Neues Leben am Hof

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Darken
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Re: Neues Leben am Hof

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Caelvar kam weiter näher, aber Minan war noch immer angespannt und presste sich heftig atmend mit dem Rücken gegen die Wand. Er war dankbar, dass der Kriegerprinz in dem Moment nicht näher kam, doch Minan konnte nicht verhindern, dass Caelvar das Bild auf der Staffelei sah. Als dieser ihm besänftigt sagte, er solle sich beruhigen, versuchte Minan dies auch nach Kräften. Er sagte sich, dass er sich einfach wieder fassen mußte, gleich schon würde es vorbei kommen. Der zerbrochene Prinz atmete noch einmal tief durch, konnte aber nicht zu dem Bild schauen und blickte stattdessen aus dem hohen Fenster an einer Seite. Caelvar fragte ihn, ob er Visionen hätte und zuerst reagierte Minan nicht, es war ihm fast peinlich, doch schließlich nickte er.
"Ja... eigentlich fast jedesmal wenn ich male...", sagte er leise und sah zu den Bildern in der Ecke, die mit roter Farbe übergossen waren. "Deswegen zerstöre ich sie auch immer wieder... ich will das nicht sehen... und vielleicht wird es nicht wahr, wenn ich es übermale..." Das war eine dumme, kindische Ansicht, doch er konnte sich nicht helfen. Die Bilder machten ihm zu viel Angst.

"Ich hab oft Visionen, ich kann mich nicht dagegen wehren..." Er seufzte und löste sich ein wenig von dem Platz an seiner Wand. Seine verbliebene Hand strich sich über die Schulter, wo ihm sein anderer Arm fehlte. "Glaub mir, ich will keine... keine Schwarze Witwe sein, aber ich bin es...." Vermutlich würde Caelvar jetzt auch eine Ahnung davon bekommen, warum Minan ein Arm fehlte.
Vorsichtig ging er zu der Zeichnung auf der Leinwand und betrachtete sie traurig. Er wußte ebenfalls nicht was sie bedeutete, ob es eintreffen würde oder nicht.
"Varisa, die Schwarze Witwe am Hof, hat versucht es mir zu erklären... wenn jedes Leben eines jeden wie ein Faden ist, dann ist alles zusammen wie ein riesiges sich ständig änderndes Netz und manche Schicksalsfäden sind enger miteinander verwoben als andere." Er blickte Caelvar schräg von der Seite an, ein tiefer melancholischer Blick. "Meinst du, unsere sind miteinander verwoben oder ist es alles nur Zufall?"
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NSC
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Re: Neues Leben am Hof

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Caelvar

Der Blick des Eyriers weitete sich für einen Moment als Minan ihm offenbarte, dass er eine schwarze Witwe war… gewesen war, oder was auch immer und folgte dessen Hand zu der Schulter die in einem Armstumpf endete. Dann begann er vollends zu verstehen.
Die Haltung des Kriegerprinzen entspannte sich wieder und er blickte mit etwas von dem Mitgefühl das er nur ungern zuließ auf die verstörte Gestalt des Prinzen herab.
Er verstand sein Leid, denn ohne seine Juwelen würde es Minan immer schwer fallen die Visionen einer schwarzen Witwe, deren Veranlagung im Gegensatz dazu niemals gebrochen werden konnte, unter Kontrolle zu halten. Sie würden ihn heimsuchen wenn er es weder erwartete noch wollte ohne eine Macht die sie in ihre Schranken wies.

Zum Glück hatte Minan sich dieses Mal schnell wieder unter Kontrolle und kehrte zu ihm und seinem Werk zurück. Immer noch wollten ihm nicht die richtigen Worte einfallen die dieser Situation in irgendeiner Weise die Tragik nehmen könnten.

„Ich weis es nicht.“ begann er einem Hauch derselben Melancholie wie der des Prinzen in der Stimme.
„Das Schicksal macht es sich zu eigen, dass man es erst versteht, wenn die Dinge geschehen sind.“
Er wandte sich wieder dem Bild zu um nicht ständig auf die Stelle zu sehen an der Minans Arm hätte sein sollen. Viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf und schließlicht dachte er darüber nach ihm nicht doch zu erlauben das Bild mit Farbe unkenntlich zu machen und damit die Vision zum schweigen, wenn sie sie schon nicht beeinflussen konnten.
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Darken
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Re: Neues Leben am Hof

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Minan erkannte, dass sich etwas in dem Blick des Eyriers veränderte und er befürchtete schon, es wäre der gleiche mitleidsvolle Blick wie ihn viele andere ansahen, doch zu seiner Erleichterung verschwand dieser Ausdruck wieder und er nahm auch hin, dass Caelvar hinüber zu der Stelle sah, wo Minan sein Arm fehlte. Aber der junge Prinz hatte nie einen Versuch gemacht, seine Amputation irgendwie je zu verbergen, es sollten ruhig alle sehen, was man mit ihm gemacht hatte und es war zum Glück auch kein allzu hässlicher Schnitt. Die breiten Narben auf seinem Rücken dort wo seine Flügelansätze gewesen waren, fand Minan schlimmer.
Der Kriegerprinz und er, sie blickten beide auf das Bild, was Minan gezeichnet hatte und eine mögliche Zukunft erahnen ließ. Er erschauderte beim Anblick des kaum erkennbaren Schattenwesens und lauschte dabei den Worten Caelvar und dass er es auch nicht wußte, dass man das Schicksal erst erkannte, wenn es schon hinter einem lag.

"Vielleicht hast du recht", sagte er ernst, "Und vielleicht werden wir irgendwann gemeinsam irgendwo stehen und zurückschauen... das fände ich schön..." Minan sah hinüber zu Caelvar und blickte auf dessen Ring des Gehorsams. "Aber dann ohne das da..." Ja, er wollte gerne, dass der Kriegerprinz auch die Freiheit erleben konnte, frei zu sein dorthin zu fliegen wohin er mochte...
Minan blickte wieder auf das Bild. Es zeigte keine entgültige Entscheidung und es mußte ja auch nicht eintreffen... vielleicht war es nur ein Symbol.
"Soll ich es übermalen?", fragte er trotzdem leise, nicht sicher was er wirklich wollte. "Es muss nicht eintreffen... egal was ich alles gesehen habe, es kann sich immer noch verändern... nichts ist festgeschrieben." Er sagte es mehr zu sich selbst, um sich zu beruhigen, aber die vielen rotbespritzten Bilder zeigten deutlich, dass er sich davor fürchtete, dass sie eintrafen.
"Immer ist da dieses Wesen..." Minans Finger strichen leicht über das schattenhafte, vielarmige Ding. "So dunkel... und rastlos..." Er zog seine Hand wieder zurück und griff zu dem Topf mit roter Farbe.
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NSC
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Re: Neues Leben am Hof

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Caelvar

Caelvar wandte sich dem Prinzen zu. Sein Blick verriet wie so oft nicht viel von dem was er dachte, doch im ersten Moment schien es, dass er nicht recht daran glauben konnte in naher Zukunft dem Ring um seinen Hals zu entkommen. Dann jedoch wischte etwas wie verbitterte Hoffnung den Zweifel aus seinen Zügen. In Gedanken griff er nach dem Ring um seinen Hals und seine Finger schoben sich leicht darunter.
„Sicher wird’s diesen Tag einmal geben.“
Sie wandten sich wieder dem Bild zu und als Minan vorschlug es wieder zu übermalen wurde sein Blick ernst.
„Nein.“ antwortete er, „… nichts ist festgeschrieben.
Aber es ist eine Warnung und deshalb sollten wir es erhalten um sie nicht zu vergessen. Nur so können wir daraus lernen.“
Er wandte sich ab und ging zielstrebig zu einem der Schränke, nahm eine schwarze, samtene Decke daraus hervor und als er zu Minan zurück kehrte legte er sie über das Bild.
„Du musst es nicht fertig malen. Doch lass es so wie es ist.“
Geduldig bitten sah er zu dem Topf roter Farbe in Minans Hand.
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Darken
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Re: Neues Leben am Hof

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Caelvar schien nicht wirklich daran zu glauben, dass er den Ring einmal ablegen durfte, doch wenn es schon der Kriegerprinz selbst nicht tat, wollte Minan es wenigstens tun. Vielleicht... ja, vielleicht konnte er Timaris irgendwann davon überzeugen, dass der Ring bei Caelvar nicht nötig war und dass der Kriegerprinz sich auch so unter Kontrolle hatte und Minan bestimmt nicht angreifen würde. Jedenfalls konnte Minan sich das jetzt nicht mehr vorstellen, bei dem Kriegerprinzen fühlte er sich seltsamerweise wohl und nicht so ängstlich wie sonst immer, auch wenn es mehrere Tage gebraucht hatte bis er bei Caelvar diese Scheu abgelegt hatte und ganz würde sie vielleicht nie verschwinden.
Der Eyrier verneinte, als Minan vorschlug das Bild zu übermalen so wie die anderen. Es wäre eine Warnung und sie sollten diese nicht vergessen. Caelvar holte ein schwarzes Tuch und bedeckte damit das Bild. Minan sah zu den anderen übermalten Bildern in der Ecke und nickte schließlich, stellte den Topf wieder beiseite und verschloß ihn.
"Es tut mir leid, dass es so geworden ist..", sagte er leise, "Ich wollte wirklich ein schönes Bild malen."

Er wandte sich von der Staffelei ab und sah zu dem großgewachsenen Eyrier.
"Wollen wir vielleicht etwas anderes machen? Etwas was du auch machen willst?", fragte er, "Was hast du früher immer gemacht als du noch frei warst?" Minan war weiterhin neugierig was Caelvar betraf und wollte gerne wissen was den Kriegerprinzen so interessierte.
"Wir könnten ausreiten gehen...", dachte er laut, "Ich lerne ja gerade erst Reiten, vorher konnte ich es nicht." Schließlich besuchte ihn einmal in der Woche sein Vater und der konnte sehr gut reiten, er züchtete ja auch Pferde.
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NSC
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Re: Neues Leben am Hof

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Caelvar

Der Kriegerpinz schüttelte leicht den Kopf.
„Nein, entschuldigt euch nicht.“
Es war nicht seine Schuld.
Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte er für eine solche Warnung viel getan, egal wie unschön sie gewesen wäre.
Schweigend nahm Caelver die Staffelei mit dem abgedeckten Bild und stellte sie an den Rand des Raumes zu den anderen, beängstigenden Warnungen die er jedoch nie sehen würde.

„Was ich früher getan habe?“ murmelte er etwas überrascht und mehr zu sich selbst als Minan ihm diese Frage stellte.
Es war schon eine Weile her. Er hatte seine Aufgaben gehabt, am Hofe einer Königin die sie alle geschätzte hatten.
Bis zu jenem Tag…
„Reiten?“
Er sah den Prinzen etwas schief von der Seite an.
Er konnte reiten, das war es nicht, doch warum reiten, wenn man fliegen konnte. Irgendwie hatte er es nie besonders gemocht auf dem Rücken eines stolzen aber geknechteten Tieres zu sitzen und sich von ihm durch die Gegend tragen zu lassen. Andererseits, wo er doch nicht fliegen durfte sah die Sache wieder ganz anders aus.
„Ja, ich denke das ist keine schlechte Idee.“
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Darken
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Re: Neues Leben am Hof

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Minan sah zu wie Caelvar das verhangene Bild zu den anderen stellte, doch er selbst wandte sich rasch von dem Anblick der vielen übermalten Visionen ab und ging zum Ausgang des Ateliers. Seine Fragen schienen alte Erinnerungen in dem Kriegerprinzen geweckt zu haben, aber wenn, dann verriet er nichts von diesen Erinnerungen und was er früher so gemacht hatte. Bei Minans Vorschlag, spürte dieser automatisch, dass es für ein Eyrier wohl nicht das richtige war. So erwiderte der junge Prinz den Blick ein wenig forschend.
"Du würdest lieber fliegen oder?", fragte er leise nach und erriet damit Caelvars Wunsch. Trotzdem willigte der Kriegerprinz ein und sie gingen gemeinsam zu den Stallungen. Zwei Knechte brachten die Pferde, für Minan eine junge schlanke Stute, während Caelvar schon allein seiner Größe und Körpergewichts ein größeres Pferd bekam. Minan kannte die Stute, sie war darauf trainiert allein schon auf seinen Schenkeldruck zu reagieren, da er sonst die Zügel wegen seiner Einarmigkeit nur einseitig bedienen konnte.
Ohne größere Schwierigkeiten zog er sich auf das Pferd, es fiel ihm nicht schwer und er war schon immer sehr gelenkig gewesen. Abwartend blickte er hinüber zu dem Eyrier bis auch dieser aufsaß und sie den Hof im langsamen Schritt verlassen konnten.

Sie ritten nicht Richtung Draega, sondern durch die weitreichenden Gärten und dann Felder, die noch zum Landgut des Schlosses selbst gehörten. Minan blickte nach oben zum wunderschönen Himmel und atmete tief durch.
"Wie lange bist du schon Sklave, Caelvar?", fragte der zerbrochene Prinz, während sie an einem blühenden Kornfeld entlang ritten. Es tat so gut einmal nicht beim Schloss zu sein, sondern die Welt draußen zu genießen, Minan war das gar nicht bewußt gewesen. Aber er war trotzdem froh, dass sie alleine hier waren und ihnen keine andere Menschen begegneten. Er blickte zurück zu dem Schloß, das zwar noch sichtbar, doch immer kleiner geworden war.
"Würdest du... würdest du jetzt fliegen wollen?", traute er sich dann zu fragen, "Nur eine Runde. Wir sind weit genug vom Schloß entfernt und ich würde es niemanden sagen..." Und wenn Caelvar dann ganz wegflog und ihn allein ließ, dachte Minan. Würde er deswegen den Ring einsetzen können?
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NSC
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Caelvar

Etwas ungeübt, wenn auch nicht unbeholfen sattelte Caelvar auf.
Doch etwas überrascht und zufrieden sah er zu mit welcher Leichtigkeit Minan sich auf seine Stute schwang. Ein Glück war es, dass man mit seiner Körpergröße gerechnet hatte und ihm nicht ein so fragiles Tier wie das des Prinzen übergeben hatte.
Nun fühlte er sich bei dem starken Tier beinahe wohl und ohne es vorher versucht zu haben wusste er, dass der Hengst ihn nicht abwerfen und mit sicheren Schritten tragen würde, so als wären es seine eigenen.
Sie ritten eine Weile. So lange bis das Schloss nur noch ein verschwindender Fleck in der Ferne für sie war. Über ihnen spannte sich der freie, weite Himmel, erfüllt von dem leichten Atem des Windes der weiter oben die wenigen, lang gezogenen Wolken kraftvoll vor sich hertrieb so als wolle er nicht, dass irgend etwas das endlose Antlitz über ihm verdeckte.
„Eine lange Zeit schon, ganz gleich wie groß die Spanne meines Leben ist an dem man sie misst.“
Er gab seinem Grauen leicht die Sporen und die Muskeln des Tieres spannten sich unter ihm an bevor es vorantrabte. Blütenblätter wurden aufgewirbelt und sanken in einem wirren Tanz wieder zu Boden als sie schließlich zu Minan aufschlossen.

„Es sind nun bald siebzehn Jahre.“ fuhr er fort nachdem sich der Gang seines Pferdes wieder beruhigt hatte. Darauf verfiel er wieder in schweigsames Nachsinnen.
Nein, er hatte sich nicht vertan – obwohl er es nicht gewollt hatte, hatte er die Jahre mitgezählt.
Als Minan ihn wenige Momente später fragte ob er gern fliegen würde sah der Eyrier überrascht zu dem Prinzen auf. Seine nächste Reaktion war ein Blick über die Schulter in Richtung des Schlosses.
Er hatte Recht, sie waren weit genug entfernt…
Sekunden verstrichen und immer noch antwortete er nicht, sah nur undurchdringlich zu dem dunklen Punkt in der Ferne der das Schloss sein musste.
Dann lächelte er auf die gleiche Weise und wandte sich Minan zu.
„Möchtest du es?“
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Darken
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Re: Neues Leben am Hof

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Aus dem Schritt wurde ein leichter Trab in den Minans Pferd nach einem leichten Schenkeldruck und Schnalzen der Zunge verfiel, aber Caelvar hatte schnell wieder zu ihm aufgeschlossen.
Der junge Prinz blickte über das Kornfeld dessen Halme sich unter der Berührung des Windes neigten wie als streiche eine riesige Hand durch die strohigen Haare eines Jungen...
"Bei mir ist es auch so lange", sagte Minan leise, als Caelvar ihm offenbarte, dass er schon fast siebzehn Jahre lang in der Sklaverei lebte. Die fast nachdenkliche Stimmung wandelte sich erst nach der Frage von Minan, ob der Kriegerprinz fliegen wollte. Dieser hatte ihn überrascht angesehen, dann einen prüfenden Blick zum Schloss hinter ihnen geworfen. Minan folgte seinem Blick nicht, sah stattdessen abwartend und gespannt zu dem Eyrier, der immer noch nicht geantwortet hatte. Schließlich lächelte er undurchdringlich und fragte stattdessen Minan, ob er denn wollte.

Der junge Prinz erwiderte das Lächeln sacht und auch ein wenig schau. "Ja...", sagte er dann leise und lenkte sein Pferd an dem Kornfeld vorbei und über eine Wiese, wo er grazil abstieg und die Stute an einen Baum band.
Sacht strich er über die Flanke des Pferdes, fühlte das kurze Fell, den leichten kühlen Schweiß des Tieres. Minan wandte den Kopf zu Caelvar und sah ihn lange an.
"Nimmst du mich mit?", fragte er zaghaft. Konnten sie sich beide so vertrauen? Konnte er diese körperliche Nähe zu dem Eyrier aushalten und dass dieser ihn hielt und nicht fallen ließ? Aber Minan spürte irgendwie, dass sie irgendwann dieses Vertrauen würden brauchen müssen und dass es dann zu spät war, wenn es darauf ankam... Zeit... Seine Finger glitten zart über einen beblätterten Zweig. Warum hatte er nur so das Gefühl, dass die Zeit so schnell verrann und er sie nicht halten konnte?
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NSC
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Re: Neues Leben am Hof

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Caelvar

„Das hatte ich vor.“ antwortete er auf seine ruhige, beherrschte Art. Inzwischen hatte auch er sein Pferd neben das des Prinzen an den Baum gebunden wo es sogleich die große Schnute ins Gras tauchte und schnaubend den Grund nach etwas absuchte das ihm genehm war.

Der Eyrier glaubte zu ahnen was Minan unsicher machte. Ein verschwörerisches Lächeln erschien auf seinen Zügen.

„Also dann…“ unterbrach er das zögerliche Schweigen und im nächsten Moment legte sich mit der gebieterischen Geste seiner Hand ein grüner Zauber um den Prinzen der ihn langsam vom Boden hob so als wäre er plötzlich leichter als die Luft die ihn umgab.
Mit dieser Levitation würde es ihm ein leichtes sein Minan im Flug zu tragen. Und auch wenn der Junge so gut wie nichts wog, so würde er ihn halten können ohne ihn all zu nahe an sich drücken zu müssen.
Während er also Minan die Zeit ließ sich an den Zauber zu gewöhnen schlug er seine Flügel mit einer Hand voll mächtiger Schläge aus und erwärmte so seine Muskeln und gewöhnte die Schwingen wieder an die Luft unter ihnen.
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Darken
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von Darken »

Minans Augen hellten sich auf, als der Kriegerprinz sagte, er hätte vorgehabt ihn dabei mitzunehmen. Aufregung durchflutete ihn weiter. Sie würden wirklich gleich fliegen. Wie es wohl sein würde?
Bevor aber irgendetwas geschah, spürte Minan plötzlich ein unheimliches Kribbeln, das über seine Haut strich und er blickte sich verwundert um. Was war das? Dann keuchte er erschrocken auf, als seine Füße plötzlich vom Boden abhoben und damit er auch. Der Prinz schwankte hin und her. Er schwebte!
Verblüfft sah er hinüber zu Caelvar. Der Eyrier, der gerade mit den Flügeln schlug, mußte dafür verantwortlich sein. Gespannt wartete Minan was weiter passieren würde. Natürlich hatte er auch Angst, doch nicht nur. Er war mutiger geworden während seiner Zeit auf Timaris Schloß...

"Fliegen wir jetzt?" Er schwebte immer noch, es war ein ganz ungewohntes Gefühl und er versuchte noch sich daran zu gewöhnen. Ob er das mit seinen Juwelen auch hätte tun können? Mit großen Augen sah er Caelvar zu wie dieser seine Flügel ausbreitete, es sah jetzt schon unheimlich beeindruckend und ja auch ein bißchen furchteinflößend aus. Minan wußte, dass er selbst mit seinen Flügeln niemals so gewirkt hätte, er war immer zart und grazil gewesen. Er konnte ja nicht wissen, dass seine schwarzen Juwelen allein schon ausgereicht hätten, um furchteinflößend zu wirken...
Aber er wußte, dass Talian ihn gehasst, weil sie ihn gefürchtet hatte... und so war es Minan eigentlich ganz recht, dass ihn niemand hasste und fürchtete.
Außer er selbst natürlich.
Der zerbrochene Prinz wartete schwebend bis Caelvar soweit war. Minan sah zu dem Gras, das eigentlich unter seinen Füßen hätte seinen sollen, zaghaft strich er mit der Fußspitze darüber.
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Re: Neues Leben am Hof

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Caelvar

Caelvar beendete seine Aufwärmübungen und wandte sich wieder Minan zu. Ein versonnenes Grinsen war ihm schwer zu verbergen als er sah auf welch kindlich interessierte Weise der junge Prinz das Gras unter seinen Füßen betrachtete.
Das Gefühl zu schweben – nur ein Vorgeschmack auf jenes frei nach seinem eigenen Willen durch den Himmel zu gleiten. Vielleicht sollte es nicht gänzlich sein Wille sein der seinen Flug leiten würde, doch er würde versuchen ihn dem so nah wie möglich zu bringen.
Noch einmal sah er zu dem Hang herab der sich leicht neben ihnen ins Tal erstreckte.
„Nun fliegen wir.“
Er ging auf Minan zu und stellte sich dicht hinter ihn.
„Keine Angst, du kannst nicht fallen.“

Etwas verband die Energie die Minan in der Luft hielt mit dem Körper des Kriegerprinzen, wie unzählige Streben ein und derselben Kraft die sie nun untrennbar miteinander verstrickten ohne dass sie sich jemals physisch berührten.
Caelvar schwieg und lauschte auf den Wind. Sachte spielte dieser mit ihrer beider Haar.
Als eine Böe über das Land heranrollte und stärker an ihnen riss schwang sich der Kriegerprinz mit ihr empor. Der schwebende Prinz folgte ihm als wären sie ein Wesen und nach wenigen, kraftvollen Schlägen seiner Flügel berührten sie den Boden nicht mehr. Schnell glitten ihre Schatten den Hang hinab bis die Erde schließlich begann sich von ihnen zu entfernen.
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Re: Neues Leben am Hof

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Minans Atem beschleunigte sich, als der Eyrier hinter ihn trat und immer dichter kam. Aber wenn sie beide fliegen wollten, ging es eben nur so. Er will ja nichts von dir, beruhigte sich Minan. Caelvar beruhigte ihn, dass er nicht fallen könnte, aber deswegen war Minan überhaupt nicht aufgeregt. Bedeutete das, er vertraute Caelvar? Was hinderte diesen daran ihn fallen zu lassen, zu warten bis Minan am Boden zerschellte und dann in die Freiheit zu entfliehen?
Seine Nackenhärchen richteten sich auf, er konnte fast den warmen Körper von Caelvar spüren, dann kribbelte es wieder und der junge Prinz fühlte sich seltsam gehalten und verbunden mit Caelvar.
Dann, ohne Vorwarnung, erfasste der Wind sie und Caelvar stieß sich mit einen kräftigen Schlägen vom Boden ab. Minan hielt den Atem an, fühlte den Wind durch seine Haare und seine Kleidung rauschen. Sie berührten den Boden nicht mehr, er hörte das Schlagen von Caelvars großen Flügeln und dann auch das nicht mehr als die Luft allein sie trug und sie dahin glitten. Unter ihnen wurde alles immer kleiner, er sah ihre Schatten wie unsichtbare Verfolger am Boden mit ihnen gleiten wie als könne ein Teil von ihnen sich doch nicht in die Lüfte erheben, nicht entgültig.

Minan fehlten die Worte für das was er sah und erlebte. Ein wahres Gefühlschaos tobte in ihm, doch er hatte keine Angst. Nein, nicht mehr. Er stellte sich vor wie es wäre selbst zu fliegen. Es hätte ihm zugestanden und Talian hatte ihm das genommen. Dabei war es so schön...
Er weinte stumm ohne es selbst so richtig zu bemerken. Bilder schossen durch seinen Geist, blitzten nur einen Herzschlag lang auf. Sein altes Ich, unzerbrochen, nicht verstümmelt wie er durch die Lüfte segelte. Was hätte er in der Welt bewirken können mit schwarzen Juwelen? Aber es ging ihm gar nicht um die Macht, nur um sein Schicksal was Talian so grausam zerstört hatte, um nichts in ihm zurückzulassen als Leere. Kalte, einsame Leere. Das Fliegen kam ihm eine Ahnung davon was hätte sein können... es war schön und genauso befremdlich weil es an alten nie verheilten Wunden rührte.
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Re: Neues Leben am Hof

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Caelvar

Im stetigen Takt verklang das Geräusch seiner schlagenden Schwingen wobei die Luft mit Macht unter ihnen davongewirbelt wurde. Immer weiter entfernte sich die Erde unter ihnen und schnell erreichten sie den angrenzenden Wald dessen Kronen wie in einem undurchschaubaren, grünen Reigen unter ihnen dahinstob. Das einzige Konstante schien nur noch der weite Himmel.
Caelvar nahm sie vor für den Anfang nicht all zu hoch zu steigen, aber Minan machte auch nicht den Eindruck sich gleich übergeben zu müssen. Ein Eyrier hatte schließlich auch keine Angst vor den Winden und seine Wurzeln hatte man ihm nie herausschneiden können.

Er flog einen weiten Bogen über das Dach des Waldes hinweg als ein Schwarm Rabenvögel aufgeschreckt wurde und aufgeregt rufend um sie herum aufstieg, wie schwarze Geister, schnell und kreischend, die man aus ihrer wohlverdienten Ruhe erweckt hatte. Bald darauf waren sie auch schon in alle Himmelsrichtungen verschwunden.
Caelvar tastete mit Hilfe der Macht nach dem Befinden des Prinzen, konnte aber nur schwer verstehen was in ihm vorging als ihm viele chaotische Gefühle entgegen schlugen.
*Geht es dir gut? Schrei wenn du möchtest dass wir landen.*
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Re: Neues Leben am Hof

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Sie stiegen höher und höher, es war ein berauschendes Gefühl, weil alles andere plötzlich so klein und überschaubar wirkte. Wie als stünden sie über den Dingen. Der Wald unter ihnen wirkte wie ein grüner dichter Teppich, als hätte man darauf laufen können. Nein, Minan hatte keine Angst zu fallen. Mit offenen Augen, die allein vom Wind etwas tränten, blickte er sich um und barg die Ansichten tief in seinem Geist wie einen kostbaren Schatz den er so schnell nicht verlieren durfte.
Der zerbrochene Prinz sah die aufgescheuchten Vögel, die sich kurz zu ihnen an den Himmel gesellten, doch dann waren sie wieder allein und schienen den Horizont zu dominieren. Abgesehen von der Sonne, die mit ihrem glutheißen Körper sowohl anziehend als auch abschreckend war. Caelvar fragte ihn, ob es ihm gut ginge und Minan nickte.

"Es... ist so viel", sagte er, wußte aber nicht, ob der Eyrier das wegen dem Wind hörte. Sie schwebten durch die Luft, momentan nur getragen durch die Strömungen und Aufwinde. Minan richtete den Blick nach vorne und fragte sich was wäre wenn sie einfach losflögen, immer weiter in ihm unbekannte ferne Länder. Ja, er war schon in vielen Reichen gewesen, doch er hatte nie wirklich etwas von den Landschaften zu sehen bekommen. Dafür hatte man ihn schließlich nicht gebraucht, aber jetzt kam Minan die Welt so weit vor, wie als warte sie nur darauf entdeckt zu werden. Von ihm? Vielleicht war das einmal... jetzt fühlte er sich machtlos und nicht so wie jemand, der einmal viel würde bewirken können. Die Welt war riesengroß und er selbst winzig klein, nur ein ausrangierter Bauer im Spiel der Königinnen, geschlagen und vom Feld genommen...
Schweigend betrachtete er alles, doch irgendwann bat er Caelvar wieder darum zurück zu fliegen und zu landen, was sie in der Nähe der zurückgelassenen Pferde taten.
Kaum vom Eyrier losgelassen, taumelte Minan ein paar Schritte unsicher auf dem Boden ehe er im Gras niederkniete.
"Gib mir... einen Moment", bat er mit heiserer Stimme und blieb stehen, seine Hand auf seinen rechten Oberschenkel gebettet. Er blickte in die Landschaft hinaus und versuchte sich wieder zu fangen.
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Re: Neues Leben am Hof

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Minan stand in einem Raum, der weit gehend leer war, aber vorne einen Erker hatte mit drei hohen Spitzbogen Fenstern durch die viel Licht fiel.
Dort war die Staffellei aufgebaut und auf einem Beistelltisch lag eine Palette mit angerührten Ölfarben, daneben ein Krug mit Wasser, ein alter Lappen und verschiedene Pinsel. Minan hatte von seinen Geschwistern ja ein Set mit Pinseln bekommen und also beschlossen, er würde das Malen erlernen.
Timaris hatte ihm dazu einen Lehrer geschickt, der zweimal in der Woche kam. Zunächst hatte Minan furchtbare Angst vor dem alten Hayllier gehabt, doch der Mann redete nicht viel, korrigierte nur Minans Fehler und sagte allerhöchstens knappe kurze Sätze. Minan war also nicht gezwungen mit ihm zu reden und konnte sich ganz auf das Malen konzentrieren, auch wenn er zunächst nur Bögen von Papier mit Bleistift bemalt hatte, Skizzen für die richtigen Bilder. Er glaubte nicht, er wäre sehr gut, aber es war wenigstens etwas, was er mit einer Hand machen konnte.

Jetzt war er allein und arbeitete an einem Bild weiter. Sein Blick war verschleiert und scheinbar wie in Trance, er sah ja das fertige Bild bereits vor sich, er mußte es nur noch fertig malen. Bis jetzt sah man eine Festung vor einem dunklen Himmel. Er kannte die Festung nicht, aber es war ihm einfach so in den Sinn gekommen, alles wirkte so lebendig... zu dem Gebäude fuhr gerade eine Kutsche hin. Minan hatte selbst das kleine Detail eingefügt, was das Wappen von Hayll auf der Kutsche betraf. Bisher war alles nur grob angedeutet, doch er arbeitete akkurat mit feinen Pinselstrichen weiter und bemerkte nicht, dass er größtenteils die schwarze Farbe dabei aufbrauchte.
Die Bilder überfluteten ihn weiter, so schnell konnte er gar nicht malen. Seine Augen waren weit aufgerissen und wirkten milchig trüb. Minan schüttelte leicht den Kopf wie um sich zu besinnen, nagte verbissen an seiner Unterlippe. Er trug eine lange schwarze Schürze, die schon fast wie ein Rock anmutete. Er sah Feuer... er sah Blut und tote Menschen... so viel Leid. Warum sah er das alles? Wünschte er sich, dass so viel schreckliches passierte?
Ein dunkler Schatten in Form eines formlosen Dinges fügte sich im Hintergrund der Burg ein, große Hände umschlossen das Gebäude fast drohend. Minan besann sich erst jetzt so richtig darauf was er malte und keuchte erschrocken auf. Er warf die Pinsel von sich und sank vor der Staffellei zitternd in die Knie. Er wollte das nicht zuende malen, er wollte schöne Dinge malen. Dann fing er sich leicht, jedoch nur um zu einem Farbtopf mit roter Farbe zu eilen, sie zu ergreifen und die Farbe mit Schwung auf das Bild zu werfen. Rotes Öl rann wie Blut über die Szenerie, verdeckte das Bild teilweise.
Heftig atmend blieb Minan davor stehen. Dann drehte er sich um und sah zu drei Bildern, die an der Wand lehnten und denen genau das gleiche Schicksal widerfahren war.
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Aaron
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Aaron war gerade auf den Weg in den Garten gewesen als er an einem der teilweise unbenutzten Räume vorbei kam. Mit einmal hörte er ein lautes Platschen. Überrascht wirbelte der Prinz herum und nagte kurz an der Unterlippe, doch schließlich öffnete er die Tür einen Spaltbreit. Sein Kopf steckte er hindurch und, dann erblickte Aaron Minan.

"Oh Hallo, du bists. Ist irgendwas passiert? Ich hab so was komisches gehört" erklärte Aaron ein eindringen, trat dann aber auch noch gänzlich ein. Er blickte sich um, hier war er noch nie gewesen, irgendwie gefiel dem Prinzen das Zimmer. Dann sah er wider zu Minan und schließlich auf die drei Bilderan der Wand und auf das auf der Staffellei. Also das erklärte schon mal das Geräusch, aber nicht warum Minan dies getan hatte. Aaron sah sich die Bilder noch etwas genauer an, viel war nicht mehr zu sehen, aber es waren ziemlich düstere Bilder, wobei man auf dem einen Bild, links an der Wand noch recht viel erkennen konnte. Unter anderem ein Schloss im Hintergrund und Aaron kannte dieses auch noch, jedenfalls meinte er es zu kennen... das war schon sehr lang her fiel ihm gerade auf, doch das war nicht wichtig. Minan war wichtig. Aaron sah wieder zu ihm und lächelte kurz. "Wie ich sehe bist du grad beschäftigt, also wenn ich gehen soll, dann brauchst du es nur zu sagen und ich bin weg."
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von Darken »

Minan fuhr erschrocken herum, als Aaron den Raum betrat und das Wort an ihn richtete. Der zerbrochene Prinz wußte im ersten Moment nichts zu sagen, er hatte das Gefühl, er hätte etwas Verbotenes getan und Aaron blickte auch noch so genau auf die Bilder.
Der Atem von Minan beschleunigte sich leicht, er machte den Mund auf, um sich zu erklären, als Aaron bereits weiterredete und fragte, ob er gehen sollte. Minan schüttelte hastig den Kopf.
"Nein... ich hab nur versucht etwas zu malen. Aber nicht das da. Das wollte ich nicht malen", beteuerte er und deutete auf die Bilder, "Ich wollte etwas schönes malen, aber nichts wird schön...."
Sein vorhin noch so trüber Blick klärte sich und es war wie als bekämen seine Augen seine Farbe wieder zurück.

"Ich glaube, ich bin kein guter Maler...", stellte er leise fest. Minan ging zu den verstreuten Pinseln, die er fortgeworfen hatte und hob sie wieder auf. Er wischte sich die Hände an der dunklen Schürze an und blickte zögerlich zu Aaron.
"Hast du vielleicht eine Idee was... was ich malen kann? Mir fallen nur diese schrecklichen Sachen ein und das ist nicht schön..." Dass ihm diese Bilder auch Angst machten, verschwieg er lieber. Welcher Mann hatte denn schon Angst vor Bildern, das klang lächerlich und ein großer Teil von Minan wollte nicht mehr von allen im Schloss wie ein Kind behandelt werden. Jeder machte einen großen Bogen um ihn, alle lächelten und dämpften ihre Gespräche, wenn er in der Nähe war. Und er wollte auch nicht mehr von allen dauernd angestarrt werden. Wie ein angeschossenes Reh um das jetzt alle rumstanden um es zu begutachten...
"Sag mir was ich malen soll", bat Minan inständig, "Ich kann mir nichts schönes vorstellen. Alles was ich sehe ist...." Er deutete zu den Bildern. "Das da."
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Aaron
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von Aaron »

Ich glaube ich bin kein guter Maler... Aaron blickte bei dieser Aussage wieder auf die Bilder, oh doch Minan war sogar ein sehr guter Maler, das was man noch erkennen konnte war jedenfalls mehr als nur gut gemalt. Es sah sehr real aus und irgendwie furchteinflößend, woren die Rote Farbe, die wie Blut über die Bilder floss nicht gerade unschuldig war. Dann fragte ihn der Zerbrochene was er denn malen könnte, daraufhin blickte der Prinz wieder zu ihm und sich dann schließlich im Raum um.

"Hier würde mir auch nicht einfallen was ich malen würde, wenn ich es denn könnte. Gut du hast hier zwar viel Licht, aber der Raum ist so kahl" meinte Aaron nachdenklich und kratzte sich am Kopf. "Hast du schon mal versucht eine Landschaft zu malen? Draußen den Garten zum Beispiel, er ist ganz nett. Natürlich gibt es schönere, doch die wirst du von hier aus sicher nicht sehen können" Aaron ging ein Stück auf Minan zu, blieb dann aber wieder stehen. "Was hälst du davon mit mir in den Garten zu kommen und dort zu malen was du mit klaren Augen siehst und nicht nur das was vor deinem Inneren Auge erscheint?" fragte Aaron ruhig nach und sah Minan fragend an, mit Minan zu sprechen war ihm noch nicht einmal verboten worden, schließlich war er keine Frau und auch noch ein persönlicher Schützling von Timaris.
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Darken
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Re: Neues Leben am Hof

Beitrag von Darken »

Als Aaron meinte, der Raum hier wäre etwas kahl, betrachtete Minan das Atelier und nickte schließlich zustimmend. Vielleicht hatte Aaron recht und die Idee mit dem Garten klang wirklich nett.
"Ja... ich könnte den Garten malen", überlegte er laut und steckte die Pinsel in seine tiefe Schürzentasche an der Seite.
Aaron bat an, ihn zu begleiten und dann könne Minan das malen, was er sehen würde und nicht das, was sich vor seinem inneren Auge abspielen würde.
"Ja, du hast sicher recht....", gab Minan verlegen zu. Vermutlich hielt ihn Aaron für einen Verrückten, dass er was malte ohne etwas zu sehen. "Ähm... kannst du mir vielleicht helfen, die Staffellei zu tragen?", fragte er dann zögernd nach und blickte leicht hilflos zu Aaron.

Minan selbst stellte das letzte Bild rasch in die Ecke und nahm dann die Palette mit den Farben an sich. Kurze Zeit später waren sie bereits unterwegs zum Garten.
"Ich hab schon einmal gemalt was ich gesehen habe... der Maler, der mir Unterricht gibt, hat mir aufgetragen, ein Stilleben zu malen. Es war eine Schale mit Obst... aber ich hab nur die Schale gemalt und nicht das Obst und dann bekam die Schale Risse", gestand er und sie kamen einer Gruppe von Zofen entgegen, die die beiden Männer kurz fast erschrocken anstarrten und dann auseinanderstoben und den Weg freigaben. Minan versuchte es zu ignorieren und wandte sich wieder an Aaron.
"Darfst du denn mit mir im Garten sein? Ich meine... wegen Timaris", fragte er nach.
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