doch bescheuert. Andererseits konnte Lucero sehr gut nachvollziehen, dass Lexes sich keine Blösse geben wollte.
Adrett folgte er Lexes ins Bad, streichte sich rasch seine zierlichen Lackschüchen neben den Sandalen von Lexes aus. Langsam trippelte er zu dem Becken. Das würde eine ganze Weile dauern, bis es voll war und das würde sicher extrem peinlich werden, so lange mit Lexes hier im Bad zu warten und sich nichts zu sagen haben. Der andere Blutige schien ganz ähnliche Gedanken zu haben, während er die Lampen im Bad entzündete, denn er überlegte sich, seine neue Hure herbeizurufen, damit sie sie bediente.

"Ach, das ist doch nicht nötig", lächelte Lucero herzlich, der wenig Interesse daran hatte, dabei zuzuschauen, wie Lexes einer der Weissgewandeten dominierte.
"Du machst das doch auch ganz gut", befand er mit einem verschmitzen Grinsen und setzte sich adrett auf eine der Bänke, die im Bad an der Wand standen. Wie viele Sitzgelegenheiten in der Villa war sie zu hoch für ihn, so dass er seine Füsse baumeln lassen konnte.
"Hilfst du mir aus den nassen Socken heraus?" wollte er in aller Unschuld wissen. Irgendwann würde Lexes bestimmt genug haben und ihn in Ruhe lassen. Prompt blickte der andere Prinz ihn auch pikiert an und fragte, ob er erwartete, dass er ihn bediente. Lucero erwiderte den Blick weiterhin in aller Unschuld lächelnd. Das hatte er nicht gesagt. Er hatte um Hilfe gefragt. Wobei er natürlich gewusst hatte, wie das bei Lexes ankommen würde.

Aber auch dieses Mal liess Lexes sich nicht vertreiben. Stattdessen kam er gefährlich langsam näher und erklärte, dass Lucero es sich wohl verdient hätte. Strahlend nickte der Jüngling eifrig. Natürlich hatte er das verdient, dass er bedient wurde. Auch wenn er nicht wusste womit und weshalb Lexes so einsichtig war. Er war doch sonst immer so verkrampft. Nun jedoch kam er gelassen näher, bis er dicht vor ihm stand. Wohl um ihm zu zeigen, dass er grösser war, als er. Dass Lucero zu ihm aufschauen musste. Aber das war dem jungen Prinzen egal. Er war ein süsser Junge. Natürlich war alle Welt grösser als er, so dass er den Kopf heben musste, um sie anzuschauen. Das machte ihn nicht weniger fähig oder gefährlich.
Auch nicht, dass Lexes sich nicht vor ihn hinkniete, sondern stattdessen ein Fuss nach dem anderen hob, um seine Socken abzustreifen. Die Haut, die darunter zum Vorschein kam, war für einen Hayllier eher blass. Dafür zeichneten sich die dunklen Striemen und blauen Flecken um so deutlich ab. Fesselmale an den Fussgelenken, leichte Vernarbungen an der zarten Haut dort. Alte und frische Prellungen, von der Entführung, von Nedan, von der Flucht und der Rettung. Keine Spuren, die der Meister normalerweise lange an seinen Kunstwerken duldete. Doch Tuana hatte viel schlimmeres zu heilen gehabt. Lucero hatte gewollt, dass sie sich ihre Energie für die anderen aufsparte und nur zugelassen, dass sie die offenen Schrammen und Kratzer heilte. Alles andere würde von selbst verschwinden. Respektive, er konnte noch immer zu ihr gehen, wenn die anderen geheilt waren und sie wieder etwas Kraft für ihn hatte.

Zu Anfang, als Lexes seine Socken abzustreifen begann, war es noch ein Machtkampf zwischen ihnen gewesen. Es hatte Lucero nichts ausgemacht, dass Lexes seinen Fuss so hoch hob, geschweige denn, dass er nicht vor ihm kniete. Vielmehr zählte, dass Lexes ihn bediente. Doch als Lexes die Spuren der Entführung besser sehen konnte, ertrug es Lucero nicht weiter, dem schönen Prinzen dabei zuzusehen, wie er ihn bediente. Stattdessen blickte er zum Fenster raus und wünschte sich wieder hinaus in seine friedliche Schneewehe. Entsprechend liess er Lexes auch keine Gelegenheit etwas zu sagen, als er ihm die Socken ausgezogen hatte.
"Danke", sagte er brav und stand auf. Unerschrocken und ohne Angst, dicht vor Lexes. Er hatte, wie gesagt keine Angst vor ihm. "Hilfst du mir nun auch mit meinem Hemd und meiner Hose?" Wenn Lexes ihn schon überprüfen wollte, dass sollte er auch etwas dafür tun. Zudem hatte er gesehen, wie es um seine Schienbeine stand. Dann konnte er nun auch sehen, was seine rote, knielange Wollhose und das dazu passende, langärmelige Hemd verbarg. Er hatte keine Angst vor Lexes. Lexes konnte ihm nichts antun, was Lucero nicht selbst schon längst zerstört hatte.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Mo 13. Mai 2024, 14:47
von Lexes
Warum bei aller Nacht wollte Lucero, dass sie weiterhin alleine waren? Herzlich lächelnd schlug er das Angebot aus Terim hierher zu rufen. Das hätte wenigstens für etwas Annehmlichkeiten gesorgt und für einen normalen Rahmen. Es war schon öfter vorgekommen, dass Lexes eines der Schäfchen zusammen mit einem anderen Blutigen dominiert hatte. Er konnte sich zwar nicht entsinnen, dass Lucero und er je gemeinsam einen Dreier gehabt hatten, aber es war vielleicht mal vorgekommen.
Stattdessen schien Lucero bestrebt es so unangenehm wie möglich zu machen, ohne ein Entrinnen für sie beide. Dabei wollte der jüngere Prinz dieser Situation sicherlich genauso schnell entfliehen wie Lexes. Aber keiner von ihnen beiden wollte zuerst zugeben, dass sie sich unabsichtlich in etwas verstrickt hatten was sie eigentlich nicht wollten. Lexes würde sicherlich nicht gestehen, dass er nach Luceros Befinden hatte schauen wollen. Es war auch mehr ein Instinkt gewesen, eine spontane Entscheidung, als er Lucero das erste Mal bei der Treppe hatte zögern sehen. Warum auch immer. Was war dem jüngsten Blutigen während der Entführung geschehen?
Lucero ließ sich allerdings nicht das geringste anmerken und lächelte ihn verschmitzt an. Dann setzte er sich auf eine dunkle Zedernholzbank und meinte, dass Lexes ihn ja auch gut bedienen könnte und ob er ihm nicht aus den nassen Socken heraushelfen wollte. Lexes erwiderte das freche Lächeln mit einem pikierten Blick. Lucero aus seinen nassen Socken zu helfen klang genauso verlockend wie Kastor die Fußnägel zu schneiden.
Gut, vielleicht marginal verlockender. Wieso war er nicht basteln gegangen? Es konnte nicht schlimmer sein.
Lexes hätte vorgezogen sich selbst seinen weit nasseren Sachen zu entledigen anstatt dem jüngeren Blutigen zur Hand zu gehen.
"Du erwartest dass ich dich bediene?", fragte er. Lucero lächelte bloß unschuldig. Er wusste genau was er tat. Lexes kam langsam mit leicht geschmeidigen Schritten näher. Für die unverschämte Frage könnte auch der Meister nichts dagegen einwenden, wenn er den Bengel jetzt schlug.
Aber das war vor der Entführung gewesen und Lucero hatte alle beschützt.
"Du hast es wohl verdient", gab Lexes zu. Lucero strahlte ihn an und nickte eifrig, ein sinnloses Schauspiel. Wahrscheinlich hatte er eine andere Reaktion erwartet. Vielleicht diesen Schlag oder dass Lexes empört das Bad verließ. Der schöne Prinz trat dicht zur Bank, blickte auf Lucero hinab, der mit großen Augen zu ihm aufsah. Das konnte er durchaus gut. Er war ein süßer Junge.

Aber davon ließ Lexes sich nicht umgarnen. Sein Dienst geschah nicht, weil ihn Lucero verzaubert hatte, sondern weil Lexes ihm damit Respekt für seine Taten zollen wollte. Er hatte auch Yukarin nach seiner Rückkehr ausgezogen. Inniger natürlich, doch Lucero hatte ähnliche Dienste verdient. Aber er würde nicht vor diesem Bengel knieen.
Lexes griff nach dem ersten Fuß, hob ihn sanft an und streifte ihm langsam den dunkelroten Socken ab. Luceros Füße waren erst recht kalt und blass. Die zarte junge Haut wies jedoch noch andere Spuren auf. Blaue Flecken und dunkle Striemen, besonders an den Fußgelenken. So tief eingeschnitten, dass die Haut aufgeplatzt und nun leicht vernarbt war, kaum verheilt. Lexes versuchte nicht zu reagieren und griff nach dem zweiten Fuß, obwohl ihm bereits klar war was der Socken auch darunter verbarg. Man fesselte selten nur ein Fußgelenk.
Wieso hatte Lucero es nicht heilen lassen? Hatte Tuana keine Kraft mehr gehabt oder hatte Lucero seine eigenen Verletzungen vor den anderen verbergen wollen? Es konnte durchaus sein, dass Tuana bei der Befreiung andere mit schwereren Verletzungen geheilt hatte, doch die Entführten waren schon zwei Tage zurück von ihrer langen Reise. Tuana hatte sich gewiss erholt.
Lucero war nicht mehr zu ihr gegangen. Der Jüngling blickte demonstrativ aus dem Fenster und erst als Lexes fertig war, blickte ihn Lucero wieder an. Der jüngere Prinz erhob sich und bedankte sich schlicht ehe er fragte, ob er ihm auch beim Rest seiner Kleidung half.
Lexes nickte. Er wollte den Jüngling gewiss nicht ausziehen, aber nun war er neugierig geworden was sich unter der Kleidung verbarg. Er hatte Yukarins Verletzungen gesehen, er sollte wohl auch Luceros sehen. Hatte keines der Schäfchen sich um Lucero gekümmert, als er angekommen war? Oder war Lucero einfach Lilian hinterher gefolgt wie er es mometan oft zu tun schien? Ihr dunkelroter Schatten.
Lexes öffnete vorne das Hemd Luceros und begann es ihm von der Brust zu streifen. Er hielt nur inne, als er die weiteren Fesselspuren sah, Würgemale am Hals, blaue Flecken, Prellungen. Vor allem viele Fesselspuren. Sie zogen sich kreuz und quer und scheinbar planlos über den schlanken Körper. Wie stümperhaft. Lexes hatte schon oft Fesselspuren gesehen und diese waren regelrecht eine Beleidigung. Er sah an der geröteten Haut um die Wunden, dass es ausgefranste Seile mit unterschiedlicher Dicke gewesen war, sie gingen mal über erotische Punkte wie eine der Knospen, aber bei der anderen Seite war es leicht versetzt und hatte die Unterseite von Luceros linker Knospe aufgerieben.
Er zog das Hemd fort und öffnete vorne die Schnürung der Wollhose. Lucero trug keine Unterwäsche, obwohl dies im Winter bei niedrigen Temperaturen erlaubt war und die Blutigen sowieso mehr Entscheidungsfreiheit hatten was dies betraf. Lexes hielt es jedoch ähnlich, trug auch jetzt nur seine lockere seidenweiche Hose.
Er hatte Lucero natürlich schon nackt gesehen, das war keine Überraschung. Lexes erinnerte sich nicht mehr daran wann. Er hatte nie ein übermäßiges Interesse an Lucero gehabt und ihn als jungen Blutigen meist einfach ausgeblendet. Er war keine Beute und mehr wie ein lästiges junges Raubtier, das einem die eigene streitig machte. 'Welpe', wie Kastor ihn manchmal scherzhaft nannte. Oder 'Drecksbengel', wenn Lucero weniger brav gewesen war.
Lexes schob seine Hände unter den Hosenbund, die Daumen darüber eingehakt. Lucero stand einfach nur so da. Er hätte am anderen Ende der Villa sein können so wenig schien es ihn zu betreffen, dass Lexes ihn gerade auszog.
Sanft zog er die Hose runter, offenbarte mehr von Luceros Lendengegend. Die meisten Fesselmale waren hier, das sah Lexes noch während er die Hose hinunterschob. Er beugte sich vor, um weiter nach unten greifen zu können, Lucero zwischen ihm und der Bank hinter sich eingeklemmt. Als die knielange Hose locker genug wurde, um selbst hinabzufallen, ließ Lexes sie los.
"Nicht mehr so unschuldig", sagte Lucero, als er nackt vor ihm stand.
Lexes blickte zu Luceros Speer. Er schien mehrmals und über längeren Zeitraum brutal gefesselt worden zu sein. Unterschiedliche Seile, einige Spuren gingen tiefer, andere eher locker. Weitere Spuren um die Oberschenkel, aber auch hier war nichts auf gleicher Höhe und der Druck der Seile sehr unterschiedlich.
"Ist es das, was du wissen wolltest?", fragte der Jüngling.
Was er wissen wollte? Lexes wusste es nicht. Er hatte nicht erwartet, dass die Entführer so vorgegangen waren. Von den Erzählungen der anderen hatten sie wie tumbe Räuber geklungen, deren Niveau ungefähr auf dem von Kastor. Aber das hier war jemand anderer gewesen.
"Wie stümperhaft er dich zugerichtet hat", bemerkte Lexes. Im Hintergrund plätscherte das heiße Wasser weiter in die Wanne, wärmte den Raum. Beide Blutigen ignorierten es. "Nichts ist auch nur annähernd symmetrisch und die Seilqualität.." Wenigstens schien seine Männlichkeit keine bleibenden Schäden davonzutragen. Vielleicht hatte der Entführer die Fesselung oft genug gelockert. Doch abgesehen davon musste Lucero diese Fesselung die ganze Zeit über getragen haben. Viel zu lange bei solch einer schlechten Verschnürung. Lexes studierte die Abdrücke der Seilknoten in der Haut, schüttelte wieder den Kopf. Wie konnte man für diese Fesselung nur diese Art Knoten wählen?
"Ich hoffe, dieser Stümper zählt zu einem der zwei Männer, die du umgebracht hast", bemerkte Lexes.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Mo 13. Mai 2024, 18:57
von Lucero
Diesmal fragte Lexes nicht empört nach, ob er ihn bedienen sollte. Luceros Fesselmale schienen es nicht mehr nötig zu machen. Auch wenn Lucero nicht verstand warum. Aus irgend einem Grund schien es dem anderen Blutigen wichtig zu sein, die Spuren an seinem Körper zu sehen. Lucero liess ihn. Er schämte sich nicht dafür. Ausserdem war es ein unendlich viel besseres Gefühl von Lexes ausgezogen zu werden, als von einem der Räuber. Selbst wenn sie beide Blutige waren und es somit irgendwie seltsam war. Es war so viel besser. Respektvoll. Warm. Sicher.
Lucero starrte wieder aus dem Fenster hinaus. Das war gerade alles etwas überwältigend. Er kannte Lexes nicht. Nicht wirklich. Sie gehörten beide dem Meister, lebten unter dem selben Dach, doch Lexes war immer so hochnäsig und genau wie Lucero wurde er oft ausgeliehen. Die paar Mal, die sie miteinander zu tun gehabt hatten, hatten Lucero den Eindruck vermittelt, dass Lexes nicht wirklich zu gebrauchen war. Entsprechend hatte er ihm bis jetzt nur schlechte Absichten unterstellt. Doch dass er ihn nun so auszog, das passte vollkommen nicht ins Konzept.

"Nicht mehr so unschuldig", sagte er leise in Anspielung darauf, dass Lexes auf unschuldige Jungs stand. Wobei ihm schon klar war, dass der ältere Prinz eigentlich etwas anderes gemeint hatte. Der Spruch passte also nicht wirklich. Aber Lucero war durchaus bewusst, dass Lexes ihn äusserst genau musterte und er hatte das Gefühl, etwas zu den Spuren an seinem Körper sagen zu müssen. Lexes ging über seinen Spruch hinweg, musterte ihn weiter skeptisch.
"Ist es das, was du wissen wolltest?" bohrte Lucero nach. Lexes sollte endlich damit rausrücken, was er von ihm wollte. Er war doch sonst nicht so zögerlich mit seinem Urteil.

Das war er auch diesmal nicht. Allerdings nicht mit seinem Urteil über Lucero, wie der Jüngling vermutet hatte. Stattdessen kritisierte er den Entführer, dass er ihn stümperhaft zugerichtet hätte. Irritiert blickte er Lexes an. Ernsthaft? Hätte Nedan ihn qualitativ hochwertiger fertig machen sollen? Lexes schien nicht zu realisieren, was er da gerade gesagt hatte. Oder es kümmerte ihn nicht. Denn er empörte sich unbekümmert weiter. Die Fesseln wären nicht einmal annähernd symmetrisch und Seilqualität, dafür fand er noch nicht einmal Worte. Fassungslos schüttelte er seinen Kopf und tat dann pikiert seine Hoffnung kund, dass der Stümper, der ihn so zugerichtet hätte, zu einem der zwei Männer gehörte, die er umgebracht hatte.

Verblüfft ob dieser ehrlichen, tiefempfundenen Empörung stieg unwillkürlich ein Kichern in Lucero hoch. Oh, gütige Dunkelheit. Das war so absurd. So herrlich absurd. Lucero musste immer heftiger kichern, bis er in herzliches Lachen ausbrach.
"Du bist herrlich", strahlte er Lexes an und reckte sich, um ihm ein Küsschen auf die Wange zu geben.
"Oh, gütige Dunkelheit", kicherte er weiter. "Du weisst gar nicht, wie sehr ich mich die ganze Zeit darüber aufgeregt habe. Er kam sich so klug und so künstlerisch vor. So raffiniert. Dabei hat er so viel falsch gemacht. Er war so ungeschickt und ich musste die ganze Zeit auf die Lippen beissen, um nichts zu sagen. Es war schrecklich. Das hat mich so wütend gemacht und genervt. Ich habe ihn zwar nicht deswegen umgebracht, aber du hast recht. Allein dafür hätte er es verdient gehabt, den Schädel eingeschlagen zu bekommen." Aus einem Impuls heraus umarmte er Lexes innig. Noch immer kichernd.
"Danke", grinste er, ehe er mit grossen Augen zu Lexes aufblickte. "Soll ich dich nun auch ausziehen?"

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Mo 13. Mai 2024, 19:54
von Lexes
Lucero starrte ihn nur eine Weile an, dann gab er seltsame Geräusche von sich und im ersten Moment glaubte Lexes schon, dass der Jüngling in Tränen ausbrechen würde ehe es eindeutig ein Kichern war. Ein Kichern, das sich mehr und mehr verstärkte bis Lucero herzlich lachte. Lexes blickte ihn etwas perplex an. Was war das für eine Reaktion? Er hatte nichts sonderlich witziges gesagt. Javier war mehr derjenige, der diesen humorvollen Charme hatte - und das Talent dafür.
Doch Lucero strahlte ihn an, lachte noch und meinte, Lexes wäre herrlich. Dann gab er ihm, nackt wie er war, einen kurzen Kuss auf die Wange. War das als Kompliment gedacht oder machte sich der jüngere Blutige über ihn lustig? Es war schwer zu sagen bei Lucero. Dieser kicherte immer noch.
"Meine Kritik ist erheiternd für dich?", fragte Lexes. Anscheinend.
Lucero erzählte dann, dass er sich aber ebenfalls über die "Fesselkünste" des Entführers aufgeregt hätte. Der Mann wäre sich so raffiniert dabei vorgekommen, dabei hätte er so viel falsch gemacht und Lucero hätte sich bremsen müssen um nichts zu sagen.
"Er wäre wohl nicht empfänglich für konstruktive Kritik gewesen", vermutete Lexes. Solche Stümper waren es selten. Lexes erinnerte sich an einige schmerzhafte Lektionen diesbezüglich. Doch gelernt hatte er nicht wirklich sich dies bezüglich im Zaum zu halten. Lucero bemerkte, dass es ihn so wütend gemacht hätte. Es hätte so genervt.
"Ich habe ihn zwar nicht deswegen umgebracht, aber du hast recht. Allein dafür hätte er es verdient gehabt, den Schädel eingeschlagen zu bekommen", schloss er.
"Ich konnte es noch nie ausstehen von unfähigen Dilettanten gequält zu werden", stimmte Lexes zu. Es fühlte sich dann auch sehr respektlos an. Er hatte diese Besitzer noch weniger gemocht als die fähigen Sadisten. Der Meister war endlich ein Besitzer, der mehr als fähig war. Er hatte den Titel 'Meister' verdient. Lexes hatte es zu Beginn nicht geglaubt, doch es bald gelernt. Geringeres hätte er nicht akzeptiert.
Lucero umarmte ihn abrupt, weiterhin leise kichernd. Dann sah er grinsend nach oben und bedankte sich ehe er fragte, ob er ihn auch ausziehen solle. Lexes nickte. Er genierte sich da nicht und wenn Lucero ihm diesen Dienst erweisen wollte, wieso nicht. Solange Lucero es nicht seltsam werden ließ. Anderseits war es schon längst seltsam genug.

Zum Glück hielt sich der junge Prinz zurück und zog ihn gelassen aus. Es war auch schnell erledigt, Lexes trug nicht viel und das goldene Fußkettchen konnte er anbehalten. Er trug es meist außerhalb der Villa, eine Erinnerung des Meisters. Lucero ließ die Kleidung einfach zu Boden fallen, was Lexes aber nicht störte. Nach dieser Schneeschlacht würde er gleich sowieso in etwas frisches schlüpfen und die Schäfchen würden sich schon um den Rest kümmern. Normalerweise tat Lexes kaum einen Handschlag in der Villa und das unsägliche Plätzchen backen war eines der sehr seltenen Male gewesen, das er überhaupt in der Küche gearbeitet hatte.
Der Prinz ging hinüber zur Wanne. Geschmeidige Schritte, während sich die Juwelensplitter an seiner rechten Seite und seinem rechten Schulterblatt leicht mitbewegten, manchmal halb verborgen von seinem langen schwarzen Haar. Lexes prüfte das Wasser, gab etwas von der flüssigen Seifenmischung hinein, die ohne Zweifel irgendeiner der Weißgekleideten für sie zusammengestellt hatte. Sie verwöhnten die Blutigen fast genauso gerne wie den Meister.
"Wieso gehst du nicht zu Tuana?", fragte Lexes und entzündete eine kreisrunde grüne Duftkerze am Wannenrand. Er blickte kurz hinüber zu Lucero. Dieser winkte ab und meinte, dass Tuana genug Verletzungen der anderen zu heilen hätte und er würde zu ihr gehen, wenn die schlimmeren Verletzungen der anderen geheilt wären.
"Soweit ich gehört habe, waren die körperlichen Verletzungen der anderen fünf nicht sehr schlimm. Nicht so schlimm wie wir befürchtet hatten", korrigierte Lexes sich. Es hatte dann schwerere Verletzungen bei den Kämpfern gegeben, die bei der Befreiung dabei gewesen waren. Alaziers Flügel war lädiert und würde wohl etwas länger brauchen, um zu heilen, doch es war nicht irreperabel. Aber die Entführten waren körperlich einigermaßen glimpflich davon gekommen. Sicherlich auch Luceros Verdienst. Yukarin hatte Lexes erzählt, dass sich der Jüngling als Neffe des Meisters ausgegeben hatte. Er hatte so Lilian beschützt, er hatte die Anführerin der Räuber umgarnt und manipuliert, er hatte Marlin vor gröberem beschützt und alles getan, um die Schäfchen so gut es ging durch die gefährliche Zeit zu führen. Eine absolute Meisterleistung wie Lexes zugeben musste. Aber er war noch nicht soweit dies auch laut zuzugeben.
"Ich hätte angenommen, du würdest dieses stümperhafte Werk so schnell wie möglich loswerden wollen." Er musterte Lucero noch einmal kopfschüttelnd, als der jüngere Blutige näher kam. "Was hat er für dilettantische Knoten geknüpft? Vollkommen unpassend für die Stelle." Er sah auf einen Knotenabdruck am Oberschenkel. "Sollte das anregend sein oder qualvoll?"
Es war schwer festzustellen. Dann stockte er kurz.
"Hat dieser Stümper auch Lilian so gefesselt?" Denn soweit Priam und Theon Yukarin berichtet hatten, hatte Lucero Lilian als die Nichte des Meisters ausgegeben und war die meiste Zeit bei ihr gewesen. Lexes zog scharf die Luft ein und schüttelte leicht abschätzig den Kopf. Dann schob er sich auf den Wannenrand und glitt hinein. Die Wanne war noch nicht ganz voll, aber er wollte bereits etwas von der Hitze genießen.
"Die schönsten Leinwände für Fesselkunst... vergeudet." Eine große Ungerechtigkeit. "Ich hoffe, du hattest die Gelegenheit ihn leiden lassen."

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Di 14. Mai 2024, 10:00
von Lucero
"Und wie", kicherte Lucero heiter. "Es ist schön, dass ich nicht der Einzige mit diesen absurden Gedanken bin." Dabei hatte es durchaus wichtigeres gegeben, woran Lucero während der Entführung hatte denken müssen. Trotzdem hatte er manchmal nicht anders gekonnt, als sich masslos über Nedans Fesselkünste aufzuregen. Auch wenn Lexes recht hatte, dass Nedan wohl kaum empfänglich für konstruktive Kritik gewesen wäre. Und selbst wenn, wäre es nicht hilfreich gewesen, Nedan beizubringen, wie er Lilian und ihn fesseln konnte, so dass sie tatsächlich ihrer Lust hilflos ausgeliefert gewesen wären.
Lexes sagte allerdings etwas seltsames. Dass er es noch nie hatte ausstehen können, von unfähigen Dilettanten gequält zu werden. Lucero hatte gedacht, Lexes mochte es überhaupt nicht, gequält zu werden. Schliesslich war er ein Blutiger. Aber vielleicht sprach er etwas aus seiner Zeit vor dem Meister an. Soweit Lucero wusste, waren Yukarin und Lexes da Sklaven in Dharo gewesen. Aber vielleicht hatte es auch etwas mit Lexes Perfektionismus zu tun.

Lieb bot er dem anderen Prinzen an, ihm den Dienst zu erwidern, den er ihm getan hatte. Abgesehen davon, dass es besser war, dafür zu sorgen, dass Lexes nicht das Gefühl hatte, Lucero würde ihm etwas schulden. Zudem war es ganz leicht Lexes Kleidung von ihm zu schälen. Die Weste glitt leicht über seine Schultern und bei der weiten Pluderhose musste Lucero nur an der Verschnürung ziehen, so dass sie von selbst zu Boden fiel. Und Socken hatte Lexes gar nicht erst an.
"Also ich kann es grundsätzlich nicht ausstehen, gequält zu werden", erklärte er dabei leise und jungenhaft, als würde er über eine Eissorte sprechen, die er nicht mochte.
"Ich wurde es auch nie", fügte er noch etwas leiser an. Er wollte nicht vor Lexes prahlen, dass er bisher ein gutes Leben gehabt hatte. Es war mehr etwas, was er loswerden musste. Dass diese Entführung für ihn eine ganz neue Erfahrung gewesen war. Allerdings hatte er sich dabei so sehr auf Lilian konzentriert, dass er dabei kaum an sich selbst hatte denken können.

Nachdem er Lexes ausgezogen hatte, trat er von Lexes zurück. Dieser ging nun zur Wanne, um sie weiter für sie vorzubereiten. Sein Körper war atemberaubend schön. Makellos. Ganz im Gegensatz zu Luceros lädiertem Körper, der noch deutlich die Spuren eines Stümpers auf sich trug. Lexes schien etwas ähnliches zu denken, denn er fragte ihn, warum er nicht zu Tuana ginge.
"Sie hat genug damit zu tun, die Verletzungen der anderen zu heilen", winkte Lucero ab. "Ich geh dann zu ihr, wenn die schlimmeren Verletzungen der anderen geheilt sind." Tuana arbeitete nun schon tagelang ununterbrochen. Irgendwann musste sie sich auch etwas erholen. Nicht, dass sich Fehler einschlichen. Das konnte er jetzt am allerwenigsten gebrauchen. Wobei das eigentlich kein Grund war, der ihn antrieb. Er hatte einfach erst noch etwas Zeit für sich gebraucht. Auch wenn ihm das kaum gelungen war.
"Ich weiss", nickte er dazu, dass die Verletzungen der anderen fünf nicht so schlimm gewesen waren. Zumindest die körperlichen. Danach hatte er sich als erstes erkundigt. "Aber es sah ganz schön heftig aus, wie Alazier von einem Machtball getroffen worden ist und Kastors Verletzungen waren auch nicht ohne. Auch einige der Wachen haben so einiges abbekommen und wie es Yukarin geht, nachdem er von so vielen Räubern umzingelt gewesen ist, war nicht herauszufinden. Ich nehme an, der Schnitt an seiner Haarsträhne, war nicht der einzige, den er abbekommen hatte." Es war so viel passiert bei dem Kamp im Innenhof der Burg. So viel Blut und lebensgefährliche Momente hatte es gegeben. Es war entsetzlich gewesen. Natürlich hatte Lucero gerettet werden wollen. Doch er hätte nicht gewollt, dass dafür einer der anderen seiner Familie starb.

"Warum hast du das angenommen?" fragte er etwas irritiert zurück, als Lexes noch immer nicht darüber hinweg kam, dass er nicht gleich zu Tuana gerannt war, um die Fesselmale loszuwerden.
"Du kennst mich doch gar nicht." Das war nicht als Angriff gemeint. Mehr eine schlichte Feststellung. Nun vielleicht nicht ganz. Vielleicht war es doch eine kleine Stichelei. Vorallem aber war es die Wahrheit und es war Lucero noch immer suspekt, dass Lexes sich nun so mit ihm abgab und die Spuren auf seinem Körper derart musterte. Dennoch kam er näher und setzte sich auf den Wannenrand.
"Es sollte anregend sein", beantwortete er sachlich die Frage nach Nedans Zielen. "Nedans Ziel war es, mich damit in einen lustvollen Wahnsinn zu treiben, damit er den vornehmen Adelssohn von seinem hohen Ross holen und ihn zu seinem persönlichen, willigen, demütigen Lustsklaven erziehen konnte. Es war ihm ungemein wichtig, dass ich weiss, dass meine adelige Herkunft mich nicht besser macht, als der vulgärste Lustsklave." Während er das erzählte, konzentrierte er sich darauf, adrett seine Füsse in die Wanne zu stecken und sich anschliessend in das heisse Wasser gleiten zu lassen. Sein kalter Körper begann sofort überall zu brennen. Lucero genoss es. Es fühlte sich reinigend an.

Lexes kam derweil auf den Gedanken, dass Neden auch Lilian so gefesselt haben könnte. Scharf sog er die Luft ein und schüttelte leicht abschätzig den Kopf. Kultiviert, wie Lexes das wohl nannte. Enttäuscht klagte er darüber, dass die schönsten Leinwände für Gesselkunst vergeudet worden wären. Dabei hatte Lexes ja keine Ahnung. Er wusste von Lilian vielleicht, dass sie süss und lieb war, was ihn sicherlich reizte. Aber er wusste nicht, wie lustvoll Lilian sein konnte, wenn sie Vertrauen gefasst hatte. Wie sehr sie eigentlich darauf ansprechen würde, wenn man sie in einem sicheren Umfeld wahrlich kunstvoll fesseln würde. Er hatte keine Ahnung, wieviel tatsächlich verschwendet und zerstört worden war. Lucero merkte nicht, wie bei diesen Gedanken, seine Gesichtszüge ganz weich und traurig wurden.
"Es ist nicht an mir, dir zu erzählen, was Lilian hat durchmachen müssen", wehrte er ab. Lilian war kein Kunstwerk, über das sie verfügen konnten. Lilian war seine Kampfgefährtin, die sich furchtbar schämte und der er versprochen hatte, nichts zu sagen, wenn sie nicht bereit dazu war. Das galt gerade auch für die anderen Blutigen.
"Nein, es ging sehr schnell", schüttelte er seinen Kopf auf Lexes Hoffnung, dass er Nedan hatte leiden lassen. "Es musste sehr schnell gehen." Er hätte keine Chance gehabt, länger gegen den Krieger zu kämpfen. Ganz zu schweigen davon, dass Nedan sonst nur die anderen Räuber hinzugerufen hatte.
"Ausserdem bin ich nicht so", wehrte er sich leise. Er war nicht grausam. Er war ein süsser, lieber, frecher Bengel. Aber er hatte gemordet. Zweimal. Aus unsäglicher Wut und Verzweiflung heraus.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Di 14. Mai 2024, 11:08
von Lexes
Der Jüngling bemerkte leise, dass er es grundsätzlich nicht ausstehen könnte gequält zu werden. Lexes zuckte mit den Schultern. Das taten die wenigsten Blutigen.
"Es ist auch nicht meine bevorzugte Weise den Tag zu verbringen", stimmte er zu. "Aber manchmal hat man keine andere Wahl." Und dann bevorzugte er die Peiniger, die wussten was sie taten, weit mehr als die Stümper.
Lucero gestand noch leiser, dass er bisher nie gequält worden war. Es überraschte Lexes ein wenig. Hatte der Meister ihn nie auf diese Möglichkeit vorbereitet? War er bei einem Kunden nie in diese Situation geraten? Vielleicht hatte der Meister ihn bisher geschont. Und sein Leben davor schien ebenfalls annehmlich gewesen zu sein. Was für ein Frevel dann ausgerechnet an solch einen Räuber zu geraten.
"Der Meister hätte dich quälen sollen, damit du einen Vergleich hast wie es richtig gemacht wird", bemerkte Lexes. War der Meister zu sanft mit Lucero gewesen? Lexes hatte lange an dieser - für Langlebige - viel zu kurzen Ausbildung gezweifelt. Das war alles viel zu schnell gegangen. Kein Blutiger konnte die Ausbildung so leicht fallen. Doch Lucero hatte ihn eines besseren belehrt. Er hatte die Schäfchen beschützt und alle gerettet. Lexes war nicht so abgehoben, dass er dies nicht eingestehen konnte. Er hatte sich in dem frechen Bengel getäuscht.
"Wenigstens sind es keine bleibenden Schäden." Lucero würde es hoffentlich irgendwann verwinden können. Tuana würde es gewiss bereits jetzt entfernen können, doch der junge Blutige hatte den anderen Vortritt gelassen.
Der jüngere Prinz hatte sich auf den Wannenrand gesetzt und stimmte zu, dass die Verletzungen der anderen nicht so schlimm gewesen wären. Doch die Befreiung hätte auch sehr heftig ausgesehen. Lucero beschrieb was er von der Rettung wahrgenommen hatte und erwähnte dann auch Yukarin.
"Ein paar Blessuren, alles oberflächlich", bemerkte Lexes. Yukarin machte sich mehr Vorwürfe, dass er bei Lilian unaufmerksam gewesen war und dabei eine Haarsträhne verloren hatte. Doch die Gedanken seines Cousins behielt Lexes für sich.
"Sie wussten worauf sie sich einlassen", sagte er nur. Natürlich war die Befreiung sehr riskant gewesen, doch was hatte es für eine Wahl gegeben? Der Meister war nicht so naiv zu glauben ein bezahltes Lösegeld würde alle Entführten auf magische Weise zurückbringen. Nun wo sie mehr darüber wussten wer hinter der Entführung steckte, hätten sie zumindest Marlin niemals wieder gesehen. Er war das eigentliche Ziel gewesen. Und es wäre wohl nur eine Frage der Zeit gewesen bis Lilians wahre Natur herausgekommen wäre und dann wäre es ein Münzwurf gewesen, ob Lilian für seine Natur grausam getötet oder teuer verkauft worden wäre.

Lexes widmete sich wieder der Betrachtung von Luceros nackten mit Spuren übersähten Körper. Er hatte einen sehr schönen Körper, jung und schlank, die schwache Andeutung von Muskeln unter der zarten, gebräunten Haut. Ein agiler Körper, mehr für schöne Dinge geeignet als schwere Arbeiten. Es war eine Schande, dass dieser Stümper ihn so verunstaltet hatte.
Lucero erklärte, dass die Fesseln anregend hätten sein sollen und erwähnte dann auch den Namen des Räubers, der ihm dies angetan hatte. Lexes hörte dies alles zum ersten Mal und er fragte sich, ob Lucero mit anderen in der Villa bereits darüber geredet hatte. Sicherlich hatte er es dem Meister erzählt. Der Blutige spürte, dass noch viel mehr unter diesen Andeutungen steckte. Eine schmerzvolle Geschichte. Heute morgen hätte er noch von sich behauptet, dass ihn wirklich nichts an Luceros Gefühlswelt interessierte. Gedanken an Lucero hatten so gut wie nie seinen Kopf gefüllt. Der junge Blutige war entweder vollkommen uninteressant oder nervtötend gewesen.
Aber er verdiente Respekt, dass alle Schäfchen wieder zurück waren. Dass Priam und Theon, Marlin und Terim noch lebten. Und Lilian. Und damit sie alle, wie Yukarin glaubte und Lexes allmählich geneigt war ihm rechtzugeben. Er hatte gesehen mit welchen Blicken der Meister Lilian bedachte.
Lucero erzählte von den Absichten dieses Nedans und dass er ihn zu einem willigen, demütigen Lustsklaven hatte erziehen wollen. Der Jüngling sprach relativ gelassen darauf, hatte die Füße in die Wanne gesteckt ehe er sich ins Wasser gleiten ließ.
Es plätscherte weiterhin heißes Wasser aus den zwei Rohren in die Wanne, doch es ging Lexes bereits bis zum Bauch und der duftende Schaum begann sich leicht zu verteilen. Dampf stieg vom Wasser auf. Der Blutige hatte eine zweite der grünen Kerzen angezündet, während Lucero erzählte.
Als er vermutete, dass Lilian auch so gefesselt worden war, spiegelte sich Traurigkeit in Luceros Miene wieder und obgleich er sagte, er könnte nicht darüber reden, waren die Gesichtszüge des jungen Prinzen Antwort genug.
"Eine Schande", bemerkte Lexes. Er fragte sich warum Lucero nicht darüber sprach. Normalerweise tauschten sich die Blutigen problemlos über die Weißgekleideten aus, über ihre Vorlieben, ihren Gemütszustand, etwaige Verletzungen, Gedanken, Geheimnisse. Aber bereits Yukarin hatte Lilians Geheimnisse nicht preisgeben wollen und ziemlich ähnliche Worte wie Lucero verwendet. Dass Lilian sowohl Krieger als auch Hexe war, hatte Lexes selbst erfahren müssen.
Weil Lilian keine Weißgewandte war. Egal was die Kleidung in ihrem Kleiderschrank besagte. Der Meister sah Lilian nicht mehr als Weißgewandte an und die Blutigen schienen es auch nicht mehr zu tun. Wie, bei der Nacht, hatte Lilian dies geschafft?
Lucero fuhr fort, dass er Nedan schnell hatte töten müssen.
"Ausserdem bin ich nicht so", fügte er leise hinzu. Lexes lehnte sich mit den Armen am Wannenrand an.
"Du bist ein Blutiger", sagte er gelassen. "Wir alle haben die Kapazität in uns zu töten." Er hatte es bereits getan und oft. Für Lucero schien es das erste Mal gewesen zu sein.
"Nur die Gründe wieso wir töten können sich unterscheiden." Der Meister hatte Lucero nicht zu einem Kämpfer erzogen. Es lag wohl nicht in seiner Natur, weswegen das erste Mal schwerer auf ihm lastete. Doch es gab einen Grund, dem sich kein noch so friedlicher Blutiger verweigern konnte.
"Ich nehme an diesen Stümper zu töten hat geholfen die anderen zu beschützen?", vermutete Lexes. Bei diesem Nedan musste es sich um den Neffen der Anführerin halten, den Yukarin erwähnt hatte. Laut Priam und Theon hatte dieser Räuber Lucero und Lilian nachgestellt. Lexes wusste nur, dass die Leiche mittels eines Wäschewagens entsorgt worden war und Terim dabei geholfen hatte. Was dazwischen passiert war... das war Lilians und Luceros Geschichte. Doch Lexes vermutete, dass Lucero alles daran gesetzt hatte Lilian zu beschützen. Mit allem was er hatte.

"Du hast das getan wofür wir Blutigen da sind. Wir haben eine schwierige Rolle, wir sind Wolf und Wachhund zugleich, aber am Ende des Tages gilt unser Leben den Schäfchen und dem Meister." Für Lexes in genau dieser Reihenfolge. Er würde sein Leben für beide geben, doch sollte der Meister irgendwann fallen, würde Lexes so viele Schäfchen retten und beschützen wie er konnte. Er hatte genug Herrscher erlebt, die glaubten, sie müssten den gesamten Hofstaat mit ins Verderben ziehen. Genügend Sklaven und Diener, die sinnlos gemordet worden waren ehe der Besitzer die Klinge gegen sich selbst gerichtet hatte. Lexes genoss es die Schäfchen zu quälen, doch egal wie grausam er war, er würde ihnen niemals ernsthaft schaden und vor allem würde er sie vor jeder Bedrohung beschützen wollen. Wenn nötig mit seinem Leben, mit seinem Körper.
Lexes schwieg eine Weile ehe er mit seinem eigenen Fehler herausrückte. "Ich hatte es dir nicht zugetraut. Ich habe nicht geglaubt, dass du fähig wärest auch nur eines der Schäfchen zu beschützen." Lexes blickte Lucero eindringlich an. Dann legte er seine Hand an seine eigene nasse Brust. "Ich möchte mich für diesen Affront entschuldigen. Deswegen hatte ich dich aufgesucht." Es hatte nur eine Weile gedauert bis er es geschafft hatte sich zu überwinden die Worte vorzubringen. Aber er war kein Feigling und er war nicht so hochmütig, dass er keinen Fehler eingestehen konnte. Jedenfalls nicht die wichtigen.
"Du hast meinen Respekt." Jedenfalls momentan.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Di 14. Mai 2024, 13:23
von Lucero
Lexes hatte manchmal wirklich seltsame Ansichten. Lucero selbst war nicht der Meinung, dass es wichtig war zu wissen, wie es sich anfühlte, wenn man richtig gequält wurde. Er wollte gar nicht gequält werden. Egal ob richtig oder stümperhaft. Allerdings hatte wohl auch nicht die sadistischen Neigungen, die Lexes hatte. Vielleicht brauchte Lexes ja so etwas zu wissen. Vielleicht gefiel es ihm insgeheim auch, vom Meister gequält zu werden und wollte es nun Lucero schmackhaft machen. Was auch immer es war, Lucero war froh, dass er sonst keine Quälereien über sich hatte ergehen lassen müssen.

Lucero war auch froh zu hören, dass Yukarin keine grösseren Verletzungen abbekommen hatte. Wobei er sich nicht sicher war, ob er Lexes glauben durfte. Yukarin und er waren sehr verschworen miteinander und Lucero war sich sicher, dass Lexes ihn ohne zu zögern anlügen würde, wenn er damit seinem Cousin einen Dienst tun konnte. Aber wenn Lexes ihm nur sagte, dass alles gut wäre, dann blieb Lucero nichts anderes übrig, als ihm zu glauben.
Im Gegenzug erzählte er ihm ja auch nicht alles, was mit Nedan passiert war. Von sich erzählte er zwar ziemlich offen, doch zu Lexes Vermutungen über Lilian sagte er nichts. Das war nichts, wozu sie das Recht hätten zu sprechen. Nicht ohne Lilians Einverständnis. Lexes hatte dennoch so seine Vorstellungen davon, was Lilian angetan worden war. Andererseits hatte das wohl jedes Kunstwerk. Sie alle wussten, wozu andere Menschen so in der Lage waren.

"Das meinte ich nicht", wehrte er Lexes Erklärungen ab, dass er ein Blutiger sei und alle Blutigen die Kapazität in sich hätten, zu töten. Nur die Gründe wieso sie es täten, könnten sich unterscheiden.
"Sogar der sanftmütige Marlin hat getötet, als er zu weit getrieben worden war", erzählte er Lexes. "Ich meinte, dass ich nicht so bin, dass ich gefallen daran finde, jemanden auf diese Weise zu foltern und zu quälen. Ich bin nicht so, dass es mir Spass macht, jemanden zu töten." Auch wenn er zornig und verzweifelt und schlussendlich erleichtert gewesen war. Das Morden selbst hatte ihm keine Freude bereitet.

"Nein", gab er leise, aber offen zu, als Lexes daraufhin vermutete, dass er Nedan getötet hätte, um die Anderen zu schützen.
"Nur um Lilian zu schützen", führte er aus. "Und ich war natürlich auch ein Nutznieser davon. Mit den anderen hatte es nichts zu tun. Im Gegenteil. Dadurch habe ich die Anderen sogar in Gefahr gebracht. Aber es gab keine andere Möglichkeit, Nedan noch länger von ihr abzuhalten. Voxia, die einzige, die ihn hat bändigen konnen, war unterwegs, um den Meister zu treffen. Nedan war das bewusst und wollte die Gunst der Stunde nutzen, um sich an Lilian zu vergreifen. Es gab nichts mehr, womit ich ihn noch länger von Lilian häte ablenken können. Er wollte sie unbedingt haben." Lucero hatte es so lange wie möglich herausgezögert. Nedan Stück für Stück mehr von sich gegeben, um ihn zu besänftigen und abzulenken. Doch irgendwann hatte es einfach nicht mehr gereicht.

Der ältere Blutige erklärte, dass Lucero das getan hätte, wofür sie Blutige hier wären. Das wusste Lucero auch. Dennoch war der Preis sehr hoch gewesen und er war sich bis jetzt noch nicht sicher, ob er Lilian genügend hat schützen können. Er hatte ihr so viel antun müssen, um sie noch vor Schlimmerem zu bewahren. Wahrscheinlich hatte er damit alles verloren, was er verlieren konnte. Trotzdem würde er sich wieder so entscheiden. Denn so pathetisch es auch klang, was Lexes sagte, am Ende des Tages galt ihr Leben dem Meister und den Schäfchen. Und eben Lilian.

Sie hingen beide ihren finsteren Gedanken nach, als Lexes unvermittelt damit begann, dass er es ihm nicht zugetraut hätte, auch nur eines der Schäfchen zu beschützen. Das war Lucero auch klar. Das brauchte Lexes nicht extra noch zu erwähnen. Da Lexes Tonfall jedoch noch ernster war als sonst, blickte Lucero unwillkürlich auf und bekam so mit, wie Lexes ihn eindringlich anblickte. Anscheinend bedeuteten die Worte Lexes sehr viel. Dieser legte dann auch seine Hand auf die Brust und erklärte ihm inbrünstig, dass er sich dafür entschuldigen wollte, so an ihm gezweifelt zu haben. Deswegen hätte er ihn aufgesucht. Weil er seinen Respekt hätte.
Überrascht blickte Lucero den älteren Blutigen an. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Auch wenn er schon lang sein Herz davor verschlossen hatte, dass die anderen Blutigen nicht gewillt waren, ihn zu akzeptieren, spürte er nun doch ein Prickeln in seinem Herzen. Wobei er es gleichzeitig auch hasste. Er wollte nicht von dem Lob und der Anerkennung anderer Blutiger abhängig sein. Andererseits war es schon süss, wie ernst Lexes vor ihm in der Wanne sass, die Hand aufrichtig auf dem Herzen. So richtig zum Knuddeln. Ein Lächeln zauberte sich auf Luceros Lippen. Lexes würde es hassen, wenn Lucero ihn nun innig knuddelte.

"Ich bin eben ein exquisites Kunstwerk meines Meisters", erklärte er bubenhaft. "Es ist meine Aufgabe, die Menschen um mich herum dazuzu bringen, mich zu unterschätzen. Da ist es wohl ein grosses Lob, wenn mir das auch bei dir gelungen ist, Lexes." Mit dem Mittelfinger und dem Daumen schnippte er etwas Wasser in die Richtung des Prinzen, der nun froh sein konnte, nicht doch noch geknuddelt worden zu sein.
"Aber um ehrlich zu sein, ich habe sie nicht gerettet. Ich habe sie geopfert", gab er schlussendlich hart zu. "Ich habe sie zwar angeleitet und ihnen eine Führung gegeben, aber vorallem habe ich sie bei der ersten Gelegenheit den Entführern zum Frass vorgeworfen, um Lilian zu schützen. Ich habe sie verkauft, damit wir zwei als Adelskinder durchgehen konnten und bis auf Nedan niemand wirklich Interesse an uns zeigte. Und an dem Tag, der Befreiung, als Marlin Lady Valdarez getötet hat, da war ich bereit, alle zurück zu lassen, um mit Lilian und Marlin zu entkommen. Und hätte es sein müssen, hätte ich auch Marlin zurück gelassen. Ich habe die Schäfchen nicht wirklich gerettet. Sie haben sich selbst gerettet. Denn seien wir ehrlich. In Wahrheit sind sie so viel stärker als wir."

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Di 14. Mai 2024, 14:21
von Lexes
Lucero stellte noch richtig, dass er niemand wäre, der Gefallen am Töten fände oder jemanden auf diese Weise zu foltern und zu quälen.
"Gefallen daran zu haben macht dafür anderes schwieriger", bemerkte Lexes dazu nur. Es konnte durchaus reizvoll sein, aber es hing von der Person ab. Insbesondere wenn es jemand war, der, nach Lexes' Meinung, keinen weiteren Atemzug verdient hatte. Aber es machte es schwieriger sich zurückzuhalten, wenn es wichtig war sich zurückzuhalten. Fehler dieser Art konnte man nicht mehr rückgängig machen.
Aber Lucero musste kein Genuss daraus ziehen, hauptsache, er hatte die Tat begangen, um die anderen zu schützen. Allerdings gestand der Jüngling bald, dass es nur getan hätte, um Lilian zu schützen. Es hätte mit den anderen nichts zu tun gehabt, er hätte sie dadurch sogar in Gefahr gebracht. Lucero erzählte von einer brisanten Situation, wo Nedan freies Spiel mit ihnen gehabt hätte. Die Anführerin wäre unterwegs gewesen und Nedan hätte die Abwesenheit ausnutzen wollen, um sich an Lilian zu vergreifen.
"Es gab nichts mehr, womit ich ihn noch länger von Lilian hätte ablenken können. Er wollte sie unbedingt haben."
Lexes hörte nachdenklich zu. Yukarin hatte die Vermutung aufgestellt, dass Lucero sich von diesem Nedan hatte vergewaltigen lassen, um Lilian zu beschützen und mittlerweile war Lexes geneigt dem zuzustimmen. Wenn Lucero das Töten leichter gefallen wäre, hätte er vielleicht zuerst zu dieser Methode gegriffen. Anderseits kannte Lexes die Umstände der Gefangenschaft nicht. Je nachdem wie Lucero fixiert gewesen war, war ihm der Mord vielleicht erst später möglich gewesen.
Trotzdem klang es ganz so, als hätte Lucero zuerst seinen Körper hergegeben und dann seine Unschuld. Seine bisher reinen Hände, unbefleckt vom Tod. Vielleicht hatte der Meister Lucero nie gequält und ihn nie dazu gebracht andere zu töten, doch ganz sicherlich hatte er ihn sich genommen. Lucero würde genauso geübt darin sein wie Lexes, egal ob sie diese Position bevorzugten oder nicht. Natürlich war es trotzdem nicht angenehm es von jemanden angetan zu bekommen, den man verabscheute und Lexes wusste nicht wie oft Lucero dies bereits erlebt hatte. Lexes konnte es nicht mehr zählen. Er war sehr geübt darin geworden vergewaltigt zu werden.

Dann überwandt sich Lexes und gab endlich zu weswegen er dem jüngeren Blutigen gefolgt war und was ihn beschäftigte. Er erwartete halb, dass Lucero sofort einen Scherz machen würde, aber der junge Prinz lächelte zunächst.
Dann machte er einen halben Scherz, meinte, dass er ein exquisites Kunstwerk wäre.
"Zweifelsohne", musste Lexes zu geben. Er nahm sich einen der weichen Schwämme, strich sich damit über die Brust.
"Es ist meine Aufgabe, die Menschen um mich herum dazuzu bringen, mich zu unterschätzen. Da ist es wohl ein grosses Lob, wenn mir das auch bei dir gelungen ist, Lexes", setzte Lucero noch nach und schnippte dann etwas Wasser nach Lexes. Der Blutige verzog minimal das Gesicht. Er sollte es nicht wagen auch noch eine Wasserschlacht zu starten. Er wollte sich auch nicht sagen lassen, dass Lucero ihn getäuscht hatte.
"Um dich zu unterschätzen, hätte ich mich mit dir beschäftigen müssen und das habe ich nicht", entgegnete Lexes. Er hatte eher selten über Luceros Rolle in der Villa nachgedacht. Das war erst passiert, als die Entführung längst im Gange gewesen war.
Lucero lamentierte erneut, dass er die Schäfchen nicht beschützt sondern geopfert hätte. Er schien nicht daran zu glauben, dass seine Führung hilfreich gewesen wäre und konzentrierte sich nur darauf, dass er sie verkauft hätte, um Lilian schützen zu können. So hätte nur Nedan wirklich Interesse an den zwei Adelskindern gehabt. Er wäre auch bereit gewesen alle zurückzulassen, um mit Lilian und Marlin zu entkommen. Zur Not auch nur mit Lilian. Er hätte die Schäfchen nicht gerettet, das hätten sie selbst getan.
"Denn seien wir ehrlich. In Wahrheit sind sie so viel stärker als wir."
"In gewisser Hinsicht", gab Lexes zu. Aber alle auf unterschiedliche Weise. Lucero hatte Glück gehabt, dass mit Terim, Priam und Theon drei sehr erfahrene zähe Kunstwerke entführt worden waren. Besonders Terim zählte zu den stärksten unter den Weißgewandten. Bei jemand zart besaiten wie Fergus oder Licus hätte es anders ausgesehen. Dennoch, es war eine Leistung was Lucero vollbracht hatte. Vor allem weil Marlin und Lilian noch keine richtigen Kunstwerke waren. Jegliche Handlungen der Räuber hätten sie zerbrechen können. Es war schon richtig so, dass Lucero sich vor allem auf die beiden konzentriert hatte.
Lexes würde Lucero aber nicht davon überzeugen, wenn dieser unbedingt glauben wollte, er hätte schlecht gehandelt. Lexes hatte ihm gesagt, dass er ihm Respekt zollte und er tat das nicht grundlos. Wenn Lucero weitere Komplimente wollte, sollte er zu jemand andrem gehen.
"Yukarin ist der Meinung, dass Lilian wichtiger als alle anderen wäre. Vielleicht hat er damit recht", fügte Lexes dann doch hinzu, "Wenn ja, dann hast du nicht nur Lilian gerettet. Sondern auch den Rest der Kunstwerke, die in der Villa zurückgeblieben sind." Denn irgendwann hätte Lyris das nicht mehr alles aufhalten können...
"Es ist ein Wunder, dass Lilian wohlauf ist." Marlin war dies weniger, aber immerhin war er nicht zerbrochen. "Und Priam und Theon haben mir gesagt, du hast dafür gesorgt, dass Marlin in der Küche gelandet ist, wo er nicht so viel vergewaltigt worden ist wie die anderen." Das war auch Schutz, denn Marlin hätte nicht so viel verkraftet. Vor allem nicht mit mehreren gleichzeitig, das hatte er noch nicht oft üben dürfen. Dass nun der lebhafte Glanz aus seinen Augen verschwunden war, lag aber wohl nicht an dem Sex, sondern an Drestia Valdarez.
Wenn Lexes nur an sie dachte, packte ihn Mordlust. Wie hatten sie diese Käuferin übersehen können? Sie hatte doch oft andere Weißgekleidete ausgeliehen und es hatte nie Probleme gegeben...
Es musste den Meister innerlich auffressen.
"Ich hätte gedacht, sie würden Lilian zuerst vergewaltigen.." Natürlich konnte man argumentieren, dass sie wertvoll war und man sicherlich mehr bekommen würde, wenn man sie unversehrt verkaufte, sehr sehr viel mehr, doch Lexes hatte Lilian gesehen und mit ihr geredet. Es war schwer sich bei ihr zurückzuhalten und wenn bereits er diese Gedanken hatte, dann sicherlich auch ein tumber Räuber mit wesentlich weniger Impulskontrolle.
Lexes wusste nicht was die Männer sonst so mit Lilian angestellt hatten und Lucero würde es ihm offensichtlich nicht sagen, aber das neue Nesthäkchen hatte weiterhin einen unschuldigen Glanz in den Augen.

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Mi 15. Mai 2024, 08:58
von Lucero
Lucero schnaubte. Für Lexes war es anscheinend in Ordnung, seinen Hochmut zuzugeben und sich für einen daraus entstandenen Fehler zu entschuldigen, aber ihn dann als vollwertiges, fähiges Kunstwerk zu loben, ging dann anscheinend doch zu weit. Das war viel verletzender, als wenn Lexes sich nicht bei ihm entschuldigt hätte, dass er einen Fehler gemacht hatte. Aber wahrscheinlich realisierte Lexes das gar nicht. Und wohl auch nicht, dass er von Lucero dazu gebracht worden war, sich gar nicht erst mit ihm zu beschäftigen. Der jüngere Prinz wusste genau, dass er Lexes dazu viel zu nervtötend erschienen war. Als zu jung und jungenhaft, um wirklich ein fertiges Kunstwerk zu sein und damit auch nicht würdig, sich mit ihm abzugeben. Es schien ihm nicht klar zu sein, dass durchaus Absicht gewesen war, um sich den so konkurrenzdenkenden Prinzen vom Leib zu halten. Lucero hütete sich jedoch, Lexes dies unter die Nase zu binden, nachdem dieser es so rigoros abgelehnt hatte, ihm ein Kompliment als Kunstwerk zu machen.

Zugeben, dass die Weissgewandeten stärker als sie Rotgewandete waren, das konnte Lexes hingegen wieder. Wenn auch einschränkend. Aber selbst er musste wohl wenigstens vor sich selbst zugeben, dass er nicht so gesund und relativ unbeschadet wieder zurück gekommen wäre wie Terim, Priam und Theon, wenn er eine Woche lang nahezu ohne Unterbruch von so widerwärtigen Räubern vergewaltigt worden wäre. Meistens von mehreren gleichzeitig. Hätten Terim, Priam und Theon sich nicht ergeben opfern lassen und die Räuber verführt, dann hatte Lucero Lilian niemals so beschützen können, geschweige denn Marlin.

"Das klingt ganz schön gewaltig", musste Lucero zugeben, als Lexes überlegte, dass er alle in der Villa gerettet hatte, indem er Lilian gerettet hatte. Zumal er Yukarin recht gab. Lilian war wichtiger als alle anderen Entführten. Der Meister hätte eher den Verlust von ihnen anderen verkraftet, als den von Lilian. Daran hatte Lucero oft gedacht, während der Entführung. Genau so oft hatte er allerdings auch an Lilian gedacht. Sie war es wert, dass man sich für sie opferte. Wie um sich etwas zu verstecken, liess er sich tiefer ins Wasser gleiten.
"Lilian ist stahlhart, wenn es darauf ankommt", erklärte er bewundernd. "Sie kann tun, was getan werden muss und sie hat dieses enorme Bedürfnis, dass es für sie und die, die sie mag, schön wird. Diese Lebensfreude gibt ihr grosse Kraft. Sie hat schon die ganze Woche davon geträumt, die Villa für Winsol zu schmücken und leckere Plätzchen zu backen, obwohl sie gar nicht backen kann." Es war schön, dass Lilian das nun tun konnte. Und es war absolut unfair, dass Lexes Lilian dabei die ganze Zeit ungeniert begleiten durfte.

"Das Essen war dermassen schlecht auf der Burg", erzählte er, wie er Marlin in Sicherheit hatte bringen können. "Ich glaube, alle Räuber hätten mit Freuden den Koch verkauft, wenn sie dafür Marlin in der Küche hätten behalten dürfen. Es gab eine Jagdtruppanführerin, die ein Auge auf ihn geworfen hatte und ihn ab und an zu sich geholt hat, doch mit ihr wurde Marlin leicht fertig. Sie hatte keine sadistischen Neigungen und wollte nur verwöhnt werden. Und ich habe Voxia etwas verwöhnt. Das hat gereicht, dass Marlin in der Küche und mich Lucero Verden sein zu lassen. Sie hat zwar sofort herausgefunden, dass ich auch ein Kunstwerk war, doch ihre unsägliche Geldgier trieb sie dazu, die Täuschung aufrecht zu erhalten." Zudem hatte sie sich ganz gern verwöhnen lassen.

"Ich habe den Entführern Prinz Verdens Lustsklaven angeboten", zuckte Lucero mit den Schultern auf Lexes Vermutung, dass Lilian zuerst vergewaltigt würde. "Habe ihnen vorgeschwärmt, wie gut sie sind und den Lustsklaven befohlen, es den Räubern zu zeigen. Charis war dermassen hin und weg, als Terim ihm den Schwanz lutschte, dass die anderen Entführer auch erstmal kunstvoll verwöhnt werden wollten. Danach dachte kaum einer mehr an eine bewusste Vergewaltigung. Die Anführerin hatte zudem genug Verstand zu erkennen, dass Lilian und ich für Voxia unversehrt weitaus ertragreicher sind. Das hat gereicht, bis wir in der Burg waren und ab da hat Voxia dafür gesorgt, dass Lilian und ich in Ruhe gelassen werden. Zumindest von allen, bis auf Nedan. Er war ihr Neffe und hat sich im verborgenen so einiges mehr getraut, als die anderen."

Re: Zurück zuhause

Verfasst: Mi 15. Mai 2024, 09:41
von Lexes
Genau wie Yukarin begann nun auch Lucero von Lilian zu schwärmen. Sie wäre stahlhart, wenn es darauf ankäme und könnte tun was getan werden muss. Lexes hatte dies zuvor kaum glauben können, er glaubte es auch jetzt noch kaum, doch jeder in der Villa, der schon etwas länger Zeit mit Lilian verbracht hatte, schien vollkommen verzaubert von ihr. Wirklich jeder. Es war ein wenig nervtötend, aber Lexes musste zugeben, dass er den Reiz des Mädchens - oder Jungen - durchaus sah je länger er Zeit mit ihr verbrachte.
"Ich glaube trotzdem nicht, dass sie die Entführung lange durchgehalten hätte ohne zu zerbrechen", zweifelte er dann doch. So oft konnte man gar nicht an Winsol denken und sich darauf freuen. Lucero erzählte nämlich davon, dass Lilian auch während der Entführung die ganze Zeit über an Winsol gedacht hätte und die Villa hatte schmücken und leckere Plätzchen backen wollen. Die Lebensfreude hätte ihr Kraft gegeben.
"Ja, es ist gut, dass sie diese Freude noch hat..." Er pausierte kurz. "Obgleich es bedeutet, dass ich heute wohl... basteln muss." Er sagte Lucero nicht, dass er im Grunde in diesem Bad saß, um dem fröhlichen Basteln noch etwas weiter zu entkommen. Basteln, schmücken, backen, das war Schäfchensache und Lexes hatte wenig Interesse daran. Er wusste auch nicht was dieses Basteln beinhalten würde. Hoffentlich Gold. Und vielleicht würde ihm dort auch eine Idee kommen wie er Terims Bezahlung regeln konnte. Etwas besseres als essbare Goldtaler.
"Plätzchen haben wir gestern bereits gebacken. Allerdings war die Rede von einem weiteren Mal, weil die Plätzchen unmöglich bis zur Winsolnacht reichen würden..." Lexes seufzte ergeben. Vielleicht konnten sie die Plätzchen beim nächsten Mal verbessern. Weder er noch Lilian hatten Übung im Backen und Barion und Themion hätten es ohne sie vermutlich besser hinbekommen.
Lucero erzählte danach auch von Marlin und wie er es geschafft hatte den Jugendlichen in der Küche unterzubringen. Die Küche war ein guter Ort. Marlin arbeitete regelmäßiger dort und schien sehr talentiert im Kochen und Backen. Er schien überhaupt sehr talentiert in vielen Sachen, die ein guter Gefährte können musste.
"Ich hoffe, er kann Lady Valdarez vergessen", bemerkte Lexes nachdenklich. Die verliebten Blicke zu Lilian schienen zu helfen.
Lucero fuhr fort wer Marlin sonst noch so beansprucht hatte, eine Frau wohl. Das war gut, Marlin hatte weniger Probleme damit sich einer Frau hinzugeben. Lucero hatte sich dafür auf die geldgierige Anführerin konzentriert und sie verwöhnt. Sicherlich hatte sie sich von dem süßen Bengel verführen lassen.
"Voxia... ich bin gespannt was der Meister sich für sie überlegt. Sie wird ihren.. Lohn noch erhalten." Die Entführten waren zuerst in der Villa eingetroffen, es war ein schönes Wiedersehen gewesen. Gestern spät in der Nacht waren die Gefangenen eingetroffen, unbemerkt von den meisten. Man hatte darauf geachtet, dass besonders die entführten Kunstwerke nichts davon mitbekommen hatten. Sie mussten keinen Kontakt mehr mit den Entführern haben, wenn sie nicht wollten.
Bisher hatte Javier nette Zellen für alle Gefangenen gefunden und erwartete die Anweisungen des Meisters, wobei Lexes davon ausging, dass sich der Meister ganz persönlich um Voxia kümmern würde.
Der Blutige schwankte dazwischen, die Räuber schnell zu töten und damit abzuschließen, oder sie lange und brutal leiden zu lassen. So oder so würden sie den Kerker nicht mehr verlassen. Vielleicht wäre es von Vorteil, wenn der Meister sich ausgiebig mit ihnen beschäftigte. Wenn er seine Aggressionen und seine Gewaltlust an den Räubern ausließ anstatt an Lyris. Der ergebene Krieger hatte das nicht länger verdient.

Lucero erzählte dann davon wie er verhindert hatte, dass Lilian zuerst vergewaltigt wurde. Er hätte die Lustsklaven von Prinz Verden angepriesen und ihnen befohlen ihre Künste zu demonstrieren. Vulgär wie Kastor beschrieb Lucero welche Akte Terim bei einem der Räuber vollbracht hatte. Offensichtlich hatte es gewirkt und die Räuber waren beschäftigt gewesen. Die Truppanführerin hätte sich überzeugen lassen, dass Lilian und Lucero unversehrt ertragreicher wären und in der Burg hätte Voxia dafür gesorgt, dass die beiden in Ruhe gelassen wurden. Bis auf ihren Neffen, der sich um einiges mehr getraut hätte.
Der Jüngling führte nicht aus was dieses 'einiges mehr' beinhaltete, doch Lexes konnte anhand der Fesselspuren Mutmaßungen anstellen. Wenn Nedan nicht Lilian vergewaltigt hatte, dann ziemlich sicher Lucero. Dafür waren Lustsklaven schließlich da.
"Die Erziehung zu seinem persönlichen Lustsklaven", vermutete Lexes. Lucero hatte dies bereits angedeutet. Es war blanker Hohn ein Kunstwerk des Meisters dazu erziehen zu wollen, wo sie so viel mehr waren. "Hat der Stümper geglaubt, er könnte dich innerhalb von etwas mehr als einer Woche erziehen?" Absurd. Aber manche waren einfach zu sehr von sich selbst und ihren Fähigkeiten überzeugt.